Semper Magazin No.8

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Oper, Ballett, Staatskapelle, Junge Szene 2010 / 11 Semper! Magazin 8

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Ein journalistisch anspruchsvolles Periodikum, das mit einer neuen Gestaltung ab dieser Saison besticht. Mit Aktuellem aus der Semperoper Dresden, Empfehlungen aus den einzelnen Sparten, Reportagen und Künstlern im Porträt – ein begehrtes Magazin, das zum Verweilen einlädt.

Transcript of Semper Magazin No.8

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Oper, Ballett, Staatskapelle, Junge Szene2010 / 11Semper! Magazin

8

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KlassiK p icKnicKtO P E N -A I R - KO N Z E R T M I T D E R S TA AT S K A P E LLE D R E S D E N , j O S E P P O N S ( D I R I g E N T ) ,

j uA n M A N u E L c A Ñ I Z A R E S (g I TA R R I S T ) , E S P E R A N Z A f E R N Á N D E Z ( f L A M E N cO -S ä N g E R I N ) u N D

R A fA E L A c A R R A S cO ( f L A M E N cO -Tä N Z E R I N )

25. Juni 2011 | Die Gläserne ManufakturB eG i n n: 20 .30 u h r | e i n l ass: 19 .00 u h r

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Semper! Editorial 3

EditorialRückblick und VoRSchau

Unsere erste Saison hat meine Erwartungen weit übertroffen: Wir hatten 14 Premieren angekündigt, zwölf davon haben Sie bereits erlebt. Ich bin froh und dankbar, dass wir so viel Glück gehabt haben und dass uns speziell unser Dresdner Publikum – anders als von vielen vorausgesagt – mit großer Leidenschaft gefolgt ist. Die Verbindung von Tradition und Gegenwart ist unsere wichtigste Herausforderung. Oper gibt es in Dresden fast so lang, wie die Kunstform existiert. Deshalb hatten wir uns ent- schlossen, in meiner ersten Spielzeit diese 400 Jahre komplett abzubilden, von einer der ersten Opern überhaupt, der »Krönung der Poppea« von Claudio Monteverdi aus dem Jahr 1642, bis zu Hans Werner Henzes »Gisela! oder: Die merk- und denk- würdigen Wege des Glücks«, erst 2010 entstanden. Eine Urauf- führung also, denn in Dresden sind ja viele große Werke zur Uraufführung gelangt. Das Publikum kam mit Neugier und Inter- esse, und die Produktion ist bereits für einen wichtigen Preis nominiert. Bei Stefan Herheims erster Dresdner Inszenierung »Rusalka« übersteigt die Nachfrage auch für die nächste Saison die vorhandenen Plätze bei weitem. »Poppea« mit der Capella Sagittariana hat eine begeisterte Fangemeinde gefunden. Das Semperoper Ballett feiert einen Erfolg nach dem anderen, im Klassischen Ballett wie mit der Moderne, mit Forsythe wie mit »Coppélia«. Das Ballett außer Haus, »on the move«, ob im Albertinum, in der Gläsernen Manufaktur oder in Hellerau, hat das Dresdner Tanzpublikum mobilisiert. Mit der noch laufenden Ausstellung »Verstummte Stimmen« beschäftigen wir uns auch mit der radikalen Übernahme der Theater durch die Nazis und deren Kampf gegen die Moderne, der Dresden stark beeinflusst hat. Ganz unerwartet haben Regisseur Torsten Fischer und Dirigent Omer Meir Wellber in »Daphne« inneren Widerstand von Richard Strauss herausgelesen und auf die Bühne gebracht. Kurt Weill musste als Jude Deutschland verlassen. Wir holen ihn mit der späten Dresdner Erstaufführung seiner amerikanischen Oper »Street Scene« zurück in das Theater seines erfolgrei- chen Beginns 1926. Wir konnten eine neue Spielstätte erschließen, Semper 2, und dort vier sehr unterschiedliche Opern- und Ballettproduktionen zeigen. Der Raum wurde sofort angenommen, gerade von unserem jungen und jugendlichen Publikum, für das unsere neue Sparte Semperoper Junge Szene außerdem ein umfangreiches theaterpädagogisches Programm anbietet: Insgesamt werden wir 20 000 Kinder und junge Leute in dieser ersten Spielzeit erreichen, das erfüllt uns mit echtem Stolz. Ein weiterer Grund zur Freude ist natürlich unser zukünftiger Chefdirigent Christian Thielemann, der in dieser Spielzeit schon ein häufiger Gast war und gemeinsam mit Maurizio Pollini auch noch das vorletzte Symphoniekonzert dieser Spielzeit be- streiten wird.

Ich danke Ihnen allen dafür, dass Sie unsere erste Spielzeit bislang so positiv aufgenommen haben, und wünsche Ihnen viel Freude bei den letzten beiden Premieren »Street Scene« und der konzertanten »Anna Bolena« mit Edita Gruberova.

dr. ulrike hessler, intendantin

Page 4: Semper Magazin No.8

Kunst beginnt im Herzen jedes Einzelnen.

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SilbermannStil hat Tradition

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inhalt Semper!

Inhalt

5

Seite 6

opERnwahnSinn

Eine musiktheatralische Kolumne»Carmen«

Seite 7

papaRazzo

Eine fotografische Kolumne von Matthias Creutziger, Fotograf der Semperoper

Seite 8

aktuEllES

Neuigkeiten und Wissenswertes

Seite 13

titelgeschichte

pREmiERE »StREEt ScEnE«

Vom Broadway an die Semperoper undDresdner Straßenszenen

Seite 18

opER konzERtant

»Anna Bolena« mit Edita Gruberova

Seite 20

SEmpER SoiREE

»Mezzo-Zauber« in der Semperoper

Seite 21

liEdERabEnd

Michael Volle begleitet von Helmut Deutsch

Seite 22

woRkShop JungE SzEnE

»Ich will der Mörder sein«

Seite 26

hEftmittE

»Cinderella«

Seite 28

11. & 12. SymphoniEkonzERt

Pollinis Rückkehr und »Der unbekannte Weber«

Seite 32

fRauEnkiRchE & klaSSik picknickt

In memoriam Sir Charles Mackerrasund »Spanische Sommernacht«

Seite 36

StaatSkapEllE

Konzerte im Juni und Juli 2011

Seite 38

Jazz in dER SEmpERopER

Deutsche Erstaufführung als Bild-Ton-Spektakel

Seite 40

SEmpERopER ballEtt

»On the move« in Hellerau

Seite 42

SEmpER! mEnSchEn

Zehn Fragen an Capell-Compositeur Johannes Maria Staud

Seite 44

impRESSum, SERVicE, SpiElplan

Tickets, Informationen und vieles mehr

Seite 46

RätSEl

»Schwanensee«

Seite 50

REzEnSion EinES gaStES

»3 Farben Grün«, Mai 2011

Page 6: Semper Magazin No.8

6 Jürgen R. weber, Regisseur und drehbuchautor

Semper! Eine musiktheatralische kolumne

Opernwahnsinn

»caRmEn«

In dem Jahr, in dem sich im Fürstentum Liechtenstein die Männer in einer äußerst knappen Wahl für das Frauenwahlrecht entschieden hatten, absolvierte ich auf dem Kampnagelgelände in Hamburg das Technikpraktikum meines Musiktheater-Regie-Studiums. Das war nicht wirklich spannend, bis Peter Brook mit seiner »Tra-gédie de Carmen« kam und ich gezwun-gen war, von der Beleuchterbrücke aus diese »Carmen«-Version wieder und wie-der zu sehen. Als guter Wagnerianer fand ich »Carmen« viel zu populär. Für mich war das eher ein Musical als eine ernst zu nehmende Oper. Die Habanera erschien mir nur als Sesamstraßenversion mit der singenden Orange erträglich. Alles in allem roch »Carmen« für mich nach unech-ter spanischer Folklore und nach der mit dem Gebiss siegesgewiss klappernden Schwiegermutter. Aber Brook ließ mich mit seiner minimalistischen Inszenierung – kleines Orchester, vier Sänger, ein Schau-spieler und ein Zirkusrund als Schauplatz – spüren, dass hinter Bizets Oper viel mehr steckt. Am coolsten fand ich die Schluss-szene. Meine damalige Theorie, dass Liebe nur eine anstrengende und gefährli-che Form einer Sexbeziehung ist, wurde durch Don Josés Mord aus Leidenschaft bestätigt. Natürlich war es völlig schwach-sinnig, Carmen umzubringen, und genauso schwachsinnig war es von Car-men, Don José aufs Fieseste zu provozie-ren, aber man spürte etwas Verlorenes: Leidenschaft!

Damals war mein Freund Werner gerade dabei, von seiner Beziehung Steffi verlassen zu werden. Das ganze Drama fand in Steffis Küche, bei einem Tee statt. Das Beziehungsbeendigungsgespräch dauerte länger als Verdis ungestrichener »Don Carlos«. Zum Ende hin versuchte Werner, seine beinahe schon Ex-Freundin betrunken zu machen, um wenigstens noch einmal mit ihr die Matratze zum Quiet-schen zu bringen. Aber auch das schlug fehl. Werner wurde nun so wütend, dass er nicht nur die Platten, die er ihr geliehen

hatte, mitnahm, sondern auch den Joghurt, den er ein paar Tage vorher gekauft hatte, aus dem Kühlschrank riss und von dannen wankte. Tja, wo waren die ungezügelten, zerstörerischen Emotionen geblieben?

Ich lernte »Carmen« über die Jahre immer mehr lieben. Besonders den kurzen Testfilm von MGM mit Rosa Ponselle, der wohl faszinierendsten Sängerin über-haupt. Die Liveaufnahme mit ihr aus der Met aus den 30ern mit Lawrence Tibbet als Escamillo war für mich wie eine Offen-barung. Da ist Carmen authentisch, gefähr-lich und manchmal wunderbar vulgär. Und da waren natürlich die herrlichen Aufnah-men von Anna Sutter, die Carmen auf

Deutsch sang. Aber wie. Sutter wurde übrigens von ihrem eifersüchtigen Liebha-ber, dem Musikwissenschaftler Alois Obrist, erschossen. (Der ungewöhnliche Vertreter seines Standes jagte sich danach selber eine Kugel in den Kopf). Aber auch die »Burlesque on Carmen« von Chaplin, in der er als Don José Carmen an die Wand tanzt, und der »Prénom Carmen« -Film von Godard, in dem die gehandfesselte Car-men in ein Männerurinal pinkeln musste, ließen mich Bizets Schwanengesang immer mehr lieben. Aber bis ich einem Don José im wahren Leben begegnen sollte, muss-ten einige Jahre vergehen.

Ich arbeitete inzwischen als Regisseur fürs Fernsehen. Als ich eine Folge von »Dr. Bruckner ...« drehte, wurde mir mit-geteilt, dass Ingrid van Bergen die Schwie-germutter unseres Protagonisten spielen sollte. Im Team sprach sich das schnell herum. Natürlich war es toll, mit jeman-dem zu arbeiten, der richtige Hollywood-filme gedreht hatte. Aber alle, inklusive mir, waren noch mehr von etwas anderem fasziniert. Ingrid van Bergen hatte nach einem Streit ihren Geliebten mit Hilfe einer

38er Smith & Wesson erschossen. Wie war nun diese Frau, die aus der für uns so fer-nen Welt der tödlichen Leidenschaften kam und die in den Mann, den sie liebte, lieber zwei 9 mm große Kugeln jagte, als ihn gehen zu lassen? Nun, wie wir bald feststellen mussten, war sie eine selbstbe-wusste, charmante und charismatische Dame. Sie wirkte sicher in sich selbst ruhend und vollständig kontrolliert, eine tolle Schauspielerin ohne Allüren. Im sel-ben Jahr machte Werner mit Biljana, einer serbischen Literaturwissenschaftlerin, Schluss, die er sehr geliebt hatte, die ihn aber mit ihrer Eifersucht verrückt machte. Sie kratzte ihm die Wange blutig, er schmiss sie in die Alster. Immerhin. Viel-leicht ist die Art der Trennung ein Grad-messer für die Intensität der Liebe? Aber was weiß ich schon?

Jürgen R. Weber studierte von 1983 bis 1987 in Hamburg Musik-

theater-Regie. Er arbeitet auch als TV-Regisseur, Drehbuchautor, Bühnen-

bildner und Komponist. In Würzburg inszeniert er »Die Lustige Witwe«, und in Chemnitz folgt die

deutsche Erstaufführung von Jonathan Doves »The Swanhunter« sowie die

Uraufführung des Musicals »Oktoberfest«.

weitere Vorstellungen

»Carmen«25., 27. und 30. Juni 2011,

Semperoper Dresdenkarten ab 27,50 Euro

»Sie kratzte ihm die Wange blutig, er schmiss

sie in die Alster.«

Page 7: Semper Magazin No.8

Eine fotografische kolumne matthias creutziger, fotografbackstage-Einblicke während der hauptprobe zu »3 farben grün«

Page 8: Semper Magazin No.8

Semper! aktuelles 8

Mädchen-pensionat in

Semper 2»dido and aEnEaS« zum

lEtztEn mal in diESER SpiElzEit

Inzwischen hat sie sich bei mehreren Stücken bewährt, die neue Spielstätte Semper 2, die zuvor allein zu Probenzwecken diente. Das erste Mal wurde dort im Dezember 2010 die Neuinszenierung »Dido and Aeneas« gegeben, eine Oper in drei Akten von Henry Purcell. In englischer Sprache, unterstützt durch deutsche Übertitel, beklagen Stephanie Atana-sov und Dana Marbach in den Titelpartien gemeinsam mit ihren Freundinnen großen Liebeskummer in den wunderschönen Melodien des bekannten Barockkom-ponisten Henry Purcell und unterscheiden sich dabei nicht von heutigen Heranwachsenden. Denn Regis-seur Manfred Weiß hat die mythologische Grundidee auf unsere Umgebung, eine Jugendherberge oder ein Mädcheninternat, übertragen.

»Dido and Aeneas«

11., 12., 13. und 19. Juni 2011 in Semper 2 (probebühne), karten ab 5 Euro (Jugendliche), 9 Euro (abendkasse)

TitelbilddaS dRESdnER EnSEmblE

Singt »StREEt ScEnE«

Das pralle Leben auf der Bühne: Nur wenige Stücke weisen eine derart große Solisten-Besetzung auf wie Kurt Weills Oper »Street Scene«. Diese letzte Opern-premiere der Spielzeit ist eine wahre Sem-peroper-Produktion, denn mit über 30 Rol-len sind 21 Sängerinnen und Sänger des Dresdner Ensembles sowie des Jungen Ensembles besetzt. Die kleinen Stimmen aus den Kinderchören der Semperoper und der Staatsoperette, Schauspieler und Komparsen mimen weitere Charaktere. Für das vom Dach des Verwaltungsgebäu-des der Semperoper aus geschossene Foto versammelte sich das Dresdner »Street Scene«-Ensemble dicht an dicht.

weitere informationen: titelgeschichte ab Seite 12

Page 9: Semper Magazin No.8

Gipfeltreffen der

besonderen Art

figaRo opERncafé SpEzial

Als Prinz Orlofsky und Gabriel von Eisenstein sorgten sie im Februar in mehreren »Fledermaus«-Vorstellun-gen gemeinsam für beste Unterhaltung des Publi-kums. Am 5. Juni um 11 Uhr gibt es ein neues Treffen der Mezzosopranistin Barbara Senator mit dem welt-weit gefragten Bariton Hans-Joachim Ketelsen – ein Treffen abseits der großen Bühne im Rundfoyer der Semperoper, unkostümiert und unmaskiert. Denn auch bei der letzten Runde des FIGARO Operncafés in dieser Spielzeit gewähren die Künstler neben berufli-chen ebenso private Einblicke. Bettina Volksdorf von MDR Figaro moderiert das Gespräch. Doch wenn Sän-ger sich treffen, wird natürlich nicht nur gesprochen, sondern auch gesungen!

