Social Cognition: Sozialpsychologie innerhalb des ......Social Cognition und das Paradigma der...

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Psychologische Rundschau, 1988 39, 72-82 Social Cognition: Sozialpsychologie innerhalb des Paradigmas der Informationsverarbeitung 1 Fritz Strack Social Cognition und das Paradigma der Informationsverarbeitung "Social Cognition" 2 ist ein Schlagwort, das dem Sozialpsychologen in den letzten Jahren an den verschiedensten Stellen begegnet ist: im Journal of Personality and Social Psychology als Überschrift der Sektion "Attitudes and Social Cognition", als Titel einer der erfolgreichen neuen Zeitschriften in unserem Fach, als Gegenstand eines dreibändigen, kürzlich erschienenen. Handbuchs (Wyer & Srull, 1984), oder als einführendes Lehrbuch für Studie- rende (Fiske & Taylor, 1984). Diese Beobachtung macht bisher vor allem, wer sich mit der amerikanischen Psychologieszene befaßt. In Antizipation möglicher zukünftiger Entwicklun- gen, oder zur Verhinderung möglicher Fehlentwick- Anschrift des Verfassers: Dr. Fritz Strack, Fakultät für Sozialwissenschaften, Universität Mannheim, Postfach, 6800 Mannheim. 1 Diese Arbeit wurde durch eine Sachbeihilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft an Fritz Strack und Norbert Schwarz (Str 264/2—3) unterstützt. Der Autor dankt Dieter Frey, Peter Gollwitzer, Stefan Hormuth, Norbert Schwarz, Stephen West, Robert Wicklund, den Teilnehmern des sozialpsychologischen Kolloquiums der Universität Mannheim und den Mitarbeitern am For- schungsprojekt „Urteilsbildung" für wertvolle Anregungen und Kritik. Gerlinde Willy gilt Dank für die Hilfe bei der Erstellung des Manuskripts. 2 "Social Cognition" wurde nicht mit „Soziale Kogni- tion" übersetzt, da der deutsche Begriff durch seine Ver- wendung in anderen psychologischen Zusammenhängen eine Bedeutung gewonnen hat, in der „Kognition" eher einen Gedanken/#Az// bezeichnet, als den Denkverfauf. Dies ändert nichts daran, daß die unübersetzte Verwen- dung der englischsprachigen Terminologie unbefriedigend bleibt. lungen, ist es daher sinnvoll, sich auch hier mit Social Cognition zu beschäftigen und abzuklopfen, was hinter diesem Schlagwort steht: eine neue Mode- strömung oder ein ernst zu nehmendes Forschungs- programm. Die Charakterisierung von "Social Cognition" als „Sozialpsychologie innerhalb des Paradigmas der Informationsverarbeitung" impliziert bereits einige Annahmen, die zur Vermeidung von Mißverständ- nissen vorweg expliziert werden sollen. Was soll unter „Paradigma" verstanden werden, was unter „Informationsverarbeitung" ? Unter „Paradigma" (vgl. Kuhn, 1967) sollen — ohne Verpflichtungen auf weitergehende wissen- schaftstheoretische Implikationen diejenigen metatheoretischen Grundüberzeugungen verstanden werden, die von Mitgliedern einer "scientific com- munity" geteilt werden, die am Forschungsprozeß aktiv beteiligt sind (vgl. Lachman, Lachman & Butterfield, 1979). Dazu gehören fest verankerte Grundüberzeugungen darüber, was die richtige Er- klärungsebene und die adäquate Forschungsmethode ist, was eine wichtige und was eine unwichtige Frage- stellung darstellt, welches Forschungsergebnis inter- essant und welches uninteressant ist, welche Schluß- folgerungen aus einem Ergebnis gezogen werden können und anderes mehr. Ein solches, geteiltes Überzeugungssystem dient in erster Linie der Kommunikation. Wenn zum Funktionieren einer Wissenschaft die Kommunika- tion innerhalb der "scientific Community" notwen- dig ist — die kritische Diskussion wird oft als Voraus- setzung für wissenschaftlichen Fortschritt angesehen (z. B. Albert, 1975) — und wenn darüber hinaus die wissenschaftliche Kommunikation auch funktio- nieren soll, dann ist es notwendig, daß unter den Kommunikanten ein ausreichender Grundkonsens besteht, d. h., daß in einem hinreichenden Maße Grundüberzeugungen geteilt werden. Ist dies nicht der Fall, richtet sich die Diskussion sehr schnell auf

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Psychologische Rundschau, 198839, 72-82

Social Cognition: Sozialpsychologie

innerhalb des Paradigmas der Informationsverarbeitung1

Fritz Strack

Social Cognition und das Paradigmader Informationsverarbeitung

"Social Cognition"2 ist ein Schlagwort, das demSozialpsychologen in den letzten Jahren an denverschiedensten Stellen begegnet ist: im Journal ofPersonality and Social Psychology als Überschriftder Sektion "Attitudes and Social Cognition", alsTitel einer der erfolgreichen neuen Zeitschriften inunserem Fach, als Gegenstand eines dreibändigen,kürzlich erschienenen. Handbuchs (Wyer & Srull,1984), oder als einführendes Lehrbuch für Studie-rende (Fiske & Taylor, 1984).

Diese Beobachtung macht bisher vor allem, wersich mit der amerikanischen Psychologieszene befaßt.In Antizipation möglicher zukünftiger Entwicklun-gen, oder zur Verhinderung möglicher Fehlentwick-

Anschrift des Verfassers: Dr. Fritz Strack, Fakultät fürSozialwissenschaften, Universität Mannheim, Postfach,6800 Mannheim.

1 Diese Arbeit wurde durch eine Sachbeihilfe derDeutschen Forschungsgemeinschaft an Fritz Strack undNorbert Schwarz (Str 264/2—3) unterstützt. Der Autordankt Dieter Frey, Peter Gollwitzer, Stefan Hormuth,Norbert Schwarz, Stephen West, Robert Wicklund, denTeilnehmern des sozialpsychologischen Kolloquiums derUniversität Mannheim und den Mitarbeitern am For-schungsprojekt „Urteilsbildung" für wertvolle Anregungenund Kritik. Gerlinde Willy gilt Dank für die Hilfe bei derErstellung des Manuskripts.

