SICHERHEITSUNTERWEISUNG Umgang mit tiefkalten Gasen und Flüssigkeiten Bernd Petersen DESY –MKS1...
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SICHERHEITSUNTERWEISUNG
Umgang mit
tiefkalten Gasen und Flüssigkeiten
Bernd Petersen DESY –MKS1
Quellen (u.a):
Verband Deutscher Ingenieure
Ziele:Nach dieser Unterweisung sollten Sie sich an folgende
spezielle Risiken erinnern
•Erfrierungsgefahren
•Erstickungsgefahr
•Materialversprödung
•Thermische Ausdehnung
•Druckanstieg durch Verdampfung
•Gefahren durch Kondensation
•Brandgefahren
die beim Umgang mit tiefkalten Gasen und Flüssigkeiten auftreten können
Übersicht:
Gefahren im Umgang mit Kältemitteln
Bernd Petersen DESY –MKS1
(soweit sie uns betreffen: He,N2,Ar)
Unfall- und Versagensursachen
-> Abhilfen + Schutzmassnahmen
Übermittlungskontrolle(Test)
Gefahren im Umgang mit Kältemitteln
Beim Umgang mit kryogenen Flüssigkeiten und Tieftemperaturanlagen sind zwei mögliche Gefahrenquellen zu
beachten
Bernd Petersen DESY –MKS1
Erfrierungsverletzungen durch tiefe Temperaturen
verdampfende kryogene Flüssigkeiten, die zur
Sauerstoffverdrängung und somit zu einer Erstickungsgefahr führen können
Gefahren im Umgang mit Kältemitteln
Erfrierungsverletzungen
Direkter Kontakt mit tiefkalten Flüssigkeiten und Gasen sowie mit tiefkalten Oberflächen kann zu massiven Schädigungen von Haut und Geweben
führen:
Bernd Petersen DESY –MKS1
Kaltverbrennungen, Erfrierungen
Die Verletzungsgefahr ist beim offenen Umgang mit kryogenen Medien besonders groß.
Besonders gefährdet sind dabei Augen und Schleimhäute.
Erfrierungsverletzungen
Schutzmaßnahmen und vorbeugende Maßnahmen:
Schutzkleidung, die das Eindringen der tiefkalten Flüssigkeiten verhindert:
Bernd Petersen DESY –MKS1
Augenschutz
leicht abstreifbare Handschuhe aus gut isolierendem, nicht brennbarem Material
hohe, enganliegende Schuhe
Hosen ohne Aufschläge, die die Schuhschäfte
überlappen
Erste Hilfe Maßnahmen
Gleiche Maßnahmen wie bei Brandverletzungen
Sterile Brandwundenauflage
BA: Spülen der Verletzung mit Wasser
Rettungsdienst alarmieren
Gefahren im Umgang mit Kältemitteln
Erstickungsgefahr
Durch die Verdampfung von kryogenen Flüssigkeiten kann es in geschlossenen und schlecht belüfteten Räumen zu einer Verdrängung des Luftsauerstoffs
kommen.
Bernd Petersen DESY –MKS1
Wegen der Geruchs- und Farblosigkeit der meisten gasförmigen Kryogene ist diese Gefahr nicht ohne weiteres erkennbar.
Tückisch: Ein Opfer verspürt keine Atemnot !
Wegen der – im Vergleich zur Umgebungsluft – höheren Dichte von Argon und kaltem Stickstoff kommt dazu, dass diese Gase sich,
in Unterflurräumen oder in der Nähe des Bodens ansammeln können.
Die Symptome von Sauerstoffmangel sind bei einem Sauerstoffanteil von:
19% - 15% deutlich verminderte Reaktionsfähigkeit
15% - 12% tiefe Atemzüge, schneller Puls,
Koordinationsschwierigkeiten
12% - 10% Schwindelgefühl, Fehleinschätzungen, Lippen leicht
blau gefärbt
10% - 8% Übelkeit, Übergeben, Bewusstlosigkeit
8% - 6% Tod innerhalb von 8 Minuten, bei 4-8 Minuten
Gehirnschäden
4% Koma nach 40 Sekunden, keine Atmung, Tod
Schutzmaßnahmen und vorbeugende Maßnahmen:
ausreichende Belüftung des Arbeitsplatzes
Abgase von Transportbehältern und von Experimenten in ein Rückgewinnungssystem oder in ein Abgaskamin leiten
ggf. Arbeitsplatz mit fest installiertem Sauerstoffwarngerät ausrüsten
Begehen von geschlossenen Räumen, z.B. Schächten oder Tanks, nur unter Aufsicht und nur mit
tragbaren Sauerstoffwarngeräten
(-> HERA Kryo-Kontrollraum)
Bernd Petersen DESY –MKS1
Gefahren im Umgang mit KältemittelnErstickungsgefahr
Beispiel für Helium: Heliumausbruch im LHC-Tunnel
Nebelbildung !!
