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Ein Medienhaus in Hamburg

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Der SPIEGEL ist eines der größten Medienhäuser Europas und bezieht mit seinem neuen Hauptsitz einen der prominentesten Standorte im neuen Hamburger Stadtteil Hafencity direkt an der Elbe.

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Ein Medienhaus in Hamburg

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Diese Großzügige, lichtdurchflutete Architektur unterstützt die Arbeitsprozesse in den Redak-tionen, in der Dokumentation und im Verlag; sie wird Raum geben für Konzentration und Kommunikation“Mathias Schmolz Geschäftsführer des SPIEGEL-Verlags

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SPIEGEL HQ Henning Larsen Architects, November 2011

Fotos Cordelia Ewerth: 19, 20-21, 22, 26-27, 29, 31, 32-33, & 35

Andreas Gehrke, Spiegel: 1, 2-3, & 12-13

Rendierungen, Pläne und Schnitt, Henning Larsen Architects A/S

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INHALT

• DIE VISION - EIN FENSTER ZUR WELT. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 07

• EINE OFFENE EINLADUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

- Interview mit Director, Partner und Architekt Louis Becker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

• EIN SYMBOL IN EINEM NEUEN STADTTEIL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 • DAS SPIEGEL-HAUS SCHAFFT EINEN WERT FÜR DIE GANZE STADT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 - Interview mit Architekt og Projektleiter Klaus Troldborg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

• EIN AKTIVER TREFFPUNKT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

• DIE BEGEGNUNG ZWEIER WELTEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

- Interview mit designverantwortliche Architektin Martha Lewis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

• FOKUS AUF NACHHALTIGKEIT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 -

- Nachhaltige Goldmedaille . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

• HINTER DEM PROJEKT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

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DIE VISION

”Die Vision war es, für die Anges-tellten des Spiegel Unternehmens und die umgebende Stadt, ein mod-ernes Medienhaus zu schaffen. Eine Ikone für hohen internationalen Standard mit dem Fokus auf Offenheit, Kommunikation und Transparenz” Louis Becker, DIRECTOR UND PARTNER, HENNING LARSEN ARCHITECTS

- Ein Fenster zur Welt

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Der SPIEGEL ist eines der größten Medienhäuser Europas und bezieht mit seinem neuen Hauptsitz einen der prominentesten Standorte im neuen Hamburger Stadtteil Hafencity direkt an der Elbe.

Das weltbekannte Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL hatte über 40 Jahre lang seinen Sitz in der Brandstwiete in Ham-burg in einem Gebäude, das u. a. für Verner Pantons far-benfrohe Popart-Einrichtung bekannt war. SPIEGEL Online und SPIEGEL TV waren an anderen Standorten in der Stadt untergebracht, doch nun werden alle drei Abteilungen erst-mals in einem Gebäude vereint – dem SPIEGEL-Haus.

Der neue Hauptsitz befindet sich an einem herausragen-den Standort in der Hamburger Hafencity und trägt mit seinem Design eine ganz persönliche und deutliche Signa-tur. Zusammen mit dem Ericus-Contor, das zum gleichen Baukomplex gehört, erhebt sich das Spiegel-Haus von einem Sockel aus roten Backsteinen. Darüber schwebt – in Licht und Transparenz – ein Bauwerk aus Glas, Stahl und Beton.

Der Entwurf für das SPIEGEL-Haus stammt von Henning Larsen Architects und ist geprägt von seinem klaren Fokus auf Kontaktpunkte, Treffpunkte und Kommunikation. Neben der hohen architektonischen Qualität, der starken urbanen Struktur und dem durchgehend nachhaltigen Design soll das Projekt alle Bedürfnisse eines modernen Medienhauses zur Gänze erfüllen. Aus diesem Grund gewann das Projekt 2007 die internationale Ausschreibung mit insgesamt 14 Teilnehmern.

Der neue Hauptsitz der SIEGEL-Gruppe umfasst 30.000 m2 und bietet Platz für 1.100 Mitarbeiter. Die helle und transparente Architektur soll die Arbeitsprozesse in der Redaktion, in der Dokumentarabteilung und im Verlag unterstützen, und die Einrichtung gewährleistet Arbeits-zonen für sowohl Konzentration als auch Kommunikation

DIE VISION

Der Spiegel ist mit 6 Millionen Lesern das einflussreichste Nachrichtenmagazin Deutschlands.

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und Vermittlung. Im zentralen Atrium sind die einzelnen Stockwerke über Treppen und Gehbrücken miteinander verbunden, die sich kreuz und quer durch den Raum ziehen. Im großen, zentralen Fenster des Gebäudes, dem „Fenster zur Stadt“, wird ein aktiver Dialog zwischen den Aktivitäten des Medienkonzerns und dem urbanen Leben geschaffen.

Im fünften Stock befindet sich ein Café, das entsprechend Pantons Ausgestaltung im ehemaligen SPIEGEL-Hauptsitz von 1969 eingerichtet ist. Das originale rote Popart-Design schafft einen erlebnisreichen und stimmungsvollen Treff-punkt für die Mitarbeiter des SPIEGELS und ist von außen als rot-oranges Feld in der zur Stadt gewandten Fassade zu erkennen. Die knalligen Panton-Farben sind eng mit der Identität des SPIEGELS verbunden und finden sich in verschiedenen Bereichen des Gebäudes wieder.

Einer der großen Pluspunkte der Hafencity ist die umfas-sende Nähe zum Wasser. Ein wesentlicher Ausgangspunkt für das Design bestand darin, dass der neue Hauptsitz nicht nur als attraktives Bürogebäude für die SPIEGEL-Gruppe dienen, sondern auch die Qualität des gesamten öffentlichen urbanen Raums stärken sollte. Das Gebäude bildet ein Tor zwischen dem alten Hamburg und dem neuen Stadtteil und schafft einen lebhaften öffentlichen Stadtraum mit Plätzen und Erholungszonen entlang der Elbe.

