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Dieses Buch erscheint anlässlich der Ausstellung »Zwischen Utopie und Wirklichkeit: Konstruierte Sprachen für die globalisierte Welt« vom 14. Juni bis 9. September 2012 und des gleichnamigen Symposiums am 15. Juni 2012 in der Bayerischen Staatsbibliothek.

Bayerische Staatsbibliothek. Ausstellungskataloge. 85

Ausstellung und Katalog: Andrea Pia Kölbl und Jennifer Bretz (Praktikantin) mit freundlicher Unterstützung durch Irmi und Reinhard HaupenthalGestaltung der Ausstellung: Frank Bebenroth

Zwischen Utopie und Wirklichkeit

Konstruierte Sprachen für die globalisierte Welt

Begleitband zur Ausstellung an der Bayerischen Staatsbibliothek

(14. Juni bis 9. September 2012)

Allitera Verlag

Weitere Informationen über den Verlag und sein Programm unter www.allitera.de

Juni 2012Allitera VerlagEin Verlag der Buch&media GmbH, München© 2012 Bayerische Staatsbibliothek, München und Buch&media GmbH, MünchenUmschlaggestaltung: Frank Bebenroth, München und Kay Fretwurst, FreienbrinkUmschlagmotiv: Steine des Letramix-Spiels der Schmidt Spiele GmbH, Berlin (mit freundlicher Genehmigung)Herstellung: Kessler Druck + Medien GmbH & Co. KG, BobingenPrinted in Germany · ISBN 978-3-86906-310-2

Inhalt Rolf GriebelVorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

Reinhard HaupenthalWas ist und zu welchem Zweck betreibt man Interlinguistik? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

Gerhard F. StrasserAnsätze zu internationaler Verständigung durch konstruierte Sprachen im 17 . Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

Reinhard HaupenthalJohann Martin Schleyer (1831–1912) und seine Plansprache Volapük . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

Ulrich LinsDie ersten hundert Jahre des Esperanto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85

Heiner EichnerKonstruierte Intersprachen: Herausforderung und Chance für die Sprachwissenschaft? . . . 123

Herbert MayerDie Sammlung für Plansprachen der ÖNB: Geschichte und Gegenwart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151

Irmi und Reinhard HaupenthalAuswahlbibliographie zur Interlinguistik und Esperantologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165

Exponate der Ausstellung: eine exemplarische Auswahl . . . . 199

Die Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225

Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227

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Rolf GriebelVorwort

Weltweit werden Tausende verschiedene sogenannte hereditäre Sprachen gesprochen. Die Schätzungen schwanken zwischen 3.000 und 10.000, je nachdem, wie »Sprache« definiert wird. Diese Viel-falt bezeugt den Ideenreichtum des Menschen, seine differenzierte Wahrnehmungsfähigkeit und Ausdruckskraft sowie einen beein-druckenden Gestaltungswillen. Im Reichtum an Sprachen manifes-tiert sich eine enorme Bandbreite an Weltanschauungen, Erfahrun-gen und Seinsmöglichkeiten.

Sprachen sind ihrerseits wirkmächtig; sie können ethnisches, natio-nales, kulturelles und soziales Bewusstsein stiften.

Vielsprachigkeit wird jedoch nicht selten als Kommunikationshin-dernis empfunden und birgt zudem – im wörtlichen Sinne – den Aspekt der Verständnislosigkeit in sich. Sie kann das Trennende zwi-schen Gruppen stärker ins Bewusstsein heben und damit die Gefahr von Feindseligkeit verstärken. Der biblische Mythos des »Turmbaus zu Babel« geht sogar so weit, den Multilingualismus als Strafe zu interpretieren, mit der Gott die Menschen erfolgreich daran hinder-te, ihm gleich zu werden (Gen 11, 1–9).

Im sozialen, wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Alltag – also jenseits aller metaphysischen Bestrebungen – resultiert aus der Vielsprachigkeit die Notwendigkeit, fremde Sprachen zu ler-nen oder sich durch Übersetzer bzw. Übersetzungen zu behelfen. Die Komplexität der Verständigung zwischen Angehörigen unterschiedli-cher Sprachen wird exemplarisch deutlich in supranationalen Organi-sationen wie der Europäischen Union. Der Aufwand zur Überwindung der Sprachbarrieren ist dabei finanziell beträchtlich: So werden in der EU jährlich ca. 300 Millionen Euro für Übersetzungen ausgegeben.

In der Geschichte Europas ermöglichten sogenannte Verkehrsspra-chen die Kommunikation zwischen Angehörigen verschiedener Sprachgemeinschaften: Die Funktion einer solchen »Lingua Franca« übernahm beispielsweise im christlichen Mittelalter in gebildeten

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Rolf Griebel

Kreisen und beim Klerus das Lateinische; als Sprache der Diplomatie fungierte später das Französische; seit Ende des Zweiten Weltkriegs dient faktisch das Englische als Verkehrssprache. Im Zuge der Globa-lisierung hat die Bedeutung des Englischen zugenommen, was sich nicht zuletzt an der modernen wissenschaftlichen Publikationskul-tur ablesen lässt. Entscheidet man sich für eine hereditäre Sprache als Verkehrssprache, ist damit jedoch meist ein Kompetenz-Gefälle zwischen denjenigen verbunden, die diese Sprache entweder als Muttersprache oder als Fremdsprache erlernt haben. Das Kompe-tenz-Gefälle impliziert Ungleichheit.

Angesichts der existierenden Sprachenvielfalt und der damit einher-gehenden Problematik scheint es erstaunlich, dass über die Jahrhun-derte hinweg immer auch neue Sprachen bewusst und planmäßig erfunden wurden. Paolo Albani und Berlinghiero Buonarroti nennen diese die »lingue immaginarie«. Sie unterscheiden dabei zwischen sakralen und profanen Sprachen. Bei den profanen differenzieren sie zwischen solchen, die der sozialen Kommunikation dienen, und anderen, die rein spielerischen oder expressiven Charakter haben.

Zur ersten Kategorie gehören die Plansprachen, wie sie in der heu-tigen Linguistik genannt werden, die »lingue ausiliarie internaziona-li« nach Albani und Buonarroti. Plansprachen werden nicht trotz der Sprachenvielfalt, sondern wegen ihr erfunden. Mit der Institutiona-lisierung einer einzigen, weltweit zu erlernenden Fremdsprache soll die internationale Kommunikation effizienter gestaltet werden.

Mit ihrer Ausstellung »Utopie oder Wirklichkeit: Konstruierte Spra-chen für die globalisierte Welt« und dem gleichnamigen Symposium möchte die Bayerische Staatsbibliothek das Augenmerk exempla-risch auf einige dieser Sprachen lenken.

Das Jahr 2012 bietet dafür konkret zwei Anlässe: Zum einen jährt sich der 100. Todestag des Prälaten Johann Martin

Schleyer (1831–1912). Schleyer hat die Plansprache Volapük erfunden, die in den 1880er-Jahren von Süddeutschland ausgehend weltweit Anhänger und Befürworter fand.

Zum anderen wird die Plansprache Esperanto 125 jahre alt: 1887 publizierte Lazar Markovi Zamenhof (1859–1917) in Warschau unter

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Vorwort

dem Pseudonym »Dr. Esperanto« die »Internationale Sprache« in einer russischen, einer deutschen, einer polnischen und einer fran-zösischen Ausgabe.

