Suizidales Verhalten im Kindes- und Jugendalter Was kann uns die empirische Forschung sagen?

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1 Abt. Integrationspädagogik & Heilpädagogische Psychologie Suizidales Verhalten im Kindes- und Jugendalter Was kann uns die empirische Forschung sagen? Peter Rossmann Institut für Erziehungswissenschaft Karl-Franzens-Universität Graz

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Suizidales Verhalten im Kindes- und Jugendalter Was kann uns die empirische Forschung sagen?. Peter Rossmann Institut für Erziehungswissenschaft Karl-Franzens-Universität Graz. Suizide Suizidversuche (Parasuizide) Suizidgedanken. Suizidalität: Begriffe. - PowerPoint PPT Presentation

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Abt. Integrationspädagogik & Heilpädagogische Psychologie

Suizidales Verhalten im Kindes- und Jugendalter

Was kann uns die empirische Forschung sagen?

Peter RossmannInstitut für Erziehungswissenschaft

Karl-Franzens-Universität Graz

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Suizidalität: Begriffe

Suizide

Suizidversuche (Parasuizide)

Suizidgedanken

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Suizidraten in Österreich 2003 (WHO, 2006)

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Suizidraten in Ungarn 2003 (WHO, 2006)

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Suizidraten in Griechenland 2002 (WHO, 2006)

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Suizidraten in Litauen 2003 (WHO, 2006)

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Hohe Suizidraten in Europa (WHO, 2004)

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Niedrige Suizidraten in Europa (WHO, 2004)

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Suizidraten in Europa (WHO, 2004)

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Suizidraten Österreich 1955-2003 (WHO, 2006)

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Suizide in Österreich: Jahreszeitliche Variation (aus Sonneck, Stein & Voracek, 2003)

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Suizide in Österreich: Methoden 1978-96 (nach Sonneck, Stein & Voracek, 2003)

 

Männer: Erhängen (50%), Erschießen (20%), Vergiften (14%)

 Frauen: Erhängen (36%),

Vergiften (26%), Hinabstürzen (15%) Ertrinken (11%)

 

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Parasuizidraten Deutschland 2001 (aus Weinacker, Schmidtke & Löhr, 2003)

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Risikofaktor I: Suizidversuche in Anamnese

 

Der verlässlichste Prädiktor für zukünftiges suizidales Verhalten ist vergangenes suizidales Verhalten.

Massiver Risikofaktor auch bei Kindern und Jugendlichen!

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Risikofaktor II: Psychische Störungen

 

Depressive Störungen bei beiden Geschlechtern

 

Externalisierende Verhaltensstörungen, Alkohol- und Substanzmissbrauch vorwiegend bei männlichen Jugendlichen

Angststörungen vorwiegend bei weiblichen Jugendlichen

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Risikofaktor III: Psychologische Charakteristika

Impulsivität / Aggressivität: Probleme mit Impulskontrolle

Schlechte Problemlösefertigkeiten

Ungünstige Copingstrategien 

Hoffnungslosigkeit

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Risikofaktor IV: Verfügbarkeit der Mittel

Beispiele: 

Effekt der Entgiftung des Stadtgases auf die Suizidraten

 

Effekt der Verfügbarkeit von Schusswaffen

Berufsspezifische Suizidraten

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Risikofaktor V: Vorbilder / Medien

Beispiele: Die Leiden des jungen Werthers (Goethe, 1776)

Eisenbahnsuizide nach Fernsehfilm (Schmidtke & Häfner, 1988)

U-Bahn-Suizide in Wien (Etzersdorfer & Sonneck, 1998)

 

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Risikofaktor VI: Chronischer familiärer Stress

Massive familiäre Beziehungsprobleme

„Expendable child“ (entbehrliches Kind)

Misshandlungen

Sexueller Missbrauch 

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Typische Auslöser für suizidales Verhalten

Niederlagen oder Zurückweisungen in wichtigen

Bereichen:

Kränkungen, Trennungen, Verluste, Beziehungs-

krisen, Distanzierung von wichtigen Menschen

oder allein schon die Erwartung solcher Ereignisse.

Kurz: massive Angriffe auf den Selbstwert, die von

den Betroffenen als unentrinnbar erlebt werden.

 

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Zusammenfassung der Risikofaktoren und Ansatzpunkte für die Prävention

 

Vergangenes suizidales Verhalten Psychopathologie: Depression, Angststörungen, Verhaltensstörungen,

Alkohol- und Substanzmissbrauch Psychologische Charakteristika:

Probleme mit Impulskontrolle, schlechte Problemlösefertigkeiten, ungünstige Copingstrategien,Hoffnungslosigkeit

Zugang zu Suizidmitteln Suizidale Vorbilder / Medienberichte Chronischer familiärer Stress Selbstwertbedrohung in Auslösesituation

 

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„Postvention“ in der Schule – Vorbereitung für den Ernstfall

Ausarbeitung eines Krisenplans BEVOR ein Krisenfall eintritt

Zusammenstellen eines Krisenstabes mit genauer Aufgabenverteilung

Erstellen einer Checkliste für die wichtigsten durchzuführenden Maßnahmen

z.B. Benachrichtigung der Eltern des Suizidopfers, Information des Lehrkörpers und der SchülerInnen,Bereitstellung von Hilfsangeboten für gefährdete SchülerInnen, Kooperationen mit außerschulischen Institutionen (Schulpsychologie, KIT), Organisation von Trauerfeiern, Vertretung der Schule beim Begräbnis, Bestellung und Vorbereitung eines Mediensprechers!

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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Exkurs: Depression und Suizid

Suizide häufiger bei Männern, Depression häufiger bei Frauen.

Suizidrate nimmt mit dem Alter zu, Depression wird nach dem 3. Lebensjahrzehnt mit zunehmendem Alter seltener.

Häufung von Suiziden, nicht von Depression in Familien suizidaler Depressiver, unabhängige genetische Komponenten sind anzunehmen.