Als eines der größten und grünsten Gebäude Hamburgs wurde das SPIEGEL-Haus mit dem schwer zu erhaltenen „Hafencity Umweltzeichen Gold“ ausgezeichnet – einem Vorläufer des deutschen Zertifizierungsstandards DGNB. Durch u. a. eine Photovoltaik- und eine Geothermie-Anlage erreicht das Gebäude einen berechneten Energieverbrauch von ca. 80 kWh/m2/Jahr.

EricusspitzeSpiegel Section BB, Scale: 1:350Henning Larsen Architects A/S

Schnitt durch das Gebäude (Nord-Süd-Achse)

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Interview mit dem Architekten Louis Becker, Partner und Direktor bei Henning Larsen Architects und Honorarprofessor an der Universität Aalborg.

Die Firma Henning Larsen Architects hat Gewerbegebäude in vielen Teilen der Welt entworfen. Sie zeichnen sich durch eine markante Architektur aus, die zur Stärkung der Unternehmensidentität beiträgt, sowie durch die aktive Nutzung von Tageslicht, was optimale und effektive Arbeit-sbedingungen für die Mitarbeiter bedeutet.

Was macht gute Gewerbegebäude aus?

Gute Gewerbegebäude unterstützen die Dynamik, Kultur und das Image des Unternehmens. Die Architektur an sich kann keine Veränderung schaffen, aber sie spielt eine wichtige Rolle, indem sie die Veränderung möglich macht. Ein Gebäude soll offen konfiguriert sein, damit sich zukünftige Arbeits- und Innovationsprozesse ohne Ein-schränkungen entfalten können. Bei vielen Projekten gibt es eine Tagesordnung, bei der die Architektur ein Werk-zeug zur Veränderung ist. In das Projekt integriert ist ein Wechsel, beispielsweise eine neue Organisation oder eine neue Arbeitsweise.

Ein Gewerbegebäude soll zur Motivation der Mitarbeiter beitragen und einen Dialog quer über Fachgruppen und Abteilungen schaffen, damit neue Ideen und ein Wert für das Unternehmen entstehen. Es muss Räume geben, die zu Konzentration und Fokussierung, zu Zusammenarbeit, Interdisziplinarität und Dialog einladen – und die Zonen für das Gemeinsame und das Individuelle umfassen. Gleichzeitig ist wichtig, dass die äußeren Rahmenbe-dingungen ein Zusammengehörigkeitsgefühl entstehen lassen.

Die Organisation des Gebäudes muss von Beginn an flexi-bel sein, so dass die Management- und Zusammenarbeit-sform des Unternehmens nicht in einer Momentaufnahme eingefroren sind, sondern sich ständig weiterentwickeln können. An Stelle von Barrieren zwischen den Mitarbeitern soll das Gebäude Nähe und Kontakt schaffen, die zufällige Begegnungen fördern und einen zwanglosen Dialog eröff-nen. Die Mitarbeiter sollen sich sehen und schnell Kontakt

DIE VISION

Eine offene Einladung

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aufnehmen können, z. B. um eine Idee mit einem Kollegen zu erörtern. Das Gebäude muss eine Einladung beinhalten, die nie abläuft.

Auf welche Weise schafft das Design des Gebäudes einen konkreten Wert für die Benutzer?

Das Gebäude muss natürlich Wert für die Firma schaf-fen. Es ist ein Werkzeug für das Management. Doch das Gebäude verleiht dem Unternehmen auch ein schärferes Profil. Während des Konfigurationsprozesses gibt es viele Details, zu denen man Stellung nehmen muss und die in die innersten Werte und das Selbstverständnis des Unternehmens eingreifen. Der Prozess ist somit auch eine Aufforderung, mit Gewohnheiten aufzuräumen, und zu überlegen, ob sich das Unternehmen anders organisieren und auf eine neue Weise funktionieren kann.Nachhaltigkeit hat sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Themen in der Architektur entwickelt. Sie markiert einen großen Wechsel in der Fokussierung der Architektur. Es ist nun wichtig, sich mit einer globalen Tagesordnung auseinanderzusetzen, bei der Klimaverän-derungen und unser Umgang mit Ressourcen an oberster Stelle stehen. Viele Firmen möchten auch gerne demon-

strieren, dass sie das Thema sehr ernst nehmen, und hier kann die Architektur eine klare Antwort sein. Wir arbeiten im Augenblick an zahlreichen Gewerbegebäuden, die sehr hohe Ambitionen hinsichtlich der Verantwortung haben, die das fertige Bauwerk demonstrieren soll. Ein geringerer Energieverbrauch, weniger Krankheitstage der Mitarbeiter und niedrigere Betriebskosten sind einige der Aspekte, die nicht nur eine konkrete Kostenersparnis für das Unterneh-men, sondern auch ein gestärktes Image bedeuten.

Was kennzeichnet allgemein die Gewerbegebäude, die Ihr Architekturbüro entwirft?

Unser Ausgangspunkt ist häufig die menschliche Begeg-nung, die Interaktionen zwischen Menschen. Das gilt für all unsere Projekte. Gleichzeitig bemühen wir uns, Ge-bäude zu schaffen, die sich mit der Umgebung auseinan-dersetzen – nicht nur mit der Stadt, der Landschaft und dem Klima, sondern auch mit der Kultur und der Gesell-schaft, die Teil des Projektkontextes sind. Wir streben keine Symbol-Architektur an, die reine Form ist und nur einen kurzfristigen Erlebnis-Kick bietet. Unsere Gewer-begebäude schaffen einen längerfristigen Wert für die Eigentümer und die Nutzer.

