Servus in Stadt & Land 12/2011

34

description

Servus in Stadt & Land - Vorschau auf die Ausgabe 12/2011

Transcript of Servus in Stadt & Land 12/2011

Page 1: Servus in Stadt & Land 12/2011
Page 2: Servus in Stadt & Land 12/2011

6 Servus

zu

satz

foto

s c

ov

er: P

etra

ra

iner

, eis

enh

ut&

ma

yer

12 Im SchneeEine lyrisch-fotografische Liebeserklä-rung an Österreichs Winterlandschaf-ten von Schriftsteller Peter Gruber.

22 Zapfen-ZierDer winterliche Schmuck der Nadelbäume zaubert weihnachtliche Stimmung in den Garten.

36 Advent im KisterlSo wird der Balkon festlich geschmückt.

134 Der fischende MarderSchwimmer, Jäger, Schnüffler: ein er-hellender Tauchgang zum Fischotter.

Natur & Garten 46 Harte Schale, feiner Kern

Walnüsse sind Botschafter des Glücks und verfeinern Mehlspeisen.

50 Groß kochen, fest essenTraditionelle Rezepte für die Feiertage.

62 Süßer die Brote nie mundenKloatzenbrot, Störi und Christstollen schmecken nicht nur gut, sie erzählen auch von alten Adventbräuchen.

68 Knuspriges BauwerkEin selbstgemachtes Lebkuchenhaus.

70 Der Duft der BohneJohanna Wechselberger aus Wien röstet Kaffee noch selbst.

Küche 78 Ein Juwel im Pinzgau

Mit viel Geduld und Fantasie hauchte eine Familie aus Piesendorf einem uralten Gehöft neues Leben ein.

88 FundstückeAlte Schnapsflascherln schmücken einen Kranz.

90 Christkindl-WerkstattBezaubernder Christbaumschmuck aus Stroh, Früchten, Papier und Lebkuchen.

96 Schöner ScheinWie man aus Bienenwachs dekorative Kerzen bastelt.

Wohnen

Dezember 2011Inhalt

90

122

102 62

Page 3: Servus in Stadt & Land 12/2011

Servus 7

foto

s: a

lex

i pel

eka

no

s, p

etra

ra

iner

, ste

fan

kn

itte

l, e

isen

hu

t&m

ay

er, i

ma

go 102 Der Stolz der Wälderinnen

Die Vorarlberger Juppe wird noch wie anno dazumal gefertigt.

122 Geschmiedet für eine kleine EwigkeitIn Molln erzeugen zwei Brüder Harnische für die Schweizergarde.

130 Traunviertler KunststückelnHermine Aigner & ihre Wachsstöckln.

140 In der RauchkuchlServus zu Besuch in der Gaststube von Theresia Bacher in Stuhlfelden.

148 Wunder der HeimatZu Gast in der Dachstein-Region.

Land & Leute 28 Rauch-Zeichen

Servus-Expertin Miriam Wiegele erklärt die mythologischen und medi-zinischen Wurzeln des Räucherns.

110 Die Saalfeldner KrippenschuleDie Figuren des legendären Xandi Schläffer faszinieren mit ihrer lebendigen Aura und sind Teil der Saalfeldner Identität.

116 Kripperl-RoasEine kleine Rundreise durch die Kulturgeschichte der alpenländischen Krippen. Plus: die schönsten Krippen-museen in Österreich.

Brauchtum

5 Editorial 10 Servus daheim 32 Schönes für draußen 34 Der Garten-Philosoph 40 Gartenpflege, Mondkalender 44 Natur-Apotheke: Johanniskraut 60 Aus Omas Kochbuch: Festtagssuppe 74 Schönes für die Küche 100 Schönes für daheim 118 Michael Köhlmeier: Der nicht schlafen kann 146 Servus im Bauernladen 162 Günther Schatzdorfer: Malga Coro 166 ServusTV im Dezember 170 Feste, Märkte & Veranstaltungen 172 Leben in alten Zeiten 178 Impressum, Ausblick, Adressen

Standards22

36

96

50

Coverfoto: Luis Steinkellner. Herzlichen Dank an: Familie Berger/Brandstätter, Schlitzenalmhütte; Peter Pichler, Holzhackerstube, Planai; www.holzhacker.net

Page 4: Servus in Stadt & Land 12/2011

Natur & GarteN

Lech am arlberg, Schafberg.

Page 5: Servus in Stadt & Land 12/2011

Servus 13

im SchneeWir sehen Bilder von magischer Schönheit.

Wir lesen ein Märchen des steirischen Schriftstellers Peter Gruber. Wir atmen Natur. Eine Liebeserklärung an den Winter daheim.

foto

: ma

uri

tiu

s

Page 6: Servus in Stadt & Land 12/2011

Abtenau, tiefverschneiter Obstgarten.

Page 7: Servus in Stadt & Land 12/2011

Servus 15

9Schneehirten fliehen im Wald

Wehen und treiben die luftStäuben von bäumen den duft

künden unS Stille gar bald9

foto

: im

ag

o

Page 8: Servus in Stadt & Land 12/2011

16 Servus

9SchneeStille formt Sich im Wald

krönend um Wipfel und BaumSenkend im friedlichen flaum

kündet unS feuer gar Bald9

Berchtesgadener Land, Watzmann.

s war vor langer, langer Zeit. Im Gebirge war es sehr kalt geworden. Eine weiße Decke sollte vor dem Frost schützen. Deshalb wurden die Trolle, die als Schnee-hirten arbeiteten, in einen tiefen Schlaf versetzt. Sie träumten vom Winter.

Die Schneehirten trugen Mäntelchen aus Kristall und warme Häubchen aus Moos. Winzige Flechtenschuhe bedeckten ihre Füßchen. Die kleinen Trolle schliefen und träumten so tief und fest wie niemals zuvor. Bis zum frühen Morgen, als über den Bergen die Sonne erstrahlte.

„Wacht auf, ihr Schneehirten!“, flüsterte eine Stimme. „Lasst es schneien. Schenkt dem Land eure Winterträume. Treibt sie durch die Lüfte. Breitet eine schützende Decke aus vielen tausenden Flocken aus. Aber achtet gut auf euch selbst. Bleibt niemals stehen! Geht immer weiter und weiter. Denn ihr seid so klein, dass ihr im Schnee steckenbleiben könnt. Ihr müsst immer weiterziehen. Wacht endlich auf, ihr Schneehirten!“

Die Trolle rieben sich die Augen. Dann ließen sie ihre Winterträume durch die Luft treiben.

