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24 rendite 12 März 2011 EXCHANGE TRADED FUNDS Schwellenländer-ETF: Zwei Vorteile auf einmal Hohes Wirtschaftswachstum signalisiert gute Renditechancen Ein Investment stabilisiert aber zugleich das Portfolio Mit anhaltend hohen Wachstumsraten haben viele Schwellenlän- der die von der Finanzkrise geplagten Investoren in den zurücklie- genden Jahren in Scharen angelockt. Nun stellt sich die Frage, ob in einzelnen Ländern das Risiko spekulativer Blasen wächst. Für Anleger, die diese Einschätzung als überzogen ansehen, bieten Indexfonds eine recht günstige Möglichkeit, sich dort zu engagie- ren. Für die anderen gibt es nun ein Produkt auf einen Short-Index. Von Georg Blaha Die Glaubensfrage im Asset Management „Aktiv oder Pas- siv“ wird sich wohl nie abschließend beantworten lassen. Im Hinblick auf Investitionen in die Aktienmärkte von Schwel- lenländern mögen passive Produkte wie börsennotierte Indexfonds (ETF) jedoch als die zumindest einfachere Wahl erscheinen. Erlauben sie als Wette auf die Indexentwicklung eines Marktes doch ein einfach zu handhabendes Investment mit recht niedrigen Verwaltungsgebühren. Wie zu hören ist, sind jedoch die Zuflüsse in Schwellen- länder-ETF seit Jahresbeginn rückläufig. Anleger hätten in Erwartung einer guten Berichtssaison eher ETF auf den US-Aktienmarkt gekauft, heißt es. Auch einer der größten deutschen Investoren in börsennotierte Fonds, der 400 Mill. Euro schwere Veritas ETF-Dachfonds, plant, den Anteil von Emerging-Markets-Fonds von derzeit 26 % zu reduzieren, weil die Schwellenländer derzeit charttech- nisch schwächer dastehen als die entwickelten Märkte. Ist der Abfluss der Mittel aus den Emerging Markets nur eine kurzfristige Reaktion? Oder ist die gesunkene Attraktivität der Schwellenländer-ETF ein Zeichen für eine Trendwende an den Märkten? Schwellenländer locken Anleger mit hohen Renditechan- cen, da diese Staaten von Finanz- und Staatschuldenkri- sen weit weniger betroffen waren und zuletzt teils starkes Wachstum aufwiesen. Allein in Produkte des Vermögens- verwalters Blackrock, dessen Tochter iShares in Deutsch- land Marktführer ist, flossen 2010 rund 12,3 Mrd. Dollar. Für Heike Fürpaß-Peter, Director bei Lyxor, einer Tochter von Société Générale und zweitgrößter ETF-Anbieter in Deutschland, ist die derzeit geringere Nachfrage nach ETF auf Schwellenländer auf Gewinnmitnahmen der Investo- ren zurückzuführen. Michael Schneider, der bei der Deut- sche-Bank-Tocher DB X-Trackers, der Nummer 3 im Markt, institutionelle Kunden betreut, weist darauf hin, dass es bei Schwellenländer-ETF zwar Abflüsse gegeben habe, diese aber durch neue Mittel überkompensiert wurden, sodass 2011 netto ein leichtes Plus steht. „2010 war die starke Nachfrage wie eine Einbahnstraße, mittlerweile haben wir beide Richtungen“, fasst er die Entwicklung zusammen. Auch gebe es Verschiebungen innerhalb der Anlageklasse Schwellenländer-ETF: So seien China und Indien weniger gefragt, dafür aber Russland – hier würden Anleger indi- rekt auf den steigenden Ölpreis setzen. Anleger achten stärker auf Diversifikation Blackrock sieht eine stärkere Nachfrage nach Produkten auf breiter gefasste Indizes wie den MSCI Emerging Markets oder den FTSE BRIC 50, die Zuflüsse in ETF auf einzelne Schwellenländer seien hingegen schwächer. Die Erfolgs- story der Emerging Markets verlangt jedoch eine differen- ziertere Betrachtungsweise. Zwar trug das robuste Wachs- tum der Schwellenländer 2010 entscheidend dazu bei, dass die Weltkonjunktur am Laufen blieb. Jedoch ging dieses Wachstum nicht in jedem Fall mit Kursgewinnen am Aktien- markt einher. China ist dafür das bekannteste Beispiel: Das Bruttoinlandsprodukt der Volksrepublik legte 2010 um 10,3 % zu, die Börse Shanghai gab zugleich aber 14,3 % ab. Eine Rolle spielte dabei, dass sich Anleger über die Bildung spekulativer Blasen sorgen sowie über steigende Inflation. Viele Analysten sind aber immer noch positiv gestimmt. „Eine Blase gab es immer nur in Zeiten extrem ausgewei- teter Bewertungsniveaus. Diese liegen aber im Rahmen ihrer langfristigen Durchschnittswerte“, heißt es in ei-

