Schweizer Illustrierte - Kampf gegen den starken Franken

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SCHWEIZER ILLUSTRIERTE SCHWEIZER ILLUSTRIERTE Qualität, Innovation und Investition: Die Schweizer Firmen geben nicht auf. Trotz starkem Franken. DREI UNTERNEHMEN mit grosser Tradition verraten, wie sie die Krise meistern wollen. Sie scha en Tag und Nacht «Die Auftragslage ist gut» PB SWISS TOOLS «Die Aufträge sind nicht eingebrochen», sagt Eva Jaisli, 57. Als am 15. Januar der Eu- ro-Mindestkurs fällt, leitet die Chefin des Emmentaler Werkzeugherstellers PB Swiss Tools sofort Massnahmen ein. «Wir haben den Finanzplan überarbeitet, das Gespräch mit den Kunden und den 150 Mitarbeiten- den gesucht.» Denn durch den Wertverlust des Euros sind Schweizer Produkte im Aus- land viel teurer geworden. Und die Konkur- renz schläft nicht. «Aufgrund des über- bewerteten Schweizer Frankens können sie ihre Produkte zu tiefen Preisen im Schwei- zer Markt anbieten.» Stellenabbau ist kein Thema. Trotz guter Auftragslage muss Swiss Tools aber Abschreibungen machen: Über 60 Prozent der Produkte werden ex- portiert, die Hälfte davon in den Euro- Raum. «Die Ertragseinbussen sind nicht zu unterschätzen.» Bei Swiss Tools liegen die Margeneinbussen zwischen 5 und 15 Pro- zent. «Noch wissen wir nicht, wo wir am Ende des Jahres landen», sagt Jaisli. Wie trotzen Sie der Krise? o Wir erhöhen die Arbeitszeit bis Ende Juli von 40 auf 43 Stunden bei gleichbleiben- dem Lohn. o Die Euro-Preise haben wir um vier Pro- zent erhöht. o Im Schweizer Fachhandel haben wir Rabatte eingeführt. o Schweizer Qualität ist wichtig. Für Martin Schaner, CEO der Schaner AG in Müllheim TG, läuft das Geschäft mit den Gartenmöbeln gut. «Für diese Saison sind unsere Produkte bereits verkauft. Wenn, dann spüren wir den starken Franken im nächsten Jahr.» Nach dem Entscheid der Schweizerischen Nationalbank forderten Grosskunden von Schaner 20 Prozent Preisrabatte, obwohl die Kaufverträge 2014 abgeschlossen worden waren. «Darauf konn- te ich natürlich nicht eingehen. Und trotz- dem wurden unsere Produkte nachbestellt.» Für den 52-Jährigen ein Zeichen, dass sich die Lage bald von selbst verbessern wird und dass Schweizer Qualität immer noch eine Chance hat. Die meisten Produkte verkauft Schaner in der Schweiz, 20 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet er im Ausland, zwei Drittel davon im Euro-Raum. «Eigentlich wollten wir das Exportgeschäft weiter aus- bauen, nun schauen wir erst mal, wie sich die Lage entwickelt», sagt der Chef. Wie trotzen Sie der Krise? o Wir haben in den letzten Jahren viele neue Produkte auf den Markt gebracht, die wir nun weiterentwickeln. o Wir machen Werbung, sind auf Messen und zeigen Präsenz. o Unsere Gartenmöbel sind Nischenproduk- te. Der Kunde ist bereit, für in der Schweiz hergestellte Stühle einen höheren Preis zu zahlen. SCHAFFNER AG «Wir zeigen Präsenz» Farbenfroh Die Werkzeuge von Eva Jaisli haben durch ihre bunten Farben ein Allein- stellungsmerkmal. Nischenprodukt Der Rigi-Stuhl kommt von Scha- ner. Die 25 Mitar- beiter entwickeln ihn ständig weiter. Kampf gegen den starken Franken TEXT MAREN MEYER FOTOS GERI BORN

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Qualität, Innovation und Investition: Die Schweizer Firmen geben nicht auf. Trotz starkem Franken. DREI UNTERNEHMEN mit grosser Tradition

verraten, wie sie die Krise meistern wollen.

Sie scha$en Tag und Nacht

«Die Auftragslage ist gut»

PB SWISS TOOLS

«Die Aufträge sind nicht eingebrochen», sagt Eva Jaisli, 57. Als am 15. Januar der Eu-ro-Mindestkurs fällt, leitet die Chefin des Emmentaler Werkzeugherstellers PB Swiss Tools sofort Massnahmen ein. «Wir haben den Finanzplan überarbeitet, das Gespräch mit den Kunden und den 150 Mitarbeiten-den gesucht.» Denn durch den Wertverlust des Euros sind Schweizer Produkte im Aus-land viel teurer geworden. Und die Konkur-renz schläft nicht. «Aufgrund des über-

bewerteten Schweizer Frankens können sie ihre Produkte zu tiefen Preisen im Schwei-zer Markt anbieten.» Stellenabbau ist kein Thema. Trotz guter Auftragslage muss Swiss Tools aber Abschreibungen machen: Über 60 Prozent der Produkte werden ex-portiert, die Hälfte davon in den Euro-Raum. «Die Ertragseinbussen sind nicht zu unterschätzen.» Bei Swiss Tools liegen die Margeneinbussen zwischen 5 und 15 Pro-zent. «Noch wissen wir nicht, wo wir am

Ende des Jahres landen», sagt Jaisli.

