Semper Magazin No.2 (11/12)

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Oper, Ballett, Staatskapelle, Junge Szene 2 2011 / 12 Semper! Magazin

description

Ein journalistisch anspruchsvolles Periodikum, das mit einer neuen Gestaltung ab dieser Saison besticht. Mit Aktuellem aus der Semperoper Dresden, Empfehlungen aus den einzelnen Sparten, Reportagen und Künstlern im Porträt – ein begehrtes Magazin, das zum Verweilen einlädt.

Transcript of Semper Magazin No.2 (11/12)

  • Oper, Ballett, Staatskapelle, Junge Szene

    2

    2011 / 12Semper! Magazin

  • MuSikaliSche leitung

    David Coleman

    SeMPeROPeR Ballett

    SchSiSche

    StaatSkaPelle DReSDen

    auffhRungen

    1. & 14. Oktober 2011

    infORMatiOnen & kaRten

    T 0351 4911 705 www.semperoper.de

    Dresdner Ballettgala

  • Semper! editorial 3

    EditorialkOStBaRkeiten iM OktOBeR

    Auf den Weinbergen kahle Reben; deren Herbstgabe arbeitet schon in den Fssern, pfel werden geerntet, und der regnerische Sommer ist lange her, whrend wir uns schon wappnen mssen fr den Keksansturm der kommenden Monate. Zeit, ein, zwei Kilo abzunehmen. Wissenschaftler einer namhaften amerikanischen Universitt haben mit einer Studie belegt, dass Theater ditetisch uerst vorteilhaft ist. Ein Opernabo wirkt noch besser als eine Fitness-Studio-Mitgliedschaft, denn ins Theater geht man schlie- lich wirklich. Das Gehirn joggt mit bei intensiven Klangbildern und abstrusen Stories. Ob ein Opernbesuch acht oder 80 Kalorien verbrennt, wei ich nicht, aber eins ist sicher: Er lohnt sich.

    Der Oktober-Spielplan birgt eine Menge Kostbarkeiten. Wer sich nach Sommer sehnt und Kurt Weills Street Scene noch nicht erlebt hat, kommt mit diesem heien Drama auf seine Kosten. Da aber auf der Bhne Eis gegessen wird, ist diese Oper nicht ganz kalorienarm. Der Lwenanteil des Sngerensembles der Semper- oper singt, spielt und tanzt mit. Winterlicher geht es in Rusalka zu, einer zauberhaften Mrchenwelt, trotz Se und Vollmundig-keit halten Aktion und Aufregung den Kaloriengehalt in Grenzen. Auch Poppea bietet politische und erotische Intrigen, hoch aktuell, wenn man an den frheren Lebensstil Gaddafis denkt.

    Verdis Maskenball, der am 30. September Premiere hat, ist trotz anziehendem Titel kein Faschingsstck (und entspricht daher besonders gut dem empfohlenen Nhrwert). Vielmehr geht es hier um Liebe und Eifersucht. Fast wie Die Walkre, aber krzer: eine typische Oper, in der Tenor und Sopran sich lieben, trotz Bariton und mahnender Altistin. Ein Ensemble internationaler Sngerstars befeuert die Bhne. Zwei spannende Debts: Marjorie Owens als Amelia, die treue Hausfrau mit einer verbote-nen Liebe im Herzen, und Wookyung Kims erster Riccardo ein Politiker, der nur Gutes tun mchte und einen hohen Preis be- zahlt fr sein unvernnftiges Vertrauen. Marco Vratogna kommt zu uns von der Scala als Riccardos Freund und zugleich Verrter Renato, Tichina Vaughn singt die Wahrsagerin Ulrica, eine Rolle, die sie zuletzt in der Arena di Verona gegeben hat. Nach der erfolgreichen Carmen-Serie und den Barbier-Vorstellungen gibt Carlo Montanaro sein Debt bei einer Neuproduktion an der Semperoper.

    In Semper 2 inszeniert Manfred Wei Karl Amadeus Hartmanns Simplicius Simplicissimus. Dieses Werk ist eine feinfhlige Erzhlung ber einen Kasper-Hauser-artigen Hirtenknaben und seine Reise in die groe gefhrliche Welt. Das auergewhnli-che Konzept fr Bhne und Zuschauerbestuhlung wird ein Erlebnis sein. Valda Wilson singt Simplicius und Timothy Oliver den Mnch Einsiedel. Bei einer knappen Stunde Spieldauer reicht da- nach die Zeit gut fr einen Besuch im Biergarten (aber fr diese Kalorienzahl bernimmt die Semperoper keine Haftung).

    eytan Pessen, Operndirektor

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    und der Schischen Staatskapelle Dresden

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    Kunst beginnt im Herzen jedes Einzelnen.

    J.N. Nestroy

  • inhalt Semper!

    Inhalt

    5

    Seite 6

    SeMPeR SeccO

    Eine musiktheatralische KolumneIntrigen Von Don Giovanni

    bis Strauss-Kahn

    Seite 7

    PaPaRazzO

    Eine fotografische Kolumne des Theaterfotografen

    Seite 8

    aktuelleS

    Neuigkeiten und Interessantes aus der Semperoper

    Seite 11

    SeMPeR SOiRee

    Dresdner Liebe, Liszt und Lgen

    Seite 12

    titelgeSchichte

    Premiere Un ballo in maschera

    Seite 18

    PReMieRe in SeMPeR 2

    Simplicius Simplicissimus

    Seite 20

    19. PReiStRgeRkOnzeRt

    Sprungbrett in den Spitzenschuh

    Seite 22

    heftMitte

    Gastkonzert der Schsischen Staatskapelle in Wien

    Seite 24

    StaatSkaPelle

    Konzerte im September und Oktober 2011

    Seite 26

    StaatSkaPelle

    2. Symphoniekonzert

    Seite 28

    StaatSkaPelle

    Capell-Virtuos Nikolaj Znaider

    Seite 30

    kOSMOS OPeR

    Hinter der Maske

    Seite 33

    innenSichten

    An welches Opernerlebnis werden Sie sich immer erinnern?

    Seite 34

    iM zentRuM DeR aufMeRkSaMkeit

    Franco Fagioli in Lincoronazione di Poppea

    Seite 35

    RtSel

    Lincoronazione di Poppea

    Seite 36

    SeMPeR! MenSchen

    Zehn Fragen an Sopranistin Marjorie Owens

    Seite 38

    RePeRtOiRe

    Rollendebts und Hhepunkte im Oktober & November

    Seite 42

    RezenSiOn eineS gaSteS

    1. SymphoniekonzertSeptember 2011

  • 6 Wolfgang herles, zDf-Moderator, Redaktionsleiter und autor

    Semper! eine musiktheatralische kolumne

    semper secco

    I.In Verdis Un ballo in maschera fllt der Herrscher Riccardo einem Mordkomplott zum Opfer. Es sind zwei Verschwrungen, die da ineinandergreifen. Der gewhnliche politische Mord wrde wahrscheinlich scheitern, doch kommt Renatos Eifersucht hinzu. Der Freund, der beste Freund des Regenten, hebt die Hand zum Mord.

    Gemessen an dieser Geschichte haben gewhnliche Demokratien wenig zu bieten. Von einem Eifersuchtsskandal unter Politi-kern, die einander die Frau ausgespannt htten, ist bisher leider nichts bekannt geworden. Auch Mord an Politikern aus anderen Motiven kam in der Bundesrepu-blik abgesehen von der undurchsichti-gen Causa Barschel noch nicht vor. Das liegt nicht etwa an der Beliebtheit gewhl-ter Politiker, sondern daran, dass es zivi-lere Methoden gibt, sie loszuwerden. Doch sind Wahlkmpfe fr die Opernbhne unergiebig.

    II.Wo also ist der Opernstoff aus der deut-schen Politik? Auch gewhnliche Intrigen kmen in Frage. Das schnste Beispiel bietet der Sturz von Bundeskanzler Willy Brandt. Ein Ostspion in Brandts Nhe bot Westspionen den Anlass, im Privatleben des Kanzlers herumzuschnffeln. Innen-minister Genscher (aus Halle!) lie seinen Kanzler ahnungslos in die Falle laufen. Herbert Wehner (Dresdner und Ex-Stali-nist!) war dafr nicht undankbar. Das wre ein Opernstoff! Ein Ohrwurm fr jedes Wunschkonzert wre die Bass-Kantilene: Der Mann badet gerne lau (Wehner in Moskau!).

    III.Der Erste Brgermeister Hamburgs gibt fr seinen jungen Gespielen das Amt auf, der Ministerprsidentenkandidat von Schleswig-Holstein verliebt sich in eine Sechzehnjhrige. Einst hatte sich der dama-

    lige Bundesfinanzminister Franz Josef Strau in die noch nicht achtzehnjhrige (damals minderjhrige) Ulrike unsterblich verliebt, hatte ihretwegen sogar die Politik aufgeben wollen. Seine Ehefrau Marianne hatte die Geschichte mit einem so resolu-ten wie opernreifen Auftritt im Elternhaus der Geliebten beendet. Der Unterschied zu heute: Die Geschichte stand nicht in der Zeitung. Heute machen die Medien die schnsten Opernstoffe kaputt, nmlich schon dann, wenn sie sich gerade erst ent-wickeln.

    IV.Der Freiherr von und zu Guttenberg htte es mhelos ins Kanzleramt geschafft. Daran hindern konnte ihn nur er selbst. Das aller-dings gelang bravours. Schneller war nie zuvor ein Heldentenor abgestrzt. bli-cherweise gelingen solche Kunststcke erst im Amt (siehe Westerwelle). Es han-delte sich hier um die seltene Kategorie der Intrige gegen sich selbst. Also um Dummheit. Der Stoff fr eine Oper? Trotz Freifrau Stephanie, einem hohen Kolora-tursopran, eher eine Posse mit Gesang

    V.Ob der jngste Fall von Dominique Strauss-Kahn eine Intrige gewesen ist, werden wir nie erfahren. Ein Operncharak-ter wre der Franzose schon. Seine Regis-terarie wurde bereits zum Gassenhauer. Aber in Frankreich tausend und drei. Nun ja, es hat noch keiner so genau nach-gezhlt. Das Zimmermdchen Nafissatou Diallo erinnert ein wenig an Zerlina. Die folgt Don Giovanni freiwillig, fngt aber genau in dem Augenblick das Schreien an, in dem das Hschen fllt. Kachelmann dagegen wre nicht einmal ein Lustspiel wert. Ihm fehlt die Magie der Macht. Macht und Sex: Davon erzhlen einige der schnsten Opern. Die Krnung der Pop-pea etwa oder Tosca. In beiden Opern

    fllt auf: Nicht die Tyrannen schreiten zum Mord, sondern ihre Opfer. Neros betro-gene Frau Ottavia stachelt aus Rache Ottone auf. Und Tosca erdolcht den Poli-zeichef Scarpia nicht in Notwehr, sondern rasend vor Mordlust. In der Oper sind die Guten manchmal bse und die Bsen zu bemitleiden. Wer sagt denn, dass Oper nicht wirklichkeitsnah ist? Jedenfalls im Maskenball. Der Attentter Renato setzt sich mit seiner Tat ins Unrecht. Der ver-meintliche Tyrann ist schuldlos und ver-zeiht. Nein, das gibt es in Wirklichkeit nie.

    VI.Ich vermisse brigens die DDR auf der Opernbhne. Sie gab wohl auch in dieser Hinsicht nicht viel her. In Doris Drries Turandot-Inszenierung an der Linden-oper sah ich einmal Honecker als Kaiser von China. Ein Kaiser mit Pepitahut. Und Harry Kupfer verwandelte in seiner famo-sen Frankfurter Palestrina-Regie das ppstliche Konzil in einen kommunisti-schen Parteitag. Es passte. Katholiken wis-sen zu glauben. Kommunisten glauben zu wissen.

    Wolfgang herles ist Moderator und Redaktionsleiter der zDf-literatur-

    sendungen auf dem Blauen Sofa. er war u.a. leiter des zDf-Studios Bonn,

    leiter des zDf kultur-Magazins aspekte, Moderator der zDf-talkshow

    live und der politischen gesprchs-sendung Was nun. er schrieb sieben

    politische Bcher, u.a. den Bestseller Wir sind kein Volk, und vier Romane,

    zuletzt Die Dirigentin (S. fischer Verlag, im Juli erschienen).

  • eine fotografische kolumne Matthias creutziger, fotograf technische Bhnenprobe und test fr den Bereich Obermaschine fr un ballo in maschera

  • Semper! aktuelles 8

    Positive Bilanz der Saison 2010 / 11

    Eine positive Bilanz zog die Semperoper zum Abschluss der ersten Spielzeit unter ihrer neuen Intendantin Ulrike Hessler: 14 Musiktheater-Premieren, die 350 Jahre Operngeschichte zwischen Monteverdi und Henze abbildeten, gingen erfolgreich ber die Bhne mit neuen Regisseuren und einer Vielzahl von Dirigenten- und Sngerdebts.