2 "Social Cognition" wurde nicht mit „Soziale Kogni-tion" übersetzt, da der deutsche Begriff durch seine Ver-wendung in anderen psychologischen Zusammenhängeneine Bedeutung gewonnen hat, in der „Kognition" ehereinen Gedanken/#Az// bezeichnet, als den Denkverfauf.Dies ändert nichts daran, daß die unübersetzte Verwen-dung der englischsprachigen Terminologie unbefriedigendbleibt.

lungen, ist es daher sinnvoll, sich auch hier mit SocialCognition zu beschäftigen und abzuklopfen, washinter diesem Schlagwort steht: eine neue Mode-strömung oder ein ernst zu nehmendes Forschungs-programm.

Die Charakterisierung von "Social Cognition" als„Sozialpsychologie innerhalb des Paradigmas derInformationsverarbeitung" impliziert bereits einigeAnnahmen, die zur Vermeidung von Mißverständ-nissen vorweg expliziert werden sollen. Was sollunter „Paradigma" verstanden werden, was unter„Informationsverarbeitung" ?

Unter „Paradigma" (vgl. Kuhn, 1967) sollen— ohne Verpflichtungen auf weitergehende wissen-schaftstheoretische Implikationen — diejenigenmetatheoretischen Grundüberzeugungen verstandenwerden, die von Mitgliedern einer "scientific com-munity" geteilt werden, die am Forschungsprozeßaktiv beteiligt sind (vgl. Lachman, Lachman &Butterfield, 1979). Dazu gehören fest verankerteGrundüberzeugungen darüber, was die richtige Er-klärungsebene und die adäquate Forschungsmethodeist, was eine wichtige und was eine unwichtige Frage-stellung darstellt, welches Forschungsergebnis inter-essant und welches uninteressant ist, welche Schluß-folgerungen aus einem Ergebnis gezogen werdenkönnen und anderes mehr.

Ein solches, geteiltes Überzeugungssystem dientin erster Linie der Kommunikation. Wenn zumFunktionieren einer Wissenschaft die Kommunika-tion innerhalb der "scientific Community" notwen-dig ist — die kritische Diskussion wird oft als Voraus-setzung für wissenschaftlichen Fortschritt angesehen(z. B. Albert, 1975) — und wenn darüber hinausdie wissenschaftliche Kommunikation auch funktio-nieren soll, dann ist es notwendig, daß unter denKommunikanten ein ausreichender Grundkonsensbesteht, d. h., daß in einem hinreichenden MaßeGrundüberzeugungen geteilt werden. Ist dies nichtder Fall, richtet sich die Diskussion sehr schnell auf

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eben diese unterschiedlichen Grundüberzeugungenund nicht auf das konkrete Forschungsproblem.Jeder, der einmal versucht hat, mit einem Historikeroder einem Vertreter der Kritischen Psychologie überlaborexperimentelle Ergebnisse zu diskutieren, weiß,worum es geht. Derartige Grundsatzdiskussionensind sicherlich anregend, haben einen hohen Unter-haltungswert und sind — in den richtigen Dosen ver-abreicht — manchmal bestimmt auch nützlich. Nur:ihr Beitrag zur kontinuierlichen Forschungspraxiswird zweifellos überschätzt.

Wissenschaftliche Kommunikation und Koope-ration lebt davon, daß die am ForschungsprozeßBeteiligten Informationen und Argumente aus-tauschen, die nicht die Grundüberzeugungen derForscher in Frage stellen, sondern konkrete und lös-bare Forschungsprobleme betreffen. Dies ist einewichtige Funktion eines Paradigmas und das Paradig-ma der Informationsverarbeitung hat diese „kommu-nikationsstiftende" Funktion in der Psychologie aus-geübt (vgl. Lachman et al. 1979).

Was sind die Grundüberzeugungen, die im Para-digma der Informationsverarbeitung enthalten sind?Vor allem drei Annahmen: erstens die Überzeugung,daß befriedigende psychologische Erklärungen aufder mentalen Ebene und nicht auf der Stimulus-Response-Ebene angesiedelt sind. Das heißt, das Ver-ständnis organismusinterner Vorgänge — um denbehavioristischen Begriff zu benutzen — ist dieVoraussetzung für erfolgreiche psychologische For-schung. Zweitens: mentale Vorgänge können als Pro-zeß der Verarbeitung von Informationen verstanden

Enkodicrung Repräsentation Abrufung ausdem Gedächtnis

I tKognitive

Operationen

Abbildung 1 Standardsequenzder Informationsverarbeitung.

werden, der im wesentlichen in Abbildung 1 dar-gestellten Standardsequenz folgt. Das heißt, Infor-mationen werden abgespeichert und dabei in eineninternen Code übersetzt. Auf den abgespeichertenInformationen werden kognitive Operationen durch-geführt, welche die Art der internen Repräsentationverändern. Schließlich werden Informationen ausdem Gedächtnis abgerufen. Dieses Verständnis

mentaler Vorgänge erlaubt drittens, Psychologieweiterhin als objektive, empirische Wissenschaft zubetreiben (s. Strack, 1983).

Der Einfluß des Paradigmasder Informationsverarbeitungauf die Sozialpsychologie

Die im Paradigma der Informationsverarbeitung ent-haltenen Grundüberzeugungen haben das Selbstver-ständnis der Sozialpsychologie nachhaltig verändert.Konnte Gergen noch 1973 feststellen, das Gebiet derPsychologie werde typischerweise als die Wissen-schaft vom menschlichen Verhalten definiert und dieSozialpsychologie sei die Teilwissenschaft, die sichmit menschlicher Interaktion (Gergen, 1973), alsomit sozialem Verhalten beschäftige, so kommenMarkus und Zajonc zwölf Jahre später im Handbookof Social Psychology zu dem entgegengesetztenSchluß: " . . . one can no longer view today's socialpsychology as the study of social behavior. It is moreaecurate to define it as the study of the social mind"(Markus & Zajonc, 1985, p. 137). Das heißt keines-wegs, daß Verhalten und Interaktion nicht mehr alserklärungsbedürftig angesehen würden (s. Grau-mann, 1979), es ist lediglich die Überzeugung, daßdie Verhaltensebene nicht die adäquate Analyse-ebene darstellt und daß soziales Verhalten nur dannbefriedigend erklärt werden kann, wenn die ver-haltenssteuernden mentalen Prozesse hinreichendverstanden sind.

