Sprachentwicklung und Sprachförderung bei Kindern · förderung in Betreuungseinrichtungen und...

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Hessisches Ministerium für Soziales und Integration Sprachentwicklung und Sprachförderung bei Kinder n Deutsche Gesellschaft für Sprachheilpädagogik e. V. Landesverband Hessen

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Hessisches Ministerium für Soziales und Integration

Sprachentwicklung und Sprachförderung bei Kindern

Deutsche Gesellschaft

für Sprachheilpädagogik e. V.

Landesverband Hessen

Sprachentwicklung_Titel_2015_RZ_Sprachentwicklung_Titel_2015_RZ 08.06.15 09:20 Seite 2

Herausgeber

Hessisches Ministerium

für Soziales und Integration

Referat Öffentlichkeitsarbeit

und

Deutsche Gesellschaft für

Sprachheilpädagogik Landesgruppe Hessen e.V.

Autoren

Winfried Dux, Hünfeld

Susanne Sievert, Wiesbaden

unter Mitarbeit von

Prof. Dr. med. R. Berger, Landesärztin für Hör- und

Sprachbehinderte, Marburg

Reinhard van Husen, Rüdesheim

Redaktion

Dr. Stefan Herb, Hessisches Ministerium

für Soziales und Integration

Esther Walter, Hessisches Ministerium

für Soziales und Integration (verantwortlich)

Gestaltung

Kirsch Kommunikationsdesign GmbH, Walluf

Fotos

Thinkstock

Druck

Druckerei mww.druck und so... GmbH, Mainz-Kastel

Stand

Juni 2015

Diese Schrift wendet sich an Eltern, Erzieherinnen und Erzieher. Wir möchten Ihnen

damit eine Hilfe an die Hand geben, wie Sie die Sprachentwicklung Ihrer Kinder unter-

stützen und begleiten können. Sie will in kurzer Form darstellen, wie die kindliche

Sprache sich entwickelt und beraten, was bei Sprachauffälligkeiten getan werden kann.

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Vorworte

Alle Eltern sind begeistert, wenn ihre Kinder dieersten Worte in ihrem Leben sprechen. Meist sinddies „Mama“ oder „Papa“, oft auch einfache Laute, mitdenen das Kind den ersten sprachlichen Kontakt her-stellt. Wie gut das Kind auf dem späteren Lebenswegdie sprachlichen Kompetenzen ausbauen kann, hängtvor allem von der kommunikativen Zuwendung derEltern ab. Aber auch die Kommunikationsbedingun-gen der Gesellschaft spielen eine entscheidende Rolle.Konsumverhalten, Mediennutzung, soziale Sicher -heit, Wohnortwechsel, Normen, Werte und vieleandere Komponenten beeinflussen Kinder auf ihremLebensweg.

Die Familie hat einen zentralen Einfluss auf dieSprachentwicklung des Kindes, aber auch die Sprach -förderung in Betreuungseinrichtungen und Vorlauf -kursen spielt eine wichtige Rolle. Für eine gesundeSprachentwicklung sind Wertschätzung von Sprache,sprachliche Anregung im Elternhaus und dieZusammenarbeit mit pädagogischen Fachkräften inKindergarten und Schule eine wichtige Basis. Nurwenn Familie, Kindergarten, Schule und Vereine gutzusammenarbeiten, lässt sich die Sprachentwicklungvon Kindern erfolgreich fördern. Eine gute Zu sam -menarbeit dieser gesellschaftlichen Institutionen istdie Voraussetzung für eine erfolgreiche Förderungder Kinder.

Wissenschaftliche Untersuchungen der letztenJahre belegen eine Zunahme mangelnder Sprach kom -petenz bei Schulanfängern. Dahinter verbergen sichsowohl Kinder mit medizinisch abklärungsbedürfti-gen Sprachstörungen als auch Kinder, die eine päd-agogische Sprachförderung benötigen. Dies betrifftKinder mit deutscher Muttersprache ebenso wie Kin -der mit Migrationshintergrund. Für eine differenzier-te Sprachförderung ist eine systematische Begleitungder Sprachentwicklung von Kindern notwendig.

Sprachauffälligkeiten müssen so früh wie möglicherkannt und dokumentiert werden. Das HessischeMini sterium für Soziales und Integration hat deshalbdas Kindersprachscreening (KiSS) zur systemati-schen Überprüfung des Sprachstands eingeführt.Päda gogische Fachkräfte in hessischen Kindertages -stätten erfassen mit diesem Verfahren die sprachli-chen Fähigkeiten und das kommunikative Verhaltender vier- bis viereinhalbjährigen Kinder mit Deutschals Muttersprache oder Deutsch als Zweitsprache. Inder Folge können diese Kinder individuell und zielge-richtet zugleich gefördert werden.

Ziel von KiSS wie auch des Landesprogramms zurSprachförderung von Kindern im Kindergartenalterist es, die Bildungschancen aller Kinder zu verbes-sern, denn Sprache ist der Schlüssel zu späteremschulischem und beruflichem Erfolg. Mit KiSS sollendie sprachlichen Kompetenzen und Kommuni ka -tions fähigkeiten der Kinder möglichst ganzheitlicherfasst werden. Das standardisierte Verfahren trägtdazu bei, Fehleinschätzungen zu vermeiden undunentdeckte sprachliche Entwicklungsrückständeaufzudecken. Mit KiSS werden sowohl medizinischerAbklärungsbedarf als auch pädagogischer Förder -bedarf bei Kindern erfasst. Die individuellen Ergeb -nisse jedes einzelnen Kindes bilden eine fachgerechteGrundlage für eine frühzeitige zusätzliche Sprach för -derung, die – bei pädagogischem Sprachförderbedarf– aus dem Sprachförderprogramm unterstützt wer-den kann. So ist es möglich, mit sprachanregendenSituationen, pädagogischen Maßnahmen und zusätz-licher Sprachförderung ein Angebot zu schaffen, dasdie Sprachentwicklung des Kindes fördert und Sprach -störungen und Sprachverzögerungen entgegen wirkt.

Diese Broschüre soll Ihnen bei der Förderung derSprachentwicklung bei Kindern eine hilfreicheUnterstützung sein.

Stefan GrüttnerHessischer Minister für Soziales und Integration

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Vorworte

Karin Borgwald1. Vorsitzende der dgsLandesverband Hessen e.V.

Sprache ist der Schlüssel zu fast allen Lebens be rei -chen. Für unsere Kinder ist die Sprache Werkzeugund Brücke zugleich, sie ermöglicht ihnen die An -eignung von Wissen, Erkenntnissen und Einsichten,so dass aus lernenden Kindern bewusste Erwachsenewerden, die sich in der Welt von morgen zurechtfin-den und sie angemessen gestalten können.

Die Sprachentwicklung eines Kindes stellt einenkomplexen Lernprozess dar, der im zwischenmensch-lichen Miteinander erfolgt und entscheidend beein-flusst wird durch Anregungen aus dem sozialen Um -feld. Sprachliche Anregung und kommunikativesMit einander in der Familie prägen den Spracherwerbdes Kindes vom ersten Tag an. Alle Sinne und Emo -tio nen sind in diesen Prozess einbezogen, alle Fä hig -keiten bauen aufeinander auf, werden weiterentwi -ckelt und miteinander verknüpft. Im Regelfall wirdein Kind auf diese Weise bis zum Schuleintritt seineSprachentwicklung abgeschlossen haben und solltedann in der Lage sein, im Unterricht erfolgreich mit-zuarbeiten. Damit ist der Grundstein für eine erfolg-reiche Bildungsbiografie gelegt.

In unserer hochtechnisierten, mediengeprägtenUm welt haben sich die Lebens- und Entwicklungs be -dingungen für Kinder stark verändert. VerschiedeneUntersuchungen belegen übereinstimmend, dassimmer mehr Kinder im Kindergartenalter Auffällig -keiten in den Bereichen Sprachverständnis und Aus -drucksfähigkeit zeigen. Mangelnde Sprachkompetenzaber verursacht Missverständnisse, Verunsicherungund die Entstehung von Barrieren zur sozialen undgesellschaftlichen Teilhabe.

Um Kindern einen barrierefreien Zugang zu Bil -dung und somit eine erfolgreiche Schullaufbahn zuer möglichen, muss die Entwicklung von Sprache alsGrundlage zur Aneignung von Bildung möglichst frühund aufmerksam gefördert werden.

Dazu braucht es keine Programme und Kurse, dievom Erleben der Kinder abgekoppelt sind. Spracheals Mittel der Kommunikation entwickelt sich imkom munikativen Miteinander unter Einbeziehungver schiedenster Zugangsebenen:

Nicht der Fernseher und andere technische Me -dien oder die elektronische Aufrüstung der Kinder -zimmer erweitern die Begriffswelt des Kindes, son-dern die Sprache gibt Kindern über Lieder, Märchen,Bilderbücher, Literatur und Erzählungen einen Ein -blick in die Phänomene der Welt, ihre Vorgänge undZusammenhänge, und baut so ihre Erlebnis- undWahrnehmungsfähigkeit aus.

In der vorliegenden Broschüre sind vielfältige In -formationen und Anregungen zu Sprach- und Kom -munikationsförderung von Fachleuten aus Theorieund Praxis zusammengestellt worden. Im Namen derDeutschen Gesellschaft für Sprachheilpädagogik (dgs)möchte ich sowohl Eltern als auch Fachkräfte in Kin -dertagesstätten dazu ermutigen, den Stellenwert mög-lichst vielfältiger Sprachförderung von Kindern zubeachten und ihre sprachliche Aneignung der Um -welt unter Einbezug der Informationen dieser Bro -schüre zu begleiten.

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Das Menschlichste, was wir haben,ist doch die Sprache, und wir haben sie, um zu sprechen.

Theodor Fontane (1819–1898)

Inhalt

1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

2 Wie entwickelt sich Sprache? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

3 Wie kommt es zu Beeinträchtigungen

in der Sprachentwicklung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

3.1 Organisch-somatische Ursachen . . . . . . . . . . . . . . . . 13

3.2 Hörstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

3.3 Neurologische Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

3.4 Kognitive Beeinträchtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

3.5 Zweitspracherwerb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

3.6 Mehrsprachigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

3.7 Soziale Beeinträchtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

3.8 Bewegungsmangel und Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . 15

4 Sprachstörungen im Kindesalter . . . . . . . . . . . . . . . 17

4.1 Sprachentwicklungsstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

4.2 Stottern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

4.3 Näseln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

4.4 Stimmstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

4.5 Hören / auditive Wahrnehmungs-

störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

5 Förderung der Sprachentwicklung . . . . . . . . . . . . . 21

5.1 Allgemeine (Erziehungs-) Empfehlungen . . . . . 21

5.2 Empfehlungen zur Sprachförderung . . . . . . . . . . 21

5.3 Sprach- und Sprechfreude entwickeln . . . . . . . . . 22

5.4 Handreichungen und Anregungen . . . . . . . . . . . . . 23

Abzählreime . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

Fingerspiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

Bewegungsspiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

Zungenbrecher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

6 Weiterführende Literatur und Links . . . . . . . . . . . 32

7 Verzeichnis der Gesundheitsämter

(Sprachheilbeauftragte in Hessen) . . . . . . . . . . . . . . 33

8 Verzeichnis der Sprachheilschulen

Hessens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

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Einleitung1Endlich kann mein Kind sprechen! Die ersten Wortebegeistern alle Eltern. Kein Wunder – das Kind be-ginnt nun auch mit Worten, Kontakt zur Umwelt auf-zunehmen. Mama, Papa, Oma, Auto: Zunächst wer-den geliebte Personen bzw. Gegenstände benannt.Bis her hat das Kind seine Befindlichkeiten durchSchreien, Mimik oder Körpersprache ausgedrückt.Und es hat viel verstanden. Denn noch bevor das ers -te Wort gesprochen wird, ist die Sprach ent wick lungin vollem Gange.

Obwohl alle Kinder eine angeborene Bereitschaftmitbringen, Sprache zu erlernen, müssen Spracheund Sprechen in einem jahrelangen Lernprozess er -wor ben werden. Der Erwerb der Muttersprache voll-zieht sich in aufeinander folgenden Phasen. Im Ver -lauf der Sprachentwicklung sind große individuelleUnterschiede bei Kindern im Hinblick auf die Ge -schwindigkeit der Entwicklung des Wortschatzes, derAussprache und der Satz bil dungs fähigkeit zu beob-achten. Entscheidend für die Sprachentwicklung sinddie Anregungen durch das Umfeld des Kindes unddie Motivation zum Spre chen lernen: Kinder müssenSprache hören, verstehen und anwenden können.

Außerdem gibt uns die Sprache die Möglichkeit,unsere Emotionen auszudrücken. Zum einen könnenwir unsere Gefühle konkret benennen und sie somitanderen mitteilen und zum anderen drücken sichunsere Gefühle oftmals durch die Stimmlage, Laut -stär ke und Betonung unseres Gesprochenen aus.Schon Babys sind in der Lage sehr früh auf sozialeBeziehungen zu reagieren und diese nachzuahmen.

In den ersten Lebensjahren lernen Kinder die Mut -ter sprache zu verstehen und zu sprechen – normaler-weise ohne dass ihnen dies von jemandem bewusstbeigebracht wird. Mit sechs Jahren beherrschen diemeisten Kinder die Elemente und Strukturen ihrerSpra che weitgehend, der Spracherwerb ist im We -sent lichen abgeschlossen. Sie verfügen damit über diesprachlichen Mittel, differenziert über sich und ihreWelt mit anderen Menschen zu kommunizieren.

Das Kind entdeckt, dass der Gebrauch der Sprachevieles einfacher macht. Ob zu Hause oder im Kinder-garten, die meisten Kinder sprechen sehr gerne undviel. Durch den regen Austausch mit anderen be -kommt auch das Sozialverhalten einen wichtigen Im -puls. Nun kann es selbst sagen, was es möchte, undbesser auf andere reagieren.

Da es aber immer mehr Kinder gibt, die beiSchuleintritt nicht über notwendige sprachlicheKompetenz verfügen, soll hier genauer darauf einge-gangen werden, wie Eltern die Sprachentwicklungihrer Kinder positiv beeinflussen können. Vielfachfühlen sich Erwachsene hilflos, wenn sie mit Kindernzu tun haben, die sich nicht richtig verständlich ma -chen können. Dabei ist es eine der wichtigsten Auf -gaben der Eltern, ihren Kindern die Welt zu erklären,Fragen zu beantworten, Geschichten zu erzählen.

Hinzu kommt, dass sie oft nicht mehr altersentspre-chende Reime und Gedichte und / oder Kinder litera -tur kennen. Manche Kinder verweigern sogar völligdie Kommunikation.

Eine gezielte Sprachförderung findet im pädagogi-schen Geschehen oft erst dann die notwendige Be -achtung, wenn Probleme auftreten. Will man aberallen Kindern gleiche Chancen im Hinblick auf ihreschu lische Situation einräumen, ist es erforderlich,vor handene Ressourcen besser zu nutzen und be -wuss ter einzusetzen. Eine Störung der Kommu nika -tion wirkt sich negativ auf die gesamte kindliche Ent -wick lung aus: auf die Beziehungen in der Familie, aufdie schulische Situation, und auf den Kontakt zuGleich altrigen. Das Erkennen sprachlicher Beein träch -tigungen ist deshalb in hohem Maße von dem in dieEntwicklung integrierten Personenkreis abhängig.Das rechtzeitige Erkennen einer Sprachent wicklungs -verzögerung bedeutet frühzeitige Diagnose und früh-zeitige Therapie. Dies sind die besten Voraus setzun -gen, die weitere geistige Entwicklung des Kindes zufördern.

In diesem Sinne will diese Broschüre Ratgeberund Wegweiser sein. Sie wendet sich an alle Eltern,An gehörige und Erzieher, aber auch die im Bil -dungs-, Ge sundheits- und Sozialbereich Tätigen undbietet eine Übersicht über Hilfsangebote undAnsprechpartner für Sprachauffällige in Hessen.

An allen Gesundheitsämtern der Städte und Land -kreise des Landes Hessen sind Sprachheil beauftragtetätig, deren Anschriften der Anhang enthält (Stand2013). Die Schwerpunkte der Arbeit der Sprach heil -beauftragten sind Aufklärung, Früher ken nung,Beratung und die Einleitung heilpädagogischerMaßnahmen. Die Sprachheilbeauftragten des Kreiseskönnen neben dem Kinder arzt eine erste Anlaufstellefür eine Sprachberatung sein.

