Schwerpunkt Modularität 26 - WAGOdirectBLOG · Wert beibehalten bis zur Pension. Wer sich jedoch...
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Schwerpunkt
Modularität
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Aktuelle Technik 4/2017
Digitalisierung und Modularisierung der Produktion
Sprache, Industrie 4.0 und Modularität – das waren die Themen des witterungsbedingten Indoor Walk and Talk mit Managing Director Frédéric Riva, Wago Schweiz, Domdidier.
Interview: Heike Henzmann
Fotos: Holger Jacob
Heike Henzmann: Frédéric Riva, wäre das Wetter besser, hätten wir am Murtensee die Sprachgrenze überschritten. Welche Rolle spielt Sprache bei Wago Schweiz?Frédéric Riva: Im Unternehmen
wird überwiegend Deutsch gesprochen,
da das Mutterhaus in Deutschland
ist. In Domdidier spricht man Französisch,
daher werden Themen rund um unser
Werk in Domdidier häufig in Französisch
erörtert. Meine Muttersprache ist
Französisch, aber ich kann mich auch
sehr gut in Deutsch ausdrücken.
Unter unseren rund 500 Mitarbeitern
in Domdidier haben wir 22 verschiedene
Nationalitäten. Sprache ist bei uns
im Unternehmen immer ein Thema.
Statt dem Überschreiten der Sprach-grenze durchschreiten wir die Wago-Produktion. Hier wird über-wiegend Verbindungstechnik produziert. Wago ist jedoch auch ein Automatisie-rungstechnologie-Hersteller. Man sagt ja, Zahnärzte hätten die schlech-testen Zähne. Wie sieht es mit Automation und Industrie 4.0 hier in
der Produktion in Domdidier aus? Wird Industrie 4.0 hier gelebt? Uns bei Wago drückt der gleiche Schuh
wie unsere Kunden – wie zum Beispiel der
starke Franken, Energiepolitik oder
Digitalisierung. Solche Themen lösen wir,
so weit irgend möglich, mit unseren
eigenen Produkten. Für Industrie 4.0 wie
auch für das Thema Energieeffizienz
dient unsere Produktion daher gleichzeitig
als Showroom. Unsere Verkäufer können
also Kunden mit ins Unternehmen
bringen und ihnen zeigen, wie wir arbeiten.
Wie viele Mitarbeiter arbeiten zurzeit bei Wago Schweiz in Domdidier?Wir haben hier am Standort rund
500 Mitarbeiter, der Konzern weltweit
beschäftigt etwa 7200 Mitarbeiter.
Unsere Mitarbeiter arbeiten in Schichten
und auch an den Wochenenden.
Ein Mitarbeiter vertreter achtet dabei
auf die Interessen und die Bedürfnisse
unserer Mitarbeiter hinsichtlich ihrer
Schichten und Arbeitszeiten. Einige
bevorzugen einheitliche Schichten,
andere den regelmässigen Wechsel.
Was zeichnet die Produktion in Dom didier besonders aus?Speziell ist sicher, dass im Hochpreisland
Schweiz ein Massenprodukt hergestellt
wird. Das gelingt nur, indem wir die
Produktion höchst effizient gestalten und
beste Qualität garantieren. Ziel war
und bleibt es, immer besser zu werden —
das tun wir in Domdidier seit 1977, also
genau seit 40 Jahren.
Sie leben Digitalisierung, Automati sie-rung und Industrie 4.0 im Unternehmen. Führt dies nicht zwangsläufig zu weniger Arbeitsplätzen im Unter-nehmen? Haben Ihre Mitarbeiter Angst, durch die Digitalisierung ihren Arbeitsplatz zu verlieren?Die Arbeit ist nicht weniger geworden,
sondern sie hat sich verändert. Wir
investieren deshalb in die Kompetenz
und in die Ausbildung unserer Mitarbeiter.
