SEKEM Gemeinwohlbilanz 2011

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-1- GEMEINWOHL-BERICHT UNTERNEHMEN FIRMENNAME: SEKEM HOLDING Branche: Biologisch-dynamische Landwirtschaft, Bio-Lebensmittel &-Textilien, Naturheilmittel Anzahl der MitarbeiterInnen: 1856 (31.12.2010) TÄTIGKEITSBEREICH Die SEKEM-Firmengruppe ist Teil der 1977 von Dr. Ibrahim Abouleish gegründeten SEKEM- Initiative für nachhaltige Entwicklung. Sie produziert und verarbeitet biologische und biodynamische Lebensmittel, Textilien und pflanzliche Arzneimittel die in Ägypten, der arabischen Welt und auf internationalen Märkten vermarktet werden. SEKEM gilt als ägyptischer „Bio-Pionier“ und wurde 2003 als Wirtschaftsmodell für die Zukunft mit dem „Right Livelihood Award“ ausgezeichnet, auch bekannt als „Alternativer Nobelpreis“. Mit einem Mindestanteil von 10% ihrer Gewinne finanzieren die SEKEM-Firmen die Aktivitäten der SEKEM-Stiftung für Entwicklung (SDF), die Schulen, ein medizinisches Zentrum und eine Forschungsakademie betreibt. DAS UNTERNEHMEN UND GEMEINWOHL SEKEM wurde vor mehr als 30 Jahren gegruendet, um eine Vision nachhaltiger Entwicklung in Ägypten zu realisieren. Dies formuliert, was SEKEM unter dem Gemeinwohl versteht, und stellt das Leitbild allen unternehmerischen Handelns in SEKEM dar: Our Vision Sustainable development towards a future where every human being can unfold his or her individual potential; where mankind is living together in social forms reflecting human dignity; and where all economic activity is conducted in accordance with ecological and ethical principles. Konkreter fassbar gemacht wird das im Konzept der ‚Sustainability Flower‘ die die Facetten nachhaltiger Entwicklung in den Dimensionen des Wirtschaftsleben, Rechtslebens, Kulturlebens sowie der Ökologie darstellt. Die Sustainability Flower steht in SEKEM fuer ein komplexes Nachhaltigkeits-Managementsystem, das differenzierte Sub- Aspekte und eine Vielzahl an relevanten Kennzahlen umfasst. Diese werden regelmässig erhoben und gezielt verbessert, um sicherzustellen, dass auch wirklich alle Bereiche SEKEMs konsequent an der Vision der Nachhaltigen Entwicklung – dem ‚Gemeinwohl‘ – ausgerichtet werden. Die Ergebnisse werden im jährlichen „SEKEM Report on Sustainable Development“ veroeffentlicht, der zudem auch viele interessante Informationen zur Arbeit SEKEMs und zu aktuellen Entwicklungen enthält - er steht unter www.issuu.com/sekem zum Download bereit. Der vorliegende Gemeinwohlbericht enthält die relevanten Querverweise zu den Kriterien der Gemeinwohlbilanz auf den SEKEM Jahresbericht 2010.

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Die Gemeinwohlbilanz der SEKEM Initiative für 2011.

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GEMEINWOHL-BERICHT UNTERNEHMEN

FIRMENNAME: SEKEM HOLDING Branche: Biologisch-dynamische Landwirtschaft, Bio-Lebensmittel &-Textilien, Naturheilmittel

Anzahl der MitarbeiterInnen: 1856 (31.12.2010)

TÄTIGKEITSBEREICH Die SEKEM-Firmengruppe ist Teil der 1977 von Dr. Ibrahim Abouleish gegründeten SEKEM-Initiative für nachhaltige Entwicklung. Sie produziert und verarbeitet biologische und biodynamische Lebensmittel, Textilien und pflanzliche Arzneimittel die in Ägypten, der arabischen Welt und auf internationalen Märkten vermarktet werden. SEKEM gilt als ägyptischer „Bio-Pionier“ und wurde 2003 als Wirtschaftsmodell für die Zukunft mit dem „Right Livelihood Award“ ausgezeichnet, auch bekannt als „Alternativer Nobelpreis“. Mit einem Mindestanteil von 10% ihrer Gewinne finanzieren die SEKEM-Firmen die Aktivitäten der SEKEM-Stiftung für Entwicklung (SDF), die Schulen, ein medizinisches Zentrum und eine Forschungsakademie betreibt.

DAS UNTERNEHMEN UND GEMEINWOHL SEKEM wurde vor mehr als 30 Jahren gegruendet, um eine Vision nachhaltiger Entwicklung in Ägypten zu realisieren. Dies formuliert, was SEKEM unter dem Gemeinwohl versteht, und stellt das Leitbild allen unternehmerischen Handelns in SEKEM dar:

Our Vision Sustainable development towards a future where every human being can unfold his or her individual potential; where mankind is living together in social forms reflecting human dignity; and where all economic activity is conducted in accordance with ecological and ethical principles.

Konkreter fassbar gemacht wird das im Konzept der ‚Sustainability Flower‘ die die Facetten nachhaltiger Entwicklung in den Dimensionen des Wirtschaftsleben, Rechtslebens, Kulturlebens sowie der Ökologie darstellt. Die Sustainability Flower steht in SEKEM fuer ein komplexes Nachhaltigkeits-Managementsystem, das differenzierte Sub-Aspekte und eine Vielzahl an relevanten Kennzahlen umfasst. Diese werden regelmässig erhoben und gezielt verbessert, um sicherzustellen, dass auch wirklich alle Bereiche SEKEMs konsequent an der Vision der Nachhaltigen Entwicklung – dem ‚Gemeinwohl‘ – ausgerichtet werden. Die Ergebnisse werden im jährlichen „SEKEM Report on Sustainable Development“ veroeffentlicht, der zudem auch viele interessante Informationen zur Arbeit SEKEMs und zu aktuellen Entwicklungen enthält - er steht unter www.issuu.com/sekem zum Download bereit. Der vorliegende Gemeinwohlbericht enthält die relevanten Querverweise zu den Kriterien der Gemeinwohlbilanz auf den SEKEM Jahresbericht 2010.