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ExchangE TradEd Funds

Schwellenländer-ETF: Zwei Vorteile auf einmal Hohes Wirtschaftswachstum signalisiert gute Renditechancen Ein Investment stabilisiert aber zugleich das Portfolio

Mit anhaltend hohen Wachstumsraten haben viele Schwellenlän-der die von der Finanzkrise geplagten Investoren in den zurücklie-genden Jahren in Scharen angelockt. Nun stellt sich die Frage, ob in einzelnen Ländern das Risiko spekulativer Blasen wächst. Für Anleger, die diese Einschätzung als überzogen ansehen, bieten Indexfonds eine recht günstige Möglichkeit, sich dort zu engagie-ren. Für die anderen gibt es nun ein Produkt auf einen Short-Index.

Von Georg Blaha

Die Glaubensfrage im Asset Management „Aktiv oder Pas-siv“ wird sich wohl nie abschließend beantworten lassen. Im Hinblick auf Investitionen in die Aktienmärkte von Schwel-lenländern mögen passive Produkte wie börsennotierte Indexfonds (ETF) jedoch als die zumindest einfachere Wahl erscheinen. Erlauben sie als Wette auf die Indexentwicklung eines Marktes doch ein einfach zu handhabendes Investment mit recht niedrigen Verwaltungsgebühren.

Wie zu hören ist, sind jedoch die Zuflüsse in Schwellen-länder-ETF seit Jahresbeginn rückläufig. Anleger hätten in Erwartung einer guten Berichtssaison eher ETF auf den US-Aktienmarkt gekauft, heißt es. Auch einer der größten deutschen Investoren in börsennotierte Fonds, der 400 Mill. Euro schwere Veritas ETF-Dachfonds, plant, den Anteil von Emerging-Markets-Fonds von derzeit 26 % zu reduzieren, weil die Schwellenländer derzeit charttech-nisch schwächer dastehen als die entwickelten Märkte. Ist der Abfluss der Mittel aus den Emerging Markets nur eine kurzfristige Reaktion? Oder ist die gesunkene Attraktivität der Schwellenländer-ETF ein Zeichen für eine Trendwende an den Märkten?

Schwellenländer locken Anleger mit hohen Renditechan-cen, da diese Staaten von Finanz- und Staatschuldenkri-sen weit weniger betroffen waren und zuletzt teils starkes Wachstum aufwiesen. Allein in Produkte des Vermögens-verwalters Blackrock, dessen Tochter iShares in Deutsch-