Und siehe, die Träume durchzogen bald die ganze Taghelle. Über dem Himmel zogen Wolken auf, begleitet von kräftigen Windstößen. Die Schneehirten schlugen Purzelbäume und kugelten kreuz und quer über die Länder und deren Gebirge. Immer wieder blickten sie zum Himmel. Die Wol-ken und der Wind vergnügten sich mit ihren Träumen.

Plötzlich schwebte ein glitzernder Kris-tall durch die Luft, purzelte auf die Erde. Gleich darauf fiel ein zweiter, ein dritter und … die ersten Schneeflocken!

Bald wurden es mehr und mehr. Es fielen so viele Flocken, dass niemand sie zu zählen vermochte. Alle wirkten wie strahlende Ster-ne. Keine Flocke sah der anderen ähnlich.

Der Wind freute sich, weil sie so feder-leicht waren. Er spielte mit ihnen, wirbelte sie durch die Luft. Das Spiel gefiel den Schneehirten, denn Trolle sind lustige kleine Wesen! Mit voller Kraft ließen sie es aus ihren Winterträumen schneien. Ihre

E

Page 9: Servus in Stadt & Land 12/2011

foto

: get

ty im

ag

es

Page 10: Servus in Stadt & Land 12/2011
Page 11: Servus in Stadt & Land 12/2011

foto

: get

ty im

ag

es

Servus 19

Ammergauer Alpen, Plansee.

9Schneefeuer

flammen im Waldbrennen auf

eiSStarrer flurflackern in

Schneetiefer Spurkünden unS

helle gar bald9

Page 12: Servus in Stadt & Land 12/2011

Passhöhe Gaberl, Stubalpe.

9Schneehelle Schimmert im Wald

leuchtet in Stockdunkler nachthält für unS menSchen jetzt Wacht

kündet unS frieden gar bald9

Page 13: Servus in Stadt & Land 12/2011

Servus 21

Freude war riesengroß. Sie tanzten mit dem Wind, liefen um die Wette, purzelten und tollten über Hänge und Wiesen. Sie stürz-ten sich in Wechten. Es war zugleich alles wunderbar weiß geworden. Der Winter war ins Land gezogen, über Berge, Täler und Länder. Auch die Flüsse und Bäche erstarr-ten vor Kälte. Stille breitete sich aus.

In diesem Zauber schnappten die Schneehirten völlig über! Ihre Freude ließ sie vergessen, dass sie immer weiterziehen mussten, um nicht irgendwo im Schnee steckenzubleiben.

„So viel Übermut!“, knurrte der Wind.Die Schneehirten hörten ihn nicht. Erst

als die weiße Decke so hoch wurde, dass die Schneehirten mit ihren Mäntelchen, Häub-chen und Schuhen plötzlich steckenblieben, erkannten sie ihren Fehler. Sie waren zu übermütig geworden. Jetzt aber schien es für sie zu spät zu sein. Sie konnten keinen einzigen Schritt mehr machen.

„In den Wald! In den Wald! Auch dort müsst ihr es schneien lassen. In den Wald! In den Wald!“, raunte der Wind ihnen zu. „Es ist nicht weit. Folgt mir!“, heulte er. Dann blies er kräftig in den Schnee. So kräftig, dass eine schmale Spur frei- gelegt wurde.

Die Schneehirten eilten in dieser Spur vorwärts. Eifrig hasteten sie dahin. So lange, bis vor ihnen der Wald auftauchte. Erschöpft machten sie eine Pause.

„Weiter! Weiter!“, peitschte der Wind.Mit letzter Kraft schleppten sich die

kleinen Schneehirten in den Wald. Bald legte sich auch über Bäume und Wurzeln ein weißer Zauber. So wie überall dort, wo die Schneehirten hinkamen.

Flocke um Flocke senkte sich zur Erde. Jetzt erkannten die Schneehirten, warum der Wind sie in den Wald getrieben hatte. Hier fanden sie Schutz vor den vielen Flo-cken. Sie schlüpften unter Schneehäuschen, die sich wie von Zauberhand um die Wur-zeln formten.

Von hier aus beobachteten die kleinen Trolle stolz das Winterbild, und so sah es auch der Mond, der neugierig alles beobachtet hatte. 3

Zum Autor: Peter Gruber wuchs auf dem elterlichen Bergbauernhof in Aich im oberen Ennstal auf. Der Romancier („Notgasse“) und Lyriker lebt im Winter in Wien und im Sommer als Hirte einer kleinen Jungrinder-herde auf einer Hochalm am Dachstein.fo

to: m

au

riti

us

Page 14: Servus in Stadt & Land 12/2011

50 Servus

Feiertagsrezepte

Page 15: Servus in Stadt & Land 12/2011

Kalbsstelze mit haus­gemachten Bandnudeln

Eine feine Kalbsstelze brät man daheim nur, wenn es etwas Feierliches zu zelebrieren gibt. Weihnachten ist prädestiniert dafür. Während das Fleisch 2 Stunden im Rohr ist, hat man genügend Zeit, um andere Dinge zu erledigen. Oder man wendet sich der Zubereitung von hausgemachten Nudeln zu. Ebenfalls als Beilage passen übrigens Kürbisspalten aus dem Ofen.

gross kochen Fest essen Wann, wenn nicht jetzt! Servus serviert vier traditionelle

Gerichte für die Feiertage, bei denen man sich gern Zeit lassen darf. Beim Vorbereiten in der Küche und beim Genießen

mit lieben Gästen an der weihnachtlichen Tafel. Redaktion: uSchi KORDa, alExaNDER RiEDER Fotos: EiSENhut & MayER

Page 16: Servus in Stadt & Land 12/2011

Saibling mit Gewürzreis

Der Fisch gilt als Symbol Christi und wird traditio-nell am Heiligen Abend gegessen. Weit verbreitet ist der Weihnachtskarpfen, es darf aber auch einmal ein wunderbarer heimischer Saibling sein. Als Beilagen empfehlen wir Gewürzreis und Mangoldgemüse.