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GENAUE BESCHREIBUNG DER EINZELNEN KRITERIEN

A1 ETHISCHES BESCHAFFUNGSWESEN SEKEM setzt sich aktiv mit den Risiken zugekaufter Produkte und Dienstleistungen auseinander. Die wesentlichen sozialen und ökologischen Risiken bestehen bei landwirtschaftlichen Rohstoffen. Diese sind nahezu vollständig durch Zertifikate (Bio, Fairtrade) oder eigene Kontrollen abgedeckt.

In den SEKEM Produkten verwendete Rohstoffe werden aus zertifiziertem biologischem Anbau eingekauft. SEKEM arbeitet seit mehr als 30 Jahren nach den klassischen ‚Fairtrade-Prinzipien‘ im Sinne langfristiger Beziehungen zu den Rohstofflieferanten, einer fairen Preispolitik, Abnahmegarantien und der Vorfinanzierung des Anbaus. Seit es die ‚Fairtrade‘-Zertifizierung der FLO gibt, wird diese für alle Produkte durchgeführt, wo Kunden dies nachfragen, dies geschieht vor allem bei Baumwolle, Orangen, Kartoffeln, Reis, Hibiskus, Kamille, Minze, und Lemongrass. Die langfristige Zusammenarbeit erleichtert die Kontrolle der Standards, die durch interne und externe Audits überprüft werden, sowie die Unterstützung der Lieferpartner bei deren Umsetzung.

Im Bereich der Produktverpackungen wird vorzugsweise recycelbares Material wie Karton und Glas eingesetzt, und, wo im Land verfügbar, bereits recyceltes Material. Der Anteil Recyclingmaterial konnte z.B. von 11.4% 2009 auf 16.1% 2010 gesteigert werden. Mangels lokaler Alternativen werden noch Kunststofffolien und -verpackungen bei Eier-Kleinpackungen (die geringen Teil des Eier-Umsatzes ausmachen) und bei Frischgemüse eingesetzt. SEKEM verfolgt das Ziel dies umzustellen, arbeitet kontinuierlich an ökologischen Innovationen und holt regelmässig Informationen über umweltfreundlichere Alternativen ein.

Für den Transport der Produkte innerhalb Ägyptens wird die SEKEM-eigene Transporterflotte eingesetzt, deren GHG-Emissionen zu 100% ausgeglichen werden. Exporte werden vor allem auf dem Seeweg durchgeführt, der Anteil an Luftfracht liegt bei weniger als 5% der Lebensmittel-Exporte.

Da in Ägypten Strom lediglich von Staatsbetrieben angeboten wird, kann SEKEM keine Energie von alternativen, umweltfreundlicheren Dienstleistern beziehen. Die GHG-Bilanz der ägyptischen Stromerzeugung ist aufgrund eines hohen Gasanteils und geringer Kohleverstromung im internationalen Vergleich zwar relativ gut, erneuerbare Energiequellen werden aber noch kaum eingesetzt. SEKEM setzt sich auf politischer Ebene daher stark für eine aktive Förderung von Solar- und Windenergie ein. SEKEM selbst betreibt einige Pilotprojekte wie Solare Warmwassererzeugung, Schäffler-Spiegel zur Dampferzeugung, Solare Gewächshausheizung, Solare Kräutertrocknung, Photovoltaik und Windkraft. Dies dient vor allem der Erprobung lokal angepasster Technologien und der Erarbeitung skalierbarer Lösungen. Aufgrund der hohen staatlichen Energiesubventionen für konventionellen Strom und technischer Hindernisse auf dem lokalen Markt sind diese derzeit (noch) nicht wirtschaftlich einsetzbar.

SEKEM ist aktives Mitglied des UN Global Compact. Der SEKEM Code of Conduct gilt für alle Zulieferer und Dienstleister und enthält neben vielem mehr auch die Verpflichtung zur unbedingten Einhaltung der Menschen- und Arbeitsrechte. Ein entsprechendes Lieferantenscreening für die Einkaufsabteilung befindet sich in Entwicklung, um auch abgesehen von Rohstofflieferanten eine bessere Kontrolle der Zulieferer zu erreichen.

Siehe dazu: SEKEM Report on Sustainable Development 2010, v.a. S.16, 22., 59, 60

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B1 ETHISCHE FINANZDIENSTLEISTUNGEN Die SEKEM Holding ist eine Aktiengesellschaft, die sich mehrheitlich in Familienbesitz befindet. Jeweils 12% der SEKEM Holding sind im Besitz der GLS Bank bzw. der Triodos Bank, also voll auf Nachhaltigkeit ausgerichter Banken, deren Kunden die Nachhaltigkeitsberichterstattung mehr bedeutet als eine hohe Dividende. Die GLS-Bank führt auch die europäischen Konten der SEKEM-Firmen. Lokale Konten und Versicherungen in Ägypten werden mangels ethisch orientierter Spezialbanken bei konventionellen Dienstleistern geführt. Hier wird jedoch lediglich kurzfristige Refinanzierung in Anspruch genommen. Der Gewinn der SEKEM Unternehmen wird grundsätzlich nicht extern veranlagt, sondern fliesst, sofern es keine Dividende gibt, vollständig in Investitionen zur Ausweitung des sozialen und ökologischen Geschäftes, sowie in die SEKEM Development Foundation zur Kostendeckung der Schulen, des Gesundheitszentrums und der weiteren Kulturaktivitäten SEKEMs.

Siehe dazu: SEKEM Report on Sustainable Development 2010, v.a. S. 17ff.

