Selbstladebüchse ALR .338 Lapua ... - by Waffen Albert GmbH · auch bezüglich neuer Waffen....

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Nicht nur auf dem Schießstand geht es manchmal Schlag auf Schlag, sondern auch bezüglich neuer Waffen. Bereits im DWJ 12/2013 wurde ein Scharf- schützenselbstlader im Kaliber .338 Lapua Magnum vorgestellt. Mit dem ALR (Automatic Long Range Rifle) stellt nun die Firma Waffen Albert aus Schweinfurt einen weiteren Kandida- ten in dieser Klasse vor. Allerdings muss man sich fragen: „Kandidat wofür“? Die Antwort ist rela- tiv einfach. 1997 führte die Bundeswehr zum ersten Mal in ihrer Geschichte ein echtes Scharfschützengewehr ein, das G22 im Kaliber .300 Winchester Mag- num. Allerdings hat man in den ver- gangenen Jahren, vor allem bedingt durch die Auslandseinsätze, gelernt, dass sowohl ein Repetierer wie auch die Patronen .300 WM möglicherweise nicht die optimale Lösung sind. Daher wird innerhalb der Bundeswehr, zwar relativ laut, wenn auch noch nicht offiziell, über eine neue Scharfschüt- zenwaffe mit einem leistungsstärke- ren Kaliber nachgedacht. Und auch in anderen westlichen Streitkräften sind ähnliche Projekte am anlaufen. Da- her ist es leicht nachvollziehbar, dass sich verschiedene Anbieter in Stellung bringen, um ihre Produkte im Falle einer Ausschreibung fertig entwickelt und verfügbar zu haben. Der Hersteller. Anton Albert, Gründer und Inhaber der Firma Waffen Albert aus Schweinfurt, ist aufgrund seines gut sortierten Ladengeschäftes mit angeschlossenem Schießkino im Be- reich Jagd und Sportschießen über- regional bekannt und geschätzt. Dass Anton Albert aber seit Jahren inter- national eine feste Größe im Bereich Schießausbildung von dienstlichen Waffenträgern bis hin zu Spezialein- heiten ist, und auch mit der entspre- chenden Ausrüstung handelt, dürfte weitestgehend unbekannt sein. Da er auch über eine leistungsfä- hige Werkstatt und mit Vitali Grauer über einen findigen Büchsenmacher- meister und Konstrukteur verfügt, war es nur eine logische Folge, eigene Behördenwaffen zu konstruieren, zu- mal man ja durch die Ausbildung die Anforderungen der Behörden bestens kannte. So hat man seit rund fünf Jah- ren das ALR zunächst im Computer und seit zwei Jahren dann in „Stahl und Eisen“ realisiert. Die Waffe. In der westlichen Hemi- sphäre ist das AR-15/M16 und seine Nachfolger/Klone das mit Sicherheit am weitesten verbreitete militärische Langwaffensystem. Seine Bedienung ist unzähligen Soldaten bekannt. Um einerseits Zeit und Kosten für eine Umschulung auf ein anderes Waffen- system zu sparen und andererseits vorhandene Ersatzteile an mehre- ren Waffentypen nutzen zu können, macht es Sinn, eine Neukonstruktion in gewissen Punkten stark am AR-15 anzulehnen. So sieht das ALR auf den Fünf Schuss in 9,78 s, 69 mm Streukreisdurchmesser. Diese Eckdaten hören sich erst ein- mal nicht besonders beeindru- ckend an. Wenn man aber be- denkt, dass dieses Schussbild mit einer Waffe im Kaliber .338 Lapua Magnum auf 300 m geschossen wurde, ist dies doch sehr beeindruckend. 3 RALPH WILHELM 1 AR-Typ. Die Selbstladebüchse ALR der Firma Waffen Albert wur- de an das AR-15 angelehnt. 2 Umleitung. Der Mündungsfeuer- dämpfer wird mittels einer Konter- mutter ausgerichtet. Er wirkt sehr effektiv ohne Gas spürbar/störend in Richtung Schützen umzuleiten. 1 2 Schießsport, Sammeln, Recht und Jagd Sonderveröffentlichung · Deutsches Waffen-Journal · www.dwj.de · [email protected] SONDERPUBLIKATION Selbstladebüchse ALR .338 Lapua Magnum Das Magazin für Waffenbesitzer Schlag auf 2 SONDERPUBLIKATION AUS DWJ 01/2014 – WWW.DWJ.DE

Transcript of Selbstladebüchse ALR .338 Lapua ... - by Waffen Albert GmbH · auch bezüglich neuer Waffen....