Sonntag, 5. Juni 2011, 11 uhr im Rundfoyer der Semperoper

tickets 5 Euro

die Veranstaltung wird aufgezeichnet und am 9. Juli 2011 ab 22 uhr

auf mdR figaro gesendet.

bereits zum Vormerken: auch in der nächsten Saison wird

es wieder sonntags die Reihe »figaRo operncafé Spezial« geben.

in kooperation mit

Jubiläums-konzert

95 JahRE SinfoniEchoR dRESdEn E.V.

Mit dem Opernchorkonzert »Liebe, Lieder & Leiden-schaft« feiert der Sinfoniechor Dresden e.V. am 19. Juni 2011 auf Schloss Wackerbarth sein 95-jähriges Bestehen. Gegründet wurde der Extrachor der Oper von Karl Maria Pembaur, dem damaligen Chordirektor der Dresdner Hofoper. »Die enthusiastische Mitwir-kung der Laiensänger hat in den zurückliegenden Jah-ren geholfen, so manches Projekt zu realisieren, und die Szene bereichert«, sagt Chordirektor Pablo Assante. Für Konzerte, die außerhalb der Oper statt-finden, arbeitet der Chor seit 2010 mit Maja Sequeira zusammen. Ihr gefallen besonders die Aufgeschlos-senheit und die Freude, mit der die Sänger musizie-ren. Eine der Sängerinnen im Sopran ist Verona Löpelt und gleichzeitig der zweite Chorvorstand des Vereins. Im Alltag ist sie Grundschulleiterin und seit 23 Jahren dabei. »Ich empfinde es jedes Mal wieder als außeror-dentliches Privileg, gemeinsam mit dem Staatsopern-chor auf der Bühne zu stehen und die Arbeit verschie-dener Regisseure und Dirigenten hautnah miterleben zu dürfen. Man bekommt einen völlig anderen Blick-winkel, als es Zuhörern und Zuschauern möglich ist.« Nachwuchssänger mit ausgebildeter Stimme, Diszi-plin und Leidenschaft sind im Chor willkommen.

konzert

»Liebe, Lieder & Leidenschaft«

bestellung unter t 0173 294 3527 und bei www.dresdenticket.de www.sinfoniechor-dresden.de

karten ab 15 Euro im Vorverkauf (10 Euro ermäßigt)

Page 10: Semper Magazin No.8

Semper! aktuelles 10

Verstummte Stimmen

zum Klingen bringen

Ein foRSchungS-

und auSStEllungSpRoJEkt

Auf der Leinwand dirigiert Fritz Busch die Ouvertüre zu Wagners »Tannhäuser«. Anschließend vollzieht Giuseppe Sinopoli mit seiner Rede zum 450-Jährigen der Sächsischen Staatskapelle Dresden die Rückkehr des 1933 von den Nazis vertriebenen Busch, die Rede wurde 1998 aufgezeichnet. Mit diesen Filmsequenzen wurde am 15. Mai in der Semperoper der Festakt zur Ausstellung »Verstummte Stimmen« eröffnet, die Semperoper und Staatsschauspiel Dresden gemein-sam ausrichten. Die Oper folge mit diesem For-schungs- und Ausstellungsprojekt dem Weg, den Sinopoli mit seinen zu Herzen gehenden Worten bereits eingeschlagen habe, sagte Semperopern-Intendantin Ulrike Hessler. »Erinnern ist das Min-deste, was wir tun können«, fügte denn auch der ehe-malige Bundesinnenminister und Vorsitzende des Kuratoriums der Ausstellung, Gerhart R. Baum, hinzu. Nach einer Einführung durch den Projektleiter und Historiker Hannes Heer hielt der Familientherapeut und Psychohistoriker Helm Stierlin die Festrede und plädierte als Grundlage einer gelebten Rechtsstaat-lichkeit für die Treue jedes Einzelnen zu sich selbst. Die »ZEIT« schreibt über die Ausstellung: »So fügt die Arbeit der Historiker dem Geschichtsbild Dresdens einige neue Facetten hinzu. Die Stadt, sagt Staats-schauspiel-Intendant Wilfried Schulz, sei oft vergan-genheitssehnsüchtig – unter Aussparung aller Schmerzpunkte. Theater, sagt er, müsse sich doch als Spiel- und Erinnerungsort produktiv mit seiner Geschichte beschäftigen; erst recht, wenn sie hoch unmoralisch sei.«

ausstellung in der Semperoper dresden und im Staatsschauspiel dresden

Bis 13. Juli 2011

Öffnungszeiten Semperoper bis 1. Juli, Eintritt frei:Montag bis Samstag, 11–13 Uhr, nicht an Feiertagen und am 11., 17., 18., 25., 28., 29. Juni. Bis 13. Juli außerdem in Kombination mit einer Führung von »Semperoper Erleben« sowie mit einem Vorstellungsbesuch in der Semperoper Dresden

Öffnungszeiten Staatsschauspiel

Täglich ab 12 Uhr bis nach Vorstellungsende bzw. an vorstellungsfreien Tagen von 12–18 Uhr, Eintritt frei.

weitere informationen unter www.verstummtestimmen.de

Veranstalter:

Semperoper dresden, Staatsschauspiel dresden

in kooperation mit dem kunsthaus Raskolnikow e.V. / galerie

kuratorium:

gerhart baum (Vorsitzender), Jochen bohl, michael gielen, dirk hilbert, charlotte knobloch, gerhard Richter, matthias Rößler und christian thielemann

projektförderung:

Page 11: Semper Magazin No.8

dRESdEntag

Die Semperoper unterbreitet mit den »Dresdentagen« allen Dresdnern ein besonders attraktives Angebot: Sie erhalten einen Exklusivpreis auf Karten für ausge-wählte Veranstaltungen und kommen in den Genuss unvergesslicher Opern- und Ballettabende. Die Karten mit einem Preisvorteil von ca. 50% sind nur in der Schinkelwache am Theaterplatz erhältlich.

Saison 2010 / 11

Preisgruppe 1 – 25,75 Euro Preisgruppe 2 – 21,25 Euro Preisgruppe 3 – 17,75 Euro

»3 Farben Grün« am 24. mai 2011,

»Street Scene« am 21. Juni 2010

Saison 2010 / 11

Preisgruppe 1 – 28,25 Euro Preisgruppe 2 – 25,75 Euro Preisgruppe 3 – 21,25 Euro

»Street Scene« am 26. august 2011, »Juwelen« am 29. September 2011, »L’incoronazione di Poppea« am 26. oktober 2011, »Alcina« am 10. november 2011, »Lulu« am 7. februar 2012, »Cardillac« am 24. februar 2012, »Dead Man Walking« am 18. märz 2012, »Kraftwerk Tanz« (Ballett) am 12. mai 2012, »La clemenza di Tito« am 29. mai 2012

dRESdEn SpEzial

Das »Dresden Spezial« ist ein ganzjähriges besonde-res Vorkaufsrecht für alle Dresdner! Die Semperoper hält exklusiv für Kurzentschlossene ein Kontingent für sehr begehrte Vorstellungen bis zum letzten Moment für Dresdner bereit. Der erste Samstag im Monat bie-tet die einmalige Chance, beim Besucherdienst in der Schinkelwache am Theaterplatz Karten für alle Auf-führungen des Folgemonats zu erwerben. Termine zum Vormerken:

Saison 2010 / 11 4. Juni 2011, 2. Juli 2011 (für august & September),

3. September 2011, 1. oktober 2011, 5. november 2011, 3. dezember 2011,

7. Januar 2012, 4. februar 2012, 3. märz 2012, 7. april 2012, 5. mai 2012, 2. Juni 2012

Nur für Dresdner!

ExkluSiVE pREiSVoRtEilE

in dER SEmpERopER

Informationen & Tickets Besucherdienst der Semperoper Dresden

Schinkelwache, Theaterplatz 2

ÖffnungszeitenMontag bis Freitag: 10–18 Uhr,

Samstag / Sonntag / Feiertag: 10–17 UhrT 0351 4911 705semperoper.de

Page 12: Semper Magazin No.8

Semper! Titelgeschichte 12

Vom Broadway an die Semperoper

Page 13: Semper Magazin No.8

Grundlage von Kurt Weills Oper »Street Scene« ist das gleich- namige, 1929 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete und 1931 verfilmte Schauspiel von Elmer Rice, der auch das Libretto schrieb und in seiner Sozialkritik Bertolt Brecht nahe steht. Langston Hughes, einer der bedeutendsten schwarzen Dichter der USA, steuerte einige der Liedtexte bei. Ähnlichkeiten in der Aussage zwischen »Street Scene« und manchen von Weills früheren europäischen Werken sind nicht zu übersehen. Weill selbst, der aufgrund seiner jüdischen Herkunft Deutschland im März 1933 verließ, nachdem er gewarnt worden war, dass die Nazis ihn zu verhaften planten, verwirklichte mit »Street Scene« einen großen Wunsch: die Verbindung von Musik und Drama zu Musiktheater im besten Sinne und eine daraus resultierende amerikanische Oper. Vor der Uraufführung am 8. Januar 1947 im Adelphi Theater in New York hängte Weill am Schwarzen Brett einen Brief an das Ensemble aus: »Liebe Freunde, die Premi- ere heute Abend bringt mir die Erfüllung eines alten Traumes – des Traumes von einem ernsten, dramatischen musikalischen Werk für die Bühne des Broadway, das ein neues Feld für Sänger, Musiker und Komponisten eröffnen könnte. Dieser Traum wird heute Wirklichkeit … Nun liegt alles an Ihnen, und ich wünsche Ihnen, dass Sie heute Abend auf die Bühne gehen mit dem Bewusstsein, eine wichtige Schlacht zu schlagen.« – Das Konzept ging auf, das Premierenpublikum war begeistert, und auch die Reaktionen in der Presse bescheinigten Weills neuem

Ansatz Erfolg: »Broadways erste richtige Oper« titelten die Zeitungen nach der gelungenen Uraufführung. Am Broadway herrschten damals relativ günstige Voraussetzungen für inno- vative Arbeit, und da die wenigen amerikanischen Opernhäuser zeitgenössischen Werken kaum eine Chance gaben, war es natürlich, dass Weill und andere ihre künstlerischen Ziele in kommerziellen Theatern zu erreichen versuchten.

Was »Street Scene« betrifft, so setzte Weill im Dramatischen auf den fließenden Übergang vom Lied zum gesprochenen Wort und verband verschiedene musikalische Ausdrucksformen zu einem zusammenhängenden Ganzen: »Sobald ich über die Musik zu ›Street Scene‹ nachzudenken begann, entdeckte ich, dass das Stück selbst nach einer großen Vielfalt von Musik verlangte, so wie die Straßen von New York ihrerseits die Musik vieler Länder und Völker aufnehmen. Hier hatte ich eine Gelegenheit, unterschiedliche musikalische Ausdrucksformen zu verwenden, vom populären Song bis zu Opernarien und Ensembles; Stim- mungsmusik und dramatische Musik, Musik einer jungen Liebe, Musik der Leidenschaft und des Todes – und über allem die Musik eines heißen Sommerabends in New York.«

Und dieser Sommerabend hat es in sich. »Weill entfaltet in ›Street Scene‹ eine Welt, in der sich Alltagsszenen und klaustro-phobische Enge der realen Welt mit Sehnsuchtsräumen und Wunschbildern abwechseln«, sagt die junge Regisseurin Bettina Bruinier, die erstmals an der Semperoper arbeitet. »Mosaik-steinchen für Mosaiksteinchen entsteht dabei ein großes Tableau, in dem der menschliche Kreislauf von Geburt, Leben und Tod genauso verhandelt wird wie politische und gesellschaftliche

Nora Schmid, AutorinKurt Weill um 1948, Bild

Vom Broadway an die Semperoper

»Stimmungsmusik und dramatische Musik, Musik einer jungen Liebe, Musik der Leidenschaft und des Todes – und über allem die Musik eines heißen Sommerabends in New York.«

Es ist heiß an diesem Juniabend. Die drückende Hitze treibt die Bewohner eines New Yorker Mietshauses auf die Straße. Und hier wird weiter geschwitzt und gehechelt, aber auch getratscht und getuschelt: über die verheiratete Mrs. Maurrant und ihren Liebhaber Sankey, über die Zwangsräumung bei der allein erziehenden Mrs. Hildebrand, über Jennys erfolgrei-chen Schulabschluss, übers Kinderkriegen bis hin zum Eis- kremgenuss. Kinder spielen und raufen, Teenager kommen in trunken-heiterem Zustand vom Tanzen nach Hause, und Mrs. Maurrants Tochter Rose wird von ihrem Chef Harry Easter umworben: »Gingst du nicht gern an den Broadway und zum Tanzen in die Zanzibar?«, fragt er. Rose aber bleibt standhaft, sie kennt den Preis dieses vermeintlich verlockenden Angebots …In »Street Scene« geben flüchtige Straßenszenen Einblick in das Seelenleben der Bewohner eines multikulturellen Stadtviertels. Im Mittelpunkt steht die Familie Maurrant, die auf den ersten Blick das Bild einer unauffälligen, amerikanischen Durchschnitts- familie bietet. Doch hinter der Fassade verbirgt sich das Drama des desillusionierten Amerikas, dargestellt an der sensi- blen, zwischen Mutterpflichten und Alltagssorgen zerrissenen Anna Maurrant.

KurT WeillS »STreeT SceNe«

erSTmAlS iN DreSDeN

Page 14: Semper Magazin No.8

Semper! titelgeschichte 14

Fragen.« So werden in dem groß angelegten Ensemblestück mit über 30 Rollen im Verlauf der Oper unterschiedlichste Hal- tungen zum »amerikanischen Traum« gezeigt: Enttäuschte, Verhärtete, Überforderte, Gescheiterte, Hoffende und Träumer; jene, die sich abgefunden haben, und jene, die an der Situation zugrunde gehen. »Bei dem liebevoll bis bitteren Blick auf die ver- schiedenen Figuren, ihre Verständigungsschwierigkeiten und Unterschiedlichkeiten verliert Weill auch nie einen gewissen Grundhumor. Das macht das Stück u.a auch für uns heute noch so reizvoll und fassbar«, ergänzt Bettina Bruinier.

Weill selbst sprach »Street Scene« nicht nur besondere Qualitäten zu, sondern sagte vor- aus, dass das Werk lange nach seinem Tod wieder auf Interesse stoßen werde. – Nun, 64 Jahre nach der Uraufführung, ist »Street Scene« erstmals in Dresden zu erleben. In der Stadt, wo Weill 1926 mit »Der Protagonist« einst seine Karriere als Musiktheaterkomponist begann. Fritz Busch persönlich dirigierte damals die Uraufführung. Das Publikum applaudierte zwan- zig Minuten, es gab über vierzig Vorhänge; auch Weill musste sich wieder und wieder verbeugen. Sieben Jahre und zahlreiche Erfolge

später hieß es »aus!« für Weills Musik in Deutschland. Wäre die Geschichte anders verlaufen, hätte Weill dann neben vielen, die verstummten, Deutschland womöglich nicht verlassen? Auch die Musikgeschichte wäre anders verlaufen, und vielleicht wären das Wahre und das Schöne keine unüberbrückbaren Gegensätze in der Gegenwartsmusik geworden.

