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1 Tag 1/ Lektion 1 Über den Gegenstand und die Methoden der Volkswirtschaftslehre Die Volkswirtschaftslehre befasst sich mit der Verwendung der knappen menschlichen und sachlichen Ressourcen dieser Erde durch den Menschen. Sie fragt nach deren bestmöglicher Verwendung bzw. den diesbezüglichen Mängeln Die Methode, mit der diesen Fragen nachgegangen wird, ist die der Ökonomie.

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Tag 1/ Lektion 1

Über den Gegenstand und die Methoden der Volkswirtschaftslehre Die Volkswirtschaftslehre befasst sich mit der Verwendung der knappen menschlichen und sachlichen Ressourcen dieser Erde durch den Menschen. Sie fragt nach deren bestmöglicher Verwendung bzw. den diesbezüglichen Mängeln Die Methode, mit der diesen Fragen nachgegangen wird, ist die der Ökonomie.

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(Mögliche) analytische Schritte Beschreibung

Erklärung.

Vorhersagen oder Prognosen

Empfehlungen für die bestmögliche (optimale) Verwendung von Gütern

bzw. eine stabile und positive Gesamtentwicklung

Das Kriterium der Ökonomie: „Effizienz“ Weitere Kriterien: Effektivität, Produktivität

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Effizienz ist allerdings ein vielschichtiger Begriff Effizienz als technisches Problem

"ökonomischen Effizienz"

In der Herstellung (Produktion)

In der Verwendung in konkurrierenden Zwecken (Allokation)

„Gesellschaftliche“ Effizienz → Pareto-Optimum bzw. Pareto-Effizienz

„Politik(in)effizienz“

Ein zentraler Aspekt der Volkswirtschaftslehre ist die Lösung von Organisationsproblemen zwecks schonender (effizienter) Nutzung und Verfügbarmachung von Ressourcen, Gütern und Dienstleistungen.

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"Typische" Lösungen von Organisationsproblemen:

"Die Marktwirtschaft"

"Die Planwirtschaft"

„Die soziale Marktwirtschaft“

Module der Koordinationsmöglichkeit

1) Durch den Markt - Die Information für die Steuerung erfolgt über Preise

2) Durch Verwaltung - Anweisungen

3) Durch Demokratie- Abstimmungen

4) Durch Verhandeln

5) Durch Traditionen und Gewohnheiten

6) Durch Regeln und Normen

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Bedeutung von Mischformen oder „hybriden“ Organisationsformen: z.B. Der

Vorstand stimmt ab, weist die Mitarbeiterstäbe an, um so auf dem Markt zu

agieren…….

Erweiterter Anwendungsbereich der Ökonomie: Ökonomische Theorie der Demokratie

Ökonomische Theorie der Bürokratie

Ökonomische Analyse des Rechts und so weiter

Verschiedene Betrachtungsebenen: Mikroökonomie

Makroökonomie

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Mirkroökonomie versucht * die Entscheidungen "typischer" oder "repräsentativer" Wirtschaftssubjekte

systematisch zu erfassen und

* die schon oben erwähnten organisatorischen Formen zu untersuchen, in

denen die Einzelentscheidungen koordiniert werden

Die Makroökonomie folgt gewissermaßen dem Satz, dass das Ganze mehr ist

als die Summe seiner Teile: Sie befasst sich mit den großen Zusammenhängen,

die sich aus den kumulierten Wirkungen der Einzelentscheidungen ergeben,

also etwa Arbeitslosigkeit, Inflation, Wachstum usw.

Problematik der Aggregation

Problematik der Verknüpfung von Mikro- und Makroökonomie

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Kritische Aspekte * Es gibt keine einheitliche Lehrmeinung, sondern deren mehrere

(„Paradigmen“)

* Mögliche Konflikt mit Ideologien, sehr häufig etwa in Verbindung mit

Gerechtigkeit in der Güterverteilung

* Komplexitätsreduktion durch die Bildung mehr oder weniger abstrakter Modelle

* Problem der empirischen Überprüfbarkeit (Datenlage, Datenanalyse z.B. durch

„Ökonometrie“)

Vom Messen des Erfolgs und Misserfolgs: Massstäbe, dazu Lektion 2

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Von der Wirtschaftstheorie zur theoretischen Wirtschaftspolitik Aufgrund der entdeckten Zusammenhänge werden gewünschte Ziele formuliert

dann werden Mittel gesucht, mit denen man die Ziele erreichen kann

Zuvor muss noch bestimmt werden, wer die Kompetenz haben soll, die Mittel

einzusetzen, das ist die Frage der Träger der Wirtschaftspolitik.

Rolle von Regeln und Entscheidungsabläufen: „Institutionen“ (Parlamentarische Entscheidungen, die Sozialpartnerschaft usw.)

zu den (wichtigsten) Trägern und Institutionen der Wirtschaftspolitik für

Österreich gibt es eine gesonderte Unterlage, Anhang 3

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Exkurs 1: Modelle der Mikroökonomie

1. Entscheidungstheoretische Modelle bei vollständiger Rationalität der Beteiligten und fehlender Unsicherheit

2. Entscheidungstheoretische Modelle bei eingeschränkter Rationalität 3. Entscheidungstheoretische Modelle bei vollständiger Rationalität, aber in Gegenwart

von Unsicherheit 4. Kritik und Synthese: Eingeschränkte Rationalität, Experimente, neuerdings „Neuro-

Ökonomie“ 5. Interaktion und Strategie: „Spieltheorie“ als Grundlage des Studiums von Konflikten und

Kooperationen

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Tag 1/ Lektion 2 Wie wissen wir, wie gut wir sind und wie gut wir sein könnten? Überblick: Optimalitätsbedingungen in der Mikroökonomie: *Effizienz der Produktion, der Allokation (Steuerung von knappen Mitteln in

konkurrierende Verwendungszwecfke) *Das Pareto-Optimum der Wohlfahrtsökonomie, bzw.

„faire Allokation“ *Pareto-Verbesserungen oder ein pragmatischer Ersatz,

der "Kaldor - Hicks" Test

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Optimalitätsbedingung in der Makroökonomie: Trend: Das Vollbeschäftigungs-Sozialprodukt oder der

„potential output“ Bestimmt durch Arbeitskräftepotential, Ausstattung mit Sachkapital, Technischen Fortschritt (Produktivitätsgewinne, auch organisatorischer Art) Kurze Frist: „Ideale“ Kombination von zentralen Zielgrößen

der Wirtschaft: Wachstumsrate, Beschäftigung bzw. Arbeitslosenrate, Inflationsrate, Zahlungsbilanzausgleich; heute auch Umweltschutz, Haushaltsdefizit

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1. Die mikroökonomische Sicht: Gesellschaftliche Effizienz Pareto-Optimalität, Pareto-Effizienz und ihre Probleme Angenommen, zehn Personen haben Durst und erhalten – kleine Anleihe

beim Jesuitentheater – infolge eines „deus ex machina“ 15 Dosen mit

dem bekannten Getränk Köstlich. Die Verteilung erfolge so, dass eine

Reihe gebildet wird, jede Person ein Getränk in Empfang nimmt, und

anschließend die ersten fünf Personen der Reihe noch je eines. Der

resultierende Zustand ist Pareto-optimal, denn keine Person kann jetzt

noch besser versorgt werden ohne dass eine andere Person

benachteiligt wird. Aber die Lösung kann unserem Gerechtigkeitssinn

widersprechen. Obwohl: Wenn wir einer Person, die zwei Getränke

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erhalten hat, eines abgenommen und einer zunächst schlechter

ausgestatteten Person übergeben, dann steht das im Widerspruch zur

Pareto-Optimalität

Pareto-Effizienz würde übrigens erfordern, dass zugleich die Erzeugung

von Köstlich der bestmöglichen Verwendung der dafür eingesetzten

Ressourcen entspricht.

