Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur...

27
un m ittel bar ock ! Tage Mitteldeutscher Barockmusik Metropolis Thuringiae Erfurt 2013

Transcript of Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur...

Page 1: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

unmittelbarock!Tage Mitteldeutscher Barockmusik

Metropolis Thuringiae

Erfurt 2013

Page 2: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

unmittelbarock!Tage Mitteldeutscher Barockmusik

Metropolis Thuringiae

Unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Erfurt, Herrn Andreas Bausewein

24. – 26. Mai 2013

Die Erfurter Erbhuldigung für den Mainzer Kurfürsten am 5. Dezember 1679 auf dem Domplatz (Staatsarchiv Würzburg)

Page 3: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

in diesem Jahr ist das Festival unmittelbarock! – Tage Mitteldeutscher Barockmusik in Erfurt zu Gast und wird uns in das musikalische Erfurt des 17. Jahrhunderts entführen.

Der spezifische „Erfurter Ton“ ist es, den die Festivallei-tung im Rahmen des dreitägigen Festes zum Leben erwe-cken und Ihnen näher bringen möchte und der, historisch geprägt, erneut in den Kirchen als Konzerthallen unserer Stadt erklingen wird. Seien Sie herzlich willkommen zu dieser musikalischen Zeitreise, die uns lehren wird, dass manche Kompositionen einfach zeitlos schön sind und nie „aus der Mode“, wohl aber immer wieder neu in Mode kommen.

Bei „Barockmusik made in Erfurt“ dürften die meisten Menschen zuerst an die Familie Bach denken, deren Mit-glieder das musikalische Leben des 17. und 18. Jahr- hunderts in Erfurt maßgeblich prägten. Doch es gab zahlreiche Komponisten und Musiker mehr, die über Kon-fessionsgrenzen hinweg musikalische Spuren hinterließen. Einige Werke werden in diesen Tagen sogar erstmals erklingen – nachdem sie über die Jahrhunderte in der Bibliothek der Michaeliskirche verwahrt wurden.

Erfurt war eine Hochburg des Humanismus und bekannt für seine Universität, doch die Liebe zur Musik reichte nicht nur über konfessionelle, sondern auch über gesell-schaftliche Grenzen hinweg. Einfache Erfurter Bürger sangen die Lieder der Reformation und trugen sie in die Welt hinaus. Und es waren die Absolventen der Stifts- und Klosterschulen, die eine intensive Musikausbildung

genossen und ihren Beitrag zum lebendigen kulturellen Austausch leisteten.

Im Themenjahr 2013 „Reformation und Toleranz“ der Lutherdekade wird die Landeshauptstadt zu einem Ort, der sowohl an Traditionen anknüpft, als auch Verständnis herausfordert: Musik überwindet nicht nur konfessionelle Schranken, sondern konfrontiert auch altes Musikmate-rial mit neuen Hörgewohnheiten. Dank des Engagements des Vereins Mitteldeutsche Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e. V., dem ich an dieser Stelle herzlich danken möchte, sowie zahlreicher Part-nern und Förderer erwartet Sie ein Festival besonderer Güte und mit einer ganz besonderen Note.

Ich freue mich, dass Erfurt in diesem Jahr Gastgeber des unmittelbarock!-Festivals ist und lade Sie herzlich ein zu einer entdeckungsreichen Hörreise durch das alte und gegenwärtige Erfurt. Ich wünsche Ihnen angenehme und anregende Stunden mit dem spezifischen „Erfurter Ton“.

Andreas Bausewein Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Erfurt

heute wie um 1700 bietet der Erfurter Domberg Besu-chern einen unvergesslichen Eindruck; und das friedliche Miteinander von katholischen und evangelischen Kirchen-bauten in dieser Stadt – Dom und Sankt Severi auf dem Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich auch – damals wie heute – ein wichtiger Identifikationspunkt für eine selbstbewusste Stadtbevölkerung.

Erfurt gehörte seit der Wiederherstellung der Mainzer Herrschaft unter dem Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn in den Jahren 1647 bis 1664 zu den Territorien des Mainzer Kurstaates und wurde seit 1675 durch einen Statthalter verwaltet, der in der Regel auch bei Regie-rungswechseln die Erbhuldigung der Erfurter Bürger- schaft entgegennahm. Bürgerschaft und Rat waren protestantisch, die Regierung katholisch.

1679 war ein besonderes Jahr, denn es wurden gleich zwei solcher Erbhuldigungen vollzogen: am 30. Januar (in eisi-ger Kälte) und am 5. Dezember. Der Ratsorganist Johann Pachelbel, einer der bedeutendsten Musiker dieser Stadt, komponierte nicht weniger als fünf Huldigungsmusiken für die Anlässe, und die Stadt dokumentierte die Ereignis-se in aufwändig gemachten Gedenkbüchern, deren Stiche und Zeichnungen Domplatz und Domberg, Rathausplatz und Rathaussaal zeigen. Schon damals also identifizierten sich die Menschen mit diesen bedeutenden Stätten und mit der Musik, die in den Kirchen und auf den Plätzen erklang, schon damals praktizierten sie eine Tradition der Duldung, ja des friedlichen Miteinanders der Konfessionen, die verbunden war mit Bürgerstolz und freiem Denken.

Ein anderer Erfurter Meister, Pachelbels Nachfolger Johann Heinrich Buttstett, komponierte nachweislich sowohl protestantische wie katholische Kirchenmusik für Erfurt und berichtet davon wie von einer großen Selbst-verständlichkeit. „Reformation und Toleranz“ gehörten sicherlich nicht immer zusammen, aber in dieser Stadt vielleicht mehr als in anderen.

Wenn in diesem Jahr die Tage Mitteldeutscher Barockmusik in Erfurt Station machen, dann möchten sie das Identifi-kationsangebot, das die Musik der Barockzeit auch den heutigen Menschen macht, erneuern durch die klingende Aktualisierung bedeutender Musikschätze der Stadt. Für die in den kommenden drei Tagen anstehenden Konzerte, Führungen und Lesungen und den Kantatengottesdienst wünsche ich uns allen großartige Erlebnisse mit neu ent-deckter Musik, die stets auch den Geist eines friedlichen Miteinanders in sich trägt. Denn: „Allein Musik kennt nichts als lauter Güte“, wie ein anderer bedeutender Kir-chenmusiker der Zeit, Georg Philipp Telemann, feststellte. Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Präsident der Mitteldeutschen Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e. V.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Barockmusik,

Liebe Freunde Mitteldeutscher Barockmusik,

Page 4: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

Freitag, 24. Mai 2013

19.30 Uhr, Dom zu Erfurt

EröFFnUngSkOnzErT

Musik der Konfessionen – Musikpflege in Erfurt im 17. und beginnenden 18. Jahrhundert mit Werken von Johann Rosenmüller, Daniel Bollius, Paul Meinong, Philipp Friedrich Buchner, Johann Heinrich Buttstedt, Gabriel Plautz, Philipp Jacob Baudrexel und Werner Fabricius

Ensemble Himlische Cantorey Johann rosenmüller Ensemble

Musikalische Leitung: Arno Paduch

22.00 Uhr, St. Severi zu Erfurt

nACHTkOnzErT

Motetten und Kantaten von Johann Christoph Friedrich und Wilhelm Friedemann Bach

Dombergchor Erfurt Studierende der Hochschule für Musik FrAnz LISzT Weimar

Musikalische Leitung: Eva Meitner Dirigierklasse Prof. Jürgen Puschbeck Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar

Sonnabend, 25. Mai 2013

10.00 Uhr, Historische Innenstadt Erfurt

MUSIkSTADT ErFUrT

Stadtführung mit Gudrun Ahr

16.00 Uhr, St. Cruciskirche zu Erfurt

OrgELkOnzErT

an der historischen Volckland-Orgel Werke von u. a. Johann Gottfried Walther, Johann Pachelbel, Johann Heinrich Buttstett und Johann Sebastian Bach

Domorganist Silvius von kessel

17.30 Uhr, Bartholomäusturm | Erfurter Anger

HOCH vOM TUrME

Werke von u. a. Johann Sebastian Bach, Michael Praetorius und Gottfried Reiche

Erfurter Turmbläser Dirk Hedrich, Trompete Torsten Müller, Trompete Eberhard Barth, Trompete Jörg Heinrich, Posaune Andreas Kießling, Posaune Christian Hentrich, Posaune

19.30 Uhr, Predigerkirche zu Erfurt

FESTkOnzErT

Musik zwischen den Konfessionen Johann Pachelbel und Johann Heinrich Buttstedt Komponisten und Organisten an der Predigerkirche zu Erfurt im 17. und beginnenden 18. Jahrhundert.

kMD Matthias Dreißig, Orgel

Cantus Thuringia & Capella Thuringia

Musikalische Leitung: Bernhard klapprott

18.30 Uhr, Einführung zum Konzert: Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann (Halle)

22.00 Uhr, Augustinerkirche zu Erfurt

nACHTkOnzErT | ÜBEr-BrÜCkEn

A cappella-Kompositionen des 20. und 21. Jahrhunderts treffen auf barocke Improvisationskunst

Michael Metzler, Percussion und historische Schlaginstrumente

Augustiner-vocalkreis Erfurt

Musikalische Leitung: LkMD Dietrich Ehrenwerth

Sonntag, 26. Mai 2013

10.00 Uhr, Predigerkirche zu Erfurt

kAnTATEngOTTESDIEnST

gesine Adler, Sopran Susanne krumbiegel, Alt Stephan Heinemann, Bariton

Michael kapsner, Orgel Augustiner-kantorei Andreas-kammerorchester Musikalische Leitung: LkMD Dietrich Ehrenwerth

Predigt: Propst Christian Stawenow

11.30 Uhr, Stadtmuseum „Haus zum Stockfisch“ | Erfurt

SOnDErFÜHrUng

Führung durch das Geschichtslabor: Rebellion – Reformation – Revolution

15.00 Uhr, Schloss Molsdorf | Erfurt-Molsdorf

IM THÜrIngEr vErSAILLES

Musikalische Lesung mit Texten zu Graf Gustav Adolf von Gotter mit Werken von Georg Anton Benda und Carl Philipp Emanuel Bach

rashid-S. Pegah, Texte und Moderation

Ying-Li Lo, Cembalo Emilia Lentas, Cembalo Cembaloklasse Prof. Bernhard Klapprott | Institut für Alte Musik, Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar

Das Programm

Page 5: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

Metropolis ThuringiaeKonfession – Vielfalt – Vielklang

Eine Stadt als „Symbolort der ökumene“

2012 erschien in der Reihe Orte der Reformation die Ausgabe über Erfurt.1 In ihr ist u. a. zu lesen, dass sich die Stadt Erfurt in der Zeit nach der Reformation zum „Symbolort der Ökumene“ entwickelt habe. Die gleiche Formulierung wurde für die Thüringer Landeshauptstadt verwendet, als Papst Benedikt XVI. 2011 Deutschland besuchte und im Erfurter Augustinerkloster (dem Kloster Martin Luthers) mit der Evangelischen Kirchenleitung zusammentraf.2 – Was aber hat es tat-sächlich auf sich mit einer solchen Formulierung? Hat tatsächlich der Hammelburger Ausgleich zwischen dem Erzbischof von Mainz und der Stadt Erfurt aus dem Jahr 1530, welcher sowohl der katholischen als auch der evangelischen Konfession die Glaubensausübung garantieren sollte, das dauerhaft tolerante, respektierende, friedliche Neben- und Miteinander von Protestanten und Katholiken auch im tagtäglichen Leben begründet? Dieser Vertrag gestand dem Mainzer Kurfürsten zugleich die uneingeschränkte Untertänigkeit der Stadt zu und mit ihm erhielt der Stiftsklerus Marien- und Severistift auf dem Domberg zurück. Unbenommen begründete dieser Vertrag die bikonfessionelle Stadt Erfurt.

Ausgangsbedingungen

Erfurt, einst als „Metropolis Thuringiae“ bezeichnet, entwickelte sich im 14. und 15. Jahrhundert zur führenden mittelalterlichen Großstadt des Thüringer Raumes. Im Jahr 755 wurde das Bistum Erfurt mit Mainz vereinigt; ab ca. 1000 traten die Erzbischöfe von Mainz auch als weltliche Herren in der Stadt auf. Das hohe Maß an Autonomie, das die Stadt sich dennoch bewahren konnte, endete erst mit der gewaltsamen Unterwerfung 1664. Damit verwandelte sich Erfurt zur

Kurmainzischen Landstadt, die von einem Mainzer Statthalter regiert wurde. Allerdings blieb die Religionsfreiheit weitestgehend gewahrt, was insoweit von großer Bedeutung war, da zur Zeit der Reformation sich die Stadt dem evangelischen Bekenntnis zugewandt und der Rat zu Erfurt die lutherische Konkordienformel von 1577 unterzeichnete hatte. Zugleich war Erfurt, dieses „thüringische Rom“ mit seinen über 40 Kirchen und Klöstern, ein Ort entscheidender Prägung für den Studenten und jungen Mönch Martin Luther – er bezeichnete Erfurt voll erstaunter Bewunderung als „Erfordia turrita“, das „türmereiche Erfurt“. Hinzu kam ein noch aus vorreformatorischer Zeit stammendes ausgeprägtes Selbstverständnis der Erfurter Bürgerschaft als „sakrale Gemeinschaft“, in der weltliche, sprich politisch-gesellschaftliche, und religiöse Sphäre eng miteinander verwoben waren.

