Schleichender Prozess Nochmehr Unterstützung · 2018. 7. 3. · Ihr Beispiel zeigt, dass das...

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"Er zerstört unser G lückl Ein Burnout lähmt nicht nur den betroffenen Menschen selbst, sondern sein gesamtes Umfeld - vor allem aber den Ehepartner. Von Andrea Kronester famiLy2.13 28 " N icole (Name geändert) spricht mich nach einem Vortragan: "Ich bin fixund fertig. Ich kann nicht mehr. Meine Reserven sind aufgebraucht. Meine Batterien sind leer. Am liebsten würde ich meine Koffer packen und ihn verlassen. Mein Mann macht unsere Familie,unser Glückkaputt". KeinEinzelfall,doch so offen und frei heraus wie Nicole spricht leiderkaum jemand die Problematikan, wenn der Partner Burnout-Symptomezeigt.Meistsind esdie nächs- ten Familienangehörigen und Freunde, die die Verände- rung als Erstewahrnehmen. Burnout ist ein schleiehender Prozess, der sich über meh- rereWochen,Monateoder Jahreentwickelnkann. Esgibt noch wenige Untersuchungen darüber, wie sich der Ent- wicldung eines Burnouts auf Partner und Familie auswir- ken kann. Denn nicht nur der Betroffenebraucht Hilfe und Unterstützung. Nicoleist eine Ehefrau, die jahrelang den schleiehenden Prozess ihres Mannes bis hin zu seinem völligenZusam- menbruch miterlebt und mitgelitten hat. Mittlerweile steht sie selbst in der Gefahr auszubrennen. Schleichender Prozess Dass der Burnout zu einer Art Modekrankheitgeworden ist, hilft den Betroffenen und' ihren Angehörigen nicht unbedingt, schnell kompetente Hilfe zu finden. Das Problem fangt schon damit an, dass es bisher keine feste Definitiondes Burnouts gibt. Es gibt auch Menschen,die die Existenz des Syndroms ganz in Frage stellen. Sehr häufigwird unter Burnout aber ein schleiehenderProzess verstanden.Jn dem körperliche, emotionale und geistige Erschöpfung zunehmen (siehe Seite p). Meist steht die Erschöpfung im Zusammenhang mit einer länger anhaltenden Überforderungssituation. Dabeiist die Grenze zwischen gesunder Forderung und Überforderung von Mensch zu Mensch unterschiedlich und von vielen Faktoren abhängig, zum Beispiel von Persönlichkeitsmerkmalenund RessourcenzumAusgleich bei Stress. Lobund Anerkennung, Sportund Bewegung, Familieund Freunde, Glaubeund geistlichesLeben,Ruhe und EntspannungkönnenKraftquellensein,dieuns immer wiedermitEnergieversorgen,währendStress,Konflikteund Spannungen Energieentziehen. Hält eine Stresssituation länger an, während Kraftquellen wegfallen, so können sich bei entsprechender Veranlagung Krankheitsbilder wie ein absoluter Erschöpfungszustand (Neurasthenie) oder eine Depression entwickeln, die psychiatrisch oder psychotherapeutischbehandlungsbedürftigsind. Eine Tatsache ist, dass es immer mehr Menschen gibt, die sich absolut erschöpft und ausgebrannt fühlen. Werden körperliche Erscheinungen wie Schlafstörungen, Kreislaufbeschwerden, Verspannungen oder Rücken- schmerzen übergangen und permanent eigene Kraftreservenaufgebraucht,ist der Weg zur vollständigen Burnout-Erschöpfungvorprogrammiert. Nicole war an ihrem eigenen Tiefpunkt angelangt und ihre Kraftreserven waren fast erschöpft. Sie stand unmittelbar davor,sichvonihrem Mann zu trennen. Wie konnte es so weit kommen? Mit Nicole vereinbarte ich einen Gesprächstermin in meiner Praxis.Wir trafen uns anfangs in einwöchigen Abständen über zehn Wochen hinweg,spätervergrößertenwirdieAbstände.Inunserem Gesprächsprozess arbeiteten wir Aspekteheraus, die sehr viele Parallelen und ein gewisses Muster widerspiegeln, das mir auch im Gespräch mit anderen Angehörigenvon Burnout-Betroffenenbisher begegnete: NicolesEhemann hatte vorJahren eine neue Arbeitsstelle in einem international tätigen Mittelstandsbetrieb mit Begeisterung angetreten. Engagiert, mit hohem Einsatz trat er seine neue Herausforderung an. Für neue, häufig internationale Projekte krempelte er begeistert die Ärmel hoch. Seine Erfolge führten zu neuen Projekten in immer kürzeren Abständen. Überstunden wurden schnellzur Regel,jazum Muss.Inihm verfestigtesich der Eindruck, unentbehrlich für die Firma zu sein. Ständige Erreichbarkeit für die Firma per E-Mailoder Handy, auch während des Urlaubs und in der Freizeit, wurden selbstverständlich. Seine privaten Interessen rückten deutlich in den Hintergrund, für Familie und Freunde blieb nur noch wenigZeit. Noch mehr Unterstützung Nicoleunterstützte ihren Mann gerne. In der Hoffnung, dass die zahlreichen Überstunden nur vorübergehend wären, übernahm sie die familiären und die sonstigen alltäglichen Verpflichtungen alleine, die sie vor seinem Stellenwechsel noch gemeinsam erledigt hatten. Für Nicole entstand eine Doppelbelastung. Ihre sozialen Kontakte, die sie früher immer gerne und ausgiebig pflegte,wurden reduziert. Unausgeglichener und ungeduldiger wurde auch der Umgang mit ihren Kindern. Streitigkeiten in der Partnerschaft häuften sich. Sie war oft wütend und enttäuscht. Während sie früher gerne Zeit im Bett verbracht hatten, kam es jetzt nicht mehr zum Austausch von Zärtlichkeiten. DieUnzufriedenheitund Unausgeglichenheitseiner Frau sowie das Gefühl, nicht mehr begehrt zu sein, feuerten ihren Mann unbewusst an, sichvermehrt in dieArbeitzu stürzen. Natürlich war dies für ihn auch der einfachere Weg, um sich den Konfliktenmit Nicolenicht stellen zu müssen. Das scheinbare Hamsterrad drehte sich weiter, die Eheleute fanden in dieser Phase keine Möglichkeitzum Anhalten. Dann traten bei Nicoles Ehemann erstmals körperliche Beschwerden in Form von Sodbrennen und häufigen Kopfschmerzen auf. Die Forderung seines Körpersnach Erholung blendete er aus und überging sie. Dazu kam, dass er öfters einmal einen Termin vergaß. Fehler schlichen sich unbemerkt ein. Um seine steigendeArbeitsleistungbewältigenzu können, griff er zum Entspannen häufiger zu alkoholischen Getränken. Sein Kaffeekonsum stieg gewaltigund aus dem Genussraucher wurde ein Gewohnheitsraucher. ... 29 WlrBEIOE

