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Schlussbericht zum Projekt E ntwicklung von lebendiger V ielfalt in der A grarlandschaft (EVA) EVA - ein Projekt des NABU LV Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit den Evangelischen Landeskirchen Württemberg und Baden, dem Evangelischen Bauernwerk Württemberg und dem Netzwerk Blühende Landschaft mit Unterstützung der Stiftung Naturschutzfonds mit Mitteln der Glücksspirale

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Schlussbericht zum Projekt

Entwicklung von lebendiger V ielfalt in der

Agrarlandschaft (EVA)

EVA - ein Projekt des NABU LV Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit den Evangelischen Landeskirc hen

Württemberg und Baden, dem Evangelischen Bauernwerk Württemberg und dem Netzwerk Blühende Landschaft

mit Unterstützung der

Stiftung Naturschutzfonds mit Mitteln der Glücksspi rale

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Gliederung Vorwort ....................................................................................................................... 1 1. Einleitung .............................................................................................................. 2 2. Projektablauf und -durchführung ........................................................................... 4 3. Ergebnisse zu den einzelnen Modulen ................................................................. 6

3.1. Öffentlichkeitsarbeit ................................................................................. 6

3.2. Tagungen:................................................................................................ 7

3.2.1. Auftakt-Tagung am 24.03.2006 ............................................................... 7 3.2.2. Workshop „Perspektiven für die Agrarumweltarbeit auf der kommunalen

Ebene“ ..................................................................................................... 9 3.2.3. Workshop „Vielfalt in der Agrarlandschaft - Situationen und Strategien

zum Einsatz gebietsheimischen Saatgutes” t ........................................ 12 3.2.4. Abschluss-Tagung zum Projekt EVA ..................................................... 14

3.3. Erprobung von Aufwertungsmaßnahmen .............................................. 17

3.3.1. Aufwertung von Ackerflächen ................................................................ 17 3.3.2. Aufwertung von Grünlandflächen........................................................... 24 3.3.3. Lokale Obstsortensortengärten.............................................................. 26

3.4. Erstellung Handlungsanleitungen .......................................................... 28

3.5. Vernetzungsinitiativen............................................................................ 30

3.6. Ergebnisse der Umfragen ...................................................................... 32

3.7. Resonanz zum Projekt / Arbeit an weiteren Umsetzungs-Perspektiven 37

3.8. Kommunales Biodiversitäts- Aktionsprogramm ..................................... 38

4. Literatur ............................................................................................................... 41 5. Anhang................................................................................................................ 42

5.1. Tagungsprogramme der einzelnen Tagungen....................................... 42 5.2. Ergebnisse der Umfragen ...................................................................... 46 5.3. Dokumentation von Zeitungsartikeln/Berichten...................................... 48 5.4. Flyer „EVA schafft Vielfalt“ ..................................................................... 55 5.5. Handlungsanleitungen ........................................................................... 57 5.6. Broschüre „EVA schafft Vielfalt“............................................................. 67

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Bericht zum Projekt Entwicklung von lebendiger Vielfalt in der Agrarlandschaft (EVA) - April 2007 -

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Vorwort Durch jahrhundertelange Nutzung entwickelte sich in Baden-Württemberg eine artenreiche Kulturlandschaft mit blumenbunten Wiesen, wildkrautreichen Äckern und regional-typischen Obstsorten. Diese Kulturlandschaft ist nicht nur Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten, sondern birgt auch ein unschätzbares Potenzial genetischer Ressourcen. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft und die Aufgabe historischer Bewirtschaftungsformen ist die biologische Vielfalt heute jedoch stark bedroht und im Rückgang begriffen. Dieser besorgniserregende Rückgang, der sich innerhalb der letzten Jahrzehnte abzeichnet, ist der Hintergrund für die Durchführung des Projektes EVA (Entwicklung von lebendiger Vielfalt in der Agrarlandschaft). Im Rahmen des Projektes EVA wurden Modelle zur Erhöhung der biologischen Vielfalt in der Kulturlandschaft öffentlich dargestellt und beispielhafte Aufwertungsprojekte durchgeführt. Das Projekt EVA ist ein Projekt des NABU Landesverbandes Baden-Württemberg, das durch die Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg mit Mitteln der Glücksspirale gefördert und in Zusammenarbeit mit den evangelischen Landeskirchen Württemberg und Baden, dem evangelischen Bauernwerk Württemberg und dem Netzwerk Blühende Landschaft durchgeführt wird. Wir möchten unseren Kooperationspartnern - den Evangelischen Landeskirchen in Baden und in Württemberg, dem Evangelischen Bauernwerk Württemberg und dem Netzwerk Blühende Landschaft und - für die gute Zusammenarbeit und die tatkräftige Unterstützung im Projekt EVA danken. Außerdem danken wir der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg, die mit Mitteln der Glücksspirale eine Durchführung des Projektes ermöglichte. Für den NABU- Landesverband (Dr. Stefan Rösler)

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1. Einleitung Anlass zur Durchführung des Projektes ist die seit Jahrzehnten stark zurückgehende biologische Vielfalt in der Kulturlandschaft. In der Agrarlandschaft finden sich kaum noch blumenbunte Wiesen und wildkrautreiche Getreideäcker und auch alte, regional-typische Obstsorten werden kaum noch gepflanzt. Lebensgemeinschaften, Arten und genetische Ressourcen gehen dadurch verloren. Jede Gemeinde Baden-Württembergs hat einzigartige Lebensräume, besondere Tier- und Pflanzenarten und lokale Obstsorten - diese sind Natur- und Umwelterbe zugleich. Auf Basis der gewonnenen Erfahrungen und der Ergebnisse von Aufwertungsprojekten wurden praxisnahe Handlungsanleitungen entwickelt, welche eine fachliche und organisatorische Grundlage für interessierte Gruppen oder Einzelpersonen darstellen. Im Rahmen von Tagungen und Workshops ermöglichte EVA den fachlichen Austausch zwischen Behörden, Kirchen, Landwirten, Naturschützern und Privatpersonen und konnte eine Vernetzung unterschiedlicher Initiativen erreichen. Die erschienene Broschüre „EVA schafft Vielfalt“ informiert über das Projekt und anhand von Handlungsanleitungen werden Möglichkeiten zur Aufwertung der Kulturlandschaft dargestellt. Die Aufwertungsmaßnahmen für die Erhaltung lebendiger Vielfalt in der Agrar-landschaft (EVA) umfassen inhaltlich die drei Themenbereiche Grünland, Acker-flächen und Streuobstwiesen. Blumenbunte Wiesen Artenreiche Wiesen und Weiden werden nur durch eine extensive Nutzung erhalten. Wiesen, die trotz extensiver Nutzung und erfolgreicher Ausmagerung artenarm bleiben, können aufgewertet werden. Möglich ist beispielsweise, Streifen in den Boden zu fräsen und auf dieses Saatbett samenhaltiges Mahdgut von artenreichen Spenderflächen aus der Umgebung auszubringen (Heumulchsaat oder Mähgutauftrag). In den ersten Jahren ist eine gezielte Pflege notwendig. Abb.1: Artenreiche Wiese mit Wiesensalbei und Margerite.

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Lebendige Äcker Die Artenvielfalt von Ackerflächen sollte in jeder Gemeinde erhalten und neu aufgebaut werden. Aber wie bringt man Ackerwildkräuter im Getreidefeld zum Blühen, ohne landwirtschaftlichen Nachteile in Kauf zu nehmen? In einzelnen Streifen oder Teilflächen können „Blühstreifen oder -flächen“ angelegt werden. Es können auch Lichtstreifen oder -äcker angelegt werden, indem einzelne Säschare bei der Aussaat geschlossen werden und ergänzend Ackerwildkräuter aus der nahen Umgebung ausgesät werden, die für Landwirte unproblematisch sind, wie z. B. Mohn und Kornblume. Heimatmuseum Streuobstwiese Jede Gemeinde hat ihre lokaltypischen Obstbaum-Sorten. Dieses Kulturerbe sollte erhalten werden - genau wie Baudenkmäler und Kirchen. Gemeinden oder Naturschutzgruppen können auf ihren Grundstücken „Obstbaum-Heimatmuseen“ mit den Sorten ihrer Gemeinde anlegen. Entlang des Sonntagsspazierwegs am Ortsrand gelegen, wird so ein Stück Ortsgeschichte erlebbar. Das Projekt EVA richtet sich sowohl an Kommunen, Landwirte, Kirchengemeinden, sowie Vereine und Privatpersonen, die auf ihren Grundstücken das lokale Kulturerbe sichern. Abb.2.: Wildkrautreicher Acker mit Klatschmohn und Feldrittersporn. Abb.3: Blühende Obstbäume auf Streuobstwiese.

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2. Projektablauf und -durchführung Der zeitliche Ablauf des Projektes EVA gliederte sich in drei Projektphasen aufgegliedert. Während der ersten Projektphase (Dezember 2005 - April 2006) wurden Informationen über die Durchführung von Aufwertungsmaßnahmen recherchiert und Erfahrungen aus anderen Projekten (insbesondere Schweiz, z.T. auch andere Bundesländer) zusammengetragen. Außerdem wurden Kontakte zu Saatgut-erzeugern in Baden-Württemberg (z.B. Rieger-Hofmann) geknüpft. Gleichzeitig wurde mit der Öffentlichkeitsarbeit begonnen, um mit Flyern über das Projekt EVA zu informieren und Projektpartner vor Ort zu gewinnen. Das Projekt wurde auf einer Homepage (unter dem Dach der NABU-LV-Homepage: www.NABU-bw.de/eva) vorgestellt. Auf diese Homepage wurden im weiteren Projektverlauf alle relevanten Informationen eingestellt. Am 24.03.2006 fand eine Auftakt-Tagung in Schwetzingen mit rund 60 Teilnehmern statt. Ziel der Tagung war es, zum einen verschiedene Initiativen zusammenzuführen und zum anderen eine Vernetzung dieser anzuregen und über weitere Umsetzungs-beispiele zu beraten. In der zweiten Phase (April - Oktober 2006) erfolgte die konkrete Umsetzung der Maßnahmen vor Ort in Zusammenarbeit mit Landwirten und Naturschutzgruppen auf insgesamt 25 Flächen. Die durchgeführten Maßnahmen bestanden zum einen in der Aufwertung von Ackerflächen durch Lichtstreifen im Acker oder auf Blühstreifen neben den Ackerflächen. Zum anderen wurden artenarme, extensiv genutzte Grünflächen durch die Ansaat mit Heugrassaat von lokal vorhandenen Spender-flächen aufgewertet. Ferner wurden auf geeigneten Grünlandflächen lokaltypische Streuobstbäume gepflanzt, um Beispiele für lokale Obstsortengärten darzustellen. Zur Unterstützung der Umsetzung diente die Erstellung detaillierter Handlungs-anleitungen zur Aufwertung von Acker- und Grünlandflächen. Diese ermöglichen auch die Übertragung der gewonnenen Erfahrungen auf andere Flächen. Dazu wurden u.a. auch Informationsveranstaltungen durchgeführt und Vorträge gehalten (z.B. Tag der Schöpfung Schwenningen, Tagung in Maulbronn, Vorträge in Karlsruhe und Radolfzell, etc.). Parallel dazu wurde über die beteiligten Organisationen (NABU, Kirchen, Netzwerk blühende Landschaften) sowie anhand von Pressearbeit über das Projekt informiert. In der dritten Phase (November 2006 - April 2007) wurden die gesammelten Erfahrungen zu endgültigen Handlungsanleitungen aufbereitet. Weiterhin wurden zwei Workshops (am 15.02.2007 in Heilbronn und am 07.03.2007 in Stuttgart) durchgeführt, die einen Fach- und Erfahrungsaustausch zwischen den Partnern und eine weitere Vernetzung der Initiativen ermöglichten. Zum Abschluss des Projektes

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wurde am 24.03.2007 eine Tagung in Stuttgart in zentraler Lage durchgeführt, bei der die Ergebnisse des Projektes sowie weitere Ansätze zum Erhalt und zur Förderung der biologischen Vielfalt vorgestellt wurden. Für die weitere Öffentlichkeitsarbeit wurden die Ergebnisse des Projektes in einer Broschüre zusammengestellt und veröffentlicht, welche fundierte und praxis-bezogene Anleitungen enthält. Die Broschüre wurde in einer Auflage von 2.000 Exemplaren gedruckt und befindet sich im Anhang bzw. steht auf der Homepage des NABU-Landesverbandes als Download zur Verfügung (www.NABU-bw.de/eva).

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3. Ergebnisse zu den einzelnen Modulen 3.1. Öffentlichkeitsarbeit

Die Öffentlichkeitsarbeit im Projekt EVA setzte auf verschiedene Pfade der Kommunikation, anhand derer das Projekt sowohl in der Fachöffentlichkeit als auch in der Bevölkerung Bekanntheit erlangte.

1. Es fand eine Kommunikation über die Verbände und Kirchen sowie über die Gemeinden und Facheinrichtungen, die von dem Thema tangiert waren, statt.

2. Es wurden Printmedien eingesetzt, um auf das Projekt aufmerksam zu machen (Flyer, Poster, Handlungsanleitungen).

3. Es wurden Fachinformationen in Form einer Farbbroschüre mit Handlungs-anleitungen als Einlegeblättern aufbereitet.

4. Im Weiteren wurde bei Aufwertungsmaßnahmen vor Ort Pressearbeit durchgeführt, um mit den Umsetzungsprojekten die Bevölkerung zu erreichen.

5. Es wurden zwei Fach-Tagungen in Schwetzingen und in Stuttgart durchgeführt (März 2006 und März 2007), um zum einen Fachinformationen vorzustellen und zum anderen den Austausch und die Vernetzung von Interessierten zu befördern. Über diese Tagungen wird im folgenden Kapitel 3.2 berichtet.

Folgendes Info- und Veröffentlichungsmaterial wurde herausgegeben:

1. Ein Basis-Flyer, der über das Projekt EVA informierte (Auflage:10.000 Stück; siehe Kapitel 5.3): Dieser Flyer wurde an alle Naturschutzgruppen, Kirchengemeinden und Gemeinden über die Hauspost und die üblichen Verteiler verschickt sowie als Handout bei allen Veranstaltungen verteilt.

2. Eine Farbbroschüre im Format DIN A4 mit den Ergebnissen des Projektes und näheren Informationen zur Durchführung konkreter Aufwertungsmaßnahmen: Die Broschüre besteht aus einem 10 seitigen Text - Innenteil und 5 lose eingelegten Handlungsanleitungen mit Aufwertungsmaßnahmen für Ackerflächen und Grünland, Maßnahmen zur Pflanzung von lokalen Obstsortengärten und Anregungen für Kirchengemeinden. Sie soll über die beteiligten Projektpartner an aktive Naturschutzgruppen, Gemeinden, Einzelpersonen und Institutionen weitergegeben werden (Auflage: 2000 Stück, siehe Hinweis in Kapitel 5.6).