Pareto-Optimum, Pareto-Effizienz oder gar „Pareto-Verbesserungen“

sind in der Realität selten anzutreffen

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Daher greift man zur gesellschaftlichen „Kosten-Nutzen-Rechnung: Nehmen Sie zur Illustration an, es wird ein Programm zur Sicherung einer Deponie („Altlastensanierung“) durchgeführt, für das die Steuerzahler 30.000,- aufzuwenden haben. Die Begünstigten der an die Deponie angrenzenden Gemeinden, insgesamt 10.000 Personen, messen der Verringerung der Umweltrisiken einen Wert von je 5 zu. Es entstehen Vorteile von insgesamt 50.000. Die Steuerzahler und die Begünstigten seien vollkommen unterschiedliche Gruppen von Bürgern. Der Fall induziert Schlechterstellungen auf der einen und Besserstellungen auf der anderen Seite; er erlaubt somit die unmittelbare Anwendung des Effizienzkriteriums nicht. Aber halt: Die Benachteiligten könnten aus den entstehenden Vorteilen voll entschädigt (kompensiert) werden. Die Maßnahme erlaubt also immerhin eine potenzielle Pareto-Verbesserung.

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Die Vorgehensweise, die zu dieser Schlußfolgerung geführt hat, wird „Kompensationstest“ genannt, oder, nach den maßgeblichen Autoren „Kaldor-Hicks-Test“ Über distributive und kommutative Gerechtigkeit Über Neid Über Fairness Über Altruismus

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2. Die makroökonomische Sicht 2.1 Das Vollbeschäftigungs-Sozialprodukt oder der „potential output“ Bestimmt durch Arbeitskräftepotential, Ausstattung mit Sachkapital, Technischen Fortschritt (Produktivitätsgewinne, auch organisatorischer Art) Gibt einen längerfristigen Trend, wobei eine „natürliche Arbeitslosenrate“ berücksichtigt wird und meistens eine mittlere Auslastung von etwa 80% der Maximalkapazität. Schwierigkeiten der Schätzung: Über Umfragen zur Auftragslage Über statistische Ermittlung einer

„Produktionsfunktion“ Über das Gesetz von Okun: Wenn man das aktuelle BIP

kennt (siehe unten), die aktuelle Arbeitslosenrate und die natürliche Arbeitslosenrate, kann man berechnen, was zum Vollbeschäftigungs-BIP fehlt

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2.2 Das Bruttoinlandsprodukt (Bruttonationalprodukt; EU – Terminologie „Bruttonationaleinkommen“ ): Gegenüberstellung: Was wurde geleistet? Wer hat davon profitiert? Wie wurde von dem Geleisteten Gebrauch gemacht?

Stromgrößen und Bestandsgrößen Nominelle Werte und reale Werte (da Wohlstand an

den verfügbaren Gütern gemessen wird und nicht an deren Geldwert, „Wegrechnen“ von Preissteigerungen, die das Maß für den Wohlstand verzerren könnten durch einen Index, z.B. Verbraucherpreisindex; „Deflator“)

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Einige Definitionen Summe aller Verkäufe ergänzt um selbsterstellte Anlagen (mit entsprechender Bewertung) = Bruttoproduktionswert Der Bruttoproduktionswert enthält die Umsätze und bewerteten Eigenleistungen aller Produktionsstufen. Um Doppelzählungen und eine Überschätzung der Leistungen zu vermeiden, erfolgt Ermittlung des Nettoproduktionswertes = Bruttoproduktionswert - Vorleistungen

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Exkurs 2: Eine differenzierte Betrachtung des Nettoproduktionswertes:

Bruttoinlandsprodukt Bruttoinlandsprodukt

Privater Konsum Öffentlicher Konsum Brutto-Anlageninvestititonen Lagerveränderungen/ Statistische Differenz

MwSt v.Anlageinvest.

Exporte (i.w.S.)- Importe (i.w.S.)

Abschreibungen

Indirekte Steuern- Subventionen

Löhne+Gehälter unverteilte Gewinne Sonstige Einkünfte Staat Zinsen f.d.Staatsschuld Zinsen f.d. Kon- sumentenschuld

-/+ Faktoreinkommen aus/an Ausland

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Probleme und Mängel: Beispiel Hausfrauenarbeit, Erholungswert Beispiel Umweltzerstörung Problem Schattenwirtschaft Zyklische Schwankungen des BIP Und Orientierung am „Machbaren“, dem Vollbeschäftigungs-Inlandsprodukt oder „potential output“ Gegenüberstellung von potential output und tatsächlichem Bruttoinlandsprodukt bildet die Grundlage für die Auswahl von Instrumenten! Details dann im Teil über Makroökonomie.

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Tag 1/ Lektion 3 Wie Märkte funktionieren: Im Mittelpunkt der Marktwirtschaft steht die Koordinierung von Wünschen über Preise Markt: gedachter Ort, an dem Angebot und Nachfrage zusammentreffen (was

ja bei den globalen Märkten unserer Zeit ganz deutlich wird: Der Verkäufer sitzt

in Kapstadt, der Käufer in Anchorage, und den Preis verhandeln sie per Fax

oder Internet).

Der "Gleichgewichtspreis" → jener Preis, bei dem die Übereinstimmung spontan

und freiwillig zustandekommt

Der "volkswirtschaftlich gerechtfertigte Preis" (Vgl.zu letzterem Preisgesetz

1976, § 1a) meint dagegen "sozial erwünscht bzw. verträglich". Ein gutes

Beispiel ist die Festsetzung amtlicher Mindestpreise für Zigaretten. oder der

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amtliche Höchstpreis für Heizöl, aber auch zur Sicherstellung von Effizienz (bei

Vorliegen von Marktstörungen)

Die Bedeutung des Marktgleichgewichts Stabiles Gleichgewicht

Rolle des Wettbewerbs

Theoretische Betrachtungsweise der Preise: „Relativer Preis“ [Frage, in

welchem Verhältnis Gütermengen getauscht werden.(eine Tafel Schokolade

entspricht im Gleichgewicht einem Liter Mineralwasser, oder auch: dem

Gegenwert von 10 Minuten Arbeit]

„Out of Pocket Costs“

„Sonderfall“(?) Barter (Tauschhandel bei Liquiditätsknappheit etc.)

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Der (Gleichgewichts-)Preis bildet sich so, dass Menschen, die den Mangel

an einem Gut beseitigen möchten, kundtun, wieviel sie für jede Mengeneinheit

dieses Gutes hinzugeben bereit sind (tausche ein Schaf gegen einen Mantel),

andere wiederum, die einen Überschuss an dem betreffendem Gut haben,

bekunden, ob sie dem Offert zustimmen können.

Bei einem bestimmten Preis kommt es dann zu einem Interessenausgleich und

zur Abwicklung des Geschäfts. Der Markt wird also durch Preise "gesteuert".

