Stephen Stich: Haben Tiere Überzeugungen? - Stich: die Frage: Haben Tiere Überzeugungen –...

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Stephen Stich: Haben Tiere Stephen Stich: Haben Tiere Überzeugungen? Überzeugungen? - Stich: Stich: die Frage: „Haben Tiere die Frage: „Haben Tiere Überzeugungen“ – unabhängig davon, Überzeugungen“ – unabhängig davon, ob mit „ja“ oder mit „nein“ ob mit „ja“ oder mit „nein“ beantwortet, ist selbst beantwortet, ist selbst problematisch problematisch - philosophische Reflexion hat die philosophische Reflexion hat die Aufgabe, verschiedene Merkmale des Aufgabe, verschiedene Merkmale des Begriffs von Überzeugung auseinander Begriffs von Überzeugung auseinander zu nehmen, um zu sehen, wo das zu nehmen, um zu sehen, wo das Problem der Frage nach Überzeugungen Problem der Frage nach Überzeugungen bei Tieren liegt. bei Tieren liegt.

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- Stich:Stich: die Frage: „Haben Tiere die Frage: „Haben Tiere Überzeugungen“ – unabhängig davon, Überzeugungen“ – unabhängig davon, ob mit „ja“ oder mit „nein“ ob mit „ja“ oder mit „nein“ beantwortet, ist selbst problematisch beantwortet, ist selbst problematisch

- philosophische Reflexion hat die philosophische Reflexion hat die Aufgabe, verschiedene Merkmale des Aufgabe, verschiedene Merkmale des Begriffs von Überzeugung Begriffs von Überzeugung auseinander zu nehmen, um zu auseinander zu nehmen, um zu sehen, wo das Problem der Frage sehen, wo das Problem der Frage nach Überzeugungen bei Tieren liegt.nach Überzeugungen bei Tieren liegt.

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Tiere haben ÜberzeugungenTiere haben Überzeugungen=> welche Argumente können diese=> welche Argumente können diese Position begründen?Position begründen?

1.1. Überzeugungen sind etwas, womit wir innerhalb Überzeugungen sind etwas, womit wir innerhalb einer funktionalen Alltagstheorie Verhalten einer funktionalen Alltagstheorie Verhalten beschreiben können, sowohl beim Menschen als beschreiben können, sowohl beim Menschen als auch beim Tierauch beim Tier

2.2. Überzeugungen in diesem Sinne sind Zustände, die Überzeugungen in diesem Sinne sind Zustände, die mit Bezug auf Verhalten und Wahrnehmung, sowie mit Bezug auf Verhalten und Wahrnehmung, sowie mit Bezug auf andere Überzeugungszustände mit Bezug auf andere Überzeugungszustände charakterisiert werden können. charakterisiert werden können.

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Ein Beispiel dazu:Ein Beispiel dazu: Wir sagen etwa (weil wir Lisa mit dem Fahrrad vorbeifahren sehen):Wir sagen etwa (weil wir Lisa mit dem Fahrrad vorbeifahren sehen):„„Lisa Lisa will will noch schnell zum Supermarkt. Sie noch schnell zum Supermarkt. Sie glaubt/meint/denkt, dassglaubt/meint/denkt, dass

der Supermarkt nur noch bis 17 Uhr geöffnet hat“der Supermarkt nur noch bis 17 Uhr geöffnet hat“ Eine solche Aussage hat einige Voraussetzungen, die sie möglich Eine solche Aussage hat einige Voraussetzungen, die sie möglich

machen: z.B. müssen wir viell. wissen, dass Lisa des Öfteren alles machen: z.B. müssen wir viell. wissen, dass Lisa des Öfteren alles auf den letzten Drücker erledigt, dass sie meistens nur diesen Weg, auf den letzten Drücker erledigt, dass sie meistens nur diesen Weg, auf dem wir sie gerade mit dem Rad fahren sehen, zum Supermarkt auf dem wir sie gerade mit dem Rad fahren sehen, zum Supermarkt nimmt, dass der Supermarkt bis 17 Uhr geöffnet hat usw. nimmt, dass der Supermarkt bis 17 Uhr geöffnet hat usw.

Wir erklären das Verhalten Lisas, indem wir ihr einen Wir erklären das Verhalten Lisas, indem wir ihr einen Überzeugungszustand zuschreiben (Überzeugungszustand zuschreiben (sie glaubt/meint/denkt, dasssie glaubt/meint/denkt, dass der der Supermarkt nur noch bis 17 Uhr geöffnet hat), der dann seinerseits Supermarkt nur noch bis 17 Uhr geöffnet hat), der dann seinerseits in Lisa einen Wunsch erweckt (nämlich: in Lisa einen Wunsch erweckt (nämlich: sie willsie will zum Supermarkt zum Supermarkt fahren)fahren)

bei Tieren beschreiben wir das Verhalten in ähnlicher Weise: wir bei Tieren beschreiben wir das Verhalten in ähnlicher Weise: wir sagen etwa: „Der Hund glaubt, dass die Nachbarskatze die Eiche im sagen etwa: „Der Hund glaubt, dass die Nachbarskatze die Eiche im Garten hochgeklettert ist“ => z.B. weil er daran hochbellt, daran Garten hochgeklettert ist“ => z.B. weil er daran hochbellt, daran hochspringt, oder vor dem Baum steht und ganz aufgeregt mit dem hochspringt, oder vor dem Baum steht und ganz aufgeregt mit dem Schwanz wedelt => das heißt, wir sagen, der Hund habe eine Schwanz wedelt => das heißt, wir sagen, der Hund habe eine bestimmte Überzeugung aufgrund eines gewissen Verhaltens, dass bestimmte Überzeugung aufgrund eines gewissen Verhaltens, dass er zeigt, oder aufgrund einer bestimmten Wahrnehmung (er könnte er zeigt, oder aufgrund einer bestimmten Wahrnehmung (er könnte die Katze hochklettern gesehen haben)die Katze hochklettern gesehen haben)