Street Scene

In der deutschen Fassung von Stefan Troßbach

musikalische leitung

Jonathan Darlingtoninszenierung

Bettina Bruinierbühnenbild

Volker Thielekostüme

Mareile Krettekchoreografie

Carla Börnermedia artist

Kerstin Poltelicht

David Cunninghamkinderchor Andreas Heinzedramaturgie

Nora Schmid

anna maurrant

Sabine Brohmfrank maurrant

Markus MarquardtRose maurrant

Carolina Ullrichabraham kaplan

Gerald HupachSam kaplan

Simeon EsperShirley kaplan

Susanne Plassmann

henry davis

Hans-Joachim Ketelsenharry Easter

Christoph Pohldaniel buchanan

Timothy Olivergreta fiorentino

Roxana Incontreralippo fiorentino

Aaron PegramEmma Jones

Angela Liebold

george Jones

Matthias Hennebergmae Jones

Gala El Hadidiolga olsen

Sofi Lorentzencarl olsen

Peter Lobert

dick mcgann

Orlando NizSteve Sankey

Hagen von der Lieth

mrs. hildebrand

Annie GriffinJenny hildebrand

Valda WilsonErstes kindermädchen Birgit Fandreyzweites kindermädchen Andrea Ihlezwei abschlussschülerinnen Vanessa Goikoetxea, Gala El Hadidi

Kinderchor der Sächsischen Staatsoper Dresden

TänzerKomparserie

Sächsische Staatskapelle Dresden

premiere

Sonntag, 19. Juni 2011, 18 Uhr

weitere Vorstellungen

21., 24., 26., 28., 29. Juni und 3. Juli 2011tickets ab 13 Euro

kostenlose werkeinführung 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn

Einführungsmatinee am 12. Juni 2011 um 11 Uhr in der neuen Spielstätte der Semperoper, Semper 2karten 3,50 Euro

kurt weill, fritz busch, alfred Reucker, Josef gielen vor der Semperoper, 1926

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Semper! titelgeschichte christine diller, autorin15

Schnurgerade rauscht die Straßenbahn den Berg hinauf. Fünf- bis sechsstöckige Plattenbauten reihen sich rechts und links der Gleise auf, dazwischen die Marksteine gemeinschaftlichen Lebens in Gorbitz-Süd: das Kulturzentrum Club Passage, die Erwerbslosen-Kontaktstelle »Mittelpunkt«, die Job-Börse, der Nachbarschaftshilfever-ein an der Ecke, bevor sich der Treppen-weg zum Sachsenforum weitet. Hier scheint das Herz des Stadtteils zu schla-gen. Die Gorbitzer gehen einkaufen oder ins Elbamare, treffen sich im Konditorei-café, wo man der Bäckerin beim Teigaus-rollen zuschauen kann. Zwei ältere Frauen mit Einkaufstrolleys beraten, welchen Kuchen sie heute zu Mittag essen.

Die Rollatorendichte draußen ist hoch um diese Uhrzeit. Trotzdem finden die paar Marktstände kaum Beachtung. Auch nicht der Mann mit den Topflappen, Wäscheklammersäckchen und Einkaufs-beuteln. Seine Frau näht und häkelt die Sachen in allen Farbvariationen, er schnei-det die Stoffe zu, die er Sportartikelfirmen aus der Gegend abgekauft hat. »Das sind ganz genau sächsische Produkte, da kön-nen Se sicher sein«, sagt er, als er mit der Thermoskanne in der Hand vom Klapp-stuhl unterm Sonnenschirm aufsteht. »Früher konnte man damit mehr verdienen als im Betrieb. Jetzt verkaufe ich manch-mal gar nichts. Dabei sind das doch gute kleine Geschenke.«

Die nette Mrs. Maurrant würde ihm sicher ab und zu etwas abkaufen auf ihrem Weg zu ihrem Liebhaber, dem Milchmann Sankey. Ihr Mann, der herrschsüchtige Frank, würde ihr jedoch Vorhaltungen machen über das rausgeschmissene Geld. Während Mr. Buchanan vielleicht ein Lätzchen für sein Neugeborenes bestellte beim Topflappen-mann, Mr. Fiorentino ihm ein Eis vorbei-brächte, und der Student Sam Kaplan hielte bisweilen ein Schwätzchen mit ihm.

Die Maurrants, Buchanans, Fiorentinos und Kaplans sind keine Gorbitzer, sondern Einwanderer in New York und Figuren in Kurt Weills »Street Scene«. Sie wohnen im selben Mietshaus in einem Kleine-Leute-Viertel, und weil es an jenem Tag, an dem die Oper spielt, gar so schwülheiß ist, hal-ten sie sich besonders viel auf der Straße auf. Es wird getratscht, gestritten, gerauft und geträumt. Mrs. Maurrants Tochter Rose zum Beispiel glaubt an eine bessere Zukunft mit ihrem Freund Sam, ohne Zwang und Verbote, wie sie allein schon die Parkordnung der nahen Grünanlage verkündet. Ein Fliederzweig aus einem Gedicht von Walt Whitman wird für die beiden, den Intellektuellen und die Fein-

sinnige, Musiknärrin wie ihre Mutter, zum Symbol für Freiheit und Selbstverwirkli-chung. Doch als Maurrant seine Frau und ihren Liebhaber erschießt, begreift Rose sogar die Liebe als Unfreiheit und fängt ein neues Leben ohne Sam an.

Ob sich die Figuren aus »Street Scene« auch heute noch so häufig vor dem Miets-haus begegnen würden und so viel zu sagen hätten? Durch Veränderungen der Familienstrukturen, in der Medien- und Unterhaltungsindustrie, auch der Funktion der Straße, die noch stärker als früher (Auto-)Verkehrs- statt Begegnungsort ist, hat in der amerikanischen wie der europäi-schen Gesellschaft ein allgemeiner Rückzug in Privatheit und Anonymität stattgefunden. Wo aber treffen sich dann die Leute, gerade die älteren und alleinstehenden?

StraßenszenenkuRt wEillS opER »StREEt ScEnE«

in dEn kuliSSEn dRESdEnS

In praxisartigen Räumen mit Tausch-Büchern im Regal sind drei Tische zum Kaffee eingedeckt. Hier findet gleich der Spielnachmittag des Nachbarschaftshilfe-vereins statt. Vor zwölf Jahren hat er sich gegründet und zählt seither um die 70 Mitglieder. Hilfe leistet er bei allen alltäg-lichen und sozialen Problemen, von Geld-fragen über Behördengänge bis zur Fuß-pflege. »Wir wollen, dass die Leute kommen und Gemeinschaft stiften«, sagt Hannelore Tschersich, die stellvertretende Vorsitzende. Deshalb schickt die resolute, weißhaarige Dame ihre fünf ehrenamtli-chen »Prachtkerlchen« nur beschränkt auf Hausbesuche. Viele, die zwischen 1976 und 1989 in die Neubauten am Gorbitzer Hang zogen, sind heute im Ruhestand, ihre Kinder leben anderswo. Die Klientel des Vereins sind daher die 50- bis 90-Jäh-rigen. Mit den anderen sozialen Einrich-tungen ist er gut vernetzt. »Es geht insge-samt darum, das Straßenleben zu kon- trollieren und Vandalismus einzudäm-men«, sagt Tschersich.

Die Straße als solche gilt in Gorbitz-Süd, wo 18,5 Prozent der Erwerbsfähigen arbeitslos sind, als Problem-Ort. Und man kann nicht sagen, dass einem das an die-sem friedlichen Vormittag verborgen bliebe, auch wenn hier die überirdischen Straßenbahn-Haltestellen belebt und beschaulich sind. Wie klischeehaft erfun-den wirkt die sehr junge Frau, die hier gerade am Handy über Geld und Alkohol streitet.

Folgt man der Straßenbahn weiter hin-auf, gelangt man an den Altgorbitzer Ring, wo neben den Streetworkern das integra-tive Jugend- und Familienhaus InterWall residiert. »Wir haben einen geschützten Kindertreff, so dass ein Kind nicht bei jedem Wetter auf der Straße spielen muss, es betreut und beobachtet ist«, sagt Antje Georgi, eine der fünf Pädagoginnen. Das

Ob sich die Figuren aus »Street Scene« auch heute noch

so häufig vor dem Mietshaus begegnen würden und so viel zu

sagen hätte?

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Semper! titelgeschichte 16

Besondere an ihrer Einrichtung ist, dass hier Jugendliche aus Gorbitz ihre Freizeit mit geistig Behinderten verbringen, und die kommen sogar vom anderen Ende der Stadt, weil integrative Angebote nicht so zahlreich sind. Bei Fußball, Theaterspiel und Kochen wird der Umgang miteinander gelernt und »der Spott rausgenommen«, wie Georgi sagt, aber auch die Angst und

Unsicherheit der Behinderten und ihrer Eltern. Was auffällt in Gorbitz: Von Auslän-dern ist so gut wie nie die Rede. Die 3,1 Prozent, die hier leben, vorwiegend Weiß-russen, Ungarn und Vietnamesen, verirren sich kaum in die sozialen Einrichtungen.

Wer in Dresden die Einwandererkultur und Bevölkerungsdichte aus »Street Scene« sucht, muss auf die andere Elb-Seite in die Äußere Neustadt fahren. Hier ist der Aus-länderanteil mit 6,9 Prozent fast doppelt so

hoch wie in Dresden insgesamt (3,9 Pro-zent), was man schon an der Anzahl der Dönerbuden ablesen kann. Und während sich in Gorbitz 6,6 Einwohner einen Quad-ratmeter teilen, sind es hier immerhin 14,1. Wer hier wohnt, hat die Bühne für »Street Scene« quasi vorm Fenster oder im Hinterhof, der aber womöglich schon luxussaniert ist. Kinderwägen statt Rolla-toren prägen das Straßenbild, und wäh-rend Sprösslinge mit »Police«- und »Fire Fighter«-Helmen schon ungeduldig mit den Füßen scharren, genießen Eltern mit Pudelmützen vor dem Familienausflug noch ihren fair gehandelten Mitnahme-Café in der Sonne. Die Vielfalt der Stadt-teil-Initiativen vermittelt dazu den Ein-druck, dass man die spezielle Kultur und Geschichte des Viertels hegt und pflegt. Das alles darf jedoch nicht darüber hin-wegtäuschen, dass man es auch hier mit einem sozialen Brennpunkt zu tun hat. Mit 9 Prozent entspricht die Arbeitslosenquote dem Dresdner Schnitt von 9,1 Prozent. Auch hier gibt es mit dem Verein Malwina an zentraler Stelle eine Anlaufstelle für soziale Probleme. Und nicht umsonst wird die Gründerin des Kinder- und Jugendpro-jekts Stoffwechsel, die im Sommer 2009

Wer hier wohnt, hat die Bühne für »Street Scene« quasi vorm Fenster oder im Hinter-

hof, der aber womöglich schon luxussaniert ist.

»Einstieg freihalten«

zwei motive aus dem freien fotoprojekt »kyselaki« von matthias creutziger: Street-art-fotos aus der dresdner neustadt.

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verstorbene Sabine Ball, die »Mutter Teresa von Dresden« genannt. Ob Rose und Sam aus »Street Scene« von einem Leben hier träumen, wenn sie an Walt Whitmans Flie-derzweig denken?

Am zuverlässigsten würden sie diesen wohl in den Gärten auf dem Weißen Hirsch oder in Blasewitz finden. Straßenszenen beschränken sich an einem gewöhnlichen Werktag darauf, dass Schulkinder in große

Karosserien verladen werden und immer mal wieder Handwerker zu sehen sind, die gerade Gründerzeitvillen sanieren. Auf dem Weißen Hirsch oben treffen sie beim Brotzeitmachen mit flanierenden Touristen in der Feinbäckerei Walther zusammen. Seit Uwe Tellkamp in seinem preisgekrön-ten DDR-Roman »Der Turm« ein Loblied auf deren Semmeln sang, gehört sie zu den Pilgerstätten aller »Turm«-Spurensu-

cher, die neugierig Rißweg und Plattleite entlangwandeln. Auch einen Verschöne-rungsverein gibt es auf dem »Weißen Hirsch«, gegründet 1876 als Ortsverein. Kümmerte er sich damals um die Ausge-staltung des Kurortes, engagiert er sich heute für die Bewahrung und das Sicht-barmachen seiner glanzvollen Geschichte, für die Sanierung von Bauwerken und Anlagen und die Belebung des Viertels. Vielleicht würden Rose und Sam, hätten sie am Ende von »Street Scene« gemein-sam ihr Mietshaus verlassen, hier das Mit-einander finden, das sie kennen und das sich in der Parklandschaft des Weißen Hir-sches schnell verliert.

Was sie leider nicht mithören können, ist gegen Ende der Oper das Gespräch zweier Kindermädchen, die den Ort des Mordes besichtigen kommen. Dass der Vater säuft und die Mutter fremdgeht, sin-gen sie den Babys ihrer Herrschaft als Schlaflied. Vielleicht hat Rose recht, wenn sie sich nach dem Ausbruch aus den ärm-lichen Verhältnissen erst einmal allein und ohne Vorbedingungen auf die Suche danach macht, was Freiheit für sie bedeutet und in welchem Leben, in welchen Straßen sie sie finden kann.

matthias creutziger, fotograf

Ob Rose und Sam aus »Street Scene« von einem

Leben hier träumen, wenn sie an Walt Whitmans

Fliederzweig denken?

»worte, wrote tower«

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Semper! oper konzertant 18

Muss noch erklärt werden, wer Edita Gruberova ist? Gefeiert als »Phänomen der Koloratur«, »Diva des Belcanto-Gesangs«, Trä-gerin zahlreicher Auszeichnungen, Darstellerin in fünf großen Opernverfilmungen, zählt »Donna Edita«, »la Gruberova« zu den bedeutendsten und populärsten Opernstimmen unserer Zeit.

Mit der Semperoper ist die Sopranistin seit 1985 verbunden, im Rahmen eines Gastspiels sang sie hier im Jahr der Wiederer-öffnung die Zerbinetta. Jene Partie, mit der ihr 1976 unter Karl Böhm der Durchbruch gelang und die ihre nunmehr über dreißig-jährige Weltkarriere einläutete.

Seither sorgte die »Primadonna assoluta« auch in Dresden bei Kritik und Publikum wieder und wieder für Begeisterungsstürme in den bedeutendsten Belcanto-Partien: der Elvira in »I Puritani«, den Titelrollen in »Beatrice di Tenda«, »Lucia di Lammermoor« und zuletzt im Juni 2010 als Lucrezia Borgia. Neben ihrer »phäno-menalen Stimmbeherrschung« (Dresdner Neueste Nachrichten) sind es besonders das Einfühlungsvermögen und der Nuancen-reichtum, mit dem sie ihre Figuren gestaltet und auch in konzer-tanten Aufführungen lebendig werden lässt. Verletzlichkeit und Stolz verbindet sie auch in der Anna Bolena, die seit langem zum Repertoire der Kammersängerin gehört und mit der sie nun erst-mals in die Semperoper kommt.