Preise bei verbotenen Märkten „res extra commercio“ (Stimmenkauf bei

Abstimmungen, behauptete Zahlung für den Wechsel von Abgeordneten in eine

andere Partei...)

auch eine Art Preis: die Wartezeit für ein Gratisgetränk oder beim Zahnarzt

(„Rationierung durch Warteschlangen – wem es zulange dauert (=

Opportunitätskosten für andere Tätigkeiten), der geht weg.

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Was selten in den Lehrbüchern steht, aber eine ebenso selbstverständliche wie

wichtige Voraussetzung ist, das ist die Respektierung von Privateigentum:

Die Rechte zum Handel sind exklusiv dem jeweiligen Eigentümer vorbehalten

und erfahren durch die Gesellschaft ausdrücklichen Schutz; sonst sind Märkte

zum Scheitern verurteilt. Man stelle sich vor, Ladendiebstahl sei der „Normalfall“!

Was macht das Handeln der Menschen auf Märkten aus?

Nutzenmaximierung (bei vollständiger Information und Sicherheit):

Menschenbild der folgenden Art: Der Mensch strebt unabhängig von anderen

Menschen nach Erfüllung seiner Wünsche, kann sich diese aber nur bedingt

erfüllen, nämlich zum Beispiel in Abhängigkeit davon, wieviele Wünsche er

gleichzeitig hat und wieviel ihm an Gütern schon zur Verfügung steht, die er

eintauschen kann - letzteres nennt man einfach Budget oder Einkommen.

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Dieses Menschenbild des rationalen Nutzenmaximierers ist ein Behelf, eine

Annäherung an das durchschnittliche Verhalten [Mehr im Anhang 1]

Gewinnmaximierung: Die analoge Verhaltensweise des Unternehmers (wobei

Varianten wie Umsatzmaximierung, Marktanteilsmaximierung nicht

ausgeschlossen sind, der Einfachheit halber aber im Grundmodell keine

Beachtung finden)

Exkurs: „Sachwalter-Modell“ (englisch: Principal-Agent-Model) zwischen

Eigentümern und Ausführungsorganen, zwischen Experten und Kunden (Arzt,

Rechtsanwalt)

Gesetz der Nachfrage: Je geringer der Stückpreis, desto größere Mengen

werden gekauft. → Für die Nachfrage sind ferner verantwortlich: Der

Geschmack (oder die „Präferenzen“), das Einkommen (auch die

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Vermögenslage), Preise anderer Güter (Substitutionsgüter), weitere Faktoren

wie z.B. das Wetter

Gesetz des Angebotes :für das Unternehmen gilt: je höher der Stückpreis,

desto mehr möchte man davon verkaufen -.

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P bzw. ZW

Menge

Das Gesetz der Nachfrage für normale Güter Güter mit geringer Ersetzbarkeit und Luxusgüter P: relativer Preis bzw. ZW: Zahlungswilligkeit

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P bzw. GK

Menge

Das Gesetz des Angebotes bei normalem Kostenverlauf bei geringen Kostensteigerungen wenn die Ausbringung kurzfristig auch unter in Kauf Nahme von Kostensteigerungen nicht gesteigert werden kann (GK = „Grenzkosten“)

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Einigt man sich über den Preis, so wird genausoviel "nachgefragt", wie "angeboten" wird

und der Markt befindet sich im Gleichgewicht.

Preis Angebot

Nachfrage

Menge

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Dieses Gleichgewicht wird gestört: a) auf der Nachfrageseite: durch Veränderungen des Einkommens, und die

Veränderung von Preisen für andere Güter (weil man nun seine Pläne unter

Umständen revidieren muss), aber auch durch äußere Umstände, wie

Witterung; umstritten sind hingegen Geschmacksänderungen als Ursachen

von Veränderungen der Nachfrage: "de gustibus non est disputandum"; aber

Achtung: das heisst nicht, dass Sie nicht z.B.zu Mittag Cola und am Abend

Bier zum Essen bevorzugen dürfen

b) Auf der Angebotsseite: durch Veränderungen der "Kosten" der Produktion,

sowie den Eintritt oder den Austritt von Unternehmen im betreffenden Markt

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amtlicher Höchstpreis, z.B. bei Wohnungsmieten, bei bestimmten

Lebensmitteln usw.)

amtlicher Mindestpreis, etwa für Importe zum Schutz der inländischen

Produktion vor ausländischen Wettbewerb).

In beiden Fällen wird das Gleichgewicht des Marktes kurzfristig gestört; es

kommt zu Engpässen oder zu Überschüssen im Angebot.

Preis Angebot

Amtlicher Mindestpreis

Amtlicher Höchstpreis

Nachfrage

Menge

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Sonderformen bei mangelnder Variationsmöglichkeit der angebotenen Mengen

(Maiglöckchen, Fisch, Wohnungen, Spotmarkt für Rohöl) Preis A2 A1

Menge

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Übungsfrage: Lassen sich solche Verschiebungen durch Steuern und Subventionen

herbeiführen?

Gleichgewichtsverschiebung nach Änderung der Nachfrage

Gleichgewichtsverschiebung nach Änderung des Angebotes

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Vertiefung Die „Dynamik“ von Märkten: Eintritt in eine Markt, Verdrängung aus einem Markt Kurzfristige und langfristige Perspektive Wer kann sich auf dem Markt halten? Zwei Gesichtspunkte:

- Um in einem Markt zu bestehen, muss der Anbieter beim vorgegebenen Marktpreis die Grenzkosten des Angebots unterbringen

- Um in einen bestehenden Markt einzudringen, muss der Neueintretende zu Kosten anbieten können, bei denen er bei gegebenem Marktpreis gerade noch profitabel arbeitet (sein strategischer Spielraum liegt ev. ausschließlich in der Kostengestaltung).

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- Hier kommt vor allem die Produktionstechnik ins Spiel, aber auch andere strategische Variable

- Erfolgreiches Eindringen führt bei stabiler Nachfragekurve und ohne Verdrängungseffekte zu sinkenden Marktpreisen

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Sehen wir uns zu diesem Zweck einmal an, was die Angebotskurve im Idealfall aussagt: Die Zeichnung zeigt, dass der fragliche Bereich unserer Angebotskurve den Verlauf der zusätzlichen Kosten je weiterem erzeugtem Stück wiedergibt.

Menge (Stückzahl)

Zusätzliche oder Grenzkosten

Preis 2

Preis 1

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Jetzt lässt sich schon andeuten, wie man in einen bestehenden Markt hineinkommt; wie man m.a.W. "Marktzutrittsbarrieren" überwinden kann. Bei „bestreitbaren Märkten“ ist Überwindung immer dann möglich, wenn man die besseren Ideen umsetzen kann. Aber Marktzutrittsbarrieren bestehen auch z.B. Rechtsvorschriften, aber auch Kartellbildungen, d.h. Absprachen über Preise und Mengen Lockerung von Marktzutrittsbarrieren und Globalisierung

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Illustration der Marktdynamik Kurzfristige Angebotskurve von Unternehmer Willhinein Weltmarktpreis hoch Weltmarktpreis niedrig

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Unterscheidung: Angebot und Nachfrage für ein Einzelunternehmen, Angebot und Nachfrage für eine "Branche" – Das „Aggregationsproblem“: Wenn alle Konsumenten einen vollständigen Überblick über das Angebot haben, dann werden sie in dem Fall, wo einer der Anbieter seinen Preis erhöhen möchte, sofort auf andere Anbieter ausweichen. Das aber zwingt die Anbieter (unter den vereinfachenden Annahmen), zu Preisanpassungen, was sie nur über die Kostengestaltung schaffen können. > Ohne vollkommene Information: Anbieter fordern wenigstens kurzfristig unterschiedlich hohe Preise > Konsumenten müssten für die Informationsgewinnung zusätzliche Zeit etc. aufwenden > Frage dann: bringt mir zusätzlicher Suchaufwand eine Chance, ein günstigeres Angebot ausfindig zu machen. Wenn der Suchaufwand über der erhofften Ersparnis liegt, dann entstehen gewissermaßen kleine, lokale Monopole.

