Smart Wines Newsletter März 2010

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1 Prolog Worin wir erfahren, dass der Terroir-Gedanke uralt, gleichzeitig aber sehr modern ist. 13. Jahrhundert: Burgundische Zisterzien- ser-Mönche klassifizieren erstmals ihre um- fangreichen Weinlagen nach der Qualität des Bodens und legen damit die ideelle Grund- lage für alle später eingeführten Appellati- onssysteme in Frankreich, Italien, Spanien, Deutschland oder Österreich. 800 Jahre später: „Ich glaube, dass parallel zur Globalisie- rung auch ein starker Appetit für Weine mit besonderem Geschmack entsteht. Die Idee von Terroir ist in diesem Sinne sehr modern. Der anspruchs- vollere Konsument hat heute das Verlangen nach Produkten, die einen starken, natürlichen Ausdruck haben“, so Aubert de Villaine vom Burgunder- Weingut Romanée-Conti. 1. Kapitel: Kranachberg Worin wir mit Willi Sattler durch die verschneiten Hü- gel der Südsteiermark stapfen und unversehens in einer der besten Sauvignon Blanc-Lagen der Welt stehen. Der Hügelrücken des Kranachbergs in der Südsteiermark gilt als eine der besten Sauvig- non-Lagen der Welt. „Hier ist der Boden für diese Rebsorte einfach ideal“, sagt Willi Sattler, der im Kranachberg insgesamt fünf Einzelpar- zellen bewirtschaftet, die getrennt vinifiziert werden, bevor er aus den Einzelchargen den „Sauvignon Blanc Kranachberg“ cuvéetiert. Der Berg ist gemäß Klassifikation der Steiri- schen Klassik- u. Terroirweingüter als „Große STK Lage“ – besonders günstiges Kleinklima, ausgeprägte Terroirnoten – eingestuft. Dies zeigt das Bestreben, die besten Weinbergslagen – nach dem Vorbild der Grand Crus – auch als solche zu kennzeichnen. Auf den steilen, sonnigen Hängen des nach Süden ausgerichteten Kranachberges stehen auf einer Seehöhe von bis zu 500 Metern rund 40 Jahre alte Reben. Trotz heißer Sommer ist das Mikroklima relativ kühl. Im September schwanken die Temperaturen zwischen 25° C tagsüber und nur 5° C nachts. Sattler: „Da bil- det der Rebstock feine Aromen aus.“ Der Boden im Kranachberg ist mit 15 Milli- onen Jahren verhältnismäßig „jung“: Ablage- rungen von urzeitlichen Meeren und Flüssen, kalkhaltige Sande mit Hellglimmer 1 und Kies: All dies verleiht dem Sauvignon eine extreme, kühle Würze, unverwechselbare Frucht nach Stachelbeeren und Grapefruit, mineralische Aromen und eine leichte Salzigkeit. 2. Kapitel: Steinmassl Worin wir gemeinsam mit Fred Loimer aus Langenlois dem Rauschen des Ur-Meeres Tethys 2 lauschen und die „Staubigkeitseines besten Rieslings kennenlernen. Wenn man die Ohren spitzt, hört man es noch rauschen: das Ur-Meer Tethys, das einst dort anbrandete, wo heute der Steinmassl liegt, ein sanft geneigter Südhang am Rande von Lan- genlois im niederösterreichischen Kamptal. Fortsetzung auf Seite 2 SMART WINES NEWSLETTER ausgabe 11 - köln - märz 2010 La Route des „Grands Crus“ Die faszinierende Geschichte einzigartiger Weinbergslagen in acht Kapiteln Willi Sattler auf dem Kranachberg in der Südsteiermark, eine der weltweit besten Sauvignon Blanc-Lagen. Liebe Leserin, lieber Leser! Begleiten Sie uns in diesem 11. Newsletter auf einer Tour durch acht der berühmtesten Weinberge vom Langenloiser Steinmassl über den Löwengang, Bussia und Montosoli bis zu L‘Ermita im Priorat. Lesen Sie über den ambitionierten Relaunch der ehema- ligen Gutsverwaltung Niederhausen-Schlossböckelheim mit neuer Mannschaft und mit neuem Namen: Gut Hermannsberg möchte wieder an die großen alten Ries- ling-Zeiten anknüpfen. Wir wünschen viel Erfolg! Wir stellen Ihnen unsere Partner Willi Sattler und Alois Gölles aus der Steiermark sowie den jungen Andreas Bender von der Mosel vor, besuchen Alois Lageder in Südtirol, riskieren einen Blick in die Wein- Amphoren von Elisabetta Foradori und entdecken auf Brolio die älteste Landkarte des Chianti-Gebietes! Last but not least berichten wir Ihnen über den jahre- langen, nun endlich von Erfolg gekrönten Kampf von Alvaro Palacios um die Etablierung von Spaniens ers- ter Dorf-Weinlage „Gratallops. Herzlichen Dank für Ihr Interesse an unserer Arbeit. Eine informative Lektüre wünscht Ihnen Per Soehlke Smart-Wimes GmbH ® 1 auch als „Katzensilberbekanntes Silikatmineral 2 vor rd. 180 Mio. Jahren bis nach Mitteleuropa reichender Ozean

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Ausgabe 11 - Köln - März 2010

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PrologWorin wir erfahren, dass der Terroir-Gedanke uralt,gleichzeitig aber sehr modern ist.13. Jahrhundert: Burgundische Zisterzien-ser-Mönche klassifizieren erstmals ihre um-fangreichen Weinlagen nach der Qualität desBodens und legen damit die ideelle Grund-lage für alle später eingeführten Appellati-onssysteme in Frankreich, Italien, Spanien,

Deutschland oder Österreich.800 Jahre später: „Ich glaube,dass parallel zur Globalisie-rung auch ein starker Appetitfür Weine mit besonderemGeschmack entsteht. Die Ideevon Terroir ist in diesem Sinnesehr modern. Der anspruchs-vollere Konsument hat heutedas Verlangen nach Produkten,die einen starken, natürlichenAusdruck haben“, so Aubertde Villaine vom Burgunder-Weingut Romanée-Conti.

1. Kapitel: KranachbergWorin wir mit Willi Sattler durch die verschneiten Hü-gel der Südsteiermark stapfen und unversehens in einerder besten Sauvignon Blanc-Lagen der Welt stehen.Der Hügelrücken des Kranachbergs in derSüdsteiermark gilt als eine der besten Sauvig-non-Lagen der Welt. „Hier ist der Boden fürdiese Rebsorte einfach ideal“, sagt Willi Sattler,der im Kranachberg insgesamt fünf Einzelpar-zellen bewirtschaftet, die getrennt vinifiziertwerden, bevor er aus den Einzelchargen den„Sauvignon Blanc Kranachberg“ cuvéetiert.Der Berg ist gemäß Klassifikation der Steiri-schen Klassik- u. Terroirweingüter als „GroßeSTK Lage“ – besonders günstiges Kleinklima,ausgeprägte Terroirnoten – eingestuft. Dieszeigt das Bestreben, die besten Weinbergslagen– nach dem Vorbild der Grand Crus – auch alssolche zu kennzeichnen.Auf den steilen, sonnigen Hängen des nachSüden ausgerichteten Kranachberges stehenauf einer Seehöhe von bis zu 500 Metern rund40 Jahre alte Reben. Trotz heißer Sommer ist

das Mikroklima relativ kühl. Im Septemberschwanken die Temperaturen zwischen 25° Ctagsüber und nur 5° C nachts. Sattler: „Da bil-det der Rebstock feine Aromen aus.“Der Boden im Kranachberg ist mit 15 Milli-onen Jahren verhältnismäßig „jung“: Ablage-rungen von urzeitlichen Meeren und Flüssen,kalkhaltige Sande mit Hellglimmer1 und Kies:All dies verleiht dem Sauvignon eine extreme,kühle Würze, unverwechselbare Frucht nachStachelbeeren und Grapefruit, mineralischeAromen und eine leichte Salzigkeit.