O2-Konzentration nach HELIUM-Ausbruch in den LHC Tunnel
Ähnlich: HERA-Tunnel und TTF-Tunnel
Boden
Decke
Mitte
Gefahren im Umgang mit KältemittelnErstickungsgefahr
Gefahren im Umgang mit KältemittelnErstickungsgefahr: Gegenmassnahmen
Gefahrenbereich räumen !
Schutzkleidung benutzen
O2-Gehalt messen
Falls nötig umluftunabhängiges Atemgerät benutzen
Helium: Hauptgefahr ‚oben‘
Kalter Stickstoff und Argon : Hauptgefahr ‚unten‘
Unfall- und Versagensursachen
Materialversprödung
Tieftemperaturversprödung
Der Werkstoff wird bei einer Überlastung bei tiefen Temperaturen nicht plastisch verformt, sondern reisst spontan
Geeignete Stähle für Tieftemperaturanwendungen sind im AD-Merkblatt W10 aufgeführt. (Daneben eignen sich die meisten Werkstoffe mit kubisch flächenzentrierter Kristallstruktur wie Kupfer, Nickel, Kupfer-Nickel Legierungen, Aluminium und seine Legierungen,Zirkonium und Titan
Ist Wasserstoff bei der Herstellung von Werkstoffen anwesend oder kommen Werkstoffe im Betrieb in Kontakt mit Wasserstoff, so kann es unter bestimmten Bedingungen zur Wasserstoffversprödung kommen. Bernd Petersen DESY –MKS1
Unfall- und Versagensursachen
Thermische Spannungen
Thermische Spannungen entstehen aufgrund der Kontraktion der Werkstoffe beim Abkühlen auf tiefe Temperaturen.
Sie können als permanente Belastungen im Betriebszustand z.B. bei Rohrleitungen oder als transiente Belastungen während der Abkühlung z.B.
in dickwandigen Komponentenauftreten und gegebenenfalls zu Schäden führen.
Da der Expansionskoeffizient bei vielen Materialien mit der Temperatur abnimmt, findet der größte Teil der Kontraktion oberhalb der LN2-
Temperatur ( 77K) statt.
Bernd Petersen DESY –MKS1
Unfall- und Versagensursachen
Thermische Spannungen
Thermische
Schrumpfung einiger Festkörper
77K
Stahl 0,3%
Plastik > 2%
Bernd Petersen DESY –MKS1
Unfall- und Versagensursachen
Druckanstieg durch Verdampfung
Kryogene Flüssigkeiten dehnen sich beim Verdampfen und Anwärmen auf Raumtemperatur um einen Faktor 500 bis 1500 aus
(Helium: 2K fl -> 300K d Faktor= 900)
-> sehr schneller Druckanstieg in einem geschlossenen Behälter
Mögliche Ursachen für einen verstärkten Wärmeeinfall sind:
rasches Abkühlen von Bauteilen und Kryosystemen,
starke Wärmeentwicklung in den Kühlobjekten z.B. Quench ,
der Zusammenbruch des Isolationsvakuums
thermoakustische Oszillationen ,Bernd Petersen DESY –MKS1
Unterschied zum (idealen) Gasz.B. Helium T > 30K
Druck x Volumen = const x Temperatur
z.B. bei Druck = konstant
-> Volumen = const/konst x Temperatur
-> doppelte Temperatur ->doppeltes Volumen
Bernd Petersen DESY –MKS1
Unfall- und Versagensursachen
Druckanstieg durch Verdampfung
Lufteinbruch im Hohlleiter eines Kryostateneinsatzes-> Verdampfen mit ca. 2,6 kg/s Massenstrom durch SV
Wärmezufuhr bei Zusammenbruchdes Isolationsvakuums:
40kW / m2 ohne MLI 6kW/ m2 mit MLI
Bernd Petersen DESY –MKS1
Sicherheit: Lufteinbruch Vertikal-Kryo
13.06.2002 Level ???
Temperatur
Druck
Bernd Petersen DESY –MKS1
Weitere Mechanismen, die zu einem Druckanstieg führen können, sind:
Siedeverzug
In sehr sauberen Behältern setzt das Sieden eines unterkühlten verflüssigten Gases unter Umständen erst bei Temperaturen oberhalb des Siedepunktes ein. Der Siedevorgang kann dadurch heftig bis explosionsartig ablaufen.
Stratifikation
Wird das Kryogen in einem Speicherbehälter für einige Zeit nicht gestört, kann sich eine Temperaturschichtung einstellen, die zu einem schnelleren Druckanstieg als erwartet führt .
die Freisetzung von auf tiefkalten Oberflächen adsorbiertem Gas.