Es bestehen vielfältige Möglichkeiten, durch früh-zeitiges Erkennen und rechtzeitige Behandlung einerSprachbehinderung entgegenzuwirken und sie zu be -sei ti gen. Wichtig ist, dass die Bemühungen um dieFrüherkennung verstärkt werden und alle für die För -de rung verantwortlichen Stellen (Fachärzte, Logo - päden, Sprachheilpädagogen, Psychologen, u.a.) ver-trauensvoll zusammenwirken.

Folgende sprachliche Auffälligkeiten bei Schul an fängern fallen in den letzten Jahren mitzunehmender Tendenz gehäuft auf:

� zu geringer Wortschatz und fehlende Begriffsbildung

� ungenügende Merkfähigkeit

� nicht korrekte Satzbildung und Grammatik

� nicht korrekte Lautbildung

� Probleme, einen Sachzusammenhang verständlich in

Worte zu kleiden

� mangelnde Fähigkeit, einfache Arbeitsanweisungen

und Erklärungen zu verstehen

� fehlende Konzentration beim Zuhören

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Wie entwickelt sich

Sprache?2

Dreijähriges Kind konnte nur bellenTreviso (epd.)

Ein dreijähriger Junge aus der norditalienischen Provinz Treviso ist von seinen Eltern so vernachlässigt worden, dass es nichtsprechen, sondern nur bellen konnte. Das Kind verbrachte seine Tage allein zu Hause, während die Eltern in den Weinbergenarbeiteten. Einziger Gefährte des Kleinen war ein Hund. Niemandem fiel auf, dass er nicht einmal Mama und Papa sagte. Ersteine Kinder ärztin merkte, dass er auf ihre Fragen mit einem Bellen antwortete – genau wie sein Hund.

Fuldaer Zeitung 26.05.94

Vorstufen des Spracherwerbs

Eigentlich ist es immer wieder ein kleines Wunder,dass Kinder anscheinend ohne große Mühe sprechenlernen. Sie lernen diese Sprache allerdings nicht „vonselbst“ – ganz im Gegenteil! Die Voraussetzungen füreinen ungestörten Spracherwerb beginnen bereits inder Schwangerschaft. Hierbei entwickelt das nochungeborene Kind seine biologischen Anlagen, umSprache erwerben und anwenden zu können. Nachder Geburt kommt die sprachliche Zuwendung derEltern, Geschwister, Verwandten und andererMenschen dazu. Der Spracherwerb beginnt also langebevor das Kind selber sprechen kann.

Der Erwerb der Sprache selbst ist ein Lernprozess,der weitgehend von der Umwelt des Kindes abhängigist, d.h. sich nur in einer sprechenden Umgebung voll-ziehen kann. Sprechen lernen ist nicht die Leistungeines Kindes allein; sondern die Eltern haben einenebenso wichtigen Anteil wie das Kind selbst!Sprechen lernt das Kind über das Hören undNachsprechen von Sprach vorbildern. Damit ist nichtreines Vorsprechen und „pauken“ von Wörterngemeint. Sinnvoller als das bloße Vorsagen vonWörtern ist das gemeinsame Tun. Zum Beispiel: EinKind, das beim Spaziergang eine Blume pflückt, denNamen der Blume hört, an ihr riecht, sie zu einemBlumenstrauß zusammenfügt, kann sich diesenNamen gut merken, da mit ihm eine sinnlicheErfahrung verbunden ist.

Es weiß, wie die Blume riecht, aussieht und sichanfühlt. Es kann das Wort dem Gegenstand hinzufü-gen. Es steckt sehr viel an sprachlicher Förderung undZuwendung hinter einer geglückten Sprachentwick -lung. Die Eltern müssen viel Zeit haben. Sie müssenihr Kind nicht nur pflegen und nähren, sondern auchmit ihm spielen, schmusen und vor allem auch vielmit ihm sprechen. Alles Tun mit dem Kind und alleReaktionen müssen vom ersten Tage an sprachlich be gleitet werden, unterstützt von den anderen

Möglich keiten der Vers tändig ung, den Bewegungender Hände und des Kopfes, der Mimik und der Gestik.Das Kind muss im ersten Lebensjahr wichtigeEntwick lungs stufen für das Sprechen lernen durch-laufen und Lern er fah run gen sammeln.

Dazu muss das Kind zuerst bestimmte Entwick -lungs prozesse durchlaufen, um über die Fähigkeitenzu verfügen, Sprache erwerben und anwenden zukönnen. Fehlen die sprachlichen Anregungen undsozialen Kontakte zwischen Eltern und Kind, so kannes im extremsten Fall zu Auswirkungen wie im o. a.Artikel kommen, wo nur der Hund die „Bezugs per -son“ und „sprachliches Vorbild“ für den Jungen war.Eine anregende Umgebung bestimmt wesentlich denGrad der Vervollkommnung der Sprachentwicklung.

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Wie entwickelt sich Sprache?

Spracherwerb mit allen Sinnen

Das Kind muss im ersten Lebensjahr wichtige Ent -wick lungs stufen für das Sprechenlernen durchlaufenund Lernerfahrungen sammeln.

Die Lernerfahrungen des Kindes bauen sich durchdie Wahrnehmungstätigkeit auf, die die Grundlagefür das spätere Sprechen bildet. Das Kleinstkind er -kennt seine Welt über sinnliche Wahrnehmung. Alsoüber das, was es über den Mund, die Haut, die Nase,die Ohren, die Augen und seine Be wegungstätigkeit(Mo to rik) erfährt. Es greift mit den Händen nachDingen, die es umgeben, befühlt, ertastet, hört, schaut,schmeckt, riecht usw. und erkundet auf diese Weiseaktiv seine Umwelt.

Das Kind nimmt von Geburt an sehr fein undhochempfindsam seine Umgebung mit allen Sinnenwahr. Die Aktivitäten des Kindes zeigen, dass es zueiner wirkungsvollen Interaktion mit seiner Um -gebung fä hig ist und dabei Kommunikation auf viel-fältige Wei se initiiert. In den ersten Lebensmonatenerzeugt das Kind spielerisch Laute. Es gurgelt,schmatzt, schnalzt und sprudelt mit seiner Stimme.Das Kind beginnt zu lallen und wir können beobach-ten, dass es mit etwa einem halben Jahr die eigenenLauterzeug nisse lustig nachplappert und sich damitin die Lage versetzt, später die Laute andererPersonen nachzuahmen.

Das Kind entwickelt Freude an der eigenenStimme und am Hören. Völlig unbefangen experi-mentiert es mit der eigenen Stimme und trainiert aufnatürliche Weise seine stimmlichen Qualitäten. Dabeihorcht das Kind höchst aufmerksam auf sich selbstund die Um gebung. Es nimmt über die Sinnesorgane(über das Schmecken, Riechen, Spüren, Hören undSehen) Reize auf, verarbeitet sie, vergleicht mitgespeicherten Erfahrungen und erkennt Erfahreneswieder. Wahr nehmen ist ein aktives Suchen nachInformation. Beim Hören ist das Neugeborene fähigGeräusche zu lokalisieren, sehr schnell nimmt esUnterschiede wahr und spürt feine Variationen der

Stimme. Schon nach wenigen Wochen kann das Kinddie Stimme seiner Mutter von der Stimme andererPersonen seiner Umgebung unterscheiden. Es merkt,dass die Stimme der Personen, die es umgeben einewichtige Be deu tung hat und es lernt seineAufmerksamkeit auf sie zu richten auch wenn andereKlänge an sein Ohr dringen. Diese Fähigkeit, beieinem momentan wichtigen Reiz verweilen zu kön-nen, ist für die Sprach ent wicklung äußerst bedeu-tungsvoll. Sie ist ausschlaggebend für das wirklicheAufnehmen eines Wortes.

Der Erwachsene tritt somit von Anfang an in einenDialog mit dem Säugling. In den vielen gemeinsamenAlltagssituationen wie z.B. Füttern und Baden gibt esviele Gelegenheiten mit dem Säugling zu sprechen.Wenn wir miteinander reden, „sprechen“ wir sowohlmit Worten als auch mit unserem Körper. In der Kör -per haltung, Gestik, Mimik oder Lautstärke, im Augen -ausdruck oder Stimmklang spiegelt sich ein Teil unse-res emotionalen Erlebens, wir drücken aus, in welcherStimmung wir uns befinden.

Die Körpersprache ist das älteste und universellsteKommunikationsmittel. Schon Säuglinge beherr-schen sie: Sie verziehen das Gesicht vor Schmerz,Kummer oder Freude und drücken Mithilfe ihrerKörpersprache ihre Gefühle aus.

Vom Phonem zum komplexen Satz

Unsere Sprache wird aus vielen Einzelteilen zusam-mengesetzt. Damit das Kind dieses komplexe Gebildehandhaben kann, muss es zuerst einmal über die ein-zelnen Elemente verfügen. Jede Sprache hat ein be -stimmtes Repertoire von Lauten. Laute sind die Bau -steine der Sprache. Das Kind muss sie immer undimmer wieder hören. Das ist die Voraussetzung dafür,dass es sie auch hervorbringen kann. Da sich in jederSprache bestimmte Laute und Lautkombinationen –die Wissenschaft nennt sie Pho neme – oft wiederho-len, kann das Kind sie mit der Zeit erkennen und alsbedeutsam einordnen. Es lernt, diese Phoneme vonanderen, zufälligen Geräu schen zu unterscheiden.Unab ding bare Voraus set zungen sind das ständigeHören der „Sprach melodie“ der Muttersprache, diedirekte Ansprache und Blickkontakt. In der direktensprachlichen Interaktion erkennt das Kind nach undnach einzelne häufig vorkommende Sprachlaute. Esimi tiert diese und setzt sie wiederum kommunikativund zielgerichtet ein. Die Unterscheidungsfähigkeitvon Lauten ist eine der wichtigsten Grundlagen fürdas spätere Lesenlernen. Sie wird in der Säuglingszeitangebahnt. In den ersten sechs Lebensmonaten lerntdas Kind, mit dem viel gesprochen wird, Laute zuunterscheiden. Es baut ein Repertoire von Lauten auf,die es oft vor sich hinlallt. Dieses Repertoire wirdständig erweitert. Es bildet die Grundlage für das spä-tere Sprechen, quasi das Baumaterial. Je mehr ver-schiedene Laute ein sechsmonatiges Kind hervorbrin-gen kann, desto besser ist seine „Ausrüstung“ für denSpracherwerb.

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Wie entwickelt sich Sprache?

Von „kille-kille“ und „Herrn Nasenmann“

Kleine Verse kann man schon Säuglingen vor - sprechen und ihm z. B. Wichtiges über seinen Körperbeibringen. Hier einige Beispiele:

Geht ein Mann die Treppe rauf(langsam mit 2 Fingern von den Knien über den Bauch

übers Gesicht zur Stirn hin spazieren)

klopft an (sachte an die Stirn klopfen)

bim bam, (bei „bim“ am rechten Ohr ziehen, bei „bam“ am

linken)

guten Tag Herr Nasenmann (mit Zeigefinger und Daumen an der Nase wackeln).

Kommt ein Mäuschen in das Häuschen.(Zeige- und Mittelfinger gehen den Arm hoch)

Kommt ein Mückchen baut ein Brückchen (Finger gehen den Rücken herunter)

Kommt ein Floh, der macht kille-kille so!(kitzeln)

Durch Hören erkennt das Kind Laute, die es nachplap-pert. Durch aktives Nachahmen und Üben bildet esseine Artikulationsfähigkeit aus. Sprechen lernt mandurch Sprechen. Kinder, mit denen selten jemandspricht, bleiben sprachlich verarmt und sind somit be -nachteiligt. Nach der ersten Phase des Spracherwerbs,in der das Kind erst einmal das „Rohmaterial“ derSprache in Form vieler verschiedener Laute gesam-melt hat, kommt die nächste Phase: das Anhäufeneines Wort schatzes.

Das Benennen der Dinge hat auf mehreren Ebeneneine große Bedeu tung. Zunächst einmal bedeutet dasBe nennen der Dinge für ein Kind, dass es die Weltlangsam erobert und in Besitz nimmt. Was es mitNamen nennen kann, hat es als Idee in sich, ohne dassdas jeweilige Objekt in Wirklichkeit gerade vorhan-den ist. Dies zeigt sich beispielsweise darin, dass einKind einen Spielgegenstand sucht, obwohl er nicht inseinem Blickfeld ist. Es vermittelt Kindern auchSicherheit: Fremdes wird dadurch, dass ich es kenneund weiß, wie es heißt, zu Bekanntem undVertrauten. Der Wortschatz des Kindes entwickeltsich. Dabei zeigt sich, dass der passive Wortschatz,also der Wortschatz des „Sprache-Verstehens“, stetsdeutlich größer ist als der aktive Wortschatz des„Sich-Ausdrücken-Könnens“.

Über das Hören der Muttersprache, das Lallen vonLauten, das Plappern erster Babywörter und dasNachsprechen „richtiger“ Wörter lernt das Kind, ersteeinfache Sätze zu bilden, die zunächst noch aus einbzw. zwei Wörtern bestehen: Mama, Mama lieb, Papada, Auto brumm, auch tinken, usw. Diese Äußerungensind abhängig von der Situation und können ver-schiedenes bedeuten: Vielleicht möchte das Kind mit„Papa da“ möglicherweise lediglich feststellen, dassPapa nun von der Arbeit gekommen ist, oder aber esmöchte ausdrücken, dass Papa mit ihm spielen soll,oder es möchte Papa etwas zeigen. Ein Kind kann aufdiese Weise schon vielfältig „sprachlich handeln“. Eskann hinweisen, antworten, benennen, auffordern,

Die Eltern können von Anfang an sehr viel fürdie Sprachentwicklung ihres Kindes tun. DasGanze ist sehr einfach und jeder ist dazu in derLage:

� Sprechen Sie von Anfang an mit Ihrem Kind. Erklären

Sie ihm beim Füttern, beim Wickeln, wenn Sie seine

Mahl zeiten herrichten oder es anziehen, was Sie

gerade machen.

� Und – das ist besonders wichtig: Lächeln Sie es an,

wenn es Ihnen durch Lallen, durch Mimik oder

durch Gestik „antwortet“. So nimmt ihr Kind mit

Ihnen Kontakt auf, es kommuniziert auf seiner Ebene

mit Ihnen. Wenn Sie ihm eine positive Rückmeldung

geben, indem Sie es an lächeln, hat es mit seiner

Kommunikation Erfolg. Sie geben ihm emotionale

Zuwendung. Es wird sich also bemühen, seine dies -

bezüglichen Fähigkeiten weiter zu entwickeln. Die

Versuche, Laute zu bilden und sich zu artikulieren,

sind anstrengend. Sprechenlernen ist wie jedes

andere Lernen auch mit Arbeit verbunden. Erfolge

sind für uns alle das, was uns am stärksten motiviert.

Deshalb müssen Sie Ihr Kind für seine Sprech -

versuche belohnen.

� Neben der Belohnung für seine Leistungen braucht

Ihr Kind auch „Lernstoff“, um sich sprachlich ent -

wickeln zu können. Diesen Lernstoff liefern Sie ihm

durch häufiges Sprechen und Erzählen, aber auch

durch Vorlesen.

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Wie entwickelt sich Sprache?

ablehnen, verneinen, nach etwas verlangen. SeineSprech melodie hilft ihm dabei zu kennzeichnen, wases wirklich meint. Dies Beispiel verdeutlicht, dass dasKind mehr sagen möchte, als ihm an sprachlichenMitteln zur Verfügung steht. Die Bedeutung seinerÄußerung zu verstehen und angemessen zu überset-zen und zu erweitern, ist Aufgabe seines sozialenUmfeldes.

Sein Einstieg in die grammatischen Regeln, d. h.wie sich Wörter zu Sätzen fügen, steht im Zusammen -hang mit dem, wie es seine Welt und sich selbst ver-steht. Dabei kann man feststellen, dass kleine Kinderwährend einer Unterhaltung so etwas wie die ver-kürzte Fassung eines Satzes von sich geben. Die Er -wach senen erweitern die Äußerungen von Kindernund fügen das Ausgelassene zu. Etwa so: „das essen?“,„Ja, den Brei habe ich für dich gemacht, den sollst duessen.“ Solche Dialoge mit Erwachsenen, in denen diekindlichen Äußerungen durch den Erwachsenen er -weitert werden, sind eine wichtige Bedingung für denErwerb der vollständigen Sätze und der Grammatik.So wird es dem Kind möglich, einfache Sätze richtigzu bilden.