3. Der vorliegende Schlussbericht über das Projekt in Form einer Projekt-dokumentation (70 Seiten): Diese wurde an alle beteiligten Partner verteilt und als pdf-Datei auf der Homepage des NABU-Landesverbandes eingestellt.

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3.2. Tagungen: Im Rahmen des EVA Projektes wurden insgesamt 2 Tagungen und 2 Workshops durchgeführt (Tagungsprogramme siehe Kapitel 5.1). Ziel dieser Tagungen/Workshops war es, verschiedene Initiativen zusammenzuführen, eine Vernetzung dieser anzuregen und über aktuelle und in Zukunft mögliche Umsetzungsbeispiele zu beraten. Im Folgenden sind die einzelnen Tagungen und Workshops ausführlich dargestellt:

3.2.1. Auftakt-Tagung am 24.03.2006 in Schwetzingen Am 24. März 2006 fand im Palais Hirsch in Schwetzingen die Auftaktveranstaltung des Projektes „EVA – Entwicklung von lebendiger Vielfalt in der Agrarlandschaft“ statt. Diese Tagung diente dazu, das EVA- Projekt den bereits existierenden Initiativen, Gruppen, Verbänden und interessierten Personen nahe zu bringen. Mit jeweils zwei Fachvorträgen zu den Schwerpunkten Ackerflächen, Grünland und Streuobst wurde Wissen vermittelt und interessante bestehende Initiativen vorgestellt. Nachmittags wurde in Arbeitsgruppen die konkrete Zusammenarbeit und Vernetzung beraten. Die Referate wurden zu folgenden Themenbereichen gehalten:

• Schutz und Entwicklung der Feldflora

Über ein halbes Jahrhunderts arbeitet und forscht Prof. Dr. Dieter Rodi zum Vorkommen, zur Ökologie und zum Schutz von Ackerwildkräutern in Ostwürttemberg. In seinem Referat stellte er Feldfloratypen von verschiedenen Standorten vor und führte Möglichkeiten ihres Schutzes aus. Besonders wichtig ist dabei eine lange Kontinuität der Schutzbemühungen. Dipl. Biol. Martin Weiß betreut das Ackerwildkrautprojekt am württembergischen Riesrand seit der Einrichtung. In der kleinteiligen und vielfältigen Ackerflur des Riesrandes haben auf verschiedenen Ackerstandorten zahlreiche Ackerwildkräuter überlebt, die landesweit nahezu vollständig verschwunden sind. Im Rahmen des Ackerwildkrautprojekts konnte die einmalige Feldflora gesichert und gefördert werden.

• Artenreiche Wiesen und Weiden In der Schweiz gibt es bereits seit vielen Jahren Erfahrungen mit der Grünlandaufwertung aus ökologischer Sicht. Dr. Andreas Bosshard stellte diese Erfahrungen aus verschiedenen Forschungsprojekten und langjährigen Versuchen vor. Besonders bewährt hat sich die Aufwertung artenarmer Wiesen durch Mahdgutübertragung und z.T. durch Ansaat mit gebietsheimischen Samen. Damit konnten erfolgreich zahlreiche Wiesen bereichert oder neu angelegt werden. Dr. Bosshard betonte die Bedeutung der sorgfältigen Saatbettbehandlung und der Nachpflege der angesäten oder aufgewerteten Bestände.

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Prof. Dr. Peter Poschlod vermittelte Erkenntnisse über die Geschichte des mitteleuropäischen Grünlandes und die Entstehung dieses vielfältigen Kulturlandschaftstyps. Die Vielfalt entstand dabei großenteils durch Nutzungen, die heute in Vergessenheit geraten sind oder nicht mehr angewandt werden. Er zeigte an den Beispielen der Heublumensaat und der Ausbreitung von Pflanzensamen durch wandernde Schafherden die Bedeutung des Sameneintrags für das Grünland auf. Da Weidegrünland eine mehrere Jahrtausende alte Kulturlandschaft ist, sollte sie seines Erachtens genauso geschützt werden, wie bedeutende Denkmäler. Er regte die Ausweisung von Reservaten von historisch altem Grünland an.

• Obstsortengärten Dr. Walter Hartmann ist Leiter der Sortenerhaltungszentrale des Landes Baden-Württemberg an der Universität Hohenheim. Er berichtete über die Probleme des heutigen Streuobstbaues, die u.a. in mangelhafter Pflege (Schnitt und Düngung), Gesundheitszustand, Überalterung und last not least mangelnder Wirtschaftlichkeit des Anbaus begründet liegen. Zur Sortenerhaltung gibt es bislang nur wenige Sortenerhaltungsgärten in Baden-Württemberg, doch noch warten zahlreiche Obstsorten auf eine detaillierte Beschreibung und Analyse. Frau Dipl.-Ing. Martina Hörmann berichtete von der Arbeit der sehr erfolgreichen Streuobstinitiative „Schneewittchen“ aus dem Calw-Enzkreis-Freudenstadt. Der „Traum“ der Erhaltung von lebendigen, blühenden und fruchtenden Obstlandschaften lässt sich dauerhaft nur durch geschickte und gut gehende Vermarktung der Produkte verwirklichen. Der Initiative „Schneewittchen“ ist dies bislang durch ein überzeugendes Aufpreismodell auf Seiten der Erzeuger und durch innovative Produkte für den Verbraucher gelungen.

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3.2.2. Workshop „Perspektiven für die Agrarumweltar beit auf der kommunalen Ebene“ am 15.02.07 in Heilbronn

Am 15.02.2007 fand ein Workshop zum Thema „Perspektiven für die Agrarumweltarbeit auf der kommunalen Ebene“ statt. Anlass waren zum einen die 15 Jahre umfassenden Erfahrungen der Stadt Heilbronn mit einem kommunalen Agrarumweltprogramm und zum anderen die aktuellen, positiven Erfahrungen des Projektes EVA mit ökologischen Aufwertungsmaßnahmen in der Agrarlandschaft und das von vielen Seiten bekundete Interesse an einer Übertragung dieser Erfahrungen und Umsetzung in anderen Gemeinden und Landkreisen. Im Weiteren stand auch eine in Vorbereitung befindliche Rahmenregelung des Landes Baden-Württemberg für kommunale Agrarumweltprogramme im Raum, die für die weitere Durchführung solcher Programme von großer Bedeutung ist. Einführend gab es Impulsreferate zu dem Themenkomplex von Herrn Dr. Hetzler (Stadt Heilbronn), Herrn Mokler (Kreisbauernverband Heilbronn), Herrn Riedlberger (MLR) und Herrn Dr. Oppermann (ifab). Aus der engagierten Diskussion gab es eine Vielzahl von Anregungen, die in die weitere Arbeit für kommunale Agrarumweltprogramme einfließen sollten. Nachfolgend sind die entsprechenden Punkte aus dem Protokoll des Workshops wiedergegeben: 1. Vorzüge und Besonderheiten kommunaler Agrarumwel tprogramme Von großer Bedeutung ist der direkte Kontakt zwischen der durchführenden Stelle und den Landwirten, da durch die oft langjährige Zusammenarbeit ein Vertrauens-verhältnis zwischen allen Beteiligten entsteht.

• Es besteht ein direkter Kontakt zwischen durchführender Stelle und den Land-wirten, der für die Akzeptanz und das Management von großer Bedeutung ist.

• Bei den Bürgern vor Ort wird das Verständnis für die Belange der Landwirtschaft und bei der Landwirtschaft das Interesse für die Umwelt geweckt oder verstärkt.

• Im städtischen Ballungsraum machen kommunale Umweltprogramme besonders Sinn.

• Durch die direkten Kontakte und die oftmals langjährige Zusammenarbeit wächst ein Vertrauensverhältnis zwischen allen Beteiligten.

• Durch die fachliche Hinterlegung der Programme mit ganz konkreten Zielen für bestimmte Landschaftsteile wird bei der Durchführung stets auf eine sehr effiziente Zielerreichung hin gearbeitet.

• Es werden zielgenau Verbesserungen der Umweltsituation (v.a. Zielartenschutz, Bodenschutz, landwirtschaftlicher Hochwasserschutz) in bestimmten Gebieten angegangen und erreicht.

• Vor Ort können im gegenseitigen Einvernehmen beidseitig gute Lösungen für bestehende Probleme gefunden werden.

• Landesweite Agrarumweltprogramme (MEKA, Vertragsnaturschutz) und kommunale Programme ergänzen sich oftmals in idealer Weise: landesweite Programme für große Flächen, kommunale Programme für zielgerichtete Maßnahmen (z.B. für bestimmte Randstreifen, Artenschutz).

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2. Was ist bei der Entwicklung einer neuen Rahmenre gelung besonders zu beachten? • Kommunale Programme sollen propagiert werden (nicht „administrativ

abgeschreckt“ werden).

• Klare Abgrenzung zwischen MEKA, LPR usw. und kommunalen Agrarumwelt-maßnahmen muss stattfinden und kann durch eine entsprechende Regelung befördert werden.

• Wichtig ist vor allem, dass es keine Doppelförderung gibt (insbesondere bei Fördermaßnahmen auf denselben Flächen zu beachten und von vornherein aus-zuschließen) und dass Fördermaßnahmen die - geforderten Mindeststandards der andersweitigen Verpflichtungen (Cross-Compliance) übersteigen (da diese Stan-dards jedoch nicht sehr hoch liegen, dürfte dies i.d.R. leicht zu erreichen sein).

• Die Regelungen bezüglich der Meldung der Programme durch die Kommunen müssen so einfach und unkompliziert wie möglich gestaltet sein.

• Durch Schaffung von Anreizen wie z.B. die Auflage eines kommunalen Biodiversitäts-Aktionsprogrammes durch das Land können kommunale Programme gefördert, die Ausrichtung gelenkt und Synergieeffekte erzielt werden.

• Rasche Verabschiedung der Rahmenrichtlinie (spätestens 2007), möglichst mit Einbeziehung von Best-Practice Beispielen und des Städtetags sowie Einleitung der EU-Notifizierung.

3. Welche Chancen bieten kommunale Programme über d ie landesweiten Programme hinaus und welche Bereiche sollen / könne n verstärkt mit einbezogen werden? • Randstreifenprogramme können gezielt vor Ort gesteuert werden, da nach MEKA

i.d.R. nur ganze Flächen gefördert werden

• spezielle Artenschutz-Maßnahmen

• Pflegemaßnahmen in Streuobstwiesen (MEKA deckt nur die Erhaltung von Streu-obstbeständen ab, nicht aber die Pflege)

• Förderung lokaler / kommunaler Streuobst-Sortengärten (mit Schwerpunkt Erhaltung der Obstsorten / genetische Vielfalt der Obstsorten)

• Anlegen von kommunalen Ackerwildkraut-Schutzäckern

• Förderung der Aufwertung artenarmer Grünlandflächen (Mähgutauftrag von artenreichen Flächen auf vorbereitetes Saatbett, z.B. in Frässtreifen von artenarmem Grünland)

• Bodenschutz in Problemgebieten und landwirtschaftlichen Hochwasserschutz

• Fördermaßnahmen zur Schaffung von Vielfalt in Rebgebieten

• Erfolgsorientierte Förderung der Artenvielfalt in Rebflächen (Rebgassen)

• Einbeziehung und Förderung von Biodiversitäts-Beobachtern (zur Erfolgskontrolle der Maßnahmen / Verfolgung der mittel- bis langfristigen Vielfalt-Entwicklung)

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Im Weiteren sollten folgende Möglichkeiten genutzt werden: - Anregungen zu Fördermöglichkeiten aus anderen Bereichen holen (z.B. aus dem

Gartenbau, AK Grün, BMELV REGIONEN AKTIV, Leader-Programme) - vorbereitende Untersuchungen durchführen, um damit geplante Förderprogramme

zielgerichtet vorzubereiten - Öffentlichkeitsarbeit gezielt einsetzen (z.B. Pressemitteilungen) - Mitarbeit mit den Kirchen intensivieren Fazit: • Durch eine Entscheidung des MLR in 2005 ist die Koexistenz kommunaler

Randstreifenförderung und die Gewährung einer Betriebsprämie (GAP) auf der gleichen Fläche gesichert (keine Doppelförderung, Bsp. Stadt Heilbronn).

• Kommunale Programme haben Vorteile auf der Ebene der Feinsteuerung vor Ort; sie fördern in den Gemeinden die Akzeptanz und das Verständnis von Landwirtschafts- und Umweltbelangen und ermöglichen pragmatische Lösungen vor Ort.

• Landesweite Programme (z.B. MEKA, Vertragsnaturschutz) und kommunale Programme ergänzen sich oftmals in idealer Weise.

• Kommunale Programme sollen propagiert werden; die Regelungen für die Meldung dieser Programme an das Land (bzw. vom Land an die EU) müssen so einfach und unkompliziert wie möglich gestaltet sein.

• Durch Schaffung von Anreizen wie z.B. die Auflage Biodiversitäts-Aktionsprogrammes für Kommunen können kommunale Programme gefördert und die Ausrichtung gelenkt sowie Synergieeffekte erzielt werden.

• In 2007 soll Rahmenrichtlinie des Landes für kommunale Umweltprogramme erscheinen (Erarbeitung ggf. mit wissenschaftlicher und organisatorische Be-gleitung, Finanzfragen sind zu klären -Haushaltmittel, Zuwendungshöhen usw.).