    Im ersten Halbjahr 2011 konnte ein Plus von zirka 14.450 Zuschauern im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichnet wer-den (bezogen auf Opern- und Ballettvorstel- lungen sowie Sinfoniekonzerte im Semper-bau). Damit liegt die Semperoper auf Platz zwei in Deutschland hinter der Bayerischen Staatsoper in Mnchen.

    Eine positive Tendenz ist auch im Be-reich der Abonnements zu vermelden: War die Zahl der Neu-Abschlsse von Abos in den vergangenen Jahren stets rcklufig, so sind fr die aktuelle Spielzeit ber 300 Abonnements mehr als im Vorjahr ver-kauft worden. Damit konnte eine Trend-wende eingeleitet werden.

    Auch mit ihrer neuen Sparte Semper-oper Junge Szene ist die Semperoper sehr erfolgreich: ber 20.000 junge Zuschauer erreichte sie mit ihren vier Neuproduktio-nen in der neuen Spielsttte Semper 2, mit Schler- und Familienvorstellungen sowie mit zahlreichen Workshops in der Oper selbst und an den Schulen.

    Aktuelles neueS unD inteReSSanteS

    auS DeR SeMPeROPeR

    Offene Tren mit spannenden Einblicken

    Der Tag der offenen Semperoper am 11. September wurde fr die Semperoper Dresden zu einem berwl-tigenden Erfolg: ber 14.350 Besucher nutzten die Gelegenheit, durch die Foyers und Logen der Sem-peroper zu schlendern, sich von der Bhnentechnik beeindrucken zu lassen, Knstler ganz aus der Nhe zu erleben sowie an ffentlichen Proben und Work-shops teilzunehmen und die Werksttten und deren Fertigkeiten zu entdecken.

    Groen Anklang bei diesem Fest des Musiktheaters fanden unter anderem wieder die Technikshows, die kreativen Angebote, das Kinderprogramm, Ausstellun-gen wie die der Kostmschneiderei und die kosten-lose ffentliche Probe des Semperoper Ballett auf der groen Bhne. Auch viele Fragen galt es zu beantwor-ten, unter anderem wer auer Sngern, Musikern und Tnzern sonst noch in der Oper arbeitet, welche bis-weilen exotischen Berufe es an der Oper gibt, wie das Kostm der Tnzerin entsteht, wo dem Snger eine falsche Nase angeklebt wird und wer abends schlie-lich in der Oper das Licht ausmacht.

  • Neue Ausstellung im Opernkeller

    Tanz geschieht im Augenblick. Wie kann man eine Kunst, die sich ber den Fluss von Bewegungen, den stndigen Wechsel und vor allem ber das hchste Ma an Flchtig-keit definiert, konservieren, sprich fr die Nachwelt erfahr-bar machen? Dieser Frage sprt die Ausstellung William Forsythe Ein Versuch der TanzSPURENsicherung im Opernkeller vom 11. September bis zum 15. Dezember 2011 nach. Dabei soll am Beispiel des bekannten Choreo-grafen William Forsythe gezeigt werden, wie und inner-halb welcher Grenzen Tanz im Historischen Archiv der Semperoper berhaupt archiviert werden kann. Auer-dem werden Forsythes Dresdner Schaffensperiode sowie sein Konzept von Synchronous Objects for One Flat Thing, reproduced vorgestellt. Bei letzterem handelt es sich um ein interaktives Online-Projekt, in dem auf kom-plexe Weise versucht wird, grafische Entsprechungen von Tanz zu finden, Tanzpartituren zu erstellen und abrufbar zu machen. Besucher der Ausstellung knnen dieses Pro-jekt sogar digital bewundern und nachempfinden, wie Tanz per Mausklick festgehalten werden kann.

    William forsythe ein Versuch der tanzSPuRensicherung

    bis 15. Dezember im Opernkeller

    Gratulation! Theo Adam wurde 85

    Ein Hauch Legende umschwebt ihn schon zu Lebzei-ten: Kammersnger Theo Adam prgte sechzig Jahre lang die Dresdner Operngeschichte wie kaum ein anderer. Die Partien seines Repertoires aufzuzhlen, wre mig. Der Bassbariton beherrschte quasi alle Rollen seines Faches. Besonders die serisen Wagner-Bassfiguren schienen ihm auf Leib und Stimmbnder geschrieben seine Lieblingspartie war der Sachs in den Meistersingern. Und nicht nur in Dresden und auf dem Grnen Hgel feierte Theo Adam Erfolge: Der Ruf des gebrtigen Dresdners und ehemaligen Kruzianers eilte um die ganze Welt.

    Nach siebzig Jahren Sngerdasein verabschiedete er sich 2006 schlielich dort von der Opernbhne, wo er 1949 zum ersten Weihnachtsfeiertag seine Karriere begonnen hatte: mit dem Eremiten im Freischtz in der Semperoper.

    Am 1. August 2011 feierte Theo Adam nun seinen 85. Geburtstag. Wir gratulieren herzlich!

    Zwei Preise fr Gala El Hadidi

    Gala El Hadidi hat beim Internationalen Gesangswettbewerb Stella Maris 2011 zwei der drei groen Jurypreise gewonnen. Die Mezzosopranistin aus dem Jungen Ensem-ble der Semperoper Dresden konnte die Jury in vier Konzerten von sich berzeugen und wurde dafr mit einem Gast-Engagement an der Wiener Staatsoper sowie einer Test-aufnahme des renommierten Klassiklabels Deutsche Grammophon ausgezeichnet.

    Gala El Hadidi nahm als einziger Mezzo neben fnf Sopranistinnen und einem Tenor an dem Wettbewerb teil. Die jungen Snger sind Nachwuchsknstler der Acca-demia Teatro Alla Scala, der Metropolitan Opera, der San Francisco Opera, des Royal Opera House in Covent Garden, der Cana-dian Opera Company und der Washington National Opera.

    Der Jury gehrten der Tenor Michael Schade, die Generalmusikdirektorin und Hamburger Opernintendantin Simone Young, Dominique Meyer, Direktor der Wiener Staatsoper, und die Musikprodu-zentin Marita Prohmann an.

    gala el hadidi ist am 24. September in la traviata, am 27. September in Street Scene

    und beim 19. Preistrgerkonzert am 16. Oktober in der Semperoper zu erleben.

  • Semper! aktuelles 10

    On the move zur Museumserffnung

    In sieben Stationen konfrontieren sich Snger und Tnzer der Semperoper Dresden mit Konflikten, ent-standen aus Liebe und Hass. Anlass dafr ist die Erff-nung des neu gestalteten Militrhistorischen Museums der Bundeswehr und seiner neuen Dauerausstellung in der Dresdner Albertstadt am 15. Oktober 2011. Jeweils um 12 und um 15 Uhr zeigen die Ensemble- und Companymitglieder in der bewhrten Reihe On the move die Stationenfolge ConfronTension, unter anderem mit den Choreografien Intimate Distance von Ji Bubenek und Vertigo Maze von Stijn Celis sowie Arnold Schnbergs Friede auf Erden fr gemischten Chor a cappella op.13, gesungen vom Schsischen Staatsopernchor Dresden. Weitere Infor-mationen finden Sie rechtzeitig auf semperoper.de.

    Benefizgolfturnier zu Gunsten der Jungen Szene

    Der Lions Frderverein Dresden-Centrum e.V. veran-staltete am 17. September 2011 zum fnften Mal ein wohlttiges Golfturnier auf der Golfanlage Dresden-Possendorf. An den Start ging, als Botschafter der Semperoper, auch der Tenor Aaron Pegram, Ensemb-lemitglied der Semperoper Dresden.

    Die Einnahmen des Turniers, das unter der Schirm-herrschaft der Dresdner Oberbrgermeisterin Helma Orosz steht, kommen dieses Jahr der Semperoper Junge Szene zu Gute und untersttzen ein schulber-greifendes Projekt.

    Grund- und Frderschulklassen werden gemeinsam mit Musik, Tanz und Theater vertraut gemacht und darin gefrdert, ihre knstlerischen und sozialen Kompetenzen auszuprgen. Die Schler sollen durch die Begegnung von Menschen mit und ohne Behinde-rung dazu angeregt werden, spielerisch Gemeinsam-keiten zu finden und Vorurteile und Berhrungsngste gegenber Fremdem abzulegen, eigene Strken zu entdecken und ihr Selbstbewusstsein aufzubauen. Eine eigene Auffhrung der Klassen wird den Abschluss des Projekts bilden. Es ist an die Mrchenoper Die Prinzessin auf der Erbse angelehnt, eine Produktion der Jungen Szene, die im Februar 2012 im Deutschen Hygienemuseum Dresden Premiere hat.

    Marjorie Owens singt Amelia

    Die Sopranistin ist seit 2010 / 11 Mitglied im Ensemble der Semperoper Dresden, wo sie in der letzten Spielzeit bereits Erfolge als Fremde Frstin in Rusalka oder Eli-sabeth in Tannhuser feierte. In dieser Saison gibt die gebrtige Amerikanerin hier ihr Rollendebt als Amelia in Verdis Oper Un ballo in maschera, die am 30. September Premiere feiert.

    An der anspruchsvollen Partie reizt sie der innere Konflikt zwischen Liebe und Pflicht, den Amelia mit sich austrgt. Ver-dis Musik fordere zudem nicht nur ihr technisches Knnen heraus, sondern habe die Kraft, sie nach einem Abend vollkom-men zu verwandeln, erzhlt sie. Das Foto entstand vor dem Palais im Groen Garten in Dresden, den Marjorie Owens zum ersten Mal besuchte und von dessen Schnheit sie seither schwrmt.

    Marjorie Owens

  • Semper! Semper Soiree 11 nora Schmid, autorin Deckengemlde im unteren Rundfoyer der Semperoper

    Dresdner Liebe, Liszt und Lgeneine MuSikaliSche SOiRee

    Semper Soiree

    Mit

    Stephanie Atanasov, Christiane Hossfeld, Marjorie Owens, Romy Petrick, Ute Selbig, Carolina Ullrich, Markus Butter, Andrej Dunaev, Gerald Hupach, Aaron Pegram, Christoph Pohl, Tilmann Rnnebeck

    klavier

    Johannes Wulff-WoestenModeration

    Nora Schmid

    Mittwoch, 19. Oktober 2011, 20 Uhrkarten ab 20 euro

    Sie alle waren einmal da. In Dresden. Gar die schnste Zeit seines Lebens will der Komponist und Pianist Frdric Chopin hier verbracht haben. Ob es an der Dresdner Luft gelegen hat? Wohl kaum, schon eher an der polnischen Aristokratentochter Maria Wodzinska, die Chopin hier 1835 berraschend whrend seiner Rckreise von Karlsbad nach Paris kennen lernte und in die er sich unsterblich verliebte. Weniger euphorisch berichtet Wolfgang Amadeus Mozart von seinem ersten Dresdner Opern- besuch im Frhjahr 1789: Nur lauter hss-liche Frauenzimmer habe er vorgefunden so steht es zumindest geschrieben in ei-nem Brief nach Wien an seine Frau Kons-tanze. Eine wohldosierte Beruhigungspille fr die eiferschtige liebe Frau Gemahlin, oder hatte sich Mozart mehr von seinem Dresden-Besuch versprochen? Immerhin traf er damals die Prager Sngerin Josepha Duschek wieder, eine gute Freundin und Dame mit Charme sowie fr ihre Zeit ver-hltnismig liberalen Ansichten.

    Erotische Funken sprhten in der sch-sischen Metropole hingegen bei Franz

    Liszt. Seine Liebe galt der temperament-vollen Tnzerin Lola Montez. Eine Frau, von allen umschwrmt, die auf ihren Reisen durch Europa mit ihren Affren und Skan-dalen viel verbrannte Erde hinterlie. Sie stellte Franz Liszt Hans von Blow vor, den sie 1843 in Berlin kennen gelernt hatte, als er sie vor aufdringlichen Verehrern be-schtzte. Mit einem Empfehlungsschrei-ben von Franz Liszt reiste Lola Montez im Mrz 1844 schlielich weiter nach Paris. Aus Paris wiederum brach Ende 1842 Hec-tor Berlioz zu einer groen Kunstreise auf und machte auch in Dresden Halt: Seit meiner Ankunft in Deutschland hatte ich noch nicht solche Reichtmer vereint angetroffen: Einen Chor, ein Orchester, eine Militrkapelle und noch dazu einen berhmten Tenor!, schwrmte der franz-sische Komponist und Musikkritiker. Der gelobte Tenor Tichatschek sang, ohne sich als Gott aufzuspielen. Fr weniger Berliozsche Freude sorgte jedoch die Sopranistin Wilhelmine Schrder-Devri-ent. Die ihr zugedachte Cavatina aus Ben-venuto Cellini lag ihr zu hoch. Sie ken-

    nen die Komdie der Sngerin, welche nicht kann und dann nicht will!, meinte Berlioz lakonisch. Whrend Berlioz die legendre Schrder-Devrient missfiel und er ihre affektierten Stellungen und die Hufigkeit der gesprochenen Ausrufe bekrittelte, war die Sngerin nicht nur mit Carl Maria von Weber befreundet, sondern auch die Muse Richard Wagners und sang in Dresden in den Urauffhrungen von Rienzi, Der fliegende Hollnder und Tannhuser. Natrlich bot auch der Dresdner Opernalltag gelegentlich eine explosive Stimmung. Allen voran trieb Richard Strauss so manchen Dirigenten und Direktor mit seinen Forderungen an den Rand der Verzweiflung. Wie formulierte es einst Erich Kleiber treffend? Wenn es an einem Haus keinen rger gibt, dann mache ich welchen... Na dann, eine kleine Intrige hier, eine harmlose Affre da frei nach dem Motto Dresdner Liebe, Liszt und Lgen gestalten Sngerinnen und Snger der Semperoper am 19. Oktober 2011 eine abwechslungsreiche musikalische Soiree mit Liedern, Arien und Ensembles.