Ob das Forschungsprogramm "Social Cognition"als Sozialpsychologie innerhalb des Paradigmas derInformationsverarbeitung die gestellten Erwartungenerfüllt, kann auf zweierlei Weise beantwortet wer-den. Einmal durch eine Bewertung der Grundüber-zeugungen des Paradigmas, als Grundsatzdiskussionsozusagen aus metapsychologischer Perspektive. Diezweite Bewertungsmöglichkeit beinhaltet die Orien-tierung an der konkreten Forschung, die diesem Pa-radigma zugerechnet wird: die Bewertung der bishergewonnenen Erkenntnisse, die Einschätzung ihrerFruchtbarkeit für wichtige psychologische Fragestel-lungen, die Nachfrage nach derartigen Erkenntnissenaus Nachbardisziplinen, der Einfluß auf die Integra-tion der Forschung innerhalb der Sozialpsychologieund der Sozialpsychologie selbst innerhalb der rest-lichen Psychologie. Hier soll nun dieser zweite Wegeinschlagen und betrachtet werden, was in den letz-ten Jahren geschehen ist und welche Konsequenzendie bisherigen Forschungsaktivitäten nach sich ge-zogen haben.

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Das Ende der Krise: neue Fragen,neue Antworten, neue Erkenntnissezu alten Forschungsproblemen

Dabei möchte ich beginnen mit der Frage, was denneigentlich aus der Krise geworden ist, die Sozial-psychologen in den 70er Jahren immer wieder als Zu-stand ihres Faches diagnostiziert hatten (s. Baum-rind, 1964; Gergen, 1973; McGuire, 1973; Orne,1962; Ring, 1967). Es fällt auf, daß die entsprechen-den Klagen in der letzten Zeit verstummt sind — zu-mindest jenseits des Atlantiks. Die ethischen Gren-zen des Experimentierens sind erkannt und in ver-bindlichen Verhaltensregeln kodifiziert (s. Schuler,1980), Mißverständnisse im Zusammenhang mit derForderung nach ökologischer Validität aufgeklärt (s.Turner, 1981), und Versuchsleitereinflüsse werdenals im wesentlichen eliminierbar angesehen (z. B.Aronson, Brewer & Carlsmith, 1985), kurz: die expe-rimentelle Methodologie der Sozialpsychologie istweitgehend unumstritten. Was die Theorie betrifft,so erscheint die These von der historischen Relativitätsozialpsychologischer Befunde (Gergen, 1973) in derDiskussion kaum mehr eine Rolle zu spielen. Diekonkrete Forschung richtet sich weniger auf isolierteEffekte, wie den Foot-in-the-door oder den Risky-shift-Effekt, sondern auf umfassendere theoretischeZusammenhänge. Der Vorwurf des "fun-and-games"trifft die gegenwärtige Forschung nicht. Viele derdamaligen Krisenmerkmale sind derzeit einfach ver-schwunden. Resultat professioneller Selbstreflexionist nicht länger Ratlosigkeit, sondern begründeteZuversicht.

Die These kann aufgestellt werden, daß die zu-nehmende Bedeutung des Paradigmas der Informa-tionsverarbeitung in der Sozialpsychologie nicht nurin zeitlichem Zusammenhang mit dem abnehmen-den Krisenbewußtsein und der wachsenden Zuver-sicht steht, sondern eine der wesentlichen Ursachenfür diese Entwicklung darstellt. Hier die Gründe:

Erstens, es wurden entscheidende Fortschritte imVerständnis psychologischer Prozesse bei der Erfah-rung sozialer Wirklichkeit erzielt. Und zwar da-durch, daß neue Fragestellungen aufgeworfen unddurch neue Erkenntnisse wichtige Einsichten zutraditionellen Forschungsproblemen gewonnen wur-den. Neue Fragestellungen ergeben sich aus derOrientierung an der Standardsequenz der Informa-tionsverarbeitung. Dies soll am Beispiel des Einflus-ses von übergeordneten Wissensstrukturen (alsoSchemata, Prototypen, Skripts, etc.) auf die Informa-tionsverarbeitung erläutert werden.

So ist in der Psychologie seit Selz (1913) undBartlett (1932) bekannt, «^übergeordnete Wissens-

strukturen psychologische Prozesse bestimmen, undin der Sozialpsychologie wurde bereits in den 50erJahren von Bruner, Postman und Mitarbeitern (z. B.Bruner, Postman & Rodrigues, 1951) gezeigt, daßdie soziale Wahrnehmung durch solche Strukturenbeeinflußt ist. Wie Einflüsse übergeordneter Wis-sensstrukturen im einzelnen ablaufen, blieb dabeiallerdings unklar.

Im Vordergrund der am Paradigma der Informa-tionsverarbeitung orientierten Forschung steht dieFrage nach dem Ablauf psychologischer Prozesse,zum Beispiel die Frage nach der Art der Repräsenta-tion von Wissensstrukturen und daraus entstehendenKonsequenzen. Beeinflussen bildhafte Schemata dieInformationsverarbeitung in anderer Weise, alssprachlich-propositionale Schemata? Zu welchemZeitpunkt in der Sequenz der Informationsverarbei-tung werden Schemata wirksam, und wie werden siewirksam? Bei der Enkodierung der Information, beider Durchführung von kognitiven Operationen, derAbrufung der Information aus dem Gedächtnis, oderbei sämtlichen Teilprozessen der Informationsver-arbeitung? Speziellere Fragestellungen lenken dieAufmerksamkeit auf unterschiedliche Prozesse beider Verarbeitung schemakonsistenter und schema-inkonsistenter Information, auf unterschiedlicheErinnerungsleistung, auf die Verfügbarkeit vonSchemata und Konsequenzen für die Art der Enko-dierung und kognitive Operationen, zum BeispielWahrscheinlichkeitsschätzungen, und vieles anderemehr.

