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M ag. Karl Lesjak (49) ist seit 2003 bei Interpol als Assistant Director des „Command and Co-ordination-Centers“ (CCC) tätig, mit den Aufgabenschwerpunkten „Cri- sis and Major Event Assistance“. Der Kärntner ist seit 1987 im Innenministe- rium. Lesjak war Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung von Drogen- und or- ganisierter Kriminalität, Bundesdro- genkoordinator des Innenministeriums und Vorsitzender einer Ratsarbeits- gruppe während Österreichs EU-Präsi- dentschaft im zweiten Halbjahr 1998. Auf EU- und UN-Ebene wurde der Ju- rist mehrfach als Experte herangezogen und mit zahlreichen Evaluierungen auf dem Gebiet der internationalen Polizei- kooperation betraut. Das CCC ist Bindeglied des Inter- pol-Generalsekretariats zu den nationa- len Interpol-Büros in den 186 Mitglied- staaten und den Sub-Regional-Büros. Das CCC bietet die Interpol-Service- leistungen täglich 24 Stunden und 365 Tage im Jahr an, in den vier offiziellen Interpolsprachen Englisch, Franzö- sisch, Spanisch, Arabisch. Die Mitar- beiter des CCC, die mehrere Fremd- sprachen fließend beherrschen, arbei- ten in Teams. Das CCC ist die erste Anlaufstelle für jeden Interpol-Mitgliedstaat, der mit einer Krisen konfrontiert ist. Kern- aufgaben sind: Erstbewertung und -be- arbeitung aller eingehenden Informa- tionen (derzeit erhält das CCC rund 500 Meldungen aus den Mitgliedstaa- ten pro Tag, wie Fahndungs- und Infor- mationsersuchen); Koordination des Informationsaustausches bei Strafver- folgungsmaßnahmen; Unterstützung nach Terroranschlägen; Planung und Vorbereitung der Sicherheitsmaßnah- men bei Großveranstaltungen (Olympi- sche Spiele, Fußballwelt- und Europa- meisterschaft). Weiters erbringt das CCC Leistun- gen wie Datenabfragen in allen Daten- banken (Personen, gestohlene Kfz, ver- lorene oder gestohlene Reisedokumen- te, Fingerabdrücke, DNA und andere); Fahndungsausschreibungen; Koordina- tion von DVI-Teams nach Katastro- phen (Tsunami); Unterstützung bei Fahndungsmaßnahmen nach flüchtigen Straftätern. Eine zentrale Aufgabe des CCC ist die Koordination der Entsendung von „Incident Response Teams“ (IRT). Diese unterstützen die Behörden des Mitgliedstaates bei Ermittlungen mit internationalem Hintergrund (Terroran- schlägen) und ermöglichen den Zugang zu Datenbanken, Analysen, Informatio- nen oder Ausschreibungen vor Ort. „Interpol ist die größte Kriminalpo- lizeiorganisation der Welt und verfügt über ein weltweites Kommunikations- netz sowie den Zugriff zu wichtigen Datenbanken. Für Interpol zu arbeiten ist täglich eine neue Herausforderung. Der Sprung von einer nationalen zu ei- ner international tätigen Organisation trainiert ein vernetztes Denken, das auch Bedacht nimmt auf andere Kultu- ren und Systeme“, sagt Karl Lesjak. „Meine Arbeit ist weiters geprägt von einem ausgesprochenen Teamden- ken, verbunden mit Tempo und Enga- gement. Oberste Priorität ist es, die Serviceleistungen von Interpol in den Mitgliedsstaaten vor Ort verfügbar zu machen.“ Werner Schuller (42), Kriminalbe- amter im österreichischen Bundeskri- minalamt (BK), wurde mit 1. August 2007 vom Interpol-Generalsekretär Ro- nald K. Noble zum Assistant Director (Vizedirektor) des Bereichs „Forensic Support and Technical Databases“ er- nannt. Diese Position kommt in etwa dem Leiter der Abteilung 6 (Forensik und Technik) im BK gleich. Werner Schuller wurde im Jänner 1998 als Verbindungsbeamter zum Eu- ropäischen Verbindungsbüro (EVB) nach Lyon entsandt, zur Verbesserung der kriminalpolizeilichen Zusammen- arbeit mit den osteuropäischen Inter- pol-Mitgliedsstaaten. Bereits zu diesem Zeitpunkt beschäftigte sich das Verbin- dungsbüro mit der Beobachtung und Entwicklung der forensischen DNA- Analyse in Europa. 27 ÖFFENTLICHE SICHERHEIT 1-2/08 FOTOS: INTERPOL INTERPOL Österreicher bei Interpol Vier Polizeiexperten aus Österreich sind in wichtigen Funktionen im Generalsekretariat der internationalen kriminalpolizeilichen Organisation in Lyon, Frankreich, tätig. Werner Schuller, Assistant Director „Forensic Support and Technical Databases“, Generalsekretär Ronald K. Noble. Clemens Wechner, DNA-Police-Coordinator und Betreuer der Interpol-DNA-Datenbank und des DNA-Gateways.