C1 ARBEITSPLATZQUALITÄT Die Bildung einer sinnstiftenden Gemeinschaft, die bewusst an der Bewältigung sozialer und ökologischer Fragen und der kulturellen Entwicklung der Persönlichkeit sowie des ganzen Landes arbeitet, ist wesentliches Element der Unternehmenskultur SEKEMs und wird unter anderem durch tägliche Mitarbeiterkreise und zweimal wöchentlich stattfindende Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen während der Arbeitszeit gefördert. Kulturelle Aktivitäten wie Betriebseurythmie oder Mitarbeiterchöre fördern die Zusammenarbeit in Teams. Eine SEKEM-eigene Akademie zur Weiterbildung der Mitarbeiter bietet Kurse zu Fachkenntnissen sowie 'Soft Skills', es werden jedoch bedarfsgerecht auch externe Weiterbildungen vom Unternehmen finanziell unterstützt. Alle SEKEM Firmen halten die ILO-Kernarbeitsnormen ein und haben ein nach OHSAS 18001 zertifiziertes Arbeitssicherheits-Managementsystem. Die Arbeitzplatzergonomie ist für lokale Standards sehr gut, und es wird auf passende Beleuchtung, Belüftung und Sicherheitsmassnahmen geachtet. Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen in Ägypten ist jeder Mitarbeiter krankenversichert, und die Ärzte des SEKEM Medical Center bieten hochwertige Gesundheitsversorgung sowie Informations-veranstaltungen und regelmässige Sprechzeiten an den Hauptstandorten. Die SEKEM Kantinen gewährleisten ein gesundes Mittagessen, an dessen Kosten sich die Mitarbeiter nach Einkommenshöhe beteiligen. Um Forderungen und Ideen aufzunehmen und einzubringen, gibt es Arbeitnehmervertretungen in allen Firmen, an deren Engagement, Kompetenz und Effektivität jedoch noch weiter gearbeitet werden muss, und 'Sozialarbeiter'. SEKEM arbeitet darauf hin, die Mitarbeiter in ihrer persönlichen Entwicklung zu fördern um in Zukunft noch mehr Mitbestimmung und Selbstorganisation zu ermöglichen.

Siehe dazu: SEKEM Report on Sustainable Development 2010, v.a. S. 32 - 38

C2 GERECHTE VERTEILUNG DES ARBEITSVOLUMENS Die Wochenarbeitszeit bei SEKEM ist im Landesvergleich etwas überdurchschnittlich, enthält jedoch auch mehrmals wöchentlich Veranstaltungen zur Persönlichkeitsentwicklung und Weiterbildung der Mitarbeiter sowie Kulturangebote. Die Einhaltung der ILO Kernarbeitsnormen bezüglich Arbeitszeiten, Mindestalter usw. wird vom internen Compliance Management kontrolliert, vom Nachhaltigkeitsmanagement regelmässig gegengeprüft, und ist auch Gegenstand externer Zertifizierungen wie zB. Fairtrade. SEKEMs biologische Landwirtschaft schafft bedeutend mehr Arbeitsplätze als konventioneller Anbau (UN FAO:

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durchschnittlich >30% mehr im Bioanbau). Auch bei der Gestaltung der Produktionsprozesse in der Weiterverarbeitung achtet SEKEM besonders darauf, technische Lösungen nur dort einzusetzen wo sich diese nicht durch menschliche Arbeit ersetzen lassen, und dadurch so viele Arbeitsplätze für die gering qualifizierte Dorfbevölkerung der Umgebung zu schaffen wie möglich. In der Produktion fallen zeitweise Überstunden an. Sobald die Auftragslage es erlaubt, werden jedoch stets Neueinstellungen vorgenommen.

Siehe dazu: SEKEM Report on Sustainable Development 2010, z.B. S.16

C3 FORDERUNG UND FÖRDERUNG ÖKOLOGISCHEN VERHALTENS DER MITARBEITERINNEN Der Förderung von Umweltbewusstsein und ökologischem Verhalten der Mitarbeiter ist nicht nur inhärent in der Einarbeitung beispielsweise von Landwirtschaftsingenieuren und Farmarbeitern für die Anwendung des biologisch-dynamischen Systems, sondern wesentlicher Teil des 'pädagogischen' Ansatzes der Mitarbeiterentwicklung bei SEKEM auch in nicht direkt ‚umweltrelevanten‘ Bereichen. Ökologische Themen werden seit Jahrzehnten regelmässig in Vorträgen und Diskussionsveranstaltungen thematisiert, und spezielle Nachhaltigkeitsteams in allen Firmen werden in regelmässigen Workshops gezielt weitergebildet. Die gesunde, weitgehend vegetarische Kantinenküche verarbeitet biologisch angebaute SEKEM-Produkte. Das Unternehmen stellt drei Mitarbeiterbusse zur Verfügung, die einen sichereren und umweltfreundlicheren Weg zum Arbeitsplatz bieten und so getaktet sind, dass sie sowohl Mitarbeiter aus Kairo zur Farm, als auch auf dem Rückweg aus den Dörfern zur Hauptverwaltung bringen. 15% der Mitarbeiter auf der SEKEM Hauptfarm und in der Produktion kommen zu Fuss oder mit dem Rad zur Arbeit, der Rest hat teils weite Strecken mit Auto oder Bussen zurückzulegen. Wer es sich leisten kann, verzichtet in der Regel nicht auf die Anfahrt im eigenen Auto, wobei teilweise Fahrgemeinschaften gebildet werden. Die Aufklärungsarbeit stösst leider, was die Umsetzung ökologischen Verhaltens im Alltag angeht, immer wieder an gewisse Grenzen aufgrund des niedrigen Umweltbewusstseins in Ägypten und des geringen Bildungs- und Einkommensniveaus vieler Mitarbeiter.

Siehe dazu: SEKEM Report on Sustainable Development 2010, v.a. S.32, 40f., 80

C4 GERECHTE VERTEILUNG DES EINKOMMENS In Ägypten herrschen dramatische Unterschiede in den Lebensstandards der sozialen Schichten. Die besser ausgebildete Oberschicht, die einen eher westlichen Standards entsprechenden Lebensstil führt, gibt ein Vielfaches für Unterkunft und Nahrungsmittel, Kleidung und Mobilität, oder private Schulbildung der Kinder aus als die grosse Mehrheit. Obwohl SEKEM versucht, die Gehaltsschere im Unternehmen gering zu halten, spiegelt sich in der Entlohnung der unterschiedlichen Qualifikationsniveaus auch innerhalb SEKEMs die hohe Einkommensungleichheit in Ägypten wieder. Die niedrigsten Löhne betreffen ungelernte ArbeiterInnen, die vor der Heirat traditionell stets bei ihren Eltern wohnen. Der SEKEM-interne Mindestlohn beträgt daher nur einen Bruchteil dessen, was auf höherer Managementebene bezahlt werden muss – liegt jedoch weit über dem gesetzlichen Mindestlohn.