  • Nicht nur auf dem Schießstand geht es manchmal Schlag auf Schlag, sondern auch bezüglich neuer Waffen. Bereits im DWJ 12/2013 wurde ein Scharf-schützenselbstlader im Kaliber .338 Lapua Magnum vorgestellt. Mit dem ALR (Automatic Long Range Rifle) stellt nun die Firma Waffen Albert aus Schweinfurt einen weiteren Kandida-ten in dieser Klasse vor.

    Allerdings muss man sich fragen: „Kandidat wofür“? Die Antwort ist rela-tiv einfach. 1997 führte die Bundeswehr zum ersten Mal in ihrer Geschichte ein

    echtes Scharfschützengewehr ein, das G22 im Kaliber .300 Winchester Mag-num. Allerdings hat man in den ver-gangenen Jahren, vor allem bedingt durch die Auslandseinsätze, gelernt, dass sowohl ein Repetierer wie auch die Patronen .300 WM möglicherweise nicht die optimale Lösung sind. Daher wird innerhalb der Bundeswehr, zwar relativ laut, wenn auch noch nicht offiziell, über eine neue Scharfschüt-zenwaffe mit einem leistungsstärke-ren Kaliber nachgedacht. Und auch in anderen westlichen Streitkräften sind ähnliche Projekte am anlaufen. Da-her ist es leicht nachvollziehbar, dass sich verschiedene Anbieter in Stellung bringen, um ihre Produkte im Falle einer Ausschreibung fertig entwickelt und verfügbar zu haben. Der Hersteller. Anton Albert, Gründer und Inhaber der Firma Waffen Albert aus Schweinfurt, ist aufgrund seines gut sortierten Ladengeschäftes mit angeschlossenem Schießkino im Be-reich Jagd und Sportschießen über-regional bekannt und geschätzt. Dass Anton Albert aber seit Jahren inter-national eine feste Größe im Bereich Schießausbildung von dienstlichen

    Waffenträgern bis hin zu Spezialein-heiten ist, und auch mit der entspre-chenden Ausrüstung handelt, dürfte weitestgehend unbekannt sein.

    Da er auch über eine leistungsfä-hige Werkstatt und mit Vitali Grauer über einen findigen Büchsenmacher-meister und Konstrukteur verfügt, war es nur eine logische Folge, eigene Behördenwaffen zu konstruieren, zu-mal man ja durch die Ausbildung die Anforderungen der Behörden bestens kannte. So hat man seit rund fünf Jah-ren das ALR zunächst im Computer und seit zwei Jahren dann in „Stahl und Eisen“ realisiert. Die Waffe. In der westlichen Hemi-sphäre ist das AR-15/M16 und seine Nachfolger/Klone das mit Sicherheit am weitesten verbreitete militärische Langwaffensystem. Seine Bedienung ist unzähligen Soldaten bekannt. Um einerseits Zeit und Kosten für eine Umschulung auf ein anderes Waffen-system zu sparen und andererseits vorhandene Ersatzteile an mehre-ren Waffentypen nutzen zu können, macht es Sinn, eine Neukonstruktion in gewissen Punkten stark am AR-15 anzulehnen. So sieht das ALR auf den

    Fünf Schuss in 9,78 s, 69 mm Streukreisdurchmesser. Diese Eckdaten hören sich erst ein-mal nicht besonders beeindru-ckend an. Wenn man aber be-denkt, dass dieses Schussbild mit einer Waffe im Kaliber .338 Lapua Magnum auf 300 m geschossen wurde, ist dies doch sehr beeindruckend.

    3  RALPH WILHELM 

    1 AR-Typ.  Die  Selbstladebüchse ALR der Firma Waffen Albert wur-de an das AR-15 angelehnt.

    2 Umleitung.  Der  Mündungsfeuer-dämpfer wird mittels einer Konter-mutter ausgerichtet. Er wirkt sehr effektiv ohne Gas spürbar/störend in Richtung Schützen umzuleiten. 

