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SKOhr-Labor: STIMMEN Ein Tanz- und Musikprojekt Pêteris Vasks Symphonie „Stimmen“ und Improvisationen DIE IDEE Zu Pêteris Vasks Symphonie Nr. 1 „Stimmen“ hat das Stuttgarter Kammerorchester gemeinsam mit rund 80 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 9 und 20 Jahren, unter anderem mit un- begleiteten minderjährigen Flüchtlingen (UMF) und Kindern mit eingeschränkter Sehfähigkeit, ein Tanztheater zum Thema Stimmen realisiert. Über neun Monate fand eine intensive Arbeit in Musik- und Tanzworkshops statt. Die Akteure Stuttgarter Kammerorchester Matthias Foremny · musikalische Leitung Adrian Turner · Choreografie, Tanzworkshops Luis Hergòn · Tanzworkshops Felix Behringer, Jürgen Kruse, Ulrike Stortz · Musikworkshops Produktionsteam Carolin Bock · Inspizienz Laura Yoro · Kostüme Ingo Jooß · Lichtgestaltung Reiner Pfisterer · Fotos Benoît Leleu · Film (Dokumentation) Lea Peters · Projektassistenz Mira von Wangenheim · Projektassistenz Katharina Gerhard · Projektleitung Schulen/ Gruppen Projektgruppe der Betty-Hirsch-Schule Stuttgart (inklusive Schule für Sehbehinderte und Blinde) Klasse 4b der Rosenschule Stuttgart Rosensteinschule Stuttgart (Werkrealschule, Internationale Vorbereitungsklasse) Klasse 7 der Helene-Fernau-Horn Schule Stuttgart (Schule für Sprachbehinderte) Improvisationsgruppe der Waldorfschule Pforz- heim (Oberstufe) Solistenensemble (Jugendliche mit Fluchthin- tergrund und Schülerinnen der 10. Klasse der Waldorfschule Ludwigsburg) Kooperationspartner Open_Music e.V. und Evangelische Gesellschaft Stuttgart

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  • SKOhr-Labor:

    STIMMENEin Tanz- und Musikprojekt

    Pêteris Vasks Symphonie „Stimmen“ und Improvisationen

    DIE IDEE Zu Pêteris Vasks Symphonie Nr. 1 „Stimmen“ hat das Stuttgarter Kammerorchester gemeinsam mit rund 80 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 9 und 20 Jahren, unter anderem mit un-begleiteten minderjährigen Flüchtlingen (UMF) und Kindern mit eingeschränkter Sehfähigkeit, ein Tanztheater zum Thema Stimmen realisiert. Über neun Monate fand eine intensive Arbeit in Musik- und Tanzworkshops statt.

    Die AkteureStuttgarter KammerorchesterMatthias Foremny · musikalische LeitungAdrian Turner · Choreografie, TanzworkshopsLuis Hergòn · TanzworkshopsFelix Behringer, Jürgen Kruse, Ulrike Stortz · Musikworkshops

    ProduktionsteamCarolin Bock · InspizienzLaura Yoro · KostümeIngo Jooß · LichtgestaltungReiner Pfisterer · FotosBenoît Leleu · Film (Dokumentation)Lea Peters · ProjektassistenzMira von Wangenheim · Projektassistenz Katharina Gerhard · Projektleitung

    Schulen/ GruppenProjektgruppe der Betty-Hirsch-Schule Stuttgart (inklusive Schule für Sehbehinderte und Blinde)

    Klasse 4b der Rosenschule StuttgartRosensteinschule Stuttgart (Werkrealschule, Internationale Vorbereitungsklasse)

    Klasse 7 der Helene-Fernau-Horn Schule Stuttgart (Schule für Sprachbehinderte)

    Improvisationsgruppe der Waldorfschule Pforz-heim (Oberstufe)Solistenensemble (Jugendliche mit Fluchthin-tergrund und Schülerinnen der 10. Klasse der Waldorfschule Ludwigsburg) KooperationspartnerOpen_Music e.V. und Evangelische Gesellschaft Stuttgart

  • Projektverlauf

    Mit dem neuen Schuljahr 2015/16 begann die Arbeit in den Schulen und Gruppen.

