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Statt eines Vorwortes ...

... möchte ich mich an dieser Stelle bei allenbedanken, die uns in den vergangenen 10Jahren in vielfältiger Weise geholfen undunterstützt haben.

Da wäre zu nennen das Ministerium für Arbeit,Soziales, Familie und Gesundheit (MASFG) in

Mainz, besonders Frau Kerstin Steinfurth und Herrn BernhardScholten. Dann dem Verein zur Unterstützung gemeindenaherPsychiatrie in Rheinland-Pfalz e.V. in Person von derKuratoriumsvorsitzende Frau Roswitha Beck und demGeschäftsführer Herrn Dr. Richard Auernheimer die uns logistisch,finanziell und ideell immer zur Seiten standen. Ebenfalls möchte ichallen Krankenkassen für ihre finanzielle Unterstützung danken undder Glücksspirale für die Umsetzung dieser Jubiläumszeitschrift.Weiterhin wären alle Kontaktpersonen (Psychiatriekoordinatoren,politischen Vertreter) in den Städten und Gemeinden, Referenten beiden Fachtagungen zu nennen.Vor allem aber allen Psychiatrie Erfahrenen, die sich ehrenamtlich inunserem Landesverband engagiert haben, um anderen BetroffenenHilfe und Unterstützung in ihrem Umfeld wie Selbsthilfegruppenzukommen zu lassen. Ohne diese Personen wäre es nicht möglichgewesen, dass unser Landesverband nun schon 10 Jahre lang gegendie Stigmatisierung psychisch erkrankter Menschen und für denWandel in der Psychiatrie arbeitet.Als ich am 3. September 2005 die Ehrenmedaille des LandesRheinland-Pfalz in Mainz von Herrn Ministerpräsident Kurt Becküberreicht bekam wurde dieses Engagement aller mitwirkendenMenschen gewürdigt.

Nochmals ein herzliches Dankeschön und viel Spaßbeim Lesen unserer Jubiläumszeitschrift

Franz-Josef WagnerVorsitzender des Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Rheinland-Pfalz e.V.

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Inhaltsverzeichnis

GrussworteMinisterin Frau Malu DreyerFrau Roswitha BeckFrau Monika ZindorfHerr Hans-Winfried Krolla

BeiträgeBernhard Scholten

Markus Henninger

Künstler Manfred Müller

Franz-Josef Wagner

Brigitte Theisen

Oswald Bender

Detlef Möllendorf

Franz-Josef Wagner

Franz-Josef Wagner

Arlette Mathoni-Welling

FachtagungenImpressum

Warum wurde ich Fördermitglied?

Schicksale kann ich nicht bunt malen

Meine ersten Eindrücke von den organisiertenPsychiatrie Erfahrenen

Selbsthilfe und Selbsthilfegruppen

Herzlichen Glückwunsch zum Leuchtfeuer

Psychiatrische Erkrankung und Therapie

Idee und Umsetzung unserer Homepage

Wo ist der LVPE Rheinland-Pfalz e.V. vertreten?

Die Projekte des LVPE Rheinland-Pfalz

Meine Bemühungen zur Gründung einer SHG

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Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Rheinland-Pfalz e.V. I

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Grußwort

Sehr geehrter Herr Wagner,liebe Mitglieder desLandesverbandes derPsychiatrie-Erfahrenen,

vor zehn Jahren haben sich Menschen mit Psychiatrie-erfahrung in Rheinland-Pfalz zusammengeschlossen, umpsychisch kranken Menschen als Ansprechpartnerinnen und-partner ehrenamtlich zu unterstützen. Sie haben den Mutbewiesen, diese Herausforderung als Experten in eigenerSache anzunehmen und sie haben ihr Projekt zum Erfolggeführt. Dafür möchte ich Ihnen ganz herzlich danken.

Der Landesverband der Psychiatrie-Erfahrenen ist zu einemzuverlässigen Partner der Landesregierung bei derWeiterentwicklung der psychiatrischen Versorgung inRheinland-Pfalz geworden. Zusammen mit Frau Huss undHerrn Stahl, die leider schon verstorben sind, Herrn Krolla,Herrn Berker und Herrn Wagner ist es uns bereits kurz nachInkrafttreten des Landesgesetzes zur Versorgung vonpsychisch kranken Personen 1995 gelungen, den Grundsteinfür eine gemeindenahe Psychiatrie in Rheinland-Pfalz zulegen. Ihre konstruktiv kritische Betrachtung hat wesentlichdazu beigetragen, die Situation der psychisch krankenMenschen in Rheinland-Pfalz zu verbessern. Maßnahmen,wie der Krisenpass und die Behandlungsvereinbarung, aberauch die Treffen der Selbsthilfegruppen und regionalePsychoseseminare gehen auf die Init iat ive desLandesverbandes zurück.

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Das Ministerium hat durch die Einbindung desLandesverbandes in den Landespsychiatriebeirat und weitereGremien Ihr Motto "Willst Du etwas wissen, so frage einenErfahrenen und keinen Gelehrten" berücksichtigt.Denn ich begrüße ausdrücklich den ständigen Austauschzwischen Ihnen und den Angehörigen als Vertretern derSelbsthilfe mit den Professionellen und der Politik undversichere Ihnen, dass ich auch in Zukunft stets ein offenesOhr für Ihre Belange haben werde.

Ich danke allen Mitgliedern Ihres Verbandes für Ihrunermüdliches Engagement zur Herstellung gleichwertigerLebensbedingungen für Menschen mit einer psychischenErkrankung und wünsche Ihnen für Ihre weitereVerbandsarbeit ein gutes Gelingen.

Malu DreyerMinisterin für Arbeit, Soziales,Familie und Gesundheitdes Landes Rheinland-Pfalz

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Grußwort

Sehr geehrte Mitgliederdes LandesverbandesPsychiatrie-ErfahrenerRheinland-Pfalz,

als Kuratoriumsvorsitzende des Vereins zur Unterstützungder gemeindenahen Psychiatrie in Rheinland-Pfalz gratuliereich dem Landesverband der Psychiatrie-ErfahrnenRheinland-Pfalz sehr herzlich zu seinem 10-jährigenBestehen.

Der Landesverband der Psychiatrie-Erfahrenen und derVerein zur Unterstützung gemeindenaher Psychiatrie blickenbeide auf 10 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit zum Wohlepsychisch kranker Menschen zurück. Dabei hat die finanzielleFörderung von Einzelprojekten wie fachbezogene Tagungen,Psychoseseminare und die Förderung regionalerSelbsthilfegruppen eine ebenso wichtige Bedeutung wie diepersönliche Hilfe für psychisch kranke Menschen und ihreAngehörigen. Neben der öffentlichen Unterstützung durch dieLandesregierung, die Kommunen, die Krankenkassen undwohltätige Institutionen hat die Hilfe durch ehrenamtlich tätigePersonen einen besonderen Stellenwert.

Ich möchte Ihnen, die Sie alle bereits psychiatrische Krisen zubewältigen hatten, ganz besonders für Ihr ehrenamtlichesEngagement danken.

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Im Rahmen der vielen Gespräche und Veranstaltungen mitIhnen konnte ich mir einen guten Eindruck über IhrEngagement zugunsten der Menschen mit psychischerErkrankung verschaffen. Sie haben wesentlich dazubeigetragen, dass psychisch kranke Menschen nicht weiteraus der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Gemeinsammit Ihnen konnte es gelingen, die Umsetzung dergemeindenahen Psychiatrie in Rheinland-Pfalz voran zubringen.