• Mehr Publikationen in der Sache sind nötig. Insgesamt wurden in dem Workshop einige Perspektiven für die Zukunft der kommunalen Programme aufgezeigt. Es wurde jedoch auch deutlich, dass es Bedenken bezüglich der administrativen Auflagen gibt. Hier wird es darauf ankommen, möglichst pragmatische unkomplizierte Wege zu gehen und gleichzeitig durch verbesserte Einbindung und Angebote möglichst viele Kommunen positiv einzubinden (z.B. vom Land finanziertes Biodiversitäts-Aktionsprogramm für Kommunen, Biodiversitäts-Beobachter als Bestandteil eines landesweiten Integrationsprojektes etc.). weiterführende Links: • zum Maßnahmen- und Entwicklungsplan Ländlicher Raum:

www.mepl.landwirtschaft-bw.de • zum Ackerrandstreifenprojekt der Stadt Heilbronn:

www.ackerrandstreifen-heilbronn.de • zum Projekt EVA:

www.nabu-bw.de

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3.2.3. Workshop „Vielfalt in der Agrarlandschaft - Situationen und Strategien zum Einsatz gebietsheimischen Saatgutes” am 7. März 2007 in Stuttgart

Auf Initiative der Umweltakademie Baden-Württemberg und des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) Baden-Württemberg fand am 07.03.2007 im Akademiehaus Stuttgart ein Workshop zum Thema „Lebendige Vielfalt in der Agrarlandschaft- Situation und Strategien zum Einsatz gebietsheimisc hen Saatguts“ statt. Zweck des Workshops war es, sich mit Akteuren aus dem Naturschutz, der Flurneuordnungs-, Landwirtschafts- und Straßenbauverwaltung sowie Saatgutvertreibern über die derzeitige Bedeutung und Problematik der Verwendung gebietsheimischen Saatguts auszutauschen und Lösungsansätze für eine vereinheitliche Anwendung zu formulieren. Zur Einführung in den Themenkomplex fanden Vorträge von Herrn Dr. Baumann (NABU BW), Herrn PD Dr. Elsäßer (Bildungs- und Wissenszentrum Aulendorf) und ein Impulsreferat von Herrn Rieger (Verband deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten) statt. Die anschließende Diskussion zur Problematik der Verwendung von gebietes-heimischem Saatgut erbrachte folgende Ergebnisse: Wo wurde und wird mit gebietsheimischem Saatgut Grü nland renaturiert? Es konnte von zahlreichen, ganz unterschiedlichen Projekten berichtet werden, bei denen einheimisches Saatgut verwendet wird, z.B. bei Modellprojekten zu kräuterreichen Wiesen, Buntbrachen oder Ackerrandstreifen. Auch unterschiedliche Verfahren wurden aufgelistet, z.B. Heumulchverfahren, Oberbodenabtrag mit anschließender Selbstbegrünung, Wiedervernässung von Bach begleitenden Feuchtwiesen oder Heuauftrag auf Steillagen mit Hilfe von Pflockpflastern. Allerdings wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass sich der Einsatz von regionaltypischem Saatgut z.B. in den Straßenbauverwaltungen noch unzureichend durchgesetzt hat. Wie müsste/sollte die Verwendung gebietsheimischem Saatgut in Planungen (Bebauungsplan, Planfeststellungsbeschluss) berücks ichtigt werden? Die Verwendung gebietsheimischen Saatgutes sollte in den Grünordnungs-/ Bebauungsplan aufgenommen und von der Unteren Naturschutzbehörde gefordert werden. Außerdem sollte in den Bebauungsplänen die Verwendung von heimischem Saatgut vorgeschrieben werden. Für die Ausgleichmaßnahmen sollten bei den Regelsaatmischungen die Herkunftsgebiete angegeben werden und Standorte mit Sonderböden berücksichtigt werden. In den Grünordnungsplänen werden zusätzlich Pflanzenbestände erfasst und angegeben, die bei der Regelsaatgutmischung berücksichtigt werden sollten.

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Wie kann eine verstärkte Verwendung von gebietsheim ischem Saatgut erreicht werden? Die Akzeptanz des heimischen Saatgutes bei den Landwirten müsste verbessert werden indem z.B. Bedenken gegenüber einer Verbreitung von Kratzdisteln ausgeräumt werden. Außerdem sollten Pachtverträge mit einem Pflegeauftrag verbunden werden. Auch die Bevölkerung sollte durch Öffentlichkeitsarbeit verstärkt auf den momentanen Einsatz von zumeist ausländischem Regelsaatgut und die damit verbundene Florenverfälschung aufmerksam gemacht werden. Saatgut mit höherem Kräuteranteil kann durchaus in geringer Saatstärke von 1g/m² bis max. 3 g/m² (z.B. für Buntbrachen) ausgebracht werden. In Ausschreibung der Straßenbauverwaltung werden die straßenfernen Ausgleichs-flächen/Begrünungsflächen separat ausgeschrieben, so dass die dafür notwendigen größeren Spielräume genutzt werden können. Welche Defizite gibt es bei der Verwendung regional typischen Saatgutes? Es besteht dringender Klärungsbedarf über

• die Definition der Begriffe „regionaltypisches“ oder „heimisches Saatgut“, • über eine einheitliche Definition der Regionen, aus denen dieses

regionaltypische Saatgut stammt, • über eine genau definierte Einteilung des Naturraumes.

Des Weiteren fehlt es an unabhängigen Experten für eine konsequente Erfolgs-kontrolle und fachliche Betreuung (z.B. „Biodiversity- Watcher). Außerdem müssten von behördlicher Seite kompetente Ansprechpartner für Fragen rund um das Thema „heimisches“ Saatgut verfügbar sein. Sollte eine Biotopvernetzung anstatt einer Einteilu ng in Regionen stattfinden? Durch eine Biotopvernetzung könnte man bei fehlenden Spenderflächen im eigenen Naturraum auf Spenderflächen des benachbarten Naturraumes zurückgreifen. Dafür würden sich die Flächen des Vertragsnaturschutzes anbieten, da diese erfasst und leicht abrufbar sind. Außerdem könnte man die so gewonnen Daten des Monitorings weiterverwerten. Sinnvoll wäre die Errichtung einer Kontaktstelle im Landratsamt, die zu organi-satorischen Fragen Stellung beziehen könnte. Zur Sicherung der Spenderflächen sollten den bewirtschaftenden Landwirten für ihre freiwilligen Leistungen Entschädigungen bezahlt werden. Erstrebenswert wäre auch eine Wegentwicklung von staatlichen Förderungen und die Schaffung einer wirtschaftlichen Grundlage für die Produktion von heimischem Saatgut. In diesem Zusammenhang wäre eine Patenschaft von Seiten der Saatgutproduzenten denkbar, die gegen einen finanziellen Ausgleich artenreiche Grünlandflächen von Landwirten in Pflege nehmen und diese zur Saatgutgewinnung beernten könnten. Naturschutzfachliche Zielsetzungen Es geht bei der Erhaltung und Neuanlage von artenreichem Grünland um den Schutz der landschaftseigenen genetischen Ressourcen mit ihrer Angepasstheit und Anpassungsfähigkeit. Ziel ist dabei eine strikte Verwendung autochthonen, d. h. im Ausbringungsgebiet gewonnenes Material, um vor Verfremdung und Verfälschung vorzubeugen. Nur noch Grünland-Arten aus wildlebender, regionaler Herkunft sollen zukünftig ausgebracht werden.

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3.2.4. Abschluss-Tagung zum Projekt EVA am 24.03.20 07 in Stuttgart Am 24.März 2007 fand im Hospitalhof in Stuttgart die Abschlusstagung des Projektes „EVA - Entwicklung von lebendiger Vielfalt in der Agrarlandschaft“ statt. Während dieser Tagung wurden die Ergebnisse des EVA -Projektes dargestellt sowie weitere interessante Ansätze zur Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt in der Ackerlandschaft präsentiert. Des Weiteren wurden Möglichkeiten zum weiteren Schutz des natürlichen und kulturellen Erbes Baden-Württembergs vorgeschlagen und zur Diskussion gestellt. Die Tagung sollte die Vernetzung von Initiativen anregen, da hier Vertreter sowohl aus Gemeinden, Städten und Landkreisen als auch aus Naturschutzverbänden, kirchlichen Einrichtungen, Jagdverbänden sowie Landwirte, Imker und interessierte Einzelpersonen zusammentrafen und sich über die geschilderte Problematik austauschten. Die Teilnehmer der Tagung wurde durch einleitende Worte von Herrn M. Fehrenbach (Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg), Dr. A. Baumann (NABU Baden-Württemberg), Dr. H.-H. Böhm (Ev. Landeskirche Württemberg) und Frau B. Weitbrecht (Netzwerk Blühende Landschaft) begrüßt. Im Folgenden wird ein Überblick über die einzelnen Vorträge gegeben: • „Blüh- und Lichtstreifen-Ergebnisse von ökologischen Ackeraufwertungen 2006

im Projekt EVA“ Dr. R. Oppermann (Projektleiter EVA) stellte sowohl die Struktur und den Ablauf des Projektes als auch die konkreten Ergebnisse der durchgeführten Aufwertungs-maßnahmen auf Ackerflächen vor. Um die weitgehend artenarmen Ackerstandorte Baden-Württembergs ökologisch aufzuwerten, wurde im Projekt EVA zusätzlich zu Blühstreifen die Idee zur Anlage von Lichtstreifen entwickelt und auf mehreren Ackerstandorten erprobt. Blüh- und Lichtstreifen sollen in der Ackerlandschaft Wildkräutern und Tierarten wie Feldhasen oder Laufkäfern Lebensraum bieten. Lichtstreifen entstehen durch das Schließen von Säscharen bei der Aussaat des Getreides. Die bisherigen Ergebnisse der Lichtstreifen-Versuche sind ermutigend, da sich erfolgreich Ackerwildkräuter etabliert haben und Feldhasen und Feldlerchen in den Lichtstreifen beobachtet wurden. Es wurde darauf hingewiesen, dass eine individuelle Beratung und Betreuung von Landwirten zur Durchführung dieser Maßnahmen unentbehrlich ist. Zur Erhaltung der Ackerwildkräuter sollten in jeder der 1.109 Gemeinden Baden-Württembergs eine Fläche von 1 ha Größe als Schutzacker für Ackerwildkräuter kultiviert werden. • „Ökologische Ackeraufwertungen aus landwirtschaftlicher Sicht“ Herr R. Hofmann bezog als praktizierender Landwirt und aktiver Teilnehmer des Projektes EVA aus landwirtschaftlicher Sicht Stellung zu den ökologischen Ackeraufwertungen. Er erläuterte seine im Rahmen des EVA-Projektes durchgeführten Versuche und schilderte seine Erfahrungen zu Saatgutmischung, Aussaatzeitpunkt und -technik. Die Anlage von Ackerlichtstreifen lässt sich aus

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seiner Sicht gut in die Praxis umsetzen. Um die Ernte unproblematischer zu gestalten und Ertragseinbußen zu vermeiden, sollten bei der Saatmischung für Lichtäckern/-streifen hauptsächlich Pflanzenarten mit geringer Blattmasse verwendet werden. Als wichtige Kriterien für den Erfolg zukünftiger Aufwertungsmaßnahmen nannte er eine praktikable Durchführung, eine finanzielle Förderung und eine Verknüpfung mit regionalen Konzepten und die Vorgabe von konkreten Handlungs-anleitungen. • „Artenreiche Einsaat von Stilllegungsflächen - Projekte und Erfahrungen der

Jäger“ Dr. E. Jauch, Geschäftsführer des Landesjagdverbandes (LJV) Baden-Württemberg, berichtete über die Projekte und Erfahrungen des LJV zur artenreichen Einsaat auf Stilllegungsflächen. In einem kurzen Rückblick stellte er die seit den 1980er Jahren gestarteten Anstrengungen der Jagdverbände dar, durch Einsaat auf Bracheflächen dem Struktur- und Lebensraumverlust entgegenzuwirken. In diesem Zusammenhang stellte er verschiedene Projekte vor, wie z.B. die Rebhuhn-Initiative in Filderstadt und das Rebhuhn-Wachtel-Programm im Main-Tauber-Kreis. Herr Dr. Jauch regte eine engere Zusammenarbeit zwischen dem Naturschutz/NABU und dem LJV an. • „Erfahrungen mit Feldlerchen-Patches und Blühstreifen aus Sicht des

Vogelschutzes - Ergebnisse aus einem Schweizer Projekt“ Frau J. Fischer von der Vogelwarte Sempach (Schweiz) stellte die Ergebnisse ihrer Diplomarbeit zum Thema Schutzmaßnahmen für Feldlerchen durch Anlage von Feldlerchen-Kleinflächen (Patches) inmitten von Ackerkulturen (Getreide, Zucker-rüben etc.) vor. Die Feldlerchen-Patches wurden im Versuch nicht mit Kultursorten, sondern mit einer Kräutermischung eingesät und nicht mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. Die Studie zeigte, dass Feldlerchen von solchen wildkrautreichen Patches oder Streifen innerhalb der Felder profitieren. Innerhalb und in der Nähe solcher Patches brüteten Feldlerchen bevorzugt und suchten ihre Nahrung. Auch andere Wildtiere wie Feldhasen und Wachteln konnten auf diesen Flächen gesichtet werden. Frau Fischer machte deutlich, dass die Anlage von Feldlerchen-Patches eine sinnvolle Maßnahme zur Belebung der artenarmen Feldflur sein kann. • „Biodiversität in der Agrarlandschaft - Schutzäcker für Ackerwildkräuter in

Mitteldeutschland“ Herr S. Meyer von der Universität Göttingen stellte ein Projekt zur Errichtung eines Netzes von Schutzäckern in Mitteldeutschland vor. Im Rahmen dieses Projektes sollen bereits existierende Schutzäcker sowie schutzwürdige Restpopulationen von Ackerwildkräutern erfasst und die Ackerwildkraut-Initiativen und -programme vernetzt bzw. aufgebaut werden. Durch entsprechende Bewirtschaftungs- und Pflegemaß-nahmen sollen auf diesen Schutzäckern bedrohte Segetalarten und deren Biozönosen zum einen erhalten und zum anderen zur Wiederausbreitung der Arten genutzt werden.

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• „Erfordernisse der Steuerung von Ackerrandstreifen aus kommunaler Sicht“ Über das seit 15 Jahren dauernde und auf insgesamt 150 km erfolgreich durchgeführte Ackerrandstreifenprogramm der Stadt Heilbronn berichtete Dr. J. Hetzler vom Grünflächenamt Heilbronn. Er wies in diesem Zusammenhang auf die Stärken (z.B. best - practice - Beispiele, Hochwasser- und Bodenschutz) und Probleme (z.B. Fehlen eines Rahmenprogramms, Fehlen der EU- Notifizierung, erhöhter Bürokratieaufwand) kommunaler Umweltschutzprogramme hin. • „Bedarf an ökologischen Aufwertungen - Rückmeldungen aus der Praxis“ Dr. A. Baumann stellte in seinem Vortrag die im Rahmen des EVA-Projektes anhand von Umfragen, Tagungen und Workshops erhaltenen Rückmeldungen aus der Praxis zusammen. Es zeigte sich, dass in Baden-Württemberg Bedarf an Feldflora-schutzflächen, der Aufwertung von artenarmen Grünlandflächen unter Verwendung gebietsheimischen Saatguts sowie der Errichtung lokaler Obstsortengärten besteht. In diesem Zusammenhang seien die Verwendung gebietsheimischen Saatguts und lokaler Sorten sowie der Schutz artenreicher Grünland- und Ackerflächen als Spenderflächen für die Neuanlage von Biotopen notwendig. Wichtig seien außerdem die Förderung landesweiter und kommunaler Naturschutzprogramme und die Initiierung eines Biodiversitätsprogrammes. • „Zur Zukunft von ökologischen Aufwertungsmaßnahmen in der Ackerlandschaft

Baden-Württembergs -Versuch einer Synthese“ Zum Abschluss der Tagung ging Dr. R. Oppermann auf die Zukunft ökologischer Aufwertungsmaßnahmen ein und machte deutlich, dass es nicht ein optimales Aufwertungselement gibt, sondern vielmehr ein Bündel von verschiedenen Maß-nahmen notwendig ist. Hilfreich wäre in diesem Zusammenhang die Initiierung eines Biodiversitäts-Aktionsprogramms für Kommunen und Landkreise zur Errichtung von Aufwertungsflächen in allen Gemeinden Baden-Württembergs. Im Weiteren wurde die Einführung eines Systems von „biodiversity-watcher“(Vielfalt-Beobachter) angeregt, die zum einen Daten über die Entwicklung der Vielfalt liefern können, zum anderen aber auch Bewusstseinsarbeit leisten. Dazu sei die aktive Zusammenarbeit sowohl von Kommunen, Landwirten, Natur-schützern, Jägern und Einzelpersonen Vorraussetzung.