land Marktführer ist, flossen 2010 rund 12,3 Mrd. Dollar. Für Heike Fürpaß-Peter, Director bei Lyxor, einer Tochter von Société Générale und zweitgrößter ETF-Anbieter in Deutschland, ist die derzeit geringere Nachfrage nach ETF auf Schwellenländer auf Gewinnmitnahmen der Investo-ren zurückzuführen. Michael Schneider, der bei der Deut-sche-Bank-Tocher DB X-Trackers, der Nummer 3 im Markt, institutionelle Kunden betreut, weist darauf hin, dass es bei Schwellenländer-ETF zwar Abflüsse gegeben habe, diese aber durch neue Mittel überkompensiert wurden, sodass 2011 netto ein leichtes Plus steht. „2010 war die starke Nachfrage wie eine Einbahnstraße, mittlerweile haben wir beide Richtungen“, fasst er die Entwicklung zusammen. Auch gebe es Verschiebungen innerhalb der Anlageklasse Schwellenländer-ETF: So seien China und Indien weniger gefragt, dafür aber Russland – hier würden Anleger indi-rekt auf den steigenden Ölpreis setzen.

Anleger achten stärker auf DiversifikationBlackrock sieht eine stärkere Nachfrage nach Produkten auf breiter gefasste Indizes wie den MSCI Emerging Markets oder den FTSE BRIC 50, die Zuflüsse in ETF auf einzelne Schwellenländer seien hingegen schwächer. Die Erfolgs- story der Emerging Markets verlangt jedoch eine differen-ziertere Betrachtungsweise. Zwar trug das robuste Wachs-tum der Schwellenländer 2010 entscheidend dazu bei, dass die Weltkonjunktur am Laufen blieb. Jedoch ging dieses Wachstum nicht in jedem Fall mit Kursgewinnen am Aktien- markt einher. China ist dafür das bekannteste Beispiel: Das Bruttoinlandsprodukt der Volksrepublik legte 2010 um 10,3 % zu, die Börse Shanghai gab zugleich aber 14,3 % ab. Eine Rolle spielte dabei, dass sich Anleger über die Bildung spekulativer Blasen sorgen sowie über steigende Inflation.

Viele Analysten sind aber immer noch positiv gestimmt. „Eine Blase gab es immer nur in Zeiten extrem ausgewei-teter Bewertungsniveaus. Diese liegen aber im Rahmen ihrer langfristigen Durchschnittswerte“, heißt es in ei-

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nem Kommentar des Vermögensverwalters J.P. Morgan Asset Management. Demzufolge liegt das Preis-Buchwert-Verhältnis bei 2,1 und damit genau auf dem langfristigen Durchschnitt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Schwellen-länder-Indizes liege zurzeit bei 12,6 und somit sogar unter dem historischen Durchschnittswert von 14,5.

Sicher ist, dass die Anlageklasse Emerging Markets stark gewach-sen ist. J.P. Morgan Asset Manage-ment weist darauf hin, dass 1995 nur zwölf börsennotierte Unter-nehmen aus den Schwellenländern ein tägliches Handelsvolumen ihrer Aktien von mehr als 10 Mill. Dollar und nur 35 Gesellschaften von mehr als 5 Mill. Dollar aufwie-sen. Mittlerweile liege die Anzahl bei 700 bzw. 1 200 Unternehmen. Auch die Gewichtung der Schwellenländer am Welt- aktienmarkt hat sich erhöht. Laut der Analysten der Schwei-zer Bank Sarasin hat sich diese seit 2006 verdoppelt und liegt nun bei 15 %. Viele Anleger würden jedoch nur 10 % ihres Vermögens in Titel aus Schwellenländern anlegen und hätten damit Nachholbedarf, so die Experten weiter.

ETF auf Emerging Markets eignen sich dabei besonders zur Beimischung in einem Portfolio: Im Rahmen einer Core- Satellite-Strategie ließen sich Positionen in Märkten einge-hen, in denen der Anleger oder der Portfoliomanager nicht genügend Kenntnisse zum Erzielen einer Outperformance des Index hat. Damit hielten sich Investoren ihre Aufmerk-samkeit und Energie frei für ihre Kernmärkte und erreichten gleichzeitig eine breitere Diversifikation ihres Portfolios.