König Enrico (Heinrich VIII. von England) will seine zweite Gattin, Anna Bolena, hinrichten lassen, um ihre Vertraute und gleichsam seine Geliebte, Giovanna Seymour, ehelichen und zur Königin machen zu können. Giovannas Bitte und auch das Flehen des Hofes, Annas Leben zu schonen, verstärken nur den Hass des Königs auf seine Frau. Zwar war es Giovanna selbst, die ihre Freundin aus dem ehelichen Bett verdrängte, aber indem sie sich nun vehement für Annas Rettung einsetzt, läuft sie Gefahr, vom skrupellosen König ebenfalls abgeschrieben zu werden …

Mit »Anna Bolena« gelang Donizetti im Jahre 1830, als die Oper im Teatro Carcano in Mailand uraufgeführt worden war, der ersehnte internationale Durchbruch. Innerhalb kürzester Zeit ver-breitete sich dieses Werk europaweit. Im Jahre 1834 wurde Doni-zettis Meisterwerk erstmals in Dresden gegeben; interessanter-weise auch bislang zum letzten Mal. Lange Zeit ist demnach ver-strichen, bis »Anna Bolena« nun endlich wieder in Dresden zu erleben ist – Starbesetzung mit Primadonna Gruberova inklusive.

Sie kommt!

gaEtano donizEttiS »anna bolEna« mit

Edita gRubERoVa alS titElhEldin

Edita gruberova in der Semperoper dresden

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anne gerber, autorin matthias creutziger, fotograf

Gaetano DonizettiAnna Bolena

Oper in zwei Akten, konzertante Aufführung.

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

musikalische leitung

Riccardo Frizzachor

Christof Bauermusikalische Einstudierung

Ellen Rissinger

anna bolena

Edita GruberovaEnrico

Oren Gradusgiovanna Seymour

Sonia Ganassilord Rochefort

Markus Butterlord Riccardo percy

José BrosSmeton

Stephanie Atanasov

Sächsischer Staatsopernchor Dresden

Sächsische Staatskapelle Dresden

premiere

6. Juni 2011, 19.30 Uhr

weitere aufführung

10. Juni 2011nur wenige Restkarten

an der abendkasse

Edita gruberova in der Semperoper dresden

Page 20: Semper Magazin No.8

Semper! Semper Soiree matthias creutziger, fotograf20

Streng genommen ist der Name eine himmelschrei-ende Untertreibung, wie das Stiefkind unter den Stimmgattungen kommt er daher: der Mezzosopran, von ital. mezzo soprano – ein »halber Sopran«! Mal eher ein tiefer Sopran, mal mehr ein hoher Alt, irgend-etwas dazwischen eben. Dabei nimmt dieses Dazwi-schen den stattlichen Tonumfang von g bis b‘‘ ein, der dramatische Mezzo schwingt sich sogar bis zum c‘‘‘ auf, selbst Koloraturen sind ihm kein Fremdwort, wie

etwa für die Rosina im »Barbiere di Siviglia«. Mit seinem vollen, dunkleren Timbre und weiteren Brustregister als beim Sop-ran wird der Mezzo seit über 400 Jahren nicht nur im kirchlichen Gesang, sondern auch auf der Opernbühne geschätzt: Die geschmeidigen Stimmen geben einer Maddalena aus »Rigoletto«, Amneris in »Aida«, Venus im »Tann-häuser« oder einer Eboli im

»Don Carlo« eine ganz besondere Fülle. Die Parade-Mezzo-Partie schlechthin ist aller-dings die heißblütige »Carmen«. Und dass Mezzosopranistinnen durchaus ihren Mann stehen, beweisen die vielen Hosenrollen, für die sie prädestiniert sind: Che-rubino aus dem »Figaro«, Octavian aus dem »Rosenkavalier« und nicht zuletzt der Hänsel.

Was die Damen der »goldenen Mitte« stimmdehnend auf der Bühne zaubern können – ob mit oder ohne Flöte, auf jeden Fall mit einem verschmitzten Augenzwin-kern – , das präsentieren Anke Vondung, Antigone Papoulkas, Sofi Lorentzen, Gala El Hadidi, Barbara Senator und Rebecca Raffell in der Soiree »Mezzo-Zauber« auf außergewöhnliche Weise. Abrakadabra – lassen Sie sich überraschen!

Dienstag, 28. Juni 2011, 20 Uhr

karten ab 29,50 Euro

ZauberhafteMezzo-Koloraturen

waS SiE Schon immER mal SingEn wolltEn:

diE SoiREE »mEzzo-zaubER« zEigt diE wEichEn

mittElStimmEn Einmal andERS

Da soll noch einer sagen, der Mezzo sei nur die Stimme

zwischen Sopran und Alt!

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Semper! liederabend anne gerber, autorin wilfried hösl, fotograf

21

Als »Miniaturopern ohne Kostüme und Bühnenbild« versteht Michael Volle die Lieder, die er gestaltet. »Es kann nicht nur Schöngesang sein, denn was wäre die kunstvollste gesangliche Umsetzung ohne spürbaren Inhalt?« Keine Frage, den passionierten Opernsänger und -darsteller, Träger mehrerer bedeutender Theaterpreise und des Titels »Sänger des Jahres« (Opernwelt 2008), hört man auch in seiner Auffassung von Liederabenden heraus.

Für sein Dresdner Programm hat der international bedeutende Bariton passend dazu überwiegend Balladen ausgewählt, Geschichten und Dramen im Bonsai-Format sozusagen. Den ersten Teil des Abends nehmen dabei Kompositionen von Franz Schubert auf Texte von Goethe ein, deren »Purheit« bei gleichzeitiger »Tiefe und Raffinesse« Michael Volle schätzt.

Der zweite Teil zollt dem fast vergessenen Meister der Balladenkomposi-tion Carl Loewe Tribut. Noch stark der romantischen Liedkultur verpflichtet, setzte Loewe mythische Stoffe, Heldensagen und Spukgeschichten tonmale-risch, mit psychologischer Feinheit und virtuoser Klavierbegleitung in Musik. »Loewe ist nicht reduzierbar auf seine ›blutigen‹ Balladen, er hat vielmehr Farben und Nuancen in seinen Werken komponiert, was auch in unserer Liedauswahl zu hören sein wird.«

Am Klavier unterstützt wird Michael Volle von dem international gefragten und mehrfach ausgezeichneten Pianisten Helmut Deutsch.

Mehr als »Schöngesang«

Ein RomantiSch-dRamatiSchER liEdERabEnd

mit michaEl VollE und hElmut dEutSch

Liederabend

Franz Schubert lieder nach gedichten

von goethe

Carl Loewe lieder und balladen

bariton

Michael Volle klavier

Helmut Deutsch

Samstag, 2. Juli 2011, 20 Uhr

karten ab 29,50 Euro

ZauberhafteMezzo-Koloraturen

helmut deutsch, michael Volle

bilder von oben nach untenanke Vondung in »giulio cesare in Egitto« als cesareSofi lorentzen in »falstaff« als mrs. Quicklybarbara Senator in der »fledermaus« als prinz orlofskygala El hadidi in »gisela!« als touristinantigone papoulkas in »hänsel & gretel« als hänsel

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Semper! Junge Szene workshop 22

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anne gerber, autorin matthias creutziger, fotograf

Ich will der Mörder seinERStmalig VERanStaltEtEn diE

SEmpERopER JungE SzEnE und daS

SächSiSchE cochlEaR implant

cEntRum EinEn dREitägigEn woRk-

Shop füR hÖRgESchädigtE

Die Augen des 12-jahrigen Richard funkeln munter hinter seinen Brillenglasern, liebäugeln schon wieder mit der Spielzeugpistole im Requisitenkoffer, mit der er sich gerade den anderen Teilnehmern des Work-shops vorgestellt hatte. Die anderen, das sind sieben Jugendliche im Alter von 12 bis 16 Jahren, deren Betreuerin Dominique Müller und natürlich Jan-Bart DeClercq und Carola Schwab als Theaterpädagogen der Semperoper Junge Szene. Diese haben soeben die kleine Gruppe aufgefordert, sich jeweils in eine Figur aus »Street Scene« hineinzudenken und zusammen ein Standbild aufzubauen. »Ich will der Mörder sein!«, platzt es aus Richard heraus, sobald er die Handlung Kurt Weills Broadway-Oper gelesen hat. Etwas verle-gen grinsend post Richard als betrogener Ehemann und Mörder Frank neben »seiner Frau Anna« alias Josefine, die sich standhaft weigert, das »hässliche Ding« anzuziehen, das als Kleid dienen soll. Unter typischem Teenie-Gekicher richten sich schließlich alle in ihren Positionen ein, während Ausschnitte aus der Oper erklingen. Eigentlich ein Bild, wie aus vielen Musiktheaterworkshops, die die Theaterpädagogik der Semperoper seit Beginn der Spielzeit für Schüler anbietet. Und auf den ersten Blick unterscheiden sich die acht auch kaum von anderen Jugendlichen ihres Alters. Erst bei näherem Hinsehen bemerkt man die Hörgeräte an ihren Ohren und den magnetischen, run-den Sender an ihrem Hinterkopf: Sie sind Patienten des Sächsischen Cochlear Implant Centrums (SCIC) an der HNO-Klinik des Dresdner Uniklinikums, denen ein Implantat unter der Kopfhaut das Hören ermöglicht. Dennoch muss dieses Hören »erlernt« werden, ist ihre akustische Wahrnehmung eine andere als bei normal Hörenden und deswegen das Erleben und Verarbeiten von Musik für sie besonders anstrengend. Dieser Workshop soll ihnen die Möglichkeit geben, selbstbe-wusster mit Sprache und Musik umzugehen.

So regte Professor Dr. Dirk Mürbe, Ärztlicher Leiter des SCIC, der bei seiner Teilnahme an der Kinderuni in der Semperoper im November 2010 das Angebot der Jungen Szene kennen gelernt hatte, ein Musiktheater-labor für Hörgeschädigte an. Für die Teilnehmer wie

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Semper! Junge Szene workshop 24

auch die Veranstalter ist es der erste Workshop dieser Art, der die Theaterpädagogen vor besondere Heraus-forderungen stellte. Immer wieder feilten sie gemein-sam mit der Sprachheilpädagogin Dominique Müller an der Konzeption und hinterfragten den musikali-schen Zusammenhang ihrer Ideen: »Es gibt ja bereits einen Workshop zu ›Street Scene‹, doch für diese Gruppe haben wir den Fokus eher auf die Musikwahr-nehmung gelegt als auf die theatrale Umsetzung. Wir wollten damit experimentieren, wie besondere Hör-wahrnehmungen ästhetisch umgesetzt werden kön-nen.« Dabei sollte auch die Grenze von Sprache und Bewegung überschritten, die Musik sinnlich und visu-ell erfasst werden. So arbeiteten sie zum ersten Mal mit einer grafischen Partitur, bei der die Schüler ihre Eindrücke von der Musik zuerst beschreiben und dann malen sollten. »Wir hatten schon im Vorfeld die Erfahrung gemacht, dass diese Kinder Höreindrücke besonders klar und plastisch beschreiben können. Diese Begabung wollten wir nutzen.« Tatsächlich ist die Gruppe Feuer und Flamme für die Ouvertüre, möchte sie wieder und wieder hören und verfolgt sogar die Takte im Notenbild. Später stehen sie an Staffeleien in der Sonne auf dem Hof der Werkstätten und bringen mit Pinsel und Fingern ihre Assoziatio-nen aufs Papier, bis die Hände und Schürzen genauso bunt sind wie die fertigen »Gemälde«. Diese werden später als Bühnenbild für eine Szenencollage dienen. Denn bei allem musikalischen Schwerpunkt soll das Theaterspielen nicht vernachlässigt werden, wie Jan-Bart DeClercq betont: »Entscheidend ist das gemein-same Spiel, das am Ende als fertiges Produkt vor den Eltern präsentiert werden kann.«

»Aber wir müssen nicht singen?«, fragt Eli bange, als es auf der Probebühne 2 an die ersten szenischen Übungen geht. Nein, singen muss niemand. Dafür bleibt manchen erst einmal das Wort im Halse ste-cken: In kleinen Gruppen sollen sie aus einem Stand-bild heraus eine Szene improvisieren. Doch die Anspannung fällt, als sie z.B. lernen, wie man eine ordentliche Theaterbackpfeife austeilt und daraufhin überzeugend zu Boden geht, ohne dass der Kranken-wagen gerufen werden muss. Bald sind drei Szenen gestellt, sogar in Kostümen und mit Musikunterma-lung. Jan-Bart DeClercq ist beeindruckt: »Das Zusam-menspiel der Kinder funktioniert besser als bei unse-ren sonstigen Schülern.« »Hörgeschädigte sind emphatischer und aufmerksamer im Umgang mit anderen. Sie sind es gewohnt, stark auf Mimik und Gestik zu reagieren«, begründet Dominique Müller. Das zeigt sich auch bei der Zusammensetzung der Szenen und Standbilder, die auf ein musikalisches Zeichen hin wechseln sollen. Als Hilfestellung diri-giert Carola Schwab den Einsatz. »Es ist verblüffend: Die Schwerhörigen haben sich nur auf das visuelle Signal konzentriert und die Musik anscheinend fast ausgeblendet.«

Die starke Konzentration auf optische Eindrücke bekommen die Theaterpädagogen das gesamte Wochenende lang zu spüren. Stets müssen sie so ste-hen, dass alle auf ihren Mund sehen können, während sie sprechen. »Die Anweisungen müssen klar und deutlich sein. Wenn die Kinder einmal losstürzen, bekommen sie nicht mehr mit, was man ihnen hinter-herruft«, bemerkt Jan-Bart DeClercq selbstkritisch, und Dominique Müller erklärt: »Schwerhörige sind trainiert darin, es sich nicht anmerken zu lassen, wenn sie etwas nicht verstehen, um nicht ständig aufzufal-len. Oft schalten sie dann einfach ab, statt zu sagen,

laura und ihre grafische ouvertüre

lampenfieber? Eli schaut schon mal durch den Vorhang

Page 25: Semper Magazin No.8

dass sie gerade nicht folgen konnten.« Beim szeni-schen Spiel allerdings sprudeln sie vor Ideen und selbst als der zweite Workshoptag seinem Ende zugeht, heißt es immer wieder »Wir könnten doch noch ...«

Doch morgen ist ja auch noch ein Tag, genau genommen der große Tag, an dem alles bisher Erar-beitete zu einem Ganzen zusammengefügt und den Eltern und Geschwistern präsentiert werden soll. Dafür heißt es noch einmal ordentlich proben. Einige Übergänge sind noch nicht klar, Eli zieht den Vorhang in die falsche Richtung und Laura verwechselt immer noch die Worte »schreiben« und »sprechen« (»Das schreib ich mir jetzt auf die Hand, damit ich es nicht vergesse!«).

Zur Erholung gibt es vor dem Mittagessen noch eine kleine Opernführung. Mit großen Augen bestau-nen alle die prächtigen Rundfoyers und Vestibüle: »Was das alles gekostet haben muss!« Richtig leben-dig werden sie im engen Requisiten-Lager, wo Holz-gewehre, stramme Plastik-Heldenbrüste und feder-leichte Alu-Speere herumgereicht werden. Danach steigt die Spannung: Generalprobe! Und ausnahms-weise gibt es das Premierengeschenk jetzt schon: ein Anti-Lampenfieber-Bonbon und die offizielle Bühnen-kleidung, das schwarze Semperoper-T-Shirt. Trotz neuer »Uniform« geht natürlich einiges schief, wie es sich für eine ordentliche Generalprobe gehört. Dafür läuft die Premiere selbst bestens, von Lampenfieber keine Spur, trotz der etwa dreißig Zuschauer. Am Ende werden noch die grafischen Ouvertüren präsen-tiert, bevor sich alle zum Schlussapplaus verbeugen – dem Publikum hat es offensichtlich gefallen.