Ich hoffe sehr, dass die bisherige gute Zusammenarbeitzwischen dem Verein und dem Landesverband weiter gedeihtund versichere Ihnen auch weiterhin die Unterstützung desVereins sowie meine persönliche Verbundenheit.

Roswitha BeckKuratoriumsvorsitzende des Vereins zurUnterstützung der gemeindenahen Psychiatriein Rheinland-Pfalz e.V.

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Sehr geehrter Herr Wagner,

zunächst gratuliere ich Ihnenund Ihrem Landesverbandder Psychiatrieerfahrenenin Rheinland-Pfalz zu Ihrem10-jährigen Jubiläum.

Das Mitspracherecht auf allen (politischen) Ebenen war einezentrale Forderung sowohl der Psychiatrieerfahrenen alsauch der Angehörigen. Dieses Ziel forderte, dass wir Einflussauf die politische Willensbildung in Rheinland-Pfalz und aufdas neue Landesgesetz für psychisch kranke Personen(PsychKG) nehmen wollten. Ich glaube, wir können mit demErgebnis zufrieden sein!Das Landesgesetz trat am 17.November 1995 in Kraft und dieBemühungen der Psychiatrieerfahrenen und derAngehörigenführten auch im eigenen Umfeld dazu, dass sich dieStrukturen verfestigten und unsere beiden Landesverbändegegründet wurden.In den vergangenen 10 Jahren konnte sehr viel erreichtwerden. Das Versorgungssystem in Rheinland-Pfalz wurdeweiter entwickelt und reformiert. Mit Frau Roswitha Beck alsKuratoriumsvorsitzende des Vereins zur UnterstützungGemeindenaher Psychiatrie in Rheinland-Pfalz e. V. undGattin unseres Ministerpräsidenten haben sowohl diePsychiatrieerfahrenen als auch die Angehörigen eineFürsprecherin für Ihre Belange gewonnen. Dies ist inDeutschland einmalig!

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Sie, Herr Wagner, als Vorsitzender des Landesverbandes derPsychiatrieerfahrenen, und Ihre Mitglieder haben immer undzu jeder Zeit in den vergangenen 10 Jahren den Finger in dieWunde gelegt und zusammen mit den Angehörigen umVerbesserung gerungen.

Mit Ihren zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen haben Siesich mit der psychiatrischen Versorgung in Rheinland-Pfalzkritisch auseinander gesetzt. Es ist Ihnen und IhrenMitstreitern sowie den Angehörigen gelungen, dassprofessionelle Helfer mit uns Reden. Oft sogar auf gleicherEbene.

Auch ist es Ihnen und uns gelungen, dass wir in derÖffentlichkeit immer mehr wahr genommen werden. Nichtsgeht ohne uns!Ich freue mich, dass Sie und Ihr Landesverband 2006 IhrJubiläum feiern werden. Ich danke Ihnen und Ihrem Verbandfür die gute Zusammenarbeit und wünsche Ihnen weiterhinviel Erfolg und viel Kraft für Ihre ehrenamtlicheArbeit!

Monika ZindorfVorsitzende desLandesverbandes der Angehörigenpsychisch Kranker in Rheinland-Pfalz e. V.

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Grußwort

Zuerst möchte ich den Landesverbandzu seinem 10-jährigen Jubiläumbeglückwünschen, dem ich nach derG r ü n d u n g a l s e r s t e r " E r s t e rVorsitzender" angehören durfte undnachfolgend von der Gründung desLandesverbandes Rheinland-Pfalz e.V.berichten:

Schon im Herbst des Jahres 1995 kamen die MainzerPsychiatrie-Erfahrenen, durch die Anregung von HerrnScholten, Psychiatrie-Referent des Landes Rheinland-Pfalz,auf die Idee ein Netzwerk Psychiatrie-Erfahrene in Rheinland-Pfalz zu planen.

Vor allem war die damalige Gruppensprecherin der MainzerPE-Gruppe Bettina Rosch, welche leider 2004 unerwartetverstarb, an der Initiative und Organisation der Informations-veranstaltung am Mittwoch 29.11.1995 in den Räumen derPsychosozialen Kontakt und Beratungsstelle des Caritas-verbandes Mainz (genannt Dagobert-Club) beteiligt. Als Ver-treter des damals ältesten Landesverbandes der Psychiatrie-Erfahrenen Saar e.V. informierte damals Gernot Reppmann.Die Allgemeine Zeitung Mainz berichtete über dieseVersammlung am 5.12.1995. Viele Mainzer PE's warenanschließend an der weiteren Planung und dem langen undzeitaufwendigen Satzungsentwurf und dessen Gestaltungbeteiligt, dessen Dank ich für Ihre Initiative hiermitaussprechen möchte.

Ein Vortreffen für die Gründung eines Landesverbandes derPsychiatrie-Erfahrenen war dann am 30.3.1996 im Haus am

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Landwehrweg in Mainz. Eingeladen waren außer MainzerPE's vor Allem die uns bekannten PE's in Rheinland-Pfalzauch aus einer Liste des Bundesverbandes. So kamen imBesonderen die PE's aus den Ortsgruppen Trier, Landau undMainz zusammen, sowie als Vertreter des Bundesverbandese. V. Ingrid Samse und vom Landesverband Saar e. V. GernotReppmann. Ich selbst hatte die Ehre und Aufgabe nach Wahldie Veranstaltung in Vertretung für Bettina Rosch zu leiten. DieMehrheit plädierte damals dafür den LVPE Rheinland-Pfalzals eingetragenen Verein einzurichten und als Gründungs-vesammlungsort Mainz. Schon damals wurden Erika Hussund Erwin Stahl (beide auch leider verstorben) in denLandespsychiatriebeirat gewählt. Protokollführung hatteRudolf Wedekind.

Die eigentliche Gründungsversammlung fand dann amSamstag, den 18.05.1996 im Erfurter Zimmer des Rathausesin Mainz unter der Moderation von Herrn Weber(Gesundheitsdezernat der Stadtverwaltung Mainz) unter derBeteiligung von 30 Psychiatrieerfahrenen statt. DieDiskussion der Definition der Bezeichnung der Mitgliederdauerte sehr lang. Schließlich einigte man sich auf"Psychiatrie-Erfahrene". Nach langer Satzungsdiskussionvon ca. 4 Stunden fanden die Wahlen zum Vorstand statt woFranz-Josef Wagner als 2. Vorsitzender und ich selbst als1. Vorsitzender gewählt wurden. Weitere Mitglieder desersten Vorstandes waren Birgit Wildgrube, Eugen Berker undHans-Josef Elz aus Mainz, Gitte Theisen aus Trier sowie ErnstGläsgen aus Landau. Protokoll führte Inge Thiel.

Hans-Winfried KrollaGründungsvorsitzenderMainz

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AUSWEGLOSIGKEIT

Vater nach der Scheidung, Verlust der Kinder

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Warum wurde ich Fördermitglied?» von Bernhard Scholten «

Als Psychiatriereferent des Ministeriums für Arbeit, Soziales,Familie und Gesundheit befasse ich mich beruflich mit derWeiterentwicklung der psychiatrischen Versorgung inRheinland-Pfalz. So halte ich es für unabdingbar, nicht überpsychisch kranke Menschen, sondern mit ihnen zu sprechen.