Die Produkte auf Emerging Markets sind jedoch etwas teurer als ETF auf etablierte Märkte. Nach Angaben von Lyxor liegen die durchschnittlichen Verwaltungskosten ei-

nes Schwellenländer-ETF bei 0,65 % des Nettovermögens pro Jahr. Bei den Produkten auf die liquideren entwickel-ten Märkte liege die Spanne zwischen 0,15 % und 0,25 %. Der Preisunterschied werde wohl noch fortbestehen, meint Michael Schneider von DB X-Trackers. Er erkläre sich aus den höheren Transaktions- und Wertpapierverwahrungs-kosten in den entfernteren und weniger liquiden Märkten.

Hinzu kämen bisweilen Kapital-verkehrssteuern für ausländische Investoren, wie beispielsweise in Brasilien.

Kursschwankungen am Devisen-markt müssen Anleger allerdings bei Schwellenländer-ETF in ihr Kalkül einbeziehen. Auch wenn das Produkt in der Währung des Heimatlandes notiert ist, die zu-grundeliegenden Aktien sind es

nicht. Eine Absicherung gegen das Währungsrisiko kann bei ETF teuer sein, daher werden abgesicherte Produkte weniger nachgefragt, zudem suchen Anleger oft gezielt das Exposure in einer Fremdwährung: „Kunden sehen schwan-kende Wechselkurse zum Teil auch als Chance“, sagt Heike Fürpaß-Peter von Lyxor. Die Aktienmärkte in Schwellen-ländern gelten als volatiler, sonstige Risiken sind bei allen ETF gleich. Die Gefahr, bei Ausfall eines Emittenten das investierte Vermögen zu verlieren, besteht aufgrund recht-licher Vorgaben nicht.

Wer als Investor den Emerging Markets trotz oder wegen zahlreicher guter Prognosen nicht über den Weg traut, für den bietet DB X-Trackers nun auch ein Produkt, das auf Kursverluste in diesen Märkten setzt: Der neue ETF bildet den MSCI Emerging Market Short Daily Index ab. Dieser Indexfonds könnte für diejenigen interessant sein, die eben doch an eine Blase glauben – oder aber für alle, die ihr Port-folio gegen global sinkende Kurse sichern wollen.

„Kunden sehen schwankende

Wechselkurse auch als Chance“Heike Fürpaß-Peter, Lyxor

Ausgewählte Indexfonds mit Fokus Emerging Markets

Produktname ISIN Performance (%)lfd. Jahr 1 Jahr 3 Jahre

Lyxor ETF Brazil (Ibovespa) FR0010408799 - 7,6 8,7 6,4

Lyxor ETF Hong Kong (HSI) FR0010581421 2,6 15,2 -

iShares MSCI Emerging Markets IE00B0M63177 - 5,9 20,3 10,1

iShares FTSE BRIC 50 IE00B1W57M07 - 4,4 12,5 5,1

DB X-Trackers MSCI Russia Capped Index LU0322252502 5,2 24,3 -

DB X-Trackers MSCI Emerging Market Short Daily Index LU0518622286 3,4 - -

Quelle: Emittenten

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Geschlossene Fonds

Anleger sehnen sich nach Sicherheit

Deutsche Immobilienfonds sind erste WahlFlugzeugprodukte stehen vor einer Renaissance

Die Branche der geschlossenen Fonds präsentiert sich derzeit optimistisch. Auf den verstärkten Wunsch der Anleger nach Sicherheit und Transparenz ist sie inzwischen eingestellt, etwa mit einer Vielzahl von Immobilienfonds mit Schwerpunkt Deutschland. Wohl für lange Zeit vorbei ist die große Zeit der Schiffsfonds.