Zahlreiche neue Forschungsfragen sind aus demParadigma der Informationsverarbeitung heraus ent-standen, Forschungsfragen, deren sozialpsycholo-gische Relevanz vor einigen Jahren sicherlich sehr be-stritten worden wäre und von Fachkollegen, die nichtan diesem Paradigma orientiert sind, auch heutesicherlich noch bestritten wird. Das Entstehen vonneuen Fragen ist jedoch nicht primäres Bewertungs-kriterium sondern die Antworten, sprich: neue Er-kenntnisse und die Fruchtbarkeit dieser Erkenntnissezur Lösung traditioneller sozialpsychologischer For-schungsprobleme. Betrachten wir deshalb einige aus-gewählte Ergebnisse zum Einfluß der Verfügbarkeitvon Informationen auf die Urteilsbildung.

So ist es zur Eindrucksbildung, der Enkodierungvon Informationen über Personen, notwendig, ausbeobachtetem Verhalten stabile Eigenschaften derPerson zu gewinnen (vgl. Jones & Davis, 1965). DieAttributionsforschung hat dazu einige rationaleModelle entwickelt (z. B. Kelley, 1967), deren Be-folgung jedoch mehr Zeit und Aufwand erfordern,als in der typischen Urteilssituation zur Verfügungsteht. Neuere Untersuchungen legen nahe, daßKategorien, die zum Urteilszeitpunkt leicht aus dem

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Gedächtnis abrufbar sind, die Verhaltensinterpreta-tion beeinflussen (als Überblick, vgl. Wyer & Srull,1981). Ob man das Überqueren des Atlantiks ineinem Segelboot oder das Landen mit einem Sport-flugzeug auf dem Roten Platz als „mutig" oder aberals „leichtsinnig" interpretiert, wird u. a. dadurchbeeinflußt, ob und wie leicht die eine oder andereKategorie zum Urteilszeitpunkt kognitiv verfüg-bar ist. Higgins, Rholes, Jones, Wyer, Srull undviele andere haben gezeigt, daß die Häufigkeit dervorherigen Verwendung der Informationen undder zeitliche Abstand der Verwendung wesent-liche Determinanten der Verfügbarkeit sind (z. B.Higgins, Rholes & Jones, 1977; Higgins, Bargh &Lombardi, 1985; Srull & Wyer, 1979; Srull & Wyer,1980; Wyer & Srull, 1986). Daß Informationen auchdurch unterschwellige Darbietung aktiviert und da-durch urteilsrelevant werden können, belegen dieArbeiten von Bargh und Pietromonaco (1982).

Nicht nur die Beurteilung von anderen Personen,auch Selbsturteile sind von der Verfügbarkeit vonrelevanten Informationen abhängig. So wird zumBeispiel die Beurteilung des eigenen Wohlbefindensvon der Art der zuvor aktivierten Information überpositive oder negative Lebensereignisse beeinflußt(Strack, Schwarz & Gschneidinger, 1985).

Natürlich kann die Verfügbarkeit von Informa-tionen auch aus der Umwelt beeinflußt werden,wenn die Aufmerksamkeit auf bestimmte Aspektegelenkt wird. So haben Strack, Erber und Wicklund(1982) gezeigt, daß die Augenfälligkeit (salience)von Personen zu systematischen Urteilseinflüssenführt, deren Richtung durch zuvor aktivierte Sche-mata bestimmt wird. Wenn die Stärke von beobach-teten Zusammenhängen eingeschätzt werden soll,wird das gemeinsame Auftreten von solchen Merk-malen überschätzt, auf die die Aufmerksamkeit ge-lenkt ist — entweder weil sie besonders augenfälligsind, oder weil den entsprechenden Merkmalen inallgemeineren Schemata eine zentrale Rolle zu-kommt. Auf diese Weise kommt es zu Zusammen-hangstäuschungen, wie Hamilton und Gifford(1976) und hier in Deutschland Klaus Fiedler (1985)gezeigt haben. Schließlich dient die Verfügbarkeitvon Informationen als Heuristik für das Häufigkeits-und Wahrscheinlichkeitsurteil. Die einschlägigenArbeiten von Tversky und Kahneman (s. Kahneman,Slovic & Tversky, 1982) gehören zu den Klassikernder psychologischen Fachliteratur (vgl. Strack, 1985).

An diesen Beispielen wird deutlich, wie völligunterschiedliche Phänomene der Eindrucksbildung,der Zusammenhangstäuschung, und der Wahr-scheinlichkeitsschätzung durch ein und dasselbe ein-fache Prinzip der Verfügbarkeit von Informationensparsam erklärt werden können. In ähnlicher Weise

wären Befunde zu Gedächtnis und Erinnerung zuberichten — ein weiterer zentraler Forschungsbereichmit zahlreichen neuen Ergebnissen (s. Hastie, Park &Weber, 1984). Diese Ergebnisse haben unser Ver-ständnis von grundlegenden mentalen Prozessenwesentlich erweitert — Prozesse, die es dem Indivi-duum ermöglichen, "beyond the Information given"(Bruner, 1957) zu gehen und eine Repräsentation dersozialen Realität zu schaffen, auf deren Grundlagesoziales Handeln und Interaktion verstehbar wird.

Im folgenden soll dargestellt werden, wie füreinige „klassische" Forschungsprobleme der Sozial-psychologie aus der Perspektive des Programms"Social Cognition" neue Einsichten gewonnenwurden. Unter Bezug auf Markus und Zajonc (1985)sollen „Selbstkonzept", „Einstellungen" und „Vor-urteile" als Beispiele herangezogen werden.

