Sd Innenstadt · 2014. 3. 25. · und brsten. Weil die beiden gerade ihr Winterfell verlieren, ist...

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A m Anfang hatte die elfjährige Sarah immer ein komisches Gefühl bei den Pferden. „Richtig Angst hatte ich nicht“, fügt sie hinzu. Nach knapp einem Jahr kann das Mädchen nun ohne Hilfe reiten und traut sich sogar kleine Kunststücke auf dem Pferd zu. Am liebsten macht Sarah Ausritte im Wald. „Das ist bes- ser als auf der Koppel reiten“, sagt sie. Ungefähr zweimal im Monat darf Sarah mit anderen Gleichaltrigen, die ebenfalls an der Mädchengruppe des Vereins Frauen helfen Frauen teilnehmen, zur Reitthera- pie. Denn die Mädchen aus der Gruppe tei- len ein ähnliches Schicksal. Sie kommen aus Familien, in denen Gewalt zum trauri- gen Alltag gehörte. Teilweise lebten die Mädchen mit ihren Müttern in einem der Stuttgarter Frauenhäuser. „Die Kinder dürfen beim Reiten einfach Kind sein“, sagt Dorothée Nägele vom Verein Frauen helfen Frauen. Doch natürlich sollen sich die Mädchen dort nicht nur austoben, die The- rapie mit den Pferden soll ihnen auch ganz konkret helfen. „Einem Pferd muss man Grenzen setzen, das kennen die Mädchen meistens nicht“, fügt Nägele hinzu. Neben Sarah sind noch zwei andere Elf- ährige am Mittag bei der Reittherapie da- bei. Alle drei sind inzwischen schon ganz routinierte Reiterinnen. Ein bis zwei Jahre machen sie mit beim Unterricht auf einem Reiterhof nahe Stuttgart, den die Reitthe- rapeutin Silke Schumacher betreibt. Zwei Gruppen hat die Fraueninterventionsstelle von Frauen helfen Frauen, immer im Wechsel dürfen die Mädchen zum Reiten. „Wir schauen, dass sie ein- bis zweimal im Monat drankommen“, sagt Nägele, die bei- de Gruppen mitbetreut. Auf dem Hof empfängt Sil- ke Schumacher die drei Mäd- chen bereits mit Tacko und Fauni. Die Pferde wissen, was zu tun ist, schließlich sind sie zu Therapiepferden ausgebil- det. Schumacher arbeitet mit beiden seit mehr als zehn Jah- ren. Geduldig lassen die Pferde alles mit sich machen. Wenn die Mädchen toben oder zu laut sind, stört sie das nicht. Gerade für Mädchen, die keine guten Beziehungs- erfahrungen gemacht haben, sei der Ein- fluss der Pferde ideal, sagte Silke S.. Wenn Fauni oder Tacko etwas toll finden, schnau- ben sie laut. „Die Mädchen erhalten eine di- rekte Reaktion von den Tieren“, erklärt sie, und fügt hinzu: „Das gibt ihnen Selbstver- trauen.“ Auch wenn den Pferden etwas nicht gefalle, zeigten sie das sofort. Bevor für die Mädchen Sarah, Jenny und Anna der Reitspaß beginnt, müssen sie an- packen. Nicht nur der Spaß soll bei der Reittherapie im Mittelpunkt stehen, die Mädchen sollen auch lernen, Verantwor- tung zu übernehmen. Am Anfang müssen die drei Tacko und Fauni deshalb striegeln und bürsten. Weil die beiden gerade ihr Winterfell verlieren, ist das harte Arbeit. Am Ende ist das Fell der Pfer- de zwar glatt, doch die Kleider der Mädchen voll mit Ross- haaren. Vor zwei Jahren hätte die drei das noch sehr gestört, erinnern sich Nägele und Schumacher: „Da kam oft, dass es dreckig ist, stinkt und überhaupt viel zu kalt sei im Stall“, erzählt die Reittherapeutin. Inzwischen stört das die Mädchen nicht mehr. Im Gegenteil von Scheu vor Schmutz oder den Tieren keine Spur. Nach dem Striegeln, Hufe Putzen und Satteln bricht die Gruppe auf zur Koppel, wo Schu- macher Fauni an der Longe führt und mit einem der Mädchen arbeitet. Die anderen beiden üben mit Tacko und einer weiteren Betreuerin vom Verein, Annalena Biallas, das Pferd unter Kontrolle zu halten, zu len- ken sowie Auf- und Absteigen. Bei den Ein- zelübungen auf Fauni können die Mädchen zeigen, was sie während ihres gesamten Reitunterrichts gelernt haben – das ist in- zwischen ganz schön viel. Freihändig ste- hen auf dem Pferd, rückwärts und über kleine Hindernisse reiten ist für sie kein Problem mehr. „Sie haben alle eine tolle Entwicklung durchgemacht“, sagt Nägele, die die Mädchen gelegentlich begleitet. Was sie alle vor allem gelernt haben: Sie ha- ben eine enge Bindung zu den Tieren und zur Reittherapeutin aufgebaut. „Für viele Übungen braucht es großes Vertrauen in Pferd und Therapeutin“, sagt Nägele, die selbst ein eigenes Pferd besitzt. Genau das sei es, was den Mädchen bisher in ihrem Le- ben gefehlt habe: Vertrauen in andere und Vertrauen in Beziehungen. Wenn die Reit- therapeutin Sarah fragt, ob sie das Gefühl habe, sie könne sich auf das Pferd Fauni verlassen, sagt die inzwischen nur: „Ja“. Nach einer Stunde Reiten ist der schöne Teil des Nachmittags jedoch vorbei. Die Mädchen bringen die Pferde zurück in den Stall und das ganze Prozedere läuft nun rückwärts ab: Absatteln, bürsten und Sat- telzeug aufräumen. Im Stall bewegen sich die drei schon so selbstverständlich, als wä- ren sie zu Hause. Begleitet werden sie stän- dig von den Hunden von Schumacher, Bo- nita und Finya. Auch diese beiden haben die Mädchen ins Herz geschlossen. Wäh- rend Sarah an der Reittherapie die Ausritte in den Wald am schönsten findet, sagt Jen- ny, ihr gefalle, dass die Pferde immer alles so gut mitmachten. „Ich finde es toll, dass ich überhaupt hier dabei sein kann und rei- ten darf.“ West Farbiges aus der Fremde Mit einer Ausstellung von Beate Radespiel hat sich der Zamenhof die Kunst ins Haus geholt – für die Bewohner des Pflegeheims, die nicht mehr mobil sind. SEITE II Inhalt Mitte Frischzellenkur für Friedhof Bald beginnt die Sanierung des Hoppenlaufriedhofs. Die Toto-Lotto GmbH hat dafür 400 000 Euro gespendet. Auch viele Bürger haben Geld dazu gegeben. SEITE II Süd Kontakte am Fließband Viele Kontakte in kurzer Zeit – das versprechen so genannte Speed-Datings. Im Park Hotel Inn lädt mehrmals im Monat eine Agentur zum schnellen Kennenlernen. SEITE III Ost Umbau fürs Waldheim Im Vereinsheim des SV Gablenberg wird gerade kräftig gebaut. Im April tritt ein neuer Pächter an und im Sommer kommen die Waldheimkinder. SEITE IV Nord Rundgang entlang der Baustelle Zu einem Spaziergang entlang der Stuttgart-21- Baustelle am Nordbahnhof hat der Infoladen auf der Prag beim jüngsten Stammtischtreffen geladen. SEITE IV Redaktion Innenstadt Telefon: 07 11/72 05-89 55 E-Mail: [email protected] Kontakt Gruppen Das Angebot richtet sich an junge Mädchen, die von häuslicher Gewalt betrof- fen sind oder waren. Die Frau- eninterventionsstelle des Ver- eins Frauen helfen Frauen unterstützt Mädchen von sie- ben bis 13 Jahren dabei, ihre Identität zu finden. Die Mäd- chen spielen, basteln oder machen Ausflüge. Es be- stehen es zwei Gruppen, die sich je alle 14 Tage treffen. Reittherapie In den Reitstun- den wird die heilende Wirkung des Pferdes auf den Men- schen genutzt. Im Umgang mit dem Pferd bauen die Mäd- chen eine Beziehung zu dem Tier auf und lernen, Verant- wortung zu übernehmen, was sich positiv auf ihre Selbstver- trauen auswirken soll. Die Reittherapie bietet der Verein seit 2008 an. Finanzierung Das heilpädago- gische Reiten wird über Spen- den ermöglicht. Jede Gruppe hat so einmal ein Mal im Mo- nat die Möglichkeit, zwei Stunden zu reiten. nay DAS HEILPÄDAGOGISCHE REITEN „Ich finde es toll, dass ich überhaupt dabei sein kann und reiten darf.“ Sarah, Mädchengruppe Frauen helfen Frauen Mit einer Krabbelgruppe hat alles angefangen J eder fängt mal klein an. So auch Mari- anne Auweter und Irmgard Ehwald. Vor 20 Jahren haben die beiden zu- sammen mit ein paar anderen engagierten Müttern zum ersten Kinderkleider- und Spielzeugmarkt in die Thomaskirche ein- geladen. „Das Ganze ist aus einer Krabbel- gruppe heraus entstanden“, sagt Marianne Auweter und ergänzt: „Wir wollten für unsere Kinder, die damals noch klein wa- ren, eine Art Tauschmarkt organisieren.“ Seitdem haben Auweter und ihre Mitstrei- ter jedes Jahr im Frühjahr und im Herbst einen Basar auf die Beine gestellt. Am Samstag nun findet der 40. Kaltentaler Kinderkleider- und Spielzeugmarkt statt. In all den Jahren habe sich so einiges verändert, erinnert sich Auweter. Angefan- gen habe man mit etwa 40 bis 50 Verkäu- fern. Inzwischen sind es rund 150 Familien, die ihre ausrangierten, aber noch gut erhal- tenen Sachen auf dem Basar anbieten. „Da- mit haben wir allerdings auch die Ober- grenze erreicht“, sagt Marianne Auweter. Sonst würden die Kleiderstapel zu hoch und der ganze Markt zu unübersichtlich werden. Auch die Zahl der Besucher sei mit den Jahren immer weiter angestiegen. Mittlerweile kommen bis zu 200 potenziel- le Kunden in die evangelische Thomaskir- che, die das ein oder andere Schnäppchen machen wollen. Eines ist jedoch stets gleich geblieben: 15 Prozent des Umsatzes werden gespen- det. Im Frühjahr geht das Geld an die Kal- tentaler Kindergärten, im Herbst an die Grundschule. „Da kommt schon immer eine ganz ordentliche Summe zusammen“, sagt Marianne Auweter. Die Schule habe sich mit dem Geld beispielsweise eine Tischtennisplatte oder mal ein paar Com- puter gekauft. Die Kindergartenkinder durften sich unter anderem über neue Spielgeräte freuen. Doch ganz umsonst gibt es die Spende nicht. So müssen die Eltern der Kindergar- ten- beziehungsweise Schulkinder im Gegenzug beim Auf- und Abbau helfen und Kuchen spenden. Unterstützt werden sie dabei von vielen weiteren ehrenamtlichen Helfern. „Ohne sie könnten wir den Markt nicht stemmen“, betont Auweter. Doch auch bei ihr macht sich bemerkbar, dass immer weniger Menschen bei so einer Sa- che mitmachen wollen. „Viele Frauen ge- hen heute wieder arbeiten und haben weni- ger Zeit für ein Ehrenamt“, sagt Auweter. Schon mehrfach hätten sie und ihre Mit- streiterin Irmgard Ehwald versucht, die Fe- derführung für den Kinderkleider- und Spielzeugbasar abzugeben. „Es hat aber nie richtig funktioniert“, sagt Auweter. In Ge- fahr sei der Markt deshalb aber nicht. Denn noch haben die beiden Frauen und die rund zehn Kaltentaler Familien, von denen sie unterstützt werden, nicht die Lust an der Organisation des Basars verloren. „Uns macht das nach wie vor großen Spaß“, sagt Marianne Auweter. Termin Der 40. Kinderkleider- und Spielzeug- markt findet am Samstag, 15. März, in der Thomaskirche an der Schwarzwaldstraße 7 statt. Geöffnet ist von 13.30 bis 16 Uhr. Für Schwangere beginnt der Verkauf um 13 Uhr. // Die Anmeldung ist möglich unter www.kinderkleidermarkt-kaltental.de S-Süd In der Thomaskirche findet am Samstag der 40. Kinderkleider- und Spielzeugmarkt statt. Von Alexandra Kratz Spielzeug, Kleidung und natürlich auch Schuhe gibt es beim 40. Basar in der Thomaskirche wieder zu Schnäppchenpreisen. Foto: Alexandra Kratz Tauschbörse Fehlkäufe raus, neue Kleider rein S-Nord/S-Mitte „Frisch in den Frühling“, heißt die Kleidertauschbörse, die am Sams- tag, 15. März, vom katholischen Bildungs- werk und PragA, der Secondhandboutique an der Friedhofstraße, im Haus der Katho- lischen Kirche, Königstraße 7, veranstaltet wird. Von 11.30 Uhr an können Schuhe, Ta- schen und gut erhaltene Frauenkleidung abgegeben werden. Dafür erhält man Wert- marken, die zwischen 13 und 18 Uhr gegen andere angebotene Kleidungsstücke einge- tauscht werden können. Außerdem ist eine Farb- und Stilberaterin vor Ort, und Vertre- ter der „Kampagne für saubere Kleidung“ sowie der Aktion Hoffnung informieren über die Verwertungswege in der Textil- industrie. Der Eintritt kostet fünf Euro. An- melden kann man sich unter der Telefon- nummer 705 06 00. fri Gustav-Siegle-Haus Orchester aus Straßburg ist zu Gast S-Mitte Das Straßburger Orchester Or- chestre à cordes du Conservatoire de Stras- bourg ist am Sonntag, 16. März, zu Gast in Stuttgart und musiziert mit dem Streichor- chester Stadtmitte der Stuttgarter Musik- schule im Gustav-Siegle-Haus am Leon- hardsplatz 28. Gemeinsam spielen sie Stü- cke verschiedener Komponisten, unter an- derem Vivaldis Sinfonia in D-Dur sowie Blue Tango und Evening Shadows von Les- lie Searle. Das Konzert beginnt um 15 Uhr und ist Teil des diesjährigen Austauschkon- zerts der Stuttgarter Musikschule, bei dem die Schüler ihren musikalischen Horizont erweitern sollen. Der Eintritt ist frei. ktm Auf und mit dem Pferd lernen zu vertrauen Die Reittherapeutin Silke S. bringt den Mädchen das Reiten bei – und Beziehungen aufzubauen. Foto: Nina Ayerle Stuttgart Alle zwei Wochen dürfen die Mädchengruppen von „Frauen helfen Frauen“ zur Reittherapie. Von Nina Ayerle Waschmaschinen Wäschetrockner · Geschirrspüler Reparaturen · Ersatzteile nah-schnell-fachgerecht-preiswert Große Auswahl an Neugeräten Harald Beck GmbH, Tel. 0711/610573 Leuschnerstr. 40–42 · 70176 Stuttgart www.habestu.de · [email protected] Innenstadt Stuttgart - Mitte, West, Süd, Ost, Nord Nr. 30 | Freitag, 14. März 2014 S

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Am Anfang hatte die elfjährige Sarahimmer ein komisches Gefühl beiden Pferden. „Richtig Angst hatte

ich nicht“, fügt sie hinzu. Nach knappeinem Jahr kann das Mädchen nun ohneHilfe reiten und traut sich sogar kleineKunststücke auf dem Pferd zu. Am liebstenmacht Sarah Ausritte im Wald. „Das ist bes­ser als auf der Koppel reiten“, sagt sie.

Ungefähr zweimal im Monat darf Sarahmit anderen Gleichaltrigen, die ebenfallsan der Mädchengruppe des Vereins Frauenhelfen Frauen teilnehmen, zur Reitthera­pie. Denn die Mädchen aus der Gruppe tei­len ein ähnliches Schicksal. Sie kommenaus Familien, in denen Gewalt zum trauri­gen Alltag gehörte. Teilweise lebten dieMädchen mit ihren Müttern in einem derStuttgarter Frauenhäuser. „Die Kinderdürfen beim Reiten einfach Kind sein“, sagtDorothée Nägele vom Verein Frauen helfenFrauen. Doch natürlich sollen sich dieMädchen dort nicht nur austoben, die The­rapie mit den Pferden soll ihnen auch ganzkonkret helfen. „Einem Pferd muss manGrenzen setzen, das kennen die Mädchenmeistens nicht“, fügt Nägele hinzu.

Neben Sarah sind noch zwei andere Elf­ährige am Mittag bei der Reittherapie da­bei. Alle drei sind inzwischen schon ganzroutinierte Reiterinnen. Ein bis zwei Jahremachen sie mit beim Unterricht auf einemReiterhof nahe Stuttgart, den die Reitthe­rapeutin Silke Schumacher betreibt. ZweiGruppen hat die Fraueninterventionsstellevon Frauen helfen Frauen, immer imWechsel dürfen die Mädchen zum Reiten.„Wir schauen, dass sie ein­ bis zweimal imMonat drankommen“, sagt Nägele, die bei­de Gruppen mitbetreut.

Auf dem Hof empfängt Sil­ke Schumacher die drei Mäd­chen bereits mit Tacko undFauni. Die Pferde wissen, waszu tun ist, schließlich sind siezu Therapiepferden ausgebil­det. Schumacher arbeitet mitbeiden seit mehr als zehn Jah­ren. Geduldig lassen die Pferde alles mitsich machen. Wenn die Mädchen tobenoder zu laut sind, stört sie das nicht. Geradefür Mädchen, die keine guten Beziehungs­erfahrungen gemacht haben, sei der Ein­fluss der Pferde ideal, sagte Silke S.. WennFauni oder Tacko etwas toll finden, schnau­ben sie laut. „Die Mädchen erhalten eine di­rekte Reaktion von den Tieren“, erklärt sie,und fügt hinzu: „Das gibt ihnen Selbstver­trauen.“ Auch wenn den Pferden etwasnicht gefalle, zeigten sie das sofort.

Bevor für die Mädchen Sarah, Jenny undAnna der Reitspaß beginnt, müssen sie an­packen. Nicht nur der Spaß soll bei derReittherapie im Mittelpunkt stehen, dieMädchen sollen auch lernen, Verantwor­tung zu übernehmen. Am Anfang müssen

die drei Tacko und Fauni deshalb striegelnund bürsten. Weil die beiden gerade ihrWinterfell verlieren, ist das harte Arbeit.

Am Ende ist das Fell der Pfer­de zwar glatt, doch die Kleiderder Mädchen voll mit Ross­haaren. Vor zwei Jahren hättedie drei das noch sehr gestört,erinnern sich Nägele undSchumacher: „Da kam oft,dass es dreckig ist, stinkt undüberhaupt viel zu kalt sei im

Stall“, erzählt die Reittherapeutin.Inzwischen stört das die Mädchen nicht

mehr. Im Gegenteil – von Scheu vorSchmutz oder den Tieren keine Spur. Nach

dem Striegeln, Hufe Putzen und Sattelnbricht die Gruppe auf zur Koppel, wo Schu­macher Fauni an der Longe führt und miteinem der Mädchen arbeitet. Die anderenbeiden üben mit Tacko und einer weiterenBetreuerin vom Verein, Annalena Biallas,das Pferd unter Kontrolle zu halten, zu len­ken sowie Auf­ und Absteigen. Bei den Ein­zelübungen auf Fauni können die Mädchenzeigen, was sie während ihres gesamtenReitunterrichts gelernt haben – das ist in­zwischen ganz schön viel. Freihändig ste­hen auf dem Pferd, rückwärts und überkleine Hindernisse reiten ist für sie keinProblem mehr. „Sie haben alle eine tolleEntwicklung durchgemacht“, sagt Nägele,

die die Mädchen gelegentlich begleitet.Was sie alle vor allem gelernt haben: Sie ha­ben eine enge Bindung zu den Tieren undzur Reittherapeutin aufgebaut. „Für vieleÜbungen braucht es großes Vertrauen inPferd und Therapeutin“, sagt Nägele, dieselbst ein eigenes Pferd besitzt. Genau dassei es, was den Mädchen bisher in ihrem Le­ben gefehlt habe: Vertrauen in andere undVertrauen in Beziehungen. Wenn die Reit­therapeutin Sarah fragt, ob sie das Gefühlhabe, sie könne sich auf das Pferd Fauniverlassen, sagt die inzwischen nur: „Ja“.

Nach einer Stunde Reiten ist der schöneTeil des Nachmittags jedoch vorbei. DieMädchen bringen die Pferde zurück in denStall und das ganze Prozedere läuft nunrückwärts ab: Absatteln, bürsten und Sat­telzeug aufräumen. Im Stall bewegen sichdie drei schon so selbstverständlich, als wä­ren sie zu Hause. Begleitet werden sie stän­dig von den Hunden von Schumacher, Bo­nita und Finya. Auch diese beiden habendie Mädchen ins Herz geschlossen. Wäh­rend Sarah an der Reittherapie die Ausrittein den Wald am schönsten findet, sagt Jen­ny, ihr gefalle, dass die Pferde immer allesso gut mitmachten. „Ich finde es toll, dassich überhaupt hier dabei sein kann und rei­ten darf.“

West

Farbiges aus der Fremde

Mit einer Ausstellung vonBeate Radespiel hat sichder Zamenhof die Kunstins Haus geholt – für dieBewohner desPflegeheims, die nichtmehrmobil sind. SEITE II

Inhalt

Mitte

Frischzellenkur für Friedhof

Bald beginnt die Sanierungdes Hoppenlaufriedhofs.Die Toto­Lotto GmbH hatdafür 400 000 Eurogespendet. Auch vieleBürger haben Geld dazugegeben. SEITE II

Süd

Kontakte am Fließband

Viele Kontakte in kurzerZeit – das versprechen sogenannte Speed­Datings.Im Park Hotel Inn lädtmehrmals imMonat eineAgentur zum schnellenKennenlernen. SEITE III

Ost

Umbau fürsWaldheim

Im Vereinsheim desSV Gablenberg wirdgerade kräftig gebaut. ImApril tritt ein neuerPächter an und imSommer kommen dieWaldheimkinder. SEITE IV

Nord

Rundgang entlang der Baustelle

Zu einem Spaziergangentlang der Stuttgart­21­Baustelle amNordbahnhofhat der Infoladen aufder Prag beim jüngstenStammtischtreffengeladen. SEITE IV

Redaktion InnenstadtTelefon: 07 11/72 05­89 55E­Mail: [email protected]

Kontakt

GruppenDasAngebot richtetsich an jungeMädchen, dievon häuslicher Gewalt betrof­fen sind oder waren. Die Frau­eninterventionsstelle des Ver­eins Frauen helfen FrauenunterstütztMädchen von sie­ben bis 13 Jahren dabei, ihreIdentität zu finden. DieMäd­chen spielen, basteln odermachenAusflüge. Es be­

stehen es zwei Gruppen, diesich je alle 14 Tage treffen.

Reittherapie In den Reitstun­denwird die heilendeWirkungdes Pferdes auf denMen­schen genutzt. ImUmgangmit demPferd bauen dieMäd­chen eine Beziehung zu demTier auf und lernen, Verant­wortung zu übernehmen, was

sich positiv auf ihre Selbstver­trauen auswirken soll. DieReittherapie bietet der Vereinseit 2008 an.

FinanzierungDas heilpädago­gische Reitenwird über Spen­den ermöglicht. JedeGruppehat so einmal einMal imMo­nat dieMöglichkeit, zweiStunden zu reiten. nay

DAS HEILPÄDAGOGISCHE REITEN

„Ich finde es toll,dass ich überhauptdabei sein kannund reiten darf.“Sarah, MädchengruppeFrauen helfen Frauen

Mit einer Krabbelgruppe hat alles angefangen

Jeder fängt mal klein an. So auch Mari­anne Auweter und Irmgard Ehwald.Vor 20 Jahren haben die beiden zu­

sammen mit ein paar anderen engagiertenMüttern zum ersten Kinderkleider­ undSpielzeugmarkt in die Thomaskirche ein­geladen. „Das Ganze ist aus einer Krabbel­gruppe heraus entstanden“, sagt MarianneAuweter und ergänzt: „Wir wollten fürunsere Kinder, die damals noch klein wa­ren, eine Art Tauschmarkt organisieren.“Seitdem haben Auweter und ihre Mitstrei­ter jedes Jahr im Frühjahr und im Herbsteinen Basar auf die Beine gestellt. AmSamstag nun findet der 40. KaltentalerKinderkleider­ und Spielzeugmarkt statt.

In all den Jahren habe sich so einigesverändert, erinnert sich Auweter. Angefan­gen habe man mit etwa 40 bis 50 Verkäu­fern. Inzwischen sind es rund 150 Familien,die ihre ausrangierten, aber noch gut erhal­tenen Sachen auf dem Basar anbieten. „Da­mit haben wir allerdings auch die Ober­grenze erreicht“, sagt Marianne Auweter.Sonst würden die Kleiderstapel zu hochund der ganze Markt zu unübersichtlich

werden. Auch die Zahl der Besucher sei mitden Jahren immer weiter angestiegen.Mittlerweile kommen bis zu 200 potenziel­le Kunden in die evangelische Thomaskir­che, die das ein oder andere Schnäppchenmachen wollen.

Eines ist jedoch stets gleich geblieben:15 Prozent des Umsatzes werden gespen­

det. Im Frühjahr geht das Geld an die Kal­tentaler Kindergärten, im Herbst an dieGrundschule. „Da kommt schon immereine ganz ordentliche Summe zusammen“,sagt Marianne Auweter. Die Schule habesich mit dem Geld beispielsweise eineTischtennisplatte oder mal ein paar Com­puter gekauft. Die Kindergartenkinderdurften sich unter anderem über neueSpielgeräte freuen.

Doch ganz umsonst gibt es die Spendenicht. So müssen die Eltern der Kindergar­ten­ beziehungsweise Schulkinder im

Gegenzug beim Auf­ und Abbau helfen undKuchen spenden. Unterstützt werden siedabei von vielen weiteren ehrenamtlichenHelfern. „Ohne sie könnten wir den Marktnicht stemmen“, betont Auweter. Dochauch bei ihr macht sich bemerkbar, dassimmer weniger Menschen bei so einer Sa­che mitmachen wollen. „Viele Frauen ge­hen heute wieder arbeiten und haben weni­ger Zeit für ein Ehrenamt“, sagt Auweter.Schon mehrfach hätten sie und ihre Mit­streiterin Irmgard Ehwald versucht, die Fe­derführung für den Kinderkleider­ undSpielzeugbasar abzugeben. „Es hat aber nierichtig funktioniert“, sagt Auweter. In Ge­fahr sei der Markt deshalb aber nicht. Dennnoch haben die beiden Frauen und die rundzehn Kaltentaler Familien, von denen sieunterstützt werden, nicht die Lust an derOrganisation des Basars verloren. „Unsmacht das nach wie vor großen Spaß“, sagtMarianne Auweter.

TerminDer 40. Kinderkleider­ und Spielzeug­markt findet amSamstag, 15.März, in derThomaskirche an der Schwarzwaldstraße 7statt. Geöffnet ist von 13.30 bis 16Uhr. FürSchwangere beginnt der Verkauf um 13Uhr.

// Die Anmeldung istmöglich unterwww.kinderkleidermarkt­kaltental.de

S­Süd In der Thomaskirche findet am Samstag der40. Kinderkleider­ und Spielzeugmarkt statt. Von Alexandra Kratz

Spielzeug, Kleidung und natürlich auch Schuhe gibt es beim 40. Basar in der Thomaskirchewieder zu Schnäppchenpreisen. Foto: Alexandra Kratz

Tauschbörse

Fehlkäufe raus,neue Kleider reinS­Nord/S­Mitte „Frisch in den Frühling“,heißt die Kleidertauschbörse, die am Sams­tag, 15. März, vom katholischen Bildungs­werk und PragA, der Secondhandboutiquean der Friedhofstraße, im Haus der Katho­lischen Kirche, Königstraße 7, veranstaltetwird. Von 11.30 Uhr an können Schuhe, Ta­schen und gut erhaltene Frauenkleidungabgegeben werden. Dafür erhält man Wert­marken, die zwischen 13 und 18 Uhr gegenandere angebotene Kleidungsstücke einge­tauscht werden können. Außerdem ist eineFarb­ und Stilberaterin vor Ort, und Vertre­ter der „Kampagne für saubere Kleidung“sowie der Aktion Hoffnung informierenüber die Verwertungswege in der Textil­industrie. Der Eintritt kostet fünf Euro. An­melden kann man sich unter der Telefon­nummer 705 06 00. fri

Gustav­Siegle­Haus

Orchester ausStraßburg ist zu GastS­Mitte Das Straßburger Orchester Or­chestre à cordes du Conservatoire de Stras­bourg ist am Sonntag, 16. März, zu Gast inStuttgart und musiziert mit dem Streichor­chester Stadtmitte der Stuttgarter Musik­schule im Gustav­Siegle­Haus am Leon­hardsplatz 28. Gemeinsam spielen sie Stü­cke verschiedener Komponisten, unter an­derem Vivaldis Sinfonia in D­Dur sowieBlue Tango und Evening Shadows von Les­lie Searle. Das Konzert beginnt um 15 Uhrund ist Teil des diesjährigen Austauschkon­zerts der Stuttgarter Musikschule, bei demdie Schüler ihren musikalischen Horizonterweitern sollen. Der Eintritt ist frei. ktm

Auf und mit dem Pferd lernen zu vertrauen

Die Reittherapeutin Silke S. bringt denMädchen das Reiten bei – und Beziehungen aufzubauen. Foto: Nina Ayerle

Stuttgart Alle zwei Wochendürfen die Mädchengruppen von„Frauen helfen Frauen“ zurReittherapie. Von Nina Ayerle

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Nr. 30 | Freitag, 14. März 2014 S