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    Schießsport, Sammeln, Recht und Jagd S o n d e r v e r ö f f e n t l i c h u n g · D e u t s c h e s W a f f e n - J o u r n a l · w w w . d w j . d e · i n f o @ d w j . d e

    SONDERPUBLIKATIONSelbstladebüchse ALR .338 Lapua MagnumDas Magazin für Waffenbesitzer

    Schlag auf Schlag

    2 SONDERPUBLIKATION AUS DWJ 01/2014 – WWW.DWJ.DE

  • ersten Blick auch wie ein etwas ver-größertes AR-15 aus. Fast alle Bedien-elemente sind analog zum AR-15 und der Aufbau der Waffe mit Upper und Lower Receiver (Gehäuseunter- und Oberteil) ist es ebenfalls. Allerdings wurde das ALR kompromisslos auf das Kaliber .338 Lapua Magnum hin kon-struiert, ohne dass weitere Kaliber be-rücksichtigt wurden.

    Lediglich ein Zu-geständnis wurde ge-macht: Es wird vom ALR eine Sportversion im gleichen Kaliber geben. Behördenwaf-fen sind ja immer auch für den zivi-len Markt von Interesse. Da aber ein Halbautomat in .338 Lapua Magnum nicht genehmigungsfähig ist, wird es die Sportversion in Form eines Gera-dezugrepetierers geben.Lower Receiver. Lower und Upper Re-ceiver sind jeweils aus dem Vollen gefräst. Als Material kommt stets Aluminium 7075 zum Einsatz, eine Legierung die sich im Waffenbau be-währt hat. Der Lower Receiver ist in vielen Bereichen aus den vorgenann-ten Gründen AK-kompatibel. Die Zer-legung erfolgt AR-analog durch zwei

    verliersichere Bolzen. Die Abzugsauf-nahme hat AR-Abmessungen, sodass auf dem Zubehörmarkt vorhandene Abzugsgruppen eingebaut werden können. Hierbei ist jedoch darauf zu achten, dass diese genügend Schlag-energie haben, um auch Large-Rifle-Magnum-Zündhütchen zu zünden. Ein eigener Abzug ist in Vorbereitung.

    Verschlussfang, Ma-gazinhalter und Siche-rung sitzen dort, wo sie beim AR-15 auch sitzen. Die beiden erstgenann-

    ten Bedienelemente sind beidseitig ausgeführt, die Sicherung wird in Zu-kunft beidseitig sein. Pistolengriff wie auch Hinterschaft sind ebenfalls AR-15-kompatibel. Bei der vorliegenden Waffe kommen bewährte Zubehörtei-le von Magpul zum Einsatz.

    Interessant ist der in der vorderen Wand des Magazinschachtes einge-baute, 8 mm durchmessende Kunst-stoffpuffer. Dieser wird, durch eine Schraube von unten auf Vorspannung gebracht, beim Zusammenbau gegen das Upper Receiver gedrückt. Ergän-zend zu den engen Passungen von Upper und Lower Receiver zueinander

    Präziser als ein Repetierer

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    3 Bauherr.  Büchsenmachermeister  Vita-li  Grauer  mit  der  von  ihm  konstruierten ALR. Bei der Konstruktion berücksichtig-te er nicht nur seine großen persönlichen Erfahrungen mit Waffen des Typs AR-15, sondern  auch  diversen  Input  von  Spezi-aleinheiten und Scharfschützen. 

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  • vermindert dieser Puffer das Spiel der beiden Teile gegeneinander zusätzlich. Upper Receiver mit Lauf. Der Upper Re-ceiver ist konstruktiv ebenfalls sehr nah am AR-15, wenn auch, bedingt durch die deutlich längere Patrone und dem daraus resultierenden län-geren System, nicht kompatibel. Al-lerdings verfügt der Upper nicht über den normalen T-förmigen Durchlade-hebel, sondern über zwei, seitlich un-terhalb der 241 mm langen hinteren Picatinny-Schiene sitzende, klappba-re Durchladehebel. Somit ist die Waf-fe absolut beidseitig.