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Mag. Karl Lesjak (49) ist seit2003 bei Interpol als AssistantDirector des „Command and

Co-ordination-Centers“ (CCC) tätig,mit den Aufgabenschwerpunkten „Cri-sis and Major Event Assistance“. DerKärntner ist seit 1987 im Innenministe-rium.

Lesjak war Leiter der Zentralstellezur Bekämpfung von Drogen- und or-ganisierter Kriminalität, Bundesdro-genkoordinator des Innenministeriumsund Vorsitzender einer Ratsarbeits-gruppe während Österreichs EU-Präsi-dentschaft im zweiten Halbjahr 1998.Auf EU- und UN-Ebene wurde der Ju-rist mehrfach als Experte herangezogenund mit zahlreichen Evaluierungen aufdem Gebiet der internationalen Polizei-kooperation betraut.

Das CCC ist Bindeglied des Inter-pol-Generalsekretariats zu den nationa-len Interpol-Büros in den 186 Mitglied-staaten und den Sub-Regional-Büros.Das CCC bietet die Interpol-Service-leistungen täglich 24 Stunden und 365Tage im Jahr an, in den vier offiziellenInterpolsprachen Englisch, Franzö-sisch, Spanisch, Arabisch. Die Mitar-beiter des CCC, die mehrere Fremd-sprachen fließend beherrschen, arbei-ten in Teams.

Das CCC ist die erste Anlaufstellefür jeden Interpol-Mitgliedstaat, dermit einer Krisen konfrontiert ist. Kern-aufgaben sind: Erstbewertung und -be-

arbeitung aller eingehenden Informa-tionen (derzeit erhält das CCC rund500 Meldungen aus den Mitgliedstaa-ten pro Tag, wie Fahndungs- und Infor-mationsersuchen); Koordination desInformationsaustausches bei Strafver-folgungsmaßnahmen; Unterstützungnach Terroranschlägen; Planung undVorbereitung der Sicherheitsmaßnah-men bei Großveranstaltungen (Olympi-sche Spiele, Fußballwelt- und Europa-meisterschaft).

Weiters erbringt das CCC Leistun-gen wie Datenabfragen in allen Daten-banken (Personen, gestohlene Kfz, ver-lorene oder gestohlene Reisedokumen-te, Fingerabdrücke, DNA und andere);Fahndungsausschreibungen; Koordina-tion von DVI-Teams nach Katastro-phen (Tsunami); Unterstützung beiFahndungsmaßnahmen nach flüchtigenStraftätern.

Eine zentrale Aufgabe des CCC istdie Koordination der Entsendung von„Incident Response Teams“ (IRT).Diese unterstützen die Behörden desMitgliedstaates bei Ermittlungen mitinternationalem Hintergrund (Terroran-schlägen) und ermöglichen den Zugangzu Datenbanken, Analysen, Informatio-nen oder Ausschreibungen vor Ort.

„Interpol ist die größte Kriminalpo-lizeiorganisation der Welt und verfügtüber ein weltweites Kommunikations-netz sowie den Zugriff zu wichtigen

Datenbanken. Für Interpol zu arbeitenist täglich eine neue Herausforderung.Der Sprung von einer nationalen zu ei-ner international tätigen Organisationtrainiert ein vernetztes Denken, dasauch Bedacht nimmt auf andere Kultu-ren und Systeme“, sagt Karl Lesjak.

