Symposium Kirchliches Personalmanagement

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KVI IM DIALOG KVI Kongress 2008 Special 3. KVI KONGRESS KVI ID 03-200830 Am 4. Juni diesen Jahres fand ei- ne Fachtagung des Netzwerks Kirchenreform zum Thema Kirchliches Personalmanage- ment im Rahmen des 3. KVI Kongresses (Kirche, Verwaltung & Informationstechnologien) statt. In zwei Programmblöcken kamen Teilnehmende wie Refe- renten unter dem Motto „Wert- schöpfung durch Wertschätzung“ über das Zukunftspotential kirchlichen Personalmanage- ments und die Möglichkeiten bzw. in einigen (wenigen) Landeskir- chen schon funktionierende In- strumente kirchlicher Personal- systeme ins Gespräch. Dass dieses Thema hochaktuell ist, zeigen die erneuten Diskussionen zum Umgang mit den „Warte- ständlern“ im Rheinland und die Tatsache, dass in vielen EKD- Gliedkirchen nicht ernsthaft von ei- ner strukturierten Personalentwick- lung gesprochen werden kann. Auch Instrumente zur Wert- schätzung und Zielvereinbarung wie beispielsweise die Jahresge- spräche stecken teilweise noch in der Erprobungsphase und regen we- gen mangelnder Vermittlung man- cherorts noch Widerstände an. In der Diskussionsrunde wurde schnell deutlich, dass es in den meisten röm.-kath. Bistümern und Diözesen nicht viel besser aussieht. Die Teilnehmenden der Fachtagung erlebten im doppelten Sinne eine Premiere: Zum einen fand der 3. KVI-Kongress erstmalig losgelöst von der Messe ecclesia satt, zu dem die Organisatoren von KVI IM DIALOG vom 04. bis zum 05. Juni 2008 in den Erbacher Hof, dem Bildungs- und Tagungszentrum des Bistums Mainz, eingeladen hatten. Zum anderen war die Fachtagung des Netzwerks quasi ein Pilotpro- jekt in der Kooperation zwischen dem Netzwerk Kirchenreform und dem KVI Kongress. Dies hatte die Herausforderung mit sich gebracht, dass im Vorfeld nicht genau abzu- schätzen war, wie viele Teilnehmer sich zu den Workshopangeboten und der Podiumsdiskussion der Fachtagung einfinden würden. So wurde das ursprünglich angedachte Konzept in ein gesprächs- und dia- logorientiertes Symposium mit ro- tierenden Statements sowie Dis- kussions- und Austauschphasen modifiziert. Bereits zum ersten Pro- grammblock des Symposiums ka- men über 30 teilnehmende Perso- nen zusammen. Nach der Begrüßung durch die Mo- deratoren Stefan Bölts und Prof. Dr. Wolfgang Nethöfel wurde die erste Podiumsdiskussion zum Thema „Dichte Rückmeldung als Erfolgs- voraussetzungen kirchlicher Re- formprozesse“ mit fünf Thesen von Stefan Kunkel, Geschäftsführer des C&P-Verlags,eröffnet. Insbesondere die letzte These bot Anknüpfungspunkte zur Diskus- sion. Zwar kann man Verwaltungs- strukturen von Großkonzernen oder Behörden mit denen vom „Unter- nehmen Kirche“ vergleichen, aber die Arbeitsverhältnisse eines nahe- zu 24h abrufbaren Seelsorge- dienstes entspricht kaum der Logik eines Fabrikarbeiters im Stech- uhrenrhythmus. Dennoch sind auch die Pfarrerinnen und Pfarrer nicht Ein Bericht von der Fachtagung des Netzwerks Kirchenreform in Mainz 2008 Symposium Kirchliches Personalmanagement Ein Beitrag von Stefan Bölts Die 5Thesen von Stefan Kunkel: 1. 2. 3. 4. 5. Leitung sollte immer bevollmächtigend sein,Verwaltung immer zweckmäßig Kirche lebt ständig im Spannungsfeld von Personal,Mitarbeitern und Mitarbeitenden Personalentwicklung ist ein strategisches Werkzeug innerhalb eines Organisationsent- wicklungsprozesses,ohne diesen aber wertlos Personalsysteme lösen keine Probleme,sie helfen nur dabei die Prozesse zu optimieren, die Sie entworfen haben,um Ihre Probleme zu lösen Für verwaltende Strukturen kann man von dem Personalmanagement großer Firmen lernen,für die pastorale Ebene geht das nicht Weiter auf Seite 32 Prof. Dr.Wolfgang Nethöfel bei seiner Key Note als Vorspann zum Symposium Abb.: Patricia C. Lucas

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Ein Bericht von Stefan Bölts