Die technischen Medien, die wir heute haben(Fern sehen, Video, Kassettenrecorder, CD- und MP 3-Player, Play Station, u.a.) können nur wenig zur kind-lichen Sprachentwicklung beitragen. Die schnellwech selnden Bildfolgen z. B. beim Fernsehen habennichts mit einer konkreten Handlung gemein, von derallein das Kind sein Sprechvermögen entwickelnkann. Auch bei den Kassetten / CDs fehlt der emotio-nale Bezug, das Kind kann sich nicht äußern, es hat jakein Gegen über, um zu antworten und zu fragen.

Bilderbücher, Kinderverse, Erzählungen undMärchen gehören zu den ältesten und wirkungsvoll-sten Mög lich keiten, einem Kind Sprachmuster zugeben. Ein Bilderbuch öffnet darüber hinaus Kinderndie Welt der Phantasie, des Gefühls und der Wissens -erwei terung. Die Atmosphäre des Vorlesens undGesprächs über das Gelesene fördert den Zugang zumBuch und zur Kinderliteratur.

Das Vorlesen und Erzählen von Geschichten eröff-net wieder einen anderen Zugang zur Sprache. Hierlernt das Kind Begriffe, die in der Alltagssprachenicht vorkommen, wie z. B. Hexe, Hexenhaus, Zwerg,verwünschen usw. Außerdem wird beim Erzählen eingrößerer sprachlicher Zusammenhang hergestellt, dereine wesentlich längere Aufmerksamkeitsspanneerfordert als bloße Konversation.

Phasen der Sprachentwicklung

Viele Eltern fragen immer wieder: Spricht mein Kindnormal? Ist sein Sprechen altersgemäß entwickelt?Sie vergleichen ständig sorgenvoll mit anderen Kin -dern und finden auch immer wieder Ver gleichs -partner, die viel mehr Worte sprechen und sich ge -schickter verständlich machen können.

Sie sollten wissen, dass es große Unterschiede inder Entwicklung der Kinder gibt. Während z. B. Juliaeine bestimmte Fähigkeit schon sicher beherrscht,plagen sich andere Kinder noch mit deren Erlernungherum. Andererseits traut sich Markus schon etwaszu, worauf die Eltern von Julia sehnsüchtig warten.Der Spielraum der individuellen Entwicklung istgroß. Und kein Kind gleicht dem anderen – jedes hatseine eigene Individualität.

Auch die Sprachentwicklung verläuft von Kind zuKind unterschiedlich. Wie bei der allgemeinen Ent -wicklung, so zeigen sich auch beim Spracherwerbindividuelle Unterschiede im Entwicklungstempo, inder Art und Anzahl der ersten Wörter oder in derHäufigkeit des Sprechens.

Die hier angeführten Entwicklungsschritte solleneine Orientierungshilfe sein. Da die Entwicklung desKindes von den unterschiedlichsten Faktoren ab -hängt, können die angegebenen Altersangaben nurErfahrungswerte sein.

� Bereits im Mutterleib trainiert das Kind dieKörperteile, die für den Spracherwerb grundle-gend sind. Lippen, Zunge und Gaumen sind imEinsatz, wenn es am Daumen lutscht und Frucht -wasser schluckt. Ab dem 5. Monat nimmt es Stim -men und Geräusche von außen wahr. Bewegen Sie sich soviel wie möglich. Hierdurchwerden das Gleichgewichtsorgan des Kindes undseine Wahrnehmung geschult. Reden Sie mitIhrem Kind, erzählen Sie ihm Geschichten undsingen Lieder. Achten Sie darauf, welche Ge räu -sche Sie umgeben und vermeiden Sie Streit undGeschrei.

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Wie entwickelt sich Sprache?

� Die ersten verbalen Äußerungen des Babys dienender Kundgabe seines Befindens. Sie äußern sich inden ersten Wochen im Schreien. Das Schreienkann ein „modifiziertes Schreien“ sein, mit dem essein Wohlbefinden oder Unbehagen ausdrückt.Sprechen Sie mit Ihrem Kind, spielen Sie mit ihm,singen Sie ihm etwas vor während sie es fütternund wickeln. Suchen Sie Blickkontakt zu IhremKind. Zeigen Sie Freude über die Laute, die esmacht, erwidern und wiederholen Sie diese. ZeigenSie Ihrem Kind Gegenstände, die kontrastreichsind und betiteln Sie diese.

� Mit ungefähr acht Monaten beginnt das Kind,sinnfreie Laute und Lautverbindungen zu benut-zen. Sie drücken meistens einen Zustand derBefriedigung aus. Einige Wochen später stellt dasBaby fest, dass es über seine Lautproduktion Kon -takte herstellen kann und reagiert, z. B. auf Anrededurch die Mutter, mit gezielten Äußer ungen. Benennen Sie zunehmend Gegenstände, des direk-ten Umfeld des Kindes in kurzen Sätzen. SprechenSie Ihr Kind oft mit Namen an. Gestikulieren Sieund machen Sie Bewegungsspiele, Winken, Knie -reiter etc., und ermuntern Sie Ihr Kind zur Nach -ahmung.

� Mit ca. neun Monaten beginnt die Phase der Nach -ahmung. Laute, die das Kind hört, werden gespei-chert. Es wird versucht, sie nachzuahmen. Nichtnur durch das Hören wird das Sprechen erlernt,sondern auch durch das Absehen. Auch die Nach -ahmung der Mundbewegungen des „Ge sprächs -partners“ hat beim Spracherwerb eine Bedeutung. Suchen Sie Blickkontakt zu Ihrem Kind, zeigen SieFreude über die Laute, die es macht, erwidern undwiederholen Sie diese.

� Ungefähr ab dem zehnten Lebensmonat beginntdas Kind die Bedeutung von Wörtern, jedoch nochnicht deren vollen Sinngehalt, zu verstehen. Oftwird jetzt der Sinn des Gesagten aus der Mimik,den Gesten und dem Tonfall des Gegenübers er -fasst. So hat die nonverbale Kommunikation zudiesem Zeitpunkt noch einen erheblichen Stellen -wert. Stellen Sie einfache Fragen. „Wo ist der Ball?“Lassen Sie Ihr Kind Gegenstände holen, so könnenSie spielerisch herausfinden, ob Ihr Kind Begrifferichtig zuordnet und Sie versteht. Schauen Sieerste einfache Bilderbücher an, und benennen Sie,was Sie sehen. Benutzen Sie auf keinen Fall dieBabysprache, sondern die richtigen Bezeichn un -gen und sprechen Sie in ganzen Sätzen.

� Nach Vollendung des ersten Lebensjahres beginntder Worterwerb. Die ersten Wörter sind oft eineKlangfolge, die mit Assoziationen verknüpft ist(z.B. „Muh“). Mit anderthalb Jahren bekommt diegesprochene Sprache immer mehr Bedeutung. DasKind kann in dieser Entwicklungsphase wesent-

lich mehr verstehen als es sprechen kann. Esspricht in Einwortsätzen. Der aktive Wortschatzwächst mit anderthalb bis zwei Jahren gewaltig an.Mit dem ersten aktiven Sprechen, den erstenBezeichnungen eines Gegenstandes oder einerTätigkeit ist die Artikulation einzelner Wörternoch nicht korrekt. Dies ist der Zeitraum desEntwicklungsstammelns. Hier lernt das Kind seineSprechwerkzeuge richtig zu verwenden, artikula-torische Verbindungen einzuüben und zu festigen.In dieser Phase werden zum ersten Mal auch Zwei-und Einwortsätze verwendet, deren grammatikali-sche Form häufig noch nicht korrekt ist. Eigen -schaften, wie schön, lieb, heiß, weich sollte es ein-zuordnen und zu benutzen wissen. Wünschekönnen in dieser Phase bereits differenzierter ge -äußert werden. Das Nachahmen von Tierlautenmacht den Kind Spaß und direkte Bezugspersonenkönnen bereits mit Namen angesprochen werden.Ebenso sollte es in der Lage sein, feste Nahrung zukauen. Spielen Sie intensiv mit Ihrem Kind und komm -tieren Sie dabei alles, was Sie tun. Zeigen SieIhrem Kind, was man mit den Spielsachen allesmachen kann. Spielen Sie einfache Versteckspiele,verstecken Sie sich oder Gegenstände, während IhrKind zuschaut und lassen Sie es dann suchen.Schauen Sie vermehrt Bilderbücher an, möglichstmit kontrastreichen, klaren Bildern und erzählenSie, was Sie sehen. Fragen Sie nach bestimmtenDingen auf den Bildern und lassen Sie sich diesevon Ihrem Kind zeigen. Singen Sie viel und ma -chen Sie Reime und Kniereiterspiele. Erzählen,wiederholen Sie, was Sie aktuell, im Laufe des Ta -ges mit Ihrem Kind erlebt haben. Korrigieren SieIhr Kind nicht, wenn es ein Wort falsch ausspricht,sondern wiederholen Sie dieses im nächsten Satzkorrekt und erweitern Sie diesen, z.B. durch Eigen -schaften, die diese Sache besitzt.

� Zwischen zwei und drei Jahren: Erste Dop pel kon -sonanten und kompliziertere Lautver bindungenwie /ch/, /gl/, kurze Sätze, Warum-Fragen, Verbenund Fürwörter erweitern nun die Sprache desKindes. Es sollte sich selber zunächst mit Vor -namen, dann mit „Ich“ betiteln können. Farbenlernt es zunehmend zu erkennen und zu benen-nen, es führt Selbstgespräche mit Puppen undTieren und erkennt einfache Handlungen aufBildern. Malen Sie mit Ihrem Kind und bieten Sie ihm vielMaterial zum Experimentieren. Wiederholen Sievergangene Erlebnisse und erinnern Sie an bereitserzählte Geschichten. Fragen Sie Ihr Kind, was esgemacht hat. Spielen Sie einfache Spiele, wieVater-Mutter-Kind, einkaufen gehen etc. und kom-mentieren Sie jeden Handlungsschritt.

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Wie entwickelt sich Sprache?

� Ungefähr im vierten Lebensjahr kann es zuSprechschwierigkeiten kommen, die als physiolo-gisches Stottern bezeichnet werden. In dieserEntwicklungsstufe werden Wortanfänge oft wie-derholt, da Denken und Vorstellungsvermögenbeim Kind oft schneller sind als die Wortfindungund die Sprechmotorik. Lassen Sie Ihr Kind eigene Erlebnisse erzählenund fragen Sie dabei nach weiteren Details. LesenSie umfangreichere Geschichten, aber mit klarerein facher Handlung und von Bildern unterstütztund besprechen Sie diese. Kommentieren Sie IhrHandeln und begründen dies. Suchen Sie intensi-ven Dialog mit Ihrem Kind, erzählen Sie von eige-nen Erlebnissen und hören Sie gut zu.

� Im vierten Lebensjahr erweitert sich der Wort -schatz des Kindes immer mehr. Es benutzt jetztPräpositionen (z.B. auf, oben, unten, im, neben),kann schon einige Farben zuordnen und beginntsie zu benennen. Es kann sich innerhalb seinesLebensbereiches schon ziemlich differenziert aus-drücken, hat Vorstellungen von Ver gan genheit, Ge -gen wart und Zukunft, gebraucht die Artikel richtigund kann nun bereits Haupt- und Neben sätze mitKon junktionen bilden, wenn auch nicht immerganz korrekt. Die Sicherheit seiner grammatischenFähigkeiten nimmt zu und die Muttersprache wirdnun weitgehend beherrscht.Suchen Sie intensiven Dialog mit Ihrem Kind,erzählen Sie von eigenen Erlebnissen und hörenSie gut zu. Sprechen Sie über alltägliche Dinge,stellen Sie in Büchern und in der Realität komple-xere Beziehungen her. Nebensätze, einfache Ver -gan gen heitsformen, das Erzählen von Erlebnissenin zeitlich richtiger Reihenfolge und das Be -schreiben von Zusammenhängen in Bilder bücherngehören in diesen Zeitraum. Lassen Sie Ihr Kindzu Bildern eigene Geschichten erfinden. Ermuti -gen Sie Ihr Kind zum Äußern von Bedürfnissengegenüber vertrauten Personen und nehmen Sieihm dies nicht vorweg. Lassen Sie Ihr Kind telefo-nieren. Der Medienkonsum sollte so gering wiemöglich gehalten werden (max. 30 min pro Tag).Lassen Sie Ihr Kind vorgelesene Geschichten wie-derholen und erfragen Sie Details.

� Mit fünf bis sechs Jahren sollte die Lautbildungabgeschlossen sein. Sätze, inklusive der Neben -sätze, sollte das Kind grammatikalisch korrekt bil-den können. Es kann Artikel und Pluralformensowie korrekte Grammatik in der Vergangen heits -form anwenden und somit die Umgangssprachesicher beherrschen. Nutzen Sie Bildkarten, auf denen Handlungen zusehen sind, um sie von Ihrem Kind in die richtigeReihenfolge legen zu lassen und zu kommentie-ren. Lassen Sie Ihr Kind Geschichten weitererzäh-len und Geschichten zu Bildkarten erfinden.Erfragen Sie hierbei Zusammenhänge und Be -grün dungen. Lesen Sie vereinzelt kurze Geschich -ten ohne Bilder vor und lassen Sie das Kind diesewiederholen. Fragen Sie nach Erleb nis sen aus derVergangenheit und achten Sie darauf, ob diese imrichtigen zeitlichen Ablauf dargestellt werden.Ach ten Sie darauf, dass Ihr Kind sich mit einerSache mindestens 15 bis 25 Minuten intensiv be -schäftigen kann.

Die kindliche Kommunikations- und Sprachen t -wicklung mit der sukzessiven Übernahme der Lauteund Phoneme, der Aneignung von Wörtern undBegriffen und dem Erkennen und Anwenden gram-matischer Regeln ist bei einem ungestörten Verlaufim Alter damit vorerst abgeschlossen. Bedenken Sie,das Tempo, mit dem ein Kind lernt ist individuell undvon vielen Faktoren abhängig. Zeittafeln wie diese,sind nur ein Anhaltspunkt, wobei Abweichungen vonanfänglich einigen Wochen und später einigenMonaten durchaus im Rahmen sind. Sollten größereAbweichungen auftreten oder die Entwicklung desKindes stehen bleiben oder sogar rückläufig sein, soll-te in jedem Fall Kontakt mit Fachleuten aufgenom-men werden.

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Je früher eine Sprachstörung erkannt

und behandelt wird, umso größer ist die

Aussicht auf Besserung und Heilung.

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Seit einigen Jahren schlagen Mediziner, Sprach heil -lehrer und Logopäden Alarm: Sprach auf fälligkeitenbei Kindern haben in den letzten Jahren rapide zuge-nommen. Im Jahre 2003 wurde im Auftrag desHessischen Ministeriums für Soziales und Integra tioneine hessenweite Stu die zur Erfassung der sprach -lichen Kompetenzen von 4- bis 4,5-jährigen Kinderdurchgeführt. In dem interdisziplinären Projekt derDeutschen Gesellschaft für Sprachheilpädagogik,(Landesverband Hessen e.V.), des HessischenMinisteriums für Soziales und Integration, derUniversität Mar burg und der Universität Gießen wur-den 759 Kin der überprüft. In 9 Städten und 12 Land -kreisen wurden in 89 Kinder tageseinrichtungen 601 einsprachig aufwachsende deutsche Kinder und158 Kinder mit Migrationshintergrund und Deutschim Zweitsprach erwerb hinsichtlich ihrer kommunika-tiven und deutschsprachigen Kompetenzen mit demMarburger Sprach-Screening (MSS, vgl. Holler-Zittlau, Dux, Berger 2003) untersucht.

Die Untersuchungsergebnisse aus 2003 zeigten,dass ca. 22 % der deutschen Kinder und ca. 51 % derKinder mit Migrationshintergrund und Deutsch imZweit spracherwerb in ihrer Sprachentwicklung deut-lich verzögert oder gestört waren und / oder erhebli-che Probleme in der Kommunikation und im Erwerbder deutschen Sprache aufwiesen.

In einer Folgeuntersuchung wurden die auffäl -ligen Kinder vor der Einschulung (2005) erneut über-prüft. Die Zweituntersuchung hat gezeigt, dass 90 % der Kinder mit massiven sprachlichen Prob le -men durch gezielte sprachheilpädagogische und logo-pädische Betreuung erhebliche Fortschritte erzielt ha -ben. Das zeigt, dass es notwendig ist, die sprachlichenKompetenzen der Kinder frühzeitig durch Fach kräftezu erfassen. Dadurch könnten die Sprach problemeder Kinder früher als bisher erkannt und die Elternhinsichtlich einer fachlichen Differenzialdiagnoseund Förderung besser beraten werden.

Verschiedene Faktoren und Bedingungen könnenden komplizierten Prozess der Sprachentwicklungund des Spracherwerbs stören und beeinträchtigen.