    Tanz

    Ganz langsam, mit einfachen Übungen, begannen diejenigen Schülergruppen, die später als Tän-zer auf der Bühne stehen sollten, Musik improvisatorisch in Bewegung umzusetzen. Der Ansatz der Choreographen war es, Anregungen zu geben, dabei aber viele Schülerideen aufzugreifen und gemeinsam weiterzuentwickeln. Hierbei wurde ganz unterschiedliche Musik eingesetzt, die teil-weise auch aus dem Umfeld der Schüler stammte und ihnen den Zugang zu ihren eigenen Bewe-gungen erleichterte. Mit der Zeit floss mehr und mehr Pêteris Vasks’ Musik in die Arbeit ein, bis schließlich seine Musik die Grundlage für eine Choreographie bil-dete, die in Zusammenarbeit mit den Schülern entstan-den ist.Die verschiedenen Teile von Vasks’ Sinfonie „Stim-men“ wurden den einzelnen Gruppen zugeordnet – mit der Zeit entwickelten sich immer mehr Überschnei-dungen, die Begegnungen der verschiedenen Gruppen ermöglichen sollten. So gab es beispielsweise eine intensive Zusammenar-beit der Rosenschule Stuttgart (Grundschule) und der Rosensteinschule (Werkrealschule). Eine ganz besondere Rolle nahm eine gemischte Gruppe ein, der wir den Namen Solistenensemble gaben. Sie bestand aus einer Gruppe von vier unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen und sechs Waldorfschülerinnen aus Ludwigsburg. Über die Evan-gelische Gesellschaft Stuttgart hatten wir unser Projekt in Wohngruppen bekannt gemacht, in de-nen minderjährige Flüchtlinge untergebracht sind. In Workshops, die wir samstags veranstalteten, hatten sie die Möglichkeit, unser Projekt zu beschnuppern. Jugendliche kamen und gingen und herauskristallisiert hat sich eine Gruppe von vier jungen Männern, die im Tanz ihre Leidenschaft (wieder-)fanden. Wir brachten sie zusammen mit sechs Waldorfschülerinnen. Die Schülerinnen hatten bereits einige Tanzerfahrung und ergriffen die Möglichkeit, hier intensiv an einem Projekt gemeinsam mit jungen Flüchtlingen zu arbeiten. Regelmäßige Treffen und ein gemeinsames Pro-benwochenende ermöglichten nahezu professionelles Arbeiten und dabei intensive Begegnungen der Jugendlichen, die am Ende des Projektes Freundschaften geknüpft hatten. Ihre Rolle als Solis-tenensemble war bei der Aufführung von zentraler Bedeutung.

    Musik

    Auch bei den beiden Gruppen, die hauptsächlich musikalisch arbeiteten, stand die Improvisation im Mittelpunkt. Hier wurde mit Klängen experimentiert – je nach musikalischen Voraussetzungen mit einfachen Klangerzeugern (Orffsches Instrumenta-rium), mit der eigenen Stimme oder auch mit den Ins-trumenten, die die Kinder und Jugendlichen außerhalb des Projektes lernen. So experimentierten Waldorfschüler aus Pforzheim mit der Stille im Sinne John Cages. Ausgangspunkt war da-bei die Stille, aus der sich Vasks erster Satz der Sinfonie „Stimmen“ entwickelt. In kleinen Zeiteinheiten ließen sie sich auf die sie umgebenden Stille ein und konnten auf diese Weise die uns alltäglich umgebenden Geräu-sche wahrnehmen. In einem weiteren Schritt reagierten sie improvisierend lebendig auf die Klänge, in dem sie diese musikalisch imitierten oder sogar kommentierten. Und auch diese beiden Gruppen begegne-ten sich bei einer Improvisation, die sie gemeinsam auf die Bühne brachten, sehr intensiv.

