Seminarunterlage Intranet Internet wahrnehmen erkennen gestalten kommunizieren 2007 03 07
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Wahrnehmen, erkennen, gestalten, kommu-
nizieren
Der Weg zur
adressatgerechten Kommunikation
im Intra- und Internet
Seminarunterlage
Claus Brell, 2007
http://L-Training.de
Seminarunterlage, Claus Brell 2007
W a h r n e h m u n g s p s y c h o l o g i e W i e n e h m e i c h F o r m e n , F a r b e n , M u s t e r w a h r ?
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Stand: 07.03.2007 Inhalt: 1 Wahrnehmungspsychologie ................................................................................ 3
1.1 Wie nehme ich Formen, Farben, Muster wahr ? .......................................... 3
1.2 Aufmerksamkeit............................................................................................ 8
1.3 Betrachten und Suchen................................................................................ 9
1.4 Motivation: Warum soll ich etwas wahrnehmen?........................................ 11
2 Konstruktivistischer Ansatz für den Web-Site-Entwurf ...................................... 11
3 Intranet- / Internet Seite als Kommunikationsmedium ....................................... 12
3.1 Kommunikationsmedien und ihre Eigenschaften ....................................... 12
3.2 Kommunikationsmodelle ............................................................................ 13
4 Navigation ......................................................................................................... 14
4.1 Hyperlink-Stile für Einzelseitenseiten ......................................................... 14
4.2 „Frame“-Stile für Websites / Einzelseiten ................................................... 15
5 Online-Texte...................................................................................................... 15
6 Abschließende Merksätze zur Gestaltung von Intranet- / Internetpräsentationen 16
7 Messung der Wirkung von Intranet-Seiten ........................................................ 17
8 Gestaltungstipps für suchmaschinenfreundliche Internet-Seiten....................... 17
9 Anhang.............................................................................................................. 19
9.1 Normen für Bildschirmarbeitsplätze............................................................ 19
9.2 Links und Literatur:..................................................................................... 19
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Die Themen
� Wie nehme ich Formen, Farben, Muster wahr � Wie identifiziere ich Objekte � Was erregt meine Aufmerksamkeit � Welchen Einfluss haben meine Bedürfnisse auf die Wahrnehmung � konstruktivistische Web-Site-Entwicklung � Intranet als Kommunikationsmedium � vom Umgang mit Suchmaschinen
und die
Folgerung: …was bedeutet das für meinen Internet-Auftritt.
1 Wahrnehmungspsychologie
1.1 Wie nehme ich Formen, Farben, Muster wahr ?
Darum geht es: Das, was auf einer Internet-Seite steht, kommt noch lange nicht beim Adressaten an. Woran liegt es? Was kann man tun, dass es ankommt?
Wahrnehmung (Neurophysiologie):
Unser vordergründigster Sinn ist der Sehsinn. Mit ihm nehmen wir den größten Teil aller Informationen auf. Erste Station ist das Auge:
Abb.1: Das Auge
Die Umgebung wird durch den optischen Apparat bestehend aus Hornhaut, Kam-merwasser und Linse auf die Netzhaut abgebildet. Von der Netzhaut gelangen die Nervenimpulse zum visuellen Cortex1 im Gehirn.
1 Sehrinde, Gehirnregion im Hinterkopf
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Abb.2: Augen und primäres Sehfeld. Blick von unten auf das Gehirn
Im visuellen Cortex ist das Bild nicht mehr als flächenhaftes Bild mit Bildpunkten rep-räsentiert, sondern als objektbezogene Beschreibung auf neuronaler Ebene. Einzel-ne Objekte (Ball, Strauch, Mensch..) werden als neuronale Erregungsmuster weiter-verarbeitet. Farbe, Bewegung, Form der Objekte analysiert das Gehirn dabei in un-terschiedlichen Hirnregionen. Diese sind auch von Mensch zu Mensch unterschied-lich.
Figur und Grund - Probleme des Sehens
Das erste Problem beim Sehen ist, ein Objekt überhaupt vom Untergrund zu unter-scheiden.