Siehe dazu: SEKEM Report on Sustainable Development 2010, v.a. S. 38

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C5 GLEICHSTELLUNG / INKLUSION BENACHTEILIGTER Minderheitenrechte sind von besonderer Bedeutung in einem Land wie Ägypten, wo traditionelle Rollenmuster der Gleichberechtigung von Mann und Frau engegenstehen, Spannungen zwischen den Religionsgruppen zu Übergriffen führen, und kaum Bewusstsein für die Bedürfnisse und Rechte behinderter Menschen besteht. Die dramatischen Einkommensunterschiede zwischen den sozialen Schichten bedeuten auch, dass eine Mehrheit der Bevölkerung von einem guten Leben, Bildung, und beispielsweise auch politischer Teilhabe ausgegrenzt ist

SEKEM versteht sich als Brücke zwischen Ost und West, und schon die Person des Gründers Dr. Ibrahim Abouleish und seine Familie wirken als lebendiges Beispiel einer erfolgreichen gegenseitigen Befruchtung der muslimischen und christlichen Kulturräume. Eine Mehrheit muslimischer Mitarbeiter arbeitet in SEKEM Hand in Hand mit 2,3% Angehörigen anderer Religionsgruppen, hauptsächlich koptischen Christen, zusammen. Entsprechend der Zusammensetzung der Bevölkerung des jeweiligen Einzugsgebietes arbeiten auf der SEKEM Farm und in der Produktion vor allem Moslems aus der umliegenden Region, während der Anteil der Nicht-Muslime in der Hauptverwaltung nahe Kairo deutlich höher ist. In den regelmässigen Vortragsveranstaltungen und Diskussionen mit Dr. Abouleish werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede, sowie die Bedeutung gegenseitiger Achtung thematisiert. Die freie Ausübung der Rituale beider Religionsgemeinschaften wird, beispielsweise durch Gebetsräume oder einen späteren Arbeitsbeginn der Christen am Sonntag, ermöglicht und gefördert.

Die Förderung der Gleichstellung der Frau ist SEKEM ein besonderes Anliegen. Es herrscht striktes Diskriminierungsverbot in den Einstellungsverfahren, und entgegen der Tradition wird der Verbleib auch verheirateter Frauen im Unternehmen durch den SEKEM Kindergarten und eine kleine Betriebs-Kindertagesstätte auf der Hauptfarm (wo sich die Produktionsstätten aller Firmen befinden) sowie Teilzeitangebote in der Hauptverwaltung gefördert. Einzelne SEKEM-Firmen bieten für verheiratete Frauen auch die Möglichkeit zur Heimarbeit. Die grösste SEKEM-Tochter ISIS wurde 2009 als frauenfreundlichstes Unternehmens aller ägyptischen Mitbewerber mit dem UNIFEM Gender Equality Award ausgezeichnet und erreichte bei der Inspektion 98 von 100 möglichen Punkten. Die Aktivitäten werden durch ein Gender Equity Committee koordiniert und sollen im Zuge des nächsten Zielsetzungszyklus 2011-2013 weiter ausgebaut werden. SEKEM erhebt den Anteil der Frauen an der Belegschaft sowie der Frauen im Management und hat sich konkrete Ziele zur deren Ausbau gesetzt. Das durchschnittliche Gehalt der Frauen und Männer klafft in den Firmen etwas auseinander, was an der geringeren Zahl Frauen in hoeheren Positionen liegt. Dies wiederum liegt vor allem an der niedrigeren Qualifikation und kurzen Verweildauer im Unternehmen vieler junger Frauen, die als ungelernte Arbeiterinnen und nur bis zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit eine Anstellung suchen.

Die SEKEM Schule bietet landesweit einzigartige heilpädagogische Schulklassen, deren Abgänger nach sechs Schuljahren in einer dreijährigen Ausbildung im SEKEM Ausbildungszentrum gezielt auf eine geeignete Berufstätigkeit vorbereitet und danach schliesslich bei der Eingliederung in geschützte, sichere Arbeitsplätze in den SEKEM Firmen begleitet werden.

Siehe dazu: SEKEM Report on Sustainable Development 2010, v.a. S. 35f., 45.

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C6 INNERBETRIEBLICHE TRANSPARENZ UND MITBESTIMMUNG SEKEM legt grossen Wert auf Transparenz und offenen Austausch, im Unternehmen wie nach aussen. Intern sind alle wesentlichen Daten (Gehaltsstrukturen, Kostenkalkulationen, Protokolle der Managermeetings) im Intranet zugänglich und regelmässige Treffen mit der Unternehmensleitung mit allen Mitarbeitern dienen der Information und bieten Raum für Fragen. Hinzu kommt die Veröffentlichung umfangreicher Daten im Nachhaltigkeitsbericht. Die Entwicklung der Mitarbeiter zu demokratiemündigen Persönlichkeiten ist erklärtes Unternehmensziel, Briefkästen für Mitarbeiter und Vorschlagswesen werden jedoch bisher noch wenig genutzt. Gewählte Mitarbeitervertreter sind dafür zuständig, Anregungen der Mitarbeiter aufzunehmen und einzubringen. Bei wichtigen Unternehmensentscheidungen werden teilweise vorab Mitarbeiter konsultiert oder Befragungen durchgeführt.

Siehe dazu: SEKEM Report on Sustainable Development 2010, v.a. S. 23, 32, 35.