Von Frank Bremser

Es war fast schon ein Feuerwerk der guten Laune, das die Initiatoren des VGF Summit, der Jahrestagung des Verbandes für geschlossene Fonds, Anfang Februar in Frankfurt abfackelten. Der Markt sei gewachsen, alles deute darauf hin, dass die Talsohle durchschritten sei, bei der an-stehenden Regulierung der Branche habe man so gut gearbeitet, dass im Zuge der ersten Stufe der EU-Richtlinie für alternative Produkte (AIFM) zumindest in Brüssel alles im Sinne der Emittenten von ge-schlossenen Fonds gelaufen sei. Und wirklich lesen sich die Zahlen des Verbandes für das vergangene Jahr ziemlich gut. So gab es 2010 beim platzierten Eigenkapital im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 13,6 % oder 700 Mill. Euro auf 5,84 Mrd. Euro. Eine erfreuliche Bilanz, hat die Branche doch harte Jahre hinter sich. 2009 war das Platzierungs-volumen um 40 % eingebrochen, nachdem es bereits im Jahr zuvor um 25 % gesunken war. Noch drastischer ist der Vergleich mit dem Jahr 2005, als das platzierte Eigenkapital noch bei 11,03 Mrd. Euro gele-

gen hatte. Wie hoffnungsvoll man sich nun wieder präsentiert, zeigte eine Äußerung von Florian Schoeller, Gründer

des Finanzanalyseunternehmens Scope, der seinen recht optimistischen Ausblick für

2011 auf dem Treffen präsen- tierte. Nicht ohne eine

gewisse Ironie kon-statierte er: „Wir haben drei nicht schöne Jahre hinter uns, umso er-freuter bin ich, Sie alle hier wiederzusehen.“ Anle-ger favorisieren weiterhin Immobilienfonds mit dem Fokus Deutschland, hier stieg das platzierte Eigenkapital im Vergleich zum Vorjahr um 46 % auf 1,62 Mrd. Euro an. Vier Assetklassen mussten Ver-luste hinnehmen, nämlich Lebensversicherungszweitmarktfonds, Aus- landsimmobilienfonds, Infrastrukturfonds und Spezialitätenfonds. Eine Erholung, wenn auch für diese Assetklasse auf vergleich- weise niedrigem Niveau, gab es bei den Schiffsfonds. In dem Segment, das lange Zeit der Inbegriff eines geschlossenen Fonds gewesen war, wuchs das platzierte Eigenkapital 2010 um 34 % auf 996,3 Mill. Euro. Damit waren Schiffsfonds anteilig die drittgrößte Klasse am deutschen Gesamtmarkt, der laut VGF ein Volumen von 10,8 Mrd. hat. Mehr Geld steckt derzeit nur in inländischen Immobilienfonds mit einem Volu-men von knapp 3,1 Mrd. Euro und Energiefonds mit einem Volumen von rund 2,3 Mrd. Euro – beides Anteilsklassen, die sich als die großen Gewinner des vergangenen Jahres präsentieren.

Doch das gute Bild bei den Schiffsfonds ist etwas verzerrt, denn der VGF hat in seinen Zuflüssen auch die Eigenkapitalerhöhungen für Sanierungsfälle berücksichtigt. Wird dies abgezogen, ergibt sich ein

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Geschlossene Fonds

Anleger sehnen sich nach Sicherheit

Deutsche Immobilienfonds sind erste WahlFlugzeugprodukte stehen vor einer Renaissance

Neugeschäft von lediglich 710,7 Mill. Euro und damit ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Somit zeichnet sich ab, dass die einsti-gen Renommierobjekte ihren Glanz verlieren. So betont auch Malte André Hartwieg, Chef des unabhängigen Vermittlers Dima 24, dass im Bereich Schiffe der große Boom definitiv vorbei sei: „Der Schiffsfonds-markt wird nie mehr der sein, der er mal war“, so Hartwieg. Noch drastischer formulierte es ein Teilnehmer auf dem VGF Summit: „Wir sind immer noch dabei, den Scherbenhaufen zusammenzukehren.“ Das Analysehaus Scope erwartet denn auch zum Beispiel keine Erho-lung bei der Containerschifffahrt, zu verkaufen seien wohl noch am besten Fonds, die Sicherungskonzepte anbieten.