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- Erklären wir das Verhalten, im Bsp. Erklären wir das Verhalten, im Bsp. des Hundes, auf die beschriebene des Hundes, auf die beschriebene Weise, dann ist natürlich die Frage, Weise, dann ist natürlich die Frage, wie wir wissen können, dass diese wie wir wissen können, dass diese Erklärungsweise korrekt (oder Erklärungsweise korrekt (oder annähernd korrekt) istannähernd korrekt) ist

- Dass sie von uns als korrekt Dass sie von uns als korrekt vorausgesetzt wird, ist nämlich eine vorausgesetzt wird, ist nämlich eine empirische These (d.h. eine, ganz empirische These (d.h. eine, ganz allgemein gesagt, auf Erfahrung allgemein gesagt, auf Erfahrung beruhende), die falsch sein könnteberuhende), die falsch sein könnte

- Welche Gründe sprechen für ihre Welche Gründe sprechen für ihre Richtigkeit?Richtigkeit?

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Stich skizziert unsere psychologische Stich skizziert unsere psychologische Alltagstheorie in ihren Grundzügen:Alltagstheorie in ihren Grundzügen:

zwei funktionale Zustände werden von zwei funktionale Zustände werden von ihm unterschieden: Wünsche und ihm unterschieden: Wünsche und Überzeugungen (S. 96 Mitte - S. 98 Mitte)Überzeugungen (S. 96 Mitte - S. 98 Mitte)

Stich dann: dieses „Skelett“ unserer Stich dann: dieses „Skelett“ unserer intuitiven intuitiven Überzeugungs-Wunsch-Theorie Überzeugungs-Wunsch-Theorie ist ausreichend, um die Behauptung zu ist ausreichend, um die Behauptung zu stützen, dass Tiere Überzeugungen haben.stützen, dass Tiere Überzeugungen haben.

Auf S. 99 oben kommt Stich auf die Frage Auf S. 99 oben kommt Stich auf die Frage zurück, die ihn (S. 96 oben) zu einer zurück, die ihn (S. 96 oben) zu einer näheren Skizzierung unserer Alltagstheorie näheren Skizzierung unserer Alltagstheorie führte: „Warum sollten wir jetzt denken, führte: „Warum sollten wir jetzt denken, dass unsere intuitive Theorie eine erste dass unsere intuitive Theorie eine erste Annäherung darstellt?“Annäherung darstellt?“

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Antwort, die Stich liefert (S. 99 oben):Antwort, die Stich liefert (S. 99 oben): „„Wir verfügen über einen geradezu endlosen Bestand an Wir verfügen über einen geradezu endlosen Bestand an

Beispielen von menschlichem Verhalten, bei denen die Beispielen von menschlichem Verhalten, bei denen die einzige plausible Erklärung, die wir anbieten können, sich auf einzige plausible Erklärung, die wir anbieten können, sich auf die Überzeugungen und Wünsche eines Subjekts bezieht [...] die Überzeugungen und Wünsche eines Subjekts bezieht [...] Im Hinblick auf Tiere (zumindest auf höhere Tiere) verhält Im Hinblick auf Tiere (zumindest auf höhere Tiere) verhält sich die Situation ziemlich parallel.“sich die Situation ziemlich parallel.“

„ „Es wäre jedoch in der Tat bemerkenswert – und das ist der Es wäre jedoch in der Tat bemerkenswert – und das ist der entscheidende Punkt -, wenn man eine Theorie entwickeln entscheidende Punkt -, wenn man eine Theorie entwickeln könnte, die das Verhalten von höheren Tieren erklärt, ohne könnte, die das Verhalten von höheren Tieren erklärt, ohne auf Überzeugungen und Wünsche Bezug zu nehmen, und auf Überzeugungen und Wünsche Bezug zu nehmen, und wenn diese Theorie wenn diese Theorie nichtnicht adaptiert werden könnte, um auch adaptiert werden könnte, um auch menschlichesmenschliches Verhalten zu erklären. Angesichts der Verhalten zu erklären. Angesichts der evolutionären Verknüpfungen und Verhaltensähnlichkeiten evolutionären Verknüpfungen und Verhaltensähnlichkeiten zwischen Menschen und höheren Tieren fällt es schwer zu zwischen Menschen und höheren Tieren fällt es schwer zu glauben, dass eine Überzeugung-Wunsch-Psychologie zwar glauben, dass eine Überzeugung-Wunsch-Psychologie zwar menschliches Verhalten, aber nicht Tierverhalten erklären menschliches Verhalten, aber nicht Tierverhalten erklären könnte.“ (S. 99f.)könnte.“ (S. 99f.)

Also: Wenn Menschen Überzeugungen haben, dann auch Also: Wenn Menschen Überzeugungen haben, dann auch Tiere.Tiere.

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Tiere haben keine ÜberzeugungenTiere haben keine Überzeugungen

=> welche Argumente können diese=> welche Argumente können diese

Position begründen?Position begründen?