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3.3. Erprobung von Aufwertungsmaßnahmen Im Rahmen des Projektes wurden im Frühjahr 2006 an landesweit 12 Orten und auf 25 Flächen praktische Aufwertungsmaßnahmen erprobt und durchgeführt. Diese Erprobungsmaßnahmen dienten dem Sammeln von Erfahrungen und Erkenntnissen, um geeignete Aufwertungsmaßnahmen bzw. -varianten zu identifizieren und zu entwickeln. Aufgrund der engen Zusammenarbeit mit Landwirten können zudem Aussagen über die Praxistauglichkeit der Maßnahmen für Landwirte und Naturschützer gegeben werden. Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass sich die Erfolge oftmals erst mittelfristig, d.h. 3-5 Jahre nach der Anlage von Flächen in gutem Maße etabliert haben (insbesondere bei den Grünland-Aufwertungsmaßnahmen). Die begleitende Dokumentation ermöglicht daher nur erste Hinweise auf den Erfolg der Maßnahmen. Im Folgenden werden die Ergebnisse der Aufwertungsmaßnahmen dargestellt:

3.3.1. Aufwertung von Ackerflächen Für eine leicht handhabbare ökologische Aufwertung von Ackerflächen wurden zwei Ansätze in Zusammenarbeit mit den Landwirten erprobt: a) das Anlegen von Lichtstreifen und Lichtäckern und b) die Einsaat von Blühstreifen und -flächen. a) Lichtstreifen und Lichtäcker In Lichtstreifen werden bei der Getreidesaat einzelne Drillreihen geschlossen. In den so entstandenen Zwischenräumen können sich Wildkräuter und einige zur Aufwertung ausgesäte Pflanzenarten (Mohn und Kornblume) etablieren. Ziel ist ein Getreidebestand, der durch diese Lichtstreifen Lebensmöglichkeiten für Feldhasen, Feldlerche, verschiedene Insekten- und eine Vielfalt an Ackerwildkräutern schafft, ohne den Getreidebestand zu beeinträchtigen und ohne dem Landwirt Probleme oder erhebliche Einkommenseinbußen zu bereiten. Abb.5.: Schemazeichnung einer Ackerteilfläche mit Lichtstreifen.

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Bei der Aussaat wurden jeweils ein oder zwei Drillschare geschossen und dadurch ein Lichtstreifen von 33 - 45 cm Breite geschaffen (Abb.5). Ergänzend wurden in einigen dieser Streifen in geringem Umfang Mohn- und/oder Kornblumen ausgesät oder eine Blühmischung mit mehreren Arten in einer geringen Saatdichte ausgebracht. Tabelle 1: Geeignete Kulturarten für die Ausbringung in Lichtstreifen und –äckern. Kulturarten

Borretsch

Buchweizen

Inkarnatklee

Kresse

Lein

Ringelblumen Die Erfolgskontrolle wurde im Juli 2006 in Form von einer einfachen Dokumentation durchgeführt, die Aufschluss über den Deckungsgrad und die Anzahl unter-schiedlicher Wildkrautarten gaben. Abb.6: Lichtstreifen mit Ackerwildkräutern. Abb.7: Schließen von Säscharen bei der Aussaat.

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Es zeigten sich folgende Ergebnisse: � Das Anlegen der Lichtstreifen durch Schließen von Drillscharen war für die

Landwirte unproblematisch und leicht zu bewerkstelligen. Entweder können manuell einzelne Säschare an der Sämaschine geschlossen werden oder der Landwirt nutzt die Fahrgassenschaltung.

� In den Lichtstreifen konnten sich vermehrt Ackerwildkräuter ansiedeln; sie

erreichten einen Deckungsgrad von 10-60 % und waren in keiner der Erprobungsfläche kritisch auf die Bestandsentwicklung des Getreides. Landwirtschaftliche Problemkräuter, wie z.B. Ackerkratzdisteln, traten allenfalls vereinzelt auf und stellten keine nennenswerte Beeinträchtigung des Bestandes dar (Tabelle 3: Beispiel erfasster Wildkräuter in einem Lichtstreifen bei Sontheim).

� In den Lichtstreifen wurden vermehrt typische Acker-Tierarten wie z.B.

Feldhasen beobachtet. Die Maßnahme hatte trotz des relativ geringen Flächenumfangs sichtbare Effekte für die Tierwelt.

� Die begleitende Aussaat einer Kräutermischung hat sich bewährt (Tabelle 1).

Diese Arten boten einen dezenten Blütenaspekt und waren so für blütenbesuchende Insekten von großem Wert. Der Deckungsgrad dieser „Saatkräuter“ betrug zwischen 1-20 % der Fläche der Lichtstreifen - es verblieb somit genug Raum für Ackerwildkräuter des Standortes und für offenen Boden (Tabelle 2: Beispiel einer Bonitierung). Die ausgebrachten Arten beeinträchtigten den Aufwuchs des Getreides nicht. Allerdings gab es in einem Fall Probleme mit einem „Zuviel an Grünmasse“ im reifen Getreide (nach dem sehr feuchten August), weshalb für die Zukunft empfohlen wird, Arten mit viel Blattmasse wie z.B. Phacelia und Sonnenblumen nicht in der Mischung zu verwenden.

� Nicht bewährt hat sich die Verwendung von Klatschmohn bei der

Sommeraussaat. Diese Art läuft deutlich besser bei einer Herbstaussaat mit dem Wintergetreide auf.

� Die Ertragseinbußen von Landwirten waren auf den angelegten Streifen

vernachlässigbar klein. Für das Anlegen von Lichtstreifen auf 20 % der Ackerfläche (z.B. 20 m Breite bei 100 m Feldbreite) wird je nach Breite und Anzahl der Lichtstreifen (pro Sämaschinenbreite) ein Ertragsverlust von ca. 4 %, bezogen auf die Gesamtfläche des Ackers, geschätzt.

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Tabelle 2: Beispiel der Bonitierung eines Lichtstreifens in einem Sommergerstefeld in Sontheim am 11.07.2006. Die Zahlen stellen Deckungsprozent auf einer Skala von 0-100% dar, die angegebenen Transektabschnitte 1-18 hatten eine Länge von jeweils 10 m. Transektnr. I Wildkräuter Offenboden

1 20 80 2 10 90 3 20 80 4 30 70 5 40 60 6 30 70 7 90 10 8 30 70 9 40 60 10 80 20 11 30 70 12 40 60 13 50 50 14 50 50 15 40 60 16 50 50 17 30 70 18 30 70

Mittelwert 39 % 61 % Tabelle 3: Liste der erfassten Wildkräuter auf dem Sommergerstefeld in Sontheim am 11.07.2006. erfasste Ackerwildkräuter Agropyron repens Alopecurus myosuroides Capsella bursa-pastoris Centaurea cyanus Cirsium arvense Convolvulus arvensis Crepis biennis Euphorbia helioscopa Fagopyron esculentum Galium aparine Lamium maculatum Myosotis spec. Papaver rhoeas Rumex spec. Thlaspi arvense Veronica persicaria Viola arvensis

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Fazit und Ausblick: Die Lichtstreifen haben sich in einer ersten Erprobung bewährt. Es sollten jedoch noch weitere Erprobungen vorgenommen werden. Einige Landwirte zeigten bereits Interesse an einer Fortsetzung der Lichtstreifen-Aufwertungen bei der Aussaat des Wintergetreides. Blühstreifen und Blühflächen Im Vergleich zu den Lichtstreifen und Lichtäckern wird in Blühstreifen und Blühflächen kein Getreide angebaut - Blühstreifen strukturieren Wegränder, Hofzufahrten und Landschaften und sind Lebensrauminseln in der Agrarlandschaft. In Blühstreifen wird eine Mischung von mehreren Kräutern ausgebracht, die über die Vegetationsperiode hinweg ein möglichst lang anhaltendes Blütenangebot für Bienen und andere Blüten besuchende Insekten bietet. Darüber hinaus wird der Lebensraum Acker zum einen für weitere Tierarten wie z.B. Feldhasen aufgewertet und zum anderen auch für den Menschen ästhetisch reizvoller. Grundsätzlich können Blühstreifen ein- oder mehrjährig angelegt werden. Im Rahmen dieses Projektes wurde wegen der begrenzten Projektlaufdauer eine einjährige Mischung mit ca. 10 Arten verwendet. Dabei zeigten sich folgende Ergebnisse: � Das Anlegen der Blühstreifen konnte sowohl manuell als auch mit der

Drillmaschine vorgenommen werden. Die verwendete Saatstärke von ca. 10 kg/ha erwies sich als ausreichend.

� Die Artenzusammensetzung der Mischung (siehe Tabelle 4) hat sich in den

Beispielflächen bewährt. Allerdings sollte sie auf weiteren Standorten und in größerem Umfang erprobt werden. Die Blühabfolge der verschiedenen Arten reichte von Ende Mai / Anfang Juni bis in den September und deckte somit die für Blüten besuchende Insekten und andere Tiere besonders kritische Zeit nach der Obstbaum- und Grünlandblüte bzw. auch während und nach der Getreideernte ab. Sie bot den Tieren gleichzeitig Lebensraum und Nahrung.

� Für die Landwirte führt das Anlegen eines z.B. drei Meter breiten Blühstreifens

am Rand eines 100 m breiten Feldes zu einem Minderertrag von 3% - zusätzlich zum Mehraufwand für die Aussaat und die Saatgutkosten.

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Abb.8: Artenreicher Blühstreifen neben einem Roggenfeld. Abb.9: Vor der Aussaat werden die Samen der Deckfrüchte und die der Wildkräuter mit Sägespänen vermischt. Tabelle 4: Verwendete Saatgutmischung zur Ansaat von Blühstreifen und –flächen.

Art Menge in % Buchweizen (Fagopyrum esculentum) 24 Sonnenblumen (Helianthus annuus) 13 Lein (Linum usitatissimum) 12 Phacelia (Phacelia tanacetifolia) 7 Esparsette (Onobrychis viciifolia) 5 Fenchel ( Foeniculum vulgare) 5 Kornblume (Centaurea cyanus) 5 Ringelblumen (Calendula officinalis) 5 Sommerwicke (Vicia sativa) 5 Inkamatklee (Trifolium incarnatum) 4 Kresse (Lepidium campestre) 4 Dill (Anethum graveolens) 3 Klatschmohn (Papaver rhoeas) 3 Koriander (Coriandrum sativum) 3 Borretsch (Borago officinalis) 2 Gesamt 100%

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Fazit und Ausblick: Die Blühstreifen haben sich in einer ersten Erprobung bewährt. Es sollten jedoch noch weitere Erprobungen vorgenommen werden. Ab dem Jahr 2007 gibt es in Baden-Württemberg eine Förderung der Ansaat von Blühmischungen im Rahmen des Agrarumweltprogrammes MEKA III. Diese Mischungen dienen der Begrünung von Stilllegungsflächen und wurden für verschiedene Standorte und Vorfrüchte / Vorkulturen entwickelt (mit / ohne Kreuzblütler, mit / ohne Leguminosen). Die Mischungen sind in Tabelle 5 dargestellt. Tabelle 5: Im Rahmen von MEKA III werden drei Blühmischungen zur Brache-begrünungen für unterschiedliche Standort- und Fruchtfolgebedingungen empfohlen. Quelle: Homepage de Landesbauernverbandes mit folgendem link: http://www.lbv-bw.de/lbv-bw-de/pdf-dokumente/ga-2007/erlauuterungen-ga-2007.pdf)

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3.3.2. Aufwertung von Grünlandflächen Eine extensive Nutzung reicht oftmals nicht aus, um artenarme Wiesen in artenreiche Bestände umzuwandeln, da die Diasporenbank des Bodens nur wenige Zielarten enthält und eine Besiedlung aus dem Umland nicht erfolgt (Biewer 1997; Hutchings & Booth 1996; Jansen & Roelofs 1996; Donath et al. 2003). Eine Aufwertung artenarmer Grünlandflächen mit Hilfe von gebietsfremdem Saatgut ist jedoch inakzeptabel, da dieses Saatgut häufig aus weit entfernten Regionen Europas oder aus Übersee stammt (Treiber & Nickel 2002) und zwangsläufig zu einer Florenverfälschung und dem Verlust genetischer Ressourcen führt. Die Ausbringung artenreichen Mäh- oder Saatgutes auf artenarmes Grünland hat sich dagegen bewährt, wenn auf den Flächen zuvor in Streifenform eine Saatbettbereitung durchgeführt wird (wie z.B. umfangreiche Versuche in der Schweiz zeigen, Bosshard 1999). Diese Methode bietet eine einfache und effiziente Möglichkeit, Wiesen mit autochthonem Saatgut aufzuwerten, da Spender- und Empfängerflächen lokal nah beieinander liegen. Abb.10: Eine artenreiche, extensiv genutzte Wiese. Eine Erprobung der Aufwertung von Grünlandflächen erfolgte mit zwei Methoden: a) mit der Ausbringung von Heudrusch-Saatgut aus benachbarten Wiesen und b) mit der Methode der Mähgutübertragung. a) Heudruschsaat: Diese Methode wurde z.B. auf den Schwetzinger Wiesen im Rhein-Neckar-Kreis durchgeführt. Bei der Empfängerfläche handelte es sich um eine stillgelegte Ackerfläche im LSG Schwetzinger Wiesen, ein potentieller und möglicherweise früherer Salbei-Glatthaferwiesen-Standort. Die Spenderflächen waren artenreiche Glatthaferwiesen im NSG/LSG Hockenheimer Rheinbogen, die im Vorjahr durch Mähdreschermahd beerntet wurden.

