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Wildtiere leben frei und artgerecht. Ihr Fleisch zu essen, ist regional und nachhaltig WILDBRET Fair, frei und gesund Sie wollen Fleisch von glück- lichen Tieren? Es soll bio sein, regional erzeugt und auch noch klimaneutral ? Kein Problem - essen Sie Wildbret! WIR WAREN MAL JÄGER und Sammler. Wollte man früher Fleisch auf dem Teller, musste man jagen gehen. Das war mühsam und gefährlich, aber das Tier hatte ein Le- ben in Freiheit. Man muss nicht zurück in die Steinzeit, um ohne schlechtes Gewissen Fleisch zu essen. In unseren Wäldern lau- fen noch immer freilebende Tiere herum. Jäger haben nicht den besten Ruf. Weil der Mensch jedoch hierzulande Wolf, Bär und Luchs nahezu ausgerottet hat, halten sie die Vermehrung von Hirsch, Reh, Wild- schwein und Co. in Schach. Ohne Jäger würden die Tiere zu viele Fraßschäden an Bäumen verursachen. Geschossen wird nur so viel, wie dem Wald gut tut und auch nur in der Jagdsaison. "Für jedes Revier wird. ein Abschussplan festgelegt, den der Jäger erfüllen muss", sagt Sven Wurster, Revier- förster in Hamburg-Niendorf. "Anders als bei der konventionellen und biologischen Fleischproduktion wird Wildbret also nicht aus ökonomischen Gründen erzeugt", sagt Wurster - mehr bio, mehr regional, mehr klimafreundlich geht nicht. Unter Wild versteht man alle frei le- benden Huf- und Säugetiere sowie Vögel, Hasen und Wildkaninchen. Verzehrt wer- den hierzulande vor allem Dam- und Rot- hirsch, Reh, Wildschwein, Fasan und Ente. Wildbret ist nicht nur ethisch und öko- logisch im Vorteil, "es ist das am fairsten erzeugte und nachhaltigste Fleisch, das man essen kann", sagt Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung. Es ist zu- dem mager, kalorienarm und eiweißreich und selbstverständlich frei von Antibiotika oder Hormonen. Aber der Verbraucher muss aktiv wer- den, Wildfleisch gibt es in der Regel nicht im Supermarkt. "Wildbret bekommt man direkt beim Jäger oder beim Forstamt", sagt Torsten Reinwald vom Deutschen Jagdschutzverbund, meist auch schon kü- chenfertig portioniert. Auch auf manchen Wochenmärkten oder in einigen Metzge- reien kann man Wild kaufen, "dabei sollte man auf das Siegel ,Wild aus der Region' achten", sagt Reinwald. Je nach Bundesland und Waldbesitzer ist die Vermarktung un- terschiedlich organisiert, auch die Preise schwanken. Ein Kilo Wildschwein kostet etwa zehn Euro, Rehrücken um die 20. Damit liegt Wild preislich in etwa gleich- auf mit Biofleisch. -- --- - ---- Manchmal gibt es Wild zur Weihnachts- zeit auch in Super- und Großmärkten wie Metro oder Real. Vorsicht, denn "dann stammt es mit Sicherheit aus Gatterhal- tung und ist meist auch noch importiert", warnt Kinser. Auch hierzulande werden Dam- und Rothirsche sowie Wildschweine zunehmend in Gehegen gehalten. Zwar ist die Gehegegröße gesetzlich geregelt, ob sie ausreicht, ist jedoch umstritten. Die Jäger tragen die Verantwortung da- für, dass das Fleisch in Ordnung ist. Beim '? Ausnehmen erkennen sie an Organschäden kranke Tiere, deren Fleisch nicht in Umlauf gebracht werden darf, ebensowenig das von angefahrenem Wild. Innerhalb von 24 Stunden müssen die Jäger das Fleisch in Wildkammern oder Wildverarbeitungsbe- triebe bringen, wo es zerlegt und gekühlt wird. Bei Auffälligkeiten kontrolliert ein Veterinär die erlegten Tiere, Wildschweine prüft er außerdem auf Wurmbefall. Im Jahr 2009 wurden 143.000 Tonnen heimisches Wildbret verzehrt, der Wert ist seit Jahren relativ konstant. Zum Ver- gleich: Der Verbrauch von Schwein liegt um den Faktor 40 höher. Grund für den noch zaghaften Wildkonsum: Die Zube- reitung gilt als kompliziert. "Zu Unrecht", sagt Kinser. Wichtig sei nur, dass man es schnell verbrauche und nur durchgebraten oder gar gekocht esse. Im Kühlschrank hält sich Wild drei Tage lang, tiefgefroren kann man Reh und Hirsch etwa ein Jahr, Kaninchen acht, Wildschwein und Feder- wild sechs Monate aufbewahren. Ein weiterer Grund für die Zurückhal- tung der Verbraucher: Tschernobyl. Noch immer, so heißt es, sei deutsches Wild radio- aktiv belastet. Das trifft jedoch nur noch auf wenige Gebiete zu, den Bayerischen und den Thüringer Wald sowie Teile Baden- Württembergs. In erster Linie sind Wild- schweine betroffen, weil sie sich von Pil- zen ernähren, die radioaktives Cäsium-ryz konzentrieren. Torsten Reinwald jedoch beruhigt: "In den Risikogebieten wird alles Wildschweinfleisch mit einem Geigerzäh- ler auf die zulässigen Grenzwerte kontrol- liert. Belastetes Fleisch kommt gar nicht erst in den Handel." JENS LUBBADEH Wo kann ich Wild bekommen? www.wild-aus-der-region.de www.wildboerse.de www.wild-auf-wild.de/wildbret_anbieter Buchtipp: Annabelle Fagner und Tilmann Schempp: Klassische Wildküche, Thorbecke Verlag, 2009, 112 Seiten, 24,90 Euro 17