  • Semper! titelgeschichte 12

  • Stefan ulrich,autor Matthias creutziger, fotograf (Probenfotos)

    Zh und mhsam war der Weg gewesen, den Verdi hat zurck-legen mssen, um endlich, und das mit berwltigendem Erfolg, seinen Maskenball auf die Bhne zu bringen. Die rtlichen Zensurbehrden in Neapel und spter die in Rom hatten ihm mehr- fach einen Strich durch die Urauffhrungs-Rechnung gemacht. Denn es kam zu einem anhaltenden Ringen um die Inhalte des Librettos, welches geschliffen, abgemildert, zeitlich und rtlich verlegt und entmonarchisiert werden musste, um den offiziellen Anforderungen zu gengen. Ursprungsidee und Hintergrund war, eingebunden in eine Liebesgeschichte, der historische Stock- holmer Knigsmord im Jahre 1792 an Gustav III von Schweden.

    Von dieser erkennbaren Basis musste sich Verdi sptestens dann vollstndig verab-schieden, als es whrend des Entstehungs-prozesses 1858 zum Attentat auf Kaiser Napoleon III. in Neapel kam, wo Un ballo in maschera eigentlich uraufgefhrt werden sollte. Vor allem die lokale Verortung der Oper wechselte mehrfach; vom geplanten Stockholm ber Pommern und Florenz, bis Un ballo in maschera schlielich nach einem letzten gravierenden Ortswechsel in der Bostoner Fassung im Jahre 1859 in Rom uraufgefhrt wurde man hatte sich geeinigt, das Werk im Nordamerika des

    17. Jahrhunderts anzusiedeln.Neben allen nderungen, die dem Werk und Verdi abverlangt

    wurden, blieb doch Essenzielles unangetastet. Und es scheint sogar, dass durch die Loslsung von dem historischen Ereignis des Knigsmordes genau das, was die Figuren verbindet und trennt, besonders stark zum Tragen kommt: das sich immer schutz- losere Prsentieren der Charaktere in ihren Emotionalitten. Hier setzt die Regisseurin Elisabeth Stppler an. Es sind die ein- zelnen Figuren, die zu lebendigen Personen werden und aus sich heraus eingebunden in ein Beziehungsgeflecht mit all ihren Leidenschaften agieren.

    un BallO in MaScheRa / ein MaSkenBall neuPRODuktiOn VOn giuSePPe VeRDi in DeR inSzenieRung VOn eliSaBeth StPPleR

    Gefangen im Triebraum der Gefhle

    Regisseurin elisabeth Stppler auf der Probe

    Bild: carolina ullrich (Oscar), Marjorie Owens (amelia), Wookyung kim (Riccardo)

  • Semper! titelgeschichte 14

    Was simpel klingt, entfaltet sich zunehmend zu einem hochkomplexen Gewebe menschlicher Regungen: Riccardo, ein des Selbst-Sinns entleerter Herrscher, liebt beziehungsweise begehrt unerkannt die Frau seines Vertrauten Renato. Hinter der Fassade einer libertinren Dauer-Maskerade, die eine Offenlegung dieser zunchst nicht einmal ausgelebten Liebe un- mglich macht, versteckt sich ein rigides Gesellschafts- und Moralsystem. Der Herrscher entfremdet sich immer mehr von seinem eigenen Staat, seinen Funkti- onen, seinem Freund Renato und schlielich von sich selbst. Es zeigt sich, dass er, aber auch sein mit ihm eng verbundenes Umfeld gefangen sind in einem emotionalen Kfig. Dem zu entkommen vermag Riccardo nicht; auch nicht mittels der Liebe, die er zu spren begonnen hat, aber die er nicht zu leben versteht.

    Es sind wahre Gefhle, menschliche Empfindungen, die sich, eingebettet in die dramatische und trei-bende Musik Verdis, Bahn brechen. Figuren stehen auf der Bhne, die aus sich heraus um ihr Leben, um ihre Liebe singen am Abgrund, schonungslos aufrichtig.

    Elisabeth Stppler, in Dresden sptestens seit der letzten Spielzeit bekannt durch ihre uerst erfolgreiche Produktion Gisela! Oder: Die merk- und denkwr-digen Wege des Glcks, hat mit dem Maskenball eine Reise in die Tiefen menschlicher Befindlich-keiten angetreten, auf der Begriffe zentral sind wie: amore (Liebe), sangue (Blut), verit (Wahr-heit), vendetta (Rache) und tradimento (Verrat).

    giuseppe Verdi

    UN BALLO IN MASCHERA / EIN MASKENBALL

    Melodramma in drei akten in italienischer Sprache mit deutschen bertiteln

    Premiere

    30. September 2011, 19 UhrVorstellungen

    3., 6., 9., 12. Oktober 20113., 6., 9., 16. Februar 2012

    Musikalische leitung

    Carlo Montanaroinszenierung

    Elisabeth StpplerBhnenbild

    Rebecca Ringst, Annett Hungerkostme

    Frank Lichtenberglicht Fabio Antocichor Pablo AssanteDramaturgie

    Stefan Ulrich

    einfhrungsmatinee

    25. September 2011, 11 Uhr, Semper 2kostenlose Werkeinfhrung

    45 Minuten vor den Vorstellungen im Opernkeller der Semperoper Dresden

    Riccardo

    Wookyung Kim (Sep. / Okt.) Giorgio Berrugi (Feb.)Renato

    Marco Vratognaamelia

    Marjorie Owensulrica

    Tichina VaughnOscar

    Carolina UllrichSilvano

    Ilhun JungSamuel

    Tomislav Lucictom Tilmann Rnnebeckun giudice

    Frank Blmel* / Jae-Suk Kim*un servo damelia

    Tobias Schrader*/ Mirko Tuma*Lutz Langhammer**il figlio d'amelia e Renato

    Augustin Luft** / Laurenz Luft**

    Schsischer Staatsopernchor Dresden Schsische Staatskapelle Dresden Mit freundlicher Unter- sttzung der Stiftung zur Frderung der Semper- oper Dresden

    * Mitglieder des Schsischen Staatsopernchores Dresden ** Mitglieder der komparserie

    Marco Vratogna (Renato), Marjorie Owens (amelia), il figlio damelia e Renato (augustin luft)

  • Was mir besonders gefllt, ist die Grundat-mosphre beim Arbeiten. Elisabeth Stppler ist unglaublich gut vorbereitet, hat konzep- tionell ein konkretes Ziel vor Augen, lsst uns aber dennoch die Freiheit, die Rollen zu erarbeiten, ber die Charaktere zu dis-kutieren und das Werk nach und nach zu entwickeln. An meiner Rolle gefllt mir, dass ich eine starke Frau spiele, die zwi-schen Liebe und Pflicht versucht, einen Weg zu finden ihren eigenen Weg. Und doch ist sie gefangen im Liebesdreieck zwischen zwei Mnnern. Das mag vielleicht nach einer billigen Soap Opera klingen, aber schauen wir uns um: So ist das Leben, es kann einem alles bereithalten. Vor emoti-onalen Verirrungen ist wohl niemand gefeit. So dramatisch-konstruiert die Oper wirkt und auch ist, die darin verhandelten Empfin-dungen der Figuren sind wahrhaftig; sie sind menschlich.

    Es ist ein Prozess, im Ausdruck glaubhaft zu wirken, Knstlichkeit abzulegen und real zu agieren. Groe Gefhle, das ist es, was ich auf der Bhne dem Publikum in dieser, aber auch in hoffentlich noch vielen weiteren Produktionen, vermitteln mchte.

    Ja, ich bin schon sehr gespannt, was kom-men wird. In der Tat, als ich vor einem Jahr zum Auftakt die Elisabeth sang, war ich kaum ein paar Tage in Deutschland. Ich hatte in diesem Land praktisch noch keine Erfahrungen gesammelt, konnte die Sprache nicht, war noch fremd in der Sem-peroper und dann durfte ich Dich, teure Halle, gr ich wieder singen, an diesem historischen Ort der Urauffhrung ich war wirklich berwltigt von der Situation und vom Publikum. Es folgten so viele wei-tere Hhepunkte, Neuigkeiten und ber-raschungen so sang ich die Grfin in Mozarts Figaro, kaum dass ich dafr proben konnte. Welch groe Erfahrungen habe ich mit der Rolle der Fremden Frs-tin in Rusalka durch die Arbeit mit Stefan Herheim gesammelt. Nervs war ich dann sehr, eine meiner Lieblingsrollen hier sin-gen zu knnen: Leonora in Il trovatore. Dies sorgte bei mir fr einen wirklichen Adrenalinkick. Ich wusste, die Auftaktver-anstaltung der nchsten, also der jetzt gerade angebrochenen Saison, wrde ich wieder mit der Elisabeth beginnen, sie hatte mir offenbar viel Glck gebracht

    Wahrscheinlich jeder, der zu Beginn der vergangenen Spielzeit der Auftaktveranstaltung der Semperoper beiwohnte, wird Ihre Inter- pretation von Elisabeths Dich, teure Halle, gr ich wieder aus Tannhuser eindrcklich in Erinnerung behalten haben. Ein fulminanter Beginn einer Spielzeit, die nun bereits hinter Ihnen liegt. Mge die jetzige Saison ebenso erfolgreich verlaufen.

    Die Spielzeit ist erst ein paar Tage jung und die erste Neu- produktion von Verdis Un ballo in maschera in vollem Gange; Sie mittendrin, musikalisch und szenisch tglich am ben.

    Welch Glck, dass diese Oper auf dem Programm steht, da sie zu meinen absolu-ten Favoriten gehrt. Mit meiner Rolle, Amelia, habe ich mich seit Jahren beschf-tigt, nun aber war die Zeit vor dem Som-mer endlich gekommen, sie musikalisch intensiv zu erarbeiten. Nach der Leonora scheint mir die Amelia in dieser Phase meiner Karriere genau der richtige Schritt in meinem Verdi-Repertoire zu sein sie fordert meines Erachtens stimmlich mehr Reife, ist dramatischer angelegt und hat groe musikalische Momente, in denen ich mein Knnen zeigen mchte.

    Inszeniert wird diese Oper von Elisabeth Stppler, mit der Sie zum ersten Mal gemeinsam arbeiten. Wie gestalten sich die Proben?

    Stefan ulrich,gesprch

    Marjorie Owens im GesprchBeR ihRe ROlle alS aMelia in DeR neuPRODuktiOn un BallO in MaScheRa unD Die SOaP OPeRa DeS leBenS

  • Semper! titelgeschichte 16

    Zur Biologie der Eifersucht

    RenatO unD aMelia auf DeR cOuch VOn PSychOlOgin Jeannette MtzOlD VOM

    inViVO-inStitut fR VeRhaltenS- theRaPie in DReSDen

    Solange man seinen Partner liebt, solange ist man auch gefhrdet, eiferschtig zu sein. Immer wieder wird be-hauptet, dass man an dem Grad der Eifersucht den Grad der Liebe festmachen kann: Wer richtig liebt, will den Partner fr sich allein und ist letztendlich sehr eiferschtig. Doch dies ist ein gefhrlicher Trugschluss, denn es drckt eher den Grad der Besitzorientierung und der Verlust-angst aus, die auf ein schwach ausgebildetes Selbstbe-wusstsein hindeuten.

    ber Jahrzehnte waren sich fhrende Sexualforscher und Psychologen darin einig, dass ein Mann in erster Linie dann eiferschtig wird, wenn seine Frau ihn krper-lich zu betrgen droht. Frauen dagegen reagieren beson-ders empfindlich auf das so genannte emotionale Fremd-gehen: Demnach wiegt es fr sie schwerer, wenn ihr Mann fr eine andere Frau mehr empfindet als fr sie selbst. Nach dieser Sichtweise ist Renato der typische Eiferschtige, weil er der berzeugung ist, dass ihn seine Frau Amelia krperlich betrogen hat. Auch nach den neusten Auffas-sungen, dass sich Mnner und Frauen kaum in ihrem Eifer-suchtsverhalten unterscheiden, gilt er als typisch eifersch-tig, weil Amelia ihn auch emotional betrogen hat.

    Vermutlich wird jeder einmal von der Eifersucht geplagt. Wozu dient dieses Gefhl im Positiven? Welchen Sinn hat es aus sozialer, aber auch biologischer Sicht?

    Die Eifersucht kann durchaus zum Erhalt der Liebe beitra-gen, wenn sie uns motiviert, uns strker fr die Beziehung zu engagieren. Man bemht sich um die Partnerschaft, indem man etwa die eigene Attraktivitt steigert, damit der Partner seine Augen nicht auf andere richtet.