D1 ETHISCHES VERKAUFEN Alle Produkte der SEKEM Firmen sind mit dem Ziel entwickelt, die wahren Bedürfnisse unserer Kunden als Menschen zu erfüllen - gesunde Lebensmittel, Kleidungsstücke und Heilmittel, die weder mit Umweltverschmutzung noch sozialer Ausbeutung versteckte negative Nebenwirkungen in der Gesellschaft hinterlassen und sogar einen Beitrag zu deren kultureller Entwicklung leisten. Wir sind daher der festen Überzeugung, im Interesse der Kunden zu handeln wenn wir sie über die Vorteile gesunder, umweltfreundlicher Produkte aufklären. Diese konsequente Ausrichtung am wahren Kundennutzen steht im Zentrum des SEKEM Marketings. Die SEKEM Unternehmen beliefern in der Regel Geschäftskunden, zu denen sie eine langfristige, partnerschaftliche Beziehung unterhalten. Die Firmen Atos und ISIS, deren Produkte über den Einzelhandel den ägyptischen Endverbraucher erreichen, betreiben Kundenhotlines und ein entsprechendes Beschwerdemanagement, und alle Firmen führen regelmässige Kundenbefragungen durch.

Siehe dazu: SEKEM Report on Sustainable Development 2010, v.a. S. 20ff.

D2 SOLIDARITÄT MIT MITUNTERNEHMEN Insgesamt arbeitet SEKEM seit seiner Gründung daran, nachhaltige Produktionsmethoden und Produkte z.B. speziell für den ägyptischen Kontext zu entwickeln oder anzupassen, mit dem Ziel einer weiten Verbreitung der gefundenen Lösungen. Um hier Erfahrungen mit anderen zu teilen werden wöchentliche öffentliche Führungen durch die Produktionsanlagen angeboten, und technisches Wissen in vielen Kooperationsprojekten gemeinsam mit anderen entwickelt oder weitergegeben. SEKEM hat den Anstoss gegeben zur Gründung der EBDA - Egyptian Biodynamic Association, welche Bauern in biodynamischer Landwirtschaft ausbildet - gleich, ob sie SEKEM oder Mitunternehmen beliefern. SEKEM bietet über die SEKEM-eigene Heliopolis Akademie gezielt Trainings und Beratung z.B. in Nachhaltigkeitsmanagement auch für Konkurrenten an, da es SEKEM nicht darum geht, das Alleinstellungsmerkmal nachhaltiger Geschäftsausrichtung als Wettbewerbsvorteil für die SEKEM Firmen allein zu beanspruchen, sondern dies möglichst weit zu verbreiten. In Werbung und Marketing verlässt sich SEKEM ausschliesslich auf die Qualität und Lebensförderlichkeit seiner Produkte, ohne andere herabzusetzen. In einer eigenen kleinen Ladenkette – den Organic & More Shops – verkauft SEKEM ausschliesslich zertifizierte Bioprodukte, aus eigener Produktion sowie von anderen lokalen und internationalen Anbietern. SEKEM arbeitet auch im Bereich der Marktkoordination mit lokalen

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Mitunternehmen zusammen, beispielsweise im ägyptischen Organic Agriculture Council, dessen Vorsitz Helmy Abouleish innehat.

Auf internationaler Ebene unterhält SEKEM sehr enge Partnerschaften mit Mitunternehmen. 1996 gründeten SEKEM und eine Gruppe europäischer Handelspartner die „International Association for Partnership in Trade and Ecology“ (IAP) zur Verbesserung der Zusammenarbeit und des Lernens voneinander unter Bauern, Produzenten und Händlern. Außerdem sollte so die Qualität von Bio-Produkten kontinuierlich gesteigert werden. Obwohl sie in vielen Produktgruppen auch „Konkurrenten“ sind, arbeiten die Gründungsmitglieder zum Teil bereits seit 1984 zusammen, und treffen sich vier Mal jährlich um Fortschritte zu bewerten, Strategien zu besprechen und gemeinsame Entscheidungen zu treffen. Sie prüfen gemeinsam regelmäßig die Marktbedingungen, planen Initiativen und die Finanzierung neuer Projekte. Heute ist die IAP ein Kooperationsforum von Geschäftspartnern aus Europa, Afrika und Indien, die sich für die ganzheitliche Entwicklung ökologischen Landbaus durch globale Partnerschaft engagieren, in Verbindung ökonomischer, sozialer, ökologischer und geistiger Aspekte.

Siehe dazu auch: SEKEM Report on Sustainable Development 2010, z.B. S. 40, 85.

D3 ÖKOLOG. GESTALTUNG DER PRODUKTE UND DIENSTLEISTUNGEN SEKEM produziert und vermarktet biologisch-dynamische und biologische Naturprodukte, und setzt dabei auf aktive Aufklärung der Konsumenten über deren Vorteile. Auf nationalem wie internationalem Level engagieren sich Helmy Abouleish und andere hochrangige Vertreter SEKEMs seit Jahrzehnten intensiv für bessere umweltpolitische Rahmenbedingungen und sind aktiv in zahlreichen privatwirtschaftlichen Umweltinitiativen vertreten. Gemeinsam mit renommierten Umwelt-NGOs forscht und wirbt SEKEM für nachhaltigere Produktion und Konsum weltweit.

Siehe dazu: SEKEM Report on Sustainable Development 2010, v.a. S. 20f., 30f.

D4 SOZIALE GESTALTUNG DER PRODUKTE UND DIENSTLEISTUNGEN Wie bereits beschrieben richten sich alle Produkte der SEKEM Firmen an den Grundbedürfnissen der Menschen aus - gesunde Lebensmittel, unbelastete Kleidungsstücke, und Heilmittel, die ohne schädliche Nebenwirkungen den Körper bei der nachhaltigen Selbstheilung unterstützen. Die wesentlichen Barrieren für die Zugänglichkeit der Produkte und ihrer Vorteile sind deren Preis sowie die Verfügbarkeit auf dem lokalen Markt. SEKEM hat entscheidend durch Bewusststeinsbildung und Pionierarbeit zur Entwicklung des ägyptischen Biomarktes beigetragen. Inzwischen werden die Produkte der SEKEM Tochter ISIS in allen grossen Supermärkten angeboten und haben auch einige Mitbewerber inspiriert, Bioqualität anzubieten. In einer eigenen kleinen Ladenkette – den Organic & More Shops – verkauft SEKEM ausschliesslich zertifizierte Bioprodukte, aus eigener Produktion sowie von anderen lokalen und internationalen Anbietern.

