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Solidarität, Ökologie und Lebensstil SOL Nr. 1/2017 – P.b.b. Absender: SOL – Menschen für Solidarität, Ökologie und Lebensstil, Sapphog. 20/1, 1100 Wien. 02Z032117 M. Cover: Barbara Huterer. Frühjahr 2017 Nr. 167 1,00 ¤ Siehe Seite 3.

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2 Frühjahr 2017 SOL Nr. 167

Grünbuch für eineEnergie- und

KlimastrategieSOL hat sich an der Online-Konsultation beteiligt. Die Er-gebnisse findet ihr unter

tinyurl.com/geks17

BienenschutzgartenEine Initiative zur Erhaltung bzw.Schaffung gesunder Lebensräumefür Bienen

tinyurl.com/bienen17

Wie man einenLeihladen gründet

… dazu hat das Leihladen-Team

einen umfangreichen Ratgeber

ins Netz gestellt (englisch).tinyurl.com/leila17

Ein Blog über dieSustainable

Development GoalsPositive Nachrichten übernachhaltige Entwicklung inWien und weltweit.

zukunftsrezepte.at

Das öffentliche

Gespräch in der

Demokratie

Strategien gegen den Hass –

Chancen der Verständigung in

der pluralen Gesellschaft.

Konferenz an der Donau-Uni

Krems, 7./8. März.

tinyurl.com/du1703

Gesellschaft, Staat,Gewalt. Was unszusammenhält.Symposion in Dürnstein, 9.-11.März. Veranstaltet von derDonau-Uni Krems.symposionduernstein.at

The Climate

Reality

Project

Daten und Anregungen (auf eng-

lisch), wie jedes Land zum globa-

len Wandel beitragen kann. Eine

Aktion von Al Gore.

24HoursOfReality.org

Franziskus gegen

Klimaheuchler

Der Papst prangert die CO2-

Kompensation für Flugreisen als

scheinheilig an – als würden

Rüstungskonzerne Krankenhäu-

ser für Bombenopfer errichten.

tinyurl.com/klimaheuchler

Wissenschaftsbücher

des Jahres 2017

Sie stehen schon fest – und ihr fin-

det sie auf

wissenschaftsbuch.at

Veränderung kommt

von innen

Wer will, dass sich etwas ändert,muss bei sich selber anfangen.Ein Blog.

nachhaltig-sein.info

Grünes Brett

Sustainable

Development Goals

Über die UN-Ziele für eine nach-

haltige Entwicklung (SDGs) ist

eine interessante Broschüre für

die Sekundarstufe II zum

Download erschienen:

tinyurl.com/sdg17a

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SOL Nr. 167 Frühjahr 2017 3

Liebe SOL-Leserin, lieber SOL-Leser!

„Im Kleinen und im Großen“, unter diesemMotto steht das vorliegende Heft. Wir habenbei verschiedenen Themenkreisen die kleinenSchritte, die jede/r von uns tun kann, mit derglobalen Sicht verknüpft.

� Beim Bereich „Klima und Energie“ geht esum konkretes Energiesparen im eigenenHaushalt – und zugleich um die Klimaallianzund Österreichs Agrosprit-Politik.

� Beim Thema „Landwirtschaft und Ernäh-rung“ spannen wir den Bogen von der„grünen Gentechnik“ über Food-Coops undsolidarische Landwirtschaft bis hin zu selbstgepflanzten Kürbissen.

� „Gesellschaftlicher Wandel“ wird in Grund-satzartikeln von Ernst Gehmacher und HansHolzinger beleuchtet – und findet seinen kon-kreten Niederschlag in lokalen Vernetzungs-plattformen und Regionalgeld.

In allen drei Feldern versuchen wir, das Grund-prinzip von SOL aufzuzeigen: Wir brauchensowohl eine Änderung des persönlichenLebensstils als auch eine Änderung dergesetzlichen und wirtschaftlichen Rahmenbe-dingungen – SOLis sind in einzelnen Bereichenschon aktiv.

In diesem Sinn wünschen wir euch beim Lesenviele Anregungen!

Die Redaktion

InhaltKlima und Energie 4(Klimaallianz, Agrosprit, Energieberatung)

Gruß aus dem SOL-Büro 9

Landwirtschaft und Ernährung 10(Foodcoop, solidarische Landwirtschaft,Kürbisanbau, Gentechnik)

Märchenhaftes 14(Bremer Stadtmusikanten, Erzählfestival)

Wandel in Gesellschaft und Wirtschaft 17(Vernetzungsplattform, Ernst Gehmacher,Isolde Charim, Harald Welzer, Regionalgeld,Hans Holzinger, Lungauer Herbstsymposion)

Flüchtlinge 24(SOL-Integrationsprojekt, Erfahrungsbericht)

Bauerngolf und soziale Verantwortung 26

Projekttelegramm 27

Cradle to Cradle 28

SOL-Termine 30

Impressum, Offenlegung 15

magazin

Sapphog. 20/1, 1100 WienTel. 0680/208 76 51Mail [email protected] www.nachhaltig.at

Der Verein SOL ist überparteilich und überkon-fessionell, existiert seit 1979 und hat ca. 2000Mitglieder in ganz Österreich. Wenn du die Zei-tung per Post bekommen willst (4x pro Jahr),reicht eine Einzahlung in beliebiger Höhe(Selbsteinschätzung). Kontodaten S. 15.

Die Redaktion: Mario Sedlak (Wien), Eva Mittermeier (Stmk.), Dan Jakubowicz (Burgenland), Joe Gansch (Bur-genland), Bobby Langer (Bayern).

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4 Frühjahr 2017 SOL Nr. 167

Wir retten das Klima weltweitVon Stephan Neuberger.

Im November 2016 fand ein Klima-gipfel in Marrakesch (Marokko)statt. Diese Gipfel sind eigentlichrein für Staaten gedacht, aber esdurften auch Nichtregierungsorga-nisationen dabei sein und ihre Sichteinbringen. Für Österreich taten dasGlobal 2000 und Greenpeace, dieüber die sogenannte Allianz für Kli-magerechtigkeit mit über 20 weite-ren österreichischen Organisationen– darunter SOL – vernetzt sind.

In Marrakesch wurde vorwiegendausverhandelt, dass beim Klimagipfel in Polen 2018ein großes Umsetzungspaket beschlossen werdensoll und nicht so wie bisher lediglich kleine Umset-zungsschritte. Wie auch in den Vorjahren, so warauch in Marokko die Klimafinanzierung eines derheikelsten Themen. Ein Dauerbrenner seit Kopenha-gen 2009, als die Industriestaaten versprachen, dieUnterstützung für die Entwicklungsländer bis 2020auf ein Niveau von jährlich 100 Mrd. Dollar anzuhe-ben. So war Marrakesch ein Test dafür, wie ernst dieIndustriestaaten ihre Finanzverpflichtungen nachdem Inkrafttreten des Paris-Abkommens nehmenwürden.

Zwar veröffentlichten die OECD-Industrieländerkurz vor dem Gipfel den lang geforderten 100-Mrd.-Fahrplan1, wonach ihre öffentlichen Klimamittel biszum Jahr 2020 auf jährlich 67 Mrd. Dollar anwach-sen und der Rest durch die Mobilisierung von Privat-mitteln geschlossen werden sollte. Allerdings stießdie von den OECD-Ländern benutzte überaus opti-mistische Rechnungsführung auf breite Kritik.

Hoffnungsvoll war hingegen der Grundton der Kon-ferenz. Obwohl an der Spitze der USA nun mit Do-nald Trump jemand steht, der von einem menschen-gemachten Klimawandel nichts wissen will, bekräf-tigten alle Länder, allen voran China, am Pariser Ab-kommen festzuhalten. Die Welt steht also nach wievor geschlossen hinter der Rettung des Planeten.

Nicht gerade mit Ruhm überschüttet wurde ausge-rechnet Österreich während der Konferenz. Unteranderem aufgrund der Nachlässigkeit unseres Lan-des, konkrete Zahlungen für den „Green ClimateFund“ (dem vorhin erwähnten 100-Mrd.-Dollar-Fonds) bekannt zu geben, wurde die Alpenrepublikmit dem „Fossil-of-the-Day“-Preis ausgezeichnet.2

Eine Botschaft also an unsere Regierung, zukünftigmehr zu tun.

Was tut die Klimaallianz?

SOL ist schon seit Jahren aktives Mitgliedin der Allianz für Klimagerechtigkeit. Die-se dient als dauerhafte Themenplattformösterreichischer NGOs, die in den Berei-chen Umwelt, Entwicklungszusammenar-beit, Soziales und humanitärer Hilfe tätigsind. Sie setzt sich für mehr Klimaschutzin Österreich und für internationale Kli-magerechtigkeit ein und will Bewusstseinfür den Zusammenhang zwischen Klimaund Entwicklung schaffen.

Für SOL waren in den letzten Jahren vor allem VeraBesse als Koordinatorin und Sabine Schleidt in derAllianz engagiert. Im Zuge des Obfrau-Wechsels unddes Rücktritts von Sabine Schleidt bei SOL vorigesJahr wurde die SOL-Vertretung in der Allianz für Kli-magerechtigkeit von mir übernommen. Vera Besseblieb der Allianz aber als erfahrene Koordinatorin er-halten.

Insgesamt sind in der Allianz für Klimagerechtigkeitca. 25 Organisationen vom WWF über die Dreikö-nigsaktion bis zum Roten Kreuz engagiert (nähereInfos siehe www.klimaallianz.at). Für die operativeTätigkeit ist eine Steering Group (frei übersetzt einLenkungsausschuss) bestehend aus 8 Organisatio-nen zuständig. Seit Herbst 2016 ist es meine Aufga-be, SOL in diesem Gremium zu vertreten.

Aufgrund der kurzen Zeit konnte ich erst an zweiTreffen teilnehmen. Bei meiner ersten offiziellenTeilnahme innerhalb der Steering Group kurz vorWeihnachten dominierten vor allem internationaleThemen rund um den Weltklimavertrag von Parisund der nunmehrigen Umsetzung der ambitionier-ten Ziele.

Darüber hinaus wurde in der Allianz auch die weite-re Entwicklung der österreichischen Klima- undEnergiestrategie besprochen (SOL berichtete hierzuin der letzten Ausgabe). So wird eine Rahmenstrate-gie in Form eines Dokuments, das als Weißbuch be-zeichnet wird, bis Mitte 2017 von der Regierung fer-tig gestellt sein. Unklar ist jedoch, ob dieses Weiß-buch dann bereits die offizielle Strategie ist oder aufBasis dessen noch eine detailliertere entwickeltwird. Die Allianz für Klimagerechtigkeit bleibt hierzujedenfalls am Ball und versucht, die Strategie nichtvon dem Klimaschutz entgegengesetzten Kräftenverwässern zu lassen.

(1) Details siehe www.oecd.org/env/cc/oecd-climate-finance-projection.htm(2) www.climatenetwork.org/fossil-of-the-day(1) Details siehe www.oecd.org/env/cc/oecd-climate-finance-projection.htm(2) www.climatenetwork.org/fossil-of-the-day

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SOL Nr. 167 Frühjahr 2017 5

Österreichs Agrosprit-Bilanz –

ökologisch sehr bedenklichVon Josef Hoppichler, Bundesanstalt für Bergbauernfragen, Wien.

Bereits in den Jahren 2008 bis 2011 be-schäftigte sich SOL intensiv mit dem The-ma „Agrosprit“ (Wie er zum Welthungerbeiträgt – und was ihr dagegen tunkönnt)1, und SOL war federführend in derdamaligen Kampagne „Brot auf den Tellerund nicht in die Tanks!“ Das Ergebnis dernachfolgenden parlamentarischen Be-handlung der Petition (2008/09) und diediversen Stellungnahmen der Ministerienwaren politisch diskussionswürdig2. Da-mals forderten die NGOs:

� Das Recht auf Nahrung soll auf allen Ebenen Vor-rang haben. Die Energieproduktion darf nicht inKonkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stehen.

� Für die Energiegewinnung aus Biomasse dürfennur organische Abfallstoffe (z.B. Erntereste) so-wie Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft einge-setzt werden.

� Kein Beimischungszwang für Agrotreibstoffe(„Biosprit“).

� Erreichung der Klimaschutzziele z. B. durch ver-stärkte Förderung von Wärmedämmung, öffentli-chem Verkehr, Sonnen- und Windenergie.

Diese Forderungen sind heute noch sehr aktuell undsind es wert, im Verhältnis zur 2017er-Realität über-prüft zu werden. Was ist mittlerweile passiert?

Selbst Nobelpreisträger und ihr

Know-how werden ignoriert

2007 hatte ein WissenschaftlerInnen-Team vomIIASA-Laxenburg zusammen mit dem Nobelpreisträ-ger und Atmosphärenchemiker Paul Crutzen in einerwissenschaftlichen Publikation festgehalten, dass„die Produktion der allgemein verwendeten Bio-Treibstoffe, wie Biodiesel aus Raps und Bioethanolaus Mais, viel mehr zur globalen Erwärmung durchN2O-Emissionen beitragen können, als sie durchEinsparung an fossilen Treibstoffen ‚kühlen’. Nur ex-tensive Pflanzen, wie Gräser und Bäume, mit gerin-

gem Stickstoffbedarf könnten eher ei-nen nützlichen Klima-Beitrag erbrin-gen.“3

Kurz: Es besteht eine hohe Wahrschein-lichkeit, allein durch den Standard dergegenwärtigen Intensivlandwirtschaftdas Klima durch Agro-Treibstoffe nichtzu kühlen, sondern es erst recht anzu-heizen. Dabei hatte Crutzen und Co.noch nicht einmal auf die indirekteLandnutzungsänderung (ILUC) durch

Palmöl oder Sojaöl reflektiert. Es gab zwar kurzfris-tig eine Riesenaufregung darüber – aber in der Folgekehrte wiederum allgemeine Ignoranz in Politik undVerwaltung ein. Die Kennwerte der Crutzen-Studiewurden als zu theoretisch abgetan und fanden nichtEingang in die offiziellen Kalkulationsunterlagen zurBerechnung der CO2-Einsparungen.

2012 gab es eine weitere Aufregung: Hartmut Mi-chel, Chemie-Nobelpreisträger 1988 vom Frankfur-ter Max-Planck-Institut für Biophysik, hat anlässlicheiner Tagung von Nobelpreisträgern in Lindau amBodensee losgelegt: „Ich will diesen Unsinn nichtunterstützen!“4 und hat auch gleich eine Publikationin der internationalen Ausgabe des Journals „Ange-wandte Chemie“ nachgelegt5. Seine Hauptargumen-te, unterlegt durch entsprechende Kennziffern derFotosyntheseleistung von Pflanzen, sind die Konkur-renz zur unverzichtbaren Ernährung und die ökolo-gische und klimatische Ausgleichsfunktion der Wäl-der und Regenwälder, die insbesondere im globalenSüden extrem unter Druck geraten sind.

Im Gegenteil, wollte man durch die Landbewirtschaf-tung einen Klimabeitrag erbringen bzw. unseren Fuß-abdruck verkleinern, „so wäre es viel sinnvoller, dasLand, das man für die Energiepflanzenproduktion ver-wendet, wieder aufzuforsten, weil die 1%-Fotosynthe-seeffizienz von Waldbäumen 2,7 kg CO2 pro Quadrat-meter fixieren würde. Dagegen haben Biotreibstoffenur eine Nettoeffizienz von 0,1 %.“

(1) Agrosprit - Wie er zum Welthunger beiträgt – und was ihr dagegen tun könnt: siehe SOL Nr. 132, 133, 134 (2008) - DieMythen des Agrosprit SOL Nr. 135 (2009); Hunger durch Agrosprit: siehe SOL Nr. 143 (2011)

(2) http://www.nachhaltig.at/Agrospritpetition.pdf; https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/PET/PET_00021/index.shtml(3) CRUTZEN P.J., MOISIER A.R.; SMITH K.A., WINIWARTER W. (2007): N2O release from agro-biofuel production negates

global warming reduction by replacing fossil fuels. Atmos. Chem. Phys. Discuss., 7, 11191–11205, 2007:www.atmos-chem-phys.net/8/389/2008/acp-8-389-2008.pdf

(4) Nobelpreisträger über Bioenergie: „Ich will diesen Unsinn nicht unterstützen“ – in der Frankfurter Allgemeinen (FAZ) vom26.7.2012: http://www.faz.net/aktuell/wissen/zukunftslabor-lindau/nobelpreistraeger-ueber-bioenergie-ich-will-diesen-unsinn-nicht-unterstuetzen-11812273.html

(5) MICHEL Hartmut (2012): The Nonsense of Biofuels. In: Angew. Chem. Int. Ed. 2012, 51,2516-2518;http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/anie.201200218/full

(1) Agrosprit - Wie er zum Welthunger beiträgt – und was ihr dagegen tun könnt: siehe SOL Nr. 132, 133, 134 (2008) - DieMythen des Agrosprit SOL Nr. 135 (2009); Hunger durch Agrosprit: siehe SOL Nr. 143 (2011)

(2) http://www.nachhaltig.at/Agrospritpetition.pdf; https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/PET/PET_00021/index.shtml(3) CRUTZEN P.J., MOISIER A.R.; SMITH K.A., WINIWARTER W. (2007): N2O release from agro-biofuel production negates

global warming reduction by replacing fossil fuels. Atmos. Chem. Phys. Discuss., 7, 11191–11205, 2007:www.atmos-chem-phys.net/8/389/2008/acp-8-389-2008.pdf

(4) Nobelpreisträger über Bioenergie: „Ich will diesen Unsinn nicht unterstützen“ – in der Frankfurter Allgemeinen (FAZ) vom26.7.2012: http://www.faz.net/aktuell/wissen/zukunftslabor-lindau/nobelpreistraeger-ueber-bioenergie-ich-will-diesen-unsinn-nicht-unterstuetzen-11812273.html

(5) MICHEL Hartmut (2012): The Nonsense of Biofuels. In: Angew. Chem. Int. Ed. 2012, 51,2516-2518;http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/anie.201200218/full

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6 Frühjahr 2017 SOL Nr. 167

Also ist die moderne Landwirtschaft im Verhältniszur Forstwirtschaft (mit einem gut deckenden Be-stand) nur ca. 1/10 so effizient in der CO2-Bindung.Auch ist der Nettoenergiegewinn eines Hektar Wal-des unverhältnismäßig höher als jener des dün-gungsintensiven Ackerbaus. Aber auch diese Kritikverpuffte. Es ist einfach atemberaubend, wie ent-koppelt Politik und Wirtschaft, und mit diesen bei-den zusammen die willfährige Verwaltung, agierenkönnen, wenn die Profite durch Förderungen gesi-chert sind. Man täuscht also ein CO2-einsparendesPerpetuum-Mobile vor und negiert einfach sämtli-che biophysikalischen Gesetzmäßigkeiten.