„ „Wenn wir annähmen, dass Tiere Wenn wir annähmen, dass Tiere Überzeugungen haben, würden wir Überzeugungen haben, würden wir feststellen, dass wir überhaupt nicht sagen feststellen, dass wir überhaupt nicht sagen können, welche Überzeugungen sie haben. können, welche Überzeugungen sie haben. Es ist aber absurd, wenn wir vorschlagen, Es ist aber absurd, wenn wir vorschlagen, dass wir das Verhalten eines Tiers in Bezug dass wir das Verhalten eines Tiers in Bezug auf Wünsche und Überzeugungen erklären auf Wünsche und Überzeugungen erklären können, dann aber nicht sagen können, können, dann aber nicht sagen können, welches denn die Überzeugungen dieses welches denn die Überzeugungen dieses Tiers sind.“ (S. 100)Tiers sind.“ (S. 100)

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Bsp. des Hundes Fido, der sieht, wie sein Bsp. des Hundes Fido, der sieht, wie sein Herrchen einen Knochen im Garten vergräbt, Herrchen einen Knochen im Garten vergräbt, dann hinausläuft und anfängt zu grabendann hinausläuft und anfängt zu graben

Wir würden etwa sagen (dem Überzeugungs-Wir würden etwa sagen (dem Überzeugungs-Wunsch-Modell unserer Alltagstheorie zufolge):Wunsch-Modell unserer Alltagstheorie zufolge):

„ „Fido glaubt, dass es einen Knochen gibt, der Fido glaubt, dass es einen Knochen gibt, der im Garten vergraben ist, und er will ihn haben“im Garten vergraben ist, und er will ihn haben“

Das Problem nun aber (S. 101 oben):Das Problem nun aber (S. 101 oben): „ „Angesichts Fidos Angesichts Fidos begrifflicher und kognitiverbegrifflicher und kognitiver Armut Armut

in jenen Dingen, die Knochen betreffen, ist es aber in jenen Dingen, die Knochen betreffen, ist es aber sicherlich falsch, ihm irgendeine Überzeugung sicherlich falsch, ihm irgendeine Überzeugung bezüglich eines bezüglich eines KnochensKnochens zuzuschreiben.“ zuzuschreiben.“

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S. 101 unten:S. 101 unten: „Wenn Fido aber die Begriffe „Wenn Fido aber die Begriffe von Fleisch, Knochen, Vergraben und von Fleisch, Knochen, Vergraben und Garten fehlen, glaubt er offenkundig nicht, Garten fehlen, glaubt er offenkundig nicht, dass es einen Knochen mit Fleisch gibt, dass es einen Knochen mit Fleisch gibt, der im Garten vergraben ist“der im Garten vergraben ist“

„ „Wenn es sich so verhält, ist der Wenn es sich so verhält, ist der Vorschlag, dass Hunde Überzeugungen Vorschlag, dass Hunde Überzeugungen haben, reichlich absurd; denn wenn ein haben, reichlich absurd; denn wenn ein Hund eine Überzeugung hat, können wir Hund eine Überzeugung hat, können wir nicht sagen, nicht sagen, welchewelche Überzeugung er hat. Überzeugung er hat. Wir können das Verhalten eines Hundes Wir können das Verhalten eines Hundes nicht in Bezug auf seine Überzeugungen nicht in Bezug auf seine Überzeugungen erklären, da wir nicht sagen können, was erklären, da wir nicht sagen können, was die Überzeugungen eines Hundes sind.“die Überzeugungen eines Hundes sind.“

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D. Armstrongs Lösung des Dilemmas (von Stich D. Armstrongs Lösung des Dilemmas (von Stich abgelehnt)abgelehnt)

Zitat Armstrong (S. 102)Zitat Armstrong (S. 102): „Wir möchten sagen, : „Wir möchten sagen, dass der Hund etwas glaubt, aber wir können dass der Hund etwas glaubt, aber wir können anscheinend nicht sagen, was er glaubt! Dass wir anscheinend nicht sagen, was er glaubt! Dass wir dem Hund Überzeugungen zuschreiben – ist das dem Hund Überzeugungen zuschreiben – ist das dann wirklich verständlich?“dann wirklich verständlich?“

Zur Lösung des Dilemmas: Armstrong Zur Lösung des Dilemmas: Armstrong unterscheidet zwischen referentiell unterscheidet zwischen referentiell undurchsichtigen und referentiell durchsichtigen undurchsichtigen und referentiell durchsichtigen Propositionen über Überzeugungen Propositionen über Überzeugungen

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Hinter dieser Unterscheidung steckt Hinter dieser Unterscheidung steckt das Folgende: das Folgende:

Referentiell undurchsichtige Referentiell undurchsichtige Propositionen (TYP 1)Propositionen (TYP 1) erlauben KEINE erlauben KEINE Substitution von koreferentiellen Substitution von koreferentiellen Ausdrücken ohne WahrheitsverlustAusdrücken ohne Wahrheitsverlust

Referentiell durchsichtige Referentiell durchsichtige Propositionen (TYP 2)Propositionen (TYP 2) erlauben die erlauben die Substitution von koreferentiellen Substitution von koreferentiellen Ausdrücken ohne Wahrheitsverlust. Ausdrücken ohne Wahrheitsverlust.

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=> Bsp. für TYP 1:=> Bsp. für TYP 1: „ „Susi glaubt, dass Samuel Clemens der Autor von Susi glaubt, dass Samuel Clemens der Autor von

Huckleberry Finn ist“Huckleberry Finn ist“ In diesem Fall hat „Samuel Clemens“ den In diesem Fall hat „Samuel Clemens“ den

koreferentiellen Ausdruck Mark Twain. Wenn Susi koreferentiellen Ausdruck Mark Twain. Wenn Susi aber nicht weiß, dass Samuel Clemens sich selbst aber nicht weiß, dass Samuel Clemens sich selbst Mark Twain genannt hat (z. B. weil sie es bisher Mark Twain genannt hat (z. B. weil sie es bisher noch nicht gelernt hat), könnte es wahr sein, dass noch nicht gelernt hat), könnte es wahr sein, dass sie glaubt, „Samuel Clemens ist der Autor von sie glaubt, „Samuel Clemens ist der Autor von Huckleberry Finn“, und zugleich falsch sein, dass Huckleberry Finn“, und zugleich falsch sein, dass sie glaubt, „Mark Twain ist der Autor von sie glaubt, „Mark Twain ist der Autor von Huckleberry Finn“. Huckleberry Finn“.

