Special Olympics und das Healthy Athletes Programm

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6 MMW-Fortschr. Med. Nr. 22 / 2012 (154. Jg.) AKTUELLE MEDIZIN INTERVIEW Special Olympics für Menschen mit geistiger Behinderung Selbstbewusstsein und Gesundheit stärken! Ab 14. Januar 2013 treffen sich in Garmisch-Partenkirchen etwa 700 Athleten mit geistiger Behinderung zu den nationalen Special Olympics. Dort können sie sich auch gründlich medizinisch untersuchen und beraten lassen. Nicht selten offenbaren sich dabei gravierende Defizite in der Versorgung, so Dr. Imke Kaschke. Die Zahnärztin und Gesundheitswissenschaftlerin leitet das Healthy Athletes Programm von Special Olympics Deutschland. dabei ist. Andere wiederum lassen sich von Leistungssportlern kaum unterscheiden. MMW: Wer kann mitmachen? Kaschke: Teilnehmer sind Athleten, die min- destens zweimal wöchentlich trainieren. Das Training wird in Werkstätten, Schulen und Wohneinrichtungen angeboten. Wir wollen aber auch, dass Athleten wohnortnah in einem Sportverein trainieren können. Das ist ja der inklusive Gedanke: Die Sportler sollen nicht getrennt von anderen trainieren. Inzwi- schen gibt es auch gemischte Gruppen, in denen die Athleten zusammen mit Menschen ohne Behinderung gemeinsam Sport treiben. Solche gemischten Mannschaften nehmen auch an den Spielen teil. MMW: Sie leiten bei Special Olympics Deutschland das Gesundheitsförderpro- gramm Healthy Athletes. Weshalb ist ein solches Programm gerade für Menschen mit geistiger Behinderung wichtig? Kaschke: Menschen mit geistiger Behinde- rung haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Seh- und Hörprobleme oder für Übergewicht. Oft dominieren auch falsche Ernährungsge- wohnheiten sowie eine schlechte Zahn- und Mundhygiene. Hier sind gesundheitliche Aufklärung und Präventionsangebote drin- MMW: Bei den Paralympics geht es um sportliche Höchstleistungen. Was steht bei den Special Olympics im Mittelpunkt? Kaschke: Hier geht es vor allem darum, durch Sport Inklusion und Selbstbewusst- sein zu stärken. Athleten mit geistiger Be- hinderung haben ein sehr breit gestreutes Leistungsspektrum. Sie werden daher in bestimmte Leistungsgruppen eingeteilt. Es gibt etwa Sportler, die können allein nicht gut laufen, sich aber am Skilanglauf beteiligen, wenn ihr Betreuer vom Start bis zum Ziel bei Dr. Imke Kaschke: „Menschen mit geistigen Behin- derungen fallen bei der Präven- tion oft aus dem Raster.“ NACHGEFRAGT Gesundheitsprogramme für geistig behinderte Sportler Special Olympics: Special Olympics wurde in den 1960er- Jahren von Eunice Kennedy Shriver, einer Schwester des US-Präsidenten John F. Kennedy, ins Leben gerufen. Im Juli 1968 organisierte sie die ersten in- ternationalen Sommerspiele in Chicago. Inzwischen gibt es über 180 nationale Special Olympics Organisationen mit knapp vier Millionen Athleten. Weitere Informationen: www.special- olympics.de Healthy Athletes Programm: Zu Special Olympics gehört ein Gesundheitsprogramm für alle Athleten. Defizite in der medi- zinischen Versorgung der einzelnen Teilnehmer lassen sich damit aufde- cken und häufig korrigieren. Zudem wird viel Wert auf Prävention gelegt. Bestandteile sind: Fit Feet: Fußdiagnostik mit Ganganaly- Special Olympics und das Healthy Athletes Programm se, Gelenkbeweglichkeit, Unter- suchung von Haut, Strümpfen und Schuhen. Fun Fitness: Allgemeiner Ge- sundheitscheck mit Pulsmes- sung, Gleichgewichtstest und Krafttest Opening Eyes: Augen- und Sehtests, etwa Visus- und Co- vertests mit speziellen Tafeln Health Promotion: Gesund- heitsförderung und -beratung, etwa zu Gewicht, Rauchen und Sonnenschutz Healthy Hearing: Hörscreening, Hörgeräteberatung und Ohrhy- giene Special Smiles: Zahnpflege und Ver- besserung der Mundhygiene (geför- dert von Wrigley Oral Health Care) Das Gesundheitsförderprogramm Healthy Athletes bietet gesundheitliche Aufklärung und verschiedenste Präventionsangebote. © Adam Nurkiewicz / Mediasport

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Page 1: Special Olympics und das Healthy Athletes Programm

6 MMW-Fortschr. Med. Nr. 22 / 2012 (154. Jg.)

AKTUELLE MEDIZIN–INTERVIEW

Special Olympics für Menschen mit geistiger Behinderung

Selbstbewusstsein und Gesundheit stärken!