Erstes Beispiel ist das Selbstkonzept, das in derSocial Cognition Forschung als eine kognitive Struk-tur verstanden wird und in dieser Perspektive wiederzu einem zentralen Gegenstand empirischer For-.schung geworden ist (s. Kihlstrom et al., im Druck).Erkenntnisse zur Struktur und Dynamik des Selbst-konzepts (Markus, 1977; Kihlstrom & Cantor, 1984;Markus & Wurf, 1987) zur Rolle des Selbst bei derEnkodierung von Informationen (Kuiper & Rogers,1979), zum Einfluß der Augenfälligkeit von situatio-nalen Aspekten auf die Aktivierung von Kategoriendes Selbst (McGuire & Padawer-Singer, 1976), zurSelbstregulation (Carver & Scheier, 1981) und zurSelbstaufmerksamkeit (Wicklund, 1975) haben die-ses traditionelle Forschungsgebiet der Sozialpsycho-logie neu belebt.

Zweites Beispiel sind neuere Entwicklungen inder Einstellungs- und Persuasionsforschung. Sie sindvor allem dort zu beobachten, wo das Augenmerkauf die internen kognitiven Reaktionen gerichtetwurde, die als Ergebnis — oder in Antizipation —eines Überzeugungsversuchs stattfinden. Der "Cog-nitive Response" Ansatz, der Einstellungsänderun-gen als das Endprodukt eines Prozesses der Informa-tionsverarbeitung betrachtet (vgl. Petty, Ostrom &Brock, 1981; Petty & Cacioppo, 1986) hat zweifelloszu einem neuen Aufschwung in der Einstellungsfor-schung geführt. In diesem Zusammenhang beson-ders hervorzuheben sind auch die Arbeiten von Faziound Mitarbeitern (vgl. Fazio, 1986) die wichtige Vor-aussetzungen für die Verhaltensrelevanz von Einstel-lungen erforscht haben. Fazio fand, daß die kogni-tive Verfügbarkeit von Einstellungen zum Hand-lungszeitpunkt für das Verhalten von ähnlicherBedeutung ist, wie für das Urteil die Verfügbar-keit von Informationen zum Urteilszeitpunkt (z. B.Fazio, Powell & Herr, 1983). Fazio zeigte weiter, wiedurch subtile Primingverfahren — wohlgemerkt:

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eine Methode aus der Gedächtnisforschung — dieVerfügbarkeit von Einstellungen und damit auch ihrEinfluß auf das Verhalten erhöht werden kann(Fazio, Sanbonmatsu, Powell & Kardes, 1986).

Besonders profitiert von Forschung, die in derPerspektive des Paradigmas der Informationsver-arbeitung durchgeführt wurde, hat das Verständnisdes Einflusses von Stereotypen und Vorurteilen. Dietraditionelle Vorurteilsforschung war geprägt durchdie Annahme, daß Stereotypen und Vorurteilen eineeigene, besondere psychologische Qualität zu-kommt, die sie von anderen Wissensstrukturengrundlegend unterscheidet (vgl. Allport, 1954; alsKritik s. a. Rehm, 1986a, 1986b). Durch den Ein-fluß des Paradigmas der Informationsverarbeitungwerden Stereotype und durch sie beeinflußte Urteiledagegen als ganz normale kognitive Prozesse betrach-tet, die sich zwar in ihren Inhalten unterscheiden, —es geht um die Kategorisierung von sozialen Grup-pen — nicht aber in den grundlegenden Prinzipien(vgl. Hamilton & Trolier, 1986). Aus diesem Grunderschien es angebracht, die Geltung dieser grundle-genden Prinzipien der Informationsverarbeitung,orientiert an der Standardsequenz, für die speziellenInhalte zu prüfen. Was hat diese Betrachtungsweisezum besseren Verständnis beigetragen?

Zunächst einmal wurde die Frage gestellt, wo-durch Stereotype zustande kommen können, welcheMechanismen bei der Enkodierung von Informatio-nen Stereotype generieren. Aus der Salience-For-schung war bekannt, daß ein distinktes Merkmal dieAufmerksamkeit auf sich zieht (vgl. Taylor & Fiske,1978). Hamilton und Gifford (1976) haben diesesPrinzip erweitert und die Hypothese aufgestellt undbestätigt, daß die Häufigkeit des gleichzeitigen Auf-tretens mehrerer distinkter Merkmale systematischüberschätzt wird. Diese Art der selektiven Aufmerk-samkeit wird zur Ursache für eine Zusammenhangs-täuschung, das Überschätzen eines bestimmten Zu-sammenhangs. Genau diese Voraussetzungen liegenbei Stereotypen über Angehörige von Minoritäts-gruppen vor. Negativ bewertetes Verhalten undsichtbare Merkmale von Minoritätsangehörigen sinddistinkt, binden die Aufmerksamkeit und fuhren zuÜberschätzungen der Häufigkeit ihres Auftretens.Ähnliches gilt, wie Rothbart, Fulero, Jenson,Howard und Birrell (1978) gezeigt haben, für extre-me Ereignisse und Verhaltensweisen. Auch sie bin-den Aufmerksamkeit und bewirken Häufigkeitsüber-schätzungen.

Ist einmal eine Wissensstruktur über eine sozialeGruppe abgespeichert, so hat dies zahlreiche Konse-quenzen für die weitere Informationsverarbeitung:für die Enkodierung von neuen Informationen inAbhängigkeit davon, ob sie mit dem Stereotyp kon-

sistent oder inkonsistent sind, für die Abrufung vonInformationen aus dem Gedächtnis und als Heuristikbei der Urteilsbildung. Bemerkenswert ist dabei, daßjeweils allgemeine Prinzipien der Informationsverar-beitung mit Erfolg auf den speziellen Fall des Stereo-typs angewandt wurden. Dies soll an zwei Experi-menten illustriert werden, über die kürzlich im Jour-nal of Personality and Social Psychology berichtetwurde: an einer Arbeit von Bodenhausen und Lich-tenstein (1987) und an einer Untersuchung von Slus-her und Craik Anderson (1987).

