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Das Smartphone

Eine mysteriöse Geschichte

Von Manfred Pfirrmann

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Vorwort................................................................5

Kapitel 1..............................................................6

2. Kapitel...........................................................18

3. Kapitel...........................................................24

4. Kapitel...........................................................27

5. Kapitel...........................................................31

6. Kapitel...........................................................36

7. Kapitel...........................................................39

8.Kapitel............................................................44

9. Kapitel,..........................................................50

11. Kapitel.........................................................59

12. Kapitel.........................................................65

13. Kapitel.........................................................68

14. Kapitel.........................................................73

15. Kapitel.........................................................80

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Vorwort

Diese Geschichte ist manchmal sehr mysteriös, manchmal auch sehr real. Sie ist natürlich von mir frei erfunden, wobei ich versucht habe, so nah an den realen Gegebenheiten zu bleiben, wie möglich. Vieles in dieser Geschichte ist zwar unglaublich, aber dennoch real. Leider. Ich habe dies auch in der Hoffnung geschrieben, dass diese Unglaublichkeiten abgestellt werden, je mehr Leute davon wissen. Dann gibt es in dieser Story noch den Herrn „Müller“. Das bleibt leider im Dunkeln, wer dieser ist.

Dem Leser bleibt nicht verborgen, was ich als Autor politisch so denke, das ist beabsichtigt. Denn dieses Buch, wie auch meine anderen Bücher, ist politisch. Es läuft darauf hinaus, das mein Protagonist, Alex Krause, eine neue Partei, die 'Neuen Grauen' gründet. Vielleicht möchten Sie, nur virtuell, da Mitglied werden?

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1. Kapitel

Alexander Krause, 70, war ehemals, bevor er in Rente ging, selbstständiger Drucker, das heißt, er hatte eine kleine Buchdruckerei in Mannheims Quadraten, also in der Innenstadt. Weil er nur einen Lehrling beschäftigte, kam er meistens gut über die Runden. Nur in den Semesterferien, in welchen die Studenten nicht bei ihm ihre Diplom- oder Doktorarbeiten drucken ließen, war es finanziell recht knapp. Seine Druckerei war aber in der Uni für ihre moderaten Preise bekannt, sodass er immer Futter für seine drei Offsetmaschinen hatte. Nur in den Semesterferien nicht. Meist nutzte er diese Zeit für den eigenen Urlaub und schloss seinen Betrieb komplett für die Semesterferien. Er bewohnte damals mit seiner Frau eine bescheidene drei-Zimmer-Wohnung im Stadtteil Lindenhof. Um überhaupt bei den Studenten an Aufträge zu kommen, musste er preiswerter sein, als andere Druckereien, was sich dann so auswirkte, dass es nicht nur in den Semesterferien knapp war. Nur mit Mühe konnte er immer das Geld für die Krankenkasse erübrigen und in den Monaten, wo die Kassenrechnungen zu begleichen waren, blieb für seine freiwillige Altersversorgung nichts mehr übrig. Einen Steuerberater hatte er nicht, konnte er sich auch nicht leisten. Das war aber nicht so schlimm, bei seinen üblichen Umsätzen musste er kaum Einkommensteuer bezahlen. Die alljährliche Steuererklärung machte er selbst, wobei ihm schon bewusst war, dass ein „Steuergestalter“ seine geringe Einkommensteuer wahrscheinlich auf Null gestellt hätte. Was ihm eher mal Probleme machte, war die Mehrwertsteuer. Die wollte das Finanzamt auch noch im Voraus haben, was immer dazu führte, dass sein Konto bei der Sparkasse in den Dispo ging.

Als dann das Internet bekannter wurde und die Studenten zunehmend eigene Computer und Drucker hatten, wurden die

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Aufträge, die von Studenten kamen – und das waren die meisten bei ihm – immer seltener und blieben schließlich ganz aus. Sein Lehrbub war inzwischen Geselle geworden und hatte jetzt einen Beruf, den keiner mehr brauchte. Er hatte aber eine Nische gefunden, die auch das Internet und PCs nicht schlossen: er engagierte sich für den Siebdruck. Das war hauptsächlich eine künstlerische Sparte, die für seinen Ausbildungsmeister nicht in Frage kam, denn dieser war überwiegend praktisch und nicht künstlerisch gepolt.Was sollte Meister Krause denn nun machen? Er war inzwischen über Sechzig und behalf sich jetzt mit Akzidenzen. Für Leute, die nicht mit dem Druckfach vertraut sind: das sind Gelegenheitsdrucksachen, also Werbezettel, Kleinprospekte, Visitenkarten, Privatdrucksachen. Damit hoffte Krause immerhin die wenigen Jahre bis zur Rente noch zu überbrücken. Seine um zehn Jahre jüngere Frau Maria und in ihrem Gehabe attraktiv, hatte, der Not gehorchend, beim Amerikaner einen Bürojob angenommen, da sie fließend Englisch sprach. Sie fuhr jeden Tag mit der Linie 5 deshalb nach den Franklin-Barracks zur Arbeit. Dort lernte Mary, wie sie sich bereits nannte, den netten Sergeant Kevin kennen, einen richtigen Sunny-Boy, in den sie sich Hals über Kopf verliebte. Als Kevin, dem Ruf seiner Armee folgend, dann wieder nach Amerika musste, fand Alex abends einen Zettel auf dem Küchentisch vor, in dem ihm seine Frau Maria mitteilte, dass sie das langweilige Leben mit Alex satt hatte und jetzt mit ihrem Geliebten nach Amerika ging. Als Krause dann die Schränke inspizierte, waren alle persönlichen Sachen von Maria verschwunden. Das hatte sie also alles schon über Wochen vorgeplant, wie sich Alex jetzt überlegte. Allein das Visum für USA dauerte normalerweise Wochen. Dass er davon gar nichts gemerkt hatte, war ihm unverständlich. ‚Die Ratten verlassen das sinkende Schiff’ brummte er vor sich hin, aber dass er seine Frau wohl verloren hatte, betrübte ihn sehr und er setzte sich auf das Sofa und weinte bitterlich.

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‚Ach heute ist ja Mittwoch, also Stammtisch’ dachte Alex und beschloss, sich heute mal einen anzutrinken. Sein Stammtischbruder Karl, dem er seinen Kummer nach dem zweiten Schnaps anvertraute, meinte dazu: „Das kommt davon, wenn man eine viel jüngere, knackige Frau heiratet. Die hat man als alternder Mann nie allein.“ „Na hör mal,“ wehrte sich Alex „soo alt bin ich nun wieder auch nicht.“ Worauf sein Stammtischbruder mitleidslos fort fuhr „Aber mit einem jungen Ami kannst du eben nicht mehr mithalten!“ Alex musste ihm in diesem Punkt Recht geben aber inzwischen hatte er über diese Sache nachgedacht und ist jetzt der Meinung, dass sie ihn nicht der Liebe und etwa des Sexes wegen verlassen hat, sondern hauptsächlich aus wirtschaftlichen Gründen. ‚Ich habe vielleicht gedacht, dass sie auch in schweren Zeiten zu mir hält, was sich jetzt als Fehlschluss herausgestellt hat. Es ist eigentlich nicht schade um sie’, versuchte er sich zu trösten. ‚Ach was, ich lasse mich scheiden, sie hat ja Schuld. Böswilliges Verlassen. Und dann suche ich mir eben eine Andere.’

Er betrachtete sich jetzt im Spiegel genauer. So alt kam er sich wirklich nicht vor. Manche Männer hatten schon mit dreißig eine Halbglatze, scheints waren bei Frauen Männer mit Glatze besonders sexy, anders konnte Alex es sich nicht erklären, dass schon junge Männer sich eine Platte rasieren ließen. Also war seine Halbglatze doch wirklich nicht so schlimm. Dafür hatte er doch noch ein vollzähliges Gebiss, was bei Leuten über Sechzig ja auch nicht selbstverständlich war. Ausserdem war er immerhin einen Meter achtzig groß und mit 79 kg wirklich nicht zu fett. Bei der Kleidung passten ihm immer noch Anzüge, die zwanzig Jahre alt waren und waren auch noch tragbar, weil er sehr sie sehr pflegte. Meistens trug er Sakko und Krawatte und seine Lederschuhe waren immer spiegelblank.

Nachdem ihn seine Frau Maria verlassen hatte, war eigentlich die Wohnung in Lindenhof zu groß für ihn aber er war froh, diese noch zu haben, wenn er auch kaum noch die Miete – die

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war übrigens wieder mal erhöht worden – aufbringen konnte. Auch seine kleine Druckerei in den Quadraten kostete Miete und selbst seine Akzidenzen wurden immer weniger. Als er mal wieder, per Zufall, einen größeren Druckauftrag bekommen hatte und der Kunde tatsächlich den Druckpreis sofort bezahlte, schaffte er sich mit dem unverhofften Geldsegen einen gebrauchten Computer an und auch ein Handbuch, was ihm beim Umgang mit dem Betriebssystem „Windows“ helfen konnte. Dennoch blieb „Windows“ für ihn ein Buch ‚mit sieben Siegeln’. Aber wie er gehört hatte, war er damit nicht allein. In den langen Abenden ohne Frau beschäftigte er sich zunehmend mit seiner zu erwartenden Rente und es wurde ihm allmählich Angst vor dem Termin „Fünfundsechzig“.

Aber er steckte nicht den ‚Kopf in den Sand’ und schon ein Jahr vor dem bewussten Termin begann er mit den Vorbereitungen. Weil er schon ewig seine Druckerei betrieb, hatte er auch für seine Betriebsräume eine Kündigungsfrist von einem Jahr und hatte jetzt seinem Vermieter die Kündigung schriftlich mitgeteilt. Mit der Wohnung wusste er nicht, was er tun sollte. Es war ihm klar, dass er sie nicht behalten konnte, bei der zu erwartenden niedrigen Rente. Noch ahnte er nicht, wie niedrig diese ausfallen sollte.

Ein halbes Jahr vor dem Eintritt des Rentenalters wusste er dann, was er definitiv bekommen würde. Das waren nicht einmal 450 € und es war ihm nicht klar, wie man davon überhaupt leben konnte. Deshalb ging er mit dieser Rentenauskunft zum Sozialamt im Rathaus und stellte Antrag auf die Grundsicherung im Alter. Schon eine Woche später erhielt er dann einen ‚vorläufigen’ Bescheid, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass er nur bis zum Auszug aus der bisherigen Wohnung mit Übernahme der Miete rechnen könne und dass das Amt eine passende Wohnung für ihn in der Ludwig-Jolly-Strasse gefunden habe, weil der bisherige Bewohner verstorben sei. Als alter Mannheimer wusste er jetzt dennoch auf Anhieb

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nicht, wo diese Strasse ist und erst, als er auf dem Stadtplan nachsah und bemerkte, dass diese Straße im weiteren Verlauf Untere Mühlaustraße hieß, wusste er, wo ihn das Sozialamt einquartieren wollte. Die Reichen und Wohlhabenden in Mannheim wohnen wo anders. Das hätte er nicht geglaubt, dass er im Leben nochmal dort einziehen sollte. Jeder Mannheimer weiß, welche Häuser dort stehen. Es sind eingeschossige Häuser mit flachem Dach und einem offenen Zugang in Geschosshöhe. Man sieht von Weitem, dass dort die Armen hausen.

Er nahm sich den dreiseitigen Bescheid nochmal vor. Da las er jetzt, dass dieser Bescheid nur ‚vorläufig’ ist. Warum, fragte er sich, ist das nur vorläufig. Als er schon einige Jahre Grundsicherungsbezieher war, hat er es gewusst. Diese Bescheide vom Sozialamt sind das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind. Denn die werden nach Gusto wieder geändert. Manchmal hat er in einem Jahr etliche verschiedene Bescheide bekommen. Was Alex schnell gelernt hat: Der Staat hat für alles Mögliche und Unmögliche Geld – aber nicht für seine Armen. Da gibt es zwar ein Sozialgesetz, auf das sich die Beamten immer beziehen („Sachzwänge“) aber dieses Gesetz ist nach Meinung von Alexander Krause von Leuten gemacht, denen eigentlich die Armen im Lande egal sind – der Prozentsatz an Wählern ist ja nur gering. Im Lande der Bürokratie ist es natürlich ein Paradebeispiel, wie man eine milde Gabe verkomplizieren kann. Da gibt es einen Regelsatz, von dem man laut dem Statistischen Bundesamt leben kann. Der bewegt sich normalerweise im Bereich unter 400 € im Monat. Keiner der Leute, die darüber befinden, hat je davon leben müssen. Und dann ist da noch die Demütigung. Wer vom Staat Geld haben will, muss sich gefallen lassen, seine Bankkonten offen zu legen, und zwar jedes Jahr aufs neue (Geldzusage ist ja nur vorläufig) und wenn er ein Nebeneinkommen von nur einem Euro hat, ergeht ein neuer Bescheid. Und wehe, er meldet dieses Nebeneinkommen nicht. Dann wird der Beamtenstaat sofort tätig und sanktioniert den unbotmäßigen Bürger. Ob diese

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Schnüffelei mit dem Grundgesetz vereinbar ist, interessiert nicht. Mehrmals haben die Grünen und Linken im Bundestag versucht, eine Mindestrente einzuführen, immer ist das an der Mehrheit der CDU/CSU gescheitert. Die haben dabei sicher auch ihre Beamten im Blick gehabt, denn dann würde man viele davon nicht mehr brauchen. Das Volk wird darüber immer im Unklaren gelassen, was dieser Staat in Wirklichkeit für seine Armen, die doch ein Leben lang Steuern gezahlt haben, ausgibt. Da ist die Rede von Übernahme der Miete und der Heizkosten und die Medien plappern das nach. Diese Basiskosten des Lebens werden erst mal von der meist vorhandenen Kleinrente abgezogen – also die Miete und die Heizung zahlt der Grundsicherungsempfänger meistens selbst. Das ist weithin unbekannt. Da macht der Bürokratismus immer eine Aufstellung des „Bedarfs“ auf, und von diesem Bedarf wird dann das anderweitige Einkommen (also die Rente) abgezogen.

Alex Krause musste seinen Umzug in die Ludwig-Jolly-Straße natürlich selbst organisieren, aber die Kosten übernahm tatsächlich das Sozialamt. Was er wegwerfen musste, weil die Sozialwohnung natürlich viel kleiner war, war dem Amt egal. Nicht egal war dem Amt, dass er schon im Besitz von Kühlschrank und Kücheneinrichtung war, denn da hätte man einen Erstbedarf geltend machen können. Für Reparaturkosten müsste er später selbst aufkommen, dazu muss man etwas ansparen. Spare in der Not, da hast du Zeit dazu. Oder solche Kosten wären von dem kleinen Schonvermögen, das der Staat dem Grundsicherungsempfänger lässt, zu bestreiten. Denn nur derjenige ist ein guter Beamter, der die Ausgaben des Staates wie aus seiner eigenen Tasche versteht.

Jetzt wohnte Alex Krause schon seit einiger Zeit in diesen Sozialbauten und hatte sich mit seinem Schicksal arrangiert. In dem gleichen Haus – aber anderen Eingang – wohnte noch ein anderer Mann in etwa gleichem Alter, Peter Kirchner, und mit

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dem kam Alex richtig gut aus. Manchmal saßen sie abends zusammen oder gingen gemeinsam zur Tafel. Tafeln gab es in Mannheim mehrere. Auch im Bereich der Sozialbauten gab es in der Nähe zwei Tafeln. Eine davon war in der Industriestraße, die war aber nicht so gut zu erreichen wie die andere in der Mittelstraße. Dort fuhr auch noch die Linie 2, was mit den „Einkäufen“ in der Tafel besser zu bewältigen war. Denn die Tafeln, sein Mitbewohner nannte die immer eine „Schande für dieses Land“ waren für die Grundsicherungsempfänger wichtig, weil sie viele Produkte für nur drei Euro abgaben, die notwendig und sonst schon teurer waren. Das traf vor allem für Obst und Backwaren zu. Diese Produkte waren für den Handel oftmals nicht mehr verkäuflich und wurden den Tafeln kostenlos zur Verfügung gestellt (bevor man sie weg warf) und auch andere Waren, die kurz vor oder nach dem Ablauf waren wurden zur Verfügung gestellt. „Warum ist das denn ein Schande für unser Land, wenn man den Armen diese Waren gibt?“ wollte Alex von Peter wissen. „Weil es eine Schande für dieses reiche Land ist, so etwas wie Tafeln überhaupt zu brauchen!“ verteidigte Peter seine Meinung. Als sie mal wieder mit der Straßenbahn gemeinsam zur Tafel durch die Mittelstraße fuhren, meinte Alex „Dieses Viertel ist doch so gut wie Klein-Rumänien, wieso sieht man hier keine rumänischen Bettler hinter ihrem Pappbecher knien?“ „Weil die rumänische Maffia diese Leute in lukrativere Gegenden karrt. Wir können uns ja heute Abend mal zusammensetzen und über dieses Thema und andere Themen reden, wenn du willst.“ schlug Peter vor. „Ja, da kommst du nach der Tagesschau mal zu mir rauf, ich habe immer ein paar Bier im Kühlschrank.“ So verblieben die zwei Nachbarn und sahen zu, dass sie in der Tafel möglichst viele Waren bekamen und diese mit nach Hause nahmen. Am Abend klingelte Peter dann bei Alex und dieser öffnete seine Wohnungstüre: „Ach, da bist du ja. Komm rein und nimm Platz, am besten auf dem Sofa.“ Damit verschwand Alex in der

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winzigen Küche und kam sogleich wieder mit zwei Gläsern und zwei Flaschen Bier zurück. Hier habe ich zwei Pils vom Pennymarkt,“ bemerkte Alex, während er die Flaschen und Gläser auf dem niedrigen Tisch platzierte „das Bier ist recht gut und kostet nur 29 Cent die für die Halbliter-Flasche“. „Ja, da fragt man sich, wie sie das machen, für 29 Cent. Das wird doch irgendwo in Ostdeutschland gebraut, dann in Flaschen abgefüllt, dann in den LKW gepackt und hierher gefahren, und dann will der Penny auch noch was dran verdienen.“ „Das ist der vermutlich einzige Vorteil des kapitalistischen Systems für uns. Da kommen wir als Endkunden in den Genuss des Wettbewerbs. Denn glaube ja nicht, dass dieses Bier so billig wäre, wenn irgendwer das Monopol darauf hätte. Der oder diejenigen, die ganz oben in der Kette stehen verdienen wahrscheinlich nur einen Cent an der Flasche, aber bei Hunderttausend Flaschen sind das auch Zehntausend €Euro. Du musst einfach größer denken!“ „Ja wir wollten uns doch über die rumänischen Bettler unterhalten,“ nahm Peter den Faden von der Tafelfahrt wieder auf, „das sind ganz arme Socken, die werden von der Rumänen-Maffia in ihrem Land kassiert und die Familie unter Druck gesetzt und dann hier zur Bettelei gezwungen. Da fragt man sich, soll man dem auch noch was geben, nur um die Maffia zu unterstützen?“ „Ich gebe nichts, weil ich selbst kaum was habe,“ meint Alex dazu „aber man fragt sich, ob das richtig ist. Wenn ein Bettler nichts einnimmt, wird er doch von diesem Verbrecherpack unter Druck gesetzt. Eigentlich ist das eine Aufgabe unseres Staates, das zu verhindern. Das ist unseren Politikern aber garantiert nicht so wichtig.“„Da fragt man sich, was ist denen überhaupt wichtig. Ihre Diäten.“ „Diät hat doch im Prinzip was mit weniger zu tun“ wirft Alex ein. „aber von mir aus sollen die doch gut verdienen. Damit wir nicht immer die zweite Wahl an der Regierung haben.“

