Sorbonne 2011 Methodik - · PDF fileB2 Hat eine klare, natürliche Aussprache und...
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Seminar für Sprechwissenschaft
und PhonetikMARTIN-LUTHER-UNIVERSITÄT
HALLE-WITTENBERG
Aussprache lehren und lernen -methodische Möglichkeiten
Ursula Hirschfeld (Halle)[email protected]
Überblick
1. Klang – Aussprache – Phonetik
2. Lernziel „gute Aussprache“
3. Ausspracheabweichungen
4. Kompetenzen der Lehrenden
Klang – Aussprache – Phonetik
- segmental: Vokale und Konsonanten
- suprasegmental: Melodie, Lautstärke, Sprechtempo,
Stimmklang
� Akzentuierung, Rhythmisierung, Gliederung
� Sprechausdruck (sachlich … emotional)
Klang – Aussprache – Phonetik
Phonetik in DaF:
- phonetische Fertigkeiten � Basis für „Mündlichkeit“
- mündliche Fertigkeiten (GER):
- Hören (Rezeption)
- Sprechen (Produktion)
- mündliche Interaktion (Rezeption und Produktion)
- mündliche Sprachmittlung (Rezeption und
Produktion)
Klang – Aussprache – Phonetik
Phonetik in DaF:
- phonetische Fertigkeiten � Basis für „Schriftlichkeit“
(Lesen, Schreiben)
- Phonem-Graphem-Beziehungen
Klang – Aussprache – Phonetik
Klang – Aussprache – Phonetik
Leistungen der Phonetik in der mündlichen Kommunikation
- Hörer-, Situations- und Kontextangemessenheit
(Phonostilistik)
- Übertragung sprachlicher Inhalte + Vermittlung
zusätzlicher Informationen über Sprecher, Situation
- Interaktion und Aufrechterhaltung der
Kommunikation
� Verständlichkeit und Akzeptanz
� Standard(aus)sprache
GER-Lernziele: Beherrschung der Aussprache und IntonationC2/C1 Kann die Intonation variieren und so betonen, dass
Bedeutungsnuancen zum Ausdruck kommen.B2 Hat eine klare, natürliche Aussprache und Intonation erworben. B1 Die Aussprache ist gut verständlich, auch wenn ein fremder
Akzent teilweise offensichtlich ist und manchmal etwas falsch ausgesprochen wird.
A2 Die Aussprache ist im Allgemeinen klar genug, um trotz eines merklichen Akzents verstanden zu werden; manchmal wird aber der Gesprächspartner um Wiederholung bitten müssen.
A1 Die Aussprache eines sehr begrenzten Repertoires auswendig gelernter Wörter und Redewendungen kann mit einiger Mühe von Muttersprachlern verstanden werden, die den Umgang mit Sprechern aus der Sprachengruppe des Nicht-Muttersprachlers gewöhnt sind.
Ursachen für Ausspracheabweichungen
− Sprachkontrast Muttersprache (andere Fremdsprachen) –Zielsprache
− individuelle Voraussetzungen (Hörfertigkeiten, Sprechmotorik, Motivation, Lernstrategien, Alter)
− Kompetenz des Lehrenden
− Lehr- und Lernbedingungen, Materialangebot
Ausspracheabweichungen
Sprachkontrast Französisch – Deutsch
Ausspracheabweichungen
Sprachkontrast Französisch – Deutsch
Suprasegmental: - Wort- und Wortgruppenakzentuierung- Rhythmus- Gliederung / Strukturierung- Sprechmelodie
Ausspracheabweichungen
Sprachkontrast Französisch – Deutsch
Segmental- Phonem-Graphem-Beziehungen
Vokale
- lang-gespannt vs. kurz-ungespannt
- E-Laute
- Nasalierung
- Vokalneueinsatz
- reduzierte Vokale [´, å]
Ausspracheabweichungen
Sprachkontrast Französisch – Deutsch
Segmental: Konsonanten- fortis-lenis-Konsonanten [p – b], [s – z]- Auslautverhärtung- Ich- und Ach-Laute- H-Laute- R-Laute- Konsonantenverbindungen- Assimilation
Kompetenzmodell
1. personale Kompetenz
2. Aktivitäts- und Handlungskompetenz
3. sozial-kommunikative Kompetenz
4. Fach- und Methodenkompetenz
John Erpenbeck: Kompetenzmodellhttp://www.sokrateam.de/download/sokrateam_persoenlic
hkeit_kode.pdf
Kompetenzmodell Kompetenzen des Lehrenden
Kompetenzen des Lehrenden
Persönlichkeitskompetenz:- eigene Kompetenz- und Persönlichkeitsentfaltung- Einstellungen- Reflexionsfähigkeit- kritischer Umgang mit sich selbst
Kompetenzen des Lehrenden
Sozialkompetenz- Empathie- Kooperativität- Konfliktfähigkeit- Kritikfähigkeit
Kompetenzen des Lehrenden
Fachkompetenz- fachliche Grundlagen : Phonologie, Phonetik – auch
kontrastiv, Transkription, Terminologie
Fachkompetenz des Lehrenden
GER (http://www.goethe.de/z/50/commeuro/deindex.htm) Phonologische Kompetenz: involviert Kenntnisse und Fertigkeiten der Wahrnehmung und der Produktion in Bezug auf:− die lautlichen Einheiten (Phoneme) der Sprache und ihre
Realisierung in bestimmten Kontexten (Allophone);− die phonetischen Merkmale, die Phoneme voneinander
unterscheiden (distinktive Merkmale, z. B. stimmhaft, gerundet, nasal, plosiv);
− die phonetische Zusammensetzung von Wörtern (Silbenstruktur, Phonemfolge, Wortakzent, Wortton);
− Satzphonetik (Prosodie): Satzakzent und Satzrhythmus, Intonation− phonetische Reduktion: Vokalabschwächung, starke und
schwache Formen, Assimilation, Elision
Kompetenzen des Lehrenden
Methodenkompetenz- Methodeninventar- Medienkompetenz
Methodenkompetenz des Lehrenden
Erasmus von Rotterdam, 16. Jh., Dialog über die richtige Aussprache der lateinischen und griechischen Sprache: Man kann sich am Papagei ein Beispiel nehmen.Häufig spricht dieser Vogel einem das nach, was man ihm einübt, und er führt wiederholt das aus, was er einmal gelernt hat. Wenn er nicht gelehrsam ist, wird er mit dem Stock gezüchtigt, wenn er aber das wiederholt, was ihm vorgesagt wurde, bekommt er Futter als Belohnung. Man muß einen guten Lehrer hinzuziehen, der eine gute Sprachespricht; der muß wissen, wie er vorgehen soll: er muß bei Versuchen helfen, jedes Gelingen loben, aber beim Rückfall in alte Gewohnheiten häufig korrigieren.
Kompetenzen des Lehrenden
Handlungskompetenz- situationsangemessenes Verhalten- Kreativität- Entscheidungsstärke- Engagement- Initiative- Zeitmanagement
Anforderungen an Lehrende
(vgl. Dieling/Hirschfeld: Phonetik lehren und lernen.
2000:16)
− Bestimmung von Stellenwert, Zielen, Inhalten und Methoden des Aussprachetrainings
− Vorbild in der Aussprache, Demonstration von Varianten der Standardaussprache mit Ton-/Videomaterialien
− Beherrschung der phonologischen und phonetischen Grundlagen des Deutschen und der Ausgangssprache(n)
− Vermittlung von Regeln und Kenntnissen je nach Notwendigkeit
Anforderungen an Lehrende
− Bewertung von Übungsangeboten (Variation, Ergänzung)
− Beherrschung eines Methodeninventars � methodische Abwechslung und ausreichende Automatisierung
− Erkennen und Korrektur von Ausspracheproblemen der Lernenden
− Bewertung von Ausspracheleistungen
− Motivation der Lernenden
Übungsmethoden
1. Ja sprechen, flüstern
2. [J] flüstern � [C] � Üben, Automatisieren
3. ich ja flüstern
4. ich ja sprechen
Übungsmethoden
Los ziehen: Anweisung, wie ein Text zu lesen ist.2. Text vorlesen, wie es auf dem Los steht, z.B. Sprichwörter:
Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen.Wer einmal lügt, dem glaubt man nichtWas Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr.Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.Was lange währt, wird endlich gut.
3. Erraten, welche Sprechweise das war. Wer es zuerst herausbekommt, darf als Nächste(r) lesen.
Übungsmethoden
Lies ganz laut! Lies ganz leise! Lies ganz schnell!Lies ganz langsam! Lies ganz hoch! Lies ganz tief! Lies ganz traurig! Lies ganz fröhlich! Lies ganz aufgeregt! Lies ganz undeutlich! Lies ganz normal! Lies ganz böse! Lies ganz müde! Lies ganz erschrocken! Lies ohne Pausen! Lies schimpfend! Lies gelangweilt! Lies monoton! Lies flüsternd!Lies schüchtern! Lies wie einer, der gerade Lesen lernt! Lies wie ein Opa ohne Brille! Lies wie ein Pastor!Lies wie ein Lehrer! Lies wie ein Nachrichtensprecher!Lies wie ein Sportreporter! Lies wie ein Bahnhofslautsprecher!Lies wie ein Baby! Lies wie ein Märchenerzähler!Lies wie ein alter Mann!
Übungsmethoden
Übungsbeispiel: Wörter im Wort …1. Sie wählen / finden ein längeres Wort (das kann Problemlaute
enthalten, wie die folgenden Beispiele Ü-Laute), z.B. Übersetzung, Überraschung, Ausspracheübung …
2. Sie vereinbaren eine Zeit, z.B. 2, 3 oder 5 Minuten3. Sie bilden aus den Buchstaben des Wortes neue Wörter, z.B. aus
Übersetzung: üben, über, Tür, er, Tee, See, setzen ...4. Nach Ablauf der Zeit werden die Wörter vorgelesen. Alle prüfen,
ob die Aussprache der Vokale und Konsonanten und die Wortakzente stimmen.
5. Wer die meisten Wörter gefunden und richtig ausgesprochen hat, hat gewonnen.
Literatur
Dieling, H. / Hirschfeld, U.: Phonetik lehren und lernen. München 2000.
Endt, E. / Hirschfeld, U. (Hrsg.): Die Rhythmuslokomotive. Goethe-Institut München 1995.
Europarat. Rat für kulturelle Zusammenarbeit (2001): Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen: lernen, lehren, beurteilen. Langenscheidt Berlin u. a. http://www.goethe.de/z/50/commeuro/i3.htm.
Hirschfeld, U. / Reinke, K. / Stock, E. (2007): Phonothek intensiv. München.
Hirschfeld, U. / Stock, E. (Hg.): PHONOTHEK interaktiv. (CD-ROM). München 2000.
Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht: Themenheft Phonetik.12/2 2007. <http://zif.spz.tu-darmstadt.de/jg-12-2/docs/Einfuehrung.pdf>