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Susanne Gratius Kuba unter Castro - Das Dilemma der dreifachen Blockade

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Fokus Lateinamerika

Herausgegeben fur das Institut fur Iberoamerika-Kunde von

Klaus Bodemer

Band 2

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Susanne Gratius

Kuba unter Castro -Das Dilemma der dreifachen Blockade

Die kontraproduktive Politik der "Demokratieforderung" seitens der USA und der EU

Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2003

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Gedruckt auf saurefreiem und alterungsbestandigem Papier.

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz fUr die Publikation ist bei der Deutschen Bibliothek erhaltlich ISBN 978-3-8100-3923-1 ISBN 978-3-663-10578-7 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-10578-7

© Springer Fachmedien Wiesbaden 2003

Ursprunglich erschienen bei Leske + Budrich, Opladen 2003.

Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fiir Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mik­roverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

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Inhalt

Vorwort ...................................................................................................... 11 Einleitung ................................................................................................... 15

I. Demokratisierung und AuOenpolitik: Zur internen und externen Dimension von Regimewechseln .............................................................. 23 1.1 Fragestellung, Forschungsstand und Auswahl

des Fallbeispiels ........................................................................... 23 1.1.1 Arbeitshypothesen und bisherige Forschungsanslitze ................... 23 1.1.2 Fallbeispiel Kuba: Dreifach blockierte Demokratie zwischen

Transition und Transformation ..................................................... 28 1.2 Die interne Dimension der Transitions- und

Transformationsprozesse ........................................................... 31 1.2.1 Begriffsabgrenzungen ................................................................... 31 1.2.2 Idealtypische Phasen der Demokratisierung ................................. 41 1.2.3 Ausl5ser von Regimewechseln ..................................................... 44 1.2.4 Das Verhalten der Akteure ............................................................ 45 1.2.5 Transitionsverlauf ......................................................................... 47 1.2.6 M5gliche Ergebnisse von Transition und Transformation ............ 50 1.2.7 Begrenzte Giiltigkeit von Modellen: Kritik am .

Transitionsparadigma .................................................................... 52 1.3 Die externe Dimension von Demokratisierungsprozessen ....... 54 1.3.1 Die Politik der DemokratiefOrderung: Akteursebene .................... 56 1.3.2 Systemische Einfltisse und intemationale Faktoren ...................... 82

II. Die interne Reformblockade in Kuba: Das Symptom der "fortaleza sitiada" ................................................................................... 107 2.1 Die Castro-Herrschaft: Ein Regimetyp besonderer Art? ...... 108 2.1.1 Schwache Institutionen und starke FUhrerfigur ........................... 109 2.1.2 Autoritarismus, Sultanismus, Totalitarismus? ............................. 111 2.1.3 "Sozialismus jein" ....................................................................... 116 2.2 Herrschaftslegitimation im post-sozialistischen Kontext... ... 119 2.2.1 Nationalstaatliche Legitimitlit und "von auBen bedrohte

Revolution" ................................................................................. 120 2.2.2 Ideologisch-moralische Legitimitlit: Nationalhelden und

Antiglobalisierung ....................................................................... 125

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2.2.3 Wohlfahrtsstaatliche Legitimitiit ................................................. 127 2.2.4 PersOnliches Charisma Fidel Castros .......................................... 128 2.2.5 Negative Lemprozesse ................................................................ 129 2.3 Strategien des Machterhalts: Wirtschaftliche c)ffnung,

politische Kontrolle, au8enpolitische Einbindung ................. 132 2.3.1 Begrenzte marktwirtschaftliche Offuung ohne Markt? ............... 133 2.3.2 Die politische Reformblockade nach der

Liberalisierungsphase 1991 - 1996 ............................................. 139 2.3.3 AuBenpolitische Einbindung zwischen "Multidependencia"

und alten Feindbildem ................................................................ 145 2.4 Die Machtkonstellation zwischen Blockade- und