Abb.3: Figur Grund Beziehung
Das zweite Problem ist: was ist Objekt und was ist Hintergrund? Entscheidungskriterien sind2:
1. Ein Objekt hat eine äußere Form und ist begrenzt, der Hintergrund ist unbe-grenzt und formlos.
2 Rubin 1915
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2. Ein Objekt hat Gegenstandscharakter, der Hintergrund kann locker, diffus, un-bestimmt wirken.
3. Ein Objekt fällt auf, der Hintergrund ist eher unscheinbar.
Abb.4: Rubinsche Becherfigur von 1921
Manchmal fällt die Entscheidung schwer: was ist Hintergrund, was ist Objekt.
Folgerung: Damit ein Adressat auf den Inhalt einet Internet-Seite reagieren kann (…ein Verhalten zeigen kann), muss er die relevanten Textstellen etc. als Objekte identifizieren können.
Kognitive Leistungen beim Sehen
Sehen ist kein passiver Vorgang. Je nach Komplexität des Gesehenen sind viele Prozesse im Gehirn notwendig, um das Gesehene einzuordnen und Objekte zu er-kennen. Als Beispiel dazu die folgende Abbildung. Links ist zur Unterscheidung keine kognitive Leistung erforderlich, rechts schon
Abb.5: Unterschiedlich komplexe Texturen.
Folgerung: Wer den Adressaten inhaltsfremd kognitiv belastet, geht das Risiko ein, dass Inhalte nicht wahrgenommen werden (Stichwort Reizüberflutung).
Man sieht nur, was man kennt
Das Gesehene (neuronale Aktivitätsmuster, durch Augen im visuellen Cortex indu-ziert) wird mit Gelerntem (neuronale Aktivitätsmuster, die den Gedächtnisinhalt rep-räsentieren) verglichen. Gelerntes zu sehen erleichtert die Kommunikation und die Bewertung des Gesehenen.
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Abb.6: Verschiedene Objekte – nur manche haben einen Namen
Einfach ist es für das Gehirn, wenn das Gesehene schon mit einem Wort belegt ist.
Abb.7: Beteiligte Gehirnregionen bei der Umsetzung von Gelesenem in Sprache
Folgerung: Für Objekte mit Funktion (Buttons, Links…) sollten bekannte und akzep-tierte Darstellung gewählt werden.
Robustheit der Objekt-Hintergrund-Erkennung
Die Entscheidungskriterien nach Rubin können auch vom Gehirn konstruiert werden, wenn beispielsweise die Begrenzung und damit die Form nicht gegeben ist, aber vom Betrachter angenommen wird.
Abb.8: Amodale Figur nach Kaniza, 1979
Zudem ist das Sehsystem nach „lebenslangem Training“ sehr robust gegen Abwei-chungen von erwarteten idealen Formen. (siehe auch „Man sieht nur, was man kennt“)
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Abb.9: Nicht ideale, aber größtenteils wohlbekannte Formen3
Folgerung: Man kann mit der Abweichung von der Idealform „spielen“, geht aber das Risiko des „Nichterkennens“ ein.
Wahrnehmung von Farben
Drei unterschiedliche Rezeptoren auf der Netzhaut reagieren auf unterschiedliche Wellenlängen des Lichtes. Aus der Summe der Erregungsmuster (incl. lateraler Hemmung etc.) ergibt sich für den Mensche eine Farbe – von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Z.B. ist Purpur ein Seheindruck ohne physikalische Korrespondenz.
Abb.10: Der Farbenkreis
Farbwahrnehmung – Probleme
Etwa 10% der männlichen Bevölkerung leidet unter Farb-Sehstörungen. Prominent ist hier die Rot-Grün Fehlsichtigkeit Das Gedächtnis für Farben ist sehr unterschiedlich (der Autor kann sich eine Farbe etwa 5s merken).