Zusammen mit anderen Unternehmen
hat Wago einen neuen Lehrberuf
entwickelt, den Opérateur sur machines
automatisées, kurz OMA oder auf
Deutsch Anlagenführer. Die Ausbildung
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dauert zwei Jahre. Unsere Anlagenführer
sind qualifiziert, aufgrund der Messwerte
der Sensoren in der Anlage die richtige
Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt zu
treffen. Die ehemaligen Knopfdrücker
gibt es nicht mehr. Wir haben deshalb
nicht weniger Mitarbeiter, sondern
qualifiziertere Mitarbeiter und eine effizi-
entere Produktion. Das heisst, unsere
Mitarbeiter stellen mehr her beziehungs-
weise liefern eine höhere Qualität und
weniger Ausschuss.
Bundesrat Schneider-Ammann sagte,
Industrie 4.0 sei eine Chance für die
Schweiz. Das kann ich nur unterschreiben.
Wir werden mit Industrie 4.0 schneller.
Wir bei Wago werden daher weiter in die
Digitalisierung und in die entsprechenden
Weiterbildungen investieren. Junge
Menschen, die Digital Natives, bewegen
sich ganz natürlich im digitalen Arbeits-
umfeld. Aber es gibt auch noch die
Digital Immigrants, also Mitarbeiter über
fünfzig. Auch die müssen wir für
das digitale Arbeitsumfeld gewinnen.
Deshalb schulen wir sie und klären
sie auf über die Folgen der Digitalisierung.
Natürlich haben diese Menschen
zunächst Angst, dass sie ihren Job
an einen Roboter verlieren. Wir als Arbeit-
geber fühlen uns verpflichtet, allen
die wollen und können, eine hinreichende
Ausbildung zu geben, damit sie ihren
Wert beibehalten bis zur Pension.
Wer sich jedoch nicht weiterbilden will
oder kann, der hat ein Problem.
In den Medien liesst man von
Unternehmen, beispielsweise in China,
die ihre Belegschaft auf 10 Prozent
reduzieren, dafür die Produktion
um 250 Prozent steigern. Da gehen
also ganz klar Arbeitsplätze verloren.
Aber nicht in einem Hochlohnland wie
der Schweiz oder in Zentraleuropa. Mitar-
beiter sind bei uns bereits sehr hoch
qualifiziert. Produktionsmitarbeiter wie
in China, die sehr einfach durch Roboter
oder Automation zu ersetzende Arbeiten
verrichten, gibt es bei uns nicht mehr.
Wir können es uns in der Schweiz schon
lange nicht mehr leisten, einem Mitar-
beiter für einfache manuelle Arbeiten
4000 Franken im Monat zu zahlen. Daher
werden bei uns in der Schweiz auch
nicht viele Arbeitsplätze verloren gehen.
Auch wenn der Begriff Industrie 4.0
in aller Munde ist, scheint es doch noch
immer Verständnisschwierigkeiten
zu geben. Wie erklären Sie den Begriff?
Nehmen Sie Ihr Auto. Das sagt Ihnen,
wann es gewartet werden muss
und einen Service braucht. Oder es
meldet sich vielleicht sogar bereits selber
in der Garage an, und Sie werden dann
von dieser zum Service aufgeboten.
Das allein ist noch nicht Industrie 4.0.
Industrie 4.0 wäre es, wenn die
Community aus Fahrzeugen vom gleichen
Typ miteinander kommuniziert, um
eine effektivere Nutzung des Fahrzeugs
zu ermöglichen. Übertragen auf Wago
heisst das: Die Werke von Wago in China,
Deutschland, Polen oder wo auch
immer werden vernetzt, sie kommunizie-
ren miteinander, sie «benchmarken»
sich und versuchen, aus den Ergebnissen
Verbesserungen für ähnliche Prozesse
abzuleiten. Das ist Industrie 4.0. Die
Digitalisierung sollte zu einer effiziente-
ren Ausnutzung der Arbeitsleistung
der Mitarbeiter führen.