Die beiden Namen beziehen sich auf ein und Die beiden Namen beziehen sich auf ein und dieselbe Person, aber das könnte dieselbe Person, aber das könnte SusiSusi nicht wissen. nicht wissen. Insofern, als dass wir nicht wissen, ob Susi das Insofern, als dass wir nicht wissen, ob Susi das weiß (wenn wir ihr die propositionale Einstellung weiß (wenn wir ihr die propositionale Einstellung und den propositionalen Gehalt zuschreiben), ist und den propositionalen Gehalt zuschreiben), ist die Proposition des TYPs 1 undurchsichtig.die Proposition des TYPs 1 undurchsichtig.

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Denn wir können im Bsp. Susis die Denn wir können im Bsp. Susis die koreferentiellen Termini „Mark Twain“ und koreferentiellen Termini „Mark Twain“ und „Samuel Clemens“ vielleicht NICHT salva „Samuel Clemens“ vielleicht NICHT salva veritate (unter Bewahrung der Wahrheit) veritate (unter Bewahrung der Wahrheit) ersetzenersetzen

Ein anderes Beispiel: Ein anderes Beispiel: „ „Fido glaubt, dass sein Herrchen vor der Fido glaubt, dass sein Herrchen vor der

Tür steht“Tür steht“ aber glaubt Fido auch,aber glaubt Fido auch,

„ „dass der Bankdirektor oder Herr Müller dass der Bankdirektor oder Herr Müller vor der Tür steht“ (Fidos Herrchen ist Herr vor der Tür steht“ (Fidos Herrchen ist Herr Müller und Herr Müller ist Bankdirektor)?Müller und Herr Müller ist Bankdirektor)?

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Wir müssen es Armstrong zufolge schaffen, Wir müssen es Armstrong zufolge schaffen, auf auf durchsichtige Artdurchsichtige Art von der Hundeüberzeugung zu von der Hundeüberzeugung zu sprechen, etwa so (mit Blick auf das Bsp. „Fido glaubt, sprechen, etwa so (mit Blick auf das Bsp. „Fido glaubt, dass sein Herrchen vor der Tür steht“):dass sein Herrchen vor der Tür steht“):

Fido glaubt R(a,b), oder Fido hat die Überzeugung R(a,b)Fido glaubt R(a,b), oder Fido hat die Überzeugung R(a,b) => warum wäre dies laut Armstrong eine durchsichtige => warum wäre dies laut Armstrong eine durchsichtige Redeweise?Redeweise?

Armstrong:Armstrong: a = Individualbegriff des Hundes, der genau dasselbe a = Individualbegriff des Hundes, der genau dasselbe

Individuum herausgreift wie unser Individualbegriff, den Individuum herausgreift wie unser Individualbegriff, den wir mit den Worten >das Herrchen des Hundes< wir mit den Worten >das Herrchen des Hundes< ausdrückenausdrücken

b = ein Individualbegriff des Hundes, der genau dasselbe b = ein Individualbegriff des Hundes, der genau dasselbe Individuum herausgreift wie unser Individualbegriff, den Individuum herausgreift wie unser Individualbegriff, den wir mit den Worten >die Tür< ausdrückenwir mit den Worten >die Tür< ausdrückenR = ein Begriff des Hundes, der auf genau dieselbe R = ein Begriff des Hundes, der auf genau dieselbe Klasse (oder auf ziemlich genau dieselbe Klasse) von Klasse (oder auf ziemlich genau dieselbe Klasse) von geordneten Paaren anwendbar ist wie unser Raumbegriff, geordneten Paaren anwendbar ist wie unser Raumbegriff, der durch das Wort >vor< in Sätzen wie >das Herrchen der durch das Wort >vor< in Sätzen wie >das Herrchen des Hundes steht vor der Tür< ausgedrückt wirddes Hundes steht vor der Tür< ausgedrückt wird

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Die Pointe von Armstrongs Gedankengang (Stich):Die Pointe von Armstrongs Gedankengang (Stich): „ „Zwar kennen wir die genauen Gehalte der Zwar kennen wir die genauen Gehalte der

Überzeugungen des Hundes nicht, aber wir können Überzeugungen des Hundes nicht, aber wir können nach wie vor über seine Überzeugungen sprechen, nach wie vor über seine Überzeugungen sprechen, indem wir „die ungenaue oder referentiell indem wir „die ungenaue oder referentiell durchsichtige [Fido glaub R(a,b); Thomas Hoffmann] durchsichtige [Fido glaub R(a,b); Thomas Hoffmann] Art des Sprechens“ über Überzeugungen wählen.“Art des Sprechens“ über Überzeugungen wählen.“

=> Armstrongs vermeintlicher Lösungsansatz des => Armstrongs vermeintlicher Lösungsansatz des Dilemmas wirft Stich zufolge ZWEI Probleme auf, Dilemmas wirft Stich zufolge ZWEI Probleme auf, wovon Stich zunächst eines behandelt:wovon Stich zunächst eines behandelt:

1.1. Wir reden im Alltag nicht auf diese Weise von Wir reden im Alltag nicht auf diese Weise von TierüberzeugungenTierüberzeugungen

Stich hält folgendes für plausibler:Stich hält folgendes für plausibler: Wenn wir sagen Wenn wir sagen „S glaubt, dass Fa“ (also etwa: Fido (S) glaubt, dass „S glaubt, dass Fa“ (also etwa: Fido (S) glaubt, dass sein Herrchen (a) vor der Tür steht (F)),sein Herrchen (a) vor der Tür steht (F)),so kann man dies so kann man dies auf zweifache Weise auf zweifache Weise verstehen/lesenverstehen/lesen: :