52 Servus

Page 17: Servus in Stadt & Land 12/2011
Page 18: Servus in Stadt & Land 12/2011

54 Servus

die Spitzmarke

54 Servus

Page 19: Servus in Stadt & Land 12/2011

Tiroler Sauerbraten

Der Sauerbraten soll ursprünglich von Karl dem Großen im 9. Jahrhundert erfunden worden sein. Die Inspiration dafür wird aber Julius Cäsar zu­gesprochen. Er brachte angeblich Amphoren, in denen sich in Wein eingelegtes Rindfleisch befand, über die Alpen in die neuen römischen Kolonien. Der Sauerbraten gilt zwar als deutsches Gericht, wird aber auch in Tirol an Festtagen gern zubereitet.

Page 20: Servus in Stadt & Land 12/2011

56 Servus

Page 21: Servus in Stadt & Land 12/2011

Gefüllte Ente mit Schwarzwurzeln

Die Feiertage eignen sich hervorragend, um sich einmal an einen großen Entenbraten zu wagen. Für acht Personen braucht man allerdings zwei Enten. Sind sie einmal im Rohr, wird’s einfach. An die 2 ½ Stunden braten sie still vor sich hin und benötigen nur wenig Aufmerksamkeit. Als Beilage empfehlen wir einen Rote-Rüben- Fenchel-Salat.

Page 22: Servus in Stadt & Land 12/2011

58 Servus

Zutaten für 8 PersonenArbeitsaufwand: ca. 1 ½ Stunden4 saiblinge à ca. 600 gje 4 Melissen- und Petersilienzweigesaft von 1 Zitrone40 g flüssige Butter4 eL olivenölsalz, Pfeffer1 kg Mangold500 ml fischfond150 g sauerrahmFür den Reis:100 g Zwiebel2 eL olivenöl500 g Langkornreis1 l Gemüsesuppe3 Gewürznelken2 anissterne½ tL safran

ZuBereitunG

1. Für den Reis Zwiebel fein hacken und in Olivenöl 10 Minuten lang anschwitzen. Reis zugeben, kurz mitrösten und mit Gemüsesuppe aufgießen. Gewürznelken, Anissterne und Safran einrühren. Zuge­deckt ca. 25 Minuten lang garen.

2. Backrohr auf 200 °C Umluft vorheizen. 3. Saiblinge auf ein Backblech legen, den

Bauchraum mit Kräuterzweigen füllen. Mit Zitronensaft beträufeln, mit flüssiger Butter und Öl übergießen. Salzen, pfef­fern, im Rohr 20 Minuten lang braten.

4. In der Zwischenzeit Mangold waschen und in grobe Stücke schneiden. Mit dem Fischfond in einen Topf geben und zu­gedeckt 10 Minuten lang dünsten. Sauer­rahm einrühren und abschmecken.

5. Saiblinge filetieren, auf dem Mangold anrichten, mit Gewürzreis servieren.

Zutaten für 8 PersonenArbeitsaufwand: ca. 4 Stunden1 große Kalbsstelze, ca. 3 kg2 Knoblauchzehen, 4 eL Öl1 eL gehackter rosmarinsalz, zerstoßene Pfefferkörnerje 100 g Karotten, Gelbe rüben und Petersilienwurzel50 g Knollensellerie, 1 Knolle Knoblauch500 g schalottenje 2 eL Butter und tomatenmarkje 500 ml Weißwein und rindsuppeetwas Maisstärke zum BindenFür die Bandnudeln:300 g doppelgriffiges Mehl2 eier, 3 eidotterje 1 eL kaltes Wasser und Öl½ tL salzMehl zum Bestreuen2 eL Butter für das nudelwasser

Kalbsstelze mit haus­gemachten Bandnudeln

ZuBereitunG

1. Für die Stelze Knoblauchzehen pressen und mit 2 EL Öl verrühren. Gemeinsam mit Rosmarin, Salz und Pfeffer das Fleisch rundherum damit einreiben. Wurzelwerk schälen und würfeln. Knoblauchknolle halbieren, Schalotten schälen.

2. Backrohr auf 200 °C Umluft vorheizen.3. Stelze in einem Bräter mit den restlichen

2 EL Öl von allen Seiten scharf anbraten, dann das Bratfett abgießen. Butter zum Fleisch geben, das Wurzelgemüse darin kräftig anrösten. Tomatenmark kurz mit­schwitzen und mit Weißwein ablöschen.

4. Stelze im Backrohr ca. 20 Minuten lang braten, dann die Temperatur auf 150 °C senken. 250 ml Rindsuppe zugießen und den Bräter mit Alufolie abdecken. 2 Stunden lang braten, dabei öfter mit dem eigenen Bratensaft übergießen.

5. Schalotten, Knoblauchknolle und die restliche Rindsuppe in die Bratensauce geben, Stelze 1 Stunde fertig garen.

6. Für die Nudeln alle Zutaten zu einem fes­ten, glatten Teig verkneten. In Klarsicht­folie wickeln und 1 Stunde rasten lassen.

7. Nudelteig in 4 Teile schneiden und auf einer großen Fläche dünn ausrollen. Teigteile mit Mehl bestreuen, einrollen und quer mit einem scharfen Messer in 2 cm breite Streifen schneiden. Nudeln leicht antrocknen lassen und einen gro­ßen Topf mit Wasser aufkochen.

8. Währendessen die Stelze aus dem Rohr nehmen, in Folie wickeln und warm stel­len. Schalotten und Knoblauchknolle aus der Sauce nehmen. Knoblauchzehen aus der Knolle schütteln. Sauce durch ein Sieb passieren, mit Maisstärke binden. Ab­schmecken, Schalotten und Knoblauch­zehen wieder zugeben und erwärmen.

9. Bandnudeln in Salzwasser ca. 3 Minuten kochen. Butter im Nudelwasser schmel­zen und die Nudeln abseihen.

10. Stelze in Scheiben schneiden, mit Scha­lottensauce und Bandnudeln anrichten. Dazu passen Kürbisspalten aus dem Ofen.

Saibling mit Gewürzreis

Page 23: Servus in Stadt & Land 12/2011

Servus 59

Zutaten für 8 PersonenArbeitsaufwand: ca. 3 ½ Stunden6 altbackene semmeln, 3 Jungzwiebeln3 stangen sellerie, 4 entkernte Äpfel40 g Butter, 250 ml Milch, 4 eier2 eL gehacktes selleriegrün, salz, Pfeffer2 enten à ca. 2 ½ kg250 ml Weißwein250 ml HühnersuppeFür die Schwarzwurzeln:1 ½ kg schwarzwurzeln2 eL Mehl, saft von 1 Zitrone 1 l Wasser, 1 l Milch, 100 g schalotten40 g Butter, 30 g Mehlgeriebene schale einer Biozitrone, Muskatnuss200 ml geschlagenes obersje 2 eL gehackte Petersilie und Minze