„Meine Arbeit ist weiters geprägtvon einem ausgesprochenen Teamden-ken, verbunden mit Tempo und Enga-gement. Oberste Priorität ist es, dieServiceleistungen von Interpol in denMitgliedsstaaten vor Ort verfügbar zumachen.“

Werner Schuller (42), Kriminalbe-amter im österreichischen Bundeskri-minalamt (BK), wurde mit 1. August2007 vom Interpol-Generalsekretär Ro-nald K. Noble zum Assistant Director(Vizedirektor) des Bereichs „ForensicSupport and Technical Databases“ er-nannt. Diese Position kommt in etwadem Leiter der Abteilung 6 (Forensikund Technik) im BK gleich.

Werner Schuller wurde im Jänner1998 als Verbindungsbeamter zum Eu-ropäischen Verbindungsbüro (EVB)nach Lyon entsandt, zur Verbesserungder kriminalpolizeilichen Zusammen-arbeit mit den osteuropäischen Inter-pol-Mitgliedsstaaten. Bereits zu diesemZeitpunkt beschäftigte sich das Verbin-dungsbüro mit der Beobachtung undEntwicklung der forensischen DNA-Analyse in Europa.

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Österreicher bei InterpolVier Polizeiexperten aus Österreich sind in wichtigen Funktionen im Generalsekretariat der

internationalen kriminalpolizeilichen Organisation in Lyon, Frankreich, tätig.

Werner Schuller, Assistant Director „Forensic Support andTechnical Databases“, Generalsekretär Ronald K. Noble.

Clemens Wechner, DNA-Police-Coordinator und Betreuer derInterpol-DNA-Datenbank und des DNA-Gateways.

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Aufbau der DNA-Einheit. Im März2000 wurde Schuller vom Generalse-kretär der Interpol mit der Initialisie-rung und dem Aufbau der ersten Inter-pol-DNA-Einheit betraut. Der Auftraglautete, sich einen globalen Überblickzu verschaffen und zu evaluieren, wiediese neue Identifizierungsmethode be-reits angewandt wurde und wie dieseermittlungsunterstützende Technik ge-fördert werden könnte, um den Kampfgegen transnationale Verbrechen undTerrorismus bestmöglich zu unterstüt-zen.

Mit Oktober 2005 wurde Schullerzum Abteilungsleiter des Interpol Er-kennungsdienstes ernannt und zeichnetsich damit für die Bereiche DNA, Fin-gerabdrücke, Katastrophenopferidenti-fizierung, und die Stellvertretung desLeiters der Kriminaltechnik und Foren-sicher Datenbanken verantwortlich.

Der Niederösterreicher ist interna-tional anerkannter Fachexperte im kri-minalpolizeilichen Anwendungsbe-reich der DNA-Technik, Autor zahlrei-cher Fachbeiträge, Mitglied verschie-dener internationaler Fachgremien imforensischen, technischen und krimin-altaktischen Bereich sowie mehrfachausgezeichneter Gastredner bei interna-tionalen polizeiforensischen oder uni-versitären Veranstaltungen.

Werner Schuller trat 1984 in dieGendarmerie in Niederösterreich einund versah Dienst auf dem Gendarme-rieposten Alland, in der Kriminalabtei-lung Niederösterreich und in der frühe-ren Gruppe D (Kriminalpolizei) des In-nenministeriums, bevor er als Verbin-dungsbeamter ins Interpol-Generalse-

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Karl Lesjak, Assistant Director des„Command and Co-ordination-Centers“.

GmbHINDUSTRIEPRODUKTE

A-1010 Wien, An der Hülben 4Tel.: 01 / 512 17 94, Fax: 01 / 513 96 12

Mail: [email protected]

Page 3: Österreicher bei Interpol - bmi.gv.at · PDF fileAufbau der DNA-Einheit.Im März 2000 wurde Schuller vom Generalse-kretär der Interpol mit der Initialisie-rung und dem Aufbau der

kretariat Lyon entsandt wurde. Schullerist verheiratet, hat zwei Kinder und lebtmit seiner Familie unweit von Lyon.Der Kriminalbeamte graduierte am 6.Dezember 2007 zum Master of Sciencein „Forensic Computing and Cyber Cri-me Investigation“ an dem UniversityCollege Dublin, School of ComputerScience and Informatics.