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Page 1: Schleichender Prozess Nochmehr Unterstützung · 2018. 7. 3. · Ihr Beispiel zeigt, dass das Burnout-Syndrom nicht nur für den Betroffenen selbst eine große Herausforderung darstellt,sondernauchfürseinUmfeld.Vorallemstelltes

"Er zerstörtunser GlücklEin Burnout lähmt nicht nur den betroffenen Menschen selbst,sondern sein gesamtes Umfeld - vor allem aber den Ehepartner.Von Andrea Kronester

famiLy2.13 28

"

Nicole (Name geändert) spricht mich nach einemVortragan: "Ich bin fixund fertig. Ich kann nichtmehr. Meine Reserven sind aufgebraucht. Meine

Batterien sind leer. Am liebsten würde ich meine Kofferpacken und ihn verlassen. Mein Mann macht unsereFamilie,unser Glück kaputt".KeinEinzelfall,doch so offen und frei heraus wie Nicolespricht leider kaum jemand die Problematikan, wenn derPartner Burnout-Symptomezeigt.Meistsind es die nächs­ten Familienangehörigen und Freunde, die die Verände­rung als Erstewahrnehmen.Burnout ist ein schleiehender Prozess, der sich über meh­rereWochen,Monateoder Jahreentwickelnkann. Esgibtnoch wenige Untersuchungen darüber, wie sich der Ent­wicldung eines Burnouts auf Partner und Familie auswir­ken kann. Denn nicht nur der Betroffenebraucht Hilfeund Unterstützung.Nicole ist eine Ehefrau, die jahrelang den schleiehendenProzess ihres Mannes bis hin zu seinem völligenZusam­menbruch miterlebt und mitgelitten hat. Mittlerweilesteht sie selbst in der Gefahr auszubrennen.

