Spaziergang Krankenhagen Uchtdorf

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    Krankenhagenund Uchtdorf

    Historischer Ortsspaziergang

    Rinteln

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    Krankenhagen

    Krankenhagen - Dorf in den Hgeln

    Mit 2.026 Einwohnern gehrt Krankenhagen zu dengrten Ortsteilen der Stadt Rinteln. Das durch zahlrei-che blumenprchtige Grten aufgelockerte Dorf liegt aufden Sand- und Kiesbnken einer mchtigen eiszeitlichenGrundmorne, wobei die Kiesgruben im Sden des Orteseinen guten Einblick in die ungewhnliche Geologie dieses

    Gebietes geben. Krankenhagen erfreut sich als Wohnge-biet mit guter Anbindung an die Innenstadt wachsenderBeliebtheit und ldt zu erholsamen Spaziergngen in dasausgedehnte Gebiet des Mllenbecker Holzes ein.Der 1516 in einer Urkunde des Stifts Obernkirchen erstmalserwhnte Ort ist aus mehreren kleinen Siedlungskernenzusammengewachsen. Sein Name leitet sich vermutlich vonkrank (= schmal, gekrmmt) und hac (=Hecke) abund bezieht sich auf die hgelige, kleinrumige Wiesen-landschaft, die auch heute noch die unmittelbare Umge-bung des Dorfes prgt. Bemerkenswert ist allerdings auch,dass sich in unserem Gebiet noch vor dem Dorf eine Familiemit dem Namen Krankenhagen findet. Sie wird bereits 1360genannt.Die kuppige Hgellandschaft Krankenhagens ist in geologi-scher Hinsicht eine Raritt. Ihr Untergrund besteht aus biszu 100 Meter hohen Kies- und Sandablagerungen der vor-letzten Eiszeit. Diese sogenannte Saaleeiszeit (- 200.000v. Chr.) schob die skandinavischen Eismassen bis in unserGebiet, wo sich ber lngere Zeitrume der Eisrand befand.Das durch den Gletscher vom Untergrund mitgerisseneBodenmaterial wurde hier am Schmelzrand freigelegt und

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    ErlserkircheSeit dem Mittelalter war die Gemeinde KrankenhagenTeil der Pfarre von Exten. Lediglich drei Hofstellen imSden gehrten zum Kirchspiel Silixen. Mit dem raschenWachstum Krankenhagens in den 1920er und 30er Jah-ren, insbesondere aber durch den Flchtlingszustromnach dem Zweiten Weltkrieg, entstand der Bedarf eineseigenen Gotteshauses, dessen Bau im April 1959 be-gonnen und am Vierten Advent 1960 eingeweiht wurde.In bemerkenswerter Stilreinheit ist die Erlserkircheauen wie innen als Werk des Funktionalismus der sp-ten 1950er Jahre erhalten. Gestaltet wurde sie von dem

    Krankenhger Architekten Hiddessen. Das 1,80 m groeKruzifix im Altarraum ist eine Arbeit des BildhauersErich Brggemann aus Winsen/Luhe und verbindet inseiner Darstellung den leidenden mit dem segnenden,erlsenden Christus. Die hlzernen Skulpturen an derKanzel zeigen Moses und Johannes den Tufer.

    Naturschutzgebiet KnickbrinkDas Naturschutzgebiet Knickbrink ist durch den flach-grndigen, nhrstoffarmen Boden des eiszeitlichen

    Kameshgels geprgt. Hier findet sich noch eine Viel-zahl seltener, schwachwchsiger Blumen und Kruter.Die allgemeine berdngung durch die Landwirtschaft,die Luftverschmutzung sowie der Rckgang der Bewei-dung durch Schafe und Ziegen haben solche Biotopesehr selten werden lassen. Um das Gebiet in seinem Zu-stand fr die Zukunft zu erhalten, hat das Naturschutz-amt des Landkreises vor einiger Zeit Strucher entferntund eine Umzunung und Beweidung veranlasst.