    Ein weiterer Vorteil dieser Kon-struktion der Durchladehebel ist, dass man, beispielsweise bei einem Zünd-versager, im Anschlag repetieren kann und den Kopf nicht mehr vom Hin-terschaft heben muss. Zwar kommt die Führung des Durchladehebels bei Betätigung ein Stück nach hinten aus dem System heraus, dies kollidiert aber nicht mit Nase oder Wangen des Schützens. Die dazugehörige Öffnung am hinteren Ende des Upper wird in Zukunft durch einen federbelasteten Deckel verschlossen werden.

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    4 Eingebaut. Die beiden Zerlegebolzen im Lower  Receiver  sind  verlustsicher.  Sie müssen  beim  Zerlegen  nicht  ganz  ent-nommen  werden  und  eventuell  verloren gehen.  Der  weiße  Punkt  in  der  vorderen Wand  des  Magazinschachtes  ist  der Kunststoffpuffer der das Spiel zwischen den beiden Receivern vermindert. 

    5 Abschluss. Als  Hinterschaft  kommt  ein Schaft von Magpul zum Einsatz. Das hel-le Gestänge oberhalb des Federrohres ist die  Führung  des  ganz  durchgezogenen 

    Durchladehebels. Man sieht aber an der Position  der  Backenauflage,  dass  diese mit dem Gesicht des Schützen, wenn er im Anschlag durchlädt, nicht kollidiert. 

    6 Beidseitig.  Der  Verschlussfanghebel, der  Magazinauslöser  und  der  Durchla-dehebel sind auf beiden Seiten der Waffe zu finden. Die Sicherung wird  in Zukunft auch  auf  der  linken  Waffenseite  mit  ei-nem  Hebel  ausgestattet  sein.  Über  dem Verschlussfanghebel  ist  der  Hülsenab-weiser zu erkennen. 

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  • 12" (305 mm). Für die Serienwaffe ist ein 10"-Drall (254 mm) vorgesehen. Im Mündungsbereich weist er ein Gewinde M18×1 auf, das zur Monta-ge von Schalldämpfern sowie Mün-

    dungs feuer dämpfern/-bremsen dient. Dieses Gewinde wird beim Sako TRG verwendet, sodass hier auf vorhandene Zu-

    behörteile zurückgegriffen werden kann. Eine eigene Mündungsbremse ist aber bereits in Vorbereitung.

    Der Laufdurchmesser teilt sich in drei Bereiche: Vom Patronenlager bis zur Gasentnahme hat der Lauf einen Durchmesser von 28 mm, im Bereich der Gasentnahme von 25 mm und von dort bis Mündung von 24 mm.

    Ein nach links auswerfendes Sys-tem ist auf Wunsch verfügbar, aber nicht notwendig, wie der Autor als Linksschütze bestätigen kann. Eine Irritation des Schützen durch Gase oder gar Hülsen aus dem Auswurffenster findet nicht statt. Die Hülsen werden, gesteuert über den direkt hinter dem Auswerferfenster angebrachten Hül-senabweiser aus Kunststoff, in einer flach nach vorn unten zeigenden Kur-ve ausgeworfen. Ein rechts neben dem Schützen liegender Spotter wird somit ebenfalls nicht gestört.

    Der 650 mm lange Lauf stammt von Lothar Walter. Er hat sechs rechtsdre-hende Züge mit einem Drall von 1 in

    Die Gasentnahme ist relativ mas-siv gehalten. Die entnommenen Gase werden auf ein Kurzhub-Kolbensys-tem geleitet, das dann mittels eines Übertragungsgestänges den Ver-schluss bewegt. Das Gassystem kann abgestellt werden, sodass die Waffe dann zum Repetierer wird. Dies kann sinnvoll sein, wenn der Schütze bei Sondereinsätzen keine ausgeworfe-nen Hülsen zurücklassen will.

