SolidarMed aktuell Nr. 57 / Mai 2009
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11. Mai 2009Nr. 57/Jahresbericht 2008 Spendenkonto 60-1433-9 www.solidarmed.ch
Rückblick 2008
Editorial 2
Ein bewegendes Jahr für Filomena 3
Aus dem Jahresbericht 2008 6
Zimbabwe: Cholera auf dem Rückzug 7
Vermischtes 8
Gemeinsam haben wir viel erreicht
Einsatzländer SolidarMed
Tanzania
Zambia(ab 2009)
Zimbabwe
Moçambique
Maputo
Dareda-SpitalMbulu
Dar es SalaamDodoma
Lusaka
Silveira-Spital
Musiso-Spital
Chiúre
Lugala-Spital
Ifakara
Harare
Lesotho
Maseru
Seboche-Spital
Paray-Spital
Wir haben viel erreicht!
Bei SolidarMed stehen Begriffe wie Wirkung, Nachhaltigkeit und Effizienz im Zentrum der Arbeit. Aber wielassen sich diese wohlklingendenWorte überhaupt messen?SolidarMedüberprüftseineProjektejedesJahrnachgenauenKriterien.DarausgehendieZahlenhervor,dieunsüber dieWirkung der Projekte informieren. Seit kurzemsinddieZahlenausdemvergangenenJahrverfügbarundderenAuswertungstelltSolidarMedeinschmeichelhaftesZeugnisaus.MitFreudepräsentierenwirIhnenindieserAusgabevon«aktuell»einigeBeispiele.
AnhandderGeschichtevonFilomenaAmissemöchtenwirIhnenexemplarischzeigen,wasdieProjektevonSolidarMedfürdieLebensqualitäteinesMenschenundseinerganzenFamiliebedeutenkann.Sie fandHilfe ineinemder rund40 von SolidarMed unterstützten Gesundheitszentren,dieauchMenschenindenabgelegenenRegionenAfrikas ZugangzumedizinischerVersorgungermöglichen.Einerder zahlreichen freiwilligen «Gesundheitsarbeiter», dieSolidarMedfürdieDörferausbildet,verhalfihrüberhauptzuderdringendbenötigtenmedizinischenHilfe.
SolidarMed stärkte imvergangenen Jahr über300 lokaleGesundheitskomitees, welche die lokale Bevölkerungmassgeblich an der Gesundheitserziehung und -planungbeteiligen.Die9vonSolidarMed im Jahr2008gebautenund unterstützten «Mütter-Wartehäuser» bieten schwangeren Frauen aus entlegenen Dörfern die Möglichkeit,frühzeitig einSpital aufzusuchen.Die professionelleGeburtshilfehateinenpositivenEffekt imKampfgegendieMütter-undKindersterblichkeit.
Solche Resultate lassen sich nur dank der grosszügigenUnterstützungvonSpender/innenundGönner/innenrealisieren.SiealleverhalfenSolidarMedunddamittausendenvon Menschen im südlichen Afrika zu ihrem Recht aufmehrGesundheit.
Svend Capol, Präsident SolidarMed
SolidarMed bewahrt Babys vor HIV/Aids. Die Übertragung von HIV von der Mutter auf das Kind kann verhindert werden. Ohne
Behandlung «erben» 40 Prozent der Babys HIV vor, während oder nach der Geburt von ihrer Mutter. Mit den richtigen Medikamenten und Fachwissen kann diese Quote auf 2 Prozent gesenkt werden.
Bild: Silvia Bucher
Ancuabe
Roma
2 SolidarMed aktuell
Editorial
Impressum «SolidarMed aktuell» 57/09SolidarMed, Obergrundstrasse 97, Postfach, CH-6000 Luzern 4, Telefon +41 41 310 66 60, Fax +41 41 310 66 62, www.solidarmed.ch
Redaktion: Benjamin Gross Visuelle Gestaltung: Silvia Bucher Umschlagbild: Alexander Jaquemet, Tanzania Druck: Brunner AG, Druck und Medien, Kriens Auflage: 13 500 Exemplare
«SolidarMed aktuell» erscheint vier Mal jährlich – die Mai-Ausgabe enthält eine Zusammenfas-sung des Jahresberichts 2008. Das nächste «aktuell» erscheint im August 2009. Das Abonne-ment ist im Mitgliederbeitrag enthalten. Für einen günstigeren Posttarif gelten pro Jahr fünf Franken Ihrer Spende als Abobeitrag.