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Mit dem großen ”Fenster zur Stadt“ wollten wir eine Kommunikation zwischen SPIEGEL und Stadt her-stellen, so dass die Hamburger Bür-ger Einblicke in die Arbeitsprozesse der SPIEGEL-Gruppe und die SPIE-GEL-Mitarbeiter einen Ausblick in die Welt, die sie beschreiben, erhalten.“ Klaus Troldborg, ARCHITEKT OG PROJEKTLEITER, HENNING LARSEN ARCHITECTS

EIN SYMBOL IN EINEM NEUEN STADTTEIL

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Es war uns wichtig, nicht nur einen Haupt-sitz für die SPIEGEL-Gruppe zu schaffen, sondern einen Wert für die gesamte Stadt.“Klaus Troldborg, Architect und Projektleiter Klaus Troldborg, HENNING LARSEN ARCHITECTS

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Mit seiner markanten Form ist das SPIEGEL-Haus wie ein Symbol, das nicht nur ein Tor zum neuen Stadtteil HafenCity bildet, sondern dem SPIEGEL auch eine klare Identität im gesamten Stadtbild verleiht. Die HafenCity ist der neue Stadtteil Hamburgs. An der zentralen Uferseite der Stadt gelegen, ist die HafenCity ei-nes der größten Stadtentwicklungsgebiete der Welt. Nach ihrem kompletten Ausbau wird Hamburg vermutlich um 40% gewachsen sein.

Überall in der HafenCity ist die Nähe zum Wasser eine zentrale Qualität. Das dreieckige Grundstück der SPIEGEL-Gruppe auf der Ericusspitze ist auf zwei Seiten von Wasser umgeben und hebt sich wie eine Speerspitze von seiner Umgebung ab. Mit seinem neuen Standort auf der Ericus-spitze in der HafenCity entwickelt sich das SPIEGEL-Haus zu einem Dreh- und Angelpunkt für ganz Hamburg. Es markiert Eingang und Abschluss des neuen Stadtviertels, und auf dem entsprechenden Grundstück in westlicher Richtung liegt die neue Elbphilharmonie nach einem Entwurf von Herzog & de Meuron. Gemeinsam rahmen die beiden Gebäude die HafenCity zur alten Stadtmitte hin ein.

Auf der Ericusspitze profiliert sich ein Übergang zwischen den alten niedrigen Industriegebäuden auf der einen Ufer-seite und der hohen, dichten Bebauung der HafenCity und der alten Speicherstadt auf der anderen Seite.

Der Gebäudekomplex besteht aus zwei übergeordneten Bürofunktionen: dem SPIEGEL-Haus und dem Ericus-Con-tor, das verschiedene gewerbliche Mietobjekte umfassen soll.

Die Gebäude erheben sich von einem gemeinsamen Sockel, der sich in zwei großen Bewegungen „um sich selbst zusammenfaltet“ und den Standort der beiden Gebäudekör

per definiert. In der Spalte zwischen dem Platz und der oberen Ebene der Faltung befinden sich hinter einer trans-parenten Glasfassade die nach außen gewandten Funk-tionen der Gebäude. Davor schafft eine große und breite Freitreppe einen lebendigen urbanen Raum in Augenhöhe mit den Bewohnern und Besuchern des Viertels.

Vom gemeinsamen Backsteinsockel erheben sich zwei große weiße Glaskuben – jeweils mit einer Doppelfassade, deren innerer Teil aus einer weißen Metallfassade mit raumhohen Fensteröffnungen besteht. Das SPIEGEL-Haus, das größere der beiden Gebäude, ist zur Stadt und zur Oberbaumbrücke hin gewandt. Hier ist die Fassade etwas zurückgezogen in einer großen Öffnung, die sich vom 3. bis zum 12. Stockwerk erstreckt. In diesem „Fenster zur Stadt“ entsteht ein direkter visueller Kontakt zum Ge-bäudeinneren, so dass die Stadtbewohner die Aktivitäten in den Redaktionen verfolgen und die Mitarbeiter auf die Stadt und die Umwelt, die sie beschreiben, hinausblicken können.

Das Ericus-Contor hat ein entsprechendes Konzept, mit homogenen, zum Innenhof gewandten Fassaden, während ein großer Ausschnitt in Richtung Hafen visuellen Kontakt zwischen der Hofseite des Gebäudes und dem geplanten Lohsepark auf der gegenüberliegenden Seite des Hafens schafft.

Damit entsteht eine Verbindung zwischen innen und außen – zwischen den Gebäuden und dem öffentlichen Stadtraum.

EIN SYMBOL IN EINEM NEUEN STADTTEIL

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Interview mit dem Projektleiter und architektonisch Verantwortlichen, Klaus Troldborg

Welche Rolle haben die Stadt und der Standort auf der Ericusspitze für die Form des Gebäudes gespielt?

Das gesamte Design des SPIEGEL-Hauses beruht auf einem städtischen Kontext. Die zentrale Lage in der Stadt erfor-dert ein besonderes Gebäude – eine besondere Struktur. Die Ericusspitze markiert das Tor oder den Eingang zum neuen Stadtteil Hafencity. Gleichzeitig vermittelt der Gebäudekomplex den Übergang zwischen Alt und Neu, zwischen dem alten Hamburg und der neuen Hafencity. Die Gebäude bestehen aus drei Elementen: einem zusammen-hängenden Sockel und zwei weißen Glaskuben darüber. Kraft seines Ausmaßes und seiner Backsteinverkleidung

schafft der Sockel eine Verbindung zur nahegelegenen, denkmalgeschützten Speicherstadt , während die weißen Kuben auf die Skala und die Materialität des neuen Stadt-viertels Bezug nehmen. Der Standort auf der Ericusspitze, mitten in der Stadt und von Wasser umgeben, ist äußerst attraktiv. Daher war es uns wichtig, nicht nur einen Hauptsitz für die SPIEGEL-Gruppe zu schaffen, sondern einen Wert für die gesamte Stadt. Architektonisch geht es nicht nur um die beiden Ge-bäude, SPIEGEL-Haus und Ericus-Contor, sondern ebenso um den zusammenhängenden städtischen Raum, der zwischen den Gebäuden entsteht – auf der einen Seite ein

Das SPIEGEL-Haus schafft einen Wert für die ganze Stadt

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großer Ankunftslatz und auf der südlichen Seite ein großer öffentlicher Platz, auf dem die Menschen hoffentlich die große Treppe zum Wasser hin als Treffpunkt nutzen oder eines der vielen Cafés und andere öffentliche Funktionen im Erdgeschoss der Gebäude besuchen werden.

Wie ist die Identität der SPIEGEL-Gruppe in das Design integriert?