2. Kapitel: SteinmasslWorin wir gemeinsam mit Fred Loimer aus Langenloisdem Rauschen des Ur-Meeres Tethys2 lauschen und die„Staubigkeit“ seines besten Rieslings kennenlernen.Wenn man die Ohren spitzt, hört man es nochrauschen: das Ur-Meer Tethys, das einst dortanbrandete, wo heute der Steinmassl liegt, einsanft geneigter Südhang am Rande von Lan-genlois im niederösterreichischen Kamptal.

Fortsetzung auf Seite 2

S M A R T W I N E S

N E W S L E T T E Rausgabe 11 - köln - märz 2010

La Route des „Grands Crus“Die faszinierende Geschichte einzigartiger Weinbergslagen in acht Kapiteln

Willi Sattler auf dem Kranachberg in der Südsteiermark, eine der weltweit besten Sauvignon Blanc-Lagen.

Liebe Leserin, lieber Leser!

Begleiten Sie uns in diesem 11. Newsletter auf einerTour durch acht der berühmtesten Weinberge – vomLangenloiser Steinmassl über den Löwengang, Bussiaund Montosoli bis zu L‘Ermita im Priorat.

Lesen Sie über den ambitionierten Relaunch der ehema-ligen Gutsverwaltung Niederhausen-Schlossböckelheimmit neuer Mannschaft und mit neuem Namen: GutHermannsberg möchte wieder an die großen alten Ries-ling-Zeiten anknüpfen. Wir wünschen viel Erfolg!

Wir stellen Ihnen unsere Partner Willi Sattler undAlois Gölles aus der Steiermark sowie den jungenAndreas Bender von der Mosel vor, besuchen AloisLageder in Südtirol, riskieren einen Blick in die Wein-Amphoren von Elisabetta Foradori und entdecken aufBrolio die älteste Landkarte des Chianti-Gebietes!

Last but not least berichten wir Ihnen über den jahre-langen, nun endlich von Erfolg gekrönten Kampf vonAlvaro Palacios um die Etablierung von Spaniens ers-ter Dorf-Weinlage – „Gratallops“.

Herzlichen Dank für Ihr Interesse an unserer Arbeit.Eine informative Lektüre wünscht IhnenPer SoehlkeSmart-Wimes GmbH

®

1 auch als „Katzensilber“ bekanntes Silikatmineral2 vor rd. 180 Mio. Jahren bis nach Mitteleuropa reichender Ozean

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Vor kühlen Winden aus dem Norden undWesten geschützt, wurden hier in 350 m Höhebereits vor Jahrhunderten breite Natursteinter-rassen angelegt.Der Boden aus Gföhler Gneis und verwitter-tem Glimmer ist teils von Ton überlagert undmit vielen Steinen durchsetzt, die die Wärmedes Tages speichern. Hier stehen auf insge-samt 1,5 Hektar die bis zu 50 Jahre alten Ries-lingreben, aus denen Fred Loimer den Stein-massl produziert: seit 1991, da er erstmals alsLagenwein abgefüllt wurde, einer der großenRieslinge Österreichs.Dem Terroir verdankt der Steinmassl seinemineralische Komponente, Loimer nennt sie„Staubigkeit“. Die Aromen sind schlank, zart

und fein, tendieren in kühlerenJahren zu weißem Pfirsich, inwärmeren zu gelbfruchtigenAromen, etwa Stachelbeere.Fred Loimer: „Ideal ist derSteinmassl für mich, wenn erviel Mineralität und ein biss-chen Üppigkeit hat.“Der Winzer arbeitet biodyna-misch: „Dadurch werden dieAromen im Steinmassl kom-plexer, in sich geschlossener,der Wein einen Tick leichter imAlkohol.“

3. Kapitel: SchlossböckelheimerKupfergrubeWorin wir einen extrem steilen Weinberg hinauf-schnaufen und tiefschürfende Erkenntnisse über denEinfluss „heißer“ Böden auf den Riesling gewinnen.Sagenhafte 308° Oechsle – rund 61 KMW –in der 1921er Riesling Trockenbeerenauslesemachten einen spektakulären Steilhang an derNahe schlagartig weltberühmt. Seit damalszählt die Schlossböckelheimer Kupfergrube zuden historischen Rieslinglagen Deutschlands.

Gemäß VDP-Klassifikationist der Weinberg eine „ErsteLage“, vergleichbar mit ei-nem Grand Cru in Burgund.VDP-Definition: „Aus die-sen klassischen Ersten Lagenwurden nachweislich überlange Zeit Weine mit nach-haltig hoher Reife erzeugt.“11 von insgesamt 13 Hektarder Kupfergrube gehörenzum Gut Hermannsberg(ehemalige GutsverwaltungNiederhausen-Schlossbö-ckelheim, S. 4), das mit neu-

er Mannschaft nun versucht, wieder an diegroßen Erfolge anzuschließen, die bis in diefrühen 1980er-Jahre mit brillanten Rieslingenerzielt wurden.In der nach Süden ausgerichteten, extremsteilen Kupfergrube – Hangneigung bis zu65% – steht der Riesling mit 5.000 bis 6.000Stöcken pro Hektar der Traubenqualität we-gen sehr dicht gepflanzt. Die Böden bestehenvorwiegend aus verwittertem Vulkangestein.Dieser „heiße“ Boden prägt den Wein: „DieKupfergrube mit ihren vulkanischen Bödenbringt ‚heiße’, expressive Rieslinge mit elegan-ter Kräuter-Aromatik hervor,“ so Karsten Pe-ter, auf Gut Hermannsberg für Weinberge undKeller verantwortlich.

4. Kapitel: LöwengangWorin wir Alois Lageder begegnen und erfahren, wieder Name eines Weingartens im Laufe der Zeit zumSynonym für Qualität wurde.„Mein Vater hatte 1934 das Weingut Ansitz Lö-wengang erworben, mit dem Ziel, sein damalsauf Sankt Magdalener und Lagrein begrenztesSortiment mit besten Weiß- und kräftigen Rot-weinen zu ergänzen. Der jahrzehntelange Er-folg und die Beliebtheit der Löwengang-Weine

bestätigen dies“, erzählt Alois Lageder.International war die Lage Löwengang spätes-tens mit dem 1985er Chardonnay ein Begrifffür Qualitätswein aus Südtirol geworden.„Ursprünglich war der Löwengang eine be-grenzte Parzelle. Heute verstehen wir unterLöwengang Weine, die von dieser Parzelle undeinigen anderen, klar definierten, alle in derGemeinde Margreid nahe der ursprünglichenLöwengang-Parzelle gelegenen Weinbergenkommen, die sehr ähnliche Voraussetzungenmitbringen“, so der Winzer.Der Löwengang umfasst insgesamt neun Hek-tar nach Süd-Osten ausgerichtete, biodyna-misch bewirtschaftete Weingärten mit gemä-ßigtem Mikroklima und steinigem, sandigemKalkboden (Dolomitgestein) mit geringemAnteil an Lehm und Ton.Neben den beiden Löwengang-KlassikernChardonnay (aus 15 bis 60 Jahre alten Re-

ben) und Cabernet Sauvignon(18- bis 100-jährige Rebstöcke)wachsen dort auch Carménère,Cabernet Franc und Merlot.Alois Lageder über den Einflussdes Terroirs: „Mikroklima, Bo-den und Biologie der Lage för-dern die mineralische Aromatik,Komplexität und Eleganz derLöwengang-Weine; das Alterder Reben die Harmonie, unddie biodynamische Bewirtschaf-tung die Ausgewogenheit.“