    Frei um den hinteren Teil des Lau-fes herum liegt der Handschutz. Von diesem wird es zukünftig zwei Versio-nen geben. Die zivile Version, die eine Art U-Profil ist, auf der dann von oben die 329 mm lange, vordere Picatinny-Schiene aufgeschraubt wird. Seitlich und unten werden Zusatzschienen mittels entsprechender Schrauben am Handschutz zu befestigen sein, um beispielsweise ein Zweibein zu mon-tieren. Der behördliche Handschutz hingegen wird ein einteiliges Loch-profil mit vier integrierten Picatinny-Schienen sein. Dies ist notwendig, da behördliche/militärische Anwender diese zusätzlichen Schienen zur Mon-tage von Lampen, Lasern und ande-rem taktischem Zubehör auf jeden Fall benötigen. Verschlusseinheit. Der Verschluss ist ein AR-15-typischer Drehkopfver-schluss mit einem Entriegelungswin-kel von 22,5°. Er weist zwei hinterei-nander liegende Reihen von jeweils acht Verschlusswarzen auf. Erwäh-nenswert ist, dass im Bereich des Aus-ziehers die Warzen nicht weggelassen wurden, sondern dass der Auszieher aufwendig um die beiden Warzen herumkonstruiert wurde und dafür lediglich die vordere Warze verkürzt wurde. Der Verschluss hat mit 580 g praktisch die gleiche Masse wie ein AR-10-Verschluss (.308er-Version des AR-15) mit 565 g. Somit können Ver-schlussfedern des AR-10 und dessen Klone hier verwendet werden. Wäh-rend der Verschluss wie die gesamte Behördenwaffe mittels einer Patrone

    Technische DatenKaliber .338 Lapua Magnum

    Gesamtlänge 1250 mm

    Gesamtbreite 80 mm (inkl. ZF)

    Gesamthöhe 280 mm (inkl. ZF)

    Lauflänge 650 mm

    Drall 1 : 12",  zukünftig 1 : 10"

    Gewicht 8865 g (mit ZF, Montage, Magazin)

    Sehr saubere Verarbeitung

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    7 Warzen. Der Verschluss hat zwei Reihen mit je acht Verschlusswarzen. 

    8 Vergleich.  Der  AR-10-Verschluss  vorne ist  genau  so  schwer  wie  der  Verschluss des  ALR.  Beachtenswert  ist  die  unter-schiedliche Zahl der Verschlusswarzen.

    9 Verlustfrei.  Für  den  Auszieher  werden keine Verschlusswarzen geopfert, er wird um die Warzen herumkonstruiert. 

    q Zwitter.  Der  zweiteilige  Handschutz kommt normalerweise auf der Sportver-sion zum Einsatz, die dann als Repetierer aber nicht über Gasentnahme und Über-tragungsgestänge verfügt.

    w Abfluss.  Die  Gasentnahme  ist  massiv gehalten.  Der  dahinter  liegende  Hand-schutz berührt weder Lauf noch Gasent-nahme. Die Abstände sind aber gering. 

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  • rere der eingangs erwähnten schnel-len Fünf-Schuss-Serien, ohne dass es zu einer einzigen Störung kam. Auch eine Untersuchung des Magazins nach dem Testschießen zeigte keiner-lei Schäden. Dennoch werden die Ma-gazine, sobald fertig entwickelt, aus Stahl gefertigt werden, da Stahlmaga-zine im harten Einsatz robuster und langlebiger sind.

    Die Sportversion bekommt ein ein-reihiges Fünf-Schuss-Magazin, die Be-hördenversion ein zweireihiges Zehn-Schuss-Magazin. Beide Magazine ragen nicht über den Pistolengriff hinaus.

    Das Zehn-Schuss-Magazin ist so konstruiert, dass trotz der Zick-Zack-Lagerung der Patronen, die oberste Patrone exakt mittig steht und somit immer gleich zugeführt wird.

