Schuld war das Kopfkissen

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Kuhmilcheiweißallergie Schneller tolerant dank Probiotika im Fläschchen Probiotika gelten ja nach wie vor als Hoffnungsträger in der Prävention von aller- gischen Erkrankungen. Italienische Forscher haben jetzt in einer placebokontrollierten Studie untersucht, ob bei Säuglingen mit Kuhmilchproteinallergie die Gabe von Hydro- lysatnahrung mit Lactobacillus GG (LGG) die Toleranzentwicklung fördert [Canani et al. J Allergy Clin Immunol 2012; 129: 580–2]. Be- reits nach sechs Monaten waren die Säuglin- ge der LGG-Gruppe klar im Vorteil: 11 von 27 vertrugen Kuhmilch im Gegensatz zu 22 von 28 Säuglingen in der Placebogruppe. Nach zwölf Monaten war der Unterschied noch ausgeprägter. Die Autoren schlussfolgern, dass die Gabe von Hydrolysatnahrung mit LGG die Toleranzentwicklung gegenüber Kuhmilcheiweiß beschleunigt. Verena Nittka © midosemsem / fotolia.com Nächtliche Anaphylaxien Schuld war das Kopfkissen Allergologen aus Spanien berichten über vier Patienten mit wiederholten Anaphylaxien während der Nachtruhe im eigenen Bett [Armentia A et al. J Aller- gy Clin Immunol 2013; 131: 228–30]. Die Ärzte tappten diagnostisch lange im Dunklen, bis eine betroffene 69-jährige Frau eine systemische Reaktion nach dem Verzehr von Sojasoße erlitt. Tatsäch- lich bestätigte sich bei allen vier Betrof- fenen im Pricktest eine Allergie gegen Sojaöl. Die In-vitro-Diagnostik ergab Sensibilisierungen gegen β-Conglycinin (Gly m 5), ein Hauptallergen der Sojaboh- ne. Als sich jetzt auch noch herausstellte, dass alle Patienten vor Symptombeginn das gleiche viskoelastische Kopfkissen erworben hatten, war die Sache klar: Die Grundsubstanz dieser Kopfkissen ent- hielt eine Sojaöl-Zusammensetzung, die eine anaphylaktische Reaktion bei den Betroffenen hervorrief. Die Symptome verschwanden nachdem die Kissen ent- fernt wurden. Verena Nittka Verifizierbarkeit von Fingerabdrücken Inkognito dank Handekzem Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Individu- en den gleichen Fingerabdruck haben, liegt bei 1 zu 64 Milliarden. Da sich das einzigartige Muster außerdem im Lauf der Zeit normaler- weise nicht verändert, scheint es ideal für eine biometrische Identifizierung – wäre da nicht das Handekzem. Wie stark sich diese Erkran- kung auf die Verifizierbarkeit des Fingerab- drucks auswirkt, haben malaysische Wissen- schaftler jetzt untersucht [Lee CK et al. Arch Dermatol 2012 Dec 17 (Epub ahead of print) ]. Bei 49 % der Ekzempatienten gab es Probleme mit der Verifizierung an einem Daumen, bei 27 % stimmte keiner der beiden Abdrücke mit den gespeicherten Daten überein. In der Kon- trollgruppe ohne Handdermatitis trat dieses Phänomen dagegen nur bei 7 % bzw. 2 % der Probanden auf. Häufigste Gründe für einen nicht verifizierbaren Fingerabdruck waren verschiedene Formen einer Dystrophie oder ungewöhnlich breite oder lange Furchen. Diese abnormen „weißen Linien“ entstehen etwa durch Fissuren und Faltenbildung der Haut. Dr. Christine Starostzik © Getty Images/Zoonar/thinkstock.com © Sperone Westwater Gallery, New York Pollenkunst im MoMA Eine gelbe Explosion des Lebens Was sich im Februar bereits in vielen deutschen Nasen unangenehm be- merkbar macht, findet sich schön anzu- schauen zurzeit auch im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA): Ha- selnusspollen. Der deutsche Künstler Wolfgang Laib arbeitet bereits seit den 70er-Jahren mit Pollen, die er selbst sammelt. Im MoMA zeigt er noch bis zum 11. März „Pollen from Hazelnut“, mit fünf mal sechs Metern sein bisher größtes Pollenkunstwerk. Die Pollen werden auf den Boden gesiebt und bil- den dort als in verschiedenen Gelbtö- nen leuchtendes Pigment ein Sinnbild für den Ursprung des Lebens. Weitere Informationen sowie einen kleinen Film, der das Pollensammeln zeigt, lassen sich unter www.moma.org auf der Home- page des Museums abrufen. es 8 Allergo J 2013; 22 (1) Panorama News & Views