Beide Autoren lebten in einer Epoche, in der der technische Fort-schritt neue Transport- und Kommunikationsmittel erschloss und damit die internationale Mobilität intensivierte. Die weltweite Ein-führung einer Plansprache versprach vor diesem Hintergrund eine signifikante Vereinfachung der sprachlichen Verständigung. Im Kon-text der das ausgehende 19. Jahrhundert prägenden weltanschau-lichen und politischen Bewegungen erhofften sich beide Planspra-chen-Autoren, durch die Verbreitung einer Plansprache zudem den Weltfrieden zu fördern.

Während Volapük kein nachhaltiger Erfolg beschieden war, wird Esperanto heute noch gesprochen. Eine Institutionalisierung der Sprache – etwa durch die Einführung als Schulfach – erfolgte jedoch nicht.

Für die Konstruktion von Plansprachen lassen sich auch in früheren Epochen Beispiele finden. Im 17. Jahrhundert etwa können zwei Stra-tegien unterschieden werden: Zum einen wurden Codesysteme ent-wickelt, die – aufbauend auf dem Lateinischen – den schriftlichen Austausch ohne Kenntnis weiterer Sprachen ermöglichen sollten. Zum anderen bemühte man sich um eine umfassende, hierarchisch strukturierte, philosophisch begründete Erfassung des Wissens, um davon ausgehend eine rational begründete Sprache abzuleiten.

Auf diese Traditionen wird in der Ausstellung und im Begleitband ebenfalls eingegangen.

Die Bayerische Staatsbibliothek verfügt in Ergänzung eigener histo-rischer Sammlungen aufgrund zweier Schenkungen über einen viel-fältigen und umfassenden Bestand zum Thema »Plansprachen und Interlinguistik«.

Im November 2010 haben die Söhne von Hanns Martin Schleyer (1915–1977) der Bayerischen Staatsbibliothek den deutschsprachigen Teil der Bibliothek von Johann Martin Schleyer übereignet. Diese wertvolle Sammlung umfasst über 500 Titel sowie die 23 Tagebü-cher Johann Martin Schleyers.

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Rolf Griebel

Bereits vier Jahr zuvor überließen Irmi und Reinhard Haupenthal ihre einzigartige Plansprachen-Sammlung der Bayerischen Staats-bibliothek. Diese Sammlung besteht aus mehr als 10.000 bibliogra-phischen Einheiten. Darunter finden sich Bücher, Zeitschriften, Kor-respondenzen, Objekte, Plakate und Photos. Vermittelt wurde diese Schenkung durch den langjährigen Direktor der Universitätsbiblio-thek Eichstätt, Dr. Hermann Holzbauer. Er setzte sich seit 2002 dafür ein, dass diese wertvolle Spezialsammlung in einer bayerischen Bib-liothek für die Nachwelt erhalten bleibt.

Mein aufrichtiger Dank gilt deswegen in erster Linie den Donato-ren für ihre großzügigen Schenkungen sowie Herrn Dr. Holzbauer für seine erfolgreiche Vermittlungstätigkeit.

Herzlich danken möchte ich an dieser Stelle auch der Kuratorin der Ausstellung, Frau Dr. Andrea Pia Kölbl, die unter hohem Einsatz auch die Konzeption sowie die Redaktion des hier vorliegenden Begleit-bands zu dem Symposium »Utopie oder Wirklichkeit: Konstruierte Sprachen für die globalisierte Welt« übernahm.

Irmi und Reinhard Haupenthal haben das gesamte Ausstellungs-projekt, insbesondere aber die Ausrichtung des Symposiums, von Beginn an fachkundig begleitet; dafür danke ich ihnen ganz herzlich.

Die Probleme und Fragen, die die Gelehrten im 17. Jahrhundert zu Sprachschöpfern werden ließen und die Johann Martin Schleyer und Lazar Markovi Zamenhof um die Jahrhundertwende zur Konstruk-tion von Plansprachen veranlassten, sind in zeitgenössischer Ausprä-gung wieder hochaktuell. Die nunmehr in großer Breite und Tiefe an der Bayerischen Staatsbibliothek verfügbaren Materialien können diese Diskussion beleben und zu weiterführenden wissenschaftli-chen Forschungen einladen.

Wenn auch die Veranstaltungen dazu Impulse geben, wird die Bay-erische Staatsbibliothek ihrem Auftrag in bester Weise gerecht.

Dr. Rolf Griebel

Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek

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Gerhard F. StrasserAnsätze zu internationaler Verständigung durch konstruierte Sprachen im 17. Jahrhundert

1. Einführung1

In der zweiten Dekade dieses Jahrhunderts kann man nicht umhin, dem Englischen in seinen verschiedenen Varianten den Status einer »lingua franca« zuzugestehen, einer der internationalen Kommuni-kation dienenden »global language«.2 Diese »Vormachtstellung« des Englischen ist jedoch neueren Datums; im 18. und 19. Jahrhundert war vielmehr Französisch die international bevorzugte Sprache und löste darin Spanisch als Sprache der Diplomatie und Latein als Gelehrten-sprache ab. In vieler Hinsicht kann man die erste Blütezeit von Univer-salsprachen – heute würde man sagen Plansprachen3 – auf diese lin-guistische Übergangsphase festlegen, obwohl Bemühungen um eine universell verwendbare Kommunikationsmöglichkeit schon vorher zu finden sind. Die folgende Untersuchung wird sich daher bemühen,

1 Clemens Brentano: Der Sänger. Erzählung. In: Werke in vier Bänden. Bd. 2. 2. Aufl. München 1973, S. 484–517, hier S. 488.

2 Dabei mag die Definition von »lingua franca« hilfreich sein, wie sie UNESCO 1953 vorgeschlagen hat: »[…] a language which is used habitually by people whose mother tongues are different in order to facilitate communication between them.« Zit. nach Maher Barotchi: Artikel »Lingua Franca.« In: Ronald E. Asher, J. M. Y. Simpson (Hrsg): The Encyclopedia of Language and Linguistics. Bd. 4. Oxford u. New York 1994, S. 2211.

3 Dazu Alicja Sakaguchi: Interlinguistik. Gegenstand, Ziele, Aufgaben, Methoden (Duisburger Arbeiten zur Sprach- und Kulturwissenschaft, Bd. 36). Frankfurt u. a. 1998, hier S. 35 f. Sakaguchi basiert ihre Untersuchung zudem auf einer seit etwa 1900 grundlegenden Unterscheidung von Plansprachen in »a-priorische« und »a-posteriorische« Konstruktionen. Diese bildete die Grundlage für das Standardwerk: Louis Couturat, Léopold Leau: Histoire de la langue universelle. Paris 1903. Folgeband: Dies.: Les nouvelles langues universelles. Paris 1907 (Nachdruck in einem Band: Hildesheim, New York 1979 und 2001). Eine kurze Diskussion der Problematik der von Couturat u. Leau übernommenen Einteilung findet sich bei Jaap Maat, David Cram: Universal Language Schemes in the 17th Century. In: Sylvain Auroux u. a. (Hrsg.): History of the Language Sciences. An International Handbook on the Evolution of the Study of Language from the Beginnings to the Present. Bd. 1 (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Bd. 18.1). Berlin u. New York 2000, S. 1030–1043, hier S. 1033f.