Neben organisch somatischen Ursachen wieHörstörungen, Anomalien der Sprechwerkzeuge, geis -tigen Behinderungen und genetischen Dispositionenkönnen auch zunehmend psychosoziale Faktorenoder ungünstige sprachliche Vorbilder zu Ver zöge run -gen und Störungen im Spracherwerb führen.

3.1 Organisch-somatische Ursachen

Zu den somatischen Ursachen zählen auch Anoma -lien der Sprechwerkzeuge. Das sind z. B. anatomischeVeränderungen im Bereich der Lippen, des Kiefers,des Gaumens und der Zunge. Auffälligkeiten in die-sen Bereichen lassen sich schon sehr zeitig erkennen,denn sie verursachen auch Probleme beim Saugen,Kauen und Schlucken. Andere angeborene Er -krankun gen und genetische Störungen wie z. B.Down Syndrom behindern ebenfalls den normge-rechten Spracherwerb.

3.2 Hörstörungen

Ein gutes Hörvermögen ist Voraussetzung für einenormale Sprachentwicklung. Periphere Hörstörungenz. B. unerkannte Schwerhörigkeit, chronische Mittel -ohr entzündung erschweren die Sprachwahr neh -mung, was eine Störung in der Aussprache und derGrammatik zur Folge haben kann.

Zur genauenDiag nose werdendurch den Pho nia -ter (Fach arzt fürSprach-, Stimm-und kindliche Hör -störungen) objekti-ve und subjektiveHör prüf methodeneingesetzt, dieauch die Verarbei -tung des „Gehör -ten“ durch das Ge -hirn überprüfenkann. Denn zentrale Hör stö run gen (auditive Wahr -nehmungs stö r ungen) wirken sich besonders gravie-rend auf den Sprach erwerb aus. So können z. B. ähn-lich klingende Laute nicht differenziert werden oderdas Ver stehen in lauter Um gebung fällt besondersschwer. Auch das Zuord nen von Alltags geräuschen,das Unterscheiden un ter schiedlicher Ton höhen oderdas Erkennen eines be stimmten Rhyt h mus gelingtnicht. Deshalb können auditive Wahrneh mungs -störungen auch das Schrei ben- und Lesenlernen er -schweren.

Wie kommt es zu

Beeinträchtigungen in der Sprachentwicklung?

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3.3 Neurologische Störungen

Erkrankungen des zentralen Nervensystems zeigensich u. a. durch neuromuskuläre Störungen im Bewe-gungsablauf, die sich auch auf das Sprechen auswir-ken. Die Aussprache wird undeutlich, verwaschenund auch das Sprechtempo ist verändert, so dass dieSprachverständlichkeit erheblich beeinträchtigt seinkann.

3.4 Kognitive Beeinträchtigungen

Der Spracherwerb und die kognitive Entwicklung ste-hen in einer wechselseitigen Beziehung und bedingeneinander. Durch kognitive Beeinträchtigungen erfolgtder Spracherwerb häufig verlangsamt. So können z.B.konkrete Alltagsgegenstände benannt werden, kom-plizierte und abstrakte Zusammenhänge werden abernur mit Mühe erkannt. Es bestehen deutliche Auf -fälligkeiten in der Wortschatzentwicklung und Satz -bildung.

3.5 Zweitspracherwerb

Kinder ausländischer Herkunft sprechen in ihrer Fa -milie meistens die Herkunftssprache (Mutter sprache)ihrer Eltern (man spricht hier von Deutsch als Zweit -spracherwerb). Sie haben oft auch außerhalb der Fa -mi lie wenig Kontakt zur deutschen Sprache unddamit auch wenig Gelegenheit, die deutsche Sprachein für sie wichtigen Handlungskontexten zu hören, zuerfahren und in ihr zu kommunizieren.

Die Sprache, die die Kinder in der deutschsprachigenUmgebung „aufschnappen“ und lernen, dient dersituativen Handlungsregelung und Kommunikation.Bei solcherlei ungesteuertem Zweitspracherwerb istdas Erkennen sprachlicher Regeln eher zufällig. DieseArt des Spracherwerbs birgt die Gefahr, dass dieKinder ungünstige Sprachformen übernehmen. BeiSchuleintritt reichen die Deutschkenntnisse dann oft-mals nicht aus, um erfolgreich am Unterricht teil -zunehmen, zu lernen und die Schriftsprache zuerwerben.

Sprechen die Eltern nur wenig Deutsch, so solltensie sich darum bemühen, dass ihr Kind oft mitdeutschsprachigen Kindern zusammenkommt. Daskann durch Teilnahme an einem Spielkreis, einen frühen Kindergartenbesuch und durch einen ganz -tägigen Besuch einer Kindertagesstätte unterstütztwerden.

3.6 Mehrsprachigkeit

Besondere Bedeutung kommt in diesem Zu sam men -hang der zweisprachigen Erziehung zu. Grundsätzlichist es begrüßenswert, wenn ein Kind mehrere Spra -chen beherrscht. In vielen Fällen gelingt das auchohne größere Auffälligkeiten, Verzö gerungen undStörungen beim Spracherwerb. Wesentlich für einezweisprachige Erziehung ist, dass die beiden Spra -chen an Personen gebunden und nicht willkürlichgewechselt und benutzt werden. Wenn Kinder vonGeburt an zwei Sprachen gleichberechtigt erwerben,weil ihre Eltern jeweils über eine andere Erstspracheverfügen, sollten Mutter und Vater nur in ihrerSprache mit dem Kind kommunizieren. Das Kindlernt auf diese Weise, sich sicher zwischen zweiSprachen zu bewegen. Diese Bindung der Sprachenist ein Ordnungsprinzip, das vom Kind problemlosübernommen werden kann. Es stellt jedoch hoheAnforderungen an das Sprachverhalten der Eltern,wenn es konsequent beibehalten wird.

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Für die Förderung der Kommunikation und desSprach erwerbs bietet der Kindergarten eine großeChance, die Entwicklung dieser Kinder zu unterstüt-zen. Gerade Kinder, die in ungünstigen Entwicklungs -situationen leben, brauchen eine ergänzende Unter -stützung. Der Kindergarten ist der Ort, an dem dieKinder gezielt in der Entwicklung ihrer Fähigkeitenangeregt und unterstützt werden können.

3.8 Bewegungmangel und Sprache

Zu den vorsprachlichen Erfahrungen gehört dieAneignung der kindlichen Umwelt mit allen Sinnen,d. h. aktiv und voller Bewegung. Entwick lungs -psychologen sagen, dass zwischen der kognitivenEntwicklung und der motorischen Aktivität ein engerZusammenhang besteht. Greifen ermöglicht dasBegreifen. Nur weil wir etwas mit unserer Hand fas-sen können, erfassen wir auch etwas mit unseremKopf. Kinder erschließen sich Ihre Umwelt zunächstbeinahe ausschließlich über Greifen, Betasten undFühlen. Das „Begreifen“ im allerwörtlichsten Sinnermöglicht ihnen ein eigenständiges Sammeln vonvielfältigen Erfahrungen. Und auch in der späterenEntwicklung des Kindes sind Bewegung,Wahrnehmung und Lernen untrennbar miteinanderverbunden. Kindliches Interesse erlaubt keineDistanz. Was ein Kind sehen möchte, schaut es sichaus der Nähe an. Es läuft hin, möchte berühren, rie-chen, bespielen. Anfassen und sehen ist eines. Körper-und Bewegungserfahrungen sind das Bindeglied zwi-schen dem Kind und seiner Umwelt.

Weitreichendes und selbständiges Erfassen derUmwelt durch direktes und aktives Erleben sindsomit entscheidende Grundlagen für die Entwicklungvon Sprache und Intelligenz. Doch gerade diese akti-ve Aneignung der kindlichen Umwelt findet immerweniger statt. Bewegungsstörungen schädigen nichtnur den Körper. Wir wissen heute: Bewegung ist dieGrundlage für eine geistige, soziale und persönlicheEntwicklung. Schon in den Vierzigerjahren erkannteder Schweizer Psychologe Jean Piaget: Wer nicht rückwärts gehen kann, dem fällt auch dasRückwärts-Zählen schwer. Wer leicht das Gleich -gewicht verliert, findet auch nie seine seelischeBalance, wer eine Kreis bewegung nicht begreift, kannsich auch den anderen im Kreis nicht anschließen.

3.7 Soziale Beeinträchtigungen

„Die Erfahrungswelt der Kinder hat sich verändertund damit auch die Fertigkeiten, die sie beherrschen.Einige Kinder können ihre Wahrnehmungs funk -tionen nicht ausreichend entwickeln, da sie nur einenAusschnitt der Möglichkeiten angeboten bekommen.Über Fernsehen und PC kann man die Welt in Bildernerfahren, wir brauchen zum Lernen aber auch unsereanderen Sinnessysteme und Möglichkeiten. DasFernsehen z.B. vermittelt den Kindern Reize für ihreSinne aus zweiter Hand. Die Kinder hören zwarSprache, dies hat für sie jedoch zumeist keine Hand -lungsbedeutung, denn eine sprachliche Reaktion wirdvom Fernsehen nicht erwartet. Sie haben dadurchwenig Gelegenheit zur Kommunikation und zumsprachlichen Austausch. Unsere Welt lebt von schnel-len Bildern. Zuhören und einfach miteinander spre-chen, spielen, Geschichten erzählen findet nicht mehrso oft statt. Es gibt viele ablenkende Reize. VieleKinder sind nicht gewohnt, dass ein Gespräch ohnemitlaufenden Fernseher oder Hintergrundgeräuscheaus dem Radio geführt wird. Manchmal gibt es keineZeit, gemeinsam Geschichten zu erzählen, vorzulesenund Bilder zu schauen. Dennoch kann man Fernsehenund Computer nicht verteufeln. Es gibt wunder -schöne Sendungen und auch tolle multimediale Com -puter programme. Es ist nur wichtig, dass nicht dieKinder entscheiden, wann, wie lange und was sieschauen. Eltern müssen den Gebrauch von Medienklar regeln. (nach Dr. Elisabeth Aust-Claus, Wies ba -dener Kurier vom 07.12.2006)

Das Miteinander-Sprechen in der Familie übt ei -nen großen Einfluss auf die Sprechfreude des einzel-nen Kindes aus. Das Miteinander-im-Gespräch-sein,das Miteinander-Spielen ist heute auf dem Hinter -grund veränderter Lebenslagen nicht mehr so selbst-verständlich. Kinder brauchen einen Erfah rungs -raum, in dem sie ihre Sprache ausprobieren und ihreSprachkompetenz durch das Sprachvorbild derErwachsenen erweitern. Diesen Erfahrungsraum bie-tet zu allererst die Familie. In einer Atmosphäre, inder sich alle wohlfühlen und in der jeder seineMeinung äußern kann, trifft man sich und kommtspontan ins Gespräch. Familie als Er fah rungsraum, indem Sprache ein wichtiger Bestandteil der Familien -kultur ist. Über gemeinsames Spielen, Geschichten,Märchen, Lieder, Kinder zeichnungen, Fern seh sen -dun gen kann man sich zu gemeinsamen Gesprächenanregen lassen.

In Familien, in denen wenig gesprochen wird, er -hal ten die Kinder oft nicht genug sprachliche Anre -gungen für ihre Entwicklung. Dies hat einen doppeltungünstigen Effekt: Zum einen erhalten die Kinderein undifferenziertes Sprachangebot und Sprach vor -bild, z. B. wenig differenzierte Benennung von Gegen -ständen und kaum Formulierungen komplexer Sätze,zum anderen erhalten sie damit einhergehend auchwenig Informationen über die Gegenstände und Sach -verhalte ihrer Umgebung. Dies wiederum hat Auswir -kungen auf ihr Wissen und die kognitive Entwick lung.

Bewegungsstörungen verzögern auch die Sprachentwicklung!

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Wie kommt es zu Beeinträchtigungen in der Sprachentwicklung?

Wichtig ist es, Kinder spielerisch zum Sprach ge -brauch zu animieren und sanft zu korrigieren, z. B.durch ein scheinbar beiläufiges Wiederholen oder Be -kräftigen einer Aussage in der richtigen Aussprache.Aufforderungen von Eltern oder Erzieher mit erhobe-nem Zeigefinger, doch endlich richtig zu sprechen,bewirken meist nur das Gegenteil – einen Rückzugund ein Verstummen des Kindes.

Je früher Auffälligkeiten in der Sprachentwicklungdes Kindes erkannt werden, umso mehr Aussicht aufErfolg haben Beratung und mögliche therapeutischeSchritte. Bleiben sprachliche Mängel bis zur Einschu-lung unbehandelt, drohen dem Kind Beein träch ti -gungen seiner weiteren Entwicklung. Für die Sprach -entwicklung gibt es eine so genannte sensible Phase,die in der Regel gegen Ende des dritten Lebensjahresendet. Alles, was das Kind danach erlernen muss, fälltihm weitaus schwerer und gelingt oft nicht mit demgleichen Erfolg wie bei einer rechtzeitigen Ent wick -lung. Ein Schulkind, das Sprache nicht richtig ver-steht und beherrscht, hat fast automatisch Problemein der schulischen Leistung, im Lernen und im Sozial -verhalten.

Nur mit einer altersgemäß entwickelten Spracheals einem Instrument des Denkens und der Ver -ständigung gelingt es dem Kind sich die Welt zuerobern.

Die Klärung der Ursachen ist Aufgabe vonFachleuten. Die notwendigen Fördermaßnahmen ori-entieren sich immer an den Entstehungsursachen derSprachstörung und bedingen unterschiedliche thera-peutische Ansätze. Denn die sprachlichen Beein -trächtigungen haben in der Regel mehrere Ursachenund sind weder isoliert zu betrachten noch isoliert zubehandeln.

Wenn Eltern den Verdacht haben, dass bei ihremKind ein Entwicklungsschritt nicht richtig vollzogenwurde, müsse dieser Verdacht äußerst ernst genom-men werden. Es reicht nicht, wenn man diese Elternmit dem Satz „Das wächst sich noch aus“ beruhigt. ImZweifelsfall können Eltern neben Kinderärzten sichauch an HNO-Ärzte, Sprachheilbeauftragte, Logo -päden, Sprachheillehrer u.a. wenden.

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Die Entwicklung der Sprache und ihre Störungkönnen nur im Zusammenhang mit der Gesamt -entwicklung des Kindes verstanden werden.Hierzu gehören u.a. besonders die Bereiche:

� Bewegung (Grob-, Fein- und Mundmotorik)

� Körper, Organismus (Entwicklung der Sinnesorgane:

Augen, Ohren, Hände)

� Wahrnehmung (Sehen, Hören, Fühlen)

� Denken, Gedächtnis (Entwicklung der Begabung,

Merkfähigkeit)

� Sozialverhalten (Familie, Kindergarten, Schule)

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Der nun folgende Teil soll Sie über typische An -zeichen und Erscheinungsformen einiger häufigerStimm-, Sprach- und Sprechstörungen informieren.Bereits in Zweifelsfällen ist die Inanspruchnahmeeiner individuellen Beratung dringend zu empfehlen.Die unterschiedlichen Störungsformen können viel-fältig veranlasst sein. Dementsprechend kann fürDiagnose, Behandlung, Erziehung und Unterrichtungdas Mit- und Zusammenwirken mehrerer Fachleute(Facharzt, Logopäde, Sprachheilpädagoge, Psychologeu.a.) nötig werden.

4.1 Sprachentwicklungsstörungen

Spricht das Kind alle Laute? Lässt es Laute aus oderersetzt es sie durch andere? Verdreht das Kind dieSätze? Spricht es grammatisch nicht richtig?

Eltern freuen sich über das erste Wort, das sie ausdem Munde ihres Kindes hören. Mit Aufmerksamkeitwerden sie seine Sprachentwicklung, die bereits imersten Lebensjahr beginnt, weiterverfolgen. Mit vierbis fünf Jahren ist diese Entwicklung zunächst weit -gehend abgeschlossen. Das Kind sollte in einfachenSätzen und gut verständlich sprechen können.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt bemerken Eltern,dass ihr Kind wesentlich schlechter spricht als seinegleichaltrigen Spielgefährten. Der Hinweis „das gibtsich noch“ beruhigt sie kaum, zumal gut gemeinte Übungen mit dem Kind nicht die erhofftenBesserungen bringen.