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erstens:erstens: auf die sogenannte auf die sogenannte de dicto – de dicto – Weise Weise (undurchsichtig): wir beziehen den, der die (undurchsichtig): wir beziehen den, der die Überzeugung hat, auf den propositionalen Gehalt: Überzeugung hat, auf den propositionalen Gehalt: Bsp.: „Fido glaubt, dass sein Herrchen vor der Tür Bsp.: „Fido glaubt, dass sein Herrchen vor der Tür steht“ => undurchsichtig aus schon oben steht“ => undurchsichtig aus schon oben genannten Gründen; würden wir jetzt „Herrchen“ genannten Gründen; würden wir jetzt „Herrchen“ durch „Herr Müller“ ersetzen, so würde sich der durch „Herr Müller“ ersetzen, so würde sich der Wahrheitswert möglicherweise ändern, denn Fido Wahrheitswert möglicherweise ändern, denn Fido weiß viell. gar nicht, dass sein Herrchen Herr weiß viell. gar nicht, dass sein Herrchen Herr Müller ist. Müller ist.

oder zweitens:oder zweitens: auf die auf die de re de re – Weise (durchsichtig): – Weise (durchsichtig): wir sagen etwas über die Sache aus. Bsp.: „Fido wir sagen etwas über die Sache aus. Bsp.: „Fido glaubt von seinem Herrchen, dass es vor der Tür glaubt von seinem Herrchen, dass es vor der Tür steht“ (Würden wir jetzt „Herrchen“ durch dem steht“ (Würden wir jetzt „Herrchen“ durch dem koreferentiellen Terminus „Herr Müller“ ersetzen, koreferentiellen Terminus „Herr Müller“ ersetzen, so würde sich der Wahrheitswert des Satzes so würde sich der Wahrheitswert des Satzes nichtnicht ändern => denn es stimmt, dass Herr Müller vor ändern => denn es stimmt, dass Herr Müller vor der Tür steht => sofern wir nur etwas über die der Tür steht => sofern wir nur etwas über die Sache/Sache/res res sagen)sagen)

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Stich:Stich: Armstrongs Lösung verlangt Armstrongs Lösung verlangt jedoch eine Konstruktion, die logisch jedoch eine Konstruktion, die logisch erheblich biegsamer ist als die erheblich biegsamer ist als die Konstruktion einer durchsichtigen Konstruktion einer durchsichtigen ÜberzeugungÜberzeugung

=> => Am Bsp. des Hundes:Am Bsp. des Hundes: Armstrong will Armstrong will ja den Satz „Fido glaubt, dass sein ja den Satz „Fido glaubt, dass sein Herrchen vor der Tür steht“ nicht Herrchen vor der Tür steht“ nicht einfach auf die de re-Weise einfach auf die de re-Weise (durchsichtig) verstehen; er will eine (durchsichtig) verstehen; er will eine Substitution von koextensiven Substitution von koextensiven Prädikaten innerhalb des Satzinhalts Prädikaten innerhalb des Satzinhalts vornehmen: also etwa: S (Fido) hat die vornehmen: also etwa: S (Fido) hat die Überzeugung R(a,b).Überzeugung R(a,b).

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Wobei eben:Wobei eben:a = Individualbegriff DES HUNDES, der a = Individualbegriff DES HUNDES, der

genau dasselbe Individuum herausgreift genau dasselbe Individuum herausgreift wie unser Individualbegriff (der also quasi wie unser Individualbegriff (der also quasi koextensiv damit ist / gleich weite koextensiv damit ist / gleich weite Ausdehnung hat), den wir mit den Worten Ausdehnung hat), den wir mit den Worten „das Herrchen des Hundes“ ausdrücken.„das Herrchen des Hundes“ ausdrücken.

So auch bei R und b.So auch bei R und b. Insofern verlangt Armstrong „jedoch eine Insofern verlangt Armstrong „jedoch eine

Konstruktion, die logisch erheblich Konstruktion, die logisch erheblich biegsamer ist als die Konstruktion einer biegsamer ist als die Konstruktion einer durchsichtigen Überzeugung“ (Stich, S. durchsichtigen Überzeugung“ (Stich, S. 104)104)

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Stich: Armstrongs Ansatz widerspricht Stich: Armstrongs Ansatz widerspricht unseren gewöhnlichen unseren gewöhnlichen Überzeugungszuschreibungen Überzeugungszuschreibungen gegenüber Tieren (vgl. S. 105 oben - gegenüber Tieren (vgl. S. 105 oben - Mitte)Mitte)

Armstrong könnte dagegen jedoch Armstrong könnte dagegen jedoch argumentieren: wir könnten, obgleich argumentieren: wir könnten, obgleich wir uns im Falle gewöhnlicher wir uns im Falle gewöhnlicher Überzeugungszuschreibungen an Tiere Überzeugungszuschreibungen an Tiere nicht auf seinen Ansatz berufen können, nicht auf seinen Ansatz berufen können, doch einfach beginnen, auf solche doch einfach beginnen, auf solche Weise Tieren Überzeugungen Weise Tieren Überzeugungen zuzuschreiben:zuzuschreiben:

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„„Es gibt keinen Grund dafür, weshalb wir im Es gibt keinen Grund dafür, weshalb wir im Deutschen nicht einfach eine Konstruktion Deutschen nicht einfach eine Konstruktion einführen könnten, z.B. glaubt*, und zwar wie einführen könnten, z.B. glaubt*, und zwar wie folgt: Ein Satz der Form folgt: Ein Satz der Form

S glaubt*, dass R a1, a2, … , aN S glaubt*, dass R a1, a2, … , aN ist genau dann wahr, wenn es denotierende ist genau dann wahr, wenn es denotierende

Ausdrücke a1‘, a2‘, …, aN‘ gibt, deren Ausdrücke a1‘, a2‘, …, aN‘ gibt, deren Denotationen dieselben sind wie die Denotationen dieselben sind wie die entsprechenden von a1, a2, …, aN, und wenn entsprechenden von a1, a2, …, aN, und wenn es ein Prädikat R‘ gibt, dessen Extension es ein Prädikat R‘ gibt, dessen Extension dieselbe ist wie die Extension von R (oder dieselbe ist wie die Extension von R (oder annähernd so) und der Satz annähernd so) und der Satz

=> S glaubt (im => S glaubt (im De-dictoDe-dicto-Sinn), dass R‘ a1‘, a2‘, -Sinn), dass R‘ a1‘, a2‘, …, aN‘…, aN‘

wahr ist.wahr ist.