5. Kapitel: BussiaWorin wir in einem piemontesischen AmphitheaterPlatz nehmen und einem großen Barolo applaudieren.„40 Jahrhunderte blicken auf euch herab!“,sagte Napoleon, als er mit seinen Soldaten vorden Pyramiden stand.„Jahrtausende blicken auf euch herab!“, könn-te man sagen, wenn man am Fuße dieses Wein-berges im Piemont steht. So alt ist der Boden

einer der bekanntesten Barolo-Lagen: Bussia, das sieben Hek-tar große Filet-Stück des Wein-guts Prunotto bei Alba.Vor etwa zehn Millionen Jahrenwurde jener Untergrund ausTon, Kalk und Sand geformt,auf dem sich heute Nebbiolo-Reben sonnen.„Der wie ein Amphitheater an-geordnete Bussia-Weinberg öff-net sich in einem 270°-Winkelvon Osten bis Westen zur Son-ne hin“, so Gianluca Torrengo,

bei Prunotto für die Weine verantwortlich.„Daher liefert uns Bussia eine phantastischeTraubenqualität, die zusammen mit dem spe-ziellen Boden Weine mit einer einzigartigenEleganz hervorbringt.“Der Barolo Bussia zeigt großen Charakter, bie-tet sehr konzentrierte Aromen nach Pflaumenund reifen Kirschen, Anflüge von Blüten undGewürzen, sanfte, balancierte Tannine, kräfti-ge Struktur und einen mächtigen Körper.Bussia gilt seit 1961 als große Lage. Torrengoerklärt, warum: „Prunotto war damals die ers-te Kellerei in Italien, die – nach dem VorbildBurgunds – mit Bussia einen Einzellagenweinselektioniert, vinifiziert und auf dem Etikettgekennzeichnet hat.“

6. Kapitel: MontosoliWorin wir vom Ziehvater des ersten Grand Cru inMontalcino hören, dass ein guter Weinberg auch inschlechten Jahren sehr gute, in guten Jahren aber exzep-tionelle Trauben liefert.„Montosoli ist ein Wein, der dich nie ent-täuscht“, sagt Claudio Basla vom Weingut Al-tesino. Sein Brunello aus der Einzellage Mon-tosoli, bekannt für außergewöhnliche Balanceund Elegance, war 1980, als er sein Debut aufdemMarkt gab, der erste „Grand Cru“ in Mon-talcino. Der Weinberg wird vom Wine Spectatorals zweitbeste Einzellage Italiens bewertet.

Hier wächst Fred Loimers Top-Riesling: Blick vom Steinmassl auf Langenlois.

Der Löwengang bei Margreid in Südtirol, eine von Alois Lageders besten Weinbergslagen.

L‘Ermita bei Gratallops im Priorat: Weingärten wie diese gehören zum kulturellen Erbe Spaniens.

Die Schlossböckelheimer Kupfergrube, eine der „historischen“ Rieslinglagen Deutschlands.

La Route des „Grands Crus“ – Fortsetzung von S. 1

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Der Weingarten war von Bas-la 1973 ausgepflanzt worden.Es zeigte sich bald, dass derZiehvater des Montosoli da-bei eine sehr glückliche Handbewiesen hatte: Der von Baslaausgewählte Brunello-Klongedeiht auf dem „Galestro“genannten, aus Schiefer, Kalk,Mergel und Ton bestehendenkrümeligen Boden prächtig.Dazu kommt: Der nachNord-westen (!) ausgerichtete, 4,5Hektar umfassende Weinbergnimmt die Sonne tagsüber wie

ein Solar-Paneel auf, kühlt aber aufgrund sei-ner Lage nachts deutlich ab. Eine sanfte Brisean den Sommerabenden unterstützt den Reife-prozess der Trauben. Ergebnis sind Weine mitschlanker, stahliger Frucht, starken aromati-schen Düften und frischer Säure.Claudio Basla: „Es ist nicht ein einzelner Fak-tor, sondern die perfekte Balance aus Expositi-on, Mikroklima, Boden und dem gepflanztenBrunello-Klon, die diesen Weinberg so außer-gewöhnlich macht. Der Montosoli liefert auchin klimatisch weniger guten Jahren sehr guteTrauben. Aber in guten Jahren sind sie außer-gewöhnlich.“

7. Kapitel: L’ErmitaWorin wir mit dem „Prince of Priorat“ ehrfürchtig aufden Spuren mönchischen Weinbaus wandeln.Ende der 1980er-Jahre wurde das mystische,jahrhundertelang von mönchischer Weinbau-kultur geprägte Priorat von einigen jungenWinzern aus einem langen Dornröschenschlafgeweckt. Sie erkannten das enorme Potenzial,das in den Böden und alten Garnacha-Rebensteckte. Unter diesen „jungen Wilden“: AlvaroPalacios. Wenige Jahre später war der L’Ermitades „Prince of Priorat“, wie ihn der Decantereinmal nannte, zu einer Wein-Ikone Spaniensgeworden. „Der Wein fängt die Aromen desOrtes ein, an dem er wächst“, so Palacios.

L’Ermita ist ein „Grand Cru“,dessen Trauben ausschließlich ausdem 2,5 Hektar kleinen gleichna-migen Weinberg stammen. Hierstehen 11.000, hundert Jahre alteGarnacha-Reben, die zusammennur 2.500 Flaschen ergeben.Der in steilen Terrassen angeleg-te Weinberg ist nach Nordosten(!) orientiert. So kann der frischeGarbinada, ein Wind, der vomMeer her bläst, die Reben an flir-rend heißen Sommertagen küh-len. Der Boden enthält Schiefer,

Vulkangestein, Quarz. Darüber liegt nur einedünne organische Schicht – das zwingt dieWurzeln in die Tiefe, wo sie das Wesen desTerroirs aufnehmen. Palacios: „L’Ermita istPriorat pur, 100% Garnacha, die Essenz dieserdelikaten, feinen Traube und der bestmöglicheAusdruck dieser einzigartigen Lage.“

8. Kapitel: Alter BergWorin wir mit Gernot Heinrich auf die Westseite desNeusiedlersees übersetzen und mit dem Alten Berg ei-nen bis dato verborgenen Schatz entdecken.„Der Alte Berg war für uns interessant, weilBöden und Mikroklima hier auf der Westsei-te des Neusiedlersees völlig anders sind als beiuns auf der Ostseite“, sagt Gernot Heinrichund meint damit das nur 15 km entfernte Gols,den Sitz des Weinguts.Er bewirtschaftet im Alten Berg 16 Hektar,die hauptsächlich mit Blaufränkisch bepflanztsind. Aus den rund zwei Hektar mit 25 bis 30Jahre alten Reben werden etwa 3.000 Flaschen„Blaufränkisch Alter Berg“. Der große Restsind jüngere Reben, die noch nicht die Reifefür diesen Wein mitbringen.Die Weingärten liegen am sonnigen Südost-hang des Leithagebirges auf rund 300 m See-höhe – doppelt so hoch wie die Golser Lagen.Der im Norden und Westen der Weinberge

stehende Wald sorgt für relativfrühzeitige Beschattung im Som-mer und damit etwas kühlereNachmittage: So hat der Blau-fränkisch zwei Wochen längerZeit zu reifen.Der trockene, steinige Boden mitfelsigem Untergrund ist extremvon Kalk geprägt. In Summe er-gibt dieses Terroir „... einen Blau-fränkisch mit eigenem Stil, der andie Grenze der Sorte geht“, soHeinrich. Typisch sind etwa küh-

le Frucht, würzig-blättrige, feingliedrige Aro-men, frische Säure, enorme Tiefe.„Es war ein ebenso seltenes wie großes Glück,dass wir hier im Alten Berg etwas kaufen konn-ten“, so der Winzer. Der Weinberg war zuvorweder gut bewirtschaftet noch als hervorragen-de Einzellage gewürdigt worden.Der Alte Berg: ein verborgener Schatz, der vonGernot Heinrich (wieder)entdeckt wurde.

EpilogWorin wir zum Schluss kommen, dass man von einemgroßen Wein spricht, wenn die Aromen des Bodens mitjenen der Trauben zu einer einzigartigen Symbiose ver-schmelzen, die sich im Mund manifestiert – als flüssigeEssenz des Weinbergs.