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Nicht zu unterschätzen ist die Frage, ob man aus einem Markt einfach wieder aussteigen kann: das ist dann sehr schwierig, wenn man sich stark spezialisiert hat, sodass die Investitionen nicht anderweitig verwendet werden können, z.B. im Fall eines Eisverkäufers, der sein Kapital in eine tragbare Kühlbox investiert hat. Er könnte jemanden finden, der sie kauft, aber das ist nicht sicher. Jemandem, der ein Ladengeschäft gekauft hat, ergeht es da besser, weil er dieses einfach umwidmen kann. (auch beim Austritt gibt es allerdings z.B.sozialrechtliche Barrieren etc.) Das entsprechende Problem nennt man das Problem der „versunkenen Kosten“. Zu guter Letzt (Und am Übergang zur Begründung der Staatstätigkeit): Die Merkmale der Güter und Dienstleistungen lassen eine Vermarktung nur bedingt zu Sonderfall: „res extra commercio“

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Wo das Koordinierungsinstrument des Marktes für zulässig erachtet wird und wo nicht, unterliegt der gesellschaftlichen Willensbildung. Organhandel, Abstimmungen (one man one vote) Diese wird aber unterlaufen: Suchmittelhandel, Korruption usw → Interessante Anwendungsbereiche für die „ökonomische Analyse des Rechts“

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Anhang 1 Nähere Betrachtung von Nutzen und Nachfrage: Präferenzordnung Nutzenfunktion, ordinale oder kardinale Nutzenfunktion? Positiver aber abnehmender Grenznutzen Randbedingung: Grundausstattung oder Budget Das Auswahlproblem

Der Geschmack jedes Menschen, oder seine Vorlieben werden als unabänderlich gegeben betrachtet. Seine Wertschätzung für Güter kommt im Nutzen zum Ausdruck, den er aus Gütern zieht: Dieser Nutzen nimmt mit der Menge der Güter zu, aber nicht monoton!

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Für ein einzelnes Gut: Der zusätzliche Nutzen jeder weiteren Einheit eines Gutes ist immer kleiner als der zusätzliche Nutzen der vorhergehenden Einheit

Nutzenverlauf für ein Gut, z.B. Kaffee pro Tasse

Verlauf des Zusatznutzens pro Tasse Kaffee Zahlungsbereitschaft

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Das Problem der Kombination von Gütern Bier Chips

Wahlmög-lichkeiten

Indiffer-enzkurve

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Ein Mensch kann mit zwei Tassen Kaffee und einem Stück Kuchen theoretisch ebenso zufrieden sein wie mit einer Tasse Kaffee und zwei Stück Kuchen. Mit drei Tassen Kaffee und zwei Stück Kuchen erreicht er aber ein höheres Niveau der Zufriedenheit. Wie hoch das Niveau der Zufriedenheit sein kann, ergibt sich aus dem Budget, oder der Einkommenslage. Zugleich wird auch eine bestimmte Mengenkombination zwischen Kuchen und Kaffee fixiert: die ergibt sich aus dem Verhältnis der Preise der beiden Güter: Beachten Sie: Voraussetzung ist, dass es tatsächlich Kombinationen von Kuchen und Kaffee gibt, die immer gleich glücklich machen; dann entscheidet das Verhältnis der Preise über die tatsächlich gewählte Kombination! diese Einsicht ist sehr aufschlussreich: Zwei Beispiele Erstes Beispiel: Betrachten Sie Whisky und Sodawasser und stellen sie sich vor, dass Sodawasser steuerlich entlastet wird, um den Menschen weniger hohe Konzentrationen von Alkohol schmackhaft zu machen: Whisky wird dann im Verhältnis zu Sodawasser teurer und man sollte annehmen, dass unser Musterkonsument auf Sodawasser umsteigt. Nein, es kann sein, dass er die Verbilligung des Sodawassers als Erleichterung für sein Budget für Barbesuche empfindet und....nur einen Teil des Ersparten für mehr Sodawasser verwendet, einen vielleicht kleineren Teil für weiteren Whisky! Was das Ziel der Übung war, ist die Veranlassung des Menschen zur Substitution von Wasser für Whisky. Dieser Substitutionseffekt wird aber teilweise aufgehoben durch die vermeindliche Lockerung bei der Einkommens- (oder Budget-) beschränkung: Das ergibt den Einkommenseffekt Beispiel Nummer zwei: Statt Kaffee und Kuchen können wir auch Einkommen und Freizeit als nutzenstiftende Güter verwenden. Gut: Jeder hat seine Vorliebe für Einkommen (wofür er Arbeitsleistung

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erbringt) und Freizeit. Beachten Sie, dass Freizeit umso teurer ist, je besser die Arbeit entlohnt wird! Na, und jetzt kommt eine Steuersenkung daher: Das hieße, Arbeit zahlt sich noch mehr aus: Aber was geschieht (wenn eine gewisse Wahlmöglichkeit bei der Zeiteinteilung vorhanden ist): Der freudigen Feststellung "Jetzt zahlt sich Arbeit endlich aus" steht der ebenso freudige Ruf "Da brauch ich ja nicht mehr so viel arbeiten, um meinen Lebensstandard zu halten" gegenüber, also Substitutionseffekt und Einkommenseffekt. Welcher sich letztlich durchsetzt, ist individuell verschieden. Jetzt können Sie überlegen, warum das vielfach übliche billige nicht-alkoholische Getränk in den von jungen Leuten frequentierten Lokalen kein durchschlagender Erfolg zu sein braucht Halten wir also fest: Der Konsum (die Nachfrage) werden beeinflusst Vom (unabänderlichen) Geschmack: der kommt im Nutzen zum Ausdruck Vom Einkommen (Budget) Von den Preisen (und zwar nicht nur eines bestimmten Gutes, sondern vielmehr auch denen der alternativen oder "Substitions" güter); Steuern und Subventionen lassen sich als "künstliche" Preisänderungen erfassen. Graphische Illustrationen des Gesagten finden Sie am Ende dieser Lektion Man kann nun Reaktionen der Konsumenten auf Veränderungen der Bedingungen, unter denen sie ihre Entscheidungen treffen untersuchen: Veränderung 1: Das Einkommen ist gestiegen/gefallen Veränderung 2: Der Preis für ein anderes Gut, das der Konsument ebenfalls verbraucht, ändert sich: dabei gibt es wieder zwei interessante Unterfälle, den des Substitutionsgutes und den des Komplementärgutes (Butter und Margarine im ersten, Fernseher und Strom im zweiten Fall) Die Frage der Geschmacksänderung ist umstritten. Aber das heißt nicht, dass Ökonomen völlig unflexibel handeln: Sei sehen es nicht als Widerspruch an, wenn ein "homo oeconomicus" zu Mittag Cola vor Bier bevorzugt, aber zum Nachtmahl Bier vor Cola! Was sich nicht mehr so leicht zeigen läßt, sind eher soziologische Phänomene, wie der Snobeffekt (gekauft wird umsolieber, je teurer das Produkt) und der Bandwaggoneffekt (gekauft wird, weil andere das Produkt auch kaufen "keeping up with the neighbor")