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„Um noch mal die Mittelstraße anzusprechen. Bist du schon mal da zu Fuß durchgelaufen? Ich meine, weil doch diese Straße ganz hier in unserer Nachbarschaft liegt und ein Ausländerzentrum in unserer Stadt bedeutet.“ will Peter wissen. „Ja, schon mehrfach, auch abends. Und da waren auch immer Gruppen von so Halbwüchsigen herumgestanden. Aber ich wurde da noch nie angegriffen.“ „Vielleicht weil du keine Frau bist?“ wirft Peter ein. „Wenn ich ein junges Mädchen wäre, mit kurzen Röcken und auch sonst leicht geschürzt, würde ich bei Nacht in verschiedenen bekannten Bezirken von großen Städten nicht herumlaufen. Das war auch immer bei uns schon so. Und wie muss sich das erst für Muslime ansehen, die schon von Haus aus eine verklemmte Religion haben. Andererseits muss ich mich, wenn ich in einem anderen Land bin, mich wohl oder übel an die dort geltenden Sitten und Gebräuche anpassen. Aber das ist eine Frage der eigenen Erziehung, und die ist oft nicht von weit her. Zurück zur Mittelstraße. Vielleicht passiert deshalb hier kaum was, weil die Polizeiwache nicht weit weg ist.“„Bis die Polizei kommt, bist du wahrscheinlich schon tot getreten worden. Und außerdem: Unsere Polizei ist falsch ausgerüstet.“ „Wie würdest du die denn ausrüsten?“ fragt Peter, indem er einen Schluck aus seinem Glas nimmt. „Vor allen Dingen mit anderen Fahrzeugen. Das weiß man doch aus den Krimis im Fernsehen. Das wird doch oft ‚Halt Polizei’ geschrieen. Ist da schon jemals ein Missetäter stehen geblieben? So ist das auch in Wirklichkeit. Die Täter laufen einfach der Polizei davon. Und meist sind sie auch besser zu Fuß. Wenn ich Polizeichef wäre, würden meine Beamten auf einer Enduro kommen.“ „Was ist denn eine Enduro?“ „Ein geländegängiges Leichtmotorrad. Damit kann man, wenn man es beherrscht, quer über einen VW-Bus fahren, Treppen rauf und runter, wenn ein Polizist darauf sitzt, entkommt ihm der Täter nicht.“ Peter wiegt bedenklich den Kopf: „Das wird bei den Beamten aber nicht gut ankommen, auf das zugige Motorrad anstatt im klimatisierten Streifenwagen sitzen.“ „Ja, so wird es wohl sein. Und das

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wissen auch die Missetäter. Außerdem erkennt man einen Streifenwagen selbst bei Nacht rechtzeitig, auch wenn er kein Blaulicht eingeschaltet hat.“ „Ja“ bemerkt Peter, „wenn ich einen Polizisten im Hauptbahnhof mit einer Maschinenpistole sehe: Was will er denn mit dieser Kriegswaffe im Hauptbahnhof? Wie will er die denn einsetzen, zwischen all den Leuten? Unsere Polizei braucht schon wirksame Waffen, aber solche die nicht töten, damit sie diese auch einsetzen können. Solche gibt’s übrigens. Aber der Polizist selbst hat auf seine Bewaffnung keinen Einfluss. Das machen unsere schlauen Politiker. Und die Firma Heckler & Koch hat eine starke Lobby.“ Es kommt immer wieder darauf heraus, dass sowohl Alex als auch Peter mit den Politikern nicht zufrieden sind. „Ich war kürzlich mal in einer Kneipe, da ist das Thema auf die Politik gekommen. Ein Gast hat lautstark verkündet, dass er sich nicht für Politik interessiert und die Wirtin hat ihm beigepflichtet. Andere haben sich eingemischt und gesagt, dass man als Bürger sowieso nichts bewirken könne und dass ‚die da oben, sowieso machen, was sie wollen’. Ich habe dann gesagt, dass genau dies der Grund sei, dass nichts mehr in diesem Lande richtig laufe. Ich habe den Leuten geraten, nicht die Politiker machen zu lassen, was sie wollen, sondern an ihren Abgeordneten zu schreiben oder eine Petition an den Bundestag einzureichen. Da bin ich aber nicht gut angekommen bei den Leuten. Einige haben mich Spinner genannt.“ „Und wie ist es, schreibst du an deinen Abgeordneten oder reichst eine Petition ein?“ will Peter wissen. „Ja, mache ich“ erwidert Alex lapidar.„Und was für eine Petition hast du zuletzt eingereicht?“ „Der Bundestag möge beschließen, einen bundeseinheitlichen Sozialpass einzuführen und alle kulturellen Einrichtungen, die vom Bund Fördermittel bekommen, zu verpflichten, den Inhabern des Sozialpasses den Eintrittspreis zu halbieren oder zu erlassen.“

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„Das wäre eine vernünftige Sache“ räumt Peter ein „und wie ist diese Petition ausgegangen?“ „Also immerhin habe ich vom zuständigen Ministerium Antwort bekommen. Sie haben mir geschrieben, dass die Ausstellung des Sozialpasses Sache der Kommunen sei und dass eigentlich alle kulturellen Einrichtungen verpflichtet seien, einen Nachlass auf die Eintrittspreise zu gewähren. Allerdings seien das oft private Unternehmungen, auf die der Staat keinen Einfluss habe. Daraufhin habe ich mir von der Stadt einen Sozialpass ausstellen lassen und den auch schon angewendet.“ „Und hat das was genutzt, wirkt der Sozialpass?“ „Ja,“ bestätigt Alex, „im Planetarium und im Nationaltheater habe ich einen Nachlass bekommen!“ „Dann werde ich gleich morgen zum Rathaus gehen und diesen Pass beantragen“ sinniert Peter. „Dann vergiss nicht, deinen Grundsicherungsbescheid mit zu nehmen. Aber mal was anderes. Was würdest du denn machen, wenn du politisch am Ruder wärst, um den Flüchtlingsstrom einzudämmen?“ „Frag mich mal was Leichteres,“ entgegnet Peter. „ich würde an den EU-Außengrenzen Kontrollen aufstellen und nur die Frauen rein lassen, die bereit sind, ihr Kopftuch abzulegen. Und wenn die Männer das nicht wollen, alle zurück wo sie hergekommen sind.“ „Ja, verstößt das nicht gegen die bei uns garantierte Religionsfreiheit?“ „Nein,“ ist Peter sicher, „das Kopftuch ist ein politisches Signal, kein religiöses. Nirgendwo im Koran steht, dass muslimische Frauen ein Kopftuch tragen müssen. Ich würde auch in den europäischen Ländern das Tragen von Kopftüchern – außer im Winter - und einen Schador erst recht, verbieten. Das würde auch rechtslastigen Parteien ein wenig Wind aus den Segeln nehmen, auch in Polen, Ungarn, Österreich und Frankreich käme das gut an. Ich habe gestern einen Psychiater im Fernsehen gehört, der hat gemeint, die jungen Männer aus den Kriegs- und Krisengebieten sind sowieso mit Krieg und Gewalt vertraut und nach dem etwa 12. Lebensjahr kaum mehr zu integrieren. Wenn auch die Frau Roth von den Grünen etwas anderes behauptet. Genau das würde ich

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einführen, aber es gibt wohl kaum einen Politiker, der was zu sagen hat und sich so etwas trauen würde. Da wird Europa noch viel Freude haben, mit der Zuwanderung. Und irgendwann wird auch für uns Arme das Geld für die Grundsicherung nicht mehr da sein und zwar bevor es den Reichen schlecht geht.“„Ja da hast du wahrscheinlich Recht, da entsteht politischer Zündstoff. Was Europa sofort machen müsste, das ist eine Informationskampagne in den Migrationsländern. Die meisten sind doch gar nicht informiert, was hier auf sie wartet. Die glauben doch, jeder der Deutschland erreicht, wird hier mit offenen Armen empfangen und bekommt sogar Häuser geschenkt. Da wundert sich der Muslim, wenn er in einer Turnhalle mit 200 anderen einquartiert wird. Diesen Zahn der Willkommenskultur muss man den Leuten da ziehen, wo sie herkommen. Wie immer wird politisch nichts gemacht, sondern nur alles zerredet.“ geht Alexander Krause auf die Gedanken des Peter Kirchner ein. Peter, nachdem er auf seine Armbanduhr geschaut hat, meint „Jetzt wird es allmählich Zeit, wieder nach unten zu gehen. Das war ein interessantes Gespräch, sollten wir öfter mal machen. Das nächste Mal aber bei mir, ich habe auch Bier im Kühlschrank!“ Damit steht er auf, auch Alex erhebt sich und sie reichen sich die Hand, bevor Peter Kirchner wieder zu seiner Wohnung nach unten geht.

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2. Kapitel

Seitdem Alex pAVK hatte, also die periphere Verschluss Krankheit, im Volksmund "Schaufensterkrankheit" genannt, hatte, pflegte er täglich zweimal eine Strecke zu laufen. An der Strecke, die er ohne Pause zurücklegen konnte, wusste er das Stadium dieser Krankheit zu erkennen. Es handelte sich um eine nicht mehr richtig durchgängige Arterie in seinem linken Unterschenkel. Das konnte man zwar operieren und einen Stent einsetzen, aber alle Ärzte rieten davon ab. Es war im letzten halben Jahr, wahrscheinlich durch sein Gehtraining, damit schon besser geworden. Seither konnte er doch tatsächlich mehr als fünfhundert Meter gehen, ohne dass ihm das Bein weh tat. Denn wenn diese Krankheit fortschreitet, dann kann man beim Stadium zwei b (er hatte bisher zwo a, und musste nach spätestens 500m eine Pause machen) nur eine Gehstrecke unter zweihundert Metern schaffen und beim Stadium drei hatte man schon in Ruhe Schmerzen. Beim Stadium vier ist dann das Bein ab. Um das nicht herauszufordern, pflegte Alex lieber zu laufen. vermutlich hatte sich jetzt, durch dieses Training, ein Umgehungskreislauf gebildet, wie sein Hausarzt vermutete.

In einem Laden in der Nähe des Hauptbahnhofs hatte sich Alex eine Vodafone Prepaidkarte für 19,99 € gekauft, rief daheim im Internet an seinem PC das Handbuch auf und installierte die Telefonkarte nach Anleitung. Dann programmierte er nochmal den „Desktop“, also den ständigen Hauptbildschirm. Er hatte nun auch einen Browser, nämlich Google ‚Chrome’ und suchte über diesen den VRN-Aushangfahrplan für die Haltestelle Ludwig-Jolly-Str. der Buslinie 60. Er wusste definitiv, dass es diese Webseite bei der Webpräsenz der VRN gab. Es gelang ihm nicht, diesen Fahrplan aufzurufen, obwohl er es mehrfach versuchte. Er murmelte vor sich hin „Jetzt weiß ich, warum die Leute immer auf ihr Handy

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starren und für nichts anderes mehr Zeit haben. Die wollen auch irgend eine Webseite aufrufen und bekommen sie nicht.“

Nun war ihm auch klar, dass er jetzt immer das Internet über das Smartphone dabei hatte, dass er aber, besonders wenn es eilig war, sich nicht darauf verlassen konnte. Er beschloss, die Internetfunktion des Smartphones nur sparsam zu nutzen. Jetzt besaß er auch eine Telefonnummer. Wem sollte er die denn geben? Vielleicht seinem Nachbarn, dem Peter. Der hatte ebenfalls nur ein Festnetztelefon. Das hatte Alex höchstens für Notrufe als wichtig erachtet und es nur als Gebührengrab bezeichnet. Gelegentlich musst er aber doch mal telefonieren und das wäre an einem öffentlichen Telefon, das die Telekom noch in der Nachbarschaft betrieb, doch recht umständlich. Das war auch seit vierzehn Tagen verschwunden, wahrscheinlich weil alle Leute heute ein Handy hatten. Jetzt war auch er zu jeder Zeit erreichbar, aber er wusste nicht, für wen.

Nun hatte er dieses geschenkte Handy schon zwei Wochen. Natürlich hatte er seinem Nachbarn, dem Peter, seine Handynummer gegeben und sie hatten sie auch gleich ausprobiert. Nachdem sie gesehen hatten, dass es funktioniert hatte Peter diese Nummer in seinen Telefonspeicher eingetragen und das war es dann. Heute war Mittwoch und nachdem Alex in den Planken ein wenig Schaufensterbummel gemacht hatte, war er noch in die Stadtbibliothek gegangen, um sich von der großen Auswahl einige interessante Zeitschriften anzusehen. Als er wieder auf die Breite Straße trat, klingelte plötzlich sein Smartphone. Er erschrak ob des unvermuteten Geräuschs und dachte ‚Was will jetzt der Peter von mir, es wird doch nichts passiert sein?’ Er hatte das Handy in der linken Hosentasche und weil er den Wintermantel an hatte, kam er nur mit Zeitverzug an das Gerät, so dass er sich wunderte, dass es immer noch klingelte. Als er es endlich in der Hand hatte, blickte er erst mal auf den Bildschirm und las verwundert „Herr Müller“. Er konnte sich nicht erklären,

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woher ein Herr Müller seine Telefonnummer haben sollte und wollte den vermeintlichen Fehlanruf schon wegdrücken. Aber vielleicht hatte Peter seine Telefonnummer an diesen Herrn Müller weitergegeben und er wollte sich weitere Anrufe verbeten. Deshalb meldete er sich recht unwirsch „Alexander Krause, wer ruft an?“ „Schön dass sie abnehmen, Herr Krause, hier ist Herr Müller. Wo sind Sie gerade?“ „Ich weiß nicht, ob Sie das was angeht, aber ich bin jetzt auf der Breiten Straße.“ „Auf welcher Seite und wo genau?“ „Genau beim Stadthaus“ „Dann empfehle ich Ihnen dringend, die Straßenseite zu wechseln.“ „Wer sind Sie überhaupt und warum sollte ich das tun?“ wollte Alex jetzt wissen aber da hatte der Andere schon aufgelegt und das Freizeichen erklang. Kopfschüttelnd ging Alex Krause jetzt doch auf die andere Straßenseite und ging in Richtung Paradeplatz weiter. Plötzlich hörte er einen Knall und ein splitterndes Geräusch. Er drehte sich um und sah einen großen Lieferwagen der genau da, wo er sich vorher noch befunden hatte, in einen Laden gefahren war. Der Fahrer hing leblos über seinem Lenkrad, er war offensichtlich noch angeschnallt. Der Aufprall auf das Stadthaus war schon heftig aber doch nicht so, dass der angeschnallte Fahrer davon bewusstlos werden konnte. Wahrscheinlich hatte ihn ein Herzinfarkt oder Schlaganfall getroffen. Das würde auch das Verlassen der Fahrbahn erklären. Alex nahm sein Handy wieder aus der Hosentasche und wählte 110 um den Unfall zu melden. Aber die Leitstelle wusste schon Bescheid und Alex wunderte sich ein weiteres Mal wieso, wo doch der Unfall gerade erst passiert war. Ob es wieder der Herr Müller war? Jetzt erst begann Alex am ganzen Körper zu zittern, als er sich darüber im Klaren wurde, dass er ohne diesen Anruf jetzt vermutlich tot wäre. Inzwischen kümmerten sich andere Passanten – es war keine Person zwischen dem aufprallenden Fahrzeug und dem Laden gewesen – um den Fahrer und jetzt nahte auch mit tatitata der Notarztwagen.

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Wie in Trance schritt Alex Krause auf dieser Seite der Breiten Straße weiter und er war schon auf Höhe des Kaufhauses C&A angekommen, als er noch in den Planken seine Straßenbahn Zwei kommen sah. Beschleunigt lief er zu der Haltestelle und stellte sich hinter eine offensichtlich muslimische Mutter, die neben ihrem Zwillingskinderwagen ein weiteres etwa drei Jahre altes Kind dabei hatte. Er betrachtete, was von dem Gesicht der Mutter zu sehen war und dachte bei sich ‚Die ist doch höchstens Zweiundzwanzig und hat schon drei Kinder. Können die eigentlich nicht verhüten oder wollen sie das gar nicht? Vielleicht weil sie das deutsche Kindergeld haben wollen und insbesondere weil man Familien mit kleinen Kindern nicht so einfach zurückschicken kann.’ Die Türen der Bahn öffneten sich und Alex half der Mutter, den Kinderwagen in die Bahn zu schaffen. Dann steuerte er auf einen freien Sitz weiter hinten zu , den aber ein Heranwachsender vor ihm erreichte und besetzte. Alex wollte diesem schon sagen, dass Junge früher den Alten immer ihren Platz angeboten hätten aber er verkniff sich das. Wahrscheinlich hätte der gesagt: „Hey, Older, da musste einfach schneller sein!“ Für die drei Haltestellen konnte er auch stehen und suchte sich nach einem festen Halt, als die Bahn anfuhr.Bei seiner Behausung angekommen, klingelte er erst bei Peter Kirchner. Der öffnete sofort und Alex fragte umgehend „Hast du vielleicht meine Telefonnummer an einen Herrn Müller weitergegeben?“ „Nein, warum sollte ich auch? Deine Nummer ist nur hier in meinem Festnetztelefon gespeichert.“Dann erzählte Alex dem Peter, wie es ihm ergangen war und er wahrscheinlich tot wäre, wenn nicht dieser Anruf gekommen wäre. „Das kann ich mir auch nicht erklären,“ sagte Peter „manche Leute haben ja das ‚zweite Gesicht’. Vielleicht hat so einer deine Telefonnummer geträumt und dieses Ereignis vorausgesehen?“ „Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die mit der Schulweisheit nicht zu erklären sind.“ meinte Alex und ging kopfschüttelnd nach oben.

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In seiner kleinen Wohnung angekommen, machte sich Alexander sein Abendessen. Dazu holte er sich zwei Rädchen Wurst und eine große Scheibe Käse aus dem Kühlschrank, Brot hatte er auch noch und setzte sich an seinen Tisch zum Essen. Dazu schaltete er den Fernseher ein und betrachtete nebenher die Tagesschau. Die hatte wie immer nur schlechte Nachrichten und nach der ebenso schlechten Wetterprognose schaltete er das Gerät wieder ab, räumte sein Essbesteck ab, nahm sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank, setzte sich in seinen einzigen Sessel und dachte über seine Existenz nach. Was wäre denn, wenn er jetzt übernacht einschlafen würde und nicht mehr aufwachen? Niemand würde ihn vermissen und erst nach dem ein unangenehmer Leichengeruch auffiele, würde irgendwer nachsehen. Das würde doch dem Peter ebenso ergehen und Alex beschloss, dem Peter vorzuschlagen, dass sie sich gegenseitig wenigstens einmal am Tag anrufen würden, wenn sie sich nicht sowieso gesehen hatten. ‚Das geschieht doch jeden Tag, auch in solchen Mietskasernen wo viele alte, einsame Leute wohnen,’ denkt sich Alex. Bei diesen Gedanken ist es für Alex naheliegend, sich einmal vorzustellen, was nach dem Ableben mit ihm geschähe. Das wäre ja heute um ein Haar geschehen. Nicht einmal sein Nachbar Peter hätte davon erfahren – vielleicht später, wenn eine Haushaltsauflöse-Firma im Auftrag des Sozialamtes seine Wohnung ausräumte. Hier stand Alex aus seinem Sessel auf, nahm ein unbeschriebenes Kärtchen aus dem Schrank und schrieb mit Filzstift groß darauf: Im Notfall bitte benachrichtigen: Adresse und Telefonnummer von Peter Kirchner. Das steckte er in seinen Geldbeutel und nahm wieder Platz. Dann überlegte er, ob er seinen Körper nicht der Universität vermachen sollte. ‚Das mache ich. Wahrscheinlich haben die doch für ihre Körperspender ein besonderes Grab, und bestimmt eine speziell bezeichnete Begräbnisstätte und keine anonyme vom Sozialamt, wo man arme Leute verscharrte.’Nachdem er mit sich jetzt doch ins Reine gekommen war, schaltete er den Fernseher wieder an und betrachtete ‚Wer wird

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Millionär’ vom Jauch. Danach machte er sich sein Bett, nahm noch Magnesium-Pillen gegen Beinkrämpfe und las noch in wenig in einem Krimi. Bald schaltete er das Licht aus und war schnell eingeschlafen.