Branche vor stärkerer RegulierungDoch grundsätzlich herrscht Optimismus vor. Kernthema des neuen Jahres wird die Regulierung sein, die nach Ansicht von Scope-Grün-der Schoeller die Welt der geschlossenen Fonds vor bis dato nicht ge- kannte Veränderungen stellt. Vor allem die AIFM-Richtlinie wird zu einer breiten Restrukturierung des Marktes führen. Für die Investoren stehen mehr Schutzrechte auf der Agenda. Die Emittenten müssen sich mit deutlich höheren Transparenzpflichten, einem regelmäßigeren Produktreporting und veränderten Eigenkapitalanforderungen aus- einandersetzen. Auch werde es auf absehbare Zeit dazu kommen, dass vermehrt institutionelle Anleger in den Markt kommen. Bisher nimmt sich ihr Anteil am Gesamtmarkt mit etwas mehr als 10 % noch relativ gering aus. Verstärkt wird durch die Regulierung der Sicherheits- und Transparenzaspekt bei den geschlossenen Fonds. Angesichts der an-stehenden Änderungen warnt die Branche bereits vor einer Überre-gulierung. Diese würde die Innovationsfähigkeit der Branche abtöten, so der VGF-Vorsitzende Oliver Porr. „Regulierung ist wie Medizin. In kleinen Dosen hilft sie, zu große Dosen sind tödlich.“ Ihm geht es vor allem darum, eine Festschreibung der verschiedenen Assetklassen in-nerhalb der geschlossenen Fonds zu verhindern. Ein solches Vorgehen werde jede Art von Produktinnovationen hemmen. Als Beispiel führt Porr an, wie stark sich der Markt in den vergangenen Jahren ausdiffe-renziert habe – eine Entwicklung, die über festgeschriebene Assetklas-sen nicht möglich gewesen wäre. Dennoch steht die Branche vor ge-waltigen Umwälzungen. So sagt auch Torsten Teichert, Chef von Lloyd Fonds, in einem Kommentar zum VGF Summit: „Das Jahr 2011 wird

geprägt sein von einer weit umfassenderen Branchenregulierung, als viele heute glauben.“

Alles in allem strebt die Branche aber vor allem nach Sicherheit. So richten Emittenten und Anleger ihren Fokus auf Produkte, die diesem Anspruch entsprechen. Dazu zählen etwa Inland-Immobilienfonds, bei denen die Objekte mehrheitlich an den deutschen Staat vermie-tet sind. Ebenfalls sehr beliebt sind Fonds, die sich auf Zuflüsse von Unternehmen stützen, die als „too big to fail“ gelten. Laut einer aktu-ellen Analyse von Scope gründen derzeit mehr als 70 % der Fo

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Geschlossene Fonds

finanzierten Investitionen auf solche staatliche bzw. qua-sistaatliche Einkommensquellen. Ein Trend, der sich fort-setzen sollte. So lässt sich etwa Matthias Klein, Generalbe-vollmächtigter von Wölbern Invest, in einer Stellungnahme zum VGF Summit mit den Worten zitieren: „Das Bedürfnis nach Transparenz und Sicherheit wird den Markt dominie-ren. Da Immobilien ein starker Sachwert sind, wird diese Assetklasse wie schon im ver-gangenen Jahr stark nachgefragt werden.“