Eine von mehreren Sauvignon Blanc-Parzellen im südsteirischen Kranachberg.Wie ein Amphitheater: Bussia im Piemont. Der Brunello-Weinberg schlechthin: Montosoli.

Der Alte Berg bei Winden am Neusiedlersee: Gernot Heinrichs interessanteste Blaufränkisch-Lage.

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Tradition ist nicht die Anbetung derAsche, sondern die Weitergabe desFeuers.“ – Wenn dieses Wort Gustav

Mahlers stimmt, dann brennt’s in Niederhau-sen lichterloh.Dort sind die Ambitionen groß, die ehemali-ge „Gutsverwaltung Niederhausen-Schlossbö-ckelheim“ mit neuem Besitzer – Jens Reidel –,neuem Team und unter dem neuem Namen„Gut Hermannsberg“ wieder an die glanzvol-len Zeiten heranzuführen. Damals gehörte diefantastisch auf einer Anhöhe über der Nahemitten in den Weinbergen gelegene Wein-domäne zu den besten RieslingproduzentenDeutschlands.Die Voraussetzungen sind hervorragend: 30Hektar ausschließlich „Erste Lagen“, allen vo-ran zwei der besten Riesling-Lagen des Landes– der Niederhäuser Hermannsberg und dieSchlossböckelheimer Kupfergrube.„2009 ist der erste Weinjahrgang der neuenMannschaft. Er soll zeigen, welches Riesenpo-tenzial da ist und wo die Reise hingeht. UnserZiel ist, der großen Geschichte der Domänegerecht zu werden und einen Spitzenplatz wie-derzugewinnen“, sagt Karsten Peter, auf GutHermannsberg für die Weinberge und denKeller verantwortlich. „Wir konzentrieren unsauf trockene Rieslinge in höchster Qualität,mit lagentypischer Aromatik, fein geschliffen,finessenreich, lange lagerfähig.“Das heutige Gut Hermannsberg war 1902 als

königlich-preußische Weindomäne gegründetworden, mit dem Ziel, „den Ruf des Nahe-Weins in aller Welt bekannt zu machen“.Allerdings mussten erst der Wald gerodet,mehrere 100.000 Kubikmeter Erde und Felsbewegt, Steinmauern errichtet und hinterfülltwerden, um jene steilen Weinberge zu schaf-fen, die in den folgenden Jahrzehnten als Nie-derhäuser Hermannsberg und Schlossböckel-heimer Kupfergrube Weine mit legendärerBrillanz und Mineralität hervorbringen unddamit Riesling-Geschichte schreiben sollten.Die direkt neben dem Gutshaus, spektakuläram Fuß einer Felswand liegende, steil in dieTiefe stürzende Kupfergrube verdankt ihrenNamen einer ehemaligen Kupferschürfung.Der Boden dieser strikt nach Süden ausgerich-teten Wärmeinsel besteht aus äußerst mine-ralreichem vulkanischen Verwitterungsgestein(Porphyr), überlagert von Grauschiefer, dervor 100 Jahren bei der Gestaltung des Wein-berges künstlich aufgeschüttet wurde.Auch der dem Gutshaus vorgelagerte Her-mannsberg orientiert sich nach Süden. Seinevon Tonschiefer geprägten Böden sind aller-dings eiszeitlichen Ursprungs.Karsten Peter: „Die Weine aus diesen bei-den Lagen sind wie Tag und Nacht: Der Her-mannsberg mit seinem eiszeitlichen Boden lie-fert ‚kühle’, cremige, kräftige Weine. Sie sindverschlossener, brauchen Zeit, sich zu öffnen.Die Kupfergrube mit ihren vulkanischen Bö-

den dagegen bringt ‚heiße’, expressive Weinemit mineralischem Rückgrat hervor, die sichfrüher öffnen.“ Dies zeige, dass der Rieslingein Medium ist, das den Boden im Wein erleb-und nachvollziehbar mache.Gut Hermannsberg liegt in einem klimatischbesonders begünstigten Teil des Nahe-Tals.Es kühlt nachts relativ stark ab, tagsüber abersticht die Sonne direkt in die Hänge.Das Gestein in der Kupfergrube wird im Som-mer so heiß, „dass dir die Socken qualmen“(Peter). Felsen, Mauern und die Steine in denWeingärten speichern die Wärme, hohe Tem-peraturunterschiede zwischen Tag und Nachtbegünstigen die Entwicklung feiner Aromen.Aufgrund der halsbrecherischen Steillage istdie Sonneneinstrahlung auch im Herbst nochoptimal. Peter: „Die lange Vegetationsperiodegibt dem Riesling Zeit, seine Aromen langsamund gleichmäßig auszubilden.“Die Weinberge werden sehr aufwändig inHandarbeit bewirtschaftet – vom Rebschnittüber die Laubarbeit bis zur, in mehrerenDurchgängen ablaufenden Lese der jeweilsreifsten Traubenpartien.Das Lesegut jeder kleinen Einzelparzelle, al-lein in der Kupfergrube mehr als 20, wird imKeller in Bezug auf Pressen, Maischestandzeitsowie Vergärung individuell behandelt undin -zig verschiedenen Einzelchargen getrenntvinifiziert. Erst später wird über die Cuvée-tierung entschieden. Peter: „Wichtig sind uns

eine langsame, aromaschonende, nicht zu küh-le Gärung und ein langer Hefekontakt, um auf-dringliche, ‚nuttige‘ Aromen zu vermeiden undfeine, elegante vielschichtige Sekundäraromenzu begünstigen.“Von der königlich-preußischen Weindomäne1902 zummodernen Gut Hermannsberg 2010:Das Feuer der Tradition brennt wieder.

Weinbau am Steilhang: die Kupfergrube.

Kühler Hermannsberg, heiße KupfergrubeDie ehemalige Gutsverwaltung Niederhausen-Schlossböckelheim startet neu durch – als „Gut Hermannsberg“

Vulkanischer Porphyr in der Kupfergrube.Die Nahe, der Hermannsberg, das gleichnamige Weingut und, unmittelbar dahinter, die Kupfergrube.

Das 1910 im Jugendstil errichtete Gutshaus mit der Kupfergrube im Hintergrund und dem Hermannsberg im Vordergrund. Der Boden ist im Riesling erleb- und nachvollziehbar.

Steinerne Zeugen der königlich-preußischen Ära.

Für Weinberge und Keller zuständig: Karsten Peter.

DIE WEINE VONGUT HERMANNSBERG

Gutsriesling: Cuvée aus verschiedenen Lagen undjüngeren Rebstöcken

Ortsweine: Niederhäuser (Trauben aus dem Hermanns-berg und der Lage Steinberg), Schlossböckelheimer (Traubenausschließlich aus der Kupfergrube)

Von den Steinterrassen: im Stil eines „Zweitweins“Traisener Bastei: Trauben aus der gleichnamigen LageGroße Gewächse: Niederhäuser Hermannsberg undSchlossböckelheimer Kupfergrube (Trauben aus den jeweiligen„Herzstücken“ dieser beiden Ersten Lagen)

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Es ist die natürlichste Art, Wein zu be-reiten. Man setzt den im Weingarteneingeschlagenen Weg des Arbeitens

mit der Natur konsequent im Keller fort“, sagtElisabetta Foradori zu ihrem Projekt, Wein inAmphoren zu produzieren.Die Winzerin aus dem Trentino arbeitet bereitsseit Jahren biodynamisch und geht jetzt einenSchritt weiter – oder technologisch gesehen zu-rück, datiert doch die Weinproduktion in Am-phoren bereits aus der Antike. Sie sieht großesPotenzial in dieser natürlichen, langsamen undschonenden Methode. Foradori: „Der Weinwird nicht gemacht. Man lässt ihn vielmehrentstehen.“Sie hat 20 handgefertigte 400 Liter-Ampho-ren aus unglasiertem Ton mit jeweils 350 kg

