Studie »Lernen Ältere«

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GABRIELE KORGE | CHRISTIAN PIELE ZUSAMMENFASSUNG DER STUDIE »LERNEN ÄLTERE« LERNSETTINGS FÜR ÄLTERE VERWALTUNGSMITARBEITENDE IN ZUSAMMENARBEIT MIT IM AUFTRAG VON FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR ARBEITSWIRTSCHAFT UND ORGANISATION IAO

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Im Rahmen der Studie hat das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO über 1000 Verwaltungsmitarbeitende im Alter von 50 Jahren und älter zu ihrem Lernen befragt. Das Lernen der Älteren gewinnt in unserer digitalen Arbeitswelt und in Zeiten des Fachkräftemangels zunehmend an Bedeutung. Wie Verwaltungsmitarbeitende ab 50 Jahren erfolgreich lernen, hat das Fraunhofer IAO im Auftrag der BBBank Stiftung und in Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Stuttgart untersucht. Am 19. November 2014 wurde die Studie in Stuttgart präsentiert und offiziell übergeben. Nicht nur der demografische Wandel und die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt erfordern lebenslanges Lernen. »Ältere Verwaltungsmitarbeitende, die bis zur Rente bzw. Pension durch kontinuierliches Lernen fit bleiben, wahren ihr Selbstverständnis als wertvolle Mitarbeitende und Kollegen«, sagt Gabriele Kellermann. Sie ist Vorstandsmitglied der BBBank Stiftung, die das Fraunhofer IAO damit beauftragt hat

Transcript of Studie »Lernen Ältere«

G a b r i e l e K o r G e | C h r i s t i a n P i e l e

Zusammenfassung der sTudIe »Lernen ÄLTere«l e r n s e t t i n G s f ü r ä lt e r e V e r w a lt u n G s m i ta r b e i t e n d e

i n Z u s a m m e n a r b e i t m i ti m a u f t r a G V o n

f r a u n h o f e r - i n s t i t u t f ü r a r b e i t s w i r t s C h a f t u n d o r G a n i s at i o n i a o

Kurzzusammenfassung der studie

»lernen ältere«

Über 1000 Mitarbeitende der Stadtverwal-

tung Stuttgart und der städtischen Eigen-

betriebe im Alter von mindestens 50 Jahren

haben im Sommer 2014 an der Befragung

der Studie »Lernen Ältere« teilgenommen.

Sie gaben Auskunft über ihre Lernbiografie

und schilderten eine ausgewählte Lern-

erfahrung.

In zwei Kernergebnissen lassen sich die

zentralen Erkenntnisse der Studie zusam-

menfassen.

erstens: die älteren lernenden bilden

eine heterogene Gruppe und bevor-

zugen entsprechend unterschiedliche

lernsettings:

1. Das »dozentenzentrierte lernen«

entspricht dem klassischen Lernen im

Seminarraum mit einem Dozenten, der

die Inhalte vermittelt und das gesamte

Lernen plant und steuert.

2. Im »erweiterten dozentenzentrierten

lernen« wird dieses Lernen um ein

Selbstlernen Zuhause ergänzt.

3. »Vielfältig« erfolgt das Lernen im

dritten Lernsetting insofern, als nahezu

an jedem Lernort und zu jeder denk-

baren Zeit unter Nutzung einer Vielzahl

an Lernquellen (Dozentenvorträge,

Kollegenbeiträge, Diskussionen, Unter-

lagen etc.) gelernt wird.

4. Im »austauschorientierten«

Lernsetting wird viel in der Diskussion

mit anderen Teilnehmenden oder im

Austausch mit den Trainern gelernt.

5. Das »praxiserprobende lernen«

findet viel in Lerninseln, Werkstätten,

Laboren o.ä. statt und gibt somit Raum,

neue Techniken auszuprobieren.

6. Im »selbstorganisierten« Lernsetting

bestimmen die Lernenden selbst über

Lernziele, -inhalte, -zeiten, -tempo und

-methoden.

Dabei bevorzugen die älteren Lernenden

ganz unterschiedliche Lernsettings: Frauen

zum Beispiel lernen lieber austauschorien-

tiert, Männer hingegen lieber selbstorgani-

siert. Führungskräfte und leitende Mitarbei-

tende bevorzugen wiederum ein vielseitiges

Lernsetting. Extrinsisch motiviert Lernende

bevorzugen in weit stärkerem Maß das

dozentenzentrierte Lernen als intrinsisch

Motivierte.