Das nebeneinander und das Miteinander

Dennoch war die Situation um 1690 geprägt von politischer und kon-fessioneller Selbstbehauptung, von Konkurrenz und Konflikt zwischen protestantischer Stadtobrigkeit und katholischer Landesherrschaft und manchmal auch zwischen katholischen und protestantischen Stadtbewohnern – keine untypische Situation für Orte, an denen sich Angehörige mehrerer Bekenntnisse im täglichen Leben miteinander arrangieren mussten. Dass dies nicht konfliktlos verlief, erwies u. a. der jahrelange Streit um das Absingen protestantischer Kirchenlieder, in denen die katholische Konfession verunglimpft wurde. Dieser gipfelte schließlich 1712 in der Absetzung von Pastor Kießling, des Pfarrers der Erfurter Kaufmannskirche. Nicht weniger problematisch war es, wenn in den evangelischen Kirchen per obrigkeitlichem Beschluss für den katholischen Landesherren gebetet werden sollte oder in den evan-gelischen Gemeinden Erfurts Dankfeste verordnet wurden, wie bspw. 1689, als das erzbischöfliche Mainz von den französischen Besetzern befreit worden war.3 1679, nur wenige Monate nach seinem Amts-antritt, hatte der Organist an der Predigerkirche, Johann Pachelbel (1653–1706), mehrere Musiken anlässlich der Huldigungsakte für den Mainzer Kurfürsten zu komponieren; insgesamt fünf Arien, durchaus

schöne Gelegenheitsmusiken, lieferte der junge Amtsinhaber ab. Die Erfurter Bürger hatten dem Mainzer Kurfürsten zu huldigen, Treue und Gehorsam zu versprechen, wobei freilich der Kurfürst nicht selbstan-wesend war, sondern von seinem Statthalter vertreten wurde: Dies war im Januar 1679 für Kurfürst Karl Heinrich von Metternich-Winnenberg der Domkapitular Anselm Franz Friedrich von Ingelheim, 1675 bis 1679 vierter Kurmainzer Statthalter in Erfurt. Anfang Dezember 1679 war dann Anselm Franz selbst als neuer Mainzer Kurfürst Anlass der Erb-huldigung, diesmal vertreten durch den neuen Statthalter Jakob Wal-bott von Bassenheim. Diese Feierlichkeiten sind in bis heute erhaltenen Gedenk- und Huldigungsbüchern eingehend dokumentiert - einschließ-lich der damals eigens verfassten und aufgeführten Musiken.

Musikalisch tolerant – ?

Musikalisches Wirken über Konfessionsgrenzen hinaus – ob dies nun ein toleranter Umgang mit konfessioneller Bindung oder nur ein ganz pragmatischer zur Sicherung der persönlichen Lebensverhältnisse war – prägte das Tätigsein auch der in Erfurt wirkenden Musiker und Komponisten des 17. und 18. Jahrhunderts. So war Johann Heinrich Buttstedt (1666–1727), zunächst Organist an der Regler-, dann an der Kaufmannskirche und trat 1691 die Organistenstelle als Nachfolger Pachelbels an der Predigerkirche an. Zudem trug er ab 1693 den Titel eines städtischen Ratsorganisten. In dieser Stellung entfaltete er bis zu seinem Tod eine vielfältige Wirksamkeit. Zu seinen wichtigsten Schülern zählten Georg Friedrich Kauffmann (1679–1735) und Johann Gottfried Walther (1684–1748). Interessant ist, dass er neben seiner Anstellung an der Predigerkirche auch das Organistenamt an einer der katholischen Kirchen Erfurts, vermutlich an St. Severi auf dem Domberg, versah. Daher verwundert es nicht, dass sein reichhaltiges Schaffen sowohl Werke für die evangelische wie die katholische Liturgie enthält, denn Buttstedt komponierte nicht nur zahlreiche Orgelwerke für sein Amt an der Predigerkirche, sondern auch Orgelmusik und Messen für den katholischen Gottesdienst – u. a. die lange Zeit verloren geglaubten 4 Missae seiner Opera prima sacra aus dem Jahr 1720, die dem Mainzer Statthalter gewidmet waren.

Chor-Buch der Erfurter Kaufmannskirche von 1643 (Archiv der Kaufmannskirche, Erfurt)

76

Page 6: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

Das Musikleben der Stadt war seit jeher ein vielfältiges. Stifts- und Klosterschulen pflegten eine intensive Musikausbildung und waren geprägt durch die Gesangsüberlieferungen des Bistums Mainz. Musiker wie Paul Meinong (1659–1715), Ratsherr und Organist an der Stifts-kirche B.M.V., des heutigen Doms, der lange Zeit in Erfurt selbst tätig war, oder aber wie Philipp Jacob Baudrexel (um 1627–1641), der seit 1684 als Director musices am Mainzer Dom wirkte und sich nachweis-lich mehrfach in Erfurt aufgehalten hat, beeinflussten nachhaltig das Musikleben. Aber auch die Lieder der Reformation fanden in Erfurt schnelle Verbreitung: 1524 erschien das Erfurter Enchiridion; gemein-sam mit dem Achtliederbuch und Johann Walters Gesangbüchlein zählt es zu den frühesten Lutherischen Gesangbüchern, und zahlreiche Lieder daraus finden sich noch heute im Evangelischen Gesangbuch wie katholischen Gotteslob.

Von der hochstehenden und vielfältigen Musikpflege, die Erfurt im 17. und 18. Jahrhundert erlebte, legt, wie die bekannten Thüringer Adjuvantenarchive auch, die Musikaliensammlung der Michaeliskirche, der ehemaligen Erfurter Universitätskirche, ein beredtes Zeugnis ab. Hier finden sich Werke bedeutender Musiker ihrer Zeit wie Johann Rosenmüller, Samuel Capricornus, Maurizio Cazzati, Johann Schelle, Heinrich Schütz, Andreas Hammerschmidt, Wolfgang Carl Briegel und damit Beispiele des modernen zeitgemäßen Komponierens.4 Zugleich aber ist diese Sammlung in ihrem geistesgeschichtlichen Zusammen-hang gesehen ein wichtiger Beleg dafür, wie der Rat der Stadt in den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges und den Jahren danach anschei-nend wirksam versuchte, mittels einer Reorganisation von Schule und Kirchenmusik, die städtische Kultur zu heben und zu befestigen. Der Cantor war zugleich Erzieher und Musiker, er war für die Schulmusik verantwortlich ebenso wie für die Kirchenmusik. Er hatte regelmäßig eine „wohlgesetzte Music“ mit dem Schulchor („Choro Musico“), den „geschickten Adjuvanten“ und den beteiligten Stadtmusikern aufzu-führen. Dass dies von hohem Anspruch getragen wurde, erweisen die Handschriften und Drucke der rund 180 Werke umfassenden Noten-sammlung der Michaeliskirche, die allesamt deutliche Nutzungsspuren zeigen. Dass sich ein Werk wie Werner Fabricius‘ Jubilum Evangelorum

Lutheranorum „Jauchzet ihr Himmel“ in der Sammlung findet, erscheint zunächst nicht überraschend, dennoch vermag es einen besonderen Bezug zur Erfurt Situation herzustellen, denn es ist Fabricius‘ Kom-position anlässlich des Augsburger Religionsfriedens 1555, der den Anhängern der Confessio Augustana, des grundlegenden Bekenntnisses der lutherischen Reichsstände, dauerhaft ihre Besitzstände und die freie Religionsausübung zugestand.

Persönlichkeiten

Zu den namhaftesten Komponisten, die in Erfurt gewirkt haben, zählt unzweifelhaft Johann Pachelbel, den Johann Heinrich Buttstedt selbst als seinen Lehrer im Orgelspiel angab. Von 1678 bis 1690 war Pachelbelals Organist an der Predigerkirche angestellt, wo er u. a. Johann Christoph Bach d. J. (1671–1721), dem älteren Bruder Johann Sebastian Bachs, Orgelunterricht erteilte. Christian Johannes Agri-cola (geb. um 1570), gründete kurz nach 1600 ein Collegium musicum. Weitere Komponisten und Musiker, die das Erfurter Musikleben präg-ten, waren Michael Altenburg (1584–1640), Johann Egidius (1645–1716), Jakob Adlung (1699–1762) und Johann Gottfried Walther. Johann Chris-tian Lebrecht Kittel (1732–1809) wurde als einer der letzten Bachschüler 1756 Organist der Barfüßer- und kurz darauf der Predigerkirche. Das Musikleben Erfurts wurde im 17. Jahrhundert maßgeblich von den Mit- gliedern der Familie Bach mitbestimmt, von denen drei nacheinander Leiter der Ratsmusikanten-Kompanie waren. Die Söhne von Johann Bach dem Spielmann (gest. 1626), Johann (1604–1673), der 1635 nach Erfurt kam, und Christoph (1613–1661) begründeten im 17. Jahrhundert den musikalischen Ruf der Bache in Erfurt. Johann Egydius Bach (1645–1717) wurde Direktor der Ratsmusik und Organist der Michaeliskirche; sein Bruder Christoph (1613–1661) kam 1642 nach Erfurt. Dessen Sohn Johann Ambrosius Bach (1645–1695) heiratete in der Kaufmannskirche die Erfurterin Elisabeth Lämmerhirt, deren fünfter Sohn Johann Sebastian 1685 in Eisenach geboren wurde. Noch 1793 wur-den alle Erfurter Stadtpfeifer die „Bache“ genannt, obwohl schon längst kein Musiker dieses Namens mehr in Erfurt lebte.

Die Erfurter Erbhuldigung am 30. Januar 1670 auf dem Rathausplatz. Federzeichnung von Tobias Jakob Hildebrandt (Staatsarchiv Würzburg)

8

Page 7: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

Stadtansicht von Erfurt. Kupferstich von Matthäus Merian, aus: Topographia Superioris Saxoniae, Frankfurt am Main 1650

Das Programm 2013

Das Programm unmittelbarock! 2013 spiegelt an ausgewählten Bei-spielen die skizzierte spannungsreiche Beziehung zwischen den Kon-fessionen wider, die in unterschiedlichster Weise musikalisch reflektiert und verarbeitet wurde. Die Frage nach gegenseitiger Inspiration wie nach pragmatischer Auftragserfüllung mündet dabei auch in der nach musikalischer Qualität und Nachhaltigkeit. Im Rahmen des Jahres- themas der Lutherdekade 2013 „Reformation und Toleranz“ lassen sich am Beispiel Erfurts Momente eines durchaus toleranten Umgangs im musikalischen Bereich klingend festmachen: Dieser zeigt sich in der Zusammenarbeit zwischen Musikern katholischen und evangelischen Glaubens oder in dem Umstand, dass die Erfurter Stadtpfeifer, auch die Familie Bach, die aus Vikaren und Schülern gebildeten katholischen Kapellen der Erfurter Stifte und Klöster regelmäßig verstärkten. Es geht in den Konzerten und Veranstaltungen des Musikfests um die Vielfalt dieser reichen barocken Musikgeschichte Erfurts, die möglich war und ist, um den Vielklang, den facettenreichen Klang einer Epoche mit seinem – vielleicht – spezifischen „Erfurter Ton“ im Heute und mit freudigem Genuss lebendig werden zu lassen.

Christina Siegfried

1 Orte der Reformation, Heft 3: Erfurt; hrsg. von Volker Leppin, Steffen Raßloff und Thomas A. Seidel, Leipzig 2012. 2 Thüringer Allgemeine vom 26. September 2011.3 Alexander Schunka: Türken taufen in Thüringen. Muslime und lutherische Geistlichkeit im Erfurt des 17. Jahrhunderts, in: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt, Heft 73 / Neue Folge Heft 20, Erfurt 2012, S. 162.4 Elisabeth Noack: Die Bibliothek der Michaeliskirche zu Erfurt. Ein Beitrag zur Geschichte der musikalischen Formen und der Aufführungspraxis in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert, in: Archiv für Musikwissenschaft, 7. Jg., H. 1. (1925), S. 65–116.

Stadtansicht von Erfurt. Kupferstich von Friedrich Bernhard Werner, um 1740

10

Page 8: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

Johann rosenmüller (1617–1684)

Siehe an die Werke GottesGeistliches Konzert aus: Andere Kern-Sprüche (Hamburg 1652)(Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung, ehemals Bibliothek der Michaeliskirche Erfurt: Mus. ms. 18891)

Daniel Bollius (ca. 1590–ca. 1642)

Salve lux mundi a 3aus: Johannes Donfried, Promptuarium musicum II (Straßburg 1623)

Paul Meinong (1659–1715)

Missa a 6Kyrie – Gloria – Credo – Sanctus – Agnus Dei(Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung: Mus.ms. 30291)

Johann rosenmüller

O Jesu süß, wer dein gedenktAria a 3 für Tenor, 2 Violinen und Basso continuo(Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung, ehemals Bibliothek der Michaeliskirche Erfurt: Mus. ms. 18895)

Philipp Friedrich Buchner (1614–1669)

Quid retribues Dominoaus: Concerti ecclesiastici op. 1 (Venedig 1643)

Johann Heinrich Buttstedt (1666–1727)

Missa a 6Kyrie – Gloria(Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung, ehemals Bibliothek der Michaeliskirche Erfurt: Mus.ms. 2661)

gabriel Plautz (um 1590–1641)

Recordare virgo Mariaaus: Flosculus veneralis (Aschaffenburg 1622)

Philipp Jacob Baudrexel (um 1627–1641)

Salve Reginaaus: Psalmi vespertini de dominica (Kempten/Köln 1668)

Werner Fabricius (1633–1679)

Jubilum Evangelorum Lutheranorum „Jauchzet ihr Himmel“(Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung, ehemals Bibliothek der Michaeliskirche Erfurt: Mus.ms. 5755)

Das Konzert wird von MDR Figaro aufgezeichnet und am 28. Mai 2013, um 20.05 Uhr gesendet.