Trauben gefüllt, die entrappt und nur leichtgequetscht wurden – sechs Amphoren mitTeroldego, die anderen mit den lokalen Weiß-weinsorten Nosiola.Während der harmonisch verlaufenden Gä-rung – mit Naturhefen – werden die Ampho-ren mit Tüchern abgedeckt, der Maischeku-chen täglich in Handarbeit untergetaucht.Nach der Gärung verschließt Elisabetta dieAmphoren mit dichten Deckeln. Die Trauben-schalen bleiben drin, sie schützen den Wein –ohne Schwefel – vor Oxidation, er bleibt stabil.„Das Ganze funktioniert nur mit lebendigenTrauben aus dem biodynamisch bearbeitetenWeingarten“, ist Elisabetta überzeugt.Ton bewahrt die Aromen des Weines, gibtselbst aber keinen Geschmack ab. Der Wein

bleibt mindestens zehn bis zwölf Monate inden Amphoren – er soll sich langsam entwi-ckeln können – sodass frühestens Ende 2010mit den fertigen Weinen zu rechnen ist.Bei dieser Weinbereitung sind Instinkt undGespür besonders wichtig. Außerdem brau-chen die Amphoren viel Betreuung. Elisabetta:„Man muss ständig mitfühlen, mitdenken, denWein verstehen, auch aus dem Bauch herausarbeiten.“„Das ist kein oberflächlicher, schneller, vorder-gründiger Wein, sondern einer, der in die Tiefegeht. Er ist introvertiert, braucht Zeit, sich zuöffnen, bietet aber vielschichtige Aromen, istim Mund sehr fein, mineralisch, lebendig, ent-wickelt sich später auch im Glas noch weiter“,so Elisabetta.

Deutschlands Weinszene ist um eininteressantes Projekt reicher. Derjunge Andreas Bender aus Leiwen

an der Mosel, bekannt durch seine Aufbau-arbeit bei Leo/German Hill, produziert nunseine eigenen Weine und geht dabei einenfür Deutschland neuen Weg: Das erstklassi-ge Traubenmaterial, das Bender verarbeitet,stammt sowohl aus eigenen Steillagen – an derMosel – als auch von Vertragswinzern, die fürihn Spitzenlagen bewirtschaften – in der Pfalz.Andreas Bender: „Das Wichtigste für michsind erstklassige Trauben aus besten Lagen,

kompromisslose Qualität und Loyalität zu denKunden.“Besonders stolz ist er auf 3,5 Hektar Riesling-Weinberge in seiner Heimat an der Mosel, da-von ein Hektar alte, familieneigene Rebgärten.Aus diesen Lagen stammen die beiden Rieslin-ge Paulessen und Hofpäsch, die Bender nachden traditionellen, bis ins 17. Jahrhundert zu-rückgehenden Dorfnamen seiner Familie inLeiwen benannt hat.Um bestes Traubenmaterial ernten zu kön-nen, hat Bender nicht nur die einzelnen Wein-bergslagen – derzeit rund 24 Hektar – sorgfäl-

tig ausgewählt, sondern betreut auch die nachseinen Vorgaben arbeitenden Traubenlieferan-ten das ganze Jahr über intensiv.Andreas Bender verbindet in seinem Weinpro-jekt traditionelle, klassische Winzertugenden(Respekt vor dem Terroir, Priorität der Wein-gartenarbeit, Handlese, schonende Behandlungder Trauben) mit zeitgemäßen Methoden (tem-peraturkontrollierte Edelstahltanks, gekühlteVergärung, Barrique-Reifung), einem neuenUnternehmenskonzept und dem Vertrieb übereine Agentur.Der Name Bender steht für jung, elegant, klarund modern. Der Winzer produziert sowohlanspruchsvolle Premium-Weine von der Moselund der Mittelhaardt als auch unkomplizierte,einfach zugängliche „urbane Trinkweine“. „Ichwill mit meinen Weinen nicht nur Kenner, son-dern vor allem auch junges und urbanes Publi-kum ansprechen.“Von Kindesbeinen an. Benders Vater, einRebveredler, brachte ihm viel über den Reb-stock, den Boden und den Weinberg bei, vonKindesbeinen an arbeitete er im Weingartenmit, im Alter von 13 Jahren produzierte er sei-ne ersten Weine. Das Handwerk verfeinerte erspäter bei mehreren deutschen Weingütern,dazu kamen Aufenthalte in den USA, Frank-reich, Österreich und Italien. Dazu kamen ei-

nige Semester in Geisenheim, Tätigkeiten inWeinhandel und Weinmarketing und das Pro-jekt Leo/German Hill. Seit Ende 2008 widmetsich Bender seinen eigenen Weinen.Das Potenzial ausschöpfen. Um die best-mögliche Traubenqualität in der jeweiligen Re-gion produzieren zu können, pendelt die „OneMan Show“ Bender ständig zwischen seineralten Heimat an der Mosel und seiner neuenLiebe, der Pfalz. „Die vielfältigen Böden inder Pfalz – Kies, Sand, Lehm, Löss, Kalk- undBuntsandstein – bieten optimale Voraussetzun-gen für ebenso unterschiedliche wie vielschich-tige Weine.“ Ein Potenzial, das der Winzer gutauszuschöpfen weiß, vom eleganten Rieslingbis zum kraftvollen Cabernet Sauvignon.

Amphoren-Wein ist betreuungsintensiv.

Die Entdeckung der LangsamkeitElisabetta Foradori geht zurück zu den Ursprüngen der natürlichen Weinbereitung – in Amphoren

Alte Heimat und neue LiebeDer Newcomer Andreas Bender produziert interessante Weine an der Mosel und in der Pfalz

Andreas Bender: „urbane Trinkweine“ u. Premiumweine von der Mosel u. aus der Pfalz.

Elisabetta Foradori: „Amphoren sind die konsequenteste Art der natürlichen Weinbereitung.“

DIE WEINE VONANDREAS BENDER

BasisweineDer Weiße Bender: Riesling/Sauvignon Bl./WeißburgunderDer Rote Bender: Pinot Noir/Merlot/Cabernet SauvignonDer Rosé Bender: Pinot Noir/Merlot/Cabernet Sauvignon

Premiumweine: Riesling, Weißburgunder, CabernetSauvignon, Pinot Noir, Merlot (jeweils sortenrein)

Mosel-WeinePaulessen: klassischer Riesling im typischen Mosel-StilHofpäsch: edelsüße Riesling-Auslese

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Ein unter Tausenden von Papierenund dem Staub der Geschichte aufCastello di Brolio entdeckter Druck

darf als – kleine – kulturhistorische Sensationgelten: Er stammt aus dem Jahr 1584 (!) und istdamit die älteste Landkarte des Chianti-Gebie-tes: Sie zeigt 42 heute noch existierende Dörferim Chianti, die damals zum Herrschaftsbereichder Familie Ricasoli gehörten, etwa Radda, Ga-iole, Cacchiano oder San Polo.Geschichte und Bedeutung des Bildes wur-den von zwei italienischen Kunsthistorikerin-nen in einem Ende 2009 vorgestellten Buchbeschrieben. Demnach beauftragte der dama-lige Barone Ricasoli, Giuliano (1553-1590),die Darstellung eines Familienstammbaumes.