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Wildtiere leben frei und artgerecht. Ihr Fleisch zu essen, ist regional und nachhaltig

WILDBRET

Fair, freiund gesund

Sie wollen Fleisch von glück-lichen Tieren? Es soll bio sein,regional erzeugt und auchnoch klimaneutral ? KeinProblem - essen Sie Wildbret!

WIR WAREN MAL JÄGER und Sammler.Wollte man früher Fleisch auf dem Teller,musste man jagen gehen. Das war mühsamund gefährlich, aber das Tier hatte ein Le-ben in Freiheit. Man muss nicht zurück indie Steinzeit, um ohne schlechtes GewissenFleisch zu essen. In unseren Wäldern lau-fen noch immer freilebende Tiere herum.

Jäger haben nicht den besten Ruf. Weilder Mensch jedoch hierzulande Wolf, Bärund Luchs nahezu ausgerottet hat, haltensie die Vermehrung von Hirsch, Reh, Wild-schwein und Co. in Schach. Ohne Jägerwürden die Tiere zu viele Fraßschäden anBäumen verursachen. Geschossen wird nurso viel, wie dem Wald gut tut und auch nurin der Jagdsaison. "Für jedes Revier wird.ein Abschussplan festgelegt, den der Jäger

erfüllen muss", sagt Sven Wurster, Revier-förster in Hamburg-Niendorf. "Anders alsbei der konventionellen und biologischenFleischproduktion wird Wildbret alsonicht aus ökonomischen Gründen erzeugt",sagt Wurster - mehr bio, mehr regional,mehr klimafreundlich geht nicht.

Unter Wild versteht man alle frei le-benden Huf- und Säugetiere sowie Vögel,Hasen und Wildkaninchen. Verzehrt wer-den hierzulande vor allem Dam- und Rot-hirsch, Reh, Wildschwein, Fasan und Ente.Wildbret ist nicht nur ethisch und öko-logisch im Vorteil, "es ist das am fairstenerzeugte und nachhaltigste Fleisch, dasman essen kann", sagt Andreas Kinser vonder Deutschen Wildtier Stiftung. Es ist zu-dem mager, kalorienarm und eiweißreichund selbstverständlich frei von Antibiotikaoder Hormonen.