    Grberfeld auf dem KnickbrinkAuf dem Knickbrink am Nordrand des Ortes befindetsich eines der grten bekannten, prhistorischenGrberfelder in Sdniedersachsen. Bereits fr die Bron-zezeit um 1500 v. Chr. sind hier die ersten Urnenbestat-tungen nachweisbar. Entdeckt wurde der Friedhof, alsdie Nationalsozialisten in den 1930er Jahren einesogenannte Thingsttte fr ihre Sonnwendfeiernanlegten. Bei einer Grabung 1938 wurden 42 Urnen undein Knochenlager entdeckt, 1956-59 erfolgten Nachgra-bungen. Das Grberfeld ist ein wichtiger Hinweis aufdie frhe und relativ dichte Besiedlung der unterhalbgelegenen Mittelterrasse der Weser. Ob es jedoch in

    Krankenhagen jemals tatschlich einen Thing, eine ger-manische Versammlungs- und Gerichtssttte, gegebenhat, wie der Straenname Thingplatzweg vermutenlsst, ist ungewiss.Die interessantesten, urgeschichtlichen Fundstcke ausKrankenhagen sind in der neu berarbeiteten, prhisto-rischen Sammlung des Museums in Rinteln zu sehen.

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    Das BackhausDas denkmalgeschtzte Backhaus vom Hof Ehlebracht,Extertalstrae 23, stammt aus dem Jahr 1839 undwurde 1996 durch den Heimatverein Krankenhagen andiese Stelle versetzt. Seither wird hier bei besonderenAnlssen nach alten Rezepten Brot gebacken.

    Haus Eulenbrink 1Eines der schnsten und besterhaltenen Fachwerkhu-ser Krankenhagens ist das Haus Eulenbrink 1. Es wurde

    im 18. Jahrhundert errichtet und 1841 bzw. 1914 erwei-tert. Schon im 19. Jahrhundert diente es als Wohn- undArbeitssttte eines Schusters. Der letzte Schuhmacherund Gemeinderechner, Fritz Grnger, lebte hier bis um1970. Lohnend ist auch der Blick auf die Vorderseitedes Hauses, die nrdlich ber die Nottbergstrae zuerreichen ist.

    Ehem. Kiesgrube KuhlmannIn diesem Bereich befand sich von 1926 - 1988 dieSand- und Kiesgrube Kuhlmann. Die entstandene Senkewurde spter wieder weitgehend mit Bauschutt verflltund vorbildlich renaturiert. Heute dient die Flche zum

    grten Teil als Weideland.

    ExterbrckeDie aus behauenen, Obernkirchener Sandsteinen erbau-te Brcke ber die Exter, verbindet seit dem 19. Jahr-hundert Krankenhagen mit Friedrichshhe. In alter Zeitbestand an dieser flachen, breiten Stelle eine Furt.

    Hof BgerDer frhere Halbmeierhof Krankenhagen Nr. 6 ist seit1717 unter dem Namen Bger in Familienbesitz undwird auch heute noch als Vollerwerbsbetrieb gefhrt.Zur Unterscheidung von zwei weiteren KrankenhgerBgerhfen erhielt er wegen seiner Lage an derBrcke den Beinamen am Steg. Bemerkenswert istneben dem stattlichen Hauptportal von 1822 der kleineZwerchgiebel mit Ladeluke. Er wurde 1937 unter Ver-wendung eines alten Torborgens von 1784 erbaut.

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    9 Ehemalige Schmiede SanderDas Gebude der heutigen Firma K-Design wurde 1932als Schmiede errichtet. Der von Fritz Sander gegrndeteBetrieb bernahm damals eine Vielzahl von Reparatur-und Wartungsarbeiten fr die benachbarten Landwirte,darunter auch das Beschlagen der Arbeitspferde. In den1950er und 60er Jahren wandelte sich die Schmiede zueiner zunehmend technischen Werkstatt, zu der auchein Landmaschinenhandel gehrte.

    hagen

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    Uchtdorf

    Vom alten Uptorpe zum heutigen Uchtdorf

    Uchtdorf (683 E.) ist ein ehemals buerliches Dorf imSden des Schaumburger Landes. Eingebettet zwischenWaldgebieten, der Exter und den sanft ansteigendenAuslufern des Lippischen Berglandes war Uchtdorfeinst als Ausflugsort und Sommerfrische beliebt.Siedlungsgeschichtlich hat Uchtdorf mit Krankenhagen