Der Ausgangspunkt für die Aufgabe bestand darin, dass sämtliche Funktionen der SPIEGEL-Gruppe erstmals unter einem Dach vereint werden sollten. In diesem Zusammen-hang war es für uns ein zentraler Gedanke, ein Design zu entwickeln, das das Gefühl von Einheit und Identität für

die Mitarbeiter verstärkt und den Kontakt zwischen den verschiedenen Abteilungen fördert. Das Gebäude ist so gestaltet, dass sämtliche Zirkulation rund um den zentralen Raum erfolgt – das Atrium – und um die Gehbrücken und Treppenverbindungen, die dyna-mische Shortcuts zwischen den einzelnen Abteilungen durch das gesamte Gebäude nach oben bilden. Das Atrium ist der identitätsschaffende Raum des Hauses, der die Kommunikation und die zwanglosen Begegnungen zwi-schen den Mitarbeitern in Szene setzt. Flexibilität ist ein weiterer Eckpfeiler hinsichtlich des Designs. Es war uns wichtig, ein Haus zu entwerfen, das die heutigen Anforderungen an einen Arbeitsplatz erfüllt,

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sich aber gleichzeitig an die sich konstant ändernden Tagesordnungen in der Medienbranche anpassen kann. Alle Sonderfunktionen mit speziellen räumlichen Anfor-derungen, wie Kantine, Konferenzbereich, TV-Studio etc., befinden sich im Gebäudesockel im Erdgeschoss und im 1. Stock, während die Bürofunktionen vom 3. Stock aufwärts untergebracht sind. Bei den Büroabteilungen handelt es sich um flexible Räumlichkeiten, die sich leicht erweitern oder nach Bedarf umgestalten lassen.Entsprechend der Identität der SPIEGEL-Gruppe in Ham-burg war es unsere Absicht, den Charakter des ehemali-gen SPIEGEL-Hauses als architektonisches Wahrzeichen der Stadt weiterzuführen. Mit dem großen „Fenster zur Stadt“ wollten wir eine Kommunikation zwischen SPIE-GEL und Stadt herstellen, so dass die Hamburger Bürger Einblicke in die Arbeitsprozesse der SPIEGEL-Gruppe und die SPIEGEL-Mitarbeiter einen Ausblick in die Welt, die sie beschreiben, erhalten.

Welche Bedeutung hat die Nachhaltigkeit für das Design des Gebäudes?

Die Nachhaltigkeitszertifizierung der HafenCity, die eine Art Pilotprojekt für den deutschen Standard DGNB ist, konzentriert sich auf das gesamte Spektrum von Nach-haltigkeit, also u. a. Energie- und Ressourcenverbrauch, Wirtschaftlichkeit, Raumklima und soziale Nachhaltigkeit. Das SPIEGEL-Haus wurde mit einer Goldmedaille aus-gezeichnet, was bedeutet, dass in mindestens vier von fünf Kategorien die Anforderungen für Gold erfüllt wurden. Damit ist das Gebäude eines der nachhaltigsten größeren Bauprojekte in Deutschland.

Was den sozialen Aspekt betrifft, trägt das Gebäude aktiv zum städtischen Leben bei, indem es öffentlichen Zugang zum Grundstück bietet und öffentliche Funktionen im Erdgeschoss platziert. In energetischer Hinsicht zeichnet sich das Gebäudedesign durch sowohl sichtbare als auch unsichtbare Lösungen aus. So haben wir zum einen ein kompaktes Volumen geschaffen und eine Fassade ent-wickelt, die den Wärmeverlust des Gebäudes begrenzt und optimale Tageslichtverhältnisse gewährleistet. Die sogen-annte Doppel-Kompaktfassade ermöglicht einen effekti-ven Sonnenschutz und stellt sicher, dass die Mitarbeiter in jedem Stockwerk die Fenster öffnen können. Zu den eher unsichtbaren Maßnahmen gehört, dass Küh-lung und Heizung des Gebäudes über die bloß gelegten Betondecken erfolgen, in denen mit einer Geothermie-An-lage verbundene Rohrleitungen eingegossen sind. Kom-biniert mit einer hochisolierten Fassade und den Dreifa-chglasfenstern bewirkt dies, dass im ganzen Haus keine Heizkörper benötigt werden. Dadurch wird der Energiever-brauch reduziert und ein besseres Raumklima geschaffen.Die Nachhaltigkeit hatte großen Einfluss auf unseren gesamten Entwurf des Hauses, und es war eine tolle He-rausforderung, sich so konkreten Zielen wie dem Hafen-City Umweltzeichen in Gold zu stellen und die architektoni-schen Lösungen zu entwickeln, die dieser Aufgabe gerecht werden. Die Nachhaltigkeit wird uns erhalten bleiben, und wenn die Anforderungen von Beginn an durchdacht sind, stellen sie keinerlei Hindernis für den Entwurf von Gebäu-den von hoher architektonischer Qualität dar!

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Spiegels arkitektur og indretning kendetegnes af sit stærke fokus på kontaktpunkter, mødesteder og kommunikation.” Klaus Troldborg, ARKITEKT OG PROJEKTLEDER, HENNING LARSEN ARCHITECTS

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Angestrebt wurde die Schaffung einer starken Identität für die gesamte Organisation der SPIEGEL-Gruppe. Die Schlüsselbegriffe lauten Kommunikation, Flexibilität und Transparenz.

Der Entwurf des SPIEGEL-Hauses basiert auf dem Ziel, Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit für alle Mitglie-der der Organisation zu schaffen. Alle sollen das Gefühl haben, Teil eines ganz besonderen Arbeitsplatzes zu sein. Das Interieur ist so gestaltet, dass natürliche Treffpunkte für die Mitarbeiter sowie Synergien und eine „Kreuzbe-stäubung“ zwischen sämtlichen Plattformen der SPIEGEL-Gruppe entstehen.

Man betritt das Gebäude durch den Haupteingang, der etwas zurückgezogen im Spalt unter dem schwebenden Backstein des Sockels liegt, und geht an der Rezeption vorbei. Danach öffnet sich das Gebäude vertikal in ein großes, durchgehendes Atrium, das sich durch sämtliche 14 Stockwerke schneidet.