Wie trotzen Sie der Krise? o Wir erhöhen die Arbeitszeit bis Ende Juli von 40 auf 43 Stunden bei gleichbleiben-dem Lohn.o Die Euro-Preise haben wir um vier Pro-zent erhöht.o Im Schweizer Fachhandel haben wir Rabatte eingeführt.o Schweizer Qualität ist wichtig.

Für Martin Scha!ner, CEO der Scha!ner AG in Müllheim TG, läuft das Geschäft mit den Gartenmöbeln gut. «Für diese Saison sind unsere Produkte bereits verkauft. Wenn, dann spüren wir den starken Franken im nächsten Jahr.» Nach dem Entscheid der Schweizerischen Nationalbank forderten Grosskunden von Scha!ner 20 Prozent Preisrabatte, obwohl die Kaufverträge 2014 abgeschlossen worden waren. «Darauf konn-te ich natürlich nicht eingehen. Und trotz-dem wurden unsere Produkte nachbestellt.» Für den 52-Jährigen ein Zeichen, dass sich die Lage bald von selbst verbessern wird und dass Schweizer Qualität immer noch eine Chance hat. Die meisten Produkte verkauft Scha!ner in der Schweiz, 20 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet er im Ausland, zwei Drittel davon im Euro-Raum. «Eigentlich wollten wir das Exportgeschäft weiter aus-bauen, nun schauen wir erst mal, wie sich die Lage entwickelt», sagt der Chef.

Wie trotzen Sie der Krise?o Wir haben in den letzten Jahren viele neue Produkte auf den Markt gebracht, die wir nun weiterentwickeln.o Wir machen Werbung, sind auf Messen und zeigen Präsenz.o Unsere Gartenmöbel sind Nischenproduk-te. Der Kunde ist bereit, für in der Schweiz hergestellte Stühle einen höheren Preis zu zahlen.

SCHAFFNER AG

«Wir zeigen Präsenz»

Farbenfroh Die Werkzeuge von Eva Jaisli haben durch ihre bunten Farben ein Allein-stellungsmerkmal.

Nischenprodukt Der Rigi-Stuhl kommt von Scha!-ner. Die 25 Mitar-beiter entwickeln ihn ständig weiter.

Kampf gegen denstarken Franken

TEXT MAREN MEYER FOTOS GERI BORN

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«Die Firma ist mein Lebens-werk», sagt Heinz Hinnen, CEO der Wyler AG in Winterthur. Seit 1928 ist das Unternehmen auf die Produktion von Mess- und Kalibriergeräten spezialisiert, es fertigt zu 100 Prozent in der Schweiz und entwickelt Produk-te und Software selbst. Der Fall des Euro-Mindestkurses geht zwar nicht spurlos am Unterneh-men vorbei – «der Umsatz liegt fünf Prozent unter Vorjahres- niveau» –, die Aufträge seien je-doch nicht eingebrochen. 38 Pro-zent vom Umsatz erwirtschaftet Hinnen in Europa, 22 Prozent in der Schweiz. Die Konkurrenz ist gross. «Früher wurden uns die Geräte aus der Hand gerissen, heute müssen wir die Systeme an den Mann bringen und die Kunden davon überzeugen, un-sere Produkte zu kaufen», sagt

der 68-jährige Chef. Ihm ist klar, dass sich die Wyler AG nur durch Innovation und Qualität behaupten kann. Stellenabbau wäre da kontraproduktiv, denn seine 50 Mit arbeitenden sind Fachleute, ihr Know-how wird gebraucht. Im Kampf gegen den starken Franken setzt Hin-nen auf neue Produkte. «Wir müssen auf dem neusten Stand der Technologie sein, und Qua-lität ist unsere Daseinsberechti-gung.» Vor drei Monaten kam die erste eigens entwickelte Wy-ler-App fürs iPad auf den Markt.

Wie trotzen Sie der Krise?o Wir trainieren unsere Mit-arbeiter in Kundenakquise.o Wir investieren derzeit in drei neue Projekte.o Währungsrabatte helfen nicht und sind daher keine Option.

WYLER AG

«Know-how ist wichtig»

Technologie Die App fürs iPad entwickelt die Wyler AG selbst. Heinz Hinnen setzt auf seine Fachleute.