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KVI IM DIALOG KVI Kongress 2008 Special

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Am 4. Juni diesen Jahres fand ei-ne Fachtagung des NetzwerksKirchenreform zum ThemaKirchliches Personalmanage-ment im Rahmen des 3. KVIKongresses (Kirche, Verwaltung& Informationstechnologien)statt. In zwei Programmblöckenkamen Teilnehmende wie Refe-renten unter dem Motto „Wert-schöpfung durch Wertschätzung“über das Zukunftspotentialkirchlichen Personalmanage-ments und die Möglichkeiten bzw.in einigen (wenigen) Landeskir-chen schon funktionierende In-strumente kirchlicher Personal-systeme ins Gespräch.

Dass dieses Thema hochaktuell ist,zeigen die erneuten Diskussionenzum Umgang mit den „Warte-ständlern“ im Rheinland und dieTatsache, dass in vielen EKD-Gliedkirchen nicht ernsthaft von ei-ner strukturierten Personalentwick-lung gesprochen werden kann.Auch Instrumente zur Wert-schätzung und Zielvereinbarungwie beispielsweise die Jahresge-spräche stecken teilweise noch inder Erprobungsphase und regen we-gen mangelnder Vermittlung man-cherorts noch Widerstände an. Inder Diskussionsrunde wurde schnelldeutlich, dass es in den meistenröm.-kath. Bistümern und Diözesennicht viel besser aussieht.

Die Teilnehmenden der Fachtagungerlebten im doppelten Sinne einePremiere: Zum einen fand der 3.KVI-Kongress erstmalig losgelöstvon der Messe ecclesia satt, zu demdie Organisatoren von KVI IMDIALOG vom 04. bis zum 05. Juni2008 in den Erbacher Hof, demBildungs- und Tagungszentrum desBistums Mainz, eingeladen hatten.Zum anderen war die Fachtagungdes Netzwerks quasi ein Pilotpro-jekt in der Kooperation zwischendem Netzwerk Kirchenreform unddem KVI Kongress. Dies hatte dieHerausforderung mit sich gebracht,dass im Vorfeld nicht genau abzu-schätzen war, wie viele Teilnehmer

sich zu den Workshopangebotenund der Podiumsdiskussion derFachtagung einfinden würden. Sowurde das ursprünglich angedachteKonzept in ein gesprächs- und dia-logorientiertes Symposium mit ro-tierenden Statements sowie Dis-kussions- und Austauschphasenmodifiziert. Bereits zum ersten Pro-grammblock des Symposiums ka-men über 30 teilnehmende Perso-nen zusammen.

Nach der Begrüßung durch die Mo-deratoren Stefan Bölts und Prof. Dr.Wolfgang Nethöfel wurde die erstePodiumsdiskussion zum Thema„Dichte Rückmeldung als Erfolgs-voraussetzungen kirchlicher Re-formprozesse“ mit fünf Thesen vonStefan Kunkel, Geschäftsführer desC&P-Verlags, eröffnet.

Insbesondere die letzte These botAnknüpfungspunkte zur Diskus-sion. Zwar kann man Verwaltungs-strukturen von Großkonzernen oderBehörden mit denen vom „Unter-nehmen Kirche“ vergleichen, aberdie Arbeitsverhältnisse eines nahe-zu 24h abrufbaren Seelsorge-dienstes entspricht kaum der Logikeines Fabrikarbeiters im Stech-uhrenrhythmus. Dennoch sind auchdie Pfarrerinnen und Pfarrer nicht

Ein Bericht von der Fachtagung des Netzwerks Kirchenreform in Mainz 2008

Symposium Kirchliches PersonalmanagementEin Beitrag von Stefan Bölts

Die 5Thesen von Stefan Kunkel:

1.

2.

3.

4.

5.

Leitung sollte immer bevollmächtigend sein,Verwaltung immer zweckmäßig

Kirche lebt ständig im Spannungsfeld von Personal,Mitarbeitern und Mitarbeitenden

Personalentwicklung ist ein strategisches Werkzeug innerhalb eines Organisationsent-

wicklungsprozesses, ohne diesen aber wertlos

Personalsysteme lösen keine Probleme, sie helfen nur dabei die Prozesse zu optimieren,

die Sie entworfen haben, um Ihre Probleme zu lösen

Für verwaltende Strukturen kann man von dem Personalmanagement großer Firmen

lernen, für die pastorale Ebene geht das nicht

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Prof. Dr. Wolfgang Nethöfel bei seiner Key Note als Vorspann zum Symposium