Ab 14. Januar 2013 treffen sich in Garmisch-Partenkirchen etwa 700 Athleten mit geistiger Behinderung zu den nationalen Special Olympics. Dort können sie sich auch gründlich medizinisch untersuchen und beraten lassen. Nicht selten offenbaren sich dabei gravierende Defizite in der Versorgung, so Dr. Imke Kaschke. Die Zahnärztin und Gesundheitswissenschaftlerin leitet das Healthy Athletes Programm von Special Olympics Deutschland.

dabei ist. Andere wiederum lassen sich von Leistungssportlern kaum unterscheiden.

MMW: Wer kann mitmachen?Kaschke: Teilnehmer sind Athleten, die min-destens zweimal wöchentlich trainieren. Das Training wird in Werkstätten, Schulen und Wohneinrichtungen angeboten. Wir wollen aber auch, dass Athleten wohnortnah in einem Sportverein trainieren können. Das ist ja der inklusive Gedanke: Die Sportler sollen nicht getrennt von anderen trainieren. Inzwi-

schen gibt es auch gemischte Gruppen, in denen die Athleten zusammen mit Menschen ohne Behinderung gemeinsam Sport treiben. Solche gemischten Mannschaften nehmen auch an den Spielen teil.

MMW: Sie leiten bei Special Olympics Deutschland das Gesundheitsförderpro-gramm Healthy Athletes. Weshalb ist ein solches Programm gerade für Menschen mit geistiger Behinderung wichtig?Kaschke: Menschen mit geistiger Behinde-rung haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Seh- und Hörprobleme oder für Übergewicht. Oft dominieren auch falsche Ernährungsge-wohnheiten sowie eine schlechte Zahn- und Mundhygiene. Hier sind gesundheitliche Aufklärung und Präventionsangebote drin-

MMW: Bei den Paralympics geht es um sportliche Höchstleistungen. Was steht bei den Special Olympics im Mittelpunkt?Kaschke: Hier geht es vor allem darum, durch Sport Inklusion und Selbstbewusst-sein zu stärken. Athleten mit geistiger Be-hinderung haben ein sehr breit gestreutes Leistungsspektrum. Sie werden daher in bestimmte Leistungsgruppen eingeteilt. Es gibt etwa Sportler, die können allein nicht gut laufen, sich aber am Skilanglauf beteiligen, wenn ihr Betreuer vom Start bis zum Ziel

bei Dr. Imke Kaschke:„Menschen mit geistigen Behin-derungen fallen bei der Präven-tion oft aus dem Raster.“

NACHGEFRAGT

Gesundheitsprogramme für geistig behinderte Sportler

Special Olympics: Special Olympics wurde in den 1960er-Jahren von Eunice Kennedy Shriver, einer Schwester des US-Präsidenten John F. Kennedy, ins Leben gerufen. Im Juli 1968 organisierte sie die ersten in-ternationalen Sommerspiele in Chicago. Inzwischen gibt es über 180 nationale Special Olympics Organisationen mit knapp vier Millionen Athleten. Weitere Informationen: www.special-olympics.de

Healthy Athletes Programm: Zu Special Olympics gehört ein Gesundheitsprogramm für alle Athleten. Defizite in der medi-zinischen Versorgung der einzelnen Teilnehmer lassen sich damit aufde-cken und häufig korrigieren. Zudem

wird viel Wert auf Prävention gelegt. Bestandteile sind: Fit Feet: Fußdiagnostik mit Ganganaly-

Special Olympics und das Healthy Athletes Programm

se, Gelenkbeweglichkeit, Unter-suchung von Haut, Strümpfen und Schuhen.

Fun Fitness: Allgemeiner Ge-sundheitscheck mit Pulsmes-sung, Gleichgewichtstest und Krafttest

Opening Eyes: Augen- und Sehtests, etwa Visus- und Co-vertests mit speziellen Tafeln

Health Promotion: Gesund-heitsförderung und -beratung, etwa zu Gewicht, Rauchen und Sonnenschutz

Healthy Hearing: Hörscreening, Hörgeräteberatung und Ohrhy-giene

Special Smiles: Zahnpflege und Ver-besserung der Mundhygiene (geför-dert von Wrigley Oral Health Care)

Das Gesundheitsförderprogramm Healthy Athletes bietet gesundheitliche Aufklärung und verschiedenste Präventionsangebote.

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