Folgerung: „Farbcodes“ sind als Orientierungshilfe oft ungeeignet
Beispiel: Bildungsportal NRW
3 Siehe zu diesem Thema auch Kebeck 1994, S. 34 ff.
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Der Prozess des Sehens – in Kurzform
Der Weg von Ereignissen und Objekten in unser Bewusstsein lässt sich zusammen-fassend kurz so charakterisieren: 1.) Objekt wird im Auge auf die Retina abgebildet, dort findet bereits Bildverarbeitung statt 2.) Bild wird zum visuellen Cortex transportiert 3.) Bild wird "objektorientiert" im visuellen Cortex verarbeitet 4.) Objekte werden durch Eigenschaften repräsentiert:
� Kanten, Ecken (Winkel, Anzahl) � Farbe (im Kontext zur Umgebung) � Größe (relativ) � ...
5.) Eigenschaften werden durch räumliche Muster neuronale Aktionspotentiale rep-räsentiert. 6.) Erkennen von Objekten: Aktionsmuster werden mit gelernten Aktionsmustern verglichen.
Folgerung: Sehen ist ein aktiver Prozess des Adressaten, der nur begrenzt zu steu-ern ist. Insbesondere Feinheiten können verloren gehen.
1.2 Aufmerksamkeit
Was erregt Aufmerksamkeit? � helles Licht � Farbkontrast � Bewegung, insbesondere "gegen den Strich" � hohe Komplexität des Reizes (Objekteigenschaften)
Beispiele: Gazelle und Säbelzahntiger
In der Regel werden komplexe Reize bevorzugt, aber: Bei hoher Aufmerksamkeit werden weniger komplexe Reize bevorzugt. Weniger komplexer Reiz heißt: hohe Redundanz (Symmetrie, ähnliche Teile ...) Beispiele: Preisschilder (komplex, Rudis Rest Rampe) und Zei-tung (Symmetrie und Ähnlichkeit)
Ich nehme nur das wahr, was mein Aufmerksamkeit erregt, aber: Ich nehme nicht unbedingt wahr, was meine Aufmerksamkeit erregt. -> Die Wahrnehmung muss sich für mich lohnen !!
Folgerung: optische Gimmicks ohne Inhalt nur sparsam verwenden (weniger Schrift-typen, weniger Farben, weniger Bewegung)
1.3 Bedeutung von Formen
Hier geht es im wesendlichen um die Korrespondenz von Form (Klang, Anmutung…) und Inhalt
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Abb.11: Kiki und Buba
Das sind meine beiden Freunde Kiki und Buba. Leider habe ich die Namen verges-sen! Wer ist Kiki und wer ist Buba? Menschen mit nicht korrespondiereneden Merkmalen (Inhalt von Gesagtem, Klei-dung, Mimik, Gestik, Habitus) werden als nicht authentisch wahrgenommen. Internetseiten mit nicht korrespondierenden Merkmalen werden als unstimmig, un-professionell, schlimmstenfalls als unglaubwürdig wahrgenommen.
Inhalt, Form und Anmutung müssen zueinander passen.
1.4 Betrachten und Suchen
Betrachten und Bewerten einer Szene
Teile eine Szene (…oder einer Bildschirmseite) werden nicht einzeln für sich allein, sondern im Gesamtzusammenhang bewertet. Teile einer Darstellung werden in ihrem Verhältnis zum Ganzen untersucht
Abb.12: Größenwahrnehmung im Kontext
Obgleich das Bild der Frau jedes mal gleich groß ist, wirkt sie rechts durch den Hin-tergrund größer. Der Betrachter konstruiert sich so „sein“ Bild.
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Abb. 13: „Scannen“ einer Bildschirmdarstellung
Bei regelmäßiger Anordnung der Objekte: Blickrichtung von links nach rechts, von oben nach unten (in unserem Kulturkreis, Asiaten machen es anders).
Folgerung: das wichtigste links oben (oder in die Mitte)
Lenkung der Aufmerksamkeit
Das, was ich finden soll, muss sich abheben � Farbunterschied: am schnellsten (Figur-Grund-Beziehung) � Formunterschied: günstiger als Helligkeit oder Größe
Folgerung: für Texte: wenn Farbunterschied ausscheidet: kursiv setzen
Erleichterungen für den Adressaten, sich zurechtzufinden
Hierfür gelten die so genannten Gestaltgesetze (wichtige sind unterstrichen): � Gesetz der Prägnanz (Es werden bevorzugt Gestalten wahrgenommen, die
sich von anderen durch ein bestimmtes Merkmal abheben.). � Gesetz der Nähe (Elemente mit geringen Abständen zueinander werden als
zusammengehörig wahrgenommen.), was beisammensteht, gehört auch bei-sammen. Beispiele: Stereoanlage, Küche, Supermarkt.