Bodenhausen und Lichtenstein (1987) gehen da-von aus, daß Stereotype als Urteilsheuristiken ver-standen werden können, als vereinfachtes Urteilsver-fahren also, das sich an Faustregeln orientiert, diezwar effizient, aber nicht immer zutreffend sind.Aus der einschlägigen Forschung ist bekannt, daßHeuristiken vor allem dann urteilsrelevant werden,wenn es um komplexe Urteile geht. Angewandt aufStereotype heißt dies, daß ihr Einfluß vor allem beikomplexen sozialen Urteilen zu erwarten wäre. DieAutoren variierten also die erwartete Komplexität derUrteilsaufgabe: aus einer Ermittlungsakte war ent-weder die Schuld des Angeklagten zu beurteilen, daswar die komplexe Urteilsaufgabe, oder lediglich des-sen Aggressivität. Der Angeklagte hieß entwederCarlos Ramirez, und war somit als Angehöriger einerethnischen Minderheit erkennbar, oder aber RobertJohnson. Bodenhausen und Lichtenstein fanden, daßdas Urteil nur bei der komplexen Urteilsaufgabe,dem erwarteten Schuldurteil vom ethnischen Stereo-typ beeinflußt wurde. Das bedeutet: je größer derkognitive Aufwand, je höher die Urteilsschwierig-keit, desto stärker ist das soziale Urteil durch dasStereotyp beeinflußt.

Einen anderen Mechanismus stereotyper Urteils-bildung haben Slusher und Anderson (1987) ent-deckt. Aus der experimentellen Denkpsychologie istbekannt, daß vorgestellte und tatsächlich erlebteEreignisse manchmal verwechselt werden (Johnson,Taylor & Raye, 1977). Dieser Sachverhalt ist dafürverantwortlich, daß die tatsächliche Darbietungs-häufigkeit von Stimuli oft überschätzt wird, wenndie Vpn sie auch bildhaft vorzustellen hatten. DieAutoren haben dieses Prinzip auf stereotype Urteils-bildung übertragen und die Vermutung geprüft undbestätigt, daß a) die bildhafte Vorstellung einessozialen Ereignisses dem Stereotyp angepaßt wirdund b) dadurch ein Häufigkeitsurteil resultiert, dasdem Stereotyp entspricht. Ohne auf den relativ kom-plizierten konkreten Ablauf der Untersuchung ein-zugehen, wird einmal mehr deutlich, wie allgemeinePrinzipien der Informationsverarbeitung für eingenuin sozialpsychologisches Problem fruchtbar ge-macht werden können.

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Verstärktes Forschungsinteressean vernachlässigten Problemfeldern

Viele weitere klassische Forschungsprobleme wärenzu nennen, die von der Social Cognition Forschungprofitiert haben. Im folgenden soll jedoch die weiter-gehende These aufgestellt werden, daß sozialpsycho-logische Problemfelder, die in der letzten Zeit ver-nachlässigt wurden, innerhalb des Paradigmas derInformationsverarbeitung neu beforscht wurden.Dies gilt vor allem für emotionale Prozesse. Sowohlder Einfluß der Informationsverarbeitung auf dieStimmung wie auch der umgekehrte Einfluß derStimmung auf die Informationsverarbeitung wurdezum Forschungsproblem. Neben zahlreichen ande-ren Befunden wurde von Schwarz und Clore (1983)gezeigt, daß Stimmungen als Information in dieUrteilsbildung eingehen können und z. B. alsGrundlage zur Beurteilung des eigenen Wohlbefin-dens herangezogen werden können (Schwarz, 1987).Dieses Ergebnis impliziert keineswegs die Identitätvon Stimmungen und Kognitionen, sondern zeigt,daß eine Theorie zur Erklärung von Sachverhaltenherangezogen werden kann, für die sie ursprünglichgar nicht formuliert war. Darin zeigt sich die Frucht-barkeit eines theoretischen Ansatzes.

Auch wenn physiologische Komponenten emo-tionaler Reaktionen beeinflußt werden, spielenkognitive Urteilsprozesse eine wichtige Rolle. Sohaben Strack, Martin und Stepper (im Druck) kürz-lich gefunden, daß affektive Reaktionen, die durchdie Manipulation des Gesichtsausdrucks verstärktwurden, vor allem dann zur Bewertung des auslösen-den Stimulus herangezogen werden, wenn die Ver-suchspersonen nicht veranlaßt wurden, zwischenihrer eigenen affektiven Reaktion und dem externenStimulus zu differenzieren.

Motivation und soziales Handelnin der Perspektive von Social Cognition

Es mag vielleicht eingewandt werden, daß zwei wich-tige sozialpsychologische Problembereiche von deram Paradigma der Informationsverarbeitung orien-tierten Forschung bislang vernachlässigt wurden:Motivation und Handeln. Das traf bis vor kurzem zu.In jüngster Zeit jedoch haben sowohl motivationaleProzesse als auch Verhaltensimplikationen in ganzbesonderem Maße die Aufmerksamkeit der SocialCognition Forschung gefunden. So wurde die Bedeu-tung von Handlungszielen und Bewertungen bei derInformationsverarbeitung u.a. von Srull und Wyer(1986) erkannt und untersucht. Unterschiedliche

Informationsverarbeitung in verschiedenen Phasendes Handlungsverlaufs sind Gegenstand der Arbei-ten von Heckhausen und Gollwitzer (z. B. 1987).Die kognitive Repräsentation der Handlung aufunterschiedlichem Abstraktionsniveau wurde vonVallacher und Wegner (1987) in ihrer Bedeutung alsVerhaltensdeterminante erforscht. Die Verfügbarkeitvon Einstellungen zum Handlungszeitpunkt wurde— wie bereits erwähnt — von Fazio (a. a. O.) undseinen Mitarbeitern als Voraussetzung der Hand-lungssteuerung untersucht. Ein kürzlich von Sorren-tino und Higgins (1986) herausgegebenes Handbuchist allein dem Verhältnis von Motivation und Kogni-tion gewidmet. Es tut sich viel auf diesem Gebietund in den nächsten Jahren werden viele der nochbestehenden Defizite beseitigt sein.

