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Page 1: studentische Lehr Lern Videos als Basis für ...€¦ · tion der Hochschullehre in Niedersachsen. Mu nster: Waxmann. S. 103-113 Auszug aus dem Video Kurzbeschreibung Bewertung der

studentische Lehr-Lern-Videos als Basis für kompetenzorientierte

Prüfungsformen in der Medienbildung angehender Pädagog*innen

Martin K.W. Schweer & Yvonne Friederich

Ausgangssituation

Eine intensivierte Vermittlung von Medienkompetenzen im Studium ist angesichts der grundlegend vera n-derten Anforderungen in der Arbeitswelt mittlerweile univerzichtbar. So wird etwa im europa ischen Refe-renzrahmen fu r Schlu sselkompetenzen des lebenslangen Lernens gefordert, dass Studierende befa higt werden sollen, „Hilfsmittel zu benutzen, um komplexe Informationen zu produzieren, zu pra sentieren und zu verstehen“ (Europa ische Kommission, 2007, S. 7), ferner soll eine „kritische und reflektierende Einstel-lung gegenu ber den verfu gbaren Informationen“ (ebd.) gefo rdert werden.

Gerade auch im pa dagogischen Kontext kann der Einsatz digitaler Lerntechnologien zu einer deutlichen Verbesserung ebensolcher Lehr-Lern-Settings beitragen, die an den individuellen Kompetenzen der Ler-nenden ausgerichtet sind. Die damit einhergehenden Anforderungen an das pa dagogische Personal stellen allerdings die universita re Ausbildung mit Blick auf die Fo rderung entsprechender eKompetenzen vor neue Herausforderungen (s.a. Beschluss der Kultusministerkonferenz, 2016).

Theoretischer Hintergrund

Entgegen der weit verbreiteten Annahme, dass die sog. Digital Natives von sich aus sehr technik- und medi-enaffin sind, erweisen sich die Studierenden hinsichtlich ihrer individuellen Vorkenntnisse und Medienaffi-nia t als eine sehr heterogene Gruppe (u.a. Siebertz-Reckzeh et al., 2009; Siebertz-Reckzeh & Schweer, 2008). Medienbildung an Hochschulen muss somit zuvorderst im ersten Schritt auf die notwendigen Fer-tigkeiten zur Nutzung einer Technologie ausgerichtet sein, bevor auf dieser Basis Kompetenzen zum (fach-didaktisch) sinnvollen Einsatz vermittelt werden ko nnen.

Mit der sich aus dem dynamisch-transaktionalen Paradigma (u.a. Mischel, 2004) wissenschaftstheoretisch abgeleiteten Notwendigkeit einer differentiellen Perspektive (Schweer, Siebertz-Reckzeh & Lachner, 2012) wird dementsprechend fu r Lehr-Lern-Prozesse (und damit gleichermaßen fu r Medienbildungsprozesse) o.g. Heterogenita t in den Mittelpunkt der Analyse gestellt - die Entwicklung und Etablierung gewinnbrin-gender zielgruppenspezifischer Angebote muss sich ausrichten an dem komplexen Wechselspiel persona-ler (etwa differente Vorerfahrungen, Einstellungen und Erwartungen der Studierenden) und situational-struktureller Faktoren (curriculare Rahmenbedingungen, hochschulspezifische mediale Ausstattung, Lehr-Lern-Relationen usw.).

Das Modulangebot

Am AB Pa dagogische Psychologie der Universita t Vechta wurde vor diesem Hintergrund ein Modulangebot fu r die Bachelorausbildung konzipiert. Es gliedert sich in drei Teile (s. Abb. 1), wobei die Lernfortschritte in den einzelnen Veranstaltungen von den Studierenden in einem ePortfolio festgehalten werden sollen. Das Modul ist im Rahmen der eigenen Profilierung fu r alle Studierenden als Wahlveranstaltung mit einem Um-fang von vier SWS wa hlbar.

Im SoSe 2017 waren anfa nglich alle verfu gbaren 35 Teilnehmerpla tze belegt, wobei sich die Anzahl im lau-fenden Semester reduzierte; eine Pru fungsleitung wurde schließlich von 12 Studierenden abgelegt.