Und kannst Du die Sprache nicht findenSo wird sichs [sic] verkünden,So kömmt es zu Tage,In eigener Sprache.1

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Gerhard F. Strasser

exemplarisch den historischen Wert solch früher linguistischer Kon- strukte aufzuzeigen, wie sie sich verstärkt seit dem 17. Jahrhundert verfolgen lassen und in unseren Tagen einzig im weiterhin weltweit verwendeten Esperanto manifestieren. Dabei wird der soziohisto-rische Kontext dieser Entwicklungen in Betracht gezogen werden müssen, aus dem heraus die Erfinder solcher Sprachen eine Notwen-digkeit zu linguistisch neutralen Systemen empfanden. Relevant sind auch die verschiedenartigen Motive und Gründe, die sie zur Entwick-lung der Sprachen-Entwürfe bewogen – externer Druck spielte neben religionsphilosophischen Überlegungen durchaus eine Rolle. Obgleich die meisten Entwicklungen ephemer waren und ob des letztlich feh-lenden allgemeinen Interesses kaum praktische Anwendung fanden, tut dies ihrer sprachphilosophischen Bedeutung für die linguistische Entwicklung der Folgezeit keinen Abbruch.

2. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts: Multilinguale Kommunikationsvorschläge der Jesuiten durch Verwendung von Zahlen- und Schriftcodes

Während insbesondere in Frankreich und England nach 1600 Bemühun-gen um hauptsächlich auf philosophischen Grundlagen aufgebaute Sprachenprojekte vorherrschen, die im weiteren Verlauf diskutiert wer-den, erfolgt vor allem im Einzugsbereich der Jesuiten eine Wiederauf-nahme der linguistischen Ideen von Johannes Trithemius (1462–1516). Der hoch gebildete Abt hatte im Rahmen seiner Beschäftigung mit kryptologischen Methoden nach 1500 diese in einem Umkehrschluss auch für universelle Kommunikation vorgeschlagen.4 Auch wenn Jesu-iten, die sich ab 1650 dem Thema Universalsprache widmeten, das trithemische System in ihren mathematisch-kombinatorischen Metho-den aufgriffen, ist ihre Kenntnis von den Bemühungen um eine philo-

4 Dazu allg. Verf.: Lingua Universalis. Kryptologie und Theorie der Universalspra-chen im 16. und 17. Jahrhundert (Wolfenbütteler Forschungen, Bd. 38). Wiesbaden 1988, S. 29–63. Sowie jetzt ausführlich: Ders.: Von der Lingua Adamica zur Lingua universalis. Theorien der Ursprachen und Universalsprachen in der Frühen Neuzeit. In: Herbert Jaumann (Hrsg.): Diskurse der Gelehrtenkultur in der Frühen Neuzeit. Ein Handbuch. Berlin u. New York 2011, S. 516–592, hier S. 523–527. Bei Trithemius sind hier wichtig: Ders.: Polygraphiae libri sex. Oppenheim: Haselberg 1518.

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Konstruierte Sprachen im 17. Jahrhundert

sophisch konstruierte Universalsprache anzunehmen. Dennoch lassen sich besonders nach der ersten Kunde von der chinesischen Sprache und den sie umsetzenden Schriftzeichen Versuche feststellen, Univer-salsprachen zu schaffen, deren Grundlage weiterhin – und trotzdem – Latein bildete. Andere Einflüsse spielen hier mit; nicht zu übersehen sind Erfahrungen, die frühe Missionare in entlegenen Ländern machen mussten, wenn sie buchstäblich »mit ihrem Latein am Ende waren«, was etwa in Brasilien vor 1600 schon zur Entwicklung einer ersten Hilfssprache führte, der »Lingua Geral Brasilica«, die den Jesuiten die Kommunikation mit südamerikanischen Indianern ermöglichte.5

Einen besonderen Stellenwert hat hier das Büchlein des Jesuiten Herrmann(us) Hugo, der 1617 »De prima scribendi origine et vni-versa rei literariae antiqvitate« publizierte.6 Der Autor bezieht sich schon im Vorwort auf die »Polygraphiae libri sex« des Trithemius und weitere kryptologische Literatur, geht jedoch dann auf die Frage universeller Verständigung ein, die ohne Kenntnis der chinesischen Verhältnisse undenkbar wäre. Dabei konnte er sich auf die gerade erschienene grundlegende Publikation eines anderen Jesuiten bezie-hen, des 1610 in Peking verstorbenen Matteo Ricci.7 Hugo verweist auf die an ein Wunder grenzende Tatsache, dass im Abendland aus den wenigen Buchstaben der von ihm schon besprochenen Alpha-bete eine Unzahl von Wörtern in den verschiedensten Sprachen geschaffen werden könne und zieht sodann die Schlussfolgerung:

5 Vgl. dazu Petr N. Denisov: Principles of Constructing Linguistic Models (Janua Linguarum, Series Minor, Bd. 91). Den Haag u. Paris 1973, S. 19–21. Sowie M. Moutinho, L. Palacin: Anchieta, José de. In: Charles Edwards O’Neill, S. J., Joaquín María Domínguez, S. J. (Hrsg.): Diccionario histórico de la Compañía de Jesús. 4 Bd. Rom u. Madrid 2001, Bd. 1, S. 156–158. Zum Folgenden s. Verf.: Lingua Universalis (wie Anm. 4), S. 90–92.

6 Hermann(us) Hugo: De prima scribendi origine et vniversa rei literariae antiqvitate. Antwerpen: Plantin 1617. Dazu Madeleine-V. David: Le Débat sur les écritures et l’hiéroglyphe aux XIIe et XVIIIe siècles et l’application de la notion de déchiffrement aux écritures morts (Bibliothèque générale de l’École pratique des Hautes Études, VIe Sect.). Paris 1965, S. 34. Sowie Paul Edwin Cornelius: Languages in Seventeenth- and Early Eighteenth-Century Imaginary Voyages. Genf 1965, S. 29f.

7 Hugo (wie Anm. 6) S. 59–62. Riccis die europäischen Gelehrten faszinierender Bericht »De Christiana expeditione apud Sinas« wurde 1615 von dem französischen Mitbruder Nicolas Trigault in Augsburg veröffentlicht. Dazu Verf.: Lingua Universalis (wie Anm. 4), S. 89–98.

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Gerhard F. Strasser

Alle Menschen dieser Erde könnten sich trotz unterschiedlicher Idi-ome gemeinsam verständigen – zwar nicht durch eine gesprochene Sprache, aber durch eine gemeinsame Schrift: »non quidam locutio-ne, sed scriptione«8. Wie Vivian Salmon betonte, ist diese Schlussfol-gerung Hugos deswegen so wichtig, weil hier durch eine lateinische Publikation der Gelehrtenwelt seiner Zeit grundlegende Gedan-ken für die Linguistik der nächsten 200 Jahre vorgestellt wurden.9 Obwohl Hugos Vorstellungen eher in die Richtung philosophisch aufgebauter Sprachen wiesen, wie noch zu sehen ist, fühlten sich seine Mitbrüder aus dem Jesuitenorden durch solche Ideen in ihren mathematisch-kombinatorischen Entwicklungen ermutigt.