Bernd Petersen DESY –MKS1
Unfall- und Versagensursachen
Schutzmaßnahmen
gegen Druckanstieg
Bernd Petersen DESY –MKS1
Redundanz
(aus dem lat. => im Überfluss)
d.h. mehr Sicherheitseinrichtungen als
notwendig bzw. doppelte
Sicherheitseinrichtungen
Diversität
(aus dem lat. => Abwechslung,
Mannigfaltigkeit)
d.h. Sicherheitseinrichtungen, die verschiedenartig funktionieren
Unfall- und Versagensursachen
Schutzmassnahmen
Abblaseklappe
Vorsicht im Bereich von Abblaseeinrichtungen!
Bernd Petersen DESY –MKS1
Sicherheitsventil
Unfall- und Versagensursachen
Kondensation von Gasen
Anwendungen: Kältefallen und Kryopumpen
Gefahr: Verstopfung der Abgasleitungen
von Kryobehältern durch Eispfropfen aus Luftfeuchtigkeit und/oder Luft
Vorbeugende Maßnahmen:
nur Behälter mit getrennter Abgas- und Sicherheitsventilleitung verwenden
Transportbehälter nicht offen stehen lassen.
Abgasleitungen, die ins Freie führen, mit Rückschlagklappen ausrüsten
Vor dem Abpumpen von Kryobädern einen Lecktest durchführen und insbesondere
auf Leckagen achten, durch die Luft in den kalten Teil der Apparatur angesaugt
werden könnte Bernd Petersen DESY –MKS1
Unfall- und Versagensursachen Kondensation von Gasen
LN2 Ausblaseleitung: Gefahr von Verschluss durch
Eisbildung
Bernd Petersen DESY –MKS1
Die unerwünschte Kondensation oder unerwünschtes Einfrieren kann auch folgende Auswirkungen haben:
Mechanische Schäden
durch Ausfrierungen an Ventilen, Turbinen etc.,
durch heruntertropfendes tiefkaltes Kondensat oder
durch das entstehende Tauwasser
Druckaufbau bei Desorption
Entstehung explosiver Gemische
durch die Kondensation von Luft oder
Sauerstoff in brennbaren Flüssigkeiten oder an brennbaren Festkörpern
im Isolationsmaterial von Transferleitungen,
in einem Flüssig-Wasserstoff-Tank oder
an der Aktivkohle eines Tieftemperaturadsorbers
Wichtig! - Luftkondensat wirkt stark brandfördernd, da es wegen des höheren Siedepunkts von Sauerstoff bis zu 50% Sauerstoff enthält.
Bernd Petersen DESY –MKS1
82K
21% O2 79%N2 (Luft)
50% O2
Siedekurve einer N2 / O2 Lösung
100% N2 100% O2
Siedetemperatur O2
Siede-
temperatur N2
Bernd Petersen DESY –MKS1
Unfall- und Versagensursachen : Brand- und Explosionsgefahr
Sauerstoff
flüssiger oder gasförmiger Sauerstoff kann
-Verbrennungsvorgänge stark beschleunigen,
- die Zündtemperatur erniedrigen,
- sich in brennbaren Materialien anreichern (insbesondere auch
in Kleidung),
- die dann bei Zündung heftig bis explosionsartig verbrennen.
Ozon
Sicherheitsbedenklich ist die Entstehung von Ozon in Systemen, die Sauerstoff enthalten, und unter Gamma- oder Neutronenbestrahlung stehen.
Eine explosionsfähige Menge an Ozon kann bereits aus den Sauerstoffverunreinigungen in einem Flüssig-Stickstoff-Tank entstehen, wenn dieser einer Bestrahlung ausgesetzt ist Bernd Petersen DESY –MKS1
Vorbeugende Maßnahmen gegen Kondensation und deren Folgen:
Anlagen vor dem Betrieb gründlich spülen und evakuieren.
Im Betrieb bei leichtem Überdruck arbeiten, um das Eindringen von Verunreinigungen durch Leckagen zu vermeiden.
Wo möglich - Vakuumisolation verwenden.
Sonst nicht brennbares Isolationsmaterial verwenden und das Eindringen von Luft mittels Dampfsperre verhindern.
Bernd Petersen DESY –MKS1
Allgemeine Sicherheitsmassnahmen
Arbeiten im Kryobereich nur nach Absprache und mit Freigabe
durch MKS-Kryo-Operateure
Problemmeldungen an MKS Operateure / Rufbereitschaft
Betriebsanweisungen beachten !
Ziele:Nach dieser Unterweisung sollten sich an folgende
spezielle Risiken erinnern
•Erfrierungsgefahren
•Erstickungsgefahr
•Materialversprödung
•Thermische Ausdehnung
•Druckanstieg durch Verdampfung
•Gefahren durch Kondensation
•Brandgefahren
die beim Umgang mit tiefkalten Gasen und Flüssigkeiten auftreten können