Methodisch-didaktisches Konzept

Nach der Einweisung in zentrale Aspekte im Zuge der Konzipierung von Pra senz- resp. Onlineseminaren sowie in grundlegende Methoden und Techniken zur Gestaltung ebendieser bescha ftigte sich ein zweiter Themenblock mit der Konzeption von Lehr-Lern-Videos. Im Rahmen der virtuellen Aufgaben zu diesem Be-reich sollten die Studierenden das erworbene Wissen bei der Erstellung eines eigenen Lehr-Lern-Videos anwenden, zudem sich erga nzendes Wissen aneignen und dieses fu r ihr Video und die Pra sentation syste-matisieren. Hierzu konnten diverse Themen mit Modulbezug (bspw. Aspekte der Mediennutzung in der Le-bensspanne, Mediensozialisation, Medienkompetenz, Meinungsbildung im Kontext von Medien, Modelle zur Wirkung massenmedialer Werbung) aufgearbeitet und in der Pra sentation vorgestellt werden. Die Durchfu hrung der interaktiven Arbeiten mit Aktivierungsphasen auf Basis der Videoinputs bildete daher den Abschluss des Moduls und wurde mit einem Peer-Assessment mit der Software Mqlicker [die Bereit-stellung der Software wurde im Juli 2017 eingestellt] begleitet.

Vor allem Veranstaltungsteile, bei denen sich die Vorkenntnisse in den Vorjahren als deutlich heterogen er-wiesen hatten, wurden als virtuelle Veranstaltungen konzipiert. Es wurden die jeweiligen Lernziele expli-ziert, erforderliches Material bereitgestellt und schließlich mittels entsprechender Aufgaben eine Lernkon-trolle durchgefu hrt. Bei bereits vorhandenen erheblichen Vorkenntnissen konnten diese Teile als sinnvolle Wiederholung verwendet werden.

Technische Umsetzung

Die Universita t Vechta verwendet das Lernma-nagement-System StudIP, zu dem alle Studienan-fa nger einen Zugang erhalten. Zur Bereitstellung der Aufgaben wurde das in dem LMS integrierte PlugIn ELMO genutzt. Hiermit konnten die Auf-gaben getaktet gestartet, und den Studierenden konnte ein individuelles Feedback auf die Bear-beitung der Lerninhalte gegeben werden. Zudem konnten die Studierenden auf diesem Weg mit der Dozentin Kontakt aufnehmen, um etwaige Fragen zu kla ren.

Reflexionen der Studierenden und Modulevaluation

Das Modul wurde seitens der Teilnehmer*innen u berwiegend positiv bewertet. In den Reflexionen wurden zwar anfa ngliche Bedenken gea ußert, die aber nach differenzierter Darlegung der Anforderungen beseitigt werden konnten („Angst hatte ich zunächst davor, dass ich die einzige bin, die sich in diesem Bereich nicht so gut auskennt. Diese verflog allerdings sofort in der der ersten Seminarstunde.“). Der Einsatz von Smartphone und Tablet als aktivierende Medien im Rahmen des Moduls sowie das Webinar wurden sowohl im verbalen Feedback in der letzten Veranstaltungssitzung als auch in den Reflexionen als zielfu hrend und abwechs-lungsreich hervorgehoben („Außerdem war es mal etwas neues und ansprechendes ein Online Klassenraum [sic!] auszuprobieren oder mit den Handys Brainstorming zu betreiben.“), zudem wurden auch Anregungen fu r eine Moduloptimierung gegeben („Ich hätte mir eine Einführung in Videoschnitt und Vertonung innerhalb des Seminares gewünscht.“).

Im Rahmen der Auseinandersetzung mit ihren eigenen Videos und dem Erstellungsprozess ebendieser konnten die Studierenden fu r eine ku nftige Auseinandersetzung mit der Videoerstellung erste gewinnbrin-gende Erfahrungen sammeln („Mein Video hätte etwas aufregender gestaltet werden können, damit die Grup-pe auch aktiv zuhört.“). Gleichwohl einige Studierende bemerkten, dass sie die Aufnahmen bis zur Zufrie-denheit mehrfach hatten durchfu hren mu ssen, wurde die Aufgabe dennoch auch mit Blick auf den Kompe-tenzerwerb positiv bewertet („Ich fand es gut, diese Aufgabe machen zu müssen, da ich mich sonst von al-leine nicht mit der Vertonung von Videos oder Power-Point auseinandergesetzt hätte und jetzt nicht wüsste, wie es funktioniert.“).