Zutaten für 8 PersonenArbeitsaufwand: ca. 3 ½ StundenFür die Marinade:150 g Knollensellerie, 150 g Karotten 200 g Zwiebel, 100 g Petersilienwurzel4 halbierte Knoblauchzehen2 Lorbeerblätter, 1 kleiner Bund Petersilie2 tL Pfefferkörner, 5 Wacholderbeeren2 tL Lebkuchengewürz, 1 stück orangenschale4 Dörrzwetschken 125 ml apfelessig, 250 ml WeißweinFür den Braten:2 kg tafelspitz salz, Pfeffer, scharfer senf, 2 eL rapsöl 2 eL Butter, 50 g geräucherter Bauchspeck1 eL brauner Zucker, 250 ml rindsfond125 ml obers, 4 eL Preiselbeermarmelade80 g sultaninen, 50 g geschälte MandelnFür die Knödel:600 g halbtrockenes Brioche (Milchweckerl)150 ml warme Milch, Muskatnuss 4 verquirlte eier, 150 g sauerrahm 60 g flüssige Butter

Gefüllte Ente mit Schwarzwurzeln

servustV-tipp: Zu Gast im Ikarus – Helena Rizzo und ihr Ehemann Daniel Redondo; 13. und 20. Dezember, jeweils 22 Uhr.

ZuBereitung

1. Semmeln in Würfel schneiden, in eine große Schüssel geben. Jungzwiebeln, Selleriestangen und Äpfel kleinwürfelig schneiden, in Butter anschwitzen. Mit Semmel würfeln, Milch, Eiern und Selle­riegrün vermischen, salzen und pfeffern.

2. Backrohr auf 200 °C Umluft vorheizen. 3. Enten mit Salz und Pfeffer einreiben. Mit

der Semmelmasse füllen, mit Zahnsto­chern und Küchengarn gut verschließen.

4. Auf ein tiefes Blech setzen und im Back­rohr 20 Minuten lang braten. Dann die Temperatur auf 160 °C reduzieren. Wein und Suppe zugießen, weitere 1 ½ Stun­den braten. Dabei öfter mit Sauce über­gießen. Erst die letzte ½ Stunde die En­ten ohne Übergießen knusprig braten.

5. Inzwischen Schwarzwurzeln unter flie­ßendem Wasser abbürsten. Mit einem Spargelschäler schälen, in ca. 5 cm lange Stücke schneiden und in eine Schüssel geben. Sofort Mehl und Zitronensaft mit etwas Wasser verrühren, die Schwarz­

Tiroler Sauerbraten mit Brioche-Serviettenknödel

ZuBereitung

1. Wurzelgemüse und Zwiebel schälen, in ca. 3 cm große Stücke schneiden. In ei­nem Topf alle Zutaten für die Marinade kurz aufkochen und abkühlen lassen.

2. Tafelspitz in einen Topf legen, mit Mari­nade übergießen. Gerade so viel Wasser zugießen, dass das Fleisch bedeckt ist. Mit einem Deckel verschließen und 24 Stunden im Kühlschrank ziehen lassen.

3. Fleisch aus der Marinade nehmen und mit Küchenpapier abtrocknen. Marinade abseihen, Flüssigkeit auffangen. Gemüse und Gewürze gut abtropfen lassen.

4. Backrohr auf 200 °C Umluft vorheizen.5. Tafelspitz mit Salz, Pfeffer und Senf ein­

reiben. In einem Schmortopf Öl mit But­ter erhitzen, Speck zugeben. Tafelspitz rundherum kräftig anbraten. Gemüse und Gewürze aus der Marinade zugeben und mit Zucker bestreuen. Im Backrohr ca. 20 Minuten lang braten. Mit Rinds­fond und ½ Liter der Marinade ablöschen, Temperatur auf 160 °C reduzieren. Ca. 2 ½ Stunden schmoren lassen. Dabei öf­ter mit Bratensaft übergießen, nach und nach die restliche Marinade zugießen.

6. Für die Knödel Brioche in ca. 3 cm Stücke schneiden. Milch mit Salz und Muskat­nuss würzen, über die Briochewürfel gie­ßen. Eier und Sauerrahm einmischen, zum Schluss flüssige Butter unterheben.

7. Zwei Küchenhangerln mit Wasser be­feuchten. Masse darauf verteilen und einrollen. Die Enden mit Küchengarn fest zubinden. In einem Topf Wasser aufko­chen, Serviettenknödel 25 Minuten lang unter dem Siedepunkt gar ziehen lassen.

8. Fleisch aus der Sauce heben, in Folie ein­wickeln und warm halten. Sauce durch ein Sieb in einen Topf abseihen, Obers einrühren und 10 Minuten lang leicht einkochen. Preiselbeermarmelade, Sul­taninen und Mandeln einrühren, die Sauce bei Bedarf mit Maizena binden.

9. Braten in Scheiben schneiden und in der Sauce erwärmen. Mit Serviettenknödeln und viel Sauce servieren.

wurzeln zur Gänze damit bedecken, da­mit sie sich nicht braun verfärben.

6. 1 Liter Wasser mit 250 ml Milch und et­was Salz aufkochen. Schwarzwurzeln aus dem Zitronenwasser nehmen und im Milchwasser 15 Minuten lang kochen. Dann abseihen und abtropfen lassen.

7. Schalotten fein hacken und in Butter an­schwitzen. 30 g Mehl einrühren und hell anrösten. Unter ständigem Rühren nach und nach die restliche Milch zugeben. Zitronenschale einmischen, 10 Minuten kochen, mit Salz und Muskatnuss ab­schmecken. Schwarzwurzeln zugeben und 5 Minuten kochen. Zum Schluss Obers und Kräuter unterheben.

8. Enten zerteilen, mit allen Beilagen anrichten.

Page 24: Servus in Stadt & Land 12/2011

96 Servus

Basteln mit Kindern

Es duftet, es macht die Haut weich – und es ist kinderleicht zu verarbeiten. Bienenwachs, zu Kerzen gerollt und mit Zutaten aus der Natur dekoriert,

macht kleinen Kunsthandwerkern große Freude. REdaKtioN: alice Fernau FotoS: alexi PeleKanos BaStElaNlEituNg: maryam yeganehFar

as Bienenwachs alles kann. Kleine Skulpturen, Masken und Amulette fertigte man daraus schon in der Antike, in mittelalterli­chen Klöstern schrieben Schüler und Lehrer auf wächsernen Tafeln, und auch für frühzeitliche Wecker war es das Basismaterial: Dazu wurden Metallstücke in genau berechneten Abständen ins Kerzen­wachs eingelassen. Beim Abbrennen fiel ein Trumm nach dem ande­ren in eine Blechschale – und jeder wusste, was es geschlagen hatte.