    Beide Magazine sind so aufgebaut, dass – rein haptisch – also auch ohne optische Kontrolle zu erkennen ist, wo vorne/hinten oder unten/oben ist, was beispielsweise bei einem Maga-zinwechsel im Dunklen hilfreich ist. Darüber hinaus ist es konstruktions-bedingt nicht möglich, das Magazin falsch herum einzusetzen. Auf dem Schießstand. Nach einigen Kontrollschüssen auf 100 m und der Verstellung des Zielfernrohres (Kah-les 6–24×56) ging es im MSZU in Ulm direkt auf die 300-m-Bahn. Zunächst wurden, um die Waffe kennen zu

    /Hülse zerlegbar ist, benötigt man zum Zerlegen des praktisch identisch aufgebauten Verschlusses der Zivil-version Werkzeug.Das Kaliber. Die .338 Lapua Magnum wurde Ende der 1980er-Jahre für weitreichende Repetiergewehre ent-wickelt. Darauf sind auch die han-delsüblichen Ladungen abgestimmt. Somit ist es eine gewisse Herausforde-rung eine so geladene Patrone in ei-nem Selbstlader unter den vom Mili-tär geforderten Rahmenbedingungen (hohe/niedrige Temperaturen, etc.) sicher zum Funktionieren zu bekom-men. Daher lag bei der Konstruktion des ALR ein besonderes Augenmerk auf der Gasentnahme und dem Gas-system, da im Bereich der Gasentnah-me gut 2000 bar anliegen.

    Die Patrone .338 Lapua Magnum dürfte als Scharfschützenpatrone auf-grund der heutigen Anforderungen eine gute Zukunft haben. Sie ist deut-lich leistungsfähiger als die .300 Win-chester Magnum und bezüglich ihrer Maße, der Masse und des Schussver-haltens aber auch deutlich besser als Patronen im .400er- bis .500er-Be-reich. Auch wenn man die Leistung der Patrone in das Verhältnis zu ei-nem sinnvollen Waffengewicht setzt, schlägt die .338 Lapua Magnum ihre Mitbewerber. Im behördlichen Be-reich steht ein relativ breites Angebot an Laborierungen zur Verfügung. Für diesen Test wurden diverse Behörden-laborierungen von RUAG verwendet. Die Magazine. Die Entwicklung eines guten, sicher funktionierenden Maga-zins ist teuer. Biegeformen für Blech-magazine oder Spritzgussformen für Kunststoffmagazine kosten schnell

    mehrere 10 000 Euro. Und während der Entwicklung muss ein Magazin in der Regel mehrfach weiterentwi-ckelt werden. Um diesen Kostenfak-tor einerseits zu minimieren, die Entwicklung aber andererseits sogar zu beschleunigen, wurden die Proto-typenmagazine des ALR mittels eines 3D-Druckers gefertigt. Dies war den Magazinen, aufgrund der herstel-lungsbedingten leichten Linienstruk-tur zwar anzusehen, aber nicht anzu-merken. Bei der Vorstellung der Waffe wurden mehr als 100 Schuss in relativ kurzer Zeit abgegeben, darunter meh-

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    e Integriert.  Der  Upper  Receiver  ist  aus einem  Block  gefertigt,  sodass  die  Pica-tinny-Schiene fest  integriert  ist. Das hel-le  Profil  im  Receiver  ist  die  Führung  der Durchladehebel.

    r Schnellfeuer.  Fünf  Schuss  in  9,78  s  auf 300 m: 69 mm Streukreisdurchmesser. 

    t Gedruckt.  Die  Magazine  der  Vorserien-waffe  stammen  aus  dem  3D-Drucker. Sie  funktionierten  während  des  gesam-ten Versuchsschießens mit mehr als 100 Schuss absolut einwandfrei. 

    z Mittig. Trotz der Zick-Zack-Lagerung der Patronen im Kaliber .338 Lapua Magnum im  Magazin  erfolgt  die  Zuführung  der obersten Patrone absolut mittig. 

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  • lernen und um die Präzision zu er-mitteln, Drei-Schuss-Gruppen in ge-mütlichem Tempo geschossen. Dabei wurden mehrfach Gruppen von we-niger als 50 mm erzielt. Als nächster Test stand ein Schnellschießen mit fünf Schuss auf dem Programm, eben-falls auf 300 m.