� Gesetz der Ähnlichkeit (Einander ähnliche Elemente werden eher als zusam-mengehörig erlebt als einander unähnliche.), was gleich aussieht, funktioniert auch gleich. Beispiel: Türklinke
� Gesetz der Kontinuität (Reize, die eine Fortsetzung vorangehender Reize zu sein scheinen, werden als zusammengehörig angesehen.)
� Gesetz der Geschlossenheit (Linien, die eine Fläche umschließen, werden un-ter sonst gleichen Umständen leichter als eine Einheit aufgefasst als diejeni-gen, die sich nicht zusammenschließen (D. Katz, Gestaltpsychologie, 1969). (siehe Beispiel Abb. 8)
� Gesetz des gemeinsamen Schicksals (Zwei oder mehrere sich gleichzeitig in eine Richtung bewegende Elemente werden als eine Einheit oder Gestalt wahrgenommen.)
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K o n s t r u k t i v i s t i s c h e r A n s a t z f ü r d e n W e b - S i t e - E n t w u r f M o t i v a t i o n : W a r u m s o l l i c h e t w a s w a h r n e h m e n ?
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� Gesetz der fortgesetzt durchgehenden Linie (Linien werden immer so gese-hen, als folgten sie dem einfachsten Weg. Kreuzen sich zwei Linien, so gehen wir nicht davon aus, dass der Verlauf der Linien an dieser Stelle einen Knick macht.)
Folgerung: Wiedererkennungswert erhalten, gleiche Funktion an gleicher Stelle
Gesetz der guten Gestalt: symmetrische und gleichgewichtige Anordnungen werden bevorzugt (Gestalttheorie: Menge der zur Beschreibung notwendigen Strukturele-mente gering).
Folgerung: Website ordentlich und „aufgeräumt“ gestalten, wüstes Durcheinander ist für Künstler, Freaks und offensiv Kreative.
1.5 Motivation: Warum soll ich etwas wahrnehmen?
Abb. 13: Maslow, "Hierarchie der Bedürfnisse", 1954
Motivation erhöht Aufmerksamkeit und die Bemühungen, das Wahrnehmungsfeld abzusuchen (Henle, 1955) Beispiel: tief strukturierte Web-Site.
Belohnung erhöht Aufmerksamkeit und die „Wahrnehmungsrate“4, Strafe hat immer vielfältige Auswirkungen.
Folgerung: Biete (verspreche) dem Adressaten das, was er braucht
Wert eines Objektes kann Aufmerksamkeit erhöhen / Wahrnehmung verbessern5 Beispiel: SKL-Lotterie
Folgerung: Verbinde Inhalte mit Assoziationen hohen Wertes (für den Adressaten), Status…
2 Konstruktivistischer Ansatz für den Web-Site-Entwurf
Konstruktivismus
… ist u.a. eine Erkenntnistheorie und Richtung in der Didaktik / Lernpsychologie.