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3. Kapitel

Seit dem Vorfall in der Breiten Straße sind jetzt drei Wochen ins Land gegangen und Alex hatte seine Vorhaben inzwischen wahr gemacht. Täglich sah er entweder seinen Nachbarn oder telefonierte kurz mit ihm. Wenn er mal den Anruf vergaß, dann rief Peter bei ihm an. Er hatte Peter auch von seinem Entschluss, seinen Körper nach dem Ableben einer Universität zur Verfügung zu stellen, erzählt, was Peter nicht so gut gefunden hatte. „Das hat die Uni Mannheim gar nicht haben wollen, Heidelberg aber schon“ hat Alex erzählt und hinzugefügt, „dann werde ich nicht wie du in einem anonymen Sozialgrab verscharrt, sondern auf dem Ehrenfriedhof. beigesetzt.“ „Das machst du doch nur, weil die Uni Heidelberg dir was dafür bezahlt!“ „Nein, die bezahlen für die Körperspende gar nichts,“ wehrte Alex ab, „nur die Beerdigungskosten werden übernommen. Du kannst dir doch das Sterben gar nicht leisten.“ „Wahrscheinlich ist dein Herr Müller bei der Uni Heidelberg angestellt, und ruft nicht an weil sie im Moment für deinen Körper keine Verwendung haben,“ gibt Peter süffisant zurück. „ „Nee, der hat mich wahrscheinlich vergessen oder träumt was anderes,“ weiß Alex, „außerdem rettet mich der Herr Müller vorm sicheren Tod und die Uni Heidelberg braucht immer Körperspender, damit angehende Ärzte mal sehen, wie ein Mensch innen aussieht.“

Bei einem seiner öfteren Stadtbummel war Alex wieder mal am Wasserturm gewesen und hat diesen mit seinem Smartphone fotografiert. Danach war er wieder in Richtung Innenstadt gegangen, auf der Suche nach einem weiteren Fotomotiv. Das liebte Alex an seinem neuen Handy, die Fotofunktion. Er erschrak trotzdem, als das Smartphone plötzlich klingelte und dachte ‚was will denn der Peter, der hat mich doch weggehen

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sehen’ als er das Gerät an sein Ohr hielt. „Alexander Krause“ meldete er sich „Hier Müller,“ tönte es aus dem Hörer „Herr Krause, wo befinden Sie sich jetzt?“ „In der Fressgasse,“ „Dann empfehle ich Ihnen, sofort in die Planken zu gehen.“ Als Alex noch wissen wollte „Wer sind Sie überhaupt?“ erscholl schon wieder das Freizeichen. Bereits als er das Telefon kopfschüttelnd wieder in die linke Hosentasche steckte, war er schon dabei, durch eine Passage in die Planken zu gehen. Das war wahrscheinlich für ihn ein Glück, denn am Abend hörte er im Regionalprogramm des Südwestfunks, dass in der sogenannten Fressgasse ein Baukran über die Straße gefallen sei und einen Autofahrer schwer verletzt habe. Sonst sei niemand bei dem Unglück geschädigt worden. „Ja, nur weil ich wieder einen Anruf von diesem Herrn Müller bekommen habe,“ sagte Alex vor sich hin. Auch das erzählte Alex seinem Freund Peter, schon um das Erlebnis los zu werden. Peter war natürlich ungläubig – erstaunt und schlug vor, wenn ein Herr Müller möglicherweise nochmal anrufen würde, Alex, noch bevor er seinen Namen genannt habe, fragen müsste, wer er denn sei. „Dazu müsstest du aber bei deinem Telefon die Rufnummernunterdrückung wieder aufheben, dann sehe ich gleich, wenn du anrufst“ schlug Alex vor. „Ich habe gar nicht gewusst, dass die eingeschaltet war, ich kümmere mich gleich darum.“ Als Peter am nächsten Tag zur verabredeten Zeit bei Alex anrief, sah Alex sofort an der Nummer auf dem Display, dass Peter anrief.

Inzwischen war es wieder November und Ende Oktober war die Zeit wieder umgestellt worden. Darüber hatten sich Alex und Peter unterhalten. „Dass dieser Schwachsinn nicht eingestellt wird. Über Nacht wird es dann Winter.“ „Was willst du denn haben, anstatt?“ wollte Peter wissen „wir haben doch immer, dem Längengrad auf dem wir sind, entsprechend eine falsche Zeit.“ „Wir haben eine Stunde früher wie in London, wo

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der Null-Meridiam durchläuft. Das stimmt doch auch nicht. Wir sind hier etwa auf acht Grad Ost. Die Erde dreht sich mit fünfzehn Grad in der Stunde, also ist es hier nur etwa eine halbe Stunde früher. Am östlichen Punkt von Deutschland, nehmen wir mal an, das wäre Frankfurt/Oder, ist es dann mit 14 Grad 55 Minuten fast genau 1 Stunde früher. Und wir haben diese falsche Zeit im ganzen Land. Wenn man die Sommerzeit beibehielte, also im ganzen Jahr, dann hätten wir zwar immer noch ein falsche Zeit, aber die wäre sozialer. Darüber wären nicht nur die Gastronomen froh. Abends wäre es länger hell, das nutzt vielen. Nur für Nachtschichtler ist gut, wenn es früher am Tag hell wird. Und nimm nur mal die Umstellung der Fahrpläne – was das kostet.“ „Dass du das so genau weißt, Respekt,“ meint Peter „mir wäre die Sommerzeit ganzjährig auch lieber. Aber es ist natürlich schwierig – da müssten sich alle Länder in Europa einig sein.“ „Ja, ich habe mich mal damit beschäftigt. Das wäre doch eine gute Übung für Europa, sich mal über eine Sache zu einigen.“

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4. Kapitel

Mehrere Wochen wurde Alex von Herrn Müller nicht mehr angerufen aber er hatte nicht vergessen, den Anrufer sofort, also noch vor seiner Namensnennung, zu fragen, wer er denn sei.

Peter Kirchner, der immer im Internet alle Quizze und Preisausschreiben mitmachte, hatte einen Gutschein für zwei Personen zum Eintritt in den Holidaypark in Hassloch gewonnen.

Weil Peter auch, wie Alex Krause, eine 'Karte ab Sechzig' hatte, also immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln kostenfrei mitfahren durfte, lud er seinen Freund Alex ein, mit ihm dahin zu fahren. Ohne Gutschein wäre der Hasslocher Holidaypark sowieso für sie zu teuer gewesen, um überhaupt in Betracht zu kommen. Aber so. Gerne stimmte Alex zu, mitzufahren.

Nachdem sie so eine Weile durch die Attraktionen geschlendert waren und Alex bemerkte: "Wie kann man sich bei klarem Verstand in diese verrückte Achterbahn setzen?" "Und auch noch Geld dafür bezahlen!" ergänzte Peter. "Nee, kostet doch nichts, ist inklusive. Schon bezahlt mit dem Eintrittspreis!" "Also auch wenn's gratis ist, keine zehn Pferde bringen mich in diese Achterbahn!" sagte Alex. Inzwischen waren sie weiter gegangen und standen jetzt vor einem Fahrgeschäft, das halb abgeschnitteFässer im Kreis rumwirbeln ließ. "Was meinst du, fahren wir hier mal mit?" ließ sich Peter vernehmen. Bevor Alex seine Zustimmung geben konnte, klingelte sein Smartphone. Nachdem ja Peter Kirchner neben ihm stand und immer noch kein Anderer sein Telefonnummer hatte, konnte es nur der "Herr Müller" sein. Er drückte die Empfangstaste und sagte sofort, noch bevor der Anrufer sagen konnte, wer er war: "Ich weiß, Sie sind der Herr Müller. Sind Sie mein Schutzengel?" Herr Müller

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klang verblüfft und sagte: "Es gibt keinen Gott! Herr Krause, meine Empfehlung: Nicht mit diesem Karussell fahren!" und war sofort wieder weg. "War das wieder der ominöse Herr Müller? Und wenn ja, was wollte er?" war Peter neugierig. "Ja, der war's. Und seine Empfehlung war, nicht mit diesem Karussell zu fahren." "Das werden wir sofort beherzigen," meinte Peter "komm, wir gehen weiter" und setzte sich in Bewegung. Schon fast am Ausgang, kam mit lautem Tatitata der Sanka und kurz darauf der Notarzt gefahren und verschwanden in Richtung zu diesem Karussell. Danach kamen noch zwei Polizeifahrzeuge. "Bestimmt ist bei diesem Karussell was passiert, sonst hätte sicher nicht der Herr Müller angerufen" meinte Alex. "Komm, wir gehen mal schauen!" schlug Peter vor. "Nein, da mache ich nicht mit. Auch unser Bus geht gleich. Was geschehen ist, erfahren wir noch früh genug aus der Zeitung oder im Fernsehen. Wir müssen jetzt nicht hingehen und gaffen!" So fuhren sie wieder zurück nach Mannheim. Daheim angekommen, ging jeder wieder in seine Wohnung und schaltete den Fernseher ein. Noch kam nichts in den Nachrichten. 'Wahrscheinlich ist es noch zu früh dazu' dachte Alex und Peter hatte etwa den gleichen Gedanken. Aber dann, mit den Nachrichten um Zehn Uhr, kam dann die Nachricht: Es hatte einen tödlichen Unfall genau am und mit diesem Karussell gegeben. Und der Herr Müller hatte sie davor bewahrt. Jetzt war auch Peter von diesem magischen Anrufer überzeugt. Am nächsten Abend saßen sie wieder mal zusammen beim Bier und besprachen das Ereignis. "Du hast ihn doch gefragt, ob er dein Schutzengel sei. Und was hat er darauf geantwortet?""'Es gibt keinen Gott' hat er gesagt. Und so, wie der in die Zukunft sehen kann, hat er doch besondere Kenntnisse. Ich glaube ihm. Und es wird schon richtig sein, ihm zu glauben. Bis jetzt bin gut damit gefahren. Überlege nur mal, wie der an meine

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Telefonnummer gekommen ist" meint Alex und trinkt einen großen Schluck aus seinem Glas. "Das ist mir auch schleierhaft" erwidert Peter "aber ich glaube schon, dass es ein Schutzengel ist und dass es einen Gott gibt. Blick dich einmal um und betrachte die Natur und den Sternenhimmel. Wo kommt das alles her? Und wie das alles so wunderbar zusammenspielt. Da muss es doch einen Schöpfer geben." ist sich Peter sicher. "Das ist die Natur und die hat immerhin dreizehn Milliarden Jahre Zeit für diese Entwicklung gehabt. Die Wissenschaft hat doch herausgefunden, wie es auf der Erde vor nur etwa 3 Milliarden Jahren ausgesehen hat. Da gab es eine sogenannte 'Ursuppe', gut temperiert, außerdem. Diese Ursuppe kann man heute nachbauen. Und wenn man da die entsprechenden Zutaten eingibt, also die Bausteine der DNA, Adenin, Thymin, Guanin und Cytosin, und eine Weile stehen lässt, dann entsteht eine Zelle, also Leben. Von wegen Adam und Eva." "Das mag ja sein. Aber die Sterne und das riesige Weltall, wo kommen die her?" "Das weiß man doch, sie entstanden mit dem Urknall. Aber diese Urknalltheorie steht jetzt auch wieder auf wackligen Füßen, dem Physiker Hawkins zum Trotz. Ist es vielleicht Quantenmechanik? Diese Quantenphysik versteht außer Wissenschaftlern, die sich damit beschäftigen, sowieso niemand. Es gibt halt Grenzen der Erkenntniss und des Denkens. Und dazu sagen die Leute 'Gott'. "Ich bin überrascht, wie gut du dich mit diesen Dingen auskennst. Quantenphysik, habe ich noch nie gehört." "Na ja," räumt Alex ein "ich bin ja kein Physiker sondern nur Drucker. Aber ich habe oft die Promotionen, also Doktorarbeiten gelesen, wenn ich sie schon gedruckt habe. Daher mein Wissen von diesen Dingen. Aber an Wissen trägt man nicht schwer." "Urknall hin oder her, was war denn vorher?""Weiß man nicht, vielleicht ein anderes Universum, vielleicht nur Nacht. Bestimmt eine Singularität. Das entspricht ja der christlichen Religion: Am Anfang war das Wort. Dann sprach

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der Herr: Es werde Licht. Da hat er wohl vorher im Dunkeln gearbeitet. Manchmal, wenn ich sehe, was hier auf der Welt vorgeht, muss das wohl so gewesen sein."

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5. Kapitel

Jetzt waren wieder einige Monate ins Land gegangen und außer dem täglichen Anruf von Peter hat sich auf dem Smartphone nichts getan. Gewiss, Alex hatte es nicht nur für das Internet genutzt, sondern auch einige Male selbst damit telefoniert. Aber angerufen hatte seither niemand.

Wie immer erschrak Alex, als sich wieder zu außergewöhnlicher Uhrzeit sein Smartphone in der Hosentasche mit Läuten und Vibration meldete. Ein Blick auf das Display bestätigte seine Vermutung: es war wieder ‚Herr Müller’.

Heute war ‚Herr Müller’ offenbar aufgeräumter. Nachdem Alex sich gemeldet hatte, sagte ‚Herr Müller’ mit fröhlicher Stimme: „Herr Krause, heute habe ich was ganz Besonderes für Sie. Ihre entfernte Cousine Helga Schmidt liegt in Friedrichshafen am Bodensee in einem Hospiz im Sterben. Sie hat über einen Agenten Ihre Adresse ausfindig gemacht und Sie in ihrem Testament zum Universalerben eingesetzt. Sie ist sehr vermögend und hat außer Ihnen keine Verwandten. Sie sollten möglichst bald nach Friedrichshafen fahren und sich wenigstens bedanken, solange sie noch lebt. Es ist das Franziskus-Hospiz in Friedrichshafen, in der Riedleparkstraße. Das Geld, was Sie für die Fahrt brauchen, habe ich für Sie per Post schon abgeschickt. Vermutlich wird es morgen per Brief ankommen.“ Herr Müller war wie immer schon weg, bevor Alex sagen konnte: „Ich weiß doch gar nicht, dass ich eine entfernte Cousine habe!“ Er überlegte hin und her, wer das denn sein könnte, aber kam nicht zu einem Ergebnis. ‚Einerlei’‚“ dachte sich Alex, ‚ich werde jetzt schnell die Adresse von diesem Hospiz aufschreiben, bevor ich sie wieder vergesse. Mal sehen, ob wirklich der Brief mit dem Geld kommt. Heute ist Freitag, am Montag fahre ich dann mit der Bahn nach Friedrichshafen, der Herr Müller lässt doch

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sicher diese ominöse Cousine noch am Leben bis dahin. Das werde ich aber gleich dem Peter erzählen.“ Er klingelte bei Peter, der ihn gerne herein ließ und schnell zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank zauberte. „Also Peter, das muss ich dir erzählen“ wollte Alex schnell diese Neuigkeit loswerden. Und er berichtete, dass wieder der Müller angerufen habe. „Hat er dich wieder vor einem Unheil gewarnt?“ wollte Peter wissen. „Nein, diesmal ist es ganz was anderes. Und so lange hat der Herr Müller noch nie mit mir gesprochen!“ „Sag’ schon, was war diesmal anders?“ ist Peter sehr neugierig. Und Alex erzählte sehr ausführlich von diesem Telefonat und fügte hinzu „Ich kenne diese Cousine Helga überhaupt nicht. Ich wusste gar nicht, dass ich überhaupt eine Cousine habe!“„Glaubst du diese Geschichte?“ fragte Peter. „Es ist mir egal. Und wenn das Geld für die Reise tatsächlich morgen in der Post ist, dann fahre ich auch nach Friedrichshafen.“ sagte Alex.

Am nächsten Morgen gegen elf Uhr schaute Alex in seinem Briefkasten nach und tatsächlich war ein Brief darin. Er nahm ihn raus und sah nach dem Absender. Die Adresse war offensichtlich mit einem Tintenstrahldrucker gefertigt, wie Alex fachkundig sofort feststellte. Als Absender stand aber nur ‚Müller’ auf der Rückseite des Briefes. Etwas aufgeregt ging Alex wieder nach oben zu seiner Wohnung, wo er sofort den Brief aufriss. Es kamen nur zwei Kartons in Größe des Umschlages zum Vorschein und dazwischen lagen fünf nagelneue Hundert-Euro Scheine. „Damit die Post nicht sieht, dass hier Geld verschickt wird, deshalb die Kartons,“ murmelte Alex vor sich hin, „aber fünfhundert Euro, soviel brauche ich doch gar nicht.“ Sonst war der Brief aber wortlos. Er setzte sich vor seinen Computer, rief das Internet auf und ging auf die VRN-Seite. Dort gab er als Fahrtziel ‚Friedrichshafen’ an. Der VRN wollte ihm aber nur eine Auskunft bis Bad Friedrichshall geben. ‚Na schön,’ dachte Alex,

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‚wenn ihr keine Auskunft bis Friedrichshafen geben wollt, dann gehe ich eben auf die Bahnseite.’ Auf der Bahnseite „Reiseauskunft“ erfuhr Alex zunächst, dass es in Friedrichshafen keinen Hauptbahnhof, sondern einen Stadtbahnhof gab. Was ihn auch erstaunte: es gab zwischen 9 Uhr und 11 Uhr tatsächlich fünf Verbindungen mit Fahrtdauer im Nahverkehr zwischen vier 3/4 Stunden und Fünf Stunden 37. Alex war öfter mit seiner Karte ab Sechzig nach Heidelberg oder sogar mal Würzburg gefahren und wusste, dass jetzt ein Triebwagen als RE von Mannheim bis Stuttgart fuhr. Er war schon viele Stunden mit diesem Zugtyp, „einem 425er“ gefahren und wusste, dass die Sitze in diesem Typ nicht für menschliche Rückgrats geeignet waren. Eigentlich dürfte die Bahn diesen Triebwagen, den sie wohl 100-Stückweise von Bombardier gekauft hatte, nur als S-Bahn betreiben oder auf Strecken bis maximal 50 Kilometer einsetzen. Alex wusste, dass es von Heidelberg einen besseren Zug nach Stuttgart gab, und zwar immer zehn nach Voll.

Weil es Samstag war, dachte Alex dass er den Peter wieder zu einem Bier einladen könnte und benutzte seinen Kontrollanruf für die Einladung. Bad darauf läutete Peter an Alex’ Türe. Er öffnete und Peter nahm wie immer auf dem Sofa Platz, während Alex das Bier holte. „Du wirst es nicht glauben, aber heute war das Geld da.“ „Also auf deinen Herrn Müller ist einfach Verlass. Wie viel war es denn?“ ist Peter neugierig. „Fünf Scheine a Hundert“ entgegnete Alex. „aber natürlich nur ‚Müller’ als Absender. Ich werde also am Montag nach Friedrichshafen fahren. Also mit dem Handy wirst du kaum die Verbindungen raus bringen. An meinem PC war eine Fahrplanseite – obwohl es die natürlich gibt – nur mit Geduld aufzurufen. Immer hat sich eine Liste mit anderen Fahrplananbietern aufgemacht!“ „Ja, wenn du es eilig hast, dann solltest du nicht auf dein Smartphone angewiesen sein. Aber du hattest ja Zeit.“

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„Ja, aber ich versetzte mich immer in einen Fremden. Der zahlt nämlich sowieso viel mehr als ein Eingeweihter, fährt auch mit den falschen Zügen. Denn um den richtigen Zug zu erwischen muss er richtige Kenntnis von den geografischen Verhältnissen haben und wie die Züge laufen. Fahrpläne sind nur für Eingeweihte hilfreich.“ „Ist das so? Verstehe ich nicht.“ ist Peter verständnislos. „Also ein Beispiel. Der Fremde will auch von Mannheim nach Friedrichshafen. Er weiß natürlich nicht, dass es hier das Baden-Wüttembergticket gibt, er zahlt für den gleichen Zug also 55,70 €. statt 21 € .Tatsächlich erscheint jetzt in dem Fahrplan auch der Zug ab Heidelberg immer um 10 nach Voll, das war nicht immer so. Wenn aber der Fremde den Zug um 9:40 wählt, also nur 2 Minuten später, dann fährt er mit der unbequemen S-Bahn im 425-Triebwagen nach Karlsruhe, muss dort in den Schwarzwaldexpress umsteigen, fährt über den halben Schwarzwald bis Singen, wird dort umsteigen in den normalerweise überfüllten Zug aus Basel (obwohl das Umsteigen in Radolfzell auch möglich und vermutlich besser ist) und kommt dann schließlich nach Friedrichshafen.“„Wieso weißt du denn das so genau?“ erkundigt sich Peter. „Weil ich schon öfter mal an den Bodensee gefahren bin,“ stellt Alex klar und fährt fort „das ist so für einen Fremden unverständlich, auch wenn bei der Bahn alles klappt. Das ist aber in der Regel nicht der Fall. Die Schaffner tun mir leid. Ich würde nicht gern bei einem Unternehmen arbeiten, wo ich mich gegenüber der Kundschaft dauernd entschuldigen müsste.“„Das ist doch bei einem solchen komplexen System überhaupt nicht zu vermeiden,“ wirft Peter ein. „Doch das war früher anders. Aber seit ein Herr Mehdorn die Bahn an die Börse bringen wollte, hat die enge Taktung ohne Pufferzeiten dazu geführt, dass Fernzüge immer anfälliger für Verspätungen wurden. Und das hat sich auch auf den Nahverkehr ausgewirkt, weil diese Züge ja immer auf die Fernzüge warten müssen.“

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„Da kann ich leider nicht mitreden. Aber wie es mit den Fahrkartenautomaten geht, weiß ich. Wenn man da spät dran ist, noch eine Fahrkarte braucht, und ein älterer Herr steht kopfschüttelnd am Automaten und hat sich im Programm verirrt, ist der Zug weg.“„Ja, insbesondere wenn man eine längere Reise mit der Bahn vor hat, sollte man sich einen alternativen Zug vor planen. Und dann noch etwas zu Trinken dabei haben, weil essen muss man ja nicht so schnell.“

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6. Kapitel

Montagmorgen um neunuhrachtunddreißig war Alex an Bord der S-Bahn, natürlich nur bis Heidelberg. Weil der Zug nur einteilig, war er gerappelt voll und Alex bekam keinen Platz mehr. Er hatte ein 1.Klasse-Ticket, weil es das selbst für das Baden-Wüttemberg-Ticket gab, aber es war im leid, sich durch den ganzen vollen Zug zu drängen, um in das in diesem Triebwagen sowieso unmögliche Erster-Klasse Abteil zu gelangen, obwohl das wahrscheinlich frei war. In der Sitzgruppe neben ihm saßen vier junge Leute unter zwanzig, die wohl, weil Ferien waren, in den Odenwald fahren wollten. ‚Früher wäre mal mindestens einer davon aufgestanden und hätte mir seinen Platz angeboten,’ dachte Alex, ‚aber heute ist das wohl unüblich. Mit Kohl hat diese Ellenbogen-Gesellschaft wohl angefangen. Warum der Zug nur so voll ist? Weil er schon aus Homburg kommt. Warum hängt die Bahn nicht einen weiteren Triebwagen hier dran? Nein, sie lassen lieber die Züge hier auf dem Abstellgleis rumstehen, wie man ja sieht. Na ja, bis Heidelberg ist es ja nicht weit.’ Alex ist froh, diesen vollen 425er schon in Heidelberg verlassen zu können und bald läuft auch der Doppelstockzug, der zwischen Heidelberg und Stuttgart im Pendelverkehr fährt, am Bahnsteig ein. Weil der Zug hier ja leer ist, bekommt Alex einen Wunschplatz im oberen Stock in der 1. Klasse und nach einer guten Stunde sind sie in Stuttgart.