Ob das gut geht? Denn der „Unsinn“, von dem derNobelpreisträger Hartmut Michel spricht, der findetschon fast 10 Jahre statt; in Nord- und Südamerika,in der EU und vor allem auch in Österreich.

Und was ist die österreichische Realität?

Bereits im Sommer 2008 stellten wir im SOL-Magazinfest: „Österreich ist für seine Größe ein überproportio-naler Täter.” Es wurden damals 120.000 Tonnen Agro-Diesel produziert, wobei aber wiederum über die Hälf-te des Pflanzenöls importiert wurde. Die Agro-Ethanol-Produktion war gerade im Anlaufen.

Und was hat sich bis 2015 ergeben? Wir bauen zwarim Verhältnis zum Durchschnitt der Jahre 2005/06um ca. 16 % mehr an Ölsaaten insgesamt an – waserklecklich wenig ist für die österreichische Produk-tion, denn gleichzeitig stagnierte der Rapsanbau aufca. 50.000 bis 60.000 ha. Das entspricht auch heute

noch kaum 10 % des österreichischen Agro-Diesel-Bedarfs. Dafür haben sich die Nettoimporte an Öl-saaten verdoppelt und erreichen heute ca. 356.000Tonnen. Parallel dazu sind die Importe an rohenpflanzlichen Ölen (netto) um den Faktor 2,3 ange-wachsen – von ca. 119.000 t auf 271.000 t.

Nachdem damit zu rechnen ist, dass der Nahrungs-und Futtermittelverbrauch eher konstant gebliebenist, muss davon ausgegangen werden, dass diese im-portierten Zuwachsmengen fast ausschließlich indie Treibstoffproduktion gingen. Wir erzeugen der-zeit in Österreich ca. 340.000 Tonnen Fett-Methyl-ester (FAME)1 – was aber wiederum nur 50 % der ge-samten Agro-Diesel-Beimischung entspricht.

Durch die politisch induzierten Vorgaben zur Beimi-schung – das sind 5,75 % gemessen am Energieinhalt,welche aber Österreich 2015 mit 8,9 % wesentlich über-erfüllte – erreichen wir einen Inlandsabsatz von ca.684.000 Tonnen (FAME plus die sogenannten „hydrier-ten Pflanzenöle“ HVO - vgl. Abb.). Letztere HVO betref-fen ca. 78.000 Tonnen, welche ausschließlich aus Süd-ostasien importiert werden und damit ausschließlich bil-liges und ökologisch bedenkliches Palmöl beinhalten. InSumme zeigt sich, dass nicht nur fast 50 % des in Öster-reich verbrauchten Agro-Diesels direkt importiert wer-den, sondern dass auch zusätzlich fast die gesamte In-landsproduktion des Agro-Diesels aus Importrohstoffenin Form von Ölsaaten und pflanzlichen Ölen aus demAusland stammt. Agro-Diesel ist somit von der Rohstoff-seite her fast ausschließlich ein Importprodukt – genau-so wie Mineralölprodukte. Neu ist aber: Die „Öl-

scheichs” sind jetzt die internationa-len Agrarhändler.

Nur um die Größenordnung desInlandsabsatzes an Agro-Dieseleinzuordnen: Wenn wir von einemjährlichen Agro-Dieselertrag von1,2 t/ha ausgehen, so entsprichtdas einer Fläche von 570.000Hektar, die wir gegenwärtig be-reits in die Tanks füllen. Das wä-ren ca. 42 % der österreichischenAckerfläche oder 71 % der Getrei-defläche – die aber ausschließlich„importiert“ werden. Dazu kämenca. 30.000 ha für den Inlandsab-satz an Agro-Ethanol. Also mankann mit Fug und Recht behaup-ten, dass größenordnungsmäßigin Österreich fast jeder zweiteHektar des Ackerlandes (d.h. 45%) im Tank der Autofahrer landet.

Allein beim Agro-Diesel zeigt sich,dass vorwiegend der internationa-le Agrar- und Mineralölhandel und

(1) Umweltbundesamt und BMLFUW (2016): Biokraftstoffe im Verkehrssektor 2016 – Gesamtbericht; für HVO gibt es keinenennenswerte Produktion in Österreich

(1) Umweltbundesamt und BMLFUW (2016): Biokraftstoffe im Verkehrssektor 2016 – Gesamtbericht; für HVO gibt es keinenennenswerte Produktion in Österreich

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SOL Nr. 167 Frühjahr 2017 7

ein paar inländische Verarbeiter profitiert haben.Wenn die österreichische Landwirtschaft in ökono-mischer Hinsicht positiv betroffen war, dann nur da-durch, dass allgemein in Europa die Preise bis ca.2012 für Ölsaaten und Getreide anzogen. Seitdemstagnieren sie aber, weil die Weltagrarmärkte sichauf die neue Situation eingestellt haben, bzw. daswieder billig gewordene Erdöl sowohl auf der Kos-ten- als auch der Ertragsseite entlastend wirkt. DieEinbindung der österreichischen Land- und Agrar-wirtschaft in den europäischen und globalen Marktwurde aber insgesamt verstärkt, die Handelsbezie-hungen für Agrarrohstoffe intensiviert und dieAgrarindustrie wurde entsprechend ausgebaut.

Dafür haben wir uns eine extrem zweifelhafteAgro-Diesel-Beimischung eingehandelt: Wir mögenzwar nur ca. 15 % unserer Beimischmenge aus Pal-möl herstellen (siehe dazu Kalkulationen des „Factsheet: Palmöl“ von Welthaus Graz)1 – was vielleichtfür Europa unterdurchschnittlich ist, denn in denletzten Jahren ging man davon aus, dass 43 % desEU-Agro-Diesels aus Palmöl stammt. Aber durch denenormen Import von Ölsaaten, Ölen und Fettderiva-ten helfen wir entschieden mit, die europäischenund globalen Märkte von pflanzlichen Ölen zu räu-men, und sind deshalb volle Teilhaber am Gesamt-prozess der Klimaerwärmung durch Regenwald- undÖkosystemvernichtung. Und durch das Treiben derglobalen Agrarpreise bis ca. 2012 sind wir auch Teil-haber am globalen Hungerproblem.

Wir können eine ähnliche Analyse auch für Agro-Ethanol anstellen. In diesem Fall haben wir nur ei-nen Inlandsbedarf (Beimischung) von ca. 90.000Tonnen pro Jahr. Hier weist Österreich – im Gegen-satz zu Agro-Diesel – mit ca. 220.000 Tonnen (durchein großes Werk in Pischelsdorf, NÖ) erheblicheÜberproduktionskapazitäten auf. Dadurch wurdenwir, von der Rohstoffseite her betrachtet, im Laufeder letzten 8 Jahre vom Nettoexporteur an Getreidezu einem Nettoimporteur. Also auch hier räumen wirdas Getreide vom EU- und Weltmarkt und dürftengroße Probleme haben zu argumentieren, dass das„Brot“ nicht im Tank der österreichischen und euro-päischen Autos landet.

Zum zweifelhaften CO2-Einsparungspotential stellteim Jänner 2015 Didier Bourguignon, Mitglied deswissenschaftlichen Dienstes des Europaparlaments,in einem Briefing-Paper fest2: Bei einer zusätzlichberechneten durchschnittlichen indirekten Landnut-zungsänderung erzeugt der Agro-Diesel durch-schnittlich um ca. 10 % mehr CO2, als er einspart (er„heizt“ also das Klima an), und selbst bei Agro-Etha-

nol („Bioethanol“) ist der Nettoeffekt nur zu ca. 25 %wirksam in der Abschwächung des CO2-Ausstoßes.Und was Didier Bourguignon noch feststellte: Bei-nahe 99 % der „Bio-Treibstoffe“, die gegenwärtig inder EU verwendet werden, stammen von Nahrungs-und Futterpflanzen.

Österreich hat 2015 mit 8,9 % das

Substitutionsziel deutlich übertroffen!

Und um es zum Schluss auch noch zu erwähnen:Nachdem wir seit 2005/06 große Mengen an Agro-treibstoffen einsetzen, hat es heuer 2016 erstmalseinen halbwegs informativen Bericht zu den „Bio-kraftstoffen im Verkehrssektor“ gegeben.3 Hier kön-nen einzelne Statistiken inklusive der Bilanzen zumHandel eingesehen werden. Und noch etwas erfah-ren wir daraus: „Über den Zeitraum des Kalender-jahres 2015 wurde das lt. Österreichischer Kraft-stoffverordnung geforderte Substitutionsziel von5,75 % (gemessen am Energieinhalt) mit 8,9 % deut-lich übertroffen.“

Warum dieser Fleiß im Land der Raiffeisentürme?Nach Schweden (ca. 13 %) sind wir damit führend inder EU – noch vor Frankreich, Deutschland, Polen,Italien, Dänemark und Tschechien. Österreich ist einführendes Agrosprit-Land geworden – sehr bedenk-lich.

Es gibt zwei Arten von Agro-Treibstoffen:

� Agro-Diesel, als Diesel-Ersatz bzw. Diesel-Beimischung: Dieser wird aus pflanzlichenÖlen und tierischen Fetten hergestellt. Pflanz-liche Öle wiederum stammen vorwiegend vonsogenannten Ölsaaten wie Raps oder Sonnen-blumen (90 % des Einsatzes in Österreich)oder werden aus Ölpalmen gewonnen. Manbezeichnet Agro-Diesel im internationalenSprachgebrauch als FAME (Fatty Acid MethylEsther) bzw. wenn er zusätzlich hydrolysiertwird, als HVO (Hydrotreated Vegetable Oils)

� Agro-Ethanol, als Benzin-Ersatz bzw. Ben-zin-Beimischung: Das ist die gängigste Alko-holform, die durch Fermentation und folgen-der Destillation aus zucker- und stärkehältigenPflanzen gewonnen wird. Rohstoffpflanzensind: Mais, Weizen, Zuckerrübe (89 % des Ein-satzes in Österreich), bzw. in Süd- und Mittel-amerika Zuckerrohr. Die größte österreichi-sche Fabrik befindet sich in Pischelsdorf (NÖ).

(1) Factsheet: Palmöl im österreichischen Agro-Diesel – Welthaus der Diözese Graz-Seckau:https://agrotreibstoffe.files.wordpress.com/2016/12/2016_12_factsheet_palmc3b6l_agrodiesel_c3b6sterreich.pdf

(2) BOURGUIGNON Didier: EU biofuels policy - Dealing with indirect land use change — European Parliamentary ResearchService Blog - https://epthinktank.eu/?s=biofuelshttp://www.europarl.europa.eu/RegData/etudes/BRIE/2015/545726/EPRS_BRI(2015)545726_REV1_EN.pdf

(3) Umweltbundesamt und BMLFUW (2016): Biokraftstoffen im Verkehrssektor 2016 – Gesamtbericht.

(1) Factsheet: Palmöl im österreichischen Agro-Diesel – Welthaus der Diözese Graz-Seckau:https://agrotreibstoffe.files.wordpress.com/2016/12/2016_12_factsheet_palmc3b6l_agrodiesel_c3b6sterreich.pdf

(2) BOURGUIGNON Didier: EU biofuels policy - Dealing with indirect land use change — European Parliamentary ResearchService Blog - https://epthinktank.eu/?s=biofuelshttp://www.europarl.europa.eu/RegData/etudes/BRIE/2015/545726/EPRS_BRI(2015)545726_REV1_EN.pdf

(3) Umweltbundesamt und BMLFUW (2016): Biokraftstoffen im Verkehrssektor 2016 – Gesamtbericht.

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8 Frühjahr 2017 SOL Nr. 167

Weniger Energie und Geld

verbrauchen: mit EnergieberatungWer hilft mir, wenn ich Energie sparen möchte und nicht weiß wie?

Von Josef Gansch, Mitglied der SOL-Taskforce Energie und Umwelt.

Es wäre schon wünschenswert, wenn sich jeder bei„Energiefragen“ auskennen würde; unser Ver-brauch würde vermutlich sinken anstatt zu steigen.Diesem Umstand trägt eine Vereinbarung zwischendem Bund und den Bundesländern Rechnung:Jede(r) muss bei Bedarf zu einer Energiebera-tung kommen können!

So geht’s: Entweder man ruft die Energieberatung an(Kontaktliste: www.nachhaltig.at/energieberatung.pdf)und stellt seine Fragen, oder man vereinbart einen Ter-min (vor Ort oder im Büro eines/r BeraterIn). Oft sinddie Leistungen gratis oder zumindest günstig, Haushal-te mit geringem Einkommen erhalten meist Ermäßi-gungen!

Beratungsthemen: Zumindest die Themen Neu-bau, Sanierung, Heizung und Strom werden angebo-ten, oft auch noch deutlich mehr!

Ziel dieser Beratungen ist, konkrete energiever-brauchs- und kostensenkende Maßnahmen zu er-kennen und aufzuzeigen. Fragen der Beratungskun-den werden dabei ebenfalls beantwortet.

Da die Beratungszeit begrenzt ist, ist es vorteilhaft,sich vorher auf der Homepage zu informieren. VieleFragen können durch leichtverständlich aufbereite-te Unterlagen schon beantwortet werden. Dabeiwerden jedoch sicherlich weitere, meist schwierige-re, Fragen auftauchen! Wichtig: Notieren Sie sichdiese Fragen, damit sie beim Beratungsterminnicht vergessen werden!

Hinweis: Energiesparen muss nicht immer was kos-ten! Oft kann schon durch eine Verhaltensänderung

Geld gespart werden. Wichtig beim Sparen ist, sei-nen eigenen Energieverbrauch zu kennen, also wieviel elektrischen Strom (kWh), wie viel Heizmaterial,aber auch wie viel Liter Treibstoff (Benzin oder Die-sel) verbrauche ich in einem Jahr? Darauf aufbauendkönnen Empfehlungen gegeben werden. Wer denVerbrauch kennt, kann auch beobachten, ob er grö-ßer oder kleiner wird – einzelne Maßnahmen, egalob im Verhalten oder aufgrund von Investitionen,zeigen bald ihre Auswirkungen. Wer seinen eigenenVerbrauch kennt, kann sich auch mit anderen ver-gleichen – im Idealfall mit effizienten Haushalten(siehe Tabelle oder www.strom-spar-familie.at).

Empfohlen wird, zumindest einmal im Monat denZählerstand abzulesen und zu notieren. Mit dieserEnergiebuchhaltung bekommt der EnergieberaterHinweise und kann Ratschläge abgeben.

Die Erfahrung zeigt, dass in fast jedem HaushaltEnergie eingespart werden könnte. Das heißt, eineKonsultation eines Energieberaters oder zumindestein Besuch auf der Homepage der jeweiligen Lan-desregierung zahlt sich in den meisten Fällen aus,für die Umwelt und auch für die eigene Geldbörse!

Kurze und prägnante Tipps gibt’s aufwww.energieberatung-noe.at/images/doku/

stromsparen_folder_energieberatung.pdf

Jeder Schritt zur Energieeffizienz, aber auch dasWeglassen von Geräten (Suffizienz) hilft, den Anteilvon fossilen Energieträgern und Atomkraft zu redu-zieren. Damit leisten wir alle einen Beitrag zur Errei-chung der Klimaziele. Jeder kann was tun!

Sonnige Grüß[email protected]

Personenim Haus-

halt

EffizienteStrom-

nutzung

DurchschnittlicherStromverbrauch

1 1.200 kWh 1.700 kWh

2 1.700 kWh 3.400 kWh

3 2.500 kWh 4.100 kWh

4 3.000 kWh 4.700 kWh

Stromverbrauch in Abhängigkeit von der Haushaltsgröße(ohne Warmwasserbereitung)1

Die Berater freuen sich, zu helfen(Foto: Energieberatung NÖ, © Doris Seebacher)

(1) Quelle: http://www.energieberatung-noe.at/images/doku//energiesparen_broschuere_energieberatung.pdf(1) Quelle: http://www.energieberatung-noe.at/images/doku//energiesparen_broschuere_energieberatung.pdf

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SOL Nr. 167 Frühjahr 2017 9

Gruß aus dem SOL-BüroUnsere neue Mitarbeiterin, die ab nun alle unsere Mitglieder, SpenderInnen

und KundInnen betreut, stellt sich vor.