Die gemeinsame Grundlage der am Paradigmader Informationsverarbeitung orientierten sozialpsy-chologischen Handlungs- und Motivationsforschungist die Überzeugung, Verhalten, soziales Verhalten,Interaktion könne um so zufriedenstellender erklärtund vorhergesagt werden, je besser die Repräsenta-tion und die kognitive Verarbeitung der sozialenRealität im Individuum verstanden wird. Es ist dieÜberzeugung, daß die Kenntnis der objektiven Sti-mulussituation nicht ausreicht, um soziales Verhal-ten zu erklären. Es sind die gezogenen Schlußfolge-rungen, die zugeschriebenen Eigenschaften, die er-schlossenen Intentionen, Bewertungen — allesResultate von kognitiven Operationen —, auf derenGrundlage Verhalten und Interaktion verstehbarwird und nicht die objektive Stimulussituation.

Diese Erkenntnis scheint bei denjenigen Kolle-gen, die sich in ihrer eigenen empirischen Forschungmit Problemen der sozialen Interaktion beschäftigen,auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Lassen siemich als ein Beispiel die aktuelle Forschung zum Ein-fluß von Minderheiten und Mehrheiten in Gruppenanführen. Sowohl die Arbeiten von Nemeth undMitarbeitern (vgl. Nemeth, 1986) wie auch die Ar-beiten von Maass und Kollegen (vgl. Maass, West &Cialdini, im Druck) zeigen, wie sozialer Einflußdurch kognitive Prozesse der Gruppenmitglieder ver-mittelt wird und durch die Untersuchung der kogni-tiven Vermittlungsprozesse erklärt werden kann. Einzweites Beispiel: die Arbeiten von Amelie Mummen-dey und Mitarbeitern (s. Mummendey, Linneweber& Löschper, 1984) zum Problem von feindseligerInteraktion, Aggression. Die Arbeiten dieser Auto-ren machen deutlich, wie aggressives Verhalten ver-ständlich wird, wenn die kognitiven Operationen derAkteure (Bewertung, Intentionszuschreibung, Kate-gorisierung) in die Analyse einbezogen werden. Eineletzte Beobachtung: das Kapitel „Beziehungenzwischen Gruppen" im neuen Handbook of Social

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Psychology steht ganz in der Perspektive der Infor-mationsverarbeitung. Die Begründung des Grup-penforschers Walter Stephan (1985, p. 600): "thisarea is the one in which the greatest advances in ourknowledge have occurred".

Diese Beispiele machen deutlich, daß sich SocialCognition und Interaktion keineswegs wie feindlicheBrüder gegenüberstehen. Im Gegenteil: beide zen-tralen Forschungsgebiete der Sozialpsychologie profi-tieren voneinander (s. Pryor & Ostrom, 1986). Das„eigensinnige [. . .] Weiterverfolgen des (indivi-dualisierenden) Kognitivismus" (Graumann, 1979,S. 301) verspricht — zumindest in der Perspektiveder Social Cognition Forschung — ein besseres Ver-ständnis von Prozessen sozialer Interaktion, als dasoft verordnete Heilmittel der verstärkten Kleingrup-penforschung. Will man die „Scheu des Psychologenvor der Interaktion" (Graumann, 1979; s. a. Steiner,1974) beklagen, so muß man genau unterscheiden,ob mit „Interaktion" die Analyseebene oder einForschungsproblem gemeint ist. Die beklagte Scheuerscheint als vernünftige Abstinenz, wenn sie sichgegen eine Theoriebildung richtet, die auf quasi-behavioristischer Verhaltensebene erfolgt.

An dieser Stelle soll eines deutlich ausgesprochenwerden: Wissenschaft ist ein Wettbewerb der Ideenund die bessere Idee ist der guten Feind. Wer meint,Interaktion und Gruppenverhalten ohne Rekurs aufkognitive Prozesse besser erklären zu können, istaufgefordert dies zu tun. Konkurrenz belebt die For-schung und Paradigmata sind nicht per Anordnungdurchzusetzen. Nur: Lippenbekenntnisse und Emp-fehlungen sind unzureichend. Es sind die konkretenForschungsergebnisse, die eine vergleichende Bewer-tung ermöglichen, und nicht bereits das Programm.

Integration der Sozialpsychologieinnerhalb der Psychologie

Daß so vielfältige Forschungsgebiete der Sozialpsy-chologie innerhalb des Paradigmas der Informations-verarbeitung betrachtet und so viele unterschiedlichePhänomene mit wenigen sparsamen Prinzipien er-klärt werden können, belegt die integrative Funktiondes Paradigmas.

Aber es ist nicht nur die /»/radisziplinäre Integra-tion, die durch das Paradigma der Informationsver-arbeitung gefördert wird, sondern auch die Integra-tion der Sozialpsychologie innerhalb der Psychologie.Bislang wurde hauptsächlich ausgeführt, wie die all-gemeinen Gesetzmäßigkeit geistiger Tätigkeit zurLösung sozialpsychologischer Probleme fruchtbar ge-macht werden können. Es handelt sich jedoch keines-wegs um eine einseitige Fertilisation. Die Sozial-

psychologie hat in der Vergangenheit wesentlicheBeiträge zur Implementierung des Paradigmas gelei-stet und viele Ergebnisse der aktuellen Social Cogni-tion Forschung beeinflussen die Allgemeine (experi-mentelle) Psychologie.

Die Frage lautet: was ist „social" an „Social Cog-nition" oder, was ist „social" an „Cognition" über-haupt? Zunächst sollen diejenigen Einflüsse derSozialpsychologie aufgezählt werden, die in der Ver-gangenheit die Umsetzung des Paradigmas der Infor-mationsverarbeitung in der Psychologie geprägthaben, dann der Beitrag der gegenwärtigen SocialCognition Forschung.

Erstens: die Sozialpsychologie war schon langevor der kognitiven Wende kognitiv. Das heißt, men-tale Vorgänge waren — spätestens seit Lewin — derGegenstand der Theoriebildung, zu einer Zeit, inder derBehaviorismus gerade seinem Zenit zustrebte.Daß dies keine sozialpsychologische Selbstüberschät-zung darstellt, möge folgendes Zitat George Mand-ler's (1985) belegen, der in seinem Buch „Cognitivepsychology" schreibt: "Much of social psychologywas cognitive long before the new wave took hold,and it was the repository of Underground cognitivewisdom during the behaviorist interlude (p. 18)".

