Spezielle Aspekte der Kopfschmerzen im Kindes- und Jugendalter · • Obesitas . Psychiatrische...
Transcript of Spezielle Aspekte der Kopfschmerzen im Kindes- und Jugendalter · • Obesitas . Psychiatrische...
Migräne findet sich unter den 10 am meisten belastenden
Erkrankungen in den 50 bevölkerungsreichsten Ländern
Auswirkungen von KS auf die
Betroffenen
• Unvorhersehbare Attacken
– Schmerzen, Begleitsymptome
• Beeinträchtigung der Sozialaktivitäten
– Familie
– Peer group, Freunde
– Freizeitaktivitäten
• Beeinträchtigtung der Schulleistung
– Absenzen
– Verminderte Fähigkeit dem Unterricht zu
folgen
Migräne ohne Aura
Diagnosekriterien ICHD-3 beta
A Mindestens 5 Attacken, die die Kriterien B-D erfüllen
B Kopfschmerzdauer: 4-72 h (bei Kindern 2-72 h)
C Mindestens 2 der folgenden Kriterien
1. Schmerzlokalisation einseitig
2. Schmerzqualität pochend/pulsierend
3. Schmerzintensität mäßig bis stark
4. Leichte oder mäßige körperliche Aktivität
verstärkt die Schmerzen oder wird vermieden
D Mindestens 1 der folgenden Kriterien
1. Übelkeit und/oder Erbrechen
2. Photo- und Phonophobie
E Durch keine andere ICHD-3 Diagnose besser begründet
A Mindestens 2 Attacken, die die Kriterien B-D erfüllen
B Mindestens eines der folgenden vollständig reversiblen
Symptome: 1. visuell, 2. sensibel, 3. dysphasisch
C Mindestens 2 der folgenden Punkte sind erfüllt
1. > 1 Symptom entwickelt sich über > 5 min oder > 2
Symptome treten aufeinanderfolgend auf
2. jedes Symptom hält > 5 min und < 60 min an
3. > 1 Symptom ist einseitig
4. die Aura ist begleitet oder innerhalb von 60 min.
gefolgt von Kopfschmerzen
D Durch keine andere ICHD-3 Diagnose besser begründet
und TIA ausgeschlossen
Migräne mit typischer Aura -
ICHD-3 beta
A. Mindestens 2 Attacken, welche die Kriterien B-
D erfüllen
B. Episodisch wiederkehrende Attacken, Dauer 1
Stunde bis 5 Tage, starke Übelkeit und
Erbrechen, die stereotyp ablaufen
C. Mindestens viermaliges Erbrechen pro Stunde
über mindestens eine Stunde
D. Beschwerdefreiheit zwischen den Attacken
E. Durch keine andere ICHD-3 Diagnose besser
begründet
Zyklisches Erbrechen
A. Mindestens 5 Attacken, welche die Kriterien B-D
erfüllen
B. Attacken von abdominellen Schmerzen 1-72
Stunden
C. Die abdominellen Schmerzen haben alle
folgenden Charakteristika
1. Lokalisation im Bereich der Mittellinie,
periumbilikal oder diffus
2. dumpfe Qualität
3. mittlere oder starke Schmerzintensität
Abdominelle Migräne (i)
D. Während der abdominellen Schmerzen sind
mindestens 2 der folgenden Punkte erfüllt
1. Appetitlosigkeit
2. Übelkeit
3. Erbrechen
4. Blässe
E. Durch keine andere ICHD-3 Diagnose besser
begründet
Abdominelle Migräne (ii)
Spannungskopfschmerz -
Diagnosekriterien ICHD-3 beta
A Mindestens 10 KS-Episoden, die die Kriterien B-D erfüllen
B KS zwischen 30 Minuten und 7 Tagen
C Mindestens zwei der folgenden Kriterien:
1. Schmerzqualität drückend-ziehend
2. Schmerzintensität leicht – mäßig
3. Lokalisation: beidseitig
4. Keine Verstärkung durch körperliche Aktivität
D Beide der folgenden Kriterien
1. Kein Erbrechen, keine (mittel)schwere Übelkeit
2. Photo- od. Phonophobie beim ESK
Photo- od. Phonophobie od. leichte Übelkeit beim CSK
E Durch keine andere ICHD-3 Diagnose besser begründet
Lebensstil
• Flüssigkeitszufuhr
• Mahlzeiten
• Körperliche Aktivität
• Schule und Lernen
• (Geplante) Freizeit
• Handy und PC
Psychosoziale Stressoren
• Lärm
• Reizüberflutung
• Perfektionismus
• Mobbing/Bossing
• Angst
• Soziale Isolation
Komorbidität - Konzept
• Assoziation
– Indexerkrankung + andere Erkrankung(en)
• organisch
• psychiatrisch
– nicht zufällig
– aber wahrscheinlich nicht kausal
Organische Komorbiditäten
• Asthma und Allergien
• Kardiovaskuläre Erkrankungen
• Schlaganfall
• Epilepsie
• Obesitas
Psychiatrische Komorbiditäten
• Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperactivitäts-
Störung (ADHS)
• Tourette Syndrom
• Depression
• Angststörung
• Essstörungen
Therapieentscheidung (i)
• Wann brauchen wir nicht-medikamentöse
Behandlung?