Das früheste Beispiel einer in Rom auf dieser Grundlage aufgebau-ten, einzig zu universeller schriftlicher Verständigung konzipierten Universal-»Sprache« kennen wir nur durch Vermittlung eines anderen Jesuiten, Kaspar Schott (1606–1666): Pedro Bermudo (1610–1684) ver-öffentlichte 1653 auf einem nicht mehr erhaltenen Einblattdruck den programmatisch klingenden Entwurf eines »Arithmeticus Nomencla-tor, Mundi omnes nationes ad linguarum & sermonis unitatem invi-tans, Auctore linguae (quod mirêre) Hispano quodam, verè, ut dicitur, muto«10 – dies der von Kaspar Schott 1655 und 1659 erwähnte und 1664 ausführlich besprochene Titel von Bermudos Projekt.11 Der Entwurf des

8 Hugo (wie Anm. 6) S. 60.9 Der Gedanke war schon ausgesprochen worden in: Francis Bacon: Aduancement

of Learning. London: Purfoot and Creede 1605. Wegen der zunächst auf Englisch erfolgten Publikation war eine weitere Verbreitung dieser Ideen nicht anzunehmen. Erst 1623 gab Bacon eine lateinische Übersetzung heraus. Dazu James Knowlson: Universal Language Schemes in England and France 1600–1800 (University of Toronto Romance Series, Bd. 29). Toronto u. Buffalo 1975, S. 16 f.

10 Burkhart Kroeber hat den Titel wie folgt ins Deutsche übertragen: »Arithmetischer Nomenclator, der alle Nationen der Welt zur Einheit der Sprachen und des Redens einlädt. Von einem spanischen Autor, der (was Wunder nimmt) wirklich – wie es heißt – stumm ist.« Zitiert nach Umberto Eco: Die Suche nach der vollkommenen Sprache. München 2002, S. 379.

11 Kaspar Schott: Technica curiosa, sive mirabilia artis, Libris XII comprehensa. Nürnberg: Endter 1664. Diskussion im 7. Teil: Mirabilia graphica, sive nova, aut rariora scribendi artificia, S. 478–505. Bermudo, dessen Name Schott vergessen haben will, wurde erstmals 1946 identifiziert von Ramón Ceñal, S. J.: Un anónimo español citado por Leibniz. In: Pensamiento 2 (1946) S. 201–203. Dazu Verf.: Lingua Universalis (wie Anm. 4) S. 134–139 sowie ders.: Lingua Adamica (wie Anm. 4) S. 558–561. Eco verweist in Anspielung an das Wortspiel im Titel

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Ulrich LinsDie ersten hundert Jahre des Esperanto

Im Vorwort zum ersten Lehrbuch der »Internacia Lingvo« bittet der Autor, »Dr. Esperanto«, seine Leser, nicht dem Vorurteil zu erlie-gen, er werbe für eine »unausführbare Utopie«, wenn er die von ihm geschaffene Sprache als internationales, neutrales Mittel der Kommunikation vorschlage. Er habe mit diesem Ziel, führt der rus-sisch-polnische Augenarzt aus jüdischer Familie Lazarus Zamenhof 1 (1859–1917) weiter aus, eine Sprache konstruiert, die sozusagen spie-lend erlernbar und »sofort zum Verkehr mit anderen Nationalitäten« benutzbar sei, unabhängig davon, wie stark sie »von der Welt aner-kannt wird, ob sie viele, wenige oder gar keine Anhänger hat«2.

Zamenhof fügte dem 1887 in Warschau erschienenen Lehrbuch Cou-pons bei, mit denen sich die Unterzeichner dazu verpflichten sollten, die Sprache zu erlernen, sobald »zehn Millionen Menschen öffentlich dasselbe Versprechen gegeben haben«. Aber man begann Esperanto zu lernen, ohne auf das Beispiel anderer zu warten. Bahnbrechend wirkte hierbei Zamenhofs Erklärung: »Die internationale Sprache soll, gleich jeder nationalen, ein allgemeines Eigenthum sein, wesshalb der Ver-fasser für immer auf seine persönlichen Rechte darüber verzichtet.«3 Die Sprache sollte durch kollektiven Gebrauch am Leben gehalten und weiterentwickelt werden. Er selbst kümmerte sich um die »soziale Ver-netzung« der ersten Esperantisten, indem er ihre Anschriften in einem laufend ergänzten »Adresaro« veröffentlichte.4

Nicht wenige der frühen Anhänger des Esperanto fanden, dass sich die Sprache zu langsam verbreite. Sie machten dafür strukturel-le Mängel verantwortlich und plädierten für Änderungen. 1893/94

1 In den amtlichen Dokumenten des Zarenreichs: Lazar’ Markovi Zamenhof. Der polnische Vorname Ludwik kam erst später in Gebrauch.

2 Dr. Esperanto (= L. Zamenhof): Internationale Sprache. Vorrede und vollstän-diges Lehrbuch. Warschau 1887, S. 8. (Nachdruck Saarbrücken 1968)

3 Ebd. S. 2.4 Von 1889 bis 1909 erschienen 29 Verzeichnisse mit insgesamt 21.915 Adressen.

Nachdruck: Itô Kanji (Hrsg.): Ludovikaj adresaroj. 2 Bd. (Ludovikologia Doku-mentaro 9–10). Kioto 1992, 2004.

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Ulrich Lins

kam es deswegen zu zwei Abstimmungen unter den Abonnenten der Zeitschrift »Esperantisto«5. Dabei sprach sich eine Mehrheit gegen Reformen aus. Zamenhof reagierte erleichtert. Aber das The-ma blieb vorerst aktuell.

Angesteckt vom Fortschrittsoptimismus, der sich besonders auf der Pariser Weltausstellung von 1900 manifestierte, hielten Louis Couturat und Léopold Leau, die Verfasser einer umfangreichen Geschichte der Weltsprachenprojekte6, die Zeit für gekommen, die am besten geeignete Hilfssprache auszuwählen. Im Namen einer schon seit Anfang 1901 bestehenden »Internationalen Delegation für die Annahme einer internationalen Hilfssprache« riefen sie 1907 einen Ausschuss ins Leben, in dem große Namen vertreten waren, darunter die Linguisten Jan Baudouin de Courtenay, Otto Jespersen, Hugo Schuchardt und der Chemiker Wilhelm Ostwald.7 An den Sitzun- gen nahm als Abgesandter Zamenhofs Louis de Beaufront, die trei-bende Kraft in der französischen Esperantobewegung, teil. Ende Oktober 1907 gab der Ausschuss das Ergebnis seiner Beratungen bekannt. Er sprach sich zwar grundsätzlich für Esperanto aus, erklär-te aber gleichzeitig, dass bestimmte Reformen notwendig seien. Wie diese auszusehen hätten, konnte man einem von Couturat präsen-tierten Projekt, »Ido« (Abkömmling) genannt, entnehmen. In seiner Reaktion beschwor Zamenhof die Loyalität des »esperantistischen Volkes«8 und verteidigte Esperanto gegen die arroganten Eingriffe von Außenstehenden. Im Januar 1908 brach er die Beziehungen zur Delegation ab.