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Kurz vor der Aussaat wurde die Empfängerfläche gegrubbert und geeggt. Die Aussaat erfolgte mit der Hand im Mai 2006. Der erwünschte Erfolg ist hier leider nicht eingetreten. Es haben sich keine typischen Arten der Salbei-Glatthaferwiesen etablieren können, da die wenigen, aufgelaufenen Wiesenpflanzen von Acker“un“kräutern überwuchert wurden. Als Ursache für die fehlgeschlagene Wiesenansaat kommt die Witterung im Frühjahr 2006 in Betracht: Der Zeitpunkt der Aussaat im Mai 2006 war aus zweifacher Sicht ungünstig, weil erstens im Anschluss an die Aussaat über zwei Wochen eine trockene Witterung herrschte und zweitens die vorhandenen Ackerwildkräuter einen Startvorteil hatten. Es wäre sinnvoll gewesen, die Maßnahme im Herbst durchzuführen, aber dies war nicht möglich, weil das Projekt erst im Jahr 2006 startete. b) Mähgutauftrag Ein Beispiel eines Mähgutauftrages war die Aufwertung einer artenarmen Wiese des NABU Mosbach im Neckar-Odenwald-Kreis. Diese Wiese ist durch Selbstbegrünung eines Ackerstandortes vor ca. 10 Jahren entstanden. Die Spenderfläche war eine zweischürig genutzte trespenreiche Salbei-Glatthaferwiese. In der Regel wurde auf allen Versuchsstandorten jeweils durch Fräsen ein Saatbett bereitet. Das Mähgut wurde in einer ca. 10 cm dicken Schicht auf den vorbereiteten Empfängerflächen verteilt. Die Mähgutübertragung mit einem Rundballen funktionierte sehr gut. Die Fläche hat sich inzwischen begrünt. Der Erfolg im Hinblick auf die ausgesäten Arten bzw. die Methode des Mähgutauftrages wird sich jedoch erst im Laufe der Jahre 2007 / 2008 und im Verlauf der folgenden Jahre beurteilen lassen.

Abb.11: Mit dem Mähgut werden Samen auf die Empfängerfläche ausgebracht. Das Mähgut schützt gleichzeitig die Keimlinge.

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Fazit und Ausblick: Für eine Beurteilung der Günland-Aufwertungsmaßnahmen ist es noch zu früh. Die Durchführung der Grünland-Aufwertungsmaßnahmen diente in erster Linie der Erprobung der diesbezüglichen Zusammenarbeit mit Landwirten. Diese war erfolgreich - ebenso wie das Sammeln von ersten Erfahrungen mit der Arbeitstechnik. Der Erfolg wird sich jedoch erst im Laufe des Jahres 2007 und im Laufe der folgenden Jahre bewerten lassen.

3.3.3. Lokale Obstsortensortengärten Die Anlage von Obstsortengärten mit lokalen und regionaltypischen Obstsorten ist eine weitere aktive Maßnahme zur Erhöhung der Biodiversität auf landwirt-schaftlichen Flächen. Die Aufpflanzung und Pflege von Streuobstwiesen mit lokalen Obstsorten ist ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der genetischen Vielfalt und zur Bereicherung des Landschaftsbildes. Der Strukturreichtum von Streuobstwiesen ist Lebensraum für viele Tierarten wie z.B. Steinkauz, Siebenschläfer, Fledermäuse und Insekten. Die Arbeit zum Thema Streuobst stellte innerhalb des Projektes EVA nur ein kleines Ergänzungsmodul dar, da es bereits viele andere Projekte und Initiativen zum Thema Streuobst gibt. Im Rahmen des Ergänzungsmoduls ging es insbesondere darum, auf lokale Obstsortengärten zur Sicherung des genetischen und kulturellen Erbes aufmerksam zu machen. Abb.12: Pflanzen eines Obsthochstammes mit Pfahl und Drahtkorb gegen Wurzelverbiss. Auf dem Unterbühlhof von Herrn Fischer in Höri am Bodensee konnte im Rahmen des EVA-Projektes ein 2 ha großer Sortenpark mit lokalen Obstbaumsorten angelegt

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werden (insgesamt 120 Hochstämme, siehe Tabelle 6). Eine Vermarktung des Obstes findet in Zusammenarbeit mit einer ortsansässigen Mosterei statt. Die langfristige Pflege der Streuobstbestände übernimmt eine Behindertengruppe unter Betreuung von Herrn Fischer. Tabelle 6: Liste der gepflanzten Hochstämme auf dem Unterbühlhof

Sortenname Adamsparmäne Biesterfelder Renette Bittenfelder Blauacher Wädenswil Brettacher Champagner Renette Doppelter Bellefleur Edelborsdorfer Eifeler Rambur Erbachhofer Weinapfel Finkenwerder Prinzenapfel Geflammter Kardinal Gehrers Rambur Gelber Edelapfel Goldrenette von Blenheim Grahams Jubiläumsapfel Harberts Renette Hauxapfel Hilde Kaiser Wilhelm Luxemburger Renette Martens Sämling Maunzenapfel Mutterapfel Rewena Rheinischer Bohnapfel Rheinischer Krummstiel Rheinischer Winterrambur Riesenboiken Rote Sternrenette Schöner aus Boskoop Schöner aus Wiltshire Schwaikheimer Rambur Schwarzschillernder Kohlapfel Topaz Wettringer Taubenapfel

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Angeregt durch die Auftakt-Tagung des Projektes EVA in Schwetzingen (siehe Kapitel 3.2.1) legten die Mitglieder des Förderkreises regionaler Streuobstbau (FÖS) in Mäusberg (Stadt Schrozberg) einen Obstsortengarten mit insgesamt 25 regionaltypischen Apfel- und Birnensorten an (siehe auch Kapitel 5.3). Der Obstsortengarten ist öffentlich zugänglich und soll Interessierte über die lokalen Obstsorten informieren und zum Nachpflanzen animieren. Gepflanzte Arten waren u. a.: Brettacher Bohnapfel, Himbeerapfel, Wettringer Taubenapfel und Winter-taffeapfel. Fazit und Ausblick: Zur Pflanzung von Streuobst gibt es bereits vielfältige Erfahrungen in vielen Gemeinden und Naturschutzgruppen. Für Streuobstwiesen und für die Erhaltung von lokaltypischen Hochstamm-Obstbäumen lassen sich - wie beispielhafte Anpflanzungen des EVA- Projektes zeigen - sowohl Landwirte als auch andere Gruppen begeistern. Besonders wichtig sind die fachlich korrekte und regelmäßige Betreuung sowie die Pflege der Bestände in den Folgejahren. Dazu gehören sowohl der regelmäßige, fachgerechte Pflegeschnitt der Bäume, als auch die Pflege der Obstbaumwiesen in Form von zweimaliger Mahd oder extensiver Beweidung.

3.4. Erstellung Handlungsanleitungen Wie in Kapitel 3.3 dargestellt, wurden landesweit an 12 Orten und auf insgesamt 25 Flächen Aufwertungsmaßnahmen durchgeführt. Die gesammelten Erkenntnisse wurden dazu verwendet, praxisnahe Handlungsanleitungen zur Aufwertung von Acker- und Grünlandflächen sowie Streuobstwiesen zu erstellen (siehe Kapitel 5.5). Mit diesen ist es möglich, die gewonnenen Erfahrungen auf andere Flächen zu übertragen und interessierten Naturschützern, Landwirten etc. einen konkreten Leitfaden zur Verfügung zu stellen. Insgesamt wurden 5 Handlungsanleitungen erstellt: 1. Lebendige Vielfalt in Getreideäckern - Handlungsanleitung: Lichtstreifen Diese Handlungsanleitung informiert über die Anlage von Lichtstreifen in Ackerflächen, mit denen es möglich ist, Ackerwildkräuter (z.B. Kornblume, Mohn, Ackerringelblumen) anzusiedeln und gleichzeitig Lebensräume für früher häufige Tierarten zu schaffen. Ziel der Anlage von Lichtstreifen ist, wertvollen Lebensraum zu schaffen und gleichzeitig die landwirtschaftliche Nutzung der Ackerfläche möglichst geringfügig einzuschränken. In der Anleitung wird die Durchführung der Methode kurz skizziert und es werden wichtige Tipps zur Aussaat, Saatgutgewinnung und Dokumentation gegeben.

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2. Lebendige Vielfalt in Ackerflächen - Handlungsanleitung: Blühstreifen und Blühflächen

Blühstreifen und -flächen sind wichtige Nahrungsquellen und Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten. Diese Handlungsanleitung zeigt praxisnahe Möglichkeiten auf, mit der die Biodiversität in Ackerflächen befördert und initiiert werden kann. Es werden zwei Einsaat-Möglichkeiten vorgestellt und praktische Hinweise zur Durchführung gegeben. Außerdem werden Saatgutempfehlungen (Zusammen-setzung, Menge, Kosten) ausgesprochen und geeignete Wildkrautarten für die Eigenwerbung von gebietsheimischem Saatgut vorgestellt. 3. Lebendige Vielfalt auf Wiesen und Weiden - Handlungsanleitung: Mähgutauftrag In dieser Handlungsanleitung wird die Technik des Mähgutauftrages (Heumulchsaat) vorgestellt, mit der artenarme Wiesen durch die Ausbringung von Mähgut artenreicher Wiesen aufgewertet werden können. Diese Methode ist eine einfache und effiziente Möglichkeit, wenn Spender- und Empfängerflächen lokal nah beieinander liegen. In der Handlungsanleitung werden wichtige Kriterien zur Auswahl von Spender- und Empfängerfläche dargestellt. Außerdem werden Tipps zur Vorbereitung der aufzuwertenden Fläche sowie eine detaillierte Anleitung zur Auftragung des Mähgutes gegeben. 4. Lebendige Vielfalt auf Streuobstwiesen - Handlungsanleitung: Lokale Obstsorten Die Anpflanzung und Pflege von Streuobstwiesen mit lokalen Obstsorten ist ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der genetischen Vielfalt. In dieser Handlungsanleitung wurden die wichtigsten Schritte zur Anlage einer Streuobstwiese zusammengetragen - vom Erwerb sortenechter, regionaltypischer Hochstämme über die fachgerechte Pflanzung bis hin zu unerlässlichen Pflegemaßnahmen. Es werden Tipps zu Schnittmaßnahmen, Düngung und Wiesenpflege, sowie Anregungen zu Aktionen rund um das Thema „lokale Streuobstwiesen“ gegeben. 5. Lebendige Vielfalt in Kirchengemeinden - Handlungsanleitung für Kirchen-

gemeinden Diese Handlungsanleitung informiert über die Möglichkeiten, die sich innerhalb von Kirchengemeinden bieten, um die biologische Vielfalt auf kircheneigenen Acker- und Grünlandflächen oder Streuobstwiesen zur erhöhen und zu initiieren. Es wird über eine Vielzahl von Aktionsideen informiert, die in die kirchliche Gemeindearbeit oder in Gottesdienste und kirchliche Festtage integriert werden können.

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3.5. Vernetzungsinitiativen Das Projekt EVA verfolgte den Weg, durch Vernetzung von Initiativen, Aktiven und eine breite Öffentlichkeitsarbeit den Grundstein für eine landesweite Umsetzung von Vielfalt-Projekten zu legen, den Austausch zu fördern und zum Mitmachen anzuregen. Der NABU Baden-Württemberg arbeitet hierfür in Kooperation mit den Evangelischen Landeskirchen in Baden und in Württemberg, dem Evangelischen Bauernwerk Württemberg und dem Netzwerk Blühende Landschaft zusammen. Durch Tagungen, Workshops, Vorträge und Exkursionen konnte ein fachlicher Austausch zwischen Vertretern von Behörden, Kirchen, Verbänden, Landwirten sowie Aktionsgruppen und Initiativen stattfinden. Experten berichteten während Tagungen und Workshops über ihre Erfahrungen, Arbeiten und Probleme im Bereich des Ackerflächen-, Grünland- und Streuobstwiesenschutzes. Mit Hilfe dieses Erfahrungsaustausches und den geführten Diskussionen wurde auf die Möglichkeiten, Perspektiven, aber auch auf Schwierigkeiten von Aufwertungs-möglichkeiten und -projekten aufmerksam gemacht und eine Initiierung neuer Initiativen vor Ort in verschiedenen Landesteilen angeregt. Das Projekt initiierte eine Vernetzung der folgenden Zielgruppen: Erste Zielgruppe waren potenzielle Partner vor Ort in allen Landesteilen. Dazu zählen sowohl Naturschutzgruppen, kirchliche Gruppen mit Umweltinteressen als auch Landwirte, Imker u. v. m. Im Rahmen des Projektes konnte die Zusammenarbeit zwischen NABU-Gruppen und Landwirten vor Ort initiiert werden. So legte z.B. im Raum Kirchheim ein konventioneller Landwirt auf seiner Ackerfläche Lichtstreifen an, welche von der ortsansässigen NABU-Gruppe gepflegt und von landwirtschaftlich unerwünschten Problemkräutern freigehalten wurden. Ebenfalls in Kirchheim wurde von einem kirchlichen Jugendverein ein Obstsortengarten angelegt, der finanziell von der Stadt Kirchheim unterstützt wurde. Im Laufe des Projektes wurde deutlich, dass eine förderliche Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Interessensgruppen möglich ist und sowohl von Seiten der Landwirtschaft als auch von Seiten des Naturschutzes Potenzial für eine dauerhafte und gute Zusammenarbeit besteht. Eine weitere sehr wichtige Zielgruppe für die Durchführung von Aufwertungs-maßnahmen waren Planungsbüros, Kommunen und Vertreter von Behörden unterschiedlichen Ebenen. Da diese Gruppe als Handlungs- und Entscheidungs-träger landesweit sehr viel umsetzen kann, ist die Unterstützung von

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Aufwertungsmaßnahmen in Zusammenarbeit mit der Agrar- und Naturschutz-verwaltung von elementarer Bedeutung. Neben der staatlichen Verwaltung gehören zu dieser Zielgruppe praktisch alle Gemeinden im Land, die z.B. über Pachtverträge entsprechende Maßnahmen vorgeben können, sowie Planungsbüros, die Projekte vor Ort planen und umsetzen. Die Tagungen und Workshops stellten ein Forum dar, in dem z.B. Vertreter aus der Kommunalpolitik Stellung zu bürokratischen Fragestellungen, kommunalen Förder-programmen und Perspektiven für künftige Rahmenregelungen bezogen. Es konnten positive Beispiele für eine seit Jahren dauernde gute Zusammenarbeit zwischen Landwirten und Kommunen - z.B. im Ackerrandstreifenprogramm der Stadt Heilbronn - vorgestellt werden, die gleichzeitig als Anregung für neue Projekte und Programme dienen. Die Möglichkeit, sich fachlich über aktuelle Problemstellungen wie die Verwendung gebietsfremden Saatgutes oder die rechtlichen Grundlagen von Agrarumwelt-maßnahmen auszutauschen wurde von staatlichen Vertretern, Kommunen und Planungsbüros daher gerne angenommen. Während der Workshops kam es zu einem regen Austausch der einzelnen Interessensvertreter und es wurden Lösungsansätze für aktuelle Fragestellungen formuliert (siehe Kapitel 3.2.3). Im Weiteren flossen Ergebnisse aus den Blühstreifen-Erprobungen in die Entwicklung des Blühflächenprogrammes im neuen Agrarumweltprogramm MEKA III ein, indem der Projektleiter Mitglied einer vom MLR einberufenen Arbeitsgruppe war. Als dritte Zielgruppe sollte die Öffentlichkeit angesprochen werden. Die EVA- Flyer wurden hierzu u.a. von zahlreichen NABU-Gruppen, in Kirchen, in Rathäusern und in Behörden ausgelegt. Gleichzeitig wurde mit Hilfe von Handlungsanleitungen ein Leitfaden für Interessierte entwickelt, der zur Nachahmung auf eigenen Grundstücken oder in Zusammenarbeit mit ortsansässigen Landwirten oder Vereinen anregte. Die in der Laufzeit des Projektes initiierte Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Interessensgruppen vor Ort sollte das Fundament für zukünftige Initiativen liefern. Im Rahmen des Projektes durchgeführte Umsetzungsprojekte vor Ort dienten hierbei als Ausgangspunkt, von dem gewonnene Erfahrungen dieser „Vielfalt-Initiativen“ genutzt und in Form von klaren Handlungsanleitungen aufbereitet wurden.