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Armstrongs Vorschlag (in Stichs Version) Armstrongs Vorschlag (in Stichs Version) würde uns zwar einen Weg eröffnen, um über würde uns zwar einen Weg eröffnen, um über die Überzeugungen eines Tiers zu reden […] die Überzeugungen eines Tiers zu reden […] Dieser Vorschlag setzt aber voraus, es gäbe Dieser Vorschlag setzt aber voraus, es gäbe De-dicto-Überzeugungssätze (oder De-dicto-Überzeugungssätze (oder undurchsichtige Sätze), die den Tieren undurchsichtige Sätze), die den Tieren korrekt und genau Überzeugungen korrekt und genau Überzeugungen zuschreiben. Nach Armstrong wissen wir zuschreiben. Nach Armstrong wissen wir zwar nicht, welche Sätze das sind, aber im zwar nicht, welche Sätze das sind, aber im Sinne eines Noch-nicht-Wissens: „[…] sieht Sinne eines Noch-nicht-Wissens: „[…] sieht Armstrong im Prinzip kein Problem vorher, Armstrong im Prinzip kein Problem vorher, wenn es darum gehen soll, genaue wenn es darum gehen soll, genaue De-dictoDe-dicto--Beschreibungen dessen hervorzubringen, Beschreibungen dessen hervorzubringen, was geglaubt wird […] Die Tatsache, dass wir was geglaubt wird […] Die Tatsache, dass wir nicht präzise sagen können, was die Gehalte nicht präzise sagen können, was die Gehalte der Überzeugungen eines Tiers sind, ist kein der Überzeugungen eines Tiers sind, ist kein Indiz dafür, dass Tiere keine Überzeugungen Indiz dafür, dass Tiere keine Überzeugungen haben, sondern nur dafür, dass wir nicht haben, sondern nur dafür, dass wir nicht genug über Tiere wissen.“ (S. 106f.)genug über Tiere wissen.“ (S. 106f.)

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StichStich nun ist der Meinung, nun ist der Meinung, Armstrong löse Armstrong löse das Dilemma grundlegend falschdas Dilemma grundlegend falsch: das : das Problem der Gehaltszuschreibung im Falle Problem der Gehaltszuschreibung im Falle einer Tierüberzeugung ist keine empirische einer Tierüberzeugung ist keine empirische Unwissenheit unsererseits, sondern Unwissenheit unsererseits, sondern vielmehr, dass „wir einem Subjekt nur dann vielmehr, dass „wir einem Subjekt nur dann problemlos eine Überzeugung mit einem problemlos eine Überzeugung mit einem spezifischen Gehalt zuschreiben [können], spezifischen Gehalt zuschreiben [können], wenn wir annehmen können, dass das wenn wir annehmen können, dass das Subjekt ein weites Netz von damit Subjekt ein weites Netz von damit verbundenen Überzeugungen hat, das mit verbundenen Überzeugungen hat, das mit unserem eigenen Netz weitgehend unserem eigenen Netz weitgehend isomorph [gleichförmig] ist.“ (S. 107 oben)isomorph [gleichförmig] ist.“ (S. 107 oben)

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Die durch empirische Forschungsarbeit Die durch empirische Forschungsarbeit möglicherweise zu gewinnenden möglicherweise zu gewinnenden Anwendungskriterien für Fidos Knochenbegriff helfen Anwendungskriterien für Fidos Knochenbegriff helfen uns letztlich nicht weiter (vgl. S. 109/110), weil wir uns letztlich nicht weiter (vgl. S. 109/110), weil wir bei Überzeugungszuschreibungen immer, sofern es bei Überzeugungszuschreibungen immer, sofern es den Gehalt der Überzeugung angeht, mit Begriffen den Gehalt der Überzeugung angeht, mit Begriffen operieren müssen, die unsere sind, ihren Gehalt also operieren müssen, die unsere sind, ihren Gehalt also prinzipiell vor dem Hintergrund eines ganzen Netzes prinzipiell vor dem Hintergrund eines ganzen Netzes anderer, geteilter Überzeugungen gewinnen: „Im anderer, geteilter Überzeugungen gewinnen: „Im Verlauf der Diskussion von Armstrongs Thesen Verlauf der Diskussion von Armstrongs Thesen haben wir eine Argumentation entwickelt, um zu haben wir eine Argumentation entwickelt, um zu zeigen, dass wir den Überzeugungen von Subjekten, zeigen, dass wir den Überzeugungen von Subjekten, deren Überzeugungen sich in ihrer Gesamtheit deren Überzeugungen sich in ihrer Gesamtheit beträchtlich von unseren eigenen unterscheiden, beträchtlich von unseren eigenen unterscheiden, keinen Gehalt zuschreiben können. Und da Tiere keinen Gehalt zuschreiben können. Und da Tiere anscheinend solche Subjekte sind, verfügen wir anscheinend solche Subjekte sind, verfügen wir damit über ein Argument dafür, dass wir den damit über ein Argument dafür, dass wir den Überzeugungen eines Tiers keinen Gehalt Überzeugungen eines Tiers keinen Gehalt zuschreiben können“ (S. 110)zuschreiben können“ (S. 110)

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Die entscheidende Frage nun:Die entscheidende Frage nun: Haben Tiere Haben Tiere dann also keine Überzeugungen (wenn wir dann also keine Überzeugungen (wenn wir ihren Überzeugungen keinen Gehalt ihren Überzeugungen keinen Gehalt zuschreiben können)?zuschreiben können)?

