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Seite 78 15.06.1973 EKM 472,2 Eine Tagschicht an dieser ständig besetzten Position. Robby, mein Motorenmeister stand auf Posten mit meiner Mpi, Lauf nach Oben, umgehangen. Eine Mpi ? Wo doch sein MG auf der Sitzbank in der Achterplicht mit der Munikiste stand? Alle Besatzungsmitglieder meiner Bestzung, auch ich, standen genauso so vorbildlich am Tage da, denn aus dem Raum Lütkenwisch am Tag und von den Elbdeich uns gegenüber lagen oft unsere Offiziere auf Kontrolle um gedeckt uns zu beobachten. Sah ich dort einen Kopf über den Deich, feuerte ich 1x gelb aus der Leuchtpistole später dann ein Handleuchtzeichen in der Richtung. ---------------------------------------------------------------------------------------------------- Als Robby mit einmal zur Kabinentür rein kam, und sagte: “ Meister, Meister, da geht Einer. “ Funker und ich raus und tatsächlich, in der Buhne vor uns, stand ein Mann in einer Badehose, so Mitte Buhnenfeldrand hinter dem Grenzzaun und schaute zu uns, nachdem er sah das wir ihm erkannt hatten, drehte er sich um und begann langsam am Elbufer in Richtung Westen ( BRD-Gebiet ) zu gehen. Er brauchte nur noch das andere Buhnenfeld zu überqueren, in dessen Mitte die Grenze in dieElbe überging. Blitzschnell nachgedacht: Maschinen starten, zu der Buhne hinfahren, der Mann würde laufen und eher in den den Westen sein, als wir bei ihm um ihn vorläufig festzunehmen zu können. Den Mann: === zum stehen zu bringen === Ich stellte das MG auf die Maschinenluken, Patronenkiste daneben, die Verblombung abgerissen und den Patronengurt eingelegt und durchgeladen. Ich konnte mit dem MG am besten schießen, hielt sogar bei der Ausbildung im Beisein des Waffenmeister vor der Truppe Vorträge über meine Lieblingswaffe. Robby lud die Mpi durch, er war auch bereit, es konnte losgehen: Robby hob seine Maschinenpistole hoch, Lauf in der Luft und feuerte ein Warnschuss ab, --- was den Mann nicht beeindruckte, --- er ging weiter. Nun hatte er das zweite Buhnenfeld erreicht, gleich war er Mitte Buhnenfeld und damit in den Westen. Ich feuerte jetzt drei kurze Feuerstöße a’ drei Schuß mit dem MG ab, direkt hinter den Füßen des Mann. Keine Reaktion von ihm, er ging weiter und war vermutlich nun im Westen. Für mich stand nun die Frage: Ist das überhaupt ein Grenzverletzer gewesen ?

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Als Robby mit einmal zur Kabinentür rein kam, und sagte:“ Meister, Meister, da geht Einer. “Funker und ich raus und tatsächlich, in der Buhne vor uns, stand ein Mann in einerBadehose, so Mitte Buhnenfeldrand hinter dem Grenzzaun und schaute zu uns,nachdem er sah das wir ihm erkannt hatten, drehte er sich um und begann langsamam Elbufer in Richtung Westen ( BRD-Gebiet ) zu gehen.Er brauchte nur noch das andere Buhnenfeld zu überqueren, in dessen Mitte dieGrenze in dieElbe überging.Blitzschnell nachgedacht:Maschinen starten, zu der Buhne hinfahren, der Mann würde laufen und eher in denden Westen sein, als wir bei ihm um ihn vorläufig festzunehmen zu können.Den Mann: === zum stehen zu bringen ===Ich stellte das MG auf die Maschinenluken, Patronenkiste daneben, die Verblombungabgerissen und den Patronengurt eingelegt und durchgeladen.Ich konnte mit dem MG am besten schießen, hielt sogar bei der Ausbildung imBeisein des Waffenmeister vor der Truppe Vorträge über meine Lieblingswaffe.Robby lud die Mpi durch, er war auch bereit, es konnte losgehen:Robby hob seine Maschinenpistole hoch, Lauf in der Luft und feuerte ein Warnschussab, --- was den Mann nicht beeindruckte, --- er ging weiter. Nun hatte er das zweite Buhnenfeld erreicht, gleich war er Mitte Buhnenfeld unddamit in den Westen.Ich feuerte jetzt drei kurze Feuerstöße a’ drei Schuß mit dem MG ab, direkt hinterden Füßen des Mann.Keine Reaktion von ihm, er ging weiter und war vermutlich nun im Westen.

Für mich stand nun die Frage:

Ist das überhaupt ein Grenzverletzer gewesen ?

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+ Warum nur in einer Badehose bekleidet.+ Warum haben wir ihn nicht in der Elbe gesehen, wie er an Land gegangen ist.+ Woher kam er?+ Warum haben die Hunde an der Hundetrasse nicht angeschlagen+ Wenn es ein DDR-Bürger war, warum ist er nach dem Warnschuss nicht gerannt.