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Klassifikation von Gütern und eine nützliche Kennziffer Die Beziehungen zwischen dem Konsum eines Gutes oder einer Produktgruppe und dem jeweiligen Einkommen sind deshalb interessant, weil sie Rückschlüsse auf das Ausmaß der Armut ebenso erlauben wie auf finanzielle Erfordernisse bei Alimentationsverfahren. Menschen reagieren nämlich auf Einkommensveränderungen ganz unterschiedlich, je nachdem, wie ihre Ausgangslage ist und um welche Arten von Gütern es sich bei den Kaufentscheidungen handelt. Um zum Beispiel herauszufinden, was 1.Güter des täglichen Bedarfs, 2."normale" Konsumgüter und 3.Luxusgüter sind, untersucht man, wie stark der Konsum solcher Güter jeweils auf Einkommensänderungen reagiert. Als vorteilhaft erweist sich bei der Beschreibung der jeweiligen Gegebenheiten eine Messgröße. Diese Messgröße heißt "Elastizität". Man setzt dabei die prozentuelle Veränderung des Konsums zur prozentuellen Veränderung des Einkommens in Beziehung. Diese Messgröße kann zwischen minus Unendlich und plus Unendlich liegen. Sie errechnet sich als prozentuelle Änderung der Nachfrage auf eine einprozentige Änderung des Einkommens Es gilt: ist sie kleiner 1, ist die Einkommenselastizität der Nachfrage starr (Gruppe der Basisgüter) ist sie genau 1, ist sie proportional (normale Güter) ist sie größer 1, so spricht man von elastischer Nachfrage (Luxusgüter)

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Das Konzept lässt sich auch auf das Studium von Preisänderungen anwenden, was unter anderem deshalb von Nutzen ist, weil man nicht die ganze Nachfragekurve kennen muss, um sich ein Bild von den Reaktionen zu machen. Auch hier unterscheidet man Güter mit geringer Elastizität (kleiner als 1), Güter mit normaler Reaktion auf Preisänderungen (Elastizität von 1, d.h. prozentuelle Änderung der Nachfrage auf eine einprozentige Änderung des Preises beträgt ein Prozent) und Güter mit hoher Elastizität, höher als 1 In den einfachen Modellen geht man übrigens davon aus, dass Konsumenten voll über alle verfügbaren Güter informiert sind und alle Preise kennen. Lockert man diese strengen Annahmen, dann muss man mit Wahrscheinlichkeiten für bestimmte Entscheidungen operieren. Man spricht von Entscheidungen unter Risiko. Viele Einrichtungen des praktischen Wirtschaftslebens von der Preisauszeichnungspflicht bis zu Haftpflichtversicherungen sind Folgen der Unsicherheit von Konsumentenentscheidungen. Es kommt aber auch die Frage ins Spiel, wie man fehlende Informationen beschaffen kann, wann es sich auszahlt, dafür Zeit und Geld aufzuwenden etc.. Hier liegt auch ein Ansatzpunkt für eine ökonomische Betrachtung der Werbung! Eine weitere interessante Unterscheidung der Güter in diesem Zusammenhang ist die folgende: Such- oder Inspektionsgüter (Wein nach einer Verkostung kaufen) Erfahrungsgüter (Nach längerem Gebrauch ein Auto derselben Marke kaufen) Glaubens- oder Vertrauensgüter (Es gibt keine Möglichkeit, sie zu "testen", um sich dann allenfalls noch anders zu entscheiden: staatliche Pensionsvorsorge). Anwendungsmöglichkeiten des Modells vom "homo oeconomicus": Bei Menschen in der Rolle von Konsumenten sind es Güter, die den Nutzen bestimmen; in der Rolle des Politikers sind es zum Beispiel die Zahl der Wählerstimmen und das Einkommen; bei Bürokraten sind es Prestige und Sicherheit usw.; das Grundmodell des homo oeconomicus lässt sich vielfältig variieren.

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Anhang 2 Nähere Betrachtung der Angebotskurve In seiner einfachsten Form sieht der Markt die Möglichkeit der Anbieter vor, die angebotene Menge entlang seiner Angebotskurve zu variieren. Das ist aber nicht immer möglich: Denken Sie an die lotrechte – kurzfristige - Angebotskurve eines Fischer, der den Fang der Nacht feilbietet; eine Ausweitung des Angebots über seinen Vorrat hinaus ist nicht möglich. Weist die Angebotskurve die übliche Form auf (Anstieg von links untern nach rechts oben) und herrscht Wettbewerb, so hat der einzelne Anbieter keine Möglichkeit zu Preisänderungen. Er kann nur trachten, die Kosten zu senken: wenn ihm das gelingt, dann verschiebt sich die Angebotskurve nach rechts außen und mehr kann zu niedrigeren Preisen verkauft werden (dazu müsste er aber über eine resourcensparende Technologie verfügen – und das ist kein kurzfristiges Problem mehr) Nur ohne vollkommenen Wettbewerb dann können auch einseitige Preisänderungen gelingen. Nun aber zu einigen "technischen" Fragen: Gewinn ist Erlös ("Umsatz", bzw. verkaufte Menge mal Marktpreis je Mengeneinheit) weniger Kosten (eingesetzte Produktionsfaktoren mal ihrem Preis). Strategische Größe sind die Kosten: Um Gewinn zu maximieren, dann Produktion zu minimalen Kosten Zusammenhang mit effizienter Nutzung der Produktionsmittel Die Kosten ergeben sich daraus, dass eine (gegebene) Produktionstechnik gewählt und die Produktionsfaktoren mit den Preisen, zu denen sie eingekauft werden können (Faktorpreise) bewertet werden.

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Variable Kosten (Energie, Rohstoffe); Fixe Kosten, von der Höhe des Ausstoßes unabhängig sind (Maschinen, kurzfristig auch: Personal). Da man natürlich auch den Maschinenpark und das Personal variieren kann, muss eine weitere Unterscheidung eingeführt werden. die einer kurzfristigen Sicht und die eine langfristigen Sicht: für letztere: Investitionen Zurück zur Produktionstechnik: "Produktionsfunktion" Es gibt im wesentlichen zwei Typen: - solche, bei denen verschiedene Kombinationen von Faktoren zum selben Ausstoß führen (substitutive) - solche, wo die Faktoren in einem festen Verhältnis stehen (limitationale) Produktionsfunktionen geben gewissermaßen den Stand unseres technischen Wissens wieder. Ein weiterer Gesichtspunkt ist der, ob bei z.B. Verdoppelung der Produktionsfaktoren der Ausstoß um mehr, weniger oder genau das Doppelte zunimmt. Im ersten Fall spricht man von steigenden, im zweiten Fall von sinkenden, im dritten Fall von konstanten Skalenerträgen Multipliziert man nun die Faktormengen mit ihren Preisen, so ergibt sich, dass steigende Skalenerträge mit sinkenden Kosten einhergehen, sinkende Skalenerträge mit steigenden Kosten. Damit haben wir auch Faktoren identifiziert, die für die Unternehmensgröße eine maßgebliche Rolle spielen (können) Es ist wichtig zu erkennen, dass Unternehmensgrößen auf Grund von Vorteilen der Produktion und des Absatzes eine Sache sind, Unternehmensgrößen, die durch „vertikale Integration“ zu Stande kommen, eine andere Sache. Die Wettbewerbswächter der EU-Kommission z.B. sind oft mit Fällen der zweiten Art befasst (z.B. im Fall von Förderung, Transport, Verarbeitung und Vertrieb von Rohöl(-produkten)