Aufgaben des von Werner Schullergeleiteten Bereichs Kriminaltechnikbei Interpol:• DNA: Erleichterung des transnationa-len DNA-Datenaustausches und -ab-gleichs; Führung einer internationalenDNA Expertengruppe (Interpol DNA-MEG); Training der praktischen An-wendung von DNA-Techniken; Inter-nationale DNA-Datenbank. • Fingerabdrücke: Unterstützung desstandardisierten Austausches und Ab-gleichs von Fingerabdrücken; Betei-lung aller Mitgliedsländer mit derNIST-Viewer Software; Ausbau derÜberprüfung von Tatortspuren, Erwei-terung der internationalen AFIS-Daten-bank. • DVI: Führung der internationalenDNA-Expertengruppe, die sich unteranderem für die Aktualisierung des In-terpol DVI-Guides verantwortlichzeigt; Unterstützung internationalerDVI-Einsätze vor Ort; Verantwortungfür die Plassdata-DVI-Datenbank; Um-setzung des Aufbaues einer internatio-nalen Datenbank für vermisste Perso-nen und unbekannte Leichen.• Falschgeld: Koordinierung der Defi-nierung von Fälschungsmerkmalen;Enge Kooperation mit Europol betref-fend Kompetenzverteilung bei Eurofäl-

schungen, Nationalbanken und Druck-ereien, Teilnahme am S-Print-Monito-ring-System• Gefälschte Kreditkarten: Laborana-lyse sichergestellter gefälschter Kredit-karten; Betreibung und Ausbau einerDatenbank mit der forensischen Be-schreibung gefälschter Kreditkartenund deren Fälschungsmerkmale.• Gefälschte Reisepässe: Datenbankmit der genauen Beschreibung der Er-kennungs- und Sicherheitsmerkmalenechter Reisepässe aus aller Welt.

Clemens Wechner (37) leitender Po-lizeibeamter, arbeitet seit eineinhalbJahren in der DNA-Unit im Interpol-Generalsekretariat Lyon und ist alsSpezialized Officer (DNA-Police-Co-ordinator) für die Betreuung der Inter-pol-DNA-Datenbank und des DNA-Gateways verantwortlich.

Er organisiert Arbeitstreffen auf in-ternationaler Ebene und wird für Schu-lungen von Delegationen oder Teilneh-mern an Kongressen eingesetzt. DerTiroler ist seit 16 Jahren bei der öster-reichischen Exekutive und versah vor

seiner Entsendung zu Interpol Dienst inder Abteilungsleitung des Landeskri-minalamtes Tirol. Auslandseinsätzeführten Wechner unter anderem imJahr 1999 in den Kosovo, wo er imRahmen des UNO-Kriegsverbrechertri-bunals Kriegschauplätze ermittelte.Der Tiroler war als Leiter des DVI-Teams in Thailand maßgeblich für dieerfolgreiche Identifizierung der 86österreichischen Tsunami-Opfer ver-antwortlich.

„Bei der Arbeit bei Interpol gewin-ne ich einen Überblick über die unter-schiedlichen Standards der polizeili-chen Arbeit sowie die gesetzlichenGrundlagen“, sagt der Polizeioffizier.„Zudem ist es notwendig, unterschied-liche Mentalitäten und Sichtweisen un-ter einen Hut zu bringen. Die Weiter-entwicklung der Datenbank und dieOnline-Anbindung der Länder an dieDNA-Datenbank, die Organisation vonArbeitstreffen auf internationaler Ebe-ne sowie das Durchführen von Präsen-tationen vor international anerkanntemPublikum empfinde ich als besondereHerausforderung. Dadurch bieten sich

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Interpol-Generalsekretariat in Lyon in Frankreich: Hauptsitz der größten internatio-nalen Kriminalpolizeiorganisation der Welt.

Bernhard Otupal, Senior Training Coor-dinator – Police Services.