Die Architektur des Raums schafft stockwerkübergreifend Kontakt zwischen den Abteilungen und setzt die Kom-munikation, die Bewegung und die zwanglose Begegnung zwischen den Mitarbeitern in Szene. An beiden Enden des Raums befinden sich Glasaufzüge, und ein System aus Treppen und Gehbrücken führt in variierenden Positionen vom 3. bis zum 12. Stockwerk kreuz und quer durch das Atrium.

Die Spezialfunktionen des Gebäudes sind im Sockel untergebracht, dessen zentrales Atrium mit Natursteinen verkleidet ist. Im Erdgeschoss findet man ein TV-Studio und eine Mitarbeiterkantine mit direktem Kontakt zum öf-fentlichen Platz. Im Sommer kann man sich nach draußen begeben und die Mahlzeit im Freien genießen.

Eine große, mit Steinen verkleidete Treppe führt vom Atrium in den 1. Stock. Hier befindet sich – neben speziel-len Funktionen wie Tonstudios und Mitarbeiterfitnessstu-dio – ein großer Besprechungs- und Konferenzabschnitt, der ebenfalls zum Platz hin gewandt ist und mit großen Glaspartien und einer betretbaren Loggia eine gute Aus-sicht bietet.

Das Innere des Kubus

Bewegt man sich weiter in den Teil des Gebäudes, der in seinem Äußeren als der weiße Kubus bezeichnet wird, erreicht man den eigentlichen Bürobereich. Hier sieht man die offenen Balkonvorderkanten, die entlang den Gangli-nien rund um das Atrium führen. Überall entlang der äuße-ren Fassade besteht die Möglichkeit, Büros einzurichten. Ein hohes Maß an Flexibilität bei der Arbeit gewährleistet ein flexibles Wandsystem, mit dem sich die Einteilung in

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kleine und große Zellenbüros und offene Großraumbüros jederzeit ändern lässt.

Die Wände zum Gang bestehen aus einer Kombination aus Eichenholztüren und Paneelen aus Glas bzw. Holz, mit denen sich die spezifischen Bedürfnisse der Benutzer hinsichtlich Transparenz oder Abschirmung individuell erfüllen lassen.

Die offensten Funktionen des Gebäudes sind vorzugsweise in nördlicher und südlicher Richtung platziert mit direktem Zugang zum Atrium, während sich die Bereiche, die mehr Ruhe erfordern, in östlicher und westlicher Richtung befin-den, wo ein Kern von Servicefunktionen als eine Art Puffer zum Atrium fungiert.

Das Atrium ist das Herz des Gebäudes, in dem man sich trifft und die Aktivitäten im Haus verfolgt. Die abwechslun-gsreichen zwei- und dreistöckigen Räumlichkeiten, die sich im „Fenster zur Stadt“ befinden, eröffnen Ausblicke vom Atrium und machen die Aussicht auf Hamburg zu einer zentralen Qualität, wenn man sich durch das Gebäude nach oben bewegt.

Materialien und Farben

Materialien und Farben wurden sorgfältig ausgewählt im Hinblick auf Nachhaltigkeit und um dem besonderen De-sign des Gebäudes Ausdruck zu verleihen. In der Außen-ansicht ist dies der Kontrast zwischen dem schweren, mit Backsteinen verkleideten Sockel und dem filigranen, glat-ten Glaskubus. Die Erscheinung der Doppelfassade wech-selt zwischen der Spiegelung in der äußeren Glasschicht

und der Tiefenwirkung der inneren Fassade, bei der das weiß lackierte Metall und die raumhohen Fenster mit ihren dunklen Holzrahmen hervortreten, je nach Tagesrhythmus und Orientierung der Fassade im Verhältnis zur Sonne.

Das Innere des Sockels ist mit Natursteinen verkleidet, und der Kubus darüber hebt sich ab wie eine weiße Welt, geprägt von weiß gestrichenen Flächen und weißen Metall-decken. Die Holzhandläufe an den Balkonvorderkanten und Gangbrücken sowie die Holztüren und Holzpaneele an den Wänden hin zu Gängen und Atrium verleihen dem Interieur eine helle und freundliche Note – und einen ge-wissen skandinavischen Charakter. Die Glaspaneele in den Bürowänden schaffen Transparenz und lassen das Licht von beiden Fassaden in das Atrium strömen.

Die helle und neutrale Farbgebung stellt die Mitarbeiter in den Mittelpunkt – wenn sie sich auf den Balkonen oder den Brücken- und Treppenverbindungen durch das Atrium bewegen, wird ihr Anblick vom Erlebnis des Gebäudes und insbesondere des großen Atriums geprägt sein.

Als punktuelle Kontraste zum vorherrschenden Weiß wur-den Kontrastfarben in einer Skala von Gelb und Orange bis Rot eingesetzt. Farben, die sowohl auf das Logo des SPIE-GELS als auch auf die lange Geschichte der Mediengruppe mit Verner Pantons Farbgebung Bezug nehmen. In dem über drei Stockwerke reichenden Raum zum „Fenster zur Stadt“ werden Teilelemente aus der alten SPIEGEL-Kantine in einem Mitarbeitercafé wiederverwendet und tragen zur Weiterführung und Hervorhebung dieser Geschichte bei.

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Interview mit der designverantwortlichen Architektin Martha Lewis

Welche Rolle hat Henning Larsen Architects bei der Ein-richtung des SPIEGEL-Hauses gespielt?Henning Larsen Architects hatte die Aufgabe, die Mate-rialien und das Design für das gesamte SPIEGEL-Haus auszuwählen. Besonders markant ist unser Entwurf im Atrium mit seinen 13 Gehbrücken, die eine senkrechte dynamische Verbindung zwischen der 3. und der 12. Etage schaffen, und mit dem angrenzenden Café-/Lounge-Bereich, einem drei Stockwerke hohen Raum, der Teil des auffälligen „Fensters zur Stadt“ ist.Die Lounge ist eine kreative Reinstallation von Verner Pantons ursprünglicher farbenfroher Popart-Einrichtung,

die er 1969 speziell für den ehemaligen SPIEGEL-Hauptsitz in Hamburg schuf. Es war der ausdrückliche Wunsch der SPIEGEL-Gruppe, das Café mit Elementen des Original-En-twurfs zu gestalten. Wir haben daher mit großer Loyalität die Farben, Lampen, Stühle und Tische wiederverwendet, die Teil der Einrichtung des ehemaligen SPIEGEL-Hauptsit-zes waren, und das bedeutet, dass eine Begegnung zwi-schen dem knallbunten und expressiven „Panton’schen“ Universum und dem schlichteren Ausdruck, der für Hen-ning Larsen Architects Architektur charakteristisch ist, entsteht.