    Krankhafte Eifersucht kann andererseits auch die Beziehung zerstren, denn sie fhrt zur Aggression. Die biologisch angelegte Form der Aggression ist eine Reak-tion auf lebensbedrohliche Situationen. Ziel dieser Ag-gression ist nicht Zerstrung, sondern Erhaltung des Lebens. Der Mensch ist stammesgeschichtlich so pro-grammiert, dass er auf Bedrohung von lebenswichtigen Interessen mit Flucht oder Angriff reagiert. Diese Reak-tion kann durch moralische und religise berzeugungen und Erziehung eingedmmt werden.

    Im Maskenball ttet ein Mann seinen besten Freund im Glauben, er habe seine Frau verfhrt. Der Eifersuchtsmord ein reiner Opern- und Theaterstoff oder aus dem Leben gegriffen? Inwieweit ist Eifersucht berhaupt ein Thema bei Eheproblemen?

    Die Thematik aus dem Maskenball ist tatschlich aus dem Leben gegriffen. In Zeitungen oder in den Nachrich-ten wird fter ber den sogenannten Eifersuchtsmord berichtet. Ehefrau aus Eifersucht erwrgt, Mord aus Eifersucht? Mann erstochen oder Eifersuchts-Killer Htte die Tat verhindert werden knnen?, sind nur einige Schlagzeilen, die allein im Monat August auf den Titel-blttern standen. Eifersucht und die Erlebnisse durch Trennung beziehungsweise Scheidung sind immer wieder Themen, die bei der Paartherapie aufgegriffen werden. Die Betroffenen haben Fantasien, dass sie etwas verlieren knnten, was sie unbedingt zu brauchen glauben die Liebe des Partners.

    Renatos Liebe zu Amelia verwandelt sich in blinden Hass. Argumenten und Beschwichtigungen gegenber bleibt er taub. Wie knnen Gefhle derart in ihr Gegenteil umschlagen?

    Renatos Liebe zu Amelia verwandelt sich in blinden Hass, weil er es nicht ertragen kann, dass er sie mit seinem bes-ten Freund, dem Herrscher Riccardo, beim Treffen ertappt hat. In diesem zweiten Akt sind die Verschwrer mit anwesend und verspotten Renato, weil er von seiner eige-nen Frau gedemtigt wurde. Er ist so verletzt in seinem Selbstwert und Stolz, dass er Amelia Leid zufgen und sie mit dem Tod bestrafen mchte. Die Liebe Renatos zu Amelia ist durch diese bittere Enttuschung in Hass umgeschlagen, weil diese beiden Gefhle von der Tiefe sehr identisch sind und trotz der Gegenstzlichkeit nah beieinander liegen.

    Die Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft. Wie entsteht berhaupt Eifersucht ist sie anerzogen oder genetisch festgelegt? Und kann man verallgemeinern, bei welchen Menschen sie besonders hufig und stark auftritt? Ist Renato ein typischer Vertreter des klassischen Eiferschtigen?

  • Sind denn Liebe und Eifersucht untrennbar miteinander ver-bunden? Das heit: Keine Liebe ohne Eifersucht, aber auch keine Eifersucht ohne Liebe?

    Die Eifersucht gehrt natrlich zu einer Liebesbeziehung dazu, aber beides ist nicht untrennbar miteinander ver-bunden. Eifersucht hat immer etwas damit zu tun, dass wir den anderen Menschen nach unseren Vorstellungen formen wollen. Er muss sich so verhalten, wie wir es uns wnschen, weil wir uns sonst schlecht fhlen. Liebe be-deutet im Gegensatz dazu, dass uns der Partner wichtig ist und wir wollen, dass es ihm gut geht und dass man eine glckliche und unbeschwerte Beziehung verleben kann. Whrend Eifersucht ein negatives Gefhl ist, ist Liebe ein positives Gefhl.

    Htte Amelia mit Renato ber ihre Liebe zu Riccardo sprechen sollen?

    Man sollte sich sehr genau berlegen, ob man dem Part-ner das Wissen ber einen Nebenbuhler zumuten kann. Denn allzu oft ist die Wahrheit verletzend und krnkend. Und prinzipiell schonungslos die Wahrheit zu sagen, hat nichts mit Offenheit, sondern eher mit Rcksichtslosigkeit und Egoismus zu tun. Ein schlechtes Gewissen vergeht frher oder spter. Der durch eine Beichte angerichtete Beziehungsschaden ist jedoch mglicherweise, wenn auch nicht zwingend, irreparabel.

    anne gerber,gesprch Matthias creutziger, fotograf (Probenfotos)

    Marco Vratogna (Renato), Marjorie Owens (amelia), Staatsopernchor, komparserie

  • Semper! Premiere 18

    Der Narr hat die ganze Welt im KopfkaRl aMaDeuS haRtMannS SiMPliciuS SiMPliciSSiMuS hat in SeMPeR 2 PReMieRe

  • Der Narr hat die ganze Welt im Kopf

    nora Schmid, autorin kupferstich, um 1600

    Ich will keine leidenschaftslose Gehirnarbeit, sondern ein durchlebtes Kunstwerk

    mit einer Aussage. (K. A. Hartmann)

    Du bist wohl ein unwissender Tropf, dass du weder deiner Eltern noch deinen eigenen Namen nicht weit, sagt der Einsiedel zu dem ihm zugelaufenen Bauernjungen und nennt ihn Simplicissi-mus, den Allereinfltigsten. Er nimmt den Vertriebenen, der vor den Grueltaten des Krieges im Wald Zuflucht suchte, bei sich auf und lehrt ihn allerhand. Zwei Jahre vergehen, bis der Einsiedel eines Tages stirbt. Simplicissimus zieht alleine weiter. Noch immer tobt der Krieg und hinterlsst in den Stdten und Drfern Spuren der Verwstung. Ein Landsknecht greift Simplicissimus auf und bringt ihn zum Gouverneur, der Gefallen an dem Bur-schen findet, da dieser immer naiv die Wahrheit sagt: Er soll predigen, er soll reden, er soll Narrenfreiheit haben, er soll mein Narr sein. Als Hofnarr nennt Simplicissimus zur Ergtzung und Erheiterung der reichen Gesellschaft deren Untaten beim Namen, bis hier in einem Rachefeldzug der Bauern der Tod um sich greift und Simplicissimus alleine zurck bleibt. Sein Traum vom ch-zenden Stndebaum mutet nun geradezu prophetisch an. Ja, Sim-plicissimus, der reine Tor, hatte die ganze Welt im Kopf

    Als einen Komponisten, der Bekenntnis ablegen will, hat sich der 1905 in Mnchen geborene Karl Amadeus Hartmann einst bezeichnet. Mit der Kammeroper Simplicius Simplicissimus schuf er, dessen Werke von den Nationalsozialisten als entartet unterdrckt wurden, ein zeitloses Pldoyer gegen Gewalt und

    Schrecken. Bereits in dem als Vorlage dienenden Roman Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch aus dem Jahre 1669 ver-arbeitete Jakob Christoffel von Grimmelshausen das deutsche Trauma des 17. Jahrhunderts: den Dreiigjhrigen Krieg. Mitte der 1930er Jahre, vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs sowie in Vorahnung der kommenden menschenverachtenden Katastrophen, entdeckte Hartmann die aktuelle Brisanz dieses Stoffes und zugleich seine allegorische Zeitlosigkeit: Die Zustandsschilderungen aus dem Dreiigjhrigen Krieg schlugen mich seltsam in Bann, wie gegenwrtig kam mir das vor. Da war der Einzelne hilflos der Verheerung und Verwilderung einer Epo-che ausgeliefert. In innerer Emigration und dem Bewusstsein, dass sich dieses Werk nicht in absehbarer Zeit auffhren lassen wrde, erarbeitete Hartmann gemeinsam mit dem Dirigenten Hermann Scherchen und dem Librettisten Wolfgang Petzet eine Oper, die episches Theater mit Genreszenen mischt und auf Wirk-lichkeitsnhe verzichtet. Hartmanns Musik knpft an den Expres-sionismus der freitonalen Epoche an und bewegt sich kontrast-reich zwischen Bnkelgesang und Choral, zwischen liedartigen Gebilden und psalmodierendem Recitando bis hin zum Marsch und Tanz. Und so werden die Bedrngnisse einer heillosen Zeit zu ergreifenden Bildern und Klngen. 1949, nach der szenischen Urauffhrung in Kln sowie ein Jahr vor der Dresdner Erstauffh-rung, schrieb die Welt: Hartmanns Musik trommelt fr die Ideale der Freiheit und sozialen Gerechtigkeit, sie singt wie mit Engelszungen von Gte und von Menschlichkeit.

    Im intimen Rahmen von Semper 2 hat Hartmanns Simplicius Simplicissimus nun am 21. Oktober Premiere, und zwar in der kammermusikalischen Erstfassung, die sich an der Urfassung von 1934 / 35 orientiert.

    karl amadeus hartmann

    SIMPLICIUS SIMPLICISIMUS

    Musikalische leitung

    Erik Nielseninszenierung

    Manfred WeiBhnenbild & kostme

    Okarina PeterTimo Dentler

    chor Christof Bauer

    licht

    Marco DietzelDramaturgie

    Nora Schmid

    Simplicius Simplicissimus

    Valda Wilson*einsiedel

    Timothy Olivergouverneur

    Tom Martinsenlandsknecht

    Allen Boxer*Bauer, feldwebel, hauptmann

    Matthias HennebergDame

    Lina Lindheimer

    Schsischer Staatsopernchor Dresden

    Schsische Staatskapelle Dresden

    Premiere

    Freitag, 21. Oktober 2011,

    19 Uhr in Semper 2

    karten 21,50 euro

    Weitere Vorstellungen

    24., 25., 27., 30. Oktober 2011 &

    1., 3., 8., 10., 11. November 2011

    karten16,50 euro

  • Semper! Stiftung zur frderung der Semperoper

    Sprungbrett in den Spitzenschuh

    Der Terminplan eines Eleven des Semperoper Ballett ist randvoll. Das bekommt man zu spren, wenn man versucht, alle zwlf neuen Nachwuchstnzer zu einem Interview zu versammeln. Schlielich eine Lcke: abends, kurz vor der Vorstellung, eine halbe Stunde lang. Und dann sitzen sie alle im Kreis im Ballettsaal und erzhlen von ihrem ausgefllten Tagesablauf und der Arbeit mit der Company. Normalerweise kom-men wir morgens in die Oper, wrmen uns auf und beginnen um zehn Uhr mit dem Training wie die anderen Tnzer auch. Dazu kommen die Proben fr die Stcke, in denen wir eingesetzt sind. Auerdem knnen wir immer in die Palucca Hochschule fahren, um dort zu ben oder am Unterricht teilzunehmen. Wir pendeln sozusagen zwischen Oper und Hoch-schule, beschreibt Hannah McDonald aus Arizona. Und Andrew Pontius aus Seattle ergnzt: Wenn wir

    Sie kommen aus Italien, Deutschland, Japan und den USA: Zwlf angehende Profi-Tnzer wurden fr ein Jahr in das Elevenprogramm des Semperoper Ballett und der Palucca Hochschule fr Tanz aufgenommen.

    DeR PReiS DeR Stiftung zuR fRDeRung DeR SeMPeROPeR

    geht an DaS eleVenPROgRaMM DeS SeMPeROPeR Ballett. Mit DeM

    chRiStel-gOltz-PReiS WiRD caROlina ullRich auSgezeichnet.

    Mal nicht an der Stange die neuen eleven im gesprch

  • 21 anne gerber, autorin Matthias creutziger, fotograf

    allerdings in vielen Stcken eingesetzt sind, gehen die Proben in der Semperoper vor, denn das Wichtigste ist, mit den professionellen Tnzern praktisch zu arbeiten. Der intensive Austausch mit den erfahrenen Tnzern ist es auch, der die jungen Ballettstudenten am meisten am Elevenprogramm begeistert. Es herrscht eine sehr angenehme Atmosphre, man fhlt sich aufgehoben und von allen Seiten untersttzt, aber auch gefordert ein idealer Einstieg ins Berufsleben, findet Marianne Bassing aus Kalifornien. Die New Yorkerin Zarina Stahnke ist besonders von der Vielfalt der Tanzstile und Choreografien des Semperoper Bal-lett angetan. Obgleich sie, wie auch ihre Kommilito-nen, persnlich die moderne und neoklassische Rich-tung dem traditonellen Ballett vorzieht, schtzt sie die Ausgewogenheit in der Company. Derzeit werden die Eleven in erster Linie fr klassische Ballette einge-setzt, vor allem im Corps de Ballet: Meistens stehen wir dann zwar nur hinter der Bhne und ben die Tanzschritte mit, rumt Andrew ein. Aber so erar-beiten wir uns ein weit gefchertes Repertoire. Auer-dem ist es wichtig fr eine Company, ein mglichst vielfltiges Programm zu tanzen, um ein breites Pub-likum anzusprechen, gibt Hannah zu bedenken.