Die Studierenden wurden schließlich zu Semesterbe-ginn und am Semesterende zu ihrem Mediennut-zungsverhalten befragt (s. Abb. 3). Die Ergebnisse deuten insgesamt an, dass der Modulbesuch sicher-lich mit Blick auf die spa tere berufliche Praxis zu ei-ner thematischen Sensibilisierung gewinnbringend beitragen kann, allerdings ko nnen sie aufgrund der geringen Stichprobengro ße lediglich ein erstes Indiz fu r den Erfolg des gewa hlten Settings sein, dieser Frage sollte durch weitere umfa nglichere Erhebun-gen in der Zukunft nachgegangen werden.

Zusammenfassende Ergebnisdiskussion

Studentische Lehr-Lern-Videos ko nnen einen wichtigen Beitrag zur kompetenzorientierten Pru fung im Me-dienbereich leisten. Entscheidend ist hierbei jedoch die Beru cksichtigung der zum Teil sehr heterogenen Ausgangsbedingungen im Sinne eines differentiell-psychologischen Zugangs. Auf diese Weise lassen sich den Studierenden Angebote machen, die diese je nach Vorwissen und Einstellungen, aber auch nach techni-scher Ausstattung und Rahmenbedingungen des ku nftigen Berufes, zum Erwerb des notwendigen Wissens resp. zu dessen eigensta ndiger Vertiefung nutzen ko nnen.

Mit Blick auf die Pru fungsform ist fu r die Studierenden eine intensive kontinuierliche Betreuung und An-sprechbarkeit unabdingbar, hierzu eignen sich etwa regelma ßige (virtuelle) Sprechstunden oder spezifische Seminareinheiten fu r Ru ckfragen und Erla uterungen. Auf diese Weise lassen sich Unklarheiten abbauen, zu-dem kann vor Erstellung der Lehr-Lern-Videos der Wissensstand u berpru ft werden, um ggf. erga nzende Hilfen zur Verfu gung zu stellen.

Last but not least hat eine gezielte Orientierung an den individuellen Voraussetzungen eine deutliche Moti-vationssteigerung bei den Studierenden zur Folge, sich mit technischen Fragestellungen auseinanderzuset-zen, auch wenn dies bislang wenig geschehen ist.

Literatur Europa ische Kommission (2007). Schlu sselkompetenzen fu r Lebensbegleitendes Lernen. Ein Europa ischer Kompetenzrahmen. Luxemburg: Amt fu r amtliche Vero ffentlichungen der Europa ischen Gemeinschaften. Online Verfu gbar unter: http://www.kompetenzrahmen.de/files/europaeischekommission2007de.pdf, zu-letzt abgerufen am 11.08.2017

Kultusministerkonferenz (2016). Strategie der Kultusministerkonferenz „Bildung in der digitalen Welt“. Berlin; Sekretariat der Kultusministerkonferenz. Online verfu gbar unter https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/PresseUndAktuelles/2016/Bildung_digitale_Welt_Webversion.pdf, zuletzt abgerufen am 11.08.2017

Mischel, W. (2004). Toward an Integrative Science of the Person. Annual Review of Psychology 55, S. 1-22

Schweer, M., Siebertz-Reckzeh, K. & Lachner, R. (2012). Hybride Lernarrangements aus differentiell-psychologischer Perspektive. In M. Schweer (Hrsg.), Medien in un¬serer Gesellschaft. Chancen und Risiken (S. 185-202). Frankfurt a. M.: Peter Lang.

Siebertz-Reckzeh, K. & Schweer, M. (2008). E-Learning im Rahmen der Vermittlung psychologischer Basiskompetenzen in der Lehramtsausbildung - Potenziale zur Optimierung der Hochschullehre in Großveranstaltun-gen. In S. Zauchner, P. Baumgartner & A. Weissenba ck (Hrsg.), Offener Bildungsraum Hochschule. Freiheiten und Notwendigkeiten. Waxmann: Mu nster 2008. S. 337.