Im übrigen Teil des Gebäudes haben wir unser Augenmerk darauf gerichtet, ein leichtes, offenes und transparentes Umfeld zu schaffen, hauptsächlich durch den Einsatz

EIN AKTIVER TREFFPUNKT

Interview mit designverantwortliche Architektin Martha Lewis

Die Begegnung zweier Welten

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heller Farben und natürlicher Materialien. Gleichzeitig haben wir Highlights aus der Panton’schen Farbenpalette hinzugefügt und die Farben vor allem dazu verwendet, den eher verborgenen Bereichen des Gebäudes Atmosphäre und Erlebnischarakter zu verleihen. Wir haben Wert darauf gelegt, nicht alles „auf die Titelseite“ zu setzen, sondern stattdessen den Benutzern – den Mitarbeitern und Be-suchern der SPIEGEL-Gruppe – die Möglichkeit zu bieten, ein wenig zu „blättern“ und die besonderen Bereiche im Haus zu suchen.

Was kennzeichnet das Design und die Einrichtung der roten Café-Lounge?

Das Panton-Café, das für die Mitarbeiter des Medienkon-zerns eingerichtet wurde, hat ein markantes Design, das

sich abends und tagsüber von außen als ein leuchtend oranges Feld im großen „Fenster zur Stadt“ betrachten lässt.

Von den Gehbrücken des Atriums betritt man einen Raum, der trotz seiner Transparenz und hohen Decken das Gefühl einer authentischen 60er Jahre-Lounge mit bunten Lam-pen und weichem Velours aufkommen lässt. Die 100 m2 große und hohe Lounge ist mit Stühlen und Tischen aus dem ursprünglichen Café eingerichtet sowie mit weiteren Möbeln aus Pantons Produktion. Der Bodenbelag ist der klassische rotgemusterten Panton-Teppich, und an der ho-hen Hinterwand haben wir ein Mosaik aus changierenden Lichtpaneelen und stoffbezogenen, akustischen Pyrami-den neu nachgeschaffen. Von der Decke hängen Gruppen

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der klassischen roten Flowerpots, die Panton u. a. in der ehemaligen SPIEGEL-Kantine verwendet hatte. Pantons Design von 1969 war in hohem Maße darauf ausgelegt, eine entspannte, höhlenartige Räumlichkeit zu schaffen, die die SPIEGEL-Mitarbeiter umschließen sowie Farbenreichtum und Arbeitsfreude verbreiten sollte. Die Architektur von Henning Larsen Architects ist nicht von den gleichen komprimierten Räumlichkeiten geprägt, aber wir haben in seinem Sinne gearbeitet sowie mit Neugierde und Respekt vor dem dreidimensionalen und stofflichen Denkansatz, der sein Werk charakterisiert. Gleichzeitig war es unsere Absicht, einen natürlichen Übergang zwischen den knalligen Farben und den eher gedämpften, natürli-chen Materialien, die sich u. a. im Atrium finden, zu schaf-fen.

Wie war das für eine Architektin der eher minimalistischen Tradition, mit so expressiven Formen und Farben zu ar-beiten?

Im Café bestand die Aufgabe darin, ein vollendetes Pan-ton-Universum in einer modernen Räumlichkeit von 2011 zu schaffen. Durch eine kreative Wiederverwendung von Pantons lebhaften und farbintensiven Elementen im auffäl-ligen „Fenster zur Stadt“ haben wir die eigene Designge-schichte des SPIEGELS im neuen Domizil verankert. Es war eine äußerst inspirierende Aufgabe, mit den klassischen

Popart-Elementen auf einer so riesigen Fläche arbeiten zu dürfen.

Die allgemeine Verwendung von Akzentfarben im gesam-ten Gebäude ist seit langem Teil unserer Tradition. Wir arbeiten häufig damit, Farbe und Stoff in eine größere Räumlichkeit einzuflechten, und die Begegnung zwischen dem Schlichten und dem eher Kräftigen war schon immer ein Element unserer architektonischen Sprache. Doch war es interessant, eine Begegnung dieser beiden Welten und zeitlichen Ausdrucksformen im Hinblick auf das SPIEGEL-Haus zu gestalten. Das Werk des ursprünglichen Designers mit einer starken modernen Formensprache zu vereinen, ohne dass es eine bunte Kulisse wird.

Wir waren kürzlich in Hamburg, und es war fantastisch zu erleben, wie das Gebäude tatsächlich funktioniert, und zu sehen, wie das Licht wie beabsichtigt durch das Atrium gefiltert wird und wie sich die Mitarbeiter ganz natürlich über die Gangbrücken und Stockwerk hinweg unterhielten. Gleichzeitig war es ein äußerst physisches Erlebnis, zu ver-suchen, sich durch das Gebäude zu bewegen. Die vielen Schwünge, die durch die Gehbrücken aktiviert werden, führten zu einer sehr körperlichen Interaktion mit dem Haus – fast wie beim Tanzen!

EIN AKTIVER TREFFPUNKT

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Nachhaltigkeit ist ein zentrales und wichtiges Thema für alle am Projekt Beteiligten, und bereits in der Anfangsphase wurde beschlossen, den Bau entsprechend den Anforderungen für die Auszeichnung „Hafencity Umweltzeichen“ in Gold zu projektieren.