    eine gemeinsame Wurzel: das alte Uptorpe auf derHochflche Hilgenplatz, an der heutigen Extertalstra-e, am Abzweig in Richtung Uchtdorf.Das alte Dorf wurde aufgegeben. Im 15. Jahrhundertbegann die Neubesiedlung am Krankenhger Nottbergund im Tal der Exter. Dort entstand ein Siedlungskerndes neuen Uchtdorfs: Sechs Hofstellen wurden auf altenFeldfluren angelegt, heute noch Bauernecke genannt.Spter, seit dem 16./17. Jahrhundert, erweiterte sichdas Dorf durch Rodungen entlang der Exter und in dieHanglagen, neue landarme Brinksitzerstellen wurdenangesetzt. In jngster Zeit haben Neubaugebiete (1960,2005) das alte Dorfbild stark verndert. Mit der Gebiets-

    reform 1974 und der Eingemeindung nach Rinteln verlorUchtdorf seine Eigenstndigkeit.Von der einst vielfltigen Wirtschaftsstruktur sindnur noch zwei Gewerbebetriebe erhalten. Handwerk,Einzelhandel, Gaststtten, Post und Frsterei sindverschwunden. Uchtdorf hat sich zum Wohndorf gewan-delt. Geblieben sind die reizvolle Landschaft und vielesehenswerte Zeugnisse der buerlichen Vergangenheit.Sie laden ein zu einem Spaziergang durch und um dasDorf.

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    Ehemaliges Gasthaus HupengrundHupengrund ist ein Rodungsstrang des 18. Jahrhundertsin einem schmalen Seitental der Exter. Das hier idyllischgelegene Ausflugslokal Hupengrund war fast einganzes Jahrhundert lang in weitem Umkreis beliebt. DerUrsprung des Gasthauses war eine Ausspanne mit ge-rumigen Stallungen. Fuhrwerke konnten hier vor demsteilen Weg nach Wennenkamp die Pferde wechselnbzw. zustzliche Pferde leihen. Heute ist die traditions-reiche Gaststtte geschlossen.

    Haus Am Taubenberg 14Westlich des Weges steht etwas versteckt ein Fachwerk-haus von 1814, das damals als Drilling nach Uchtdorfkam. Aus einem groen, in Wahrendahl abgebautenBauernhaus, entstanden in Uchtdorf drei kleine Fach-werkhuser. (siehe 6 und 9)Von der Wegegabelung ist ein weiter Ausblick in dasWesertal mglich: Uchtdorf, Hilgenplatz, Krankenhagen,Mllenbeck mit dem Doppelturm des Klosters, rechtsdavon die Schlote des Kohlekraftwerks Veltheim.

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    Ehemalige RevierfrstereiDie Frsterei in Uchtdorf bestand seit 1880. Mit derForstreform in Niedersachsen wurde sie 1999 aufgelst.

    PhilosophenwegUnmittelbar hinter dem Forsthaus beginnt einer vonwenigen, heute noch erhaltenen Begangspfaden (Frs-terstege). Er fhrt nach Strcken und wird heute Phi-losophenweg genannt. Solche Begangspfade wurdenab 1888 angelegt und waren weitgehend hhengleiche

    Kontrollwege, auf denen der Frster schnellstmglichin die entlegenen Bereiche seines Reviers gelangenkonnte.

    HammerwegDer nach Osten abzweigende Ham-merweg fhrt in wenigen Minuten zudem um 1735 gegrndeten OberenEisenhammer in Exten. Die mit derWasserkraft der Exter betriebene Ei-senfabrikation ging auf eine Initiativeder Hessen-Schaumburgischen Regierung in Rinteln zu-rck. Um 1800 fanden in Exten mehr als 100 Arbeiter in

    Hammerwerken und Messerschmieden Beschftigung.

    Vierstnderhaus Am Taubenberg 2aHier wurde 1821 auf eine alte, kleinbuerliche Hofstelleam Rodungsstrang Hupengrund (heute WennenkmperStrae) ein Fachwerkhaus aus dem Lippischen gesetzt(1996 restauriert). Zu der Hofstelle gehrte auch daskleine, in die steile Bschung gebaute Fachwerkhausvon 1814 (Am Taubenberg 4). Es ist der zweite Dril-ling. (siehe 2. und 9.)