Der Stuttgarter Hauptbahnhof ist zum größten Teil mit Bauzäunen vernagelt und Alex macht sich seine eigenen Gedanken darüber. ‚Stuttgart 21, das ist wie der neue Flughafen in Berlin, eine unendliche Baustelle. Das hat doch mit dem Kopfbahnhof gut funktioniert, zumal die Züge heute keinen Lok-Austausch mehr brauchen. Der Kopfbahnhof hat jetzt noch fünfzehn Gleise, wie das als Durchgangsbahnhof mit nur acht

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Gleisen funktionieren soll, wissen wahrscheinlich nur die Götter. Wahrscheinlich war die Gier der Auslöser, wie oft. Da hat die Bahn, oder die Stadt oder wer auch immer, gemerkt, dass, wenn man den Bahnhof unter die Erde verlegt, ein großes Areal für neue Geschäftshäuser entsteht. Kleine Nebenprobleme, was man für einen Untergrund hat oder dass die Strecke nach Ulm auch diverse Tunnels erfordert, hat man erst im Nachhinein entdeckt. Da wurde auch die Bevölkerung befragt. Wenn man den Bahnhofumbau abgelehnt hat, musste man mit „Ja“ stimmen. Das war bestimmt bewusst so gemacht. Plebiszite sind ja nur bedingt politisch tauglich, wie man ja am Brexit gesehen hat und eine Steilvorlage für Populisten.’

Alex war froh, ein 1.Klasseticket zu haben, angesichts der Menschenmenge, die offensichtlich mit dem Zug fahren wollte, der ja noch gar nicht da war. ‚Dieser Zug ist doch ein Pendelverkehr zwischen Stuttgart und Lindau’ dachte er ‚und wie das mit diesen Zügen gehen soll, wenn der Bahnhof fertig ist, weiß niemand. Ach, da kommt er ja.’ Es entstand ein schlimmes, unenglisches Gedränge an den Türen, und jemand schimpfte „Zuerst muss man doch aussteigen lassen!“ Alex stand derweil etwas zurück, denn er hatte ja 1. Klasse, da war es noch lange nicht voll, aber als er rauf kam, schon gut besetzt. Er fand aber mühelos noch einen guten Platz.Der Zug fuhr tatsächlich pünktlich ab, wie Alex mit einem Blick auf seine Armbanduhr feststellte. Dann, der Zug war noch nicht aus Bahnhofsgelände rausgefahren, hielt er mit einem Ruck an. ‚Was ist jetzt wieder los?’ dachte Alex, aber niemand sagte was. Nach zehn Minuten kam tatsächlich eine Durchsage „Wir haben eine Signalstörung und bitten um Entschuldigung“. Erst nach einer halben Stunde, die ohne weitere Durchsage verging, fuhr der Zug endlich weiter und alle Fahrgäste waren froh darüber, wie man an manchen Äußerungen hören konnte. Sehr schnell fuhr dann der Zug durch Esslingen, als der Schaffner kam und die Fahrkarten kontrollierte. Diese Gelegenheit nahm Alex wahr um mal den

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Schaffner zu fragen: „Warum ist eigentlich dieser Zug so kurz. Hat die Bundesbahn keine Doppelstockwagen mehr übrig?“ Der Schaffner, der eigentlich eine Frage zu dem Zwangshalt erwartet hatte, war ganz froh, antworten zu können. „Das liegt an zwei Dingen. Erstens zieht ab Ulm eine Diesellok diesen Zug. Insbesondere die Elektrik ist mit den vier Doppelstockwagen am Limit“ „und zweitens?“ „Sind die kleinen Bahnhöfe zwischen Friedrichshafen und Lindau zu kurz. Da passt der Zug jetzt mit vier Waggons gerade so hinein.“ Er vergaß zu sagen, dass der RE ab Friedrichshafen zurückgestuft war zu RB und überall halten musste. Alex bedankte sich beim Schaffner für die Auskunft, dachte aber bei sich ‚Eigentlich ist der Passagier für die Bahn nur ein Störfaktor.’ Da wusste Alex aber noch nicht, was die Bahn für ihre Reisenden in Ulm in Petto hatte.

Hinter Geislingen knackte es dann wieder im Lautsprecher und eine Stimme verkündete: „In Ulm wird dieser Zug jetzt enden. Wir bitten alle Reisenden dort auszusteigen.“ Nach kurzer Überlegung wusste Alex auch, warum dieser Zug dort „verendete“. Da war die halbe Stunde ‚Signalstörung’ schuld. Weil dieser Zug im Pendelverkehr ohne Puffer eingesetzt wurde, konnte er die halbe Stunde nicht mehr aufholen und wartete in Ulm, bis die Rückfahrzeit gekommen war, um dann pünktlich in Stuttgart anzukommen. Was aus den Fahrgästen in Lindau, Friedrichshafen oder auf der ganzen Strecke bis Ulm wurde, war der Bahn offensichtlich egal. „Wir bitten um Entschuldigung!“ Ein feines Unternehmen. ‚Hier müssen wir also aussteigen, und wie geht es weiter?’ dachte Alex und betrat den Bahnsteig. Weil keinerlei Durchsage auf dem Bahnsteig kam, ging Alex an die Abfahrtstafel und las dort, dass um 14:05 ein IRE nach Basel über Friedrichshafen ging. Da war noch Zeit und er setzte sich auf einzige Bank, nachdem er dort um etwas Rutschen gebeten hatte. Er erkannte einen anderen 1.Klasse-Reisenden wieder, der im IRE gegenüber gesessen hatte und sprach ihn an: „So sind wir hier

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gestrandet. Sie wollen bestimmt auch mit dem Zug nach Basel mit? Der geht aber erst in zwanzig Minuten.“ „Ja, eine Unverfrorenheit von der Bahn, uns einfach hier rauszuschmeißen!“ schimpfte dieser. „Na, das war doch abzusehen, weil dieser Zug im Pendelverkehr ohne nennenswerten Puffer fährt.“ erklärte Alex. „Ach, so ist das“ meinte der Reisende. „Wenn ich was zu sagen hätte, bei der Bahn“ sagte Alex „dann würde ich entweder einen weiteren Zug einsetzen oder die Taktung weiter ausdehnen. Enge Taktung ohne Puffer, das geht gar nicht.“ „Da würde aber die Bahn weniger einnehmen, und von Einnehmen verstehe ich was. Da ist die Gier dagegen. Ach, da wird ja schon unser Zug bereitgestellt.“ sagt der Fremde und beide erheben sich und besteigen den Triebzug.

Als Alex kurz nach drei in Friedrichshafen ankommt, lässt er sich von einem Taxi sofort nach dem Franziskus-Hospiz fahren und fragt an der Rezeption nach der Frau Helga Schmidt.

7. Kapitel

"Ach die arme Frau Schmidt, die liegt in Zimmer sieben, sind Sie vielleicht der Herr Alexander Krause aus Mannheim?" fragt die Ordensschwester hinter dem Tresen. "Ja der bin ich und ich kenne die Frau Schmidt überhaupt nicht und wusste bis vor Kurzem nicht, dass sie wohl meine Kusine ist." "Ja, das ist der Frau Schmid wohl ebenso ergangen und als sie wusste, dass es mit ihr wohl bald zu Ende gehen würde, hat sie eine Detektei beauftragt, nach einem möglichen Erben zu suchen." "Hieß diese Detektei womöglich Müller?" hat Alex einen Verdacht.

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"Ja, ich glaube, so hat sie geheißen," erinnert sich die Ordensschwester. "Wollen Sie jetzt gleich mal zur Frau Schmidt rein gehen, Sie ist schon noch richtig klar im Kopf, hat aber ein Krebsleiden im Endstadium und wird mit Medikamenten schmerzfrei gehalten." Alex nickt zu dieser Frage aber sagt "Ich weiß gar nicht, wie ich mich einer Sterbenden gegenüber verhalten soll. Ich habe da keinerlei Erfahrung." "Da machen Sie gar nichts Besonderes. Frau Schmidt hat sich mit ihrer Situation schon längst abgefunden, schließlich müssen wir ja alle mal sterben. Erwähnen Sie am besten gar nicht das Leiden und geben sich fröhlich als bisher unbekannter Neffe aus. Denn vermutlich sind Sie doch der Erbe und Frau Schmidt ist sehr vermögend."

"Ja, so ist es, ich habe erst von der Detektei Müller von der Existenz von Helga Schmidt erfahren." ordnet Alex Krause den sonderbaren 'Herrn Müller' ein. Die Ordensschwester geht jetzt voraus und Alex folgt ihr mit gemischten Gefühlen. Am Zimmer sieben klopft sie kurz an, öffnet die Tür und sagt: "Frau Schmidt, hier ist Ihr Neffe Alexander Krause aus Mannheim" gibt die Tür frei und Alex tritt ein.

Helga Schmidt liegt in einem Pflegebett in der Nähe des Fensters. Auf einem Schränkchen neben dem Bett steht ein Glas mit einem Getränk und eine durchsichtige Pillenbox mit etlichen Tabletten. Sie hat eine Mütze auf, weil sie offensichtlich keine Haare mehr hat und macht auch sonst einen sehr verhärmten Eindruck. Mit erstaunlich fester Stimme sagt sie aber: "Ach da bist du ja, Alexander, nimm dir den Stuhl und setze dich hier neben das Bett. Lass dich mal ansehen, ich habe gar nicht gewusst, dass es dich gibt. Die Detektei Müller hat aber gesagt, wenn irgendwo noch ein entfernter Verwandter lebt, treiben sie ihn auf. Wie du siehst, haben sie dich gefunden."

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Alex nimmt den Stuhl und schiebt ihn neben das Bett, dann tritt er näher und nimmt die ihm angebotene magere Hand "Ich weiß gar nicht, wie Sie anreden soll, ich wünschte ich wäre zu einem schöneren Anlass hierher gekommen." "Ach was, sage einfach Helga zu mir, und meinen Zustand vergesse einfach, wir müssen alle mal gehen. Nachdem die Detektei dich raus gefunden hatte, habe ich einen Notar kommen lassen und dich als Alleinerbe für mein nicht unbeträchtliches Vermögen eingesetzt, aber ich habe das an Bedingungen geknüpft."

"Ich weiß nicht, ob ich da der Richtige bin, immerhin bin ich auch schon recht betagt und obendrein eine arme Socke, Grundsicherungsempfänger." "Das hat jetzt wahrscheinlich ein Ende, denn ich hinterlasse genügend Geld, um dir auch ein gutes Leben zu ermöglichen, aber du sollst es nicht verprassen. Ich habe von meinem verstorbenem Mann, der Investmentbanker war, etwa zweiundzwanzig Millionen als Vermögen und das möchte ich auf eine bestimmte Art einsetzen." "Hui, das ist aber richtig viel Geld," ist Alex sehr erstaunt. "Ja. Willst du das in meinem Sinne verwalten?" "Aber ja, wenn ich denn kann." stimmt Alex zu.

"Also, hör zu. Ich weiß, dass der Wohnungsmarkt für kleine Leute wirklich unerschwinglich wird. Da sollst du mit meinem Geld ein Zeichen setzen. Und zwar nicht hier in Friedrichshafen, sondern da, wo der Wohnungsmarkt unerschwinglich wird, zum Beispiel in München. Und da sollst du mit dem Geld alte baufällige Häuser aufkaufen, diese abreißen lassen und auf den Grundstücken neue Mietshäuser errichten. Das sollen aber Wohnungen werden, die erschwinglich sind, also nicht mehr Miete kosten als sechs Euro für den Quadratmeter. das musst du irgendwie hinbekommen, traust du dir das zu?" "Ich weiß es nicht, aber ich kann's versuchen."

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„Das wirst du schon schaffen und vielleicht kommt noch Geld dazu. Da gibt es im Internet so genanntes ‚Crowdfunding’, das solltest du mal probieren.“Alex denkt, ‚diese alte Dame weiß mehr über’s Internet, als ich. Crowdfounding habe ich noch nie gehört, aber ich werde mich mal schlau machen’ und laut sagt er: Ja, das werde ich versuchen. Aber München ist mir zu abgelegen, ich würde Frankfurt vorziehen, da ist der Wohnungsmarkt ähnlich.“ „Das überlasse ich alles dir,“ sagt die alte Dame mit einem Stöhnen und trinkt einen Schluck Wasser, nicht ohne sich eine neue Tablette zu nehmen.Mühsam richtet sie sich auf und zieht an ihrem Schränkchen eine Schublade auf und nimmt zwei Plastikkarten heraus. Hier ist die Bankkarte und das Passwort habe ich auch darauf notiert. Und dann ist hier noch die Karte von dem Notar. Da musst du hingehen und dich ausweisen. Dort bekommst du die Unterlagen, die du bei der Bank brauchst. Jetzt brauche ich aber meine Ruhe. Leb wohl, Alexander!“ und dreht sich zur Seite, macht die Augen zu und lässt Alex einfach so sitzen.

Am anderen Tag, er hat mal im besten Hotel in Friedrichshafen ein Zimmer angemietet ‚man gönnt sich ja sonst nichts’ geht er zu dem Notar, dessen Karte er ja hat, bekommt das Erbe als „notariell beglaubigte Schenkung (weil die Kusine ja noch lebt)“, begibt sich mit den Unterlagen zur Sparkasse und wird als neuer Kontoinhaber anerkannt. Dann bekommt er noch eine Zugverbindung (jetzt über den Schwarzwald) und ist abends wieder in Mannheim.

Nach dem Aufräumen am nächsten Morgen, geht Alex wieder zu seinem Freund und Nachbarn Peter hinter, um diesem die angenehmen Neuigkeiten mitzuteilen.

„Du hast tatsächlich die sogenannte Kusine in Friedrichshafen angetroffen?“ eröffnet Peter das Gespräch.

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„Ja und sie ist wirklich in den letzten Zügen und hat mir ihr großes Vermögen vermacht,“ erwidert Alex.„Wie hat sie dich denn überhaupt gefunden?“ will Peter zuerst mal wissen. „Durch eine Detektei namens ‚Müller’, das hast du dir doch denken können!“ „So ist es, wieder dieser Herr Müller, so langsam wird mir der unheimlich.“ „Ist er mir schon lange,“ bestätigt Alex, „aber bisher habe ich nur Gutes von ihm erfahren und ich hoffe noch öfter von ihm zu hören.“ „Ja und wie vermögend war denn diese Kusine? Bist du jetzt ein gemachter Mann?“„Das kannst du aber annehmen! Sie hat mir etwas über 22 Millionen vermacht. Aber mit Auflagen. Aber für uns hat jetzt das Leben auf der untersten Stufe der sozialen Leiter aufgehört. Wenn du willst, stelle ich dich als meinen Angestellten für ein Monatsgehalt von vier Tausend Euro ein.“

Peter Kirchner muss sich nach dieser Neuigkeit erst mal setzen.

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8.Kapitel

„Wie ist das, Peter, würdest du mit mir in eine Wohngemeinschaft ziehen?“ macht Alex einen Vorschlag. „Natürlich, Hauptsache, wir kommen hier raus“. „Also dann mache ich mich mal auf die Wohnungssuche. Das ist heute nicht mehr so einfach. Aber für zehn-zwölf Euro den m² , müssten wir etwas bekommen.

„Bevor du dich auf die Wohnungssuche machst, sollte ich mal wissen, was ich denn als dein Angestellter machen müsste. Du weißt doch, was ich als ehemaliger Einzelhändler so kann.“

„Also was wir so machen müssten, um in der Absicht unseres Erblassers zu bleiben: Wir müssen um Frankfurt herum alte Häuser finden, diese aufkaufen, abreißen lassen und dann auf dem Grundstück billige Wohnungen zu errichten. Da habe weder ich noch du eine Erfahrung einzubringen, es spielt ja auch keine Rolle. Wir haben nur ein begrenztes Kapital dafür. Ich möchte aber über crowdfunding noch andere Kapitalgeber ins Boot holen.“„Was ist denn das wieder, crowdfunding?„Das wird übers Internet angeboten. Es ist eine Schwarmfinanzierung durch eine Sammelkasse. Die Leute wissen doch bei dem Niedrigzins nicht mehr, wo sie noch ihr Geld anlegen sollen. Wenn der Staat es nicht macht, wir machen es. Und zwar nehmen wir alle Investoren ab 100 €, die werden entsprechend ihrer Einlage an den zu errichtenden Wohnobjekten beteiligt.“„Ach so ist das. Und wie kann man denen dann die Anteile sichern?“ „Indem wir genau wie eine Baugenossenschaft entsprechend der Einlage Anteilscheine ausgeben. Die kann der Investor, wenn er

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denn die Gemeinschaft verlassen will oder muss, in entsprechendes Geld umtauschen. Ich habe mit der Frau Schmidt vereinbart, dass wir in Frankfurt mit Sozialbauten den Wohnungsmarkt entschärfen. Frankfurt, das muss man aber in größerem Rahmen sehen, in der Innenstadt gibt es kaum alte Häuser, die zum Verkauf stehen oder deren Besitzer sich zu einem Verkauf überreden lassen. Ich habe gedacht, dass wir mal in Rüsselsheim anfangen. Das ist durch die S-Bahn von Frankfurt aus leicht zu erreichen. Aber zuerst suchen wir uns selbst mal hier eine vier-Zimmer Wohnung, in der wir ein Zimmer als Büro einrichten.“ meint Alex. Peter stimmt ihm zu und schlägt vor: „Da richten wir dann ein Zimmer für jeden als Privatbereich ein, und ein Zimmer als Gemeinschaftswohnraum. Kochen und putzen tun wir immer umschichtig. Was hältst du davon?“ Dieser Vorschlag findet Alex’ Zustimmung.

Als Alex dann wieder in seiner Wohnung ist und er Zeit dafür hat, geht er ins Internet, ruft google auf und gibt ‚Mannheim Mietwohnung’ ein. Er ist erstaunt, wie viele Angebote er sieht, aber kein einziges für den Otto-Normalverdiener. Aber für tausend Euro plus Nebenkosten plus Kaution gibt’s reichlich Wohnraum. ‚Keine Wohnung für Krankenschwestern, Verkäuferinnen, Busfahrer oder Straßenarbeiter’ denkt Alex. ‚Wer von denen kann denn schon tausend Euro an Miete zahlen. Das hier ist nur ein Land für Besser-Verdienende, aber nicht für den kleinen Mann. Eigentlich dürfte der überwiegende Teil des Volkes nur die Linken wählen. Warum tun sie das nicht? Vermutlich weil sie den anderen Parteien glauben, die ihnen einreden „Jeder kann in diesem Land vermögend werden, wenn er denn Leistung genug erbringt.“ So ist das aber nicht. Sieht man jetzt an uns. Nicht durch eigene Leistung sind wir in der Lage, eine Wohnung zu bekommen, sondern weil wir Geld geerbt haben. Und der, der dieses Vermögen mal zusammengekratzt hat, hat es auch nicht durch seiner Hände Arbeit errungen, sondern weil er spekuliert hat. Und zum

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Spekulieren braucht man Basiskapital und eine Casino-Mentalität.’