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Anhang 3 Träger und Institutionen der Wirtschaftspolitik Als Träger der Wirtschaftspolitik sollen hier in einem sehr weiten Sinn alle Personen, Gremien bzw. Organisationen verstanden werden, die auf die Wirtschaftspolitik gestaltenden Einfluss ausüben. Da die Träger üblicherweise bestimmten Verfahrensvorschriften folgen, sei es im Hinblick auf die eigene Entscheidungskompetenz, sei es im Hinblick auf das Zusammenwirken mit anderen Trägern, spricht man von den Institutionen der Wirtschaftspolitik; Institutionen sind also solche Einrichtungen, in denen die Handlungsspielräume sowie das Zusammenwirken der Beteiligten geregelt sind. Solche Regelungen können formeller Art sein, wie zum Beispiel im Gesetzgebungsverfahren des Nationalrates, sie können aber auch informell erfolgen, wie zum Beispiel im Rahmen der „Sozialpartnerschaft“. Sogar das heute so oft genannte „Lobbying“ hat seine „Spielregeln“. Die Einflussnahme auf die Wirtschaftspolitik erfolgt aber in erheblichem Maß auch durch Wirtschaftspolitische Berater sowie Medien sowie bisweilen auch in informeller bzw. völlig ungeregelter Weise, beispielsweise dann, wenn eine Bürgerinitiative die Ausführung eines Vorhabens zu verhindern trachtet. Einen systematischen Überblick über das wirtschaftspolitische Geschehen vermittelt das folgende Schaubild ("Implementationsanalyse"). Externe soziale Gruppen Betroffene Problem- Zieldefinition Programm- Umsetzung Wirkung beschreibung entwicklung („Implementierung“) Entscheidungs- Regierung Träger der träger Verwaltung Umsetzung Sozialpartner

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Die Träger können auf internationaler, nationaler, regionaler oder lokaler Ebene tätig sein: Dementsprechend gibt es internationale, nationale, regionale oder lokale Institutionen Die maßgeblichen Träger und Institutionen der Wirtschaftspolitik: Politische Parteien Interessenverbände: Hier ist zwischen gesetzlichen Vertretungskörpern und freien Verbänden zu unterscheiden. Gesetzliche Vertretungskörper sind die Kammern. Ihr besonderes Merkmal ist die Pflichtmitgliedschaft aller jener Bürger, die aufgrund ihrer Merkmale im Wirtschaftsprozeß durch die jeweilige Kammer vertreten werden, sowie die hauptsächliche Finanzierung über Pflichtbeiträge (Umlagen). Die als maßgebliche Bereiche der „Sozialpartner“ bekannt gewordenen drei wichtigsten Kammern sind Wirtschaftskammer Österreichs (Für Gewerbe und Handel); sie ist bundeseinheitlich geregelt, hat aber auch Organisationen auf Landesebene (Wirtschaftskammern der Länder) Bundeskammer der Arbeiter und Angestellten ( für unselbständig Beschäftigte mit Ausnahme der Beamten); ursprünglich gab es nur die weiterhin bestehenden entsprechende Kammern auf Landesebene. Landeslandwirtschaftskammern (neun) sowie die Landeslandarbeiterkammern (fünf). Sie werden bundesweit durch die Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern vertreten (die Notwendigkeit für diese Lösung liegt in den Kompetenzartikeln der Bundesverfassung, die die Landwirtschaft als Landessache bestimmen). Nicht unerwähnt bleiben soll, dass die Landwirtschaftskammern eng mit der Raiffeisen-Organisation verbunden sind und darüber hinaus auch die staatlichen Landwirtschaftssubventionen zu einem ganz erheblichen Teil administrieren. Ferner wichtig: Die Kammern der Freien Berufe: Ärztekammer, Apothekerkammer, Rechtsanwaltskammer etc. Kammerähnlich sind insofern, als sie als gesetzliche Vertretungen vorgesehen sind, diesen aber nicht unmittelbar vergleichbar, weil sie keine Pflichtmitgliedschaft kennen, Bundeskonferenzen bestimmter Berufsgruppen, zum Beispiel der Universitätsprofessoren Freie Verbände: Österreichischer Gewerkschaftsbund: Er ist die Dachorganisation für die Einzelgewerkschaften, die nach dem „Industriegruppenprinzip“ organisiert sind, d.h. sich an Wirtschaftssparten, nicht aber (wie in vielen anderen

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Ländern) an der Zugehörigkeit bzw. Nahebeziehung der Mitglieder zu politischen Parteien orientieren; insgesamt 14 Einzelgewerkschaften. Der Gewerkschaftsbund ist der vierte Sozialpartner und genießt zwar nicht de jure, wohl aber de facto einen gesetzlich anerkannten Status. Weitere wichtige freie Verbände sind: Die Industriellenvereinigung, der Industrielle, Industriebetriebe, aber auch leitende Angestellte angehören können Der Verband der Banken und Bankiers Der Verband der Hauseigentümer Der Ingenieur-und Architektenverein Der Verein für Konsumentenberatung Autofahrerclubs Solche freien Verbände werden vielfach in die Begutachtungsverfahren für die gesetzliche Vorbereitung von Maßnahmen eingebunden und betreiben außerdem „Lobbying“, d.h. trachten ihre Wünsche im vorparlamentarischen Raum, aber auch auf der Ebene der Vollziehung (bei Spitzenbürokraten) durchzusetzen. Mehr und mehr an Bedeutung gewinnen schließlich Vereinigungen mit ganz speziellen, relativ eng definierten Anliegen („single-issue-groups“) Greenpeace Die Caritas Amnesty International Die eben genannten Gruppen sind typische Beispiele von „Non Government Organizations“ (NGO), die keine organisatorische Verbindung mit staatlichen Einrichtungen aufweisen und vielfach (auch in einer losen Verbindung untereinander) auf internationaler Ebene tätig werden. Noch enger sind die Ziele von Bürgerinitiativen und Selbsthilfegruppen gesetzt Eine Sonderstellung nimmt die Bürokratie ein: Einerseits ist sie eine der maßgeblichen Institutionen zur Vorbereitung und Umsetzung wirtschaftspolitischer Maßnahmen, andererseits treten die Beamten auch als einflussreiche Interessengruppe in Erscheinung. Organisatorisch zu nennen sind der Beamtenbund oder die Gewerkschaft der Öffentlich Bediensteten.