Einige bekannte Esperantisten traten zum Ido über, die Mehrheit aber wollte das Erreichte nicht aufs Spiel setzen und lehnte jede wei-tere Diskussion ab. Nachdem de Beaufront überraschend enthüllt hatte, dass er der Autor des »Reform-Esperanto« sei, wurde ihm »Verrat« vorgeworfen. Der sowjetische Linguist Lew Schirkow inter-

5 La Esperantisto (ab April 1892: Esperantisto). Nürnberg. September 1889 – August 1895. (Nachdruck Hildesheim u. a. 1988)

6 Louis Couturat, Léopold Leau: Histoire de la langue universelle. Paris 1903. Folgeband: Dies.: Les nouvelles langues universelles. Paris 1907. (Nachdruck in einem Band: Hildesheim u. New York 1979 und 2001)

7 Zur Rolle Ostwalds vgl. zuletzt Markus Krajewski: Restlosigkeit. Weltprojekte um 1900. Frankfurt a. M. 2006, S. 75–82, 87–97.

8 Brief an Gaston Moch, 28.10.1907. In: Itô Kanji (Hrsg.): Plena verkaro de L. L. Zamenhof. Originalaro 3. Kioto 1991, S. 1960.

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Die ersten hundert Jahredes Esperanto

pretierte diese Auseinandersetzung später als einen Interessenkon-flikt zwischen Philosophen und Briefmarkensammlern. Mit letzteren waren die Esperantisten gemeint, die längst begonnen hatten, ihre Sprache für praktische Zwecke zu benutzen, und sie so, wie sie war, schätzten.9 Zamenhof selbst sah sich durch die Entwicklung in sei-ner Meinung bestätigt, dass Esperanto umso schneller Erfolg haben werde, je weniger die Esperantisten von Reformen redeten.

Tatsächlich ließ sich im Hinblick auf die Verbreitung des Esperan-to, das anfangs vor allem in Russland Anhänger gefunden hatte, am Ende des ersten Jahrzehnts des neuen Jahrhunderts eine durchaus ermutigende Zwischenbilanz ziehen. Esperanto war inzwischen kein hauptsächlich auf Russland beschränktes Phänomen mehr. Anfang 1898 hatte Louis de Beaufront eine »Gesellschaft für die Propagie-rung des Esperanto« gegründet, die – besonders seitdem der Verlag Hachette 1901 Lehrmittel und Literatur10 auf Esperanto herauszuge-ben begann – auch eine internationale Ausstrahlung hatte. Von 1902 an bildeten sich in schneller Folge Verbände in Italien, der Schweiz, Spanien, Großbritannien, Deutschland, Japan und den USA. Diese stärkere Resonanz vermehrte die Möglichkeiten zur grenzüber-schreitenden Nutzung des Esperanto. Gleichzeitig war eine größe-re Vielfalt der Motive zu bemerken: Esperanto zog nicht mehr vor-wiegend zu einer Protesthaltung neigende russische und jüdische Untertanen des Zaren an, sondern auch West- und Mitteleuropäer, denen Esperanto einen besonderen Zugang zur »Globalisierung« zu eröffnen schien, wie sie den Veranstaltern und Besuchern der Pari-ser Expo vorschwebte. Nach den Franzosen waren auch die Englän-der, Deutschen und Italiener, die Esperanto gelernt hatten, sehr auf Respektabilität bedacht und scheuten nicht zuletzt den Vorwurf, die Esperantisten seien generell Weltverbesserer. Dass namhafte Pazi-fisten wie Felix Moscheles, Alfred Hermann Fried und Albert kar-

9 Lev I. irkov: Kial venkis Esperanto? Studo. Leipzig 1931, S. 17, 24. (Nachdruck Osaka 1974)

10 Hachettes wichtigster Autor war Zamenhof selbst. Von ihm stammen Übersetzungen des Alten Testaments und herausragender Werke der Weltliteratur ins Esperanto. Von 1902 bis 1909 erschienen bei Hachette vier Neuauflagen von Zamenhofs »Hamlet«-Übersetzung (1. Aufl.: Hamleto, re ido de Danujo. Tragedio en kvin aktoj de V. ekspir. Nürnberg 1894; Nachdruck in: Itô Kanji [Hrsg.]: De Patronia al ekspir. Kioto 1984, S. 291–436).

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Heiner Eichner

als auch die Beob ach tung des realen Sprachgebrauchs der einzigen weltweit in nennenswertem Umfang praktizierten Plan sprache weitgehend ver baut ist. Zusammen mit dem er wähn ten negativ gefärbten Vorverständnis schirmt diese Barriere die Sprach gemein-schaft mitsamt ihrer wissen schaftlichen Literatur und ihrer umfang-reichen Belletristik wirksam ab. Sie macht die Interlinguistik – bild-lich gesprochen – zu einem »Ghetto der Sprachwissen schaft« und verhindert oder be hindert ihren Aufstieg zu einer gleich berechtigten Teil disziplin des Fachs: Interlinguisten forschen und disku tieren intensiv, bleiben aber dabei zumeist »unter sich«.

Bessere Chancen ergeben sich neuerdings durch die Möglichkeiten des Internets. Aber der dort stark vertretene Bereich der »Con langs« verfolgt mit seiner stark technischen und auch ludischen Kompo-nente zumin dest teilweise andere Ziel setzungen und Wirkungshori-zonte als die »klassische« Inter linguistik und Espe ranto logie.

4. Verquerer Naturalismus

Im 19. Jahrhundert haben die hochkomplizierten, hochgradig mor-phologisierten Sprachen des altindoeuropäischen und des semi-tischen Typus die Aufmerksamkeit der For scher in ihren Bann gezogen. Ihre allgegenwärtige, aber für die Kognition und Kom mu-nikation mittels Sprache nahezu wertlose Formvariation51 bot für die im Vordergrund stehende Sprachgeschichte ein ideales Substrat. Auf das Prinzip der absoluten Regelmäßigkeit waren die Forscher nur im sprachgeschichtlichen Sinn (diachronisch) vorbereitet, und nicht gleichermaßen im Sinn eines Maßstabs für die simultane Kor-respondenz der (synchronischen) Elemente eines Zeichensystems.52 So sind die streng regelmäßigen Systeme Volapük und Esperanto alsbald durch inkon sequente Systeme weiterentwickelt oder ersetzt

51 Terminus des Finnougristen Ernst Lewy (1908–1999). Gemeint ist, dass nach grammatischen Kategorien (wie Singular, Präsens, Erste Person, Aktiv) den gleichen paradigmatischen Stellenwert besitzende Formen trotzdem unter-schiedliche Mor phologie aufweisen wie lat. »sum« [ich bin], »amo« [ich liebe], »cupio« [ich begehre], »odi« [ich hasse]. Dafür mag gelten: variatio delectat.

52 Vgl. Anm. 17. Ein leitendes Prinzip der »Junggrammatiker« war das Postulat von der »Ausnahmslosigkeit der Lautgesetze«.

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Konstruierte Intersprachen

worden, worin man – heute unbegreifl ich – eine »Verbesserung« zu erzielen glaubte.