Und den Teilnehmern selbst? »Das Malen war toll!«,

»Die Opernführung war total spannend!«, »Und dass wir richtig vor Publikum gespielt haben!«, »Das nächste Mal müssen wir unbedingt auch tanzen!«, wünscht sich Lisanne, die im Schauspielhaus im The-aterclub mitspielt. »Und mal auf eine Probe gehen, mit den Sängern sprechen, wie sie an die einzelnen Szenen herangehen.«

Ein nächstes Mal wünschen sich auch die Theater-pädagogen und Dominique Müller, die begeistert ist von ihren Schützlingen: »Wir haben während der Kon-zeption des Workshops so viele Ideen gehabt, die wir wieder verworfen haben und selbst von der letzten Version dachten wir, sie wird zu schwierig. Ich bin überwältigt, mit welch rascher Auffassungsgabe und mit wieviel Enthusiasmus die Schüler alles gemeistert haben.«

Und für einige hätte es sogar noch schwieriger sein können, wie für die 16-jährige Josefine, die anregt: »Wir hätten anstelle der Standbilder noch viel mehr sprechen können, das hätte uns stärker gefordert.«

Möglichkeiten der Erweiterung rücken jedenfalls schon in absehbare Nähe: Für die kommende Spielzeit wird über ein weiteres Musiktheaterlabor in Koopera-tion mit dem SCIC Halberstadt nachgedacht. Ob mit ganz neuen oder auch »alten« Teilnehmern ist aller-dings noch nicht entschieden.

Die kleine Laura jedenfalls möchte sicher wieder dabei sein. Sie blickt verträumt in die Luft und sagt lächelnd: »Mir hat einfach alles gefallen.«

die theaterpädagogen und workshopteilnehmer in aktion

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Sparte unterzeile

autor

»Cinderella« ist am 24., 25., 27. und 28. Juni 2011 in der neuen Spielstätte Semper 2 zum letzten Mal in dieser Spielzeit zu erleben.

26Semper!

Page 27: Semper Magazin No.8

Semper! Sparte person

autor27 costin Radu, fotograf

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28Staatskapelle 11. Symphoniekonzert

Semper!

Wiedersehen mit BrahmschRiStian thiElEmann holt

mauRizio pollini im

11. SymphoniEkonzERt nach

dRESdEn zuRück

»Pollinis selbstbewusste Poesie fügte sich nahtlos ein in das partnerschaftliche Musi-zieren der Philharmoniker unter Thiele-mann – was sich auch im Finale fortsetzte, dessen Esprit hier nicht nach Brillanz schielte, sondern wie objektiviert wirkte. Ovationen«, schwärmte der Kritiker des Münchner Merkur nach einem Konzert der Münchner Philharmoniker, das Christian Thielemann und Maurizio Pollini im März 2010 erstmals zusammenführte. Zu die-sem Zeitpunkt stand bereits fest, dass Thielemann München verlassen und ab 2012 zur Staatskapelle nach Dresden wech-seln würde – und so war es kein Wunder, dass Dirigent und Solist bald auch gemein-same Pläne für Dresden bekanntgaben. Im 11. Symphoniekonzert der Sächsischen Staatskapelle werden diese nun Wirklich-keit: Pollini und Thielemann musizieren in der Semperoper Johannes Brahms’ erstes Klavierkonzert.

Fast 25 Jahre lang war der gebürtige Mailänder, in dessen Klavierspiel sich technische Perfektion in singulärer Weise mit Intellekt und Leidenschaft verbindet, nicht mit der Staatskapelle zu erleben. Dies ist umso erstaunlicher, als Pollini zwi-schen 1976 und 1986 vielfach mit dem Orchester konzertierte – in einer Zeit, als

Wie die Zeit vergeht: Im Dezember 1986, vor nahezu 25 Jahren, war Maurizio Pollini zuletzt mit der Staatskapelle Dresden zu erleben. Seitdem hat sich vieles verändert – politisch, gesellschaftlich, künstlerisch. So wird, was damals niemand ahnen konnte, Christian Thielemann ab 2012 neuer Chefdirigent der Staatskapelle. Pollini kehrt nun nach Dresden zurück und musiziert mit dem neuen Chef das erste Klavierkonzert von Johannes Brahms. Thielemann dirigiert in diesem Zusammenhang außerdem Brahms’ »Tragische Ouvertüre« und die »Romanti-sche Suite« von Max Reger, die 1912 von der damaligen Dresdner Hofkapelle uraufgeführt wurde.

pollini mit der Staatskapelle und herbert blomstedt, paris 1981

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tobias niederschlag, autor wolfgang wahrig, philippe gontier, fotografen

11. Symphoniekonzert

Samstag, 11. Juni 2011, 20 Uhr Sonntag, 12. Juni 2011, 11 Uhr Montag, 13. Juni 2011, 20 Uhr

Semperoper Dresden

dirigent

Christian Thielemann

klavier

Maurizio Pollini

Johannes Brahms »tragische ouvertüre« d-moll op. 81

Max Reger »Eine romantische Suite« op. 125

Johannes Brahms klavierkonzert nr. 1 d-moll op. 15

fernseh- und Rundfunkmitschnitt durch unitEl und mdR figaro

kostenlose Einführungen jeweils 45 minuten vor beginn im ehemaligen

opernrestaurant am zwingerteich

»Tragische Ouvertüre«, die zu Beginn des 11. Symphoniekonzertes erklingt. Zwi-schen Ouvertüre und Klavierkonzert steht allerdings ein Werk aus der Brahms-Nach-folge: die »Romantische Suite« op. 125 von Max Reger.

Reger komponierte die Suite 1912 für die Dresdner Hofkapelle und Ernst von Schuch, der sich intensiv für die Verbrei-tung seiner Werke eingesetzt hatte. Diese Tradition sollte nach Schuchs Tod auch Fritz Busch, der eng mit Reger befreundet war, erfolgreich fortführen. Die »Romanti-sche Suite«, zu der sich Reger durch Gedichte Joseph von Eichendorffs anregen ließ, fand zunächst großen Zuspruch. So bearbeitete sie Arnold Schönberg in Wien zu einer Kammerensemble-Fassung. Heute ist sie, obwohl eines der orchestra-len Hauptwerke des Komponisten, nahezu vergessen.

Christian Thielemann setzt mit der Auf-führung seine Auseinandersetzung mit vernachlässigten Dresdner Uraufführungs-werken fort, die er im Februar 2011 mit der »Faust-Ouvertüre« von Richard Wag-ner begann und im September 2011 – im 1. Symphoniekonzert der neuen Saison – mit dem Klavierkonzert von Hans Pfitzner fortsetzen wird.

es viele westliche Stars nur ins Plattenstu-dio mit der Staatskapelle zog. Anders Pol-lini: Er musizierte mit dem Orchester in fünf Konzertperioden in Dresden, zumeist unter Chefdirigent Herbert Blomstedt, und gastierte mit der Kapelle und Blomstedt bzw. deren ehemaligem Chef Kurt Sander-ling auch im Pariser Théâtre des Champs-Élysées. So kamen im Juni 1980 und im Januar 1981 in Paris mit der Staatskapelle innerhalb eines halben Jahres die beiden Klavierkonzerte von Johannes Brahms zur Aufführung (in Dresden spielte Pollini ansonsten auch Konzerte von Mozart, Beethoven und Schumann).

Mit dem ersten Brahms-Klavierkonzert kehrt Pollini nun zur Staatskapelle zurück. Dieses Werk, das Brahms viele Mühen kostete und zwischenzeitlich auch ein Symphonieprojekt werden sollte, spielte Pollini bereits bei seinem ersten Auftreten mit der Kapelle im März 1976. In Dresden markiert es jetzt den Beginn einer erneu-ten intensiven Zusammenarbeit – und auch eines neuen Brahms-Zyklus unter der Leitung von Christian Thielemann, der in den kommenden Jahren mit sämtlichen Symphonien und weiteren Solokonzerten nach und nach anwachsen soll. In dieser Hinsicht konsequent ist demnach auch die

maurizio pollini

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Semper! 30Staatskapelle 12. Symphoniekonzert

Von Carl Maria von Weber kennt man den »Freischütz« und die Ouvertüren zu »Oberon« und »Euryanthe«, vielleicht noch die »Aufforderung zum Tanz« und die Klarinettenkonzerte. Der Großteil seines Schaffens ist jedoch nahezu ver- gessen. Zu seinem 225. Geburtstag beleuchtet die Sächsische Staatskapelle Dresden ihren ehemaligen Hofkapell- meister mit zwei Raritäten: Im 12. Sym-phoniekonzert erklingen zwei unbe- kannte Werke Webers, darunter eine Festkantate, die seit dem Uraufführungs- jahr 1817 nicht mehr gespielt wurde.

Das letzte Symphoniekonzert der laufen-den Saison wird Unbekanntes mit Vertrau-tem verbinden. Es erweist dem Dresdner Hofkapellmeister Carl Maria von Weber die Reverenz zu seinem diesjährigen 225. Geburtstag – das ist zwar kein ganz »run-des« Jubiläum, aber eines, das neben den großen Gedenkveranstaltungen für die Meister Franz Liszt und Gustav Mahler in Dresden keineswegs übergangen werden sollte. Und es wird festlich begangen, denn das Konzert wartet mit einem Pro-gramm auf, das selbst für erfahrene Musi-ker und erst recht für das Publikum Über-raschungen bereithält. Wer wusste bisher schon, dass Carl Maria von Weber auch ein Bühnenwerk auf einen italienischen Text geschaffen hat?

Der unbekannte

Weber diE StaatSkapEllE wüRdigt ihREn

EhEmaligEn hofkapEllmEiStER mit EinER

ERStEn wiEdERauffühRung SEit 1817

Konkret stehen Webers Opus 14 »Der erste Ton« und seine Festa teatrale »L’Acco-glienza« auf dem Programm; an Bekann-tem erklingt zu Beginn die zweite Sym-phonie Ludwig van Beethovens. Die Verbindung der Weber-Kompositionen mit einem Werk Beethovens hat dabei durch-aus symbolhafte Bedeutung: Die beiden Musiker waren nicht nur persönlich mitei-nander bekannt, sondern der Wiener Meister schätzte, wie auch aus seinen Conversations-Heften hervorgeht, den Dresdner – und zwar besonders wegen dessen Oper »Der Freischütz«.

Webers »Der erste Ton« ist ein frühes Werk aus der Vor-Dresdner Zeit und ent-zieht sich eigentlich einer Gattungszuord-nung (die Bezeichnung als »Kantate« im Werkverzeichnis trifft das Werk nur unzu-reichend): Eine musikbegleitete Deklama-tion für einen Sprecher wird umrahmt von einer Ouvertüre und einem Schlusschor. Der Deklamation ist ein Text des Leipziger Musikschriftstellers Friedrich Rochlitz unterlegt, der das Thema »Schöpfungsge-schichte« auf die Musik überträgt. Als Rochlitz und Weber sich später persönlich kennenlernten und anfreundeten, hatte Weber bereits seine Dresdner Kapellmeis-terstelle angetreten.

»l’accogliEnza« –

in VERtREtung dES italiEniSchEn

hofkapEllmEiStERS

1817, sein erstes Jahr im Dresdner Amt, wurde zu einem der schaffensreichsten in Webers viel zu kurzem Leben. Zum einen galt es, eine riesige organisatorische Arbeit für die Neueinrichtung einer Deut-

schen Oper am Dresdner Hof zu bewälti-gen; zum anderen war Weber alsbald genötigt, Francesco Morlacchi, seinen Amtskollegen von der Italienischen Oper, zu vertreten, dessen Lungenkrankheit damals schon viel weiter fortgeschritten war als seine eigene und der vom sächsi-schen König einen Genesungsurlaub in Italien bewilligt bekommen hatte. So ergab es sich, dass Weber nicht nur die Vorstel-lungen der Italienischen Oper und Morlac-chis Anteil an den Musikaufführungen in der Katholischen Hofkirche übernehmen musste, sondern auch einen Komposi-tionsauftrag, der eigentlich zu Morlacchis Aufgaben gehört hätte.

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12. Symphoniekonzert

Sonntag, 3. Juli 2011, 11 Uhr Montag, 4. Juli 2011, 20 Uhr Dienstag, 5. Juli 2011, 20 Uhr Semperoper Dresden

dirigent

Manfred Honeck bass und Sprecher

René Pape Sopran

Christiane Karg mezzosopran

Anke Vondung tenor

Michael Schade

MDR Rundfunkchor Leipzig

Einstudierung

Howard Arman

Ludwig van Beethoven Symphonie nr. 2 d-dur op. 36

Carl Maria von Weber »der erste ton«, kantate für Sprecher, chor und orchester op. 14

»l’accoglienza«, festa teatrale für Soli, chor und orchester Erste wiederaufführung seit dem uraufführungsjahr 1817

kostenlose Einführungen jeweils 45 minuten vor beginn im ehemaligen opernrestaurant am zwingerteich

Der Dresdner Hof feierte nach den ein-schneidenden Ereignissen der Jahre 1813 bis 1815 (Napoleons Untergang und die »Bestrafung« des sächsischen Königs für dessen Napoleon-Treue mit persönlicher Gefangenschaft und der Abtretung von fast Zweidritteln des kursächsischen Terri-toriums) erstmals ein großes Fest: Im Sep-tember 1817 beging man die Vermählung einer Nichte des Königs und des Erbprin-zen von Toscana mit Festlichkeiten in Anwesenheit des geladenen sächsischen Adels. Am Abend nach der Prokurations-trauung fand als musikalisches Haupter-eignis die Aufführung der Festa teatrale »L’Accoglienza« statt, gefolgt von Mozarts

(gekürzter) »Clemenza di Tito«. Weber oblag die musikalische Leitung, er hatte das Festspiel komponieren und einstudie-ren müssen und musizierte zuvor auch mit der Kapelle bei der festlichen Mittagstafel im Residenzschloss.

anklängE

an dEn SpätEREn »obERon«

Die »Accoglienza«, eine symbolische Handlung vom »Empfang« der sächsi-schen Braut in Florenz und die Würdigung des echten und des Elb-Florenz im Blick auf künftige vielseitige Verbindungen, war in eine optisch aufwendige Inszenierung mit viel Maschinenzauber gekleidet und errang bei ihrer Uraufführung großen Bei-fall. Weitere Vorstellungen folgten nicht, da die Braut schon am Tag darauf abreiste. Da aber zu jener Zeit das Leipziger Stadt-theater als eine Art zweites Haus des Dresdner Hoftheaters fungierte, holte man sich das Dresdner Aufführungsmaterial nach Leipzig und ließ dort vor Jahresende ebenfalls eine Vorstellung folgen. Das gesamte Material scheint dann dort verlo-ren gegangen zu sein, es kehrte nicht nach Dresden zurück, und das Werk wurde ver-gessen.

Jedoch nicht von Weber selbst, der die Fülle seiner musikalischen Ideen und Ein-fälle später noch nachnutzte, am ausgie-bigsten in seinem letzten Werk, dem 1826 in London uraufgeführten »Oberon«. Wer den »Oberon« kennt, wird aus der »L’Accoglienza« bekannte Themen und Melodien heraushören können.

Anhand der überlieferten Autographe haben nun Mitarbeiter der Weber-Gesamt-ausgabe Partituren, Klavierauszüge und Stimmen für die »L’Accoglienza« wie auch für den »Ersten Ton« neu erstellt, die bei den bevorstehenden Wiederaufführungen in der Semperoper erstmals verwendet werden. Ihnen ist in vielerlei Hinsicht sehr zu danken.