Und natürlich werden aus Bienenwachs seit vielen Generationen schöne Kerzen für die Adventzeit gerollt. Eine einfache, unterhalt­same Bastelübung, bei der die ganze Familie ihrer Kreativität freien

Lauf lassen kann. Schließlich geht’s nicht nur ums möglichst straffe Rollen der Wabenplatten, sondern auch um fantasievolle Verzierun­gen, die sich ganz ohne chemische Hilfsmittel anbringen lassen.

Womit wir schon bei den wertvollen Inhaltsstoffen von Bienen­wachs wären: Es wirkt antibiotisch und wird daher auch als Grund­stoff für allerlei medizinische sowie kosmetische Salben verwendet. Und wenn beim fröhlichen Kerzenrollen ein paar Stücke übrigblei­ben, so kann man sie bei der nächsten Verkühlung verwenden: dazu einfach die Bienenwachsplatten auf die Brust legen. Das wärmt und lindert Erkrankungen der unteren Atemwege.

Schöner Schein

W

Page 25: Servus in Stadt & Land 12/2011

Ein Kunstwerk, das alle Sinne bezaubert: selbstgerollte Bienenwachskerzen, mit Nelken und Strohsternen bestückt. Und da-mit der Tisch nicht angepatzt wird, haben wir alles in einer Holzschale angerichtet.

Page 26: Servus in Stadt & Land 12/2011

handarbeit

Früher spendeten sie Licht in der guten Stube und in der Kirche. Dann wurden kleine Pretiosen zum Verschenken draus, bevor sie in Vergessenheit gerieten.

Nur mehr wenige wissen um die Kunst der Herstellung von Wachsstöckln. Eine davon ist Hermine Aigner aus dem Traunviertel.

TexT: Uschi Korda FoTos: PhiliPP horaK

Kunststückeln aus Wachs

Page 27: Servus in Stadt & Land 12/2011

Servus 131

ie Seele“, sagt Hermine Aigner, „des is’ bei mir ein festes Holzstöckl. An dere nehmen Styropor dafür.“ Auf dieses Niveau würde sich die Altbäuerin aus Kirchdorf in Oberösterreich sicher nie begeben. So eine Seele sollte schon Gewicht und Substanz haben, immerhin ist sie das Zentrum eines Wachsstöckls.

Vor allem von einem in der Urform, so wie es schon im 12. Jahrhundert urkund - lich erwähnt wurde. Bis zur Erfindung der Glühbirne spendeten die gedrehten Wachs-schnüre das wertvolle Licht, das bäuerliche Stuben und vor allem Gebetbücher erleuch-tete. Früher hätten sich die Bäuerinnen die Gebrauchswachsstöckln zum Kirchgang in den Kittel gesteckt, sagt Hermine Aigner, „und mit Handwärme aufdraht, des hat oft g’feiglt“. Also nicht geklappt, denn die oberste Reihe musste vorsichtig von einer Kante zur anderen vom Stöckl gelöst und gerade aufgerichtet werden, dabei ist sie gern gebrochen. Das Stöckl wurde dann an-gezündet, als eine Art Lampe auf die Kirch-bank gestellt, und man konnte kommod im Gebetbuch lesen.

Ein Wachsstöckl als DankEschön

So kostbar sei es gewesen damals das Wachs, sagt Hermine Aigner, dass die Wachs stö- ckeln alsbald als Geschenk von großer Wertschätzung zeugten – oder Dank aus-drückten. Wie bei den Knechten, die zu Lichtmess am 2. Februar die Mägde mit einem Wachsstöckl bedachten, weil sie ihnen das ganze Jahr über das Stroh in den Betten aufschüttelten. Tat eine Magd das ordentlich, wurde das Wachsstöckl für sie gut sichtbar oben aufs Bett gelegt. War sie, nun ja, etwas schlampert, versteckte der Knecht es ganz tief im Stroh. Und wenn er sie liebte, hatte es die Form eines Herzens.

Der einstige Gebrauchsgegenstand hatte sich nämlich im Laufe der Zeit zum prunk-vollen Zierstück weiterentwickelt, das nicht mehr angezündet, sondern in den Vitrinen der bäuerlichen Stuben zur Schau gestellt wurde. Man schenkte die Stöckln zur Taufe, Kommunion, Firmung und zur Hochzeit; bei unverheirateten Töchtern waren sie

D

auf das wächserne Renaissancekreuz ist hermine aigner besonders stolz (o.). Für Weihnachten wer-den die stöckln mit christkindln verziert (u.).

Page 28: Servus in Stadt & Land 12/2011

132 Servus

ren. „Da is’ eh nix dabei, haben s’ g’sagt“, so Hermine Aigner und lächelt ein viel- sagendes „Ja eh“ hintendran. Viel Lehrgeld habe sie gezahlt, sowohl in echtem Geld als auch in Zeit. Von Museum zu Museum sei sie damals gepilgert und habe die alten Mo-tive abfotografiert, um sie dann zu Hause nachzumachen. In der Nacht natürlich, wenn die Kinder im Bett und die Tiere ver-sorgt waren. Oft bis zwei Uhr morgens, aber um sechs ist sie dann immer pünktlich zu ihren 300 Säuen in den Stall gegangen.

Sogar mit einem Chemiker hat sie sich zusammengesetzt, weil sich das Bienen-wachs aus der hauseigenen Imkerei nicht gut vergolden ließ, sondern immer oxydier-te. Heute mischt sie sich das Wachs zum Verzieren selbst, die Wachsschnüre werden nach ihren Vorgaben von einem Wachszie-her in Bayern angefertigt. In Elfenbein und Altrosa, das sind ihre liebsten Grundfarben.

Die Seele also, die wird zunächst in Seidenpapier verpackt, dann werden fein-säuberlich die Wachsschnüre drum herum-

gewickelt. Damit sie sich gescheit legen las- sen, müssen sie geschmeidig sein und leicht erwärmt werden. Dafür hat sich Hermine Aigner eine alte Ferkellampe in ihrer klei-nen Werkstatt installiert. „Zach und lang-sam is’ scho’ “, sagt sie, aber das sei ja jetzt modern, das mit dem Entschleunigen.