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Institutionen der Wirtschaftspolitik: Hier ist es zweckmäßig, zwischen solchen, die der Gestaltung der Finanz- und Sozialpolitik dienen und solchen, die der Geld- und Währungspolitik dienen, zu unterscheiden. Außerdem verdienen die Institutionen des Kapitalverkehrs, allen voran die Wiener Börse, gesonderte Erwähnung. Institutionen der Finanz- und Sozialpolitik (womit hier die Summe der Maßnahmen bezeichnet wird, die die öffentlichen Ausgaben und Einnahmen betreffen): Nationalrat und Bundesrat: Gesetzgebungs- und Kontrollbefugnisse auf der politischen Ebene; für die fachliche Arbeit bedeutend sind die Ausschüsse und Unterausschüsse des Nationalrates Regierung: Ihre Initiativen bedürfen im Rahmen des „Ministerrates“ der Einstimmigkeit Für die einzelnen Fachbereiche verantwortliche Spitzen der „Vollziehung“ sind die Minister, denen fallweise und in wechselnder Zahl auch Staatssekretäre für spezielle Aufgabenbereiche zugeordnet sein können. Verwaltung: Die hierarchisch aufgebaute Organisation zur Vorbereitung, Umsetzung und Überwachung der finanz-und sozialpolitischen Maßnahmen Es gibt eine (zunehmende) Anzahl mehr oder weniger selbständig agierender Selbstverwaltungskörper Die Fonds (selbständige Vermögensmassen mit genau definierten Aufgabenbereichen und Entscheidungsorganen) Öffentliche Unternehmen (selbständige Wirtschaftskörper, die bestimmte, im öffentlichen Interesse liegende Aufgaben wahrnehmen) Genossenschaften Sogenannte Ausgliederungen weisen unternehmensähnliche Organisationsformen auf, sind aber nicht notwendiger Weise durch die typischen Vorgaben für marktwirtschaftlich agierende Unternehmen wie Wettbewerb oder Gewinnorientierung ausgezeichnet: Wichtige Beispiele sind: das Arbeitsmarktservice, die Bundesimmobiliengesellschaft usw. Die ersten und wohl bekanntesten Selbstverwaltungskörper sind die Sozialversicherungsträger (Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherungsanstalten), die im Hauptverband der Sozialversicherungsträger zusammengeschlossen sind.

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Für soziale, bildnerische, medizinische und caritative Aufgaben wichtige Institutionen sind die (anerkannten) Religionsgemeinschaften Nicht unerhebliche Institutionen mit Funktionen der Planung und Koordination sind verschiedene Verbände wie der Wasser- und Abfallwirtschaftsverband oder die Österreichische Raumordnungskonferenz. Eine zentrale Rolle spielt in Österreich die Institution der Sozialpartnerschaft. In dem Maß, in dem ihr Wirken über soziale Belange hinausreicht, kann man durchaus von einer „Wirtschaftspartnerschaft“ sprechen. Ihre Intention haben die Sozialpartner vor einigen Jahren selbst umschrieben: „Die mittelfristige Wettbewerbsfähigkeit Österreichs wird vor allem die Beibehaltung einer auf Konsenslösungen hin orientierten Wirtschafts- und Sozialpolitik erfordern. Wie die Erfahrungen gezeigt haben, ist sozialer Friede zugleich ein Wert an sich und im internationalen Wettbewerb ein komparativer Vorteil. Die Zusammenarbeit der Sozialpartner (Wirtschaftskammer, Bundeskammer der Arbeiter und Angestellten, Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern sowie Gewerkschaftsbund, zur Wiederholung) ist auf eine mittelfristige Verstetigung von Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsentwicklung gerichtet.“ Kernstück der Sozialpartnerschaft ist die Paritätische Kommission, in der die vier Sozialpartner die stimmberechtigten Mitglieder sind (Einstimmigkeit ist gefordert), aber auch der Bundeskanzler und die mit Wirtschaftsfragen befassten Minister eingebunden werden (derzeit noch nicht, aber beabsichtigt: auch der Finanzminister). Hier werden Beratungen gepflogen, Konflikte ausgetragen und Expertisen in Auftrag gegeben. Einen größeren Teilnehmerkreis und sehr lockere Verfahrensregeln kennzeichnet die Wirtschaftspolitische Aussprache, die zwischen den Sozialpartnern und anderen Trägern der Wirtschaftspolitik in regelmäßigen Abständen stattfindet. Bei der Paritätischen Kommission handelt es sich zugleich um die Oberinstanz für eine Anzahl von Ausschüssen: Den Preisunterausschuss, der zunehmend der Beobachtung der Wettbewerbssituation dient, aber auch noch für manche Bereiche Preisvereinbarungen trifft (seine frühere Hauptaufgabe) Den Lohnunterausschuss, in dem die Gewerkschaften Anträge auf die Freigabe von Lohnverhandlungen stellen können (die in Kollektivverträgen münden), sowie den erst in jüngster Zeit geschaffenen Unterausschuss für

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internationale Fragen, der eine Reaktion auf die zunehmende Verflechtung der Weltwirtschaft und deren Rückwirkungen auf die nationale Wirtschafts- und Sozialpolitik darstellt. Mit dem Beirat für Wirtschafts- und Sozialfragen, der auch noch einen ständigen Ausschuss für Umweltfragen betreibt, wird die Sozialpartnerschaft auf den wichtigen Bereich der wirtschaftspolitischen Beratung ausgedehnt. Je komplexer die wirtschaftlichen Abläufe, desto wichtiger wird die eben erwähnte wirtschaftspolitische Beratung. Sie wird nicht nur durch Expertenstäbe betrieben, die den Trägern der Wirtschaftspolitik unmittelbar zuarbeiten (etwa in den Parteizentralen, bei den Kammern usw.); es werden auch unabhängige Experten bemüht (von den Universitäten). Besondere Bedeutung haben aber Institutionen, wie Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung In gewissem Unfang das Institut für Höhere Studien, und als ein Beispiel für eine ganze Reihe anderer: das Institut für Raumplanung Für die Wirtschafts- und Sozialpolitik alles andere als unerheblich sind schließlich die Gerichte und verschiedene Schlichtungsstellen; hier sei nur auf das Handelsgericht das Arbeitsgericht aber auch den Verwaltungs - und den Verfassungsgerichtshof hingewiesen. Letztere können mit ihren Entscheidungen nicht nur im Einzelfall erheblichen wirtschaftlichen Einfluss entfalten, sondern wirken auch auf die Rahmenbedingungen (gesetzliche Maßnahmen der Ordnungspolitik und Ablaufpolitik) zurück.