Alex sucht sich ein paar in Frage kommende Wohnungen aus, registriert sich bei dem Portal und bekommt, als er mit seinem paypal-Konto bezahlt hat, die Adressen samt Telefonnummer. Jetzt telefoniert er mit seinem Smartphone, damit der Teilnehmer nicht an der Nummer die Adresse raus sucht und so sieht, wo das Gespräch her kommt. Nachdem die Bezahlung der Makler wieder nach dem Prinzip ‚Wer die Musik bestellt, bezahlt sie auch’ läuft, gibt es wieder viel mehr Privatanbieter. Alex macht mit einem Vermieter im Stadtteil Lindenhof einen Termin aus. Weil er ja mal im Lindenhof gewohnt hat, möchte er auch da wieder hin. Mit der Linie drei fährt er ganz in die Nähe der Adresse und schaut sich mal das Haus an. Zunächst zählt er mal die Stockwerke und stellt fest, dass es sechs sind. ‚Also gibt’s einen Aufzug. Die Wohnung ist im sechsten Stock, die angebotene Terrasse kann er von der Straße aus nicht sehen. Das Namensschild ist leer aber die Haustüre ist offen. Er geht rein und fährt mit dem Aufzug in den obersten Stock. Er klingelt an der Wohnungstüre und sofort wird sie geöffnet und ein Herr, etwa sechzig, gut angezogen, bittet Alex herein. „Herr Häberle, nehme ich an, Sie sind der Vermieter?“ „Ja, so ist es. Eine Super-Wohnung ist das, wie Sie selbst sehen werden. Ich besitze das ganze Haus und die Vormieter sind nach Hamburg umgezogen. Deshalb ist die jetzt frei. Ich habe nur die Wohntechnik, also insbesondere Wasser, Strom und Heizung überprüfen lassen. Wenn Ihnen die Tapete nicht gefällt, können Sie ja eine eigene anbringen. Es ist eine Gas-Etagenheizung. Aber was machen Sie eigentlich beruflich, Ihrem Alter nach müssten Sie schon Rentner sein. Vermutlich waren Sie höherer Beamter und beziehen eine entsprechende Pension?“ „Nein, ich war Drucker und habe eine Druckerei besessen. Ich suche eine große Wohnung, weil ich mit meinem Freund eine Wohngemeinschaft bilden will.“

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„Sie sind aber doch nicht schwul, dann würde ich Ihnen die Wohnung nicht vermieten.“ „Nein, wir sind beide verheiratet gewesen, ich bin geschieden und mein Freund ist Witwer und Sie sind wahrscheinlich Schwabe, wenn ich nach dem Namen gehen darf.“ „Ja, ich stamme aus Stuttgart, aber können Sie sich denn diese Wohnung überhaupt leisten, haben sie vielleicht eine Schufa-Auskunft dabei?“ „Nein, mit einer Schufa-Auskunft kann ich Ihnen leider nicht dienen, aber vielleicht tut’s auch ein aktueller Bankauszug?“ Deutlich reservierter sagt der Schwabe Häberle: „Ja, wenn da ein entsprechender Betrag auf dem Konto ist, tut’s ein Bankauszug auch.“„Ja, ich nehme an, das wird genügen, was da auf dem Konto ist,“ sagt Alex und holt die entsprechenden Unterlagen aus seiner Aktentasche. Herr Häberle holt seine Lesebrille aus der Brusttasche und schaut sich den Bankauszug an. Dieser lautet auf 22.500.251,70 Haben . Herr Häberle muss sich jetzt erst mal setzen, der lauwarme Heizkörper bietet sich dafür an. „Nun, reicht das? Und was die Kaution angeht: Zwei Monatsmieten tuns auch, wenn Sie auf dreien bestehen, sehe ich mich nach einer anderen Wohnung um.“ „Nein, nein, in diesem Falle reichen mir zwei Mieten Kaution, ich möchte schon, dass Sie diese Wohnung nehmen. Einen Millionär hatte ich nämlich noch nie im Haus, auch die Wohngemeinschaft mit Ihrem Freund ist in Ordnung. Bestimmt haben Sie ein Auto? Ich hätte nämlich noch eine Garage frei. Die kostet nur sechzig Euro,“ ist Herr Häberle plötzlich beflissen. „Nein, ich habe kein Auto und weiß auch noch nicht, ob ich mir eines anschaffe. Vielleicht will mein Freund eines. Ich nehme die Garage auch, wenn sie auch überteuert ist.“„Gut, dann wollen Sie also diese Wohnung und die Garage mieten. Ich schicke Ihnen morgen den Mietvertrag. Wie ist denn Ihre Adresse?“ Als Alex diese nennt, stutzt Herr Häberle erheblich, denn er weiß natürlich, wie bestimmt jeder

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Mannheimer, was das für Bauten sind. Aber bei sich denkt Herr Häberle ‚ich habe ja den Bankauszug gesehen, wie dieser Mann zu der Adresse kommt, kann mir egal sein. Wenn er hier einmietet, hat er ja eine bessere.’

Zurück im Flachbau in der Ludwig-Jolly-Str klingelt Alex erst mal bei Peter um ihm die Neuigkeit mitzuteilen. „Ach so schnell hast du was gefunden“ ist Peter erstaunt „und wo und für wie viel Miete?“ Alex berichtet von seiner Verhandlung mit Herrn Häberle „Die Miete ist natürlich entsprechend, die 4-Zimmer-Wohnung hat 98 Quadratmeter sowie eine Terrasse, eine Garage und kostet Tausendsechzig Euro plus zweihundert Nebenkosten. Sie ist wieder in Lindenhof, ganz in der Nähe der Straßenbahn Haltestelle.“„Und wann können wir einziehen?“ „Sofort. Wenn wir nicht schwul sind. Denn sonst hätten wir von dem erzkonservativen Schwaben Häberle, der das Haus besitzt, die Wohnung nicht bekommen. Der besitzt ein sechsstöckiges Haus im Stadtteil Lindenhof. Der ist doch auch Millionär. Wie ist er da dran gekommen? Wahrscheinlich auch geerbt. Aber er sieht sich bestimmt nicht so. Aber vorher müssen wir unsere Zelte hier noch abbrechen – also zum Sozialamt und zu den Behörden gehen.“

Als Alex auf dem Sozialamt bekannt gibt, dass er und Peter Kirchner die Wohnungen in der Jolly-Straße aufgeben, meint der Beamte „Wenn Sie aber wieder hier vorsprechen und eine Wohnung haben wollen, gibt es keine mehr“. „Da machen Sie sich mal keine Sorgen“ erwidert Alex, „das was Sie hier als ‚Wohnung’ bezeichnen, gehört sowieso schon längst abgerissen. Ein Schande ist das für die Stadt.“ „Ja, das wissen wir selbst, aber bei den vielen Migranten, die wir zur Zeit haben, bleibt uns doch nichts anderes übrig.“ "Doch, indem die Stadt nicht anonyme Hedge-Fonds unterstützt, und dafür noch Zuschüsse kassiert, sondern Alten gerechte Sozialbauten errichtet, zu

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Mieten, welche die Klein-Rentner auch bezahlen können. Es ist doch so, dass die von der Stadt unterstützten Wohnbau-Genossenschaften immer höhere Mieten von ihren Mitgliedern und Mietern verlangen, obwohl diese Wohnungen über die Mieten schon längst bezahlt sind. Diese Mieten sollten nach zwanzig, dreißig, Jahren nur noch die Betriebskosten abdecken – nein, das wird nach wie vor in gesetzlich zulässiger Höhe verlangt und mit den Kapitalerfordernissen von Neubauten kaschiert. Obwohl sie kaum noch was bauen.“ Wenig später sind Alex und Peter dann umgezogen, haben ihre Möbel, soweit brauchbar, mitgenommen und ihre Zimmer eingerichtet, auch für die Küche und den gemeinsamen Wohnbereich noch Einrichtungsgegenstände besorgt und sitzen jetzt den ersten Abend im Wohnbereich zusammen und trinken mal auf die neue Wohnung. „Was wir noch machen müssen, bevor wir uns um die Wohnbauten bei Frankfurt kümmern, ist einen griffigen Namen für unsere neue Firma ausdenken und diese Firma hier anmelden,“ meint Alex. „Muss das denn sein?“ will Peter wissen „Ja, denn wir sind hier in Deutschland und nicht in Burkina-Faso.“ „Wo ist denn das?“ „In Afrika. Wird leider immer zu den Sozial-Vergleichen mit Deutschland herangezogen.“

Peter schlägt für die neue Firma den Namen ‚Apet-Bau’ vor und Alex akzeptiert das. In der neuen Woche geht er dann zur Stadtverwaltung, zum Finanzamt und zur Gewerbeaufsicht um die Firma Apet-Bau anzumelden.

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9. Kapitel,

„Jetzt sollten wir uns noch ein Auto kaufen, was wir gut gebrauchen können, wenn wir alte Häuser ausfindig machen wollen und um unsere leer stehende Garage auszufüllen,“ meint Alex. „was schlägst du denn da vor?“„Ich würde sagen, irgendeinen Diesel, wenn diese Motoren nicht zurzeit im Gerede wären“, gibt Peter zurück. „Ich tendiere zu einem Elektrofahrenzeug, dann gehen wir immer sicher, dass wir in eine Stadt rein fahren dürfen,“ „Aber keines, was an der Steckdose hängt, sondern ein Hybrid, zum Beispiel einen Toyota Jaris.“„Baut nicht Mercedes auch so einen? Sollten wir nicht unsere einheimische Industrie unterstützen?“ ist Alex patriotisch. „Eigentlich ist das alles Augenwischerei mit den Elektrofahrzeugen,“ meint Peter dazu, „die sind auch nicht umweltfreundlich. Denn wenn man berücksichtigt, welche Umweltressourcen allein für den Bau verbraucht werden, von ihrem Stromverbrauch ganz zu schweigen. Solange der Strom für diese Autos noch aus Kohle- oder Gaskraftwerken kommt, ist auch ein Elektroauto nicht umweltneutral.“„Das kann man drehen und wenden wie man will, ein Auto wird immer umweltbelastend sein aber man kann ja nicht darauf verzichten. Aber man sollte politisch darauf Einfluss nehmen, zum Beispiel in dem man mit der Steuer dafür entsprechend verfährt.“ „Wie würdest denn du das als Finanzminister machen?“ ist Peter neugierig. „Ich würde die heutige Autosteuer ganz abschaffen. Denn das ist doch eine ‚Garagensteuer’. Wenn das Auto zugelassen in der Garage steht, kostet es Steuer, ohne dass man damit fährt. Und die Steuern auf den Treibstoff aufschlagen. Dann zahlt man dafür Steuern, wenn man auch fährt. Also das gesamte Kfz-

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Steueraufkommen auf den Treibstoff aufschlagen. Aber nicht mehr als bisher“„Und die Ausländer sind dann auch beteiligt, wenn sie bei uns tanken. Wir bräuchten auch keine Maut.“ geht Peter auf diese Idee ein. „Ja, so wäre es. Wenn der Staat es aber bei der bisherigen Steuer für Motoren belassen will, sollte er es ändern.“ „Ändern? Wie das?"„Zum Beispiel eine Besteuerung nach PS oder Kilowatt, kurz Besteuerung nach Leistung,“ ist Alex innovativ, „bis 100 PS weniger als heute, von 100 bis 200 PS gleichviel und ab 200 PS richtig teuer. Wenn wer mehr als 200 PS in einem PKW braucht, kann auch richtig löhnen.“ „Das würde auch die Hubraumbesteuerung, wie sie heute ist, mit ihren Auswirkungen auf die Motorenkonstruktionen, ersetzen. Größere Hubräume würden langsamer laufende Motoren zulassen und die könnte man umweltfreundlicher machen, im Abgas. Aber eingefahrene Gleise wird die Politik sowieso kaum verlassen.“ ist Peter pessimistisch. „Nehmen wir nun einen Mercedes Hybrid oder einen Kia Hybrid, der kostet nur etwa 24000 oder einen Mercedes Hybrid zum doppelten Preis? Ich tendiere mehr zum Kia, weil der hat sieben Jahre Garantie, auch auf die Batterie.“ „Von mir aus einen Kia, wenn ich mir ansehe, was die Mercedes Manager verdienen, aber das ist in Korea vermutlich nicht anders.“ ist Peter auf einen Asiaten fixiert. „Aber ich glaube, der Mercedes ist mir lieber, wohl auch reparaturstabiler und Ersatzteile sind auch schneller zu haben. Auch wenn man eine Garantie hat, den Ärger mit Reparaturen hat man sowieso. Also wir nehmen den Mercedes und nach einem Jahr verkaufen wir ihn wieder. Dann hat er vermutlich auch keine Ausfälle.“ ist Alex entschlossen.

Als Alex dann zu einer Mercedes Vertretung geht, muss er feststellen, dass die Autos eine recht lange Lieferzeit haben, was ihn eigentlich wundert. Denn die Zeit des Status-Symbols ist

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vorbei, ein Auto ist heute nur noch ein Fortbewegungsmittel. Das gilt auch für die teureren Modelle. Er bekommt aber einen Vorführwagen, der ein wenig teurer ist, als er sich gedacht hat aber angesichts seiner finanziellen Lage ist ihm das einerlei.

Nach acht Tagen wird das Auto geliefert und die Partner fahren erst mal nach Rüsselsheim, um die Lage zu erkunden. Tatsächlich gibt es dort etliche Gebäude, die auch noch Ende des letzten Krieges oder sogar vorher gebaut wurden, aber noch bewohnt sind.

Wieder in Mannheim, beratschlagen sie, wie die Hauseigentümer zum Verkauf zu bewegen wären. „Es ist natürlich eine Frage des Preises, ob der Hausbesitzer verkauft. Vielleicht besorgen wir diesen Leuten ein schönes Penthaus, dann hat er eine Alternative und ist eher zum Verkauf bereit.“ „Und was ist, wenn in einem Haus der Inhaber schon bereit ist zu verkaufen aber noch ein Mieter in dem Haus wohnt?“ ist Peter skeptisch. „Dann lassen wir sofort die Finger davon. Denn einen Mieter, der nicht will, zum Auszug zu bewegen, ist eine langwierige Sache und bei alten Leuten kann es unmöglich sein.“ „Ja, und wäre auch mit unserem sozialen Vorhaben nicht zu vereinbaren.“ stimmt Peter zu. „Nein, entmieten, das würden wir nie machen!“

Als sie abends zusammensitzen in ihrer neuen Wohnung, sagt Peter plötzlich: „Das ist doch alles Quatsch mit dem Kauf von alten Häusern. Selbst wenn wir die bekommen, haben wir doch immer einen Neuen, der dann eine Wohnung sucht. Auch mit dem Geld kommen wir wahrscheinlich nicht aus, oder es rechnet sich nicht als Beispiel. Und wir wollen doch ein Beispiel geben, wie man die Wohnungsnot beheben könnte.“

Darauf entgegnet Alex: „Eigentlich hast du Recht, wir suchen uns in Rüsselsheim einige Grundstücke, am besten in Erbpacht

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und am liebsten schon erschlossene. Also rechnen wir doch mal.“Alex nimmt ein Blatt Papier und notiert die Zahlen. „Also wir haben jetzt noch etwa einundzwanzig Millionen. Das ist für unser Vorhaben nicht allzu viel aber reicht für einige Mehrfamilienhäuser. Ob über crowdfunding noch Geld zu beschaffen ist, lassen wir mal dahingestellt. Aber nehmen wir mal an, ein Grundstück hat 1000 m², und wird von der Kommune in Erbpacht auf 99 Jahre zur Verfügungen gestellt, wenn man Mehrfamilienhäuser darauf errichtet. Das gibt es sogar in Frankfurt, weiß das Internet. Mit etwa 10 € Jahrespacht pro Quadratmeter Bauraum muss man rechnen ansonsten ist Erbpacht deutlich billiger, im Durchschnitt also nur 5 €. Das würde maximal im Jahr 5000 € kosten. Jetzt bauen wir auf dieses Grundstück ein Haus mit fünf zwei-Zimmerwohnungen mit 60 m² und auf der anderen Seite auch 5 drei-Zimmerwohnungen mit 80m² Das Internet sagt, dass eine Wohnung mit mittlerer Ausstattung etwa 1000 € auf den m² also 60000 und 80000 € kostet. Also das ist nicht mal eine Million, nämlich nur 700.000 für dieses Haus, einschließlich des Grundstücks.“ „Und einen Aufzug, damit auch alte und behinderte Leute in diese Wohnungen einziehen können“ fügt Peter hinzu. „Ja. Natürlich. Das sind sieben Hundert Quadratmeter Mietfläche. Dafür verlangen wir nur fünf Euro monatlich für den m².“ Peter ist skeptisch „Meinst du dass das reicht?“„Versuchen wir es mal. Dann könnten auch Paare einziehen, die HartzVI bekommen oder Grundsicherung im Alter. Das ist doch wirklich das, was fehlt. Und wer zwanzig Jahre darin wohnt, bekommt ab da von uns eine Mietminderung von 10%, im Gegensatz zu der sonst üblichen Erhöhung. Diese zwanzig Jahre würden dann per anno 42000 € Miete minus 5000 Erbpacht, also in 20 Jahren 860000 einbringen. In 20 Jahren wäre das Bauwerk dicke bezahlt, was jetzt kommt ist Gewinn, den man natürlich versteuern muss. Mal angenommen, dass das gut gepflegte

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Haus 50 Jahre steht, dann haben wir insgesamt etwa eine Million an Gewinn eingenommen. Mit einem Haus. Davon kann man leicht die fälligen Renovierungen und Reparaturen bezahlen. Und vermutlich steht das Haus dann immer noch. „Darauf wird aber kein Investor anspringen. Denn die wollen bestimmt nicht so lange auf ihr Geld warten.“ wirft Peter ein.„Das stimmt. Aber wer warten kann, ist der Staat. Wir sollten halt irgendwie den Staat veranlassen, dass er in dieses Modell geht. Damit er das macht, müssen wir diese Möglichkeit in alle Köpfe bringen. Dazu eignet sich facebook und manche nicht vom Geld indoktrinierte Medien. Also Druck erzeugen auf die Regierung aus der Bevölkerung, indem wir es vormachen. Dann kommt vielleicht eine staatliche Baugesellschaft, die ohne Gewinn arbeitet, im Gegensatz zu den bestehenden.“ „Du meinst also, dass Sozialbauten trotz dieser niedrigen Miete, nach zwanzig Jahren bezahlt wären? Warum macht der Staat es dann noch nicht?“ „Weil unseren Staat im Hintergrund das große Geld regiert, also zum Beispiel Investoren. Und die sehen ihre Gewinne schwinden.“ „Bestimmt ist es so, dazu kommt noch, dass Politiker immer nur bis zur nächsten Wahl denken können! Eine staatliche Baugesellschaft, die ohne Gewinn arbeitet. Na, so was. Da werden konservative Politiker sofort schreien, dass jetzt eine neue DDR eingeführt werden soll. Dabei hast du Recht, der Staat darf sich nicht um die Probleme seiner Bürger rumdrücken.“ sagt Peter

„Ich weiß allerdings nicht, wie das in der Praxis aussehen soll. Vielleicht dass das Parlament (nicht die Regierung) mit allen Parteien einen Ausschuss bildet, der eine Baugesellschaft gründet, etwa organisiert wie die Bundesbahn, wo die Angestellten vom Staat bezahlt werden, weil ja nach den Baukosten wieder Gelder reinkommen und nachher, wenn Gewinne zu erwarten sind, an diesen beteiligt werden, vielleicht

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als Altersvorsorge. Sodass sie von Anfang an Interesse haben, dass die Häuser nicht verlottern.“

Peter trinkt einen Schluck aus seiner Bierflasche „Ja, so geht das wahrscheinlich, wenn nicht irgend ein Politiker in diese Baugesellschaft mit einer üppigen Apanage abgeschoben wird.Da sieht man, dass die jetzt üblichen Baugenossenschaften auch nur Geld machen wollen, insbesondere die Vorstände.Dann sollten wir anfangen, denn wir haben das Kapital, zumindest für etliche solche Häuser. Übrigens: Es kann sein, dass wir einen verlorenen Zuschuss bekommen, wenn man solche Sozialwohnungen baut, dem Staat also Sozialvorsorge abnimmt. Auch nach zwanzig Jahren wird es den Staat und die Bürger noch geben, wenn nicht die idiotischen Politiker Atombomben werfen. Wenn unser Modell greift, werden Baugenossenschaften sich vielleicht veranlasst fühlen, ihren Bewohnern, die zwanzig Jahre oder mehr in einer Wohnung verbleiben, eine Mietminderung einzuräumen.“

„Nur wenn alle Leute wissen, dass nach zwanzig Jahren die Häuser und Wohnungen bezahlt sind. Baugenossenschaften verschanzen sich bisher aber immer hinter den erforderlichen Neubauten. Weil sie weiter existieren wollen. Wie haben sie denn angefangen? Auch für Neubauten braucht man nur langfristige Kredite, mir fällt da nur der Staat ein.Private Investoren, die nicht sehr schnell reich werden wollen, gibt es eigentlich nicht. Nur der Staat braucht kein eigenes Kapital, sondern eine tragfähige Idee und einen langen Atem. Das hat er. Auch da müssten wir die Allgemeinheit informieren und Zeichen setzen.“

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10. Kapitel

Mit der neuen Woche setzen sich die zwei Freunde in ihren neuen Mercedes Hybrid, fahren elektrisch aus der Stadt raus und dann mit dem Verbrennungsmotor nach Rüsselsheim. Dort gehen sie zunächst auf das Liegenschaftsamt und erkundigen sich, ob es vielleicht freie Erbpachtgrundstücke auf denen man soziale Mehrfamilienhäuser bauen kann gibt. Der zuständige Sachbearbeiter, ein Herr in mittlerem Alter meint auf die entsprechende Anfrage "Sie machen wohl Witze? Sie können eventuell Erpachtgrundstücke mit einem Haus drauf kaufen, aber zur Bebauung freie Grundstücke gibt es in unserer Stadt nicht." "Aber wir wollen ein soziales Mehrfamilienhaus darauf bauen", stellt Alex seinen Wunsch klar."Das gibt es trotzdem nicht." ist der Beamte abweisend.