Zweitens: die Bedeutung von übergeordnetenkognitiven Strukturen wurden von der Sozialpsycho-logie — wie auch von der Würzburger Schule derDenkpsychologie — sehr früh erkannt (z. B. Bruner& Goodman, 1947). Heute ist dies eines der zentra-len Forschungsgebiete der kognitiven Psychologie(vgl. Neisser, 1976).

Drittens: die Sozialpsychologie hat seit jeher dieÜberzeugung vertreten, daß die Sinnhaftigkeit gei-stiger Inhalte der Schlüssel zum Verständnis dergrundlegenden psychologischen Prozesse darstellt. Essind nicht die sinnlosen Silben, mit denen die Struk-tur des Gedächtnisses erforscht werden kann, son-dern Gedankeninhalte, die in semantischer oder epi-sodischer Beziehung zueinander stehen. Erst auf demUmweg über sinnlose Silben, Wörter und Sätze zuübergreifenden Zusammenhängen, wie Geschichtenund Episoden als Stimulusmaterial ist die Allge-meine (experimentelle) Psychologie dorthin gelangt,wo die Sozialpsychologie schon lange war.

Kognitive Analyseebene, übergeordnete Wissens-strukturen, Sinnhaftigkeit der kognitiven Inhaltesind zentrale Merkmale des Paradigmas der Informa-tionsverarbeitung und gehören zu dem von Mandler(1985) identifizierten "repository of Undergroundcognitive wisdom", das bei der Sozialpsychologieschon zur Zeit des Behaviorismus aufzufinden war.

Aber auch die gegenwärtige Social Cognition For-schung leistet einen wesentlichen Beitrag zum Er-kenntnisfortschritt in der Allgemeinen Psychologie.

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Auch wenn zur Erklärung der Verarbeitung sozia-ler Informationen keine anderen Mechanismen derInformationsverarbeitung herangezogen werden,als zur Verarbeitung physikalischer Informationen,so unterscheiden sich kognitive Prozesse, die Perso-nen und ihr Handeln zum Gegenstand haben, ineiner Reihe von Merkmalen (vgl. Hastie und Carl-ston, 1980). Zum einen sind zur Abspeicherungvon Information über Personen umfassendere Infe-renzprozesse notwendig, als zur Abspeicherungvon Informationen über physikalische Objekte.Es sind die Eigenschaften der Personen, die derenkognitive Repräsentation strukturieren. Um abervom beobachteten Verhalten zu den Eigenschaftenund Merkmalen der Person zu gelangen, sind instärkerem Maße kognitive Operationen notwendig,als bei der Verarbeitung von Informationen überphysikalische Objekten, oft nur die Oberflächen-merkmale des Objekts abgespeichert werden. Zumzweiten spielen Bewertungen und Emotionen beider Verarbeitung sozialer Informationen eine weitstärkere Bedeutung. Sowohl in ihrer Rolle als Ein-flußfaktor wie auch als Konsequenz kognitiver Pro-zesse sind affektive Aspekte von zentraler For-schungsrelevanz. Schließlich spielt der Selbstbezugeine wichtige Rolle. In allen Phasen der Informa-tionsverarbeitung wird das Selbstkonzept als kogni-tive Ordnungsstruktur wirksam. Viele Probleme derSozialpsychologie sind ohne den Bezug zur kogni-tiven Repräsentation der eigenen Person nicht zulösen. Auch dies hat bei der Verarbeitung von Infor-mationen über die physikalische Welt eine unterge-ordnete Bedeutung.

Zusammenfassende Bewertung

Wie deutlich wird, ist das Paradigma der Informa-tionsverarbeitung in der Allgemeinen (experimentel-len) Psychologie einerseits in wesentlichen Aspektenvon der traditionellen Sozialpsychologie beeinflußt.Zum anderen erweitert die aktuelle Social CognitionForschung das Paradigma, indem sie neue, bishervernachlässigte Aspekte in die Analyse einbezieht.Daher scheint die These gerechtfertigt, daß dieOrientierung der sozialpsychologischen Forschungam Paradigma der Informationsverarbeitung zurIntegration der Sozialpsychologie innerhalb derpsychologischen Wissenschaft geführt hat und nochweiter führen wird. Mehr noch, die Erweiterung desParadigmas durch die Ergebnisse der Social Cogni-tion Forschung birgt die Chance, zu einem allgemei-nen theoretischen Modell psychologischer Prozessezu gelangen und so einen Beitrag zur Einheit derPsychologie zu leisten.

Mag sein, daß dann nicht mehr die speziellenTheorien die Identität des Sozialpsychologen kon-stituieren, sondern die anerkannte Kompetenz,menschliches Denken, Fühlen und Verhalten imsozialen Kontext verständlich machen zu können.Die Nachfrage nach Social Cognition Forschung ausanderen Teildisziplinen der Psychologie und derSozialwissenschaft — Beleg sind neuere Entwicklun-gen in der Klinischen Psychologie (Ingram, 1986),der Pädagogischen Psychologie (Hofer, 1986), derForensischen Psychologie (Loftus, 1979), der Poli-tischen Psychologie (Sears & Lau, 1986), der Markt-psychologie (Srull, 1983), und der Umfragefor-schung (Hippler, Schwarz & Sudman, 1987) — dieseNachfrage ist zweifellos ein Indiz. So wird deut-lich, daß Sozialpsychologie innerhalb des Paradigmasder Informationsverarbeitung nicht irgendwo an derPeripherie der psychologischen Wissenschaft ange-siedelt ist, sondern mitten in ihrem Zentrum.

Summary

It is argued that "social cognition", defined as socialpsychology within the paradigm of Information pro-cessing, has already had a highly positive impact onsocial psychological research. The influence of "socialcognition" becomes apparent from both new re-search questions and new insights on traditionalissues of the field. Moreover, "social cognition" mayprovide a unifying model for psychological processesin a social context and may contribute toward anIntegration of the psychological science.

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