Freitag, 24. Mai 2013 | 19.30 Uhr, Dom zu Erfurt

EröFFnUngSkOnzErT„Siehe an die Werke gottes“Musik der Konfessionen – Musikpflege in Erfurt im 17. und beginnenden 18. Jahrhundert

Obwohl Erfurt im 16. und 17. Jahrhundert ein Zentrum der Reformation und der orthodoxen Lutheraner bildete, war die Stadt zugleich ein Ort religi-öser Toleranz, da hier Protestanten und Katholiken weitgehend friedlich nebeneinander lebten. Dies erklärt sich aus einem herrschenden politischen Schwebezustand: Die Stadt konnte nie die volle Reichsunmittelbarkeit erlan-gen und war theoretisch eine einfache Landstadt des Kurfürstentums Mainz. Auf der anderen Seite war Erfurt, in dem immerhin acht katholische Klöster und Stifte existierten, zu groß, zu reich und zu weit von Mainz entfernt, als dass die Mainzer Kurfürsten ihre volle Landesherrschaft hätten ausüben können. Diese weitgehende politische Autonomie endete freilich 1664 mit der Besetzung der Stadt durch Mainzer Truppen.

Wie in allen deutschen Städten des 17. Jahrhunderts, in denen Protestanten und Katholiken zusammenlebten, wie z. B. Frankfurt am Main, Regensburg, Augsburg, Hildesheim, Worms oder Speyer, war es auch in Erfurt üblich, dass protestantische und katholische Musiker gemeinsam in den verschie-denen Kirchen aufspielten. Während nun die Musikpflege an den protestanti-schen Kirchen Erfurts sehr gut untersucht ist, liegen über die Verhältnisse in den katholischen Kirchen nur wenige Informationen vor. Belegt ist, dass der protestantische Organist Johann Heinrich Buttstedt und die evangelischen Stadtpfeifer auch in den katholischen Kirchen musizierten. Dabei wirkten sie möglicherweise an der Aufführung der Missa a 6 von Paul Meinong, Ratsherr und Organist an der Stiftskirche B.M.V., des heutigen Doms, mit, dem bisher

Ensemble Himlische Cantorey

Veronika Winter, Sopran Julla von Landsberg, Sopran Henning Voss, Alt Georg Poplutz, Tenor Ralf Grobe, Bass

Johann rosenmüller Ensemble

Friederike Otto, Zink 2 Volker Mühlberg, Violine 1 Irina Kisselova, Violine 2 Detlef Reimers, Posaune 1 Ulrich Schardt, Posaune 2 Clemens Erdmann, Posaune 3 Barbara Hofmann, Violone Dennis Götte, Chitarrone Margit Schultheiß, Orgel

einzig erhaltenen Werk eines katholischen Komponisten aus Erfurt. Mit großer Sicherheit sind damals auf dem Domberg auch Musiken der Mainzer Hofkapellmeister Gabriel Plautz, der 1612 sein Amt am Mainzer Hof antrat, von Daniel Bollius, der ab 1626 in den Diensten der Mainzer Erzbischofs stand, wie nach ihm Philipp Friedrich Buchner seit 1647, der wiederum in jugendlichen Jahren auf seiner Studienreise zum Katholizismus konvertiert war, oder aber von Philipp Jacob Baudrexel, der seit 1684 als Director musices am Mainzer Dom wirkte und sich nachweislich mehrfach in Erfurt aufhielt, erklungen. Es anzunehmen, dass diese Werke in den Erfurter Stiftsarchiven und -bibliotheken vorhanden waren, da die erzbischöflichen Musiker von Mainz aus alle Stiftskirchen im Erzbistum versorgten, zumal diese sich auch in zahlreichen Inventaren anderer Stiftskirchen des Mainzer Erzbistums nachweisen lassen.

Einige Werke des Programms stammen aus der ehemaligen Bibliothek der Michaeliskirche Erfurt, die 1914 in den Besitz der Königlichen Bibliothek zu Berlin gelangte und heute in der Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz aufbewahrt wird. Mehrere dieser Kompo-sitionen wurden seit ihrer Entstehung nicht wieder aufgeführt und erklingen im heutigen Konzert in modernen Erstaufführungen.

Arno Paduch

zink 1 und musikalische Leitung: Arno Paduch

Himlische Cantorey

1312

Page 9: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

Johann rosenmüllerSiehe an die Werke Gottes

Siehe an die Werk Gottes, denn wer kann das schlecht machen, das er krümmet? Am guten Tag sei guter Dinge, und den bösen Tag nimm auch für gut; denn diesen schaffet Gott neben jenem, dass der Mensch nicht wissen soll, was künftig ist. (Pred. 7, 13-14)

Texte der vokalwerke

Sei gegrüßt, du Licht der Welt, Wort des Vaters, wahres Opferlamm, lebendiges Fleisch, ungeteilter Gott und wahrer Mensch.

Sei gegrüßt, Quell unserer Schöpfung, Sei gegrüßt, Preis unserer Erlösung, Sei gegrüßt, Bestimmung unserer Wallfahrt, Sei gegrüßt, Trost unseres Harrens, Sei gegrüßt, Bürgschaft unserer Erlösung,

Ihr, die ihr geopfert wurdet für uns, und die ihr geheiligt werdet, helft uns, unsere Tage in Frieden zu leben, auf dass wir einst gezählt werden den Auserwählten. Amen.

Daniel BolliusSalve lux mundi

Salve lux mundi, verbum patris, hostia vera, viva caro, Deitas integra, verus homo factus virginitatis.

Ave principium nostrae creationis, ave pretium nostrae redemptionis, ave viaticum nostrae peregrinationis, ave solatium nostrae exspectationis, ave salus nostrae salvationis.

Qui hic immolaris pro nobis et sanctificatis. Iuva dies nostros in tua pace disponi et nos in electorum tuorum grege numerari. Amen. (Gottschalcii Hollen, Praeceptorium divinae legis, Nürnberg 1497)

Kyrie eleison! Christe eleison! Kyrie eleison!

Gloria in excelsis Deo. Et in terra pax hominibus bonae voluntatis. Laudamus te. Benedicimus te. Adoramus te. Glorificamus te. Gratias agimus tibi propter magnam gloriam tuam. Domine Deus, Rex caelestis, Deus Pater omnipotens. Domine Fili unigenite Iesu Christe. Domine Deus, Agnus Dei, Filius Patris. Qui tollis peccata mundi, miserere nobis. Qui tollis peccata mundi, suscipe deprecationem nostram. Qui sedes ad dexteram Patris, miserere nobis. Quoniam tu solus sanctus, tu solus Dominus, tu solus Altissimus, Iesu Christe, cum Sancto Spiritu, in gloria Dei Patris. Amen.

Herr, erbarme dich! Christus, erbarme dich! Herr, erbarme dich!

Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade. Wir loben dich, wir preisen dich, wir beten dich an, wir rühmen dich und danken dir, denn groß ist deine Herrlichkeit: Herr und Gott, König des Himmels, Gott und Vater, Herrscher über das All, Herr, eingeborener Sohn, Jesus Christus. Herr und Gott, Lamm Gottes, Sohn des Vaters. Du nimmst hinweg die Sünde der Welt: erbarme dich unser; du nimmst hinweg die Sünde der Welt: nimm an unser Gebet; du sitzest zur Rechten des Vaters: erbarme dich unser. Denn du allein bist der Heilige, du allein der Herr, du allein der Höchste: Jesus Christus, mit dem Heiligen Geist, zur Ehre Gottes, des Vaters. Amen.

Paul MeinongMissa a 6

Beginn der Tenorstimme aus der Missa von Paul Meinong (Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung)

15

Page 10: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

O Jesu süß, wer dein gedenkt, sein Herz mit Freud‘ wird über schwenckt, noch süßer aber ist, wo du Herr Jesu, selber bist. Jesus, des Herzens Freud‘ und Wonn‘, des Lebens Brunn‘, du wahre Sonn‘, dir gleichet nichts auf dieser Erd‘, in dir ist was man je begehrt. Jesu, dein‘ Lieb‘ ist mehr denn süß, nichts ist darin, das ein‘ verdrieß, viel tausendmal ist‘s, wie ich sag, edler als man‘s aussprechen mag. Jesu, du Quell der Gütigkeit, eine Hoffnung bist all unser Freud‘, ein süßer Fluss und Gnadenbrunn, des Herzens wahre Freud‘ und Wun.

Quid retribuam Domino pro omnibus quae retribuit tibi. Calicem salutaris accipiam, nomen Domini invocabo, sacrificabo hostiam laudis, vota mea Domino reddam in conspectu omnis populi. O Domine ego servus tuus et filius ancillae tuae, sacrificabo hostiam laudis.

Wie soll ich dem Herrn vergelten alle seine Wohltat. die er an mir getan? Ich will den Kelch des Heils nehmen und des Herren Namen predigen. Dir will ich Dank opfern. Ich will meine Gelübde dem Herrn bekennen vor allem seinem Volk. O Herr, ich bin dein Knecht, ich bin dein Knecht, deiner Magd Sohn, Dir will ich Dank opfern.

Johann rosenmüllerO Jesu süß, wer dein gedenkt

Philipp Friedrich BuchnerQuid retribues Domino

Credo in unum Deum, Patrem omnipotentem, factorem caeli et terrae, visibilium omnium et invisibilium. Et in unum Dominum Iesum Christum, Filium Dei unigenitum et ex Patre natum ante omnia saecula. Deum de Deo, lumen de lumine, Deum verum de Deo vero. Genitum, non factum, consubstantialem Patri: per quem omnia facta sunt. Qui propter nos homines, et propter nostram salutem descendit de caelis. Et incarnatus est de Spiritu Sancto ex Maria Virgine: Et homo factus est.

Sanctus, sanctus, sanctus Dominus Deus Sabaoth. Pleni sunt cæli et terra gloria tua. Hosanna in excelsis.

Benedictus, qui venit in nomine Domini. Hosanna in excelsis.

Agnus Dei, qui tollis peccata mundi: miserere nobis. Agnus Dei, qui tollis peccata mundi: dona nobis pacem.

Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt. Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen. Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden.

Heilig, heilig, heilig Gott, Herr aller Mächte und Gewalten. Erfüllt sind Himmel und Erde von deiner Herrlichkeit. Hosanna in der Höhe.

Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe.

Lamm Gottes, du trägst die Sünde der Welt: erbarme dich unser. Lamm Gottes, du trägst die Sünde der Welt: gib uns deinen Frieden.

Dein Lieb‘, o süßer Jesu Christ, des Herzens beste Labung ist, sie machet satt, doch ohn‘ Verdruss, der Hunger wächst im Überfluss. Jesu, du Engelische Zier, wie süß in Ohren singst du mir, du Wunder Honig in dem Mund, kein besser Trunk mein Herz empfund. Jesu Gütigkeit, meins Herzens Lust und Gütigkeit du bist die unbegreiflich Güt‘, dein Lieb‘ umfäht mir all mein Gemüt. Jesum lieb haben ist sehr gut, wohl dem, der sonst nichts suchen tut, mir selber will ich sterben ab, dass ich in ihm das Leben hab‘.

17

Page 11: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

Jauchzet, ihr Himmel, freue dich, Erde, lobet, ihr Berge, mit Jauchzen. Denn der Herr hat sein Volk getröstet und erbarmet sich seiner Elenden. Denn der Herr richtet auf die Elenden, er stößet die Gottlosen zu Boden. Preise, Jerusalem den Herren, lobe, Zion, deinen Gott. Denn er macht feste die Riegel deiner Tor und segnet deine Kinder drinnen. Er schaffet deinen Grenzen Friede, und sättiget dich mit dem besten Weizen. Preise, Jerusalem den Herren, lobe, Zion deinen Gott. Jauchzet, ihr Himmel, freue dich, Erde, lobet, ihr Berge, mit Jauchzen. (Jesaja 49:13; Psalm 147)

Werner FabriciusJauchzet ihr Himmel

Recordare virgo Maria dum steteris in conspectu Dei, ut loquaris pro nobis bona, et ut avertas indignationem suam nobis.

Erinnere dich unser, Jungfrau Maria, wenn du im Angesicht Gottes stehst, um für uns Gutes zu erbitten und seinen Zorn von uns abzuwenden

gabriel PlautzRecordare virgo Maria

Salve, Regina, mater misericordiae; vita, dulcedo et spes nostra, salve. Ad te clamamus, exsules filii Hevae. Ad te suspiramus, gementes et flentes in hac lacrimarum valle. Eia ergo, advocata nostra, illos tuos misericordes oculos ad nos converte. Et Jesum, benedictum fructum ventris tui, nobis post hoc exsilium ostende. O clemens, o pia, o dulcis virgo Maria.

Philipp Jacob BaudrexelSalve Regina

Sei gegrüßt, o Königin, Mutter der Barmherzigkeit; unser Leben, unsere Wonne und unsere Hoffnung, sei gegrüßt! Zu dir rufen wir verbannte Kinder Evas; zu dir seufzen wir trauernd und weinend in diesem Tal der Tränen. Wohlan denn, unsere Fürsprecherin, wende deine barmherzigen Augen uns zu, und nach diesem Elend zeige uns Jesus, die gebenedeite Frucht deines Leibes! O gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria.

Eine multimediale zeitreise in die mitteldeutsche BarockmusikKlangrauM MiTTEldEuTschland

Antworten und mehr finden Sie in der Wanderausstellung KlangrauM MiTTEldEuTschland oder starten Sie gleich jetzt mit Ihrem Smartphone, Tablet oder PC eine multimediale zeitreise in die mitteldeutsche Barockmusik unter www.mibamu.org

Über zwei Jahrhunderte Musikgeschichte warten auf Sie!

21. Mai bis 9. Juni 2013Angermuseum Erfurt | Anger 18 | 99084 Erfurt Dienstag – Sonntag: 10.00 – 18.00 Uhr

Eintritt frei!