Sozusagen im Hintergrund des äußerst kunst-voll ausgeführten Werkes finden sich, gleich-sam beschützt von der mächtigen Krone desStammbaumes, zahlreiche Orte und Burgen –je nach ihrer Bedeutung für die Ricasoli-Fami-lie – mehr oder weniger detailreich dargestellt.Deutlich erkennbar: der FamilienstammsitzCastello di Brolio mit seinen mächtigen, bisheute erhaltenen Bastionen (siehe Foto).Diese älteste Chianti-Karte ist nicht nurkunstgeschichtlich interessant, sondern auchein wichtiger Beleg für die Bedeutung der Fa-milie Ricasoli für denWeinbau in dieser Region:Die Ricasolis bewohnen Brolio und produzie-ren dort Wein seit 1141, Barone Bettino for-mulierte 1872 die im Großen und Ganzen bis

dato gültige „Chianti-Formel“ mit Sangioveseals Hauptsorte und gilt damit als „Erfinder“dieses Weins. Auch heute ist das Weingut Ba-rone Ricasoli einer der Leitbetriebe im Chianti.Francesco Ricasoli, Chef des Hauses: „Seit1993 widme ich mich der Wiederentdeckungvon Werten, die diesen Ort und seine Weineseit Jahrhunderten zu etwas Einzigartigemmachen. So erforschen wir alte Varietäten desBrolio-Sangiovese und experimentieren mitneuen, studieren die Böden unserer Weingär-ten ausführlich, um die besten Lagen herauszu-finden und das Qualitätspotenzial von Brolioweiter auszuschöpfen. Wir wollen, so wie mitdieser Karte in der Vergangenheit, auch in Zu-kunft Meilensteine im Chianti Classico setzen.“

Die Biodynamik ist der logischeHöhepunkt auf seinem jahr-zehntelangen Weg als Pionier des

ganzheitlichen und nachhaltigen Weinbaus inSüdtirol. „Die biodynamische Landwirtschaftist die konsequenteste Form des natürlichenArbeitens im Weinberg, da sie die Gesetzeder Ganzheitlichkeit in der Natur respektiertund damit die Rebe, die Erde und den Kos-mos vereint und in ihr natürliches, biologischesGleichgewicht bringt“, sagt Alois Lageder, dersich schon seit vielen Jahren mit naturnahemWeinbau beschäftigt.

Die Weinberge im Eigenbesitz des Weinguteswerden biodynamisch bewirtschaftet, seit 2009sind auch die Weine als solche gekennzeichnetund nun unter dem Label Tenutae Lageder zu-sammengefasst, während die Marke Alois La-geder jene Weine vereint, die hauptsächlich vonTrauben aus integriertem Anbau bei Partner-betrieben stammen.Alois Lageder, ein sanfter, umgänglicher, da-bei entschlossener und konsequenter Mann, istseit 30 Jahren Avantgardist: Er forcierte denQualitätsweinbau bereits in einer Zeit, als nochder aus dem Massenträger Vernatsch produ-

zierte Kalterersee das Aushängeschild Südti-rols war. Er stellte in den 1980er-Jahren (da-mals eine Revolution!) die mengenorientierteReberziehungsform der traditionellen „Pergel“(Pergola) auf moderne Drahtrahmen um.Von Robert Mondavi inspiriert ließ Lageder1983 erstmals in Südtirol Wein im Barrique rei-fen. Und er bahnte mit dem 1985er Chardon-nay Löwengang dem Südtiroler Wein, bis dahinnicht eben ein Synonym für höchste Qualität,den Weg zur internationalen Beachtung.Heute produziert Südtirol eine Reihe vonmarkanten, eigenständigen, regionstypischen

Weinen, die es in dieser Art kein zweites Malgibt. „Unsere Region ist der Weißweinspezia-list Italiens, mit interessanten roten Begleiternwie Cabernet Sauvignon oder Pinot Noir sowieregionalen Spezialitäten wie Lagrein und Ver-natsch“, sagt Lageder.300 Tage Sonne im Jahr, der mediterrane Kli-maeinfluss aus dem Süden, die klare Luft derBerge, Hang- und Steillagen bis in 900 mHöhe,heiße Tage, kühle Nächte: Das begünstigt denEigencharakter der Weine von Alto Adige, wiedas Land seit 1919 heißt. Lageder: „Sie verbin-den die Finesse und Eleganz des Nordens mitder Fülle und Kraft des Südens.“Aus der Vision, mit natürlichen Ressourcenverantwortungsvoll umzugehen, energiebe-wusst und umweltschonend zu wirtschaften,sowie für Mensch und Wein ein gesundes, äs-thetisches Umfeld zu schaffen, entstand Mitteder 1990er-Jahre nach ökologischen und bau-biologischen Kriterien der innovative Neubaudes Weingutes Ansitz Löwengang, kombiniertmit einem alternativen Energiekonzept undeiner sanften, trauben- und weinschonendenTechnologie im Keller.Das ganzheitliche Konzept Lageders um-fasst auch die Förderung zeitgenössischerKunst-, Kultur- und Musikprojekte auf demWeingut. „Kunst ist für unsere Arbeit einewichtige Inspiration“, so Alois Lageder.Und das schmeckt man auch.Jahrzehnte alte Weinstöcke im Löwengang – biodynamisch bewirtschaftet, gesund, kräftig & vital.

Castello di Brolio, Stammsitz der Familie Ricasoli

Meilensteine im ChiantiAuf Castello di Brolio wurde die älteste Landkarte des Chianti-Gebietes entdeckt – aus dem Jahr 1584!

Der sanfte RevolutionärBiodynamik, Ökologie, Kunst: Alois Lageder ist seit 30 Jahren Pionier des Weinbaus in Alto Adige

Denkt ganzheitlich & nachhaltig: Alois Lageder.

Auf dieser ältesten Chianti-Karte aus 1584 ist Castello di Brolio gut erkennbar (Mitte).

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Man muss den Boden verstehen,um guten Wein machen zu kön-nen“, sagt in aller Bescheidenheit

einer, der mit dem „Kranachberg“ einen derbesten Sauvignon Blancs Österreichs produ-ziert – eben auch deshalb, weil er die Bödendieser Spitzen-Weinlage seit über 30 Jahrenkennt: Willi Sattler ist, wie man in seiner süd-steirischen Heimat so sagt, ein Bär von einemMann, 100% authentisch, mehr Weinbauer alsUnternehmer, passionierter Jäger und Land-rover-Fahrer, jemand, der – mit regionstypi-schem Zungenschlag – sagt, was er denkt undtut, was er sagt, etwa: „Ich will flächenmäßignicht mehr wachsen, nur mehr in der Qualität.“Angesichts seiner ohnehin bereits im HighEnd-Bereich angesiedelten Weine eine ebensointeressante wie verlockende Vorstellung.Die Böden und das spezifische Klima derSüdsteiermark bieten dem Sauvignon Blancbeste Voraussetzungen für glasklare, minerali-sche, würzige Weine. Große Temperaturunter-schiede zwischen Tag und Nacht sorgen für dieBildung fruchtiger Aromen.60% seiner 33 Hektar Weinbaufläche hat Satt-

ler mit Sauvignon bepflanzt, die ältesten Stöckesind rund 40 Jahre alt. Sie stehen vor allem aufsteilen, sonnenverwöhnten Hängen, wie etwaam Kranachberg, wahrscheinlich eine der bes-ten Sauvignon-Lagen der Welt.In dieser reinen Südexposition sind auf ei-ner Seehöhe bis zu 500 m sechs Hektar auffünf Parzellen verteilt, die Sattler getrenntvinifiziert und erst dann zum „Kranachberg“cuvéetiert, von dem es pro Jahr nur etwa 5.000Flaschen gibt. Kalkhaltige Sande mit Hellglim-mer und Kies verleihen den Kranachberg-Wei-nen extreme Würze, unverwechselbare Frucht,Mineralität und eine leichte Salzigkeit.Sattlers Sernauberg ist ein nach Südosten aus-gerichteter Steilhang mit feinen Sandbödenund schottriger Auflage. Hier gedeihen vorwie-gend Sauvignon Blanc und Morillon, die feine,florale Aromen entwickeln.Exkurs: Morillon ist der steirische Begriff fürChardonnay – würzig-mineralisch, mit Nuss-und Apfelaromen. Die Sorte wurde, wie derSauvignon, durch Erzherzog Johann in derersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Stei-ermark etabliert.