Freuen wir uns also auf die Begegnung mit zwei unbekannten Weber-Werken, die unter der Leitung von Manfred Honeck mit der Staatskapelle, dem MDR Rundfunk-chor und einem ausgewählten Solistenen-semble zur Aufführung gelangen. Beson-ders hervorzuheben ist darunter der gefeierte Dresdner Bassist René Pape, der neben seiner Mitwirkung als Sänger auch die Deklamationspartie im »Ersten Ton« übernehmen wird.

dr. ortrun landmann, autorin

bild: Ernst Rietschel, Entwurf für das weber-denkmal am dresdner theaterplatz (um 1853)

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Semper! Staatskapellekonzert in der frauenkirche ii

32

In memoriam Sir Charles Mackerras

diE StaatSkapEllE und SiR RogER noRRington

muSiziEREn in dER fRauEnkiRchE mozaRtS c-moll-mESSE

im gEdEnkEn an dEn im VERgangEnEn JahR

VERStoRbEnEn diRigEntEn

Es hätte sein letztes Konzert auf dem europäischen Kontinent werden sollen: So hatte es der große Sir Charles Mackerras ge- plant, nachdem er im April 2008 sein spätes und lange erwar-tetes Debüt am Pult der Staats-kapelle in der Frauenkirche gegeben hatte. An diesen Ort und zu diesem Orchester wollte er im Juni 2011 zurückehren und sich mit Mozarts c-Moll-Messe in der Fassung von Robert Levin vom europäischen Konzertpublikum verabschieden. Doch das Schicksal wollte es anders: Sir Charles starb im ver- gangenen Juli nach kurzer schwerer Krankheit mit 84 Jahren in seiner Wahlheimat London. Das Konzert in der Frauenkirche ist ihm nun posthum gewidmet. Am Pult steht mit Sir Roger Norrington ein enger Freund des Verstorbenen und wie dieser ein bedeutender Mozart-Interpret unserer Tage.

Sir charles mackerras im dresdner zwinger, april 2008

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tobias niederschlag, autor matthias creutziger, fotograf

Er war ein Maestro, der wahrlich viel er- reichte und mit seinen Aufnahmen und musikwissenschaftlichen Erkenntnissen nachhaltig in Erinnerung bleiben wird: Sir Charles Mackerras, geboren 1925 als Sohn australischer Eltern in New York, kam nach Ende des Zweiten Weltkrieges nach Prag und sog dort als Schüler von Václav Talich die tschechische Musiziertradition in sich auf. Sie ließ ihn nicht mehr los: Mackerras wurde einer der führenden Interpreten tschechischer Musik und führte die Werke Leoš Janáčeks zurück ins Repertoire. Ohne seinen bahnbrechenden Janáček-Opernzyklus, den er ab 1976 mit den Wiener Philharmonikern einspielte, wären Janáčeks Werke und seine epochale Bedeutung für die Musik des 20. Jahrhun-derts noch heute außerhalb Tschechiens weitgehend unbekannt.

Aber nicht nur bei Janáček, auch bei anderen Komponisten wirkte Sir Charles stilbildend: Etwa in Sachen Händel, des-sen »Feuerwerksmusik« er als erster histo-risch informiert einspielte und dessen Opern er musikwissenschaftlich edierte; auch Schubert, den er von jeglicher Bie-dermeierlichkeit befreite und dessen Abgründigkeit er in aller Schroffheit offen-legte; oder Brahms, der unter ihm wirklich »fortschrittlich« klang. Und natürlich Mozart, dessen Werke er wie kaum ein anderer in ihrer ganzen Ausdrucksfülle zum Leben brachte. Davon zeugen nicht zuletzt die späten Mozart-Aufnahmen mit dem Scottish Chamber Orchestra, die zu seinem Vermächtnis geworden sind. Nicht ohne Grund wählte Alfred Brendel für sei-nen letzten Auftritt mit Orchester 2008 Mozart, die Wiener Philharmoniker und Sir Charles Mackerras als Dirigenten.

Mozart und Schubert dirigierte Sir Charles auch bei seinem ersten Konzert am Pult der Staatskapelle, das erst im April 2008 in der Dresdner Frauenkirche stattfand. Auf dem Programm standen Mozarts selten gespielte »Vesperae solen-nes de confessore« (mit dem berühmten »Laudate Dominum«) und Schuberts letz-tes Orchesterwerk, die Messe in Es-Dur. Auf Anhieb fühlte sich Sir Charles damals in Dresden wohl, und es ist im Nachhinein ein Glücksfall, dass das Konzert mitge-schnitten und beim Label Carus veröffent-licht wurde. »Der Himmel auf Erden«, titelte nach der Veröffentlichung der Rezensent der Stuttgarter Zeitung; inzwi-schen gilt die Aufnahme bereits als ein Klassiker im Katalog des Labels.

Konzert in der Frauenkirche II

Samstag, 18. Juni 2011, 20 Uhr

Frauenkirche

In memoriam Sir Charles Mackerras

dirigent

Sir Roger NorringtonSopran i

Dorothee Mields Sopran ii

Ruth Ziesak tenor

Werner Güra bass

Christoph Pohl

Dresdner Kammerchor Einstudierung

Hans-Christoph Rademann

Wolfgang Amadeus Mozart missa c-moll kV 427,

ergänzt und herausgegeben von Robert d. levin

An diesen Erfolg wollte Sir Charles anknüpfen, als er für sein vorsätzlich letz-tes Konzert im Ausland Dresden, die Staatskapelle und die Frauenkirche wählte, um an diesem symbolträchtigen Ort Mozarts c-Moll-Messe zu musizieren – eines der großen Meisterwerke der abend-ländlichen Kirchenmusik. Mackerras plante, das unvollendete Werk in der ver-vollständigten Fassung des Mozart-Spezia-listen Robert D. Levin aufzuführen, die 2005 unter Helmuth Rilling in der New Yorker Carnegie Hall uraufgeführt wurde und in Fachkreisen höchste Anerkennung fand. Mit Dorothee Mields, Ruth Ziesak, Werner Güra und Christoph Pohl konnte ein ideales Mozart-Quartett zusammenge-stellt werden, dazu der Dresdner Kammer-chor in der Einstudierung von Hans-Chris-toph Rademann, dessen Mitglieder sich bereits sehr auf die Zusammenarbeit mit dem Altmeister freuten.

Zu dieser Zusammenarbeit sollte es nicht mehr kommen. Der Tod riss Sir Charles am 14. Juli 2010 aus vielen Ver-pflichtungen, für die kurzfristig andere Lösungen gefunden werden mussten. So dirigierte Herbert Blomstedt für ihn die Wiener Philharmoniker bei der Salzburger Mozartwoche, und die Dirigate bei den Berliner Philharmonikern, bei denen er ebenfalls erst spät, 2004, debütiert hatte, übernahm der junge Tscheche Tomáš Netopil. Das Konzert in der Dresdner Frau-enkirche dirigiert nun Sir Roger Norring-ton, der eng mit Sir Charles befreundet war und bereits unmittelbar nach dessen Tod die Aufführungen von Mozarts »Ido-meneo« beim Edinburgh Festival über-nahm.

Die letzte noch offiziell angekündigte Mackerras-Saison geht damit zu Ende. Es wird ein denkwürdiger Abend werden in Erinnerung an einen großen Musiker und kreativen, wissensdurstigen Menschen, der mit seiner Kunst und seinem Wesen viel Glück und Heiterkeit in diese Welt brachte.

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34Staatskapelleklassik picknickt

Semper!

Rafaela carrasco

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matthias claudi, autor

Eine »Spanische Sommernacht« wartet auf die Freunde des Sommer-Open-Airs der Sächsischen Staatskapelle auf den Wiesen vor der Gläsernen Manufaktur von Volks-wagen. Der Gitarrist Cañizares sowie die Flamenco-Künstlerinnen Esperanza Fernández und Rafaela Carrasco, allesamt gebürtige Spanier und absolute Ausnah-mevertreter ihres jeweiligen Faches, zün-den am 25. Juni 2011 ein musikalisches Feuerwerk der Extraklasse und verwan-deln Dresden – zumindest für eine Nacht – zur nördlichsten Stadt der iberischen Halbinsel. Dabei wird auch die Sächsische Staatskapelle Dresden ihr Gespür für spani-sches Temperament und südländische Rhythmen unter Beweis stellen. Mit Josep Pons, ebenfalls ein gebürtiger Iberer, hat sie für dieses Repertoire einen besonders prädestinierten Dirigenten verpflichtet.

Auf dem Programm stehen zu Beginn vier Tänze aus dem Ballett »Estancia« des argentinischen Komponisten Alberto Ginastera, gefolgt von dem wohl berühm-testen Gitarrenkonzert überhaupt, dem »Concierto de Aranjuez« von Joaquín Rod-rigo. Dessen Solopart übernimmt der

KLASSIK PICKNICKT

Samstag, 25. Juni 2011, 20.30 Uhr Die Gläserne Manufaktur von Volkswagen

»Spanische Sommernacht«

dirigent

Josep Pons gitarre

Cañizares flamenco-Sängerin

Esperanza Fernándezflamenco-tänzerin

Rafaela Carrasco

Alberto Ginastera Vier tänze aus dem ballett

»Estancia« op. 8

Joaquín Rodrigo »concierto de aranjuez«

Manuel de Falla Suite aus dem ballett »El amor brujo« Suite nr. 2 aus dem ballett »El sombrero de tres picos« karten zum preis von 5 Euro sind im Vorverkauf in der Schinkelwache am theaterplatz (t 0351 4911 705), in der gläsernen manufaktur sowie an der abendkasse erhältlich. kinder und Jugendliche bis zum alter von 16 Jahren haben freien Eintritt. Einlass ab 19 uhr, beginn ist um 20.30 uhr.

Eine spanische

Sommernacht flamEnco-muSik StEht im mittElpunkt

dER ViERtEn auSgabE dES opEn-aiR-konzERtS »klaSSik picknickt«

VoR dER gläSERnEn manufaktuR Von VolkSwagEn

Weltklasse-Gitarrist Cañizares, der mit die-sem Werk erst unlängst im Europakonzert der Berliner Philharmoniker unter Sir Simon Rattle in Madrid brillierte. Eine Attraktion für die Zuschauer wird die Tän-zerin Rafaela Carrasco mit ihrer Flamenco-Kunst sein, für die sie auch international gefeiert und bewundert wird. Krönender Abschluss dieses Open-Air-Spektakels sind dann die beiden Suiten aus den Bal-letten »Der Liebeszauber« und »Der Drei-spitz« von Manuel de Falla, wobei erstere die Staatskapelle erstmals mit einer echten Flamenco-Sängerin zusammenführen wird.

Wenn nun auch noch der Wettergott an diesem Abend mitspielt, könnten die Vor-aussetzungen für eine unvergessliche »Fiesta« nicht besser sein.

Page 36: Semper Magazin No.8

Semper! Staatskapelle 36

lawrence Renes

Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden

8. Kammerabend

Dienstag, 7. Juni 2011, 20 UhrSemperoper Dresden

Programm und Mitwirkende werden später bekannt gegeben.

4. Aufführungsabend

Mittwoch, 22. Juni 2011, 20 UhrSemperoper

Lawrence Renes DirigentSimon Kalbhenn Violoncello

Tōru TakemitsuRequiem für Streicher

Camille Saint-SaënsCellokonzert Nr. 1 a-Moll op. 33

Franz SchubertStreichquartett d-Moll D 810 »Der Tod und das Mädchen«, Bearbeitung für Streichorchester von Gustav Mahler

bruno ganz

Staud & MundryTreffen der Capell-Compositeure

Samstag, 4. Juni 2011, 20 UhrSonntag, 5. Juni 2011, 11 UhrDie Gläserne Manufaktur von Volkswagen

Asher Fisch DirigentBruno Ganz Sprecher

Vocal Concert Dresden Einstudierung: Peter Kopp

Johannes Maria Staud»Der Riß durch den Tag«. Monodram für Sprecher und Ensemble [2011]Auftragswerk der Sächsischen Staatska-pelle Dresden, Uraufführung

Isabel Mundry»Scandello-Verwehungen« für Chor, Ensemble und Bandzuspielung [2009 / 2010]Auftragswerk der Staatlichen Kunst-sammlungen Dresden und der Sächsi-schen Staatskapelle Dresden

christian thielemann

11. Symphoniekonzert

Samstag, 11. Juni 2011, 20 UhrSonntag, 12. Juni 2011, 11 UhrMontag, 13. Juni 2011, 20 UhrSemperoper Dresden

Christian Thielemann DirigentMaurizio Pollini Klavier

Johannes Brahms»Tragische Ouvertüre« d-Moll op. 81

Max Reger»Eine romantische Suite« op. 125

Johannes BrahmsKlavierkonzert Nr. 1 d-Moll op. 15

Kostenlose Einführungen jeweils 45 Minuten vor Beginn im ehemaligen Opernrestaurant am Zwingerteich

Uraufführung, Wiederaufführung und Spanische SommernachtdiE konzERtE dER SächSiSchEn StaatSkapEllE dRESdEn im Juni und Juli 2011

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Sir Roger norrington

Konzert in der Frauenkirche II

Samstag, 18. Juni 2011, 20 UhrFrauenkirche

In memoriam Sir Charles Mackerras

Sir Roger Norrington DirigentDorothee Mields Sopran I Ruth Ziesak Sopran II Werner Güra TenorChristoph Pohl Bass

Dresdner Kammerchor Einstudierung: Christoph Rademann

Wolfgang Amadeus MozartMissa c-Moll KV 427, ergänzt und herausgegeben von Robert D. Levin

Rafaela carrasco

Klassik picknickt

Samstag, 25. Juni 2011, 20.30 UhrDie Gläserne Manufaktur von Volkswagen

»Spanische Sommernacht«

Josep Pons DirigentCañizares GitarreEsperanza Fernández Flamenco-SängerinRafaela Carrasco Flamenco-Tänzerin

Alberto GinasteraVier Tänze aus dem Ballett »Estancia« op. 8

Joaquín Rodrigo»Concierto de Aranjuez«

Manuel de FallaSuite aus dem Ballett »El amor brujo« Suite Nr. 2 aus dem Ballett »El sombrero de tres picos«

manfred honeck

12. Symphoniekonzert

Sonntag, 3. Juli 2011, 11 UhrMontag, 4. Juli 2011, 20 UhrDienstag, 5. Juli 2011, 20 UhrSemperoper Dresden

Manfred Honeck DirigentRené Pape BassChristiane Karg SopranAnke Vondung MezzosopranMichael Schade Tenor

MDR Rundfunkchor Leipzig Einstudierung: Howard Arman

Ludwig van BeethovenSymphonie Nr. 2 D-Dur op. 36

Carl Maria von Weber»Der erste Ton«, Kantate für Sprecher, Chor und Orchester op. 14»L’Accoglienza«, Festa teatrale für Soli, Chor und OrchesterErste Wiederaufführung seit dem Uraufführungsjahr 1817

Kostenlose Einführungen jeweils 45 Minuten vor Beginn im ehemaligen Opernrestaurant am Zwingerteich

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Semper! Jazz matthias creutziger, autor und fotograf

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Kaum ein anderes Zitat trifft das Experimentierfeld des Jazz so umfassend wie jenes von Julio Cortazar. Es stammt aus dem Roman »Rayuela«. Der Argentinier Cortazar schrieb dieses Buch im Pariser Exil. Er hat treffend umrissen und begriffen, um was es bei dem Phänomen Jazz geht: Es darf keine Grenzen, keine Berührungsängste geben, wenn es um Neuentdeckungen und Kreativität geht. Obwohl inzwischen etabliert und auf den großen Podien der Welt zu Hause, wird bei Konzerten mit anspruchsvol-len Musikern immer ein großer Anteil Laborzustand zu finden sein. Auch spielten intermediale Projekte im Jazz immer eine Rolle. In Erinnerung ist noch der atemberaubende Auftritt des Geri Allen Trios mit dem Tänzer Maurice Chestnut 2009 in der Semperoper. »Seine eleganten Bewegungen flossen wie unter Ausschaltung der Schwerkraft und behaupteten sich sowieso stets eins in eins mit der Musik.« (Dresdner Neueste Nachrichten). Als sensationell sind dabei auch die gemeinsamen improvisatori-schen Experimente der Maler K.R. Sonderborg oder Claus Wei-densdorfer und Jürgen Haufe mit Jazzmusikern zu nennen.