Mit freundlicher Unterstützung

18

Wer war 1650 Thomaskantor?

Wo befinden sich heute barocke Musikaliensammlungen?

Warum gab es Privilegien für die Stadtpfeifer?

Page 12: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

Johann Christoph Friedrich Bach (1732–1795)

Wachet auf, ruft uns die Stimme BR JCFB H 101 (1785)Motette für vierstimmigen Chor und Orgel

Wilhelm Friedemann Bach (1710–1784)

Wohl dem, der den Herren fürchtet BR WFB F 19 / Fk 76 (1752)Kantate für Sopran, Alt, vierstimmigen Chor, Streicher und Basso continuo

Lobet Gott, unsern Herrn Zebaoth BR WFB F 24 / Fk 78bMotette für vierstimmigen Chor, 2 Trompeten, Pauken, Streicher und Basso continuo

Ach, dass Du den Himmel zerrissest BR WFB F 3 / Fk 93Kantate für Sopran, Alt, Tenor, Bass, 2 Hörner, 2 Flöten, Streicher und Basso continuo

Freitag, 24. Mai 2013 | 22.00 Uhr, St. Severi zu Erfurt

nACHTkOnzErTgeistliche Musik zweier Bach-Söhne

In diesem nächtlichen Konzert erklingen Werke zweier berühmter Söhne Johann Sebastian Bachs: Wilhelm Friedemann Bach, der gemeinhin als der begabteste und Lieblingssohn das Thomaskantors gilt, und sein Bruder Johann Christoph Friedrich Bach, der sogenannte „Bückeburger Bach“, den wiederum sein älterer Halbbruder für den „stärksten Spieler“ unter den Brüdern hielt, der „seines Vaters Claviercompositionen am fertigsten vorgetragen“ habe.

Mit seiner Motette „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ auf einen Text von Philipp Nicolai aus dem Jahr 1785 nimmt Johann Christoph Friedrich Bach u.a. Bezug auf die Kantate „Erfreute Zeit im neuen Bunde“ BWV 83 seines Vaters, die dieser im ersten Jahr seines Leipziger Amtes komponiert hatte.

Wilhelm Friedemann Bachs Kantate „Wohl dem, der den Herren fürchtet“ entstand möglicherweise im September 1752 als Eröffnungsstück für die zweimal jährlich in der Marktkirche zu Halle stattfindenden Katechismus- predigten. Seine Kantate „Lobet Gott, unsern Herrn Zebaoth“ ist, wie vieles in Wilhelm Friedemann Bachs kirchenmusikalischem Oeuvre, keine Original- komposition, sondern eine Parodie auf seinen eigenen Chor „Heilig ist unser Gott, der Herr Zebaoth“ BR WFB E 3 / Fk 78a. Nach dem Hallenser Gesang-buch von 1744 ist das „Heilig“ Bestandteil der „Praefationes oder Danksa-gungen, so auf die drey Hauptfeste, Vormittags nach der Predigt, abgesun-gen werden“. Aus welchem konkreten Anlass Wilhelm Friedemann Bach das Werk neu textierte, ist unbekannt.

Zum Abschluss erklingt seine Kantate zum 1. Weihnachtstag 1755 „Ach, dass Du den Himmel zerrissest“ auf einen Text von Johann Jacob Rambach. Dieses Werk wurde von W.F. Bach mit nur geringfügig geändertem Text als im Titel gleichlautende Pfingstkantate wiederverwendet. Möglicherweise stand für die Gestaltung der Komposition eine Vertonung desselben Texts von Georg Philipp Telemann Pate (TWV 1:7).

Dombergchor Erfurt

Solisten und Instrumentalisten: Studierende der Hochschule für Musik FrAnz LISzT Weimar

Musikalische Leitung: Eva Meitner Dirigierklasse Prof. Jürgen Puschbeck Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar

Ansicht der St. Severikirche in Erfurt. Ausschnitt aus einer Zeichnung von Joseph Jacques Ramée aus dem Jahr 1795. (Sammlung Angermuseum Erfurt)2120

Page 13: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

Johann Christoph Friedrich BachWachet auf, ruft uns die Stimme

Wachet auf, ruft uns die Stimme der Wächter sehr hoch auf der Zinne, wach auf, du Stadt Jerusalem! Mitternacht heißt diese Stunde, sie rufen uns mit hellem Munde: Wo seid ihr klugen Jungfrauen? Steht auf, der Bräutgam kömmt, steht auf, die Lampen nehmt! Halleluja! Macht euch bereit zu der Hochzeit, ihr müsset ihm entgegengehn!

Zion hört die Wächter singen, das Herz tut ihr für Freuden springen, sie wachet und steht eilend auf. Ihr Freund kommt vom Himmel prächtig, von Gnaden stark, von Wahrheit mächtig, ihr Licht wird hell, ihr Stern geht auf. Nun komm, du werte Kron, Herr Jesu, Gottes Sohn! Hosianna! Wir folgen all zum Freudensaal und halten mit das Abendmahl.

Texte der vokalwerke

Gloria sei dir gesungen mit Menschen- und englischen Zungen, mit Harfen und mit Zimbeln schön. Von zwölf Perlen sind die Pforten an deiner Stadt; wir sind Konsorten der Engel hoch um deinen Thron. Kein Aug hat je gespürt, kein Ohr hat je gehört solche Freude. Des sind wir froh ewig in dulci jubilo.

Wilhelm Friedemann BachWohl dem, der den Herren fürchtet

Coro Wohl dem, der den Herren fürchtet, der große Lust hat zu seinen Geboten.

Duetto (Cantabile) Gottes süße Seelenlehre setzt den Geist in Ruhestand. Dieses Manna gibt Vergnügen, bis wir Kanaan besiegen, dann erquickt uns dieses Land.

Coro Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren.

Wilhelm Friedemann BachLobet Gott, unsern Herrn Zebaoth

Lobet Gott, unsern Herrn Zebaoth. Alleluja!

Wilhelm Friedemann BachAch, dass Du den Himmel zerrissest

Coro Ach, dass Du den Himmel zerrissest! Ach! Dass Du den Himmel zerrissest und führest herab.

Recitativo (Bass) Der alten Väter heißes Sehnen ist nun erfüllt, ihr Glaubensdurst ist längst gestillt, gestillt sind ihre Hoffnungstränen. Des Himmels Riegel bricht, der Heiden Trost verziehet länger nicht, er kommt ins Fleisch es zu erneuern.

Arioso (Sopran, Alt) Kommt, lasst uns sein Geburtsfest feiern.

Aria (Tenor) Willkommen, willkommen Erlöser der Erden, Dir jauchzet entgegen die sehnende Welt. Die Lüfte durchdringet ein Freudengetöse, es schallen die Lieder der himmlischen Söhne.

Da Gott sich zu sterblichen Menschen gesellt, da Himmel und Erde vereiniget werden.

Recitativo (Alt) Da alles sich erfreut, da Erd und Himmel fröhlich lachen, da sich die Engel lustig machen, so ist es keine Zeit sich bei dem Trauern zu verweilen. Die Teufel mögen zitternd heulen; dieweil das Kind, das in der Krippen liegt, ihr schwarzes Sündenreich besiegt. Ich will ein Halleluja singen, Gott ist für mich und schenkt mir in dem Sohne sich. Immanuel kann alle Furcht verdringen. Mein Glaube triumphiert und wagt sich aller Feinde Wüten Trotz zu bieten.

Aria (Bass) Rüstet euch, erboste Feinde, rüstet euch! Stürmet und gebet doch eilend die Flucht! Will Immanuel mich schützen, so erzittern und zersplittern eure Pfeil und eure Blitzen und mich nährt die Friedensfrucht.

Choral Schweig, arger Feind. Da sitzt mein Freund, mein Fleisch, mein Blut hoch in dem Himmel droben. Was Du gefällt, das hat der Held aus Jacobs Stamm zu großer Ehr erhoben

22

Page 14: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

Johann gottfried Walther (1684–1748)

Concerto del Signor Meck (C-Dur) appropriato all’ Organo da J.G. Walther I. Adagio-Allegro II. Adagio III. Allegro

Johann kaspar kerll (1627–1693)

Capriccio sopra il Cucu

Bernardo Pasquini (1637–1710)

Toccata con lo scherzo del cucco

Johann Ludwig krebs (1713–1780)

Fantasia à giusto italiano

Johann Pachelbel (1653–1706)

Ciacona D-Dur

Johann Heinrich Buttstedt (1666–1727)

Aria und 12 Variationen (F-Dur)

Johann Heinrich Buttstedt

Praeludium [d-Moll] Canzona (Prima pars, Secunda pars, Tertia pars, Quarta pars, Quinta pars, Sexta pars) Menuet Menuet

Johann Sebastian Bach (1685–1750)

Toccata und Fuge d-Moll BWV 565

Domorganist Silvius von kessel

Sonnabend, 25. Mai 2013 | 16.00 Uhr, St. Cruciskirche zu Erfurt

OrgELkOnzErTan der barocken volckland-Orgel

In der Cruciskirche befindet sich mit der größten Orgel des Erfurter Orgel- baumeisters Franciscus Volckland (1696–1779) zugleich eine der bedeu-tendsten Barockorgeln Thüringens. Das um 1735 erbaute Instrument wurde vor zehn Jahren von der Orgelbaufirma Schuke Potsdam restauriert bzw. teilweise rekonstruiert. Auf dieser Orgel erklingen Werke, die unter-schiedliche Bezüge zueinander und zu Erfurt als Veranstaltungsort haben: So wurde Johann Gottfried Walther hier geboren und von Johann Bernhard Bach und Johann Heinrich Buttstett im Orgelspiel unterrichtet. Ab 1706 war er Kantor in Weimar und beschäftigte sich wie sein Cousin Johann Sebastian Bach mit italienischer Instrumentalmusik und transkribierte diese für die Orgel. Seine zu Gehör gebrachte Übertragung erfolgte nach einem Concerto von Joseph Meck (1690–1758), der seit etwa 1720 Hofkapell-meister am fürstbischöflichen Hof in Eichstätt war. Johann Caspar Kerll erhielt seine prägenden Eindrücke direkt in Italien. Die Einflüsse von Carissimi und Frescobaldi vermittelnd, wurde Kerll von Bach und Händel sehr geschätzt. Bernardo Pasquinis bekannte Toccata con lo scherzo del cucco reiht sich da sehr passend in den Reigen der reizvollen lautmalerischen Werke zwischen Frescobaldis Capriccio sopra il Cucho (1624) und dem Capriccio sopra il Cucu von Kerll ein. Von 1678 bis 1690 war Johann Pachelbel Organist an der Erfurter Prediger-kirche. Seine Ciacona D-Dur beginnt mit einem freudigen Thema, dem 16 originelle Variationen folgen, die vom Einfallsreichtum und der Poesie des Autors zeugen. Pachelbels Nachfolger an der Predigerkirche wurde Johann Heinrich Buttstett. Die beiden Werke des heutigen Konzerts geben Zeugnis ab, dass er sein Kompositionshandwerk auf gediegene Weise beherrschte und dennoch im besten Sinne „zu unterhalten“ vermochte. Johann Ludwig Krebs, 1713 in Buttstedt nahe Weimar geboren, war einer der besten Eleven Bachs in Leipzig. Erscheint dessen Einfluss zuweilen übermächtig in den anspruchsvollen Orgelkompositionen seines Meister-schülers, so zeigt in der Fantasia à giusto italiano der gesanglich und melo-disch dominierte Stückcharakter eine eigenständige, deutlich italienisch inspirierte Musik. Den Abschluss des Konzerts bilden Toccata und Fuge d-Moll BWV 565, ohne Zweifel eines der populärsten Orgelwerke überhaupt. Gleichwohl wird die Urheberschaft Bachs angezweifelt, und man geht heute von Johann Peter Kellner, einem Schüler Bachs, als Autor dieses Werkes aus. Wie dem auch sei, die Toccata ist ein äußerst wirkungsvolles Werk mit einem geradezu kühnen, dramatischen Beginn, der bereits mit der ersten Akkordfolge den Hörer in seinen Bann schlägt.