Am häufigsten können Kinder einzelne Laute oderLautverbindungen nicht aussprechen oder richtig an-wenden. So wird z.B. „Schwein“ zu „Wein“ oder„Schule“ zu „Sule“, indem der sch-Anlaut entwederweggelassen oder durch einen anderen, leichter zusprechenden Laut ersetzt wird. „Gabel“ wird zu„Dabel“ und „Kanne“ wird zu „Tanne“, wobei anstellevon g und k die ähnlich klingenden Laute d und tgesprochen werden; „Blume“ wird zu „Bume“ oder„Treppe“ zu „Teppe“, obwohl das Kind möglicherwei-se b und l sowie r als Einzellaute, nicht aber alsLautverbindungen sprechen kann. Besonders häufigist die Fehlbildung der s, z (= ts) und x (= ks) Laute(Lispeln) infolge falscher Zungenlage an / oder zwischen den Vorderzähnen oder schlürfende Ersatz -laute, bei denen die Luft seitlich entweicht. Bleibendiese Aussprachefehler länger bestehen, spricht manvon behandlungsbedürftigem Stammeln (Fach aus -druck: Dyslalie).

Neben der Aussprache kann auch die Satzbildungauffällig sein. Die Kinder sprechen in Ein- oder Zwei -wortsätzen oder im Telegrammstil. Häufig werdenauch Sätze „verdreht“, d. h. die gebräuchliche Wort -folge innerhalb eines Satzes wird verändert, Verbenwerden falsch konjugiert oder nur im Infinitiv ver-wendet, es unterlaufen Fehler beim Deklinieren,Artikel werden nicht korrekt gebraucht. Vielfach wer-den auch von älteren Kindern ausschließlich kurzeSätze gebildet, bei denen das Fehlen dieser Struk -turen im Alltag nicht auffällt. Diese Störung wird alsDysgrammatismus bezeichnet.

Ein Kind, das Sprachprobleme zeigt, ist nichtkrank. Es braucht keine Tabletten, und keine Ope ra -tion an der Zunge. Zunächst sollte der / die Fach arzt /Fachärztin für HNO-Heilkunde das Hör ver mögen desKindes prüfen; denn wer nicht richtig hört, wirdkaum deutlich sprechen können. Weiter braucht dasKind Sprach anregungen, die auf seine individuellenEigenheiten Rücksicht nehmen. Das kann für das eineKind bedeuten, dass in seiner Familie die Sprach an -regungen intensiver und häufiger sein sollten, für einanderes Kind kann es heißen, dass die Eltern demKind mehr Zeit und Ruhe für seine eigenen Äußerun-gen lassen sollten, ohne es zu unterbrechen oder zukorrigieren, das kann für ein drittes Kind bedeuten,dass es nicht gleich alles zugesteckt bekommt, wennseine Augen aufleuchten oder seine Finger auf etwas

Sprachstörungenim Kindesalter

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zeigen, sondern dass die Familienmitglieder erst aufdie kindlichen Wünsche reagieren, wenn es versucht,sich sprachlich auszudrü cken. Es gibt viele Möglich -kei ten, das Sprechen lernen zu fördern. SprachlicheFehl entwicklungen sind zum Glück keine unverän-derbaren körperlichen Auffälligkeiten.

4.2 Stottern

Bleibt das Kind beim Sprechen hängen?Im Alter zwischen zweieinhalb und viereinhalbJahren treten bei fast allen Kindern im Rahmen ihrerSprachentwicklung Phasen auf, in denen sie Satzteile,Wörter oder Silben wiederholen oder im Sprecheninnehalten, um das richtige Wort zu finden oder denAblauf des Satzes richtig gestalten zu können. Auchkommt es vor, dass sie ab und zu einzelne Anfangs -buchstaben lang ziehen. Diese Unsicherheiten imSprach ablauf sind völlig normal – sie werden deshalbvon den Fachleuten als „Entwicklungsstottern“ be -zeichnet.

Die Eltern sollten dieses Entwicklungsstotternzwar beobachten, aber nicht überbewerten. Auf Äuße-rungen und Ermahnungen wie „Sprich langsam“ oder„Stottere nicht so viel“ versucht das Kind zu rea gie -ren. Es will besser sprechen. Doch die „Unflüs -sigkeiten“ nehmen zu. Sprechangst kommt auf oderResignation: „Ich kann es nicht“.

Wenn Eltern unsicher sind und abklären lassenwollen, ob es sich um ein Entwicklungsstottern han-delt, sollten sie sich an den Sprachheilbeauftragtender Stadt / des Kreises (s. Anhang) oder an eine Lo -gopädin / einen Logopäden wenden. In manchenRegio nen (Darmstadt, Offenbach) wird über dieSprach heilschulen für alle Eltern ein speziellesTrainingsprogramm (z. B. nach Scherer) zur Behe -bung des kindlichen Stotterns angeboten.

Sollte der gestörte Sprechablauf länger als ein hal-bes Jahr andauern, dann müssen die Eltern daraufachten, dass sich kein wirkliches Stottern einstellt.Stottern erkennt man daran, dass die Wiederholun -gen häufiger werden und sich nun oft auch auf einzel-ne Laute beziehen. Die Dehnung von Anfangslautenwird länger, und die Phasen dienen nicht mehr derrichtigen Organisation des Sprechablaufes bzw. derSprachäußerung, sondern zeigen sich als Blockadenoder Phasen des Pressens, weil das Kind nicht „span-nungsfrei“ aussprechen kann. Oft ist das Stottern vonAtemstörungen, allerlei auffälligen Mitbewegungen

im Gesicht, der Hände und Arme, mitunter auch desganzen Körpers begleitet.

Hat ein Kind bereits viele Schwierigkeiten beim„Hängenbleiben“ erlebt, beginnt es gefühlsmäßig aufdie Anstrengung oder gar auf die Erwartung derRedestörung zu reagieren. Es kann Furcht ent wick elnvor besonderen Wörtern, die es nicht sagen kann,oder vor gewissen Sprechsituationen, in denen esVersagen erwartet. Mitunter äußert sich ein Kind aufGrund solcher Angst überhaupt nicht mehr.

Artverwandt mit dem Stottern ist auch dasPoltern, eine überhastete Sprechweise, bei der oftmehrere Worte zusammengezogen und als Wörter -haufen auf einmal geäußert werden. Einzelne Worteund Silben werden weggelassen, die Sprache wirddadurch schwer verständlich.

Eltern können zuversichtlich sein: Obwohl dieUrsachen des Stotterns noch nicht geklärt sind, gibtes bereits viele verschiedene Behand lungs möglich -keiten zum Abbau des Stotterns. Allerdings ist eswichtig, nicht unnötig Zeit verstreichen zu lassen,sondern eine fachkundige Abklärung und ggf. Thera -pie so früh wie möglich zu beanspruchen.

Solche Warnzeichen sind Hinweise auf ein mög licher -weise echtes Stottern:

� Vermeidung von bestimmten Äußerungen

� Sprechangst bei bestimmten Personen oderbestimmten Situationen

� Mehrfache Wiederholungen von Wörtern undSilben im 4. Lebensjahr

� Anstrengungen und Anspannungen, sichtbar anLippen, Zunge, Hals oder Brustkorb

� Vermeidung von Blickkontakt beim Sprechen

Diagnose und Behandlung gehören

in die Hände von Fachleuten!

Sprachstörungen im Kindesalter

Ein Kind, das mit 3 Jahren noch nicht spricht oder dessenAussprache mit 5 Jahren noch fehlerhaft ist, sollte einerFachkraft (Kinderarzt /-ärztin, HNO-Arzt / Ärztin, Sprachheil -beauftragten, Facharzt / Fachärztin f. Phoniatrie undPädaudiologie) vorgestellt werden.

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4.3 Näseln

Spricht das Kind näselnd?Beim Näseln sind hauptsächlich zwei Formen zu un -terscheiden: das geschlossene und das offene Nä seln.Das geschlossene Näseln verändert die Nasenlaute m,n und ng in b, d und g. Da der Nasenweg geschlossenist und die Sprechluft nicht durch die Nase entwei-chen kann, klingt das Sprechen stumpf wie bei star-kem Schnupfen.

Beim offenen Näseln bleibt der Nasenweg dagegenstets offen. Alle Laute, mit Ausnahme der Nasenlautem, n und ng, werden dadurch in ihrer Deutlichkeit be -einträchtigt. Der durch die Nase ausweichende Luft -strom ist deutlich hörbar und entstellt den Sprach -klang.

Für das geschlossene Näseln sind meistens Wuche -rungen oder Schwellungen in den Nasen gängen ver-antwortlich, für das offene Näseln dagegen ist z.B. einverkürztes, wenig bewegliches Gaumen segel oderauch eine Gaumenspalte die Ursache.

Hat das Kind eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte?Durch die anatomischen Defekte – Spalten im Lippen-Kiefer-Gaumenbereich – wird zunächst die Nah rungs -aufnahme beeinträchtigt. Bei einer Lippen spalte kanndas Kind nicht saugen, bei einer Gaumen spalteschwer schlucken; Nahrung dringt in die Nasen höhleein. Daneben sind auch die Atemwege ge fährdet.Häufige Entzündungen der Atemwege greifen mitun-ter auch das Mittelohr an. Mittelohr schwerhörigkeitist bei Kindern mit einer Gaumenspalte verbreitet.Ebenfalls auffällig sind bei diesen Kindern dieSprachfunktionen: Die Störung des Sprachklangsäußert sich in offenem Näseln, da der Gaumen-Rachenverschluss nicht gebildet werden kann. DieSelbstlaute werden durch die Nase gesprochen, weildie Luft – nicht wie bei diesen Lauten nötig – durchden Mund, sondern durch die Nase entweicht. DieMitlaute sind neben der nasalen Klangfärbung da -durch fehlgebildet, dass der Luftdruck für be stimmteLaute fehlt: b und p klingen eher wie d und t, k und gwerden häufig ganz ausgelassen. Ähnlich verhält essich mit den Reibelauten. Auf Grund häufig auftreten-der Kiefer- und Gebiss unregel mäßig keiten werdenLautbildung und Sprachklang ebenfalls ungünstigbeeinflusst.Die Behandlung umfasst zunächst medizinischeMaßnahmen, die je nach Art und Ausmaß der Spaltenunterschiedlich sein können. Der Zeitpunkt und die

Durchführung von Kieferoperationen richten sichnach Art und Schwere der Deformierung.

Bei rechtzeitiger und regelmäßiger fachärztlicherund logopädischer Betreuung ist in der Regel einegute Verständlichkeit der Umgangssprache bis zumSchuleintritt zu erreichen.

4.4 Stimmstörungen

Spricht das Kind heiser? Hat es eine unnatürlich klingende Stimme?Im Vorstadium der Sprachentwicklung stellen At -mung und Stimmgebung noch weitgehend eine Ein -heit dar. Wenn Kinder sprechen lernen, sind dieseaufeinander abgestimmten Bewegungsabläufe nochnicht in jedem Falle hinlänglich stabilisiert. MancheKinder strengen sich beim Sprechen übermäßig an,was nach einer gewissen Zeit zu einer heiseren, ge -presst klingenden Stimme führt.

Bei anderen Kindern kommt es nach Eintritt inden Kindergarten oder bei Schulbesuch zu stimmli-chen Fehlleistungen: Sie wollen sich stimmlich durch-setzen oder überschreien sich im Spiel auf Grunderschwerter akustischer Selbstkontrolle durch denerhöhten Lärmpegel in der Gruppe. Aus den genann-ten Gründen kommt es zu stimmlichen Verände -rungen; die Stimme klingt grell oder rau bzw. auffäl-lig heiser, sie kann nur unter Anstrengung gebildetwerden, und die Einatmung verläuft unter auffälligerGeräuschentwicklung. Wenn solche Fehlverhaltens -weisen zur Gewohnheit werden, können sich an denStimmlippen so genannte Schreiknötchen bilden; derStimmumfang ist dann merklich eingeschränkt undder Stimmklang nachhaltig beeinträchtigt.

Anfangs ist sich das Kind selten bewusst, dass sichseine Stimme von den anderen Kindern unterschei-det. Ermahnungen zu leiserem Sprechen führen sel-ten zum Ziel. Es genügt nicht, allein auf dieStimmfunktion Einfluss zu nehmen; die Art undWeise, wie ein Kind seine Stimme gebraucht, gibtHinweise auf die Persönlichkeit und zeigt an, unterwelchen sozialen Bedingungen es aufwächst. Für dieBehandlung sind zunächst medizinische und logopä-dische Maßnahmen nötig, um die normale Stimm -funktion wiederherzustellen. Lautstärke, Stimmhöheund Sprechtempo müssen dann allerdings unter Be -rücksichtigung der Gesamtpersönlichkeit des Kindesreguliert werden. Erwachsene, also Eltern und Er -zieher, dienen als stimmliches Vorbild und solltenselbst auf eine klangvolle Stimme achten. ImVorschulalter sind Kinder sehr emp-fänglich, die Stimme ihrer Be zugs per -sonen nachzuahmen. So kann einegestörte Stimme oder Atmung schonin diesem Alter durch falsche Vor -bilder übernommen werden und zueiner dauerhaft gestörten Stimmeführen.

Bei geschlossenem und offenem Näseln ist

frühzeitig ein Besuch beim Facharzt / der

Fachärztin für Phoniatrie und Pädaudiologie

dringend erforderlich.

Sprachstörungen im Kindesalter 4

Bei häufig auftretender oder länger

andauernder Heiserkeit sollte

fachärztlicher Rat (HNO-Arzt/ -Ärztin)

eingeholt werden.

Die logopädische Behandlung

soll möglichst früh einsetzen.

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Sprachstörungen im Kindesalter4

4.5 Hören / auditive Wahrnehmungsstörungen

Sprachentwicklung und Sprachgebrauch sind, wiebereits erwähnt, abhängig von der auditiven Wahr -neh mung. Kinder erlernen das Sprechen durch Hö -ren. Ist das Hören oder die Verarbeitung des Gehörtengestört, wirkt sich dies immer auf den Spracherwerb,den Sprachgebrauch oder das Sprachverständnis aus.

Häufige Mittelohrentzündungen im Kleinkind-und Kindesalter haben erhebliche Auswirkungen aufden Spracherwerb und können zu einem verzögertenSprechbeginn und zu Sprachauffälligkeiten führen.Das Hörverhalten von Kindern sollte deshalb immerwieder beobachtet werden. Gegebenenfalls sollte einHNO-Arzt oder ein Phoniater zur genauen Abklärungaufgesucht werden.

Das Hören kann, trotz ausreichendem Hörver -mögen, auch durch Teilleistungsstörungen im auditi-ven Bereich beeinträchtigt sein. Die Ursachen sind inder zentralen Verarbeitung von Höreindrücken zusuchen.

Die auditive Wahrnehmung ist für die Ent wick -lung des Menschen und be sonders für die Entwick -lung der Sprache von großer Bedeutung. Sie ist dieFähig keit, Hörphänomene jeglicher Art differenziertaufzunehmen und ihre Bedeu tung zu verstehen undauf Grund von bereits gemachten Erfahrungen zuerfassen.

Seit vielen Jahren ist im Anfangs unterricht derSchule eine zunehmende Anzahl von Kindern mitauditiven Wahr nehmungs beeinträchti gun gen zu beo -bachten. Da die auditive Wahrneh mung ein wichtigerBestandteil des Sprach- und Schrift spracherwerbs ist,kommt diesem Wahr nehmungs bereich eine zuneh-mende Bedeutung zu.

Da die meisten Verhaltensweisen von Kindern oftmehrdeutig und unterschiedlich bewertet werdenkön nen, bedarf es der Beobachtung über einen länge-ren Zeitraum. Um Kinder mit Ver dacht auf Auffällig -keiten in der auditiven Wahrnehmung besser fördernzu können und ihnen bei Eintritt in die Schule einenaltersgemäßen Schrift sprach erwerb zu ermöglichen,muss das Kind von Fachleuten überprüft werden.

Bei Verdacht auf auditive

Wahr nehmungsstörungen muss

der Facharzt bzw. die Logopädin

konsultiert werden.