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    Die SandsteinbrckenDurch den sdlichen Teil des Dorfes fhrte die alteChaussee von Rinteln nach Kassel (heute Kasseler Land-strae). Sie wurde um 1800 als berregionale Fernstra-e angelegt und diente auch dem Postreiseverkehr. Diebeiden historischen Sandsteinbrcken ber die Exterund die Limbke stammen noch aus dieser Zeit.

    Das KriegerdenkmalDie Gemeinde Uchtdorf whlte 1892 fr das Krieger-denkmal einen Standort, an dem sich die historischenDorfstraen trafen. So entstand am Rand des Dorfes einZentrum, das heute zugleich der Straenverteiler in dasDorf ist. Das Kriegerdenkmal wurde fr die Gefallenenim deutsch-franzsischen Krieg 1870/71 errichtet. Inder Nhe steht ein Fachwerkhaus von 1841, mit vierEulenfluchten im Giebel.

    Der TodtenhofWeit oberhalb von Uchtdorf liegt der rtliche Friedhof.Dort erhielt die Gemeinde gegen Ende des 19. Jahrhun-derts, als Gegenleistung fr entfallene Wald-nutzungsrechte ein Stck Wald, das fr die Anlage einesTodtenhofes gerodet wurde. Bis dahin hatten dieUchtdorfer ihre Verstorbenen auf dem Extener Kirch-hof beigesetzt. Aus der Zeit der Erstbelegung ist einbemerkenswertes Zeugnis alter Grabkultur erhalten.In unmittelbarer Nhe des Haupteinganges befindetsich ein Grabstein von 1892/1894. Der filigran gestal-tete, neugotische Stein ist vermutlich eine Arbeit ausder Werkstatt Geck in Rinteln, die auch das Uchtdorfer

    Kriegerdenkmal schuf und die Steinmetzarbeiten an derkatholischen St. Sturmiuskirche in Rinteln ausfhrte.

    Haus Schwarzer Brink 7Am Weg zurck zum Ausgangspunkt liegt das dritteHaus, das 1814 als Teil eines groen Fachwerkhausesaus Wahrendahl umgesetzt wurde. Verwendet wurdehier das mchtige Fachwerk des Wirtschaftsgiebels.(Siehe 2 und 6).

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    Tourist-Info Stadt RintelnMarktplatz 7, 31737 RintelnTelefon: 05751/[email protected]

    ffnungszeiten:Nebensaison (November bis April)Mo. - Do. 09.00 Uhr - 15.00 UhrFr. 09.00 Uhr - 13.00 UhrHauptsaison (Mai bis Oktober)Mo. - Fr. 09.00 Uhr - 18.00 Uhr

    Sa. - So. 10.00 Uhr - 18.00 Uhr

    Streckenlnge Krankenhagen: 4,1 KilometerStreckenlnge Uchtdorf: 3,7 Kilometer

    Gastronomie:Gaststtte HeinrichKuhlmannSilixer Strae 14KrankenhagenTel.: 05751/25 32

    Restaurant Da VinciKasseler Landstr. 14Uchtdorf

    Tel.: 05751/25 02

    Herausgeber: Stadt RintelnText & Recherche Krankenhagen:Heinz Freil,Marlies Kuhlmann,Dr. Stefan MeyerText & Recherche Uchtdorf:Dr. Friederike KstingWolfhard Link

    Willi Bker

    Fotos:Dr. Stefan MeyerHeinz Freil

    Design & Druck:K-Design GmbH Tel. 05751 891960

    Die Eulenburg.Museum RintelnKlosterstrae 21, 31737 RintelnTelefon: 05751/[email protected]

    ffnungszeiten:Tglich auer montags14.00 - 17.00 Uhrfr Gruppen nach Anmeldungauch vormittags oder abends

    Gefrdert durch die EuropischeUnion im Rahmen der Gemein-schaftsinitiative LEADER+

    Der Hof Edeler, Kasseler Landstrae 4Auf der Landstrae erreicht man die sogenannte Bau-ernecke. Ihre sechs Hofstellen waren der Siedlungs-kern der Neubesiedlung im 15. Jahrhundert. Der HofEdeler, frher Uchtdorf Nr. 1, ist eine der wenigen, voll-stndig erhaltenen Hofanlagen im Schaumburger Land.Zu dem stattlichen Vierstnderhaus von 1824 gehrenauch eine Leibzucht, das Backhaus und Scheunen. DieGebude stehen unter Denkmalschutz.

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