Der Pfarrweingarten, Sattlers drittes Ass imTerroirärmel, ist eine kleine, gut geschütztesüdorientierte Kessellage, deren Böden ausMuschel- und Korallenkalk Burgundersortenmit mineralisch, leicht salzigen Aromen her-vorbringen.In den Händen von Willi Sattler spiegelt derSauvignon sein Herkunfts-Terroir beeindru-ckend wider, doch die Sorte ist anspruchsvoll.Der Winzer: „Sie ist empfindlich in der Blüte-zeit, sehr wüchsig, schwankt jahrgangsabhän-gig stark im Ertrag und erfordert etwa doppeltbis dreimal so viel Arbeit im Weingarten wieandere Sorten.“ Kein Wunder also, dass dieheutige Paradesorte der Steiermark lange Zeithinter pflegeleichten Massenträgern zurückste-hen musste. Erst gegen Ende der 1970er-Jahrebegann der Vater des Winzers, Wilhelm Sattlersen., in einer visionär-pionierhaften Anwand-lung, steirische Qualitätsweine trocken und na-turbelassen auszubauen.Dessen Sohn Willi trat vor 30 Jahren als jungerMann würdig in die Fußstapfen. Mittlerweilegibt es weltweit drei „anerkannte“ Sauvignon-Stile: Sancerre, Cloudy Bay und – steirisch.

Edler Brand & feiner Essig“ – stehtunter seinem Namen, der inzwischenzu einem Synonym für beides gewor-

den ist: Alois Gölles.Dem Steirer ist es in 30 Jahren gelungen zuzeigen, dass Obstbrände nicht mit kehlenver-schließenden Bauernschnäpsen identisch seinmüssen, sondern vielmehr auch hochkultivier-te Edeldestillate sein können, und dass Essignicht nur als billiges, gaumenverätzendes In-dustriegebräu daherkommt, sondern auch die

zarte Gestalt einer naturbelassenen, aromati-schen, feinen Speisewürze annehmen kann.„Damals, Anfang der 1980er-Jahre, war es sehrmühsam, und es gab nur eine Handvoll Leute,die den Weg der Qualität gehen wollten. Aber

als wir dann Aufmerksamkeit in Gourmetkrei-sen geweckt hatten, kam langsam der Erfolg“,so Gölles, dessen Wesen man wohl mit „In derRuhe liegt die Kraft“ beschreiben könnte.Basis für seine brillant-fruchtig-elegantenBrände und fein-aromatischen Essige ist – bes-tes Obst. Gölles bewirtschaftet zehn Hektareigene Streuobstanlagen, in denen auch selte-ne alte Sorten wie Saubirne und Maschansker(eine ur-steirische Apfelsorte), Hauszwetschkeund Kriecherl (regionale Pflaumensorte) wach-sen. Den Rest der Früchte bezieht er von lang-jährigen Partnern aus der Region.„Makelloses, hochreifes Obst, viel Handar-beit, lange Erfahrung, sauber brennen.“ Mehrbrauche es eigentlich nicht, um gute Brände zuerzeugen, sagt Obstveredler Gölles, doch ange-sichts der Qualität seiner Brände klingt dies wievornehmes Understatement.„Sauber brennen“ heißt: in traditionellen Kup-ferkesseln behutsam, langsam und doppelt des-

tillieren – zuerst der Rau-, dann der Feinbrand.Das ist schonender, die Frucht bleibt besser er-halten, es entwickeln sich mehr feine Aromenund der Duft des Brandes währt lange im leer-getrunkenen Glas.Bei den Klaren steht die reine Frucht im Vor-dergrund; bei den Tresterbränden die Quintes-senz der Weintraube; die beiden Fassgelagerten,Alter Apfel und Alte Zwetschke, reifen etwaacht Jahre im Fass, die XA-Brände gar 20 Jahrein stark getoasteten Barriques oder Glasbal-lons.Auch bei den zu 100% aus Früchten durchnatürliche Vergärung gewonnenen Gölles-Es-sigen ist die Reifezeit entscheidend – für dieMilderung der Säure und die Ausbildung sor-tentypischer Aromen.Sie liegt zwischen drei Jahren bei den elegant-säuerlichen Klassik-Essigen, und acht Jahrenbei den mild-süßlichen Balsam-Essigen. An derQualitätsspitze steht der 20 Jahre im Holzfäss-chen-Batteriesystem gereifte XA Apfel-Balsam-Essig, der es mit dem besten Aceto Balsamicoaus Modena aufnehmen kann.

In einem Brand oder Essig von Gölles zu lan-den: Gibt es einen höheren Adelstitel für Obst?

Der König vom KranachbergWilli Sattler aus Gamlitz in der Südsteiermark zählt zur Elite der Sauvignon Blanc-Winzer

Der Kranachberg: idealer Boden für Sauvignon Blanc.

Alois Gölles: edler Brand & feiner Essig. Alte Brände reifen in Barriques oder Glasballons.

Prägt den steirischen Sauvignon-Stil wesentlich mit: Willi Sattler. Bodenprofil Kranachberg: Sand, Kies, Glimmer.

Geadeltes ObstAlois Gölles machte Brände & Essig „gourmetfähig“

WEINE VON WILLI SATTLER

STK-Weine: Vom Sand, Gewürztraminer, Welschriesling

Steirische Klassik STK: Sauvignon Blanc, Muska-teller, Weißburgunder, Morillon (Chardonnay)

Erste STK Lage: Sauvignon Blanc Sernauberg,Muskateller SernaubergGroße STK Lage: Sauvignon Blanc Kranachberg,Grauburgunder Pfarrweingarten, Weißburgunder Pfarrweingar-ten, Morillon PfarrweingartenSTK: Steirische Terroir- u. Klassikweingüter

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„Der alte Keller wareinfach viel zu klein ge-worden. Wir brauchtenPlatz, um ökonomischarbeiten zu können“,sagt Fred Loimer ausLangenlois über seinenneuen Keller, in demnach halbjähriger Bau-zeit bereits die Ernte2009 verarbeitet wurde.„Auch wenn im bio-dynamischen Weinbauder Schwerpunkt beider Weingarten- und nicht bei der Kellerarbeitliegt, braucht man doch ein taugliches Instru-ment zur Bereitung der Weine.“Im auf drei Ebenen angelegten Keller wirdvon „oben nach unten“ gearbeitet, um Trau-ben und Weine mit Hilfe der Schwerkraft scho-nend bewegen und auf Pumpen verzichten zukönnen. Denn pumpen bedeutet immer Stress

für die Trauben und die Weine. Durch einemöglichst schonende Behandlung bleiben diefeinen Aromen besser erhalten.Bei Loimer existieren alt und neu friedlich ne-beneinander: Der neue schwarze Betonkubusund der alte, nach wie vor genutzte, aus Zie-geln gemauerte Gewölbekeller sind unterir-disch miteinander verbunden.

