Schwamm - oebv.at · stamm: Schwämme (Porifera) klassen: Kalkschwämme, Kieselschwämme,...

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am Puls Biologie 5 SB O 3.6, S. 84 © Österreichischer Bundesverlag Schulbuch GmbH & Co. KG, 2017 | www.oebv.at Alle Rechte vorbehalten. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Gebrauch gestattet. Autorin: Nancy Heuer © Foto: Albert Kok / wikimedia Schwamm steckbrief Der Körper eines Schwamms ist einfach strukturiert Schwämme sind vielzellige Tiere, die keine echten Gewebe oder Organe ausbilden, sondern eher einem Zusammenschluss verschiedener Zelltypen ähneln. Der Körper eines Schwammes ist einfach strukturiert: Er besteht aus zwei Zellschichten, die durch eine dickere Schicht, das Mesophyll, getrennt werden. Einige Schwämme bilden spitze Nadeln aus Kalk oder Silikat (also Glas). Andere bilden weiche Proteinfasern aus Spongin. Schwämme filtern Nahrung aus dem Wasser Schwämme leben sessil, d. h. festsitzend, auf Steinen, können aber auch Überzüge auf Pflanzen oder Schne- ckenschalen bilden. Beheimatet sind die meisten Arten auf dem Meeresgrund, wo sie Nahrung aus dem Was- ser filtrieren. Durch Poren gelangt das Wasser in einen Zentralraum und wird dann durch eine große Öffnung wieder ausgestoßen. Den nötigen Wasserstrom erzeu- gen spezialisierte Zellen mithilfe ihrer Geißeln. Die Nahrungspartikel werden durch Phagocytose aufge- nommen und verdaut. Viele Schwämme sind Zwitter Die Eizellen liegen im Mesophyll, der Zwischenschicht. Die Spermien werden mit dem Wasserstrom ausge- stoßen. Strudelt ein Schwamm Spermien eines ande- ren artgleichen Schwammes ein, kommt es zur Be- fruchtung. Die sich entwickelnde Larve verlässt den Schwamm und setzt sich woanders fest, um heranzu- wachsen. Schwämme filtern Schadstoffe aus dem Wasser Durch ihre Filtriertätigkeit haben die Schwämme eine wichtige Funktion für die Reinhaltung der Meere. Sie filtern Schadstoffe aus dem Wasser und lagern diese in Depotproteinen ein. So können sie Schadstoffe aus ihrer Umgebung anreichern und sind selbst davor ge- schützt. Menschen nutzen Schwämme Die Gruppe der Hornschwämme bildet ein weiches Skelett aus einem Geflecht flexibler Sponginfasern aus. Durch seine Saugfähigkeit eignet sich dieses Gewebe sehr gut als Gebrauchsschwamm (Badeschwamm). Schwämme werden auch in Aquakulturen gezüchtet, um verschiedene chemische Substanzen aus ihnen zu gewinnen. Vor allem in der Medizin sind diese von Be- deutung: Krebsmedikamente und Arzneimittel gegen Herpes wurden aus Schwammextrakten entwickelt. Die Fähigkeit der Schwämme, Glas bei niedrigen Tem- peraturen zu bilden, wird in den Materialwissenschaf- ten und der Nanobiotechnologie genutzt. Eine Vielzahl von Produkten von Zahnfüllungen und Knochenimplan- taten über Schiffslacke bis hin zu Lichtleitern konnte mithilfe der Schwämme entwickelt werden. Ein Schwamm in der Lebensgemeinschaft Korallenriff Systematik domäne: Eukaryoten reich: Vielzellige Tiere (Animalia) unterreich: Vielzellige Tiere (Metazoa) abteilung: Gewebelose (Parazoa) stamm: Schwämme (Porifera) klassen: Kalkschwämme, Kieselschwämme, Hornschwämme Schwämme zählen mit ihrer über 800 Millionen Jahre andauernden Evolution zu den ältesten Tieren überhaupt. Ihre über 7 500 Arten zeigen vielfältige Erscheinungsbilder — von wenigen Millimetern bis über drei Meter Höhe. Schwämme sind großartige Überlebenskünstler, die sowohl unter Eisschichten wachsen als auch die Trockenperioden am Amazonas überstehen.