Als Beispiel führe ich das Verhältnis von Kardinalia (Grundzahlen) und Ordinalia (Ordnungszahlen) bei den natürlichen Zahlen an.

Bei Schleyers Volapük53 und Zamenhofs Esperanto54 sind die Ordina-lia durch eine durchsichtige Bilderegel streng regelmäßig abgeleitet, bei Godes Interlingua55 aber fast rein lexikalisch56 festgesetzt:

DeutschKardinalia

DeutschOrdinalia

VolapükKardinalia

VolapükOrdinalia

EsperantoKardinalia

EsperantoOrdinalia

InterlinguaKardinalia

InterlinguaOrdinalia

eins erste/r bal bal-id unu unu-a un primezwei zweite/r tel tel-id du du-a duo secundedrei dritte/r kil kil-id tri tri-a tres tertievier vierte/r fol fol-id kvar kvar-a quatro quartefünf fünfte/r lul lul-id kvin kvin-a cinque quinteneun neunte/r zül zül-id na na -a nove nonezehn zehnte/r bal-s bal-s-id dek dek-a dece decimezwanzig zwanzigste/r tel-s tel-s-id du-dek dudek-a vinti vintesime

Bei Schleyer haben die Ordi nalia ihr eigenes, von den Adjektiven »gud-ik« [gut] wohlunterschiedenes Suffix, erst die Ad verbia sind hier wieder gleichgebildet »bal-ik-ó« [erstens] wie »gud-ik-ó«, engl. [well]. Zamenhof hat ingeniös die auch sprachwissenschaftlich

53 Johann Martin Schleyer: Volapük. Die Weltsprache. Entwurf einer Universal-sprache für alle Gebildete der ganzen Erde. Sigmaringen 1880, S. 12 (§ 81 und § 83). (Nachdruck Hildesheim u. New York 1982)

54 Dr. Esperanto [Lejzer Zamenhof]: Internationale Sprache. Vorrede und vollständiges Lehrbuch. por Germanoj. Warschau 1887, S. 44. (Nachdruck Saarbrücken 1968)

55 Alexander Gode: Interlingua. A grammar of the international language. New York 1951. Die Bezeichnung »Interlingua-Gode« dient zur Unterscheidung von anderen Plansprachenprojekten mit dem Namen »Interlingue« oder ähnlich. Alexander Gode (1906–1970) war Mitarbeiter der IALA = International Auxiliary Language Asso ciation in New York und maßgeblich (und in letztverantwortlicher Weise) an der Entwicklung der Plansprache Interlingua beteiligt.

56 Ähnlich bei Otto Jespersen in seiner »verbesserten« Plansprache »Novial«. Vgl. ders.: Novial Lexike. Heidelberg 1930. Hier muss man sich die Numeralia im ganzen Buch zusam mensuchen.

136

Heiner Eichner

hochinteressante Lösung gefunden, das Ordinale als zum Kardinale hinzugebildetes einfaches Adjektiv zu klassifizieren: »unu« [ein] und »unua« [erster]. Das Adjektivsuffix wird bei der Adverb bildung durch das Adverbial suffix »-e« ersetzt, so dass man nicht sieht, ob »unue« [erstens] zuerst direkt vom Kardinale »unu« [eins] abgeleitet ist oder erst vom Ordinale »unua« [erster] (virtuell »unu-a-e«) oder sogar vom Zahlsubstantiv »unuo« [die Eins].57

Dieser Umstand ist von Louis Couturat (1868–1914)58 scharf kriti-siert worden.59 Im Ido ist wieder ein nur ableitendes, nichtsubstituti-ves Adjektiv suffix etabliert,60 ähnlich wie beim Volapük.

Interlingua-Gode61 importiert die durch die Regeln und Launen der Sprach geschichte im Latein entstandenen und von dort noch ver-stärkt an die romanischen Sprachen ver erbten massiven Unregel-mäßigkeiten in die neu konstruierte Sprache. Bei »eins« und »zwei« hat diese Suppletion, bei den anderen Derivation mit so individuel-len Diffe renzen, dass der Lernende einen erheblichen Aufwand an Gedächnis speicher platz und Einübungszeit investieren muss. Dass man derartiges, das einen so großen Rückschritt in der Sprachökono-mie bedeutet, gestützt auf bedeu tende finan zielle Ressourcen, über Jahre und Jahrzehnte hinweg, auch unter Be teili gung promi nenter Linguisten wie André Martinet (1908–1999)62, ausgearbeitet und der

57 »unuo« selbst ist direkt von »unu« abzuleiten und nicht als Substantiv von »unua« (virtuell »unu-a-o« aufzufassen. Das zeigt die Bedeutung »Eins« oder auch »Maßeinheit« (nicht »Erstheit«). Auch gibt es zu »unua« [erster] die determinierte Form »la unua« [der erste], die auch in »Quasi-Substantivierung« als »das Erste« verwendet werden kann. Im Ido wäre dies alles anders geregelt.

58 Zu Couturat vgl. Anm. 21–29. 59 Verletzt wird das vom Logiker Couturat geforderte Prinzip der eineindeutigen

Zuordnung von Derivandum und Derivatum.60 Ido hat »du« [zwei] mit »du-esma« [zweiter], »du-o« [Paar]. Vgl. hierzu: Louis

de Beaufront: Kompleta Gramatiko detaloza di la linguo internaciona Ido. Luxemburg 1925, S. 80–82.

61 Vgl. Anm. 55.62 André Martinet fungierte während seines Aufenthalts in New York anfänglich

(von 1946 bis 1948) als Direktor der IALA (s. Anm. 55). Vgl. das Interview: André Martinet: Sur quelques questions d’interlinguistique. In: Zeitschrift für Phonetik, Sprachwissenschaft und Kommunikationsforschung 44 (1991), S. 675–687. Martinet ist Verfasser des in der Sprachwissenschaft berühmten Werks: Économie des changements phonétiques. Bern 1955.

137

Konstruierte Intersprachen

Öffent lichkeit als etwas Besseres63 präsentiert hat, erscheint skan-dalös und beruht allein auf dem Streben nach direkter Anknüpfung an historisch entwickelte Spra chen. Der einzige erzielte Vorzug ist die Möglichkeit der unmittelbaren Lesever ständ lichkeit seitens Hörern und Lesern des romanischen Sprachkreises oder mit Schul-erziehung in Latein.

Dass der erzielte »Naturalismus« keineswegs ein unabdingbarer Zug historisch gewach sener Sprachen ist, zeigt (zum Beispiel) der Vergleich mit dem modernen Türkischen, wo die Ordinalia ebenso regelmäßig von den Kardinalia abgeleitet werden wie im Vola pük und im Esperanto, nur dass die sog. Vokal harmonie64 den Vokalismus in eini germaßen voraussagbarer Weise variiert, und die Auslautver-härtung65 den Konso nan tismus:

eins zwei drei vier fünf sechs sieben achtKardinale bir iki üç dört pe altı yedi sekizOrdinale birinci ikinci üçüncü dördüncü pe inci altıncı yedinci sekizinci

Gode schafft eine konstruierte Sprache, die in dieser Hinsicht der »natürlichen« Sprache Türkisch um ein Vielfaches unterlegen ist. Man fragt sich, ob der ange messene Platz für solche völlig ungeeig-neten Produkte nicht eher der Papierkorb wäre als eine neue Plan-

63 Vgl. Jespersen, Novial Lexike (wie Anm. 56). Dort steht auf dem Titelblatt »C. C. Uhlenbeck, Vorsitzender des ersten internationalen sprachwissenschaftlichen Kongresses: ›[…] Novial ist den anderen internationalen Sprachen in jeder Beziehung überlegen.‹« Jespersens Novial knüpft allerdings in der Bildung der Ordinalia an Wahls Occidental an, wo eine regelmäßige Bildung der Ordinalia erzielt wird (z. B. »un« [eins] mit »unesim« [erster], die er zumeist beibehält. Novial ist in anderer Hinsicht aber auch stark »naturalistisch«. Vgl. Wahl (wie Anm. 8).