Ich heiße Katarina Rimanoczy und bin 37 Jahre alt.Aufgewachsen bin ich in der Slowakei. Zum Studie-ren bin ich nach Deutschland gegangen, dann zumArbeiten in die USA und schließlich mit Sabi, mei-nem ungarischen Mann, in Wien gelandet. In einemgemeinschaftlich bewohnten Haus in der SeestadtAspern (brot-aspern.at) haben wir ein Zuhause, indem wir uns wohlfühlen, gefunden. Unsere Familiewurde um zwei kleine Zwerge größer. Seit Herbstgehen unsere beiden Buben in den Kindergarten. Soist in meinem Leben ein freies Fenster entstanden.Diese Zeit mit einer Tätigkeit zu füllen, die mir einenSinn gibt, bereichert mich sehr.

Den ersten Kontakt zum Verein SOL hatte ich vor vierJahren. Zufällig ist mir das SOL-Magazin in die Händegekommen. Als ich vom Ich-habe-genug-Fernkurs ge-lesen hatte, wusste ich sofort, dass dieser eine Chanceist, mein Leben neu aufzusetzen. Damals war ichschwanger und neu in Wien. Ich fürchtete mich vorder Vorstellung, dass ich mit einem Neugeborenenmeine Zeit nur zu Hause verbringe, ohne Kontakt zurAußenwelt.

Der Genug-Fernkurs war eine wundervolle Chance,meine Ängste aus dem Weg zu räumen. Es war fürmich eine sehr befriedigende Vorstellung, mit Gleich-gesinnten, die auch einen Neuanfang bei sich wagten,in Kontakt zu treten, ohne mein kleines Baby verlassenzu müssen. Meine Erwartungen sind in Erfüllung ge-gangen. Die Zeit mit dem Neugeborenen habe ich auchdank des Fernkurses genießen können.

Seitdem hat mich der Verein SOL nicht verlassen. Ichhabe immer wieder den Weg zu SOL-Veranstaltungengefunden und die echten SOLis kennengelernt. ImHerbst habe ich den Schritt gewagt, einen Ich-habe-genug-Nahkurs in der Seestadt Aspern zu gründen.Eine kleine, aber feine Gruppe von 12 Leuten trifft sich;nicht nur, um die spannenden Lektionen zu bespre-chen, sondern auch um gemeinsam themenbezogeneVeranstaltungen zu besuchen.

Nun stehe ich vor der Herausforderung,die Administration des SOL-Vereins gutzu bewältigen. Ich freue mich auf diespannenden Aufgaben, auf die Bespre-chungen mit bekannten und unbekann-ten SOLis, auf die virtuellen und persönli-chen Kontakte zu euch und darauf, euer

Anliegen mit bestem Wissen und Gewissen erledi-gen zu dürfen.

Ihr erreicht mich unter Tel. 0680 / 208 7651, [email protected] und persönlich Mo, Di, Do8.00–12.00 Uhr im Bauerngolflokal, Sapphog. 20/1,1100 Wien (Besuche bitte sicherheitshalber vorheranmelden). Ich freue mich, euch kennenzulernen!

Ich wünsche mir und uns ein Jahr voller kreativerIdeen, wo der Mensch im Einklang mit sich selbstund seinem Lebensraum leben darf.

Katarina Rimanoczy

Neue Datenbank

Zeitgleich mit Katis Arbeitsbeginn hat es „hinterden Kulissen“ bei SOL eine große Umstellung gege-ben: Die gesamten Mitgliederdaten haben ein neues„Zuhause“ bekommen, nachdem unsere bisherigeDatenbank das biblische Alter von 30 Jahren er-reicht hatte und nicht mehr zeitgemäß war. Bestel-lungen, die uns via www.nachhaltig.at/shop errei-

chen, können wir nun rasch und ef-fizient bearbeiten.

Die Neuentwicklung war ein 2-Jah-res-Projekt, und es wird in der An-fangszeit wohl auch zu manchenKinderkrankheiten kommen, z. B.dass du Zuschriften doppelt er-hältst oder das Abo trotz Zahlungausläuft, weil Zahler und Empfän-ger unterschiedliche Leute sind. Indiesem Fall bitten wir um Verständ-nis und Meldung an Kati.

Mario Sedlak

Kati an ihrem Arbeitsplatz im Bauerngolflokal

Mario ist unser ehrenamtli-cher technischer Betreuer

der Datenbank

Fr., 19. Mai: Nachbarschaftstag von14.00-20.00 im neuen SOL-Büro,Sapphog. 20/1, 1100 Wien!

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10 Frühjahr 2017 SOL Nr. 167

„Die Foodcoop hat mein Leben

verändert.“Brigitte aus dem Ich-habe-genug-Nahkurs in Wien-Aspern freut sich,

dem Konsumwahn zu entkommen. Von Mario Sedlak

Eine Foodcoop ist eine Einkaufsgemeinschaft. Wannimmer Brigitte Hunger bekommt, kann sie in denKeller ihres Wohnhauses gehen und sich Lebensmit-tel holen. „Ich bin dadurch viel entspannter. Stressi-ge Supermarktbesuche nach der Arbeit oder vormWochenende sind nicht mehr notwendig, weil ichweiß, in der Foodcoop gibt’s eh was“, erklärt sie.

Die Foodcoop wird von mehreren Hausbewohnernehrenamtlich organisiert. Als Lieferanten werdenkleine Bauernhöfe in der Nähe bevorzugt. Die Le-bensmittel sollten biologisch sein, aber das mussnicht unbedingt mit Zertifikaten belegt sein. Diens-tag wird bestellt, Freitag wird geliefert. Verderbli-che Ware gibt’s nur auf Bestellung, weshalb nurganz wenig im Abfall landet und die Produkte fastohne Aufschlag zum Einkaufspreis abgegeben wer-den. Lediglich für die Einrichtung des Lagers (Kühl-schränke, Regale, Waagen usw.) wird ein Gemein-kostenbeitrag von 3 Prozent eingehoben. Dafür müs-sen die Teilnehmer selbst putzen, aufräumen, Müllentsorgen und vor allem auch ihre Einkäufe abrech-nen. Das geht nur auf Vertrauensbasis, was auch derGrund ist, dass die Foodcoop für Hausfremde nichtzugänglich ist.

Wohnprojekt

Brigitte wohnt in einem Gebäu-de, wo 60 Erwachsene und 20Kinder in einer Art Wohnge-meinschaft leben. Das heißt: Ge-meinschaftseinrichtungen kön-nen von allen benutzt werden,die Verwaltung machen die Be-wohner selbst und Entscheidun-

gen werden gemeinsam getroffen. Jeder hat eine ei-gene Wohnung, aber es wird erwartet, dass man sichan gemeinsamen Aktivitäten beteiligt und gegensei-tig Unterstützung gibt. Für gesellige Menschen wieBrigitte ist dieses Konzept ideal: „Ich fühl mich hierirrsinnig geborgen.“

Wenn eine Wohnung frei wird, gibt es wie in einer Stu-denten-WG Aufnahmegespräche, um herauszufinden,ob die Leute, die einziehen wollen, zur Gruppe passen.Dadurch gibt es viele Gleichgesinnte im Haus und dienötige Vertrauensbasis für die Foodcoop.

Genuss ohne Konsum

Wie man auch ohne viel Geld glücklich werden kann,hat Brigitte von klein auf gelernt. Von ihren Elternbekam sie hauptsächlich Essen aus dem eigenenGarten. Es gab keine Banane, aber dennoch hatteBrigitte nie das Gefühl, auf etwas zu verzichten.„Das Essen schmeckte immer“, lächelt sie.

Jetzt, wo sie in der Seestadt in Wien-Aspern wohnt,freut sie sich über den namensgebenden Badeteich,in dem sie nach der Arbeit kostenlos schwimmen ge-hen kann. „Das ist wie Urlaub am Meer“, schwärmtsie. Außerdem gefällt ihr an der Seestadt, dass eshier (noch) keine „Konsumtempel“ gibt, sondern nurkleine Geschäfte. An der Seestadt wird bis minde-stens 2028 gebaut, deswegen kann sich das noch än-dern. Da einige Flächen für unkonventionelle Wohn-formen reserviert wurden, findet man hier über-durchschnittlich viele Menschen, die an Nachhaltig-keit und dem notwendigen gesellschaftlichen Wan-del interessiert sind.

Ein Auto braucht Brigitte nicht. „Zugfahren ent-spannt“, sagt sie. „Das kann die Zeitersparnis imAuto nicht aufwiegen.“ Sie versteht nicht, wieso dieAutofahrer so gerne im Stau stehen und nicht zumin-dest Fahrgemeinschaften machen.

Brigitte ist kein fanatischer Konsumverweigerer: Siegönnt sich gerne einen längeren Urlaub in Asien.

Foodcoops in Österreich:umweltberatung.at/foodcoops

Foodcoops in Deutschland:foodcoops.de

Foodcoop selbst gründen:foodcoops.at

Mehr über das gemeinschaftlicheWohnhaus, in dem Brigitte zuhauseist: lisa.co.at – Leben in der See-stadt Aspern. Für Gruppen werdenkostenlose Führungen abgehalten.

Termine unter [email protected]

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SOL Nr. 167 Frühjahr 2017 11

Solidarische LandwirtschaftAlternative Vermarktung oder Alternative zur Vermarktung? Von Lorenz Glatz sen.

Solidarische Landwirtschaft wird meist kurz so er-klärt: Konsument*innen zahlen jährlich oder monat-lich im Voraus einem Hof Geld für einen Anteil ander Ernte. Eventuell arbeiten sie sogar ein wenigfreiwillig mit. Als SOL im Jahr 2013 über solidarischeLandwirtschaft (kurz: SoLawi) berichtete (Sustaina-ble Austria 62; nachhaltig.at/SusA62.pdf), gab es inÖsterreich vier solche Projekte. Inzwischen sind esüber 20, mit deren Bio-Gemüse, -Kräutern, -Früch-ten, z. T. auch -Milchprodukten und -Fleisch insge-samt einige tausend Menschen versorgt werden. Esgibt keinen Preis der einzelnen Produkte und auchkeine fixe Menge, sondern es gibt die konkrete Ernteund die damit verbundenen Erfordernisse der Land-wirtschaft, denen alle Beteiligten für ein Gelingenauf ihre Weise gerecht werden müssen. Die Erntewird sodann nach den angemeldeten Bedürfnissenverteilt.

Neue Entwicklungen werden oft nach alten benannt.So heißt SoLawi oft „alternative Vermarktung“; siewird auf die Aktivität von Bauern reduziert, mit dersie kaufkräftige Abnehmer*innen für ihre Produktefinden und möglichst an sich binden wollen. Dafürgibt es inzwischen auch Hilfestellungen bei Land-wirtschaftskammer und Bio-Austria.

Der Markt steht ja im Zentrum unserer Wirtschafts-ordnung. Er beruht aber auf Konkurrenz – des einenErfolg ist der anderen Niederlage, Rücksicht ist po-tentiell existenzgefährdend. Eine Einbettung in soli-darische menschliche Beziehungen und Rücksicht-nahme auf die Natur steht im Widerspruch zu seinerLogik und wird bei Bedarf geopfert.

Das Neue an SoLawi sind aber genau diese mensch-lichen Beziehungen und vor allem die Logik derRücksicht auf einander, die künftigen Generationenund die Mitwelt. So werden z. B. bei etlichen Initiati-ven die finanziellen Beiträge nach den individuellenMöglichkeiten selbst bestimmt. Auch wie viel dieMitglieder wovon bei der wöchentlichen Abholungmit nach Hause nehmen, können sie bei manchenProjekten in „freier Entnahme“ selbst bestimmen.Mitarbeit bei der Verteilung, auf den Feldern und beider Verwaltung des Projekts ist allgemein freiwilligund meistens ehrenamtlich.

„Ge(meinsam)La(ndwirtschaften) Ochsenherz“, dieerste Initiative in Österreich, besteht deshalb noch,weil es diese menschlichen Beziehungen und dieseandere Logik gibt: Der Großteil des gepachtetenAckerlands ging durch Umwidmung in Bauland ver-loren. Die gesamte Infrastruktur (Folientunnel,Brunnen, Strom, Wasser, Kanalisation und Contai-ner) musste auf dem einige Kilometer entfernten

kleinen Eigengrund neu errichtet werden. Das ge-lang nur durch den gemeinsamen Arbeits- und Geld-einsatz aller Beteiligten. Es war dies ein Zusammen-rücken, das demnächst zur Gründung einer Stiftung(tinyurl.com/rasenna17) führen soll. In diese sollendie angeschaffte Infrastruktur und ein Teil des Ei-gengrunds eingebracht und durch die Stiftung überden Wechsel der aktuell beteiligten Menschen hin-aus auch in Zukunft für Gemeinschaften solidari-scher Landwirtschaft gesichert werden.

International heißt SoLawi „Community SupportedAgriculture“ (CSA). Grundkonsens ist Solidaritätstatt Marktlogik: „Essen ist Gemeingut, keineWare“, steht unter den CSA-Leitprinzipien der „Er-klärung der europäischen CSA-Bewegung“ vom Ok-tober 2016. Kooperation gibt es nicht nur innerhalbder Projekte, sondern sie soll auch die Konkurrenzzwischen diesen durch Absprachen und gegenseiti-ge Hilfe ersetzen. GeLa Ochsenherz hat das in einemPositionspapier so zusammengefasst: „GeLa / SoLa-wi / CSA sind keine alternative Form der Vermark-tung, sondern eine Alternative zur Vermarktung!“

Wer sind die Profis, wer die Helfer?

Zum Weiterlesen: www.ochsenherz.at

Einige Ernteanteile für 2017/2018 sind übrigensnoch zu haben (um durchschnittlich � 110,- proMonat). Ein Ernteanteil entspricht dem, was einGemüsefreund in einer Woche so braucht. Abho-len kann man das in „freier Entnahme“ ganzjährigwöchentlich beim Wiener Naschmarkt und amGärtnerhof in Gänserndorf, etliche Abholstellenfür Kistl (während der Saison) sind über Wien ver-streut.

Anmeldungen unter: [email protected] in Österreich: tinyurl.com/solawi17In Deutschland: solidarische-landwirtschaft.org

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12 Frühjahr 2017 SOL Nr. 167

Kürbisse selbst anbauenVon Hannah Bruckner.

Als Gärtnerin liebe ich Kürbisse we-gen ihrer kinderleichten Anzuchtund ihrer Schönheit. Man nehmeAnfang Mai einen Kern (oder zwei),stecke ihn in einen nicht zu kleinenTopf (oder in einen großen Jo-ghurt-Becher mit Abzugloch), bede-cke mit feuchter, guter Erde undwarte etwa eine Woche im warmenZimmer. Sehr schnell erscheinendie Keimblätter, die natürlich dannviel Licht brauchen, z. B. an einemhellen Fenster. Die Pflanze darfnicht zu nass, aber auch nicht zu trocken stehen, dannwerden rasch große Blätter treiben. Nach den Eisheili-gen – Mitte bis Ende Mai – pflanzt man den Kürbis nachdraußen an eine sonnige und nährstoffreiche Stelle.Ein reiches Nährstoffangebot erreicht man durch ver-schiedene Möglichkeiten:

A) durch Vermischen der Erde mit Kompost

B) durch Vermischen der Erde mit einer HandvollHorngrieß (wirkt schnell) und Hornspäne (wirkenspäter) plus einer kleineren Menge Stein- oder Lava-mehl (oder Asche eines früheren Lagerfeuers)

C) durch Vermischen der Erde mit einer Handvollpelletiertem Rindermist plus wieder Stein- oder La-vamehl (oder Asche eines Lagerfeuers).

Wer all das nicht zur Verfügung hat, kann während desWachstums möglichst jede Woche mit verdünnter

Brennnesseljauche gießen. Unterden genannten Bedingungen wirdsich die Kürbispflanze gut entwi-ckeln, zu gut, wenn man sich vor-her nicht überlegt hat, wie vielPlatz ein Kürbis wirklich braucht.Also kurz gesagt: Wenn man nichtwill, dass der Kürbis alle anderenGemüsekulturen überwuchert,sollte man ihn bewusst als Kletter-pflanze z. B. auf einen Baum oderStrauch, Klettergerüst oder Mauerwachsen lassen.

In Augenhöhe lassen sich auch die wunderschönenBlüten viel besser bewundern. Sie nehmen es mit jederBlütenpflanze auf! Auch die Blätter – wenn nicht gera-de vom Hagel zerfetzt – sind die reinste Zierde. Ichhabe eine alte Holzleiter zum Aufklappen als Kletterge-rüst für eine Kürbispflanze bestimmt. Im Nu haben dieRanken die Leiter umhüllt und ein dicker, runder Kür-bis steht eingeklemmt zwischen zwei Sprossen. Weite-re Früchte hängen an den Trieben.