Zu den Sicherheitsprodukten ge-hören nach Ansicht von Experten auch viele Fonds aus dem Ener-giebereich, ein Segment, das auf-grund der anstehenden Markt-neuordnung in diesem Bereich allerdings vor Problemen stehen könnte. Kritisch für diese Fonds sei es vor allem, dass die Einspeisevergütung für erneuer-bare Energien in Deutschland sinkt; dadurch entsteht nicht zuletzt zunehmende Verunsicherung, weil Anleger fortan weitere politische Beschlüsse fürchten, die sich ebenfalls negativ auf die Renditeaussichten ihrer Fonds auswirken könnten. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Ent-wicklung, dass die lange verschmähten Flugzeugfonds vor einer Renaissance stehen könnten. Denn durch einen An-stieg der Frachtraten und des Passagiervolumens bei einem gleichzeitig steigenden Ölpreis wird die Nachfrage nach modernen Flugzeugen wachsen. Vor allem haben Flug-zeugfonds etwa gegenüber Schiffsfonds den Vorteil, dass die Risiken steigender Betriebskosten beim Leasingneh-mer und damit nicht beim Fondsanteilseigner liegen. Diese Entwicklung hat auch Malte André Hartwieg von Dima 24 beobachtet. Es habe zuletzt wieder eine stärkere Nachfrage gegeben, allerdings in einem sehr verhaltenen Maß.

Die Ergebnisse einer Umfrage von Dima 24 zeigen ebenfalls, dass Anleger vor allem auf die Sicherheit der Produkte achten und zudem auf Flexibilität. Als wichtigstes Kriterium beim Kauf von Sachwerten über geschlossene Fonds gaben 93 % stabile Einnahmen für ihr Investitionsobjekt an. Für zusätz-liche Sicherheit sorgt bei 66 % ein hoher Eigenkapitalanteil. Eine Studie des Research Center for Financial Services der Steinbeis Hochschule in Berlin im Auftrag von Commerz Real vermittelt ein ähnliches Bild. Inflationsschutz, Wertstabilität und Diversifikation seien die wichtigsten Argumente für den Kauf von Sachwerten über geschlosssene Fonds, ist dort zu lesen. Auch aus diesem Grund macht Teichert den Emitten-ten Mut. Angesichts drohender Inflation, weniger attraktive offene Investmentfonds und Aktienmärkte, gebe es gute Ge-legenheiten für die Branche: „Wenn wir diese Chancen nicht nutzen, sind wir selbst schuld.“ Ins gleiche Horn stößt Gabri-

ele Volz, Mitglied der Geschäftsführung bei Wealth Manage-ment Capital, in einer Stellungnahme zum VGF Summit: „So etablieren sich geschlossene Fonds mehr und mehr als nach-gefragte Anlageoption – eine große Chance für die Branche. Von Bedeutung wird es daher sein, nachvollziehbare und verständliche Produkte anzubieten, die auf einer sauberen Kalkulation basieren.“ In dieses Bild passt eine weitere Beob-

achtung Hartwiegs, nämlich dass die Anleger vermehrt auf kürzere Fristen setzen. Eine kurze Lauf-zeit, regelmäßige Auszahlungen, Fondswährung Euro und eine flexible Ausgestaltung seien die Kennzeichen der Produkte, die sich derzeit am besten verkaufen ließen.

Gemäß einer Umfrage des unab-hängigen Vermögensberaters ist

der typische Zeichner eines geschlossenen Fonds männlich, über 50 Jahre alt und vermögend, er hat dabei meist mehr als vier Beteiligungen im Portfolio. Ein Drittel der 1 126 Be-fragten gab an, bisher über 100 000 Euro in geschlossene Fonds investiert zu haben, weitere 23 % gaben ihre Investi- tionssumme mit 50 000 bis 100 000 Euro an. Einer der Grün-de für die Befragung war der Versuch, zu analysieren, wie sich das Anlageverhalten infolge der Finanzkrise gewandelt hat. Als Ergebnis zeigt sich, dass Anleger vorsichtiger und kritischer geworden sind und dass sich die Zielobjekte geän-dert haben, wie es auch die Zahlen des VGF zeigen. Demnach sehen 65,3 % in Beteiligungen aus dem Segment Erneuer- bare Energien die besten Chancen, 48,1 % halten Infrastruk-turprojekte für lohnend. In der Anlegergunst verloren haben vor allem Schiffsbeteiligungen. Als Folge der Schifffahrtskrise wollen 42,5 % der Befragten in Zukunft weniger in Schiffe investieren, 14,8 % schließen ein Investment sogar ganz aus. Eine Entwicklung, die sich nach Ansicht von Unternehmens- chef Hartwieg fortsetzen wird. Er führt dies auch auf eine gewisse Enttäuschung der Anleger zurück. So habe sich die Aussage, dass sich Sachwerte in der Krise stabil gezeigt hät-ten, nur bedingt erfüllt. Infolgedessen seien Produkte wie etwa Schiffsfonds zuletzt schwerer zu verkaufen gewesen.