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3.6. Ergebnisse der Umfragen Zur Planung und Umsetzung der erforderlichen Aufwertungsmaßnahmen ist es hilfreich, aktuelle und detaillierte Informationen und Erfahrungen aus den Landratsämtern, von Kirchengemeinden und NABU-Gruppen zusammenzutragen. Diese Recherchearbeiten dienten dazu, fundierte Erfahrungen im Projekt zu sammeln, aufzubereiten und für die weitere Umsetzung zur Verfügung zu stellen. Es wurde ein Fragebogen zum Projekt EVA entwickelt, der an insgesamt 44 Landratsämter (35 Landkreise sowie 9 kreisfreie Städte), 500 kirchliche Adressen und 244 NABU-Gruppen versandt wurde. Mit Hilfe der Fragebögen sollte Folgendes in Erfahrung gebracht werden: � Wie bekannt ist das Projekt EVA in der Öffentlichkeit? � Bestand und derzeitige Nutzung von Acker- und Grünlandflächen von

Kirchengemeinden und NABU-Gruppen: � Wie viele Acker- und Grünlandflächen befinden sich im Besitz von

Kirchengemeinden und NABU-Gruppen? � Welche Nutzung findet derzeit auf diesen Flächen statt? � Bestehen ein potenzielles Interesse und die Möglichkeit, diese Flächen

ökologisch aufzuwerten? � Bestand und derzeitige Nutzung von Vertragsnaturschutzflächen in den

Landkreisen: � Wie viele Vertragsnaturschutzflächen gibt es in den einzelnen Landkreisen

(speziell zum Schutz der Ackerwildkräuter und zur Aufwertung von artenarmem Grünland)?

� Ist prinzipiell das Interesse vorhanden, diese Flächen ökologisch aufzuwerten?

� Gibt es in den Landkreisen Streuobstsorten-Gärten oder landkreisspezifische Sortenlisten mit lokaltypischen Obstsorten?

� Besteht grundsätzlich Interesse an Informationen und weiterführenden Gesprächen zu den einzelnen Themenbereichen (Ackerwildkrautschutz, Aufwertung von Grünland und Streuobstwiesen)?

Die Auswertung der Befragung erbrachte folgende Ergebnisse: 1. Landratsämter Der Rücklauf der von den Landkreisen und kreisfreien Städten beantworteten Fragebögen war mit 34 von 44 ausgesandten Fragebögen sehr gut (77%, Abb.13). Fast alle Landratsämter fanden das Projekt EVA ausgesprochen interessant (79%), 44% der Ämter hatten bereits vor der Anfrage von dem Projekt gehört und 41% der Ämter kannten das Projekt bereits über den Informations- Flyer.

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Abb.13: Anzahl der an die Landratsämter verschickten Fragebögen und deren Rücklauf Insgesamt 62% der Landkreise haben Vertragsnaturschutzflächen zum Schutz der Ackerwildkräuter (Abb.14). Dies sind zusammen 133 Flächen mit einer Gesamtgröße von 62,6 ha. 50% der Landkreise sehen Bedarf und entsprechende Möglichkeiten, um auf ihren Flächen Maßnahmen zum Schutz der Ackerwildkräuter und zur Entwicklung von Feldflorareservaten durchzuführen, während nur 26% der Landkreise dazu kein Potenzial sehen. Abb.14: In 21 von insgesamt 34 Landkreisen bestehen bereits Vertragsnaturschutz-flächen zum Schutz von Ackerwildkräutern.

Gibt es in Ihrem Landkreis Vertragsnaturschutzflächen zum Schutz der

Ackerwildkräuter?

21

12

1

ja nein keine Angabe

13

11

12

910

7

9

7

0

2

4

6

8

10

12

14

Anz

ahl F

rage

böge

n

RP Stuttgart RP Freiburg RP Karlsruhe RP Tübingen

Rücklauf je Regierungspräsidium

verschickt zurück

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Auf Grünland-Vertragsnaturschutzflächen besteht ebenfalls ein großer Bedarf an Aufwertungsmaßnahmen, da in immerhin 68% der Landkreise trotz extensiver Bewirtschaftung relativ artenarme Grünlandflächen vorhanden sind (Abb.15). Insgesamt ergab der Rücklauf, dass in den 34 Landkreisen 275 Grünlandflächen mit 565 ha als Vertragsnaturschutzflächen bewirtschaftet werden. Die Auswertung zum Themenbereich „Streuobstwiesen“ fiel ebenfalls positiv aus, da 56% der Landkreise bereits über Streuobst- Sortengärten verfügen und sogar 23 Landkreise Sortenlisten mit lokaltypischen Streuobstsorten führen (Siehe Tabelle 7 im Anhang). Abb.15: In insgesamt 23 Landkreisen existieren artenarme Vertragsnaturschutz-flächen. Abb.16: 18 von insgesamt 34 Landratsämtern zeigten Interesse an einer ökologischen Aufwertung von Vertragsnaturschutzflächen, die trotz extensiver Bewirtschaftung artenarm geblieben sind.

Gibt es in Ihrem Landkreis

Vertragsnaturschutzflächen im Grünland, die trotz extensiver Bewirtschaftung relativ artenarm sind?

23

7

4

ja nein keine Angabe

Gibt es prinzipiell Interesse an einer ökologischen Aufwertung dieser Flächen?

18

3

11

2

ja nein keine Angabe sonstiges

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2. Kirchengemeinden Die Resonanz der Kirchengemeinden war bedauerlicherweise sehr schlecht: von den angeschriebenen Gemeinden sendeten nur 3 einen ausgefüllten Fragebogen zurück. Das dürfte darauf zurückzuführen sein, dass der Spätherbst und die beginnende Adventszeit für viele Kirchen eine besonders stark beanspruchte Zeit ist. Eine Auswertung der Fragebögen mit Angabe von Zahlenwerten ist aufgrund des geringen Rücklaufes nicht möglich. 3. NABU-Gruppen Von den angeschriebenen 244 NABU- Gruppen wurden insgesamt 33 ausgefüllte Fragebögen zurückgesendet (13,5%). Die Auswertung dieser Bögen verdeutlichte, dass immerhin 69% der Gruppen schon vor Erhalt des Fragebogens über das Projekt EVA informiert waren und fast alle Gruppen (94%) die Projektidee ansprechend fanden (Abb.17). Allerdings kannten nur insgesamt 24% der Gruppen die Homepage des Projektes. Von den insgesamt 33 NABU- Gruppen haben 22 Gruppen eigene oder gepachtete Flächen, von denen auf immerhin 14 Flächen eine ökologische Aufwertung möglich und sinnvoll wäre. Auch das Interesse und die Bereitschaft Aufwertungsmaßnahmen durchzuführen, wurde von 45% der NABU- Gruppen gezeigt (Abb.18 und Abb.19).

Haben Sie Interesse an einer Aufwertung Ihrer Flächen (Insgesamt haben 22 NABU-Gruppen

Flächen)?

151

6

ja nein keine Angabe

Spricht Sie die Projektidee an?

31

0 2

ja nein keine Angabe

Abb.17: 31 von insgesamt 33 NABU-Gruppen fanden die Idee des EVA-Projektes ansprechend.

Abb.18: Mehr als die Hälfte der NABU-Gruppen zeigten ein deutliches Interesse an einer Aufwertung ihrer eignen Flächen.

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Abb.19: Die Hälfte der NABU-Gruppen sah konkrete Umsetzungsmöglichkeiten auf den eigenen Flächen. Vorteilhaft ist in diesem Zusammenhang, dass insgesamt 57,5% der Ortsgruppen geeignete, „naturfreundliche“ Landwirte kennen, mit denen eine Zusammenarbeit stattfinden kann. Abb.20: 22 NABU- Gruppen wären bereit, sich bezüglich der Durchführung von Aufwertungsmaßnahmen mit den zuständigen Behörden in Verbindung zu setzen. Auch die Bereitschaft, mit den zuständigen Bau- und Umweltämtern Kontakt aufzunehmen war mit insgesamt 66% der Gruppen ausgesprochen hoch (Abb.20). Jedoch zeigten nur 33% der Gruppen Interesse an weiterführenden Beratungs-gesprächen (Siehe Tabelle 8 im Anhang).

Haben Sie Interesse an einer Kontaktaufnahme mit den Bau- und Umweltämter zwecks

Aufwertungsmaßnahmen?

22

7

4

ja nein keine Angabe

Ist eine ökologische Aufwertung aus Iher Sicht möglich (Insgesamt haben 22

NABU-Gruppen Flächen)?

14

5

3

ja nein keine Angabe

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3.7. Resonanz zum Projekt / Arbeit an weiteren Umsetzung s-Perspektiven Die Resonanz auf das EVA- Projekt war insgesamt sehr positiv. Interessierte wurden zum einen über die Verweise auf den Internetseiten des NABU Baden-Württemberg, der Evangelischen Landeskirchen in Baden und in Württemberg auf das Projekt aufmerksam. Im Folgenden wird die Resonanz der einzelnen Zielgruppen dargestellt:

• Behörden und Gemeinden Die Resonanz von Behörden und Gemeinden auf das Projekt EVA war durchweg gut. Zum einen wurden die Tagungen und Workshops, die im Rahmen des Projektes stattfanden, von Vertretern sowohl der Ministerien, als auch der Straßenbau- und Flurneuordnungsverwaltungen der Regierungspräsidien und Landratsämter und auch der Kommunen besucht. Die Möglichkeit, sich zu aktuellen Fragestellungen auszutauschen und zu Problemen Stellung zu beziehen, wurde somit gerne angenommen. Auch die Fragebögen, die an die Landratsämter verschickt wurden, zeigten eine gute Resonanz. Durch das Projekt EVA initiiert, werden in einigen Gemeinden bereits Aufwertungsmaßnahmen geplant. So wurde z.B. in Plankstadt im Rahmen des Pflegekonzeptes der Flurneuordnung der Einsatz von Heumulchsaat, die Durchführung von Ackeraufwertungsmaßnahmen und die Anlage eines Obstsortengartens anvisiert.

• NABU-Gruppen Durch das Projekt wurden einige Aufwertungsmaßnahmen initiiert. So wurden z.B. eine Wiesenaufwertung mit Hilfe von Heumulchsaat im Rahmen des 750jährigen Stadtjubiläums der Stadt Rottburg in Zusammenarbeit von Landwirten, Gemeinde-verwaltung und NABU- Gruppen durchgeführt. Die NABU-Gruppe Schwetzingen legte im Landschaftsschutzgebiet Schwetzinger Wiesen in den Rheinauen eine Wildwiese mit Heudrusch auf einem stillgelegten Acker an. Zahlreiche NABU-Gruppen haben darüber hinaus die EVA-Ausstellung für Veranstaltungen und Aktionen bestellt.

• Kirchengemeinden

Auch die Kirchengemeinden konnten einen Zulauf an Fragen zum Projekt EVA verzeichnen. Interessierte Gemeindemitglieder und Vertreter der Kirchen wie Kirchenräte informierten sich bei den kirchlichen Ansprechpartnern über mögliche Aktionsgruppen und eine eventuelle Verlängerung des Projektes. Dabei wurde deutlich, dass vereinzelt Gemeindemitglieder selbst schon Aktivitäten z.B. unter dem Stichwort „Blühende Gemeinde“ ins Leben gerufen haben und sich somit vielfältige Möglichkeiten zu einer Vernetzung von Aufwertungsmaßnahmen

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bieten. Mehrere Gemeindemitglieder brachten zum Ausdruck, dass eine Zusammenarbeit zwischen Kirchen, NABU und dem Netzwerk blühende Landschaft als ausgesprochen positiv bewertet wird. Allerdings war die Resonanz der Kirchen insgesamt eher gering (vgl. Fragebogen-Rücklauf, Kapitel 3.6).

• Landwirte

Das Projekt zeigte, das eine gute Zusammenarbeit mit Landwirten möglich ist. Die angesprochenen Landwirte konnten schnell für die Durchführung von Aufwertungs-maßnahmen auf Randstreifen oder -flächen gewonnen werden, solange sich diese ohne großen Aufwand durchführen ließen. Gerade ältere Landwirte freuten sich, wenn in ihren Äckern wieder Kornblumen und Mohn blühten und fühlten sich an das Aussehen der Äcker in ihrer Jugendzeit erinnert. Auch ein gewisser Stolz zeigte sich bei den Landwirten, da sie aktiv etwas zur ästhetischen Verschönerung ihrer heimischen Landschaft beitrugen, was wiederum auf positive Resonanz in der Bevölkerung stieß. Allerdings zeigte sich bei den Landwirten, wie auch bei den anderen Aufwertungs-initiativen, dass eine vertrauensvolle und von guter Sachkenntnis (oder zumindest Sachinteresse) geprägte Zusammenarbeit erforderlich ist, um dauerhaft erfolgreich zu sein. Hier ist ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch mit den Landwirten essentiell. Die gute Resonanz auf das Projekt EVA zeigt, dass auch in Zukunft Potenzial für eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen einzelnen Interessensgruppen besteht. Obwohl das Projekt an sich abgeschlossen ist, ist genügend Potenzial und Bedarf an ökologischen Aufwertungsmaßnahmen vorhanden und auch das nötige Interesse der Bevölkerung ist geweckt.