An anderen Stellen wachsen bei mir Kürbispflanzenin Obstbäume hinein – ganz ohne Probleme. Es siehtwirklich fantastisch aus, obwohl ich es so nicht ge-plant hatte. Ich habe nämlich im Mai einfach „ural-te“ Kürbissamen (älter als 5 Jahre) auf ein StückErde gestreut und war sicher, dass da eh nichtsmehr kommt. Aber weit gefehlt: Vermutlich sind alleSamen gekeimt, alles war bedeckt mit kleinenPflänzchen, die rapide heranwuchsen. Ich beglückteFreunde und Nachbarn mit Kürbissen, hatte abernoch immer so viele, dass ich sie an alle möglichenund unmöglichen Stellen (z. B. an den Fuß von Obst-bäumen) setzte. Sterben sollten sie keinesfalls!

Fast hätte ich vergessen, zu erwähnen, dass Kürbis-pflanzen sehr gerne von Schnecken verspeist wer-den und entsprechender Schutz anfangs vonnötenist. Bei mir hat sich ein Schneckenzaun aus rostfrei-em Edelstahl bewährt.

Hat man mehrere Sorten Kürbisse und/oder Zucchi-ni im Garten, lässt sich dieses Gemüse nicht sorten-rein züchten, weil sich die Pflanzen untereinanderkreuzen. Besonders problematisch sind Zierkürbis-se: Diese sind bitter und giftig und die entstandenenMischungen ebenfalls.

Bezüglich leichter Samenentfernung hat sich eineKürbissorte sehr bewährt, nämlich der Butternuss(Butternut)-Kürbis. Dieser hat alle Samen in einerkleinen, runden Höhle im bauchig verdicktenFrucht-Ende.

Kürbisblüte mit Biene: Jetzt geht’s zurSache! (pixabay.de)

Wien; freiwilligerMitarbeiter

Auf der Suche nach derMöglichkeit, gesell-schaftlich mehr beizu-tragen, bin ich auf dieJobausschreibung vonSOL gestoßen.

Da ich in meiner Tätig-keit als selbständigerDesigner weniger mit gesellschaftlichen odernachhaltigen Themen zu tun habe, bietet mir dasVolontariat bei SOL einen optimalen Ausgleich.

Durch die sehr offene Struktur bei SOL kann ichmich in jedem Bereich einbringen und kann miraussuchen, welche Projekte mich interessierenund wo ich mitarbeiten möchte.

SOL-MitarbeiterInnen stellen sich vor:

Martin Zanolin

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SOL Nr. 167 Frühjahr 2017 13

Falsche Gentechnik-VersprechungenNeue Studien zeigen, dass die Gentechnik nicht die behauptete Hilfe für die Ernährung

der wachsenden Erdbevölkerung und für die Anpassung an geänderte

Umweltbedingungen ist. Von Astrid Tröstl, Oskar Luger und Katrin Urferer.

Fast alle derzeit angebauten gv (gentechnisch verän-derten) Pflanzen haben ein Gen für eine Herbizidresis-tenz oder eine Insektenresistenz oder beides einge-baut. Im Falle der Herbizidresistenz werden die Kultur-pflanzen gegen ein Totalherbizid wie Roundup mit demWirkstoff Glyphosat unempfindlich gemacht. Insekten-resistente Pflanzen erzeugen ein Gift, das sie vor Insek-tenfraß schützt, da das Insekt stirbt, wenn es davonfrisst.

Beide Resistenzen sollten, so die Saatgut- und Chemie-konzerne, wie Monsanto oder Bayer, die Arbeit erleich-tern und zu höheren Erträgen führen. Anfangs brach-ten die gv Pflanzen deutliche Vereinfachungen, waswohl der Hauptgrund war, dass die meisten Farmer inden USA und Kanada auf gv Pflanzen umgestellt haben- erleichtert durch gentechnikfreundliche Regierungenund eine weniger kritische Bevölkerung.

Der Ertrag ist langfristig allerdings nicht gestiegen. Einausführlicher Vergleich der Landwirtschaft in Europa,die weitestgehend auf Gentechnikfreiheit gesetzt hat,und der Landwirtschaft in den USA und Kanada ergab,dass die Gentechnik keinen höheren Ertrag bringt,wohl aber zu höherem Agrargifteinsatz geführt hat.1 DaUnkräuter mit der Zeit resistent gegen das Totalherbi-zid werden, muss der Glyphosateinsatz ständig gestei-gert werden. Inzwischen werden in der gv Landwirt-schaft zusätzliche Herbizide eingesetzt, und dennochwerden die Farmer der Unkräuter oft nicht mehr Herr.

In einer Veröffentlichung des US-Landwirtschaftsmini-steriums von 2014 steht ebenfalls, dass bei herbizidre-sistenten Pflanzen kein Mehrertrag beobachtet wird.Bei den insektenresistenten Pflanzen wurden aller-dings oft, wenngleich nicht immer, Mehrerträge beob-achtet; verständlich, da der Hauptschädling nicht über-lebt.2 Inzwischen werden aber auch die Schadinsektengegen das gentechnisch eingebaute Gift resistent, unddie Wirkung des Giftes geht verloren.3 4

Als Folge davon wurden inzwischen Missernten beob-achtet, weil die Schadinsekten sich unbehelligt ver-mehren, oder weil sich wegen des Wegfalls des Haupt-schädlings Sekundärschädlinge stark vermehren. InBurkina Faso5 und Indien6, die beide weitgehend auf gvBaumwolle umgestellt haben, geht man inzwischen auf

alte, nicht gv Pflanzen zurück. Burkina Faso hat außer-dem noch das Problem, dass die neuen gv Pflanzen Fa-sern mit schlechter Qualität haben.5 In den USA setzenFarmer beim Maisanbau inzwischen zusätzliche Insek-tizide ein oder steigen aus dem Maisanbau aus.4

Auch beim zweiten erwähnten Hauptargument, bei derAnpassung an geänderte Umweltbedingungen, kanndie Gentechnik wenig vorweisen, und es erweist sichdie konventionelle Züchtung als viel erfolgreicher.7

Zudem verstärkt oder bringt die gentechnische Verän-derung von Pflanzen auch andere Problembereiche, dieebenso wichtig für die Sicherung der Welternährungsind. Erhöhte Saatgutpreise, hoher und somit teurerDüngemittelbedarf und verwendete Giftmengen solltenin den Überlegungen eine wichtige Rolle spielen. Be-sonders, wenn es um die Landwirtschaft in den Län-dern des Südens geht. Die Länder des Südens stehenseitens der Konzerne und der US-Regierung, unter-stützt von der Melinda und Bill Gates Stiftung, unterDruck, gv Pflanzen zu genehmigen, während Bauern-verbände, lokale Organisationen8 oder AktivistInnenwie Vandana Shiva sich dagegen wehren.

Den Gewinn haben die großen Saatgut- und Chemie-konzerne, die über Patente die Rechte auf immer mehrPflanzen bekommen. Das ist ganz besonders besorgnis-erregend, denn es geht um die Verfügungsgewalt überdie Ernährung der Menschheit.

Katrin Urferer, Oskar Luger und Astrid Tröstl (v.l.n.r.):AutorInnen eines neuen Gentechnik-Buchs: Gentechnik

geht uns alle an (Springer, 2016, 224 Seiten, � 17,99)

(1) http://www.nytimes.com/2016/10/30/business/gmo-promise-falls-short.html?_r=4(2) https://www.ers.usda.gov/webdocs/publications/err162/43667_err162_summary.pdf(3) http://sciencev2.orf.at/stories/1735191/index.html(4) http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0169115(5) http://www.dw.com/de/burkina-faso-abkehr-von-genveränderter-baumwolle/a-19361005,

(6) http://timesofindia.indiatimes.com/city/hyderabad/AP-opposes-royalty-to-Bt2-cotton-seed-cos/articleshow/51557437.cms,(7) Oskar Luger, Neue ertragreiche Pflanzensorten – besser ohne Gentechnik, sol magazin, 159, 2015(8) für Afrika siehe beispielsweise die Seite des African Centers for Biodiversity, http://acbio.org.za

(1) http://www.nytimes.com/2016/10/30/business/gmo-promise-falls-short.html?_r=4(2) https://www.ers.usda.gov/webdocs/publications/err162/43667_err162_summary.pdf(3) http://sciencev2.orf.at/stories/1735191/index.html(4) http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0169115(5) http://www.dw.com/de/burkina-faso-abkehr-von-genveränderter-baumwolle/a-19361005,

(6) http://timesofindia.indiatimes.com/city/hyderabad/AP-opposes-royalty-to-Bt2-cotton-seed-cos/articleshow/51557437.cms,(7) Oskar Luger, Neue ertragreiche Pflanzensorten – besser ohne Gentechnik, sol magazin, 159, 2015(8) für Afrika siehe beispielsweise die Seite des African Centers for Biodiversity, http://acbio.org.za

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14 Frühjahr 2017 SOL Nr. 167

Die Bremer Stadtmusikanten„Deutschlands erste Graue-Panther-WG“. Von Eva Meierhofer.

Auf den Vergleich mit dem 1975 gegründeten Deut-schen Senioren-Schutzbund und der daraus hervor-gegangenen Partei „Graue Panther“ (agp-bv.de)stieß ich schon vor 20 Jahren. Man verbindet sie mitSenioren, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen.Das passt zu diesem Märchen.

Die Bremer Stadtmusikanten sind ein Schwankmär-chen. Man freut sich mit den Helden, die auch Senio-rentiere sind. Tatsächlich waren Menschen frühermehr von Altersarmut bedroht als heute, aber nicht

nur deswegen sind die vier gesellschaftliche Außen-seiter. Tiere stellen in Märchen Seelenaspekte desMenschen dar.

Der Esel ist meist negativ behaftet, als dumm undstörrisch. Dabei ist er ein sehr kluges Tier. Manchealte Mythen erkennen das noch an, z.B. die Ge-schichte des Sehers Bileam, der den Engel Gottesnicht erkannte, sein Esel dagegen schon (vgl. AltesTestament, Buch Numeri 22, 22-30). Mit der Einfüh-rung des Pferdes wurde der Esel zum Lasttier degra-diert, weshalb er auch Demut symbolisiert. Bis aufden Starrsinn fehlen unserem Esel diese Eigenschaf-ten. Er war keineswegs dumm, sondern erkannte,woher der Wind wehte. Er fügte sich nicht demütigin sein Schicksal, sondern lief davon.

Den Hund kennzeichnet die Nähe zum Menschen, ersymbolisiert Treue und Gehorsam, aber auch Trieb-haftigkeit. Als Wächtertier ist er in vielen Mythen einWächter zwischen Diesseits und Jenseits, weshalb inMärchen symbolische Tore zur Anderswelt – Schatz-höhlen, verwunschene Schlösser – oft von Hundenbewacht werden. Seine Treue geht bis zur Unter-würfigkeit. Der Hund in diesem Märchen ergreiftauch nicht selbst die Initiative, er muss vom Eseldazu angestoßen werden.

Die Katze umgibt von jeher etwas Geheimnisvolles,zum Teil Dämonisches. Sie ist unberechenbar, kannim Dunkeln sehen. Nur in ganz frühen Kulturen, wiedem alten Ägypten, war sie eine Beschützerin desHauses, der Mütter und der Kinder.

Der Hahn ist ein Wächtertier am Übergang Tag –Nacht. Er ermahnt uns zur Wachsamkeit. Fast jederkennt die Geschichte vom heiligen Petrus, der durchden Schrei eines Hahnes aufmerksam zur Besinnunggebracht wurde (vgl. Neues Testament, Mt 26, 69-75).Auch dieser Hahn kündigt ein mythologisches Fest an,

Mal aus Plüsch... (pixabay.de)

Charity Walk

SOL ist seit vielen Jahren Mitgliedsorganisationbeim Umweltdachverband. Am besten lässt sichder UWD, wie er kurz genannt wird, beschreiben,als Verband der Naturnützer und Naturschützer.So gehören beispielsweise Land&Forst BetriebeÖsterreich, Biomasse Austria, der Alpenvereinund der Naturschutzbund zu den insgesamt 37Mitgliedern.

Wenn du die Arbeit des UWD als wichtig empfin-dest und gerne noch mehr darüber erfahrenmöchtest, gibt es eine sehr genussvolle Möglich-keit dazu mit dem „Charity Walk“. Am 29. und 30.April 2017 findet eine zweitägige Wanderung, dieentlang der Donau, durch Wälder und über Wein-berge vom Nationalpark Donau-Auen bis ans Uferdes Neusiedler Sees führt, statt. Alle Teilnehme-rInnen erhalten von mitwandernden Naturver-mittlerInnen sowie an zahlreichen Info-StationenEinblicke in die eindrucksvolle lokale Flora undFauna und können sich mit Schmankerln aus derRegion stärken. Die Teilnahmegebühr fließt alsSpende in Projekte zum Schutz ebendieser be-suchten Lebensräume.

www.wirfuerumwelt.at/charity-walk-2017

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Höchster Standard für Ökoeffektivität. Cradle to CradleTM zertifizierte Druckprodukte innovated by gugler*.Bindung ausgenommen

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„Wenn der Berg ruft“... nutzt SOL-Mürztal das für einen Ausflug und findet die Hoffnung auf eine bessere

Welt. Von Eva Meierhofer.

Vom 4. bis 6. November fand rund um den Kulm daserste Kulm-Andersweltzeit-Erzählfestival statt, orga-nisiert vom Verein Erzählerey. Die SOL-Regional-gruppe Mürztal nutzte diese Gelegenheit zu einemAusflug. Ausgesucht wurde die Veranstaltung„Wenn der Berg ruft“, die am Sonntag, 6. November,im Gasthof Ackerwirt direkt am Fuße des Kulm statt-fand. Um 10.00 Uhr begann ein Vormittag vollerMärchen und Sagen. Die vier Erzählerinnen MarionWiesler, Franziska Krenn, Astrid Hämmerle undChrista Schmollgruber erzählten Geschichten ausden Bergen, wobei sie durch die Steiermark, nachTirol und Salzburg reisten und auch Geschichtenrund um den Kulm zum Besten gaben. Der Saal warbis auf den letzten Platz besucht, nicht nur Kinderlauschten den Geschichten von versunkenen Bur-gen, Zähnen, die sich in Gold verwandeln, von Rie-sen und von Zwergen. Da fast alle Erzählerinnenauch als Autorinnen tätig sind, gab es auch einigeBücher zu kaufen.

Über das Wochenende fanden Veranstaltungen rundum den Kulm statt. So am Freitag, den 4. November, imSchloss Stubenberg, am Samstag, 5. November in derAula der Volksschule Puch und am Sonntag eben im

Gasthof Ackerwirt. Das Festival wurde veranstaltetvom Verein Erzählerey, der seine Aufgabe in der För-derung des Erzählens sieht. Sieben Erzähler/innen ge-stalteten die Events. Neben den bereits Erwähnten wa-ren auch Ursula Walch, Gundvon Dreiweg und Frede-rik Mellak zu hören. Mitbegründerin und Obfrau desVereins ist die Erzählerin Marion Wiesler, die mit ihrerFamilie am Fuße des Kulm lebt und dort einen Semi-narhof betreibt. Laut ihr sollte der Berg auch Heilungerfahren, da er im Lauf seiner Geschichte einiges mit-gemacht hat, nicht nur wettertechnisch. Deshalb wur-de bei der Veranstaltung beim Ackerwirt ein aus Zwei-gen geflochtenes Modell des Kulm aufgestellt, und jedeErzählerin brachte ein symbolisches Bildchen an mit ei-nem Wunsch für den Berg.

SOL-Mürztal möchte weitere solche Orte der Hoff-nung aufsuchen, um zu sehen, wie es möglich ist, So-lidarität, Ökologie und andere uns wichtige Themenin unser Leben zu integrieren. Wir erhoffen uns An-regungen und zugleich die Möglichkeit, gemeinsametwas zu unternehmen. Unsere Ausflüge werden wirvon Monat zu Monat planen und rechtzeitig be-kanntgeben.

Wer Interesse hat mitzukommen, melde sichbei Eva Meierhofer, 0664 322 16 62,[email protected].

Der Kulm zeigt den SOLis seine Schätze(Foto: Klaus Streichert)

Daueraufträge helfen uns planen.

Wenn du einen Dauerauftrag für SOL einrich-test, bekommst du von uns als kleines Geschenkein Buch, ein T-Shirt o. ä. – wir melden uns, damitwir „das Richtige” treffen!

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SOL Nr. 167 Frühjahr 2017 17

Gesellschaftlicher Wandel? Ja,

gemeinsam.jetzt schaffen wir das!In der Steiermark gibt es eine neue Plattform zur Vernetzung zukunftsfähiger Initiativen.

SOL macht mit. Von Hansi Herzog und Wolfgang Kogler.

Immer mehr zivilgesellschaftliche Initiati-ven und Akteur*innen machen sich auf denWeg, um Lösungsansätze für Ein Gutes Le-ben für Alle zu entwickeln und zu erproben.Zahlreich sind dabei lokale sowie globale,gesamtgesellschaftliche Herausforderun-gen. Zugleich wächst der Frust über eine ankapitalistischen Strukturen festhaltende Po-litik und Wirtschaft. Scheinbar sind sie nichterreichbar, um zielorientiert den Bedürfnissen undForderungen der Bürger*innen nachzugehen.

Da es nicht die eine Lösung für die komplexen Pro-blemstellungen gibt, haben wir es uns zum Ziel ge-setzt, die Energie der bereits aktiven Pionier*innendes Wandels zu bündeln. Ihr Handeln und Engage-ment wird für die breite Öffentlichkeit sichtbar ge-macht und damit ein nachhaltiger gesellschaftlicherWandel unterstützt.