Reformkraften ........................................................................... 154 2.4.1 Strategische Gruppen: "Die Regimekoalition" ............................ 154 2.4.2 Konfliktflihige Gruppen: Kirche, Opposition und

Zivilgesellschaft .. ........................................................................ 164 2.5 Bewertung der politischen Machtkonstellation und der

internen Reformblockade ......................................................... 177

III. Die Sanktionspolitik der USA: Fortsetzung von Platt-Amendment und Monroe-Doktrin mit anderen Mitteln ........................................... 181 3.1 Kuba in der US-Au8enpolitik: Yom Interventionismus

zu Track I und II ....................................................................... 183 3.1.1 Kuba und die USA wlihrend des Ost-West-Konflikts ................. 184 3.1.2 Die heutige Kuba-Politik: Extraterritoriale Sanktionen und

Track II ...................................................................................... 188 3.2 Das Migrationsproblem: Ventil ffir Castro,

Damokiesschwert filr die USA? ............................................... 198 3.2.1 Der umstrittene Cuban Refugee Adjustment Act und

die Fltlchtlingskrisen ................................................................... 198 3.2.2 Versuch einer Regulierung der Einwanderung durch die

Abkommen 1994/95 .................................................................... 200 3.3 Das Dilemma "Helms-Burton":

Externe Demokratieverordnung per Gesetz ........................... 202 3.3.1 Die Vorgeschichte: Das Helms-Burton-Gesetz als Ergebnis

von Sanktionszw!lngen ................................................................ 202 3.3.2 Zielsetzungen und Inhalte des Gesetzes ...................................... 204 3.4 Die interne Debatte um die Kosten und Nutzen von

Wirtschaftssanktionen .............................................................. 208 3.4.1 Geringe Erfolgsbilanz der Sanktionspolitik ................................ 208

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3.4.2 "Sabotage" des US-Embargo durch ihre deutlichsten Beftlrworter ................................................................................. 210

3.4.3 Die innenpolitische Logik des US-Embargo gegen Kuba ........... 211 3.5 Die Akteure der US-amerikanischen Kuba-Politik ................ 212 3.5.1 Die Rolle der Exilkubaner als wichtigste Blockadekraft ............. 213 3.5.2 Der Kongress als SchlOsselakteur der Kuba-Politik .................... 222 3.5.3 Die Business-Lobby und andere Embargo-Gegner ..................... 225 3.6 Ergebnisse der US-Politik gegeniiber Kuba:

Druck erzeugt Gegendruck ...................................................... 228 3.7 Chancen und Grenzen ffir eine Revision der Kuba-Politik ... 232

IV. Die Kuba-Politik der EU: Gratwanderung zwischen Kooperation und Konditionierung ........................................................ 237 4.1 Kuba in der "gemeinsamen EU-AuOenpolitik":

Vom Bilateralismus zum Multilateralismus ............................ 239 4.1.1 Geringes europliisches Engagement wahrend des KaIten Krieges239 4.1.2 Kubas Sonderrolle in der Lateinamerika- und Karibik-Politik

derEU ...................................................................................... 242 4.1.3 Zielsetzungen und Leitlinien der EU-Politik gegenilber Kuba .... 245 4.2 Die Phasen der Beziehungen EU - Kuba: Wechsel zwischen

Anniiherung und Distanz ......................................................... 247 4.3 Chancen und Grenzen ffir ein Kooperationsabkommen

zwischen der EU und Kuba ...................................................... 253 4.4 Der Gemeinsame Standpunkt der EU zu Kuba:

Europiiische Variante des Helms-Burton-Gesetzes? ............. 258 4.4.1 Entstehungskontext des Gemeinsamen Standpunkts ................... 259 4.4.2 Inhalte und Zielsetzungen des Gemeinsamen Standpunkts

zu Kuba ................................................................................. 261 4.4.3 Die Quadratur des Kreises: Der Streit urn

die Demokratieklausel. ................................................................ 264 4.5 Kuba aus Sicht der Akteure innerhalb der EU ...................... 266 4.5.1 Die supranationale Dimension der Beziehungen ........................ 267 4.5.2 Die bilaterale Dimension der Beziehungen ................................. 273 4.6 Wandel durch Handel? Ergebnisse der europiiischen