4 operante Konditionierung / Behaviorismus 5 Goodman 1947
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I n t r a n e t - / I n t e r n e t S e i t e a l s K o m m u n i k a t i o n s m e d i u m K o m m u n i k a t i o n s m e d i e n u n d i h r e E i g e n s c h a f t e n
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Konstruktivistische Modelle eignen sich gut, um komplexe kognitive Prozesse (Phy-sik-Lernen, Entscheidungsfindungsprozesse, Kommunikationsstrategien..) zu be-schreiben. Im Gegensatz: Behavioristische Modelle eignen sich, um einfache kognitive Prozes-se zu beschreiben (Pawlov’scher Hund, Taube oder Student in der Skinner Box). Neurobiologische Befunde stützen bislang konstruktivistische Erklärungsansätze. Und nicht zuletzt: Konstruktivismus ist z.Zt. „hip“. Die Grundannahme im Konstruktivismus ist, dass im Prozess der Wahrnehmung kei-ne Realität abgebildet, sondern vielmehr eine relative und subjektive Wirklichkeit vom Adressaten geschaffen (konstruiert) wird. Diese Wirklichkeit ist abhängig von der (reichhaltigen) Vorerfahrung des Adressaten. Jeder hat seine eigene Wirklichkeit. Beispiele:
� …was war das Auffällige an diesem Buch? (unterschiedliche Wahrnehmung)
� …blau ist schön! (unterschiedliche Bewertung)
� … von wo kam der Radfahrer (selektive Erinnerung)
Der „radikale Konstruktivismus“ hilft in der Praxis (Webdesign) wenig weiter. Hier empfiehlt es sich, auf den pragmatischen Konstruktivismus auszuweichen. Auswirkungen
Es gibt keine objektiv beste Internet-Seite…und kein bestes Design. Jeder nimmt Internet-Seiten anders wahr. Es ist schwer möglich, die kognitiven Prozesse des Adressaten präzise zu steuern. Konsequenz:
� der Adressat überliest Wichtiges � der Adressat findet Wichtiges nicht � der Adressat findet Wichtiges gar nicht wichtig… � der Adressat mag die Anmutung nicht
Folgerung: Hohe Investitionen in einen bestimmten Teilaspekt der Internet-Präsenz rentieren sich nur dann, wenn die (positive) Wahrnehmung beim Großteil des Adres-satenkreises sicher gestellt ist.
3 Intranet- / Internet Seite als Kommunikationsmedium
3.1 Kommunikationsmedien und ihre Eigenschaften
Kommunikationsmedium Interaktion Implizite Archivfähigkeit
Gespräch / Telefonat hoch niedrig
Vortrag mittel mittel
Buch niedrig hoch
Intranet / Intranet mittel, hoch bei Web 2.0 hoch
These: Intranet / Internet hat etwas von einem Buch und hat etwas von einem Vor-trag
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3.2 Kommunikationsmodelle
Nachrichtentechnik
Eine Nachricht ist ewas, das zwischen Sender und Empfänger ausgetauscht wird und Daten enthält.
Abb.14: Sender-Empfänger-Modell
Bei nicht vollständig determinierten Systemen (Menschen): Der Empfänger kon-struiert sich aus den wahrgenommenen Daten „seinen“ Inhalt (Konstruktivismus). Modell nach Schulz von Thun (1981) …. inspiriert von Watzlawick 1969) und Büh-ler (1935)
Abb.15: Nachrichten haben vier Aspekte
Abb.15: Der Empfänger hat unterschiedlich große Ohren für die Aspekte
(…unterschiedlich starke Eingangskanäle…)
Empfänger (Ziel-)gruppen
Unterschieden nach…. Alter
� Unter 20 � 20-30 � Ü 30 � Senioren
Geschlecht
� Frauen � Männer � weiß nicht
Lebenslage
� Single � Familie mit Kind � Studierende � Kultur-
interessierte � Job-
Sucher � vielseitig
Gelangweilte.
Thesen:
� Die optische Gestaltung entscheidet mit, welches Alter sich angesprochen fühlt. Beispiele: www.jaegermeister.de,
� Es ist schwer, Frauen (Männer) gezielt anzusprechen, ohne für Männer (Frauen) unattraktiv zu werden.
� Die Lebenslage entscheidet, ob ein Inhalt als „lohnend“ eingestuft wird. � Der Sender wirkt authentisch, wenn die Nachrichten kongruent sind (…Form
und Inhalt stimmen überein). � Beziehungsaspekt ist weniger wichtig (…die Webseite ist kein Person)
Folgerung: Beste Wirkung entfaltet eine zielgruppenbezogene Website
4 Navigation
4.1 Hyperlink-Stile für Einzelseitenseiten
Textorientiert + viel Information, entspricht der „Lesegewohnheit“ - „ungeduldige“ können die „Botschaft“ übersehen Icon-orientiert + Links entsprechen der „Knopfdruckgewohnheit“ - Bilder werden missverstanden Frames + ständig präsente Übersicht möglich - suchmaschinenunfreundlich6 - weniger Platz für Nutzinformation - Probleme für Sehbehinderte vermaschte Links + ursprüngliche Intention, surferorientiert - schwer pflegbar - schnell unübersichtlich Hierarchie + klare Struktur, pflegbar - nichts für eilige Surfer Guided Tour + führt den Surfer auf vorbestimmten Weg - starr
6 …wenn technisch als Frames realisiert
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O n l i n e - T e x t e „ F r a m e “ - S t i l e f ü r W e b s i t e s / E i n z e l s e i t e n
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4.2 „Frame“-Stile für Websites / Einzelseiten
Abb.17: Verschiedene „Frame“-Stile -Welcher gefällt am besten?