Der hohe Preis der Bioprodukte stellt weiterhin eine Barriere für die Mehrheit der ägyptischen Konsumenten dar. SEKEM versucht hier durch intensive Politikberatung auf ein Überdenken der bisherigen Subventionsstrategien hinzuwirken, die eine energie- und wasserintensive, Pestizide und Kunstdünger anwendende konventionelle Landwirtschaft bevorzugt und somit stark zum Preisaufschlag beiträgt. Auf den SEKEM Farmen werden Obst und Gemüse zweiter Wahl stark vergünstigt verkauft. Die sehr beliebten SEKEM Gesundheitstees stellen eine erschwingliche Alternative zu teuren Medikamenten dar. Eine gezielte Entwicklung von Produkten für Konsumenten an der ‚Base of the Pyramid‘ ist in Planung, konnte aber

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mangels Kapazitäten noch nicht realisiert werden. SEKEM sieht seinen Beitrag für die soziale Entwicklung der Region vor allem in der Schaffung menschenwürdiger Arbeitsplätze und der Finanzierung von Entwicklungsprogrammen durch die Einnahmen der Firmen. Die Dienstleistungen der Einrichtungen der SEKEM Develoment Foundation, wie die Schulen und das Gesundheitszentrum, staffeln ihre Preise nach dem jeweiligen Einkommen des einzelnen Kunden, bis hin zu kostenfreien Leistungen.

Siehe dazu: SEKEM Report on Sustainable Development 2010, v.a. S. 20f.

D5 ERHÖHUNG DES SOZIALEN UND ÖKOLOGISCHEN BRANCHENSTANDARDS SEKEM war nicht nur der Wegbereiter der ägyptischen Biobranche, sondern setzt sich bis heute mit grosser Energie für lokale und internationale soziale und ökologische Branchenstandards (und entsprechende politische Initiativen / Gesetze) ein.

Mit den Partnerunternehmen aus der IAP (s.o.) entwickelte SEKEM auch die „Sustainability Flower“. Das Modell eines ganzheitlichen und nachhaltigen Produktions- und Wirtschaftsansatzes erleichtert die Überwachung und Kommunikation der Folgen unternehmerischen Handelns und ist seit 2008 Grundlage auch für SEKEMs Nachhaltigkeitsbericht. Derzeit wird das System mit detaillierten Richtlinien und Erläuterungen so aufbereitet, dass es künftig auch Unternehmen ausserhalb der IAP verwenden können. IFOAM, die Internationale Vereinigung der Bewegung des Biologischen Landbaus, wird dieses Nachhaltigkeitssystem als Idealstandard der Biobranche aufnehmen.

Siehe dazu: SEKEM Report on Sustainable Development 2010, v.a. S. 30f.

E1 GESELLSCHAFTLICHE WIRKUNG/BEDEUTUNG DER PRODUKTE / DIENSTLEISTUNGEN Wie oben beschrieben sind alle Produkte der SEKEM Firmen mit dem Ziel entwickelt, die wirklichen Grundbedürfnisse unserer Kunden zu erfüllen - gesunde Lebensmittel und Kleidungsstücke sowie Heilmittel, die weder mit Umweltverschmutzung noch sozialer Ausbeutung versteckte negative Nebenwirkungen in der Gesellschaft hinterlassen und sogar einen Beitrag zu deren kultureller Entwicklung leisten. Eine nachhaltige Landwirtschaft wird überlebenswichtig sein für die Bewältigung der globalen Herausforderungen, vor denen die Menschheit heute steht – wie Ernährungssicherheit, Wasserknappheit, Wüstenbildung, Klimawandel, Landflucht und soziale Ungleichheit.

Siehe dazu: SEKEM Report on Sustainable Development 2010, v.a. S.20f, 54ff.

E2 BEITRAG ZUM GEMEINWESEN Das Gemeinwohl aller Stakeholder und die umfassende nachhaltige Entwicklung der ländlichen Region um SEKEM, des ganzen Landes und darüber hinaus stehen im Zentrum der SEKEM Vision und Mission und stellen das Kernziel der unternehmerischen Aktivitäten sowie der Arbeit der SEKEM Development Foundation (SDF) dar (s.o. SEKEM Vision). Die SEKEM Unternehmen decken den monatlichen Fehlbetrag der SDF, die durch ihre kostengünstigen oder kostenfreien Dienstleistungen für die umliegenden Gemeinden nicht kostendeckend arbeiten kann. Alle laufenden Kosten der SDF werden auf diese Weise aus eigener Kraft gedeckt. Für Investitionen, die nicht von den Firmen getragen werden können, werden ggf. gezielt Spenden eingeworben, dies wird jedoch nur durchgeführt, sofern eine spätere Absicherung der laufenden Kosten durch die SEKEM Firmen gewährleistet werden

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kann. Grundsätzlich fliessen mindestens 10% des Jahresgewinns an die SDF, der verbleibende Rest wird in der Regel in die Unternehmen reinvestiert.

Die SEKEM Initiative besteht zwar rechtlich aus unterschiedlichen Institutionen, stellt jedoch eine Gemeinschaft dar, die eine gemeinsame Vision verfolgt. Die Infrastruktur der Firmen wird auch von den SEKEM NGOs genutzt, der gute Name SEKEMs und hochrangige Kontakte der Gründer und Vorstandsmitglieder werden auch für die SDF eingesetzt, deren soziale und kulturelle Aktivitäten, wie in der Sustainability Flower dargestellt, neben dem wirtschaftlichen Element SEKEMs als gleichwertige Teile des SEKEM-Organismus bestehen. Die unterschiedlichen Institutionen der SDF arbeiten in ihrem jeweiligen Bereichen auch mit anderen NGOs ausserhalb SEKEMs zusammen, lokal wie international, die ebenfalls von dem Engagement der SEKEM Unternehmensgruppe profitieren.