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einfach losgelöst in einer heiligenSphäre. Dass hier auch Methodender Wertschätzung und Zielverein-barungen gefragt sind, hat zuletztauch die IWS Studie „Leistungdurch Besoldung? Dienstrechtlichrelevante Motivationsfaktoren imkirchlichen öffentlichen Dienst“ ge-zeigt. Vor allem wurde die Frageaufgeworfen, in welchem Verhält-nis sich die einzelnen Berufs-gruppen und verschiedene Formender Mitarbeit zu einander stehen.Dies betrifft nicht nur das Verhältnisvon ordinierten und nichtordinier-ten Hauptamtlichen in der Kirche,sondern insbesondere auch dieWertschätzung und Einbindung vonEhrenamtlichen bzw. Laien gegen-über Pastores und Priestern. Ein-blicke in den Erfahrungsschatz unddie Auswertungen der Studien(www.pfarrberuf-heute.de) bot Pas-tor Manuel Kronast am Beispiel derPastorinnen- und Pastorenbefra-gungen in Hannover. Auch wenndas Arbeitsbuch inzwischen ver-griffen und nur noch als PDF-Download zu erhalten ist, bietetgerade auch die Befragung zurWirksamkeitsanalyse weitere An-satzpunkte. Bei einem zufrieden-

stellenden Rücklauf von 67% derdamaligen Fragebogenaktion lassensich deutlich Bedürfnisse nach kla-ren Arbeitsfeldbeschreibungen undMöglichkeiten zum Erfahrungs-austausch auf gleicher Augenhöheablesen. Auch die Faktoren Rück-meldung durch Dritte, Supervisionund Begleitung durch einen Mentoroder Coach spielen eine wichtigeRolle. In der weiteren Auswertungwurde auch deutlich, dass hierZielvereinbarungen in Jahresges-präche als Wertschätzung und ebennicht als Kontrolle oder Aufsichtdurch Leitung zu verstehen sind.

In einer weiteren Diskussionsrundeam Nachmittag konnte die zumSymposium Versammelten vorallem von den Erfahrungen und Bei-trägen einiger Vordenker im evan-gelischen Bereich zehren: Ober-kirchenrat Dr. Christian Frühwald,Personaldezernent der künftigenEvangelischen Kirche in Mittel-deutschland, referierte über seineErfahrungen im Personalmanage-ment im Kontext der bevorstehen-den Fusion zweier Landeskirchenmit ihren in Teilen doch sehr unter-schiedlichen Kulturen. Und lang-

jährige Erfahrungen brachte Ober-kirchenrätin Ilse Junkermann ausder Evangelischen Landeskirche inWürttemberg mit und präsentierteein Modell, in welchem die neu er-arbeitete Stellenprofile mit den z.T.online erfassten Qualitätsprofil derBewerber bei einer Stellenbe-setzung im sogenannten „Mat-ching“ abgeglichen und entspre-chende Personalentwicklungs-maßnahmen wie z.B. Fortbildungenangeregt und gesteuert werden.

Zum Abschluss des Symposiumsreflektierte Direktorin MarlehnThieme (Deutsche Bank, Mitglieddes Rates der EKD) die Diskussionaus der Perspektive der freien Wirt-schaft und betone vor allem auch dieRolle der ehrenamtliche Engagier-ten in den Kirchen. Man dürfe in derKirche nicht mehr zu pfarrerzen-triert denken, weil künftig insbeson-dere andere Mitarbeitergruppen dieStrukturen der Kirchen deutlicherprägen werden. Heute müsse manEhrenamtliche generieren, für dieauch Entwicklungsschritte in derKirche geboten werden müssen.Daher stehen Weiterbildung undQualitätssicherung auch im Zent-rum des Impulspapiers „Kirche derFreiheit“.

Der 3. KVI Kongress im Ganzen boteine Fülle von Fachvorträgen, inter-essanten Workshopangeboten undeine Vielzahl an Infoständen: VomImmobilienmanagement bis zumFundraising, von Softwarelösungenund digitalen Dokumentenverwal-tungssystemen bis zu Grundsatz-fragen zur doppischen Haushalts-führung oder zum Risikomanage-ment bot der Kongress für jedeFachrichtung etwas und zeichnetesich vor allem durch das Zusam-menführen und den Austausch-möglichkeiten zwischen den einzel-nen Sparten und vor allem zwischen„Kunden“ und „Experten“ aus.Dementsprechend bot der KongressVerantwortungsträgern in Kirchen-leitungen und Kirchenverwaltun-gen unterschiedlicher Ebenen vieleChancen sich in Gesprächen in denKaffeepausen und auf der Abend-veranstaltung über die neuestenEntwicklungen zu informieren, dieentsprechend genutzt wurden.

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Teilnehmer des Symposiums Kirchliches Personalmanagement

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