Strategie der Demokratief6rderung in Kuba ......................... 291 4.6.1 Die Doppelstrategie: Kombination aus Druck- und

Kooperationsmodell .................................................................... 292 4.6.2 Die europaische Variante der DemokratietOrderung:

Viel Zuckerbrot, wenig Peitsche ................................................. 296

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V. Die "externe Transitionsblockade": Die kontraproduktive Politik der EU und der USA gegeniiber Kuba .................................................. 299 5.1 Kuba als konfliktives Thema in den

Wirtschaftsbeziehungen: Der Streit um Helms-Burton ......... 300 5.2 Kuba als politischer "Problemfall" in den transatlantischen

Beziehungen: Ziel- und Interessenkonflikte ........................... 304 5.2.1 Nationale Souvedinit!it ................................................................ 304 5.2.2 Verst!indnis von Demokratie und Marktwirtschaft ...................... 305 5.2.3 Transitionsverlaufund -ergebnis ................................................. 306 5.2.4 Perzeptionskonflikte und "Partnerwahl" ..................................... 308 5.2.5 Instrumente der Demokratieforderung ........................................ 309 5.2.6 Internationale Isolierung versus Ruckkehr in die

Weltgemeinschaft ........................................................................ 312 5.3 Ursachen fUr die externe Blockade und den

transatlantischen Konflikt um Kuba ....................................... 313 5.3.1 Unterschiedliche AuBenpolitik gegenuber "Schurkenstaaten":

Machtpolitik und Konsensmacht... .............................................. 314 5.3.2 Diffuse Entscheidungsstrukturen in der EU und den USA:

Kein interner Konsens uber die Kuba-Politik ............................. 316 5.4 Wertung der Strategien der "DemokratiefOrderung" und

Perspektiven fUr eine transatlantische Politik gegenUber Kuba ........................................................................ 318

VI. Ausblick: Chancen und Grenzen fUr eine Uberwindung der Demokratieblockade in Kuba ................................................................ 323 6.1 Strukturen und Ergebnisse der Dreiecksgeschichte

EU-Kuba-USA ........................................................................... 323 6.1.1 Gegenseitige Abh!ingigkeiten und Verhaltenserwartungen

der drei Akteure .......................................................................... 323 6.1.2 Wechselwirkungen zwischen interner und externen

Transitionsblockaden -Voraussetzungen filr ihre Uberwindung ...................................... 326

6.2 Szenarien fUr eine Trans(i)formation in Kuba ....................... 329 6.2.1 Besonderheiten und m~gliche Ausloser einer Trans(i)formation 329 6.2.2 Variablen filr ein friedliches oder gewaltsames Szenario des

Ubergangs ................................................................................... 332 6.3 Exkurs zum Kuba von morgen:

Mogliche Transformationsmodelle .......................................... 333 6.4 Der kubanische Sonderweg und die extern en Akteure .......... 339

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Liste der Gesprllchspartner (1999-2001) ................................................ 343

Anhang 1: Organigramm und Tabellen .................................................. 345 Organigramm der politischen Machtstruktur in Kuba ................................. 345 1. Demokratief()rderung nach Phasen der Transition ........................ 346 2. Strategien der Transitionsf()rderung der EU und der USA ........... 347 3. Politik der "Demokratief()rderung" der EU und der USA

gegenuber Kuba (Stand 2001 ) ....................................................... 348 4. Die Kuba-Politiken der EU nach ausgewiihlten Akteuren