Dr. Ibrahim Abouleish, Helmy Abouleish und weitere Mitglieder der SEKEM Gemeinschaft verwenden als gefragte Redner und Mitglied in zahlreichen Initiativen viel Zeit und Energie auf ehrenamtliche Arbeit zur Bewusststeinsbildung und politischen Weichenstellung für Nachhaltigkeit, in Ägypten und weltweit.

Siehe dazu: SEKEM Report on Sustainable Development 2010, v.a. S. 3ff, 24, 38, 43ff.

E3 REDUKTION ÖKOLOGISCHER AUSWIRKUNGEN Das Geschäftsmodell der SEKEM Unternehmensgruppe basiert auf biologisch-dynamischer Landwirtschaft – eine Anbauweise, die nicht nur auf giftige Pestizide und energieintensiv produzierten Kunstdünger verzichtet, sondern deren Zielsetzung lebendige Böden und eine Verbesserung der natürlichen Fruchtbarkeit und Biodiversität sind. Ein lebendiger, kohlenstoffreicher und von Mirkoorganismen und Würmern bewohnte Boden dient beispielsweise als klimaschützende CO2-Senke und hält bis zu 70% mehr Wasser, was eine Bewässerungsreduktion von bis zu 40% ermöglicht.

Uber die nachhaltige Landwirtschaft hinaus arbeitet SEKEM in der ökologischen Dimension unseres Nachhaltigkeitsmanagement-Systems (Sustainability Flower Framework), das sich in die Aspekte Boden, Pflanze, Tiere, Energie, Luft, und Wasser gliedert, an der Verbesserung der Ökoeffizienz aller Prozesse. Alle SEKEM Betriebe haben ein Umweltmanagementsystem implementiert, das nach ISO 14001 zertifiziert ist. Der aktuelle Stand der Analyse von Umweltauswirkungen und Ressourcenverbrauch, Verbesserungsziele und Projekte zu deren Umsetzung sind detailliert im jährlichen SEKEM Report on Sustainable Development veröffentlicht. Hier findet sich auch die unternehmensweite CO2-Bilanz. Wir arbeiten im Moment in den Bereichen Wasser und Energie an einer detaillierteren Erfassung und Zuordnung des Verbrauchs pro Firma/Institution und Anlage als Grundlage für die genauere Erfassung von Einsparungserfolgen. Auch arbeiten wir weiterhin daran, lokal erhältlichen Ersatz für Kunststoffverpackungen zu finden.

Siehe dazu: SEKEM Report on Sustainable Development 2010, v.a. S. 53ff.

E4 MINIMIERUNG DER GEWINNAUSSCHÜTTUNG AN EXTERNE Die SEKEM Holding ist eine Aktiengesellschaft, die sich mehrheitlich im Besitz von im Unternehmen eingebundenen Familienmitgliedern befindet. Jeweils 12% der SEKEM Holding sind im Besitz der GLS Bank bzw. der Triodos Bank, also voll auf Nachhaltigkeit ausgerichter Banken. Dieser externe Anteil wird jedoch so gering gehalten wie möglich. In den letzten fünf Jahren wurde auch nur im Jahr 2010 eine Dividende ausgezahlt, die für die externen Investoren einem ROI von 3% entsprach, bei einer lokalen Inflation von 11,7%. Der

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verbleibende Gewinn der SEKEM Unternehmen fliesst in Investitionen zur Ausweitung des sozialen und ökologischen Geschäftes, sowie in die SEKEM Development Foundation zur Kostendeckung der Schulen, des Gesundheitszentrums und der Kulturaktivitäten SEKEMs.

Siehe dazu: SEKEM Report on Sustainable Development 2010, v.a. S.17f, 28.

E5 GESELLSCHAFTL. TRANSPARENZ UND MITBESTIMMUNG Die umfassende nachhaltige Entwicklung der ländlichen Region um SEKEM sowie des ganzen Landes und darüber hinaus stehen im Zentrum der SEKEM Vision und Mission und stellen das Kernziel der unternehmerischen Aktivitäten sowie der Arbeit der SEKEM Development Foundation dar. SEKEM gibt jährlich einen umfangreichen Nachhaltigkeitsbericht auf GRI Level B, GRI-checked, heraus (für Unternehmen die kleiner als ein Grosskonzern sind, sieht SEKEM GRI Level A nicht als notwendiges Ziel an). Der Bericht steht unter http://issuu.com/sekem zum Download bereit und enthält u.a. eine Analyse der Bedürfnisse der wesentlichen Stakeholdergruppen sowie jeweils Informationen zu SEKEMs Managementansatz und Dialog. Die SEKEM Unternehmensgruppe erstellt 2011 als Pionierunternehmen die Gemeinwohl-Bilanz und veröffentlicht dazu den vorliegenden Gemeinwohlbericht, weil es für uns selbstverständlich ist, unternehmerischen Erfolg im Hinblick auf nicht-finanzielle Kriterien der nachhaltigen Entwicklung zu definieren und zu messen, und darüber transparent zu berichten.

Siehe dazu: SEKEM Report on Sustainable Development 2010, v.a. S. 32f.

AUSBLICK Der SEKEM Report on Sustainable Development 2010 enthält für alle Aspekte der Sustainability Flower die Ziele, die im Jahr 2007 gesetzt worden waren, sowie den Stand der Zielerreichung. 2010 konnten aufgrund der gesammelten Erfahrungen deutlich konkretere, quantitativ fassbare Zielvorgaben für die kommenden drei Jahre entwickelt werden, die nun auch passgenau auf die Unterschiede der SEKEM Tochterunternehmen zugeschnitten sind. Sie werden im Report on Sustainable Development 2011 veröffentlicht.

Siehe dazu: SEKEM Report on Sustainable Development 2010, v.a. S. 12, 26, 42, 56ff.

GEMEINWOHL-MATRIX MIT PUNKTEN Im Anhang des vorliegenden Berichtes findet sich die von externen Gemeinwohl-Auditoren geprüfte SEKEM-Gemeinwohlmatrix 2011.