Mit Michel Portal, Louis Sclavis, Henri Texier und Christophe Marguet kommt die Crème de la Crème der französischen Jazz-gilde nun nach Dresden. Mit dabei aber auch der Fotograf Guy Le Querrec, der vielleicht bekannteste französische Jazzfotograf. Kein anderer besitzt so viel Vertrauen bei den Jazzmusikern der französischen Jazz-Szene wie er. Wunderbare Einblicke in sein Schaffen gewährt der Band »JAZZ de J à ZZ«.

Die Anfänge für das Projekt »The Elephant’s Eye« liegen 21 Jahre zurück. 1990 tourte das Trio Aldo Romano, Louis Sclavis und Henri Texier erstmals durch Zentralafrika. 1993 folgte eine zweite Tournee, 1997 eine dritte. Gespielt wurde in Konzerthallen, zu Dorffesten und auf der Straße. Immer mit dabei der Initiator dieser

Reisen, Guy Le Querrec. Inspiriert von den Begegnungen mit Men-schen und den griffigen Themen afrikanischer Musik, entstand eine betörend schöne und gleichzeitig sehr erfolgreiche CD-Trilo-gie »carnet de routes«, »suite africaine« und »african flashback«. Gleichberechtigt platziert wurden dabei im Schuber in einem jeweilig beiliegenden Miniatur-Fotobuch spannende Bilder der Tourneen, aber auch freie Reportage-Impressionen des Fotografen.

Der Fotograf Guy wäre nicht der Foto-Poet Guy, gäbe es dafür nicht eine Spielart der Idee. Wie schreibt Cortazar in »Reise um den Tag in 80 Welten«: »… so wie bei Lester (Young) das melodi-sche Schema, durch das er auf die Rückseite des Teppichs stieß, wo dieselben Fäden und dieselben Farben in anderer Weise ein-schießen«, so ist »The Elephant’s Eye« eine Art logische Fortset-zung dieses optisch-musikalischen Abenteuers. Hier werden die fotografischen Geschichten des Magnum-Fotografen Le Querrec auf eine Leinwand projiziert, unter der das Traum-Quartett agiert. Neben der Galionsfigur Michel Portal, der seine Karriere bei Edith Piaf begann und später in der klassischen Musik als Interpret von Werken von Boulez, Berio und Stockhausen eine ebenso wegwei-sende Rolle spielte wie im Jazz, ist sein Kollege Louis Sclavis mit dabei. Mit seinem Lyoner Musikerkollektiv zelebrierte wiederum Sclavis in den 1980ern eine Musik, die mit dem Begriff »Imagi-näre Folklore« in Zusammenhang gebracht wurde und damit ver-schmolz. Im Kontext von »The Elephant’s Eye« übernehmen die beiden Bläser die Rolle der subtilen Interpreten der Bilderwelten. Als rhythmischer Motor der Band fungiert das musikalische Tan-dem Henri Texier und Christophe Marguet. Durch die Berührun-gen von Bildern und Musik entstehen hierbei unvorhersehbare Synergien und Effekte und münden in ein nie zuvor erlebtes Bild-Ton-Spektakel.

Bild-Ton-SpektakeldEutSchE ERStauffühRung Von

»thE ElEphant’S EyE«

Jazz in der Semperoper

»The Elephant’s Eye«deutsche Erstaufführung

Guy Le Querrec, FotografieMichel Portal, Klarinette & SaxofonLouis Sclavis, Klarinette & Saxofon

Henri Texier, KontrabassChristophe Marguet, Schlagzeug

Mittwoch, 15. Juni 2011, 21 Uhr karten ab 9 Euro

Page 39: Semper Magazin No.8

jazz ist wie ein vogel, der wandert oder auswandert und einwandert oder weiterwandert,ein überdieschrankenspringer, ein zollgrenzenverspotter, ein läufer, der überall ist... überall, mit der gabe der allgegenwart... in birmingham, in warschau, in mailand, in buenos aires, in genf, in der ganzen welt, er ist unvermeidlich, er ist der regenund das brot und das salz...eine wolke ohne grenzen... Julio coRtazaR

Page 40: Semper Magazin No.8

40Semperoper ballett »on the move«

Semper!

william forsythe

The Second DetailSlingerland Pas de deux

pascal touzeau

No Thumb

Jacopo godani

Spazio-Tempo

Es tanzt das Semperoper Ballett

Vorstellungen

1. und 2. Juli 2011, 19 Uhrkarten ab 19 Euro (10 Euro ermäßigt)

Eine Kooperation zwischen Hellerau – Europäisches

Zentrum der Künste und dem Semperoper Ballett

Page 41: Semper Magazin No.8

Sophie becker, autorin costin Radu, fotograf

Semperoper Ballett

»on thE moVE« in hEllERau

Zum dritten und letzten Mal in dieser Spielzeit ist das Semperoper Ballett »on the move«. Am 1. und 2. Juli wird die Company im Festspielhaus Hellerau Höhepunkte aus ihrem zeitgenössischen Repertoire präsentieren. William Forsythe ist mit zwei Choreografien vertreten, seinem Erfolgsstück »The Second Detail« und »Slingerland Pas de deux«, einer Premiere beim Semperoper Ballett, getanzt von den beiden ersten Solisten Yumiko Takeshima und Raphaël Coumes-Marquet. Von Pascal Touzeau, mittlerweile Ballettdirektor in Mainz, wird »NoThumb« gezeigt. Touzeau ergründet hier zum »Dona nobis pacem« des lettischen Komponisten Peteris Vasks das Vokabular menschlicher Konversation in all seiner Vielfältigkeit und Tiefe. Dabei verzichtet »No Thumb« bewusst auf eine stringente Handlung zugunsten vieler kleiner, tableauartiger Szenen, die miteinander verbunden, wie in einem Puzzle, sich zu einem neuen Ganzen fügen. Der Italiener Jacopo Godani ist nicht nur ausgebildeter Tänzer, sondern studierte zugleich Visuelle Kunst. In seinen Kreationen, so auch bei »Spazio-Tempo«, verantwortet er neben der Choreografie auch regelmäßig Ausstattung und Licht-Design. Die Musik stammt vom Münchner Duo 48nord, eine Formation für experimentelle elektro-akustische Musik, bestehend aus Siegfried Rössert (E- und Kontrabass, Live-Elektronik, Komposition) und Ulrich Müller (E-Gitarre, Live-Elektronik, Komposi-tion). Godanis kraftvolle Gruppenchoreografie begeis- terte Publikum und Kritik gleichermaßen. In der Spielzeit 2011 / 12 wird er seine Version von Strawinskys »Sacre« im Rahmen des Ballettabends »Les Ballets Russes – Reloaded« vorstellen.

Page 42: Semper Magazin No.8

Semper! 42

Zehn Fragen

Johannes Maria Staud ist in der Saison 2010 / 11 Capell-Compositeur der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Geboren 1974 in Innsbruck, studierte er in Wien und Berlin und wurde mit

bedeutenden Preisen ausgezeichnet (u.a. Kompositionspreis der Salzburger Osterfestspiele, Paul-Hindemith-Preis des Schleswig-Holstein Musik Festivals). Von 2007 bis 2009 war er Young

Composer Fellow des Cleveland Orchestra unter Franz Welser-Möst. Auftragswerke schrieb er darüber hinaus auch für die Berliner Philharmoniker und Sir Simon Rattle, die Wiener Philharmoniker

und Daniel Barenboim und das Ensemble Modern Orchestra und Pierre Boulez. Am 4. und 5. Juni 2011 kommt in der Gläsernen Manufaktur sein Monodram »Der Riß durch den Tag«

(mit dem Schauspieler Bruno Ganz) zur Uraufführung, im 8. Kammerabend am 7. Juni außerdem sein neues Solofagottstück »Celluloid«.

Johannes maria Staud, capell-compositeur

Zehn Fragen

menschen

Page 43: Semper Magazin No.8

Mein Morgenritual ist…

Mein Traum vom Glück…

Mein letzter Lustkauf war…

Wenn ich einen anderen Beruf ausüben müsste, wäre es…

Wenn ich einen Tag unsichtbar wäre, würde ich…

Mein Lieblingsort in Dresden…

Abschalten kann ich am besten…

Das Unvernünftigste, was ich je getan habe…

Schwach werde ich…

In meiner Hosentasche habe ich…

Page 44: Semper Magazin No.8

Semper! 44 Service, Spielplan, impressum

Spielplan

Im-pressum

herausgeber Sächsische Staatsoper Dresden

intendantin Dr. Ulrike Hessler

Semper! Magazin der Semperoper Dresden Theaterplatz 2, 01067 Dresden semperoper.de T 0351 49 11 336

RedaktionMaret Hellwig, Leitung (verantw. i.S.d.P.)Nora Schmid, Christine Diller, stellver-tretende Leitung Sophie Becker, Matthias Claudi, Corina Ebert, Anja Fietzek, Anne Gerber, Tobias Niederschlag, Stefan Ulrich, Kerstin Zeiler

bildnachweis Titel Matthias Creutziger S. 11 Agentur S. 12, 14 Archiv S. 30 Staatliche Kunstsammlungen Dresden S. 34 Agentur S. 42 Matthias Creutziger

gestaltung Fons Hickmann M23, Berlin Bjoern Wolf, Raul Kokott

herstellungsregie Marcus Bräunig

druck Druckerei Thieme GmbH

papierMunken Lynx Rough, 100gMulti Art Silk, 200g

anzeigenvertriebKeck & Krellmann, Werbeagentur GmbH, Dresden

Redaktionsschluss für dieses Heft: 20. Mai 2011

Die Tageskassen und das Anrechtsbüro befinden sich in der Schinkelwache.

Semperoper DresdenBesucherdienstTheaterplatz 201067 Dresden

Öffnungszeiten:Montag bis Freitag 10 – 18 UhrSonnabend, Sonntag 10 – 13 Uhr*(*Änderungen im Monatsspielplanbzw. auf semperoper.de)

T 0351 49 11 [email protected]

Tickets Eventim / ctS-kartenvorverkaufÜber die CTS-Vorverkaufsstellen (cts = compu-ter ticket service) können Sie im gesamten Bun-desgebiet (sowie in Österreich) Karten für die Semper oper Dresden beziehen. Sie können aber auch Ihre Tickets direkt online buchen und bekommen diese über den Postweg zugestellt. www.eventim.de

internetAuf semperoper.de sind Karten direkt über das Internet unter Angabe der Kreditkartennummer buchbar.

print@homeDer einfachste und schnellste Weg zu Ihrer Ein-trittskarte. Im Print@Home-Verfahren können die Tickets sicher und bequem zu Hause gekauft und selbst ausgedruckt werden.

gutscheinMit einem Gutschein im Wert von 20 und 50 Euro kann ein Opern-, Ballett- oder Konzert-abend verschenkt werden, ohne sich auf eine Vorstellung festlegen zu müssen. Erhältlich an der Tageskasse, telefonisch oder elektronisch bestellbar oder im Print@Home-Verfahren unter semperoper.de zum selbst Ausdrucken.

SpielplanversandDie Spielzeitbroschüre (zzgl. Porto), den Monatsspielplan sowie das Magazin Semper! stellen wir Ihnen gern auf Wunsch kostenfrei zu. Bestellung: [email protected]

Service

Juni

Mi 01 18:00 Cinderella 21:00 Klavierrecital Arcadi Volodos (DMF)Do 02 11:00 Cinderella 11:00 Matinee der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden 18:30 TannhäuserFr 03 19:00 Cinderella 20:00 Konzert der Berliner Philharmoniker (DMF)Sa 04 19:30 3 Farben Grün 20:00 Staud & Mundry (Gläserne Manufaktur von Volkswagen)So 05 11:00 Staud & Mundry (Gläserne Manufaktur von Volkswagen) 11:00 FIGARO Operncafé Spezial 17:00 TannhäuserMo 06 19:30 Premiere Anna Bolena (konzertant)1

Di 07 20:00 8. KammerabendDo 09 19:00 Die ZauberflöteFr 10 19:30 Anna Bolena (konzertant) 1

Sa 11 Öffentliche Probe im Ballettsaal 19:00 Dido and Aeneas 2

20:00 11. Symphoniekonzert/ Christian ThielemannSo 12 11:00 11. Symphoniekonzert/ Christian Thielemann 11:00 Einführungsmatinee Street Scene 18:00 Dido and Aeneas 2

19:00 La bohème 1

Mo 13 18:00 Dido and Aeneas 2

20:00 11. Symphoniekonzert/ Christian ThielemannDi 14 19:00 SchwanenseeMi 15 21:00 Jazz Special: Quartett Michel PortalDo 16 19:00 SchwanenseeFr 17 19:00 SchwanenseeSa 18 19:00 La bohème 1

20:00 Konzert in der Frauenkirche II / Sir Roger NorringtonSo 19 12:00 Dido and Aeneas 2

18:00 Premiere Street Scene 5

Mo 20 19:30 SchwanenseeDi 21 19:00 Street Scene 5

Mi 22 20:00 4. Aufführungsabend / Lawrence RenesDo 23 19:00 SchwanenseeFr 24 18:00 Cinderella 19:00 Street Scene 5

Sa 25 18:00 Cinderella 19:00 Carmen 4

20:30 Klassik picknickt

Page 45: Semper Magazin No.8

So 26 11:00 Matinee der Palucca Hochschule für Tanz Dresden 19:30 Street Scene 5

Mo 27 18:00 Cinderella 19:00 Carmen 4

Di 28 14:00 Street Scene 5

18:00 Cinderella 20:00 Mezzo-ZauberMi 29 19:00 Street Scene 5

Do 30 19:00 Carmen

Juli

Fr 01 20:00 »On the move« in Dresden Hellerau 20:00 La bohème 1

Sa 02 20:00 Liederabend Michael Volle 20:00 »On the move« in Dresden HellerauSo 03 11:00 12. Symphoniekonzert / Manfred Honeck 19:00 Street Scene 5

Mo 04 20:00 12. Symphoniekonzert / Manfred HoneckDi 05 20:00 12. Symphoniekonzert / Manfred Honeck

1 in italienischer Sprache mit deutschen übertiteln

2 in englischer Sprache mit deutschen übertiteln

3 in tschechischer Sprache mit deutschen übertiteln

4 in französischer Sprache mit deutschen übertiteln

5 kostenlose werkeinführung 45 minuten vor beginn

der Vorstellung

dmf – im Rahmen der dresdner musikfestspiele

Oper Ballett Staatskapelle Junge Szene

weitere informationen unter semperoper.de änderungen vorbehalten

der dresdentag wird unterstützt durch

die Semperoper Junge Szene wird unterstützt durch

Eine initiative der Rudolf wöhrl ag.

Bis zum 5. Juli finden die Werk- und Konzerteinführungen aufgrund der Ausstellung »Verstummte Stimmen« im ehemaligen Opernrestaurant (am Zwingerteich) statt.

Page 46: Semper Magazin No.8

46RätselSemper!

Rätsel650

zahl dES monatS

650 Jahre zählt der Kinderchor der Sem-peroper Dresden. So alt sind nämlich alle seine jungen Sängerinnen und Sänger zusammengerechnet. 50 Kindern wird hier die Freude am Singen und Spielen vermit-telt, darunter 14 Jungen und 36 Mädchen im Alter zwischen neun und 17 Jahren. An durchschnittlich vier bis sechs Vorstellun-gen im Monat sind die Kinder beteiligt. Dabei umfassen die vielfältigen szenischen und musikalischen Aufgaben sowohl Mit- und selbständiges Singen (deutsch und fremdsprachig) als auch Komparserieauf-tritte. Außerdem werden stimmbildneri-sche und musiktheoretische Grundkennt-nisse vermittelt. Je nach Spielplan stehen szenische Proben für die Kinder allein oder gemeinsam mit den erwachsenen Kollegen auf dem Plan. Die Kinder ver-wenden damit einen großen Teil ihrer Zeit, oft auch am Wochenende oder während der Ferien, für das Theater.

Die Repertoireliste reicht von Puccinis »La bohème« über Strauss’ »Der Rosenka-valier« bis zu Wagners »Parsifal«. Mit der neuen Sparte Semperoper Junge Szene hat der Kinderchor nun auch eine eigene Inszenierung bekommen: Die Kinderoper »Der gestiefelte Kater« – eine der aufre-gendsten Produktionen für die jungen Sänger. Hier stehen sie als Erzählerfiguren in einer Hauptrolle auf der Bühne in Sem-per 2. In der neuen Spielzeit wird der Kin-derchor ein eigenes Konzert unter dem Motto »Herrlich ist unsere Welt« auf die Beine stellen.

Die Arbeit mit den Kindern betreut seit 1994 Andreas Heinze, Mitglied des Säch-sischen Staatsopernchores.

»Der gestiefelte Kater«2., 4., 6., 7., 9., 10. Juni 2012, Semper 2

»Herrlich ist unsere Welt«24. Juni 2012, Semper 2

1. Juli 2012, Goethe-Theater Bad Lauchstädt

8. Juli 2012, St. Jakobi-Kirche Stollberg

Schwanensee

Anlässlich der Volljährigkeit von Prinz Siegfried organisiert die Fürstin einen Ball zu seinen Ehren: Ihr Sohn soll standes-gemäß heiraten, und ihm soll die Krone übertragen werden. Am Vorabend des Festes lernt der Prinz jedoch die wahre Liebe kennen …

»Schwanensee« ist eines der berühmtesten Ballette zur Musik von Peter Tschaikowsky. Seine Uraufführung im Jahre 1877 im Moskauer Bolschoi-Theater jedoch war damals ein großer Flop, dadurch unbeliebt und wurde vom Spielplan abge- setzt. Die heute so berühmte Inszenierung wurde erst 1895 am Mariinski-Theater in St. Petersburg in der Choreografie von Marius Petipa und Lew Iwanow aufgeführt. Petipa selbst rechnete nicht mit dem Erfolg und traf auch keine Vorkehrungen für die weitere Aufführungspraxis: Weder ließ er die Choreo-grafie Schritt für Schritt notieren, noch traf er Verfügungen über den Umgang mit der Choreografie nach seinem Tod. Erst 1934 gelang mit dem London-Emigranten Nikolai Sergejew überhaupt eine einigermaßen vollständige Aufzeichnung der Version. Die erste Aufführung des Kirow-Balletts »im Westen« musste bis 1969 warten.

Wie hieß der Choreograf der Uraufführung?

Im Oscar-gekrönten Film »Black Swan« entwarf eine Prima Ballerina des Semperoper Ballett die Trainingskostüme für diesen Hollywoodstreifen. Wie lautet ihr Name?

weitere Vorstellungen

14., 16., 17., 20., 23. Juni; 18., 19., 20., 25. September sowie am 21. und 23. Oktober 2011

karten ab 15,50 Euro

Verlosung

Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir zwei Freikarten der Saison 2011 / 12 Ihrer Wahl, ausgenommen sind

Premieren, Sonderveranstaltungen und Gastspiele.

Einsendeschluss

30. Juli 2011

Semperoper DresdenTheaterplatz 201067 Dresden

[email protected]

lösungswörter des letzten Rätsels, heft 7:

Ach Gott, vom Himmel sieh dareinJohann Sebastian Bach

gewonnen hat

Jaroslav Pátek aus Děčin, Tschechien

Page 47: Semper Magazin No.8

lösung 1

lösung 2

Page 48: Semper Magazin No.8

Der Stiftungsrat

Joachim HoofVorstandsvorsitzender Ostsächsische Sparkasse DresdenVorsitzender des Stiftungsrates, Dresden

Senator h. c. Rudi HäusslerGründer und Ehrenvorsitzender des Stiftungsrates, Stuttgart

Ehrenprofessor Senator E. H. Dipl. Ing. (FH) Klaus FischerInhaber und Vorsitzender der Geschäftsführungder Unternehmensgruppe fischer, Waldachtal

Susanne Häussler, Stuttgart

Dr. Ulrike HesslerIntendantin der Sächsischen Staatsoper Dresden

Professor Dipl. Ing. Jürgen HubbertVorsitzender des Kuratoriums, Sindelfingen

Gerhard MüllerVorstandsvorsitzender Sparkassen-Versicherung SachsenGeschäftsführer der Stiftung, Dresden

Das Kuratorium

Ulrich Bäurle GmbH & Co. KGBBBank eGBehringer.Touristik.Beratung.Organisation GmbHRobert Bosch GmbHBW PARTNER4711 Cologne GmbHDaimler AGDeutscher Sparkassen-Verlag GmbHDie Gläserne Manufaktur von VolkswagenDREWAG Stadtwerke Dresden GmbHDuravit AGEADS Elbe Flugzeugwerke GmbHENSO Energie Sachsen Ost AGfischerwerke GmbH & Co. KGGARDENA GmbHGEZE GmbHHilton DresdenKempinski Hotel TaschenbergpalaisKPMG AGLange Uhren GmbHLeicht JuweliereOstsächsische Sparkasse DresdenPiepenbrock Dienstleistung GmbH & Co. KG

Prof. Dr. Dr. Sabine Freifrau von Schorlemer Staatsministerin für Wissenschaft und KunstSächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, Dresden

Helma OroszOberbürgermeisterin der Stadt Dresden

Heinz H. Pietzsch, Berlin

Hans Günther SchappacherGeschäftsführender GesellschafterAssistenz-Treuhand GmbH, Stuttgart

Alfred Sigl, Nürnberg

Dr. Andreas SperlGeschäftsführerEADS Elbe Flugzeugwerke, Dresden

Tilman TodenhöferGeschäftsführender GesellschafterRobert Bosch Industrietreuhand KG, Gerlingen

Heinz H. PietzschDr. Ing. h.c. F. Porsche AGPSD-Projects + Share Development AGRadeberger Exportbierbrauerei GmbHRheinmetall AGSachsen BankSchwäbische Bank AG, Dr. Peter LinderUnternehmensgruppe SchwarzSRH HoldingSparkassen-Versicherung SachsenStaatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbHSenator h.c. Erwin StaudtSuper Illu Verlag GmbH & Co. KGVattenfall Europe Mining & GenerationVITRA GmbH DeutschlandJuwelier WempeAdolf Würth GmbH & Co. KGYIT Germany GmbHZentrum Mikroelektronik Dresden AGEhrenmitglieder: Professor Christoph AlbrechtProfessor Gerd Uecker

Page 49: Semper Magazin No.8

Wer Kunst versteht,versteht es, sie zu fördern

Informationen und Spendenvordrucke

Stiftung zur Förderung der Semperoper (im Hause der

Sparkassen-Versicherung Sachsen), An der Flutrinne

12, 01139 Dresden, Telefon 0351 423 55 98, Telefax

0351 423 54 55, [email protected],

www.stiftung-semperoper.de

Dem Aufruf der 1992 gegründeten Stiftung zur Förderung der Semperoper sind

mittlerweile zahlreiche Freunde der Semperoper gefolgt. Werden auch Sie Mitglied

im Kuratorium oder im Förderkreis der Stiftung zur Förderung der Semperoper.

Helfen Sie mit, die Ziele der Stiftung zum Wohle der Semperoper zu realisieren und

genießen Sie gleichzeitig viele persönliche Vorteile.

Als Förderer sind Sie Gast der IntendantinZum jährlichen Preisträgerkonzert der Stiftung und dem anschließenden Empfang

für die Preisträger werden Sie persönlich eingeladen.

Musiktheater intensiver erlebenSie kommen mit Künstlern und der Opernleitung unmittelbar ins Gespräch, haben

die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und Proben zu besuchen.

Die Semperoper kommt zu Ihnen nach HauseSie erhalten vor jeder Spielzeit die Jahresbroschüre mit dem neuen Spielplan.

Das Magazin »semper!« der Oper und die Stiftungszeitung »aktuell« informieren

über Neuigkeiten.

Kartenreservierung leicht gemachtDas Büro der Stiftung unterstützt Sie bei der bevorzugten Reservierung von Karten

für Repertoire- und Premierenvorstellungen.

Anregender Austausch unter FreundenDie Stiftung bietet Ihnen eine hervorragende Plattform zum ungezwungenen

Austausch mit anderen Musikliebhabern aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft

und Kultur.

Page 50: Semper Magazin No.8

dem Augenblick, in dem sie sich geschickt wenden oder verzerren. Begeistert bin ich auf Entdeckung, genieße die Klänge: Abendland, Morgenland, dann Sirenen und Film. Fast unbemerkt kommt der Vor-hang. Einen Lichtspalt breit am Ende über dem Boden fährt sie hinfort – schwarz. Voller Sinn und Sinnlichkeit für all jene, die noch ganz bei ihren Sinnen sind.

Als Fünfzehnjähriger war ich zum ers-ten Mal da. Später häufiger. Heute oft. Rhythmischer Applaus in der Semperoper? Nie. Und nun für »Sie war schwarz« acht Vorhänge lang! Bravo. Bravo!

peter zimmermann Staatssekretär und Regierungs-sprecher des freistaates thüringen

Reihe 7, Platz 23 »3 faRbEn gRün«, mai 2011

Welch’ wunderbare Abende habe ich in diesem Haus schon erlebt! Wie oft bin ich in Wagner, Mendelssohn und Brahms ver-sunken, habe die Staatskapelle bewundert und zuletzt Barenboim, als er, mit dem Friedenspreis ausgezeichnet, Schubert spielte. Wie oft schon hat mich ein freudig ehrfürchtiger Schauer ergriffen, als ich nur die Gänge betrat. Und jetzt das!

Es ist Freitagabend nach einer anstren-genden Woche. Um mich herum flanieren die Flakons. Hier und da ein paar Jeans-Träger mit Einstecktuch, dann aufrechte Herren mit ausladendem Spreizschritt, zweifelsfrei Tänzer im Zivil. Ich stehe in der ersten Pause und einem Dilemma gegenüber. Unmöglich zu schreiben, dass ich die »Smaragde« langweilig fand, die Musik nicht präzise und das Bühnenbild erdrückend. Die letzte halbe Stunde liegt mir im Kopf wie schweres russisches Par-füm. Mir fällt zu Balanchine gar nichts ein, denn mein Frankreich sieht anders aus. Mein Frankreich vor hundert Jahren irgendwie auch. Der Mann hat die Stile verwechselt oder die Jahrzehnte oder bei-des. Ich höre die Feuilletonisten schon laut aufschreien über soviel Ignoranz. Ich kann es nicht ändern, ich bin einfach in der fal-schen Vorstellung. Lieber Aaron Watkin: Kein Zugang, tut mir leid. Und nun?

Die Hausmarke kühlt ein wenig, ich suche Gespräche. Als ich mich zu erinnern versuche, wann und unter welchen Um-ständen ich diese Rezension zugesagt habe, sitze ich – auf alles gefasst – schon wieder in der 7. Reihe, Platz 23.

Ein Tisch. Eine Treppe. Eine Stufe. Eine Wand. Karges Licht und schwarze Tiefe. Die Szenerie ist schlicht. Schön. Sehr schön sogar. Die Treppe erinnert mich sofort an Kafka. Die Stufen sind konisch, sie enden im Nichts. Schnelle Bewegungen, ich spüre Aufbruch. Nur einen Augenblick, und ich bin berührt. Mats Ek zieht mich sofort und ganz in seinen Bann mit »Sie war schwarz«.

Was für eine einfallsreiche, lebendige und sinnliche Choreografie. Eine Linie, zwei, dann mehr: Ek beschreibt Menschen, zeigt Abgründe und Reflexe, Süchte und Ord-nungen. Spielerische Macht, naive Perver-sion – dies- und jenseits der Wahrnehmung. Mir scheint, als dämmere vor meinen Augen die Menschheitsgeschichte vorüber – unkonkret, aber auf den Punkt. Heroen und Diebe, Gütige und Geile, Fromme und Einfältige und immer auch all diejenigen, die es noch werden wollen. Sie deuten an, täuschen vor, geben oder schlagen zu – heimlich, hinterrücks, doppelbödig und frech. Es liegt Lust in der Luft, Tiefe. Ich denke an die Tänzer – wie viel mehr Ener-gie spüre ich jetzt! Der erste Solist plötz-lich nackt auf einer Kante, frivol und durchdrungen in jeder Regung. Ein Hut fliegt, ein Sack tanzt, ein Tisch schwebt – die Linien sind wunderbar klar und fast lyrisch verwoben. Sie treten hervor und lösen sich auf, tänzerisch mit hoher Präzi-sion und immer wieder mit neuen Ideen. Fast einfach muten einige Bilder an, bis zu

Rezension eines gastesSemper!

peter zimmermann

»3 Farben Grün«weitere Vorstellung

4. Juni 2011Semperoper Dresden

karten ab 13 Euro

»Sie war schwarz« ebenso zu erleben

in dem mehrteiligen ballettabend

»Zaubernächte« 16. und 22. September sowie am

5. und 16. Oktober 2011karten ab 13 Euro

Mir scheint, als dämmere vor meinen Augen die

Menschheitsgeschichte vorüber – unkonkret, aber auf den Punkt. Heroen und Diebe,

Gütige und Geile, Fromme und Einfältige und immer

auch all diejenigen, die es noch werden wollen.

50

Page 51: Semper Magazin No.8

KlassiK p icKnicKtO P E N -A I R - KO N Z E R T M I T D E R S TA AT S K A P E LLE D R E S D E N , j O S E P P O N S ( D I R I g E N T ) ,

j uA n M A N u E L c A Ñ I Z A R E S (g I TA R R I S T ) , E S P E R A N Z A f E R N Á N D E Z ( f L A M E N cO -S ä N g E R I N ) u N D

R A fA E L A c A R R A S cO ( f L A M E N cO -Tä N Z E R I N )

25. Juni 2011 | Die Gläserne ManufakturB eG i n n: 20 .30 u h r | e i n l ass: 19 .00 u h r

E INTR I T T: 5 , – € | K INDER uND jug ENDL IchE b IS 16 j A hRE ERh A LTEN f RE IEN E INTR I T T.

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Dido and AeneasHenry Purcell

In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungen11., 12., 13. und 19. Juni 2011in der neuen Spielstätte Semper 2

InformationenKarten ab 9 EuroSchinkelwache am TheaterplatzT 0351 4911 [email protected]

Page 52: Semper Magazin No.8

Radeberger pilsnerPartner des jungen ensembles

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Radeberger pilsnerPartner des jungen ensembles

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