Interpol und ÖsterreichInterpol und das österreichische In-

nenministerium arbeiten vor undwährend der EURO 2008 eng zusam-men. Innenminister Günther Platterund Generalsekretär Ronald K. Nobleräumten dieser Kooperation Prioritätein, die operative Umsetzung erfolgt

durch das Bundeskriminalamt und In-terpol. Schwerpunkte bilden der In-formationsaustausch, die Risikoanaly-se, der Zugriff auf Interpols weltweiteDatenbanken, bei der EURO 2008 re-levante Kriminalitätsbereiche sowiedie Entsendung eines Interpol Major-Event-Support-Teams für die Dauerder EURO 2008.

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die Möglichkeiten meine Kenntnissebetreffend Projektarbeit, Managementund Sprachen einzusetzen und zu ver-tiefen.“

In der Interpol-DNA-Datenbank sindderzeit 72.600 DNA-Profile gespei-chert, die von 46 Mitgliedstaaten über-mittelt wurden. Seit der Inbetriebnah-me der Datenbank 2003 konnten 148internationale Treffer erzielt werden,die 16 Länder betreffen. Nach der Da-teneingabe und dem Datenvergleichwerden bei einem positiven DNA-Ab-gleich die betroffenen Mitgliedstaatenverständigt, die in der Folge kriminal-polizeilich ermitteln, etwa durchNeuauswertung der Spuren, die Über-prüfung und der Austausch von Perso-naldaten sowie sonstige Spurenverglei-che.

Im April 2007 wurden zwei DNA-Spuren (Crime-scene-profiles) zweiVerdächtigen zugeordnet. Die Spurenwaren nach einem bewaffneten Raub-überfall in ein Juweliergeschäft in Du-bai (Vereinigte Arabische Emirate) ge-sichert worden. Die Verdächtigen hat-ten 2006 in Vaduz (Liechtenstein) eineähnliche Tat begangen. Weitere Ermitt-lungen mit Unterstützung durch Inter-pol ergaben, dass die beiden MännerMitglieder einer weltweit aktiven Ein-brecherbande („Pink-Panther-Gang“)waren.

Das DNA-Gateway ermöglicht denMitgliedstaaten, die DNA-Profile onli-ne über das Interpol-Kommunikations-system I-24/7 in die DNA-Datenbankzu stellen. Zusätzlich Das System bie-tet die Möglichkeit, Daten zu verglei-chen und online zu löschen.

Expertentreffen. Expertentreffen. ImHerbst 2006 startete Clemens Wechnereine Initiative für die südosteuropäi-schen Länder. Spezialisten dieser Län-der wurden zu einem Treffen eingela-den, um über Verbesserungen des län-

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Überfall auf Juwelier in Dubai: DurchAuswertung von DNA-Spuren konntenzwei Verdächtige ermittelt werden.

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ANLAGEN UND HEIZUNG

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derübergreifenden Austausches vonDNA-Profilen zu beraten. Andere Mit-gliedstaaten wurden und werden beiSchulungen über das DNA-Gatewayinformiert. Für 2008 sind Workshopsin Osteuropa und im asiatischen Raumgeplant, um Strategien gegen grenzü-berschreitende Kriminalität zu ent-wickeln.

Im Sommer 2006 wurde unter Lei-tung der DNA-Unit eine weltweiteDNA-Erhebung durchgeführt. AlleMitgliedstaaten wurden ersucht, denStandard ihrer nationalen Datenban-ken, ihrer Labors oder der DNA-Ermittlungen am Tatort Interpol mitzu-teilen. Die Umfrage ist in Auswertung.Die Resultate und Analysen (GlobalDNA Database Inquiry – Results andAnalysis) werden die Vorgangssweiseim kriminalpolizeilichen, internationa-len DNA-Austausch maßgeblich unter-stützen.

Die DNA-Einheit organisierte imNovember 2007 die „5th DNA UsersConference“, an der mehr als 120 Teil-nehmer aus 50 Nationen teilnahmen,unter ihnen anerkannte Wissenschafter,Datenbankspezialisten, Kriminalistenund Vertreter internationaler Organisa-tionen.

Ziel dieser Veranstaltung war es,den Einsatz der DNA-Technik an Or-ten des Ereignisses (Tatort, Katas-trophen, Unfälle) praxisgerecht zu ver-anschaulichen und dadurch das Interes-se eines breiten Personenkreises anDNA und der erforderlichen Internatio-nalen Kooperation zu wecken.