    In der nunmehr sechsten Spielzeit bietet das Sem-peroper Ballett in Kooperation mit der Palucca Hoch-schule fr Tanz Dresden das praxisnahe Elevenpro-gramm fr auergewhnlich talentierte Tanzstudenten an. Betreut von jeweils einer knstlerischen Mentorin Ballettmeisterin Laura Graham von der Dresdner Company und Professorin Olga Melnikova von der Palucca Hochschule wird den jungen Tnzern jeweils ein Jahr lang ein intensiver Einblick in den All-tag einer professionellen Company geboten, ergnzt durch Kurse in Fchern wie Zeitgenssischer Tanz, Pas de deux und Improvisation. Viele erhoffen sich damit auch ein Sprungbrett ins Berufsleben, wie es vor einem Jahr Caroline Beach, Michael Tucker und Johannes Schmidt gelang. Sie wurden ins Corps de Ballet des Semperoper Ballett bernommen.

    Fnf, sechs Stunden tglich trainieren die jungen Tnzer fr diesen Traum, hinzu kommen die Vorstel-lungen. Bleibt dabei noch Zeit fr Hobbys? Privatle-ben? Was ist das?, fragt Palucca-Schler Robin Jung und erntet zustimmendes Gelchter. Man organisiert sich seine rare Freizeit eben nach dem Trainingsplan. Das sind die Opfer, die das Tnzerdasein fordert. Ebenso

    19. Preistrgerkonzert

    Sonntag, 16. Oktober, 11 UhrSemperoper

    Werke von Ludwig van Beethoven,

    Engelbert Humperdinck, Richard Strauss, Peter I. Tschaikowsky, Kurt Weill

    Musikalische leitung

    Jonathan Darlington / David Coleman (Ballett)

    Solisten

    Carolina Ullrich, Gala El Hadidi, Marjorie Owens, Simeon Esper, Georg Zeppenfeld

    Schsische Staatskapelle DresdenSemperoper Ballett

    Das detaillierte Programm wird rechtzeitig auf semperoper.de bekanntgegeben.

    wie weite Entfernungen zur Heimat, nach Italien, Japan und den USA. Um das Heimweh nicht zu gro werden zu lassen, suchen sich die Eleven im Ballett ihre neue Familie, einige wohnen sogar zusammen, und von Zeit zu Zeit gibt es eine gemeinsame Dinner Party. Wir haben Glck, wir sind wirklich eine sehr harmonische Runde, besttigt Hannah den ersten Eindruck, den die Gruppe der 18- bis 21-Jhrigen erweckt.

    Apropos Dinner: Nach fast neun Stunden in der Oper ruft das Abendbrot. Dinner? Dner!, lacht Robin. Moment mal! Das darf ein Tnzer sich erlauben? Ja natrlich! Dass Tnzer alle magerschtig sind, ist nur ein dummes Klischee, spottet der athletische junge Mann. Dann also auf zum Dnerstand!

    Was die Eleven hier im Ballettsaal ben, das zeigen sie am 16. Oktober auf der groen Bhne, wenn dem Elevenprogramm beim Preistrgerkonzert der Preis der Stiftung zur Frderung der Semperoper verliehen wird.

    Ebenfalls ausgezeichnet wird die Sngerin Carolina Ullrich, die zuletzt in der Rolle der Rose Maurrant in Street Scene beeindruckte und nun in der Erff-nungsinszenierung Un ballo in maschera als Oscar zu erleben ist. Die junge Sopranistin mit deutsch-chi-lenischen Wurzeln erhlt den Christel-Goltz-Preis, in dem sie eine groe Ehre, aber auch eine hohe Verant-wortung sieht: An die Auszeichnung sind Erwartun-gen geknpft, denen ich entsprechen mchte. ber ihre Lieblingsrollen, die produktive Zusammenarbeit mit Regisseuren und wieso sie doch nicht bei der Kripo gelandet ist, erzhlt Carolina Ullrich im Inter-view, das im Programmheft zum Preistrgerkonzert verffentlich wird.

    Das 19. Preistrgerkonzert 2011 der Stiftung zur frderung der Semperoper wird untersttzt von

    der Ostschsischen Sparkasse Dresden und der Sparkassen-Versicherung Sachsen.

  • Sparte unterzeile

    autor

    christian thielemann und die Schsische Staatskapelle zu gast im Wiener Musikverein.

    22Semper!

  • Semper! Sparte Person

    autor23 Matthias creutziger, fotograf

  • 24Staatskapelle Semper!

    nikolaj znaider

    Auf Einladung der Schsischen Staatskapelle Dresden

    Violin-Rezital Nikolaj Znaider

    Sonntag, 2. Oktober 2011, 11 UhrSemperoper Dresden

    Nikolaj Znaider ViolineRobert Kulek Klavier

    Ludwig van BeethovenViolinsonate Nr. 8 G-Dur op. 30 Nr. 3

    Robert SchumannViolinsonate Nr. 2 d-Moll op. 121Cesar FranckViolinsonate A-Dur

    Der Capell-Virtuos im Gesprch

    Sonntag, 2. Oktober 2011, 14.30 UhrSemperoper Dresden, Oberes Rundfoyer

    Nikolaj ZnaiderTobias Niederschlag Moderation

    Der Capell-Virtuos stellt sich vorDie kOnzeRte DeR SchSiSchen StaatSkaPelle iM SePteMBeR unD OktOBeR

    Manfred honeck

    2. Symphoniekonzert

    Sonntag, 9. Oktober, 11 Uhr Montag, 10. Oktober, 20 Uhr Dienstag, 11. Oktober, 20 Uhr Semperoper Dresden

    Manfred Honeck Dirigent Katia und Marielle Labque Klavier

    Alfred Schnittke (K)ein Sommernachtstraum fr Orchester

    Wolfgang Amadeus Mozart Konzert fr zwei Klaviere und Orchester Es-Dur KV 365

    Antonn Dvok Symphonie Nr. 9 e-Moll op. 95 Aus der Neuen Welt

    Kostenlose Einfhrungen jeweils 45 Minuten vor Beginn im Opernkeller der Semperoper

    Kammermusik der Schsischen Staatskapelle Dresden

    2. Kammerabend

    Mittwoch, 28. September 2011, 20 UhrSemperoper Dresden

    Programm und Mitwirkende werden noch bekannt gegeben.

    Kammermusik der Schsischen Staatskapelle Dresden

    3. Kammerabend

    Donnerstag, 27. Oktober, 20 Uhr Semperoper Dresden

    Programm und Mitwirkende werden noch bekannt gegeben.

  • MUS I C TO WATCH

    Silvesterkonzert 2010Rene Fleming

    Christopher Maltman(DVD & CD)

    Beethoven: Missa solemnis

    Requiem-Konzert 2010(DVD & Blu-ray)

    Thielemann conducts FaustWagner: A Faust OvertureLiszt: A Faust Symphony

    (DVD & Blu-ray, Okt. 2011)

    Brahms: Klavierkonzert Nr. 1Maurizio Pollini

    (CD, ab Herbst 2011)

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  • Semper! Staatskapelle 26

    katia unD MaRielle laBque lieBen WiDeRSPRche Sie WeRDen iM 2. SyMPhOniekOnzeRt zuM klingen geBRacht.

    Diese Schwestern sind wie zwei Welten. Marielle bevorzugt dezente Farben, redet sparsam und liebt die Musik des Barock. Katia mag es gern lssig, spricht viel und widmet sich mit Begeisterung dem Rock und dem Jazz. Doch Gegenstze und das ist nicht nur ein Sprichwort ziehen sich an, besonders, wenn sie aus einer Familie kommen. Das franzsische Klavierduo Labque ist der beste Beweis dafr. Auch wenn immer wieder gern ber ihre Unterschiede geschrieben wird, ihren musikalischen Weg sind sie gemeinsam gegangen.

    In den 70er Jahren haben sie nach Stcken fr zwei Klaviere gesucht und wurden kaum fndig. Bis sie ein Werk von Messiaen ausgegraben haben und sich fr die Musik der Gegenwart begeisterten: Berio, Bou-lez und Ligeti haben mit den beiden Frauen zusam-mengearbeitet. Und die Schwestern machten sich an die Ausweitung der Klassik-Zone. Neben ihren Solo-Karrieren spielten sie sich durch das vierhndige Repertoire. Katia unternahm Ausflge zu den Legen-den Herbie Hancock und Chick Corea, Marielle zieht es immer wieder an die Seite ihres Mannes, den Diri-genten Semyon Bychkov. Gemeinsam betreiben sie eine Stiftung fr vierhndiges Klavierspiel und haben in ihrer Wohnung in Rom 17 Instrumente aus allen Zeiten gesammelt.

    Sptestens wenn die beiden gemeinsam auf der Bhne stehen, zeigen sie, wie produktiv es sein kann, wenn ihre unterschiedlichen Leben in Musik zusam-men kommen. In Dresden werden die Labques Mozarts Konzert fr zwei Klaviere und Orchester in Es-Dur spielen. Eingerahmt wird das Programm unter Manfred Honeck ganz im Sinne der beiden Schwes-tern: Dvoks Symphonie Aus der neuen Welt trifft auf Alfred Schnittkes neutnenden (K)ein Sommer-nachtstraum, ber den der Komponist einmal schrieb: Ich mchte noch hinzufgen, dass alle Anti-quitten in diesem Stck von mir nicht gestohlen, son-dern geflscht wurden.

    Ein Abend der Gegenstze, der Dialoge in der Musik, der Reibungen und der Auflsung von Widersprchen in Harmonie.

    Zwei ungleiche Schwestern

    katia und Marielle labque

  • 2. Symphoniekonzert

    Sonntag, 9. Oktober, 11 Uhr Montag, 10. Oktober, 20 Uhr Dienstag, 11. Oktober, 20 Uhr

    Semperoper Dresden

    Dirigent

    Manfred Honeck klavier

    Katia und Marielle Labque

    Alfred Schnittke (K)ein Sommernachtstraum

    fr Orchester

    Wolfgang Amadeus Mozart Konzert fr zwei Klaviere und Orchester

    Es-Dur KV 365

    Antonn Dvok Symphonie Nr. 9 e-Moll op. 95

    Aus der Neuen Welt

    Kostenlose Einfhrungen durch den Konzertdramaturgen

    Tobias Niederschlag jeweils 45 Minuten vor Beginn im

    Opernkeller der Semperoper

    Zwei ungleiche Schwesternaxel Brggemann, autor umberto nicoletti, fotograf

    katia und Marielle labque

  • Ein Virtuos wie wirDeR geigeR nikOlaJ znaiDeR WiRD

    caPell-ViRtuOS DeR StaatSkaPelle. Die kOnzeRte Mit ihM VeRSPRechen ein OhRenWaSchen.

    Semper! Staatskapelle 28

  • Auch ein Orchester, das eingespielt ist, das als eingeschworenes Team auftritt und eine gemeinsame Tradition und ein kollek-tives Klang-Verstndnis beschwrt, braucht Inspiration von auen. Meistens sind es Diri-genten, die neu denken und das Bekannte gegen den Strich brsten. Doch das reicht der Staatskapelle nicht. Sie ist ein Orches-ter, in dem die Musiker den Ton angeben. Und deshalb engagiert das Ensemble fr jede Spielzeit einen Capell-Virtuos einen Gastsolisten, der kontinuierlich mit der Staatskapelle auftritt, mit ihr Reper-toire erarbeitet und gemeinsam mit den Musikern ber neue Deutungen nach-denkt. Nach dem Pianisten Rudolf Buch-binder ist die Wahl in dieser Saison auf den Geiger Nikolaj Znaider gefallen. Seine Zusammenarbeit mit der Staatskapelle fand ihren bisherigen Hhepunkt in einer international gefeierten CD-Einspielung von Elgars Violinkonzert unter Sir Colin Davis damals spielte Znaider auf der Geige des Geigenvirtuosen Fritz Kreisler, auf der das Werk uraufgefhrt wurde. Auch bei dieser Aufnahme wurde wieder klar: Die Chemie zwischen Orchester und Solist stimmt. Znaider ist einer der fhren-den Geiger unserer Zeit. Ein sinnlicher Musiker. Einer, fr den nicht der eigene Kopf, sondern die Arbeit am Klang im Vor-dergrund steht. Ein Solist, der sich nicht als erster unter allen, sondern als einer von allen versteht. Ein Virtuose, dem es nur um das Eine geht: um die Musik! Er ist nicht nur als Geiger gefragt, sondern auch als Dirigent. Als Principal Guest Conductor des Mariinsky-Theaters in St. Petersburg arbeitet er regelmig mit dessen renom-miertem Orchester. Am Pult der Staatska-pelle unternahm er im Mrz dieses Jahres eine ausgedehnte China-Tournee. Um so spannender wird die aktuelle Saison, wenn Znaider zu zahlreichen Konzerten als

    axel Brggemann, autor george lange, fotograf

    Auf Einladung der Schsischen Staatskapelle Dresden

    Violin-Rezital Nikolaj Znaider

    Sonntag, 2. Oktober 2011, 11 UhrSemperoper Dresden

    Violine

    Nikolaj Znaider klavier

    Robert Kulek

    Ludwig van BeethovenViolinsonate Nr. 8 G-Dur op. 30 Nr. 3

    Robert SchumannViolinsonate Nr. 2 d-Moll op. 121

    Cesar FranckViolinsonate A-Dur

    Der Capell-Virtuos im Gesprch

    Sonntag, 2. Oktober 2011, 14.30 UhrSemperoper, Oberes Rundfoyer

    Nikolaj ZnaiderModeration

    Tobias Niederschlag

    Solist und Dirigent nach Dresden zurck-kehrt. Zunchst wird er sich am zweiten Oktober dem Dresdner Publikum als Solist in einem seiner begehrten Violin-Rezitals prsentieren. Danach beginnt seine Arbeit mit der Staatskapelle, die in einer Tour zum 85. Geburtstag von Sir Colin Davis mndet und nach Frankreich, Italien und sterreich fhrt. Dann wird Znaider Mozarts Violin-konzert in D-Dur interpretieren.