Wago ist ja ein Treiber für
Automa tisie rungslösungen in der
Prozessindustrie — Stichwort dezentrale
Intelligenz für modulare Anlagen,
kurz Dima. Könnten Sie uns erläutern,
was Dima ist und warum Modularität
gerade in der Prozessautomation
eine so grosse Rolle spielt?
Dima ist ein Standard für die chemische
Industrie. Die Schweiz ist eigentlich
kein Chemieland. Sie ist ein Pharmaland.
«Sprache ist bei uns immer ein Thema.»
Dennoch ist Dima wichtig für die Schweiz.
Die Philosophie von Dima ähnelt der
Philosophie von Industrie 4.0. Wir wollen
Losgrösse eins produzieren beziehungs-
weise individualisierte Produkte
herstellen. Doch es gibt einen Konflikt
zwischen individualisierten Produkten und
den Herstellungskosten. Jedes Stück
soll individuell und gleichzeitig möglichst
günstig sein. Waren Sie schon mal
in einem Chemiewerk? Prozesse in der
Chemie sind riesig, stinken und sind nicht
flexibel. Alles ist verschraubt oder
fest verbunden. Die Rüstzeit für Prozess-
anlagen sind deshalb lang. Wie kann da
die notwendige Flexibilität für ein Produkt
erreicht werden?
Die Lösung lautet: Wir müssen in
der chemischen Industrie eine Produktions-
umgebung aus intelligenten Modulen
beziehungsweise Funktionseinheiten
schaffen. Auch wenn wir hier in der Schweiz
wenig chemische Industrie haben, gibt
es doch viele Hersteller solcher Funktions-
einheiten; Maschinenhersteller, die
Reaktoren, Mischer und ähnliche Maschi-
nen für die chemische Industrie herstellen.
Diese Funktionseinheiten oder -blöcke
werden ausgestattet mit Automa-
tisierungstechnik, und sie kommunizieren
miteinander. Dima ist die Schnitt stelle,
damit die Anlage mit den Funktions -
ein heiten in einer einheitlichen Sprache
reden kann. Vorher war die Sprache
der Systeme herstellerspezifisch. Mit Dima
wurde nun ein herstellerunabhängiger
Kommunikations-Standard geschaffen.
Dima gilt ausschliesslich für die
chemische Industrie?
Richtig. Dima ist eine Normung,
ein Standard, der nur für die chemische
Industrie gültig ist und mit dem
die Funktion der Anlage herstellerun-
abhängig wird. Der Hersteller bekommt
mit dem Auftrag die Spezifikation
der Schnittstelle seiner Funktionseinheit
von Dima. Ob ich als chemische Industrie
in meiner Anlage nun den Mischer
von Firma A, B oder C einsetze, spielt
nun keine Rolle mehr, denn alle
haben die gleiche Schnittstelle. Das
erlaubt schnellere Innovation, und
das erlaubt auch neuen Herstellern einen
schnelleren Einstieg, da sie nur eine
Schnittstelle bedienen und nicht für jeden
Betreiber eine individuelle Schnittstelle
realisieren müssen.
Wie gross sind die Module?
Ein Modul ist eine Funktionseinheit,
ein Mischer zum Beispiel. Eine
Komponente wie ein Motor stellt
keine Funktionseinheit dar.
Dima ist also nur ein Standard?
Dima ist noch mehr. Natürlich möchte ich
als Betreiber bei der Mensch-Maschine-
Schnitt stelle die Funktionseinheiten
abbilden. Ich will nicht den Trockner des
Herstellers X oder Y anzeigen, sondern
einfach einen Trockner, der damit eben
dann auch einfach austauschbar wird. Zu
diesem Zweck stellt Dima eine Bibliothek
von Symbolen zur Verfügung.
Und welche Rolle spielt Wago für Dima
beziehungsweise Dima für Wago?
Wir bieten die Automatisierungs kom-
ponenten nach Dima an. Wenn ein
Mischer- Hersteller Wago-Technologie
einsetzt, hat er den Vorteil, dass Wago-
Produkte bereits die Dima-Problem -
stellung gelöst haben. Das ver ein facht
für den Hersteller die Integration seiner
Funktionseinheit in der Dima-Welt.