Silvius von Kessel

24

Page 15: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

Johann Pachelbel (1653–1706)

Magnificat in C PWV 1504 (P 242)für vier Stimmen, zwei Trompeten, zwei Violinen, zwei Bratschen und Basso continuo

So ist denn nun die Treu PWV 1602 (P 426)Arie zur Erfurter Erbhuldigung am 30. Januar 1679 für fünf Stimmen, zwei Blockflöten, zwei Violinen, zwei Bratschen und Basso continuo

Partita sopra über den Choral „Was Gott tut, das ist wohlgetan“ für Orgel solo P 379aus: Musicalische Sterbens-Gedancken (Erfurt 1683)

Choralkantate „Was Gott tut, das ist wohlgetan“ PWV 1226 (P 487)Concerto für vier Stimmen, zwei Violinen, zwei Bratschen und Basso continuo

Ciacona f-Moll für Orgel solo P 43

Johann Heinrich Buttstedt (1666–1727)

Missa IV in C für vier Stimmen, 2 Trompeten, 2 Blockflöten, 2 Violinen und Basso continuo aus: Opera prima sacra, bestehend aus 4 neukomponierten Missen (Erfurt 1720)

Sonnabend, 25. Mai 2013 | 19.30 Uhr, Predigerkirche zu Erfurt

FESTkOnzErTMusik zwischen den Konfessionen

kMD Matthias Dreißig, Orgel

Cantus Thuringia Solo Margaret Hunter, Sopran Christoph Dittmar, Altus Mirko Ludwig, Tenor Guillaume Olry, Bass

Ripieno Anna Kellnhofer, Sopran Thomas Riede, Altus Sven Olaf Gerdes, Tenor Carsten Krüger, Bass

Capella Thuringia Susan Williams, Trompete Rudolf Lörinc, Trompete Silvia Müller, Blockflöte Myriam Eichberger, Blockflöte Margret Baumgartl, Violine Gundula Mantu, Violine Johannes Platz, Viola und Violine Cornelia Strobelt, Viola und Violine Lucile Perrin, Violoncello Matthias Müller, Violone

Musikalische Leitung und Orgel: Bernhard klapprott

Aria „So ist den nun die Treu“ von Johann Pachelbel. Erste Seite der Partiturabschrift aus: Johann Pachelbel, Arien (Sämtliche Vokalwerke, Bd. 11). hg. von Wolfgang Hirschmann

26Orgelempore der Predigerkirche Erfurt (Foto: Matthias F. Schmidt)

Page 16: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

versprechen. Aufgrund der bitteren Kälte musste das Zeremoniell vom Dom-platz in das Erfurter Rathaus verlegt werden, wo der Kurfürst von seinem Statthalter Anselm Franz Friedrich von Ingelheim vertreten wurde, welcher wiederum von den Deputierten Franz Emmerich Wilhelm von Bubenheim und Johann Lucas von Ingelheim begleitet worden war. Für diese Huldigung sind zwei Arien Pachelbels nachzuweisen: Als offizielle Begleitmusik im Auftrag des Rates diente die Arie „So ist denn diß der Tag“, deren „Unterthänigste Gemüths-Eröffnung“ und daraus „Gehorsamlichst fliessender Glückwunsch“ von den „Treuverpflichteten und gehorsamsten Erb-Unterthanen / Rath / Räthen und Bürgerschafft hierselbst“ dargebracht wurden. Anschaulich vergegenwärtigen die detailreichen Federzeichnungen aus den Huldigungsbüchern die jeweiligen Zeremonien und Festakte auf Erfurts Plätzen und im Rathaussaal. Die mehrtägigen Huldigungsakte in Erfurt und der Umgebung waren am 3. Februar 1679 abgeschlossen, sodass die Mainzer Gesandtschaft spätestens am darauffolgenden Tag Erfurt wieder verlassen konnte.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die zweite Aria „So ist denn nun die Treu“ als ein „Hertzqvellender Nachruff“ konzipiert ist, den Florian Schmied und Johann Pachelbel „bey einer geringen Music glückwünschend“ abstatteten, wie der zugehörige Textdruck des Huldigungsbuches (die Historia Homagij) überliefert. Es handelte sich also um eine Abschiedsode, mit der sich der Kantor und der Organist der Erfurter Predigerkirche bei der Mainzer Gesandtschaft eigens zu „recommendieren“ suchten – dies möglicherweise auch in der Hoffnung auf ein Ehrengeschenk. Dass Florian Schmied, der zu-gleich Lehrer am Erfurter Gymnasium war, auch der (ungenannte) Textdich-ter der Arien war, ist denkbar, wenngleich nicht nachzuweisen. In jedem Falle stellen die insgesamt fünf Arien der Erfurter Huldigungen des Jahres 1769 einen besonderen Bezug zum Schaffen Pachelbels wie zur Stadtgeschichte insgesamt her. (Vgl. die Ausführungen zu Werk und Entstehungshintergrund von Wolfgang Hirschmann in: Johann Pachelbel, Arien [Sämtliche Vokalwerke, Bd. 11]. hg. von Wolfgang Hirschmann, Kassel u. a. 2008).

Christina Siegfried

Johann Heinrich Buttstedt wurde in Bindersleben bei Erfurt geboren und stammte aus einer Pfarrer-, Lehrer- und Musikerfamilie. Sein Vater hatte an der Universität in Erfurt Theologie studiert und war seit 1664 Pfarrer in Binders leben. Als ältester Sohn der Familie besuchte Buttstedt von 1681 bis 1684 das Ratsgymnasium in Erfurt und wurde anschließend Organist an der Reglerkirche und Lehrer an der zugehörigen Schule. Drei Jahre später wechselte er an die Kaufmannskirche. Buttstedt trat, nachdem Johann Pachelbel 1690 nach Stuttgart gewechselt war, am 19. Juli 1691 die Orga-nistenstelle an der Predigerkirche an und trug ab 1693 auch den Titel eines städtischen Ratsorganisten. In dieser Stellung entfaltete er bis zu seinem Tod am 1. Dezember 1727 in Erfurt eine vielfältige Wirksamkeit. Interessant ist, dass er neben seiner Anstellung an der Predigerkirche auch Organist an einer der katholischen Kirchen Erfurts, vermutlich an St. Severi, war. Sein kompositorisches Schaffen weist daher sowohl Werke für die evangelische als auch die katholische Liturgie auf, denn Buttstedt komponierte auch Orgelmusik und Messen für den katholischen Gottesdienst – u. a. die lange Zeit verloren geglaubten 4 neukomponierten Missen seiner Opera prima sacra aus dem Jahr 1720, deren Nummer IV im Konzert zu hören ist und einen interessanten Beziehungsbogen herstellt zu seiner deutschen Missa brevis, die im Eröffnungskonzert erklang.

Zu den namhaftesten Komponisten, die in Erfurt gewirkt haben, zählt un- zweifelhaft Johann Pachelbel. Er wurde 1677 Hoforganist in Eisenach und lernte dort die Familie Bach, vor allem Johann Ambrosius Bach, kennen. 1678 wechselte Pachelbel als Organist an die Predigerkirche nach Erfurt, wo er bis 1690 tätig war. Glanzvoller Auftakt für das Programm des Abends ist sein prachtvolles Magnificat in C für fünfstimmigen Chor, reich besetztem Instrumentarium und Basso continuo. Seine Orgelwerke und die Choralkan-tate „Was Gott tut, das ist wohlgetan“ erweisen ihn als fähigen und vielfälti-gen Komponisten, der nicht ohne Grund bereits zu Lebzeiten weithin hoch angesehen war.

Vermutlich in einer modernen Erstaufführung erklingt eine seiner Huldi-gungsarien, die Pachelbel anlässlich der Erbhuldigung für den Erzbischof und Kurfürsten Karl Heinrich von Metternich-Winneberg nur wenige Monate nach seinem Amtsantritt am 30. Januar 1679 präsentierte. Die Erfurter Bür-ger hatten dem neuen Kurfürsten zu huldigen, ihm Treue und Gehorsam zu

Die Erfurter Erbhuldigung am 30. Januar 1670 im Rathaussaal. Im Vordergrund um den Tisch versammelt der „Chorus Musica“. Federzeichnung von Tobias Jakob Hildebrandt (Staatsarchiv Würzburg)

„Unterthänigste gemüths-Eröffnung“

28

Page 17: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

Texte der vokalwerke

Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.

Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.

Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig. Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten.

Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind. Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen.

Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, das er unseren Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.

Johann PachelbelMagnificat in C

So ist denn nun die Treu von allen eingenommen, Der Himnel gebe, daß hinführo möchte kommen, Auff unser Landes-Haupt nur lauter Wohtergehn, So daß es auch im Reich bald möcht den Friede sehn. Chorus. Der Himmel verleihe beliebtes Erfreuen Und schicke hernieder im vollen Gedeyen, Was wünschet der Fürstlich erhabene Geist, Der allen und ieden viel Gutes verheist.

Ein Segenvolles Meer muß sich ob IHM ergiessen, Was sonsten je betrübt, muß selbsten sich versüssen, Gott mache seine Zeit zu lauter Glück und Lust, Damit IHM anders nichts als Wohlseyn sey bewust. Chorus. Er lebe bekrönet mit Fürstlichen Ehren, GOtt woll IHM die Tage des Lebens vermehren, Daß dessen erfreuet Hochfürstliches Hertz Zu keiner Zeit möge verspüren ein Schmertz.

Gott geb’, daß seine Ruh auff starcken Füssen stehe, Und aller Schatz des Heyls IHM stets zur Seyten gehe. Gott hält IHN immerdar in seinen Gnaden-Schutz Zu seines Namens Ehr und Unterthanen Nutz. Chorus. Gott seibesten segne das Fürstliche Leben, So bleibets der Ehre des Höchsten ergeben; Gott segne, ja hege den hohen Verstand, Durch welchen viel Böses wird von uns gewand.

Johann PachelbelSo ist denn nun die Treu

Magnificat anima mea Dominum, et exsultavit spiritus meus in Deo salutari meo. Quia respexit humilitatem ancillae suae.

Ecce enim ex hoc beatam me dicent omnes generationes.

Quia fecit mihi magna, qui potens est, et sanctum nomen eius. Et misericordia eius a progenie in progenies timentibus eum.

Fecit potentiam in brachio suo, dispersit superbos mente cordis sui. Deposuit potentes de sede et exaltavit humiles. Esurientes implevit bonis et divites dimisit inanes.

Suscepit Israel puerum suum, recordatus misericordiae suae. Sicut locutus est ad patres nostros, Abraham et semini eius in saecula.

Gloria Patri et Filio et Spiritui Sancto, sicut erat in principio et nunc et semper et in saecula saeculorum Amen.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen. (Lukas 1:46–55)

Sein hoher Nahme steh zum Muster langer Zelten Stets gläntzend in die Wett mit allen Ewigkeiten, So daß Carl Henrich sey der Unterthanen Lust, Der löblichste Trajan, ja gütigster August. Chorus. Carl Henrich leb‘ freudig in Fürstlichen Ehren, Sein Tugend-Ruhm müsse sich ferner vermehren. Carl Henrich des Landes erfreuliche Sonn‘ Leb‘ stetig in herrlichst beliebiger Wonn‘.

Und ist es gleich itzund vor dißmal nicht geschehen, Daß wir das Fürstenhertz persöhnlich hier gesehen, So hat es doch so fem in dem uns noch geglückt, Daß Er statt Seiner sie, höchstwerthe, hergeschickt. Chorus. Die nunmehr nach ihrem selbst eignen Belieben Vernommen, wie alle mit Freuden getrieben Zu öffnen (wie sonsten dann billichst geschicht,) Die treuestgemeinete Huldigungs-Pflicht.

Vor andern ist uns auch des Fürsten HuId zu schliessen Daher; daß wir annoch forthin erfreut geniessen O theurer Ingelheimb, hier deinen Rath und Witz So von dem Himmel hat in dir selbst seinen Sitz. Chorus. Den billich ein jeder Pflichtschuldigst verehret, Bevorab da alle dein Wesen Ihn lehret, Wie Recht und Gerechtigkeit werde gestützt Und alle das gute, wie müglich, geschützt.

30

Page 18: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

Was Gott tut, das ist wohlgetan! Es bleibt gerecht sein Wille; Wie er fängt meine Sachen an, Will ich ihm halten stille. Er ist mein Gott, der in der Not Mich wohl weiß zu erhalten, Drum laß‘ ich ihn nur walten.

Was Gott tut, das ist wohlgetan! Er wird mich nicht betrügen, Er führet mich auf rechter Bahn; So laß‘ ich mich bengnügen An seiner Huld und hab‘ Geduld, Er wird mein Unglück wenden, Es steht in seinen Händen.

Was Gott tut, das ist wohlgetan! Er wird mich wohl bedenken; Er, als mein Arzt und Wundermann, Wird mir nicht Gift einschenken Für Arzenei; Gott ist getreu, Drum will ich auf ihn bauen Und seiner Güte trauen.

Johann PachelbelChoralkantate „Was Gott tut, das ist wohlgetan“ Text: Samuel Rodigast (1649–1708)

So kanstu Erffurt noch mit Freuden ferner spühren, Wie deine Wohlfahrt Sich fort höher wird ausführen, Dieweil dein Ingelheim dir noch zu Hülffe geht, Und so mit Rath und That in voller Gnad da steht. Chorus. Drümb ruffet man billich: O Fürstlicher Rather! Du gütiger Herre! du anderer Vater! Der Himmel besegne und stärcke dein Thun Auff welchen wir alle gehorsamst beruhn.

Du aber, Edles Paar! der Hohen Abgesandten, Des Heilgen Stuels zu Mäintz belobte Anverwandten, Zieh hin und sage frey dem Fürsten, wie der Muth Der Unterthanen IHM sey treu mit Gut und Blut. Chorus. Eröffne dem Stiffte, wie alle mit Willen Die nunmehr beschworene Treue erfüllen; Wie jeder für Fürstlich erwiesene Huld Ist willigst zu zahlen gehorsame Schuld.

Der Himmel leite dich auff allen deinen Wegen, Er überschütte dich mit lauter Heil und Segen; Er steh‘ dir auff der Reis‘ in allen Gnaden bey, Sein Schutz sey über DIR zu allen Stunden neu. Chorus. Nun Höchster erhöre diß Wünschen und Schreyen, Gib immerdar Segen, gib Glück und Gedeyen! Ach wende das Böse, vertreibe das Leyd, Auf daß man verspühre erfreuliche Zeit.

Was Gott tut, das ist wohlgetan! Er ist mein Licht und Leben, Der mir nichts Böses gönnen kann; Ich will mich ihm ergeben In Freud‘ und Leid; es kommt die Zeit, Da öffentlich erscheinet, Wie treulich er es meinet.

Was Gott tut, das ist wohlgetan! Muß ich den Kelch gleich schmecken, Der bitter ist nach meinem Wahn, Laß‘ ich mich doch nicht schrecken, Weil doch zuletzt ich werd‘ ergötzt Mit süßem Trost im Herzen, Da weichen alle Schmerzen.

Was Gott tut, das ist wohlgetan! Dabei will ich verbleiben; Es mag mich auf die rauhe Bahn Not, Tod und Elend treiben, So wird Gott mich ganz väterlich In seinen Armen halten, Drum laß‘ ich ihn nur walten.