– Immer
• Wann brauchen wir medikamentöse
Behandlung?
– Manchmal
Therapieentscheidung (ii)
• Das klinische Bild entscheidet, ob ein
Medikament erforderlich oder nicht
• Besser kein Medikament als ein
wirkungsloses oder falsches
• Es gibt kein „harmloses“ Medikament
• Auch Homöopathie kann schaden:
– das Kind lernt den „Griff zum Medikament“
– anstatt geeignete Coping-Strategien zu
erwerben
Nicht-medikamentöse
Akuttherapie
• Ausruhen in ruhigem, dunklem Zimmer
• Schlaf
• Zusätzliche Pharmakotherapie bei
Attackendauer > 2 h
Medikamentöse Akuttherapie
Allgemeine Empfehlungen
• Medikation „so früh wie möglich“
• Adäquate Dosis
• Information der Eltern
• Keine Therapie gegen den Wunsch der
Eltern
• Vermittlung eines sorgsamen Umganges
mit Medikamenten
Medikamentöse Akuttherapie
• Durch Studien belegt
– Paracetamol
– Ibuprofen
– Zolmitriptan Nasenspray (ab 12. Lj zugelassen)
• Nicht durch Studien belegt
– Mefenaminsäure
– Acetylsalicylsäure
CAVE: Reye-Syndrom
Nicht-medikamentöse Prophy-
laxe (i)
• Modifikation des Lebensstils
– ausreichend Schlaf
– kein Stress am Morgen
– regelmäßig Essen und Trinken
– ausreichend Pausen beim Lernen
– ausreichende körperliche Aktivität
– sorgsamer Umgang mit Handy und PC
Weshalb Modifikation des
Lebensstils ?
• intuitiv zweckmäßig
• Patienten werden
– aktiv in die Therapie eingebunden
– und nicht passiv behandelt
• aber geringe wissenschaftliche Evidenz
Nicht-medikamentöse Prophy-
laxe (ii)
• Identifizierung von Triggerfaktoren
– Familie
– Schule
– Lernschwierigkeiten
– hormonelle Faktoren
– Umweltfaktoren
• Licht, Lärm, ....
– körperliche Erschöpfung
• Identifizierung von Triggerfaktoren
– Ernährung
• 4 kontrollierte Studien, widersprüchliche
Ergebnisse (Damen et al. Cephalalgia 2006)
• keine restriktiven Diäten
• Ausnahme: nachgewiesene
Unverträglichkeit
Nicht-medikamentöse Prophy-
laxe (iii)
• Entspannungstraining
• Biofeedback
• Verhaltenstherapie
• Andere psychotherapeutische
Verfahren
• Akupunktur
Nicht-medikamentöse Prophy-
laxe (iv)
Medikamentöse Migräneprophy-
laxe allgemeine Richtlinien
• Indikation
– >2 Migräneattacken pro Monat für 6 Monate
– nicht-medikamentöse Maßnahmen (allein)
nicht ausreichend
• Keine prophylaktische Medikation bei der
Erstvorstellung
• Führen eines Kopfschmerzkalenders
• Entscheidung über Therapie nach 4
Wochen
Medikamentöse
Migräneprophylaxe
• Flunarizin 3 RKS
3 > Placebo
• Propranolol 4 RKS
2 > Placebo
2 = Placebo
• Topiramat 1 RKS =/>? Placebo
• Metoprolol keine RKS
• Valproinsäure keine RKS