Haben wir die Anforderungen auch
in anderen Industrien?
In der chemischen Industrie gibt es einen
Prozess, der in Funktionsblöcke oder
«Uns bei Wago drückt der gleiche Schuh wie unsere Kunden.»
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Alternative zu Spritzgussmaschinen,
die nur eine begrenzte Anzahl Varianten
liefern können?
Mit 3D-Druckern haben wir volle Indivi-
dualität, können damit jedoch nicht
die Stückzahlen liefern, die wir auf unseren
Spritzgussmaschinen erreichen.
Jedenfalls noch nicht. Die 3D-Printer
können vielleicht in zehn Jahren viel mehr
Volumen generieren. Beim Rapid Proto-
typing arbeiten wir bereits erfolgreich mit
3D-Druck. Es geht sogar noch weiter.
Mit 3D-Druck stellen wir nicht nur Proto-
typen her, sondern sind auch in der
Lage, zu einem Zeitpunkt, in dem die
nötigen Spritzgusswerkzeuge noch nicht
existieren, 3D-Modelle zu liefern. Diese
3D-Modelle sind teilweise noch nicht
voll funktions fähig, erlauben dem Kunden
aber, seinen Entwicklungsprozess
schnellstmöglich voran zu treiben. Damit
verkürzt sich das Time to Market.
Sie sind seit zwei Jahren als Managing
Director von Wago Schweiz tätig. Wie
sah Ihr Weg dorthin aus?
Ich habe ursprünglich Feinmechaniker
gelernt und anschliessend an der
Fachhochschule in Yverdon das Studium
des Mikrotechnik-Ingenieurwesens
absolviert. Meine Karriere startete ich
dann als Servicetechniker in der Optik.
Schnell stellte sich heraus, dass
mir der Vertrieb mehr lag als der Service,
und so wechselte ich in die Vertriebs-
mannschaft. Später wollte ich unbedingt
mein Deutsch weiter verbessern,
darum wechselte ich zu einem deutschen
Unternehmen, das war Siemens. Ich
war dort in den Bereichen Mobility und
Building Technologies tätig.
Am 4. Januar 2015 trat ich dann
meinen Job als Managing Direktor bei
der Wago Schweiz an. Ich hielt
mich zunächst zwecks Ausbildung einige
Wochen im Mutterhaus in Minden
auf. Dort erhielt ich keine zehn Tage nach
meinem Arbeitsantritt die Nachricht,
dass die Schweizerische Nationalbank
den Euro-Franken-Währungskurs
nicht mehr stützt. Ich sah mich wenige
Tage nach Stellenantritt der damit
verbun denen enormen Herausforderung
gegenüber. Wir mussten glücklicher -
weise keine Kürzungen bei den
Soziallei stungen vornehmen und wir
mussten auch keine Personal reduktion
und keine Kurzarbeit einleiten.
-ein heiten eingeteilt werden kann. Bei
Dima war es das Dima-Gremium, das die
Festlegungen getroffen hat. In den
anderen Industrien haben wir diese
Funktions blöcke noch nicht. Die Modu-
larität der Produktionsumgebung ist
damit in anderen Industrien noch nicht
gegeben, doch das entwickelt sich
gerade. Auch entstehen langsam die
notwen digen Standards und Protokolle.
Welche Bedeutung hat Modularität
für Industrie 4.0?
Industrie 2.0 war die Elektrifizierung,
3.0 die Automatisierung. Industrie 4.0 ist
nun die Vernetzung. Es gibt nicht mehr
Spritzguss Maschine 1, 2 und 3, sondern
eine Spritzgusswerkstatt, vernetzt
mit anderen Spritzgusswerk stätten. Die
Digitalisierung ersetzt alles, was ein
Computer besser machen kann als
ein Mensch. Industrie 4.0 erlaubt die
Optimierung der Produktionsum ge bung
hinsichtlich von Parametern wie Weg,
Kosten oder Zeit. Die von Indus trie 4.0
geforderte Losgrösse eins, also die
Individualisierung von Produkten, geht
mit einer Modularisierung und Variation
der Module einher. Bei der Konfiguration
eines Autos beispielsweise wähle ich
Variationen einzelner Funktionseinheiten
aus. Das führt dann zu einem konfigu-
rierten Auto. Doch es gibt eine endliche
Zahl von Kombinationen und Varianten.
