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  • 7/25/2019 Sodrzina Georg

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    1.Paul wird whrend eines Sommerurlaubs in Ischl von seinem Freund Georgbesucht, einem Arzt, der gerade auf eine Professur nach Heidelberg berufen wordenist und sich auf dem eg dorthin be!ndet. "ie Freunde sitzen einen #achmittagzusammen und $laudern. Paul beneidet Georg um seine Gesundheit, seinen star%enillen und seine "urchsetzungs%raft bzw. sein Gl&c% im 'eben.

    2.hrend Georg sich bald zum Schlafen zur&c%zieht, wandert Paul noch ein wenigam Fluss entlang. Hier &berholt ihn eine Gru$$e von zwei Frauen und einem (ann."ie eine der Frauen ist ihm schon einige (ale auf S$aziergngen durch ihr schmalesGesicht und ihre %nabenhafte Gestalt aufgefallen. Heimge%ehrt trumt er dann vom

    )od dieser Frau* +r hat sie vor acht ahren in Ischl %ennen gelernt, vor sieben ahrengeheiratet, nun liegt sie seit ochen sterbend in einem %ellerartigen -aum desHauses. +s handelt sich bei ihr um eine t$ische femme fragile* sie zeigt/%nos$ende, d&rftige Formen0, erscheint fast %1r$erlos, hat ein /blasses2indergesicht0, weiches Haar, das /trge Sichgleitenlassen blutleererbleichs&chtiger (dchen0 und %rn%elt. 3on gro4er 'iebe %ann %eine -ede sein* er

    /hatte 5sie lieb6 wie man die "inge lieb hat, denen man Sehnsucht und Gl&c% undSchic%sal zu sein vermag.0 Schon bei der realen 7egegnung hatte er sicheingestehen m&ssen* /nicht sie liebte er 8 nur das woran sie ihn erinnerte.0 +rdominiert die 7eziehung und verndert die Frau.Hier stellen sich +rinnerungen an

    seine einsame 2indheit ein, in der er viel gelesen hatte. 3on den ihn umgebenden(enschen wussteer wenig, umso mehr von den Helden seiner 7&cher, bei denen es sich o9enbarvornehmlich um dieanti%e (thologie handelt. ie alle dcadents verwechselt Paul schon fr&h seinePhantasiewelt mit der -ealitt oder ordnet sie

    :ener :edenfalls &ber. "ie zeitliche Ferne der anti%en ;+reignisse< s$ielt dabei %eine-olle* /as(acht besass an seine Seele zu r&hren, das lebte, wenn es vielleicht auch nur wielangwanderndes'icht von fernen lngsterloschenen Sternen ihn traf.0"ie +rinnerung an die %indliche 'e%t&re leitet &ber zu einer +$isode, in der Paul im

    )raum aneinem Fr&hlingsfest im )em$el von Hiera$olis teilnimmt."er )raum %ehrt zur sterbenden Frau zur&c%. Ihr Sterben wird in allen $hsischenund $schischen "etails verfolgt. Aber auch dies %ann ihn nicht von sich ablen%en.Sie ist ein )eil von ihm geworden, so dass die Grenzen verschwimmen. "er )raumweist, wie gesagt, trotz mancher smbolischer Schn1r%el %eine 3erschl&sselung auf,

    allenfalls eine =bertragung von Georg auf die Frau, die an seiner Stelle stirbt.3ielleicht %ann man darin eine Ahnung vom )od Georgs sehen, vielleicht sogar einenunsch Pauls, der den +rfolgreichen und Gl&c%lichen beneidete> Andererseits hatPaul der Frau sein issen &bertragen, es stirbt also ein )eil von ihm, sein ;altes Ist ihm durch den )od die +rf&llung eines gl&c%lichen Alters entgangen, oderist ein )od mitten in der 7l&te der ahre vorzuziehen> Htte er als Arzt nicht nur

    immer noch mehr menschliches 'eid und den 3erfalls$rozess aus nchster #hemiterlebt und darin sein eigenes Schic%sal er%annt> Am ?ugfenster zieht einPanorama des Alltagslebens vorbei, von dem Paul wenig wei4. +r beobachtetArbeiter und 7auern bei ihrer Arbeit, 7eamten, die an der 7ahnstrec%e ihren "ienstversehen. ugendreminiszenzen mengen sich ein. "ie 2inders$iele betrachtet Paulals "urchs$ielen aller (1glich%eiten %&nftiger Schic%sale. "ie +rinnerung an (as%enin einem Schaufenster len%t die Aufmer%sam%eit auf das Alter und seine7egleiterscheinungen. "ann %ehren Pauls Gedan%en unweigerlich wieder zum )odGeorgs zur&c%, :enem +reignis, das alles andere &berschattet. +inige ochen nachGeorgs 7egrbnis sind der )raum und Georgs )od bereits in weite +ntfernungger&c%t. "ie damaligen +m$!ndungen und =berlegungen scheinen Paul fremd, erstellt fest, dass er sich stndig verndert. #ur unscheinbare 2leinig%eiten, z. 7. einebestimmte egstrec%e in Ischl, erinnern ihn an Fr&heres. +s erhebt sich die Fragenach der 2onstanz des Ich, wie sie (ach aufgeworfen hatte.