Die Entwicklung der Plattform

Vor zwei Jahren fanden wir uns beim ersten GrazerInitiativentreffen als sechsköpfiges Team unter-schiedlichster Initiativen – SOL-Graz1, Kumpanei –Wohnen in Graz, Gemeinwohlökonomie Stmk., Styr-rion Regionalwährung, Talente-Tausch Graz, Hofkol-lektiv kleinerHof – zusammen.

Entsprechend dem Ansatz lokalen Handelns entwi-ckeln wir seither das lokale Netzwerk steiermark.gemeinsam.jetzt! Mit der Releasefeier am Sa., dem25. März, beenden wir die einjährige Test-Phase derWebplattform und treten im neuen Gewand die

öffentliche Bewerbung an. 2017 istauch das Jahr, in dem wir uns aufden Weg machen, andere Vernet-zungs-Initiativen aus dem ganzenLand kennen zu lernen – wir möch-ten uns mit den Initiativen öster-reichweit auf den gemeinsamenWeg machen.

Gemeinsame Vision und Ziele –

unsere Rolle?

Kernelement unserer Arbeit: Wir stellen das „Spiel-feld“ für zivilgesellschaftliche Akteur*innen zur Ver-fügung. Wir bieten online die Webplattform für dieInitiativen – die Gemeinschaftsbildung passiert aberim direkten Begegnen der Menschen. Räume undTreffpunkte sollen nutzbar gemacht werden. So wol-len wir Information, Kommunikation und Organisati-on zu den Themen Ernährung – Gesellschaft – Kultur– Ökologie – Politik – Wirtschaft – Raum fördern.

Im Sinne eines Netzwerkmanagements möchten wirden Prozess begleiten und Aktive unterstützen. Ini-tiativen und Akteur*innen im Netzwerk bringen sichmit ihrem ganz speziellen Fokus und Expertisen ein,ohne die eigene Individualität zu verlieren. Wir se-hen uns daher als Organisations-Dienstleister für diegemeinsame Sache.

Die Plattform hat einen Vorschlag erarbeitet, umganz konkret mit den Initiativen den Weg in eine le-benswertere Zukunft zu lenken. Dieser soll und kannnur gemeinsam weiter entwickelt werden – gemein-sam wollen wir mehr erreichen! Jetzt handeln, umdie Vision und den Wandel für Ein Gutes Leben fürAlle zu erreichen!

steiermark.gemeinsam.jetzt –Plattform für gesellschaftlichen Wandel

Einladung zur

Releasefeier

Sa., 25. März, Forum Stadtpark, Graz

9:00 – open end

� Workshops für Initiativen� Markt der Initiativen� Präsentation der Plattform� Gemeinsamer Abend - Feiern

Mehr Infos findet ihr auf unserer Website:https://steiermark.gemeinsam.jetzt

Beispiele für weitere

Initiativen-Netzwerke

� initiative-zivilgesellschaft.at (Österreich)� plattformZivilgesellschaftKaernten.at� wandeltreppe.net (Vorarlberg)� zivilgesellschaftSalzburg.org� transitionAustria.ning.com

(1) Wir danken unserem SOL-Vorstandsmitglied Waltraud Geber für den engagierten Einsatz bei diesemProjekt! (Anmerkung der Redaktion)

(1) Wir danken unserem SOL-Vorstandsmitglied Waltraud Geber für den engagierten Einsatz bei diesemProjekt! (Anmerkung der Redaktion)

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18 Frühjahr 2017 SOL Nr. 167

Was kommt nach der Krise?Überlegungen zur Evolution. Von Ernst Gehmacher.

Das Weltmodell des Club of Rome sagte vor45 Jahren (Forrester 1971, Meadows 1972)schon für die Jahrtausendwende eine Welt-bevölkerung von 12 Milliarden voraus undverkündete die Grenzen des Wohlstands-Wachstums an der Barriere von Ressourcen-verknappung und Umweltzerstörung. Soschnell ist das nicht gegangen. Die Weltbe-völkerung von damals 3,8 Milliarden hatsich heute auf 7,5 Milliarden vermehrt, dochmit einer Tendenz zur langfristigen Stabili-sierung, vielleicht unter den 12 Milliarden –wenn die „Aufklärung“ sich durchsetzt: zurweiblichen Emanzipation und Berufstätig-keit, zur Reduktion der Kindersterblichkeitund Kinderzahlen, zum Ende der Machtnut-zung von „Menschenmaterial“.

Die andere Seite der Menschheitsbedrohung gehtvon Ungleichheit und Wachstums-Triebkräften inder Wirtschaft aus. Das Pro-Kopf-Einkommen (unterHerausrechnung der Inflation) weltweit hat sich von1870 bis 1973 von 870 Dollar auf 4083 Dollar in hun-dert Jahren fast verfünffacht, in den 35 Jahren da-nach auf 7614 Dollar fast verdoppelt – die Wachs-tumsrate ist von 1,6 % im Jahr auf 2,9 % jährlich ge-stiegen (in China von 838 auf 6725 Dollar – mit ei-nem Jahreswachstum von 6,1 %, das ist eine Verdop-pelung alle zwölf Jahre). Und nirgendwo zeigt sichschon eine über die Jahre gehende Stagnation. Dennmit der Konzentration von Gier wie Gerechtigkeitauf die Geldwirtschaft und die ökonomischen Res-sourcen ist das Wirtschaftswachstum nicht einzu-bremsen.

Und so lange menschliches Glück über die Vermeh-rung der Glücksmittel Geld und Macht verfolgt wird,muss dieser „Wettlauf mit der Katastrophe“ früheroder später in die Apokalypse münden – in die Krisezum nächsten Quantensprung der Evolution, die imLaufe der Zeit schon unzählige Tierarten, bis zu denSauriern, und große Kulturen, vom Rom der Cäsarenbis zu den faschistischen Eroberern, blutig unterge-hen ließ, um dem Neuen Raum zu geben. Nur dasneue, besser Angepasste hat eine Chance. Wo liegtda heute der Weg in die Zukunft? Wohin führt dienächste „Aufklärung“?

Die Hoffnung liegt im Quantensprung

des Wissens.

Wissenschaft und Technik haben zwar die Evolutionzu Massenvermehrung, Umweltbelastung undkämpferischer Selbstzerstörung bedrohlich be-schleunigt. Aber es scheint auch ein Punkt erreicht,wo eine Selbststeuerung von Individuum, Gemein-

schaft und Gesellschaft zu einer vollen Glücksfin-dung mit Maß und Ziel in steter Anpassung möglicherscheint. In Harmonie mit den Naturgesetzen, dieman auch als metaphysische Regeln verstehen kann.

Als wesentliche Ziele lassen sich da wenige großeForderungen ausnehmen, die eigentlich schon langeals moralische Normen existieren, aber nie ganz rea-lisiert wurden – weil Wissen und Techniken zu ihrerallgemeinen Durchsetzung nicht ausgereicht haben:

� Lebensstil und Ressourcen-Nutzung, die für diejeweilige Kultur-Einheit – und das ist nun die ge-samte Menschheit und die Lebens-Sphäre unse-res Planeten – ein Optimum an Wohl bieten(GLÜCKS-KULTUR);

� die Erziehung und Menschenbildung zu einer so-zialen und selbstbewussten Persönlichkeit mitEmpathie und Integrationsfähigkeit über alle so-zialen Differenzen(MENSCHLICHKEITS-BILDUNG);

� die Pflege eines sozialen Beziehungsnetzes füralle, unabhängig von Fähigkeit, Leistung undRang (SOZIALE EINBETTUNG);

� Gestaltung und Dosierung von Leistung, Lernenund Arbeit jeder Art als lustvolle Selbstentfaltungund Tätigkeitsfreude (INTRINSISCHEMOTIVATION):

Es sei betont, dass heute noch die wichtigsten Trieb-kräfte im größten Teil der Gesellschaft diesen Postu-laten entgegenstehen. Geldwirtschaft und Suchtver-halten, Rangordnungen und Egoismen, Schuldjustizund Leistungsmoral, Lernzwang und Erfolgsbezah-lung, soziale Diskriminierung und Isolierung, Tech-nik-Vergötterung und Werbe-Verführung, digitaleEntmündigung und politischer „Wählerfang“ müss-ten in einer neuen „Aufklärung“ abgebaut werden,zugunsten einer „Alternativkultur“ der gemein-

Ernst Gehmacher ist einösterreichischer Publizist undSozialwissenschaftler. Seine

Forschungsschwerpunkteliegen in den Themenberei-chen Modellierung sozialerSysteme, Policy Research,

Methodologie der Umfrage-forschung, Bildungs- und

Medienforschung. (Wikipedia)

Er hat gemeinsam mit SOLmehrere Ausbildungslehrgän-

ge zum Thema Sozialkapitaldurchgeführt.

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SOL Nr. 167 Frühjahr 2017 19

schaftlichen Selbststeuerung im „lebenslangen Ler-nen“ und einer „Politik von unten“ – unter Heranzie-hung objektiver Wissenschaft und vorantastenderBasis-Demokratie kollektiver Selbstbestimmung.

Mühsam, ja. Illusorisch, nein.

Viele neue Kulturmuster und Politikrezepte gehen indiese Richtung.

Vegetarier und Vegane, bekennende Radfahrer undKörperbewegte verbinden das Ideal der ökologi-schen Ressourcenschonung mit überzeugender Ge-sundheitspflege – und Wohlgefühl. Flüchtlingshilfeund Fremdsprachen-Lernen mit Kulturkontakt zie-len auf kulturelle Integration.

Nicht nur Vereine und Bildungseinrichtungen, son-dern auch Betriebe und Wirtschaft bemühen sich be-wusst um soziale Bindung und Gemeinschaftsbil-dung ihrer Klienten – mit modernen Methoden. Undnoch utopische moderne Politikprogramme wie dieVerbindung von „bedingungslosem Grundeinkom-men“ mit ehrenamtlicher Tätigkeit werden immerernsthafter vertreten – nicht zuletzt auch unter demDruck von Massenarbeitslosigkeit und Billig-lohn-Migranten.

Lebensentwürfe der selbstbestimmten, innerlich be-glückenden Tätigkeit im Einklang mit einer „gesun-den Welt“ in einer „warmen Gemeinschaft“, ohneAngst und Gier, ohne Not und Bedrohung müsstennicht mehr nur in der Askese religiöser Orden undder Enge von Erfolgs-Karrieren erreichbar sein. Jen-seits der Evolutions-Stufen des Feudalismus, desökonomischen Konkurrenzkampfes und der totalitä-ren Bürokratie könnte „Technik 4.0“, die digitaleWissens-Explosion der globalen individuellen Selbst-steuerung, in eine neue stabile Lebensform führen.

Das Rezept dafür?

Keine Ideologie, kein Programm, kein Markt! Einzel-ne Menschen in allen Gesellschaften, Nationalitäten,Kulturen finden im Informations-Universum Leitfä-den zur experimentierenden Suche nach persönli-chem nachhaltigen Glück in Harmonie von Selbst-entfaltung, mitmenschlicher Liebe und ideeller Sinn-findung. Lebenslanges persönliches Lernen verbin-det sich mit „vorbestimmter“ und/oder frei gewähl-ter Einbindung: in einem riesigen Markt von Kultu-ren und Gemeinschaften, die einander tolerieren alsEvolutions-Produkte in Konkurrenz – nach großenglobalen Normen von „Menschenrechten“ und „Na-turgesetzen“.

Ziel ist die Annäherung des Ich und des Wir an einnatürliches konstantes und nachhaltiges Wohl, mög-lichst objektiv und an bester Wissenschaft orientiertin der steten Anpassung an die Realität – die aber inihrer Komplexität und Zufalls-Dynamik nicht ganzverstanden und begriffen werden kann. NichtGlücksrezepte, die bestenfalls in Süchtigkeits-Lust

führen, sondern die offene Suche nach flexiblen Er-folgsmodellen. Demokratie, Marktwirtschaft und So-zialstaat haben in diese Richtung geführt – aber bis-her immer noch mit zu wenig Wissenschaftlichkeitund zu starr in hergebrachten Strukturen und Nor-men fixiert. Und die nie ganz erfolgreiche Ausrich-tung ganzer Kulturen an fundamentalen ethischenund religiösen Normen wäre in einem andauerndenProzess der Aufklärung stetig zu optimieren.

Wird die Evolution in diese Richtung

führen?

Ja – unter zwei Bedingungen. Zum einen müssten im-mer mehr Menschen, exponentiell zunehmend, daseigene Glück nach den Naturgesetzen von erfülltemgesunden Leben und empathischer Gemeinschaftverfolgen. Zum anderen müssten sich sinnstiftendeGemeinschaften aller Art – in Religion, Politik, Kul-tur, Wirtschaft – in einem toleranten Konsens derEinheit in der Vielfalt reibungsarm zusammenfügenlernen. Stetig lernen.

ICH und die ANDEREN

Liebe SOLiS,

ich möchte euch anregen, euch eine philosophi-sche Abhandlung erster Güte anzuhören.

In Radio Ö1 wurde im Sommer 2016 in einer6-teiligen Sendereihe über aktuelle Problemfelderunserer Gesellschaft philosophisch nachgedacht.Diese Sendungen sind nun – in leicht verständli-cher Sprache – auf einer Doppel-CD beim Ö1-Ser-vice zu haben. Titel: ICH und die ANDEREN – vonund mit Isolde Charim.

Jenseits eines persönlichen Universums der Be-findlichkeiten, schnellen Reaktionen auf aktuelleEreignisse braucht jedes bewusste Leben dasDenken.

Isolde Charim bewertet nicht. Sie stellt Sachver-halte dar, analysiert und zeigt folglich notwendigeVeränderungen auf. In großer Klarheit liefert diePhilosophin Material für das Denken über das Le-ben.

Damit habe ich nicht zu viel versprochen – pro-biert einmal.

Im SOL-Lokal in Wien liegt ein Exemplar der CDauf – zum Ausleihen nach tel. Vereinbarung.

Anna Steger

Bezugsadresse: Ö1-Service, Argentinierstraße30a, 1040 Wien, 01 501 70 373.

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20 Frühjahr 2017 SOL Nr. 167

Die Freiheit, die wir meinen, oder

welche Freiheit wollen wir?Harald Welzers Buch „Die smarte Diktatur“ beschreibt, wie wir uns durchs Internet

freiwillig in Ketten legen lassen. Von Bobby Langer.

Das englische „My home is my castle“beschwört das selbstverständlicheGrundrecht auf Unverletzlichkeit derWohnung. Kein Vermieter und keinPolizist darf einfach so hinein. Das ist inder deutschen Verfassung in Artikel13, in Österreich als Hausrecht festge-schrieben, ebenso im Artikel 12 der All-gemeinen Erklärung der Menschen-rechte. Das Dumme an der Geschichte:Mit den Möglichkeiten von Elektronikund Internet löst sich dieses Grund-recht in Luft auf – sagt der bekannteSozialpsychologe Harald Welzer.

Punktgenaue Schmähschrift

Ob man seinen provokativen Aussa-gen zustimmt oder nicht, spielt keineRolle. Es ist Welzers Verdienst, dasser die Heimtücke der Situation mitPomp für seine Fangemeinde an denPranger stellt: Ohne eine funktionie-rende Demokratie werden Natur- und Umweltschutzmittelfristig zur Farce. Doch eben die wird durch dieSocial Media ausgehöhlt. Dafür muss sich Melzervorwerfen lassen, er sei ein „überzeugter Internet-muffel“ (die ZEIT). Tatsächlich liest sich sein Buchzwischendurch wie eine punktgenaue Schmäh-schrift, pointiert und amüsant.

Gewollte geistige Behinderung: das

aufgeblasene Ego

Doch bleibt Harald Welzer nicht beim allseits be-kannten Thema „Überwachung des Bürgers“ ste-hen. Sie ist eher die selbstverständliche Ausgangs-basis seiner Überlegungen. Entscheidender ist diepersönlichkeitsschrumpfende Funktion des Inter-nets. Google, Facebook und Konsorten gerieren sichals Dienstleister, die uns mit allem versorgen – Infor-mationen, Konsumgütern, Weltanschauung –, waswir uns wünschen (bzw. zu wünschen scheinen).

Das ist ein wenig so, als würden wir vor einem Spie-gel leben, der uns die Welt immerzu aus unseremBlickwinkel zeigt, selbstverliebt und vollends redu-ziert auf sämtliche Verästelungen unseres Egos,ohne Wunsch und Notwendigkeit einer Horizonter-weiterung – das Internet als Ego-Booster: Mein so-zialer Raum bin ich.

Zugleich fungiert das Internet aberauch als verlängerter Arm eines Sys-tems, das für Welzer nicht mehr dergute alte und gezähmte Kapitalismusist, sondern Neo-Feudalismus, dem al-les zur Ware wird. Es genügt ihm kei-neswegs, sich den Planeten zu unterjo-chen, nein, er will sich auch das Gehirndes Menschen untertan machen. Dadas Internet nichts vergisst, erzwingtes geradezu den vorauseilenden Ge-horsam seiner Nutzer. So ist es einer-seits Organ, das nicht nur unsere Kon-sum-, sondern auch unsere Denkbewe-gungen ausspäht, andererseits wirkt esals sozialpsychologische Fessel.