Das „Hafencity Umweltzeichen“ definiert – wie der später eingeführte Zertifizierungsstandard DGNB – Nachhaltigkeit im weiten Sinne und umfasst u. a. soziale Nachhaltigkeit, Energieverbrauch und bewussten Materialeinsatz.EnergieverbrauchUm einen niedrigen Energieverbrauch von 80 kWh/m2/Jahr zu erreichen, waren zahlreiche Maßnahmen erforderlich. So handelt es sich bei der Fassade des Glaskubus um eine sogenannte „doppelte Kompaktfassade“, bei der das äußere Glas einen belüfteten Hohlraum schützt. In diesen Hohlraum ist ein flexibler und effektiver Sonnenschutz integriert. Die Innenfassade ist hochisoliert, sowohl durch eine zusätzliche Isolierung in den geschlossenen Paneelen als auch durch dreifach verglaste Scheiben in den großen Fensterpartien.

Die genaue Größe von Fenstern, Sonnenschutz und In-nengardinen ist aufeinander abgestimmt, um das richtige

Gleichgewicht zwischen dem U-Wert der Fassade, der Wär-mebelastung durch die Sonne und den Tageslichtverhält-nissen in den Büros zu finden, damit der Energieverbrauch für Heizung, Kühlung und künstliche Beleuchtung so niedrig wie möglich ist. Die großen zweiflügeligen Fenster lassen sich überall im Gebäude individuell öffnen und tragen somit zu Flexibilität und Komfort für den einzelnen Mitarbeiter bei. Auch der Sonnenschutz lässt sich individu-ell steuern.

Die Heizung wird durch eine sogenannte „Bauteilaktivi-erung“ geregelt, bei der wasserführende Rohrleitungen in die Betondecken eingegossen sind. Die Masse der schwe-ren Bauteile wird also zur Kühlung und zur Beheizung der Bürobereiche genutzt, die somit bloß gelegte, verputzte Betondecken haben. Um die Benutzung flexibel zu gestal-ten, sind die Decken mit Thermosteckdosen ausgestattet, an die Metallkühlsegel angeschlossen werden können, um

FOKUS AUF NACHHALTIGKEIT

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die Kühlung lokal zu optimieren. Die Kühlrohre sind mit einer Geothermie-Anlage verbunden.

Die Kanäle der Ventilationsanlage werden durch die Flurbe-reiche zu den einzelnen Büros geführt – für die Luftzufuhr im Boden und für die Luftabsaugung in der Decke. Sie sind mit einer effektiven Wärmerückgewinnungsanlage auf dem Dach verbunden, die ebenfalls ein wichtiges Element der Energieoptimierung bildet.

Um die Anforderungen für das Umweltzeichen zu erfüllen, ist eine besondere Lichtregelung montiert, die den Licht-verbrauch der Büros auf unter 11 W/m2 begrenzt.

Wasser

Auch der Wasserverbrauch steht im Fokus – so soll durch den Einsatz wassersparender Armaturen und durch die Nutzung von Grauwasser für Toilettenspülungen, Blumen-gießen, Reinigung und Wäsche Wasser eingespart werden. Das Versickern von Regenwasser wurde teils durch Re-genwassersammelsysteme, teils durch grüne Dachflächen

reduziert. Fassadenmaterialien, die das Regenwasser mit Schwermetallen belasten könnten, wurden vermieden.

Materialien

Sämtliche eingesetzten Produkte und Materialien wurden einer minutiösen Kontrolle unterzogen. Dabei wurden Materialien, die PVC oder andere Stoffe aus der schwarzen Liste enthalten, ausgeschlossen und die Leistungsfähig-keit der Materialien im Hinblick auf ein gutes Raumklima überprüft.Konkrete Anforderungen an die Gasabgabe der Stoffe (TVOC geringer als 1,5 mg/m3), den Ausschluss von Bioziden und Formaldehyd sowie an eine halogenfreie Ausführung der Brandsicherung wurden eingehalten. Die Luftqualität wird sowohl durch die mechanische Belüftung als auch durch die individuelle Möglichkeit des Fensteröff-nens gewährleistet. Mindestens 20 % der Funktionsbere-iche müssen für Allergiker eingerichtet sein, was bedeutet, dass alle Materialien und Lösungen auf ihre Reinigungsfre-undlichkeit getestet sind.

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Das „Hafencity Umweltzeichen“ geht von einer breitgefassten Definition des Begriffs Nachhaltigkeit aus und unterscheidet fünf Kategorien, in denen bestimmte Vorgaben erfüllt sein müssen, um die Auszeichnung in Gold oder Silber zu erhalten. Für eine Gesamt-Goldmedaille muss in mindestens drei der fünf Kategorien eine Gold-Auszeichnung erzielt werden. Beim SPIEGEL-Projekt bestand das Ziel darin, in vier Kategorien die Gold-auszeichnung zu erhalten. Das Projekt wurde bereits im Voraus für Gold anerkannt, doch erfolgt die endgültige Auszeichnung erst, nachdem das fertige Gebäude getestet wurde und die Anforderungen erfüllt sind.

NACHHALTIGE GOLDMEDAILLE

ENERGIEVERBRAUCH

Die Anforderung in dieser Kategorie besteht darin, dass das

Gebäude einen übergeordneten Energieverbrauch von weniger

als 100 kWh/m2/Jahr aufweist. Im SPIEGEL-Haus beträgt der

berechnete Energieverbrauch 80 kWh/m2/Jahr.

UMGANG MIT ÖFFENTLICHEN RESSOURCEN

Eine Voraussetzung für die Erfüllung dieser Kategorie ist, dass

die Aufgabe über einen öffentlichen Architekturwettbewerb

ausgeschrieben wurde. Außerdem müssen das Grundstück

öffentlich zugänglich und die Programmanforderungen für öf-

fentliche Funktionen im Erdgeschoss erfüllt sein.

UMWELTFREUNDLICHE BAUMATERIALIEN

In dieser Kategorie sind die Anforderungen für Gold so hoch,

dass es reell kaum möglich ist, diese mit einem Hochhausbau

zu erfüllen, da sie prinzipiell auf der Verwendung von Holz als

Baumaterial beruhen.

Das SPIEGEL-Projekt erfüllt jedoch die Anforderungen für Silber.

Dies wurde durch einen minutiösen Test sämtlicher Baumateria-

lien sichergestellt.