Schleichender ProzessDass der Burnout zu einer Art Modekrankheitgewordenist, hilft den Betroffenen und' ihren Angehörigen nichtunbedingt, schnell kompetente Hilfe zu finden. DasProblem fangt schon damit an, dass es bisher keine festeDefinitiondes Burnouts gibt. Es gibt auch Menschen, diedie Existenz des Syndroms ganz in Frage stellen. Sehrhäufigwird unter Burnout aber ein schleiehenderProzessverstanden.Jn dem körperliche, emotionale und geistigeErschöpfung zunehmen (siehe Seite p). Meist stehtdie Erschöpfung im Zusammenhang mit einer längeranhaltenden Überforderungssituation.Dabei ist die Grenze zwischen gesunder Forderung undÜberforderung von Mensch zu Mensch unterschiedlichund von vielen Faktoren abhängig, zum Beispiel vonPersönlichkeitsmerkmalenund Ressourcenzum Ausgleichbei Stress. Lobund Anerkennung, Sport und Bewegung,Familieund Freunde, Glaubeund geistlichesLeben,Ruheund EntspannungkönnenKraftquellensein,dieuns immerwiedermit Energieversorgen,währendStress,KonflikteundSpannungen Energie entziehen. Hält eine Stresssituationlänger an, während Kraftquellen wegfallen, so könnensich bei entsprechender Veranlagung Krankheitsbilderwie ein absoluter Erschöpfungszustand (Neurasthenie)oder eine Depression entwickeln, die psychiatrisch oderpsychotherapeutischbehandlungsbedürftig sind.Eine Tatsache ist, dass es immer mehr Menschen gibt,die sich absolut erschöpft und ausgebrannt fühlen.Werden körperliche Erscheinungen wie Schlafstörungen,Kreislaufbeschwerden, Verspannungen oder Rücken­schmerzen übergangen und permanent eigeneKraftreservenaufgebraucht, ist der Weg zur vollständigenBurnout-Erschöpfungvorprogrammiert.Nicole war an ihrem eigenen Tiefpunkt angelangtund ihre Kraftreserven waren fast erschöpft. Sie stand

unmittelbar davor,sich von ihrem Mann zu trennen. Wiekonnte es so weit kommen? Mit Nicole vereinbarte icheinen Gesprächstermin in meiner Praxis.Wir trafen unsanfangs in einwöchigen Abständen über zehn Wochenhinweg, spätervergrößertenwir dieAbstände.In unseremGesprächsprozess arbeitetenwir Aspekteheraus, die sehrviele Parallelen und ein gewisses Muster widerspiegeln,das mir auch im Gespräch mit anderen AngehörigenvonBurnout-Betroffenenbisher begegnete:NicolesEhemann hatte vorJahren eine neue Arbeitsstellein einem international tätigen Mittelstandsbetrieb mitBegeisterung angetreten. Engagiert, mit hohem Einsatztrat er seine neue Herausforderung an. Für neue, häufiginternationale Projekte krempelte er begeistert dieÄrmel hoch. Seine Erfolge führten zu neuen Projektenin immer kürzeren Abständen. Überstunden wurdenschnell zur Regel,ja zumMuss. In ihm verfestigtesich derEindruck, unentbehrlich für die Firma zu sein. StändigeErreichbarkeit für die Firma per E-Mailoder Handy,auch während des Urlaubs und in der Freizeit, wurdenselbstverständlich. Seine privaten Interessen rücktendeutlich in den Hintergrund, für Familie und Freundeblieb nur noch wenigZeit.