Hyperkonsum erzeugt unsicht-

bare Gewaltschöpfungskette

All dies wäre halb so schlimm, wärenda nicht die ökologischen Folgen desAnthropozäns, des Menschenzeital-

ters. Die Computermaus oder das Unterhemd wir-ken auf den ersten Anblick harmlos, sind es abereben nicht: „Wenn man sich all das genau anschaut,müsste man ... statt von einer Wertschöpfungskettevon einer ‚Gewaltschöpfungskette‘ sprechen, die indem jeweiligen Endprodukt steckt ... Wert wird jamit Wegwerfprodukten nicht geschöpft, sondernzerstört.“

Mit seinem elektronischen Treibsatz erzeugt derNeokolonialismus deshalb das sechste große Artens-terben auf dem Planenten mit einer atemberauben-den Geschwindigkeit: „Man geht davon aus, dassjährlich zwischen 11.000 und 56.000 Arten auf Nim-merwiedersehen verschwinden.“

Gebrauchsanweisung zur Erzeugung von

Systemstörungen

Nach so viel sprachlichem Kriegertum und der viel-versprechenden Überschrift „Vorwärts zum Wider-stand“ bleibt der Autor leider hinter den Erwartun-gen zurück. Und eine inspirierende Vision gelingtihm nicht. Damit erliegt Welzer letztlich demselbenProblem, das er der grünen Bewegung insgesamtvorwirft: „Die Ökobewegung hat es nie geschafft,eine wünschenswerte Zukunft zu bebildern.“ DiesenSog zu erzeugen, liegt nun am Leser, an uns. Packenwir’s an.

Harald Welzer, Die smarteDiktatur. Der Angriff auf un-

sere Freiheit, 319 S.,D: 19,99 �, A: 20,60 �, ISBN:

978-3-10-002491-6,S. Fischer Verlag

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SOL Nr. 167 Frühjahr 2017 21

Damit das Geld in der Region bleibtSeit Ende des letzten Jahres gibt es mit dem EnnsTaler ein neues Regionalgeld. Dadurch

sollen die lokalen Kreisläufe gefördert und die Wertschöpfung in Teilen des oberösterrei-

chischen Ennstals gehalten werden. Von Barbara Vanek.

Es waren anstrengende drei Jahre für den ehemali-gen Kaufmann und SOL-Aktivisten Bernd Fischerund sein Team aus ehrenamtlichen MitarbeiterIn-nen. Aber am 1. Dezember 2016 wurde nach über2000 ehrenamtlichen Stunden deren Baby, derEnnsTaler, geboren. Für den Start konnte der Wald-viertler Schuhfabrikant Heini Staudinger gewonnenwerden, der in einer berührenden Rede über seinRegionalgeld, den Waldviertler, sprach.

Neben dem VTaler, den Langenegger Talenten inVorarlberg, dem Waldviertler von Heini Staudingerund dem NEUKI aus Neukirchen an der Vöckla inOberösterreich existiert nun eine weitere Regional-währung in Österreich. Und sie hat einen Traum-start hingelegt. Noch im Dezember ist der 51. Be-trieb beigetreten. Bereits 35.000 EnnsTaler wurdenim ersten Monat verkauft und verschenkt, Mitte Jän-ner starteten die ersten Abo-Verkäufe, und es habensich schon 32 Abonnenten gefunden, die den Enns-Taler regelmäßig beziehen werden.

Das Besondere am EnnsTaler ist, dass sich das Re-giogeld nicht auf eine Gemeinde konzentriert, son-dern dass er in sechs Gemeinden des oberösterrei-chischen Ennstals ausgegeben werden kann. Mit da-bei sind Ternberg, Laussa, Maria Neustift, Losens-tein, Reichraming und Großraming.

Warum überhaupt Regionalgeld?

Der Obmann des Vereins EnnsTaler Regionalgeld,Bernd Fischer, formulierte für eine Aussendung Fol-gendes: „Nur noch 7 % des Buchgeldes ist in derRealwirtschaft, der Rest in riesigen Spekulationsbla-sen und Steueroasen. Ein Regionalgeld wie derEnnsTaler dreht das um, er kann nur in der Realwirt-schaft ausgegeben werden und kreisen. Er kann

nicht veranlagt, verzinst werden oder der Spekulati-on dienen. Holen wir unser Geld auf den Boden zu-rück, in unser Ennstal.“

Laut einer Untersuchung der Wirtschaftskammerwurden im Bezirk Steyr Land 2007 nur noch 54 %der vorhandenen Kaufkraft in der eigenen Regionausgegeben. Im Jahr 2014 war dieser Wert bereitsauf 35 % gesunken. Damit ist es der zweitschlechtes-te Wert in Oberösterreich. Es musste hier also drin-gend gehandelt werden.

Um diesem Trend entgegenzuwirken und damit dieWertschöpfung in unserer Region zu halten, wurdevon der Initiative „Lebensraum Ennstal“ eine Ar-beitsgruppe ins Leben gerufen. Unterschiedliche In-terventionsmöglichkeiten wurden untersucht, undals wirkungsvollste Maßnahme zeigten sich die posi-tiven Beispiele in Langenegg und Neukirchen an derVöckla.

Aus diesen Erfahrungen weiß man: Regionalgeldstärkt die regionale Wirtschaft, sichert Arbeits- undAusbildungsplätze, belebt die Nahversorgung undfördert den sozialen Zusammenhalt in der Region.Innovativ ist auch das Angebot des Partners Allmen-da, dass Akzeptanzbetriebe über gebührenfreie On-linebanking-Konten untereinander in EnnsTalerneinkaufen können.

Weitere Infos unterennstaler.net, facebook.com/ennstaler

Foto: Frank Brunmair

Barbara Vanek, vom Berufselbstständige Verlagslekto-rin und Medienproduzentin,

ist SOL-Aktivistin und warbis zum Start des EnnsTalers

Schriftführerin des VereinsEnnsTaler Regionalgeld. Sie

lebt und arbeitet in Steyr.

Haftung für Atomschäden muss

Pflicht der Betreiber werden!

Unterstützt bitte diese Petition an das Europäi-sche Parlament – auf

atomkraftfrei-leben.at/petition.php?id=14

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22 Frühjahr 2017 SOL Nr. 167

Von nichts zu viel – für alle genugPerspektiven eines neuen Wohlstands. Von Hans Holzinger.

Angesichts von Terror und Krieg mag es irritierendwirken, über das gute Leben nachzudenken. Unddoch gibt es Zusammenhänge. Der Aufbau sozialerMarktwirtschaften in Europa nach dem Trauma desZweiten Weltkriegs hat nicht nur unseren materiel-len Wohlstand erhöht, sondern auch zum Aufbau so-zialer Sicherungssysteme und zur Ausweitung derBildungsmöglichkeiten geführt. All dies trug dazubei, unsere Demokratien zu stabilisieren. Was alsWirtschaftswunder in die Lehrbücher eingegangenist, kann durchaus als Zukunftsmodell auch für an-dere Regionen dienen, in denen heute Krieg und Ge-walt herrschen. Leidvolle Erfahrungen, die Europaja keineswegs fremd sind, wie ein Blick in die Ge-schichte zeigt.

Doch dieses Erfolgsmodell hat Schattenseiten undes zeigt Risse. Unser Konsumstil ist ökologisch des-aströs und nicht nachhaltig. Trotz Effizienzverspre-chen der Green Economy weisen alle Ressourcen-und Emissionstrends weiter nach oben. Das Wirt-schaftssystem wirkt zudem ausschließend – zweiDrittel der Menschheit sind noch immer von denSegnungen unseres Wohlstands ausgeschlossen.

Wir betreiben eine Ökonomie für die bereits Satten.Die Herausforderung besteht jedoch darin, eineWirtschaft für die Hungernden einzurichten, also fürjene, die den größten Bedarf haben, anstatt für jenemit der größten Kaufkraft. Außerdem zeigt dasWohlstandsversprechen auch bei uns immer mehrRisse. Die Schere zwischen Arm und Reich geht aus-einander. Immer mehr Menschen leiden unterStress. Zeit und Aufmerksamkeit werden zum neuenknappen Gut. „Der Mensch ist die Krone der Er-schöpfung“ – so ein sinniger Plakatspruch.

Es mag paradox erscheinen, doch Gutes hört auf, gutzu sein, wenn man zu viel davon will und nie genugkriegen kann. Wirtschaftswachstum war in den Auf-baujahrzehnten sinnvoll. In gesättigten Ökonomienwird es kontraproduktiv bzw. braucht es eine andereRichtung. Die Ausweitung der Konsummöglichkei-ten hat unser Leben bereichert, doch die moderneWarenwelt sowie die täglich auf uns einprasselndenFreizeitangebote verstopfen den Lebensalltag – sowie dies die Autos mit unseren Städten tun. Die An-häufung von Geld bei den Reichen hat Suchtcharak-ter; längst geht es nicht mehr um die Ermöglichungeines guten Lebens. Zugleich verhungern Men-schen, weil ihnen das Wirtschaftssystem die Lebens-grundlagen vorenthält bzw. entzieht.

Aber auch bei uns leidet das gute Leben. Es steigendie Schulden der öffentlichen Haushalte. Währenddie Yachten der einen immer länger und die Glastür-

me der internationalen Finanzzentren immer höherwerden, fehlen unseren Schulen die Ressourcen, umguten Unterricht möglich zu machen, etwa in kleine-ren Klassen oder durch Team-Teaching. Und dieRessentiments nehmen zu, wie der sich ausbreiten-de Rechtspopulismus in ganz Europa zeigt. Kollekti-ves Teilen fällt schwer angesichts der allgemeinenKrisenstimmung, in der Gelassenheit verdächtigwirkt und „Wir schaffen das“ als Drohung wahrge-nommen wird.

Innehalten und Aussteigen aus dem Hamsterrad istangesagt – persönlich wie auf gesellschaftlich-poli-tischer Ebene. Wirtschaft muss wieder vom Kopf aufdie Füße gestellt werden. Sie soll uns produzieren,was wir brauchen, nicht wir konsumieren, weil dieWirtschaft das braucht. Dabei geht es um eine „Kul-tur der Inklusion“, eine „Kultur der Nähe“ sowie eine„Kultur des Genug“. Wir leben ökologisch über unse-re Verhältnisse, sozial und kulturell aber weit unterunseren Möglichkeiten. Eine Erkenntnis, die ja seitvielen Jahren die Arbeit von SOL begleitet!

Hans Holzinger ist Zukunftsforscher und langjäh-riger Weggefährte von SOL. In seinem Buch „Vonnichts zu viel – für alle genug“ (oekom 2016, 230S., � 19,60) skizziert er verschiedene Aspekte vonWohlstand – vom Güterwohlstand „neu“ über Zeit-und Ernährungswohlstand bis hin zum Bezie-hungswohlstand. Alle gemeinsam gilt es in Balan-ce zu bringen.

Lebensqualität und eine faire Verteilung des Er-wirtschafteten stehen dabei im Mittelpunkt undnicht das Streben nach mehr Wachstum. Ge-zeigt wird, dass jeder und jede Einzelne dazuganz praktisch beitragen kann. Gefordert sindaber auch Politik, zivilgesellschaftliche Organi-sationen und Unternehmen.

Das Buch ist erhältlich im Buchhandel oder beiwww.jungk-bibliothek.org/bestellen.

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SOL Nr. 167 Frühjahr 2017 23

MetamorphoseBericht vom Herbstsymposion 2016, das die

SOL-Regionalgruppe Lungau veranstaltet hat. Von Liesi Löcker.

Einigkeit beim Klimawandel, aber Ratlosigkeit beimWachstum – so stand es in den Salzburger Nachrich-ten vom 5.9.2016. Die Staaten der Welt waren sicheinig, dass es den Klimawandel gibt, und definiertendie Gegenmaßnahmen. Wie aber weiter, wenn nichtmehr wachsen? Da herrscht Ratlosigkeit.

Der Wechsel von der Industrie- und Wegwerfgesell-schaft hin zu einer Postwachstumsgesellschaft isteingeläutet, aber noch nicht bei vielen Menschen an-gekommen. Das Lungauer Herbstsymposion widme-te sich drei Tage lang diesen Themen. Was kommtnach dem Wachstum und wie kann eine Gesellschaftdiesen Wandel gut vollziehen?

Einstimmung brachte der Film „Tomorrow“ mit Bei-spiel-Initiativen, die weltweit aufzeigen, wie alterna-tives Handeln möglich ist und schon neue Wirt-schaftsformen ausprobiert werden. In diesen Projek-ten hat die Zukunft schon begonnen.

Mit Hans Holzinger von der Robert-Jungk-Zukunfts-bibliothek tauchten wir tief in das Thema ein. Wirt-schaftswachstum ist ein Phänomen der Neuzeit undein Privileg der Satten. Wirtschaftswachstum schafftnicht automatisch mehr Arbeitsplätze. Im gleichenMaß wie die Wirtschaft wächst, erfolgt aber auch dieweltweite Umweltzerstörung. Doch wann ist dieWachstumsgrenze erreicht?

„Von nichts zu viel – für alle genug“, so der Titel desneuen Buches von Hans Holzinger (siehe Seite 22).Exponentielles Wachstum ist unnatürlich, und ir-gendwann steigert sich die Zufriedenheit nichtmehr. Wesentlich für unsere Gesellschaft ist die Rol-le des Geldes. Geld ist Tauschmittel, Wertspeicher,Wertzuwachsmesser und Ermöglicher.

Geld bewegt die Welt, doch wir können bestimmen,in welche Richtung. Crowdfunding und ethischeGeldanlagen sind Möglichkeiten, anders zu bewe-gen. Beim Wachstumszwang nicht mehr mitzuma-chen, heißt für Staaten, Unternehmen und Private,andere Ziele zu setzen – Beispiel Gemeinwohlökono-mie. Wichtig ist auch eine Umverteilung des Vermö-gens und eine faire Einkommensverteilung.

Gabriele Huterer und Dan Jakubowicz (SOL) be-richteten über den Wert von kleinen Einheiten imWandel. Vieles, das geändert werden muss, be-ginnt im Kleinen, Menschen tun sich zusammen,um etwas zu bewegen. Die Gruppe bietet Schutzbei Gegenwind und macht stark für gemeinsameZiele. So können Veränderungen gut getragen undvorangebracht werden.

Ingun Kluppenegger stellte das Projekt Gemein-wohlbank vor. Die Gemeinwohlbank ist demokra-tisch organisiert und eine Bank aus der Mitte derMenschen. Jede/r hat die Möglichkeit, Anteile an derBank zu zeichnen. Für 2017 oder 2018 wird ange-strebt, ein Zahlungsinstitut zu werden, sodass jede/rschon ein Konto eröffnen und Zahlungen online überdie Bank abwickeln kann. Beteiligungen sind ab200 � möglich. Infos unter www.mitgruenden.at.

Die Podiumsdiskussion beschäftigte sich mit derUmsetzung der Postwachstumsveränderungen inperipheren Regionen. Wichtig ist das Setzen neuerZiele wie Gemeinwohl, ein anderer Umgang mitGeld, Zeit, Sinn und Gemeinsinn. Regionale Initiati-ven können hier viel dazu beitragen. Geldkrise undUmweltkrise brauchen gesamtgesellschaftliche Lö-sungen, die auch ein Staat mittragen muss.

Beim Symposions-Brunch zum Thema Landwirt-schaft und Postwachstumsgesellschaft wurde darü-ber diskutiert, dass Leistung zu erbringen grund-sätzlich Ansporn ist und Spaß macht. Wichtig istaber zu hinterfragen, mit welchem Einsatz und Mit-teln solche Leistungen erbracht werden können.

Bezirksbäuerin Roswitha Prodinger stellte das Lun-gauer Kochwerk vor, ein Projekt, das zur Zeit ge-plant wird, und es ist ein Beispiel, wie Wandel begin-nend mit kleinen Gruppen und Projekten regionalgelingen kann.

Die Veränderung hin zur Postwachstumsgesell-schaft braucht eine Veränderung der Werte und Zie-le. Suffizienz, immaterielle Güter und Gemeinsinnerhalten hier wieder eine wichtige Rolle, wobei dieAuswirkungen unseres Tuns auf Morgen und An-derswo immer mitgedacht werden sollten.

Podiumsdiskussion mit Huterer, Jakubowicz, Holzinger,Kluppenegger sowie Herrn Morgen und Frau Anderswo

(siehe letzter Absatz ...). Foto: Peter Löcker.

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24 Frühjahr 2017 SOL Nr. 167

Zusammenleben: FAIR und FREINeues SOL-Projekt zur Integration von Flüchtlingen. Von Gabriele Huterer.

2015 erlebte Österreich eine großeZuwanderung von Flüchtlingen. Das brachte

viel Unruhe und Diskussionen in die Bevölkerung,man sprach von der Spaltung der Gesellschaft: aufder einen Seite die Menschen, die Verständnis fürdie Not der Flüchtlinge aufbrachten und helfen woll-ten, auf der anderen Seite Teile der Bevölkerung, diedem Neuen und Fremden eher skeptisch und ableh-nend gegenüberstanden.

2016 hat sich die Zuwanderung zwar etwas beru-higt, aber nun sind in vielen Regionen neue Mitbür-gerInnen da, von denen manoft noch gar nicht weiß, ob siebleiben dürfen, ob sie wiedergehen müssen und ob sie über-haupt gehen könnten.

2017 ist SOL nun aktiv gewor-den und führt seit 1. Jänner imSüdburgenland und dem oststeirischen Kernlandmodellhaft ein Projekt durch, um das gegenseitigeKennenlernen und Verstehen von Flüchtlingen undÖsterreicherInnen zu unterstützen.

Die Idee

Personen aus Vereinen werden als MentorInnen ge-sucht. Diese unterstützen dann einen Flüchtling da-bei, in ihrer Organisation einen Platz zu finden, ak-zeptiert zu werden sowie die österreichische Kulturund die Sprache besser kennen zu lernen. Viele, diegekommen sind, bringen ja Talente und Fähigkeitenmit, und das wollen wir gemeinsam nutzen.

In fast allen Ortschaften gibt es Freiwillige, die guteArbeit leisten. Jede Initiative hat viele gute und weni-ger gute Erfahrungen gemacht, hat spezielle Fähig-keiten entwickelt, die einen im Deutschlernen, dieanderen bei der Versorgung mit Bekleidung, anderewieder bei der Unterstützung von SchülerInnen. Da-mit dieses Wissen ausgetauscht werden kann, wer-den wir den Initiativen anbieten, einen entsprechen-den Rahmen zu schaffen.

Das Projekt wird in den Regionen mit Geldern derEU-Regionalförderung LEADER und des Innenmi-nisteriums finanziert undist auf zwei Jahre geneh-migt. Allerdings hat SOL,so wie in allen anderenProjekten, einen Eigenan-

teil zu finanzieren, und das istnur durch die Mitgliedsbeiträgeund Spenden der SOLis möglich.Dafür an dieser Stelle ein Dankean die Vielen, die bereit sind,

durch einen Beitrag nach Selbsteinschätzung die Ar-beit von SOL zu ermöglichen!

Drei Teilzeitkräfte teilen sich die Arbeit: GabrielaHeinrich aus der Oststeiermark, die als SOL-Mit-glied von unserer Job-Ausschreibung über eine re-gionale Mail-Aussendung erfahren hat, sowie SonaMughnetsyan, die selbst aus Armenien nach Öster-reich geflohen ist und jetzt im Südburgenlandwohnt, sind für die Kontakte zu Flüchtlingen undVereinen zuständig. Ich selbst habe über 40 Jahre imSozialbereich gearbeitet und leite das Projekt. Prof.Gudrun Biffl von der Donauuniversität Krems machteine begleitende Evaluierung.

Wir sind schon sehr gespannt, wie es uns gelingt, un-sere Vorhaben umzusetzen, welche Erfahrungen wirmachen und was wir von anderen lernen dürfen. Wirhoffen, Wege im neuen Zusammenleben zu finden,die auch auf andere Regionen übertragen werdenkönnen.

Wer sich beteiligen möchte, insbesondere als Mento-rIn, ist herzlich eingeladen.

Kontakt: [email protected] über das Projekt: nachhaltig.at/integrationAuf Facebook: fb.me/Integration.in.der.Region

Ein SOL-

Projekt

V.l.n.r.: Sona, Gabriela, Gabriele

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SOL Nr. 167 Frühjahr 2017 25

Religion, Geopolitik und

unterschiedliche MentalitätenGespräche bei mir daheim … Ein Erfahrungsbericht von Bernd Sochurek, Mitglied der

SOL-Regionalgruppe Wr. Neustadt aus der Gemeinde Hohe Wand.

Herbst 2015: Bei einer Informationsveranstaltung inunserer Nähe wurde über die Unterbringung vonFlüchtlingen gesprochen. Die Referentin der Diako-nie wies darauf hin, dass auch Asylberechtigte wei-terhin Unterstützung benötigen.

Meine Frau und ich hatten das Bedürfnis, uns auchin dieser Angelegenheit zu engagieren. Durch denTod meines Vaters hatten wir ein Zimmer in unse-rem Haus frei, also meldeten wir uns Mitte Novem-ber bei der Diakonie. Wir waren bereit, eine Familiebei uns aufzunehmen.

Dann ging alles sehr schnell. Wir wurden von der Di-akonie zu einem Kennenlerntreffen eingeladen, da-bei sahen wir Khalaf (29), Mouna (19) und Melek (1,Geburtsland Syrien) erstmals. Khalaf hat in Damas-kus Englisch studiert. Daher konnten wir uns pro-blemlos verständigen. Vier Tage später (30.11.2015)habe ich die Familie dann aus Wien abgeholt.

Nun begann eine sehr spannende, aber auch durch-aus schwierige Zeit für uns. Ein Umzug über Länder-grenzen führt zu sehr vielen Amtswegen. Wir kopier-ten seitenweise Dokumente und füllten unzähligeFormulare aus. Überforderung auf allen Seiten! DieMitarbeiter des AMS, der Gebietskrankenkasse unddes Sozialamtes waren sehr bemüht, stießen aberdennoch aufgrund der Sprachprobleme an ihreGrenzen.

Unsere Hoffnung, uns beim Kochen abwechseln zukönnen, wurde aufgrund der würzigen Speisen vonMouna nicht umgesetzt; unsere Kinder aßen diesenicht. Das enge Zusammenleben führte natürlich zu

Reibereien, so wie es bei jeder anderen Familie auchgewesen wäre. Ich habe beispielsweise unsere Kin-der nicht am Küchentisch herumkrabbeln lassen –ihr Umgang mit ihrer Tochter ist liberaler als unse-rer damals.

Sehr bereichernd waren die Abende mit Khalaf, wirsaßen zusammen und plauderten. Ich bin nachträg-lich sehr dankbar über diese Abendgespräche mitKhalaf, einem Moslem. Unsere Gespräche drehtensich um Religion, Geopolitik und unterschiedlicheMentalitäten.

Ein sehr einschneidendes Erlebnis hatten wir, alsMouna den Kontakt zu ihren Eltern verlor. Ihre El-tern lebten ja noch in Maskanah in der Provinz Alep-po in der Nähe des Lake Assad. Sie hatten überFacebook die Nachricht der Bombardierung desMarktplatzes ihrer Heimatgemeinde erhalten. Davia Handy die Eltern von Mouna nicht zu erreichenwaren, waren unsere Gäste einen Tag lang in Unge-

wissheit. Das Ereignis zeigte uns, wieschrecklich es sein muss, die Familie in soeiner unsicheren Situation zurücklassen zumüssen.

Nach einigen Monaten hatte sich alles ir-gendwie eingependelt. Wir wussten gegen-seitig, was wir voneinander erwarten, undwie wir unser Zusammenleben gestaltenkönnen. Mouna konnte sich mit ein paarBrocken Deutsch schon verständlich ma-chen, und Khalaf besuchte den Deutsch-kurs. Wann immer ich im Haus oder Gar-ten Arbeit hatte, bot er mir seine Hilfe an.

Khalaf unternahm auch immer wieder Ver-suche, für sich eine Arbeit zu finden. Ir-gendwann im Juli ergab sich dann eineMöglichkeit. Leider war die Arbeitsstelle in

Wien. Wir wohnen 15 km von Wiener Neustadt ent-fernt. Khalaf hatte keinen Führerschein. Die ungüns-tigen Arbeitszeiten und die lange tägliche Hin- undRückreise führten schon nach zwei Wochen dazu,dass er diesen Arbeitplatz nicht behalten konnte.Das Geld, das er dort verdient hatte, wurde ihm vonder Mindestsicherung abgezogen.

Ich denke, dass dieses Erlebnis der Hauptgrund ist,warum sie dann doch wieder nach Wien ziehen woll-ten. Als ein Bekannter eines Freundes von uns einenNachmieter für eine Wiener Wohnung suchte, nutz-

Khalaf, Melek, Isaak (mein ältester Sohn), Hassan (Bruder von Khalaf, be-suchte uns immer wieder mal), Mouna, Bernd, Susi, Gregor, Magdalena

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26 Frühjahr 2017 SOL Nr. 167

ten sie die Möglichkeit und zogen Ende Oktober wie-der nach Wien.

Resümee: Ich alleine würde das jederzeit wieder ma-chen. Die Kinder waren sehr traurig, als unsere Gäs-te nach Wien gezogen sind. Die Gespräche waren be-reichernd.

Für die ganze Familie war es allerdings auch eineriesige Belastung! Der zusätzliche Zeitaufwand fürz. B. Einkäufe, Arztbesuche, Behördenwege, den wiraufwenden mussten, war beträchtlich, aber bewäl-tigbar.

Mir ist vor allem klarer geworden, wie vielfältig Inte-gration ist. Eine Integration am Arbeitsmarkt halteich für möglich, sobald die Deutschkenntnisse aus-reichen. Mentalitätsunterschiede und unterschiedli-che Auffassungen betreffend „Gleichberechtigungder Frau“ kann man meiner Meinung nach nicht al-

leine durch Wertekurse ausbügeln, die sitzen sehrtief in der Persönlichkeit.

Mir ist auch aufgefallen, dass „sie“ Vorurteile gegen-über uns Christen hatten. Diese haben sich zumgrößten Teil aufgelöst oder sind in den Hintergrundgerückt. Die zwischenmenschliche Ebene, der Kon-takt zueinander wurde wichtiger und fester.

Er weiß, wie ich bin – ich weiß, wie er ist – Vorurteilewerden so abgebaut.

Mir ist auch noch klarer geworden, welches Gift dieBerichterstattung in „Heute“, „Österreich“ und„Krone“ über Flüchtlinge ist. Khalaf hat währenddes Deutschkurses immer mehr mitbekommen, wel-ches Bild in den Medien über „ihn (den Flüchtling)“gezeichnet wird. Das ist einerseits verletzend, ande-rerseits untergräbt es sein Selbstbewusstsein. Wiesoll er sich in eine Gesellschaft integrieren, die nurschlecht über ihn denkt?

Bauerngolf: Spiel und Spaß – soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit

Von Eva Kranzelbinder.

Bauerngolf unterstützt mit dem Verein „Give PeopleChances“ Menschen, die sich in diesem Sinne beson-ders engagieren. Zwei Werkstätten der Lebenshilfe(lebenshilfe.wien, lebenshilfe-radkersburg.at) ko-operieren schon seit vielen Jahren mit Bauerngolf.

In der Werkstätte in Straden (Südoststeiermark)werden im Filzbereich schöne Preis- und Dekorarti-kel für Bauerngolf hergestellt. Nach der Teilnahmeeiner Gruppe aus Straden an einem Bauerngolf-workshop bei Zotter hat die Assistentin RoswithaEdler-Dreisiebner im Sommer 2016 mit den Kindernder Berg- und Naturwacht Straden ein Turnier ver-anstaltet.

Im August 2017 findet wieder ein internationalesWorkcamp von „Grenzenlos“ (grenzenlos.or.at) inStraden statt: Mit 14 Jugendlichen aus der ganzenWelt wird zwei Wochen lang ein interkultureller Aus-tausch veranstaltet. In diesem Rahmen verbringendann alle gemeinsam auch einen Tag bei Zotter undwerden im „Essbaren Tiergarten“ Bauerngolf spie-len. Die Workcamp-TeilnehmerInnen werden auchvor der Werkstätte in Straden eine mobile Bauern-golfbahn gestalten, und am Donnerstag, dem 10. Au-gust 2017, von 10.00 bis 12.00 Uhr gibt es ein Ab-schlussturnier. Wer gerade in der Gegend ist, darfgerne mitspielen.

Die Wiener Lebenshilfegruppe aus der Schottengas-se hatte schon Gelegenheit, am Landgut Cobenzl inWien mitzuspielen. Besonders freut es sie aber, dieMöglichkeit zu haben, Medaillen und Schlüsselan-hänger herzustellen. Auf die geschliffenen Holzstü-cke wird mit dem Brenneisen das Bauerngolflogoeingebrannt, dann werden diese mit Öl eingelassen,

aber auch oft kreativ bemalt. Die MitarbeiterinGabi Dannhauser dazu: „Diese Arbeit macht unsFreude, und wir sind stolz darauf, dass wir damitauch einen Beitrag für Bauerngolf und die Le-benshilfe leisten“. Oliver Seklener: „Ich arbeitegerne in der Holzgruppe, weil ich mich schon im-mer für Holz interessiert habe, und ich zeichneauch gerne.“

Wir danken allen Beteiligten mit und ohne Behin-derungen für die respektvolle Zusammenarbeitauf Augenhöhe mit uns „BauerngolferInnen“ undfreuen uns auf gemeinsames Spielen 2017, StiefelGlück :-) ! www.bauerngolf.at

Bauerngolf – ein Projekt von SOL.

Filzgruppe der Lebenshilfe Radkersburg WerkstätteStraden in Zotters AmViehtheater

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SOL Nr. 167 Frühjahr 2017 27

ProjekttelegrammEinige Blitzlichter auf laufende SOL-Projekte.

Ich habe genug

Die Fernkurs-Klasse 23 hatim Jänner begonnen, An-meldungen für Klasse 24werden gesammelt(ichhabegenug.at).

Ende des Vorjahres konntenzwei „Nahkurse” (das sindICH HABE GENUG-Lehrgänge, die eben nicht als„Fernkurs” geführt werden) in Linz und Voitsbergerfolgreich abgeschlossen werden.

Der Linzer Kurs trifft sich weiterhin regelmäßig als„SOL-Regionalgruppe Linz”. Wer vorbeischauenmöchte, ist herzlich eingeladen (siehe Seite 31).

Im April finden ICH HABE GENUG-Workshops inSpittal und Lienz statt – auch hier werden uns FrauMorgen und Herr Anderswo unterstützen (Terminesiehe Seite 31).

clean�uro-Radtouren

durch Wien

… zum Thema „nachhaltigerKonsum”. Der Frühlingkommt – jetzt ist die richtigeZeit dafür.

Infos: cleaneuro.at,Stadtspaziergänge.

1zu1

Am Samstag, dem 13. März, findetab 9:00 im Welthaus Graz, Bürger-gasse 2, das dreizehnte Vernetzungs-treffen statt. NähereInfos findet ihrunter 1zu1.at.

Integration in der Region

Im Rahmen unseres neuenProjekts (siehe Seite 24)gibt es am Freitag, dem19. Mai, bereits die ersteVeranstaltung in Oberwart(siehe Seite 31).

Die Initiative Zivilgesellschaft stellt beim Sympo-sium „Seitenstetten III” die Frage:

Welche Veränderungen scheinen am Geld-und Finanzsystem notwendig zu sein, damitdie Ziele der Vereinten Nationen für einenachhaltige Entwicklung erreicht werdenkönnen?

Fr., 12. Mai, 15:00 - So., 14. Mai, 12:30

� Podiumsdiskussionen und Vorträge mit Politi-kerInnen, Interessensvertretungen und Perso-nen mit unterschiedlichen Ansätzen zu Geld-und Finanzreformen, bereichert durch Klein-gruppengespräche

� Vielfältige TeilnehmerInnen, spannende The-matik! Ziel u.a.: Andenken eines Kompetenz-zentrums für systemische Fragen unsererGeldwirtschaft

SOL ist Mitveranstalter und wird in Diskus-sionen von Kathi Kratochwill vertreten.

Anmeldung: Bildungszentrum St. Benedikt, 3352Seitenstetten, Promenade 13, www.st-benedikt.at,[email protected], 07477 42885. Or-ganisatorische Infos: Josefa Maurer, 07477 44731.

Mehr: nachhaltig.at/seitenstetten2017.pdf

Abschluss in Linz – mit Frau Morgen und Herrn Anderswo

Abschluss in Voitsberg

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28 Frühjahr 2017 SOL Nr. 167

„Diese Broschüre kann positive Aus-

wirkungen auf Ihre Gesundheit haben!“Wie aus Druckprodukten gesunde Druckprodukte werden.

Und warum die gesündesten Druckprodukte aus Melk kommen.

Viele Menschen können sich ein Leben ohne Büchernicht vorstellen. Dazu gehört es, die eigenen Kinderfrühzeitig mit Büchern in Kontakt zu bringen. EinVorleseritual zum Einschlafen gehört genauso dazuwie das Gute-Nacht-Bussi.

Herkunft, Regionalität, Nachhaltigkeit.

Ein Großteil der in Österreich undDeutschland verkauften Kinderbücherwird in Asien hergestellt. 62 % der Bilder-bücher deutscher Verlage stammen ausChina. 19 von 51 Kinderbüchern enthal-ten Tropenholz (Quelle: WWF 2010). Ab-gesehen von den zerstörten Regenwäl-dern verbergen sich in diesen Büchernaber noch ganz andere „Kinderüberra-schungen“, z.B. Blei, Cadmium, Chromoder Quecksilber, um nur einige zu nen-nen. Ganz abgesehen davon, dass teilwei-se Kinder Kinderbücher herstellen.

„Als frischgebackene Mutter schaut manbeim Einkauf der Kleidung und natürlichauch bei Spielsachen und Büchern nochmehr darauf, wo die Sachen herkommenund was drinnen steckt“, sagt DanielaSchütz, Marketing Managerin bei gugler* pureprint, und ergänzt: „Wenn es Kinderbücher gibt, diegut für die Umwelt und für mich und meine TochterJohanna sind, dann umso besser!“ Kleinkinder davonabzuhalten, Dinge ist den Mund zu stecken, ist be-kanntlich schwierig.

„Ich dachte ja immer, Kinder nehmen Bücher nichtin den Mund, wenn man drauf achtet“, sagt JuliaStieböck und lacht. „Hoffnungslos! Beruhigend,wenn man dann weiß, dass es nur Folgen für dasBuch hat.“ Und eben nicht für die Gesundheit. DieCradle to CradleTM-Expertin im Hause gugler*, diederzeit in Karenz ist, setzt bei der Buchauswahl fürihre eineinhalbjährige Tochter andere Maßstäbe:„Wenn ich für Lilly ein neues Kinderbuch suche,dann muss mich natürlich zuerst die Illustration unddie Geschichte ansprechen. Wenn dann auch nochein Siegel drauf ist, dass es gesundheitlich o.k. ist:umso besser!“

Noch gibt es nur einige wenige „rundum gesunde“Bücher, doch die Nachfrage bestimmt das Angebot.Umso mehr Eltern und kritische Konsumenten nachgesunden Büchern fragen, desto mehr dieser Druck-werke werden in den Handel kommen.

Druckfarben im Essen? Na Mahlzeit!

Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertunghat 2014 untersucht, welche Risiken von Druckfar-ben auf Lebensmittelverpackungen, aber etwa auchbunten Papierservietten ausgeht, und ist zumSchluss gekommen, „dass Verbraucher in jedem Fall

so wenig wie möglich mit sol-chen Substanzen in Kontaktkommen sollten“, weil diesekrebserzeugende und erbgut-verändernde Eigenschaften auf-weisen können. Zu bedenken ist,dass Druckfarben nicht nur au-ßen auf Lebensmittelverpackun-gen, auf Papiersackerl für Sem-meln und Brot, Förmchen fürMuffins, Kartons für Nudeln,Haferflocken oder Semmelbrö-sel aufgebracht werden, son-dern durch das Recycling vonAltpapier, das gefährlichen Stof-fe enthalten kann, auch direktmit Lebensmitteln in Kontaktkommen.

Farbe bekennen.

Recycling von Altpapier ist grundsätzlich eine guteSache und entspricht den gugler*-Prinzipien derKreislaufwirtschaft. Noch besser wäre es allerdings,wenn die recycelten Stoffe von Anfang an unbedenk-lich und gesund sind. Dass dies möglich ist, hat gug-ler* pure print längst bewiesen. gugler* war die ers-te Druckerei weltweit, die nach Cradle to CradleTM-Prinzipien gedruckt hat. Das heißt: Druck auf demweltweit höchsten ökologischen Standard, ohneGrenzwerte für schädliche Inhaltsstoffe, sondernausschließlich mit Substanzen, die rückstandsloswieder in den biologischen Kreislauf rückgeführtwerden können.

Julia Stieböck: „Unser Ziel ist es, andere Druckerei-en weltweit von den Vorteilen dieser Technologie zuüberzeugen und unsere PrintTheChange-Commu-nity Schritt für Schritt zu erweitern.“ Bisher umfasstdas Netzwerk PrintTheChange drei Druckereien:gugler* pure print, KLS PurePrint A/S in Dänemarkund die Vögeli AG in der Schweiz. Damit bald nie-mand mehr Bedenken haben muss, seinem Kind einBilderbuch in die Hand zu geben.

Kinderbücher (© Weichhart)

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30 Frühjahr 2017 SOL Nr. 167

SOL-TermineAlle Termine sind öffentlich. Kommt und bringt Freundinnen und Freunde mit!

WienSa., 1. April, 10.00-16.00: SOL-Jahresfest. Amerlinghaus,

Stiftg. 8, 1070 Wien. Siehe Seite 32.

Fr., 19. Mai, 14.00-20.00: Nachbarschaftstag im neuenSOL-Büro: Sapphogasse 20/1, 1100 Wien. Für Verpflegungsorgen wir!

Infos: 0680.208 76 51, [email protected]

Bauerngolf-Termine Wien**

So., 23. April, 14. Mai und 11. Juni, 14.00-17.00: Bauerngolftur-nier „Am Berg” für Profis und Anfänger, betreut von Ernst.(23. April: offizielle Eröffnung der Bauerngolfsaison2017). Ort: Cobenzl.

Sa., 29. April, 12.00-18.00: Frühlingsfest im Lainzer Tiergartenbeim Lainzer Tor mit Bauerngolf. 1130 Wien, Hermesstr.

Niederösterreich

RG Wiener Neustadt

Mo., 3. April, 15. Mai und 12. Juni, jeweils 18.30: SOL-Stamm-tisch. Ort jeweils: Büro der eNu (Energie- und Umweltagen-tur NÖ), Bahng. 46.Infos: Waltraud Ebner, [email protected], 0664 2313085, und Joe Gansch, [email protected], 0676 83 688 205.

RG Ybbstal – Die Muntermacher (MUMA)

Sa., 11. März, 8. April, 13. Mai und 10. Juni, jeweils 8.00-12.00:Regionalmarkt in 3363 Ulmerfeld, Schlosswiese. Start insneue Jahr 2017! Mit Produkten aus der unmittelbaren Um-gebung: biologisch – regional – klimafreundlich – gesund.

Kontakt: Martin Heiligenbrunner, 0676 885 113 14. WeitereDetails und aktuelle Infos auf www.diemuntermacher.at.

Seitenstetten

Fr., 12. Mai, 15.00 - So., 14. Mai, 12.30: Symposium über Geld-und Finanzsystem und die SDGs. SOL ist Mitveranstal-ter und wird in Diskussionen von Kathi Kratochwill vertre-ten.

Siehe S. 27 und nachhaltig.at/seitenstetten2017.pdf.

Bauerngolf bei Zwettl**

So., 7. Mai, 10.00-17.00: Traditionelles Sonnentor-Frühlingsfestmit Bauerngolf. 3910 Zwettl, Sprögnitz 10.

Steiermark

Graz

Sa., 25. März: Release-Feier steiermark.gemeinsam.jetzt(Verein gemeinsam.jetzt), Ort: Forum Stadtpark, Stadtpark1, 8010 Graz. Weitere Infos siehe Seite 17

Sa., 13. Mai, ab 9.00: 1zu1-Vernetzungstreffen***. Welthaus,Bürgerg. 2, 8010 Graz. Siehe Seite 27.

RG Graz

Mi., 8. März, 12. April, 10. Mai, 14. Juni, jeweils 19.00-21.00:SOL-Stammtisch. Vegetarisches Restaurant Ginko,Grazbachgasse 33, 8010 Graz.

Ansprechperson: Waltraud Geber, SOL-Regionalgruppe Graz,[email protected], 0664 118 64 12.

Talentetausch Graz

Jeweils Mi., 29. März, 26. April, 31. Mai, 19.00: Talentetausch-abend. Ort jeweils: Pfarrsaal St. Leonhard, Leonhardpl.14.Info: Rudolf Pezzei, [email protected],0676 521 7398; Web: www.talentetauschgraz.at

RG Mürztal

Wir planen Ausflüge zu Orten der Hoffnung, um zu sehen, wound wie unsere Prinzipien Solidarität - Ökologie - Lebensstilzum Teil schon verwirklicht werden. Das planen wir von Monatzu Monat. Wer Interesse hat, kann sich bei Eva melden.

Die nächste Kleidertauschparty wird am 26. März ab 10.00Uhr stattfinden, in der Kleidertauschbörse Bruck an der Mur inder Herzog-Ernst-Gasse in Bruck. Kontakt: Eva Meierhofer,[email protected], 0664 322 1662.

RG Leibnitz

Jeden ersten Freitag im Monat 17.00-19.00: Ort ist unterschied-lich, wird bei telefonischer Anmeldung bekanntgegeben.Anmeldung bitte bei Susanne Stoff, 0650 489 0312,[email protected]

RG Arnfels„Garten Mosaik –Kulturen verbinden”

Bei Schönwetter oft gemeinsames Arbeiten, Ernten, Kochen,Essen usw. im interkulturellen Gemeinschaftsgarten MOSAIK –für Einheimische, Zugewanderte und AsylwerberInnen.

Bei Interesse kontaktiere: Racheli Ninio, 0681 1040 5003,[email protected]

RG St. Johann bei Herberstein*

Mi., 8. März, um 19.00, Mi., 12. April, 10. Mai, 14 Juni, jeweils19.30: Tauschtreffen im Haus der Frauen, St. Johann b.Herb. Infos: Maria Prem, 03113 2077, [email protected]

Reparatur-Café Pischelsdorf(in Kooperation mit SOL)

Sa., 29. April, 10.00-14.00: Reparatur-Café im Alten Pfarrhof inPischelsdorf 78. Reparieren statt wegwerfen – den Dingenein zweites Leben geben. Was ist ein Reparatur-Café? De-fekte Geräte und Gegenstände werden gemeinsam mit fach-kundigen Helfern u. Helferinnen repariert. Wenn du unsvielleicht bereits im Voraus informierst, was du mitbringenwirst, können wir uns ggf. schon darauf vorbereiten. Kon-takt: Maria Prem, 03113 2077, [email protected], AlfredBürger, 0676 797 2683, [email protected]

Fahrrad-Börse Pischelsdorf

Sa., 8. April, 9.00-12.00: Fahrrad-Börse. Tauschen – Kaufen –Verkaufen … große und kleine Zweiräder, Skateboards,Skooter, Rollerskates, Dreiräder, Kindersitze, Helme undZubehör und größere Sportgeräte. Ort: Rundparkplatz Pi-schelsdorf (bei Regenwetter vor der Oststeirerhalle). An-nahme 8.00-9.00, Abrechnung 11.00-12.00 an Ort und Stel-le. Veranstalter: ALU Pischelsdorf, Talentenetz Oststeier-mark u. SOL.Info: Maria Prem, 03113 2077, [email protected]

RG Fürstenfeld*

Mo., 6. März, 19.00: Tomorrow – Die Welt ist voller Lösun-gen. Filmvorführung. Ort: Grabher-Haus, Übersbachg. 13,Fürstenfeld. Veranstalter: Gemeinwohl-Ökonomie Steier-mark, Mitveranstalter u.a. SOL.

Kontakt: Ulrike Neubauer, 03382 55838

RG Weiz*

Infos: Peter Hörl, 0676.3178169,[email protected]

RG Eggersdorf*

Mi., 15. März, Mo., 24. April, Mo., 29. Mai, jeweils 18.30:Tauschtreffen im Gartenparadies Painer, Badstr. 48, 8063

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SOL Nr. 167 Frühjahr 2017 31

Eggersdorf b. Graz. Das Tauschtreffen im GartenparadiesPainer findet immer zeitgleich mit dem dort abgehaltenenBauernmarkt statt. Es bietet sich also auch die Chance, amselben Termin den sehr umfangreichen Bauernmarkt zu be-suchen und unter den gut sortierten Angeboten auszuwäh-len.

Zusatzprogramm: Mi., 15. März, EM-Stammtisch ab 17.00 Uhrund Vorführung des Films „Tomorrow“ um ca 19.30 Uhr.Die Filmtitel für April und Mai sind noch nicht festgelegt.

Kontakt: Roswitha Painer, 03117 2442,[email protected]

RG Markt Hartmannsdorf*

Tauschmöglichkeit jeweils am 1. und 3. Sonntag im Monat ab13.00 Uhr beim Brunch im Haus am Bach, Feldbacherstr. 188,8311 Markt Hartmannsdorf. Kontakt: Elisabeth Szmolyan, 06602129 491, [email protected]

RG Feldbach*

Kontakt: Peter Brandl-Rupprich, 03152 20768,[email protected]

RG Hartberg*

Do., 30. März und 27. April, jeweils 19.00: Tauschtreffen inSchildbach Nr. 28. Kontakt: Maria Gigl, 0664 4577 346,[email protected]

Bauerngolf in Unterlungitz**

So., 28. Mai, 10.00-18.00: Traditionelles „Steirisch-Burgen-ländisches Biofest“ mit Bauerngolf. 8230 Unterlungitz,Maierhofermühle

Bauerngolf in Burgau**

Sa., 10. Juni: Bauerngolfturnier beim Labonca Biofest. Haupt-platz Burgau.

Oberösterreich

RG Linz (NEU)

Mi., 8. März, 18.00: Zeittauschbörsen

Mi., 5. April, 18.00: Alternativwährungssysteme

Mi., 10. Mai, 18.00: Dumpstern

Fr., 9. Juni: Aktion zu Nachhaltigkeit zur „Langen Nacht derKirchen”.

Ort: Urbi@Orbi, Bethlehemstr. 1a. Info: Barbara Hiesböck,[email protected], 0676 8776 6003.

RG Almtal – ARGE Umweltschutz Almtal

Aktuelle Informationen über unsere Aktivitäten und Veranstal-tungen findet ihr auf unserer Webseite. Info & Kontakt: ARGEUmweltschutz Almtal, Heidi Lankmaier, [email protected],0650 98 60 800, https://arge-umweltschutz-almtal.jimdo.com/

RG oö. Ennstal

Sa., 6. Mai: SOL-GEHspräche im Reichraminger Hintergebir-ge. Treffpunkt: 9.15 Uhr, beim Schranken in Brunn-bach/Abzw. Anlaufalm, Gemeinde Großraming. Wir nehmenuns den ganzen Tag Zeit um zu wandern und dabei interes-sante GEHspräche zu führen. Unser Ziel: die Anlaufalm imNationalpark Kalkalpen. Unser Treffpunkt ist auch mit öf-fentlichen Verkehrsmitteln erreichbar; mit dem Rufbus vonGroßraming Bahnhof (ab 8.44h) bis Brunnbach Plaißagra-

ben/Abzw. Anlaufalm (an um 9.01h); Rückfahrt um ca. 16h.Anmeldungen unbedingt bei [email protected],Tel.: 0664 5401722

Burgenland

RG Nordburgenland – panSol

Derzeit keine Termine. Kontakt: Günter Wind,Tel.: 0680.232 64 15, [email protected], www.pansol.at.

RG Oberwart

Fr., 19. Mai, 19.00: “Lauter Fremde” – Wie der gesellschaftli-che Zusammenhalt zerbricht. Die ehemalige Leiterin desKurier-Außenpolitikressorts Livia Klingl liest aus ihremBuch. Außerdem stellt SOL das Projekt “Integration in derRegion” vor (siehe Seite 24). In Kooperation mit der Flücht-lingsinitiative Südburgenland (FISB). Ort: OHO, Lisztg. 12,Oberwart.

Kontakt: Dan Jakubowicz, 0680 1311 185, [email protected].

RG Jennersdorf*

Mo., 27. März, 24. April, 29. Mai, jeweils 20.00: Tauschtreffenim Treffpunkt Frauen, Hauptstr. 27, 8380 Jennersdorf.Kontakt: Friedensreich Wilhelm, 03329 48099,[email protected]

Kärnten

RG Kärnten - Bündnis für Eine Welt/ÖIE

Wöchentlich jeden Dienstag ab 18.00 VOLXKÜCHE zum Reden,Vernetzen, Erfahrungen austauschen. Ort: Begegnungszentrum„Im Kreml“, Ludwig-Walterstraße 29 in Villach. Meist gibt esdanach einen künstlerischen oder gesellschaftlich relevantenInput, siehe www.kaernoel.at.

Im Rahmen der Volxküche: Jeden Dienstag von 18:30-19:00Treffen der „CSA - Villach“, d.i. ein Zusammenschluss von Ver-braucherInnen mit dem landwirtschaftlichen Betrieb Polanig-hof. Info: Eva Aichholzer, [email protected],0699 1039 3393.

Spittal

Fr., 21. April, 18.30: Ich habe genug. Ein Workshop*** mitGabriele Huterer, Dan Jakubowicz sowie „Frau Morgen undHerrn Anderswo”. Ort: Otelo, Brückengasse 6.Infos: Michael Mark, [email protected],0660 712 0620.

Salzburg

RG Salzburg-Stadt

Di., 11. April und 13. Juni, jeweils 18.00: SOL-Regionalgruppen-treffen. Ort jeweils: Robert Jungk-Bibliothek für Zukunfts-fragen – Stadtwerk, Struberg. 18/2, 5020 Salzburg. Info:Walter Galehr, [email protected],Tel. 0662 660010

RG Lungau

Di., 7. März, 4. April, 2. Mai und 6. Juni, jeweils 19.00 Uhr:SOL-Regionalgruppentreffen. Ort: Biohof Sauschneider.Kontakt: Liesi und Peter Löcker, Tel.: 06476.297,[email protected]

Tirol

RG Tirol

Derzeit keine eigenständigen SOL-Termine. Bitte beachtet dieVeranstaltungen auf www.transition-tirol.net! Infos: BrigitteKranzl, [email protected], 0512 585037.

Lienz

Sa., 22. April, 18.00: Ich habe genug. Ein Workshop*** mitGabriele Huterer, Dan Jakubowicz sowie „Frau Morgen undHerrn Anderswo”. Ort: Gemeindesaal der Martin-Luther-Kirche. Infos: Helmut Beham, [email protected],0680 232 9416.

* Gruppe ist im Talentenetz Oststeiermark. Tauschtreffensind offen für alle Interessierten! Infos: Ma-ria Prem, 03113.2077, [email protected]

** Bauerngolf – ein Projekt von SOL. Infos:Herbert Floigl, 0664.995 1875, [email protected]

*** Gefördert von derADA im Rahmen desProjekts 1zu1.

Page 32: Solidarität, Ökologie und Lebensstilnachhaltig.at/pdf/SOL167.pdfim Verhältnis zum Durchschnitt der Jahre 2005/06 um ca. 16 % mehr an Ölsaaten insgesamt an – was erklecklich wenig

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