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Die Institutionen der Geld- und Währungspolitik Die Oesterreichische Nationalbank ist eine Aktiengesellschaft, die nach wie vor auch im EWR (Europäischer Währungsraum) mit einem Monopol auf Maßnahmen ausgestattet ist, die die Geldversorgung betreffen (vgl auch EZB weiter unten). Das gesamte Bankwesen, aber auch Investmentfonds und Bausparkassen sind eng mit den Funktionen und Kompetenzen der Nationalbank verbunden. Die Nationalbank befindet sich zu fünfzig Prozent im Besitz des Bundes, aber auch Institutionen der Sozialpartner, wie der Gewerkschaftsbund oder die Wirtschaftskammer besitzen je rund ein Sechstel der Anteile. Raiffeisensektor, Privatbanken und Versicherungen halten ebenfalls Anteile. Die Nationalbank besitzt erhebliche (im internationalen Vergleich sogar große) Unabhängigkeit, ist aber einerseits über die Eigentumsverhältnisse und andererseits durch die gesetzlichen Anforderungen an die Zusammensetzung des Generalrates in die Sozialpartnerschaft eingebunden. Außerdem bestehen Vorgaben zur Abstimmung der Politik mit jener der Bundesregierung. Internationale Institutionen sowohl der Finanz- und Sozialpolitik, als auch der Geld-und Währungspolitik über. Internationale Institutionen Die Institutionen der Europäischen Union Europäisches Parlament: Seine 518 Mitglieder werden direkt gewählt, seine Kompetenzen sind begrenzt und erstrecken sich auf Mitwirkung am Zustandekommen des Haushalts (Budgets) der Union, bei Beitritts- und Assoziationsabkommen, sowie weitere Anhörungs- und Kontrollrechte (Minister)Rat: Setzt sich aus den Außenministern bzw. (themenabhängig) zuständigen Fachministern der Mitgliedstaaten zusammen uns stellt gewissermaßen die gesetzgebene Institution dar; er hat auch Kontrollrechte vor allem über die Kommission. Europäischer Rat: Er umfasst die Staats- und Regierungschefs sowie den jeweiligen Präsidenten der Kommission, berät über Grundsatzfragen und gibt strukturelle Entscheidungen vor. Er war in den Gründungsverträgen noch gar nicht vorgesehen, tagt aber mittlerweile zweimal jährlich

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Kommission: Sie wird gerne als „Hüterin der Unionsverträge“, bezeichnet, besteht aus unabhängigen und weisungsfreien Mitgliedern und vollzieht die Ratsbeschlüsse sowie die Verträge. Darüber hinaus besitzt sie Vorschlags- und Initiativrechte. Der Vollständigkeit halber seien hier noch der Europäische Gerichtshof sowie der Europäische Rechnungshof erwähnt Weitere Internationale Institutionen Allgemeine: World Trade O rganization: Dachorganisation vor allem für das GATT: Steht für General Agreement on Tariffs and Trade. Das GATT zielt auf einen möglichst ungehinderten Welthandel ab. In ihm wird aber auch festgelegt, was eine Zollunion, was eine Freihandelszone ist. Als wichtigste Bestimmung gilt die Meistbegünstigungsklausel, wonach einem bestimmten Vertragspartner eingeräumte Vergünstigungen (z.B. Abbau von Zollschranken) automatisch auch allen anderen GATT Mitgliedern eingeräumt werden müssen. Es bestehen aber auch Ausnahmeregelungen. Die WTO vollzieht ferner das allgemeine Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen (GATS), das Abkommen zum Schutz geistiger Eigentumsrechte und weitere multilaterale Abkommen (z.B. über das öffentliche Beschaffungswesen) OECD: Diese Organization for Economic Cooperation and Development umfaßt die europäischen Staaten sowie die USA, Kanada, Japan, Australien und Neuseeland und dient der Förderung der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Mitgliedstaaten, der Koordination ihrer Maßnahmen sowie auch der koordinierten Unterstützung von Entwicklungsländern (Less Developed Countries - LDC) Institutionen der Geld- und Währungspolitik Europäische Zentralbank (EZB) Die EZB ist eine Gründung der am Europäischen Währungsraum beteiligten Notenbanken Ihr Grundkapital beträgt 4 Mrd.Euro und ihre Währungsreserven betragen 40 Mrd.Euro (die beteiligten Notenbanken verfügen über weitere Reserven)

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Die Entscheidungen über die Geldpolitik des Euro-Gebietes werden vom EZB Rat getroffen: Dieser besteht aus dem Direktorium der EZB und den Gouverneuren der beteiligten Länder Die Ausführung der Geldpolitik sowie die Erteilung von Weisungen an die Notenbanken erfolgt durch das Direktorium (auf 8 Jahre gewählt) Die EZB Entscheidungen werden von den Notenbanken durchgeführt Koordinationsaufgaben in der Geld- und Wechselkurspolitik werden vom erweiterten Rat vorgenommen: Er besteht aus dem Präsidenten und Vizepräsidenten der EZB und den Gouverneuren der Notenbanken einschließlich jener, die (noch) nicht am Euro teilnehmen Ziele der EZB Festlegung der Geldpolitik im Euro-Raum Gewährleistung der Preisstabilität Unterstützung der allgemeinen Wirtschaftspolitik der EU, soweit diese mit dem anderen Hauptziel vereinbar ist Instrumente der EZB Hauptinstrument sind „Offenmarktoperationen“ (vgl.dazu Beilage über das „Tenderverfahren“, das nicht zuletzt

eine dezentralisierten Feinsteuerung dient) ferner stehen längerfristige Refinanzierungsgeschäfte, Feinsteuerungsmöglichkeiten und strukturell Operationen

zur Verfügung Es gibt „Fazilitäten“, das sind besondere Refinanzierungsmöglichkeiten für nationale Notenbanken Es gibt auch ein – rudimentäres – Mindestreservesystem

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Außer auf den Finanzmärkten kann die EZB auch auf Devisenmärkten (=Märkten für Forderungen und Verbindlichkeiten in ausländischen Währungen) intervenieren

Veränderungen der Aufgaben der OeNB unter dem Regime der EZB Umsetzung der generellen geld- und währungspolitischen Leitlinien der EZB auf nationaler Ebene entsprechend

der Marktkenntnisse und Marktnähe („Subsidiaritätsprinzip“) Sicherung des Zinsniveaus und Versorgung der Geschäftsbanken mit ausreichenden Mitteln Devisenhandel Halten, Verwalten und Veranlagung von Währungsreserven Ausgabe von Banknoten Versorgung der Volkswirtschaft mit Bargeld Aufsicht über die Kreditinstitute Analysen, Kooperationen und weitere administrative Aufgaben Die drei Grundprinzipien Vorrang der Preisstabilität Unabhängigkeit der EZB und der beteiligten Notenbanken Verbot der Staatsfinanzierung Weltbank: Ihr Hauptzweck ist es, den internationalen Kapitalverkehr zu erträglichen Zinsen für wirtschaftlich schwache Länder bzw. Kreditnehmer mit schlechter Bonität zu ermöglichen. Internationaler Währungsfonds: Seine Hauptaufgabe besteht darin, Ländern beim Abbau von Zahlungsbilanzdefiziten zu helfen. Er stellt aber auch Mittel zur (vorübergehenden) Überbrückung von Liquiditätsengpässen zur Verfügung (bekannt sind vor allem die „Sonderziehungsrechte“, die von jenen Staaten in

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Anspruch genommen werden können, die sich mit Einlagequoten am IWF beteiligen). Er hat aber auch beratende Funktion und er kann für seine Hilfestellung Bedingungen stellen, denen zufolge von den staatlichen Trägern der Wirtschaftspolitik bestimmte wirtschaftspolitische Maßnahmen ergriffen werden müssen. Abschließende Bemerkungen: Die hier wiedergegebene Liste kann nur die wichtigsten Institutionen erfassen; tatsächlich bestehen weitere Einrichtungen, die das System der Institutionen ergänzen und verdichten. Als Beispiele seien die regelmäßigen Konferenzen der „G7“, also der größten Industrienationen, oder die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) genannt. Institutionelle Strukturen weist selbstverständlich auch die noch weiterhin bestehende EFTA (European Free Trade Association) auf. Nicht zu unterschätzen ist das Gewicht der ILO (International Labour Organization) und anderer.