Noch mehr UnterstützungNicole unterstützte ihren Mann gerne. In der Hoffnung,dass die zahlreichen Überstunden nur vorübergehendwären, übernahm sie die familiären und die sonstigenalltäglichen Verpflichtungen alleine, die sie vor seinemStellenwechsel noch gemeinsam erledigt hatten. FürNicole entstand eine Doppelbelastung. Ihre sozialenKontakte, die sie früher immer gerne und ausgiebigpflegte,wurden reduziert.Unausgeglichener und ungeduldiger wurde auchder Umgang mit ihren Kindern. Streitigkeiten in derPartnerschaft häuften sich. Sie war oft wütend undenttäuscht. Während sie früher gerne Zeit im Bettverbracht hatten, kam es jetzt nicht mehr zum Austauschvon Zärtlichkeiten.DieUnzufriedenheit und Unausgeglichenheit seiner Frausowie das Gefühl, nicht mehr begehrt zu sein, feuertenihren Mann unbewusst an, sich vermehrt in dieArbeitzustürzen. Natürlich war dies für ihn auch der einfachereWeg, um sich den Konfliktenmit Nicole nicht stellen zumüssen.Das scheinbare Hamsterrad drehte sich weiter, dieEheleute fanden in dieser Phase keine MöglichkeitzumAnhalten. Dann traten bei Nicoles Ehemann erstmalskörperliche Beschwerden in Form von Sodbrennen undhäufigen Kopfschmerzen auf. Die Forderung seinesKörpersnach Erholung blendete er aus und überging sie.Dazu kam, dass er öfters einmal einen Termin vergaß.Fehler schlichen sich unbemerkt ein.Um seine steigendeArbeitsleistungbewältigenzu können,griff er zum Entspannen häufiger zu alkoholischenGetränken. Sein Kaffeekonsum stieg gewaltig und ausdem Genussraucher wurde ein Gewohnheitsraucher. ...

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...und mehr unterwww.sela.info

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Neu hinzu kamen Schlafschwierigkeiten. Dagegen bekamer von seinemArzt entsprechende Mittelverschrieben.Dasshinter den Schlafstörungen mehr steckte, kam bei diesemArztbesuchnicht zur Sprache.

Immer weiter wegNicolemachte der Zustand ihres Mannes zu schaffen. SeinVerhaltenwar für sie kaum zu begreifen. Ihr Partner schiensich immer weiter zu entfernen. In der Hoffnung, ihmdadurch zu helfen, übernahm sie immer mehr AufgabenzuHauseund entbandihren Ehemann Stückfür Stückmehr vonseinem innerfamiliären Verantwortungsfeld.Anerkennungbekam sie dafür nicht. Für ein gemeinsames Miteinanderund partnerschaftliche Gesprächefand sich keineZeit. AuchFreunde zogen sich zurück, da siemittlerweiledie ständigenZurückweisungen persönlich nahmen.Er selbst empfand seine Frau, seine Familie und seineFreunde als Belastung. Nicole fühlte sich nur nochvernachlässigt und litt. Die Kinder resignierten und fragtenihren Vaternicht mehr, ob er etwasmit ihnen unternehmenwolle. Er verdrängte die Probleme und flüchtete sich inZynismus und Aggressivität.Dabeiwaren deutliche Leistungsschwächenund körperlicheBeschwerdennicht mehr zu übersehen. Erwurde unflexibelim Denken und Verhalten und reagierte ungehalten aufKritik. Emotional war er nicht belastbar und schon amMorgenvölligerschöpft. Er fühlte sich wie abgestorben.DieLagespitzte sich zu. Bei einer Fahrt nach Hause erlitt ereine Panikattacke.Herzrasen, ein starkerDruckauf der Brustund Atemschwierigkeiten schienen auf einen Herzinfarkthinzudeuten. Doch der Arzt stellte keine organischenUrsachen für die Beschwerden fest. Er diagnostiziertevielmehreine Depressionund empfahl eineTherapiein einerpsychiatrischenKlinik.

