Spätaussiedler und Einwanderer Kleingartenwesen...

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bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 226 27 Herkunftsländer Kasachstan Usbekistan Kirgisien Polen Ukraine Rumänien Iran Weißrussland Serbien Kroatien Mazedonien Spanien Türkei Italien Amerika Philippinen Spätaussiedler und Einwanderer Anteil in den einzelnen Anlage Integration Wenn man in den Medien hört oder ließt, dass jede Kommune, jeder Bezirk, jedes Bundesland und un- sere Bundesregierung jetzt Verwaltungen für Inte- grationsprobleme aufbaut, dann muss man sich fragen: Dieses Thema ist nicht neu, doch warum reagieren sie erst jetzt? Die Integration von Ausländern und deutschstäm- migen Immigranten in unsere Gesellschaft ist also ein Dauerbrenner und regt weiterhin die öffentliche Diskussion an. Tatsache ist: es gibt kaum eine gesellschaftliche Ins- titution, die so viel für die unmittelbare Integration von Ausländern und deutschstämmigen Immigran- ten tun, wie wir in unseren Kleingartenanlagen. Kleingärten waren schon immer Aufnahmebereit wenn es um Eingliederung ging, denken wir an die Nachkriegszeit. Auch wir Kleingärtner müssen uns immer wieder aufs Neue dieser Problematik stellen. In den letzten Versammlungen der Vereine, die ich besuchte wurden bereits Kleingärtner mit deutsch- stämmigen Migrationshintergrund für 10 Jahre Mit- gliedschaft geehrt, das heißt 10 Jahre Integration im Vereinsleben. Dass der Weg teilweise steinig war, das wissen wir alle, doch wir haben hier gute Ein- gliederungsarbeit geleistet. Eingliederungsarbeit Gezielte Gartenvergabe Das erste Gespräch ist fast am wichtigsten Sprachliche Barrieren abbauen Wer hat in der Familie das sagen Nachbarschaftshilfe Vorbild sein Gleichbehandlung Kleingartenwesen – Heimstatt vieler Nationen Rudolf Pittroff Vorsitzender des Stadt- verbandes Amberg der Kleingärtner e.V., Bezirks- verband Oberpfalz

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bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. – grüne schriftenreihe 226 27

Herkunftsländer

KasachstanUsbekistanKirgisienPolen UkraineRumänienIran WeißrusslandSerbienKroatienMazedonienSpanienTürkeiItalienAmerikaPhilippinen

Spätaussiedler und EinwandererAnteil in den einzelnen Anlage

Integration

• Wenn man in den Medien hört oder ließt, dass jede Kommune, jeder Bezirk, jedes Bundesland und un-sere Bundesregierung jetzt Verwaltungen für Inte-grationsprobleme aufbaut, dann muss man sich fragen: Dieses Thema ist nicht neu, doch warum reagieren sie erst jetzt?

• Die Integration von Ausländern und deutschstäm-migen Immigranten in unsere Gesellschaft ist also ein Dauerbrenner und regt weiterhin die öffentliche Diskussion an.

• Tatsache ist: es gibt kaum eine gesellschaftliche Ins-titution, die so viel für die unmittelbare Integration von Ausländern und deutschstämmigen Immigran-ten tun, wie wir in unseren Kleingartenanlagen.

• Kleingärten waren schon immer Aufnahmebereit wenn es um Eingliederung ging, denken wir an die Nachkriegszeit.

• Auch wir Kleingärtner müssen uns immer wieder aufs Neue dieser Problematik stellen.

• In den letzten Versammlungen der Vereine, die ich besuchte wurden bereits Kleingärtner mit deutsch-stämmigen Migrationshintergrund für 10 Jahre Mit-gliedschaft geehrt, das heißt 10 Jahre Integration im Vereinsleben. Dass der Weg teilweise steinig war, das wissen wir alle, doch wir haben hier gute Ein-gliederungsarbeit geleistet.

Eingliederungsarbeit

• Gezielte Gartenvergabe• Das erste Gespräch ist fast am wichtigsten• Sprachliche Barrieren abbauen• Wer hat in der Familie das sagen• Nachbarschaftshilfe• Vorbild sein• Gleichbehandlung

Kleingartenwesen – Heimstatt vieler Nationen

Rudolf PittroffVorsitzender des Stadt-verbandes Amberg der Kleingärtner e.V., Bezirks-verband Oberpfalz

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Beteiligung an Arbeitsgruppen und an der Vorstandarbeit

• Übernahme einer Tätigkeit im Vorstand• Nach anfänglichen Schwierigkeiten haben sich Mi-

granten gut eingelebt und sind mittlerweile auch bereit ein Amt im Vorstand zu übernehmen. In An-lagen mit hoher Anzahl von Immigranten, konnten Ämter, wie das des zweiten Vorsitzenden, selbst die Posten wie Kassier und Schriftführer durch sie be-setzt werden.

• Besonders handwerklich Begabte sind in den Anla-gen als Wasser- oder Gerätewarte gefragt.

Beispiele, die die Integration in die Klein-gärtnergemeinschaft deutlich machen

• Gemeinschaftsarbeit• Nachdem Sie erkannt haben, dass es außer Rechte

auch Pflichten in der Anlage gibt und eine Gemein-schaft nur durch Mithilfe aller existieren kann. Nach dem Motto „nur gemeinsam sind wir stark“, das musste ihnen erst vermittelt werden. Auch dass man sich mit Geld nicht freikaufen kann, war ein Lern-prozess. Aber durch persönliche Gespräche kann man viel erreichen.

Pavillon der Begegnung

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Fachberatung

• Letztes Jahr wurde ein neuer Fachberaterkurs ge-startet. In Bayern dauert dieser Kurs bis zur Prüfung zwei Jahre und es meldeten sich erfreulicherweise auch sechs Aussiedler an.

• Diese haben teilweise bereits ein großes Fachwissen und bringen durch andere Anbauweisen und mitge-brachtes Saatgut neue Ideen und Kulturen in unsere Gärten.

Gartenfest der Kleingartenanlage

• Auch hier war es anfangs schwierig.• Warum brauchen wir ein Gartenfest?• Warum soll ich da kommen?• Warum soll ich was spenden?• Warum soll ich auch noch was arbeiten?• Warum soll ich Geld ausgeben am Fest?• In meiner Parzelle lebe ich billiger• u.s.w.

Das waren die anfänglichen Fragen. Diese muss man erklären:

um die Gemeinschaft zu fördernum den Verein finanziell zu unterstützenum einmal im Jahr mit allen befreundeten Kleingärt-nern zu kommunizierenseine Herkunft und seine Kultur zu zeigen und zu sa-gen: „Das sind wir und wir wollen uns nicht verstecken.“

In der Zwischenzeit

• sind unsere Aussiedler vom Gartenfest nicht mehr weg zu denken

• Die russischen Fleischspieße und die türkischen Spezialitäten sind neben Bratwürsten mittlerweile der Renner

• von den leckeren Kuchen und Backwaren erst gar nicht zu reden.

Zum Abschluss

• Nicht nur der einzelne Verein, auch das Kleingarten-wesen als ganzes kann von den Neubürgern profitie-ren.

• Sie lernen von uns und wir von ihnen.• Von den Kommunen wird mittlerweile unsere Ar-

beit mit der Eingliederung anerkannt, denn wir leis-ten kostenlose Sozialarbeit.

• Wenn wir so gezielt arbeiten, dann hat unser Klein-gartenwesen weiter eine positive Zukunft.