In der ArbeIt kAnn mAn sIch verlIeren

Ist die Grundform einmal gelegt, geht es ans Verzieren, und da zeigt sich die wahre Kunst jeder Wachsstöcklmacherin. Sämt-liche Elemente wie Blüten, Blätter, Kreuze und Figuren sind aus Wachs, mit gefärbtem oder vergoldetem Wachs bemalt und wer-den mit einer dünnen Wachsschicht aufge-klebt. „Des muaß ma gspürn, wo ma wos hinsetzt“, sagt Hermine Aigner, das müsse quasi von innen kommen.

Man kann es richtig fühlen, dass sich bei ihr das einstige Hobby zur Leidenschaft aus-gewachsen hat – zu etwas, das einem auch in schweren Zeiten, in denen das familiäre Gefüge ins Wanken gerät – wie durch den

sogar ein wesentlicher Teil der Mitgift: je mehr Stöckln, umso besser die Partie. Beliebt sind vor allem die Formen von Ge-betbüchern, Hufeisen und der Mitra, der Papstkrone, gewesen, sagt Hermine Aigner. Leider gebe es aber kaum Aufzeichnun gen, daher habe sie sich zu Beginn alles erst mühsam zusammensuchen müssen.

Am AnfAng wAr AkrIbIsche tüfteleI

Es war mehr ein Zufall, der die Bäuerin, bei der wir einen gewissen Hang zur Akri- bie vermuten dürfen, 1987 auf ihr Hobby brachte, in dem sie längst eine Meisterin ist. Für einen Basar der ortsansässigen Gold-haubengruppe suchte man noch etwas Au-ßergewöhnliches. Hinterglasmalerei mach-te ja schon ein jeder, sagt Hermine Aigner, und irgendwer brachte die Wachsstöckln ins Spiel, die schon nahezu ausgestorben wa-

so sah ein wachsstöckl in seiner Urform aus (li. o.). für gebetbücher werden die wachs-schnüre um ein holzstöckl gewickelt. rechts: ein pracht voller mitra-stock mit Jesuskind.

Page 29: Servus in Stadt & Land 12/2011

Servus 133

foto

s: x

xx

xx

xx

plötzlichen Tod ihres Ehemannes vor elf Jahren –, eine Art geordneter Sicherheit gibt. Es ist eine langsame Arbeit, die viel Konzentration erfordert. Eine Arbeit, bei der man gar nicht zum Nachdenken kommt, in der man sich ganz und gar verlieren kann.

Alte kreuze und MessingsteMpel

Liebevoll hält Hermine Aigner jetzt ein klei- nes Renaissancekreuz in Händen, schätzt kurz ab, wo die Mitte des Wachsstöckls ist, um es dann allein mit Augenmaß an der einzig richtigen Stelle zu fixieren. Dieses Kreuz gehört zu den Besonderheiten in ih-rer Sammlung. Es stammt von einem alten Gebetbuch aus Bad Hall, das eine Bekannte für sie entdeckt hat. Hermine Aigner hat einen Abdruck davon genommen und mit-hilfe einer Silikonschablone vervielfältigt. Praktisch sei das heute, sagt sie, und „wenn s’ des früher scho’ g’habt hätten, hätten s’ es a g’nommen“.

Was man auf jeden Fall vor 150 Jahren hatte, waren Messingstempel, mit denen man die zarten Verzierelemente aus dün- nen Wachsplatten ausstanzte. Davon besitzt Hermine Aigner eine kleine Sammlung, und zwar aus Fügung, wie sie sagt. Eine Freun-din hätte im Radio von der Auflösung einer alten Wachszieherei in Salzburg gehört, und sie sei sofort hingefahren. Angesichts der edlen, feinziselierten Teile habe sie ein-fach nicht widerstehen können, sagt sie bei-nahe entschuldigend, weil dafür immerhin 2.000 Euro zu berappen waren.

Heute sind die prächtig verzierten Wachsstöckln, die einst in Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Bayern in jedem Bau-ernhaus zu finden waren, wieder ein belieb-tes Geschenk. Sie habe den Boom richtig gespürt, sagt Hermine Aigner, die sogar die Schachteln mit den Papierspitzen selbst an-fertigt. Kleine Pretiosen, die zu Weihnach-ten vor allem in Form von Gebetbüchern verschenkt werden. Um die 30 Euro kosten sie bei Hermine Aigner, aber dafür kann man sicher sein, dass auch eine feste Seele drinnen steckt. 3

die feinen Blümchen kann man nur mit einer schneidfeder anstechen (o. li.). die antiken Messingstempel zum Ausstanzen der kleinen Formen hat Hermine Aigner in einer aufge lassenen Wachszieherei ergattert (u. li.). die vielen einzel­teilchen setzt sie sorgsam zusammen. Ohne zitterer und in der nacht.

zur person: Hermine Aigner erreicht man unter Tel. +43/664/447 09 16 oder per E-Mail: [email protected].

Page 30: Servus in Stadt & Land 12/2011

110 Servus

brauchtum

eter Peroutka sitzt in seiner kleinen Werkstatt am Rand von Saalfelden und rich tet seine Siebensachen zusammen. Auf die kleine Kochplatte links neben der papie-renen Arbeitsunterlage stellt er einen Topf mit Leim, der bald zu köcheln beginnt. Auf der rechten Seite ordnet er zierliche Werk-zeuge an: selbstgebaute Ministichel, Pinzet-ten, kleine Zangen. Vor die Arbeitsfläche platziert er zugeschnittene Stoffstücke, wei-ße, runde Gipsmodel mit eigenartigen Ver-tiefungen, kleine Holzblöcke, Drahtstücke, ein Wollknäuel und ein Brett mit unzähli-gen Köpfen und Gesichtern, alle auf dicken Drähten aufgespießt.

Es könnte einem fast ein bisschen un-heimlich werden bei diesem Arrangement, wenn man nicht wüsste, dass es einem ka-tholischen Zweck dient.

Peter Peroutka fertigt hier die Figuren für seine nächste große Krippe, die einer der Höhepunkte in einer Ausstellung des Salzburger Heimatwerks sein soll. Und er demonstriert uns dabei die legendäre Schläffer-Technik. Dafür braucht er kei-nerlei Schnitzwerkzeug.