Johann Heinrich ButtstedtMissa IV in C (für den Text siehe S. 15)

Die Wellemit KulturFIGARO ist Radiogenuss der schönsten Art.Ein werbefreies Programm mit handverlesener Musik für Hörer mit Geschmack und Köpfchen. Abwechslungsreich und wohltemperiert,anregend und besinnlich.Kurz: Kultur und gut.

Frequenzenund Livestream:

fi garo.de

HörerinSophia Baron

32

Page 19: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

vytautas Miškinis (*1954)

Jubilate Deofür vierstimmigen gemischten Chor (2009)

knut nystedt (*1915)

Missa brevis op. 102 für 8-stimmigen gemischten ChorKyrie – Gloria – Credo

kjell Mørk karlsen (1947)

If I speakfür gemischten Chor a cappella

vytautas Miškinis

Dum medium silentium für gemischten Chor a cappella (2008)

Wolfram Buchenberg (*1962)

Von 55 Engeln behütetChorwerk nach dem Weingartner Reisesegen (2008)

georg Friedrich Händel (1685–1759)

Hallelujahaus: Messiah HWV 56 Arrangement für Chor a cappella von Bernhard Hoffmann (*1959)

Sonnabend, 25. Mai 2013 | 22.00 Uhr, Augustinerkirche zu Erfurt

nACHTkOnzErT | ÜBEr-BrÜCkEnA cappella-kompositionen des 20. und 21. Jahrhunderts treffen auf barocke Improvisationskunst

Es ist eine klingende Brücke, die von den Interpreten des Abends musizie-rend gebaut wird – zwischen Komposition und Improvisation, in gegensei-tigem Wechsel und im Miteinander. Zugleich ist es eine Hör-Reise durch unterschiedliche Zeitepochen und Zeitbezüge, die unterschiedlichste Musiksprachen miteinander verbindet und zugleich eine Kontinuität des Schöpferischen nachzeichnet. Alle Komponisten des Programms sind in besonderer Weise der mensch-lichen Stimme verbunden: Der litauische Komponist Vytautas Miškinis gilt als einer der wichtigsten Chorleiter und Musikerzieher seines Landes. Der Norweger Knut Nystedt ist als Komponist eindrücklicher Werke weltbe-kannt, wobei kirchenmusikalische Traditionen, insbesondere Palestrina und der Gregorianische Choral, einen bedeutenden Einfluss auf seine Kompositionen ausgeübt haben. Sein Landsmann Kjell Mørk Karlsen, einer der wichtigsten Kirchenmusiker und Dirigenten seiner Heimat, zählt zu den Aktivisten der Alten Musik in Norwegen und war bis 1974 Leiter des Ensembles Pro Musica Antiqua. Die Beschäftigung mit Alter Musik war eine wichtige Inspiration auch für sein eigenes Schaffen. Und nicht zuletzt fühlt sich der seit 1988 an der Hochschule für Musik und Theater München lehrende Wolfram Buchenberg in besonderer Weise der Chor-musik verbunden. Seine Kompostionen gelten (nicht nur) in Fachkreisen seit einigen Jahren geradezu als Geheimtipp.

Michael Metzler, Percussion und historische Schlaginstrumente

Augustiner-vocalkreis Erfurt Musikalische Leitung: LkMD Dietrich Ehrenwerth

Michael Metzler (Foto: Ellen Schmaus)

35

Page 20: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

Texte der vokalwerke

Jubilate Deo omnis terra. Servite domino in laetitia. Intrate in conspectu eius in exsultatione Quia dominus ipse est Deus (Psalm 100)

Jauchzet dem Herrn, alle Welt. Dienet dem Herrn mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken, denn der Herr selbst ist Gott.

vytautas MiškinisJubilate Deo

If I speak in the tongues of men and of angels, but have not love, I am only a resounding gong or a clanging cymbal. If I have the gift of prophecy and can fathom all mysteries and all knowledge, and if I have a faith that can move mountains, but have not love, I am nothing. If I give all I possess to the poor and surrender my body to the flames, but have not love, I gain nothing.

Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich weissagen könnte und wüßte alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, also daß ich Berge versetzte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib brennen, und hätte der Liebe nicht, so wäre mir‘s nichts nütze. (1. Kor. 13, 1-3)

kjell Mørk karlsenIf I speak

(für den Text siehe S. 15)

knut nystedtKyrie – Gloria – Credo

Dum medium silentium tenerent omnia, et nox in suo cursu medium iter haberet omnipotens sermo tuus, Domine, de caelis a regalibus sedibus venit. (Weisheit 18, 14-15)

Als tiefes Schweigen das All umfing und die Nacht bis zur Mitte gelangt war, da stieg dein allmächtiges Wort, Herr, vom Himmel herab, vom königlichen Thron.

vytautas MiškinisDum medium silentium

Ic dir nach siehe, Ic dir nach sendi mit min funf fingirin funui undi funfzic engili. Got mit gisundi heim dich gisendi. Offin si dir diz sigidor, sami si dir diz segildor. Bislozin si dir diz wagidor, sami si dir diz wafindor. (Weingartner Reisesegen vor 1300, Übersetzung: Martin Schuhmann)

Ich sehe Dir nach, ich sende Dir nach mit meinen fünf Fingern fünfundfünfzig Engel. Gesund möge Gott Dich heimsenden. Offen sei Dir das Siegestor, ebenso auch das Tor des Glücks. Verschlossen sei Dir das Gefahrentor, ebenso auch das Waffentor.

Wolfram BuchenbergVon 55 Engeln behütet

Hallelujah! For the Lord God omnipotent reigneth. The kingdom of this world is become the kingdom of our Lord, and of his Christ; and he shall reign for ever and ever. King of kings, and Lord of lords. Halleluja! (Offenbarung 19:6; 11:15; 19:16)

Halleluja, denn Gott der Herr regieret allmächtig. Das Königreich der Welt ist fortan das Königreich des Herrn und seines Christ, und er regiert auf immer und ewig, Herr der Herrn, der Welten Gott. Halleluja!

georg Friedrich HändelHalleluja

3736

Page 21: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

Johann Sebastian Bach (1685–1750)

Gelobet sei der Herr, mein Gott BWV 129Kantate zum Trinitatisfest

Coro: Gelobet sei der Herr, mein Gott Aria: Gelobet sei der Herr, mein Gott, mein Heil Aria: Gelobet sei der Herr, mein Gott, mein Trost Aria: Gelobet sei der Herr, mein Gott, der ewig lebet Choral: Dem wir das Heilig jetzt

Orgelwerke von Johann Pachelbel

gesine Adler, Sopran Susanne krumbiegel, Alt Stephan Heinemann, Bass

Michael kapsner, Orgel

Augustiner-kantorei Andreas-kammerorchester

Musikalische Leitung: LkMD Dietrich Ehrenwerth

Predigt: Propst Christian Stawenow

Sonntag, 26. Mai 2013 | Trinitatis | 10.00 Uhr, Predigerkirche zu Erfurt

kAnTATEngOTTESDIEnST

Johann Sebastian Bach begann mit dem ersten Sonntag nach Trinitatis 1724 und damit zu Anfang seines zweiten Amtsjahres in Leipzig einen neuen Kantatenzyklus, der allerdings unvollständig blieb und nur bis Ostern 1725 reicht. Sonntag für Sonntag stellte er einen Choral oder ein geistliches Lied als textlichen und musikalischen Kern der jeweiligen Kantate ins Zentrum. Offensichtlich im Bestreben, diesen Jahrgang nachträglich zu vervollständigen komponierte Bach in den folgenden Jahren einige weitere Choralkantaten, darunter für den Sonntag Trinitatis 1727 die Kantate „Gelobet sei der Herr, mein Gott“ BWV 129. In dieser Kantate vertonte der Tho-maskantor nicht wie sonst fast immer üblich nur in den Ecksätzen, sondern mit allen Teilen der Kantate, also auch den Arien, alle fünf Strophen des erstmals 1665 gedruckten geistlichen Liedes von Johannes Olearius. Nach der Aufführung zu Trinitatis 1727 folgten weitere um 1732 und in den 1740er-Jahren. Grundlage für die Komposi-tion war allerdings nicht die heute für diesen Text geläufige Melodie „Nun danket alle Gott“ (EG 139), sondern eine 1679 im Leipziger Gesangbuch Himmels Lust und Welt-Unlust, oder, Zwey und vierzig himlische Seelen-Gespräche gedruckte Melodie.

Johann Sebastian Bach Gelobet sei der Herr, mein Gott BWV 129 auf einen Text von Johann Olearius (1665)

Coro Gelobet sei der Herr, Mein Gott, mein Licht, mein Leben, Mein Schöpfer, der mir hat Mein Leib und Seel gegeben, Mein Vater, der mich schützt Von Mutterleibe an, Der alle Augenblick Viel Guts an mir getan.

Aria (Bass) Gelobet sei der Herr, Mein Gott, mein Heil, mein Leben, Des Vaters liebster Sohn, Der sich für mich gegeben, Der mich erlöset hat Mit seinem teuren Blut, Der mir im Glauben schenkt Sich selbst, das höchste Gut.

Aria (Sopran) Gelobet sei der Herr, Mein Gott, mein Trost, mein Leben, Des Vaters werter Geist, Den mir der Sohn gegeben, Der mir mein Herz erquickt, Der mir gibt neue Kraft, Der mir in aller Not Rat, Trost und Hülfe schafft.

Aria (Alt) Gelobet sei der Herr, Mein Gott, der ewig lebet, Den alles lobet, was In allen Lüften schwebet; Gelobet sei der Herr, Des Name heilig heißt, Gott Vater, Gott der Sohn Und Gott der Heilge Geist.

Choral Dem wir das Heilig itzt Mit Freuden lassen klingen Und mit der Engel Schar Das Heilig, Heilig singen, Den herzlich lobt und preist Die ganze Christenheit: Gelobet sei mein Gott In alle Ewigkeit!

Blick in das Kreuzgewölbe der Predigerkirche (Foto: Andreas Praefke)38

Page 22: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

georg Anton Benda (1722–1795)

Sonata I B-Duraus: Sei Sonate (1757)Allegretto – Larghetto – Allegro

Wilhelm Friedemann Bach (1710–1784)

Largo con tenerezza aus: Sonate II A-Dur Fk 8

Carl Philipp Emanuel Bach (1714–1788)

Württembergische Sonate I a-Moll Wq 49,1 | H.30Moderato – Andante – Allegro assai

rashid-S. Pegah, Texte und Moderation

Ying-Li Lo, Cembalo Emilia Lentas, Cembalo Cembaloklasse Prof. Bernhard Klapprott Institut für Alte Musik der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar

Sonntag, 26. Mai 2013 | 15.00 Uhr, Schloss Molsdorf

IM THÜrIngEr vErSAILLES

Texte und Musik rund um graf gustav Adolf von gotter

Gustav Adolf Reichsgraf von Gotter, geboren 1692 in Gotha, stammte aus einer angesehenen bürgerlichen Familie. Nach seinem Studium in Jena und Halle, Aufenthalten in Holland, England und Frankreich ging der junge, be-gabte und exzellent ausgebildete Mann 1715 nach Wien. Hier begann er eine außerordentliche diplomatische Karriere, die ihn zu einem der berühmten Männer und einer der schillerndsten Figuren des 18. Jahrhunderts werden ließ. Schon 1716 ernannte ihn Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Alten-burg zum Legationssekretär; 1720 wurde er herzoglicher Rat und außeror-dentlicher Gesandter in Wien. 1724 erhob ihn Kaiser Karl VI. in den Freiher-renstand, und vier Jahre später rief ihn Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. nach Berlin. Nach der erbetenen Entlassung aus gothaischen Diensten war von Gotter ab 1734 als preußischer Minister am Wiener Hof. Nach seinem zeitweiligen Rückzug aus den Staatsgeschäften wurde von Gotter 1740 vom neuen preußischen König Friedrich II. erneut in den Staatsdienst berufen, zum Oberhofmarschall und geheimen Staats- und Kriegsrat ernannt. 1743 wurde er zum Kanoniker an der Liebfrauenkirche in Halberstadt und zum Generaldirektor der Berliner Oper, 1744 zu einem der vier Kuratoren der Königlichen Akademie der Wissenschaften berufen. Nach 1748 hielt er sich, von Krankheiten geplagt, häufig in Berlin auf, wo er auch weiterhin das Vertrauen Friedrichs II. besaß und von ihm mit Gunstbezeugungen geradezu überhäuft wurde. Als Graf von Gotter 1762 starb, bedauerte der Preußenkö-nig, mit ihm einen der geistvollsten Männer seiner Zeit verloren zu haben.

1734 hatte der Graf Schloss und Park Molsdorf und das benachbarte Dieten- dorf erworben. Molsdorf war ein altes Rittergut mit spätmittelalterlicher Wasserburg, das er sich durch Gottfried Heinrich Krohne zum prachtvollen Landsitz umgestalten ließ. Hier setzte er seinen schon in Wien legendären verschwenderischen Lebensstil fort. Aufgrunddessen und trotz Lotterie-gewinnen und Dotationen schmolz Gotters Vermögen dahin, sodass er 1742 zunächst das Rittergut Neudietendorf verkaufen musste, sechs Jahre später auch Schloss Molsdorf. Nichtsdestotrotz waren diese Jahre zwischen 1733 und 1748 die unbestrittene Glanzzeit des auch „Thüringer Versailles“ genannten Schlosses. Getreu seinem Motto „Vive la joie“ – „Es lebe die Freude“ – machte der Lebemann Gustav Adolf von Gotter das Haus zu einer der ersten Adressen der feudalen Gesellschaft in Thüringen. Dieser heute wunderbar und unbeschwert erscheinenden Zeit spürt der unterhaltsame Nachmittag im Festsaal des Schlosses mit Texten und Musik nach.