Siebertz-Reckzeh, K., Schweer, M., Kruse, C., Moschner, B. & Wernke, S. (2009). E-Learning in Großveranstaltungen. In H.J. Appelrath & E. Schulze (Hrsg.), Auf dem Weg zu exzellentem E-Learning. Vernetzung und Koopera-tion der Hochschullehre in Niedersachsen. Mu nster: Waxmann. S. 103-113

Auszug aus dem Video

Kurzbeschreibung Bewertung der Videos im

Peer-Assessment

Der Pru fling in diesem Video hat sich mit der Frage der Mediennutzung in unterschiedlichen Lebensphasen auseinandergesetzt. Das Video gab einen U berblick u ber spezifisches Nutzungs-verhalten. Zur Abwechslung wurde ein Teil des Videos unter Einbindung einer dritten Person aufgenommen, die so eingesprochenen Zitate wurden mit zielfu hrenden Informationen er-ga nzt.

Wie hat Ihnen der Aufbau des Lehrvideos gefallen? gut-sehr gut

Wie hat Ihnen das Lehrvideo hin-sichtlich der Sprechgeschwindig-keit gefallen? gut-sehr gut

Wie hat Ihnen das Lehrvideo gefal-len? gut

In diesem Video wurde zuna chst theoretisches Wissen um interaktive Whiteboards vermittelt. Hierbei wurden neben dem historischen Hinter-grund auch die Funktionsweise interaktiver Boards sowie Vor- und Nachteile ihres Einsatzes dargestellt. Im Rahmen des interaktiven Teils wurde das im Seminarraum vorhandene SMART-Board zur Vorstellung und Einu bung des Um-gangs mit der Technologie genutzt.

Wie hat Ihnen der Aufbau des Lehrvideos gefallen? gut-sehr gut

Wie hat Ihnen das Lehrvideo hin-sichtlich der Sprechgeschwindig-keit gefallen? gut-sehr gut

Wie hat Ihnen das Lehrvideo gefal-len? gut-sehr gut

Dieser Pru fling verfu gte auf Grund seines Stu-dienhintergrundes bereits u ber ein vergleichs-weise hohes Vorwissen. Das Lehr-Lern-Video be-stand daher aus einem theoretischen Input, auf-gezeichnet mit der Pra sentationssoftware PowerPoint, und einem Screencast u ber die Website Learningapps.com. Beide Videos wurden mittels Audacity vertont und mit Hilfe einer Vi-deoschnittsoftware zusammengeschnitten.

Wie hat Ihnen der Aufbau des Lehrvideos gefallen? gut-sehr gut

Wie hat Ihnen das Lehrvideo hin-sichtlich der Sprechgeschwindig-keit gefallen? gut-sehr gut

Wie hat Ihnen das Lehrvideo gefal-len? gut-sehr gut

www.psych.uni-vechta.de

Kontakt

Prof. Dr. Martin K.W. Schweer

Universita t Vechta

Arbeitsbereich Pa dagogische Psychologie

Driverstraße 22, 49377 Vechta

Tel.: +49 (4441) 15-534

E-Mail: [email protected]

Yvonne Friederich, M.A.

Arbeitsbereich Pa dagogische Psychologie

Universita t Vechta

Driverstraße 22, 49377 Vechta

Tel.: +49 (4441) 15-719

E-Mail: [email protected]

drei Beispiele studentischer Lehr-Lern-Videos

Abb. 1: inhaltliche Gliederung des Moduls nach Darbietungsart (orange=Pra senz; gru n=virtuell)

Abb. 2: Auszug aus dem ePortfolio

Abb. 3: Relevanz medienspezifischer Komponenten fu r die spa tere be-

rufliche Ta tigkeit (0=gar nicht relevant bis 4=sehr relevant)

0

0,5

1

1,5

2

2,5

3

3,5

4

realistische Einschätzungder Glaubwürdigkeit vonInformationen und deren

Quellen

Wissen um aktuelleTrends, Nutzungs- und

Einsatzmöglichkeiten imBereich (neuer) Medien

Wissen um problema-tische Prozesse und Ent-

wicklungen in der Medien-industrie und -branche

reflektierter Umgang mitMediennutzung (in quanti-

tativer wie auch qualita-tiver Hinsicht)

zielführender Einbezugvon Medien unter Berück-

sichtigung spezifischerFaktoren ( Rezeptions- wie

Situationsmerkmale)

Nutzung von Medien zurDarstellung und Übermit-tlung eigener Botschaften

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