Neben dieser professionellen Seite halte ich es für ganzwichtig, dass die Selbsthilfe, also Personen mit eigenenErfahrungen, sich für Menschen mit psychischer Erkrankungeinsetzen und an der strukturellen Entwicklung der Hilfenmitwirken. Daher habe ich mich entschieden, den Landes-verband der Psychiatrie-Erfahrenen finanziell durch meinenMitgliedsbeitrag aber auch ideell als Privatperson zuunterstützen.Ich schätze die Aktionen des Landesverbandes sehr undfreue mich auf jede neue Ausgabe des "Leuchtfeuers".Gleichzeitig beteilige ich mich gerne an den Themen derFachveranstaltung und lese, sofern ich nicht anwesend seinkann, die Tagungsberichte. Letztlich hoffe ich für denLandesverband nicht nur passiver Nutznießer seinerAngebote zu sein, sondern auch den Landesverband durchmeineAnregungen zu verstärken. So freue ich mich, ein Stückgemeinsamen Weg beruflich und privat mit demLandesverband der Psychiatrie-Erfahrenen gehen zukönnen.Ich wünsche dem Landesverband weiterhin gute Ideen,Förderer und Freunde, damit die vor zehn Jahren inRheinland-Pfalz begonnene Arbeit auch weiterhin denpsychisch kranken Menschen Hoffnung auf eingesellschaftlich integriertes Leben gibt.

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Meine ersten Eindrückevon den organisierten Psychiatrie Erfahrenen

diese Offenheit

Zu meiner Person :Ich bin 1961 geboren, geschieden und habe 3 Kinder. Durchmeine Krankheit "bipolare Störung" (manisch-depressiv)stehe ich seit 2003

.

Nach meinem Beitritt in eine Selbsthilfegruppe (ich berichteteim Leuchtfeuer bereits darüber), bekam ich durch den Leiterjener Gruppe auch Kontakt zu den organisierten

-

Mein erster Besuch war in 2004 die Fachtagung Pirmasens

Profis aus dem klinisch-medizinischen Bereich (hieltenVorträge überAngst und Panikstörungen),aber auch Betroffene selbst, berichteten in Vorträgenüber ihre persönliche Krankheitsentstehung undLeidenswege.

Diese Selbstdarstellungen haben mich am meisten berührt(

Aber gerade , so erscheint es mir heute warfür mich ein wichtiger Meilenstein im "Selbstheilungsprozess"und der Verarbeitung der Tatsache eine Behandlung in der"Psychiatrie" benötigt zu haben.Das rege Interesse, seien es nun Zuhörer (weit über 100), dieaus beruflichen Gründen oder Selbstbetroffene und auch

dem freien Arbeitmarkt nicht mehr zurVerfügung

PSYCHIATRIE ERFAHRENEN.

.Dort war ich überrascht über das Zusammenspiel mit:

Politik (die Gattin des Ministerpräsidenten eröffnete miteiner Begrüßungsrede die Veranstaltung),

damals wäre ich noch nicht in der Lage gewesen so offenüber mein innerstes Seelenleben zu berichten).

» von Markus Henninger «

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Meine ersten Eindrückevon den organisierten Psychiatrie Erfahrenen

deren Familienangehörige, die sich in der Diskussionsrundemit den "Fachleuten" engagiert bei dieser Veranstaltung zuWort meldeten, zeigten mir, hier wird " gesprochen.

Auf dem Nachhauseweg gingen mir viele Dinge durch denKopf:

1. Erstaunlich das diese Veranstaltung nicht von sogenannten Fachleuten geplant und organisiert wurde

"Klartext

2. dass Politik sich doch für die Belange gerade psychischkranker Bürger einsetzt, ja sogar einen Fördervereinunterstützt

3. dass gerade Schulmediziner Selbsthilfe unterstützenkönnen

4. dass Psychisch Kranke sehr wohl in der Lage seinkönnen etwas auf die Beine zu stellen, ja sogar fähigetwas zu bewegen sind

Aber die wichtigste Erkenntnis: DU BIST NICHT ALLEINE mitdeiner Krankheit, haben mich dann bewegt: "diesem Vereinwillst du beitreten!”

Nach meinem Beitritt in den Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Rheinland-Pfalz e.V. bekam ich sehr schnell vieleKontakte mit den Vorstandsmitgliedern. Ich war wiederumtotal überrascht über die vielen Projekte, die der Verein auf dieBeine gestellt hatte und schon für die Zukunft geplant hat.Der Gedanke allein, du kannst auch als psychisch Erkrankterund Geisteskranker (ein Begriff, mit dem mir meinUnfallversicherer das Versicherungsverhältnis auflöste)tatsächlich etwas bewegen, ja sogar Anderen vielleicht dort

» von Markus Henninger - Fortsetzung «

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Meine ersten Eindrückevon den organisierten Psychiatrie Erfahrenen

Die gemeinsamen Ziele

und hauptsächlich um das negative Bild einerpsychischen Erkrankung

Hilfestellung geben, war eine ganz neue Dimension undLichtblick in meinem derzeitigen Frührentnerdasein.

, nicht nur auf LandesebeneBetroffenen mit ZuwendungAuswege aus ihrer Situation nacheinem psychiatrischen Befund aufzuzeigen, damit:

Klinikaufenthalte nicht zur entwürdigenden Gewaltausarten sondern zur Heilung beitragen,Psychiatrie-Aufenthalte so kurz wie nötig und ambulanteTherapien ausreichend (gerade für Menschen mitschwerwiegenden Diagnosen auch bei Kindern undJugendlichen) zur Verfügung stehen,

überall dort wo es von Nöten istzurechtzurücken, haben in mir nun fest den Wunsch erweckt,in dieser Vereinigung soweit es meine Erkrankung zulässt,tatkräftig nicht nur zu unterstützen sondern dort mit vielEinsatz an den o.g. Zielen mit zu wirken.

» von Markus Henninger - Fortsetzung «

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Manfred Müller, der Künstler aus Rockenhausen, zeigt eine kleinePalette seines kreativen Schaffens.

Seine Werke wirken eindrucksvoll, regen zum Nachdenken an.

Schicksale kann ich nicht bunt malen

Es geht ihm bei seinen Bildern vordergründig um den Ausdruck, nichtum Genauigkeit.

"Ich will die Menschen zum Nachdenken bringen und einen Augenblickzum Innehalten bewegen."

Zu seiner Person:Das Manfred Müller, Jahrgang 1940, in Bad Kreuznach geboren,soziale Probleme in seine Bilder projiziert, kommt nicht von ungefähr.Er studierte Theologie und Pädagogik, arbeitete als Heilpädagoge undKrankenpfleger mit verhaltensgestörten Kindern, Jugendlichen undErwachsenen.Er kennt also die psychischen und physischen Problemfelder derMenschen. Auch noch im Ruhestand betreut er ehemalige jungeStrafgefangene und kümmert sich um so genannte Problemfamilien.

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DIE SCHIZOPHRENE

ständiges Hüpfen von einer Persönlichkeit in eine andere

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Seine Kunst:Es gibt nicht nur Exponate in schwarz-weiß mit Tusche, die bestimmteSituationen schildern, es gibt auch bunte figurale in Kreide gearbeiteteBilder, weil ihn das Spiel mit Farben reizt.Es gibt Blumen, Stillleben, Landschaften, ein romantischerSonnenuntergang. Zum anderen hat Müller auch moderneAbstraktionen, denn er liebt auch die Verfremdung und den Reiz derIllusion.

Auch will er den Betrachter .Kreide, Tusche, Aquarell und Acrylfarben helfen ihm Ideen undPhantasien in Bilder umzusetzen.

Künstler Manfred Müller:

"mitnehmen in die Welt der Phantasie"

"Kunst ist immer eine Projektion von Innen nach Außen und lässt Ideensowie Phantasien für den Betrachter sichtbar werden!"

Schicksale kann ich nicht bunt malen

SELBSTBILDNISS

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Selbsthilfe und Selbsthilfegruppen

Die Entwicklung der Selbsthilfegruppen in Rheinland-Pfalzbegann 1991/1992 als die Angehörigen die noch nichtorganisierten Psychiatrie-Erfahrenen in Mainz später IMaP(Initiative Mainzer Psychiatrie-Erfahrenen) wesentlichunterstützten.

Bei der Gründung des LVPE Rheinland-Pfalz e.V. waren esschon drei Selbsthilfegruppen (Mainz, Landau und Trier) die,die Gründung des LVPE Rheinland-Pfalz e.V. vorantrieben.Neben der Selbstorganisation hatten die Selbsthilfegruppenin den ersten Jahren Psychose-Seminare in Trier und Mainzsowie ein Bioethik-Seminar in Landau aufgebaut. DieseSeminare wurden 1997 mit jeweils 300,- DM vom Landesver-band unterstützt. Am 20. Juni 1998 berichteten 7 Selbsthilfe-gruppen über ihre Entwicklung der Gruppe, über ihre Arbeitund Veranstaltungen wie Psychose-Seminare in der Mit-gliederversammlung der LVPE Rheinland-Pfalz e.V. Im Jahre2000 waren uns immer noch 7 Ortsgruppen bekannt. 2005schnellte die Zahl uns bekannter geführter und nicht geführterSelbsthilfegruppen auf fast 50. Daraufhin gestalteten wirunsere Homepage optisch so, dass die regionale Lage derSelbsthilfegruppen im Land erkennbar wird. Auf Antragkönnen die Selbsthilfegruppen vom LVPE Rheinland-Pfalze.V. finanziell mit 100 Euro gefördert werden. Dazu standen imJahr 2004 1300,- € zur Verfügung, abgerufen von den Selbst-hilfegruppen für Projekte wurden jedoch über 1400,- €.

Beispiele für Projekte von Selbsthilfegruppen möchte ich dasKonzept der SHG Trier im Jahr 2004 beleuchten. Die SHGTrier hat das Ziel zu den zweimaligen Treffen im Monat zweiAktivitäten der sozialen Integration durchzuführen. Diese über

» von Franz-Josef Wagner «

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Selbsthilfe und Selbsthilfegruppen

20 soziale Integrationsaktivitäten gingen vom Brunchen überOrganisation und Besuch von Ausstellungen und Vorträgenbis hin zur körperlichen Bewegung Spaziergang. An diesenVeranstaltungen nahmen bis zu 30 Personen teil.

Der Ausgang der Aktivitäten liegen dem Gedanken vonEmpowerment und Recovery zu Grunde. Der BegriffEmpowerment wurde erstmals in der amerikanischen

Bürgerrechtsbewegung der schwarzen Minderheits-bevölkerung benutzt, die gegen die Diskriminierung undSegregation ethnischer Minderheiten mit kollektiven Aktionendes gewaltfreien Widerstands für soziale und politischeTeilhabe kämpfte. So kann Empowerment als politischesProgramm der sozialen Bewegung gesehen werden. Hiereinige Leitprinzipien von Empowerment :

Vertrauen in die Fähigkeiten des Einzelnen sein Leben ineigener Regie zu gestaltenVertrauen in die Fähigkeit des Einzeln Krisen zu meistern(Stigma-Management, Coping)Verzicht auf etikettierende, entmündigende unddenunzierende ExpertenurteileRespekt vor der Sicht des anderen und seinenEntscheidungenOrientierung an der Rechte-Persepktive, Bedürfnislageund Lebenszukunft der BetroffenenBeachtung der Lebenswelt und sozialen RessourcenRespekt vor der Selbstverantwortung des Einzelnen

Diese Leitprinzipien haben grundlegende Bedeutung für einam Empowerment-Konzept orientierte Selbsthilfearbeit.

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Selbsthilfe und Selbsthilfegruppen

Der englische Begriff Recovery" kann mit Genesung oderWiedererlangung von Gesundheit übersetzt werden. DiesesZiel wird in der klassischen Psychiatrie nie angestrebtsondern Symptomfreiheit, Krisenprophylaxe, beruflicheRehabilitation usw. Diese Chronifizierungshypothese sowieUnheilbarkeitsansatz sind im Recoveryansatz vollkommenunzureichend. Zufriedenheit, Wohlbefinden und eine positiveAuseinandersetzung mit der Krankheitserfahrung sind für dieklassische, bio-chemische Psychiatrie keine Therapieziele.Wir wenden uns gegen eine "vita minima", wir wollenZufriedenheit trotz unserer Diagnose von Professionellen. DieMitglieder der SHG Trier wollen mit den Projekten einzufriedenes, hoffnungsvolles und aktives Leben führen.Einzelne Mitglieder sind seit Jahren nicht mehr in derPsychiatrie gewesen andere haben massive Ängsteüberwunden und führen ein weitgehendes "normales" Lebenzwischen derAllgemeinbevölkerung.

Diese Idee des Recovery ist ein zentrales Konzept beireformorient ierten Professionel len sowie in derSelbsthilfebewegung in Neuseeland und den USA, warumsollen wir diesen positivenAnsatz nicht kopieren?

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ENTWÜRDIGUNG DES MENSCHEN

MANAGER OHNEGEWISSEN

Erfahrungen im Jugendgefängnis

ELTERN MITBEZIEHUNGSSTÖRUNG

verantwortungslosePersonalpolitik

für Kinder sieht die Zukunftdüster aus

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Fachtagungen

Seit 1997 veranstaltet der Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Rheinland-Pfalz e.V. jährlich eine ganztägigeFachtagung.Dabei haben wir uns das Ziel gesetzt, jeweils ein aktuellesThema, was auch in der Öffentlichkeit Beachtung findet, zubehandeln.

1997 Alternativen in der Akutpsychiatrie - Soteria1998 Krisenintervention im ländlichen Raum1999 Neue Wege zur Arbeit für psychisch Kranke

- Integrationsfirmen2000 Empfehlungen zur frauengerechten Psychiatrie2001 Beschwerdemöglichkeiten und andere Rechte für

Psychiatrie-Erfahrene2002 Strategien zum Umgang bei wiederkehrenden

Depressionen2003 Psychotherapie auch bei Psychosen2004 Wenn Angst und Panik das Leben beherrschen!2005 Wohnen und Betreuen - heute und morgen

Trier, Mainz, Neuwied, Andernach, Kaiserslautern, Koblenz,Pirmasens und in Hachenburg

Auch in Zukunft werden wir Fachtagungen durchführen umdamit auf Probleme und Unstimmigkeiten in der Psychiatrie zuzeigen und zur Diskussion anzuregen.

Ab der Tagung Krisenintervention im ländlichen Raumbesteht die Möglichkeit eine Dokumentation zu erhalten!

Folgende Fachtagungen haben wir veranstaltet:

Die Fachtagungen wurden in folgenden Städten durchgeführt:

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DER GLÄSERNE MENSCH

Zeitalter des elektronischen Durchblicks

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» von Brigitte Theisen «Herzlichen Glückwunsch zum Leuchtfeuer

10 Jahre Psychiatrie-Erfahrene Gruppe und GemeindenahePsychiatrien.

Als wir 1998 die Idee der Zeitschrift Leuchtfeuer ent-wickelten und umsetzten, war es unser Anliegen ein Sprach-rohr und eine Ausdruckmöglichkeit aus Sicht der Betroffenendarstellen zu können.Dies Resultierte aus den landesweiten Selbsthilfegruppen fürPsychiatrie-Erfahrene die sich schon Jahre vorher gebildethatten.

Klaus Jensen, Staatssekretärs a.D. für Familien, Soziales undGesundheit schrieb:

Diese Zeitschrift des Landesverbandes der Psychiatrie-Erfahrenen ist ein wichtiges Projekt in der Psychiatrie-Szenevon Rheinland-Pfalz...... Somit schafft diese Zeitschrift eineneue Öffentlichkeit; sie bringt damit Klarheit und Transparenzin die Entwicklung des psychiatrischen Reformprozesses."

Zeit Bilanz zu ziehen und zu resümieren!Positiv ist das durch die Gemeindenähe der Psychiatrie einefeste lokale Anlaufstelle gewährt wird und das Soziale Netz,wie Freunde oder Familie, einen lokaleren Zugang haben undsomit vertraute Kontakte mehr und mehr möglich gewordensind. In diesem Fall ist die Einbindung der Gemeindenähe gutverlaufen!Negativ ist, das die Stationen oft überfüllt und die personelleBetreuung immer noch sehr schlecht ist. Zuwenig Personal,zuwenig Zeit für Gespräche, zu wenig wirklich kompetentesFachpersonal, zuwenig wirkliche Hilfe, eben Notversorgung,Pflichtgespräche und bis zu 120 % Bettenbelegung.

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» von Brigitte Theisen - Fortsetzung «Herzlichen Glückwunsch zum Leuchtfeuer

Pflichtgespräche und bis zu 120 % Bettenbelegung.Viel Papierkram, der auch bemühte Profis oft daran hindert mitPatienten zu reden, statt über Sie, aber die Dokumentationenund sogenannte Qualitätssicherungen wichtiger sind.Negativ ist auch das es sowohl in den Kliniken, als auch in derGesellschaft immer noch eine Stigmatisierung gegenüberpsychisch Kranken gibt. Profis übernehmen allzu oft dieDiagnosen und Therapien der Kollegen und prüfen nichtselbst NEU, eben Diagnosen-Stigma.Es gibt noch viel zu tun wirkliche Ressentiment, Vorurteile undStigmatisierung abzubauen. Vieles hat sich verbessert, abervieles ist mehr als dringend verbesserungsbedürftig.

Ich wünsche mir, dass diese Zeitschrift weiterhin ein Forumunterschiedlicher Meinungen und Ansichten bleibt, in derernsthaft und fair, aber auch kontrovers gestritten werdenkann.Der Selbsthilfezeitung "LEUCHTFEUER" wünsche ich das sienoch lange und weit leuchtet und das Feuer nicht erlicht!

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Psychiatrische Erkrankung und Therapie

Psychiatrisch diagnostizierte Erkrankungen werden nahezuausschließlich mittels Medikamente behandelt, da in nahezuallen Fällen eine Gehirn bedingte Stoffwechselerkrankunginfolge Fehlfunktion in der Informationsleitung an denSynapsen attestiert wird. Eine fatale Diagnose für dieBetroffenen, da bedingt durch diese Einschätzung, eineHeilung praktisch ausgeschlossen wird. Dies hat zur Folge,dass die verabreichten Medikamente zwar eine quasistatische Balance der chemischen Substanzen (Trägerstoffe)bewirken, dass der Betroffene jedoch nicht mehr dentäglichen dynamischen Anforderungen gerecht werden kann.Folgerichtig muss er sich den täglichen Herausforderungenentziehen und verfällt zusehends in eine "abseits" derGesellschaft existierende Isolierung, aus der er kaum nochentfliehen kann. Stigmatisierung, sowohl von außen durch dieGesellschaft, als auch aus dem eigenen Inneren heraus durchdie "zwangsweise", da ohneAlternative, gewählte Isolation, istdie Folge dieses Dilemmas. Mitunter erscheint Suizid,gottseidank selten, der einzigeAusweg aus dieser Situation.

Im LVPE wurde dieses Problem oft diskutiert und führte zuverschiedenen Fachtagungen. Menschen mit Psychosenhaben es besonders schwer, da sie in ihren "verrückten"Phasen besonders eklatant vom gesellschaftlichen Bild eines"Normalbürgers" abweichen. Bereits in den 50er Jahren - esgab noch keine Neuroleptika - versuchte man psychologischeModelle für die Behandlung schizophren diagnostizierterMenschen zu erarbeiten und anzuwenden. Es war einsystemischer Ansatz, der die familiären Beziehungeninnerhalb der Entwicklungsphase des Betroffeneneinbeziehen sollte. Diese Modelle wurden nicht weiter

» von Oswald Bender «

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Psychiatrische Erkrankung und Therapie

verfolgt, da die Einführung der ersten Neuroleptika dieseAnsätze als nicht praktikabel, sogar lächerlich, erscheinenließ. In der Folgezeit blieb eine psychologische TherapiePsychosebetroffener fast ausschließlich systemischorientierten Psychotherapeuten überlassen, da die anderenpsychiatrischen Schulrichtungen eine solche Therapieschlichtweg ablehnten.In der jüngsten Vergangenheit kommt immer wieder dieForderung nach einem psychologischen Erklärungsmodellauf, da die Nachteile der gängigen psychiatrischenVorgehensweise, die selbst nach psychiatrischer Sicht keinHeilungskonzept kennt und daher lediglich "behandelt",immer stärker zu Tage treten.Der LVPE hat versucht, dieses Thema im Rahmen derFachtagung "Psychotherapie auch bei Psychosen?" zurDiskussion zu stellen. Dabei zeigte sich, dass sich diepsychiatrisch angewendeten psychologischen Methodenüberwiegend an einem verhaltenstherapeutischen Konzeptorientieren. Mit Hilfe der Lerntherapie soll unerwünschtesVerhalten minimiert werden. Eine Art Schuldspruch für denTherapierten, da er ja schuldhaft zum diagnostiziertenFehlverhalten neigt. Eine damit einhergehendetherapeutische und am weitesten verbreitete psychologischeIntervention basiert auf Supportiven Gesprächen, die nahezuJeder, der irgendwann einmal einen psychologischenLehrgang mit Schein absolviert hat, anbieten kann.Ziel solcher Supportiver Gespräche ist in der Regel, da jaHeilung völlig außerhalb der Therapiekonzepte ist, einesogenannte Versorgung der Patienten zu gewährleisten, undzwar derart, dass diese nicht aus dem verordneten Rahmender "Normalität" ausscheren. Das Leben der Klienten soll

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Psychiatrische Erkrankung und Therapie

erträglich erscheinen und die Betroffenen sollen ihr"unvermeidliches" Schicksal annehmen und in der Folgeauftretende Verschlechterungen als unvermeidbar undunumgänglich akzeptieren. Dadurch bedingt entsteht eineAbhängigkeit vom "Therapeuten", die dazu führt, dass vieleder Betroffenen immer weniger in der Lage sind, eigenewichtige und auch weniger wichtige Entscheidungen ohneihren Support iven Gesprächspartner zu treffen.Unselbstständigkeit ist die Folge mit zunehmendem Verlustder eigenen Integrität und Persönlichkeit. Der Betroffene istvöllig dem bestehenden Psychiatrischen System anheimgefallen und ausgeliefert. Der Kontakt zu Menschenaußerhalb dieses Systems schwindet immer mehr, da man jagroße Ängste hat , seine eigenen Ängste und"Unpässl ichkeiten" anderen, nichtprofessionellenMitmenschen mitzuteilen, empfindet man für seine Situation jaSchuld, und damit verbunden - tiefe Scham. Es kommt nichtvon ungefähr, dass man im psychiatrischen Umfeld vonRückfall spricht, wenn die Symptomatik sich verschlechtert,ähnlich dem Rückfall eines Straftäters. Und wie Letzterermuss man sich auch fühlen, wenn Zwangsbehandlungeinschließlich Fixierung zur täglichen Praxis einerpsychiatrischen Klinik gehören.

Aus meiner Sicht ist die Erfahrung einer psychiatrischenSymptomatik Anzeichen einer Lebenskrise, die Auftritt, wenndie interne psychische Konsistenz nicht ausreicht, einenbestehenden Konflikt zu lösen. Einen als bedrohlicherachteten Konflikt nicht positiv lösen zu können, bewirktAngst, innere Angst, die nicht dezidiert erklärbar ist. Sie istschier unheimlich und in ihrer Entstehung nicht begreifbar.

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Psychiatrische Erkrankung und Therapie

Wenn abgeklungen, ist sie sofort wieder da, sobald der mitdem ungelösten inneren Konflikt einhergehende Kontextauftaucht.Ein solcher Konflikt kann seine Ursache haben in der als Kindbewusst oder unbewusst erfahrenen Erziehung, wenn ein fürdas Leben wichtiger Sachverhalt widersprüchlich verankertist.Ich propagiere, auch aus eigener Selbsterfahrung heraus, dieErgänzung/Ersetzung einer medikamentösen Therapie durcheine psychologische Therapie mit analytischer Zielsetzungkombiniert systemischem Ansatz sowie Aspekten derLogotherapie mit dem Ziel einer nicht selbstzensiertenFreisetzung der Erinnerungen unter Einbezug desdeterminanten Umfeldes während der fremdbestimmtenLebensper iode . D ies un te r Era rbe i tung e ine rLebensperspektive, die die geschundene Sinnfrage wiederneu formuliert und Zukunft gibt, und dies auch trotz unsererleistungsbetonten Gesellschaft.

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Idee und Umsetzungunserer Homepage

Es muß so zwischen Ende 2001 Anfang 2002 gewesen sein,als wir uns im Vorstand, nachdem ich dem LandesverbandPsychiatrie-Erfahrener Rheinland-Pfalz e.V. beigetreten war,entschlossen eine Homepage zu erstellen und im Internet zuveröffentlichen.Da ich zu diesem Zeitpunkt derjenige mit der meistenComputererfahrung (habe in meinem Leben vor derErkrankung u.a. auch eine Ausbildung zum Organisations-programmierer gemacht) war, fiel die Aufgabe auf mich undich nahm diese gerne an. Mit Unterstützung von OswaldBender machte ich mich dann im März 2003 an die Planung.Dabei gab es natürlich vieles zu beachten:

Welche Hard- und Software brauchen wir?Welchen Provider nehmen wir?Was kostet uns dieser?Wie soll die Seite aufgebaut sein und erscheinen?Welche rechtlichen Punkte sind zu beachten?Wie finanzieren wir das?

und wahrscheinlich noch einiges anderes ....

Nach einigen privaten Treffen in 2002, Diskussionen,Auswertung von Werbematerialien und Lesen vonTestberichten entschlossen wir uns für die folgende Hard- undSoftware: NetObjects Fusion zur Erstellung der Homepage,einen Notebook mit Celeron-Prozessor mit portablen Druckerals Hardware sowie 1&1 als Provider mit einem günstigenTarif.

Nun konnte es ja endlich losgehen. Die Inhalte der Homepagewurden festgelegt. Nach dem theoretischen Aufbau der

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» www.lvpe-rlp.de «» von Detlef Möllendorf «

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Idee und Umsetzungunserer Homepage

Homepage machte ich mich an die Umsetzung. Dabei stellteich des öfteren fest, daß ich sehr schnell an meineLeistungsgrenzen (Konzentration, Müdigkeit ...) kam und dieerste Version zum "hochladen" brauchte einiges an Zeit umfertig zu werden. Da ich mich zum ersten Mal mit einerHomepage auseinander zu setzen hatte, schlug ich mich mitBegriffen wie "ftp", "Host", "Proxy", "Server", "JPG", "HTML"usw. herum und mußte einiges darüber lesen und lernen.

" " bzw. den "upload" durchführenIm Herbst 2002 konnte ich dann unsere erste Version derHomepage hochladen . DieBearbeitung der Homepage fiel mir zusehends leichter, auchdie Bearbeitung von Texten und Bildern, und es stellte sichnach und nach eine gewisse Routine ein. In der Zeit bis heutekamen dann immer neue Ideen und Inhalte hinzu, und ichentschloß mich eine zweite, überarbeitete Version zu er-stellen.Diese ist nun unter im Internet zu finden.

Abschließend kann ich sagen, daß ich durch dieseBeschäftigung mit Computer, Internet und auch diepersönlichen Kontakte und Gespräche einiges über michgelernt und ein Stück Selbstvertrauen und Selbstwertgefühlzurück gewommen habe. Dadurch hab ich gelernt mit meinenErkrankungen (physische wie psychische) umzugehen undmeine eingeschränkte Leistungsfähigkeit zu akzeptieren. Eingroßer Erfolg für mich !!

» «www.lvpe-rlp.de» von Detlef Möllendorf - Fortsetzung «

» «www.lvpe-rlp.de

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Wo ist der LVPE Rheinland-Pfalz e.V. vertreten?

Schon vor der konstituierenden Sitzung des LVPE Rheinland-Pfalz e.V., anlässlich des Vortreffens für die Gründung einerLandesarbeitsgemeinschaft oder Landesverbandes am30. März 1996, Stand unter Punkt 9 der Tagesordnung die"Wahl des Vertreters der Psychiatrie Erfahrenen für denLandespsychiatriebeirat" auf der Tagesordnung. Erika Hussund Erwin Stahl waren die ersten die mit großer Mehrheit vonden 21 Anwesenden für diese Aufgabe gewählt wurden. DerAnschluss an den Bundesverband Psychiatrie Erfahrener(BPE) war kein Diskussionsthema, hier sind wir seit Oktober1996 Vorstandsmitglied.

Der Tagungsordnungspunkt der Vertretung hatte auchAuswirkungen auf die Präambel des Landesverbandes. DieGründerInnen dieses Landesverbandes " ... verstehen sichdabei auch als Interessenvertretung derjenigen, die aufgrundjahrzehntelanger Hospitalisierung in Anstalten und Heimendie Arbeit des Landesverbandes nicht aktiv mitgestalten, wohlaber in der Meinungsbildung vor Ort mitbegleiten". Dieses sollin der Öffentlichkeit formuliert und durchgesetzt werden. ImGegensatz zu anderen Punkten der Satzung war dieseFormulierung der Präambel bei den 23 Gründungsmitgliederndiskussionslos.

Nach 10 Jahren sind wir nicht nur mit zwei Mitgliedern imLandespsychiatriebeirat und seinem Arbeitskreis sondernauch seit 2004 im Landesbeirat zur Teilhabe behinderterMenschen Rheinland-Pfalz und seinen Arbeitskreisenvertreten. Wir sind Gründungsmitglied des Netzwerk

» von Franz-Josef Wagner «

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Wo ist der LVPE Rheinland-Pfalz e.V. vertreten?

Selbstbestimmung und Gleichstellung in Rheinland-Pfalz(NSG) und auch mit Mitgliedern im Sprecherrat undArbeitskreisen vertreten.

Im Verein zur Unterstützung Gemeindenaher Psychiatrie inRheinland-Pfalz e.V. stellen wir ein Kuratoriumsmitglied. Wirsind nicht nur in der Landesarbeitsgemeinschaft SelbsthilfeBehinderter e.V. Rheinland-Pfalz eine Vereinigung derSelbsthilfeverbände behinderter und chronisch krankerMenschen und deren Angehörigen in Rheinland-Pfalzsondern auch im Landesverband Rheinland-Pfalz/Saarlande.V. des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes.

Im Jahre 2000 wurde ein Psychiatrie Erfahrener vonMinister Florian Gerster zur Stellvertretung für die Gruppeder in der psychiatrischen Laienhilfe Tätigen als Mitglied derBesuchskommission für den Maßregelvollzug berufen.

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DROGEN - AUSGEKLINKT

Leben außerhalb der Gesellschaft

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AM BODEN ZERSTÖRT

wie gehts weiter, nach Außen abschirmen

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Die Projekte des LVPE Rheinland-Pfalz

Unsere ersten Projekte gehen auf die Jahre 1997 zurück.Nachdem wir uns aus drei Ortsgruppen Mainz, Landau, Trier1996 gründeten, waren unsere ersten Aufgaben weitereOrtsgruppen zu initiieren und Aktivisten für die im Aufbaubefindlichen regionalen Psychiatriebeiräte und PsychosozialeArbeitsgemeinschaften zu finden. Bei der dritten Mitglieder-versammlung, am 20.06.1998, haben die neuen OrtsgruppenWittlich, Alzey, Worms, Koblenz und Neuwied auch über ihreAktivitäten berichtet. Der erste Vorsitzende Hans-WinfriedKrolla berichtete bei dieser Mitgliederversammlung von denAktivitäten in der Arbeitsgruppe "Hilfsangebote für die Kinderpsychisch kranker Menschen", dem landesweiten Abschlusseiner Behandlungsvereinbarung an den Kliniken, der erstenFachtagung "Alternativen in der Akutpsychiatrie - Soteria" inTrier am 20.September 1997 und den ersten Aktivitäten derBeschwerdestelle des Landesverbandes. Auch unterstütztenwir den Aufbau der Psychose Seminare in Mainz und Triersowie das Seminar für seelische Gesundheit in Landaufinanziell und logistisch.

1998 brachte unser Mitglied Gitte Theisen unser Leuchtfeuerdamals als Zeitung mit einer Auflage von 150 Stück und40 Seiten heraus. Auf Grund unserer Initiative entstand imVerlauf einer Kuratoriumssitzung des Vereins zur Unter-stützung gemeindenaher Psychiatrie in Rheinland-Pfalz e.V.1998 eine zwei jährige Ausstellung von gesunden undpsychisch kranken Künstlerinnen und Künstlern. Wir hattenuns in das Forschungsprojekt Wohnverbund in Triereingebracht und im Landespsychiatriebeirat für denKrisenpass geworben. Die AOK übernahm die Druckkostenvon 17.000 Krisenpässenund das MASFG verteilte die Pässe.

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Die Projekte des LVPE Rheinland-Pfalz

Unsere zweite Fachtagung im Rokokosaal der ADD Trier"Krisenintervention im ländlichen Raum" führte zurDokumentation der Fachbeiträge. Auch zu dieser wie zu allenanderen Fachtagungen übernahm Frau Roswitha Beck,Kuratoriumsvorsitzende des Vereins GemeindenahePsychiatrie in Rheinland-Pfalz e.V., die Schirmherrschaft undglänzt mit einem persönlich überbrachten Grußwort. 1998 warauch das Jahr mit den ersten Fachveröffentlichungen inüberregionalen Zeitschriften durch Mitglieder desLandesverbandes. Wir nahmen an dem Rheinland-Pfalz-Tagin Saarburg mit einem Stand teil.

Alle längerfristigen Projekte aus den ersten Jahren führten wir1999 weiter, zusätzlich wurde die Tradition der Fachtagungenim September mit dem Thema "Neue Wege zur Arbeit fürpsychisch Kranke Integrationsfirmen" im Rathaus zu Mainzfortgeführt. Heute sind viele kleine interessanteIntegrationsprojekte in Mainz und Umgebung entstanden,weiter ist das Thema Arbeit ein wesentliches aktuelles Themades MASFG.

Ein uns immer wieder bewegendes wesentliches Thema sinddie Menschenrechte. In Kooperation mit der KatholischenAkademie in Trier und der Deutschen Gesellschaft für sozialePsychiatrie (DGSP) Regionalgruppe Trier veranstalteten wireine Studientagung im Robert Schumann Haus. Die Frauendes Landesverbandes organisierten die Fachtagung"Empfehlungen zur frauengerechten Psychiatrie von Be-troffenen & Profis" in Neuwied. Erstmals veranstalteten wir imJahr 2000 ein Benefizkonzert in Trier zu Gunsten seelischkranker Menschen.

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Die Projekte des LVPE Rheinland-Pfalz

2001 erhielt die Selbsthilfezeitung "Leuchtfeuer" eine neueGliederung durch ein gleichberechtigtes Redaktionsteam. Wirsind u.a. Mitherausgeber der Broschüre von PD Dr. ThomasBock u.a. "Es ist normal verschieden zu sein!". UnsereFachtagung erhält ein neues Konzept, paritätisch kommenPsychiatrie-Erfahrene und Professionelle zu Wort. Anlässlichder 125 Jahr Feier der Rhein-Mosel-Fachklinik veranstaltenwir unsere jährliche Fachtagung "Beschwerdemöglichkeitenund andere Rechte für Psychiatrie-Erfahrene" im Klinik-bereich. Wir starteten ersteAktivitäten im Schulprojekt.

Aus der Selbsthilfezeitung wird 2002 ein jährlich, im Frühjahrerscheinendes Journal mit einem Schwerpunktthema undeinem Umfang von ca. 140 Seiten. Das erste Schwerpunkt-thema ist war das Persönliche Budget. Erstmals behandeltenwir eine Diagnose als Fachtagung "Strategien zum Umgangbei wiederkehrenden Depressionen" in der Diaspora fürPsychiatrie-Erfahrenen, Kaiserslautern. Wir mischen unspolitisch in die Diskussion von Soziotherapie,Antidiskriminier-ungsgesetz usw. ein.Ein uns immer stärker bewegendes Thema "Psychotherapieauch bei Psychosen" wählten wir 2003 zum Thema derFachtagung in Koblenz. Uns sind 2003 über 40 Selbst-hilfegruppen bekannt die im Journal Leuchtfeuer veröffentlichtsind. Das Schulprojekt verzeichnet erste Erfolge, das MASFGund der Landesverband Angehöriger psychisch Kranker(LVApK) Rheinland-Pfalz beteiligen sich bei der Logistik,Finanzierung und Umsetzung. Die regelmäßigen Aufgabender Vorstands- und Gremienmitglieder verstärken sich so,dass keine zusätzlichen Projekte initiiert werden können.

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Die Projekte des LVPE Rheinland-Pfalz

Der Ministerpräsident Kurt Beck ehrte uns und unsereAktivitäten mit dem Grußwort im Leuchtfeuer 2004. Wirwerden verstärkt zu überregionalen Konferenzen ein-geladen um das Persönliche Budget aus Nutzersicht zubeleuchten. Die Fachtagung findet in Pirmasens statt"Wenn Angst und Panik das Leben beherrschen".Überwiegend sind Psychiatrie-Erfahrene aus ganzDeutschland in dem überfüllten Carolinensaal.

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Meine Bemühungen zur Gründung einer SHG

Bereits während meines letzten Aufenthaltes in einerpsychiatrischen Klinik Anfang 2004, begann ich alle Faktorenzur analysieren, welche in den vergangenen 25 Jahren immerwieder zu stationären Behandlungen geführt hatten. So lagnach kurzer Zeit eine umfangreiche Liste vor mir, welche vielePunkte enthielt, auf die ich nie Einfluss hatte und wohl auch inZukunft keinen Einfluss haben werde. Bei einigen wenigenPunkten hingegen sah ich eine realistische Chance selbstetwas zu ihrer Verbesserung beitragen zu können.

So war mir aufgefallen, daß es in meinem Umfeld außermeinem Ehepartner niemanden gab, der in Krisenzeiten zumir stand. Dies lag zum Teil daran, daß ich mich aufgrundmeiner Krankheit häufig selbst zurückzog. Zum Teil liegt esaber sicher auch daran, daß auch heute noch die meistenMenschen lieber einen Bogen um psychisch Kranke machen.Ob dies aus allgemeiner Unsicherheit heraus geschieht, oderob es an der oft fehlenden Aufklärung liegt, daß vieleMenschen vielleicht unbewußt Angst haben, bei diesemTabuthema näher hinzuschauen, sei mal dahingestellt. Ichbeschloß aus der Defensive heraus zu gehen und mirkonsequent einen neuen Bekannten- und Freundeskreisaufzubauen - mit Leuten die für psychische KrankheitenVerständnis aufbringen. Ich besann mich also auf meineMitgliedschaft im "LVPE RLP", welchen ich bisher nursporadisch als Informationsquelle im Zusammenhang mitmeiner Erkrankung genutzt hatte. Ich besuchte im April 2005zum ersten Mal die Mitgliederversammlung und hier wurde dieIdee geboren, in Andernach eine Selbsthilfegruppe zugründen. Wenige Tage später waren die ersten Flugblätter,

» von Arlette Mathoni-Welling «

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Meine Bemühungen zur Gründung einer SHG

vom damaligen 2. Vorsitzenden fertiggestellt, in der Post.Ich machte mich also daran, diese bei Fachärzten, Apo-theken, Krankenkassen, Fachkliniken und beim Gesund-heitsamt zu verteilen.

Schnell stellte ich fest, daß ich mit meinem Ansinnen ingroßen Teilen offene Türen einlief.Es war nicht so einfach einen geeigneten Gruppenraum zufinden. Doch mit Hilfe von Frau Kiel (Psychiatriekoor-dinatorin), wurde der Kontakt zur Tagesstätte der "Rhein-Mosel-Fachklinik" hergestellt.Viel schwieriger stellte ich es mir vor, andere Betroffene zumobilisieren. Ich wußte ja aus eigener Erfahrung, mit wievielen Wenn und Aber ich früher haderte, bevor ich mich inBezug auf meine Krankheit aufraffte, einen neuen Wegeinzuschlagen. Ängste, Hemmungen, Antriebsschwäche,Selbstzweifel und Mißtrauen gilt es als Betroffene(r) zuüberwinden.

Da sich mir keine unüberwindbaren Hindsernisse in denWeg stellten bei meinen Bemühungen, fühlte ich michbestärkt das Richtige zu tun. So fand am 18. Juli 2005 daserste informelle Treffen in der Tagesstätte in der Günther-straße 10 in Andernach statt. Ich glaube im nachhinein be-haupten zu können, daß es mir ganz gut gelungen ist, meineBeweggründe für dieses Unterfangen darzulegen. Ichmöchte mittelfristig eine Gruppe aufbauen, in der einer denanderen unterstützt. Soziale Bindungen sollen in Zeiten woes den Einzelnen gut geht, gefestigt werden, um dann inKrisenzeiten ein Stück weit füreinander da zu sein.Außerdem wollen wir uns gemeinsam neue Informations-

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Meine Bemühungen zur Gründung einer SHG

quellen bezüglich unserer Krankheiten erschließen, unsereErfahrungen - die guten wie die schlechten - austauschen undso einer vom anderen vielleicht auch lernen. Die Kollektivitätwird mit der Zeit vielleicht auch das Selbstbewußtsein dereinzelnen Mitglieder wieder wachsen lassen.

All denen die mich unterstützt haben, möchte ich an dieserStelle ausdrücklich danken. Den Wenigen die meinUnterfangen nicht unterstützen wollten, sei hier gesagt: Siekönnen vielleicht einen Einzelnen daran hindern seine Zielezu verwirklichen, aber die SELBSTHILFEBEWEGUNG DERPSYCHIATRIE-ERFAHRENEN als Ganzes betrachtet, hatlängst eine Eigendynamik entwickelt, die sich auf Dauer nichtaufhalten läßt.

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Impressum

Lan

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L PV ERheinland-Pfalz e.V.

Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Rheinland-Pfalz e.V.42

LVPE Rheinland-Pfalz e.V.c/o Franz-Josef Wagner

(1. Vorsitzender)Gratianstrasse 7

Tel./Fax: 0651/1707967eMail: [email protected]

D-54294 Trier

Malu Dreyer (Ministerin)Roswitha BeckMonika ZindorfHans-Winfried KrollaBernhard ScholtenFranz-Josef WagnerBrigitte TheisenOswald BenderDetlef MöllendorfMarkus HenningerArlette Mathoni-WellingManfred MüllerFranz-Josef Wagner

Koster OffsetdruckAuf Hirtenberg 854296 Trier

Detlef Möllendorf

Grußworte/Beiträge:

Kunst:Redaktion:

Druck:Layout/Gestaltung:

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Nachrufan die verstorbenen Gründungsmitglieder

Auf dieser Seite möchten wir unserer verstorbenenGründungsmitglieder erinnern und gedenken.Durch Sie wurde es unter anderem erst möglich, dass derLandesverband Rheinland-Pfalz e.V. entstand und zu einemVerein wurde, der sich aus der Sicht der Betroffenen um dieBelange von Betroffenen kümmert.

Nicht vergessen möchten wir aber auch alle anderenPsychiatrie-Erfahrenen, die in den vergangenen 10 Jahrenverstorben sind. Auch Ihnen gebührt ein Gedenken in allerStille.

Erwin StahlErika HussBettina RoschInge Thiel

Der Vorstandim Januar 2006LandesverbandPsychiatrie-ErfahrenerRheinland-Pfalz e.V.

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