Produktionsmittel wie der 3D-Drucker
bieten volle Individualität. Ist dies eine
«Industrie 4.0 erlaubt die Optimierung der Produktions- umgebung hinsichtlich von Parametern wie Weg, Kosten oder Zeit.»
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wurde. Wobei das Leben schon erheblich
einfacher gewesen wäre, wenn das Unter-
nehmen 10 km entfernt jenseits der
Sprachgrenze im deutschsprachigen Teil
der Schweiz gegründet worden wäre.
Und wie begeht Wago
das 40-Jahr-Jubiläum?
Wir richten ein Fest aus für unsere
Mitarbeiter in Form eines Tages
der offenen Tür. Jeder Mitarbeiter kann
fünf Personen seiner Familie einladen.
Leider mussten wir die Anzahl begrenzen,
da viele unserer Mitarbeiter sehr
grosse Familien haben. Geplant ist eine
Abendveranstaltung sowie eine am
Morgen, an dem die Familien an einer
geführten Tour durch das Unternehmen
teilnehmen. Anschliessend gibt es ein
Fest. Zu dem Festakt sind diesmal keine
Kunden, dafür aber einige VIPs aus
Gesellschaft und Politik geladen, wie zum
Beispiel der Bürgermeister von Domdidier.
Vielen Dank für das Gespräch,
Frédéric Riva !
Mit welchen Mitteln haben Sie
die Krise überwunden?
Der Franken-Schock stiess uns aus der
Komfortzone. Wir legten sofort nicht
zwingend nötige Investitionen auf Eis und
optimierten unsere Währungsabsiche-
rungen. Gleichzeitig konnten wir einige
Investitionen tätigen, die die Lohnkosten
senkten. Zur Reduktion der Lohnkosten
mussten wir zwar niemandem kündigen,
doch wir verzichten bis heute auf die
Leiharbeiter, die bis Anfang 2015 rund
10 Prozent unserer Arbeit erledigt hatten.
Ist der Währungsschock verschmerzt?
Das würde ich nicht sagen. Es wäre
nicht gut, wenn es wieder zu einer Parität
zwischen Euro und Franken käme. Mit
einem Kurs von 1.10, 1.12 können wir leben.
Wago betreibt seit nunmehr 40 Jahren
eine eigene Produktion im Hochlohnland
Schweiz. Warum?
1977 hat Wago entschieden, einen Stand-
ort ausserhalb von Deutschland
zu gründen. In der Verbindungstechnik
konkurrenzierten sich damals zwei unter-
schiedliche Ansätze: die Schraub- und
Klemmtechnologie. Die erste Branche,
bei der sich die von WAGO erfundene
Klemm-Technologie durchsetzte, war die
Bahn industrie. Dabei spielte der Fakt
eine Rolle, dass die Klemmtechnologie
weniger wartungsintensiv ist als die
Schraub technologie. Nachdem einige
Grosskunden aus der Beleuchtungsbran-
che zur Klemmtechnologie wechselten,
befand die Unternehmensführung, dass
getrennte Produktionsstandorte einen
grossen Teil zur Minimierung des
Beschaffungsrisikos beitragen würden.
Es stellte sich die Frage, in welchem Land
ein ähnliches Ausbildungsniveau wie in
Deutschland vorausgesetzt werden
konnte. Das war der Ursprung von Wago
Schweiz. Wolfgang Hohorst entschied
sich für den Kauf dieses ehemaligen
Siemens-Albis-Werkes in Domdidier, das
von WAGO kontinuierlich ausgebaut