Auditive Teilleistungsstörungen äußernsich z. B. in

� einer deutlich eingeschränkten auditiven

Aufmerk sam keit, (d.h. der Fähigkeit,

sich auf wechselnde Sprachangebote

angemessen einzustellen)

� einer Beeinträchtigung der Lautdifferen -

zierung, (d.h. der Fähigkeit, Sprachlaute

und Lautverbindungen zu unterscheiden,

z. B. Nagel und Nadel)

� einer verkürzten Hör-Merk-Spanne

(z. B. bei Anweisungen fragt das Kind

häufig nach, weil es nicht genau weiß,

was es machen soll; das Kind kann sich

kurze Gedichte und Reime nicht merken

und nachsprechen; es macht viele Fehler

beim „Kofferpackspiel“. Besonders

schwierig ist es, die Reihenfolge der

eingepackten Gegenstände zu behalten)

� einer Beeinträchtigung der akustischen

Figur-Grund-Wahrnehmung (d.h. ge naues

Hören, wenn mehrere Menschen gleich-

zeitig sprechen oder andere Geräusche

im Raum sind)

� und / oder eine Beeinträchtigung im

Richtungshören (d.h. der Fähigkeit, ein

Geräusch oder einen Sprecher zu orten)

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5.1 Allgemeine (Erziehungs-) Empfehlungen

Es gibt nicht die Familie oder das Kind, darum gibt es auch keine einfachen Erziehungsrezepte. Die Er -ziehungs wissenschaftlerin Prof. Dr. Sigrid Tschöpe-Scheffler spricht von fünf Säulen der Erziehung: Dieerste Säule ist das Vertrauen als Ausdruck einer be -wussten, zugewandten Liebe. Zweitens: Achtung, alsoRespekt vor dem Anderssein meines Kindes. Respektauch des Kindes den Eltern, Geschwistern und weiter-hin allen Menschen gegenüber. Drittens: Mitbestim -mung, das bedeutet, es seinem Alter entsprechend inEntscheidungen einzubeziehen. Die vierte Säule istdie Struktur: Eltern müssen nicht nur Grenzen setzen,sondern Kontinuität bieten, einen regelmäßigenTagesablauf etablieren, das Jahr durch Rituale struktu-rieren usw. Die fünfte Säule heißt Förderung. Zu jederSäule gibt es eine Schattensäule: Überbehütung, Miss -achtung, Bevormundung, Chaos, Überforderung.Zwischen diesen Polen sollten die Eltern sich bewe-gen.

5.2 Empfehlungen zur Sprachförderung

Wenn wir Kinder dabei unterstützen, ihre sprachli-chen Kompetenzen zu erweitern, geschieht dies mitHilfe von verbaler und nonverbaler Kommunikation(s. Kapitel 2: Wie entwickelt sich Sprache). Wasschein bar so selbstverständlich ist, trägt doch ent-scheidend dazu bei, ob und wie Kinder sprachför-dernde Anregungen aufnehmen können.

Wenn wir miteinander reden, „sprechen“ wirsowohl mit Worten als auch mit unserem Körper. Inder Körperhaltung, Gestik, Mimik oder Lautstärke, imAugenausdruck (Blickkontakt!) oder Stimmklangspie gelt sich ein Teil unseres emotionalen Erlebens,wir drücken aus, in welcher Stimmung wir uns befin-den. Die Sprachentwicklung verläuft von Kind zuKind unterschiedlich. Wie bei der allgemeinenEntwicklung, so zeigen sich auch beim Spracherwerbindividuelle Unterschiede im Entwicklungstempo, inder Art und Anzahl der ersten Wörter oder in derHäufigkeit des Sprechens. Ermahnungen und Vor hal -tungen können gerade bei sprachauffälligen Kindernzu Sprechscheu und Sprechangst führen.

Deshalb sollten Sie die folgenden Anregungen beachten:

� Sprechen Sie mit dem Kind immer langsam, deutlich und

möglichst natürlich.

� Sprechen Sie mit deutlicher, aber auch nicht übertriebener

Mundbewegung.

� Verwenden Sie in wiederkehrenden und gleichen Situationen

immer dieselben einfachen Wörter und kurzen Sätze.

� Verbessern Sie das Kind nicht, wenn es spontan etwas mitteilen

will. Sie können ihm so die Sprechfreude nehmen.

� Vermeiden Sie es, das Kind vor anderen Kindern in der Gruppe

zu korrigieren.

� Ermahnen Sie das Kind nicht in der Form „Sprich langsam!

Sag’s noch einmal!“

� Vermeiden Sie es, das Kind in eine Außenseiterrolle zu drängen.

� Stoßen Sie das Kind nicht an, wenn Sie mit ihm sprechen

wollen. Sprechen Sie nicht mit den Händen, sondern mit dem

Mund. Andernfalls besteht die Gefahr, dass das Kind sich auch

durch Zeichen verständigen will.

� Das Kind soll lernen, bei einmaligem Sprechen eines Wortes zu

reagieren. Wenn Sie ständig alles wiederholen, gewöhnt es sich

daran, beim ersten Mal nicht mehr richtig hinzuhören.

� Wiederholen Sie dagegen alle Übungen nach dem gleichen

Muster sehr häufig. Üben Sie mit anschaulichen Gegenständen

in spielerischer Form.

� Erweitern Sie den Wortschatz über Rahmenthemen, z.B. Tiere,

Nahrung, Spielen, u.a.

� Rollenspiele, Sprechen über Erlebtes, z.B. Einkaufen, Puppen -

spiele, Telefonieren, Zoobesuche und Waldspaziergänge, bieten

Gelegenheiten für handlungsbegleitendes Sprechen beim

Spielen und in alltäglichen Situationen.

� Durch Vorlesen und gemeinsame Betrachtung von Bilder -

büchern, Singen, Bewegungslieder, Singspiele, Sprach-, Reim-

und Fingerspiele lässt sich auf spielerische Weise das Gefühl

für Rhythmus und Reim, Phantasie und Merkfähigkeit schulen

und stärken.

� Zahlreiche Spiele, die auf dem Markt sind, lassen sich für ver-

schiedene Zwecke (Hören, Fühlen, Bewegen, Sehen, Wortschatz -

training, Satz bildung, Gedächtnis) einsetzen und sind vielseitig

verwendbar. Man sollte sich nicht nur an die vorge gebenen

Spielregeln halten, sondern der eigenen Kreativität Raum lassen

und überlegen, auf welche Art und Weise die Ihnen zur

Verfügung stehenden Materialien eingesetzt werden könnten.

Förderung der

Sprachentwicklung

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Förderung der Sprachentwicklung

5.3 Sprach- und Sprechfreude entwickeln

Die Sprachanregung im Kindergarten sollte für alleKinder einen hohen Stellenwert haben. Kinder, die ineiner spracharmen Familie aufwachsen, haben oftgeringere Möglichkeiten, adäquate Sprech- undSprach fähigkeiten zu entwickeln als diejenigenKinder, die zahlreiche Anregungen aus ihrer Um -gebung erhalten.

Erzieherinnen und Erzieher haben als sprachlicheVorbilder eine wichtige Funktion. Blickkontakt undZu wendung zum Kind sind wichtige Voraus set zun -gen, ebenso wie langsames Sprechtempo, eine deutli-che Artikulation sowie klare, kurze Sätze. Den Ge -sprächen, dem Vorlesen, dem sprachlichen Begleitenvon Spielen, dem Erklären von Vorgängen etc. kommteine große Bedeutung zu. Nur so können die Sprach -entwicklung, das Sprachverständnis und das Spre -chen lernen gefördert werden.

Vorrangiges Ziel sollte die Weckung der Sprech -freude sein. Aus diesem Grund sollten immer wiederSprechanlässe geschaffen werden, um gerade sprach-auffällige Kinder zu verstärken und ihre Kontakt -fähigkeit zu unterstützen.

Wenn Sie das Kind häufig verbessern, entsteht inihm das Gefühl, Fehler zu machen und sprachlich zuversagen. Das kann zu (Sprech-)Hemmungen bzw.aggressivem Verhalten führen. Fordern Sie das Kindnicht zum Nachsprechen auf. Besser ist es, das Ge -sagte beiläufig noch einmal richtig wiederzugeben.

Beispiel:Kind: Auto fährt daSie: Ja, da fährt ein AutoKind: Die Taffetanne ist taputtSie: Oh je, die Kaffeekanne ist kaputt

Wenn Sie im Kindergarten sprachliche Auffällig -keiten beim Kind festgestellt haben, machen Sie bittedie Eltern darauf aufmerksam und regen Sie an, dassdas Kind dem/der Kinderarzt/ärztin / HNO Facharzt/ärztin bzw. der/dem Sprachheilbeauftragten derStadt/des Kreises (Adressen s. weiter hinten) vorge-stellt wird. Dort wird nach eingehender Unter su -chung festgestellt, welche therapeutischen Maß nah -men eingeleitet werden müssen.

Sprachauffällige Kinder zeigen häufig auchAuffälligkeiten in anderen Bereichen. Deshalb solltendie Kinder in ihrer Gesamtheit betrachtet werden.Auch im Kindergarten kann man mit gezieltenSpielen und Übungen die Sprachentwicklung fördernund die Sprechfreudigkeit anregen. Beobachten Siedie Kinder, insbesondere aber die sprachauffälligen,in alltäglichen Lern- und Spielsituationen unter fol-genden Gesichtspunkten:

Wie sind die Bewegungen (Grobmotorik)?

� beim Gehen, Klettern, Treppen steigen etc.

Wie ist die Feinmotorik entwickelt?

� die Stifthaltung beim Zeichnen und Ausmalen

� beim Auffädeln von Perlen, beim Ausschneiden

� im Umgang mit alltäglichen Gegenständen

Wie ist das Hörvermögen?

� Werden Geräusche gehört und auch benannt?

� Werden ähnliche Geräusche erkannt und unterschieden?

� Gelingt das Richtungshören?

Wie verhält sich das Kind zu anderen Kindern?

� Geht das Kind auf sie zu?

� Zieht das Kind sich zurück?

� Kann das Kind seine Bedürfnisse artikulieren und durchsetzen?

� Wie streitet das Kind?

Wie äußern sich seine sprachlichen Probleme?

� Kann das Kind sich verständlich ausdrücken?

� Können fremde Personen das Kind verstehen?

� Wie ist sein Wortschatz, Umweltwissen, etc.

� Kennt das Kind Formen, Farben,Größenunterschiede?

� Kennt das Kind seine Körperteile und kann es siebenennen?

Wie ist sein Durchhaltevermögen?

� Kann das Kind sich konzentrieren oder ist esleicht ablenkbar?

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5.4 Handreichungen und Anregungen

Die folgende Handreichung bietet Informationen undAnregungen für die Förderung von (sprachentwick-lungsverzögerten) Kindern an. Sie erhebt nicht denAnspruch einer wissenschaftlichen Abhandlung, son-dern ist ein erster Entwurf, alte, bekannte Spiele wie-der zu beleben, die in den Hintergrund geraten bzw.auch vergessen worden sind. Kinder im Kinder -garten alter entwickeln ihre sprachlichen Fähigkeitenam besten, wenn Sprache und Sprechen unmittelbarmit ihren Erlebnissen verbunden sind und an dieErfahrungswelt der Kinder anknüpft.

Gemeinsames Sprechen und Spielen ist für diegeis tige und seelische Entwicklung eines jeden Kin -des von Anfang an nötig. Finger-Krabbel-Knie reiter-Spiele geben dem Kind durch den körperlichenKontakt das Gefühl von Geborgenheit und Zunei -gung. Der Reiz dieser Spiele liegt in der ständigenWiederholung und in der Pflege des ReflexbogensAuge – Hand – Körper. Dieses Zu sammenspiel ist imMalen, Zeichnen, Gestikulieren und darstellendenGestalten, im Singen, in Vers- und Tanzspielereien,aber auch im Erkennen und Nachahmen von Formen,Buchstaben, Zahlen oder gar im Schreiben und Lesenmit der Sprechförderung eng gekoppelt.

Lieder, Gedichte, entwicklungsgemäße Reimereienund Ratereien sprechen Kinder besonders an. Dabeilernen sie, zu fragen und sich zu besinnen, zu kombi-nieren, zu vergleichen und zu erfassen. Das Sprech -denken erhält damit lebhaften Auftrieb.

Vielseitigkeit und Reichtum unserer Sprache wirdan den vielen Sinnänderungen der Wörter durch Vor-und Nachsilben, Zusammensetzungen u.a. erlebt. Umtreffend etwas aussagen zu können, muss eine Viel-zahl von Wörtern zum Auswählen beherrscht wer-den.

Geschichtenmachen aus gegebenen Reizwörtern,Fabulieren und Erfinden von Erzählungen sollte frühbei den Kindern entwickelt werden, um ihre Fantasienicht verkümmern zu lassen.

Bilder, die zu ergänzen sind oder farbig ausgemaltwerden können, Beobachtungs-, Vergleichs- und Zei-chenaufgaben entwickeln Hand- und Finger geschick -lichkeit und Erkennen der vielfältigen Formen.

Entfaltung der Sinne, Pflege des sprachlichenAusdrucks und der sprachschöpferischen Fantasiemuss stets ein erstrebenswertes Ziel sein.

Gesamtkörperliches Mittun, wie es diesen Kindernnoch eigen ist, sinnenhaftes, seelisches und geistigesZusammenspiel beim Sprechen und Pflege der rhyth-mischen, melodischen und dynamischen Sprach -kräfte hilft, Sprechschwierigkeiten aller Art früh zuüberwinden und damit die soziale und geistigeAnpassung zu erleichtern.

Erzieherinnen und Erzieher sind keine Thera -peuten, mit ihrer Arbeit unterstützen und fördern sieaber in ganzheitlichen Übungen spielerisch beiKindern den Spracherwerb und die Kommunikation.

Förderung der Sprachentwicklung

Rhythmik und Lieder, Fingerspiele, Bewegungsspiele,

Wahrnehmungsspiele sowie Rollen spiele sind

geeignete pädagogische Interventionen bei (sprach-

entwicklungsverzögerten) Kindern.

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Im Mittelpunkt steht das Kind in seiner Ge samt per -sönlichkeit. Wenn Kinder nicht auf ihrem individuel-len Lernniveau abgeholt werden, kann es leicht zueiner Überforderung kommen, die sich in Schwierig -keiten beim Lernen oder in der Kom pen sation durchauffälliges Verhalten ausdrückt.

Zeigt das Kind jedoch erhebliche allgemeineEntwicklungsverzögerungen, ist eine professionelleUnterstützung durch geeignete Therapeuten (Kinder -ärzte, Sprachheilbeauftragte, Logopäden, Ergothera -peuten, Psychologen u.a.) zu erwägen.

Sprache und Sprechvermögen sind, wie bereits er wähnt, das Ergebnis des Zusammenspiels vonMoto rik und Wahrnehmung. Nur eine richtige Verar -bei tung aller Reize im Gehirn ermöglicht einen nor-malen Spracherwerb. Ein weiterer Faktor ist dieMotivation zur Kommunikation.

Sprachfördermaßnahmen sollten deshalb Freudean der Sprache und der Ausdruckskraft vermitteln. Es sind die Erlebnis welten der Kinder mit einbezogenwerden. Trockene Sprech übungen sind nicht ange-bracht.

Gehemmte Kinder machen oft über das Zuhörenund Zuschauen ihre Erfahrungen und verlieren dabeilangsam ihre Ängste. Es ist Geduld, Motivation undlangsames Heranführen an die Spielsituationen erfor-derlich. Hier ist die Kleingruppe besonders geeignet.

Auf den folgenden Seiten finden Sie einigeAnregungen.

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Abzählreime

1 – 2 – 3ritsche, ratsche, rei.

Schnecke sitzt im Dreck,

und Du bist weg!

Bimmel, bammel, beier.Das Huhn, das legt 5 Eier.

Der Hahn, der krächzt noch laut dazu,

und raus bist du!

Ich und du,Müllers Kuh,

Müllers Esel,

das bist du.

Ene mene mistees rappelt in der Kiste

ene mene meck

und Du bist weg!

Eins, zwei, dreialt ist nicht neu,

neu ist nicht alt,

heiß ist nicht kalt,

kalt ist nicht heiß,

schwarz ist nicht weiß,

hier ist nicht dort,

du musst jetzt fort.

Ein, zwei, Polizei,drei, vier, Offizier,

fünf, sechs, alte Hex,

sieben, acht, gute Nacht,

neun, zehn, du musst geh'n.

Eine kleine Dickmadamfuhr mit der Eisenbahn

Eisenbahn die krachte

Dickmadam die lachte

fiel zum Wagen raus

und DU bist aus.

Ene, mene muh und raus bist du,raus bist du noch lange nicht,

sag mir erst wie alt du bist.Spieler nennt sein Alter, dann wird entsprechend

dieser Zahl weitergezählt.

Eine kleine Micky-Mauszog sich mal die Hose aus

zog sie wieder an

und du bist dran

Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben,eine alte Frau kocht Rüben,

eine alte Frau kocht Speck,

und du bist weg.

Förderung der Sprachentwicklung5

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FingerspieleMeine Hände sind verschwun-den ...Meine Hände sind verschwunden,

habe keine Hände mehr.

Ei, da sind die Hände wieder

Tralalalalalala

Meine Nase ist verschwunden,

habe keine Nase mehr.

Ei, da ist die Nase wieder

Tralalalalalala

Meine Haare ...

Mein Mund ...

Meine Ohren ...Während man dieses Fingerspiel singt, lässt man die

Hand hinter dem Rücken verschwinden oder verdeckt

sich die Nase und redet lustig oder hält sich die Hand

vor dem Mund und nuschelt den Rest der Strophe usw.