  • Partnerschaft mit dem Kammerorchesters

    Das Kammerorchester wurde bei diesem Projekt zu einem partnerschaftlichen Wegbegleiter. Ein-zelne Musiker besuchten teilnehmende Klassen und Gruppen, um sich die Arbeit der Kinder und Jugendlichen vor Ort ansehen und anhören zu können.

    Dabei hatten sie natürlich ihr Instrument im Gepäck und bereiteten ihrerseits die Schüler auf die gemeinsame Arbeit vor. Und bevor es in die ausgiebige gemeinsame Endprobenzeit ging, durfte jede Gruppe bei einem Probenbesuch das Kammerorchester aus nächster Nähe erleben.

    Schlussetappe

    In einer fünftägigen intensiven Endprobenphase im Theaterhaus Stuttgart begegneten sich schließ-lich alle Gruppen. Hier wurden in künstlerischer und logistischer Puzzlearbeit die einzelnen Mo-saiksteine zu einem Gesamtkunstwerk zusammengefügt und es sind dabei ganz neue Teile ent-standen, bei denen alle Protagonisten gemeinsam agierten. Neben gemeinsamen tänzerischen Sequenzen ist hier auch eine Stimmimprovisation entstanden, bei der die Vielfalt aller Akteure auf eindrucksvolle Weise zum Klingen kam – neben einzelnen „gespuckten“ Konsonanten, konnte man viele unterschiedliche Sprachen heraushören, die sich gleichzeitig zu einem geflüsterten Klangtep-pich verwoben.

    Drei nahezu ausverkaufte Aufführungen (24., 25. und 26. Juni 2016) bildeten den viel umjubelten Abschluss des Projektes.

  • Feedback (Auszüge)

    Stimmen aus der Rosenschule:

    „Es hat sehr viel Spaß gemacht und viele haben neue Freunde gefunden.“ (Tänzer)

    „Die Musik war sehr spannend und richtig cool.“ (Tänzer)

    „Ich war total happy mit der Tänzerin aus der anderen Schule und fand es richtig gut mit ihr zu tanzen und auf der Bühne zu stehen.“ (Tänzerin)

    „Mir hat es sehr gefallen, mit Adrian und Luis zu arbeiten. War eine richtig tolle Zeit.“ (Tänzerin)

    „ Es war so cool mit dem berühmten Kammerorchester aufzutreten. Das ist echt was besonderes.“ (Tänzer)

    „Eigentlich ist meine Klasse sehr unruhig (...) und viele Schüler haben Probleme sich zu konzentrieren und an einer Sache dran zu bleiben. Vor diesem Hintergrund war es vor allem für diese Schüler eine unglaubliche Leistung an Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer. Dies ist im regu-lären Unterricht so nicht möglich...“ (Lehrerin)

    „Die Kinder arbeiteten die gesamte Zeit sehr gerne mit Luis und Adrian zusammen. Sie fühlten sich ernst genommen, weil sie ihre Ideen ein-bringen konnten.“ (Lehrerin)

    Stimmen aus der Helene-Fernau-Horn Schule

    „Es war eine abwechslungsreiche Musik. Normalerweise höre ich solche Musik nie, aber sie hat mir gefallen.“ (Tänzer)

    „Auf der Bühne, es ist so ein tolles Gefühl wenn man vor 100 anderen Personen etwas aufführt.“ (Tänzerin)

    Stimme aus der Betty-Hirsch-Schule

    „Ich möchte wieder so ein Projekt machen, weil die Aufführung so cool war. Toll war auch, dass wir mit den anderen zusammen Musik gemacht haben.“ (Musikerin)

    Stimmen aus der Rosensteinschule

    „Die Musik hat mir gut gefallen. Sie war sehr gefühlvoll.“ (Tänzerin)