Um das Qualitätspotenzial seiner Weinber-ge weiter auszuschöpfen, hat nun der südstei-rische Winzer Willi Sattler, bekannt für seinenSauvignon Blanc, die Art des Rebschnittsumgestellt. Diese Methode des „sanften Reb-schnitts“ zielt darauf ab, ein langsames, aberkontinuierliches Wachstum der Rebstöcke, ei-nen besseren Austrieb und eine gleichmäßigeEntwicklung der neuen Triebe zu fördern, dieSaftleitgefäße im alten Holz zu schonen, sowiedas Risiko von Stockausfällen durch Pilzer-krankungen zu verringern.Willi Sattler: „Wir suchen ständig nach nach-haltigen und schonenden Methoden der Wein-bereitung. Dazu gehört auch der Rebschnitt. Indieser neuen Methode sehe ich einen weiterenSchritt zur Verbesserung der Trauben- undschließlich der Weinqualität.“Zum Hintergrund: In den vergangenen Jahr-zehnten wurden weltweit bei der Anlage vonWeingärten die Rebstöcke sehr dicht gepflanztund auf Drahtrahmen gezogen. Diese Art derBepflanzung geht mit einem Rebschnitt einher,der jährlich starke Eingriffe und Rückschnitteauch ins alte, mehrjährige Holz des Rebstockesvorsieht. In den letzten Jahren zeigt sich aberimmer häufiger, dass Reben, bei denen oft insmehrjährige Holz geschnitten wurde, innerlichteilweise starke Schäden zeigen, obwohl sie äu-ßerlich gesund erscheinen.Der Neuzuwachs wird durch rebschnittbe-dingte gestörte Saftleitgefäße im alten Holzschlecht mit Nährstoffen versorgt. Außerdem

kann der Rebstock, anders als andere Gehöl-ze, große Schnittwunden im alten Holz nichtverschließen, holzzerstörende Pilze könneneindringen.Im Vergleich dazu sind alte, mindestens40jährige Reben, bei denen stets nur ins junge,ein- bis höchstens zweijährige Holz zurück-geschnitten wurde, in der Regel vollkommengesund. Fazit: Die Art des Rebschnittes wirktsich auf Gesundheit und Lebensdauer der Re-ben entscheidend aus.Die von den Italienern Marco Simonit undPierpaolo Sirch in den letzten 20 Jahren ent-wickelte und praktizierte sanfte Rebschnittme-thode beruht nun – stark vereinfacht gesagt– darauf, nur junges, ein- bis höchstens zwei-jähriges Holz zu entfernen und niemals ins äl-tere Holz des Rebstockes zu schneiden.Ab Januar 2010 werden alle Anlagen Sattlersnach dieser neuen Methode geschnitten, beiJunganlagen dauert die Umstellung zwei, beiälteren Anlagen drei bis vier Jahre. Es ist einaufwändiger Prozess: Nicht nur die Rebe mussanders geschnitten werden als in den letzten 20Jahren, auch die Triebe werden anders aufge-bunden, die Laubarbeit ändert sich.„Meine Weingartenarbeiter und ich werdenvon einem Trainings-Team geschult und zweibis drei Jahre begleitet. Nach abgeschlossenerUmstellung aber sollte der neue Rebschnittdann sogar weniger arbeitsaufwändig sein alsder alte“, so Willi Sattler.

Mit dem Erwerb neuer Weingärten amWestufer des Neusiedlersees betritt der GolserWinzer Gernot Heinrich nicht nur geografischgesehen „Neuland“: Hier am Südostabhangdes Leithagebirges herrschen mikroklimati-sche und geologische Bedingungen, die Wei-ne ganz eigener Stilistik ermöglichen – keineleichten, vordergründig fruchtigen Trinkwei-

ne für jedermannsGeschmack, son-dern tief, komplex,ausdrucksstark, an-spruchsvoll undfordernd.Im Alten Bergoberhalb von Win-den am See sowiein den Lagen Edel-graben und Kol-

lern im benachbartenBreitenbrunn stehendie Reben, aus denenGernot Heinrich denBlaufränkisch Alter Bergund den WeißburgunderLeithakalk produziert.Deutlich vom Kalk ge-prägte, karge, trockene,mineralische Böden,langsam wachsende,bis 30 Jahre alte Rebenund niedrige Erträgeergeben straffe, minera-

lische, frische Weine, gehaltvoll und komplexim Ausdruck – vorerst aber nur jeweils wenigeTausend Flaschen, denn nur die alten Rebenbringen Trauben in der für diese Art von Wei-nen benötigten Qualität. Und die von Heinrichneu gepflanzten Rebstöcke brauchen einfachnoch Zeit.Der Blaufränkisch Alter Berg zählt zu den inter-essantesten Vertretern dieser autochthonen ös-terreichisch-typischen Sorte, die als die poten-ziell qualitätsvollste des Landes eingestuft wird.Gernot Heinrich: „Aber auch die sonst in un-serer Region weniger geschätzte Sorte Weiß-burgunder zeigt sich hier am Westufer aufden Kalkböden von der besten Seite und inwertvoller Ausprägung. Der ortstypische, fos-silienreiche Kalk- und Kalksandstein verleihtdiesem Weißburgunder eine unverwechselbareAromatik und Eleganz.“

Neuer Kubus & altes Gewölbe Neue Weine aus dem Alten Berg

Sanfter Rebschnitt – bessere QualitätDie erste „Dorf-Lage“ SpaniensMit dem Marktauftritt des Gratallops imFrühjahr 2010 wird die erste „Dorf-Lage“Spaniens etabliert. „Damit dürfen wir nun erst-mals den Namen des Dorfes, aus dem der Weinkommt – Gratallops – größer und deutlicherauf das Etikett schreiben als den Namen derRegion – Priorat. Und wir dürfen den NamenGratallops mit anderen Weingütern des Dorfesteilen und als gemeinsame Marke verwenden“,sagt Alvaro Palacios.Sodass es dann einen Gratallops von mehrerenWeingütern geben wird, so wie es etwa einenVosne Romanée von mehreren Weingüterndieses burgundischen Dorfes gibt.Palacios hat seit 1989 viel zur internationalen

Anerkennung und Qualität der Priorat-Weinebeigetragen und acht Jahre für die Einführungdieser ersten Dorf-Lage Spaniens gekämpft:mit Überzeugungsarbeit, Lobbying, harter Ar-beit in Weinberg und Keller sowie mit vielenVerkostungen der Weine aus verschiedenenLagen des Dorfes.Bisher gab es in der spanischen Qualitätswein-Nomenklatura zwar rund 60 DO-Regionen(Denominación de Origen), mit Rioja, Riberadel Duero und Priorat auch drei DOC-Regi-onen (Denominación de Origen Calificada)sowie eine Handvoll anerkannter Einzellagen,aber eben keine Dorf-Lage.„Mit deren Etablierung wird nun dem Her-kunftsort des Weines absolute Priorität einge-räumt. Dies soll dem Wein ein schärferes Profilund seinem Herkunftsort sowie dessen Win-zern eine stärkere eigene Identität verleihen,die wichtiger ist als die Region“, so Palacios.Ziel: Der Dorfname soll ein Synonym für Art,Typizität und Qualität des gleichnamigen Wei-nes werden, so wie es etwa Vosne Romanée,Chambolle Musigny, Echézeaux und viele an-dere in Burgund seit Jahrhunderten sind.Der Gratallops darf die Trauben verschiedenerRebsorten aus einer oder mehreren Weinlagenrund um das Dorf enthalten.Die Garnacha-, Samsó- und Cabernet Sauvig-non-Trauben für den Gratallops von Alvaro Pa-lacios kommen aus den Lagen La Baixada, Colldel Corral, Obagues Capella, Mas d’en Pallarès,Socarrats und L’Ermita.

SMART-WINESDie SMART-WINES GmbH ist eine Agentur ohneeigenen Vertrieb, die verschiedene renommierteWeingüter auf dem deutschen und österreichischenMarkt betreut (eine Zusammenstellung unserer Part-nerbetriebe finden Sie auf www.smart-wines.de).Wir ermöglichen Großhändlern, Versendern undFachhändlern den Direktimport, unterstützen unse-re Vertriebspartner bei Markenaufbau und -pflege,veranstalten Schulungen und sind auf Hausmessenpräsent.Durch das Nennen von Bezugsquellen fördern wirden Kontakt zwischen Interessenten und Anbietern.Wir freuen uns über Ihr Interesse an unseren Weinenund stehen Ihnen sehr gerne mit weiteren Auskünf-ten zur Verfügung.

T I V O N ATivona ist eine Vertriebsfirma, insbesondere für me-diterrane Lebensmittel und rare Spezialitäten, die zuden besten ihrer Art gehören: Pasta, Reis, Oliven,Olivenöl, Sughi, in Öl eingelegte Gemüse, Nannini-Kaffee.

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Fred Loimer im Steinmassl Gernot Heinrich im Alten Berg