„vive la joie“

Schäferszene mit einer Darstellung Gustav Adolf von Gotters. Ausschnitt aus dem Deckengemälde von Peter Weingart (1738)im Festsaal des Schlosses Molsdorf (Foto: Rolf W. Nehrdich) 4140

Page 23: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

gesine Adler studierte Germanistik und Musikerziehung an der Universität Leipzig und setzte ihre Ausbildung an der Leipziger Musikhochschule „Felix Mendelssohn Bartholdy“ im Fach Barock-gesang fort, zunächst bei Maria Jonas, später bei Marek Rzepka. Meisterkurse bei Jill Feldman und Andreas Scholl gaben ihr wertvolle künstlerische Impulse. Ihr Repertoire umfasst die Kon-zert- und Ensembleliteratur der Renaissance und des Barock bis zur Romantik, wobei ihr besonderes Interesse Johann Sebastian Bach gilt. Sie konzertierte mit Ensembles wie dem Telemanni-schen Collegium Michaelstein, dem Leipziger Barockorchester, der Merseburger Hofmusik, Les Amis de Philippe, La Stagione Consort, Concerto Köln, dem Gewandhausorchester Leipzig sowie dem Thomanerchor. Dabei arbeitete sie u.a. mit Georg Christoph Biller, David Timm, Gregor Meyer, Michael Schönheit, Philippe Couvert und Ludger Rémy zusammen und war beim Bachfest Leipzig, den Händel-Festspielen Halle, dem MDR Musiksommer und dem Festival de Musique Sacrée a Notre-Dame de l’Épine zu Gast. Zahlreiche CD- und Rundfunkproduktionen dokumentieren ihre künstlerische Arbeit.

Die Wurzeln des Andreas-kammerorchesters reichen bis in das Jahr 1893 zurück, als in Erfurt ein Philharmonischer Orchesterver-ein gegründet wurde, der bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Bürgern verschiedener Berufe die Möglichkeit zum Orchesterspiel eröffnete. Anfang der 1950er-Jahre übernahm der Kantor der Andreaskirche, Günter Vogel, die Leitung des Orchesters, das sich daraufhin den Namen Andreas-Kammerorchester gab. Seit 1989 wird es von LKMD Dietrich Ehrenwerth geleitet. Seit über fünf Jahrzehnten liegt der Schwerpunkt der Arbeit in der Aufführung oratorischer Werke, die gemeinsam mit der Augustiner-Kantorei und Berufsmusikern verschiedener Orchester des mitteldeut-schen Raumes gestaltet werden. So erklingt alljährlich Bachs

Weihnachtsoratorium, aber auch Händels Messias, das Mozart-Re-quiem, Schuberts große Messen oder das Brahms-Requiem ste-hen auf dem Programm. Seit 2000 wirkt das Orchester regelmä-ßig an Kantatengottesdiensten mit. Zudem präsentiert es eigene Orchesterprogramme. Neben den Auftritten in Erfurt unternimmt das Kammerorchester jährlich eine Konzertreise.

Im Jahre 1877 als Augustiner-Kirchengesangverein gegründet, hat sich die Augustiner-kantorei in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem übergemeindlichen und ökumeni-schen Chor entwickelt, dessen Mitglieder aus ganz Erfurt und dem Umland zusammenkommen. Seine Heimat hat der Chor im Erfurter Augustinerkloster. In erster Linie beschäftigt sich die Augustiner-Kantorei mit der Einstudierung und Aufführung orato-rischer Werke. Seit dem Jahr 2000 ist die Kantorei regelmäßig an der Reihe der Bach-Kantaten-Gottesdienste beteiligt und wirkte bei Rundfunk- und Fernsehgottesdiensten mit. Im Jahr 2003 entstand die im Zusammenwirken mit KMD Prof. Matthias Dreißig aufgenommene CD Laudes organi mit Werken für Chor und Orgel von Mendelssohn, Gárdonyi, Peeters u. a.

Der Augustiner-vocalkreis wurde 1992 gegründet und zählt gegenwärtig zu den besten nichtprofessionellen Kammerchören Mitteldeutschlands. Sein Anliegen es ist, a cappella-Chormusik in Kammerchorbesetzung aufzuführen. Unter der Leitung von Dietrich Ehrenwerth, Landeskirchenmusikdirektor der Kirchen- provinz Sachsen, hat sich der Chor ein umfassendes und ab-wechslungsreiches Repertoire aus der Literatur verschiedener Jahrhunderte erarbeitet. Das Hauptaugenmerk des Chores gilt dabei der Aufführung von Kompositionen des 20. und 21. Jahr- hunderts wie Werken von Francis Poulenc, Vytautas Miškinis, Josef Swider oder Wolfram Buchenberg. Konzertreisen führten den Chor, der sich in kurzer Zeit als feste Größe der musikali-schen Landschaft in Thüringen etablieren konnte, in nahezu alle deutschen Bundesländer sowie nach Polen und Tschechien.

Die Mitwirkenden Cantus Thuringia & Capella, 1999 in Weimar von Bernhard Klapprott und Christoph Dittmar gegründet, widmet sich als Ensemble der Musik des 16. bis 18. Jahrhunderts mit einem Schwerpunkt auf vokaler bzw. vokal-instrumentaler Besetzung. Je nach Repertoire singt Cantus Thuringia in solistischer oder in kleiner chorischer Besetzung. Die Capella Thuringia widmet sich neben der Zusammenarbeit mit dem Vokalensemble insbesondere dem Bereich der Kammermusik, des Konzerts und der Consort-musik. Zur Darstellung und lebendigen Rezeption der reichen Musikkultur Mitteldeutschlands, insbesondere Thüringens, in Konzert, CD-Aufnahme und Edition, führt Cantus Thuringia & Capella die Reihe „Musikerbe Thüringen – Klingende Residenzen, Städte und Dörfer zwischen Reformation und Aufklärung“ durch. Die-se Reihe umfasst größtenteils unveröffentlichte Werke und wird in Kooperation mit dem Thüringer Kultusministerium sowie weiteren Partnern realisiert. Das Ensemble hat u. a. bei den Internatio-nalen Händel-Festspielen Göttingen, dem Festival Alter Musik in Thüringen Güldener Herbst und dem Bachfestival Köthener Herbst gastiert sowie Rundfunkaufnahmen realisiert.

Der Dombergchor Erfurt ist der Chor des Domes St. Marien und seiner Nachbarkirche St. Severi, der beiden Gotteshäuser auf dem Erfurter Domberg. Der Oratorienchor wurde 1994 gegründet, wird seit dem von Domkantor Silvius von Kessel geleitet. Er zählt heute zu den bedeutenden Chören in Thüringen und besteht aus etwa 60 Mitgliedern. Als katholischer Oratorienchor in Erfurt, dem selbst-verständlich auch evangelische und konfessionslose Mitglieder angehören, gestaltet er einerseits die großen liturgischen Feste auf dem Domberg musikalisch mit – hier singt er vorwiegend a-cappella-Werke – und führt zugleich regelmäßig große Werke der Chor-Orchester-Literatur in Konzerten auf. Im Jahr 2011 sang der Dombergchor gemeinsam mit Sängern des Philharmonischen Chores Erfurt und der ev. Augustiner-Kantorei bei der Heiligen Messe mit Papst Benedikt XVI. auf dem Erfurter Domplatz.

f e s t i va l a lt e r m u s i K I N T H Ü R I N G E N

2 7 . S e p t e m b e r b i s 1 3 . O k t o b e r

M U S I K | T H E A T E R

f e s t i va l a lt e r m u s i K I N T H Ü R I N G E Nf e s t i va l a lt e r m u s i K I N T H Ü R I N G E N

27., 28. und 29.9. | Ekhof-Theater Gotha

Francesco Conti: Penelope (Wien 1724) Wiedererstaufführung nach dem Unikat der Anton-Ulrich Notensammlung Meiningen, historische Kulissen, konzertant

Absolventen der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar La Folia Barockorchester Leitung: Robin Peter Müller

Festivalprogramm: www.gueldener-herbst.de

4342

Page 24: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

Konzerte an den Wirkungsstätten von Johann Ludwig Krebs

Johann Ludwig

2 0 1 3

1713 – 1780

Ponitz (12.5.2013) Polditz (20.5.2013) Leipzig (21.6./31.10.2013)

Zeitz (22.6.2013) Altenburg (16.8.2013) Merseburg (18.9.2013)

Zwickau (9.10.2013) Buttstädt (11.10.2013) Mühlhausen (23.11.2013)

Dresden (24.11.2013)

www.krebs300.de

Matthias Dreißig studierte Kirchenmusik an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar bei Prof. Rainer Böhme sowie bis 1988 im Rahmen der Absolventenförderung bei KMD Prof. Johannes Schäfer und war Preisträger internationaler Wettbewerbe. Seit 1994 ist er Organist der Predigerkirche Erfurt. Neben seiner Tätigkeit als Dozent für Orgel an der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik Halle ist Matthias Dreißig seit 1995 im Lehrauftrag Dozent für Orgel an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar, wo er seit 2005 eine Professur innehat. Seine rege Konzerttätigkeit führte ihn u. a. nach Tschechien, in die Schweiz, nach Italien, Frankreich, Polen, Russland, Finnland und Dänemark. Zahl-reiche Aufnahmen für den Rundfunk und CDs runden sein vielfältiges Wirken ab.

Dietrich Ehrenwerth ist Kirchenmusiker am Augustinerkloster, Kantor der Predigerkirche und seit 2000 Landeskirchenmusikdirektor in der Kirchenprovinz Sachsen/Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Von 1977 bis 1983 studierte Dietrich Ehrenwerth an der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik in Halle bei Helmut Gleim (Dirigieren) und Johannes Schäfer (Orgel). Von 1983 bis 1989 arbeitete er als Kirchenmu-siker an der Stiftskirche Gernrode im Harz. Anschließend wechselte er an die Augustinerkirche Erfurt, an der er seit 1989 tätig ist. Hier leitet er u.a. den Augustiner-Vocalkreis und das Andreas-Kammerorchester. Im Jahr 1998 wurde ihm der Titel Kirchenmusikdirektor verliehen. Ehren-werth ist seit mehr als 20 Jahren Dirigent der Augustiner-Kantorei und zudem künstlerischer Leiter der „Nachtkonzerte im Augustinerkloster“.

1987 gründeten unter der musikalischen Leitung von Jörg Heinrich Bläser des Philharmonischen Orchesters Erfurt und des Landessin-fonieorchesters Gotha sowie ein Diplom-Mathematiker die Erfurter Turmbläser, die bis heute regelmäßig die Turmmusiken vom Erfurter Bartholomäusturm betreuen. Wichtig ist dem Ensemble die Fortsetzung der Tradition der Erfurter Stadtpfeifer. Daher wird zu den Turmmusi-ken vor allem auf typische Kompositionen des 17. Jahrhunderts, wie Turmsonaten von Johannes Pezelius und Gottfried Reiche, zurückge-griffen. Die Erfurter Turmbläser waren wiederholt bei Veranstaltungen

der Interessengemeinschaft „Alte Erfurter Universität“ und bei historischen Erfurter Festen zu erleben. Seit 1990 gastierte das Ensemble auswärts mit zahlreichen Konzerten vom Ulmer Münster bis zum Hamburger Michel und ist ebenso bei den Konzerten des Thüringer Orgelsommers zu hören.

Stephan Heinemann studierte Gesang und Gesangspädagogik bei Prof. Her- mann Christan Polster an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Men-delssohn Bartholdy“ Leipzig und setzte seine Studien als Privatschüler bei Kammersänger Prof. Siegfried Lorenz in Berlin fort. Als gefragter Konzert-sänger arbeitete er bereits mit dem Thomanerchor Leipzig, dem Gewand-hausorchester Leipzig, dem Monteverdi-Chor Hamburg, dem Philharmoni-schen Staatsorchester Halle und dem Kammerorchester Basel zusammen. Er ist regelmäßig bei Festivals wie den Händel-Festspielen Halle, dem Bachfest Leipzig, den Musikfestspielen Mecklenburg-Vorpommern oder den Magdeburger Telemann-Festtagen zu Gast. Konzertreisen führten ihn nach Norwegen, Estland, Italien, Russland, Frankreich und in die USA. Stephan Heinemann ist als Gesangslehrer beim Thomanerchor Leipzig und in einem Lehrauftrag an der Universität Halle und an der Berufsfachschule für Musik in Kronach tätig.

Seit seiner Gründung 1995 in Hamburg entwickelte sich das solistisch besetzte Vokalensemble Himlische Cantorey zu einer der angesehensten Formationen im Bereich der historischen Aufführungspraxis. Die Mitglieder der Himlischen Cantorey sind nicht nur erfahrene Ensemblesänger, sondern haben sich sämtlich auch als Solisten im Konzertleben einen guten Namen gemacht, so dass trotz eines homogenen Gesamtklanges die Besonderheit jeder einzelnen Stimme zum Tragen kommt. Eine rege Konzerttätigkeit führte die Himlische Cantorey auf renommierte Festivals wie das Bachfest Leipzig und die Göttinger Händel-Festspiele, sowie nach Frankreich, Italien, Luxemburg und Österreich, wo das Ensemble u. a. im Wiener Musikverein konzertierte. Für gemeinsame musikalische Projekte wird das Ensemble von Orchestern wie der Staatskapelle Berlin oder der Akademie für Alte Musik Berlin engagiert. Die Himlische Cantorey arbeitete mit diversen Rundfunk-sendern zusammen und veröffentlichte eine Reihe von vielbeachteten CDs.