    „Der Musikerbesuch war toll. Ich durfte Geige spielen.“ ( Tänzerin)

    „Mein persönlicher Eindruck von dieser Vorführung ist, dass das Leben voller Bedeutung und Sinn ist... Wir brauchen Frieden und Ruhe (... )Menschen aus jedem Schlag und jeder Nationalität müssen miteinander Freunde und nett zueinander sein.“ (Tänzer)

    Stimmen aus dem Solistenensemble

    „Die Zusammenarbeit mit den anderen Gruppen hat mich mit am meisten erstaunt und beeindruckt. Zuvor konnte ich es mir kaum vorstellen, mit so vielen verschiedenen Jugendlichen zusammen zu proben und dann auf einer Bühne zu stehen. Es hat funktioniert. Ich bemerkte einmal mehr, dass Tanz alle Menschen, egal welchen Alters, welcher Schule, ob mit einer physischen oder geistigen Behinderung oder aus anderen Län-dern mit andern Kulturen stammend, verbindet!“ (Tänzerin)

    „Die Begegnung und Zusammenarbeit mit den Jungs war sehr spannend da sie alle aus verschiedenen Ländern und Kulturen kommen. Es war spannend die Kultur und die Sprachen der Jungs kennenzulernen. Wir haben uns alle gut verstanden und viel gelacht. Auch das gemeinsame Tanzen war sehr angenehm und harmonisch.“ (Tänzerin)

    „Für mich war es etwas völlig neues, mich auf Musik dieser freien Art zu bewegen. Ziemlich schnell aber konnte ich mich darauf einlassen und von den Klängen mitnehmen und davon tragen lassen. Spannend war zu dem zu beobachten wie „normal“ uns die Musik am Ende des Projekts vorkam und wie wir uns gar nicht mehr auf ihre Einzelheiten konzentrierten, sondern einfach nur in ihrem Fluss bewegten.“ (Tänzerin)

    Stimmen aus der Waldorfschule Pforzheim

    „Jürgen hat uns viel geholfen, aber auch freigelassen, damit wir selber etwas schaffen konnten.“ (Musikerin)

    „Mit der Zeit haben wir verstanden, dass Improvisation aus Miteinanderspielen besteht und den Anderen zuzuhören ein sehr wichtiger Teil davon ist.“ (Musikerin)

    „Manchmal gab es sogar den sogenannten „magischen Moment“. Das war toll!“ (Musiker)

    „Ich finde es gut, dass wir es kennengelernt haben, mit Sehbehinderten zu arbeiten und eine gemeinsame Sprache zu finden.“ (Musikerin)

    Stimmen aus dem Publikum

    „Vielen Dank für das eindrucksvolle Konzert am Sonntag. Ich bin ja kein ausgesprochener Freund von tanzenden Kindern zu Musik von Er-wachsenen, aber das war wirklich irre gut und hat meine Vorurteile wieder ins Lot gebracht. Danke. Auch die Musikbeiträge waren super. Ein klares Konzept ohne Schnickschnack, das der Kunst und dem Ausdruck der jungen Leute Raum ließ, ein tolles Stück auch von Vasks, drei mal ein voller Saal… Super!“

    „Einfach großartig, was Ihr schafft! Als Künstler, Menschen - und auch so weitsichtig künstlerisch menschlich bildend“ „Das war gestern einfach grandios, ich war so gerührt von dieser hohen Konzentration und dem harmonischen Miteinander der Kinder, die uns Erwachsenen eigentlich vorleben, wie man miteinander umgehen kann, egal wie unterschiedlich man ist. Das hat mich sehr, sehr bewegt!“

    „Danke, dass Du uns an etwas so großartigem hast teilhaben lassen! Von Gänsehautschauern bis zu Tränen der inneren Berührtheit habe ich alles durchlaufen. Noch nie hat mich etwas so berührt wie heute. Danke von Herzen.“