Himpelchen und PimpelchenHimpelchen und Pimpelchen

der rechte und der linke Daumen

die stiegen auf einen Berg nach oben bewegen

Himpelchen war ein Heinzelmann rechten Daumen bewegen

Und Pimpelchen ein Zwerg linken Daumen bewegen

Sie blieben lange oben sitzen und

wackelten mit ihren Zipfelmützen beide Daumen wackeln

Doch nach 37 Wochen sind sie in den

Berg gekrochen Daumen in der Faust verschwinden lassen

Dort schlafen sie in süßer Ruh. Sei schön

still und hör gut zu. Dann kannst Du sie

schnarchen hören. Schnarchgeräusche machen

Wenn das Kind „Kikeriki“ ruft, wachen die beiden

wieder auf und kommen aus dem Berg heraus

(Ein Spiel für Kinder – zum Zusehen – ab 18 Monaten,

zum Mitmachen ab ca. 2 Jahren.)

Klopfe, klopfe HämmerchenKlopfe, klopfe Hämmerchen

mit den Fäusten aufeinander klopfen

die Stiege rauf ins Kämmerchen mit einer flachen Hand über die nächste und

wiederholen

die Treppe rauf ins Taubenhaus mit den Fingern treppensteigen, dann mit den Händen

ein Spitzdach darstellen

fliegen alle Tauben raus mit den Händen flattern und Kind kitzeln

(Ab 1 Jahr)

Steigt ein Büblein auf den BaumSteigt ein Büblein auf den Baum,

hoch, so hoch, man sieht es kaumein Unterarm ist der Stamm, die Hand die Baumkrone;

mit der anderen Hand klettert man hinauf

hüpft von Ast zu Ästchenvon einem Finger zum nächsten hüpfen

bis ins Vogelnestchenmit einer Hand das Nest formen,

mit der anderen hineinspringen

Ei, da lacht es

Hui, da kracht esklatschen

Bums, da liegt es untenmit beiden Händen auf die Schenkel klatschen

(Ab 18 Monaten)

Alle meine Fingerlein wollen heute Vögel seinAlle meine Fingerlein wollen heute

Vögel sein

Sie fliegen hoch, sie fliegen niedermit Händen auf und nieder flattern

Sie fliegen fort, sie kommen wiederHände auseinander, dann wieder zusammen

Sie bauen sich im Wald ein Nestauf dem Kopf des Kindes landen

Dort schlafen sie dann tief und festüber die Haare streicheln

(Ab 6 Monaten)

Förderung der Sprachentwicklung 5

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Förderung der Sprachentwicklung

Zwei Daumen haben eine Brücke gebautZwei Daumen haben eine Brücke gebaut

die Daumen so aneinander halten,

dass eine Brücke entsteht

Viele Leute haben zugeschautdie restlichen Finger wegstrecken,

sie stellen die Leute dar

Da sind der /dieName eines Kindes

und der /dieName eines Kindes

über die Brücke gekrochendie Zeigefinger kriechen über die Daumen

Patschin die Hände klatschen

ist die Brücke zusammengebrochen!

Zehn kleine ZappelmännerZehn kleine Zappelmänner

zappeln hin und her

Zehn kleinen Zappelmännern

fällt das gar nicht schwer

Zehn kleine Zappelmänner

zappeln auf und nieder

Zehn kleine Zappelmänner

tun das immer wieder

Zehn kleine Zappelmänner

zappeln rundherum

Zehn kleine Zappelmänner

die sind gar nicht dumm

Zehn kleine Zappelmänner

kriechen ins Versteck

Zehn kleine Zappelmänner

sind auf einmal weg

Zehn kleine Zappelmänner

rufen laut „Hurra!“

Zehn kleine Zappelmänner

sind schon wieder daDie Finger sind die Zappelmänner. Alle Bewegungen

ausführen, Finger in der Faust oder hinter dem Rücken

verstecken, bei „Hurra!“ wieder auftauchen lassen.

Gefällt sogar schon meinem 7 Monate alten Zwerg!

Alle meine Fingerlein wollenheute Tiere seinAlle meine Fingerlein wollen heute

Tiere sein

Und der Daumenanfassen

ist das Schwein

Dick und rund so soll es sein

Zeigefinger ist die braune Kuh,

die macht immer Muh, muh, muh

Mittelfinger ist das stolze Pferd,

wird vom Reiter hochverehrt

Ringfinger ist der Ziegenbock mit

dem langen Zottelrock

Und das kleine Fingerlein soll ein

braves Lämmlein sein

Alle Tiere laufen im Galopp,

laufen immer hopp, hopp, hoppalle Fingern am Boden oder Tisch herumlaufen lassen

Laufen in den Stall hinein,

denn es wird bald dunkel seindie Hände kriechen unter den Pulli oder das Hemd

des Kindes und verstecken sich dort

(Ab 1 Jahr)

Eine SchneckeEine Schnecke, eine Schnecke

krabbelt rauf, krabbelt rauf

krabbelt wieder runter,

krabbelt wieder runter

Und kitzelt dich am BauchSchon mit kleinen Babys möglich. Mit den Fingern von

den Zehen bis zu den Schultern des Kindes krabbeln,

dann wieder runter und am Bauch kitzeln. Schönes Spiel

beim Wickeln oder nach dem Baden.

Der Wurm auf dem TurmWas macht die Schnecke?

Die kriecht unter die Decke.

Was macht der Käfer?

Wenn er nicht krabbelt, dann schläft er.

Was macht der Wurm?

Er klettert auf dem Turm.

Was macht die Grille?

Sie sucht ihre Brille.

Was macht die Laus?

Sie lauft zu unserer Maus,

ins klitztekleine Zwergenhaus.Jeden Finger vorzeigen und die Verse aufsagen.

(Für Babys im Krabbelalter)

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Förderung der Sprachentwicklung

Igels machen Sonntag frühIgels machen Sonntag früh

eine Segelbootpartie.Hände zu einer Schale formen / hin und her schaukeln

Und die Kleinen jauchzen froh,

denn das Boot das schaukelt so.

„Nicht so doll“ spricht Mutter Igelmit dem Zeigefinger drohen

„denn ihr habt ja keine Flügel“mit den Armen Flügel andeuten / auf und ab bewegen

„wenn ihr dann ins Wasser fallt“Hände in den Schoß fallen lassen

„hui da ist es nass und kalt“sich schütteln, als wenn man friert

Maus kauft einMaus kauft ein

Schau, da läuft die kleine Maus

flink aus ihrem Mäusehaus.

Zucker, Butter, Mehl und Eier

kauft sie heut bei Frau Meier.

Dann flitzt Sie aus dem Laden raus

zurück in ihr Mäusehaus.

Wer möchte, darf sie dort besuchen.

denn heute backt sie Zuckerkuchen.Mit Finger über Beine und Bäuchlein laufen,

bis zum Gesicht und wieder zurück.

Dabei den Vers aufsagen.

Hansemann turnt voranHansemann turnt voran

Hansemann geht voran,

erst kampeln

dann strampeln.

Streng dich an kleiner Mann!

Lauf Dich warm

auf den Arm,

hüft dann auch

auch auf den Bauch,

querfeldein

übers Bein.

Zum Schluss: hopp!

auf den Kopf.Mit den Fingern über Körper wandern

Geht ein Männchen die Treppe hinaufGeht ein Männchen die Treppe hinauf,

langsam mit 2 Fingern von den Knien über den Bauch

übers Gesicht zur Stirn hin spazieren

klopft an, mit dem Zeigefinger sachte an die Stirn klopfen

bim bam, bei „bim“ am rechten Ohr ziehen, bei „bam“ am linken

guten Tag Herr Hampelmann mit Zeigefinger und Daumen an der Nase wackeln.

Schon mit ganz kleinen Babys auf dem Wickeltisch

möglich

Der KasperDas ist der Kasper.

Zeigefinger der rechten Hand

Guten Tag meine Damen,

guten Tag meine Herren, Zeigefinger verbeugt sich nach allen Seiten

habt ihr alle den Kasper gern?

Dann hol ich mir den Seppel gleich. Zeigefinger der linken Hand

Wir beide machen einen bösen

Streich: wir schlagen uns beide Zeigefinger „schlagen sich“

und wir vertragen uns beide Zeigefinger streicheln sich

Da kam die Hexe Höckerbein linke Hand gekrümmt

Kasper, du sollst verzaubert sein.

Nein, nein, da wird nichts draus,

marsch marsch mit dir zurück ins

Hexenhaus. Zeigefinger schlägt auf linke Hand

Da kam das große Krokodil,

das frisst so viel linke Hand als Krokodilschnauze

Da hat es sich ganz leis geduckt

und hat den Kasper halb verschluckt linke Hand „frisst“ rechten Zeigefinger

Der Kasper ruckelt und zuckelt Finger versucht sich zu befreien

und ei der daus

da ist der Kasper wieder raus Finger kommt aus der Hand heraus

Jetzt hol ich mir das Gretelein Zeigefinger der linken Hand

Komm Gretel, wir wollen lustig sein!

Tri tra trullala, der Kasper war

heut wieder da beide Zeigefinger tanzen

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Förderung der Sprachentwicklung

Der FlohKommt eine Maus,

die baut ein Haus.

Kommt eine Mücke,

die baut eine Brücke.

Kommt ein Floh,

der macht sooo!Erst krabbeln die Finger der rechten Hand am Körper

des Kindes herum, dann kommen die der linken Hand

dazu. Bei „sooo“ kitzeln beide Hände das Kind

Katzen können Mäuse fangenKatzen können Mäuse fangen,

Hände im Schleichgang

haben Krallen wie die Zangen.Finger bilden Krallen

schlüpfen durch die Bodenlöcher,Daumen und Zeigefinger bilden Loch

auch zuweilen auf die Dächer.Hände bilden Dach

Mäuschen mit dem langen SchwänzchenFinger tippeln

machen auf dem Dach ein Tänzchen.Fingertanzen auf Handrücken

Leise, leise kommt die Katz'Hände im Schleichgang

hat sie all' auf einen Satz.Kind plötzlich umarmen

Das ist der DaumenDas ist der Daumen

Daumen zeigen

Der schüttelt die Pflaumen Zeigefinger dazu zeigen

Der sammelt alle auf Mittelfinger dazu zeigen

Der bringt sie nach Haus Ringfinger dazu zeigen

Und der kleine, der isst sie alle ganz alleine Kleinen Finger dazu zeigen

Daumen, bück dich!Daumen, bück dich,

Zeiger, streck dich,

Großer, reck dich,

Goldner, zeig dich,

Kleiner, duck dich.Fünf Finger einer Hand abzählen,

mit dem Daumen beginnen

In unserem HäuschenIn unserem Häuschen

Sind schrecklich viele Mäuschen

Sie trippeln und trappeln

Sie zippeln und zappeln

Sie stehlen und naschen

Und will man sie haschen –

Husch, sind sie weg! Alle 10 Finger laufen über die Tischplatte, zappeln

und verschwinden bei „Husch“ hinter dem Rücken

Mein HäuschenMein Häuschen ist nicht ganz gerade

und das ist schade!Mit den gegeneinander geneigten Handflächen,

auf dem Kopf oder mit aufgestützten Ellenbogen, ein

Dach bilden!

Mein Häuschen ist ein bisschen krumm

und das ist dumm!Das Dach erst nach links, dann erst nach rechts.

Bläst der böse Wind hinein (huu!),Das Dach vor das Gesicht halten

und tüchtig hineinpusten

fällt das ganze Häuschen ein.Nun fallen die Hände mit einem

Plumps auf den Tisch oder in den Schoß!

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Förderung der Sprachentwicklung

Große Uhren gehen tick, tack, tick, tackGroße Uhren gehen tick, tack, tick, tack

kleine Uhren gehen

tick, tack, tick, tack, tick, tack schneller

Und die kleinen Taschenuhren gehen

ticketacke, ticketacke, ticketackeDas Kind unter den Armen fassen, hochheben und als

Pendel im Rhythmus der Uhr hin- und herschwingen

Ringel, Rangel, RosenRingel, Rangel, Rosen, schönste Aprikosen,

Veilchen und Vergissmeinnicht,

alle Kinder setzen sich

Mit den Füßen trapp, trapp, trapp

Mit den Händen klatsch, klatsch, klatsch

Mit dem Finger tick, tick, tick

Mit dem Köpfchen nick, nick, nick

Mit den Ohren zupf, zupf, zupf

Mit den Haaren rupf, rupf, rupf

Auf die Nase bumm, bumm, bumm

Alle Kinder fallen um

Kommt ein großer Wirbelwind –

stehen alle auf geschwindMit den Kindern im Kreis gehen, dann setzen, alle

Bewegungen ausführen, umfallen und wieder aufstehen.

(Sehr beliebt bei Kindern ab ca. 18 Monaten)

Wir haben eine ZiehharmonikaWir haben eine Ziehharmonika

Eine Tschinderassa, tschinderassa,

bumm, bumm, bumm

Wir haben eine Ziehharmonika

Eine Tschinderassa, tschinderassa,

bumm, bumm, bumm

Sie spielt uns immer wieder

die allerschönsten Lieder

Wir haben eine Ziehharmonika

Eine Tschinderassa, tschinderassa,

bumm, bumm, bummKreis bilden. Alle fassen einander an den Händen.

Bei den ersten 4 Zeilen und den letzten 2 Zeilen gehen

erst alle auf den Kreismittelpunkt zu, dann wieder

rückwärts. Dabei wird der Kreis erst klein, dann wieder

groß, dann wieder klein und wieder groß.

Bei „Sie spielt … Lieder“ bleiben alle stehen, heben

das linke Bein an, kreuzen es leicht mit dem rechten und

umgekehrt. Dann wieder Ziehharmonika spielen – großer

Kreis, kleiner Kreis, … (Gefällt Kindern ab 1 Jahr)

Auf der Donau will ich fahrenAuf der Donau will ich fahren

Hab ein Schifflein gesehn

Und das Schifflein heißt ...Name des Kindes

Und der/die darf sich jetzt drehnDas angesungene Kind geht in die Mitte – wenn es

alleine nicht will, mit Mama – und dreht sich dort, wäh-

rend die anderen die Melodie mit „tralalala“ wiederho-

len und dazu im Rhythmus klatschen. Melodie ist die

gleiche wie bei „Kommt ein Vogel geflogen“.

(Gefällt Kindern ab 1 Jahr)

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Bewegungsspiele

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Die FröscheleinDie Fröschelein, die Fröschelein

das ist ein lust'ger Chor.

Sie haben ja, sie haben ja kein

Schwänzchen und kein Ohr. Po und Ohr des Kindes antippen

Quack, quack, quack Hände falten und aneinander klopfen

Und kommt der Storch und

kommt der Storch,ausgebreitete Arme zusammenführen

dann schlupfen sie ins Moor. zehn Finger tippeln hinter den Rücken

Und singen dann und singen dann

viel leiser als zuvor.

Quack, quack, quack Hände falten und aneinander klopfen

Und scheint der Mond

und scheint der Mond.Hände beschreiben großen Kreis

Dann kommen sie hervor hervor.Hände tippeln hinter dem Rücken

Und singen dann und singen dann

viel lauter als zuvor.

Quack, quack, quack

Förderung der Sprachentwicklung

Meine Hände sind verschwundenMeine Hände sind verschwunden,

habe keine Hände mehr!

Ei, da sind die Hände wieder, tralalalalalala.Die Hände verschwinden hinter dem Rücken, tauchen bei

der zweiten Zeile des Liedes wieder auf. Jedes Kind läßt

sich ein Körperteil einfallen, das man verschwinden las-

sen könnte: Nase, Mund, Augen, Füße, Zähne, Ohren, der

Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt.

(Lustig für Kinder ab 1 Jahr)

Familie SonnenkäferErst kommt der Sonnenkäferpapa,

dann kommt die Sonnenkäfermama,

und hinterdrein, ganz klitzeklein,

die Sonnenkäferkinderlein.

Sie haben rote Röckchen an

mit kleinen schwarzen Pünktchen dran.

So machen sie den Sonntagsgang

auf unserer Gartenbank entlang.

Erst kommt der Sonnenkäferpapa,

dann kommt die Sonnenkäfermama,

und hinterdrein, ganz klitzeklein,

die Sonnenkäferkinderlein.

Wer will fleißige Handwerker seh'nWer will fleißige Handwerker seh'n,

der muss zu uns Kindern geh'n.

Stein auf Stein, Stein auf Stein

das Häuschen wird bald fertig sein.

Seht wie fein, seht wie fein,

der Glaser setzt die Scheiben ein.