64 Es handelt sich hier um die »große« Vokalharmonie mit vier Alternationsgliedern von Hintervokalen (a, o, u, ı) und Vordervokalen (e, i, ö, ü). Eine Form enthält entweder nur Hintervokale »altıncı« [sechster] oder nur Vordervokale »birinci«, »pe inci«, »dördüncü« usw. Das Suffix alterniert völlig regelrecht zwischen »-inci«, »-üncü«, »-ıncı« und »-uncu«, »on-uncu« [zehnter] von »on« [zehn]. In konstruierten Sprachen wären solche Alternationen fehl am Platz, ebenso wie die Auslautverhärtung, die in Anm. 65 angeführt ist.

65 In »dört« [vier] gegenüber »dördüncü« [vierter].

151

Herbert MayerDie Sammlung für Plansprachen der ÖNB: Geschichte und Gegenwart

Seit 1928 ist das »Internationale Esperanto-Museum« Teil der Öster-reichischen Nationalbibliothek (ÖNB). Das Museum fungierte von Anfang an auch als Bibliothek. 1992 bekam es den Namenszusatz »Sammlung für Plansprachen« und seit 2005 trägt es den offiziel-len Titel »Esperantomuseum und Sammlung für Plansprachen der Österreichischen Nationalbibliothek«.

1. Gründung 1927

Gegründet wurde das Esperantomuseum 1927 von Hugo Steiner (1878–1969) als Verein. Steiner war Eisenbahner und seit 1911 begeis-terter Esperantist. Laut seinen Aussagen geht die Idee der Gründung auf Felix Zamenhof (1868–1933) zurück, einen Bruder Ludwik Lazar Zamenhofs, des Autors der Plansprache Esperanto. Anlässlich des fünfzigsten Geburtstages dieser Sprache im Jahre 1927 hatte Felix Zamenhof beim Esperanto-Weltkongress in Danzig die Schaffung einer Bibliothek angeregt. »Estis la 31. de julio [sic] 1927, kiam en kun-veno de la reprezentantoj de la Landaj Asocioj dum la XIX-a Univ. Kong. de Esp. en Danzig, kiun mi eestis estante prezidanto de la A - stria Esperanto-Asocio, Felikso Zamenhof, la frato de nia neforgeseb-la […] Dro Ludoviko Lazaro Zamenhof, faris la proponon, krei okaze de la 50-jara jubileo de Esperanto ie en la mondo Internacian Esperanto-Bibliotekon. […] Reveninte el Danzig mi tuj ekagis.«1

1 Hugo Steiner: Katalogo pri la kolektoj de Internacia Esperanto-Muzeo en Wien. Bd. 1: Sistema Katalogo pri la Esperanto-presa oj la la Internacia Dekuma Klasifiko. Wien 1957, S. IX. Alle Übersetzungen von Esperanto ins Deutsche durch Verf. Übers.: »Es war der 31. Juli 1927, als bei einem Treffen der Vertreter der Landes-Vereine während des 19. Esperanto-Weltkongresses in Danzig, an dem ich als Präsident der Österreichischen Esperanto-Vereinigung teilnahm, Felix Zamenhof, der Bruder unseres unvergesslichen […] Dr. Ludwik Lazar Zamenhof, den Vorschlag machte, anlässlich des 50-jährigen Esperanto-Jubiläums irgendwo auf der Welt eine internationale Esperanto-Bibliothek

152

Herbert Mayer

Steiner griff die Idee auf und entwickelte ein erweitertes Samm-lungskonzept, das auch museale Funktionen beinhaltete. Wie er selbst im Rückblick formuliert, war es ihm ein Anliegen, mit der Sammlung die Esperanto-Bewegung zu fördern, sollte sie doch dazu dienen, die Verbreitung der Sprache zu dokumentieren: » ajnis al mi, ke la fondo de simpla biblioteko ne sufi us, kaj mi decidis starigi pli ampleksan Instituton [sic] kun pli vaste fiksitaj celoj, nome kolekti kaj konservi la tutan materialon, ligitan kun la historia movado de Espe-ranto kaj de la mondhelplingvaj sistemoj kaj mondlingvaj problemoj sur scienca bazo kaj dokumente pruvi la disvasti on de Esperanto en la tuta mondo.«2

Die zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts waren eine Blütezeit des Esperanto, das nicht nur in Mitteleuropa eine häufig gelernte Fremdsprache war. Selbst Gegner der Idee einer »Welthilfssprache« oder speziell des Esperanto nahmen die Sprache ernst. So etwa argu-mentieren Attacken aus dem nationalen Lager vor allem mit den Nachteilen für das »Deutschtum«, die eine solche Sprache mit sich brächte, weniger mit der theoretischen Behauptung, Plansprachen seien an und für sich sinnlos bzw. nicht funktionstüchtig.3

Für das Jahr 1922 sind allein 73 Kurse in Wien belegt, die vorwie-gend von der Polizei, den Arbeitern und den Katholiken veranstal-tet wurden.4 Auch gab es eine starke Arbeiter-Esperantobewegung: Der spätere Bürgermeister Wiens und österreichische Bundesprä-sident Franz Jonas (1899–1974) war ihr wichtigster Vertreter und

einzurichten. […] Aus Danzig zurückgekehrt, machte ich mich sofort ans Werk.«

2 Ebd. S. IX. Übers.: »Es schien mir, dass die Gründung einer einfachen Bibliothek nicht genügen würde, und so entschloss ich mich, ein umfangreicheres Insti-tut mit weiter gesteckten Zielen ins Leben zu rufen, nämlich das gesamte Ma-terial zu sammeln und zu bewahren, das in Verbindung mit der historischen Esperanto-Bewegung und mit den Systemen von Welthilfssprachen und dem Sprachenproblem steht, und so auf wissenschaftlicher Basis durch Dokumen-tation die Verbreitung des Esperanto auf der ganzen Welt zu beweisen.«

3 So etwa in folgender Broschüre: Albert Zimmermann, Ernst Müller-Holm: Esperanto, ein Hindernis für die Ausbreitung des deutschen Welthandels und der deutschen Sprache. Hamburg 1923.

4 Vgl. Plakat »Wegweiser für Unterricht und Fortbildung in Esperanto«. Sign. 5–207.Esp (Sammlung für Plansprachen).

153

Sammlung für Plansprachen. ÖNB.

fungierte lange Zeit als Redakteur der Esperanto-Zeitschrift »La Socialisto«5.