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am Puls Biologie 5 SB� 3.6, S. 84

© Österreichischer Bundesverlag Schulbuch GmbH & Co. KG, 2017 | www.oebv.atAlle Rechte vorbehalten.Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Gebrauch gestattet.

Autorin: Nancy Heuer© Foto: Albert Kok / wikimedia

Schwamm

steckbrief

Der Körper eines Schwamms ist einfach strukturiertSchwämme sind vielzellige Tiere, die keine echten Gewebe oder Organe ausbilden, sondern eher einem Zusammenschluss verschiedener Zelltypen ähneln. Der Körper eines Schwammes ist einfach strukturiert: Er besteht aus zwei Zellschichten, die durch eine dickere Schicht, das Mesophyll, getrennt werden.Einige Schwämme bilden spitze Nadeln aus Kalk oder Silikat (also Glas). Andere bilden weiche Proteinfasern aus Spongin.

Schwämme fi ltern Nahrung aus dem WasserSchwämme leben sessil, d. h. festsitzend, auf Steinen, können aber auch Überzüge auf Pfl anzen oder Schne-ckenschalen bilden. Beheimatet sind die meisten Arten auf dem Meeresgrund, wo sie Nahrung aus dem Was-ser fi ltrieren. Durch Poren gelangt das Wasser in einen Zentralraum und wird dann durch eine große Öffnung wieder ausgestoßen. Den nötigen Wasserstrom erzeu-gen spezialisierte Zellen mithilfe ihrer Geißeln. Die Nahrungspartikel werden durch Phagocytose aufge-nommen und verdaut.

Viele Schwämme sind ZwitterDie Eizellen liegen im Mesophyll, der Zwischenschicht. Die Spermien werden mit dem Wasserstrom ausge-stoßen. Strudelt ein Schwamm Spermien eines ande-ren artgleichen Schwammes ein, kommt es zur Be-fruchtung. Die sich entwickelnde Larve verlässt den Schwamm und setzt sich woanders fest, um heranzu-wachsen.

Schwämme fi ltern Schadstoffe aus dem WasserDurch ihre Filtriertätigkeit haben die Schwämme eine wichtige Funktion für die Reinhaltung der Meere. Sie fi ltern Schadstoffe aus dem Wasser und lagern diese in Depotproteinen ein. So können sie Schadstoffe aus ihrer Umgebung anreichern und sind selbst davor ge-schützt.

Menschen nutzen SchwämmeDie Gruppe der Hornschwämme bildet ein weiches Skelett aus einem Gefl echt fl exibler Sponginfasern aus. Durch seine Saugfähigkeit eignet sich dieses Gewebe sehr gut als Gebrauchsschwamm (Badeschwamm).Schwämme werden auch in Aquakulturen gezüchtet, um verschiedene chemische Substanzen aus ihnen zu gewinnen. Vor allem in der Medizin sind diese von Be-deutung: Krebsmedikamente und Arzneimittel gegen Herpes wurden aus Schwammextrakten entwickelt. Die Fähigkeit der Schwämme, Glas bei niedrigen Tem-peraturen zu bilden, wird in den Materialwissenschaf-ten und der Nanobiotechnologie genutzt. Eine Vielzahl von Produkten von Zahnfüllungen und Knochenimplan-taten über Schiffslacke bis hin zu Lichtleitern konnte mithilfe der Schwämme entwickelt werden.

Ein Schwamm in der Lebensgemeinschaft Korallenriff

Systematikdomäne: Eukaryotenreich: Vielzellige Tiere (Animalia)unterreich: Vielzellige Tiere (Metazoa)abteilung: Gewebelose (Parazoa)stamm: Schwämme (Porifera)klassen: Kalkschwämme, Kieselschwämme, Hornschwämme

Schwämme zählen mit ihrer über 800 Millionen Jahre andauernden Evolution zu den ältesten Tieren überhaupt. Ihre über 7 500 Arten zeigen vielfältige Erscheinungsbilder — von wenigen Millimetern bis über drei Meter Höhe. Schwämme sind großartige Überlebenskünstler, die sowohl unter Eisschichten wachsen als auch die Trockenperioden am Amazonas überstehen.

MARKL_korrektur.indb 6 21.08.2017 13:16:26