Die zwei Freunde verlassen darauf wieder diese Behörde. "Das müssen wir anders ansetzen. Vielleicht über das Stadtparlament." meint Peter, als sie wieder im Auto sitzen. "Wahrscheinlich hast du Recht," gibt Alex zu. "Wollen wir doch mal sehen, welche Partei hier im Gemeinderat vorherrscht." Nachdem sie sich im Ort ein wenig umgesehen hatten, sind sie wieder nach Mannheim zurückgefahren. Zurückgekehrt haben sie sich zusammen an den Computer gesetzt und dann erfahren, dass bei der Kommunalwahl sowohl die SPD als auch die CDU die größten Parteien waren, aber die CDU 2 Stimmen mehr bekommen hatte. Alex fasste das Fazit in Worte: "Das ist wie in der großen Politik, sie müssen da wohl eine große Koalition bilden. Wir nehmen mal 200.000 € in die Hand und bieten sowohl der CDU wie auch der SPD eine Parteispende über 100000 €. Wollen wir doch mal sehen, ob wir dann nicht in Rüsselsheim Grundstücke für unser Vorhaben in Erbpacht bekommen."

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Leicht lassen sich die Fraktionsvorsitzenden der beiden großen Parteien aus dem Internet ermitteln. Nachdem sie übers Telefon verlauten ließen, dass sie eine größere Parteispende beabsichtigen, haben die beiden Fraktionsvorsitzenden gerne Zeit für die Firma Apet-Bau, und zwar beide am gleichen Tag.

Deshalb fahren Alex und Peter nochmal nach Rüsselsheim, so weit ist es ja nicht. Der Vorsitzende der örtlichen SPD empfängt sie zuerst und ist sehr beflissen. (Weil er ja schon am Telefon gehört hat, dass es da vielleicht eine größere Parteispende gibt.) "Also Herr Doktor," hebt Alex an, nachdem sie im Parteibüro in bequemen Sesseln Platz genommen haben "wir planen hier in der Nähe Frankfurts mehrere soziale Mehrfamilienhäuser mit sehr bezahlbaren Mieten zu errichten." "Genau das Gleiche haben wir als SPD auch im Sinn und haben schon für die Finanzierung eine Eingabe an die hessische Landesregierung gemacht." "Und, haben Sie schon eine Zusage?" erkundigt sich Peter. "Nein, noch nicht, aber eine wohlwollende Zusicherung für eine bevorzugte Bearbeitung der Anfrage.""Ja, das war zu erwarten, denn die Landesregierung ist ja nicht von der SPD. Wir sind aber Privatleute. Damit wir überhaupt dieses Projekt an Angriff nehmen können, brauchen wir ein Erbpachtgrundstück. Wir würden auch der Stadt die Gebäude nach 50 Jahren vertraglich übereignen. Wir haben auch ein Konzept, wodurch wir sicher stellen, dass diese Wohngebäude immer gepflegt werden, so dass sie nach 50 Jahren überhaupt nicht abgewohnt sind. Wenn Sie dafür Sorge tragen, dass wir hier in Rüsselsheim ein Erbpachtgrundstück nahe der Stadt für mehrere Gebaüde erhalten, würden wir der SPD eine Spende von 100000 € machen. Aber auch der Koalitionspartei, der CDU ebenso."

"Also wenn Sie unserer Koalitionspartei ein ebenso großzügiges Angebot machen können, dann glaube ich schon, dass wir das hinkriegen. Können Sie uns das schriftlich geben? Es schwebt

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mir auch schon ein Grundstück, das im Stadtbesitz und geeignet ist, dafür vor. Wie viel Platz brauchen Sie denn?"

"Ja, natürlich würden wir das schriftlich festhalten." gibt Alex zurück, "und wir brauchen genügend Platz für 4 oder 5 Mehrfamilienhäuser mit jeweils 10 Wohnungen. Jeweils sollte für ein Haus noch genügend Fläche dabei sein, damit sich die Leute darin wohlfühlen.""Ja, das wäre machbar, " bestätigt der SPDler. "die Stadtverwaltung beabsichtigt auf diesem Grundstück eine Parkanlage einzurichten. Aber Sozialwohnungen gehen bestimmt vor, auch der Bürgerschaft." "Meinen Sie, dass Sie das durch den Stadtrat bringen?" will Alex noch wissen."Also wenn Sie der CDU eine Spende in gleicher Höhe zu den gleichen Bedingungen zukommen lassen, dann glaube ich, dass Sie das Projekt durchbekommen. Denn die anderen Parteien, die querschießen könnten, haben doch nicht genügend Stimmen."

Anschließend haben die Besitzer der Fa. Apet-Bau noch eine Unterredung mit dem CDU-Vorsitzenden, die etwa gleich abläuft. wie bei der SPD.

Als die beiden Freunde wieder heimfahren, sagt Peter: "Das ging eigentlich leichter, als ich dachte.""Ja und so geht das auch, wenn eine große Firma ein Grundstück für eine Fabrik haben will. Es ist nur ein Frage des Geldes." meint Alex dazu.

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11. Kapitel

Xaver Kraft war dreißig Jahre alt und wohnte bei seiner Mutter im Nordwesten des Stadtteils Schönau in einem Wohnblock mit Sozialwohnungen. Der Stadtteil, einst durchaus bürgerlich, war wegen der Wohnblöcke im Nordwesten als "Sozialer Brennpunkt" der Stadt, nicht nur in Mannheim bekannt. Xaver hatte seinen Vater nie kennen gelernt und nach der Hauptschule, die er auch ohne Abschluss verlies, dennoch eine Lehrstelle als Kraftfahrzeug-Mechaniker in einer kleinen Werkstatt bekommen, weil ihm das Schrauben an Autos Spaß machte. Aber er war am Paradeplatz in Gesellschaft einer Drogenbande von der Polizei festgenommen worden. Er hatte ein Fläschchen Heroin dabei und zwei Injektionsspritzen und weil er selbst kein Junkie war, wurde vermutet, dass er mit den Drogen handelte. Der Richter sah das ebenso und verurteilte ihn wegen Drogenbesitz zu einem halben Jahr Jugend-Gefängnis auf Bewährung. Als er dann - ohne Führerschein - noch mit einem Kundenauto einen Blechschaden hatte, musste er die Strafe im Gefängnis absitzen. Als er die Strafe abgesessen hatte, traute sich Xaver einfach zu seinem Arbeitgeber und Lehrherren nicht mehr hin, auch weil ihm der damit gedroht hatte, den Blechschaden am Kundenauto "Mark für Mark" aus ihm herauszuprügeln.

Das Lehrlingsgeld - so wenig es war - fehlte ihm doch sehr, zumal er auch noch stark rauchte. Er verlegte sich auf Kaufhausdiebstähle und verkaufte die Beute auf Flohmärkten. Bis er schließlich von einem aufmerksamen Kaufhausdetektiv erwischt wurde und weil das ein noch kräftigerer Mann als Xaver war, nicht entwischen konnte. Auf der Polizei stellte sich schnell heraus, dass er vorbestraft war. Xaver war inzwischen volljährig und musste seine Diebstahlstrafe voll absitzen.

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Über und über tätowiert kam er wieder aus dem Gefängnis. Er meldete sich zwar bei der Arbeitsagentur, stellte sich auch bei einigen Leiharbeitsfirmen vor, aber machte dort einen so unlustigen Eindruck, dass die von vorherein abwinkten. Dazu kam noch der optische Anblick, den er mit seinen sichtbaren Tatoos machte, dass die Firmen alle absagten. Das war ihm nicht unrecht, denn er wollte ja nur, dass er HartzIV bekam. Im Gefängnis hatte er von einem ebenfalls einsitzenden Rumänen, der offensichtlich über gute Beziehungen 'nach draußen' verfügte, gelernt, dass er mit seiner Kfz-Mechaniker Lehre doch 'wie geschaffen' sei, in das Autogeschäft einzusteigen. Unter 'Autogeschäft' verstanden diese Leute den Autodiebstahl.Er hatte von seinem Knastbruder auch eine Anlaufadresse in der Mittelstraße bekommen, die er sofort nach seiner Entlassung aufsuchte. An dieser Adresse bekam er noch einige 'fachliche' Hinweise, wie die Türen von Audi, BMW und Mercedes zu überwinden seien und Tricks die Lenkradsperre zu knacken, aber Vieles kannte er schon aus seiner Lehrzeit und aus Gesprächen über das Thema im Knast. Was er aus der Mittelstraße mitnahm außer einem programmierbaren Sender, mit dem man die Türen der Autos öffnen konnte, war, dass Interesse für diese drei Typen bestand und dass er diese Fahrzeuge, wenn er sie geknackt hatte nur an einer bestimmten Adresse außerhalb von Mannheim abgeben brauchte. Das Geld dafür, war zwar mit einigen Hundertern auch nicht üppig, bekam er aber sofort auf die Hand. Heute war er, natürlich als Schwarzfahrer, gegenüber von Alex in der Linie 3 in Richtung Lindenhof unterwegs, weil er dort nach günstigen Gelegenheiten für den Autodiebstahl suchen wollte.

Xaver betrachtete interessiert, wie dem Alex allmählich sein Smartphone aus der Hosentasche rutschte, offensichtlich ohne dass sein Besitzer etwas davon merkte. Als Alex dann an seiner

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Haltestelle angekommen war. blieb sein Telefon auf dem Sitz zurück. Xaver wartete, bis Alex vollends ausgestiegen war und als die Bahn wieder anfuhr, griff er sich das Smartphone und steckte es in die Tasche. Das sollte ihm noch leid tun.

Xaver spähte vergebens zu dieser Tageszeit im Stadtteil Lindenhof nach Limousinen, die für seinen Hehler in Frage kamen und beschloss, da mal in mitten der Nacht wieder zu kommen, vielleicht würde sich da dann die eine oder andere Gelegenheit geben, ein Fahrzeug der gewünschten Sorte zu "besorgen".

Wieder zuhause bei "Muttern" schloss sich Xaver in sein Zimmer ein, um sich mal näher mit seinem "Fund" zu befassen. Schnell merkte er, dass dieses Telefon gesichert war, aber wohl nur leicht. Nach dem Einschalten sah er einen Sperrbildschirm mit Punkten, auf dem man mit Finger-Wischen eine bestimmte Verbindung darstellen musste. Nach einer halben Stunde mit Versuchen hatte Xaver den richtigen Code gefunden und steckte das Smartphone befriedigt an sein universelles Ladegerät.Es war ihm klar, dass er den Akku nicht ganz leer laufen lassen durfte, weil danach wahrscheinlich das Passwort für den Telefonchip abgefragt würde.

Als er am nächsten Morgen das Telefon wieder von der Ladestation entfernt hatte, zeigte der Akku 100% an und Xaver verstaute das Smartphone wieder in seiner Hosentasche. "Xaver," das war seine Mutter "du kannst doch mal in den Keller gehen und ein paar Kartoffeln für das Mittagessen herauf holen." Xaver brummte etwas vor sich hin, nahm aber den hingehaltenen Korb und ging aus der Etagentüre. Auf der steilen Kellertreppe läutete plötzlich das Telefon. Er fischte das Gerät aus seiner Hosentasche und meldete sich mit "Xaver Kraft" was ihm im gleichen Augenblick leid tat, als ihm bewusst wurde, welches Telefon geläutet hatte. Er hörte noch

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"Hier Müller" und ein Knacken. Müller hatte aufgelegt. Xaver steckte das Smartphone wieder weg und ging weiter die Kellertreppe hinunter, als er plötzlich stolperte und die restlichen Stufen schmerzhaft herunterstürzte. Laut fluchend rappelte er sich wieder zusammen, setzte sich auf die zweitunterste Stufe und band den Schuhsenkel wieder zusammen, der sich an seinem linken Sportschuh gelöst hatte und den Sturz auslöst hatte. Seine Schulter tat ihm sehr weh und er beschloss, später seinen Hausarzt aufzusuchen, weil er den Verdacht hatte, dass eine Sehne gerissen wäre. Der Arzt bestätigte jedoch nicht seinen Verdacht und spritzte ihm gegen die Schmerzen Kortison ins Gelenk, was auch sehr schmerzhaft war. Daraufhin schickte der Arzt ihn gleichwohl zu einer Physiotherapie, die er eine Woche lang jeden Vormittag aufsuchen musste. Für seine Pläne für das 'Autogeschäft' kam der Kellersturz allerdings gar nicht recht, weil zur Überwindung der Lenkradsperre an den gestohlenen Autos erhebliche Kraft aufgewendet werden musste.

Als er dann nach 22 Uhr mit der Linie 1 über die Umsteigestelle Tattersal in die Oststadt zum "Autogeschäft" fahren wollte, klingelte an der Haltestelle wieder sein Smartphone. Diesmal war er vorsichtiger und schaute erst mal auf das Display, wer denn anrief. Er las "Herr Müller" und drückte das Gespräch sofort wieder weg. Am Tattersal angekommen, stieg Xaver in die sofort hintendran kommende Linie 6, um zur Oststadt zu fahren. Die Straßenbahn war um diese Zeit schwach besetzt und wer beschreibt Xavers Überraschung, als zwei weitere Fahrgäste sich plötzlich erhoben, sich als Kontrolleure auswiesen und von Xaver den Fahrausweis verlangten. Natürlich konnte Xaver dieses Papier nicht vorzeigen aber sich ausweisen, und weil er einen festen Wohnsitz in Mannheim hatte, verzichteten die Kontrolleure auf das Rufen von Polizei. Inzwischen war die Bahn aber bis zum Stadion weitergefahren, wohin Xaver sowieso fahren wollte.

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An der Straße "Am oberen Luisenpark" standen nicht nur klotzige Villen, sondern auch am Straßenrand geparkte Autos von der Sorte, die Xaver's Geschäftspartner sehen wollten. Schon das dritte Auto, ein Mercedes, reagierte auf Xaver's Sender und machte die Türen auf. Nachdem er sich prüfend umgesehen hatte stieg Xaver ein und machte sich im dunklen Auto unter dem Armaturenbrett am Zündschloss zu schaffen. Nach einer Weile, hatte er die passenden Drähte gefunden, was auch nicht so schwierig für ihn war, weil er von seiner Lehre her wusste, welche Anschlüsse ein Zündschloss haben musste. Die Überwindung der Lenkradsperre durch ruckartiges Verdrehen des Lenkrades bereitete ihm erhebliche Schmerzen in der linken Schulter, was er durch kleine Schmerzenslaute quittierte. Zum Glück hatte der Besitzer das Lenkrad nicht eingerastet, was Xaver die Überwindung deutlich erleichterte.

Der Motor sprang sofort an und Xaver fuhr los in Richtung Schönau. Er fuhr nie schneller als fünfzig, trödelte aber auch nicht rum, kurz, er fuhr wie jedermann. Als er gerade über die Kurpfalzbrücke fuhr, klingelte schon wieder sein Smartphone, was er aber jetzt ignorierte und es einfach in der Hosentasche klingeln ließ. "Wahrscheinlich ist wieder dieser ominöse Herr Müller dran", murmelte er vor sich hin. Als er vor der Polizeiwache in der Waldhofstraße vorbeikam, konnte er sich ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen, was er aber besser nicht gemacht hätte. Denn am neuen Messplatz hatte die Polizei eine Verkehrskontrolle eingerichtet, in die Xaver prompt hineinfuhr. Natürlich konnte Xaver die Fahrzeugpapiere nicht vorweisen, so sehr er im Handschuhfach danach suchte, der Besitzer hatte sie wohl einstecken. "Wahrscheinlich habe ich sie zu Hause gelassen, in der anderen Jacke," versuchte sich Xaver zu entschuldigen, indem er seinen Führerschein vorwies. Den Kartenführerschein nahm ein Polizist mit zum Streifenwagen

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und startete eine Personenauskunft. Die musste wohl nicht zugunsten Xavers ausgefallen sein, denn der Polizist sagte barsch "Steigen Sie mal aus und stellen sich hier mit den Händen hoch an den Wagen. Wem gehört der überhaupt?" und tastete Xaver nach Waffen ab. "Der gehört einem Onkel von mir" log Xaver dreist und hoffte, dass der Diebstahl des Fahrzeuges noch nicht bemerkt worden war. "Wer ist denn dieser Onkel? Name und Adresse?" Nachdem die Polizei eine Halterabfrage für das Fahrzeug gemacht hatte und der Name des Onkels von Xaver auch nicht genannt werden konnte wurde der Mercedes von der Polizei zunächst mal sichergestellt und Xaver Kraft auf die Wache mitgenommen. Nachdem die Polizei seine diversen Vorstrafen ermittelt hatte, wurde er in Untersuchungshaft genommen. Auch das Smartphone wurde ihm abgenommen und ein Speziallist von der Polizei fand die Adresse des ursprünglichen Besitzer heraus, nämlich Axel Kirchner, aber noch wohnhaft in der Ludwig-Jolly-Str. was schon länger nicht mehr stimmte. Aber die Polizei gab das Smartphone sowieso beim städtischen Fundbüro ab und überließ diesem das Weitere.

Xaver Kraft, wieder mal im Gefängnis, hatte jetzt ja Zeit über das Smartphone mal nachzudenken. Immer, wenn das klingelte und dieser ominöse 'Herr Müller' der Anrufer war, gab es für Xaver anschließend Ungemach. So gesehen war Xaver froh, dieses Ding wieder los zu sein und weinte dem Gerät keine Träne nach. Auch beschloss er, wenn er wieder aus dem Knast rauskommt, den Autodiebstahl fortzuführen, weil es doch mit seinem 'Beruf' zusammenhing und leichtes Geld brachte. Aber er beschloss auch, die Klingelschilder der Umgebungshäuser anzusehen, damit er solche Fragen der Polizei besser beantworten konnte. Hauptsache, der Richter, im ihm sicher bevorstehenden Prozess, entzog ihm nicht den Führerschein.

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12. Kapitel

Jetzt waren wieder zwei Jahre ins Land gegangen und Alex hatte schon länger wieder sein altes Smartphone vom Fundamt abgeholt. Nur einmal hatte inzwischen "Herr Müller" wieder angerufen und Alex vor einem Unglück bewahrt.