Wisch, wisch, wisch, wisch, wisch, wisch,

der Maler malt die Wände frisch.

Zisch, zisch, zisch, zisch, zisch, zisch,

der Tischler hobelt glatt den Tisch.

Rühret fein, rühret fein,

der Bäcker rührt den Kuchen ein.

Stich, stich, stich, stich, stich, stich,

der Schneider näht ein Kleid für dich.Ahmt alle Arbeiten der Handwerker

mit den Händen nach

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Zungenbrecher

Blaukraut bleibt Blaukraut und

Brautkleid bleibt Brautkleid.

Fischers Fritze fischt frische Fische;

frische Fische fischt Fischers Fritze.

Zwischen zwei spitzen Steinen saßen zwei

zischelnde Zischelschlangen und zischten.

Bürsten mit schwarzen Borsten bürsten

besser als Bürsten mit weißen Borsten.

Wenn Fliegen hinter Fliegen fliegen,

fliegen Fliegen Fliegen nach.

Die Katze tritt die Treppe krumm.

Es klapperten die Klapperschlangen bis

ihre Klappern schlapper klangen.

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WeiterführendeLiteratur und Links

6

Götte, R.: Sprache und Spiel im Kindergarten. Weinheim 1994

Kolonko, B.: Sprachpädagogische Arbeit im Kindergarten.EB-Verlag 1997

Hasselmann, M.: Damit ich besser sprechen kann – Wie Eltern Kinder fördern können. Christophorus Verlag 1998

Keilmann, Annerose: So lernt mein Kind sprechen. Augsburg 1998

Heap, R. (Hrsg.): Wenn mein Kind stottert.Demesthenes Verlag der Bundesvereinigung der Stotterer-Selbsthilfe,Gereonswall 112, 50670 Köln, 1995

Zollinger, B.: Die Entdeckung der Sprache. Haupt Verlag 1997

Baumgart, K.: Ungeheuerlich. Zürich, Frankfurt / Main: Baumhaus 1998

Baumgart, K.: Wirklich wahr. Wien, Stuttgart: Neuer Breitschopf 1995

Carle, E.: Die kleine Maus sucht einen Freund. Hildesheim: Gerstenberg 1995

Carle, E.: Chamäleon Kunterbunt. Hildesheim: Gerstenberg 1998

Carle, E.: Hallo, roter Fuchs. Hildesheim: Gerstenberg 1998

Carle, E.: Die Raupe Nimmersatt. Hildesheim: Gerstenberg 1998

McKee, D.: Elmar spielt verstecken. Stuttgart: Thienemann

Hering, W.: Kunterbunte Fingerspiele. Ökotopia 2006

Holler-Zittlau I., Dux W., Berger R.: Marburger Sprach-Screening für 4- bis 6-jährige Kinder.Verlag Persen 2003

Holler-Zittlau, I.: 30 Spiele zur Sprachförderung. Verlag Persen 2003

Weitere Literaturangaben über folgenden Link:http://www.lfs.bsb-muenchen.de/fachstellenserver/multikult/dokumente/Mdm_sprachfoerderung_2.pdf

Die nachfolgenden Links sind ohne Gewähr. Die Liste istunvollständig, zumal im schnelllebigen Internet immer wieder neue Seiten, die man über Google finden kann, entwickelt werden.

www.richtigsprechen.dewww.kidsweb.dewww.zzzebra.dewww.kindergarten-workshop.dewww.kleinkind-online.dewww.spielekiste.dewww.oberlin-kindergarten.dewww.wuschelmaxi.de/kinderbereichhttp://petra.rundums.net/www.familienhandbuch.de

Folgende Schriften wurden bei der Erstellung dieses Scripts verwendet:

1. Heft 28 (HIBS) Wenn ein Kind nicht spricht wie andere Kinder…

2. bremer sprachheilführer3. Wendlandt, Wolfgang: Sprachstörungen im

Kindesalter. Georg Thieme Verlag Stuttgart, 924. Affolter, Felice: Wahrnehmung, Wirklichkeit und

Sprache. Villingen-Schwenningen 19895. Radigk, Werner: Wie Andi das Sprechen lernt.

Königstein 19866. Grohnfeld, Manfred: Handbuch der Sprachtherapie.

Berlin 19897. Rotmann, A. u.a.: Eltern Ratgeber – Sprachtherapie.

Konstanz 19998. Keilmann, Annerose: So lernt mein Kind sprechen.

Augsburg 19989. Thomas Hartke: Sprachalarm im Kindergarten.

In: Psychologie Heute, Mai 199610. Der Duft der Rose. In: Der Spiegel 28/199711. Christoph Fasel/Kathrin Kommerell:

Die Fantasie bleibt auf der Strecke. In: Stern 21/9112. Michael Simm: Blaukraut bleibt Blaukraut.

In: Focus 46/199613. Hedwig Amorosa: Sprachentwicklungsstörungen

und Möglichkeiten der Therapie. In: Lehrer und Schule 11/12/1998 (VBE Landesverband Hessen)

14. Eltern Ratgeber Sprachtherapie. Trialogo-Verlag Konstanz 1999

15. J. und H. Wulff: Der kleine Sprechmeister. Ernst Reinhardt Verlag

16. Holler-Zittlau I., Dux W., Berger R.: Evaluation der Sprachentwicklung 4- bis 4,5-jähriger Kinder in Hessen. Herausgeber: Hessisches Ministerium für Soziales und Integration, 2004

17. Holler-Zittlau I., Folgeerhebung (2005): Sprachliche Kompetenzen der im Jahre 2003 als sprachauffällig diagnostizierten Kinder. Herausgeber: Hessisches Ministerium für Soziales und Integration, 2006

18. Christina Buchner: Kluge Kinder fallen nicht vom Himmel. Herder Verlag Freiburg, 1997 (leider vergriffen)

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Verzeichnis derGesundheitsämter

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Gesundheitsämter der Städte

Frankfurt am MainAmt für GesundheitBreite Gasse 28Telefon 0 69 / 21 23 39 70Fax 0 69 / 21 23 78 91

KasselGesundheitsamt Region KasselWilhelmshöher Allee 19–21 34117 KasselTelefon 05 61 / 10 03-0Fax 05 61 / 10 03 19 10

Offenbach am MainStadtgesundheitsamt Berliner Straße 6063065 Offenbach am MainTelefon 0 69 / 80 65 21 11Fax 0 69 / 80 65 21 29

Landeshauptstadt WiesbadenStadtgesundheitsamtKonradinerallee 1165189 WiesbadenTelefon 06 11 / 31 28 28Fax 06 11 / 31 39 71

Gesundheitsämter der Landkreise

BergstraßeKreisgesundheitsamtHaus der GesundheitKettelerstraße 2964646 HeppenheimTelefon 0 62 52 / 1 50Fax 0 62 52 / 15 58 88

Darmstadt-Dieburg und Stadt DarmstadtGesundheitsamtNiersteiner Straße 364295 DarmstadtTelefon 0 61 51 / 33 09-0Fax 0 61 51 / 31 91 34

FuldaKreisgesundheitsamt Otfrid-von-Weißenburg-Straße 336043 FuldaTelefon 06 61 / 6 00 66 23Fax 06 61 / 6 00 66 61

GießenKreisgesundheitsamtRiversplatz 1–9, Haus D35394 GießenTelefon 06 41 / 9 39 00Fax 06 41 / 93 90 15 72

Groß-GerauKreisgesundheitsamt Wilhelm-Seipp-Straße 464521 Groß-GerauTelefon 0 61 52 / 98 90Fax 0 61 52 / 98 93 48

Hersfeld-RotenburgKreisgesundheitsamt Friedloser Straße 1236251 Bad HersfeldTelefon 0 66 21 / 87 0Fax 0 66 21 / 8 74 11

HochtaunuskreisKreisgesundheitsamt Ludwig-Erhardt-Anlage 1–461352 Bad Homburg v.d.HöheTelefon 0 61 72 / 9 99 58 13Fax 0 61 72 / 9 99 98 06

Lahn-Dill-KreisKreisgesundheitsamt Schlossstraße 2035745 HerbornTelefon 0 64 41 / 40 70Fax 0 64 41 / 4 07 10 55

Limburg-WeilburgKreisgesundheitsamt Schiede 4365549 LimburgTelefon 0 64 31 / 29 60 oder0 64 31 / 29 66 13Fax 0 64 31 / 29 63 34

Main-Kinzig-KreisKreisgesundheitsamtBarbarossastraße 2463571 GelnhausenTelefon 0 60 51 / 85-0Fax 0 60 51 / 8 51 24 60

Main-Taunus-KreisKreisgesundheitsamt Am Kreishaus 1–565719 Hofheim am TaunusTelefon 0 61 92 / 20 10Fax 0 61 92 / 2 01 17 31

Marburg-BiedenkopfKreisgesundheitsamt Schwanallee 2335037 MarburgTelefon 0 64 21 / 4 05-40Fax 0 64 21 / 4 05 41 65

OdenwaldkreisKreisgesundheitsamtÄrztehausAlbert-Schweitzer-Straße 864711 ErbachTelefon 0 60 62 / 7 00Fax 0 60 62 / 7 04 48

OffenbachKreisgesundheitsamtGottlieb-Daimler-Straße 1063128 DietzenbachTelefon 0 60 74 / 8 18 06 37 07Fax 0 60 74 / 81 80 19 20

Rheingau-Taunus-KreisKreisgesundheitsamt Heimbacher Straße 765307 Bad SchwalbachTelefon 06124 / 510 0Fax 0 61 24 / 51 03 88

Schwalm-Eder-KreisKreisgesundheitsamt Waßmuthshäuser Straße 5234576 Homberg (Efze)Telefon 0 56 81 / 77 50Fax 0 56 81 / 77 54 57

VogelsbergkreisKreisgesundheitsamt Gartenstraße 2736341 Lauterbach (Hessen)Telefon 0 66 41 / 97 70Fax 0 66 41 / 97 71 79

Waldeck-FrankenbergKreisgesundheitsamt Am Kniep 5034497 KorbachTelefon 0 56 31 / 95 44 62Fax 0 56 31 / 95 44 90

Werra-Meißner-KreisKreisgesundheitsamt Luisenstraße 23 c37269 EschwegeTelefon 0 56 51 / 9 59 20Fax 0 56 51 / 95 92 77

WetteraukreisKreisgesundheitsamt Europaplatz61169 Friedberg (Hessen)Telefon 0 60 31 / 8 30Fax 0 60 31 / 83 23 10

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Verzeichnis der Schulen mit dem

Förderschwerpunkt Sprachheilförderung

in Hessen

8

Regierungsbezirk Darmstadt

Schillerschule Abteilung SprachheilschuleBoxheimerhofstraße 1568642 BürstadtTelefon 0 62 06 / 64 44

Mira-Lobe-Schule SprachheilschuleIm Niederfeld 2064859 EppertshausenTelefon 0 60 78 / 9 36 90

Schule am Kiefernwäldchen SprachheilschuleAm Schwimmbad 1064347 GriesheimTelefon 0 61 55 / 8 68 70 76

HerderschuleSprachheilschuleAm Kapellberg 1 64285 DarmstadtTelefon 0 61 51 / 66 49 04

WeißfrauenschuleSprachheilschuleGutleutstraße 3860329 Frankfurt am MainTelefon 0 69 / 21 23 56 70

Michael-SchulePrivate SprachheilschuleEichhörnchenpfad 465933 Frankfurt am MainTelefon 0 69 / 9 39 95 58-0

Astrid-Lindgren-SchuleSprachheilschuleJahnstraße 35 64521 Groß-Gerau0 61 52 / 8 30 93

RiedschuleAbteilung SprachheilschuleHauptlehrer-Urson-Straße65439 FlörsheimTelefon 0 61 45 / 50 25 70

PestalozzischuleSprachheilschuleWiesbadener Straße 2761350 Bad HomburgTelefon 0 61 72 / 8 36 50

Sprachheilschule SchlüchternSprachheilschuleAm Schwimmbad 136381 SchlüchternTelefon 0 66 61 / 80 54

Johann-Hinrich-Wichern-SchuleSprachheilschuleJahnstraße 2 61130 NidderauTelefon 0 61 87 / 2 44 86

Grundschule mitSprachheilschuleAbteilung SprachheilschuleMartin-Luther-Straße 264732 Bad KönigTelefon 0 60 63 / 15 13

Erich Kästner-SchuleSprachheilschule Geleitsstraße 18 63065 OffenbachTelefon 0 69 / 80 65 21 47

Friedrich-Fröbel-SchuleSprachheilschuleOffenbacher Straße 162 63263 Neu-IsenburgTelefon 0 61 02 / 3 42 45

Konrad-Adenauer-SchuleAbteilung SprachheilschuleSteinweg 21 63500 SeligenstadtTelefon 061 82 / 2 15 54

Brüder-Grimm-SchuleAbteilung SprachheilschuleBrüder-Grimm-Weg 61169 FriedbergTelefon 0 60 31 / 32 50

Helen-Keller-SchuleSprachheilschuleLandgrabenstraße 965199 WiesbadenTelefon 0611/4118780

Sprachheilschule Sinntal SterbfritzSeemeweg 2136391 Sinntal SterbfritzTelefon 0 66 64 / 40 22 95

Regierungsbezirk Gießen

Albert-Schweitzer-SchuleAbteilung SprachheilschuleGrünberger Straße 21635390 GießenTelefon 06 41 / 3 06 25 86

Agnes-Neuhaus-SchulePrivate SprachheilschuleAdolph-Kolping-Straße 14–1535392 GießenTelefon 06 41 / 20 01-3 00

Gallus-SchuleAbteilung SprachheilschuleStruppiusstraße 18 35305 GrünbergTelefon 0 64 01 / 74 75

Helmut-von-Bracken-Schule SprachheilschuleAlter Steinbacher Weg 26 35394 GießenTelefon 06 41 / 3 06 30 43

KirchbergschuleAbteilung SprachheilschuleOranienstraße 11 35745 HerbornTelefon 027 72 / 37 04

Schule an der Brühlsbacher WarteAbteilung SprachheilschuleStoppelberger Hohl 89a35578 WetzlarTelefon 0 64 41 / 4 45 89 60

Freiherr-von-Schütz-SchuleSprachheilschuleFrankfurter Straße 15–1965520 Bad CambergTelefon 0 64 34 / 93 20

FronhofschuleSprachheilschuleSchulstraße 1435037 MarburgTelefon 0 64 21 / 20 12 39

WollenbergschuleSprachheilschuleWeinstraße 935083 WetterTelefon 0 64 23 / 9 41 40

Pestalozzi-SchuleAbteilung SprachheilschuleAm Schwanhof 50–5235037 MarburgTelefon 0 64 21 / 9 26 90

Otfried-Preußler-SchuleSprachheilschuleLerchenweg 235075 GladenbachTelefon 0 64 62 / 83 44

Regierungsbezirk Kassel

Brüder-Grimm-SchuleAbteilung SprachheilschuleAbt-Richard-Straße 336041 FuldaTelefon 06 61 / 10 24 23

Johannes-Hack-SchuleSprachheilschuleIm Heiligengarten 436100 PetersbergTelefon 06 61 / 48 03 99-0

Jean-Paul-SchulePrivate SprachheilschuleWürttemberger Straße 18 34131 KasselTelefon 05 61 / 3 16 20 61

Wilhelm-Filchner-SchuleAbteilung SprachheilschuleKurfürstenstraße 2034466 WolfhagenTelefon 0 56 92 / 80 89

Wilhelm-Lückert-SchuleSprachheilschuleGräfestraße 834121 KasselTelefon 05 61 / 2 23 37

Brüder-Grimm-SchuleAbteilung SprachheilschuleWürfelturmstraße 934369 HofgeismarTelefon 05671/920758

HeiligenbergschuleAbteilung SprachheilschuleBauernschestraße 3834587 Felsberg-GensungenTelefon 0 56 62 / 21 39

Schule am TorAbteilung SprachheilschuleGeysostraße 234582 BorkenTelefon 0 56 82 / 27 77

Karl-Preising-SchulePrivate SprachheilschuleBathildisstraße 734454 Bad ArolsenTelefon 0 56 91 / 89 91 81

Struthschule EschwegeGrundschule mit Abteilung Schule mit FörderschwerpunktSprachheilförderungBeethovenstraße 237269 EschwegeTelefon 0 56 51 / 1 08 51

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Sprachentwicklung_Titel_2015_RZ_Sprachentwicklung_Titel_2015_RZ 08.06.15 09:20 Seite 4

Hessisches Ministerium für Soziales und IntegrationReferat Öffentlichkeitsarbeit

Dostojewskistraße 4

65187 Wiesbaden

www.soziales.hessen.de

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