Saalfelden am Steinernen Meer ist eine schmucke Stadt im Pinzgauer Saalachtal. 16.000 Einwohner, Verkehrsknotenpunkt, Heimat von Österreichs einziger Einsiedelei sowie eines der wichtigsten Jazzfestivals der Welt und zweier Hauptschulen. – Spätestens hier wird es für uns interessant. Denn alle Saalfeldner Haushalte, in denen Absolventen der Hauptschule am Bahnhof wohnen oder gewohnt haben, besitzen ein bedeutsames Schmuckstück: eine Saalfeldner Hauskrippe.

Ein KlEinhäuslEr schrEibt GEschichtE

Die „Saalfeldner Krippe“, entworfen in den 1960er-Jahren von Alexander Schläffer, dürfte der schönste gemeinsame Nenner der Saalfeldner sein. In der Hauptschule am Bahnhof wird sie seit Generationen von al-len Schülern der dritten und vierten Klas-sen nachgebaut. Die Drittklassler basteln die Figuren, um im nächsten Jahr dann die ganze Krippe zu vollenden. Das gehört hier zum Schulabschluss. Aber nicht nur deshalb ist die Saalfeldner Krippe etwas Besonderes. Ihr Erfinder, von den Einheimischen noch fast 30 Jahre nach seinem Tod liebevoll

„Xandi“ genannt, hat sich nachhaltig in die Annalen der Stadt eingeschrieben. Seine Ar-beit bildet bis heute die Grundlage für ein lebendiges Brauchtum, das kaum wo so ge-pflegt wird wie hier.

Die ersten Markierungen setzte Schläffer schon 1923, und sie hatten bereits mit Krip-pen zu tun. Der 1899 geborene Sohn einer kleinhäuslerischen Färberfamilie hatte seine Jugendjahre als Helfer im Elternhaus und dann an der Front verbracht. Wieder zurück-gekehrt, erlebte er ein eigenartiges Phäno-men, das in der Chronik der „Krippenfreun-de in Saalfelden“ festgehalten wurde: 1923 begann in seiner Heimat ein großer Ausver-kauf alten ländlichen Hausrats. Dieser wur-de von Spekulanten in der Inflationszeit mit billigem Geld aufge- und mit großem Ge-winn ins Ausland weiterverkauft.

Als plötzlich auch nach alten Krippen ge-sucht wurde, trat der junge Xandi Schläffer auf den Plan. Er recherchierte akribisch in der engeren Umgebung von Saalfelden und konnte mit aufwendiger Überzeugungsarbeit die meisten alten Stücke in der Gegend zu ei-ner Sammlung vereinen, sodass sie dem

P

Xandi schläffer mit einer seiner Krippen (ca. 1980).

Die Saalfeldner Krippenschule

Zwischen den Hohen Tauern und dem Steinernen Meer wird eine traditionsreiche Kunst gepflegt: Die Krippen

des legendären Xandi Schläffer faszinieren mit ihrer lebendigen Aura – und sind Teil der Saalfeldner Identität.

TeXT: andEas obErndorfEr FoToS: michaEl rEidinGEr

Page 31: Servus in Stadt & Land 12/2011

Die Große Saalfeldner Heimatkrippe von 1964 (oben und links unten). Rechts unten: Schläffer-Schüler Peter Peroutka stellt eine Kastenkrippe fertig.

Page 32: Servus in Stadt & Land 12/2011

112 Servus

Verkauf entgingen. Die 1. Pinzgauer Krip-penausstellung, von 2. bis 9. Dezember 1923 im Gasthof Bacher, war ein unglaublicher Publikumserfolg und gleichermaßen die Ini-tialzündung für eines der wunderbarsten Phänomene der alpenländischen Volkskul-tur: Die Krippenpflege wurde geradezu zu einem Teil der Identität der Saalfeldner – und ganz besonders des Xandi Schläffer.

Seine zivile Existenz war, wie man heute sagen würde, immer prekär. Er war bei ei - ner Plakatfirma angestellt, hatte eine kleine Landwirtschaft mit Ziegen und Hühnern und pflegte Obstbäume. Das war für ihn aber der weitaus uninteressantere Teil seines Alltags, zu bürgerlichem Wohlstand kam er damit nie. Eigentlich war er seit jener Ausstellung Sammler und Gestalter von Krippen.

Pinzgau statt Bethlehem

Zunächst bezog Schläffer noch Figuren für klassische „orientalische“ Krippen von einer befreundeten Familie, aber bald fand er zu den sogenannten „Heimatkrippen“, die im ausgehenden 19. Jahrhundert entstanden und das biblische Geschehen der Geburt Christi in die Region ihrer Her- und Aufstel-lung verlegten. Folglich ist der Stall einer Schläffer’schen Krippe nicht ein typisch bethlehemitischer, sondern der eines Pinz-gauer Bauernhauses mit dem entsprechen-den Personal. Nur die Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland werden im orientali-

schen Prunkgewand dargestellt. Und in ei-ner Schläffer-Krippe stehen statt Ochs und Esel jede Menge Schafe in der detailreich ausgestalteten Landschaft.

Als Xandi Schläffer 1984 starb, hat er seiner Heimat nicht nur eine Tradition, eine Technik und unzählige Krippen hinterlas-sen, sondern auch ein Heimatmuseum im Schloss Ritzen, in dem die Besucher heute eine der weltweit bedeutendsten Krippen-sammlungen bestaunen können.

Die geheimnisse Des meisters

Die hiesigen Krippen sehen allerdings nicht nur deshalb anders aus als die typischen, geschnitzten Tiroler Weihnachtsszenerien. Das liegt daran, dass sie nicht geschnitzt sind. Schläffer hat nämlich auch eine spe-zielle Krippenbautechnik eingeführt.

Zurück zu Schläffers Schüler Peter Pe-routka: Der stellt zunächst eine fast weiße, kittartige Masse her. Die Originalrezeptur ist zwar ein Betriebsgeheimnis, dem Vernehmen nach besteht sie aber zu zwei Dritteln aus „Wiener Weiß“ (Kreide) und zu einem Drittel aus Roggenmehl, gebunden mit weißem Leim. Diese Masse drückt er in die mit Öl aus-gestrichenen Vertiefungen der Gipsmodeln. Und siehe da, es entstehen Unterarme mit Händen und Unterschenkel mit Füßen dran.