Aber der Verbraucher muss aktiv wer-den, Wildfleisch gibt es in der Regel nichtim Supermarkt. "Wildbret bekommt mandirekt beim Jäger oder beim Forstamt",sagt Torsten Reinwald vom DeutschenJagdschutzverbund, meist auch schon kü-chenfertig portioniert. Auch auf manchenWochenmärkten oder in einigen Metzge-reien kann man Wild kaufen, "dabei sollteman auf das Siegel ,Wild aus der Region'achten", sagt Reinwald. Je nach Bundeslandund Waldbesitzer ist die Vermarktung un-terschiedlich organisiert, auch die Preiseschwanken. Ein Kilo Wildschwein kostetetwa zehn Euro, Rehrücken um die 20.

Damit liegt Wild preislich in etwa gleich-auf mit Biofleisch.

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Manchmal gibt es Wild zur Weihnachts-zeit auch in Super- und Großmärkten wieMetro oder Real. Vorsicht, denn "dannstammt es mit Sicherheit aus Gatterhal-tung und ist meist auch noch importiert",warnt Kinser. Auch hierzulande werdenDam- und Rothirsche sowie Wildschweinezunehmend in Gehegen gehalten. Zwar istdie Gehegegröße gesetzlich geregelt, ob sieausreicht, ist jedoch umstritten.

Die Jäger tragen die Verantwortung da-für, dass das Fleisch in Ordnung ist. Beim '?Ausnehmen erkennen sie an Organschädenkranke Tiere, deren Fleisch nicht in Umlaufgebracht werden darf, ebensowenig dasvon angefahrenem Wild. Innerhalb von24 Stunden müssen die Jäger das Fleisch inWildkammern oder Wildverarbeitungsbe-triebe bringen, wo es zerlegt und gekühltwird. Bei Auffälligkeiten kontrolliert einVeterinär die erlegten Tiere, Wildschweineprüft er außerdem auf Wurmbefall.

Im Jahr 2009 wurden 143.000 Tonnenheimisches Wildbret verzehrt, der Wertist seit Jahren relativ konstant. Zum Ver-gleich: Der Verbrauch von Schwein liegtum den Faktor 40 höher. Grund für dennoch zaghaften Wildkonsum: Die Zube-reitung gilt als kompliziert. "Zu Unrecht",sagt Kinser. Wichtig sei nur, dass man esschnell verbrauche und nur durchgebratenoder gar gekocht esse. Im Kühlschrankhält sich Wild drei Tage lang, tiefgefrorenkann man Reh und Hirsch etwa ein Jahr,Kaninchen acht, Wildschwein und Feder-wild sechs Monate aufbewahren.

Ein weiterer Grund für die Zurückhal-tung der Verbraucher: Tschernobyl. Nochimmer, so heißt es, sei deutsches Wild radio-aktiv belastet. Das trifft jedoch nur nochauf wenige Gebiete zu, den Bayerischenund den Thüringer Wald sowie Teile Baden-Württembergs. In erster Linie sind Wild-schweine betroffen, weil sie sich von Pil-zen ernähren, die radioaktives Cäsium-ryzkonzentrieren. Torsten Reinwald jedochberuhigt: "In den Risikogebieten wird allesWildschweinfleisch mit einem Geigerzäh-ler auf die zulässigen Grenzwerte kontrol-liert. Belastetes Fleisch kommt gar nichterst in den Handel." JENS LUBBADEH

Wo kann ich Wild bekommen?www.wild-aus-der-region.dewww.wildboerse.dewww.wild-auf-wild.de/wildbret_anbieterBuchtipp:Annabelle Fagner und Tilmann Schempp:Klassische Wildküche, Thorbecke Verlag,2009, 112 Seiten, 24,90 Euro

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