3.8. Kommunales Biodiversitäts- Aktionsprogramm EVA und viele andere kommunale Projekten inner- und außerhalb Baden-Württembergs haben Wege zur Aufwertung der vielerorts verarmten Agrar-landschaften aufgezeigt. Für den Schutz der wertvollen Kulturlandschaft Baden-Württemberg ist es wichtig, dass dieser nachhaltig ist und es nicht nur wenige, einzelne Projekte vor Ort gibt. Vielmehr sollte eine breit angelegte Initiative des Landes Baden-Württemberg für die Erhaltung und Aufwertung der Kultur- und Agrarlandschaft gestartet werden, bei der viele Handlungsträger einzubinden sind. Dies sind nicht nur die Naturschutzgruppen im Land, sondern auch alle Gemeinden und Landkreise sowie das Land Baden-Württemberg als Träger des Maßnahmen- und Entwicklungsprogramms Ländlicher Raum. Perspektiven für die Umsetzung dieser aus fachlicher Sicht gebotenen Maßnahmen könnten sich zum einen über ein landesweites Biodiversitäts- Aktionsprogramm des Landes bieten, welches derzeit vom Land Baden-Württemberg entwickelt wird. An der Umsetzung von Erhaltungs- und Aufwertungsmaßnahmen des lokalen, aber

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auch des landesweiten Natur- und Kulturerbes sollte sich jede der 1.109 Gemeinden des Landes beteiligen.

• Förderung kommunaler Ackerwildkraut-Schutzäcker

Der Schutz gefährdeter Ackerwildkräuter kann nur als Biotopschutz erfolgen, da sich diese Arten nur mit einer ackerbaulichen Nutzung erhalten lassen. Hierfür sind langfristige Absprachen mit Landwirten, Anbaupläne und Ausgleichszahlungen für die Ertragsausfälle Voraussetzung.

Erstrebenswert wären Ackerwildkraut-Schutzäcker in allen Gemeinden des Landes mit Ackerbau. Diese Schutzäcker sollen in der Regel rund 1 ha groß sein (ggf. mehrere Parallelparzellen zur Durchführung von Fruchtfolgen). Bei insgesamt rund 1.100 Gemeinden im Land ist dies für ca. 800 Gemeinden in Baden-Württemberg relevant.

Es ist zu prüfen, ob die Maßnahmen zum Schutz bzw. zur Aufwertung und Schaffung artenreicher Ackerflächen durch die Ökopunkteregelung realisiert werden können.

• Förderung lokaler Rebvielfaltflächen

Neben Ackerbau, Grünlandbewirtschaftung und Streuobstbau ist in Baden-Württemberg auch der Weinbau von großer Bedeutung.

Weinberge sind wichtige Flächen für Artenschutzmaßnahmen in der Agrarlandschaft, da sie zumeist in kleinflächigen, terrassierten und nicht flurbereinigten Lagen anzutreffen sind. Böschungen und Weinbergsmauern sind wichtige Kleinbiotope für viele Tier- und Pflanzenarten, wie z.B. die Wildtulpe (Tulipa sylvestris) oder den Milchstern (Ornithogalum umbellatum), die in dem nicht zu tief bearbeiteten Weinbergsboden optimale Wuchsbedingungen finden.

Für den Schutz der Rebvielfaltflächen existieren bislang keine speziellen Maßnahmenprogramme - doch auch hier besteht die Notwendigkeit zur Förderung der lokaler Vielfalt, um den Bestand an wärmeliebenden Tier- und Pflanzenarten der Weinberge zu sichern und zu erhöhen.

• Förderung artenreicher Grünland-Saatgutflächen

Artenreiches Grünland gibt es noch in vielen Regionen und Gemeinden von Baden-Württemberg. Diese Wiesen müssen vorrangig durch geeignete, extensive Nutzung und Pflege dauerhaft erhalten werden. Aber auch für die Anlage neuer Grünlandflächen können diese artenreichen Flächen genutzt werden.

Wenn in jedem Landkreis mehrere artenreiche Grünland-Saatgutflächen zur Verfügung stehen, die entsprechend bewirtschaftet und gepflegt werden und einige Landwirte speziell in der Durchführung „Mähgutauftrag“ oder Heudrusch aus artenreichen Grünlandflächen geschult werden, könnte generell eine allmähliche Wiederaufwertung artenarmer Flächen und Neuanlage artenreicher Flächen erfolgen. Diese „Spenderfläche“ braucht in der Regel nur wenige Dutzend ha groß sein. Da ortsansässige Landwirte diese Maßnahmen durchführen, findet auch eine lokale Wertschöpfung statt.

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• Förderung lokaler Obstsortengärten

Streuobstbau hat in Baden-Württemberg eine lange Tradition. Streuobstwiesen sind ein Stück Kulturlandschaft, das die Belange des Naturschutzes, die biologische Vielfalt und die Nutzbarkeit durch den Menschen miteinander verbindet.

Heute sind im Zuge der Nutzungsaufgabe und Intensivierung des Obstanbaus wichtige Maßnahmen zum Schutz von Streuobstwiesen zu treffen. Vordringlich ist die Erhaltung und Pflege der bestehenden Bestände. Aber das Pflanzen hochstämmiger Obstsortengärten mit den lokaltypischen Obstsorten in jeder Gemeinde („Hochstamm-Arboreten“) könnte dem Streuobstbau neue Impulse geben. Diese Obstsortengärten, die ohne Einsatz synthetischer Behandlungsmittel bewirtschaftet werden sollten, können zu Demonstrations- und Anschauungszwecken, aber auch zur Gewinnung von Edelreisern in begrenztem Umfang genutzt werden. In jeder Gemeinde können dies 10-50 lokaltypische Obstsorten sein (Apfel, Birne, Zwetschge, Kirsche, Walnuß etc.), womit ein landesweites Netzwerk zur Erhaltung der Sortenvielfalt entstehen könnte.

• Einführung eines Systems von Vielfalt-Beobachtern („biodiversity-watcher“)

Generell ist es wichtig, die Bevölkerung bei der Etablierung eines nachhaltigen Biodiversitäts-Landes Baden-Württemberg mitzunehmen. Es knnte in diesem Zusammenhang ein System von Vielfalt-Beobachtern und -Managern in Baden-Württemberg geschaffen werden.

Dabei beobachten und melden interessierte ehrenamtliche Beobachter aus allen Teilen des Landes den Erhaltungsstatus bestimmter Arten und Lebensräume. Außerdem könnten sie die Management-Maßnahmen auf der lokalen Ebene dokumentieren und kontrollieren. Solche Vielfalt-Beobachter und -Manager („biodiversity-watcher“ und „biodiversity-manager“) könnten einen wichtigen Baustein in einem Biodiversitäts- Netzwerk in Baden-Württemberg darstellen.

V

Elemente für einen Biodiversitäts-Aktionsplan des L andes: - Förderung kommunaler Ackerwildkraut-Schutzäcker - Förderung lokaler Rebvielfaltflächen - Förderung artenreicher Grünland-Saatgutflächen - Förderung Lokaler Obstsortengärten - Einführung eines Systems von Vielfalt-Beobachtern („biodiversity-watcher“) - Unterstützung kommunaler Agrarumweltprogramme Abb.21: Checkliste für einen Biodiversitäts-Aktionsplan des Landes Baden-Württemberg

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4. Literatur

• Biewer, H. (1997): Regeneration artenreicher Feuchtwiesen.- In: Biewer, H. &

Poschlod, P. (Hrsg.): Regeneration artenreicher Feuchtwiesen im Federseeried. Vegetation, Stand-orte und Bestandsdynamik nach Diasporeneintrag.- Karlsruhe, S. 11-323.

• Bosshard, A. (1999): Renaturierung artenreicher Wiesen auf nährstoffreichen

Böden. Ein Beitrag zur Optimierung der Aufwertung der Kulturlandschaft und zum Verständnis mesischer Wiesen-Ökosysteme. - Diss. Botanicae 303, Stuttgart, 201 S.

• Donath, T. W., N. Hölzel & A. Otte (2003): The impact of site conditions and seed

dispersal on restoration success in alluvial meadows. Applied Vegetation Science 6: 13-22.

• Hutchings, M. J. & K. D. Booth (1996): Studies on the feasibility of re-creating

chalk grassland vegetation on ex-arable land. The potential roles of the seed bank and the seed rain. Journal of Applied Ecology 33: 1171-1181.

• Jansen, A. J. M. & J. G. M. Roelofs (1996): Restoration of Cirsio-Molinietum wet

meadows by sod cutting. Ecological Engineering 7: 279-298. • Treiber, R. & Nickel, E. (2002): Gräser und Kräuter am richtigen Ort. Begrünung

mit regionalem Samenmaterial als Beitrag zur Erhaltung der naturraumeigenen Pflanzen-arten und genetischen Typen.- Aufl., Karlsruhe, 4

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5. Anhang 5.1. Tagungsprogramme der einzelnen Tagungen 5.1.1. Tagungsprogramm der Auftakttagung in Schwetz ingen am 24.03.2006

10.00 Uhr Begrüßung und Grußworte

- Till Mettig (NABU Baden-Württemberg)

- Manfred Fehrenbach (Stiftung Naturschutzfonds Baden-Würrtemberg)

- Dr. Hans-Hermann Böhm (Evangelische Landeskirche in Württemberg)

- Herrmann Witter (Evangelische Landeskirche in Baden)

- Britta Weitbrecht (Netzwerk Blühende Landschaft)

10.30 Uhr Dr. Rainer Oppermann (NABU Baden-Württemberg): Vorstellung des EVA-Projektes

11.00 Uhr Prof. Dr. em. Dieter Rodi (Arbeitskreis Naturschutz Ostwürttemberg, Raum Schwäbisch Gmünd): Bemühungen zum Schutz der Feldfora in Ostwürttemberg

11.30 Uhr Dipl. Biol. Martin Weiß (Büro Dipl. Biol. Karin und Martin Weiß; Naturschutzwart im Nordostalb-Gau): Ackerwildkrautprojekt am württembergischen Riesrand und Ableitung für das EVA-Projekt

12.00 Uhr Dr. Andreas Bosshard (Ö+L Büro für Ökologie und Landschaft): Mehr artenreiche Wiesen und Weiden! Erfahrungen, Konzepte und Perspektiven aus der Schweiz

12.30 Uhr Prof. Dr. Peter Poschlod (Universität Regensburg, Institut für Botanik): Artenreiche Wiesen und Weiden – Geschichte, Zustand und Zukunft des Grünlands

14.00 Uhr Dr. Walter Hartmann (Universität Hohenheim, Institut für Sonderkulturen und Produktionsphysiologie): Erhaltung der Streuobstwiesen und Sortenerhaltung in Baden Württemberg

14.30 Uhr Dipl. Ing. (FH) Martina Hörmann (Geschäftsführerin der Streuobstinitiative Schneewittchen Calw-Enzkreis-Freudenstadt): „Alles, nur kein Saftladen!“ – ein Bericht der Streuobstinitiative Schneewittchen, Region Nordschwarzwald

15.00 Uhr Treffen der Arbeitsgruppen

a) Wiesenaufwertung

b) Artenreiche Ackerflächen

c) Obstsortengärten

16.30 Uhr Abschlussdiskussion

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5.1.2. Tagungsprogramm zum Workshop „Agrarumweltarb eit“ am 15.02.2007 in Heilbronn

10.00 Uhr Herr Barz (Stadt Heilbronn) und Dr. Rainer Oppermann: Begrüßung

10.15 - 11.15 Uhr: Impulsreferate

10.15 Uhr Dr. Rainer Oppermann (ifab): Einführung zum Thema und Bericht über das Projekt EVA

10.30 Uhr Dr. Jürgen Hetzler / NN: Erfahrungsbericht(e) aus kommunaler Sicht: Heilbronn (und ggf. andere)

10.45 Uhr Helmut Mokler (Kreisbauernverband Heilbronn): Zusammenarbeit bei Agrarumweltprogrammen vor Ort - Landwirtschaft zwischen Naturliebe, betrieblichen Zwängen und bürokratischen Problemen

11.00 Uhr Dr. Robert Merz (MLR): Chancen und Hemmnisse für kommunale Projekte - rechtliche Aspekte kommunaler Förderprogramme und Perspektiven für künftige Rahmenregelungen (EU-Beihilfe-Recht, usw.)

11.15 Uhr Moderator Herr Barz (Stadt Heilbronn): Moderierte Diskussion zu den Schwerpunkten -Erfolgversprechende Maßnahmen

- Chancen und Hemmnisse für kommunale Projekte - Zusammenspannen von Partnern vor Ort - Wege in die Zukunft?

12.45 Uhr Mittagessen

14.00 Uhr Moderator Dr. Rainer Oppermann (ifab):

- Zusammenfassung der Ergebnisse der Vormittagsdiskussion

- Überblick über die Diskussion des Nachmittags

14.15 Uhr Fortsetzung der moderierten Diskussion zu den Schwerpunkten: - Fachliche Notwendigkeiten - was ist landesweit und was ist kommunal in der Agrarumweltarbeit zu leisten?

- Brauchen wir ein landesweites Biodiversitäts-Förderprogramm für Kommunen und Landkreise?