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GESUNDHEIT UND KOMFORT

Die Anforderungen in dieser Kategorie werden durch zahlreiche

Maßnahmen für ein gutes und gesundes Raumklima erfüllt.

Es bestehen konkrete Anforderungen an die Gasabgabe der

Materialien (TVOC geringer als 1,5 mg/m3, getestet vor Ort

nach Gebäudeerrichtung), den Ausschluss von Bioziden, an

eine halogenfreie Ausführung der Brandsicherung und an die

Wahl emissionsfreier Materialien mit geringen Emissionen aller

Oberflächen.

Mindestens 20 % der Funktionsbereiche müssen für Allergiker

eingerichtet sein. Das bedeutet, dass sämtliche Materialien und

Lösungen auf ihre Reinigungsfreundlichkeit getestet werden

müssen.

UMWELTFREUNDLICHER BETRIEB

In dieser Kategorie geht es um eine nachhaltige Handhabung

der Arbeiten am und im Gebäude, sowohl in der Bauphase als

auch in der Betriebsphase.

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ENERGIEVERBRAUCH GERINGER ALS 80 KWH/M2/JAHR

NATÜRLICHE BELÜFTUNG

GEOTHERMIE-ANLAGE 320 WASSERFÜHRENDEN ROHRLEITUNGEN IN

DIE BETONDECKEN DES GEBÄUDES EINGEGOSSEN

GRÜNE DACHFLÄCHEN REGENWASSERSAMMELSYSTEM WASSERSPARENDE ARMATUREN UND URINALE

HUMANISTISCHER ANSATZMATERIALIEN AUF ALLERGIKER ABGESTIMMT

ÖFFENTLICHE FLÄCHEN IM ERDGESCHOSS

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Das neue SPIEGEL-Haus ist Teil einer größeren Entwicklung in der Hamburger Hafencity.

Mit dem Bau des SPIEGEL-Hauptsitzes sollten die ver-schiedenen Abteilungen des Medienkonzerns unter einem Dach vereint werden: Nachrichtenmagazin, Verlag, TV- und Online-Redaktion. In Verbindung mit einem weiteren Büro-gebäude, dem Ericus-Contor, sollte es ein Wahrzeichen und ein Übergang zwischen dem alten Hamburg und der neuen Hafencity werden.

13 nationale und internationale Architekturbüros nahmen am Wettbewerb teil, bei dem zwei Projekte zur weiteren Bearbeitung ausgewählt wurden. Schließlich gewann Henning Larsen Architects den ersten Preis für das beste Projekt und unterschrieb 2007 den Vertrag mit dem deut-schen Bauherrn, der Robert Vogel GmbH & Co.

Henning Larsen Architects entwickelte das Projekt weiter bis zum Hauptprojekt, wonach sämtliche wichtigen Details und die Materialwahl festgelegt waren. Anschließend übernahm ein örtliches Architekturbüro, Höhler+Partner, die Fertigstellung des Hauptprojekts, die Ausschreibung und die Bauleitung.

Das SPIEGEL-Haus – ein Wahrzeichen in der Hafencity

Hamburg erlebt in diesen Jahren eine umfassende Ver-wandlung, wobei die Umgestaltung der zentralen Hafen-gebiete und die Errichtung neuer markanter Gebäude eine neue Ära der Stadt einleiten.

Das neue SPIEGEL-Haus trägt zu diesem Prozess bei, indem es einerseits den Rahmen für einen modernen und attraktiven Arbeitsplatz bildet und andererseits einen aktiven und lebendigen städtischen Raum schafft, der für alle Menschen in Hamburg zugänglich ist.

Das SPIEGEL-Haus wird ein markantes und leuchtendes Wahrzeichen der Hafencity sein. Das große, nach Süden gerichtete ”Fenster zur Stadt“ vermittelt das Gefühl eines aktiven und pulsierenden Redaktionsumfelds mitten in Hamburg, wo rund um die Uhr die Bewegungen der Zeit auf Deadlines treffen.

Außerhalb des Gebäudes werden der neue Platz und die Freitreppe einen natürlichen Aufenthaltsort und Treffpunkt für die Bewohner des Stadtteils bilden.

HINTER DEM PROJEKT

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HINTER DEM PROJEKTLeitende Persönlichkeiten von Henning Larsen Architects:

Verantwortlicher Partner:Architekt, Partner and Direktor Louis Becker

Architektonisch verantwortlicher Partner: Direktor und Partner Louis Becker

Projektleiter und architektonisch Verantwortlicher: Klaus Troldborg

Projektleiter: Michael Horn

Designverantwortliche Architektin: Martha Lewis

Wettbewerbsverantwortlicher: Ulrik Raysse

ARCHITEKTENTEAMCharlotte Bigum, Daniel Illum-Davis, Esben Wong, Filip

Francati, Henrik Vuust, Katja Brandt, Martha Lewis, Maxi-milian Müller, Merete Alder Juul, Mikkel Thorvald Madsen,

Peter Gamborg, Peter Koch, Sarah Kübler, Silke Jörgenshaus und Sonila Thaka

DAS TEAM HINTER DEM SPIEGEL-HAUSBauherr:

Robert Vogel GmbH & Co KG Benutzer:

Die SPIEGEL-GruppeProjektleitung (für Bauherr)

ABG - Allgemeine Baubetreuungsgesellschaft mbHArchitekten:

Henning Larsen Architects A/SHöhler+Partner

Tragwerksplanung / Konstruktionsingenieur:Ingenieurbüro Dr. Binnewies

TGA / Installationsingenieur: DS-Plan AG

Elektroingenieur:ISR Schlegel und Reußwig GmbH

Landschaftsarchitekt:WES & Partner Landschaftsarchitekten

Lichtdesign: Kardorff Ingenieure Lichtplanung

Design der Kantine:Ippolito Fleitz Group

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HENNING LARSEN ARCHITECTS | SPIEGEL HQ

Denmark:Vesterbrogade 76DK-1620 Copenhagen V

Germany:Henning Larsen Architects A/S Ridlerstr. 31D-80339 Munich

T: +45 8233 3000F: +45 8233 3099W: www.henninglarsen.com

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