Bernhard Otupal (43) ist seit Okto-ber 2007 Senior Training Coordinator– Police Services im Interpol TrainingOffice (TRO). Der gebürtige Wienerist seit 2003 bei Interpol tätig. Zuletztwar er bei Interpol für den Bereich„High Tech Crime“ verantwortlich undgeschäftsführender Assistant Director

für das Sub-Direktorat „Financial andHigh Tech Crime“ (FHT).

Otupal trat 1985 in die Gendarmeriein Oberösterreich ein. Von 1993 bis1997 gehörte er der Einsatzgruppe imInnenministerium zur Bekämpfung desTerrorismus an. Von 1998 bis 2003war er im Bundeskriminalamt in derAbteilung zur Bekämpfung der Com-puter- und Netzwerkkriminalität tätig.Insbesondere hat er in den letzten Jah-ren an der Entwicklung von Kursen imBereich „High Tech Facilitated Crimi-nality“ und „High Tech Crime“ gear-beitet und zahlreiche Kurse abgehalten,unter anderem in Hongkong, Korea,Südafrika, Deutschland, Irland, Finn-land, England und Frankreich. Otupalwohnt mit seiner Frau und seinen dreiKindern in der Nähe von Lyon.

Der Kriminalbeamte graduierteebenfalls am 6. Dezember 2007 zumMaster of Science in „Forensic Com-puting and Cyber Crime Investigation“an dem University College Dublin,School of Computer Science and Infor-matics.

Training and Development, OtupalsAufgabenbereich heute, gehört zurvierten (neuen) Hauptsäule von Inter-pol. Die anderen anderen HauptsäulenInterpols sind: Bereitstellung der hoch-sicheren Interpol-Kommunikations-plattform I 24/7, operationelle Daten-services, Polizeidatenbanken und ope-rationelle Polizeiunterstützung.

Ziel des Trainingbüros ist es, diebesten Trainer aus der Organisation zu-sammenzufassen, um eine professio-nelle Training-Einheit aufzubauen unddadurch den Exekutivbeamten der 186

Mitgliedsländer zu helfen, ihre Arbeizu verbessern, Fachwissen aufzubauenund neue Kriminalitätsformen zubekämpfen. Interpol bietet den Mit-gliedstaaten Werkzeuge und Dienst-leistungen an, beispielsweise Daten-banken.

Um sicherzustellen, dass diese kor-rekt eingesetzt werden, hat das Gene-ralsekretariat einige Initiativen einge-leitet, um das Fachwissen bereitzustel-len und auch den Austausch von Erfah-rung zu ermöglichen. Eine andere Auf-gabe des Trainingbüros ist die Ausbil-dung des Interpol-Personals – dabeisollen alle Bereiche der Arbeit des Ge-neralsekretariats abgedeckt werden.

Diese neue „Lernkultur“ innerhalbvon Interpol soll den Zusammenhaltstärken durch Verständnis der Werte,Ursachen, des Basiswissens und desVerständnisses für die Polizeiarbeit.

Die nationalen Zentral-Büros(NCBs), Interpols Verbindung zu dennationalen Polizeiorganisationen, sindimmer mehr aufgefordert, eine größereoperative Rolle zu übernehmen, da In-terpol seine Einsatzgebiete und Servi-ces laufend erweitert. Das Generalse-kretariat sollte in der Lage sein, dieNCBs in ihrer Arbeit bei der internatio-nalen Zusammenarbeit zu unterstützen.

Die regionalen Büros wurden mitmoderner Traininginfrastruktur ausge-stattet und werden verstärkt Ausbil-dung anbieten. In Moskau wurde kürz-lich das „Anti-Heroin-Smuggling-Cen-ter“ von Interpol ins Leben gerufen.Die „Anti-Corruption-Academy“ vonInterpol in Österreich befindet sich imAufbau.

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Training von Polizeibeamten: Ziel von Interpol ist es, den Beamten der 186 Mitgliedsländer zu helfen, ihre Arbeit zu verbessern und Fachwissen aufzubauen.

Command and Co-ordination Center:Interpol-Serviceleistungen täglich 24Stunden und 365 Tage im Jahr.