=> Ein imaginärer Anwalt von => Ein imaginärer Anwalt von Tierüberzeugungen könnte nun wie folgt Tierüberzeugungen könnte nun wie folgt argumentieren: Es ist noch nicht gezeigt argumentieren: Es ist noch nicht gezeigt worden, dass Tiere keine Überzeugungen worden, dass Tiere keine Überzeugungen haben, sondern nur, dass wir ihren haben, sondern nur, dass wir ihren Überzeugungen keinen Gehalt zuschreiben Überzeugungen keinen Gehalt zuschreiben können. Das Erste folgt aus dem Zweiten können. Das Erste folgt aus dem Zweiten nur dann, wenn wir annehmen, dass die nur dann, wenn wir annehmen, dass die Möglichkeit, einen Gehalt zuschreiben zu Möglichkeit, einen Gehalt zuschreiben zu können, eine notwendige Bedingung dafür können, eine notwendige Bedingung dafür ist, dass ein psychischer Zustand eine ist, dass ein psychischer Zustand eine Überzeugung ist. Kein Argument ist dafür Überzeugung ist. Kein Argument ist dafür vorgelegt worden. (S. 111)vorgelegt worden. (S. 111)

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Würde man eine Überzeugung nur dann Würde man eine Überzeugung nur dann berechtigterweise zuschreiben, wenn man dies berechtigterweise zuschreiben, wenn man dies unter Angabe ihres genauen Gehalts tun könnte unter Angabe ihres genauen Gehalts tun könnte (wenn also eine Überzeugung nur dann eine (wenn also eine Überzeugung nur dann eine Überzeugung wäre, wenn man sagen könnte, Überzeugung wäre, wenn man sagen könnte, was deren Gehalt ist), so hätte dies auch was deren Gehalt ist), so hätte dies auch kontraintuitive Konsequenzen, wenn wir die kontraintuitive Konsequenzen, wenn wir die Frage nach Überzeugungen etwa bei anderen Frage nach Überzeugungen etwa bei anderen Personen oder Kulturen stellen (S. 111 Personen oder Kulturen stellen (S. 111 unten/112 oben)unten/112 oben)

=> wir begreifen „Überzeugungen im => wir begreifen „Überzeugungen im Allgemeinen als etwas [...], das zwei ganz Allgemeinen als etwas [...], das zwei ganz unterschiedliche Arten von Eigenschaften hat.“unterschiedliche Arten von Eigenschaften hat.“

=> => einerseits als:einerseits als: funktionale oder psychische funktionale oder psychische Zustände Zustände

andererseits als:andererseits als: Zustände mit einem Gehalt Zustände mit einem Gehalt

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Stichs Argumentation auf S. 112 läuft auf Stichs Argumentation auf S. 112 läuft auf folgendes hinaus:folgendes hinaus: „Es mag Entitäten geben „Es mag Entitäten geben – Organismen oder Automaten –, für die – Organismen oder Automaten –, für die Modelle konstruiert werden können, die auf Modelle konstruiert werden können, die auf das in Abschnitt 1 erarbeitete Muster das in Abschnitt 1 erarbeitete Muster passen, obwohl sich die interne passen, obwohl sich die interne Organisation des „Überzeugungsbestandes“ Organisation des „Überzeugungsbestandes“ dieses Modells radikal von der internen dieses Modells radikal von der internen Organisation des Überzeugungsbestandes Organisation des Überzeugungsbestandes unterscheidet, das sich in Modellen für unterscheidet, das sich in Modellen für vertraute Menschen findet. Dies genügt für vertraute Menschen findet. Dies genügt für den Nachweis, dass das zweite Merkmal den Nachweis, dass das zweite Merkmal von Überzeugungen, nämlich einen von Überzeugungen, nämlich einen ausdrucksfähigen Gehalt zu haben, nicht ausdrucksfähigen Gehalt zu haben, nicht von den ersten – den „strukturellen“ von den ersten – den „strukturellen“ Merkmalen – impliziert wird.“ (S. 112f.)Merkmalen – impliziert wird.“ (S. 112f.)

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Was sollen wir von diesen halb ausgegorenen Was sollen wir von diesen halb ausgegorenen Zuständen sagen, die zwar die strukturellen Zuständen sagen, die zwar die strukturellen Merkmale von Überzeugungen haben, jedoch Merkmale von Überzeugungen haben, jedoch über keinen spezifizierbaren Gehalt verfügen? über keinen spezifizierbaren Gehalt verfügen? Sollen wir sie zu den Überzeugengen zählen?Sollen wir sie zu den Überzeugengen zählen?

WENN JA:WENN JA: akzeptieren wir Überzeugungen ohne akzeptieren wir Überzeugungen ohne

spezifizierbaren Gehaltspezifizierbaren Gehalt können wir ihnen nicht einfach einen Wahrheitswert können wir ihnen nicht einfach einen Wahrheitswert

zuschreiben: indem wir den Überzeugungen den zuschreiben: indem wir den Überzeugungen den ausdrucksfähigen Gehalt entzogen haben, haben wir ausdrucksfähigen Gehalt entzogen haben, haben wir ihnen auch die Wahrheitswerte entzogen.ihnen auch die Wahrheitswerte entzogen.

könnte die Überzeuguns-Wunsch-Psychologie wahr könnte die Überzeuguns-Wunsch-Psychologie wahr sein. Es wäre also möglich, dass wir Theorien sein. Es wäre also möglich, dass wir Theorien konstruieren können, die das Verhalten von konstruieren können, die das Verhalten von Organismen (teilweise) erklären, indem die Theorien Organismen (teilweise) erklären, indem die Theorien auf die Überzeugungen und Wünsche der auf die Überzeugungen und Wünsche der Organismen Bezug nehmen. Organismen Bezug nehmen.