Aber auch im rechten politischen Spektrum Österreichs fand Espe-ranto Zuspruch und Förderung. Vor allem Johann Schober (1874– 1932), der die Funktionen eines Ministers, Polizeipräsidenten und Kanzlers innehatte, bot Kurse für Polizisten an und trat für Esperan-to als Arbeitssprache beim Welt-Polizei-Bund (International Police League) ein, wie der »Oficiala Almanako de la […] Tutmonda Polico […]« aus dem Jahr 1925 belegt, dem er eine eigenhändig geschriebene Widmung auf Esperanto voranstellte: »Se iuj niaj membroj plenumas siajn taskojn, tiam nia ligo certe venkos. Saluto [sic] al la tutmonda kolegaro. Schober, enerala Prezidanto de la Tutmonda Polica Ligo«.6

Schober war Ende der zwanziger Jahre aktiv für Esperanto tätig, so führte er 1927 den Vorsitz im Ausschuss für den 7. Österreichischen Esperanto-Kongress in Wien. Er nahm also aktiv am Esperantoleben teil und wirkte mit seiner nicht geringen politischen Autorität als dessen Förderer. Steiner als einer der aktivsten Esperantisten aus dem bürgerlichen Lager gelangte dadurch automatisch ins Blickfeld von Schober. Dass dieser tatsächlich die treibende und unterstüt-zende Kraft hinter der Gründung des Esperantomuseums und seiner Angliederung an die Nationalbibliothek im Jahre 1928 war, belegt eine Aussage Hugo Steiners: »1927 begann ich mit Vorarbeiten zur Gründung des Internationalen Esperanto-Museums in Wien, dem einzigen in der Welt. Ich fand hiebei grösste Förderung durch den damaligen Polizeipräsidenten Schober und dann besonders, als er Bundeskanzler war.«7

5 La Socialisto. Organo de A stria Socialista Ligo Esperantista, lokaj ligaj informoj de A stria Socialista Ligo Esperantista. Wien 1926–1933.

6 Übers.: »Wenn jedes unserer Mitglieder seine Aufgaben erfüllt, dann wird unsere Liga sicher siegen. Ein Gruß an die Kollegenschaft auf der ganzen Welt. Schober, Generalpräsident des Welt-Polizei-Bundes.« Zitat: Handschriftliche Widmung auf dem Vorsatzblatt in: August Heinrich von Marich (Hrsg.): Oficiala Almanako de la Tutmonda Ligo de la Ordo, Tutmonda Polica Ligo, Tutmonda Trafika Ligo kaj Universala urnalista Konfedero (Biblioteko de la Policisto Nr. 2). Wien 1925. Sign. 700.213–B.Esp (Sammlung für Plansprachen).

7 Hugo Steiner: Mein Leben und Wirken. Typoskript. 1938, S. 7. Sign. 1,954.798–C (Sammlung für Plansprachen).

154

Herbert Mayer

Die Verbreitung des Esperanto und seine Präsenz in der Öffentlich-keit sprachen aus der Perspektive Schobers für die Unterstützung Steiners bei der Einrichtung des Museums an der Österreichischen Nationalbibliothek. Ein weiteres Motiv Schobers mag auch gewesen sein, durch die Verankerung der Esperanto-Sammlung an einer tradi-tionellen österreichischen Institution einen bürgerlichen Gegenpol zur damals starken Esperanto-Arbeiterbewegung zu schaffen.

Steiner wandte sich mit Aufrufen in Zeitschriften an die internat-ionale Esperantisten-Gemeinde und machte Werbung für seine Idee. Er baute auf Zusendung von Geschenken, die auch bald eintrafen, vor allem in Form von Druckschriften. Man darf vermuten, dass der Bestandsaufbau relativ rasch vonstatten ging. Damit ergab sich das Problem der Unterbringung des Materials. Zu Anfang musste Steiner

Esperanto-Museum, Wien 1931. Hugo Steiner, Gründer

des Esperanto-Museums (2. v. l.), Johann Schober

(3. v. l.), Josef Bick, Direktor der Nationalbibliothek

(4. v. l.), Hugo Maier, ehrenamtlicher Mitarbeiter

im Esperantomuseum (5. v. l.). Sammlung für

Plansprachen. ÖNB.

199

Exponate der Ausstellung: eine exemplarische Auswahl

200

Exponate der Ausstellung

Abb. 1: Kaspar Schott: Technica curiosa,

sive Mirabilia artis. Herbipolis [Würzburg]:

Hertz 1664. S. 517. 16 x 21,3 cm.

Bayerische Staatsbibliothek, München.

Res/4 Phys.g. 153.

Schott steht in der Tradition derjenigen Gelehrten

des 17. Jahrhunderts, die auf der Basis des Lateins

Schriftcodes entwickelten, um internationalen Schriftverkehr ohne

die Kenntnis weiterer Fremdsprachen zu

ermöglichen. Schott schlägt vor, Wörter und

grammatische Kategorien mit Zahlen zu codieren. Diese sollten ihrerseits

graphisch mittels Tabellen, Punkten und Strichen

dargestellt werden.

201

eine exemplarische Auswahl

Abb. 2: Kaspar Schott: Technica curiosa, sive Mirabilia artis. Herbipolis [Würzburg]: Hertz 1664. S. 519. 16 x 21,3 cm.Bayerische Staatsbibliothek, München. Res/4 Phys.g. 153.

Auf S. 519 führt Schott am Beispiel von »Equus comedit gramen.« [Das Pferd frisst Heu.] die graphische Codierung eines lateinischen Satzes vor.

202

Exponate der Ausstellung

Abb. 3: John Wilkins: An Essay towards a

Real Character, and a Philosophical Language. London: Gellibrand 1668,

Titelblatt. 21 x 32 cm. Bayerische Staatsbibliothek,

München. Res/2 Graph. 47.

Wilkins entwirft in diesem Werk eine philosophisch begründete Sprache, die den weltweiten Handel

fördern, den internationalen Wissensaustausch

erleichtern und sogar zur Klärung religiöser Fragen

beitragen sollte.

203

eine exemplarische Auswahl

Abb. 4: Porträt von Johann Martin Schleyer (1831–1912). Öl auf Leinwand. 73 x 92 cm. Nach einer Photographie gemalt von Sr. Maria Magdalena Israel O.P. (1919–2006) 1984.Katholische Pfarrgemeinde St. Peter und Paul, Konstanz.

Abb. 5: Urkunde der Priesterweihe Johann Martin Schleyers (1831–1912) am 5. August 1856 durch Erzbischof Hermann von Vicari (1773–1868) in St. Peter bei Freiburg. 35 x 22 cm. Heimatmuseum Lauda , Lauda-Königshofen.

204

Exponate der Ausstellung

205

eine exemplarische Auswahl

Abb. 6: Johann Martin Schleyer: Tagebuch. Bd. 14. 1878/80, S. 32 f. 35,2 x 21,7 cm. Plansprachensammlung Haupenthal.

Die Tagebucheintragung zu Volapük am 31. März 1879 auf S. 33 lautet: »ich bega heute meine Weltsprache u. Gra atik (einfach, vernünftig, praktisch) in Grundzügen! D. gr. [Deo gratias]«.