Schritte aufeinander zuNicolesEhemann erkannte den Klinikaufenthaltals Chance.Danach wollte er sich weitere Unterstützung suchen. Erwollte an sich arbeiten, um nicht wieder in das gleicheVerhaltensmuster zu,verfallen. Nicole wurde in der Klinikan einigen Stellenin dieTherapie mit einbezogen.Durch dieGesprächedortkonnte siedas Verhaltenihres Mannes in denvorangegangenen Jahren besser einordnen .und verstehen.Sie erkannte aber auch, dass diese Zeit tiefe Spuren bei ihrhinterlassen hatte. Mit diesem Wissen machte sie sich aufdie Suche, um für sich selbst Beistand und Unterstützungzu finden.So kam Nicole zu mir. Neben den tiefenpsychologischenGesprächen haben wir ein persönliches Stressbewältigungs­programm entwickelt, das auch viele hilfreiche verhaltens­therapeutische Techniken enthält. Dabei ging es auch vorallem darum, die eigenen Bedürfnisse wieder zu spüren,ernstzunehmen und auch zu kommunizieren. Siesuchte fürsich Wege,wie sie wieder ihr inneres Gleichgewichtfindenkonnte.Gerne nahm sie Entspannungstraining in Form vonProgressiver Muskelentspannung an. Die Übungen halfenihr geradebeim Einschlafenund in Situationen, in denen siesichüberfordert fühlte. Schonnach kurzer Zeitkonnte sie sieanwenden und spürte den Erfolg.Nicoleund ihr Mann beschlossen, an sich selbst zu arbeiten.Gleichzeitig haben sie sich auf die Suche nach einemgemeinsamen Weg gemacht. Sie suchten einen Eheberaterauf, um allmählich ihre ehelichen Konflikteaufzuarbeiten.

Ihr Beispiel zeigt, dass das Burnout-Syndrom nicht nurfür den Betroffenen selbst eine große Herausforderungdarstellt, sondern auch für sein Umfeld. Vor allem stellt esdie Partnerschaft auf eine harte Probe. Ob sich Nicole undihr Mann ganz erholen werden, ist noch offen, sie sind aberauf einem guten Weg.

Andrea Kronester ist Therapeutische Seelsorgerin

(TS) und Entspannungscoach im mittelfränkischen

Petersaurach (www.praxis-kronester.de). Eine CDmitchristlichen Entspannungsübungen können Sie über

ihre Homepage bestellen.

Was können Sie tun?Wenn Ihr Partner auszubrennen droht, werden Sie schnellmerken, dass Siemitbetroffen sind. SechsTipps,wie Siesich und Ihrem Partner helfen können.

» Ermutigen Sie Ihren Partner, zum Arzt zu gehen!Motivieren Sie Ihren Partner dazu, sich einmal gründlichuntersuchen zu lassen. DieBeschwerden können auch eineorganische Ursache haben. Vielleicht können Sie IhrenPartner bei der Terminvereinbarung unterstützen.

» Bleiben Sie im Gespräch!Eheabende oder gemeinsame Auszeiten sind eine guteUnterstützung, um im Gespräch zu bleiben. Lassen SieIhren Partner an Ihrem Leben und Denken teilhaben.Lösungsmöglichkeiten können gemeinsam erarbeitetwerden. DasPhänomen Burnout kann so im Keimersticken.

» Informieren Sie sich!Es gibt gute Fachliteratur über das Thema! Sie findeneine Menge Infos im Internet. Selbsthilfegruppen,Beratungsstellen, Seelsorger und Berater können eine

. große Hilfe sein. Je mehr Sie darüber wissen, desto mehrVerständnis können Sie für Ihren Partner aufbringen.

» Siekönnen Ihren Partner nicht retten!Auch Sie haben eigene Bedürfnisse und brauchen einenAusgleichzum Stress. Nur wer auf sich acht gibt, kann demanderen helfen, ohne sich selbstzugrunde zu richten. WennSieden Eindruckhaben, dass Ihre Hilfenicht angenommenwird und Sie nicht weiterkommen, dann suchen Sie sichUnterstützung. Denken Sie daran: Sie können keinenTherapeuten ersetzen!Sollte Ihr Partner lebensmüde Äußerungen machen undSie sich Sorgen machen, dass er sich etwas antun könnte,dann wenden Sie sich umgehend an Ihren behandelndenArzt, auch wenn Ihr Partner das nicht möchte!