In Rüsselsheim waren auf dem von der Stadt in Erbpacht zur Verfügung gestellten Grundstück mit dem Geld der APET-Bau vier Wohnbauten mit je zehn Wohnungen entstanden, in welche jetzt vom städtischen Sozialamt arme Leute eingewiesen wurden. In die zwei-ZKB-Wohnungen wurden Rentner einquartiert, die Grundsicherung im Alter bezogen und in die andere Hälfte von den Häusern wurde an kleine deutsche Familien mit einem Kind vermietet. Die außergewöhnlich niedrigen Mieten wurden jeweils vom Sozialamt anerkannt und teilweise oder komplett bezahlt. Bevor die Apet vermietete, musste noch von der beauftragten Detektei ein 'ok' gegeben werden, ob die vorgesehenen Mieter in ihren bisherigen Wohnungen gute Mieter waren. Zur Einweihung der Häuser hatten Alex und Peter eine Filmfirma beauftragt, darüber einen Film zu drehen, der auch einen nicht zu übersehenden Vorwurf an die Politik enthielt, dieses Modell zu übernehmen. Diesen Film wollte anfangs weder ARD noch ZDF übernehmen, was sich aber änderte, als die APET-Bau mit Werbeeinschaltungen winkte. Als die Termine für die Sendung dieses Films bekannt wurden starteten Alex und Peter eine Kampagne in Twitter und Facebook und benachrichtigten auch die politischen Parteien über diese Termine. Die FDP wurde allerdings nicht benachrichtigt, weil die Freunde vermuteten, dass deren

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politische Einstellung sowieso ein billiges Mietmodell ablehnen würde.

Von allein antwortete keine der angeschriebenen Bundesparteien, was Alex und Peter aber vorausgesehen hatten. Sie fassten also, wie auch bei Werbeaussendungen allgemein üblich, mit einem Brief nach. Die mühsamen Antworten der Bundesparteien konnte man im Prinzip zusammenfassen, was Alex dann bei einem Bier mit Peter tat: "Also die Politik will generell unser Modell nicht übernehmen. Die CDU hat das, wie vorausgesehen, mit den Verhältnissen in der DDR verglichen, die Grünen haben unsere Berechnungen angezweifelt, die SPD arbeitet angeblich seit längerer Zeit selbst mit einem für alle erschwinglichem Wohnungsbau-Modell, die Linken haben sich als einzige positiv geäußert aber angemerkt, dass sie schon lange für bezahlbare Wohnungen, speziell in Großstädten 'kämpfen' und ähnliche Modelle schon öfters im Bundestag vorgeschlagen hätten. Und die FDP haben wir sowieso nicht angeschrieben." "Das sieht also so aus, als wenn es das war, also dass unser funktionierendes Modell nicht als Beispiel gelten soll. Auch ARD und ZDF haben ja nicht gerade begeistert über uns berichtet.""Ja, das war aber vorherzusehen. Die richten sich immer nach dem Mainstream in der Politik, also halten sich bedeckt." ist Alex davon nicht überrascht. "Mit den Medien geht es so: Die Boulevardpresse also Bild, Abendblatt usw. machen eine Schlagzeile: 'Sexualdelikt? Mann wurde gesehen mit Schaum vorm Mund und mit einem blutigen Messer in der Hand! Die 'Zeit' und die 'Frankfurter Allgemeine' welche die gleiche 'Nachricht' von dpa oder Reuter erhielten, schreiben als Randnotiz: 'Vermutlich Deutscher mit Schaum vorm Mund und blutigem Messer gesichtet. Polizei sagt nichts.' und KENFM schreibt, wie es wirklich war: Ein Mann hat sich beim Rasieren geschnitten."

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"Das ist wahrscheinlich so. Was machen wir in Zukunft? Wir können jetzt nicht anderes wie Hausverwaltung für unsere vier Häuser machen. Denn ein weiteres Projekt gleicher Art in Angriff zu nehmen, schaffen wir mit den verbliebenen vier Millionen nicht mehr." meint Peter. "Aber ich werde das über Crowdfounding nochmal probieren, eine weitere Finanzierung auf die Füße zu stellen. Wir könnten vielleicht unser restliches Geld als Grundstock zur Verfügung stellen. Und Zweifler schicken wir zur Bekehrung nach Rüsselsheim."

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13. Kapitel

Über Crowdfunding war doch nicht ausreichend Kapital für weitere Wohnungsbauten aufzutreiben, was Alex gegenüber Peter zu folgender Feststellung trieb: "Ich glaube der Grund dafür, dass wir hier überhaupt kein Geld für unser Wohnbaumodell bekommen, liegt in der niedrigen Rendite. Auch hier können es die Geldgeber kaum erwarten, Gewinne abschöpfen zu können. Die Gier ist überall."

Als eines Nachmittags Alex einen Spaziergang entlang des Rheinufers machte, klingelte plötzlich sein Smartphone. Alex schaute, während er das Gerät aus seiner Hosentasche kramte, im Kreis herum, er konnte aber nichts entdecken, von dem eine Gefahr ausgehen könnte. Erstaunt schaltete er sich ein. "Hier Müller," hörte Alex die ihm schon bekannte Stimme "Herr Krause, ich nehme an, Sie haben eine gerade kleine Weile Zeit" Immer noch erstaunt, weil Herr Müller sonst immer ganz kurz angebunden war, sagte Alex "Ja, schon, ich gehe gerade spazieren." "Sind Sie zufrieden mit der Politik Ihrer Regierung?" fragte Herr Müller. "Wie kann man da zufrieden sein, bei den vielen Defiziten, die überall im Lande herrschen." antwortete Alex."Ich habe einen Vorschlag, wie Sie was ändern können. Und zwar indem Sie eine neue Partei gründen. Und ich weiß, dass Sie damit Erfolg haben werden." "Sie sind lustig," erwiderte Alex, "ich habe doch keine Ahnung wie ich das anstellen könnte. Nein, ich glaube, dass ich das auch nicht kann." "Wie viel Geld haben Sie denn noch?" will Müller wissen. "Etwa vier Millionen" gibt Alex zurück. "Das reicht dicke für die Anschub-Finanzierung. Und Sie wissen doch, ich habe Ihnen immer gute Ratschläge gegeben. Also machen Sie es, es wird Ihnen gelingen." und ist weg. Er hinterlässt einen

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nachdenklichen Alex. Immer wieder kopfschüttelnd geht er weiter am Rhein entlang. Ein neue Partei. Und wie soll die heißen? Und wer macht noch mit? Alex vermutet, dass da noch sehr viele Fragen auf ihn zukommen. Auf jeden Fall wird er diesen Vorschlag zuerst mal mit seinem Freund und Kompagnon Peter besprechen. Immer noch nachdenklich trifft Alex dann wieder bei sich Zuhause ein. An diesem Tag trifft er Peter nicht mehr, aber am nächsten Vormittag kommt dieser wieder in ihr gemeinsames Büro. Er gießt sich an der Kaffeemaschine ebenfalls eine Tasse ein, setzt sich an den großen, freien Bürotisch und sagt: "Ich sehe doch, dass du was auf dem Herzen hast. Lass' es raus!""Ja, du weißt doch, dass wir kein weiteres Geld vom Crowdfunding bekommen werden," hob Alex an "und gestern hat mich wieder der Herr Müller angerufen. Er hatte sogar länger Zeit für mich.""Bist du wieder dem Tod von der Schippe gesprungen?" fragt Peter süffisant. "Nein, so war es diesmal nicht und es gab auch keine fremde Kusine zu beerben." schildert Alex das Telefongespräch. "aber Herr Müller hat wieder eine dringende Empfehlung ausgesprochen," Peter ist neugierig: "Und die wäre?" Alex lässt die Katze aus dem Sack: "Wir sollen eine neue politische Partei gründen. Und er sähe voraus, dass wir damit Erfolg hätten."Peter ist gar nicht so sehr überrascht, wie Alex angenommen hat. Er meint: "Wenn der Herr Müller das sagt, dass wir damit Erfolg haben werden, sollten wir es tun. Denn alle Vorschläge des 'Herrn Müller' waren bisher für dich und uns vorteilhaft. Mit unserem Restgeld können wir doch unsere Partei bewerben. Hast du dir schon überlegt, wie denn diese Partei heißen soll?"

"In der Tat habe ich das schon gemacht. Und weil wir Rentner sind und graue Haare haben, sollten wir sie 'Die neuen Grauen" nennen. Da gab es zwar schon mal eine Partei, deshalb der Zusatz 'die neuen' , aber die ist schon lange verschwunden."

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Gemeinsam stöberten Alex und Peter jetzt mal im Internet, um festzustellen, welche Voraussetzungen es für die Gründung einer politischen Partei in Deutschland gibt. Sie stellen fest, dass es recht einfach ist und dass der Bundeswahlleiter ein Handbuch dafür kostenlos anbietet. "Also, wenn ich das richtig sehe, ist das recht einfach. Für uns am schwierigsten ist es zunächst, eine weitere Person für den Vorstand zu ermitteln, denn eine Partei braucht überhaupt keine bestimmten Mitglieder, aber einen Vorstand aus drei Personen." fasst Alex die Recherchen zusammen. Peter, der mitgelesen hat, hat dazu einen Vorschlag: "Du hast doch ein Konto bei 'facebook' . In der Rubrik 'Politik und Zeitgeschehen' starten wir einen Aufruf. Dazu schreiben wir mal unsere 'Wünsche an die Politik' zusammen mit der Frage, wer denn glaubt, dass diese Wünsche berechtigt sind. Der soll doch mal seine Meinung dazu schreiben. Wer dann sich besonders dafür einsetzt, mit dem setzen wir uns in Verbindung und tragen ihm die Vorstandschaft als dritte Person an. Vielleicht gibt es auch noch einen Vierten, wer weiß." "Keine schlechte Idee," gibt Alex zu "vielleicht machen wir daraus noch ein Preisausschreiben mit attraktiven Preisen, damit mehr Leute mitmachen." "Das sollten wir gerade so nicht machen," ist Peter nicht einverstanden, "entweder hat jemand das Wohl des Landes uneigennützig im Sinn oder nicht. Wenn einer nur den persönlichen Vorteil sieht, dann ist er doch für diese neue politische Richtung ungeeignet. So was haben wir doch schon jetzt - was die heutigen Abgeordneten zuerst machen, ist ihre Diäten zu erhöhen.""Aber wer hauptberuflich Politik macht, muss auch dafür bezahlt werden, und zwar gut. Denn sonst haben wir in der Partei nicht die Elite des Landes. " meint Alex. Über dieses Thema, also Ausgleich der finanziellen Ausfälle im zivilen Beruf der Abgeordneten, suchen die Freunde einen Konsens. Einig sind sie darüber, dass es eine Ehre sein sollte, für die Neuen Grauen Abgeordneter sein zu dürfen. Sie einigen

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sich auch darüber, dass die Bezahlung mindestens ihren Einkünften im privaten Bereich entsprechen muss, aber auch nicht viel mehr sein darf. Vor allem sind sie sich einig, dass es nicht angeht, dass ein Abgeordneter nach einer Legislaturperiode für sein Alter schon ausgesorgt hat. Sie einigen sich darauf, dass ein Abgeordneter einfach für seine Altersversorgung selbst aufzukommen hat. Ebenso für sein berufliches Weiterkommen nach der Abgeordnetenzeit. Er ist ja schließlich Angehöriger der Elite des Landes, und als solchem kann man erwarten, dass er auch weiß, wie er anschließend über die Runden kommt.

"Was wir auch dringend machen müssen, ist für unser Parteiprogramm eine professionelle Werbeagentur einzuschalten. Das ist zwar teuer, aber wir haben ja noch ausreichend Geld. Die sollen sich mal mit unseren Ideen ein richtiges Werbeprogramm einfallen lassen, mit dem wir dann an die Öffentlichkeit gehen, und zwar rechtzeitig vor den Wahlen." sinniert Alex vor sich hin und Peter nickt dazu. "Mit unserem Geld, dem Know-How der Werbeagentur, und vor allem unserer "neuen Politik" sollten wir in der Lage sein, auf Anhieb mindestens eine einfache Mehrheit in unserem Parlament zu erreichen, sodass wir dann in keine Koalition mehr gehen müssten. Auf dem vorhandenen Grundgesetz aufbauend, sollten wir dann eine völlig neue Regierung aufstellen. Und zwar kann kein Abgeordneter der "Grauen" ein Regierungsamt bekommen. Nur der Kanzler ist noch durch Wahl aus der Partei hervorgegangen. Alle anderen Regierungsposten werden nur mit Fachleuten, nach einer bundesweiten Ausschreibung besetzt. Als Beispiel: der Verkehrsminister ist ein Verkehrsfachmann, meinetwegen im Hauptberuf Fahrlehrer oder Lokomotivführer oder Pilot. Aber nicht Müllermeister oder Berufspolitiker, wie bisher. Nur die Fähigsten werden genommen. Die sind aber dem Regierungschef und dem Parlament Rechenschaft schuldig." hat Alex sich schon mit dem Gedanken der Parteigründung vertraut gemacht.

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Die Hausverwaltung der vier Häuser in Rüsselsheim hat dann die Apet-Bau an eine dafür spezialisierte Firma in Rüsselsheim weitergegeben, haben sich aber vertraglich Kontroll-Möglichkeiten vorbehalten, schon weil sie, die Apet-Bau, noch Einfluss auf das gute Wohnklima haben möchten und das nicht komplett der Hausverwaltung überlassen wollen.

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14. Kapitel

In den nächsten Wochen bereiten Alexander Krause und Peter Kirchner die Gründung einer Partei "Die Neuen Grauen" vor. Dazu haben sie sich vom Bundes-Wahlleiter im statistischen Bundesamt in Wiesbaden die Richtlinien für eine Parteiengründung schicken lassen.

"Hier schau mal, Peter, da habe ich schon mal die Wünsche an die Politik aufgeschrieben, mit denen wir unsere Ausschreibung in facebook starten. Was meinst du? Wie machen wir das?"

"Ganz einfach", erwidert Peter, "der oder die, welche sich am positivsten zu den Wünschen äußert, den schreiben wir an und bieten ihm oder ihr die Mitgliedschaft in unserer Partei an. Überhaupt bieten wir allen, die positiv antworten, diese Mitgliedschaft an. Wir müssen doch mindestens sieben Personen zusammenbringen, um einen Verein gründen zu können und außerdem sollte das nicht nur lokal sein."

Die Freunde beschließen, das so zu machen und stellen zusammen schon mal den Eintrag in facebook zusammen. Der sieht dann schlussendlich so aus:

Wir gründen wieder eine Partei, Die Neuen Grauen, und wollen unsere Wünsche an die Politik in ihr verwirklichen. Dazu suchen wir noch Sympathisanten. Wer diese Wünsche für vernünftig hält und mit dem Gedanken spielt, dieser Partei seine Stimme zu geben, sollte hier mal antworten. Auch wer Kritik anbringen möchte, kann sich melden. Hier kommen die Wünsche:

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1. Keine Steuern sollen auf Steuern erhoben werden - wie beim Strom- Gas- oder Spritpreis und dass für private Haushalte gar keine Stromsteuer erhoben wird.

2. Hotels wieder die volle MwSt. abführen müssen und unsinnige MwSt.-Sätze abgeschafft werden.

3. ein bundesweiter Sozialpass für Leute eingeführt wird, die mit weniger als 800 € im Monat auskommen müssen und dass fiir Inhaber dieses Passes alle kulturellen Einrichtungen, welche vom Staat subventioniert werden, deutlich verbilligte Eintritte verlangt werden.

4. fiir Inhaber dieses Passes alle öffentlichen Verkehrsmittel deutlich verbilligt werden.

5. die Kfz-Steuer komplett abgeschafft wird (wie bei unseren Nachbarländem üblich) und die frei werdenden Finanzbeamten für die Steuerfahndung eingesetzt werden.

6. U-Boote oder sonstige überflüssige Waffensysteme eingemottet werden. Mit den eingesparten Geldern die aber die sonstige Ausrüstung der Bundeswehr saniert wird.

7. ein soziales Jahr für alle Heranwachsenden eingeführt wird - damit es wieder Nachwuchs für Feuerwehr und Hilfsdienste gibt.

8. ein zweiter Rechtszug für Behörden vor Sozialgerichten verboten wird - damit eine Behörde trotz verlorener Erstinstanz den armen Bürger nicht bankrott klagen kann.

9. Verbandsklagen gegen wichtige öffentliche Vorhaben verboten werden - damit z.B. eine Stromtrasse auch dann gebaut werden kann, wenn der NABU das nicht will.

10. viel mehr Richterplätze geschaffen werden um insbesondere Straftaten schneller ahnden zu können. Um das zu erreichen, das Jurastudium vom Staat subventioniert wird.

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11. bei erwünschten Privatisierungen von Infrastruktur, wie Strom, Bahn, Wasser, Straßen, Schifffahrt, Luftfahrt der Staat eine Sperrminorität behält. Trotz oder gerade wegen SETA und TTIP.

12. die Verwaltungen per Gesetz verpflichtet werden, vom Rechnungshof ermittelte Verschwendungen umgehend abzustellen.

13. den Sparkassen und Volksbanken per Gesetz verboten wird, Geld in spekulative Geschäfte zu stecken und mehr als 6 % Zins über dem Zentralbanksatz zu verlangen

14. eine Firma nicht mehr als 10 Mitarbeiter nach dem 450 €-Gesetz beschäftigen darf, damit sie sich nicht aus der sozialen Verantwortung stehlen kann.

15. Großfirmen unmöglich gemacht wird, sich durch Aufteilung oder anderen Tricks aus der Gewerbesteuer heraus zu stehlen.

16. ein Handelsembargo für Länder eingefühıt wird, welche Steuerflucht, Schiffsausflaggungen, Internetkriminalität dulden und Verbrechern Exil gewähren.

17. Parlamentsabgeordnete und Regierungsmitglieder, die offensichtlich einem Redner nicht zuhören und sich anderweitig beschäftigen, vom Vorsitzenden zur Ordnung gerufen werden.

18. das Bürgergeld für eingeborene Bürger wenigstens mal genau durch kalkuliert wird.

19. Parteispenden nicht mehr steuerlich absetzbar sind. 20. die Burka und ähnliche Bekleidung unter das

Vermummungsverbot fällt. 21. dass Polizei anstelle mit Kriegswaffen mit

Betäubungswaffen, Ruhigstellungseinrichtungen (zB. Netzen) und wirksamen Verfolgungsmitteln (leichte Enduro Kräder) ausgerüstet wird und personell aufgestockt wird, um wirksamere Kontrollen durchführen zu können.

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22. dass das Gesundheitswesen von Fachleuten geändert wird. Auch dass bezügl. Hygiene das holländische Modell angewendet wird.

23. bezüglich der Mindestrente das österreichische Modell eingeführt wird – dh. dass alle in den Renten-Topf einzahlen müssen.

24. dass höchstens 20% der Abgeordneten Angehörige des öffentlichen Dienstes sein dürfen

25. dass die Staatsführung von einer Person auf 8 Jahre begrenzt wird.

26. das Bildungswesen bundeseinheitlich geregelt wird und dass moderne Fachleute die Abläufe festlegen

Nachdem dieser Eintrag in dem Medium veröffentlicht warmeldeten sich fast fünfzig Personen zu Wort, aber davon waren zehn negativ, wie üblich. Die negativen Antworter wollten "keine Neiddebatte mehr" oder "es ist mir so was von egal" oder "wir haben doch keinen Einfluss auf 'die da oben'" oder waren nur unflätig. Eine Person, aus Berlin, war ganz begeistert von der Idee, eine neue Partei zu gründen und die beiden Freunde beschlossen,diesem die Mitgliedschaft und auch als drittem Mann die Vorstandschaft anzutragen. Wie schon vermutet, nahm dieser das Anliegen mit Freuden an und wurde alsbald integriert. Er hieß Rudi Scholz, war Rentner und in seinem früheren Beruf Steuerberater gewesen. Er übernahm in der neuen Partei das Kassenwesen.