(Stand 2001) ................................................................................. 349 5. Die Kuba-Politiken der USA nach ausgewiihlten Akteuren .......... 350 6. Abkommen zwischen EU-Mitgliedsstaaten und Kuba .................. 351 7. Basisdaten (1990-2000) ................................................................ 352 8. Makrookonomische Indikatoren (1990-2001) .............................. 353 9. Ausllindische Direktinvestitionen 1990-2000 (in Mio. US$) ........ 354 10. Ausllindische Direktinvestitionen 1990-1998 (in Prozent) ........... 355 11. Tourismus 1990-2000 ................................................................... 356 12. Exporte nach Handelspartner 1990-2000 ...................................... 357 13. Importe nach Handelspartner 1990-2000

(in Mio. US$ und in %) ................................................................. 358

Literaturverzeichnis ................................................................................. 361

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Vorwort

Diese Nation ist ein Laboratorium, das gleicher­maBen Joumalisten und Schriftsteller, Akademi­ker und Neugierige, Naive und Masochisten an­zieht" (Rivero 1997: 51)

Weshalb die Beschliftigung mit Kuba? Seit nunmehr neun Jahren fahre ich regelmliBig nach Kuba und habe dort die rasche Transformation vom plan­wirtschaftlichen Sozialismus zum "capitalismo salvaje" hautnah und manch­mal auch als Opfer kubanischen Trickreichtums miterleben k~nnen. Symbole fUr diesen Wandlungsprozess von unten, der von der politischen F1lhrung hartnliekig ignoriert wird, gibt es viele: die zahlreiehen Weehselstuben in den StraBen von Havanna, die offene oder verdeckte Prostitution, der blilhende Schwarzmarkt, die DoHar-Peso-Doppelbeschliftigung der meisten Kubaner, die "Wiederentdeckung" von Coca-Cola dank Mexiko, der Turnschuhkult -dem sich selbst Fidel Castro nieht entziehen konnte - und der Traum der jungen Kubaner von einer besseren Zukunft in Miami.

Von Anti-Imperialismus ist auBerhalb der Propagandamasehine des Re­gimes nur noch wenig zu sptlren; es herrscht eine liuBerst unsozialistische Auibruchstimmung, auch wenn der Inselpatriarch Fidel Castro dies nieht wahrhaben will. Weder Repression noch die zahlreichen Reglementierungen des Staatsapparats werden den Einzug des Kapitalismus in Kuba (vor aHem in Havanna) langfristig aufhalten k~nnen. DafUr sorgt auch der sprichw~rtliche, wahrend der sozialistischen Periode perfektionierte Erfmdungsreichtum der Kubaner, der sich sowohl im Post-Sozialismus als auch im lctlnftigen Post­Castrismo als V orteil erweisen dtlrfte.

In gewisser Weise vergleichbar mit dem Spanien der letzten Tage des Franquismo hat in Kuba llingst eine Transition zu marktwirtschaftlichem Denken und politischem Pluralismus stattgefunden, obwohl die Machthaber dies hartnlickig leugnen. Nicht zuletzt an der wachsenden Diskrepanz zwi­schen politischer F1lhrung und Yolk sind autoritlire Regime oft gescheitert. Auch beim Castro-Regime zeichnet sich hier kein Lernprozess ab und die Verjilogung der F1lhrungsspitze ist aHenfaHs Makulatur, keineswegs aber eine Garantie fUr den Fortbestand der Revolution.

Die neue, post-revolutionlire Generation identifiziert das Castro-Regime nicht mehr mit nationaler Befreiung, Chancengleichheit oder gar dem "goldenen Zeitaltet' des real existierenden Sozialismus, sondern mit dem WerteverfaH in der kubanischen GeseHsehaft, der Doppelrooral und der anhaltenden Versor­gungskrise selbst bezUglich elementarer Gllter. Zudem finden vor aHem die jungen Kubaner oft keinen Platz mehr in einer immer starker differenzierten