5 Online-Texte
Online-Texte sind anders als Printtexte „...eher wie Bild und Focus, weniger wie Zeit und Spiegel...“
Grundregeln für Online-Texte
� Luft lassen: Absätze mit Abstand, links und rechts Luft lassen. � Kurze Sätze � Stark strukturieren durch Absätze � schmale Spalten (45 Zeichen) � Das wichtigste zuerst (Teaser)
Grundregeln für verständliche Texte Wörter und Sätze
� kurze Wörter: Kurze Wörter sind fast immer kraftvoller und verständlicher als lange.
� Hauptsätze Zwei Hauptsätze sind besser als ein eingeschobener Nebensatz. Bei zwei Gedanken: erst den einen, dann den anderen. Schlecht: Gedanken und Sätze vermischen.
� Satzlänge (Textkohärenz) Das Kurzzeitgedächtnis bewältigt 3 Sekunden. das sind 6 Worte oder zwölf Silben. Sinnzusammenhänge dürfen nicht weiter im Satz auseinander liegen.
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A b s c h l i e ß e n d e M e r k s ä t z e z u r G e s t a l t u n g v o n I n t r a n e t - / I n t e r n e t p r ä s e n t a t i o n e n
„ F r a m e “ - S t i l e f ü r W e b s i t e s / E i n z e l s e i t e n
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� Wortwiederholung (Redundanz) Verben und Adjektive dürfen wechseln. Sub-stantive müssen immer gleich bleiben, Synonyme verwirren nur.
� Konkret ist besser Ein konkretes Beispiel macht meist die abstrakte Abhand-lung überflüssig.
Schriften und Typen
� passend zum Anlass Seriöse Schrifttypen für seriöse Texte, schnörkelige Schrifttypen (wenn überhaupt) nur für Spaß verwenden.
� wenig Typen Maximal zwei unterschiedliche Schriftfamilien einsetzen. � Lesbarkeit entscheidet Ausgefallene und ungewohnte Schrifttypen meiden. � Bildschirmtext ist anders: ohne Serifen Nur Papier-Text ist mit Häkchen besser
lesbar, Bildschirm-Text ist ohne Häkchen besser lesbar. � gesperrt besser als kursiv Kursiv am Bildschirm ist schlecht lesbar. Gesperrt
macht fast genauso aufmerksam.
6 Abschließende Merksätze zur Gestaltung von Intranet- / Internet-präsentationen
ein Bild sagt mehr als tausend Worte ... wenn es verstanden wird
fasse Dich kurz ... Online-Texte werden ungeduldiger gelesen
weniger ist mehr ... aber Schlankheit wird schnell zur Magersucht
alles weglassen, was von der Kern-Information der Website ablenkt.
eine Website ist e i n e mögliche Kommunikationsform. Sie sollte auf andere Maßnahmen abgestimmt sein.
Inhalt und Form müssen „passen“
der Wurm muss dem Fisch gefallen, nicht dem Angler … Konzengration auf die Zielgruppe!