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Kuhmilcheiweißallergie

Schneller tolerant dank Probiotika im Fläschchen

— Probiotika gelten ja nach wie vor als Hoffnungsträger in der Prävention von aller-gischen Erkrankungen. Italienische Forscher haben jetzt in einer placebokontrollierten Studie untersucht, ob bei Säuglingen mit Kuhmilchproteinallergie die Gabe von Hydro-lysatnahrung mit Lactobacillus GG (LGG) die Toleranzentwicklung fördert [Canani et al. J Allergy Clin Immunol 2012; 129: 580–2]. Be-

reits nach sechs Monaten waren die Säuglin-ge der LGG-Gruppe klar im Vorteil: 11 von 27 vertrugen Kuhmilch im Gegensatz zu 22 von 28 Säuglingen in der Placebogruppe. Nach zwölf Monaten war der Unterschied noch ausgeprägter. Die Autoren schlussfolgern, dass die Gabe von Hydrolysatnahrung mit LGG die Toleranzentwicklung gegenüber Kuhmilcheiweiß beschleunigt. Verena Nittka

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Nächtliche Anaphylaxien

Schuld war das Kopfkissen

— Allergologen aus Spanien berichten über vier Patienten mit wiederholten Anaphylaxien während der Nachtruhe im eigenen Bett [Armentia A et al. J Aller-gy Clin Immunol 2013; 131: 228–30]. Die Ärzte tappten diagnostisch lange im Dunklen, bis eine betroffene 69-jährige Frau eine systemische Reaktion nach dem Verzehr von Sojasoße erlitt. Tatsäch-lich bestätigte sich bei allen vier Betrof-fenen im Pricktest eine Allergie gegen Sojaöl. Die In-vitro-Diagnostik ergab

Sensibilisierungen gegen β-Congly cinin (Gly m 5), ein Hauptallergen der Sojaboh-ne. Als sich jetzt auch noch herausstellte, dass alle Patienten vor Symptombeginn das gleiche viskoelastische Kopfkissen erworben hatten, war die Sache klar: Die Grundsubstanz dieser Kopfkissen ent-hielt eine Sojaöl-Zusammensetzung, die eine anaphylaktische Reaktion bei den Betroffenen hervorrief. Die Symptome verschwanden nachdem die Kissen ent-fernt wurden. Verena Nittka

Verifizierbarkeit von Fingerabdrücken

Inkognito dank Handekzem

— Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Individu-en den gleichen Fingerabdruck haben, liegt bei 1 zu 64 Milliarden. Da sich das einzigartige Muster außerdem im Lauf der Zeit normaler-weise nicht verändert, scheint es ideal für eine biometrische Identifizierung – wäre da nicht das Handekzem. Wie stark sich diese Erkran-kung auf die Verifizierbarkeit des Fingerab-drucks auswirkt, haben malaysische Wissen-schaftler jetzt untersucht [Lee CK et al. Arch Dermatol 2012 Dec 17 (Epub ahead of print)]. Bei 49 % der Ekzempatienten gab es Probleme mit der Verifizierung an einem Daumen, bei 27 % stimmte keiner der beiden Abdrücke mit den gespeicherten Daten überein. In der Kon-trollgruppe ohne Handdermatitis trat dieses Phänomen dagegen nur bei 7 % bzw. 2 % der Probanden auf. Häufigste Gründe für einen nicht verifizierbaren Fingerabdruck waren verschiedene Formen einer Dystrophie oder ungewöhnlich breite oder lange Furchen. Diese abnormen „weißen Linien“ entstehen etwa durch Fissuren und Faltenbildung der Haut.

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Pollenkunst im MoMA

Eine gelbe Explosion des Lebens

— Was sich im Februar bereits in vielen deutschen Nasen unangenehm be-merkbar macht, findet sich schön anzu-schauen zurzeit auch im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA): Ha-selnusspollen. Der deutsche Künstler Wolfgang Laib arbeitet bereits seit den 70er-Jahren mit Pollen, die er selbst sammelt. Im MoMA zeigt er noch bis zum 11. März „Pollen from Hazelnut“, mit fünf mal sechs Metern sein bisher größtes Pollenkunstwerk. Die Pollen werden auf den Boden gesiebt und bil-den dort als in verschiedenen Gelbtö-nen leuchtendes Pigment ein Sinnbild für den Ursprung des Lebens. Weitere Informationen sowie einen kleinen Film, der das Pollensammeln zeigt, lassen sich

unter www.moma.org auf der Home-page des Museums abrufen. es

8 Allergo J 2013; 22 (1)

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