    4.Paul unternimmt einen S$aziergang durch den herbstlichen Sch1nbrunnerSchloss$ar%. Als er am #e$tunbrunnen steht, h1rt er hinter sich weibliche Stimmen.+ine :unge Frau f&hrt ihre (utter zum 7ec%en, die beiden wollen die Gold!schef&ttern. Im S$iegel des assers er%ennt Paul eine schlan%e Hand, und gleichzeitigh1rt er eine :ugendliche, leicht m&de wir%ende Stimme. "ie Szene erinnert ihn anetwas, aber er wei4 zunchst nicht, woran. Aufmer%same 'eser erinnern sich

    dagegen, dass Priester im )em$el von Hiera$olis auf diese eise die heiligen Fischegef&ttert hatten. Paul folgt den Frauen, und als sie sich auf eine 7an% setzen,%m$ft er weiter darum, das 3ergessene ins 'icht des 7ewusstseins zu r&c%en. ndnach m&hsamer Assoziationsarbeit er%ennt er endlich die Frau aus Ischl bzw. ausseinem dortigen )raum wieder. "ie ir%lich%eit verschrn%t sich mit dem )raum,holt ihn ein. "ieses Heraufholen des 3ergessenen oder auch 3erdrngten, das-&hren an "inge, /die lange tief in ihm vergessen lagen, und die nun wieder nachaufwrts drngten,0 ist das Schl&sselerlebnis schlechthin f&r Paul. (it einem Schlagist der ganze 2om$leB des )raums und des damit verbundenen )ods Georgs wieder$rsent. Chne ganz zu verstehen, er%ennt er die 7edeutung des )raums.

    F&r einen Sterbenden, wie z. 7. Georg, ist der letzte )raum g&ltige ir%lich%eit.+rneut stellt sich die Frage, wie Georg gestorben ist. "er ?ufall, der zu Pauls+rwec%ung f&hrte, gibt ihm zu den%en. enn ein +reignis wie das S$iegelbild derFrauenhand im 7runnenwasser derart entscheidend in sein 'eben einzugreifenvermag, so folgt daraus, dass alle +reignisse und die Schic%sale der (enschen engmiteinander ver%n&$ft sind. "er Dsthet und dEcadent befreit sich zwar nicht aus

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    seiner Ichbefangenheit, er er%ennt aber, dass er in das eltgeschehen eingebundenist, dass die Seele durch eine un&berschaubare F&lle von +indr&c%en geformt wird.

    +r er%ennt, dass in der elt ein Gesetz und Gerechtig%eit herrschen, wenn man diePers$e%tive nur vom +inzelnen weg und auf das Ganze richtet. "as 'eiden oder die

    3ernichtung eines +inzelnen n&tzt anderen, da alles an einem langen und vielfachver%noteten 'ebensfaden hngt. 3ieles wir%t aus der 3ergangenheit in unsereGegenwart, und ebenso wir%t die Gegenwart in die noch unabsehbare ?u%unft. +rstdie 7er&c%sichtigung aller dieser 3erstric%ungen erm1glicht eine 7eurteilung derelt. /3ieles lebte ein eder so. nd der dies ahnte, sah sein 'eben nicht mehrnutzlos, rasch, wie Gras auf den "chern dahinwel%en, und $ries nicht die gl&c%lich,die :ung gestorben waren.0 #icht zufllig wird der )on hier biblisch, genaueralttestamentarisch. In diesem ?usammenhang, %na$$ vor dem +nde des 7uches,erinnert sich Paul nmlich seiner :&dischen Abstammung. Sein 7lic% richtet sich inseite. "as (isstrauen gegen ein %ohrentes Ich lsst den genetischen ?usammenhang hervortreten, er lernt auf sein ;7lut< zu horchen. "em gerechten

    Gott waren seine 3orfahren durch alle Fhrnisse gefolgt, so wird auch er dies tun.+in letztes (al erweist Paul Georg seine -everenz, der durch seinen )od den+r%enntnis$rozess ausgel1st hat. "ies war der ;Sinn< von Georgs )od.