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7 Messung der Wirkung von Intranet-Seiten
Oft bestehen Intranet-Sites aus mehreren 100 Einzelseiten. Jede kostet Zeit – die des Erstellers und die des Nutzers. Die Frage ist: Mit welchem Aufwand wird welcher Nutzen erzielt. Der erste Entwurf einer Internet-Seite kann sicher nur aus einer heuristischen An-nahme über die Nutzerbedürfnisse entstehen. Für die Pflege sollte dann entschei-dend sein:
1. wird das Angebot angenommen? (Messung der Klickrate) 2. wurde das Angebot ungenügend beworben? (Aushang, Mund-zu-Mund,
Rundmail) 3. gibt es anbieterseitige Gründe, das Angebot aufrechtzuerhalten? (meist
Rechtfertigung) Werden alle drei Fragen mit nein beantwortet, sollte die Einzelseite konsequenter-weise aus der Site herausgenommen werden. Messmethoden für die Klickrate sind:
� Serverlogs (Webserver) � Logs aus selbstgeschriebenen Scripten , Seitenzähler
Beispiele: Nutzung einer Suchmaschine im Intranet und Nutzung der Bibliotheksangebote
8 Gestaltungstipps für suchmaschinenfreundliche Internet-Seiten
Allgemeines
Internetseiten müssen nur dann nur dann suchmaschinenfreundlich sein, wenn man auch über Suchmaschinen gefunden werden will. Die meisten Besuche auf Internetseiten mit nicht-gängigen Namen (gängig sind Google, Amazon, Ebay, nicht gängig) erfolgen durch Einträge in Suchmaschinen. Kein Nutzer hat Zeit und Lust, tausende Treffer einer Suchanfrage abzuarbeiten. Damit man „dabei“ ist, sollte man mit den richtigen Begriffen möglichst weit oben auf der Liste landen. In 2005 wurden fast 13 Mrd. Suchanfragen an Suchmaschienen gestartet, Suchma-schien liegen mit 72% auf Platz 1 der meist genutzten Webseiten7. In 2005 hatte der Platzhirsch Google einen Anteil von 57%, Yahoo 21% und MSN-Search 9%.
Funktionsweise von Suchmaschinen
Es gibt Web-Verzeichnisse und „reine“ Suchmaschinen sowie Kombinationen hier-aus. Web-Verzeichnisse pflegen einen Katalog, der auf Eingaben der Web-Site-Betreiber basiert. Dieser Katalog kann mehr oder minder moderiert sein. Suchma-schinen sammeln durch Programme (Agenten, Web-Bots) Internet-Seiten ein und erstellen daraus automatisiert einen Katalog. Letztere sind darauf angewiesen, dass die Seiten, die gefunden werden sollen, miteinander verlinkt sind.
7 siehe Philippi 2006
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A n r e g u n g u n g e n f ü r e i n „ a n d e r e s “ D e s i g n „ F r a m e “ - S t i l e f ü r W e b s i t e s / E i n z e l s e i t e n
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Sobald einer Suchmaschiene eine Internet-Adresse bekannt ist, daueret es einige Zeit, bis die Seiten indiziert sind (Google 12 Wochen, MSN 3 Wochen, Yahoo 12 Wochen)
Seitenbewertung oder warum steht welche Seite oben
Ein Verfahren ist das von Google eingeführte Page-Rank-Verfahren. Dabei wird be-wertet, wie viele andere Seiten auf eine gesuchte Seite verweisen. Dabei ist dann auch wieder wichtig, wie oft auf die verweisenden Seiten verwiesen wird. Nach dem Motto: wer oft zitiert wird, der ist wichtig. Ein anderes Verfahren ist das Bezahlen des Platzes.
Erlösmodelle oder wovon leben Suchmaschinen
Langfristig betrachtet bauen Internet-Suchmaschinen die kostenpflichtigen Leistun-gen und Dienste aus, um neue Erlösquellen zu realisieren. Dazu gehören Google Earth Plus (20 €/a), MSN Encarta Premium (30€/a) und Yahoo Dating Premium (85€/a). Zur Zeit verdienen Google und Yahoo durch Vermietung von Werbeflächen auf der Startseite. Eine weitere Einnahmequelle ist das Vermieten von Verlinkung af der Suchergebnisseite („Pay-for-Placement“).