» Pflegen Sie Freundschaften! .Achten Sie auf Ihr eigenes soziales Netz. Freunde undFamiliekönnen einen Ausgleichzu der sonstigen Belastungbilden.

» Achten Sie aufIhre Wortwahl!Nehmen Sie Ihren Partner ernst, wenn er von sich undseinen Belastungen sprechen sollte. Geben Sie keineRatschläge,wenn keine gewünscht werden.

ThemaBurnoutDas Verteilheft für die

Seelsorgearbeit in Ihrer Gemeinde

» Burnout: Modeerscheinung oderVolksleiden?

» Boreout: Auch Unterforderungkann zu Stress führen.

» Gefangen. Von religiösen undanderen zwangsgedanken

» Prävention. Was Kindernpsychisch kranker Eltern hilft

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AufdemWegzum BurnoutStehen Sie oder Ihr Partner vor dem Burn­out? Der deutsch-amerikanische PsychologeHerbert Freudenberger hat zwölf Stufen aufdem Weg zum Burnout ausgemacht. Diesehelfen dabei, die eigene Situation bessereinordnen zu können.

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Stufe I: Der Zwang, sich zu beweisenÜberhöhtes Engagement, Perfektionismus und hoherEinsatz stehen im Vordergrund.

Stufe 2: Verstärkter EinsatzDas Gefühl, unentbehrlich zu sein, wächst.Sicherheitshalber erledigt man die Arbeiten selbst,anstatt zu delegieren. Noch mehr Energiewird indie Arbeit gesteckt.

Stufer Vernachlässigungeigener BedürfnisseDie Arbeit steht immer an erster Stelle. EigeneBedürfnisse und soziale Kontaktetreten verstärkt inden Hintergrund.

Stufe4: Verdrängung von KonfliktenundBedürfnissenMan verschiebt Konflikteund schwierige Gespräche.Fehler schleichen sich ein. Erste körperlicheBeschwerden treten auf.

Stufe 5:Umdeutung vonWertenFreunde und Familie werden als Belastung empfunden.Alte Grundsätze und Werte gelten nicht mehr. Manstumpft emotional ab.

Stufe 6: VerstärkteVerleugnung der auftretendenProblemeDer Betroffene reagiert mit Zynismusund Aggressionen. Er zeigt deutlicheLeistungsschwächen und körperliche Beschwerden.

Stufe 7: Rückzugaus der UmweltEin Gefühl der Orientierungs- undHoffnungslosigkeit macht sich breit. Alkohol,Medikamente oder Zigaretten dienen alsErsatzbefriedigung. Der Kontakt zu anderen wirdimmer weniger.

Literatur zum Themap&S- DasMagazin für Psychotherapieund Seelsorge:Themenheft Burnout (SCMBundes-Verlag).

Helen Heinemann: Warum Burnout nichtvom Jobkommt: Diewahren Ursachen der VolkslQrankheitNr. 1(Adeo).

Hans-ArvedWillbergjMichaelHüttel: Ausgebrannt.Burnout erkennen und überwinden (SCMHänssler)

8Stufe8:VerhaltensänderungenDer Betroffenewird in seinem Denken undHandeln unflexibel.Wohlgemeinte Kritikwirdnicht akzeptiert und als Angriffbewertet.

Stufe 9: DepersonalisationDie eigene Persönlichkeit scheint sich zuverflüchtigen. Man fühlt sich wie abgestorben.

Stufe 10:Innere LeereMutlosigkeit, Erschöpfung und eine innereLeeremachen sich breit. Manchmal kommenPanikattacken dazu.

1Stufe II: SchwereDepressionenDie Betroffenen fühlen sich vollkommenlustlos, verzweifeltund hilflos. Dazukönnen Selbstmordgedanken kommen.

12Stufe12:VölligeBurnout-ErschöpfungDas Immunsystem steht unter Beschuss, eskommt zu einem psychischen und physischenZusammenbruch.