PROZESS DER ERSTELLUNG DER GEMEINWOHL-BILANZ Die Gemeinwohl-Bilanz der SEKEM Group wurde im September 2011 erstellt. Der Prozess hat mit Bericht und Audit ~7 Personaltage in Anspruch genommen. Hauptsächlich Beteiligte:

- Helmy Abouleish, CEO - Magdalena Kloibhofer, Sustainability Manager - Yasmin Mohamed Abdallah, Junior Analyst Sustainability

AUDIT Externes Audit durch Christian Rüther und Christian Loy, September/Oktober 2011 Datum: 03. Oktober 2011

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Wert

BerührungsgruppeMenschenwürde solidarität

Ökologischenachhaltigkeit

soziale gerechtigkeitDemokratische Mitbestim-

mung & transparenz

A) LieferantInnen A1: ethisches BeschaffungsmanagementAktive Auseinandersetzung mit den Risiken zugekaufter Produkte / Dienstleistungen, Berücksichtigung sozialer und ökologischer Aspekte bei der Auswahl von Lieferanten und Dienstleistungspartner

B) geldgeberInnen B1: ethisches FinanzmanagementBerücksichtigung sozialer und ökologischer Aspekte bei der Auswahl der Finanzdienstleistungen; gemeinwohlorienterte Veranlagung und Finanzierung

C) MitarbeiterInneninkl. eigentümerInnen

C1: ArbeitsplatzqualitätSicherstellung humanerArbeitsbedingungen, Förderungphysischer Gesundheit undpsychischem Wohlbefindens,Selbstorganisation undSinnstiftung am Arbeitsplatz,Freiraum für Familie undpersönliche Entfaltung (Work-Life-Balance)

C2: gerechte Verteilung desArbeitsvolumensAbbau von Überstunden, Verzicht aufAll-inclusive-Verträge, Reduktion derRegelarbeitszeit, Beitrag zurReduktion der Arbeitslosigkeit

C3: Fo/örderung ökologischesVerhalten der MitarbeiterInnenAktive Förderung einesnachhaltigen Lebensstils derMitarbeiterInnen (Mobilität,Ernährung), Weiterbildung undBewusstsein schaffendeMaßnahmen, nachhaltigeOrganisationskultur

C4: gerechte Verteilung des einkommensGeringe innerbetrieblicheEinkommensspreizung (netto),Einhaltung von Mindesteinkommenund Höchsteinkommen

C5: gleichstellung / InklusionBenachteiligterGender, MigrantInnen, Menschenmit besonderen Bedürfnissen

C6: Innerbetriebliche transparenz und MitbestimmungEntscheidungs-/ Finanztransparenz,Mitentscheidung derMitarbeiterInnen bei operativen,strategischen Entscheidungen, Wahlder Führungskräfte, ÜbergabeEigentum an MitarbeiterInnen,z.B. Soziokratie

D) KundInnen /produkte /Dienstleistungen /Mitunternehmen

D1: ethisches VerkaufenKundenInnenorientierung/ -mit-bestimmung, Kooperation mit VerbraucherInnenschutz, Schulun-gen ethisches Verkaufen, ethisches Marketing, ethischangepasstes Bonussystem

D2: solidarität mit MitunternehmenWeitergabe von Information, Know-how, Arbeitskräften, Aufträgen, zinsfreien Krediten; Beteiligung an kooperativem Marketing und kooperativer Krisenbewältigung

D3: Ökologische gestaltung der produkte und DienstleistungenAngebot ökologisch höherwertigerProdukte/Dienstleistungen;Bewusstsein schaffende Maßnahmen;Berücksichtigung ökologischer Aspekte bei der KundInnenwahl

D4: soziale gestaltung der produk-te und DienstleistungenSoziale Staffelung der Preise,Barrierefreiheit, spezielle Produktefür benachteiligte KundInnen

D5: erhöhung der sozialen undökologischen BranchenstandardsVorbildwirkung, Entwicklung vonhöheren Standards mitMitbewerberInnen, Lobbying

e) gesellschaftlichesumfeld: Region, Souverän, zukünftige Generationen, globale Mitmenschen, -tiere und -pflanzen

e1: gesellschaftliche Wirkung / Bedeutung der produkte / Dienst-leistungenSinnhaftigkeit der Produkteunter Berücksichtigungnachhaltiger Lebensstile

e2: Beitrag zum gemeinwesenGegenseitige Unterstützung undKooperation durch Finanzmittel,Dienstleistungen, Produkte,Logistik, Zeit, Know-How,Wissen, Kontakte, Einfluss

e3: reduktion ökologischeAuswirkungen Reduktion der unternehmensspezifischen Umwelt-Auswirkungen auf ein zukunftsfähiges Niveau: Ressourcen, Energie&Klima, Emissionen, Abfälle etc.

e4: Minimierung der gewinnaus-schüttung an externeNichtverzinsung oder maximalInflationsausgleich für das Kapitalexterner EigentümerInnen

e5: gesellschaftliche transparenzund MitbestimmungBerichterstattung nach GlobalReporting Initiative (GRI),Gemeinwohlbericht, Stakeholder-Mitbestimmung

K.O.-Kriterien Verletzung der ILO-Arbeitsnormen/Menschenrechte

MenschenunwürdigeProdukte, z.B. Tretminen,Atomstrom, GMO

Beschaffung bei / Kooperation mitUnternehmen, welche die Menschenwürde verletzen

Feindliche Übernahme Massive Umweltbelastungen für Ökosysteme

Grobe Verstöße gegenUmweltauflagen(z.B.: Grenzwerte)

Geplante Obsoleszenz (kurze Lebensdauer)

Ungleichbezahlung von Frauen und Männern

Arbeitsplatzabbau oderStandortverlagerungen beiGewinn

Töchter in Steueroasen

Eigenkapitalverzinsung > 10 %

Nichtoffenlegung allerBeteiligungen und Töchter

Verhinderung von Betriebsrat

geMeInWOhLBILAnZ 2011 für