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WENN NEINWENN NEIN dann haben Tiere keine Überzeugungendann haben Tiere keine Überzeugungen dann ist auch menschliches Verhalten NICHT für dann ist auch menschliches Verhalten NICHT für

eine Überzeugungs-Wunsch-Erklärung geeignet. eine Überzeugungs-Wunsch-Erklärung geeignet. weil 1)weil 1) es wahrscheinlich Menschen gegeben hat es wahrscheinlich Menschen gegeben hat

(oder geben wird), deren Überzeugungsbestand sich (oder geben wird), deren Überzeugungsbestand sich hinreichend von unserem eigenen unterscheidet, hinreichend von unserem eigenen unterscheidet, sodass sie keine Überzeugungen hatten (oder haben sodass sie keine Überzeugungen hatten (oder haben werden)werden)

weil 2):weil 2): WENN wir annehmen, dass solche „halb WENN wir annehmen, dass solche „halb ausgegorenen Zustände“ nicht zu den Überzeugungen ausgegorenen Zustände“ nicht zu den Überzeugungen zu zählen sind, ließe auch eine Überzeugungs-Wunsch-zu zählen sind, ließe auch eine Überzeugungs-Wunsch-Theorie, die auf die Erklärung von Verhalten abzielt, Theorie, die auf die Erklärung von Verhalten abzielt, keinen Platz mehr für das Prädikat „ist eine keinen Platz mehr für das Prädikat „ist eine Überzeugung“ Überzeugung“

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Stich (S. 115):Stich (S. 115): „Die Linie zwischen „Die Linie zwischen Überzeugungen und überzeugungsartigen Überzeugungen und überzeugungsartigen Zuständen, die nicht Überzeugungen sind, Zuständen, die nicht Überzeugungen sind, wird nicht durch ein explanatorisch wird nicht durch ein explanatorisch bedeutsames Merkmal der Systeme bedeutsames Merkmal der Systeme gezogen, in denen diese Zustände eine gezogen, in denen diese Zustände eine Rolle spielen, sondern vielmehr durch die Rolle spielen, sondern vielmehr durch die Ähnlichkeit (oder das Fehlen der Ähnlichkeit (oder das Fehlen der Ähnlichkeit) zwischen dem Ähnlichkeit) zwischen dem Überzeugungsbestand eines Subjekts und Überzeugungsbestand eines Subjekts und unserem eigenen. Und eine solche unserem eigenen. Und eine solche Unterscheidung hat keinen Platz in einer Unterscheidung hat keinen Platz in einer ausgereiften Wissenschaft, die auf die ausgereiften Wissenschaft, die auf die Erklärung von Verhalten abzielt.“Erklärung von Verhalten abzielt.“

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Wie steht es nun um die Frage: „Muss eine Wie steht es nun um die Frage: „Muss eine Überzeugung einen spezifizierbaren Gehalt haben, Überzeugung einen spezifizierbaren Gehalt haben, um eine Überzeugung zu sein?“ selbst?um eine Überzeugung zu sein?“ selbst?=> => Stich:Stich: ES GIBT KEINE ANTWORTES GIBT KEINE ANTWORT=> => weil:weil: unser informeller, vortheoretischer Begriff unser informeller, vortheoretischer Begriff einer Überzeugung reicht einfach nicht aus, um die einer Überzeugung reicht einfach nicht aus, um die Frage zu entscheiden.Frage zu entscheiden.=> „Die Merkmale, die Überzeugungen durch => „Die Merkmale, die Überzeugungen durch unseren informellen Begriff auferlegt werden, tragen unseren informellen Begriff auferlegt werden, tragen nicht die Vermerke „notwendig“ und „kontingent“. nicht die Vermerke „notwendig“ und „kontingent“. Im besten Fall kann man von einigen Merkmalen Im besten Fall kann man von einigen Merkmalen sagen, dass sie – relativ gesehen – zentraler sind, sagen, dass sie – relativ gesehen – zentraler sind, während andere – relativ gesehen – weniger zentral während andere – relativ gesehen – weniger zentral sind.“ (S. 115)sind.“ (S. 115)=> unser informeller Überzeugungsbegriff betrachtet => unser informeller Überzeugungsbegriff betrachtet den Gehalt sicherlich als relativ zentrales Merkmal den Gehalt sicherlich als relativ zentrales Merkmal einer Überzeugung, soviel können wir sagen.einer Überzeugung, soviel können wir sagen.

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Stich schließt den Aufsatz ab (S. 116 oben):Stich schließt den Aufsatz ab (S. 116 oben):

„ „Wenn wir unseren vortheoretischen Begriff von Wenn wir unseren vortheoretischen Begriff von Überzeugung auf rationale Weise erneuern wollen, Überzeugung auf rationale Weise erneuern wollen, damit er den Zielen der wissenschaftlichen damit er den Zielen der wissenschaftlichen Psychologie besser dienen kann, wird der Gehalt Psychologie besser dienen kann, wird der Gehalt eine der ersten Eigenschaften sein, die entfernt eine der ersten Eigenschaften sein, die entfernt werden müssen. Doch angesichts der werden müssen. Doch angesichts der gegenwärtigen Konturen unseres Begriffs von gegenwärtigen Konturen unseres Begriffs von Überzeugung ist unsere Frage selbst Überzeugung ist unsere Frage selbst problematisch.“problematisch.“

Stichs kleiner Sohn Stichs kleiner Sohn : „Haben Tiere : „Haben Tiere Überzeugungen? [...] „Ein bisschen schon. Und ein Überzeugungen? [...] „Ein bisschen schon. Und ein bisschen nicht““bisschen nicht““