Das Johann rosenmüller Ensemble wurde 1995 von Arno Paduch in Leipzig gegründet. Seitdem hat das Ensemble zahlreiche Konzerte in ganz Deutschland, etwa beim Rheingau Musikfestival, der Ansbacher Bachwoche, den Händel-Festspielen Halle, dem MDR-Musiksommer, dem Rheinisch-Westfälischen Musikfest, dem Heinrich Schütz Musikfest, den Arolser Barockfestspielen sowie in Tschechien, Polen, Österreich und in der Schweiz ge-geben. Die CD-Aufnahmen des Johann Rosenmüller Ensembles haben in zahlreichen deutschen und internationalen Fachzeit-schriften hervorragende Kritiken erhalten. Im Mittelpunkt der Ensemblearbeit steht die Wiederaufführung unbekannter Musik des 17. und 18. Jahrhunderts, wobei größter Wert auf authenti-sche Interpretation durch gründliches Quellenstudium und das Spielen auf Kopien von Originalinstrumenten gelegt wird.

Michael kapsner ist Komponist, Organist, Dirigent, Improvisator, Musikpädagoge und als Professor an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar tätig. Er studierte Orgel bei Michael Radu-lescu und Ludwig Doerr, Klavier bei Hans Petermandl, Komposi-tion bei Friedrich Neumann, Improvisation bei Peter Planyavsky, Dirigieren bei Karl Österreicher und Hans-Michael Beuerle sowie Kirchenmusik in Wien und Freiburg. Von 1988 bis 1990 war er Kirchenmusiker in Freiburg; bis 2000 war er als freiberuflicher Or-ganist und Dirigent tätig und künstlerischer Leiter des Freiburger Oratorienchors. Er ist Lehrbeauftragter für Orgel und Improvisati-on an der Musikhochschule Trossingen. Von 2000 bis 2004 war er Professor für Orgel und Improvisation an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz und wechselte 2004 nach Weimar. Kapsner ist Preisträger internationaler Orgelwettbewerbe, dar-unter des Bach-Preises Brügge 1985. Neben seiner Konzert- und Lehrtätigkeit wirkte er wiederholt als Juror bei internationalen Wettbewerben mit.

45

Page 25: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

Silvius von kessel ist Domorganist am Katholischen Dom St. Marien zu Erfurt und Professor für Orgel an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar. Er studierte an der Folkwang Hochschule in Essen Kirchenmusik, u.a. im Fach Orgel bei Prof. Gisbert Schneider und im Fach Gregorianik bei Prof. Dr. Godehard Joppich. 1991 erhielt er ein Sti-pendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und studierte in Paris bis 1994 im Konzertfach Orgel bei Prof. Olivier Latry, dem Titularorganisten der Großen Orgel der Kathedrale Notre-Dame zu Paris, und legte das „Diplome de Concertiste“ ab. Seit 1995 wirkt als Domorganist und Chorleiter am Erfurter Dom und ist Orgelsachverstän-diger und Beauftragter für Kirchenmusik des Bistums Erfurt. Neben sei-ner Tätigkeit für den Bach | Liszt Orgelwettbewerb Erfurt-Weimar-Mer-seburg ist er seit 2004 Künstlerischer Leiter der Thüringer Bachwochen. Von Kessel entfaltet zudem eine weltweite Konzerttätigkeit, als Interpret von Orgelliteratur wie in der Kunst der Orgelimprovisation. Er ist Juror bei internationalen Orgelwettbewerben und spielte zahlreiche Rund-funk-, Fernseh- und CD-Aufnahmen ein.

Bernhard klapprott studierte Cembalo bei Hugo Ruf und Bob van Aspe-ren, Orgel bei Michael Schneider und Ewald Kooiman sowie Kirchen- musik in Köln und Amsterdam. 1991 wurde er mit dem 1. Preis beim 10. Internationalen Orgelwettbewerb Bach-Mozart-Salieri des Festivals van Vlaanderen Brugge ausgezeichnet. Seit 1994 ist er Professor für Cembalo / Historische Tasteninstrumente an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar. Zudem lehrte er an den Hochschulen für Musik in Detmold, Herford und Bremen. Neben der Gesamteinspielung des Tastenwerkes von Thomas Tomkins und den Produktionen von Cantus Thuringia & Capella, liegen seit 2012 eine Clavichord-CD mit Sonaten Georg Bendas und im Rahmen einer neuen Gesamteinspielung des Bach‘schen Orgelwerkes zwei CDs vor. Seine internationale Konzert-tätigkeit als Solist, Generalbassspieler und Ensembleleiter sowie die Erfahrung als Kirchenmusiker spiegeln eine vielfältige Auseinanderset-zung mit der Musik des 16. bis 18. Jahrhunderts wider und führten zur Gründung von Cantus Thuringia & Capella.

Susanne krumbiegel studierte an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar Schulmusikerziehung und Gesang bei Prof. Siegfried Gohritz. Seither gastiert sie erfolgreich im gesamten Bundesgebiet mit Konzerten und Liederabenden und arbeitete wiederholt u.a. mit Thomaskantor Georg Christoph Biller, Kreuzkantor Roderich Kreile, mit Helmuth Rilling, Frieder Bernius und Ton Koopmann sowie kammermu-sikalisch mit Christine Schornsheim und Matthias Eisenberg zusammen. Dabei war sie zu Gast beim Leipziger Bachfest, bei den Schwetzinger Festspielen, dem Barockfest Würzburg, dem Rheingau Musik Festival, dem MDR Musiksommer, den Musikfestspielen Potsdam Sanssouci und den Sächsisch-Böhmischen Musikfesten. Mit den Vokalwerken Johann Sebastian Bachs als sängerischem Schwerpunkt umfasst ihr Repertoire Werke vom Barock bis zur Spätromantik. Konzerte führten sie nach Japan, Korea, Russland, Polen, Österreich, Spanien, Italien, Frankreich, in die Schweiz und die Niederlande.

Emilia Lentas wurde in Zlotoryja (Polen) geboren und lebt derzeit in Wroclaw. Sie studiert an der Karol Lipinski Hochschule für Musik in Breslau in der Cembaloklasse von Prof. Marta Czarny-Kaczmarska und Dr. Aleksandra Rupocinska. Emilia Lentas nahm an Regional-, Natio-nal- und Internationalwettbewerben teil und erhielt zahlreiche Preise. Sie absolvierte im Rahmen des Erasmus-Socrates-Programmes ein Semester an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT in Weimar in der Cembaloklasse vom Prof. Bernhard Klapprott. 2009 erhielt Emilia Lentas ein Großes Stipendium von der Hans und Eugenia Jütting-Stiftung.

Die Cembalistin Ying-Li Lo wurde in Taiwan geboren und erhielt mit sechs Jahren den ersten Klavierunterricht bei Jie-Wen Wu. 1996 setzte sie ihre musikalische Ausbildung in der Musikklasse der Staatlichen Oberschule Hsin-Tien fort und nahm Klavierunterricht bei Prof. Al-exander Sung. Von 2002 bis 2007 studierte sie Klavier bei Prof. Thomas Steinhöfel an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar. Seit 2007 studiert sie am dortigen Institut für Alte Musik bei Prof. Bernhard Klapprott Cembalo und ist zugleich Lehrbeauftragte für Korrepetition am Institut. Sie besuchte Meisterkurse u.a. bei Bob van Asperen.

Während ihrer Schulzeit erhielt Eva Meitner Unterricht in den Fächern Violine, Querflöte, Klavier und Gesang. Wichtige künst-lerische Impulse erhielt sie als Mitglied des Mittelbayerischen Jugendsinfonieorchesters unter der Leitung von Ekkehard Klemm. In den Jahren 2003 bis 2009 studierte Eva Meitner Schulmusik an der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen. Seit 2008 ist sie als Assistentin beim Collegium Vocale Bodensee tätig und übernahm 2010 die künstlerische Leitung des Chores St. Maria Friedrichshafen-Jettenhausen. Seit 2011 studiert sie Dirigieren an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar bei Martin Hoff und Prof. Jürgen Puschbeck. Meisterkurse bei Jörg-Peter Weigle und Hospitationen am Deutschen Nationaltheater Weimar, an der Oper Leipzig und der Staatsoper Hamburg ergänzten ihre Studien. Erste dirigentische Erfahrungen konnte Eva Meitner mit dem Hochschulsinfonieorchester Trossingen und der Jenaer Philhar-monie sammeln.

Michael Metzler gehört zur ersten Riege der weltweiten Rahmen-trommlerfamilie. Inspiriert von Virtuosen, wie z.B. Glen Velez in New York oder Ahmed Subhy in Kairo, hat er diese spezielle Art der Percussion in Europa bekannt gemacht und weiterentwickelt. Mehr als einhundert CD-Produktionen dokumentieren seine weltweite Konzert-, Studio- und Lehrtätigkeit. Im Bereich der frühen Musik führen ihn regelmäßige Gastspiele mit Ensembles wie The Harp Consort, Freiburger Barockorchester, Akademie für Alte Musik Berlin und zahlreichen eigenen Projekten nach Asien, Australien, Europa, Mexiko sowie nach Kanada und in die USA. Aus einer sächsischen Gießereifamilie stammend, beschäftigt er sich seit 2001 mit dem Guss historischer Glocken und Glockenspiele und betreibt seit 2004 in Berlin den „Glockenladen“, ein Geschäft für Glocken und Percussionsinstrumente. Michael Metzler ist ein international gefragter Dozent zum Thema historische Percussion.

Arno Paduch studierte Musikwissenschaft in Frankfurt am Main sowie Zink und Historische Aufführungspraxis an der Schola Cantorum Basiliensis. Er arbeitet regelmäßig mit den wichtigsten Ensembles für Alte Musik in Deutschland zusammen, konzertiert in Deutschland und im europäischen Ausland, wirkt bei Rundfunk- und Fernsehaufnahmen mit und hat mittler-weile an mehr als 80 CD-Produktionen teilgenommen. 1992 wurde er als Dozent für Zink und Ensemblemusik an die Abteilung für Alte Musik der Musikhochschule in Leipzig berufen. Dort gründete er 1995 das Johann Rosenmüller Ensemble, das mittlerweile den Mittelpunkt seiner künstleri-schen Arbeit bildet. Neben seiner musikalischen Tätigkeit hat Arno Paduch mehrere Aufsätze zur Musik des 16. und 17. Jahrhunderts veröffentlicht. In seinen CD- und Konzert-Programmen stellt er die Musik des 16. und 17. Jahrhunderts immer wieder in (musik-)geschichtliche Beziehungszu-sammenhänge und erweckt Kompositionen und Sammlungen aus dem Dornröschenschlaf.

rashid-S. Pegah studierte neuere und neueste Geschichte, europäische Ethnologie, italoromanische Philologie und historische Hilfswissenschaften an der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Von 1993 bis 2003 war er freier Mitarbeiter der Redaktion für Alte Musik des Senders Freies Berlin sowie für zwei Ausstellungen der Stiftung Preußische Schlös-ser und Gärten Berlin-Brandenburg. Am Forschungsprojekt „Expedition Bach“, durchgeführt vom Bach-Archiv Leipzig, war er von 2007 bis 2011 als freier Mitarbeiter tätig. Zurzeit ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem Editionsprojekt zur Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts, durchge-führt von der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Kommis-sion für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

4746

Page 26: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

Impressum

– Tage Mitteldeutscher Barockmusik ist eine Veranstaltung der Mitteldeutschen Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e.V. Präsident Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann künstlerische Leitung | geschäftsführung Dr. Christina Siegfried geschäftsstelle | Ticketing | kBB Romy Hage Presse | Pr Carsten Gerth

redaktion Carsten Gerth, Christina Siegfried gestaltung Stephan Harmanus | KplusH – Kommunikation und Design Berlin Druck Saxoprint Dresden

Bildnachweis Abbildungsquellen und Fotografen sind jeweils beim Bild genannt. Weiteres Bildmaterial wurde von Künstleragenturen und Ensembles zur Verfügung gestellt. Die Abbildungen zu den Erfurter Erbhuldigungen stammen aus: Johann Pachelbel, Arien (Sämtliche Vokalwerke, Bd. 11). hg. von Wolfgang Hirschmann, Kassel u.a. Bärenreiter 2008.

unmittelbarock!

Mitteldeutsche Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e.v. Michaelstein 15 38889 Blankenburg Tel.: (03944) 980 438 Fax: (03944) 980 439 Email: [email protected] www.mitteldeutsche-barockmusik.de www.schütz-musikfest.de

Tickets: (01805) 700 733

„die Welt zu durchsehen“

11. – 20. OktOber

2013Bad köstritz

gera Weißenfels

zeitz Dresden

Page 27: Tage Mitteldeutscher Barockmusik...Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in dieser Stadt, sondern zugleich

Mitteldeutsche Barockmusikin sachsen, sachsen-anhalt und Thüringen e.V. Michaelstein 15 38889 BlankenburgTel.: (03944) 980 438 Fax: (03944) 980 439Email: [email protected]

S Sparkassenstiftung Erfurt

Medienpartner

veranstalterMitteldeutsche Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e.V.

gefördert vomBeauftragten der Bundesregierung für Kultur und MedienSächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und KunstKultusministerium des Landes Sachsen-AnhaltThüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur

In kooperation mit Landeshauptstadt ErfurtEvangelische Predigergemeinde ErfurtEvangelisches Augustinerkloster ErfurtDompfarrei St. Marien mit Dom St. MarienPfarrgemeinde St. SeveriStiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Schloss Molsdorf Kunstmuseen der Stadt Erfurt, Angermuseum Erfurt Institut für Alte Musik und Institut für Dirigieren und Opernkorrepetition der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar

Mit freundlicher Unterstützung durchLandeshauptstadt Erfurt Sparkassenstiftung ErfurtSparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen