SoSe 2012 Wissenschaftspropädeutik - uni-erfurt.de · (aus der 1. Vorlesung) ... manchmal wird...

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SoSe 2012 Wissenschaftspropädeutik (Helmstetter / Struck) Mi 12-14h LG1 HS 3 http://www.uni-erfurt.de/literaturwissenschaft/ndl/lehrende/struck/lehrveranstaltungen- sose-2012/wissenschaftstheoretisches-propaedeutikum/ 18. 4. Vorstellung des Semesterprogramms, Organisatorisches.Einführung 25. 4. Grundbegriffe I: Wissen, Wissensformen, Erkenntnis, Wissenschaft 2. 5. Lesen&Schreiben I 9. 5. Grundbegriffe II: Zeichen – Wörter – Begriffe – Termini. Texte – Diskurse 16. 5. Lesen&Schreiben II 23. 5. Grundbegriffe III: Kultur (Pluralität, Alterität, Relativität). Kulturkonzepte (Kultur als Zeichensystem, als Text ...), Praktiken, Materielle Kultur 30. 5./ 6. 6. Bibliotheksschulung 13. 6. Lesen&Schreiben III 20. 6. Grundbegriffe IV: Geschichte, Historizität: Tradition/Gedächtnis: Fakten und Fiktionen; Quellen, Medien – Konstruktion, Imagination, Erfindung 27. 6. Lesen&Schreiben IV 4. 7. KLAUSUR 11. 7. Bekanntgabe der Ergebnisse - > 18. 7. Wiederholungsklausur

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SoSe 2012 Wissenschaftspropädeutik (Helmstetter / Struck) Mi 12-14h LG1 HS 3

http://www.uni-erfurt.de/literaturwissenschaft/ndl/lehrende/struck/lehrveranstaltungen-sose-2012/wissenschaftstheoretisches-propaedeutikum/

18. 4. Vorstellung des Semesterprogramms, Organisatorisches.Einführung

25. 4. Grundbegriffe I: Wissen, Wissensformen, Erkenntnis, Wissenschaft

2. 5. Lesen&Schreiben I

9. 5. Grundbegriffe II: Zeichen – Wörter – Begriffe – Termini. Texte – Diskurse

16. 5. Lesen&Schreiben II

23. 5. Grundbegriffe III: Kultur (Pluralität, Alterität, Relativität). Kulturkonzepte (Kultur als Zeichensystem, als Text ...), Praktiken, Materielle Kultur

30. 5./ 6. 6. Bibliotheksschulung

13. 6. Lesen&Schreiben III

20. 6. Grundbegriffe IV: Geschichte, Historizität: Tradition/Gedächtnis: Fakten und Fiktionen; Quellen, Medien – Konstruktion, Imagination, Erfindung

27. 6. Lesen&Schreiben IV

4. 7. KLAUSUR

11. 7. Bekanntgabe der Ergebnisse - > 18. 7. Wiederholungsklausur

(heute): Wissen und Wissenschaft heute „Die ganze Geschichte zumindest des Westens ist durch eine

fulminante Zunahme der Wissensquellen geprägt, ein Wachstum, das durch den Wandel des geistigen Rüstzeugs noch beschleunigt wurde: durch den Buchdruck, die wachsende Verbreitung von Büchern und Zeitschriften und schließlich durch den Aufbau unserer erdumspannenden Informationsnetze. Plötzlich ist Wissen in Fülle vorhanden, und die Welt ist gesättigt mit Information. Forschung bedeutet nun nicht mehr so sehr die Suche nach Quellen als vielmehr das Bemühen, über die verfügbaren Netze ein feiner geknüpftes Netz zu ziehen, um uns besser in einem mit Wissen gesättigten Raum, einer von Wissen überquellenden Zeit bewegen zu können …. .“

Der Thesaurus der exakten Wissenschaften: Astrophysik – Biochemie – Genetik – Geowissenschaften – Informatik – Mathematik – Physik (hg. v. Michel Serres/Nayla Farouki … Frankfurt/ M. 2000 , aus dem Vorwort)

Zum (intelligenten, kreativen ...) Verhalten in der Wissen(schaft)s-Gesellschaft

„Nachdem wir in wenigen Jahrtausenden plus diesem letzten Jahrzehnt aus der Wüste in ein Schlaraffenland gelangt sind, stellen wir nun unser kognitives Verhalten, das auf Knappheit basierte, vollständig um. … In gewisser Weise haben wir es nicht mehr nötig, Wissen zu ‚erwerben’. Es ist bereits da, überall um uns herum und in unserer Reichweite. Damit verkürzt sich das Problem auf die Frage, wo das Wissen, das ich suche, zu finden ist. … Über welche Prozeduren bringe ich weniger einen bestimmten Inhalt als die Adresse dieses Inhalts in Erfahrung? …“ (Serres/Farouki, ibd., p. XV) - - - - - - - - - - „Adresse“? - Absender - Empfänger ...

Gibt es un- oder nicht-wissenschaftlichen Umgang/ Gebrauch mit wissenschaftlichem Wissen?

(aus der 1. Vorlesung) ... manchmal wird (wurde) Wissenschaft auch nur auf

der Grundlage ihres Inhalts, ihres Gegenstandsbereichs definiert,

dann wird Naturwissenschaft etwa als ein bestimmtes System von Denkweisen in bezug auf die Natur /oder bestimmte Ebenen/: - das gesammelte ‚positive’ Wissen der Physik, Chemie, Biologie, Geologie usw. … oder man kann Wissenschaft über ihren erkenntnistheoretischen Status definieren, d.h. auf der Grundlage ihres Wahrheitsanspruchs – und die logische Konsistenz, mit der Erkenntnisse und der Wahrheitsanspruch von Behauptungen vertreten werden „Den Wissenschaftler erkennt man nicht daran, welche Ansichten er vertritt, sondern daran, wie und warum er sie vertritt. Seine Ansichten sind Annäherungen, keine Dogmen; ihnen liegen Indizien zugrunde, nicht Autorität oder Intuition.“ (Bertrand Russel) WORAN ERKENNT MAN WISSENSCHAFT(LER) NOCH?

(heute): WORAN ERKENNT MAN WISSENSCHAFT(LER) NOCH?

AN IHRER SPRACHE •  Die Sprache der Wissenschaft: Begriffe Prädikatoren, Eigennamen, Indikatoren, … und (ein bisschen) Sprach-Wissenschaft: •  Sprache als System und Modell (-> „Kultur als

Text“ …“Semiotischer Kulturbegriff“ •  Strukturale Sprachwissenschaft und Semiotik: wie

funktionieren und bedeuten sprachliche Zeichen •  Sprache als Handlung (Sprechakttheorie) •  Diskurse -> „Kultur“ (Grundbegriffe III, 23. 5.)

Die Sprache (und ‚Währung´) der Wissenschaft: Begriffe

„Alle Wissenschaft hängt zusätzlich [zu allen möglichen Weisen der Beobachtung, der Wissensverarbeitung und -gewinnung] von Begriffen ab, die bestimmen, was man wovon unterscheiden, bezeichnen, beobachten, beschreiben und eventuell erklären kann.

Das heißt keineswegs, daß die gesamte Sprache der Wissenschaft ausschließlich aus Begriffen bestehe;

wohl aber, daß die Wissenschaft nur, wenn und soweit sie Begriffe verwendet und die Begriffsverwendungen eigensinnig (theoretisch) koordiniert, sich aus der gesellschaftlichen Alltagskommunikation ausdifferenziert.

Nur an Begriffen kann ein Beobachter Wissenschaft von sonstiger Kommunikation unterscheiden.“

Niklas Luhmann: Die Wissenschaft der Gesellschaft. Frankfurt/M. 1990, S. 704 (Kap. Wissen)

„Nur an Begriffen kann ein Beobachter Wissenschaft von sonstiger Kommunikation unterscheiden.“

Und nur mit Begriffen – und ihrer richtigen Verwendung – kann man/ ein „Beobachter“ an wissenschaftlicher Kommunikation teilnehmen!

„Um Wissenschaft handelt es sich erst, wenn Begriffsbildung eingesetzt wird, um feststellen zu können, ob bestimmte Aussagen wahr (und nicht unwahr) sind, wenn also der Code des Wissenschafts-systems die Wahl der Unterscheidungen dirigiert, mit denen die Welt beobachtet wird. Selbstverständlich wird dadurch das Objektwissen in vorbegrifflicher Form nicht entbehrlich. Wie sollte man sonst den Weg ins Labor finden oder auch nur ein Buch in der Bibliothek. Aber erst durch ihre elaborierte Begrifflichkeit unterscheidet Wissenschaft sich von normalen, sozusagen touristischen Wissenserwerben.“

Niklas Luhmann: Die Wissenschaft der Gesellschaft. Frankfurt/M. 1990, S. 704 (Kap. Wissen)

Wort ≠ Begriff ≠ „Terminus“

ein Terminus ist das innerhalb einer Fachsprache übliche – und „definierte“ – Wort für einen Begriff, d.h. einen explizit eingeführten Prädikator):

Termini (Normierung der Zuordnung qua Definition): Wissenschaftliche Fachwörter sind – per definitionem – normierte Prädikatoren

“Alle Wörter und Wortgruppen (sprachlichen Ausdrücke), die füreinander stehen können, stellen den gleichen Begriff dar, oder: Ein Begriff ist das, was alle sprachlichen Ausdrücke darstellen, die füreinander stehen können. …

ein Begriff ist zwar kein vorsprachliches gedankliches Gebilde, sondern immer an ein Wort gebunden. Aber dieses Wort braucht kein bestimmtes Wort zu sein.“

Helmut Seiffert: Einführung in die Wissenschaftstheorie 1. München 1991 (1969), S. 41

Einige neue Wörter, Begriffe und Termini zur Unterscheidung von

„Wörtern“, „Termini“ und „Begriffen“

•  Prädikatoren •  Eigennamen •  Indikatoren •  Kennzeichnungen •  Junktoren • Quantoren

„Wortlehre“ (grammatisch≠logisch)

Die Einteilung der Wortarten, die wir aus der Grammatik kennen, entspricht nicht der logischen Systematik (der Einteilung der Wortarten, die in logischer Hinsicht gemacht wird – und sinnvoll ist!)

Prädikatoren: nicht nur Substantive („Buch“, „Senf“, „Bratwurst“…), sondern auch Adjektive („wissenschaftlich“, „heiß“ …) und Verben („lesen“, „essen“, „rascheln“…); und sie können durch Synonyme ausgedrückt werden (Buch-Schwarte-Schmöker …)

auch Indikatoren können verschiedenen Wortarten angehören (Pronomina und Adverbien) –

Indikatoren: „relative“ Wörter (d.h. relationale Ausdrücke)

•  d.h. Wörter, die nur in ihrer Beziehung in einer bestimmten / auf eine bestimmte Situation verständlich werden

•  (mit den geläufigen grammatischen Ausdrücken z.B.): Pronomina (Personal-, Demonstrativ-); Adverbien (Orts-, Zeit-): hier, dort, unten, rechts …; gestern, heute, morgen, vorhin, gleich ...)

•  „Ich bin heute hier“ (ist nur sinnvoll, wenn der Ort des „Hier“ verständlich, sichtbar ist – der sich der/die andere/n in derselben Situation befinden: Wir sind heute hier: „das [?welches?] Wissenschaftspropädeutikum“ findet am 9. 5. 2012 „hier“ im HS 3 statt

•  Diese Bindung an die Situation gibt es bei begrifflichen Ausdrücken nicht – (man könnte höchstens sagen, der Adressat muss in derselben begrifflichen, terminologischen Situation sein oder: Begriffe und Terminologie schaffen eine situationsabstrakte ‚Situation‘

(Indikatoren sind situationsrelativ und darum nicht begriffstauglich: Prädikatoren sind situationsabstrakt – )

•  Das ist auch Sinn und Funktion von begrifflichen und terminologischen Normierungen: Herstellung von situationsabstrakten Informations-, Wahrnehmungs- und Reflexionssituationen …

Kennzeichnungen Kennzeichnungen: situative (quasi-) Eigennamen, die aus Indikatoren + Prädikatoren gebildet werden, indem ein Prädikator durch

einen Indikator auf einen bestimmten Gegenstand festgelegt wird Z.B. : „die Vorlesung – diese, die heutige, die vom X.X. – war … ein/e [Z.b.e.: Offenbarung, Gehirnwäsche, intellektuelle Zumutung …]“ („Der Tisch“: in einer bestimmten Situation -> 1 bestimmter unter allen

Gegenständen, denen der Prädikator (begründet) zugesprochen werden kann (weil er die Kriterien des Begriffs erfüllt): „Der /Tisch/ -> Dieser Tisch [der jeweilige Gegenstand] muss Teil der Klasse sein (man deutet nicht auf ein Fenster und sagt „Dieser Tisch“ : Zeigewort + Prädikator

Kennzeichnungen sind situationsgebunden (schon am Telefon ist es sinnlos zu sagen: „Dieser Tisch – „)

Die Aussage „Dieser Gegenstand („dieses Dingsda“) ist ein Tisch“ enthält nur einen Prädikator (nicht ‚Gegenstand’/ „Dingsda“ ist (in diesem Satz) Prädikator, sondern nur ‚Tisch‘

„Die Studienordnung sagt …“ – „unsere“ (nicht jede), die für die jew. Studienrichtung maßgebliche … sagt: …

– anders als Prädikatoren - und wie Indikatoren - ‚funktionieren‘ Kennzeichnungen nur situationsabhängig, um etwas Bestimmtes zu kennzeichnen (wie der Name schon sagt… - das tun Namen nicht immer!)

Die Elementaraussage eine sich selbst exemplifizierende Definition: Einen Satz wie ‚Die Universität Erfurt ist eine staatliche

Bildungseinrichung“/ „D01 ist ein Seminarraum“ / „Hamlet ist eine Tragödie/ Lasagne ist ein italienisches Nudelgericht … / nennen wir eine Elementaraussage.

Elementaraussagen haben die Form: x ε P (x steht für einen Eigennamen, P für einen Prädikator, ε für griech. εστίν = ist und symbolisiert den Vorgang der Prädikation)

(Bsp.: Dieser [Indikator] Dieter [Eigenname] ist mein Diener und Untermieter [Prädikationen]

Sonderprobleme: wenn kein Begriff zur Kennzeichnung und Prädikation eines Sachverhalts zur Verfügung steht - : „Dieses Buch ist eine Bombe“ (Metaphernbildung) oder: „This atom bomb is dynamite“ ... „Wellen“ oder „Teilchen“ ...

Junktoren und Quantoren •  Junktoren : Terminus der Logik für (das, was man

in der Grammatik) Konjunktionen (nennt): Ausdrücke zur Verknüpfung (von anderen Ausdrücken oder Sätzen):

„… und … “, „… aber – …“, „… oder …“, „…. wenn… „, „… weil …“, „… obwohl…“

•  Quantoren: (Quantifikatoren): „alle X…“, „nicht alle“, „mindestens ein/zwei …“, „kein …“ – Pronomina, die irgend einen Anteil von einer Menge bezeichnen, sich auf ein Ganzes beziehen – (also auch: „manche“, „wenige“, „einige“, „nur“, „auch“)

Intension / Extension Inhalt und Umfang eines Prädikators

-  Inhalt: Intension (die „Bedeutung“), das, was ein Prädikator semantisch ‚beinhaltet‘

(z.B. „Haus“ ≠ Maus ≠ Haut ≠ Hütte …) - Umfang: Extension: die Gesamtheit der Gegenstände, denen

ein bestimmter Prädikator zugesprochen werden kann (z.B.: alle Häuser … - die Klasse aller Häuser, die Menge aller Häuser - der Gegenstand ist Element einer Menge)

Intension und Extension sind insofern einander genau zugeordnet, als sie sich jeweils auf denselben Prädikator beziehen. Jedem einzelnen Prädikator ist ein bestimmter Inhalt und ein bestimmter Umfang zugeordnet.

Alles, was überhaupt ein Prädikator sein kann, hat sowohl eine Intension als auch eine Extension.

-  Wo ist das Problem? -> wenn auf einen Gegenstand/ Sachverhalt (etwas, „Dingsbums“), mehrere (unterschied-liche) Prädikatoren zutreffen, oder wenn ein Prädikator auf (ansonsten) unterschiedliche Gegenstände zutrifft

wenn zwei (oder mehrere) Prädikatoren auftreten

Beispiel (von Seiffert): die Prädikatoren „Paarzeher und Wiederkäuer“

Beides sind Prädikatoren, die wir bestimmten Tieren (etwa den Rindern) zusprechen können.- Beide Prädikatoren haben zwar dieselbe Extension, aber eine unterschiedliche Intension (Inhalt, Bedeutung)

– die Prädikatoren ‚Paarzeher und Wiederkäuer’ sind also intensional verschieden, extensional aber gleich,

d.h. alle Paarzeher sind auch Wiederkäuer, aber die Prädikatoren beziehen sich - bei demselben Gegenstand/ Sachverhalt/ im selben Gegenstandsbereich - auf unterschiedliche Eigenschaften, Merkmale, Aspekte …

„deutsche/deutschsprachige Literatur“ > österreichische / schweizerische Literatur:

Lehrveranstaltung - Vorlesung, Fische - Meeresbewohner Publikationen - Printmedien (Bücher, Zeitungen,

Zeitschriften … Telefonbuch)

„’Erkenntnis’ (sei sie wissenschaftlich oder nichtwissenschaftlich) ist undenkbar [!?]

ohne die Sprache, in der sie niedergeschrieben wird.“ „Die Sprache ist nicht etwas, was der ‚reinen Erkenntnis’ als eigentlich

unwesentlich hinzugefügt wird. Sie ist vielmehr das Medium, in dem wissenschaftliche Erkenntnis überhaupt erst vernehmbar und demgemäß auch anderen Personen zugänglich werden kann.“

(nb: nicht nur anderen Personen: „Wie kann ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage (… lese, was ich schreibe)?

„Wir haben also nicht auf der einen Seite die ‚reine Erkenntnis’ und auf der anderen Seite die ‚Darstellung’ dieser Erkenntnis etwa für publizistische und pädagogische Zwecke. Sondern: die (sprachliche) Darstellung einer Erkenntnis ist unmittelbar mit dieser Erkenntnis verbunden. …

der Unterschied zwischen einer ‚rein sachlichen’ Darstellung und einer ‚journalistischen’ oder ‚pädagogischen’ Darstellung kann kein grund-sätzlicher, sondern allenfalls ein gradueller sein. Denn jede Darstel-lung wissenschaftlicher oder überhaupt sachlicher Inhalte ist da-durch gekennzeichnet, daß sie im Medium der Sprache erscheint.“

(Seiffert, Wissenschaftstheorie, S. 97)

„im Medium der Sprache …“ -> das sprachliche Zeichen

Grundbegriffe der Semiotik (#„Zeichenunterricht“) Wozu…?

„… Bei der Untersuchung von Kulturen sind die Signifikanten keine Symptome oder Syndrome, sondern (…) Bündel von symbolischen Handlungen, und das Ziel ist (…) die Erforschung des sozialen Diskurses. …“

(Clifford Geertz: Dichte Beschreibung. Beträge zum Verstehen kultureller Systeme. Frankfurt/M. 1983, S. 37)

- nb: auch zum Verstehen der Modeseite

Was sind denn „Signifikanten“? Signifikant (Zeichenträger: phonetische oder schriftliche Realisierung des Zeichens) + Signifikat (Ebene der Bedeutung, „concept mentale“) die Beziehung zwischen Signifikant und Signifikat ist arbiträr und konventionell, bzw. systemisch – durch das Sprachsystem und seine internen Differenzen - geregelt: "Hund" bellt nicht, unterscheidet sich von "Hand" (oder „Bund“ nur durch 1 Buchstaben bzw. 1 „Phonem“ die Signifikate unterscheiden sich durch (Reihen von) (differentiellen) semantischen Merkmalen („Seme“)

Signifikant/Signifikat Grundbegriffe der Semiotik

•  Wissenschaft von den Zeichen, Zeichen-Theorie (oder -philosophie) – und ihrem Gebrauch

•  "Die Lehre, die den allgemeinen Bedeutungsaustausch handelnder, miteinander kommunizierender Individuen zum Gegenstand hat" (Lotman)

•  Semiotik ist also umfassender als Linguistik/ Sprachwissenschaft

(die verbale Sprache – symbolische Zeichen - ein Gegenstand der Semiotik unter anderen)

Nach einer Studie der Cmabridge Uinervtistät …

… ist es übrgignes egal, in wlehcer Riehenfloge die Bcuhstbaen in eneim Wrot sethen, Huaptschae der esrte und ltzete Bcuhstbae snid an der rhcitgien Setlle. Der Rset knan ttoaels Drucheniandr sien, und man knan es torztdm onhe Porbelme lseen, wiel das mneschilhce Gherin nhcit jdeen Bcuhstbaen enizlen leist, snodren das Wrot als Gnazes.

das Wrot als Gnazes - und seine „Teile“

Sprache ist keine Substanz, sondern eine Form (: ein System von organisierten Unterschieden) sprachliche Zeichen bestehen aus der Verbindung von Signifikant (Zeichenträger: phonetische oder schriftliche Realisierung des Zeichens) + Signifikat (Ebene der Bedeutung, „concept mentale“) die Beziehung zwischen Signifikant und Signifikat ist arbiträr und konventionell, bzw. systemisch – durch das Sprachsystem und seine internen Differenzen - geregelt: "Hund" bellt nicht, unterscheidet sich von "Hand" (oder „Bund“ nur durch 1 Buchstaben bzw. 1 „Phonem“ die Signifikate unterscheiden sich durch (Reihen von) (differentiellen) semantischen Merkmalen („Seme“)

Sprachliche # ikonische Zeichen Bilder können nicht „Nein“/Nicht“ sagen ! (René Magritte)

Was ist die Besonderheit von sprachlichen Zeichen:

•  sie funktionieren auch in Abwesenheit der Dinge, die sie bezeichnen (z.B. ohne Fisch)

•  und in Abwesenheit derer, die sie gebrauchen •  sie tragen Bedeutung (auch jenseits ihrer aktuellen Verwendung) •  Wörter haben keine Ähnlichkeit mit den Dingen, die sie

bezeichnen („Hund“ bellt nicht, „Fisch“ riecht nicht, auf „Tisch“ kann man nicht essen, „Brot“ macht nicht satt …)

•  sie referieren (beziehen sich) 'auf dem Umweg' der Bedeutung auf etwas (auf Dinge, Sachverhalte, z.B. Fische und Tische) à semantische Dimension

•  sie kommen in mündlicher und schriftlicher Form vor: in zwei medialen Formen mit unterschiedlicher sensorischer Aktivität und Wahrnehmbarkeit, Haltbarkeit und Transportierbarkeit

•  -> Sprechen und Hören - Schreiben und Lesen •  (und: Ein Wort kommt selten allein: sprachliche Zeichen lassen

sich verketten -> syntagmatische Dimension …)

Wie funktionieren / was können (Sprach)Zeichen?

(wenn man sie lesen kann !) Denken sie in den nächsten fünf Sekunden n i c h t

ΕПΙΣТΕМΕ êθος αηθροπό δαίµόν

oder �چ �ژ هللا ش �گ ظ �ئ �ص

(wie) funktionieren diese Zeichen?

�چ �ژ هللا ش �گ ظ – �ئ �ص

Charles Sanders Peirce: allgemeine Klassifikation von Zeichen als Grundlage einer Kommunikations- und

Erkenntnistheorie … Zeichen-Typen: Ikon – Index – Symbol Kriterien: das Verhältnis von Zeichenträger und

dem Bezeichneten -  ikonisch: Similaritätsbeziehung (Ähnlichkeit) (z.B. Fotografien, Zeichnungen, Landkarten) - indexikalisch: motiviert, Kausalitätsbeziehung

(Indizes, Symptome, Spuren) - symbolisch: arbiträr, konventionell, systemisch (Wörter, verbale Sprachen)

Semiotik •  Wissenschaft von den Zeichen, Zeichen-Theorie

(oder – philosophie) – und ihrem Gebrauch •  "Die Lehre, die den allgemeinen

Bedeutungsaustausch handelnder, miteinander kommunizierender Individuen zum Gegenstand hat" (Lotman)

•  Semiotik ist also umfassender als Linguistik/ Sprachwissenschaft

(die verbale Sprache – symbolische Zeichen - ein Gegenstand der Semiotik unter anderen)

Linguistik und Semiotik Die Sprache ist das „in der lautlichen Materie organisierte Denken“ oder: die lautliche Materie, in der das Denken sich gliedert/

artikuliert/ äußert [zu ergänzen: die schriftliche Materie …-> nicht nur die

„Sache“, auch der Sprecher kann abwesend sein …] „Die Sprache ist ein System von Zeichen, die Ideen /

Vorstellungen ausdrücken, und daher vergleichbar der Schrift, dem Taubstummenalphabet, symbolischen Riten … Sie ist lediglich das wichtigste dieser Systeme ….“

Ferdinand de Saussure: Cours de Linguistique Général / dt. Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft)

Grundbegriffe der Semiotik das sprachliche Zeichen besteht aus der Verknüpfung eines Lautbilds

(„image acoustique“: Signifikant / signifiant) mit einem Begriff/Vorstellungsbild ("concept mentale„): Signifikat (signifié) Nicht zu verwechseln mit Referent: der (aussersprachliche)

'Gegenstand' oder Sachverhalt, auf den mit(tels) Zeichen verwiesen wird, genauer: ein Objekt (oder die Klasse von Objekten), auf das die Merkmale des Signifikats zutrifft ...

Woher ‚nehmen‘ wir sprachliche Zeichen? langue (langage): das (jeweilige) Sprachsystem einer

Sprachgemeinschaft, der Vorrat an elementaren Zeichen und die Verknüpfungsregel (Grammatik)

Wo gibt es sprachliche Zeichen konkret? parole: die Rede (als Akt des Sprechens), der einzelne Sprechakt,

die Äusserung, die jeweilige Zeichenfolge

was heisst eigentlich „bachelor“?

Bibliographie -  Umberto Eco: Zeichen. Einführung in einen Begriff und seine

Geschichte. Frankfurt/M. 1977. -  Clifford Geertz: Dichte Beschreibung. Beträge zum Verstehen

kultureller Systeme. Frankfurt/M. 1983 -  Jurij Lotman: Die Struktur des literarischen Textes. München (UTB)

1973 -  Ferdinand de Saussure: Grundfragen der allgemeinen

Sprachwissenschaft [Cours de Linguistique Général]. Berlin 1967 -  Helmut Seiffert: Einführung in die Wissenschaftstheorie 1. München

1991 (1969),