grundsätzliche Tipps
Suchmaschinen haben verschieden komplexe Mechanismen des sog. Rankings. Nicht alle sind im Detail bekannt. Als generelle Tipps lassen sich die folgenden zu-sammenfassen:
1. Der eigentliche wichtige Text sollte weit vorne im HTML-Code vorkommen 2. Die Begriffe, mit denen man gefunden werden will, sollten mehrfach weit vor-
ne im Text stehen. 3. Die Meta-Tags sollten die Begriffe ausweisen, die dann später auch im Text
vorkommen 4. Man sollte andere Web-Site-Anbieter dazu bringen, einen Link auf diese Seite
auszubringen (Achtung: Web-Ringe sind ggf. kontraproduktiv). 5. Scripte (PHP-Seiten…) sollten möglichst ohne Parameter mit sprechenden
Namen aufgerufen werden
9 Anregungungen für ein „anderes“ Design
Je nach Zielgruppe ist eine gestaltete Website ggf. das suboptimale Medium. Zumin-dest nachdenken kann man über die Darstellung als � Wiki � Blog � Diskussionsforum oder Gästebuch
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A n h a n g N o r m e n f ü r B i l d s c h i r m a r b e i t s p l ä t z e
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10 Anhang
10.1 Normen für Bildschirmarbeitsplätze
1. ISO 9241: „Ergonomische Anforderungen für Bürotätigkeiten mit Bildschirmge-räten“; Diese Norm hat 17 Teile. Sie enthält neben der Definition der Begriffe (Teile 11 und 10) und allgemeinen Fordrungen an die Arbeitsgestaltung (Teil 2) in den Teilen 12-17 453 konkrete Anforderungen an die Gestaltung von Software, sowie Dialog- und Darstellungsprinzipien.
2. ISO 14915: „Software-Ergonomie für Multimedia-Benutzungsschnittstellen“; Sie besteht aus drei Teilen und ist relativ neu (2002). Sie beschreibt Anforde-rungen an multimediale Interfaces, die in der ISO 9241 nicht berücksichtigt sind.
3. ISO/IEC 12119: „Software-Erzeugnisse – Qualitätsanforderungen und Prüfbe-stimmungen“: Sie beschreibt, was an Software-Produkte zu prüfen ist und wie dies geschehen soll. Sie beschränkt sich i.w. auf technische und funktionale Qualitätsmerkmale.
4. ISO 9126 (DIN 66272): „Bewerten von Softwareprodukten – Qualitätsmerkma-le und Leitfaden zu ihrer Verwendung“; Sie beschreibt sechs zentrale Quali-tätsmerkmale.
5. ISO 13407: „Benutzer-orientierte Gestaltung interaktiver Systeme“; Diese Norm beschreibt, wie und wann und mit welchen Maßnahmen man die Be-dürfnisse der Benutzer und deren Aufgaben berücksichtigt.
10.2 Links und Literatur:
[1.] HTML: http://de.selfhtml.org/ [2.] Wahrnehmung: "Wahrnehmung und Erfahrung" M.D. Vernon 1970
ISBN 3462009842 [3.] Wahrnehmung: Psychologie Band 1 Erkennen Rolf Oerter 1974 ISBN
3-403-00333-7 [4.] Konstruktivismus: Johanna Meixner, von Glasersfeld, Fachdidaktik z.B.
in der Physik [5.] Ritter, Manfed;Wahrnehmung und Visuelles System;Heidelberg; Spekt-
rum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft, Heidelberg, 1986 [6.] Kebeck, Günther;Wahrnehmung: Theorien, Methoden und For-
schungsergebnisse der Wahrnehmungspsychologie;München, Juventa Verlag; 1994
[7.] Glasersfeld, Ernst von; Radikaler Konstruktivismus, 1998 [8.] Meixner, Johanna/Müller, Klaus (Hrsg.) (2001): Konstruktivistische
Schulpraxis. Beispiele für den Unterricht. Neuwied. Kriftel. Luchterhand. [9.] Hoofacker, Gabriele; Online-Journalismus [10.] Internet Professionell (Magazin) Juli 2000 [11.] Phillippi 2006; Philippi, Ropbert: Internet Suchmaschinen – Suchme-
thodik Erlösmodelle Preisstartegien – Ein Analytischer Vergleich;VDM Verlag Dr. Müller; Saarbrücken