15.30 Uhr NN: Zusammenfassung der Ergebnisse

15.50 Uhr Dr. Rainer Oppermann: Schlusswort

16.00 Uhr Ende des Workshops

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5.1.3. Tagungsprogramm zum Workshop „Lebendige Viel falt in der Agrarlandschaft“ am 07.03.2007 in Stuttgart

9.30 Uhr Fritz-Gerhard Link (Umweltakademie): Eröffnung und Begrüßung

Dr. Andre Baumann (stellv. Vorsitzender des Naturschutzbundes Deutschland, Landesverband Baden-Württemberg): Einführung: Das Projekt EVA schafft Vielfalt. Entwicklung von lebendiger Vielfalt in der Agrarlandschaft

9.40 Uhr Prof. Dr. Marcus Koch (Direktor der Abt. Biodiversität und Pflanzensystematik, Universität Heidelberg): Erhaltung des Genpotenzials einheimischer Pflanzenarten: Bedeutung für die Biodiversität

10.30 Uhr Dr. Andre Baumann (stellv. Vorsitzender des Naturschutzbundes Deutschland, Landesverband Baden-Württemberg): (Wieder)herstellung von artenreichem Grünland – Rückblick, Stand, Ausblick

11.10 Uhr Diskussion und Pause

11.30 Uhr PD Dr. Martin Elsässer (Bildungs- und Wissenschaftszentrum Aulendorf, Viehhaltung, Grünlandwirtschaft, Wild, Fischerei (LVV)): Artenreiche Weisen in Baden-Württemberg. Wege zur Umsetzung

12.15 Uhr Diskussion

12.50 Uhr Mittagspause

13.30 Uhr Diskussionsworkshop zu den Themenbereichen Landwirtschaft, Flurneuordnung und Straßenbau

Ernst Rieger (Verband deutscher Wildsamen- und Wildpflanzen-produzenten/Projekt EVA): Hat das artenreiche Grünland eine Zukunft?

15.30 Uhr Ergebnisse der Arbeitsgruppen

16.30 Uhr Ende des Workshops

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5.1.4. Tagungsprogramm zur Tagung „Lebendige Vielfa lt in der Agrarlandschaft“ Ansätze und Perspektiven zur Förde rung der Biodiversität in der Agrarlandschaft Baden-Württemb ergs am 24.03.2007 in Stuttgart

9.00 Uhr Öffnung des Tagungsbüros

10.00 Uhr Begrüßung - Manfred Fehrenbach (Stiftung Naturschutzfonds) -Dr. André Baumann (NABU Baden-Württemberg) -Dr. Hans-Hermann Böhm (Evangelische Landeskirche Württ.)

-Britta Weitbrecht (Netzwerk Blühende Landschaft)

10.30 Uhr Dr. Rainer Oppermann (IFAB Mannheim): Blüh- und Lichtstreifen - Ergebnisse von ökologischen Ackeraufwertungen 2006 im Projekt EVA

11.00 Uhr Rainer Hofmann (Landwirt, Wittenweiler): Ökologische Ackeraufwertungen aus landwirtschaftlicher Sicht

11.30 Uhr Dr. Erhard Jauch und Winfried Müller (Landesjagdverband Baden-Württemberg): Artenreiche Einsaat von Stilllegungsflächen - Projekte und Erfahrungen der Jäger

12.00 Uhr Judith Fischer (Vogelwarte Sempach): Erfahrungen mit Feldlerchen-Patches und Blühstreifen aus Sicht des Vogelschutzes - Ergebnisse aus einem Schweizer Projekt

12.30 Uhr Mittagspause

Ausstellung zum Projekt EVA

14.00 Uhr Stefan Meyer (Universität Göttingen): Biodiversität in der Agrarlandschaft - Schutzäcker für Ackerwildkräuter in Mitteldeutschland

14.30 Uhr Dr. Jürgen Hetzler (Stadt Heilbronn): Erfordernisse der Steuerung von Ackerrandstreifen aus kommunaler Sicht

15.00 Uhr Dr. André Baumann (NABU Baden-Württemberg): Bedarf an ökologischen Aufwertungen - Rückmeldungen aus der Praxis

15.30 Uhr Abschlussdiskussion

16.00 Uhr Dr. Rainer Oppermann (IFAB Mannheim): Zur Zukunft von ökologischen Aufwertungsmaßnahmen in den Ackerlandschaften Baden-Württembergs - Versuch einer Synthese

16.30 Uhr Ende der Veranstaltung

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5.2. Ergebnisse der Umfragen Landratsämter Von den insgesamt 44 angeschriebenen Landratsämtern schickten 34 einen ausgefüllten Fragebogen zurück. Tabelle 7: Frage Ja Nein Keine Angabe Sonstiges Haben Sie von dem Projekt EVA gehört? 15 18 1 Ist Ihnen der Infoflyer bekannt? 14 12 8 Spricht Sie die Projektidee an? 27 1 5 1

Haben Sie in Ihrem Landkreis Vertragsnaturschutzflächen zum Schutz der Ackerwildkräuter? 21 12 1

Wenn ja, wie viele und wie groß sind die Flächen insgesamt?

Wenn nein, gibt es Potential und Bedarf für Ackerwildkrautschutz in Ihrem Landkreis? 16 4 13 1

Sollten aus fachlichen Gründen in Ihrem Landkreis Feldflorareservate speziell zum Schutz der Ackerwildkrautflora eingerichtet werden? 17 9 5 3

Haben Sie in Ihrem Landkreis Vertragsnatur-schutzflächen im Grünland, die extensiv bewirtschaftet und trotzdem artenarm sind? 23 7 4

Wenn ja, wie viele und wie groß sind die Flächen insgesamt?

Gibt es prinzipiell Interesse an einer ökologischen Aufwertung dieser Flächen? 18 3 11 2 Gibt es Streuobst-Sortengärten in Ihrem Landkreis? 19 13 2

Wenn nein, besteht Interesse an der Errichtung von Streuobst-Sortengärten? 5 9 19 1 Gibt es "Obstsorten-Kenner" in Ihrem Landkreis?

Gibt es auf Ihren Landkreis ausgerichtete Sortenlisten mitlokaltypischen Streuobstsorten? 23 8 2 1

Haben Sie Interesse an weiteren Informationen zum Ackerwildkrautschutz? 22 7 5

Haben Sie Interesse an weiteren Informationen zur Grünlandaufwertung? 20 9 5

Haben Sie Interesse an weiteren Informationen zur Aufwertung von Streuobstbeständen? 17 10 6 1 Haben Sie Interesse an einem Beratungsgespräch? 9 20 5

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NABU-Ortsgruppen Von den insgesamt 244 angeschriebenen Ortsgruppen wurden 33 ausgefüllte Fragebögen zurückgeschickt. Tabelle 8:

Frage Ja Nein Keine

Angabe Haben Sie von dem Projekt EVA gehört? 25 7 1 Ist Ihnen der Infoflyer bekannt? 23 9 1 Kennen Sie die Homepage des Projektes? 8 24 1 Spricht Sie die Projektidee an? 31 0 2 Besitzt Ihre NABU-Gruppe eigene Flächen? 22 11 0 Wieviele davon sind Ackerflächen? 1,04 ha Wieviele davon sind Grünlandflächen? 57,2 ha Ist eine Aufwertung dieser Flächen möglich? 14 5 14 Haben Sie Interesse an Aufwertungsmaßnahmen? 15 1 17

Kennen Sie "naturfreundliche" Landwirte für eine Kooperation zur Durchführung von Aufwertungsmaßnahmen? 19 11 3

Möchten Sie Kommunen bitten, Aufwertungsmaßnahmen durchzuführen? 22 7 4 Haben Sie Interesse an weiteren Informationen? 27 Haben Sie Interesse an einem Beratungsgespräch? 11 16 6

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5.3. Dokumentation von Zeitungsartikeln/Berichten • Schwetzinger Zeitung, 25. März 2006

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• Stuttgarter Zeitung, 25. März 2006

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• Schwetzinger Woche, 29. März 2006

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• Rhein-Neckar-Zeitung, 27.03.2006

„Brückenschlag zwischen verschiedenen Projekten“

Auftakttagung zum NABU-Projekt „Entwicklung von leb endiger Vielfalt in der Agrarlandschaft“ (EVA) im Schwetzinger Palais Hirsch

Bei der NABU-Tagung: v.l. Andre Baumann (NABU), Dr. Hans-Hermann Böhm, (Umweltbeauftragter der Evangelischen Landeskirche Baden), Hermann Witter (Leiter kirchlicher Dienst auf dem Lande Landeskirche), Dr. Rainer Oppermann (Leiter Institut für Agrarökologie und Biodiversität/ NABU), Till Mettig (NABU), Prof. Dr. Peter Poschold (Universität Regensburg), Manfred Fehrenberg (Leiter Stiftung Naturschutzfonds). Foto: Lenhardt

Von Jan Herrmann

Schwetzingen. „Der Artenverlust schreitet erschreckend schnell voran," betonte Till Mettig von NABU Baden-Württemberg in seiner Ansprache im Palais Hirsch, wo die Auftaktsitzung des Gemeinschaftsprojekts EVA (Entwicklung von lebendiger Vielfalt in der Agrarlandschaft) stattfand.

Durch die konventionelle Landwirtschaft komme es in weiten Landstrichen zu einer „Uniformierung" der Kulturlandschaft, das heißt viele Wiesenpflanzen und -kräuter, ursprüngliche Obstsorten gehen verloren, und dadurch werden die Lebensräume vieler Insekten und Wildtiere bedroht.

Mit dem Projekt EVA, das von Dr. Rainer Oppermann und Andre Baumann vom Institut für Agrarökologie und Biodiversität ins Leben gerufen wurde, soll ein Schritt zum Umdenken gemacht werden. Beteiligt sind neben dem NABU auch die Landeskirchen Baden und Württemberg, diverse Umweltschutzorganisationen und -initiativen wie das Netzwerk „Blühende Landschaften" sowie Agrarexperten aus ganz Deutschland und der Schweiz. Das Projekt ist zunächst auf 15 Monate angesetzt und soll einerseits als Forum, Multiplikator und Beratungsstelle dienen, andererseits anhand von einigen Beispielprojekten im ganzen Land praktische Ansätze für die ökologische Aufwertung der Kulturlandschaft schaffen.

Dass solche Aufwertungsprojekte nicht unbedingt hohen Aufwands bedürfen, davon überzeugten Oppermann und Britta Weitbrecht vom Netzwerk „Blühende Landschaften" in ihren Vorträgen. Es sei schon viel gewonnen, wenn man im Getreidefeld einzelne so genannte Lichtstreifen mit Feldblumen im Feld oder am Feldrand sehe. „Wir haben bisher zehn Landwirte für unsere Sache gewinnen können, die sich an dem Projekt beteiligen möchten," so Oppermann im Gespräch. Neben der Schaffung so genannter „lebendiger Äcker“, also solche mit Lichtstreifen, auf denen die Feldblumen gedeihen können, sollen auch ursprüngliche „blumenbunte Wiesen" geschaffen werden. Hierzu bediene man sich des Verfahrens der „Heumulchsaat", das vor 200 Jahren noch Usus bei den Landwirten war. „Hier bedarf es aber längerer Vorbereitung, und Ergebnisse sind frühestens nach einem Jahr sichtbar," betonte Oppermann.

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Solche lebendigen Ackerflächen sind nicht nur schön anzusehen, sie haben positive Effekte auf Obstanbau, die Artenvielfalt und kommen auch Bienen und damit den Imkern in der Umgebung zu Gute. „Aus der Sicht von Bienen gleichen konventionelle Ackerflächen heute Wüsten. Konventionelle Wiesen werden zu häufig gemäht, und die Insekten bleiben häufig auf der Strecke," betonte Weitbrecht. Auch Zier- und Vorgärten könnten ökologisch aufgewertet werden und so zur Biodiversität ihrer Umgebung beitragen.

Die Erwartungen der Anwesenden an das Projekt auf Seiten der beteiligten Verbände waren spürbar groß. Manfred Fehrenbach, Leiter der Stiftung Naturschutzfonds, zeigte sich zuversichtlich, dass in EVA ein Projekt zu sehen sei, das das Prinzip „Schützen durch nützen" verkörpere. Dr. Hans Hermann Böhm, Beauftragter der evangelischen Landeskirche, sah in EVA gar einen „Brückenschlag zwischen verschiedenen Projekten" und eine „große Vision." Und sein Kollege Herman Wittig sprach von einem „Schritt in die richtige Richtung, das ein Zeichen gegen die drohende Uniformierung in der Agrarwirtschaft" setzen könne.

Bei aller Euphorie wies Projektleiter Oppermann aber auch auf die Schwierigkeiten hin, denen man zu begegnen haben wird. „Gerade in der konventionellen Landwirtschaft stoßen wir nicht immer auf Gegenliebe. Ökonomischer Nutzen stellt sich nicht direkt ein, eher ein ideeller Nutzen" - und der ist bei der wirtschaftlich desolaten Lage vieler Landwirte wenig gefragt.

Auf die Frage, was ein persönliches Erfolgerlebnis nach Ablauf der ersten 15 Monate sein könnte, antwortete Oppermann: „Ein Erfolg wäre, wenn wir nach Ablauf des ersten Projekts positive Rückmeldungen von den Landwirten bekommen, neue Teilnehmer gewinnen können und das Projekt zeitlich und räumlich ausdehnen können." Das Budget, mit dem Oppermann und seine Mitarbeiter in den kommenden Monaten arbeiten müssen, fällt äußerst bescheiden aus. Nur etwa 60 000 Euro stehen insgesamt zur Verfügung.

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• HT vom 15.04.2006

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• „Naturschutz heute“, 01/07

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5.4. Flyer „EVA schafft Vielfalt“

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5.5. Handlungsanleitungen Die Handlungsanleitungen können als Kopiervorlage verwendet. Sie stehen auch als Datei auf der Internetseite des NABU - Baden-Württemberg als Download zur Verfügung (unter http://www.nabu-bw.de/m01/m01_07/04736.html).

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5.6. Broschüre „EVA schafft Vielfalt“ Die Ergebnisse und Erfahrungen des EVA- Projektes wurden in Form einer 8seitigen Broschüre veröffentlicht. Diese Broschüre informiert über die Zielsetzung und Umsetzung des Projektes und stellt ausführlich mögliche Aufwertungsmaßnahmen für Acker-, Grünland- und Streuobstwiesenbestände vor. Zur Broschüre gehören außerdem vier lose eingelegte Handlungsanleitungen, welche interessierten Naturschützern, Landwirten, Kirchengemeinden und anderen konkrete Hilfestellung zur Durchführung von Aufwertungsmaßnahmen geben. Die Broschüre liegt in gedruckter Form vor und steht auch auf der Homepage des NABU - Baden-Württemberg unter www.NABU-bw.de/eva als Download zur Verfügung.

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Impressum Herausgeber: NABU Baden-Württemberg

Tübinger Straße 15, 70178 Stuttgart [email protected], www.nabu-bw.de

Bearbeitung: Dr. Rainer Oppermann, Dr. Andre Baumann, Dipl. - Ing. agr. Jessica Kühn

Institut für Agrarökologie und Biodiversität Böcklinstrasse 27, 68163 Mannheim

Stand: April 2007 Bildernachweis. www.oekolandbau.de/Copyright BLE/Thomas Stephan (Titel), alle anderen:

IFAB Mannheim

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