    Während früher ein Scharfschütze oft nur einen einzelnen Schuss ab-gegeben hat, so haben sich auch hier die Anforderungen geändert, wie die Einsatzerfahrungen aus Afghanistan zeigen. Ein feindliches MG-Nest oder eine Mörserbesetzung besteht aus mehreren Gegnern, sodass mehre-re, so schnell wie mög-lich und so präzise wie möglich abgefeuerte Schüsse notwen-dig sind. Dabei kommt es auf ein mög-lichst geringes Auswandern der Waffe aus dem Ziel an, da es sonst deutlich länger dauert, bis das Fadenkreuz den nächsten Gegner erfasst hat. Dies wird durch eine gute Mündungsbrem-se und ein den Rückstoß schlucken-des System erreicht. Anderseits muss die Waffe, die sich bei solchen Serien stark erwärmt, auch präzise bleiben. Daher wurden von mehreren Schüt-zen Fünf-Schuss-Serien in weniger als 10 s abgegeben. Mit einer Gruppe von 69 mm konnte das ALR hier ein-drucksvoll und restlos überzeugen.

    Auch im dritten Test, einem Ver-gleichsschießen mit einem behörd-lichen Scharfschützenrepetierer im gleichen Kaliber, konnte das ALR

    Service

    3Das ALR wird in einem taktischen Trans-portkoffer inklusive zwei Magazinen geliefert. Der Preis der Behördenwaffe liegt bei 7900 Euro, die zivile Variante ist ähnlich bepreist. Bezug: Waffen Albert, Am Stichlein 9, 97424 Schweinfurt, Tel. 09721 4763453, Fax 09721 4763454, E-Mail: [email protected]

    Das Redaktions-Fazit

    überzeugen. Nicht nur, dass die Grup-pengröße des ALR als Selbstlader um 10 mm unter der des Repetieres lag, auch bezüglich des geringeren Rück-stoßes lag sie deutlich vorne. Alle Tester waren sich einig, dass man vom Repetierer nach 10, spätestens 20 Schuss aufgrund des Rückstoßes genug hätte. Beim ALR hingegen, des-sen Rückstoß man als sanft und leicht schiebend beschreiben kann, herrsch-te Einigkeit, dass die geringe körper-liche Belastung durch den Rückstoß keinen limitierenden Faktor darstellt.

    Abschließend wurde noch mit Schalldämp-fer und entsprechender Subsonic-Munition auf 100 m geschossen. Durch

    die rund 60 % niedrigere Geschossge-schwindigkeit der Unterschallpatrone und die deutlich gekrümmtere Flug-bahn gelten bei Subsonic-Munition allgemein Schussentfernungen von 100 bis 150 m als das sinnvolle Maxi-mum für einen sicheren Schuss un-ter Einsatzbedingungen. Auch hier erfüllt das ALR die gesetzten Erwar-tungen voll. Interessant war dabei die Lärmentwicklung des Schusses. Dank des aufgesetzten B&T-Schalldämpfers war diese so minimal, dass bei einem Schuss im Freien die normalen Um-gebungsgeräusche den Schussknall praktisch komplett übertönen.Die Sportversion. Während die (halb-)automatische Version des ALR nur an Militär und Behörden vertrieben wird, ist die Sportversion für jeden

    Berechtigten erwerbbar. Diese wird sich optisch nur minimal von der Be-hördenwaffe unterscheiden, da ihr die Gasentnahmebrücke fehlt. Somit fehlen auch Kolben und Übertragungs-gestänge, was aber optisch nicht ins Gewicht fällt. Ohne das Gassystem ist die Waffe ein Geradezugrepetierer, da nach jedem Schuss der Durchladehe-bel von Hand betätigt werden muss. 3

    3Bei der Vorstellung des Prototyps auf der Enforce Tac 2013 war das Behördeninte-resse international bereits sehr groß. Und die Waffe hält, was der Prototyp versprach. Sie ist der präziseste Selbst-lader, den der Autor bis dato geschossen hat und einem Scharfschützenrepetie-rer gleichwertig. Die Funktion ist auch mit verschiedenen Patronen und Ge-schossen sicher. Der Rückstoß geradezu sanft. Die Waffe ist sehr gut verarbeitet und überzeugt somit rundum. Daher ist das ALR zurzeit ein heißer Kandidat, wenn es zu einer Neubeschaffung im Be-reich der Scharfschützengewehre hoher Reichweite kommt.

    Sehr angenehmes Schussverhalten

    InnereWerteübersichtlichfundiertüberzeugend

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