Mitgliedschaft: Franken 20.— für Einzelmitglieder; Franken 50.— für Vereine und Institutionen. Spenden und Mitgliederbeiträge überweisen Sie bitte mit entsprechender Mitteilung an: Schweiz: Postkonto 60-1433-9, lautend auf: SolidarMed, CH-6000 Luzern 4 Ausland: IBAN: CH090900000060014339, Swift: POFICHBEXXX, Geldinstitut: Swiss Post, Postfinance, Nordring 8, 3030 Bern, Konto 60-1433-9, lautend auf: SolidarMed, CH-6000 Luzern 4
Herzlichen Dank!
SolidarMed ist ZEWO-zertifiziert und steht für einen effizienten und gewissenhaften Einsatz Ihrer Spende. Spenden an ZEWO-zertifizierte Organisationen können in den meisten Kantonen der Schweiz von den Steuern abgezogen werden. Bitte informieren Sie sich direkt in Ihrer Gemeinde.
Ein bewegendes Jahr für FilomenaHustenanfälle, Durchfall, Kopfweh und schmerzhaft geschwollene Beine. So begann für die 26 Jahre junge Mosambikanerin Filomena Amisse das vergangene Jahr. Sie konnte kaum gehen, lag den ganzen Tag in ihrer Hütte, war im fünften Monat schwanger. Dank der Hilfe von gut ausgebildeten Gesundheitsfachleuten in den von SolidarMed unterstützen Projek-ten wurde das Jahr trotz schwierigem Start gleich auf zweifache Weise ein erfreuliches: Filomena ist wieder wohlauf und gebar einen gesunden Jungen.
EinNachbarwussteBescheid,wiekrankdieSchwangerezuBeginndesvergangenenJahreswar.EinesTagesteilteer demGesundheitsarbeiter desDorfes seine Sorgen umdie Nachbarin mit. Der Gesundheitsarbeiter ist ein vonder Bevölkerung gewählter freiwilliger Helfer, der vonSolidarMed in den wichtigsten medizinischen Bereichenausgebildetwurde.DankseinesWissensüberGesundheitist er für dieMenschen im Dorf die erste Ansprechperson,wennjemandernsthaftkrankist.NacheinemerstenBesuchempfahlerFilomenadringend imSpitalHilfezusuchen. Mit der Erlaubnis ihres Schwagers – die lokaleTraditionverlangt,dassdasFamilienoberhauptmitsolchenEntscheidungen einverstanden ist – nahm Filomena denbeschwerlichenFussmarschinsSpital trotzihrerschlechtenVerfassungaufsich.DieDiagnosedesArzteswarfürsieeinSchock.FilomenahattesichmitHIVinfiziertundihreBeschwerdenwarenaufAidszurückzuführen.«An
fänglichhatte ichgrosseMühe,michdamitabzufinden»,hältsierückblickendfest.VoneinerSolidarMed-VeranstaltungimDorfherwusstesieBescheidüberdieKrankheitund deren Verbreitung. Die Sorgen um ihr ungeborenesKindwarengross,dennohneBehandlungliegtdasRisikofüreinKindbei40Prozent,sichmitdemVirusvor,währendodernachderGeburtanzustecken.Hinzukam,dassFilomenaunterdemKaposi-Sarkomlitt,einemdurchHIVausgelöstenHauttumor, der nurmit einerChemotherapiebehandeltwerdenkann.AneinesolchewarjedochwegenderSchwangerschaftnichtzudenken.
Mit ihremMann konnte Filomena glücklicherweise allesbesprechen. Beide wurden im Spital ins HIV/Aids-Behandlungsprogramm aufgenommen und achteten darauf,dasssiedieMedikamentezurStabilisierungvonHIVimmerpünktlicheinnahmen.DerErfolgstelltesichbaldein:
SolidarMed aktuell 3
Rückblick 2008
DieBeschwerdenverschwanden,dieKräftekamenzurückundbeidekonntenwiederfürihreFamiliesorgenunddendreiTöchterneinZuhausebieten.Bessernoch:Dankderrichtigen Therapie in dem von SolidarMed unterstütztenSpitalkonntedieÜbertragungdesHI-VirusaufdennochungeborenenSohn verhindertwerden.Heute ist der Junge zwei Jahre alt und kerngesund. Filomena ist eine vonmindestens4100Menschen,dieimJahr2008indenProjektgebietenvordemToddurchHIV/Aidsbewahrtwerdenkonnten.
SMART gegen HIV/AidsDasProjektSMARTvonSolidarMedbeinhaltetdieTherapie,diebeiFilomenadasHI-VirusunterKontrollebrachte.AnMedikamenten für die Betroffenenmangelt es nicht,sieerreichenaberzuseltendieHIV/Aids-KrankenindenabgelegenenGebieten.Das zeigt einBeispiel aus Tanzania,einemanderenProjektland:GlobaleInitiativenwieder«Global Fund» oder «PEPFAR» unterstützen die Regierungfinanziell,umdieHIV/Aids-TherapielandesweitzurVerfügungzustellen.DieseMedikamenteerreichenaberdiebetroffenenMenschenindenentlegenenGebietennurungenügend oder gar nicht. Insbesondere benachteiligteBevölkerungsgruppenwieschwangereFrauenundKinderbleibenaussenvor.
Oft fehlt schwangeren Frauen und Kindern der Zugang zu einer HIV/Aids-Therapie. Um dem entgegenzuwirken, bietet SolidarMed die Therapie auch in entlegenen Gesundheitszentren an. Mütter können dank der richtigen Behandlung weiterhin für ihre Familie da sein.
SolidarMedarbeitetsehrnaheandereinheimischenBevölkerung.TrotzdembrauchtessehrvielArbeitundFingerspitzengefühl,dieMenscheninderRegionüberhaupteinmaldavonzuüberzeugen,sichtestenzulassen.Mitüber240VeranstaltungenindenDörfernkämpfteSolidarMedimvergangenenJahrgegendieStigmatisierungvonHIV/Aids-Kranken.SolcheAnlässesindsehrwirksam.InsgesamtkonntenimvergangenenJahrrund145000Menscheninformiertwerden.NurwerinformiertistüberdieKrankheit,lässtsichtestenunderhältfallsnotwendigdieentsprechendeTherapie.DassdieseAnstrengungenwirken,zeigendieZahlenausdemvergangenenJahreindrücklich:Insgesamtwurden vonSolidarMed 40237Menschen aufHIVgetestet.Mittlerweilesind16000HIV-positiveMenschenregistriert.Davonprofitierenbisjetztdieobenerwähnten4100vonderBehandlung.300davonsindKinder.
Viele dieser Kinder werden vor, während oder nach derGeburtzuTrägerndesVirus.InTanzaniawerdenjährlich72000 Babys vor ihrer Geburt oder als Neugeborene zuTrägernvonHIV.VielekommenmiteinerLungenentzündung, chronischemDurchfall oderdenSymptomeneineranderenKinderkrankheit ineineGesundheitseinrichtung,wo ihnen HIV/Aids diagnostiziert wird. 30 Prozent derHIV-positivenKindersterbenimerstenLebensjahr,wennsie nicht von Geburt weg medizinisch betreut werden.
4 SolidarMed aktuell
SolidarMed verbessert die medizinische Versorgung der Menschen in zwei ländlichen Distrikten in Moçambique. Hier in Ancuabe wurde 2008 das medizinische Angebot entscheidend verbessert. Bereits profitieren die Menschen in 52 von 75 Dörfern von dem Angebot von SolidarMed.
Bilder: Silvia Bucher
DassdieBevölkerungüberdieGefahrenundChancenbezüglichHIV/Aids informiert ist, ist entscheidend für denErfolg derBemühungen.Dank ihrer positivenErfahrunghilftnunauchFilomenaAmissemit,inihremDorfdiesesWissenzuverbreiten.AufdieFrage,obsieoffenüberihreKrankheitspricht,entgegnetsie:«Ja!IchhabemeinemjüngerenBrudervonmeinerKrankheiterzähltunddavon,dassesmirdankderHIV/Aids-Behandlungwiedervielbessergeht.Erwillsichjedochnichttestenlassen,daerkeineBeschwerdenhat.Unddas,obwohlseineFrauauchschonseitlängeremschwerkrank ist.»Filomenahofftnoch immer,ihren Bruder von der Arbeit der Gesundheitszentren zuüberzeugen.OhneseineErlaubniskannsichihreSchwägerinnichtbehandelnlassen,daihransonstendieScheidungdrohtundsieohneEinkommendastehenwürde.
NochistvielPräventionsarbeitnötig.MitdemnotwendigenRespekt, Fingerspitzengefühl, Wissen und den richtigenMedikamentenkönnenHIV-positiveMenscheneinlebenswertesLebenführenundihreAufgabeinderGesellschaftweiterhinwahrnehmen.FilomenaistderbesteBeweis!▪
Die folgende Seite gibt einen Einblick in den Jahresbericht
2008 und zeigt, dass SolidarMed die Ressourcen effizient ein-
zusetzen weiss.
Um diese Kinder besser zu schützen, legte SolidarMed2008besonderenWertaufTestsbeischwangerenFrauen.22858 schwangere Frauen konnten im vergangenen Jahrzu diesemSchritt bewegtwerden. 609 tansanischeHIV-positiveFrauenerhieltenanschliessendMedikamenteunddasnotwendigeWissen,umdienochungeborenenKinderzuschützen.
SMARTwurde2008inallenPartnerspitälernundGesundheitszentren von SolidarMed in Tansania, Moçambique,LesothoundZimbabwedurchgeführt.DankderUnterdrückungdesHI-VirusdurchdielebensrettendeART(virenhemmende Therapie) erholt sich bei vielen Patienten dasImmunsystem.Dank lebenslangerTherapiegewinnensieihrgesundheitlichesWohlbefindenzurückundkönnenihrenAlltagwiederselbermeistern.
Zugang für alle schaffenDie Dezentralisierung der HIV-Dienstleistungen hat voralleminTansaniaundLesothoindenletztenMonatenbedeutendeFortschritte gemacht.Nicht zuletzt,weil beidesLändersind,indenenderStaatmithilft,dieBevölkerungin den abgelegenen Gebieten durch Gesundheitszentrenzuerreichen. InAncuabe (Moçambique)konnteSMART2008sogarumeinSpitalerweitertwerden.
SolidarMed aktuell 5
Silveira-Spital
Musiso-Spital
Harare
Tanzania
Zambia
Lesotho
Moçambique
Zimbabwe
SolidarMed-Vereinsmitglied werdenSolidarMedistalsVereinorganisiert.WerdenSieMitgliedundhelfenSieaktiv,dieGesundheitderMenschenimsüdlichenAfrikazuverbessern.DievierAusgabendes «SolidarMed aktuell» und der Jahresbericht sindimjährlichenBeitrag(CHF20.—fürEinzelmitglieder;CHF50.— für Institutionen) eingeschlossen.Kontakt:Lisbeth Bühlmann, [email protected] oderTelefon0413106660.Postkonto:60-1433-9(Vermerk:Mitgliederbeitrag).HerzlichWillkommen!
DankAuchimvergangenenJahrsetztensichvieleMenschenfürdieZielevonSolidarMedein.SieengagiertensichinFachkommissionen, für Spendensammlungen, an Ak-tionstagen,inPfarreienundinregionalenGruppen.AlleneinherzlichesDankeschön!
DievorangegangenenSeitenzeigenanhandvonBeispielenauf,wasSolidarMedindenProjektenimvergangenenJahrbewirkte.DerzeitgleichmitdieserAusgabe«SolidarMedaktuell»erscheinendeJahresbericht2008gibteinentransparentenEinblickindieZahlenvonSolidarMed.
DiehöherenEinnahmenwirktensichpositivfürdieMenschenindenProjektländernaus.Insgesamtflossen6Mio.FrankenindieProgrammeinLesotho,Moçambique,Tan-zaniaundZimbabwe.
ImBereichderBuchhaltunggelangdieerfolgreicheEinführung eines neuen, einheitlichenSystems für alleProjektländer. Die Abläufe wurden angepasst, die Strukturverändert und eine neue Software führte zu zusätzlicherKlarheitundEffizienz.
Die wichtigsten Zahlen der Jahres-rechnung 2008:▪ FürdasJahr2008weistSolidarMedeinpositivesJahresergebnisvon2269Frankenaus.DieSpendeneinnahmenwarenmit952000Frankenleichtrückläufig.
▪ DieBilanzsummebeträgtperEnde2008rund4,8Mio.Franken.Derum1,4Mio.FrankenhöhereBetragistaufdenZuflussvonProjektmittelnzurückzuführen.
▪ Das Organisationskapital ist durch die RückführungdesKapitalsderSolidarMed-Stiftungvon50000Franken und aufgrund des positiven Jahresergebnisses auf841693Frankenangestiegen.
▪ DerBetriebsertragkonnteauf7Mio.Frankengesteigertwerden. Ungefähr im gleichen Verhältnis erhöhte sichderProjektaufwand.Dieserliegtbei6Mio.Franken.
Projekte in Afrika (85,6 %)
Fundraising (4,2 %)Sensibilisierung (3,6 %)
Verwaltungsaufwand (6,6 %)
Verwendung der Mittel
Herkunft der Mittel
Beiträge DEZA (34,4 %)
Beiträge LED (20,6 %)
Beiträge Medicor (8,9 %)Spenden (36,1 %)
Zusammensetzung der Einnahmen (Herkunft der Mittel) und Ausgaben (Verwendung der Mittel) 2008
Vollversion des Jahresberichts 2008Sie können die Vollversion auf unserer Webseite:www.solidarmed.ch unter der Rubrik «Publikati-onen» als pdf-Datei herunterladen – oder in ge-druckterForm(bittegenaueAnschriftnotieren)perE-Mailbestellen:[email protected]
6 SolidarMed aktuell
Aus dem Jahresbericht 2008
Das Silveira-Spital verfügt über keine Isolationsabteilung. Um die Verbreitung der Cholera im Spital zu verhindern,
behandelte SolidarMed die Patient/innen unter dem Vordach des Laborgebäudes. Bild: Eugen AnderhaldenIm letzten«aktuell»berichtetenwir ausführlichüberdie
Probleme des Gesundheitssystems in Zimbabwe. Unter-dessengibteswenigstensbezüglichCholera-Epidemieeinevorläufige Entwarnung. SolidarMed-Arzt Dr. ChristianSeelhofer ist seit sieben Jahren inZimbabwe imEinsatz.ImInterviewerzählter,wieerdieEpidemieerlebthat.
„aktuell“: Die Cholera beherrscht seit Monaten die Berichterstattung über Zimbabwe in der Schweiz. Wie akut ist die Situation im Moment? Seelhofer: Unterdessen ist die Epidemie wieder grösstenteils unter Kontrolle. In unseren Spitälern haben wirnichtmehrsovieleFällewiedamals.IndenvergangenenWochenhatsichdieSituationdankderHilfevoninternationalen Organisationen stark verbessert. Medikamente,angelieferteFlüssigkeit, ausländischeÄrzt/innenunddaseinheimischeGesundheitspersonaltrugenmassgeblichzurStabilisierungderSituationbei.ImMomentseheichkeinewesentlichenEngpässemehr.
Warum konnte sich die Cholera so stark verbreiten? DashatverschiedeneGründe:EinerseitskamdieReaktionaufdieKrankheitvielzuspät.DerAusbruchwurdelangeZeitverleugnet.DazukamendieerschwertenLebensverhältnissederErkrankten.Oftsindsiezuschwach,umdenWeginsnächsteSpitalaufsichzunehmen.DieTransportkostenkönnensiesichauchnichtleisten.
Das Silveira-Spital und das Musiso-Spital waren von der Cholera beeinträchtigt. Wie wirkte sich dies auf die Arbeit von SolidarMed aus? DasSilveira-SpitalisteineAnlaufstationfürallgemeineErkrankungen.EsgibtkeineräumlichabgetrennteIsolations-abteilung.InMusisoistdiesderFall.DieCholerabedeuteteeinen Mehraufwand, der durch den ohnehin herrschenden Personalmangelnurschwerzuleistenwar.IndenSpitälernlagenzusätzlichschwerkrankePatient/innen,diemitausreichendFlüssigkeitversorgtwerdenmussten.
Sauberes Wasser für SilveiraDie Leitungssysteme in Zimbabwe stammen grösstenteilsnochausderZeitderweissenSiedler.SeitderUnabhängigkeitwurde nurwenig saniert.DiemarodeWasserver- und entsorgung ist mit ein Grund für diebeispiellose Ausbreitung der Cholera in den letztenMonaten.
Zur Versorgung mit sauberem Wasser verfügt dasSilveira-Spital eigentlich über eine Quelle und vierBohrlöcher. Von den Bohrlöchern funktioniert jedochnurnocheineseinwandfrei,einanderesnochhalbwegs.Die Quelle und die zwei weiteren Bohrlöcher liefernkeinWassermehr.
SolidarMednimmt2009dieumfassendeSanierungderWasserversorgungamSilveira-SpitalinAngriff,umdiePatient/innenunddasPersonalweiterhinmitsauberemTrinkwasserversorgenzukönnen.
Silveira-Spital
Musiso-Spital
Harare
Tanzania
Zambia
Lesotho
Moçambique
Zimbabwe
Die Spitäler waren also nicht auf die Cholera vorbereitet? Nein.Das ist auch nicht ihreAufgabe.Dank der ausländischen Hilfe wurden so genannte «Camps» aufgebaut,in denen alleDurchfallerkrankungen untersuchtwurden.FürdieBekämpfungderCholerahabensichdieseCampssehrgutbewährt,vielePatient/innenkonntendirektwiedernachHause.NurSchwerkrankekamen insSpital.Sokonnten sich die Spitälerwiedermit vollerKraft umdierestlichenPatient/innenkümmern.IndemdassdieSpitälernichtdirekt indieBekämpfungderCholeraeingebundenwurden,sollteverhindertwerden,dassdieBakteriensichimSpitalverbreiteten.▪
Zimbabwe: Cholera auf dem Rückzug
SolidarMed aktuell 7
Stellenwechsel Moçambique: ImAprilreisteMarianne VillaretnachMoçambiqueaus,umvonFrank Haupt dieLeitungdesBereiches«CommunityHealth»zuübernehmen.EndeMaigeht inChiúrederEinsatzvonArchitektAndreas WaltherzuEnde.FürdenBereich«Bau»istneuPaul Holensteinverantwortlich. Tanzania: Mit Peter HellmoldistSolidarMedseitMitteAprilzumerstenMalmiteinemArztamLugala-SpitalinTanzaniavertreten. Zambia: SeitMaiistinZambiaRaphaela ScholzalsLandeskoordinatorinimEinsatz.ImJuniwerdendasÄrztepaarHelge Köhler und Chanel Sinha,begleitetvonTochterLiaRoshan,ansSt.Lukes-HospitalinMpanshyaausreisen. Schweiz: AufderSolidarMed-GeschäftsstelleistSandra Lerch neufürEmpfangundAdministrationzuständig.SiefreutsichüberIhreKontaktaufnahmeviaE-Mail:[email protected]oderperTelefon:0413106660.Allen ein herzliches Dankeschön für ihr Engagement!
Agenda Samstag, 16. Mai 2009 und Sonntag, 17. Mai 2009 in Luzern:SolidarMed-GeneralversammlungmitöffentlichenVorträgenamSonntag(sieheoben).DasOnline-AnmeldeformularundweitereDetailsfindenSieaufunsererWebsite:www.solidarmed.chunter«News&Events».
Die Stiftung ZEWO hat ein neues Logo: DasGütesiegelzeichnetgemeinnützigeOrganisationenfürdengewissenhaftenUmgangmitdenihnenanvertrautenGeldernaus.Esbescheinigtdenzweckbestimmten,wirtschaftlichenundwirkungsvollenEinsatzvonSpendenundstehtfürtransparenteundvertrauenswürdigeOrganisationenmitfunktionierendenKontrollstrukturen,dieEthikinderMittelbeschaffungundKommunikationwahren.DieseOrganisationenwerdenregelmässigaufdieEinhaltungderKriteriengeprüft.www.zewo.ch SolidarMedistZEWO-zertifiziert!
Vermischtes
Der Graben ist kleiner als am Spital: Traditioneller Heiler trinkt Palmwein mit einer Patientin Bild: Niklaus Labhardt
Drei Vorträge über die Eigenheiten des afrikanischen Gesundheitssystems
MarcelDreier:Vom Dienst an den Kranken zur medizinischen EntwicklungszusammenarbeitDerBaslerHistorikerMarcelDreier forschtüberdieGeschichte des ländlichenGesundheitssystems inTanzania.FürseineStudienöffneteSolidarMeddasArchivmitseinenunzähligenZeitdokumenten.DerVortrag beschreibt denWandelderEntwicklungszusammenarbeitaufdemGebietderGesundheitsversorgung inTanzania,woSolidarMedseitfast80Jahrenmitwirkt.DerBlickaufdieseGeschichtebringtvielBemerkenswerteszumVorschein.
NiklausLabhardt:Was traditionelle Heiler anders machen.Die mangelhafte Verständigung zwischen Patient/innenund medizinischem Personal aus Europa brachte schongrosseGesundheitsprogrammezumScheitern.DielokaleBevölkerung wurde wegen des soziokulturellen Grabensnurteilweiseoderüberhauptnichterreicht.ZahlreicheStudien,dieinjüngererZeitinAfrikadurchgeführtwurden,weisen auf gravierende Mängel in der KommunikationzwischenmedizinischenFachpersonenund ihrenPatient/innenhin.NiklausLabhardt stellt in seinemVortragResultateausmehrerenStudieninKamerunvor.Dabeizeigt
erauf,wastraditionelleHeilerimUmgangmitihrenKundinnenundKundenandersmachenalsdasSpitalpersonal.
ThomasGass:Zu weit, zu spät: Was tragen Dorfgesundheitsarbeiter zur medizinischen Versorgung bei?InTanzaniasuchtnureineMinderheitderElterneineGesundheitseinrichtung auf,wenn ihrKleinkindAnzeicheneinerLungenentzündunghat.DreivonvierFrauengebärenohneprofessionelleGeburtshilfe.UndnurjederfünfteHIV/Aids-Patient ist inTherapie.DreiBeispiele, die aufzeigen,vorwelchgrossenHerausforderungendasGesundheitsweseninTanzaniasteht.DieUrsachedesProblemsistinallendreiFällendiegleiche:EsistzuweitzumnächstenSpital.DieFolgedavon:DieMenschenkommenzuspätinmedizinischeBehandlung.
Sonntag, 17. Mai 2009, 10.00 -12.00 Uhr, Hochschule Soziale Arbeit, Werftstrasse 1, Luzern, Raum PL 142/143
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