    Es wird ein spannendes Unterfangen sein, zu beobachten, wie die Staatskapelle und der Ausnahmeknstler einander inspi-rieren und gemeinsam an neuen Interpre-tationen tfteln.

    Ich gestehe: Ich bin schtig!

    Mein Name ist Nikolaj Znaider, und ich gestehe: ich bin schtig! Ich bin schtig nach Orchestern wie der Staatskapelle. Nach diesem zentraleuropischen Klang. Ich bin schtig nach dem Klang, den man in den Furtwngler-Aufnahmen der 1940er und 50er Jahre hrt. Schtig nach diesem dunklen Holz-Sound. Leider ist er fast ber- all ausgestorben. Aber zum Glck nicht in Dresden. Die Staatskapelle ist eines der wenigen Orchester, das einen eigenen, wunderbaren Klang bewahrt hat. Damit meine ich einen Klang, der unter vielen anderen Orchestern sofort herauszuhren ist. Ich glaube, das hat etwas damit zu tun, dass das Orchester im Kalten Krieg weit- gehend isoliert war und damit, dass die Musiker sich ber ihren Klang bewusst sind und alles dransetzen, ihn zu bewah-ren. Es gehrt zur Orchestertradition, dass die einzelnen Musiker ihre Erfahrungen und Ideale an ihre Schler weiterreichen, die nicht selten ihre Nachfolger werden. Um objektiv zu bleiben: Ich hre diesen Dresdner Klang als Klang des kammermusikalischen Spiels. Das bedeutet, dass die einzelnen

    Musiker einander zuhren. Jeder Einzelne bernimmt Verantwortung fr das Ensem-ble. Nicht nur aus Egoismus, sondern fr die Musik als Ganzes. Wenn ich mit diesem Orchester zusammenspiele, spre ich, dass alle gemeinsam atmen und dennoch jeder als Individuum auftritt. Fr mich ist dieses das Ideal des Musizierens! Ich kann mir keine Liste der weltbesten Orchester ohne die Staatskapelle Dresden vorstellen.

  • In den Damen-Maskenrumen herrscht derweil Hochbetrieb die Chormitglieder geben einander die Klinke in die Hand. Innerhalb von fnf Minuten muss jede Sngerin von einer der Maskenbildnerinnen mit Percke und verrucht-verrutschtem Make-Up versorgt sein. Bei allem Trubel zwischen Flschlein, Kmmen, Haarnadeln und Farbksten herrscht eine gedmpfte, vertrauliche Atmosphre. Man kennt sich, spricht ber persnliche Dinge und die aktuellen Frisurprob-leme. Und schon kommt im fliegenden Wechsel die nchste an die Reihe.

    Wenn man bei Dietmar Zhlsdorf im Bro sitzt, muss man seinen Beruf und seine Leidenschaft nicht lange erraten: An der Wand des Chefmaskenbildners hngt eine lange Reihe von Masken, von diversen afri-kanischen bis zur Schweizer Fastnachtslarve ein Teil nur seiner Sammlung. Seit 43 Jahren arbeitet Zhls-dorf in diesem Beruf, davon 27 Jahre als Chef der Maske der Semperoper mit momentan 22 Mitarbei-

    tern. Vom Wandel des Handwerks hat er also viel mit-erlebt. Er selbst fing noch mit einer Ausbildung zum Theaterfriseur an, die er zur Hlfte im Salon absol-vierte, um anschlieend nach bestandener Eignungs-prfung an der Kunsthochschule zu studieren. In den 60er-Jahren war der Studiengang von Leipzig nach Dresden umgezogen. Das Maskenbildstudium hatte die DDR der Bundesrepublik voraus: In dieser gab es damals keine staatlich anerkannte Berufsausbildung zum Maskenbildner. Das hat sich inzwischen gen-dert, mit dem Nachteil, dass eine viel zu groe Menge von Absolventen den Markt berschwemme, bedauert Zhlsdorf.

    Wenn man die Komplexitt des Berufes heute betrachtet, ist kaum mehr vorstellbar, dass im 19. Jahrhundert die Knstler sich noch selbst schminkten

    Semper! 30kosmos Oper

    hinteR DeR MaSke

    Kosmos Oper

    Garderobe Damen Solo, noch anderthalb Stunden bis zum Beginn von Rusalka: Warmes Abendlicht dringt durch die Vorhnge, es herrscht eine angenehme Ruhe. Nur ein wenig Tschaikowsky pltschert aus dem Ballettsaal ber den Flur in diesen kleinen Raum mit den beleuchteten Spiegeln und dem Kunstleder-sofa, in dem zwei Frauen sich leise unterhalten. Die Mezzosopranistin Barbara Senator sitzt in ihrem gr-nen Morgenmantel schon im Frisierstuhl: Letzte Wellness vor der Vorstellung, lchelt sie und schliet die Augen, whrend die Maskenbildnerin Claudia Giese ihr Strhne fr Strhne die Haare schneckelt und feststeckt. Ich nehme immer den frhesten Masken-termin, denn ich geniee diesen Ruhepol, diese ersten Schritte vor der Vorstellung mit Schwmmchen und Pinsel. Barbara Senator singt heute Abend die Zweite Elfe in Stefan Herheims bilderreicher Inszenierung, in der sie als Figur immer lter und reifer wird. In vier Verwandlungen wird sie whrend der Vorstellung die Percke wechseln weshalb das Perckenband ber ihren echten Haaren besonders fest sitzen muss. Die Gesichtszge einer Zwlfjhrigen trgt sie zu Beginn, und schon erglhen ihre Wangen unter den Hnden der Maskenbildnerin zu roten Apfelbckchen.

    In einer Herren-Solo-Garderobe wchst unterdes-sen dem Bass Georg Zeppenfeld ein langer, strhniger Zopf Cornelia Hrbe, die stellvertretende Chefmas-kenbildnerin, fixiert die Percke auf seinem Kopf: Beim Wassermann besser mit wasserfestem Kleber, lacht sie. Wie bei jeder Maske, die gestaltet werden soll, hat sie zuvor auf sein Gesicht einen Grundteint aufgetragen und es abgepudert. Am besten funktio-niert Mischhaut, erklrt sie. Auf trockener Haut steht die Farbe, auf fettiger rutscht sie aus. Mit Zahn-brste, blauer Farbe und Schlfensilber hat sie auerdem den Bart des Wassermanns veralgt, seinen echten brigens, denn ein angeklebter Bart strt Zep-penfeld beim Singen. Auch fr ihn ist die Maskenzeit der Moment, in dem er sich noch einmal auf die Partie konzentrieren kann. Zugleich ist das der point of no return: Wenn einem jetzt einfllt, dass das Bgeleisen zu Hause noch an ist, dann ist es an, sagt er. Fertig geschminkt, bleibt er allein in seiner Garderobe zurck und zieht sich um.

    Bei allem Trubel zwischen Flschlein, Kmmen,

    und Farbksten herrscht eine vertrauliche Atmosphre.

  • christine Diller, autorin Matthias creutziger, fotograf

  • 32kosmos OperSemper!

    und fr ihr Kostm sorgten. Als das nicht mehr aus-reichte, wurde der Theaterfriseur blich. Mit der Ent-wicklung des Filmes schlielich erfuhr das Handwerk seinen Aufschwung: Haarteile, Percken und Schmin-ken wurden ntig. Und es traf sich gut, dass der unter anderem von Richard Wagner sehr gelobte Bassbari-ton Ludwig Leichner zugleich studierter Pharmazeut war und Ende des 19. Jahrhunderts giftfreie Schmin-ken entwickelte und vertrieb. Immer musste die Mas-kenbildnerei dann mit der Weiterentwicklung von Kamera- und Beleuchtungstechnik schritthalten: Hatte einst Gaslicht die warmen Farbtne noch heller wir-ken lassen, verndern HMI-Scheinwerfer ihre Lichtin-tensitt, bis sie Tageslichtstrke erreichen und Fett-schminke und Puder wie eine Wachsschicht aussehen lassen. Je nach Bedingungen arbeiten die Masken-bildner mit den verschiedenen Schminkmglichkeiten Fett-, Nass- und Wassercremeschminken, sogar mit Airbrush oder gar nur ein bisschen Schattierung und Lidschatten, wenn gar nichts weiter von der Regie gewnscht wird.

    Das allerdings ist dann eher etwas langweilig fr die Mitarbeiter der Maskenabteilung. Und dabei ist Schminken nur ein Teil ihrer Knste, hufig fertigen sie Teile des Maskenbilds an: Sie knpfen Percken, stellen Abgsse von Sngerkpfen her und gestalten fantastische Skulpturen, die die Snger spter aufset-zen. Etwa die Echsen- und Vogelkpfe, die in Rigo-letto mitspielen. Jetzt stieren sich diese gegenseitig in einem der beiden Rume an, in denen Zhlsdorf seinen Fundus beherbergt unter anderem auch Haarteile, nach Farben sortiert, und Gipskpfe, mit Sngernamen beschriftet, auf denen ihre Percken geknpft werden. Eine Galerie gipserner Doubles sozusagen.

    Auch ein Labor gehrt zu Zhlsdorfs Gefilden, in dem ein Abluftschrank vor giftigen Dmpfen schtzt und gerade die Stirnmasken von Tomislav Lucic, Til-mann Rnnebeck und Marco Vratogna fr die nchste Neuproduktion, Ein Maskenball, lagern. In den Maskenrumen der Komparserie werden solche Stirn-masken gerade mit Farbe beschichtet und trocken gefhnt. Denn berall, wo sonst vor und whrend der Vorstellungen oder Proben geschminkt wird, mssen

    in der brigen Zeit Maskenteile angefertigt werden. Zurzeit tftelt die Abteilung an den Wunden, die der Dreiigjhrige Krieg den Menschen in Karl Amadeus Hartmanns Simplicius Simplicissimus schlgt. Mit platzenden Theaterblutbeuteln ist dabei nicht viel gewonnen. Es darf nicht wie in der Geisterbahn aus-sehen, auf der Flssigkeit knnen die Snger leicht ausrutschen, und ein farbberstrmter Snger muss erst einmal duschen gehen. Deshalb benutzt Zhls-dorf in solchen Fllen erstarrende Gelatine oder arbeitet die Verwundungen in aufsetzbare Masken mit ein, ob das ein fehlendes Auge ist oder eine abge-hackte Nase. Deftige theatralische Mittel, sagt er. Seit der Bauprobe vor einigen Wochen etwa ist die Abteilung neben anderen Neuproduktionen mit den Simplicius-Wunden beschftigt. Bis zur Klavier-hauptprobe, der ersten Komplettprobe, muss alles fertig sein. Und trotz dieses strammen und meist kom-plizierten Zeitplans aus Spiel-, Vorbereitungs- und Probenbetrieb gilt immer die Prmisse: Die Abend-vorstellung geht vor, wie Zhlsdorf sagt. Schlielich warten in den Garderoben ja die Snger auf ihr Rollen- Outfit und die letzten ruhigen Momente vor der Auf-fhrung.

    oder geschminkt.teile des Maskenbildes werden hergestellt

  • 33innensichtenSemper!

    InnensichtenMitWiRkenDe DeR SeMPeROPeR antWORten auf Selten geStellte fRagen

    Da gibt es viele, und es kommen immer wieder welche dazu. Das auf einen bestimm-ten Opernabend zu reduzieren, ist fr mich unmglich. In jedem Falle habe ich immer Taschentcher dabei Susanne hoffmann, Mitarbeiterin des knstlerischen Betriebsbros

    Mit Begeisterung denke ich an das Gastspiel des Pantomimen Marcel Marceau zurck. Es war fr mich kaum vorstellbar, dass ein ber 80-jhriger Mann nur durch Gestik und Mimik die riesige Opernbhne fllen knnte. Doch Marceau verzauberte das Publikum mit Die Entstehung der Welt und seinem tragisch komischen Clown Bip. Ein berwlti-gendes Erlebnis, das mich in Sachen Offenheit und Aufge-schlossenheit gegenber mir Unbekanntem bis heute prgt. So konnte ich viele un- vergessliche Vorstellungen an der Semperoper erleben.Janine Schtz, Mitarbeiterin historisches archiv/Dramaturgie

    An welches Opern- oder Theatererlebnis werden Sie sich immer erinnern?

    Bei mir gibt es nicht das frhe Opernerlebnis. Meine erste Oper habe ich im Alter von 13 Jahren gesehen. Es war Tann- huser. Aber ich erinnere mich eher an den Opernabend als solchen, nicht so sehr an die Auffhrung. Danach gab es viele beeindruckende Opern-abende, ohne dass ich einen da- von herausheben mchte.heike Jenor, abendspielleiterin und 1. Regieassistentin

    Matthias creutziger, fotograf

    Mein erstes Opernerlebnis hatte ich mit etwa zehn Jahren bei Hnsel und Gretelim Dresdner Schauspielhaus. Ich hatte einen Platz in der 1. Reihe Mitte! Das hat mich damals sehr beeindruckt.Stefan folprecht, tonmeister

    Oper geht mir immer wieder tief in Kopf und Herz, denn sie nimmt sich Zeit (ein kostbares Gut heutzutage).Julia Brettschneider, Mitarbeiterin Besucherdienst

  • 34RepertoireSemper! karl georg Berg, autor Matthias creutziger, fotograf

    Juni 2011: Bei den Hndel-Festspielen in Halle erklingt Hndels letztes Oratorium Jephtha. Fr einen Countertenor gibt es in diesem Werk eigentlich nur die nachge-ordnete und ein wenig blasse Partie des Hamor. Doch in Halle und am Tag darauf beim Gastspiel in Gttingen steht Hamor auf einmal in der Aufmerksamkeit mindes-tens auf Augenhhe mit der Titelrolle. Denn der 30-jhrige argentinische Counter-tenor Franco Fagioli ist Hamor und er legt seine ganze superbe Gesangskunst in die Gestaltung der Rolle. So ist es immer, wenn Fagioli singt. Auch als Hamor gelingt es dem Snger mit seinem ausgefeilten Vor-trag sowie seiner sngerischen Virtuositt und erlesenen Tongebung, eine Hndel-Partie aufs Schnste mit Leben zu erfllen.

    Im Zentrum der Aufmerksamkeit iM OktOBeR iSt cOunteRtenOR fRancO fagiOli WieDeR in lincOROnaziOne Di POPPea zu eRleBen

    Festwochen, am Teatro Carlo Felice inGenua oder am Thtre des Champs-Elyses in Paris. In der Titelrolle in Hndels vielleicht bekanntester Oper Giulio Cesare begeis-terte er in Zrich, Oslo und 2008 bei den Hndel-Festspielen in Karlsruhe. Dort trat er 2010 und 2011 auch in der Titelrolle des Ariodante auf, die kaum je von einem Countertenor gesungen wird. Franco Fagio-lis Rollenportrt kann nicht anders als sen-sationell genannt werden: Die Flle seiner Tne, seiner Stimmfarben, seiner dynami-schen Nuancen und seiner hoch expressi-ven Phrasierung in der berhmten Arie Scherza infida war gelinde gesagt phno-menal. Nicht minder in Verzcken versetzte seine virtuose Gelufigkeit und Originalitt bei den Verzierungen in den koloraturen-reichen Bravour-Arien.

    hnliche Eindrcke gingen unter ande-ren auch von seinem Auftritt als Teseo in Hndels Oper 2009 am Stuttgarter Staats-theater aus. In Stuttgart gab er auch seinen ersten Liederabend in Europa, bei der er mit Musik von Frhbarock bis zu Rossini die breite Flle seines Knnens faszinie-rend vorstellte. Sowohl der Teseo als auch das Programm des Liederabends sind auf CD dokumentiert. Fagioli wirkte auch in CD-Produktionen von Hndels Berenice und ganz neu dem wiederentdeckten Germanico mit. Auch in der Produktion des Ezio von Gluck aus Ludwigsburg ist er auf Tontrger zu hren.

    Den Nerone in Monteverdis Poppea sang und singt er in der vergangenen und laufenden Saison nicht nur in Dresden, son-dern auch an der Oper in Kln. Und als Giulio Cesare ist er zu Beginn 2012 an der Finnischen Nationaloper zu erleben.

    Ausdruck seines Renommes sind auch die Auftritte als Special Guest bei den Reci-tals von Cecilia Bartoli in London und Brs-sel und jngst die Verleihung des Premio Abbiati des italienischen Musikkritikerver-bandes als bester Snger des Jahres.

    Lincoronazione di Poppea / Die Krnung der Poppea

    Vorstellungen

    15., 22, und 26. Oktober, 19 Uhr & 30. Oktober, 18 Uhr

    karten ab 14,50 euro

    In Halle lie Franco Fagioli schon bei den Festspielen 2004 in der ebenfalls nicht gerade spektakulren Partie des Lichas in Hercules erstmals in Mitteleuropa auf-horchen. Bald machte der in San Miguel de Tucumn geborene Snger, der zunchst Klavier am Musikinstitut seiner Heimat-stadt studierte, ehe er sich dem Gesangs-studium an der Kunstakademie des Teatro Coln in Buenos Aires widmete, auch Furore in den groen Rollen im barocken Fach. Er sang am Teatro Coln in Buenos Aires, an der Oper Bonn, am Aalto-Theater in Essen, bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen, am Opernhaus Zrich, bei den Innsbrucker

    franco fagioli als nerone

    franco fagioli

  • RtsellincOROnaziOne Di POPPea /

    Die kRnung DeR POPPea

    Eine Frau auf dem Weg nach ganz oben: Poppea liebt Nerone, den Kaiser von Rom. Auch Nerone mchte die Angestellte zu sich heraufziehen, und wehe denen, die den beiden im Weg stehen. Wie zum Bei-spiel der moralische Wchter und Philo-soph Seneca, der von der Vermhlung

    abrt und den daraufhin umgehend sein Todesurteil ereilt. Oder Nerones Frau Otta-via, die zusammen mit Poppeas Ex-Freund Ottone ein Mordkomplott gegen Poppea spinnt und in der Verbannung endet.

    Doch nicht nur als skandalumwitterter Herrscher und Rom-Brandstifter machte sich Nero einen Namen. Zu seinen Lebzei-ten war er ebenso als Geowissenschaftler, Sportler, Dichter und Musiker bekannt, der u.a. die Lyra zupfte und als Kitharasn-ger mehrere Wettstreite gewann.

    In Anlehnung an die Olympischen Spiele rief er selbst ein Musik-Poesie-Sport-Festival ins Leben. Wie nannte er diese Wettkmpfe?

    Verlosung unter allen richtigen einsendungen verlosen wir zwei freikarten der Saison 2011/12 ihrer Wahl, ausgenommen sind Premieren, Sonderveranstal-tungen und gastspiele.

    Einsendeschluss 15. Oktober 2011 Semperoper Dresden theaterplatz 2 01067 Dresden [email protected] Lsungswrter des letzten Rtsels, Heft 1 ein Spaten auf der linken Schulter

    Gewonnen hat Marlies gtze aus coswig

    lsung

    35RtselSemper!

  • Semper! 36

    Zehn Fragen

    Die Sopranistin schloss an der Baylor University im US-Bundesstaat Texas mit einem Bachelor of Music ab, bevor sie fr vier Spielzeiten in das Young Artist Studio der Houston Grand Opera

    aufgenommen wurde. Zudem war sie Ensemble-Mitglied des Ryan Opera Center der Lyric Opera of Chicago und sang hier die Annina in La traviata. In der Saison 2009 / 10 debtierte sie als

    Gerhilde in Die Walkre an der Opra National de Paris und sang erfolgreich die Titelrolle in Strauss Ariadne auf Naxos an der Boston Lyric Opera. Seit der Spielzeit 2010 / 11 gehrt sie zum festen

    Ensemble der Semperoper Dresden und ist hier in dieser Saison u.a. als Leonora (Il trovatore), Fremde Frstin (Rusalka), Amelia (Un ballo in maschera), Elsa von Brabant (Lohengrin), Donna Anna

    (Don Giovanni) und Dorotka (Schwanda, der Dudelsackpfeifer) zu erleben.

    Marjorie Owens, Sopranistin ensemble-Mitglied

    Zehn Fragen

    Menschen

  • Mein Morgenritual ist

    Mein Traum vom Glck

    Mein letzter Lustkauf war

    Wenn ich einen anderen Beruf ausben msste, wre es

    Wenn ich einen Tag unsichtbar wre, wrde ich

    Mein Lieblingsort in Dresden

    Abschalten kann ich am besten

    Das Unvernnftigste, was ich je getan habe

    Schwach werde ich

    In meiner Hosentasche habe ich

  • adresse

    Semperoper Dresden Besucherdienst Theaterplatz 2

    01067 Dresden

    Die Tageskassen und das Anrechtsbro befinden sich in der Schinkelwache.

    ffnungszeiten

    Montag bis Freitag 10 18 Uhr Sonnabend, Sonntag 10 13 Uhr* (*nderungen im Monatsspielplan

    bzw. auf semperoper.de)

    kontakt T 0351 49 11 705

    [email protected]

    Impressum

    herausgeber Schsische Staatsoper Dresden

    intendantin

    Dr. Ulrike Hessler

    Semper! Magazin der Semperoper Dresden

    Theaterplatz 2, 01067 Dresden semperoper.de T 0351 49 11 336

    Redaktion

    Jrg Rieker, Leitung (verantw. i.S.d.P.) Nora Schmid & Christine Diller (stv. Leitung),

    Katrin Bhnisch, Matthias Claudi, Corina Ebert, Anja Fietzek, Anne Gerber, Tobias

    Niederschlag, Stefan Ulrich, Kerstin Zeiler

    Bildnachweis Titel & Inhalt: Matthias Creutziger S. 8: David Baltzer, S. 9: Agentur

    S. 24: Agentur, M. Creutziger S. 39 rechts: Costin Radu

    gestaltung

    Fons Hickmann M23, Berlin Bjoern Wolf, Ral Kokott

    herstellungsregie Marcus Brunig

    Druck

    Druckerei Thieme GmbH

    Papier Munken Lynx Rough, 100g

    Multi Art Silk, 200g

    anzeigenvertrieb Keck & Krellmann,

    Werbeagentur GmbH, Dresden

    Redaktionsschluss fr dieses Heft: 16. September 2011

    Service

    clauDiO MOnteVeRDi

    Lincoronazione di Poppea

    Die kRnung DeR POPPeafR DReSDneR gnStigeR

    Ist es Liebe oder Machtgier? Oder von bei-den etwas? Ganz sicher ist es nie, welche Motive Poppea in die Arme und schlielich auf den Thron Nerones treiben. Doch der

    Weg an die Spitze der Gesellschaft zieht einen Strudel aus Leidenschaften, Intri-gen, Eifersucht und Karrieregelsten mit sich und fhrt ber Leichen. Monteverdis Figuren erscheinen heute so aktuell wie vor 400 Jahren, whrend die historischen Instrumente der Cappella Sagittariana den Bogen ins 17. Jahrhundert spannen.

    Als verlassene und auf Rache sinnende Gattin des Herrschers gibt Stephanie Hout-zeel in der Partie der Ottavia ihr Hausdebt an der Semperoper.

    Zum Dresdentag am 26. Okrober ist die Barockoper fr alle Dresdner zu ermig-ten Preisen zu erleben.

    Vorstellungen

    15., 22., 26., 30. Oktober 2011 karten ab 14,50 euro

    Die Junge Szene wird untersttzt durch

    eine initiative der Rudolf Whrl ag.

    enSeMBle & JungeS enSeMBle

    Rollendebts an der Semperoper

    OktOBeR / nOVeMBeR 2011

    RIGOLETTO Wiederaufnahme 4. Oktober 2011

    Duca di Mantova Andrej DunaevSparafucile Tilmann Rnnebeck

    SIMPLICIUS SIMPLICISSIMUS Premiere 21. Oktober 2011

    Simplicius Simplicissimus Valda Wilsoneinsiedel Timothy Olivergouverneur Tom Martinsenlandsknecht Allen BoxerBauer, feldwebel, hauptmann Matthias Henneberg

    ALCINA Premiere 29. Oktober 2011

    alcina Amanda MajeskiRuggiero Barbara SenatorMorgana Nadja MchantafBradamante Christa MayerOronte Simeon EsperMelisso Markus ButterOberto Elena Gorshunova

    LA BOHME28. Oktober 2011

    Musetta Vanessa Goikoetxea

    LOHENGRIN6. november 2011

    elsa Marjorie OwensOrtrud Tichina Vaughn

    Repertoire

  • Semper! 39 Service, impressum, Repertoire

    tOuzeau, ek, gODani

    Zaubernchte

    DRei SteRne aM BalletthiMMel

    Mit No thumb von Pascal Touzeau, Sie war schwarz von Mats Ek und Spazio-Tempo von Jacopo Godani verbindet das Semperoper Ballett drei seiner packends-ten Repertoire-Stcke in einem Ballett-abend. Mal dster-beklemmend, mal sur-

    real-grell oder von beschwrender An- ziehungskraft erzhlen diese modernen Choreografien schlaglichtartig von mensch-licher Konversation und alltglichen Bezie-hungskmpfen des 21. Jahrhunderts.

    Vorstellungen

    5., 16. Oktober 2011 karten ab 13 euro

    giuSePPe VeRDi

    RigolettotRagiScheR

    naRR

    Giftgrn tritt der Narr in Nikolaus Lehn-hoffs Inszenierung von Rigoletto auf, und giftig ist der Spott, mit dem er ber die Hflinge und Untertanen des Herzogs von Mantua herzieht. Sein Inneres jedoch ist schwarz, immer in Sorge um seine einzige

    Tochter, die er ngstlich vor der Auen-welt abschirmt, um sie dem Zugriff seines Herrn, einem notorischen Frauenhelden, zu entziehen. Als sie dennoch in die Fnge des Herzogs gert, schwrt Rigoletto blu-tige Rache. Doch diese fllt auf ihn selbst zurck

    Rigoletto war Lehnhoffs zweite Regie-arbeit an der Semperoper, vor der Henze-Oper LUpupa und nach dem Todesstra-fen-Drama Dead Man Walking, das in dieser Spielzeit ebenfalls wieder auf dem Spielplan steht.

    Vorstellungen

    4., 7. Oktober, 18., 27. November, 1. Dezember 2011 &

    3., 8., 13., 27., 30. April 2012 karten ab 27,50 euro

    RepertoirekuRt Weill

    Street SceneBROaDWay-OPeR in

    elBflORenz

    Es muss nicht im New York der Vierziger Jahre sein, der Wohnblock knnte uns ebenso im heutigen Dresden begegnen, und seine Bewohner durchleben Geschich-ten, die jedem vertraut sein drften so erzhlt die junge Regisseurin Bettina Bru-

    inier die Straenszenen, die sich whrend eines Tages und einer Nacht in Street Scene abspielen.

    In der Sommerhitze auf der Strae wach- sen leise Sehnschte nach einem besseren Leben, gren aber auch unterdrckte Wut und Enttuschung, die sich wie in einem Augustgewitter verheerend entladen. Dann kehrt wieder Ruhe ein.

    Nach der Urauffhrung seines Prota-gonisten 1926 in Dresden und der Emig-ration des Komponisten in die USA 1933 kehrt Kurt Weill mit seiner jazzig ange-hauchten Broadway-Oper nun wieder in die Semperoper zurck.

    Vorstellungen

    23., 27. September 2011,30. Mai & 3. Juni 2012

    karten ab 13 euro

  • Der Stiftungsrat

    Joachim HoofVorstandsvorsitzender Ostschsische Sparkasse DresdenVorsitzender des Stiftungsrates, Dresden

    Senator h. c. Rudi HusslerGrnder und Ehrenvorsitzender des Stiftungsrates, Stuttgart

    Ehrenprofessor Senator E. H. Dipl. Ing. (FH) Klaus FischerInhaber und Vorsitzender der Geschftsfhrungder Unternehmensgruppe fischer, Waldachtal

    Susanne Hussler, Stuttgart

    Dr. Ulrike HesslerIntendantin der Schsischen Staatsoper Dresden

    Professor Dipl. Ing. Jrgen HubbertVorsitzender des Kuratoriums, Sindelfingen

    Gerhard MllerVorstandsvorsitzender Sparkassen-Versicherung SachsenGeschftsfhrer der Stiftung, Dresden

    Das Kuratorium

    Ulrich Burle GmbH & Co. KGBBBank eGBehringer.Touristik.Beratung.Organisation GmbHRobert Bosch GmbHBW PARTNER4711 Cologne GmbHDaimler AGDeutscher Sparkassen-Verlag GmbHDie Glserne Manufaktur von VolkswagenDREWAG Stadtwerke Dresden GmbHDuravit AGEADS Elbe Flugzeugwerke GmbHENSO Energie Sachsen Ost AGfischerwerke GmbH & Co. KGGARDENA GmbHGEZE GmbHHilton DresdenKempinski Hotel TaschenbergpalaisKPMG AGLange Uhren GmbHLeicht JuweliereOstschsische Sparkasse DresdenPiepenbrock Dienstleistung GmbH & Co. KG

    Prof. Dr. Dr. Sabine Freifrau von Schorlemer Staatsministerin fr Wissenschaft und KunstSchsisches Staatsministerium fr Wissenschaft und Kunst, Dresden

    Helma OroszOberbrgermeisterin der Stadt Dresden

    Heinz H. Pietzsch, Berlin

    Hans Gnther SchappacherGeschftsfhrender GesellschafterAssistenz-Treuhand GmbH, Stuttgart

    Alfred Sigl, Nrnberg

    Dr. Andreas SperlGeschftsfhrerEADS Elbe Flugzeugwerke, Dresden

    Tilman TodenhferGeschftsfhrender GesellschafterRobert Bosch Industrietreuhand KG, Gerlingen

    Heinz H. PietzschDr. Ing. h.c. F. Porsche AGPSD-Projects + Share Development AGRadeberger Exportbierbrauerei GmbHRheinmetall AGSachsen BankSchwbische Bank AG, Dr. Peter LinderUnternehmensgruppe SchwarzSRH HoldingSparkassen-Versicherung SachsenStaatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbHSenator h.c. Erwin StaudtSuper Illu Verlag GmbH & Co. KGVattenfall Europe Mining & GenerationVITRA GmbH DeutschlandJuwelier WempeAdolf Wrth GmbH & Co. KGYIT Germany GmbHZentrum Mikroelektronik Dresden AGEhrenmitglieder: Professor Christoph AlbrechtProfessor Gerd Uecker

  • Wer Kunst versteht,versteht es, sie zu frdern

    Informationen und Spendenvordrucke

    Stiftung zur Frderung der Semperoper (im Hause der

    Sparkassen-Versicherung Sachsen), An der Flutrinne

    12, 01139 Dresden, Telefon 0351 423 55 98, Telefax

    0351 423 54 55, [email protected],

    www.stiftung-semperoper.de

    Dem Aufruf der 1992 gegrndeten Stiftung zur Frderung der Semperoper sind

    mittlerweile zahlreiche Freunde der Semperoper gefolgt. Werden auch Sie Mitglied

    im Kuratorium oder im Frderkreis der Stiftung zur Frderung der Semperoper.

    Helfen Sie mit, die Ziele der Stiftung zum Wohle der Semperoper zu realisieren und

    genieen Sie gleichzeitig viele persnliche Vorteile.

    Als Frderer sind Sie Gast der IntendantinZum jhrlichen Preistrgerkonzert der Stiftung und dem anschlieenden Empfang

    fr die Preistrger werden Sie persnlich eingeladen.

    Musiktheater intensiver erlebenSie kommen mit Knstlern und der Opernleitung unmittelbar ins Gesprch, haben

    die Mglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und Proben zu besuchen.

    Die Semperoper kommt zu Ihnen nach HauseSie erhalten vor jeder Spielzeit die Jahresbroschre mit dem neuen Spielplan.

    Das Magazin semper! der Oper und die Stiftungszeitung aktuell informieren

    ber Neuigkeiten.

    Kartenreservierung leicht gemachtDas Bro der Stiftung untersttzt Sie bei der bevorzugten Reservierung von Karten

    fr Repertoire- und Premierenvorstellungen.

    Anregender Austausch unter FreundenDie Stiftung bietet Ihnen eine hervorragende Plattform zum ungezwungenen

    Austausch mit anderen Musikliebhabern aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft

    und Kultur.

  • demiths Sinfonie in Es, einem Werk, das der Komponist der virtuosen Brillanz ame-rikanischer Orchester auf den Leib ge-schrieben hatte. Das Blech des CSO hat einen legendren Ruf, und so hatte ich befrchtet, dass es schnell den akustischen Rahmen der Semperoper sprengen wrde. Diese Angst erwies sich zum Glck als vl-lig unbegrndet. Es war erstaunlich zu hren, wie sich die Musiker ohne Anspiel-probe perfekt an den Raum anpassten.

    Im Anschluss war dann eine von Ric-cardo Muti zusammengestellte Auswahl aus den beiden Romeo und Julia- Suiten von Prokofjew zu hren. Das intensive Spiel des Orchesters in der berhmten Balkonszene und in Tybalts Tod gerieten fr mich unter Mutis przisem und unpr-tentisen Dirigat zum absoluten Hhe-punkt des Konzertes, welches mir in leb-hafter Erinnerung bleiben wird.

    Bernhard Weisemann, Dolmetscher

    Reihe 7, Platz 23 1. SyMPhOniekOnzeRt DeR StaatSkaPelle &

    gaStkOnzeRt DeS chicagO SyMPhOny ORcheStRa

    Seit den 1970er Jahren bin ich begeister-ter Besucher der Konzerte der Schsischen Staatskapelle. Den Grundstein dazu legte der regelmige Besuch der so genann-ten. Schulkonzerte in den 70er Jahren, damals noch unter Herbert Blomstedt. Seit einer konzertanten Gtterdmmerung im Jahr 1983 unter der Leitung von Marek Janowski habe ich dann fast kein Kapell-Konzert mehr verpasst.

    Vor allem Dirigenten wie Giuseppe Sino-poli, Sir Colin Davis und Georges Prtre haben mir in den letzten 20 Jahren viele musikalische Sternstunden mit der Kapelle beschert.

    Christian Thielemann kannte ich bisher durch mitreiende Wagner- und Strauss-Auffhrungen an der Deutschen Oper Ber-lin. Seine Vorliebe fr einen traditionellen deutschen Orchesterklang mit einem star-ken Bassfundament ist offenkundig und allseits bekannt. Fr mich war er schon immer ein idealer Partner fr die Kapelle. Die ersten gemeinsamen Konzerte im Herbst 2009 und Anfang 2010 schienen mir noch eine Annherung zwischen Orchester und Dirigent zu sein. Sptestens aber mit dem Silvesterkonzert 2010 schei-nen sich Thielemann und die Staatskapelle gefunden zu haben und musizieren seit-dem auf eine harmonische Weise, wie ich dies lange nicht erlebt habe.

    Die Lust am gemeinsamen Musizieren war nun beim 1. Symphoniekonzert allein schon an der Krpersprache aller Orches-termitglieder zu beobachten. Die Musiker saen auf Kante, strahlten sich immer wieder gegenseitig an, und selbst Thiele-manns Schlag schien mir noch natrlicher und sparsamer geworden zu sein.

    Das Konzert begann fr mich mit einem Novum. Nachdem Busonis Nocturne sym-phonique verklungen war, wandte sich Thielemann ans Publikum mit dem Satz: Das ist eines der groartigsten Stcke, das ich kenne. Manchmal muss man allerdings ein Stck zweimal hren, um seinen wah-ren Wert zu erfassen. Und deshalb spielen wir es jetzt gleich noch einmal! Und tat-schlich war die Wiederholung noch farbi-ger, intensiver und spannungsvoller.

    Mit Pfitzners stacheligem und frher offenbar als unauffhrbar geltendem Kla-vierkonzert in Es-Dur konnten der Solist Tzimon Barto und die Staatskapelle mit leidenschaftlichem Engagement die Besu-cher in ihren Bann ziehen. Thielemann setzt sich ja seit vielen Jahren fr das Werk Pfitzners ein. Der Applaus im Anschluss schien ihm Recht zu geben. Das Klavier-konzert war fr mich eine echte Entde-ckung. Groer Dank an den Solisten, der wie ich im Anschluss erfuhr den Solo-part extra fr die Konzerte in Dresden ein-studiert hatte.

    Nach der Pause dirigierte Christian Thielemann die einleitenden Pauken-schlge der Ersten von Brahms fast noch in den Auftrittsbeifall hinein. Sofort wurde man in eine ungeheuer packende Interpre-tation dieser Symphonie hineingezogen. Abschnitte, in denen die Musik ruhig dahinfliet und atmen kann, wechselten sich mit Momenten groer Dramatik ab. Besonders im vierten Satz gab es viele berraschende Momente, wie zum Beispiel die auergewhnlich lange Generalpause, auf die das berhmte Streicherthema folgt, welches an die 9. Symphonie von Beetho-ven erinnert.

    Ich bin fasziniert davon, wie es Thiele-mann versteht, die charakteristischen Klangqualitten der Staatskapelle zur Ent-faltung zu bringen. Der dunkle, innige Streicherklang, das charakteristische Gur-geln des Holzes, das prachtvoll ausla-dende, aber nie aggressive Blech. Das lsst sehr hoffnungsfroh in die Zukunft schauen.

    Nur wenige Stunden spter hatte ich dann noch die Gelegenheit, das Gastkon-zert des Chicago Symphony Orchestra unter Riccardo Muti zu erleben. Beide Konzerte mit Besser oder Schlechter-Kategorien vergleichen zu wollen, wre unangebracht. Die Spielweise beider Klangkrper knnte nicht unterschiedli-cher sein. Im Vergleich zum mitteleurop-ischen Klang der Kapelle waren bei den amerikanischen Gsten ein beraus strah-lendes Blech und ein intensiver, silbriger und eher groflchiger Streicherklang zu bewundern. Das Konzert begann mit Hin-

    Rezension eines gastesSemper!

    Bernhard Weisemann, geboren 1963 in Dresden, in der Kindheit Mitglied im