Für mehr als 50 % der Teilnehmer ist die Meinung von un-abhängigen Analysehäusern ein wichtiger Faktor bei der Auswahl einer geschlossenen Beteiligung. Hinzu kommt die Relevanz von kurzen Laufzeiten, mit denen sich zwei Drittel der Anleger eine gewisse Flexibilität erhalten wol-len. Ihre Investitionsentscheidungen treffen die Befragten auf Basis von Informationen aus drei Bereichen: In erster Linie sind die Unterlagen des Emissionshauses entschei-dend. Zudem beeinflussen die Daten und Fakten des Fondsprospekts bei zwei von drei Befragten die Anlageent-

„Das Bedürfnis nach Transparenz und

Sicherheit wird den Markt dominieren.“

Matthias Klein, Generalbevollmächtigter von Wölbern Invest

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SEIT ÜBER 30 JAHREN ERFOLGREICHMIT GESCHLOSSENEN FONDS:QUALITÄT AUS ERFAHRUNG.

140 AUFGELEGTE FONDS3,2 MILLIARDEN EURO EIGENKAPITAL

6,5 MILLIARDEN EURO INVESTITIONSVOLUMEN

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Geschlossene Fonds

rung an. „Es sind derzeit mehr Häuser in Schieflage, als zugegeben wird“, so ein Branchenexperte. Am schwersten sei die Position derzeit vor allem bei Häu-sern, die stark im Schiffssegment aktiv sind. Einen ge-wissen Vorteil hätten die großen Häuser, die zumindest noch auf die Rückendeckung der großen Banken hoffen können. Auch Hartwieg von Dima 24 glaubt an eine Kon-solidierung der Branche: „Ich bin fest davon überzeugt, dass in drei, vier Jahren einige Namen, die wir jetzt noch ganz geläufig aussprechen, in der jetzigen Form nicht mehr existieren werden.“ Dass Konsolidierung ein Ge-bot der Stunde ist, auch um das Vertrauen der Anleger wiederherzustellen, zeigt auch eine Äußerung von Lloyd-Fonds-Chef Torsten Teichert: „Die Branche kann sich das ständige Kommen und Gehen von sogenannten Markt-teilnehmern nicht mehr leisten“, so Teichert in einem Kommentar zum VGF Summit. n

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scheidung. Außerdem informieren sich Anleger in der Wirt-schaftspresse (73,7 %) oder in Anlegermagazinen (52,7 %). Abschließend holen sich viele der befragten Anleger die Meinung eines unabhängigen Berater ein, denn für 49 % ist dieser eine wichtige Unterstützung. Dagegen ist für 66,5 % die Beratung durch die Hausbank für ihre Entscheidungs-findung irrelevant oder unwichtig. Dies bestätigt einen län-gerfristigen Trend, nämlich dass die Bedeutung der Banken bei der Vermittlung geschlossener Fonds zurückgeht. So waren sie 2010 mit einem Marktanteil von 44 % zwar immer noch stärkster Vertriebskanal, allerdings mussten sie einen Rückgang um 9 Prozentpunkte hinnehmen. Die ungebun-denen Vermittler verkauften hingegen bereits 31 % aller Be-teiligungen nach 27 % im vergangenen Jahr.

Auch auf Seiten der Emittenten steht nach Ansicht von Marktbeobachtern eine deutliche Branchenkonsolidie-