Zweitens: trotz der heterogenität der

Zielgruppe lassen sich konkrete Kriterien

für ein erfolgreiches lernen formulieren

Die sechs Lernsettings sind nicht unbedingt

die erfolgreichsten. Sie bilden lediglich

positive Lernerfahrungen ab. Stellt man ein

Lernsetting aus Methoden zusammen, die

Lernspaß, Leichtigkeit des Lernens und den

Lernnutzen fördern, so ergeben sich zwar

zielgruppenspezifische Lernsettings, die aber

nahezu immer nach folgenden Kriterien

gestaltet sind: Abb. 1: Prozentuale Verteilung der beliebtesten Lernsettings.

AllumfassendesLernen17%

AustauschorientiertesLernen18%

Re�ektiertesLernen6%

SelbsorganisiertesLernen15%

DozentenzentriertesLernen26%

ErweitertesdozentenzentriertesLernen18%

Beliebte Lernsettings (n = 941)

Die Selbstwirksamkeit der Lernenden

wird gefördert, indem sie sich jederzeit

willkommen fühlen, sie jederzeit wissen

was wozu und wie zu lernen ist, die

Inhalte in überschaubare Einzelthemen

aufgeteilt sind und der Gesamtzusam-

menhang jederzeit erkennbar wird und

die Lernenden jederzeit ihren Lernfort-

schritt kennen.

Das Lernen erfolgt stark selbstorganisiert,

d.h. die Lernenden bestimmen selbst

über ihre Lernziele, -inhalte, -zeiten, das

Lerntempo und die Lernmethoden.

Es erfolgt in stärkerem Maße ein Lernen

im Austausch mit anderen Teilnehmen-

den und mit Trainern, auch selbst

zusammengestellte Unterlagen werden

häufiger als Lernquelle genutzt.

Abb. 2: Lernrahmen für ein erfolgreiches Lernen der Älteren.

Als Fazit und Empfehlung lässt sich

resümieren: Positiv bewertete Lernsettings

sollten gezielt dahingehend verändert

werden, dass die Lernenden noch mehr

Selbstwirksamkeit erleben und das

Lernen deutlich selbstorganisierter und

stärker unter Nutzung kommunikativ-

austauschorientierter Elemente erfolgt.

Wenn zudem die Lernorte anregender

sind als die üblichen Seminarräume und

die Lernzeiten sich auf wenige Stunden

oder Tage beschränken, bleibt der Erfolg

sicher nicht aus – nahezu unabhängig von

Lernthema oder Zielgruppe.

Eine Studie im Auftrag der BBBank Stiftung,

durchgeführt vom Fraunhofer-Institut

für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO

in Zusammenarbeit mit der Landeshaupt-

stadt Stuttgart.

weitere informationen

Download der Studie »Lernen Ältere:

Lernsettings für ältere Verwaltungsmitar-

beitende«.

weitere erfolgsfaktoren

Auch die weiteren Rahmenbedingungen

haben einen Einfluss darauf, wie erfolg­

reich die Älteren lernen. Dabei spielt es

keine Rolle, ob die Lernenden organisa-

torisch unterstützt oder von privaten und

beruflichen Pflichten entlastet werden.

Wie leicht den Älteren das Lernen fällt,

wie viel Lernspaß sie haben und wie hoch

der Lernnutzen ausfällt, hängt dagegen

sehr entscheidend davon ab, dass sie im

beruflichen und privaten Umfeld Vorbilder

und Unterstützer haben oder jemanden,

der ihnen Mut zuspricht.

OrtSelbst-

wirksamkeit

Selbst-organisation

Gruppe

Zeit

Quellen

Lernorte

Lerngruppe

Selbstwirksamkeit

Arbeitsplatz

wochenlang in Arbeitszeiten

Freizeit

Arbeitgeber�nanzielle Belastung

Bildungsanbieter

Vorbereitete Unterlagen

gleiches Alter

Lernen in Gruppen

ZuhauseLerninsel

unterwegs

organisatorische Unterstützung

private Entlastung

beru�iche Entlastung

stundenweise

minutenweise

fachlich homogen

methodisch homogen

kulturell homogen

Dozentenvortrag

Kollegenbeitrag

Teilnehmerbeitrag

Seminarraum

Virtuelles Klassenzimmer

Ö�entlichkeit

Am eigenen PC

tagelang

Jemand der Mut macht

tageweise

Willkommen

ungestört lernen

Vorbilder im BerufVorbilder im Privaten

Wozu lernen Wie lernenEinzelthemen

Fortschritt

Austausch mit Trainer

Eigene UnterlagenDiskussion

Zusammenhang

LerninhalteLernmethode

LernzieleLerntempo

Lernzeiten

Selbstorganisation

Rahmenbedingungen

Lernzeiten

Lernquellen

Ein�uss auf Lernerfolg: Je dunkler und größer die Schrift, desto größer der Ein�uss; Rot = negativer Ein�uss

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