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Gesellschaft mit einer verdeckten Arbeitslosigkeit von etwa 30%, wo Taxifahrer und Hotelangestellte zu den Neureichen des Landes zlihlen. Aus Sicht der meis­ten jungen Kubaner bietet die derzeitige politische Fillnung kaum Optionen fUr die eigene, berufliche und personliche Zukunft, sondem fordert der Bevolke­rung bei immer weniger Gegenleistungen immer mehr Opfer abo

FUr viele gelten die USA nicht zuletzt durch die Uberlebensnotwendigen Geldsendungen von Verwandten (die so genannten remesas) inzwischen als Paradies des W ohlstands und der Freiheit, auch wenn die wenigsten Kubaner eine RUckkehr zur vor-revolutionaren, iiuBerst konfliktiven Periode der Be­vormundung seitens der USA wUnschen. Die Anniiherung an Europa, vor allem aber die Wiederbesinnung auf die Verbindung zur einstigen Kolonial­macht Spanien, scheint hier weniger problematisch, vor allem deshalb, weil die Gefahr einer de facto Annexion nicht besteht. Das neue Kuba ist vor allem widerspruchlich. Trotz der heimlichen Bewunderung der USA sind National­stolz, ein starkes Selbstbewusstsein und der feste Glaube, das Unmogliche wahr zu machen dank des Vorbilds Fidel Castro ein Teil der kubanischen Mentalitiit. Ob sich dies als Vorteil oder Hemmnis fUr eine kUnftige Trans­formation erweisen wird, liisst sich nicht eindeutig beantworten. Auch wie ein Regimewechsel verlaufen wird, bleibt Spekulation.

Einer der ersten Integrationsforscher, David Mitrany, hat einmal gesagt, Aufgabe des Politikwissenschaftlers sei es nicht, Ereignisse vorauszusagen, sondem diese zu dechiffiieren und einen Bezug zwischen den Dingen herzu­stellen1• Mit diesem Argument beschriinkt sich die vorliegende Arbeit im Wesentlichen auf den Zeitraum 1990 bis Mitte 2002. Am Ende der Arbeit werden allenfalls vorsichtige Prognosen zur politischen Zukunft des Landes einerseits und der Rolle der USA und der EU andererseits gestellt. Die Dinge in einen Zusammenhang zu stellen, heiBt hier vor allem die Aufarbeitung der ungleichen Dreiecksgeschichte zwischen Kuba, Europa und den USA aus unterschiedlichen Perspektiven. Lediglich am Ende der Arbeit wird in einem Exkurs auf mogliche Transformationsmodelle und -probleme im kUnftigen Kuba hingewiesen.

Die mUhsame Fertigstellung dieser Dissertation verdanke ich vor allem den Arbeitskollegen am 11K und meinen Eltem, die mich immer wieder ermu­tigten, die Arbeit zu beenden. Mein personlicher Dank gilt auch meinem langjiihrigen Lebenspartner Raul G6mez fUr seine Geduld sowie moralische UnterstUtzung. Fachlich mochte ich mich vor allem fUr den Rat meiner beiden Gutachter und insbesondere fUr die UnterstUtzung meines ehemaligen Kolle­gen Prof. Dr. Detlef Nolte bedanken. Nicht zuletzt geht mein Dank an aIle kubanischen Freunde, die mir in zahlreichen personlichen Gesprlichen in und auBerhalb Kubas die Realitlit dieses faszinierenden Landes niiherbrachten. Ganz besonders gilt dies fUr meinen langjiihrigen kubanischen "socio", der

David Mitrany, A Working Peace System. 1941.

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mir bei Interviews und bei der Materialbeschaffimg in Kuba behilflich war und dessen sicheres politisches Urteil (obwohl es sich nicht immer mit mei­nem deckte) in die vorliegende Arbeit eingeflossen ist. Horacio Coronado danke ich fUr die Unterstiitzung bei der Zusammenstellung der Statistiken und Stephanie SWvesand fUr die Endkorrektur der Arbeit.

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