Die beauftragte Werbeagentur meldete sich auch zu Wort. Sie hatten einen griffigen Slogan für Partei entwickelt, der überall auf der Plakataktion bundesweit verbreitet wurde: "Auf Die Neuen Grauen kann der Bürger bauen!" Die Werbeagentur schickte Alex auch eine E-Mail, in der sie vorschlugen, die Westfalenhalle in Dortmund anzumieten und

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darin eine Grundsatzrede zu halten. "Das ist eine gute Idee", meinte Peter dazu "da müsste auch das Fernsehen noch dazu kommen, und wir müssten eine wirklich bundesweit einmalige Show abziehen." "Da mieten wir doch besser die Lanxess-Arena in Köln an. Das ist zwar recht teuer, aber das ist die größte Halle in Deutschland. Da machen wir noch ein Zusatzprogramm, damit wir wenigstens ein bisschen Eintritt verlangen können, vielleicht eine bekannte Musikband." hat Alex eine bessere Idee. "Ich schau mal was das Internet dazu sagt. Die Lanxess-Arena kenne ich überhaupt nicht," sagt Peter und geht an den Computer. "Hier steht was interessantes über die Lanxess-Arena." Und Peter liest vor: "Deutschlands größte und bestbesuchte Multifunktionsarena verfügt über 18.000 Sitzplätze, 83.700 Quadratmeter Nutzfläche, Großleinwände für direkte Videoübertragungen, Restaurant, Bistro, Bars, Shops und natürlich modernste Bühnen-, Ton- und Lichttechnik." "Sag' ich doch, dass diese Arena besser für uns ist. Und die Werbeagentur soll sich mal Gedanken machen, was wir noch als Zusatzprogramm einbauen können und auch die Kampagne vorbereiten, um diese 18000 Plätze voll zu bekommen." gibt Alex zu überlegen."Dazu habe ich eine Idee. Wir machen eine Musikschau der späten 70er Jahre daraus mit großen Filmleinwänden. Wahrscheinlich müssen wir was fürs Copyright bezahlen. Da kommen aber die Alten und auch viele Junge, bin ich sicher." sagt Peter.

"Wir müssen auch noch die Werbeagentur anspitzen. Die haben mir zu wenig politischen 'drive' . Und der ist notwendig bei der verschlafenen politischen Gesellschaft." "Ja, da hast du Recht" pflichtet ihm Peter bei . "Ja und da werde ich denen mal ein paar Vorgaben rüberschicken, wie ich mir das vorstelle." schließt Alex das Thema ab.

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Nachdem Alex der Werbeagentur persönliche Boni für clevere Werbeideen versprochen hatte, kam das Geschäft richtig in Gang. Landauf - landab wurde über die "neuen Grauen" gesprochen und Alex und Peter wurden zu etlichen Interviews eingeladen. In facebook und twitter wurde insbesondere über die neue Gestaltung der Parteipolitik geredet und wie vorhergesehen, waren viele Bürger dafür aber auch viele dagegen. Insbesondere die etablierten Parteien waren gegen dieses Modell. Das war jedoch vorhersehbar. Als Alex mal wieder seine facebook Seite aufrief, rief er seinen Freund hinzu: "Sieh dir mal dieses Gesülze von der CDU an. Die tun gerade so, als wären sie schon immer gegen den üblichen Personenkult gewesen. Sie hätten nur Fachleute oder besonders befähigte Personen für das Fach bei den jeweiligen Bereichen! Da möchte ich denen schon eine Antwort schreiben und auf "Fachleute" wie den Müllermeister als Verkehrsminister oder die Ärztin als Verteidigungsministerin hinweisen, um nur ein paar zu nennen. Auch das Argument, ein Minister müsse doch gar nichts von seinem Fach verstehen, das würden schon die Beamten seines Ministeriums machen, lasse ich nicht gelten. Denn nur durch Fachwissen hat man eine Kompetenz und kann den Beamten sagen, wo es langgeht.""Na ja, dass dieses neue Modell schwierig wird, war ja vorauszusehen. Vor allem ist unsere Aufgabe, es den bildungsfernen Schichten zu erklären. Da eignen sich gedruckte Medien nicht dafür, denn diese Leute lesen nichts, wenn doch, dann nur die Boulevardpresse mit den großen Buchstaben und den leichten Begründungen, wenn diese auch oft falsch sind." pflichtet Peter bei."Man kann den Himbeer-Sepp von der Moser-Alm nicht zu seiner Meinung zu Atomtechnik befragen, aber seine Stimme schon bekommen, wenn man ihn mit populistischen Themen berieselt." "Für diese Leute propagiere ich eine allgemeines Kopftuchverbot, wenn sich das auch nicht europaweit durchsetzen lässt. Denn das islamische Kopftuch ist kein

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religiöses Symbol, sondern ein politisches. Und alle Frauen, die es tragen, wollen damit darstellen, dass sie der muslimischen Religion angehören." "Und es ist ein Symbol der Unterwerfung," fügte Peter noch an.

"Weißt du was," schloss Alex die Unterhaltung ab "ich setze mich jetzt hin, und arbeite die Rede aus, die ich als 'Grundsatzprogramm' in der Kölner Arena halte."

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15. Kapitel

Mit der Werbeagentur und seinem Freund überlegte Alex, was als Rahmenprogramm in der Lanxess-Arena präsentiert werden sollte und wie hoch der Eintrittpreis dafür sein sollte. Sie entschieden sich, knapp unter zehn Euro zu bleiben, also neun-fünfzig, um die Arena wirklich voll zu bekommen.

Die 'Choreografie' der Veranstaltung entwickelte die Werbeagentur. Danach sollten erst einmal vorhandene Titel der 70er Jahre in Bild und Ton gezeigt werden, zum Beispiel 'Geh nicht vorbei' oder 'Guten Morgen, Sonnenschein' dann die Grundsatzrede der Neuen Grauen, vertreten von Alex Krause, dann weitere Titel aus den 80er Jahren.Hier ein Skript dieser Rede. Auftritt des Alex in einem blauen Sakko, elegant, aber ohne Krawatte. Die Arena war mit 17500 Besuchern fast ausgebucht. Nach dem Abebben des Beifalls:

"Liebe Freunde und Bürger dieses Landes.Mit der Politik der vergangenen Jahre kann man doch nicht zufrieden sein. Das Land liegt brach, die Infrastruktur ist marode, der Verkehr steht im Stau, die Bahn muss sich dauernd entschuldigen, das Gesundheitswesen ist krank, der Bürger hat Angst, dass er später womöglich zum Pflegefall wird aber niemand da ist, der ihn pflegt. Andererseits sind die Kassen voll wie noch nie. Wissen Sie, was für ein System das ist? Ein Kapitalsystem, von Geld regiert. Nur der Gewinn zählt. Diese Regierung ist handlungsunfähig, es sei denn für Dinge, die nicht dem Volk dienen, sondern den Konzernen und dem Großkapital. Lobbyisten schreiben schon die Gesetzestexte, damit sie ihnen passen. Das kann es doch nicht sein, was Sie wollen."Schon nach dieser Einführung erhebt sich brausender Beifall des Publikums.

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Wir, die 'Neuen Grauen' wollen, dass sich das nach der nächsten Wahl grundsätzlich und gründlich ändert. Wir möchten eine zweidrittel-Mehrheit im Parlament erreichen. Das bräuchten wir, um einige Änderungen der Grundgesetzes durchzubringen. Aber keine Angst, alle wirklichen Grundsätze dieses Gesetzes bleiben bestehen, die kann man sowieso nicht ändern, aber einige Dinge haben sich weiter entwickelt und sollten geändert werden.

So wollen wir eine ganz neue Art der Regierung haben. Und zwar, dass Parteigrößen nicht mehr irgendwelche Pöstchen in der Regierung bekommen, wenn die Partei obsiegt. Sondern nur noch der/die Kanzler/in von der Regierungs-Partei gestellt wird. Alle anderen Ministerien und Ober-Behörden werden ausgeschrieben und nur mit dafür geeigneten Fachleuten besetzt. Bei uns gäbe es keinen Verkehrsminister, der im Privatberuf Müllermeister ist. Oder einen Gesundheitsminister, der noch nie irgendeinen Beruf ausgeübt hat, sondern nur Politiker ist. Wir möchten, dass nur Fachpersonal in der Regierung sitzt.Das werden wir auch gut bezahlen, damit uns die Industrie nicht die besten Köpfe wegschnappt. Möglicherweise verlieren wir damit auch einige Mitglieder, die sich irgendeinen Regierungsposten versprochen haben, wenn sie bei uns 'was werden'. Wir brauchen solche Mitglieder nicht. Wir hoffen, dass dies Ihre Zustimmung findet." (Beifall von der überwiegenden Mehrheit des Publikums)

Wir, von den 'Neuen Grauen' sind neutral-sozial aber nicht links. Die Linken haben es nie geschafft, dass eine Mehrheit der Bürger an sie geglaubt und sie gewählt hat. Bürger, die selbst auch keine Kapitallisten, sondern eigentlich in ihren Überzeugungen mehr links-sozial sind. Denn dann hätten sie andere Wahlergebnisse und würden nicht nur bei 10% herumdümpeln. Die Linken haben doch noch nichts oder nicht viel bewirkt. Wir möchten einen sozialen Staat, aber keine Neuauflage der DDR oder anderen kommunistischen Systemen. Denn diese sind

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eigentlich kapitalistisch, denn die Bonzen haben das Land als Beute betrachtet und sich selbst bereichert. Wir möchten eine wirklich soziale Marktwirtschaft, die hauptsächlich dem Bürger nützt und nicht dem Kapital. Das ist keine Utopie!Wir möchten außerdem, dass dieser Staat sich nicht nach irgendeiner Kirche richtet, so zum Beispiel, dass die Kirchensteuer, also der Mitgliedsbeitrag der Religiösen, nicht mehr vom Staat eingezogen wird und dass die Kirche sich nicht wie bisher ihre Wohltaten - nicht nur die Bischofsgehälter - sondern auch sogenannte 'christliche Sozialtaten' vom Staat bezahlen lässt. 'Christliche' Kindergärten, das weiß kaum jemand, werden vom Staat, nicht der Kirche bezahlt. Religion ist Privatsache und hat in der Politik nichts verloren! Bei der Gelegenheit: Wir behalten die Religionsfreiheit bei, aber Moscheen der Muslime werden nicht mehr von irgendwelchen muslimischen Staaten bezahlt, das werden wir verhindern. Muslimische Kopftücher werden verboten, denn das ist kein religiöses Symbol, sondern ein politisches und ein Zeichen der fraulichen Unterwerfung. Wer als Flüchtling einreisen will, muss das Kopftuch abnehmen oder aus unserem Land raus bleiben. Vermummung ist jetzt schon verboten, wir werden Vermummungen nicht mehr dulden. Die Imame in Moscheen werden überwacht, ob sie in Deutsch reden und ob sie hetzerische Inhalte predigen. Wer gegen unser Land predigt, bekommt die Zulassung dazu entzogen und wird ausgewiesen. (frenetischer Beifall) Manche Bürger, die mit der Politik der Machthabenden nicht einverstanden sind, haben dann irgendwelche dubiose Parteien gewählt, obwohl diese außer populistischen Sprüchen nichts vorzuweisen hatten. Eigentlich wird dieses Wahlverhalten nicht nur durch Unwissenheit, sondern durch Angst ausgelöst. Angst war immer schon ein schlechter Ratgeber. Manche dieser Parteien haben dann, wenn man sie näher betrachtete, offenbart, dass sie das gleiche Gedankengut wie die Nazipartei haben. Vermutlich haben sie schon vergessen, was die Nazis mit diesem Land gemacht haben.

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Wir werden das Bürgergeld von Tausend Euro einführen. Ein Rentnerpaar bekommt also 2000. Aber das ist keineswegs bedingungslos. Das bekommen nur deutsche Erwachsene, die keinen doppelten Pass haben, unabhängig von Ihrer sonstigen Vermögenslage. Das soll unbürokratisch bleiben, wenn mal ein Millionär auch das Geld bekommt, sei's drum. Kinder von deutschen Paaren bekommen nur die Hälfte, also € 500, dafür entfällt natürlich das Kindergeld und Wohngeld. Überhaupt finanziert sich dieses Bürgergeld von selbst, schon weil viel Bürokratie eingespart wird. Wir bräuchten keine Arbeitsagenturen und Hartz4 mehr, keine Rentenversicherung, keine Beamtenpensionen, das kostet schon jetzt viel Volksvermögen. Wer mit dem Bürgergeld nicht auskommt, dem steht es frei, eine entsprechende private Altersversicherung abzuschließen. Auch die Steuererhebung werden wir ändern. Beträge unter 1000 € sind nicht mehr abzugsfähig. Keine Zettelwirtschaft für kleine Unternehmer mehr. Die dadurch eingesparten Finanzbeamten, werden in der Steuerfahndung eingesetzt.

Überhaupt wird sich in der Geld- und Steuerpolitik in diesem Land viel ändern. Die unsinnigen Mehrwertsteuersätze werden geändert. Es wird es nicht mehr geben, dass für Waren unterschiedlich Mehrwertsteuern erhoben werden und dass Hotels nur den halben Satz zahlen. Der halbe Satz gilt dann für Nahrungsmittel und Medikamente. Eine Stromsteuer wird es auch nicht geben. Auch keine Cum-ex Geschäfte. Großverdiener, zum Beispiel Fußfallstars oder Rennfahrer, die z.B. Monegasse werden wollen, weil hier die Einkommensteuer so hoch ist, können dies gerne tun aber müssen dann auch ihren deutschen Pass abgeben. Dem Großkapital wird es wahrscheinlich gar nicht recht sein, wenn Privatvermögen auf eine Milliarde begrenzt wird, aber mit der Macht des Volkes werden wir das durchsetzen. Eine Milliarde privates Geld, das sollte doch reichen. Unbegrenztes Privatvermögen ist asozial

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und kommt mit dieser Regierung nicht in Frage. Vielleicht werden dann Kapitalisten mit ihrem Geld in die Steueroasen gehen. Wir können und werden das nicht verhindern, dieses Land kann das verkraften. Der Mittelstands-Steuerbauch wird begradigt, sodass auch der gut verdienende Industriearbeiter mehr Geld am Monatsende hat aber der Spitzensteuersatz wird angehoben auf 55 %. und greift erst ab 100000 Jahreseinkommen.(Positive Zurufe im Publikum!) Es wird auch keine Kfz-Steuer mehr geben. Das ist eine Garagensteuer. Dieses Steueraufkommen wird auf den Spritpreis umgelegt, nur dieses Geld, aber nicht mehr. Damit entfällt auch die Ausländer-Maut. Wer viel fährt, bezahlt viel Steuern. Diese Einnahmen kommen nicht in den großen Steuertopf, sondern werden definitiv an die Straßenerneuerung gebunden. Wer ins Land einreist, darf nur eine begrenzte Menge im Tank haben, etwa ein Viertel. Wer mehr hat, und wird erwischt, zahlt Spritsteuern für 4 Tankfüllungen. Wir werden durch kluge Änderungen der Steuergesetze, Konzernen, die bisher keine Steuern bezahlen, wie Amazon, die Berechtigungen dafür entziehen.

Jetzt kommen wir zur inneren Sicherheit und zum Justizwesen. Die Polizei gehört personell aufgestockt, aber anders ausgerüstet. Jedes Polizei-Revier wird mit leichten Enduro-Motorrädern ausgerüstet, damit kein Missetäter mehr davon läuft. Maschinenpistolen sind Kriegswaffen und haben bei der Polizei nichts verloren. Anstelle sollten Betäubungswaffen kommen, die sich der Beamte auch einzusetzen getraut. Auch Richter werden mehr gebraucht. Wer Justiz studieren will, braucht nicht unbedingt das Abitur, aber alternativ einen abgeschlossenen Beruf. Das nach wie vor erforderliche Justizstudium wird von Staats wegen bezuschusst. Mit mehr Juristen werden Urteile schneller kommen. Generell werden mehr Verkehrskontrollen und Überwachungskameras in öffentlichen Einrichtungen gefördert

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und die Datenschutzgesetzgebung entsprechend geändert. Kein ordentlicher Bürger, der sich auf einem Bahnhof oder dem Rathausplatz befindet, hat irgendwas zu verbergen.

Jetzt möchte ich auch noch etwas zum Wohnungswesen sagen. Wir wollen, dass Mieten bezahlbar bleiben. Deshalb machen wir Schluss mit den unsinnigen baulichen Vorschriften, die Wohnbauten verteuern. Wer ein Einfachhaus ohne Superdämmung bauen möchte, kann das tun. Hauptsache, dadurch werden mehr und bezahlbare Wohnungen errichtet. Wohnraum-Spekulationen durch Finanzhaie werden verboten. (frenetischer Beifall und Zurufe aus dem Publikum)

Auch das Bildungswesen gehört reformiert. Da müssen pädagogische Fachleute ran. Wir in der Politik unterstützen diese, indem wir die Schulhoheit von den Bundesländern abziehen. Auch dafür brauchen wir Ihre Stimmen und eine 2/3 Mehrheit. Wir brauchen ein bundeseinheitliches Schulsystem. Wir machen auch das pädagogische Studium schwieriger. Ein Lehrer soll nicht mehr Abfälligkeit erfahren, sondern Hochachtung genießen.

Jetzt komme ich zur Außen- und Sicherheitspolitik. Wir brauchen eine bessere Europa-Politik. Die beziehen wir in keinem Falle von den USA. Denn die USA sind keineswegs eine Demokratie, sondern eine Oligarchie, die Menschlichkeit manchmal vermissen lässt. Da hat nur das Großkapital das Sagen. Wir müssen uns von den USA abnabeln! Wir sind doch über 500 Millionen Europäer, wir müssen nur an einem Strang ziehen. Wir haben in Europa die Nase voll von Krieg. Wir brauchen auch die Militärmacht der USA nicht, denn die Amis sind keineswegs friedfertig. Sie zündeln überall in der Welt. In einer Nato, in der Länder wie die neue Türkei vertreten sind, hat Deutschland nichts mehr verloren. Deshalb werden wir aus der NATO austreten und Deutschland zum neutralen Land (wie die Schweiz) erklären. Wir halten es für ein falsches Gerücht,

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dass dann bald 'der Russe am Rhein steht'. Der Wehretat wird deshalb nicht gekürzt und dazu benutzt, die Bundeswehr zu modernisieren. Wir werden auch die ruhende Wehrpflicht wieder einführen. Wer nicht an der Waffe ausgebildet werden will, kann als Civi für Feuerwehr und THW und die Gesundheitsdienste das Nachwuchsproblem lösen. (Lang anhaltender Beifall)Wir werden mit allen Ländern in der Welt gute Beziehungen haben. Natürlich auch mit den USA. Und aber auch mit Russland und China. Dennoch werden wir ein Handelsembargo für die Länder einführen, welche Steuerflucht, Schiffsausflaggungen, Internetkriminalität begünstigen und Verbrechern Exil gewähren.Europa gehört auch reformiert und darauf zielen wir ab. Es geht doch nicht an, dass bei Entscheidungen Einstimmigkeit herrschen soll. Wer in seinem Land die europäischen Werte außer Kraft setzen will, dem soll die EU drohen mit dem einzigen was diese Regierungen verstehen: dem Entzug von Zahlungen. Und nicht nur androhen - auch durchsetzen.

Liebe Mitbürger! Wir, die Neuen Grauen, hoffen, das dieses Grundsatzprogramm, das ich jetzt in groben Zügen vor Ihnen ausgebreitet habe, Ihre Zustimmung findet. Nur mit Ihren Stimmen werden wir eine Mehrheit im Bundestag bekommen, die uns auch dieses Programm durchführen lässt. Es wird aber eine gänzlich neue Politik in Deutschland herrschen. Und dieses Land wird davon profitieren! Auf die Neuen Grauen kann man vertrauen!Als Alex geendet hatte, war das Publikum hingerissen und zollte stehend nicht endend wollenden Beifall.

Anschließend wurde das Musikprogramm mit den bekannten Schlagern der 80er Jahre fortgeführt.

Nur widerwillig berichteten ARD und ZDF von dieser erfolgreichen Großveranstaltung der Neuen Grauen. Im Prinzip

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war deren Berichterattung negativ. Aber das hatten sich die Veranstalter schon gedacht. Noch nie hatten ARD und ZDF über Hintergrundinformationen, die für das Großkapital oder USA oder den militärischen Industriekomplex ungünstig waren, berichtet. Deshalb war in allen sonstigen Medien, also Twitter, Google, facebook, youtube, KENFM, das Echo umso größer und die Werbeagentur hatte auch etliche Webseiten mit dem Grundsatzprogramm vorbereitet und ins Netz gestellt. Es wurde mit dem Geld der Apet dafür Sorge getragen, dass auch der letzte Bürger in Deutschland vom Grundsatzprogramm der Neuen Grauen und dessen Inhalt erfuhr.

Die Wahlen standen kurz bevor und die Neuen Grauen hatten alles getan, um diese zu gewinnen. Die Umfragewerte stiegen kontinuierlich an und erreichten nie vorher genannte Höhen für die Neuen Grauen.

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