Die Gesichter für die rund 12 cm hohen Hirten, Bauern, Engel oder Mägde liegen, wie erwähnt, schon bereit. Sie wurden auf

dieselbe Art hergestellt. In die fertigen Glied-maßen werden nun Drahtstücke, diese wie-derum in kleine Holzkorpusse gesteckt, die den Rumpf der Figuren geben. Diese Skelette werden schließlich auf eine ebenfalls aus der weichen Modelliermasse bestehende Unter-standsplatte aufgesetzt.

Nach der mehrstündigen Trocknung taucht der Krippenbauer einen feinen Pinsel in den vor sich hin köchelnden Leim. „In Unken beispielsweise nehmen sie Tapeten-kleister, die Schläffer-Figuren werden mit Knochenleim gemacht“, sagt Peroutka und streicht die Drahtarme sowie -beine damit ein, um sie dann mit einem grauen Woll-faden fein zu umwickeln. Der bildet das Fleisch auf den „Knochen“. Nach einer wei-teren kurzen Trockenphase folgt der letzte und schwierigste Teil des Prozesses: die in-dividuelle und „modische“ Ausgestaltung.

Der musterschüler

Streng genommen sind allerdings die Be-griffe „individuell“ und „Gestaltung“ irre-führend. Die Model für Gesichter, Hände und Füße der Figuren wurden alle von Xandi Schläffer entwickelt und seither nicht ver ändert, heute gebaute Krippenfiguren sehen also weitgehend genauso aus wie jene vor 30 Jahren. Sogar die ausgefeilten Schnitte für das Gewand der Figuren sind von Schläffer vorgegeben, nur die (Baum-woll-)Stoffe können variiert werden. ➻

mit teils selbstgefertigten Werkzeugen werden aus der Knetmasse die glieder geformt; die Kleidungsstücke werden durch heißen leim gezogen und abgestreift, bevor sie den Krippenfiguren „angezogen“ werden.

Page 33: Servus in Stadt & Land 12/2011

foto

s: x

xx

xx

xx

Mit einem feinen Pinsel vollendet Peter Peroutka die Figuren. Fotos oben: Die Model für die Gesichter stammen noch von Xandi Schläffer. Arme und Beine werden mit Wollfäden umwickelt. Darüber werden kunstvoll die win zigen Kleidungsstücke arrangiert. Besonders aufwendig ist die Gestaltung des Fells der Schläffer’schen Schafe.

Page 34: Servus in Stadt & Land 12/2011

114 Servus

Servus-Tipp: Im Pinzgauer Heimatmuseum im Schloss Ritzen kann man Schläffer’sche und unzählige andere Krippen bewundern und sie sich von Museumsleiter Klaus Linz-maier oder Kuratorin Andrea Dillinger erläu-tern lassen. www.museum-saalfelden.at

zem Farbpapier und einer Klarsichtfolie kaschiert und sehen aus wie aus Glas. Un-glaublich viele Details, vom Grashalm bis zur Dachschindel, müssen ergänzt werden, auch die Schläffer’sche Kreide-Mehl-Leim-Masse kommt dabei ausführlich zum Einsatz.

Wie viel Zeit ihn eine Krippe kostet, kann Peter Peroutka gar nicht sagen. „Der Auf-wand ist natürlich unterschiedlich. Aber wenn Sie diese Hauskrippe anschauen“, er weist auf eine keineswegs große, dafür aber sehr kleinteilige Kastenkrippe, „da hab ich sicherlich hundert Stunden allein für das Malen gebraucht.“ Auftraggeber müssen sich jedenfalls sehr rechtzeitig bei ihm ein-stellen. Sonst ist er womöglich auf seiner Harley schon in die Berge unterwegs, um diese in Ruhe zu bewandern – was er sehr gerne tut, wenn Zeit dafür ist. 3

bald entdeckte er die hiesige Krippenkultur, ließ sich von ihr faszinieren und vom Alt-meister selbst in die Kunst einweihen. Spä-ter wuchs er selbst in die Rolle, diese Kunst behutsam weiterzuentwickeln und auch Interessierten zu vermitteln.

Immer gleIch und Immer anderS

Was das Besondere an dieser Technik ist? „Einerseits werden immer die Figuren vom Xandi verwendet, das macht die Gestaltung einfacher. Andererseits kann man aber ihre Haltung durch die Drahtglieder unendlich abwandeln und mit dem Gewand auch noch zusätzlich animieren. Sie schauen immer ein bisschen anders aus, viel individueller als bei anderen Methoden.“

Nicht nur die Figuren, auch die Ställe und Landschaften, in denen die Bauern, Mägde und Hirten ihr weihnachtliches Leben füh-ren, sind unendlich variabel. Deren Her-stellung geht natürlich ebenso auf den Saal-feldner Altmeister zurück. Astfreie Bretter werden für die Vorderseite und die Seiten-teile gebraucht, aus denen man Fenster und Türen ausgeschnitten und dann wieder hin-terlegt hat. Die Fenster werden mit schwar-

Das Gewand ist das wesentliche äußere Merkmal der Schläffer’schen Krippenge-stalten, jenes, das sie gegenüber den ge-schnitzten Krippen auszeichnet. Es macht sie dynamischer und weicher im Umriss, sie wirken natürlicher und sind variabler. Die einfachen, aber ausgetüftelten Schnitte wer-den im köchelnden dünnflüssigen Leim ge-tränkt, mit einer Pinzette abgestreift und den Holzdrahtpuppen dann angezogen. Da-für braucht’s die gleiche Pinzette, sehr gute Feinmotorik, viel Geduld und Sinn für natu-ralistische Details.

Über all das gebietet Peter Peroutka in souveräner Manier. Er bekleidet den Hirten mit einer grünen Hose, einem rotkarierten Hemd und einer braunen Jacke, dann klebt er auf die Hemdbrust den ledernen Quer-steg eines Hosenträgers und setzt der Figur einen Hut auf. Zum Schluss färbt er mit ei-nem feinen Pinsel Augen und Mund, ver-leiht der Hirtennase einen leichten Rosa- ton und gibt in drei Durchgängen dem Hut ein verwittertes Aussehen. Fertig, perfekt.

Peter Peroutka ist einer der letzten Vir-tuosen aus der Schläffer-Schule. Der gebür-tige Wiener kam 1964 in den Pinzgau. Sehr

die Krippe von Peter Peroutka (links) wird für eine ausstellung im Salzburger heimatwerk gebaut. rechts: die typische Saalfeldner hauskrippe.