Die Maschinen gestartet zum ersten Buhnenfeld hinter den Zaun gefahren und dortMitte Buhnenfeld angelegt.Meine Mpi umgehangen, Lauf nach unten, von Bord und dicht am Wasserschlurfend langsam gen Westen gegangen. Neben mir die Fußabdrücke der Person imSand.

Zu spät:Der Mann befand sich schon auf dem Gebiet der BRD, er stand hinter einerGrenzsäule.Nanu ? Eine Grenzsäule, bisher habe ich noch nie eine solche gesehen.Die kannte ich nur vom Politunterricht her und war im festen Glauben:Eine Grenzsäule steht direkt auf der Grenzlinie zwischen der DDR/BRD.Selbst wenn der Mann sich auf dem Gebiet der DDR befunden hätte,mehr als ihn anrufen konnte ich nicht.Schießen ? Er hatte ja schon vorher auf unsere Warnschüsse nicht reagiert.Und jetzt --- er war ja jetzt schon auf dem Gebiet der BRD.Aber, ihn mir richtig angucken,damit ich später eine Personenbeschreibung von ihm abzugeben konnte.Robby stand hinter dem MG und mein Funker Bestel saß am Ruder.

Ich war ca. 4 m vor der Grenzsäule da raschelte es im Schilf und aus denSchilfdickicht drei BGS - Angehörige mit ihren Sturmgewehren in den Händen,Art Hüftanschlag, und die Läufe der Waffen waren auf mich gerichtet.Sie stellten sich neben den Mann und schauten mich an.

Mir rutschte das Herz für Sekunden in die Hose,aber gleich wieder zurück an seinen Platz.

Mit offenen Mund schaute ich auf die Drei. Nur von Bildern her wusste ich wie sieaussahen.Genauso sahen sie auch aus, auch mit ihrer Bewaffnung.Ich schaute sie an und sie mich.Meine Mpi hatte ich als ich sie sah, auch sofort in Hüftanschlag, entsichert und einFinger war bereit durchzuladen und zu schießen.

Drei gegen Einen, NEIN! Das war mir zu unheimlich,und ich ging langsam zurück, dabei meine Waffe wieder mit den Lauf nach unten.

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Das sahen die Drei und schulterten ihre Waffen mit den Lauf nach Oben.Kurz vor dem ersten Buhnenfeld blieb ich kurz stehen, schaute zum Boot, sah dasRobby nun auf der Maschinenraumluken hinter dem MG lag und auf den BGS dieWaffe gerichtet hat, da wusste mich in Sicherheit und um nicht in der Schußrichtungzu kommen für den Fall ...., ging ich bis fast zu den Knien in die Elbe amBuhnenrand entlang, drehte dem BGS meinen Rücken zu und ab zu mein Boot.An Bord schaute mich Beide fragend an und ich sagte nur:“ das ist eine ganz schwere Provokation. „Und erzählte ihnen kurz wass ich eben erlebt hatte.Über Funk wollte ich das nicht melden, also fuhren wir zu unseren Ufer ( GR 8 )wo sich ein Grenzmeldenetzstelle auch für uns befand.Ja, wie nun melden, wenn man den Tarnnamen nicht kannte, also:“ Führungsstelle hier Grenzsicherungboot 203. Führungsstelle hier Grenzsicherungsboot 203. habe Spruch: === ELBE, Grenzprovokation === , näheres nur an Offiziere mitzuteilen. „Zweimal durchgegeben, als zu meiner Freude sich Jemand meldete und sagte das erden Spruch weiter geleitet habe.Praktisch hätten Grenzposten die MG-Schüsse in den Raum Lütkenwisch sowiedie auf dem BT-11 am Waldrand, auf seiten GR 24 hören müssen.Eine halbe Stunde später ungefähr kam ein Trabbi auf unseren Deich, es war meinChef, der Oberoffizier für Grenzaufklärung des GR 8, Major C. mit zwei mirunbekannte Offiziere.Eine Meldung verzichtete er: “ Los... rüber ...“Ich fuhr wieder in das erste Buhnenfeld. Major C. fragte die beiden Offziere ob siemitwollten, was sie verneinten und lieber an Bord unter dem Schutz des MG blieben,das Robby wieder aufgebaut hatte und erneut lag der Patronengurt in der Waffe.MajorC. und ich von Bord und gingen sehr, sehr langsam in meinen Spuren genWesten.Er schaute nur nach unten zu den Fußspuren des Mannes, fototgrafierte Diese undbetrachtete den Schilfstreifen sehr aufmerksam.“ Siehst du Fredi, Hier ist er aus dem Schilfgürtel gekommen, der war nie im Wasser. Fein das du neben die Spuren gegangen bist. hast was gelernt „Dann waren wir bei der Grenzsäule ---- mit Entsetzen sah ich das Major C. um dieGrenzsäule, Kopf immer nach unten und fotografierend da rum ging.... Ist der verückt ??? Der kann doch nicht auf das Westterritorium gehen ... dachte ich. ...Gott sei Dank ist der BGS weg...Etwas entfernt bei einen Schild stand ein Zöllner mit einen Hund und beobachteteuns. ( Das BGS-Schild )Majorr C. winkte mich zu sich, er stand etwas weiter am Schilfgürtel.“ Siehst du, hier sind die Drei gewesen und schau, da ... ( er zeigte auf auf das Schilf wo man sehen konnte, das da Einer entlang gegangen sein musste, Richtung zum Zaun )

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... da ist der in der Badehose entlang gegangen und am Ufer wo ihr ihn zuerst gesehen habt, herausgekommen. „Wir gingen zurück, er blieb stehen, fragte mir:“ Wohin hast du geschossen, wo sind die Geschosse eingeschlagen.“Woher soll ich das wissen, schaute mich um und sagte:“ Da irgendwo, darauf habe ich nicht geachtet.“Wir gingen langsam weiter, in den Schilfgürtel wollte er und ich nicht gehen, manweiß ja nie ob sich da noch Welche sich befanden.Kurz vor dem Boot blieb Collmer stehen, schaute mich an und fragte:“ was Fredi, wäre wenn ... „Ich schaute ihn an und erwiderte:“ dann würden wir hier jetzt nicht stehen. Ich habe eine Provokation gesehen und entsprechend darauf reagiert. Bei den Mann, hätte ich selbst eine Republikflucht in Kauf genommen, aber auf den Mann NIEMALS gezielt. Bei einer anderen Besatzung wäre das anders verlaufen. „ Er klopfte mich auf die Schulter und sagte nur:“ Gut gemacht. Hast richtig angesichts dieser Lage gehandelt. Du bekommst nachher noch Gips von mir und machst hiervon...

( Er ging ein Stück zurück, machte bei einen Fußabdruck mit ein Fuß ein X )ein Abdruck.“

Wir fuhren dann zum Deich, die Drei in den Trabbi und waren sie.Ich legte vor dem X an und meine Beiden setzten sich auf dem Bug und schauten mirzu wie ich den Fußabdruck fertigte und später dann an Bord brachte.

Zu diesen besagten Grenzabschnitt, habe ich ein Bild mit einfügt.

Hinter dem Schild, unten der Stein.

das war der Grenzstein.

Zuerst das Schild des BGS,dann der Grenzstein und auf unserenTerritorium dann die Grenzsäule.Weiter hinten,undeutlich der Grenzzaun.

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Die BGS - Angehörigen und der Mann an der Grenzsäule befanden sich demnachauf unseren Territorium und ich:hätte den Mann und die BGS - Angehörigen festnehmem müssen.

Erst im Forum, nach 40 Jahren,wurde ich über die Bedeutung der Grenzsäule und des Grenzstein darüberaufgeklärt.

Vorzeitig wurden wir abgelöst.Als wir zurück in Dömitz waren und noch unter Waffen, mussten wir Drei sofort indas Lagezentrum. Der Kommandeur. der Politoffizier, MfS, Major C. mit den beidenOffizieren, zwei Zugführer waren anwesend. Wir durften uns sitzen und ich mussteBericht erstatten.Uns wurde auferlegt, über die Aktion STILLSCHWEIGEN zu bewahren.Kein Lob, kein Dank vor der versammelten Mannschaft am Morgenapell.Nur der Hinweis des Kommandeurs im Lagezentrum, nach meinen Bericht und denvon Major C. das wir richtig gehandelt hatten.Nach dem ich die Waffen abgegeben hatte, musste ich im Zugführerzimmer einenausführlichen Bericht schreiben....aber diesmal ausführlich aus welchen Beweggründen ich Dieses und Jenesdurchgeführt hatte. Was mir dazu bewogen hat.

=== es war vergessen ===Es war wohl doch nicht von der ’ Macht hinter mir ’ vergessen worden.Der Funker wurde mit dem Leistungabzeichen der GT ausgezeichnet und Robbi undich bekamen die wohl schönste Auszeichnung.

26.06. 1973,die Yacht ÜberführungIch musste mit Robby zum Kommandeur. Seifert saß mit am Tisch. Sowie einePerson in Zivil, die uns Beide aufmerksam musterte.Mein Kommandeur erklärte mir:„ da ich mit Booten schon mehrmals nach Berlin war, bin ich ausgesucht worden, mit mein Motorenmeister, eine Yacht mit noch zwei weitere Personen von Waren nach Berlin zu überführen. Ob wir Fragen haben.“Ich erklärte ihm:“ da ich mich mit einer Segelyacht nicht auskenne muss ich den Auftrag ablehnen.“Nun mischte sich lächelnd der Zivilist mit in das Gespräch ein, sagte:“ das es keine Segelyacht sondern eine Motoryacht sei. Ich werde mit an Bord sein und diese Aktion leiten. Haben sie noch Fragen ? „Bei Robby und mir ging sofort das “ berühmte Licht “ an.