Tagesandachten Material für Kleingruppen · Er freute sich sonntags darauf, ... Dort sah er ihn...

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Tagesandachten Material für Kleingruppen 40 Tage ein Thema

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Tagesandachten Material für Kleingruppen

40 Tage ein Thema

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Impressum:

Inhalt: Erstellt von Thilo Metzger

Copyrigths: Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers

Bilder Titelseite: Michael Shanon/unsplash.com (Brücke)

Druck: www.wir-machen-druck.de

Herausgeber: Süddeutsche Gemeinschaft Herrenberg

www.gemeinschaft-herrenberg.de

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Gemeinde leben

Jesus (er-) leben

Inhalt

Hinweise zum vorliegenden Heft 4

Vorgeschichte - Um was es geht 5

Tagesandachten 1. Woche - die Basis 6

Kleingruppenmaterial 1. Woche 14

Tagesandachten 2. Woche - die Mitte 15

Kleingruppenmaterial 2. Woche 25

Tagesandachten 3. Woche - die Berufung 26

Kleingruppenmaterial 3. Woche 36

Tagesandachten 4. Woche - die Gemeinschaft 37

Kleingruppenmaterial 4.Woche 49

Tagesandachten 5. Woche - die Versöhnung 50

Kleingruppenmaterial 5. Woche 62

Tagesandachten 6. Woche - der Auftrag 63

Kleingruppenmaterial 6. Woche 74

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Hinweise zum vorliegenden Heft

40 Tage lang ein Thema.

In diesem Heft sind 42 Tagesandachten abgedruckt.

Impulse, die eine zusammenhängende Geschichte bilden. Lasst euch mit

hineinnehmen, inspirieren, hinterfragen, motivieren und überraschen.

Außerdem findet ihr 6 Arbeitshilfen für die Kleingruppenabende.

Dazu ein paar Gedanken.

Wenn ihr die Andachten lest, werden ihr mit Sicherheit immer wieder an

Punkte kommen, die in besonderer Weise in euer Leben hineinsprechen.

Lasst euch darauf ein. Weicht dem nicht aus. Oft sind es genau die Bereiche,

in denen Gott in eurem Leben etwas verändern, erneuern, wieder neu aus-

richten will.

Wenn euch etwas wichtig wird, dann sprecht das in den Kleingruppenaben-

den an. Dazu sind sie da.

Die Vorlagen für die Kleingruppenabende sind Hilfen, die man nutzen kann,

aber nicht muss. Sie vertiefen das, was in der Woche in den Andachten an-

gesprochen wurde. Darum könnt ihr auch verschiedene Tagestexte als Aus-

gangspunkt für den Kleingruppenabend nehmen, oder auch den Text, der an

dem Tag, an dem ihr euch trefft, dran ist.

In der Vorlage für die Kleingruppenabende findet ihr einen Einstieg, Textvor-

schläge und Fragen.

Der Einstieg soll euch helfen ins Gespräch über das Thema zu kommen.

Die Texte dienen dazu, biblische Wahrheiten zu dem Thema zu lesen.

Die Fragen regen zum Weiterdenken an und schaffen einen Zugang zu dem,

was euch bewegt, und was ihr bewegen wollt.

Und nun wünsche ich euch Gottes Segen und viel Freude.

Euer Thilo Metzger

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Vorgeschichte - um was es geht

Robert saß da und überlegte, was ihn eigentlich hierhergebracht hatte.

Viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Wie gerne wollte er, dass sein

Leben wieder in die Spur kam. Im Grunde ging es ihm ganz gut. Familie, Ar-

beit. Er gehörte auch zu einer Gemeinde und machte dort auch ehrenamt-

lich mit. So wie es seine Zeit eben zuließ.

Doch Robert wollte nicht einfach so sein Leben dahinleben. Er hatte immer

wieder verstanden, dass Jesus gekommen war, um die Fülle zu schenken.

Das zeigt sich in seinem Leben eher weniger. Und wenn er dann las, wie sich

die Gemeinde in den ersten Jahren im damaligen Umfeld entwickelt hat,

dann wollte er auch etwas von der Dynamik erleben.

Er wollte einfach nicht nur in eine Gemeinde gehen. Die Gottesdienste wa-

ren gut. Er freute sich sonntags darauf, ein paar Leute zu treffen, mit denen

er sich verstand. Er hatte auch die Möglichkeit, sich zu beteiligen. Und wenn

er in sich hineinhorchte, dann …..

Nun, dazu war er für ein paar Tage in dieses abgelegene Tal gefahren, in die

Ferienwohnung seines besten Freundes.

„Nimm dir eine Auszeit“, hatte Tom zu ihm gesagt. Es hat etwas Zeit ge-

braucht, aber dann hatte er das mit seiner Frau Marion besprochen und sei-

nen Kindern Lukas und Laura erklärt. Ein paar Tage Urlaub hatte er eh noch

übrig.

Ja, wenn er in sich hineinhorchte, dann wollte er gerne dem auf die Spur

kommen, was ein Leben mit Jesus wirklich bedeutet. Irgendwie kam ihm

das, was er so lebte, so oberflächlich vor. Andere würden das vielleicht bei

ihm anders sehen, aber das war nicht das Thema. Er wollte nicht so leben,

dass andere ein gutes Bild von ihm hatten. Er musste herausbekommen, was

seinem Leben eine klare innere Richtung gab.

Vor kurzem hatte er in einer Predigt den Satz gehört: Vielleicht ist Gemeinde

Jesu ja ganz anders als wir es gewohnt sind, sie zu erleben. Es ist ein Ge-

heimnis darin verborgen, was viel mehr Kraft, Hoffnung und Freiheit mit sich

bringt, als wir bislang erfahren haben.

Und das hatte ihn ihm eine Sehnsucht geweckt. Ein tiefe Sehnsucht, Gemein-

de nach Jesu Vorstellung zu leben. Und er wusste auch schon, wo er anfan-

gen musste, dieses Geheimnis zu lüften….

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Tagesandachten 1. Woche

Die Basis

Sonntag „Und das Wort wurde Fleisch...“

(Johannes 1,14a)

Ankommen Jetzt war er also da, in der Ferienwohnung. Seine Sachen waren auf dem

Zimmer, das Bett hatte er bezogen, und er hatte jetzt einfach mal Zeit. Zeit

und Ruhe.

Robert wollte anfangen bei dem, der der Ursprung der Gemeinde war. Was

war der Grund, dass es Gemeinde Jesu über die ganzen Jahrhunderte gab?

Warum hatte sie nicht aufgehört zu existieren wie viele andere Bewegungen

auch? Was war der Grund für die immer neuen Formen, die die Gemeinde

Jesu erlebte, um für die Menschen durch alle Zeiten hindurch von Bedeu-

tung zu sein?

Seine Gedanken blieben bei einem Satz aus dem Johannesevangelium hän-

gen. Den hatte er schon x-mal gehört. Meistens an Weihnachten. „Und das

Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns!“

Doch so klar, wie er dieses Wort jetzt vor sich sah, hatte er es noch nie wahr-

genommen! Diese Inkarnation, dieses Menschwerden Gottes, so wie es die

Bibel beschreibt, ist von ungeheurer Tragweite für die gesamte Mensch-

heitsgeschichte.

Gott wird einer von uns. Er identifiziert sich komplett mit unserer Lebens-

welt. Er wird wie wir, damit er unsere Ängste, Nöte, Sorgen, Herausforde-

rungen nachvollziehen kann.

Kann das sein? Robert überlegte laut: Kann das sein, dass Gott in Jesus

Mensch wird, um damit seine ganze uneingeschränkte Liebe auszudrücken?

Und dann schießt es ihm durch den Kopf: Wenn in der Bibel steht, dass Ge-

meinde Jesu der Leib Jesu in dieser Welt ist und Christus das Haupt, dann

bündelt sich Gottes ganze Liebe an einem einzigen Ort zusammen. Nämlich

in der Gemeinde. Und dann muss man in einer Gemeinde Jesus erleben kön-

nen. Ist das so?

Wenn nicht - woran liegt es? Wenn ja - wie sieht das dann aus?

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Montag „… und wohnte unter uns ... „

(Johannes 1,14b)

Wohnen In einer Gemeinde muss man Jesus erleben können. Ja, das wäre wohl das

Größte. Robert wollte ehrlich sein, das hatte er seinem Freund Tom verspro-

chen, und wenn irgendwas wäre, würde er ihn auch anrufen. „Also, um ehr-

lich zu sein“, Robert schüttelte den Kopf, „war er weit davon entfernt, Jesus

in der Gemeinde zu erleben. Lag das jetzt an ihm? Nahm er sein Leben mit

Jesus nicht ernst genug? Hatte er einfach keine Antenne dafür? Oder lief da

irgendetwas bei ihm gründlich falsch, weil Gemeinde, wie es sich Jesus ge-

dacht hat, eben anders ist?

Er musste ein bisschen frische Luft in sein Hirn lassen und erinnerte sich an

einen kleinen Gasthof – da konnte er hinlaufen.

Dort sah er ihn zum ersten Mal. Er saß in der Ecke, irgendwas zu trinken vor

sich, gemütlich seine Pfeife rauchend. Unabsichtlich begegneten sich ihre

Blicke, länger, als man gewöhnlich einen Fremden anschaut. „Komm, kannst

dich gern hersetzen!“ war die kurze Einladung. Und Robert konnte nicht an-

ders. Er war auf Anhieb so fasziniert von diesem Menschen. Und sie hatten

sich irgendwie viel zu erzählen, wie zwei, die sich schon längst kannten. Der

Alte, der schon immer in diesem Ort wohnte, jeden persönlich kannte, wuss-

te, wo der Schuh drückt und der wohl immer einen praktischen Rat wusste,

ein gutes Wort. Und wenn Fremde da waren – er wusste es meist als erster

und hat mit ihnen gesprochen – wie mit Robert.

Und Robert hatte ihm erzählt, warum er hier ist. Er hatte den Eindruck, dass

er ihm das sagen kann – auch wenn es doch was ziemlich Persönliches war.

Am Ende sagte der Alte: „Dann wird es dir hier bei uns gutgehen. Ich bin üb-

rigens öfter hier in der Kneipe.“

Angenehm überrascht ging Robert wieder zurück. Was war das für eine be-

sondere Begegnung? Und noch auf dem Rückweg fiel es ihm auf: „… und er

wohnte unter uns…“ So ging dieser Vers aus Johannes 1 weiter. So wie der

Alte. Der wusste Bescheid. Der ist voll und ganz in seinem Dorf drin, kennt

die Lebenssituationen, hat höchstes Interesse am Menschen, und Zeit, Zeit

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auch für den Fremden, der nach wenigen Minuten den Eindruck hat, dazuzu-

gehören. So muss das bei Jesus gewesen sein.

Wenn wir Leib Christi in dieser Welt sind, so stellt er sich die Frage, wohnen

wir hier wirklich? Kennen wir die Belange der Menschen? Gehen wir auf den

Fremden zu? Merken die Menschen, dass sie bei uns dazugehören?

Dienstag

„… und wir sahen seine Herrlichkeit…“

(Johannes 1,14c)

Bedeutung Robert hatte für sich etwas entdeckt, was ihm keine Ruhe ließ. Der Satz aus

dem Johannesevangelium geht ja weiter. …. „Und wir sahen seine Herrlich-

keit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater. In ihm verei-

nen sich Gnade und Wahrheit vollkommen!“

Robert schloss die Augen. Und vor ihm lief ein Film ab, der gespickt war mit

Szenen aus dem Leben von Jesus, so wie er sie eben aus den Evangelien

kannte. Wie er Menschen heilte, ihnen wieder einen Platz in der Gesellschaft

gab, ihnen erklärte, wie ein Leben mit Gott aussieht. Und wie die Menschen

fasziniert waren, von seiner Art und Weise von Gott zu reden, dass sie schon

dachten, der muss ihn wohl persönlich kennen! Robert musste schmunzeln

bei diesem Gedanken. Schließlich kannte Jesus seinen Vater, den die Men-

schen damals nur mit den verschiedenen Gottesnamen benannten aber nie

mit Vater anredeten. Jesus tat das.

Diese Herrlichkeit Jesu! Irgendwann hatte Robert mal davon gelesen. Herr-

lichkeit, das heißt auch Bedeutung haben, Gewicht haben. Also nicht nur

Schönheit und Pracht …. Jesus hat höchste Bedeutung!

Darum war auch Jesus in aller Munde. Und wenn er von Gottes Reich erzähl-

te, dann hingen ihm die Menschen an den Lippen. Und wenn sie erlebten,

dass er niemanden verurteilte, sondern jeden eingeladen hat, sich ihm anzu-

vertrauen, ihm zu glauben. Wie er Menschen von Sünde freigesprochen hat.

Und auch nach seiner Auferstehung. Da wurde sein Einfluss auf diese Welt ja

immer größer. Die Geschichte seiner Gemeinde ist gespickt mit Höhen und

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Tiefen, mit Versagen und absoluten Highlights. Und dann waren da immer

Menschen, für die war Jesus ihr ein und alles. Menschen mitten im Leben.

Robert schaute aus dem Fenster. Er dachte, „wie schön wäre das, wenn ich

dir, Jesus, so konkret begegnen könnte. Wenn du jetzt zur Tür reinkommen

würdest – ich würde dir auch nen Kaffee anbieten.“

Da machte sich ein Gedanke in Roberts Herzen breit. Er wurde ihn nicht los.

Er drängte sich ihm regelrecht auf und um ihn vor Augen zu haben, nahm er

ein Stück Papier und schrieb ihn auf: Welche Bedeutung hat Jesus wirklich

für mein Leben?

Dazu brauchte er jetzt erst mal Zeit…

Mittwoch „...voller Gnade und Wahrheit“

(Johannes 1,1d)

Wahrheit und Gnade Irgendwann war Robert ins Bett gegangen. Er war noch ganz überrascht von

der Intensität dieses ersten Tages. Und irgendwie war da auch der Alte in

der Kneipe mit daran beteiligt. Und dass es keinen Fernseher gab und dass

er alle Arbeit zuhause gelassen hatte.

Als er aufwachte, wunderte er sich, dass es schon halb neun war. Nun ja, er

hatte ja keinen Termin, aber wer weiß, was ihn heute noch erwartete.

Nach einer erfrischenden Dusche ging er in die Küche. Allein schon der Duft,

als er sich seinen Kaffee kochte, war ein Genuss.

Sein Blick fiel auf das Blatt Papier vom Abend vorher. Welche Bedeutung hat

Jesus wirklich für mich?

Ja, er hatte da schon manches draufgeschrieben. Was er da so las war eher

ernüchternd. Schließlich wollte er ehrlich sein. Wahrhaftig. Nur wer sich der

Wahrheit stellt wird auch die notwendigen Schritte der Veränderung gehen.

Wie beiläufig las er den Vers aus Johannes 1 nochmal. Und zwar ganz.

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herr-

lichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gna-

de und Wahrheit.

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In einer anderen Übersetzung las er: „In Ihm sind Wahrheit und Gnade voll-

kommen vereint“,

Wenn Wahrheit auf Gnade trifft, dann kann ich mich jeder Wahrheit in mei-

nem Leben stellen, dachte er. Und wenn das in einer Person zusammen-

kommt, dann genügt es, dieser Person zu begegnen, nämlich Jesus.

„Der Tag fängt ja richtig gut an!“ freute sich Robert.

Wahrheit, danach sehnen sich die Menschen. Auch wenn die Wahrheit

manchmal ziemlich hart ist und weh tut. Aber – wie hat Jesus mal gesagt:

„Die Wahrheit wird euch frei machen!“

Wenn die Wahrheit über alles in meinem Leben sichtbar wird, dann brauche

ich Gnade. Dann brauche ich jemand, der mich deswegen nicht verurteilt,

sondern der mich annimmt, wie ich bin und an der Hand nimmt und sagt:

„Komm Robert, steh auf, wir gehen miteinander weiter.“ Und das macht

Jesus.

Und wenn Jesus das macht, dann ist das wohl etwas, was gerade auch in der

Gemeinde zu finden sein muss!

Und in ihm entstand ein Bild, ein Bild von Gemeinde als ein Ort, an dem

Menschen mit all ihren verdrehten Wahrheiten und ihren Lebensirrtümern

sich trauen, darüber zu reden, um es loszuwerden, weil sie wissen: Hier ist

der Ort der Wahrheit und der Gnade.

Und dann überlegte er: Wem aus meiner Gemeinde könnte ich mich öffnen?

Wer könnte für mich so ein Mensch der Gnade sein, der mir mit Jesu Gnade

begegnet. Er musste lächeln. Da fiel ihm gleich einer ein, und irgendwie

hatte er Ähnlichkeit mit dem alten aus der Kneipe.

Robert nahm sein Smartphone und wählte die Nummer: „Hallo Tom, hier ist

Robert, wollte dir sagen, dass ich gut angekommen bin. Aber da ist noch

was, das wollte ich gerne mit dir bereden...“

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Donnerstag „...und er ist vor allem und es besteht alles in ihm…“

(Kolosser 1, 17)

Alles - Fülle Das Telefonat hatte so gut getan.

Das ist ein Teil von Gemeinde. Tom hatte ihm gesagt: „Wenn wir miteinan-

der Gemeinde leben, werden wir Jesus erleben!“ Und dann hatte er ihm zu

Schluss noch eine Bibelstelle genannt. „Die musst du unbedingt lesen. Lang-

sam. Am besten laut. Mit der Betonung auf Jesus!“

Er wusste so ungefähr, was da drin stand, dass Jesus alles geschaffen hat,

und dass in ihm alle Fülle wohnt… Aber so genau konnte er sich nicht mehr

erinnern. Und im Zusammenhang mit der Herrlichkeit Jesu hatte er den Text

auch noch nicht gesehen.

Und er schlug Kolosser 1 auf und las die Verse 16-19 laut und langsam:

Denn in Jesus ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das

Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder

Mächte oder Gewalten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen. Und er

ist vor allem, und es besteht alles in ihm. Und er ist das Haupt des Leibes,

nämlich der Gemeinde. Er ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten,

auf dass er in allem der Erste sei. Denn es hat Gott gefallen, alle Fülle in ihm

wohnen zu lassen.

Robert saß da und las nochmal: Denn … wohnen zu lassen. Wort für Wort

geht er die Verse durch.

Es besteht alles durch Jesus, und alles ist zu ihm hin erschaffen. Und er ist

das Haupt der Gemeinde. Und alle Fülle ist in ihm!

Dann hat er seine Fülle in die Gemeinde hineingelegt!

Robert holte tief Luft, lehnte sich zurück, nahm einen Schluck von seinem

Kaffee, der inzwischen kalt geworden war, und sagte: Jesus, ich muss mit dir

reden. Weißt du, du bist unbegreiflich herrlich, und ich entdecke, wie viel

mehr du mir bedeutest. Ich wusste das bislang gar nicht. Ich will dir sagen,

wie sehr….

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Freitag „einen anderen Grund kann niemand legen,…“!

(1.Korinther 3,11)

Grund genug Als Robert „Amen“ sagte, schüttelte er den Kopf.

Was war nochmal der Grund, warum er hierher gekommen ist?

Er wollte entdecken, was Gemeinde Jesu wirklich bedeutet. Er wollte weg-

kommen von der Oberflächlichkeit, die er selber so oft lebte und erlebte.

Gemeinde nur am Sonntag, so ein bisschen noch unter der Woche. Das

konnte nicht sein. Er sehnte sich nach dem, was von der ersten Gemeinde

beschrieben wurde, die Kraft, die sie hatte, die Bedeutung für die Gesell-

schaft. In ihm entstand die Hoffnung, dass das auch heute noch möglich ist,

dass Jesus für alles im Leben, auch das Gewöhnlichste, relevant ist, Bedeu-

tung hat. Wenn Jesus alles durchdringt, dann hat er auch höchste Alltagsre-

levanz. Dann ist er die Grundlage von allem.

Gab es da nicht eine Bibelstelle dazu? Robert schnappte sich sein iPad und

gab in seine Konkordanz ein: „Grund“. Er schaute die Bibelstellen durch und

blieb bei 1.Korinther 3,11 hängen: „Einen anderen Grund kann niemand le-

gen, als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“

Da haben wir es doch. Für die Gemeinde gibt es kein anderes Fundament als

Jesus allein. Ist ja eigentlich klar. Eigentlich …. sollte es klar sein. Doch Robert

merkte, wie wenig diese Aussage sein Leben bestimmte. Ihm war klar: mit

dem Fundament eines Gebäudes wird die Grundfläche festgelegt, und wie

hoch das Haus gebaut werden kann, und wofür das Haus geeignet ist,…

Jesus ,das Fundament. „Wenn Jesus das Fundament meines Lebens ist,“

überlegte Robert, „dann muss ich mehr über ihn wissen. Oder…. ich muss

das, was ich schon alles weiß, endlich nutzen, mutig leben.“

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Samstag

„… da Jesus Christus der Eckstein ist!“

(Epheser 2,20)

Eckstein und Schlussstein Und während er weiter darüber nachdachte, überflog er noch die weiteren

Bibelstellen und las: „…Mitbürger der Heiligen, Gottes Hausgenossen, erbaut

auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein

ist!“

Der Eckstein, an dem sich alles ausrichtet! Der als erstes gesetzt wird! Der

das Maß aller Dinge ist! Und er verglich die Stelle in anderen Übersetzungen

und fand das Wort Schlussstein und in der Erklärung: „Der Schlussstein, der

den Abschluss eines Torbogens bildet, und mit dem der Bogen seinen Halt

und seine Stabilität bekommt.

Was ist das nur für ein Geschenk! Robert nimmt sich ein Blatt Papier und

fängt an, ein paar Stichworte untereinander zu schreiben:

Marion (Ehe)

Lukas und Laura (Kindererziehung)

Finanzen

Arbeitskollegen

Freizeitgestaltung

Lebensführung (Gesundheit,….)

Und dann die beiden Sätze und die eine Frage:

Wenn Jesus nicht als entscheidender Schlussstein dazukommt, sind alle an-

deren Bemühungen umsonst, und mein ganzer Lebensbau fällt in sich zu-

sammen.

Ich möchte lernen, alles an Christus, dem Eckstein auszurichten.

Was wird sich darum in meinen Lebensbereichen verändern müssen?

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Impulse für das Gespräch

in Kleingruppen Die Basis

Christus oder niemand!

Gemeinde. Gott setzt den Anfangspunkt. Grundstein ist Jesus. Schluss-stein ist Jesus. Der Stein, an dem sich der ganze Bau orientiert, ist Je-sus. Es geht einfach um Jesus! Und damit geht es um Gottes Reich. Denn überall, wo Jesus ist, da ist Reich Gottes.

Unter anderem zeigt sich dieses Reich in der Welt durch seine Ge-meinde. Und dieses Reich ist durch nichts unterzukriegen. Es wächst, weil Gott das will, und wie er will. Es wächst um Jesu willen! Weil Je-sus alle Macht hat im Himmel und auf Erden!

Welche Bedeutung hat für euch das Reich Gottes?

Tragt zusammen, Bilder, Gleichnisse der Bibel, eigene Erfahrungen...

Greift auf Texte der Tagesandachten zurück, oder schaut auf folgende Bibelstellen.

Texte: Johannes 3,16 Galater 2,20 Phil 1,21

Fragen: Was heißt das für dich, dass Jesus die Grundlage allen gemeindlichen Lebens ist, und du Teil der Gemeinde, Teil des Reiches Gottes in dieser Welt bist?

Was möchtest du in den nächsten Tagen konkret der Herrschaft Jesu anvertrauen?

Wer darf dich fragen, ob du es auch gemacht hast?

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Tagesandachten 2. Woche

Die Mitte

Sonntag „Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr's denn

nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde.

(Jesaja 43,19)

Perspektivwechsel Eine Woche wollte Robert in der Ferienwohnung bleiben. Was hatte er sich

nur dabei gedacht? Das war er nicht gewohnt, quasi 1 Woche nur mit sich

selbst. Da kamen Gedanken auf, die hatte er so noch gar nicht gedacht. Und

manchmal würde er gerne mit jemand drüber reden. Ob da vielleicht der

Alte von vorgestern …. Angedeutet hatte er es ja.

Robert schob den Gedanken beiseite. Er ging ins Wohnzimmer und stöberte

in ein paar Büchern, die da im Bücherregal standen. Da fiel aus einem ein

Blatt Papier heraus. Er faltete es auseinander und war gleich fasziniert von

dem, was er da las.

Perspektivwechsel:

Viele unserer Zeitgenossen haben keinen Zugang zu dem was wir an Gemein-

de und Gemeinschaft so erfüllend erleben. Und auch Menschen, die in die

Gemeinde kommen, haben oft eine Sehnsucht nach mehr, mehr Echtheit,

mehr Wahrhaftigkeit, mehr Heimat, mehr Perspektive,… Und wenn diese

Zeitgenossen an Kirche, Gemeinde oder Gott denken, dann geht es ihnen wie

in folgendem Text beschrieben:

Gottes Reich ist mitten unter uns?!

Tatsache ist,

dass die Kirche in der Gesellschaft nichts mehr zu sagen hat.

dass unsere Gemeinden älter und dann kleiner werden.

Ich glaube nicht,

dass sich das Blatt noch wenden wird.

Die Wahrheit ist,

die Kirche in Deutschland steht kurz vor dem Aus.

Ich weigere mich zu glauben,

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dass ich als Mitarbeiter meiner Gemeinde etwas tun kann.

dass Gott seine Gemeinde weiter bauen will.

Generationen vor uns haben das schon geglaubt,

es steht doch klar vor Augen,

dass heute so viele ausbrennen.

Es kann unmöglich sein,

dass das bei uns anders sein wird.

dass Gott eingreift.

Ich bin überzeugt,

man kann den Lauf der Dinge nicht aufhalten.

Es wäre eine Lüge, würde ich sagen:

Gott kümmert sich um uns.

Robert schaute nachdenklich aus dem Fenster. Kann man das so sagen? Ist

das die Wahrheit? Ein bisschen anders erlebt er seine Gemeinde schon.

Aber, ehrlich gesagt, da steckt schon viel Wahres drin!

Er warf nochmal einen Blick auf das Papier. Da stand doch Perspektivwech-

sel.

Und am Ende – das hatte er noch nicht gelesen –

Manchmal müssen wir Dinge einfach anders machen. Das Ganze von einer

anderen Seite anschauen. Womöglich hilft es uns, den Text Zeile für Zeile von

unten nach oben zu lesen.

Dann fing er an….

Montag Gottes Reich kann man nicht sehen wie ein irdisches Reich.

Niemand wird sagen können: ›Hier ist es!‹ oder ›Dort ist es!‹

Denn Gottes Reich ist schon jetzt da – mitten unter euch.«

(Lukas 17,20.21)

Reich Gottes Robert musste den Text nochmal von hinten nach vorne lesen. Von „Gott kümmert sich um uns“ bis „Reich Gottes ist mitten unter uns!“

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Wenn Gott sich um uns kümmert, und wenn Reich Gottes mitten unter uns ist, dann muss doch etwas von seinem Einfluss sichtbar sein in unserer Welt.

Und er dachte gleich an die Gemeinden in Nordkorea, China, und auch was in der islamischen Welt im Blick auf das Interesse an Jesus geschieht. Über 40.000 Menschen kommen weltweit täglich zum Glauben an Jesus, so hatte er vor kurzem gelesen. Gott kümmert sich. Reich Gottes mitten unter uns!

Aber wie ist das bei uns? Reich Gottes, ist das die Gemeinde, oder ist das mehr? Sind das alle Gemeinden im Ort zusammen? Oder geht es da viel-mehr um die Menschen, die an Jesus glauben und ihm nachfolgen? Robert überlegte laut: Wenn Jesus sagt, dass man es nicht sehen kann, sondern dass es mitten unter uns ist, dann muss es überall da sein, wo Menschen die Herrschaft ihres Lebens Jesus überlassen. Menschen, bei denen Jesus im Mittelpunkt ihres Lebens steht – unabhängig davon, in welcher Gemeinde sie am Ort sind.

In Roberts Kopf kam auf einmal eine Menge an Fragen auf. Kritische, heraus-fordernde.

Ich will, dass Jesus im Mittelpunkt meines Lebens steht – doch wo wird das sichtbar? Verstecke ich mich nicht viel zu sehr? Was passiert denn in mir und durch mich, wenn ich Jesus herrschen lasse? „Dein Reich komme, dein Wille geschehe…“ so bete ich es öfter…..

Und was ist mit der Trägheit unserer Gemeinden? In chinesischen Zeitungen wird man nicht viel lesen können von Gemeindewachstum in Deutschland, oder in der westlichen Welt. Was ist da nur los? Ist Jesus wirklich die Mitte, oder machen wir da nur mächtig Betrieb und sind so beschäftigt, uns zu be-schäftigen, dass wir den Auftrag und das Ziel aus den Augen verloren haben?

Robert erinnerte sich an einen Satz, den hatte Tom vor langer Zeit gesagt. Und er hatte da nur drüber gelächelt. Jetzt war er wieder da, in voller Klar-heit: Viele Christen wissen nicht was sie tun – bis sie endlich anfangen zu tun, was sie schon längst wissen!

Robert schnappte sich sein Tagebuch und schrieb hinein: Es ist Zeit! Zeit endlich das zu tun, was ich weiß!

Dann zog er sich seinen Mantel an und ging hinaus. Er brauchte jetzt erst mal einen längeren Spaziergang an der frischen Luft.

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Dienstag „damit wir zum Lob seiner Herrlichkeit leben,

die wir zuvor auf Christus gehofft haben.“

(Epheser 1,12)

Wesentlich Das tat richtig gut. Die kalte Luft, der Waldweg, überhaupt die Natur. Und Robert war froh, dass er jetzt einfach die Natur genießen konnte.

Hinhören auf die Vögel, das Rauschen des Baches, das Rascheln der Blätter im Wind. Und dann die schneebedeckten majestätischen Berggipfel. Das tat seiner Seele so gut. Und er musste unwillkürlich „Danke“ sagen. Danke dem Schöpfer, den er kennen durfte. Und er entdeckte zum wiederholten Male den faszinierenden Zusammenhang, dass der, der alles gemacht hat, auch Macht über alles hat, und dass in allem, was wir in der Schöpfung sehen, in jedem Detail ein Hinweis auf Gottes Großzügigkeit und Kreativität zu sehen ist.

Er war keine 20 Minuten unterwegs, da sah er ihn, den „Alten“. Er versuchte sein Alter zu schätzen, war sich dabei aber nicht sicher. 70 oder schon 80? Ist ja eigentlich auch egal. Und ja, er freute sich, ihn zu treffen.

„Grüß Gott Georg. Bist du auch unterwegs?“ „Grüß Dich Robert. Wie du siehst!“ Er schaute Robert mit seinen klaren Augen an. „Bin grad auf dem Weg in unsere Kapelle. Mach ich jeden Tag. Sie ist gleich hier um die Ecke. Kommst du mit?“ Robert hatte ja nichts Bestimmtes vor. Und so ging er mit.

„Weißt du,“ Georg blieb stehen und schaute Robert von der Seite an, „jeder Mensch braucht so eine Gewohnheit, dass er jeden Tag auch mal zur Ruhe kommt. Man wird vereinnahmt von dem, was alles geschieht, was man ma-chen muss, und man ist nie fertig, kommt ja gar nicht mehr hinterher. Die vielen Informationen machen einen müde, und man versäumt das Wesentli-che und verliert die Mitte. Es sei denn, …“ Georg machte eine Pause wie wenn er darauf warten würde, dass Robert den Satz zu Ende bringt.

Und Robert überlegte, … es sei denn ... was? Und er fragt Georg: „Wie bleibt die Mitte die Mitte? Was ist wesentlich?“ Georg ging weiter und fing nach ein paar Schritten an: „Wesentlich ist das, was deinem innersten Wesen ent-spricht. Und wir Menschen sind unserem Wesen nach als Gegenüber zu Gott geschaffen, also ist die Beziehung zu Gott wesentlich. Und somit ist Gott als Mitte unseres Lebens durch nichts zu ersetzen.“

Robert meinte: „Ich glaube das auch. Doch bei dir scheint das so normal, so natürlich, so unaufgesetzt und zwanglos. So einfach. Und ich mühe mich ab,

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will alles irgendwie doch auf die Reihe bekommen und fühle mich dabei oft wie einer, dem letztlich gar nichts gelingt.“

Georg hörte genau zu. Und nach einer gefühlten Ewigkeit von 2 Minuten, sagte er: „Du solltest wohl mal wieder das Wesentliche tun. Es nicht nur wis-sen, sondern tun. Gustav Werner (Pfarrer und Pionier der Diakonie 1809-1887) hat gesagt: Was nicht zur Tat wird, hat keinen Wert. Robert, du weißt was zu tun ist. Jetzt hast du Zeit – achte auf das Wesentliche.“

Mittwoch „…dass er euch Kraft gebe, nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit,

stark zu werden durch den Geist an dem innwendigen Menschen.“

(Epheser 3,16)

Fragen Die Kapelle war ein eher trüber Raum gewesen. Nicht besonders anspre-chend. Einfach. Schlicht. Und um die Jahreszeit etwas kalt, um darin länger zu bleiben.

Also hatte sich Robert bald von Georg verabschiedet. Als er aus der Kapelle hinausging, hatte er nochmal überlegt, warum er sich so zu dem „Alten“, zu Georg, hingezogen fühlte.

Er hatte ihm noch ein paar Fragen gestellt. Und Robert überlegte sich zwi-schendurch, was das eigentlich sollte.

„Wann hast du das letzte Mal Qualitätszeit mit Gott verbracht?“

„Um was dreht sich dein Alltag?“

„Für das, was dir wichtig ist, nimmst du dir Zeit. Was ist das?“

„Was du denkst, prägt dein Leben! Worum drehen sich deine Gedanken?“

„Was sollen Menschen am Ende deines Lebens über dich sagen?“

Die Fragen waren zu gut, um sie mal kurz zu beantworten.

So wie Georg mit ihm sprach, verspürte er ein echtes Interesse. Da war je-mand, der wollte ihm einfach gut sein, ihn weiterbringen (?), obwohl er gar kein persönliches Interesse daran haben konnte. Der ihn nur flüchtig kannte.

Was war dieser Georg nur für einer?

Auf dem Weg in die Ferienwohnung dankte er Gott für Georg. Ihm wurde es zum ersten Mal in seinem Leben richtig bewusst, wie wertvoll es ist, wenn ihn jemand hinterfragt.

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Er schaute auf seine Uhr. Es war jetzt 16:30h. in 3,5h würde bei ihm Zuhause der Hauskreis losgehen.

Und er fragte sich: Was wäre, wenn wir uns im Hauskreis solchen grundle-genden Fragen ehrlich stellen würden.? Was würde sich in unseren Familien und in der Gemeinde ändern, wenn unser Glaube an Jesus wieder viel mehr Relevanz für die Alltagsthemen hätte.

Denn genau das spürte er bei Georg. Nicht nur, dass es eine gute Gewohn-heit war, einmal am Tag in die Kapelle zu gehen. Vielmehr merkte man, dass ihm die Beziehung zu Jesus in jedem Moment am Tag wichtig war. Die Zeit in der Kapelle, das war seine, wie er es nannte, „Qualitätszeit“.

Donnerstag „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen

wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.“

(Markus 6,31)

Wesentliche Aufträge Robert war wieder in der Ferienwohnung. Das Gespräch ging ihm einfach

nicht aus dem Kopf. Von Georg konnte und wollte er noch einiges lernen. Er

versuchte, sich an die Stichworte zu erinnern die Georg ihm genannt hatte

im Blick auf die wesentlichen Bereiche des Gemeindelebens. Er hatte das

festgemacht an zwei Bibelstellen. Die hatte er sich merken können:

Markus 12,30.31: 30 Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem

Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft« (5.

Mose 6,4-5). Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich

selbst« (3. Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese.

Und die zweite Stelle Matthäus 28,18b-20: Mir ist gegeben alle Gewalt im

Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf

den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret

sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle

Tage bis an der Welt Ende.

Und dann überlegte er, Georg hatte es die 5 wesentlichen Aufträge genannt.

Der eine war Anbetung (Gott zugewandt). Der andere, Gemeinschaft

(einander zugewandt). Mission war da noch – klar (der Welt zugewandt). Er

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grübelt etwas nach, was die anderen beiden waren. Ach ja, genau, so wollte

er sich das merken: Damit Anbetung, Gemeinschaft und Mission im Sinne

Gottes gelingen, braucht es Jüngerschaft – also wie lebe ich authentische

Nachfolge Jesu und dann ein Dienst – also meine konkrete Mitarbeit mit

meinen Begabungen, meiner Persönlichkeit, mit allem, was mein Leben aus-

macht, auch Zeit und Familiensituation und finanziellen Möglichkeiten.

Das alles hatte echt Hand und Fuß. Und er überlegte, wo und wie in seinem

Leben der Bereich der Anbetung eigentlich zu finden war.

Er nahm sich vor eine Liste anzulegen, in die er in den nächsten Tagen rein-

schreiben konnte wie sich diese 5 Aufträge in seinem Leben zeigten.

Dass dies auch ein Thema für seine Gemeinde ist, war ihm gleich klar. Aber

er wollte erst mal auf das schauen, was in seinem Leben gerade Stand der

Dinge war. Er wollte so konkret wie möglich sein.

Er nahm sich ein Blatt Papier und schrieb:

Freitag „Alles was ihr tut mit Worten oder mit Werken,

das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn .“

(Kolosser 3,17)

DNA Robert hatte richtig Feuer gefangen. Er war begeistert und merkte, wie in ihm eine immer größere Freude aufkam. Eine Freude an Gott und dass er Teil einer Gemeinde sein durfte.

Beim Ausfüllen seiner Tabelle hatte er manchmal lange überlegen müssen. Er sah einige Defizite. Aber er wusste auch, dass er nie irgendetwas ändern würde, wenn er nicht den Mangel sehen würde.

Anbetung Gemein-

schaft

Mission Jünger-

schaft

Dienst

Montag

Dienstag

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Genau das war doch der Auslöser, dass Gott überhaupt auf diese Welt kam.

Es war die Aussicht, die Ewigkeit ohne seine über alles geliebten Menschen

verbringen zu müssen.

Robert stellte sich vor, wie Gott der Vater zu Jesus, seinem Sohn, sagte:

„Erinnerst du dich an die Vollkommenheit, mit der wir die Welt und den

Mensch geschaffen haben? Mir ist es, wie wenn es gestern war, dass sich die

Menschen gegen die Gemeinschaft mit uns entschieden haben und eigene

Wege gegangen sind. Aber dazu haben wir sie nicht erschaffen. Sie sollen

doch nicht nur einfach Geschöpfe sein, sondern meine Kinder. (Eph 1,4) Und

alle Maßnahmen, dass das geschehen kann, haben bisher nichts gebracht.

Der Mensch kann sich nicht grundlegend ändern. Da muss was ganz neues

entstehen.“ Und Jesus schaut seinen Vater an und sagt: „Vater, ich kann mir

niemals vorstellen, ohne die Menschen zu leben. Und ich denke an Mike, der

von den Drogen nicht mehr loskommt, an Lea, die in die Prostitution ge-

drängt wurde, an die Kinder in den Slums, an …. Robert.....“ Und nach einer

kurzen Pause: „Weißt du, Vater, ich bin bereit.“

Und dann begann seine Zeit hier auf dieser Erde, seine Geburt, sein Leben

und Wirken, sein Sterben und Auferstehen, seine Himmelfahrt. Und nun er-

fährt seine Zeit auf dieser Erde ihre Fortsetzung durch uns, die wir mit ihm

leben.

Das ist genial. Genau darum geht’s! Das ist die Mitte des Handelns Gottes!

Kann ich das vielleicht ganz einfach zusammenfassen, so, dass es auf einen

Bierdeckel passt?

> es dient dem Menschen

> es ist nachhaltig bis in Ewigkeit

> Gott wird damit angebetet

Das sehe ich bei Jesus. Das ist seine DNA!

DNA. Das war Ausdruck seiner Liebe zu den Menschen.

Es dient den Menschen. Es ist nachhaltig. Der Vater wird angebetet.

Robert faszinierte der Gedanke.

‚Da denke ich weiter drüber nach. Nach dem Abendessen.‘

Robert griff zum Telefon, wählte eine Nummer, sagte dann: „Ja, bringen Sie

eine Große Pizza „Vier Jahreszeiten“ ..... 30 Minuten? Passt.“

2. Woche

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Pizza „vier Jahreszeiten“. Das passte auch, schließlich gilt Gottes Liebe allen

Menschen zu allen Zeiten, den natürlichen Jahreszeiten und auch in den Jah-

reszeiten des Lebens – würde Romano Guardini sagen.

Samstag „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“

(Johannes 3,10)

Geliebt Es klingelte an der Tür. Robert machte auf und freute sich auf seine Pizza.

Und während er so eine „Jahreszeit“ nach der anderen aß, ging er in Gedan-

ken das Leben von Jesus durch. Was ihm so einfiel. So überragend viel war

das nicht. Aber er konnte ja später in den Evangelien nachlesen. Und er war

überzeugt, dass es gut ist, bei dem anzufangen, was man weiß und sich nicht

an den eigenen Defiziten aufzuhalten.

Dienen, wo fand er das bei Jesus. Das war jetzt nicht so schwer. Jesus ging

zu den Kranken, den Ausgeschlossenen, den Bedürftigen, den Zweiflern und

Fragenden. Er diente mit, dem was er hatte. Sein ganzes Wesen war darauf

ausgerichtet, dem Menschen dazu zu verhelfen, wieder mit Gott Gemein-

schaft zu leben. Darum war sein ganzes Leben ein „Dienen“.

Nachhaltig: das kann man wohl sagen. Der Einfluss, den Jesus auf den

Menschen hatte, war nicht nur von kurzer Dauer. Wenn er einen Menschen

verändert, dann hat das Auswirkung für den Rest des Lebens und bis in Ewig-

keit! Nachhaltig deshalb, weil der Fokus des Lebens nicht mehr darauf ge-

richtet ist, alles, was das Leben zu bieten hat, auszukosten und darin den

Sinn des Lebens zu sehen. Das Leben bekommt vielmehr eine Ausrichtung

auf die Gemeinschaft mit Jesus! Und damit wird das Leben von Dankbarkeit,

Freude und Zuversicht geprägt, auch wenn es dunkle Zeiten gibt. Robert

musste an seinen Freund aus der Hobby-Volleyballmannschaft denken. Mit

23 Jahren Krebs im Endstadium. Und wenn man ihn besucht hat im Kranken-

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haus, dann hat er eine Zuversicht ausgestrahlt und die Gewissheit, dass er

bald bei Jesus sein darf. Er hat das nicht wirklich verstanden, wie man so

sein kann. Aber er wollte gerne auch solch einen Glauben und solch ein Ver-

trauen in Jesus haben.

Und dann Anbetung Gottes: Ja, das war es wohl, was Jesus durch alles, was

er sagte und tat, gelebt hat. Es ging ihm immer um seinen Vater! Und der

Frau am Jakobsbrunnen (Johannes 4) hat er erklärt, wie und wo Anbetung

wirklich stattfindet. ‚Anbetung‘, Robert überlegte: ‚was ist das eigentlich?‘

Darüber hatte er noch nicht wirklich nachgedacht. Aber es muss etwas mit

dem zu tun haben, „Du sollst den Herrn deinen Gott lieben, von ganzem Her-

zen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft!“ Das war

nicht einfach nur die Anbetungszeit im Gottesdienst. Das hat viel mehr mit

meinem Leben zu tun.

Wenn es zur DNA Jesu gehört, dann durchdringt es jeden Lebensbereich.

Und dann wird Anbetung auch in meinem Leben ein Lebensthema sein. Was

stelle ich in den Mittelpunkt meines Lebens? Was liebe ich, mit allem was ich

bin und habe, mit meinem Denken, meinem Entscheiden, meinen Gefühlen?

Diese Fragen drängten sich Robert geradezu auf. Und wenn er an Jesus

dachte, dann hatte Jesus tatsächlich immer den Vater im Fokus. Anbetung

des Vaters durch sein Leben, das war sein Thema. Und darum hat er auch

immer von Reich Gottes gesprochen. Von der Herrschaft Gottes in dieser

Welt. Sein ganzes Leben war darauf ausgerichtet, Reich Gottes zu beginnen,

den ultimativen Anfangspunkt zu setzen und dafür zu sorgen, dass es nicht

mehr aufhört.

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Impulse für das Gespräch

in Kleingruppen Die Mitte

Wer seine Mitte nicht kennt, der eiert durchs Leben!

Wer nicht immer wieder zur Mitte zurückkehrt, verliert die Orientierung und verläuft sich im Irrgarten des Vielerleis im Leben.

Einstieg: Erzählt euch, was für euch in der letzten Woche wichtig war, was viel Zeit eingenommen hat.

Schaut euch in dem Raum um in dem ihr seid. Findet ihr etwas, das einen kleinen Ausschnitt des Reiches Gottes beschreibt? Erklärt.

Texte Matthäus 13,33.44.45

Markus 12,30-31 Matthäus 28,18b-20

Fragen: Was löst bei dir der Begriff „Reich Gottes“ aus?

Wie verstehst du das was Jesus über Gottes Reich erklärt?

Welche Bedeutung und Auswirkung hat es, dass Du in Gottes Reich lebst?

Was bezeichnest du für dein Leben als wesentlich?

Welche Bereiche gehören wesentlich zu einer Gemeinde?

Wo entdeckst du die 5 Aufträge in der Gemeinde und wie bist du beteiligt?

Wo entdeckst du die DNA Jesu in deinem Leben (Dienen / Nachhaltigkeit Anbetung) (siehe Freitag und Samstag)

Wie könnt ihr euch in den nächsten Tagen einander ermutigen bewusster auf die Mitte des Lebens zu achten, auf Jesus?

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Tagesandachten 3. Woche

Die Berufung

Sonntag „Was ich dir jetzt rate, ist wichtiger als alles andere:

Achte auf deine Gedanken, denn sie entscheiden über dein Leben!“

(Sprüche 4,23)

Gedanken Für Robert ging ein intensiver Tag zu Ende. Müde und zufrieden legte er sich

ins Bett. Er hätte nicht gedacht, dass für ihn diese Zeit in der Ferienwohnung

von Tom so bereichernd sein würde.

So kurz vor dem Einschlafen, daran erinnerte er sich am nächsten Morgen

noch, kurz vor dem Einschlafen, hatte er noch gedacht: ‚das mit was du dich

gedanklich beschäftigst, bestimmt dein Leben!‘ Oder wie es in Sprüche 4,23

heißt: „Was ich dir jetzt rate, ist wichtiger als alles andere: Achte auf deine

Gedanken, denn sie entscheiden über dein Leben!“

Nun war er also den dritten Tag schon hier. Heute wollte er was unterneh-

men. Irgendwie raus, ein bisschen Sport machen. Das Wetter passte ganz

gut. Während er sich nach dem Frühstück seine Laufsachen anzog und die

Schuhe zuschnürte, fiel ihm nochmal der Satz aus dem Sprüchen ein. ‚Man

könnte auch sagen: „Du bist was du denkst.“‘

Wie viele Menschen haben sich festgelegt in ihren Gedanken: Ich bin nichts.

Ich kann nichts. Ich bin zu langsam. Ich schaffe das nie. Ich mache sowieso

immer alles falsch. Ich glaube niemandem mehr. Ich komme allein zurecht.

Brauche niemanden. Das passiert mir immer, wenn ich alleine bin.

Du bist was du denkst.

Robert lief los. Er hatte sich auf einer Karte eine Strecke angeschaut, sie in

sein Smartphone eingegeben, und konnte jetzt ganz entspannt laufen.

Schließlich hatte er die APP auf dem Smartphone so eingestellt, dass er im-

mer die nächste Abzweigung angesagt bekam. Schon toll so ein Gerät.

Wenn es das für das Leben auch geben würde.

….

Während Robert durch den nahegelegenen Wald joggte, musste er voller

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Dankbarkeit an seine Marion denken. Nicht nur, weil sie es ihm immer wie-

der ermöglichte kurze oder längere Auszeiten zu haben. Marion war es, die

ihm durch ihre Art zu leben, Jesus lieb gemacht hatte. Sie sagte immer mal:

„Weißt du Robert, ich möchte einfach meine Berufung leben. Ich denke im-

mer wieder darüber nach und freue mich, dass Jesus immer bei mir ist!“

In diesem Moment bekam er eine WhatsApp. ‚Soll ich die jetzt lesen, oder

nicht?‘ Er hielt an und schaute nach. Es war Marion: „Hallo Schatz, wünsche

dir einen tollen Tag. Genieß die Natur und falls du noch nichts Besonderes

vorhast, schau dir doch mal 1.Korinther 1,9 an. Habe ich vorhin gelesen. gby

Marion.“

gby – typisch für seine Marion: God bless you.

Den Vers lese ich gleich, wenn zurück bin.

Montag Denn Gott ist treu, durch den ihr berufen seid

zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn.

(1.Korinther 1,9)

Berufung

Eine gute Stunde war er unterwegs gewesen. Und er fühlte sich so richtig

frisch. Kurz unter die Dusche und dann wollte er noch ein paar Sachen ein-

kaufen. Für die nächsten Tage.

Also fuhr er los und war 2h später wieder zurück.

Als er in die Küche kam, sah er sein Smartphone dort liegen. Aus Gewohn-

heit sah er drauf, ob jemand was geschrieben, oder angerufen hat.

Ne, da war nichts.

Warum machte ihm das jetzt was aus? Andere bekommen ständig irgend-

welche Nachrichten. Sind wohl wichtig. Aber kaum bin ich mal ein paar Tage

weg, denkt niemand an mich. Nun ja, warum auch. Wer bin ich schon.

3. Woche

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Als Robert die Sachen in den Kühlschrank legte, merkte er, was da eigentlich

gerade in ihm passierte.

Du bist, was du denkst! Und er dachte gerade (mal wieder) so negativ von

sich. Und das zog ihn runter. Und er wollte das doch gar nicht.

Tom hatte mal zu ihm gesagt, wenn dir das passiert, dann denke darüber

nach, was du in den letzten Stunden Gutes erlebt hast. Vielleicht hast du

was Schönes gesehen oder gehört. Oder denke an jemanden, dem du viel

bedeutest, da gibt es immer jemand, für den du wichtig bist.

‚Na klar. Warum hatte ich das nur vergessen.‘ Marion hatte ihm doch ge-

schrieben. Er schaute nochmal in die Nachricht rein. Dann nahm er seine

Bibel und schlug 1.Korinther 1,9 auf: Denn Gott ist treu, durch den

ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres

Herrn.

Berufen! Zur Gemeinschaft mit Jesus! Weil Gott treu ist!

Das überraschte ihn jetzt. Bislang hatte er Berufung immer so verstanden,

dass es mit irgendeiner Aufgabe zu tun hatte. Aber das, was da stand…… Das

hatte doch viel mehr damit zu tun, dass es die Verheißung Jesu bestätigte:

Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Und dieser Jesus sagt von sich: „Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und

auf Erden.“

Also, das nenn ich mal eine Überraschung: wenn ich zu Gemeinschaft mit

dem berufen bin, der alle Macht hat im Himmel und auf Erden und der mir

zugesagt hat, immer bei mir zu sein… was lasse ich mich von so negativen

Gedanken runterziehen? Und Robert betete: „Danke Vater, dass du mich

auf gute Gedanken gebracht hast. Danke für diese außergewöhnliche, ja

höchste Wertschätzung. Ich darf Gemeinschaft mit Jesus haben. Und ich

brauche mich nicht damit beschäftigen, dass ich ein paar Stunden keine

Nachricht bekomme.

Danke Vater für deine Berufung!“

3. Woche

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Dienstag „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum,

ein heiliges Volk, ein Volk zum Eigentum, dass ihr verkündigen sollt

die Wohltaten dessen, der euch berufen hat aus der Finsternis

in sein wunderbares Licht.“

(1.Petrus 2,9)

Never ending story Robert hatte sich ein Mittagessen gekocht und sich dabei an frühere Zeiten erinnert. Sie waren vier Freunde, haben sich mittlerweile aus den Augen ver-loren, einer war schon früh an Krebs verstorben. Sie haben sich alle 6 Wo-chen zum Kochen getroffen. Rezepte aussuchen, Einkaufsliste schreiben, einkaufen, kochen, essen, spülen – musste halt auch sein. Und sie hatten eine Menge Spaß dabei. Das Beste aber war die Gemeinschaft. Was hatten sie für geniale Gespräche. Über Gott und Freundschaft, die Eltern, das Geld, Zukunftspläne. Und über Neid und Ärger, Frust und Zweifel.

Er lächelte und wie wenn er eine der oft gehörten Antworten jemanden sa-gen wollte, sagte er laut: „Nein, eine Lösung habe ich da nicht für dich. Da musst du wohl durch. Aber, du hast ja uns. Wir schaffen das schon!“

Und auf einmal ging ihm ein “Kronleuchter“ auf. Wir sind berufen „zur Ge-meinschaft seines Sohnes Jesus Christus.“

Das hatte er zuerst so verstanden, dass wir zur Gemeinschaft mit Jesus beru-fen sind. Und das stimmt ja auch. Bei der Berufung der Jünger hatte Jesus einfach gesagt: Kommt und folgt mir nach. Kommt und geht mit mir. Kommt und seid Teil der Gemeinschaft, die mit mir unterwegs ist. Und genau das bedeutet der Satz.

Robert stellte sich diese Frage laut, obwohl ihm schon die Antwort klar war: Was ist denn die Gemeinschaft des Sohnes Gottes, die Gemeinschaft Jesu Christi? Es ist nichts anderes als seine Gemeinde! Wir sind berufen, Teil der weltweiten Gemeinde Jesu zu sein. Teil einer Bewegung, die eine niemals endende Geschichte hat.

Robert hatte fast Lust, eine Geschichte zu schreiben mit dem Titel: „The ne-ver ending story! – warum Gemeinde Jesu niemals untergehen wird!“

Nun war das nicht gerade seine Stärke, eine Geschichte zu schreiben. Aber drüber nachdenken wollte er. Und er merkte, dass gerade das Thema Beru-fung viel Kraft in sich hatte.

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Teil der Gemeinde Jesu zu sein. Die „Ecclesia“, die Herausgerufenen aus die-ser Welt. Teil der Gemeinschaft von Menschen zu sein, die für diese Welt wirklich von Bedeutung war …. Robert verbesserte sich selber, … von Bedeu-tung ist!

Vielleicht haben wir das vergessen. Vielleicht muss ich selber wieder glauben und vertrauen, dass ich mit meinem Leben, das ich mit Jesus lebe, einen wichtigen Beitrag für meine Welt geben kann.

Für meine Ehe, meine Familie, meine Arbeitskollegen, Nachbarn.

Und dass ich selber in dieser Gemeinschaft erlebe, wie ich getragen werde, Unterstützung erfahre.

Vielleicht könnte man den Satz aus 1.Korinther 1,9 auch so ausdrücken: Be-rufen zur Gemeinschaft, in der Jesus die Mitte ist und in der es um das geht, was Jesus auf dieser Welt verwirklichen will.

Mittwoch

„Ich will dich segnen (und dir einen großen Namen machen)

und du sollst ein Segen sein.“

(1.Mose 12,2)

Segen Robert stand auf. Das Mittagessen war lecker gewesen. Jetzt noch einen Es-presso. Klasse, dass Tom so einen Vollautomat da stehen hatte. Da ging das ganz flott.

Robert war mit dem noch nicht ganz durch, was denn nun diese Berufung persönlich bedeutete.

Da fiel ihm Georg ein. Vielleicht wäre es gut mit ihm darüber zu reden. In Gemeinschaft entdeckt man mehr, viel mehr als alleine.

Er zog sich seine Schuhe an, schnappte sich seine Jacke und ging los. Viel-leicht war er ja in dem kleinen Gasthof….

Als Robert ankam, hatte er geschlossen. Schade, dachte er. Wie gerne hätte er sich mit Georg unterhalten. Er wusste nicht mal, wo er wohnte. Dieser Georg. An welche biblische Person erinnert er mich eigentlich. Der erste der ihm einfiel war Abraham. Ja, irgendwie kommt er mir vor wie Abraham. Ein Mann des Glaubens. Berufen von Gott loszuziehen aus seiner Heimat und in einem Land sesshaft zu werden, das ihm nicht gehörte. Vertraute Sicherhei-ten hinter sich lassend, neues zu wagen – einfach weil es Gottes Ruf war!

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Robert wischte den Gedanken beiseite, dass er Georg mit Abraham verglei-chen konnte. Der war sicher ein Urgestein des Dorfes. Hier geboren, und nie mehr als 10 km weit vom Dorf weggekommen.

Robert ging wieder zurück zur Ferienwohnung. Vielleicht kann ich von Abra-hams Berufung doch was lernen und was entdecken….

„Hallo Robert!“ Robert drehte sich um. Da schaute doch glatt Georg aus ei-nem Fenster raus. „Suchst du was? Du siehst so in Gedanken aus.“

„Ja Hallo Georg. Also ehrlich, eigentlich wollte ich dich treffen. Im Gasthaus.“

„Das hat doch Mittags immer zu. Macht erst wieder um halb sechs auf.“ „Ja, das habe ich auch gemerkt. Aber …“ „Willst du reinkommen,“ unterbrach ihn Georg. „Gerne“

Und kurz darauf saßen sie bei Georg im Wohnzimmer.

„Was beschäftigt dich?“, fragte Georg. Georg fing an: „Also, ich kam heute Morgen auf das Thema Berufung, und das…..“ Und dann erzählte er Georg von seinen Gedanken und Fragen. „… Und dann kam ich auf Abraham und dachte mir: so einer ist Georg. Wobei du ja sicher schon immer hier lebst.“

„Hm“, Georg strich sich durch den Bart. „Ausgerechnet Abraham. Du weißt gar nicht, dass ich tatsächlich viel mit seiner Geschichte gemeinsam habe. Ich lebe jetzt seit 40 Jahren hier. Die ersten 45 Jahre meines Lebens lebte ich über 500km weit weg von hier. Mir ging es gut, auch wenn ich nicht an Gott glaubte. Die Götter unserer Familie waren Geld, Macht und Status. Daran glaubten wir, das war unser Lebensinhalt…… Und dieser Ruf von Gott, der traf mich mitten im Leben. Geh! Verlasse was du hast, ich brauche dich an einer ganz anderen Stelle!“ Robert hörte fasziniert zu. Er konnte es kaum fassen.

Und Georg kam auf Abraham zu sprechen. „Weißt du Robert, ich spreche lieber von Abraham als von mir. Denn das „Ja“ Abrahams zum Ruf Gottes zeigt sich in der konsequenten Haltung, mit der er sich auf den Weg macht! Es ist ein Ja, sein Leben in neue Dimensionen führen zu lassen, und es ist ein Nein gegenüber allen hemmenden, zurückhaltenden, bedrohenden und ver-pflichtenden Kräften durch Personen, die ihn bisher bestimmt haben, durch Verhältnisse, die ihn festgehalten haben, oder sachliche Verpflichtungen, die zu einer Macht in seinem Leben geworden sind und bisher Veränderung ver-hindert haben! Es ist ein Ruf in die Gemeinschaft mit Gott. Eine Berufung, ganz Gott zu vertrauen und sich darauf zu verlassen: Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.

3. Woche

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Robert schossen ein paar Fragen durch den Kopf:

Wann hat Gott mich das letzte mal angesprochen?

Was bedeutet denn für mich Berufung?

Von was hängt das denn ab, dass ich den Ruf Gottes höre?

Und was folgt dann daraus? Und was heißt dann Gehorsam?

Donnerstag „Wir sind sein Werk, geschaffen zu guten Werken,

dass wir darin wandeln sollen“

(Epheser 2,10)

Fragen Abraham! Georg. Was für eine Geschichte. Robert fühlte sich so verbunden mit Georg, als ob er ihn schon lange kennen würde. Und er fand es faszinie-rend, wie es Georg schaffte, seinen Lebensweg mit dem von Abraham zu vergleichen. Und die Fragen, die er so dazwischen stellte:

Was würde ich heute auf Gott hin noch wagen wollen?

Welchen Schritt könnte ich herausgehen aus der gesicherten Normalität?

Welches Wagnis wäre denn für mich noch möglich?

Kenne ich das überhaupt noch, einen Aufbruch?

Wann war das denn das letzte mal, und wohin ging der?

Robert wollte es sich nicht ausmalen was wäre, wenn Gott ihn, wie einen Abraham, herausrufen würde aus dem, was sein Leben bisher ausmachte, wo er seine Sicherheiten hat. Und doch hatte es etwas an sich, dem er sich nicht verschließen konnte. Es war ihm, wie wenn hinter solch einer Berufung Antworten auf Fragen verborgen lägen, die so ganz tief in seinem Innern nagten.

„Hast du schon mal drüber nachgedacht,“ die Worte von Georg holten Ro-bert wieder zurück, „was das für dich bedeutet wenn du verstehst, was Gott dir sagen will? Wenn Gott redet, will er, dass das Folgen hat. Und für mich bedeutet gehorchen: ich will besonders gut hinhören! Und dann manchmal zaghaft und unsicher und doch im Vertrauen auf Gott tun, was ich verstan-den habe.“

Die beiden Männer schwiegen und hingen ihren Gedanken nach.

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Robert schaute auf die Uhr. Es war schon fast 5.

„Danke Georg. Du bist echt ein Segen für mich. Ein Zeichen der Gegenwart Gottes in meinem Leben. Ich geh dann mal. Wir sehen uns bald wieder.“

Robert verließ das Haus von Georg, sog die kühle frische Luft in sich ein und nahm sich fest vor, diesen Fragen nachzugehen. Er wollte nicht verpassen, wenn Gott auf diese Weise zu ihm reden wollte.

Was er noch nicht gemerkt hatte: Gott hatte es längst getan.

Freitag „Und er sprach zu ihnen: Kommt, folgt mir nach!

Ich will euch zu Menschenfischern machen.“

(Matthäus 4,19)

Menschenfischer Robert kam in die Ferienwohnung und konnte es kaum fassen, was er an

diesem Nachmittag erlebt hatte.

Er setzte sich hin und schaute nochmal auf das Notizbuch in seinem Smart-

phon. Da hatte er sich diese Fragen notiert. Doch es ging jetzt nicht darum,

dass es gute Frage waren. Vielmehr konnten sie erst dann für ihn gut wer-

den, wenn er sich ihnen stellte, sich auch durch sie in Frage stellen ließ.

Wer bin ich schon? Ging es ihm nochmal durch den Sinn. Und wie wenn er in ein inneres Zwiegespräch mit Gott getreten wäre, formte sich eine Antwort:

„Frag nicht, wer du bist sondern achte darauf, wer mit dir ist! Ich will mit dir sein! Ich will dich zum Segen setzen! Du bist berufen, begabt und be-auftragt!“

Wie hatte es Georg gesagt: ‚Bei dem Gott, der heute noch Geschichte macht, geht es eben nicht um unsere Leistung. Zuallererst sagt er seine Gegenwart zu! Es geht ihm nicht um Leistung, sondern es geht um Vertrauen, um Hinga-be. Gott braucht keine Helden, sondern Hörer, die dann in seinem Sinne handeln.“

„Dann geht das mit der Berufung auch in die Richtung, wie ich es bisher ver-

3. Woche

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standen habe“, sagte Robert laut. Er erschrak über sich selbst und musste dann doch lachen. Er war so vertieft in das Thema, dass er meinte Gott, wäre im Raum und sie würden sich unterhalten. Was ja irgendwie auch der Reali-tät entsprach, wenn auch der unsichtbaren.

Jesus hatte die Jünger gerufen, ihm zu folgen. Der erste Ruf war in die Ge-meinschaft mit ihm und den anderen Jüngern. Damit verbunden war der Auftrag der Berufung: Jesus wollte aus ihnen Menschenfischer machen.

Meine Güte, dachte Robert. Das hatte ich wirklich verdreht. Ich dachte im-mer:

Ich leiste etwas – also bin ich wer.

Ich arbeite – also lebe ich.

Ich fühle mich geborgen – also gehöre ich dazu.

Wie oft hatte er das in der Gemeinde so gedacht und gelebt.

Dabei wird es andersrum zur befreienden Wahrheit

Ich bin wer (Gottes Kind) – also kann ich auch meine Begabung leben.

Ich lebe (weil Christus in mir lebt) – also will ich meine Arbeit tun.

Ich gehöre dazu (bin berufen zu Gemeinschaft in Jesus) also darf ich mich geborgen wissen

Zuerst kommt das, was ich in Christus bin. Das zählt. Und daraus folgt, was ich mit meinem Leben mit ihm und für ihn leben darf.

Robert fiel nochmal das Wort Menschenfischer ein. Menschenfischer. Wohl deshalb fasziniert mich der Film „The Guardien“ (Jede Sekunde zählt) so sehr. Und Kevin Kostner und Ashton Kutcher spielen einfach brillant.

3. Woche

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Samstag „Und der Friede Christi, zu dem ihr berufen seid in einem Leibe

regiere in euren Herzen; und seid dankbar.“

(Kolosser 3,15)

Friede, Hoffnung, Herrlichkeit Auch wenn es schon spät geworden war. Eines wollte Robert für sich noch

klären. Er wollte noch ein paar Bibelstellen anschauen, in denen es um Beru-

fung ging. Berufung, Erwählung ging immer zuerst von Gott aus. Wir sind

seine erste Wahl! Und das, wozu er uns berufen hat, ist einzigartig schön.

Gut, dass er die Konkordanz nutzen konnte.

Apg 13,2 Als sie aber Gottesdienst hielten und fasteten, sprach der Heilige

Geist: Sondert mir aus Barnabas und Saulus zu dem Werk, zu dem ich

sie berufen habe.

1Kor 1,9 Denn Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft

seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn.

Gal 5,13 Ihr aber, Brüder und Schwestern, seid zur Freiheit berufen. Allein

seht zu, dass ihr durch die Freiheit nicht dem Fleisch Raum gebt, sondern

durch die Liebe diene einer dem andern.

Eph 1,18 Und er gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr er-

kennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid, wie reich die Herrlich-

keit seines Erbes für die Heiligen ist

Eph 4,1 So ermahne ich euch nun, ich, der Gefangene in dem Herrn, dass ihr

der Berufung würdig lebt, mit der ihr berufen seid,

1.Thess. 2, 11.12: Denn ihr wisst, dass wir, wie ein Vater seine Kinder, ei-

nen jeden von euch ermahnt und getröstet und beschworen haben, euer

Leben zu führen würdig vor Gott, der euch berufen hat zu seinem Reich und

zu seiner Herrlichkeit.

3. Woche

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Impulse für das Gespräch

in Kleingruppen Die Berufung

Ein starkes Wort.

Ein Wort das oft einen Anspruch zum Ausdruck bringt.

Ein Wort bei dem wir weniger einen Zuspruch hören.

Berufung: Wir sind eingeladen Gemeinschaft mit Jesus und untereinander zu leben um dann zu erfahren, dass Er uns befähigt sein Werk in dieser Welt weiterzuführen.

Einstieg Erzählt euch, wie ihr zu eurem Beruf gekommen seid. Vielleicht gab es be-rufliche Weiterbildungen, oder Umschulungen. Was waren die Gründe?

Erinnert ihr euch an die Spiele, bei denen man die Mannschaft wählen muss-te. Ward ihr die erste Wahl, oder die die gewählt haben, oder eben die letz-ten, die man auch noch genommen hat? Was hatte das für eine Bedeutung für euch?

Oder ihr erzählt einander, wie Jesus berufen hat mit ihm unterwegs zu sein.

Texte Lukas 5,1-11 1.Petrus 2,21 1.Petrus 5,10

1. Korinther 1,9 Kolosser 3,15 Apostelgeschichte 13,2

1.Thessalonicher 2,12

Fragen Was bedeutet das wohl für die Jünger, dass Jesus sie ruft?

Mit welchem Zuspruch und mit welchem Auftrag ruft Jesus?

Was bringt die Jünger dazu, Jesus sofort zu folgen?

Wie sieht das konkret aus, „den Fußstapfen Jesu zu folgen“?

Berufen zur Gemeinschaft, zum Friede, zur Hoffnung. Wie lebt ihr das?

Wie könnt euch gegenseitig helfen eure Berufung „würdig“ zu leben?

3. Woche

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Tagesandachten 4. Woche

Die Gemeinschaft

Sonntag „Und ich bin nicht mehr in der Welt; sie aber sind in der Welt,

und ich komme zu dir. Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen,

den du mir gegeben hast, dass sie eins seien wie wir..“

(Johannes 17,11)

Einheit Robert fand es nur gut, dass er in der Ferienwohnung so erholsam und auch

lange schlafen konnte. Normalerweise stand er immer um 5:30 auf. Das war

seine Zeit. Auch ohne Wecker. Aber hier. Da war das anders.

‚Wie so manches‘, dachte Robert. Und irgendwie ging er in Gedanken noch-

mal die letzten drei Tage durch. Er machte das manchmal. Auch wenn er

Zuhause war und überlegte: Was waren die Themen der letzten Tage? Gibt

es da Zusammenhänge? Was ist für mich hilfreich? Wo will ich dranbleiben?

Was lass ich sein?

Also, das große Thema fand er schnell. Natürlich Gemeinde, wenn es auch

manchmal sehr persönlich war. Doch das war wohl auch das Spezielle. Ge-

meinde leben kann nur persönlich sein, weil wir als Glied am Leib Jesu (wie

Paulus das sagt), lebendiger Teil der Gemeinde Jesu in dieser Welt sind. Mit

unseren herausragenden Begabungen, Interessen, Persönlichkeiten.

Doch es gab da noch etwas. Und als er das entdeckte, berührte ihn das sehr,

weil er genau das bei Georg entdeckt hatte, und bei Tom, und bei Marion,

und…. Es war die Gemeinschaft!

So sehr ihm diese Tage hier auch gut taten. Er wollte das, was er hier erleb-

te, unbedingt mit anderen teilen. Davon erzählen.

Er stand auf, so wie er das manchmal tat, wenn ihn was bewegte, und fing

an zu beten: Vater, danke dass du mich auch heute mit deiner unübertroffe-

nen Güte und Freundlichkeit überrascht. Danke Jesus, dass ich Gemeinschaft

mit dir haben darf. Dass du in mir lebst, Jesus, und ich in dir. Ja, Herr Jesus,

wie Paulus will ich sagen. So lebe nun nicht ich, sondern Du, Christus, lebst

in mir. Und in den vielen anderen Menschen, die dich lieben und dir nachfol-

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gen, und mit denen ich so gerne zusammen bin.

Heiliger Geist, du leitest in alle Wahrheit, du rufst Worte Jesu in Erinnerung

und machst sie verständlich, für hier und heute. Weißt du, ich würde gerne

mehr darüber entdecken, was Gemeinschaft, Einheit für die Gemeinde und

diese Welt für eine Bedeutung hat.

Leite mich darin! Lehre mich!

Er wollte schon Amen sagen, lies es aber sein, weil er jetzt einfach weiter im

Gespräch sein wollte. Hören auf das, was Gott ihm sagte, achten auf das,

was der Heilige Geist ihm deutlich machte, Fragen stellen, wenn er was nicht

verstand – einfach Gott Fragen stellen.

Er wunderte sich, weil er das noch nie so gemacht hatte. Doch irgendwie

kam es ihm jetzt ganz natürlich vor.

Schon als er das Wort Einheit genannt hatte, kam ihm Johanne 17 in den

Sinn.

Er nahm seine Bibel und schlug sie bei Johannes 17 auf.

Gewaltige Worte, auch über Einheit fand er darin. Und über zwei Verse

musste er wirklich staunen (Vers 20.21)

„Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an

mich glauben werden, dass sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und

ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, auf dass die Welt glaube, dass du

mich gesandt hast.“

Jesus, du hast schon für mich gebetet! Dein Wort kam ja über viele Ecken

auch zu mir. Und ich durfte glauben! Wow, Danke. Und du hast gebetet,

dass wir, die wir jetzt und heute an dich glauben, eins sind! Einheit leben.

Gemeinschaft erfahren. Und das nicht einfach so. Das hat ein Ziel!

Die Welt soll erkennen, dass du Jesus, von Gott gesandt bist in diese Welt

hinein!

Kann das sein, dass ich das so noch nie gesehen habe? Dass die Einheit, die

wir leben dürfen, die Gemeinschaft das Ziel hat, dass Menschen Jesus entde-

cken? Wo und wodurch passiert das eigentlich?

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Montag „Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid,

wenn ihr Liebe untereinander habt.“

(Johannes 13,35)

Ganz anders denken Robert überlegte. ‚Was macht denn den Unterschied? Wenn durch die Ein-heit zu erkennen sein soll, wer Jesus ist, was für eine Qualität muss diese Einheit haben? Wie muss diese Gemeinschaft sein, dass ihre Botschaft das Evangelium von Jesus ist?

Robert merkte, dass er hier an einen der wesentlichen Punkte der Gemeinde kam. Also, an den Punkt, an dem es um das Wesen der Gemeinde ging. Und letztlich ging es um die Art Jesu.

Er lehnte sich zurück und atmete tief durch. Denn jetzt dämmerte ihm et-was. Und er merkte, dass dies von großer Bedeutung war. Er hatte es schon oft gehört. Aber der Zusammenhang, in dem es jetzt für ihn auftauchte, war schon besonders. Johannes 3,16, das kennt ja jeder. Also fast, oder zumin-dest der Spur nach. „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingebore-nen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben!“

Die Welt geliebt! Das war der Antrieb, warum Jesus auf diese Welt kam. Gottes bedingungslose Liebe, seine ungestillte Sehnsucht nach ungetrübter Gemeinschaft mit dem Menschen.

Das wurde durch Jesus sichtbar! Das hat man in seinem Tun, in seinem Re-den, in seinem Entscheiden, seinem ganzen Sein ablesen können!

Die Liebe. Die macht den Unterschied.

Moment, er unterbrach seinen eigenen Gedankengang. Da gibt es irgendwo im Johannesevangelium eine Stelle, die etwas über die Liebe der Jünger un-tereinander sagt.

Er gab „Liebe untereinander“ in die Konkordanz ein. Und da stand es schon. Johannes 13,35: „Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe untereinander habt!“

An dem, wie wir leben, wie wir miteinander in der Gemeinde umgehen, wer-den es die Menschen entdecken, dass wir zu Jesus gehören. Und sie werden vor allem auch sehen, was das für eine Freiheit für das eigene Leben bedeu-tet, wie sinnvoll das Leben wird, ….

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Nur, Roberts Stirn legte sich in Falten. Wie bekommen das eigentlich die Menschen um uns herum mit, wie wir als Christen miteinander leben, wie wir einander lieben, wertschätzen, achten, korrigieren, unterstützen, helfen, füreinander da sind,….. Ich habe ja kaum Kontakt zu den anderen Christen im Ort… Ich weiß ja von den wenigsten, wo sie wohnen.

Und im Gottesdienst in der Gemeinde, wo wir zusammen sind, da bekom-men es ja die Nachbarn gar nicht mit, denn da sind die ja nicht dabei. Das ist schön für uns. Und auch von Bedeutung.

Und trotzdem ist es ein Dilemma.

Ob wir Gemeinde nochmal ganz anders denken müssen?

Dienstag „Seht, das Reich Gottes ist mitten unter euch.!“

(Lukas 17,21b)

Jesus zu den Menschen zu Jesus Gemeinde nochmal ganz anders denken.

Das war mal ein Stichwort. Das hatte Tom schon ein paar mal gesagt.

Aber Robert hatte das immer als einen besonderen Tick von Tom angese-hen. Das würde wahrscheinlich, also so stellte sich Robert das vor, manche Veränderung mit sich bringen. Aber so genau wusste er das nicht.

Wie war das nur in der ersten Gemeinde? Die haben so gelebt, wie es die Jünger von Jesus gelernt hatten.

Robert schlug die Apostelgeschichte auf. In Gedanken hatte er immer noch diese eindrückliche Aussage Jesu, dass an der Einheit, die die Jünger leben, die so besonders sein soll wie die Einheit von Jesus und dem Vater, die Welt daran erkennen soll, was für eine alles überragende Bedeutung Jesus für die Welt und damit für jeden Menschen hat!

Und dann las er von der Himmelfahrt, der Sendung, dass die Jünger in der Kraft des Heiligen Geistes Zeuge Jesu sein sollen, ….. bis an die Enden der Welt – also wieder die Welt – und von Pfingsten und der ersten Predigt von Petrus. Und dann kam er an die letzten Verse von Apostelgeschichte 2. Ver-se 42-47. Wie oft hatte er sie schon gelesen. Und immer war er beeindruckt von der Radikalität, wie die erste Gemeinde sich auf Jesus verlassen hat.

Doch als er es diesmal las, entdeckte er etwas ganz anderes. Er sah in den Versen eine große Liebe der Nachfolger Jesu zu Jesus und zueinander.

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Und er sah eine Sehnsucht, dass möglichst viele Menschen diesen herrlichen Jesus kennen lernten.

Und dann las er Vers 46 und 47 nochmal: „Tag für Tag kamen die Gläubigen einmütig im Tempel zusammen und feierten in den Häusern das Abendmahl. In großer Freude und mit aufrichtigem Herzen trafen sie sich zu den gemein-samen Mahlzeiten. Sie lobten Gott und waren im ganzen Volk geachtet und anerkannt. Die Gemeinde wuchs mit jedem Tag, weil der Herr viele Men-schen rettete.“

Diese Gemeinde, so schoss es Robert durch den Kopf, lebte so öffentlich, dass es die Menschen miterleben konnten, wie ein Leben mit Jesus positiven Einfluss auf das ganze Leben hat.

Sie haben sich nicht versteckt. Waren in der Öffentlichkeit präsent.

Natürlich, das war kaum anders möglich damals.

Aber wir haben uns ja zurückgezogen in die eigenen vier Wände.

Wie kann Gemeinde heute wieder so leben, und so in der Öffentlichkeit er-kannt werden, als Gemeinde Jesu, dass Menschen staunen über das, was da geschieht.

Und das gute ist, nicht wir müssen Menschen zu Jesus bringen. Sondern wir bringen dadurch Jesus zu den Menschen.

„Und Gott fügte hinzu…“

Das ist mal eine Entlastung.

Mittwoch „Ich habe gelernt, mir genügen zu lassen, wie's mir auch geht.“

(Philipper 4,11b)

Wachsen durch Gemeinschaft Und ab diesem Zeitpunkt bekam die ganze Geschichte der Gemeinde Jesu eine ungeheure Dynamik. Für Robert war das eine starke Gemeinschaft, in der man miteinander betet, Gott gemeinsam feiert, das Abendmahl nimmt, sich gegenseitig versorgt und für einander da ist. Wie in einer intakten Fami-lie, so kam es ihm vor, ist Gemeinde ein Ort, an dem man immer wieder auftanken kann, an dem man sich gegenseitig unterstützt und einfach man

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selbst sein kann, ohne etwas beweisen zu müssen. Und das geniale ist: wenn das die Welt um uns herum mitbekommt, ist das umso besser. Wir brauchen uns nicht verstecken. Gemeinde Jesu muss sich nicht verstecken, weil sie auf die tiefsten Bedürfnisse des Menschen eine absolut alltagstaugliche Antwort hat, und dabei sogar noch die Ewigkeit im Blick hat.

Wie wichtig ist das heute, so einen Ort zu haben. Eine Gemeinschaft, in der man gemeinsam Gott ähnlicher wird.

Robert merkte, dass hier für ihn noch ein paar offene Fragen waren. Mache ich das mit dem Glauben nicht viel zu oft mit mir selber aus? Gibt es in mei-nem Leben Menschen, mit denen ich zusammen Gott erlebe?

Das wäre schön, dachte Robert. Wie müsste denn Gemeinde heute sein, dass das geschieht? Irgendwie fand er das, was er da in der Apostelgeschich-te las, wie eine Ideal, das man wohl kaum erreichen konnte. „Sie hatten alles gemeinsam“, „Sie waren ein Herz und eine Seele“, „keiner hatte Mangel“, sie verkauften Äcker, Häuser und stellten das Geld der Gemeinde zur Verfü-gung die es dann verantwortlich einsetzte“

Vielleicht müssen wir das auch gar nicht erreichen. Vielleicht steckt da ein Prinzip dahinter, oder einfach eine Lebenshaltung.

Jeder hilft dem anderen, jeder gibt was von seinem Eigentum ab, damit kei-ner zu kurz kommt. In der Kirche soll es keinen geben, der irgendwie Not leiden muss.

Ja, genau, das hat etwas von der radikalen Liebe Gottes zu den Menschen – er hat schließlich sein Liebstes für sie gegeben: seinen eigenen Sohn!

Und radikale Liebe ist ansteckend. Die Leute damals scheinen nicht aus Zwang oder schlechtem Gewissen von ihren Finanzen und Immobilien gege-ben zu haben.

Robert dachte an all das, was er hatte. Leicht ist das nicht. War es damals sicher auch nicht. Ich hänge schon irgendwie an meinem Zeug.

Und oft liebe ich auch die Anerkennung und den Status, den ich durch mei-nen Besitz und meinen Job genieße.

Und wenn ich mir überlege, so ging es Robert durch den Kopf, was für einen Einfluss die Werbung hat. Die gaukelt uns vor, dass es gut ist immer mehr zu wollen.

Robert fing spontan an mit Gott zu reden: „Ach Vater, die ersten Christen haben, glaube ich, gecheckt, dass Geld und ihr Besitz nicht wirklich glücklich machen kann. Das sind gute Sachen, aber sie sind vergänglich. Diese Dinge waren für sie nur Mittel zum Zweck, um die Gemeinschaft zu stärken und

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den göttlichen Plan zur Erneuerung der Welt zu unterstützen, an dem sie ja selber Teil hatten. Vater, du hast mir und uns doch die gleiche Liebe ins Herz gepflanzt. Hilf mir, dass ich mein Herz, meinen Sinn nicht auf die Ziele dieser Welt ausrichte, sondern auf echte, tiefe Gemeinschaft, dass Menschen in ihrer Not aufgefangen werden und jeder genug hat.

Robert atmete tief ein und aus. Was auch immer das für mich bedeutet, es hat was mit Großzügigkeit zu tun, und mit Vertrauen und mit Liebe zu Gott und den Menschen.

„Vater, erneuere mein Denken und damit mein Handeln in deinem Sinn!“

Donnerstag „Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, dass

sie eins seien wie wir. „ (Johannes 17,11b)

Anders und doch gleich Für Robert war das Lesen der Apostelgeschichte mal wieder was richtig Spannendes. Er hatte sie schon ein paar mal gelesen. Er wollte halt wissen wie es früher war. Einfach als Geschehen in der Vergangenheit. Als er es aber jetzt las, wollte er wissen, was das Leben der ersten Gemeinde für die Gemeinde von heute zu bedeuten hatte.

Robert hatte große Lust, sich mit jemandem darüber zu unterhalten.

Und natürlich fiel ihm Georg ein.

Er hatte sich, als er bei ihm im Wohnzimmer saß, die Telefonnummer geben lassen. Also rief er ihn an. Es dauerte ein Weilchen, bis Georg am Telefon war. Und sie machten aus, dass sie sich am Spätnachmittag in der Gaststätte treffen würden.

Gut, dachte Robert, als er aufgelegt hatte. Warum nicht. Wir können auch in der Gaststätte über Gemeinde reden. Dann hatte Georg gesagt, er bringt noch jemand mit. Da bin ich echt gespannt.

Der Nachmittag verging, und Robert machte sich irgendwann auf den Weg zur Gaststätte.

Als er ankam, waren schon ein paar andere Gäste da. Er setzte sich und be-stellte sich was zu trinken. Ein paar Minuten später ging die Tür auf und es kam ein Mann herein, dem man ansah, dass er kein Deutscher war. Als er in gebrochenem Deutsch „guten Tag“ sagte, war Robert klar, dass er irgendwie aus Syrien oder Iran oder so kommen musste. Er kannte sich da nicht so aus. Er hatte auch nicht wirklich Kontakt zu Menschen aus anderen Ländern und

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Kulturen. Da war ihm irgendwie unwohl. Vielleicht war es Unsicherheit, oder waren es sogar Vorurteile? Der Wirt rief dem Gast fröhlich zu: „Hallo Hasim, schön, dass du kommst. Georg wird auch gleich kommen.“

Robert erschrak. Georg? ‚Sein Georg‘. Sollte dieser, wie hieß er gleich noch-mal Hasim …. Das muss eine Verwechslung sein.

Robert schob den Gedanken beiseite.

Er war froh, als die Tür aufging und Robert reinkam. Er stand auf und ging auf Georg zu, um ihn zu begrüßen. Und fast zeitgleich sagten er und Hasim: „Hallo Georg, schön dich zu sehen“.

Georg fing an zu lachen. „Ja, danke gleichfalls. Habt ihr euch schon bekannt gemacht?“ Robert sog die Luft tief ein: „Ähm, nein. Wir haben noch nicht miteinander gesprochen!“ „Na dann wird es Zeit. Kommt wir setzen uns.“

Was war hier los? Was soll das? Robert wollte über das wichtige Thema Ge-meinde mit Georg sprechen. Was sollte Hasim dabei?

Nachdem sie sich einander vorgestellt hatten, stieg Georg sofort ins Thema ein. „Weißt du Robert, ich habe vorhin deine Vorbehalte gegenüber Hasim gemerkt. Irgendwie wusste ich das schon, bevor wir uns heute trafen. Ich wollte dir was zur Einheit, zur Gemeinschaft der Christen sagen. Du willst doch von den ersten Gemeinden lernen, oder?“

„Klar“, sagte Robert. „Und ich habe die ersten Kapitel der Apostelgeschichte heute gelesen.“ „Hast du mal in den Epheserbrief reingeschaut? Den musst du unbedingt lesen. Das war eine richtig bunte Gemeinde, mit den ähnlichen Problemen und Herausforderungen, wie wir sie heute kennen. Aber sie nah-men ihren Auftrag ernst, als Herausgerufenen von Gott auch Verantwortung für ihren Ort zu tragen. Und das zeigte sich gerade auch darin, dass es für sie normal war, Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Gesellschafts-schichten in der Gemeinde eine Heimat zu geben. Meistens fingen die Ge-meinden ja im Kontext der jüdischen Synagoge an. Aber ganz schnell waren andere dabei. Mit denen durfte man als Jude vorher kaum Kontakt haben. Aber jetzt gehörten sie dazu.“

Georg machte eine Pause. Er wollte Robert jetzt nicht anpredigen.

Robert schaute ihn mit großen Augen an. „Du meinst, das war so ein buntge-mischter Haufen von Leuten, die aus allen möglichen Ländern kamen, inter-national sozusagen, und die einfach zusammen Gemeinde lebten? Okay, ich habe das schon mal gelesen von der Einheit in Christus. Habe das aber nicht wirklich verstanden.“

Hasim schaute ihn an und sagt: „Darf ich dazu was sagen?“ „Klar, du gehörst

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doch dazu,“ sagte Georg. „Weißt du Robert, für mich war es am Anfang sehr schwer hier in Deutschland. Nicht nur, dass ich meinen Glauben an Jesus leben wollte, sondern weil ich so schwer in eine Gemeinde hineinfand. Als ich dann Georg traf, war es ganz anders. Er nahm mich einfach an, wollte wissen, was ich denke. Ich hatte den Eindruck, er ging davon aus, dass ich Dinge über die Bibel weiß, die für ihn neu sind. In Epheser 2,14 steht: „Denn er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht hat und hat den Zaun abge-brochen, der dazwischen war, indem er durch sein Fleisch die Feindschaft wegnahm.“ Wir können Einheit leben! Wir gehören zu einem Leib. Zu Jesus. Der, der uns verbindet, ist Jesus. Und das ist das größte Zeichen, das wir in dieser Welt setzen können. Wir müssen da alle lernen. Und ich will lernen. Nicht nur einfach, was von deiner Kultur, sondern von deiner Art, die Bibel zu verstehen, und mit Jesus zu leben.“

Robert schaute Hasim an. Was passierte da gerade, irgendwie hatte er inner-lich den Eindruck, als ob ihm da gerade ein Freund geschenkt würde… Eins in Christus! Es kann ja gar nicht anders sein, wenn das Evangelium allen Menschen gilt, dann …. In Roberts Kopf entstand gerade ein besonderes Bild.

Freitag „Seid so unter euch gesinnt,

wie es der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht.“ (Philipper 2,5)

Gesinnung Die frohe und befreiende Botschaft von Jesus gilt allen Menschen. Und Ro-

bert freute sich, einmal dabei zu sein, wenn er mit Menschen aus allen Nati-

onen vor Gottes Thron stehen wird, um ihn anzubeten. Das sah er vor sich.

Ein Bild für die Ewigkeit.

Robert sah auf Georg. Dann zu Hasim. Er merkte, vor dem, was er sich so

sehr wünschte, hatte er plötzlich richtig Angst. Das Neue, Unbekannte. Vor

dem hatte er Respekt! Er wollte so gerne Gemeinde leben. Aber eben nach

seinen Vorstellungen. Und die waren in den letzten Tagen ziemlich in Bewe-

gung gekommen. Er sah, wie Gemeinschaft eine Gesinnung war, die man bei

Jesus fand.

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„Seid so unter euch gesinnt wie es der Gemeinschaft in Jesus Christus ent-

spricht!“ Die Worte von Georg holten ihn aus seinen Gedanken zurück. „Du

kennst sicher diesen Vers aus Philipper 2. Mir hat er geholfen die Menschen

um mich herum ganz anders wahrzunehmen. Entweder sind es Menschen

die Jesus noch nicht kennen, dann möchte ich ihnen mit der Liebe Jesu be-

gegnen, denn das ist eine Gesinnung, die zum Kern eines Nachfolgers Jesu

gehört.“

„Und wenn sie schon an Jesus glauben?“ fragte Hasim.

„Dann will ich ihnen mit der Liebe Jesu begegnen und Gemeinschaft mit

ihnen haben. Das ist ganz im Sinne Jesu.“

„Und wie unterscheidest du das dann?“ Robert merkte, dass seine Frage

irgendwie nicht passte. Man musste das ja gar nicht unterscheiden.

„Weißt du, Robert, ich bin froh, dass ich das nicht unterscheiden muss. Ich

kann das gar nicht. Bei dir wusste ich es auch nicht, bei Hasim auch nicht. Ich

möchte einfach jedem mit Gottes Liebe begegnen. Inspiriert hat mich da ein

Buch von Michelle Perry: ‚Liebe hat ein Gesicht‘. Und da schreibt sie so un-

gefähr. Gib der Liebe Gottes ein Gesicht – Deines! Und ich hätte echt was

verpasst, wenn ich euch ignoriert hätte.“

Robert sah Georg an. „Und wenn ich das recht verstehe, dann sagt Paulus: „seid so unter euch gesinnt…“, dann spricht er die Gemeinde an. Das soll ei-ne Haltung, eine Gesinnung derer sein die an Jesus glauben. Wenn das pas-siert, wenn immer mehr Nachfolger Jesu so leben, dann …. !“ Hasim nutzte die Sprechpause von Robert. „… dann werden aus Fremden Freunde. Und beide lernen einander zu achten, wertzuschätzen, zu respektieren.“ „Und …“ machte Robert weiter, „… sie lernen voneinander und miteinander. So wie jetzt gerade.“

Sie sprachen noch lange miteinander. Über den Frieden, den Schalom, den Christus gebracht hat. Das Heilwerden zwischen den Generationen, den Ge-sellschaftsschichten, den Milieus, den Kulturen und Volksgruppen.

Robert kam das ganze vor wie ein Traum. „Sind das nicht alles Wunschträu-me? Müssen wir nicht kleine Brötchen backen und bei der Realität bleiben?“ So fragte er am Ende des Gespräches. Hasim meinte: „David Ben Gurion, erster Ministerpräsident Israels, hat mal gesagt: Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist!“ Und Georg fügte hinzu: „Da wo wir anfangen, so zu leben, verändert sich die Welt durch die Kraft Gottes, seines Geistes, der heute noch Wunder tut!“

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Samstag „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Ehre!“

(Römer 15,7)

Einander Robert war wieder in der Ferienwohnung. „Wo wir anfangen so zu leben, verändert sich die Welt durch die Kraft Gottes.“ „Und wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.“ Wie gerne hätte er das jetzt seiner Marion erzählt, oder mit Tom drüber gesprochen. Gemeinschaft. Vielfalt in Jesus. Keine Be-rührungsängste haben. Der Liebe Gottes ein Gesicht geben, das eigene.

Robert schlief spät ein. Aber das war ja auch egal. Als er am anderen Morgen aufwachte, ging er erstmal zum Bäcker um sich Brötchen zu holen. Als er zurückkam, fand er einen Brief auf dem Boden im Eingang liegen. Die Tür hatte nur so einen Briefkastenschlitz. Er hob den Brief auf. Er war an ihn adressiert.

Er machte sein Frühstück fertig, setzte sich hin und begann den Brief zu le-sen. Er war von Tom. Ein Brief, von Hand geschrieben.

Lieber Robert,

heute musste ich viel an dich denken und habe für dich gebetet. Da ka-men mir ein paar Gedanken, die ich schreiben wollte. Ich weiß nicht, ob sie gerade passen, aber ich möchte sie dir trotzdem schreiben. Ich hatte einfach keine Ruhe.

Du machst dir ja einige Gedanken über dein Leben und die Gemeinde.

Weißt du, für mich hängt das eng miteinander zusammen. „So lebe nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir“ sagt Paulus. Und Gemeinde Jesu, das ist Christus hier in dieser Welt. Darum haben wir auch so eine Sehn-sucht nach einer lebendigen intakten Gemeinde. Gemeinde wird immer auch ihre Knackpunkte haben. Aber ich träume von einer Gemeinschaft in der die Menschen auf beste Weise von Jesus Christus hören, wo jeder in seinem Glauben gefördert wird, dass er wiederum andere zum Glauben an Jesus motivieren kann. Ich träume davon, dass jeder einzelne seine Begabungen einbringen kann. Dass wir einander trösten, lehren und er-mahnen. Dass man einander liebt und ehrlich wertschätzt. Dass man auf-einander achthat und sich anspornt zu guten Werken. Gemeinde weniger

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als ein Ort, sondern als ein Geschehen, durch das gestrandete Menschen, an Leib und Seele gesund werden. Ich möchte Gemeinde leben, so, dass wir und andere Jesus erleben.

Und das geschieht einfach dadurch, dass wir wieder mutig leben, was wir wissen. Ich sehne mich danach, dass jeder echte tiefe Freundschaften er-lebt. Ob das in Kleingruppen ist, in Zweierschaften, …. Jeder braucht das. Jemandem der ihm auch mal was Unangenehmes sagen darf.

Und Robert, ich wünsche mir, dass du so jemand für mich bist. Du bist es ja eigentlich schon, weißt das nur noch nicht.

Ich glaube, wenn wir damit anfangen, wird das irgendwann Kreise ziehen.

Kannst du dir das denken?

Ich habe in einem Buch gelesen, da stand drin: „Schauen Sie sich nach solchen tragfähigen Beziehungen um. Und investieren sie in die Men-schen! Jeder von uns weiß: Wir müssen und können nicht mit allen Men-schen gleich gut auskommen. Wir können alle annehmen und wertschät-zen, aber es gibt so ein paar, mit denen können und sollen wir auch unser Innerstes teilen!

Darum sind die Hauskreise und Kleingruppen so elementar wichtig! Jesus selber hat größten Wert darauf gelegt! Und die erste Gemeinde hat da-nach gelebt. Sich in Gruppen zu treffen, einander zu trösten, zu ermuti-gen, zu tragen, zu korrigieren!“

Robert, wir können ja drüber reden, wenn du wieder zurück bist.

In bester Freundschaft segnet Dich,

Tom

Robert legte den Brief zur Seite.

Das nenn ich jetzt mal Maßarbeit Gottes. Das ist Gemeinschaft.

Ich glaube, ich weiß was ich heute noch mache.

Robert öffnete seine Konkordanz und schaute nach dem Wort „einander“.

Das wollte er doch jetzt noch genauer wissen.

Und immer wieder überlegte er: Wie würde das jetzt wohl Hasim verstehen? Was man doch verpasst, wenn man sich nicht auf andere einlässt.

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Impulse für das Gespräch

in Kleingruppen Die Gemeinschaft

Gemeinschaft, Einheit, eines Sinnes sein. Das sind starke Argumente für die Gegenwart Jesu in unserem Leben. Denn gemeinsam bilden wir den Leib Christi in dieser Welt! Miteinander, und nur gemeinsam voller Weisheit, Kraft, Gerechtigkeit - wie Jesus.

Einstieg: Macht mal ein Brainstorming (mit Worten wie bei-, zu-, vor-, mit-, um-einander ) und sammelt alle euren Gedanken die ihr zum Thema Gemein-schaft / Einheit habt.

Wenn ihr mal kreativ sein wollt, dann macht eine Kollage, klebt Bilder, Texte drauf, jeder was er findet und redet dann über euer „Gemeinschaft- Bild“

Schreibt Bibelverse auf A6-Kärtchen und legt sie in die Mitte des Tisches. Jeder nimmt einen. Dann habt ihr 10 Minuten Zeit und danach sagt jeder etwas zu „seinem“ Vers. (Was bedeutet er mir? Wo sehe ich einen Mangel? Was wäre wenn wir das so leben, dass es auch für andere erlebbar ist? Was will ich dazu beitragen dass der Vers gelebt wird?) Falls ihr mehr Verse braucht - ihr findet über die Konkordanz oder in den Tagestexten weitere.

Texte: Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat, zu Gottes Lob (Röm. 15,7)

Vor allen Dingen, habt untereinander beständige Liebe (1.Petrus 4,8)

Ermuntert einander mit Psalmen und geistlichen Liedern (Eph. 5,19)

Seid einträchtig untereinander gesinnt, Jesus Christus gemäß (Röm. 15,5)

Bekennt einander eure Sünden und betet füreinander (Jak. 5,16)

Dient einander mit der Gabe, die ihr empfangen habt (1.Petrus 4,10)

Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, haben wir Gemeinschaft untereinander (1.Joh 1,7)

Lasst uns aufeinander achthaben (Hebr. 10,24)

Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit (Kol 3,16)

Sie waren einmütig beieinander… (Apg. 2,42)

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Tagesandachten 5. Woche

Die Versöhnung

Sonntag „Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit ihm selber

und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet

das Wort von der Versöhnung.“

(2.Korinther 5,18)

Versöhnung Überhaupt Hasim. Sie hatten ausgemacht, dass sie sich heute zum Joggen treffen würden. Hasim war in seiner Heimat früher ein richtig guter Lang-streckenläufer gewesen. Die Zeiten waren vorbei. Aber Laufen, das war noch immer sein Ding.

Als Hasim bei ihm vorbeikam, wusste Robert schon, dass er sich heute ziem-lich ins Zeug legen musste. Hasim kannte sich aus. Er hatte sich eine Strecke überlegt, und so liefen die beiden los.

Robert kam ziemlich bald an sein Limit. Lange würde er das nicht durchhal-ten. „Du Hasim,“ Robert keuchte ,“mach mal ein bisschen langsamer, sonst musst du mich zurücktragen.“ „Oh, tut mir leid, ich war ganz in Gedanken. Ich mach langsamer.“

„Danke dir. Worüber hast du denn nachgedacht?“ „Ach, über unsere Begeg-nung gestern und über das, was Jesus uns alles schenkt. Weißt du, der Georg, der ist echt ein krasser Typ. Der war früher in meiner Heimat Missio-nar. Da sind wir uns begegnet. Und da habe ich angefangen, Jesus nachzufol-gen. Dann kam die Verfolgung der Christen bei uns. Er ist zurück nach Deutschland. Und ich habe mich noch 15 Jahre durchgeschlagen. Irgend-wann gings nicht mehr, da bin ich geflohen. Hier nach Deutschland. Jetzt darf ich bleiben. Gott sei Dank. Und solange ich noch keine feste Arbeit ha-be, kann ich bei ihm wohnen.“

Robert ließ ihn reden. Er konnte eh nicht viel sagen bei dem Tempo, das sie immer noch liefen. „Er ist ein toller Mensch. Einer, der mit sich und mit Gott im Reinen ist!“ Hasim redete einfach weiter. „… und mit den Menschen um sich herum auch. Einer der starken Sätze die er immer wieder gesagt hat war. ‚Komm, wir wollen uns wieder versöhnen!‘ Immer wieder hatte er es vom Versöhnen. Ich habe das Wort gar nicht gekannt. Dann hat er es mir erklärt.“

Hasim redet immer weiter. Über Versöhnung, Feindesliebe, Vergebung, …

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Und das während sie bergauf bergab liefen.

Nach gut 1,5 Stunden waren sie zurück.

„Vielen Dank Hasim. Das tat richtig gut. Nicht nur das Laufen. Du bist echt fit. Auch das, was du alles erzählt hast. Über Versöhnung und wie das euer Dorf verändert hat, und dich… Danke für deine Offenheit. Ich schätze das sehr.“

„Ich danke dir auch. Sehen wir uns nochmal, bevor du übermorgen wieder fährst? Würde mich freuen. Hier meine Handynummer. Du kannst mir ja eine Nachricht schicken.“ Dann lief er davon.

Versöhnung. Robert hatte den Eindruck, dass während dem Laufen in ihm etwas passiert ist. Er merkte, dass er das Thema Versöhnung bisher viel zu oberflächlich bedacht hatte. Wenn wir Botschafter der Versöhnung sind, dann geht das tiefer als er bisher dachte.

Er wollte das mal genauer anschauen.

Montag „...ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander...“

(Kolosser 3,13)

Ertragen - vergeben Robert ging in die Ferienwohnung und überlegte: wie geht das, Versöhnung leben? Was passiert da eigentlich? Und woher nimmt ein Mensch die Kraft dafür?

Dass Gott den Weg der Versöhnung gegangen ist, das konnte er nachvollzie-hen. Sonst könnte niemand auf der Welt zu Gott kommen.

Versöhnt mit Gott!

‚Danke Vater, dass ich dein Kind sein darf. Ich darf „Abba, lieber Vater“ sa-gen. Ich darf mich dein Sohn nennen. Alles, was mich trennt von dir, hast du mir vergeben. Und was auch immer geschieht, nichts mehr kann mich tren-nen von dir. Danke!‘

Es war für Robert eine ganze wichtige Erkenntnis. Nur der Versöhnte kann echte Versöhnung leben. Versöhnung ist immer ein Geschenk.

Und das Wort Versöhnung ist natürlich eng verknüpft mit Vergebung. Aus der Vergebung kann Versöhnung folgen. Und ohne Vergebung keine Versöh-nung.

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Robert tat sich mit diesem Thema doch schwerer als er dachte. Da ging es nämlich auch um ihn. War er bereit zur Vergebung? Zu empfangen ja. Aber selber zu vergeben?

Wie war das bei Jesus? Die Bereitschaft zu vergeben war einer der wesentli-chen Gedanken Jesu und eines seiner primären Motive, auf die Welt zu kom-men. Seine Art zu leben war so anders als damals üblich. Die Liebe, die er den Menschen entgegenbrachte, den Ärmsten der Armen, den Aussätzigen, den Ausgewiesenen und Ausgestoßenen, die war so was von anders, anzie-hend, weil da die reelle Chance bestand, tatsächlich wieder mit Gott ins Rei-ne zu kommen. Jesu Ziel war: Er wollte die Welt mit dem Vater versöhnen!

Robert dachte weiter. Und die Jünger machten später nichts anderes. Ihr Lebensstil unterschied sich an den wesentlichen Punkten deutlich von dem der Mitmenschen. Und warum? Sie wussten, dass sie als Gemeinde Jesu die gleiche Botschaft für die Welt hatten, wie Jesus: Lasst euch versöhnen mit Gott! Und da konnten sie nicht anders als Vergebung und Versöhnung le-ben!

Versöhnung leben. Vergeben. Konkrete Liebe und aktive Vergebung müssen eines der herausragenden Merkmale der Nachfolge Jesu sein. Und zwar nicht nur Freunden gegenüber und denen, mit denen man es sich nicht ver-derben will. Sondern jedem.

Diese Gedanken waren eigentlich nicht neu für Robert. Doch heute hatten sie ein besonderes Gewicht.

Robert stand auf und ging ins Schlafzimmer. Er hatte irgendwie in Erinne-rung, dass da ein Bibelspruch an der Wand hing. Flüchtig hatte er draufge-schaut. Schließlich war er in dem Zimmer auch nur zum Schlafen drin.

Nun stand er davor und las:

Kolosser 3,12.13

So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld;

und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!

Robert ahnte, was ihn bei diesem Thema noch erwarten könnte.

Nachdenklich ging er in die Küche zurück.

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Dienstag „Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft

und der Liebe und der Besonnenheit..“

(2.Timotheus 1,7)

Versöhnung leben Vielleicht musste er es viel entspannter angehen.

Was ist denn das Ergebnis von Versöhnung? Was passiert denn da noch, wenn es geschieht?

Und Robert fing an, sich Stichworte zu notieren.

Freiheit. Freude. Zugehörigkeit. Heimat. Zuversicht. Mut. Gemeinschaft. Er-mutigung. Befreiung. Gelassenheit. Achtsamkeit.

Je länger er nachdachte, umso klarer wurde ihm, dass durch Vergebung und Versöhnung etwas in seinem Leben entstanden ist und entsteht, was in ihm eine unbeschreibliche Dankbarkeit auslöst. Da wird etwas wiederhergestellt, was er selbst nie in Ordnung bringen kann. Da braucht es den anderen.

Und manchmal ist es ja gar nicht Schuld, die trennt. Es ist nicht immer das eigene Versagen, das die Beziehung zerstört hat. Manchmal sind es ganz andere Dinge, die das Gemeinsame verhindern, und die Versöhnung nötig machen.

Und Robert fiel wieder sein neuer Freund Hasim ein.

Gerade gegenüber den Fremden aus seiner Stadt, die aus einer so ganz an-deren Kultur stammen, gerade da merkte er es deutlich: Angst, manchmal Misstrauen, auch Vorurteile, immer wieder Unsicherheit aus Unwissenheit, Scheu.

Und Robert überlegte. Wie könnte da Versöhnung konkret gelebt werden? Und wie müssten wir es als Gemeinde tun?

Nun, Robert musste lange überlegen. Eins ums andere Mal verwarf er seine Gedanken wieder.

Bis er sich die Frage stellte: Wie kann ich Versöhnung leben?

Und er schrieb sich ein paar Sätze auf:

* Ich möchte Gott konkret um Vergebung bitten und ihm meine Vorurtei-le, mein Misstrauen, meine negativen Gedanken nennen

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* Ich möchte ihm meine Angst schildern, die ich habe vor der konkreten Begegnung, meine Unsicherheit und auch meine Scheu.

* Ich möchte den Fremden sehen, als ein von Gott geliebter Mensch, dem jede Gemeinschaft mit einem Christen im fremden Land gut tut.

* Ich möchte beten für den Mut einem Fremden konkret zu begegnen.

Robert las seine vier Punkte nochmal durch. Man könnte sagen:

Versöhnung leben bedeutet hier: Aus Angst und Misstrauen wird Mut und Freundschaft.

So hatte er es ja eigentlich gerade erst bei Hasim erlebt.

Mittwoch „und ihr werdet die Wahrheit erkennen

und die Wahrheit wird euch frei machen!“

(Johannes 8,32)

Wahrheit Robert wollte sich nun auf gleiche Weise dem Thema nähern, wenn es um Vergebung und Versöhnung bei ihm ging.

Was hat das denn für Vorteile, wenn ich mit jemandem Frieden mache? Ihn um Vergebung bitte?

Robert wusste genau: Wenn ich mich ungerecht behandelt fühle, dann finde ich 100 Gründe, die gegen Versöhnung sprechen.

Ich werde ihn schmoren lassen.

Ich bin im Recht. Da muss er schon selber kommen.

Ich bin stolz.

Aber das macht nur noch mehr kaputt. Robert erinnert sich an zwei drei Sze-nen seines Lebens, wo Menschen auf ihn zukamen. Er war im Unrecht. Er hatte durch sein Verhalten, seine unüberlegten Worte was ausgelöst, was die Beziehung ziemlich belastete.

Und er war zu feige und hatte keinen Mut, hinzugehen und um Vergebung zu bitten und das hat ihn belastet. Er wollte es verdrängen, aber das ging irgendwie nicht.

Als er so drüber nachdachte merkte er:

Nur Vergebung hat einen Ausweg aus dem Schweigen gebracht.

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Vergebung hat den Groll überwunden und die Gräben zugeschüttet.

Vergebung hat die Kette von Schuldzuweisung und weiteren Verletzungen durchtrennt.

Vergebung hat den Würgegriff der Schuld gelöst. Die Schuld hatte ihn nicht mehr im Griff, belastete ihn nicht mehr.

Vergebung hat der Beziehung einen Neuanfang geschenkt. Wie gut das tat.

Und die andere Seite kannte er auch. Meine Güte, wie lange hat er schon gebraucht, anderen zu vergeben.

Das Nachtragen ist ziemlich schwer. Schließlich raubt es einem viel Kraft.

Wenn ich nicht vergebe, dann setzt mich meine Vergangenheit gefangen. Da ist jede Möglichkeit auf Erneuerung ausgeschlossen. Von Versöhnung ganz zu schweigen.

Versöhnung leben.

Gott geht mal wieder mit bestem Beispiel voran. Er hat uns geliebt, als wir noch Sünder waren, von ihm getrennt waren. Und er schenkt uns Verge-bung, damit wir befreit werden von den Dingen die das Zeug haben uns auf Dauer innerlich aufzufressen.

Robert saß nun da, mit all seinen richtigen Gedanken.

Und er wusste, dass er ein paar Anrufe machen musste. Sehr deutlich hatte er gemerkt auf was Gott ihn aufmerksam gemacht hat.

Er hatte gar nicht nach den Dingen gesucht. Sie waren ihm einfach eingefal-len. Und darum wusste er was jetzt dran war.

Er ging ins Wohnzimmer, überlegte, und wählte dann die Nummer von ……

Donnerstag „Ich vergesse was dahinten ist und strecke mich aus nach dem

was da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel,

dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.“

(Philipper 3,13b.14)

Versöhnt mit sich selbst Robert hatte das noch nie erlebt. So intensiv hatte er sich noch nie mit

Gottes Wort beschäftigt. Und er bekam richtig „Hunger“ nach Wort Gottes.

So wie es Jeremia mal sagte: „Dein Wort ward meine Speise so oft ich es

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empfing, und dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost; denn ich bin ja

nach deinem Namen genannt, Herr, Gott Zebaoth.“ (Jeremia 15,16) Ja, es

war Nahrung für seine Seele. An manchen Stellen musste er auch ziemlich

schlucken, weil es gegen sein bisheriges Denken ging, weil Gott ihm auch

zeigte, was in seinem Leben gar nicht zu Jesus passte.

Robert musste an Frank, seinen Bruder, denken. Der hatte ihm mal gesagt:

‚Wir werden und sind, was wir denken.‘ Das war halt so ein Satz, hat er zu-

erst gedacht. Bis er den Vers 23 aus den Sprüchen 4 entdeckte: „Was ich dir

jetzt rate, ist wichtiger als alles andere: Achte auf deine Gedanken, denn sie

entscheiden über dein Leben!“

Wie oft hatte Robert auch schon negativ über sich selbst gedacht. Er hat sich

zurückgezogen mit dem Satz im Gedächtnis: ‚Das schaffst du sowieso nicht!‘

‚Lass das andere machen, du kennst dich da nicht aus.‘ ‚Ich bin es nicht

wert.‘ ‚Andere können das viel besser.‘

Immer wieder tappte Robert in diese negative Bewertungsfalle. In diese Art

zu denken. Dabei hatte er es doch schon so oft gehört. Paulus schreibt an die

Römer Kapitel 12,2 : “Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern lasst

euch verändern durch Erneuerung eures Denkens, auf dass ihr prüfen könnt,

was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkomme-

ne.“

Robert war klar, es gab auch so was wie „Versöhnung mit sich selbst“.

Dass er sich annehmen konnte. Den negativen Gedanken über sich selbst

durfte er keinen Raum mehr geben. Leichter gesagt als getan.

Sich mit dem was in seiner Vergangenheit war, und was er nicht mehr än-

dern konnte, konnte er sich versöhnen! Warum denn nicht?

Für manches hatte er auch Gott verantwortlich gemacht, dabei waren es

seine Entscheidungen gewesen. Und er hatte auch schon zu Gott gesagt:

Warum hast du mich nicht anders gemacht? Warum verstehe ich manche

Sachen erst später als andere? Und warum konnte ich mit meinen Leistun-

gen nie so glänzen, wie zum Beispiel Frank?

Versöhnung mit mir selber. Robert merkte, dass er an einem Punkt war, wo

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er für sich neu eine Entscheidung treffen musste. Und das hatte mit ihm zu

tun. Gar nicht mit anderen. Es hatte Auswirkungen auf andere. Das war klar.

Denn ihm war bewusst: Gemeinde Jesu ist wie ein Leib. Und wenn ein Glied

leidet, dann sind die anderen in Mitleidenschaft gezogen (1.Korinther

12,26).

Doch allein schaffe ich das nicht. Und das ist auch keine Sache, die ich mit

einmal abgehakt habe. Da brauche ich jemand, der mich erinnert, der mich

aufrichtet und stärkt. Ob Tom das machen würde? Er hat ja in seinem Brief

was angedeutet.

Robert wählte die Nummer von Tom. Er müsste jetzt erreichbar sein..

Als Robert aufgelegt hatte, war ihm schon viel leichter. Er las nochmal die

Bibelstelle, die Tom ihm genannt hatte. Psalm 139,14: „Ich danke dir dafür,

dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt

meine Seele.“

Das wollte er glauben. Und sein Denken über sich selber daran festmachen.

Freitag „Nur, was wir schon erreicht haben, darin lasst uns auch leben.

Ahmt mit mir Christus nach ...“

(Philipper 3,16.17a)

Wir sind Jesus (?!) „17 Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist

vergangen, siehe, Neues ist geworden. 18 Aber das alles ist von Gott, der uns

mit sich selber versöhnt hat durch Christus und uns das Amt gegeben, das die

Versöhnung predigt. 19 Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt

mit ihm selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns

aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. 20 So sind wir nun Botschafter

an Christi statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi

statt: Lasst euch versöhnen mit Gott! 21 Denn er hat den, der von keiner Sün-

de wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir in ihm die Gerechtigkeit

würden, die vor Gott gilt.“

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Diese Sätze aus dem 2.Korintherbrief hatte er sich gerade abgeschrieben.

Von Hand. Hasim hatte ihm die Stelle genannt. Sie hatten telefoniert und

was ausgemacht für morgen Abend und weil sie es während dem Joggen

von Versöhnung hatten, hatte Hasim nochmal geschaut, wo das steht mit

der Versöhnung und dem Botschafter sein.

Robert überlegte. Wenn ich in Christus bin, dann ist etwas Neues aufgebro-

chen in meinem Leben. Dann sollen alte Verhaltensweisen nicht mehr maß-

geblich sein. Dann geht es um Christus. Wenn ich aber in Christus bin, dann

bin ich auch Teil der Gemeinde Jesu in dieser Welt. Dann bin nicht nur ich

neu gemacht: Dann kann ich auch Gemeinde als das verstehen, was hier als

Neu bezeichnet wird. Und dann haben wir eine Botschaft für diese Welt:

Versöhnung ist möglich. Eines der wenigen Dinge die die Gemeinde exklusiv

zu bieten hat, ist Gnade! Ist Vergebung der Schuld, ist Versöhnung mit Gott!

Robert musste an eine Gemeinde denken, in der er früher mal war. Da gab

es Streit, unvergebene Schuld, Unversöhnlichkeit. Und das hat man gemerkt,

gespürt. Alles keine guten Argumente Menschen die Botschaft von der Ver-

söhnung nahe zu bringen. Man hat es nicht selbst gelebt.

Nun sind wir Botschafter an Christi statt. Robert las das nochmal. „Will doch

heißen“, so sagte er es laut vor sich her, wie wenn er es jemandem erklären

würde: „Will doch heißen, dass alles, was Jesus verkündigt hat, was er gelebt

hat, sein Lebensthema, das war Versöhnung mit Gott!“

Und dann kamen Robert mächtige Gedanken:

Im Alten Testament ging es auch um Versöhnung mit Gott, um Sühnung der

Schuld der Menschen.

Ganz am Anfang war alles in Ordnung, da lebte der Mensch bei Gott.

Nach dem Sündenfall hat Gott mit einzelnen über Sünde gesprochen.

Dann hat er das Ganze zentralisiert und in der Stiftshütte die Opfer angeord-

net, mit denen man sein Leben wieder vor Gott in Ordnung bringen konnte.

Und wo immer die Stiftshütte war, war das möglich.

Dann kam es zum Tempelbau. Nun konnte man Gott im Tempel begegnen

und durch die Opfer wieder versöhnt werden mit Gott. Bis Jesus kam.

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Nun konnte man Gott auch wieder begegnen, wo immer Jesus war. Und Je-

sus hat vielen Menschen die Schuld vergeben. Ohne Opfer! Da bahnte sich

schon das Neue an.

Und als Jesus dann stellvertretend für die Schuld aller Menschen – er wurde

von Gott für uns zur Sünde gemacht – gestorben war, und durch die Aufer-

stehung den Tod besiegt hat, da passierte etwas Unfassbares!

Da machte er uns, jeden einzelnen zum Tempel des Heiligen Geistes. Und

wir als Gemeinde sind Tempel Gottes in der Welt. Das heißt, überall, wo wir

persönlich sind, und wo wir als Gemeinde leben, ist es möglich, Gott zu be-

gegnen. Jederzeit auf der ganzen Welt können nun die Menschen eine Er-

fahrung mit Jesus machen. Und zwar, wenn sie uns begegnen.

Robert hatte das alles aufgeschrieben. Und er las es sich nochmal durch.

Kann das sein? Doch, es geht gar nicht anders. So geschieht ja Reich Gottes

in der Welt. Jesus regiert in mir. Darum ist überall, wo ich bin, die Herrschaft

Jesu durch mein Leben erfahrbar.

Schön wärs, wenn das so wäre. Robert seufzte ein wenig. Toller Gedanke.

Nur ich denke da oft nicht daran.

Wir sind Jesus in dieser Welt. Und wir haben die beste befreiende Botschaft

zu bringen, Versöhnung mit Gott!

Robert legte das Buch, in das er das alles reingeschrieben hatte, zu Seite.

Das musste jetzt mal sacken. Und er wünschte sich, dass es so konkret wie

möglich werden konnte. Dass er Jesus leben konnte in dieser Welt, damit

andere Jesus erleben!

Samstag „Denn ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden.“

(Jesaja 55,12)

Fest - Schlüssel - Licht Robert merkt, das Thema Versöhnung ist sperrig. Es packt mich. Und es lässt

mir keine Ruhe, bis ich das, was mir da quer liegt, in meinem Leben vor Gott

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und Mensch gebracht habe. Manchmal ist es gut, einen Mitwisser zu haben,

denkt Robert. Einen, dem ich mich anvertrauen kann, und der mir im Namen

Jesu zuspricht, was ich mir nicht selber zusprechen kann. Und der mir Mut

macht hinzugehen, der, wenn nötig, auch mitgeht.

Und dann ist es fantastisch, wenn man die Erfahrung macht, dass es Versöh-

nung auch zwischen unterschiedlichen Kulturen, Nationalitäten und Gesell-

schaftsschichten geben kann.

Ihm fiel dieses Lied von Jürgen Werth ein:

Vers 1

Wie ein Fest nach langer Trauer, wie ein Feuer in der Nacht. Ein off'nes Tor in einer Mauer, für die Sonne auf gemacht. Wie ein Brief nach langem Schweigen, wie ein unverhoffter Gruß. Wie ein Blatt an toten Zweigen ein-ich-mag-dich-trotzdem-Kuss. Refrain: So ist Versöhnung, so muss der wahre Friede sein. So ist Versöhnung, so ist vergeben und verzeih'n.

Er sang es vor sich hin und es nahm ihn irgendwie mit auf eine besondere

gedankliche Reise. Da kam ihm eine Idee: Er schrieb es in eine Whatsapp-

Nachricht und schickte es Hasim.

So muss der wahre Friede sein! Und jetzt ging Robert ein Licht auf!

Jesus schickt seine Jünger als Friedensboten los. Genau das hat sich Jesus

gedacht, als er den Jüngern den Auftrag gab, Zeugen zu sein. Botschafter der

Versöhnung!

5. Woche

Vers 2 Wie ein Regen in der Wüste, frischer Tau auf dürrem Land. Heimatklänge für vermisste, alte Feinde Hand in Hand. Wie ein Schlüssel im Gefängnis, wie in Seenot - Land in Sicht. Wie ein Weg aus der Bedrängnis wie ein strahlendes Gesicht.

Vers 3

Wie ein Wort von toten Lippen, wie ein Blick der Hoffnung weckt. Wie ein Licht auf steilen Klippen, wie ein Erdteil, neu entdeckt. Wie der Frühling, wie der Morgen, Wie ein Lied, wie ein Gedicht. Wie das Leben, wie die Liebe, Wie Gott selbst, das wahre Licht

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„Sie sollen Boten des Friedens sein“ (Lukas 10,5)

„Die Friedensstifter werden Gottes Kinder genannt werden.“ (Matthäus 5,9)

„Habt Salz und habt Frieden untereinander“ (Markus 9,50)

„Dein Glaube hat dir geholfen, geh hin in Frieden“ (Lukas 7,50)

„Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt“ (Johannes

16,33)

„Wir sind gerecht geworden und haben nun Frieden mit Gott“ (Römer 5,1)

„So viel an euch liegt habt mit allen Menschen Frieden“ (Römer 12,8)

Robert hatte mal wieder die Konkordanz zu Hilfe genommen und nach dem

Wort Friede gesucht.

Da ist der Vers, den ich gesucht habe: „Christus unser Friede…damit er in sich

selber aus den zweien einen neuen Menschen schaffe und Frieden mache.“

(Epheser 2,14.15)

Aus den zweien. Das wird in Galater 3,28 erklärt: „Hier ist nicht Jude noch

Grieche, nicht Sklave noch Freier, nicht Mann noch Frau; denn ihr seid alle-

samt einer in Christus Jesus!“

Wenn wir Christen nicht Versöhnung leben können, der in den Frieden

Christi mündet, wer dann?

Und dann heißt es … Hingehen! Versöhnung und Friede geschieht nie ohne

dass ich mich bewege. Darum ist das bei Jesus immer mit der Aufforderung

verbunden loszugehen, mit IHM dem Frieden im Herzen.

Robert war mal überwältigt von der Macht des Wortes Gottes. Und er merk-

te, wie sich sein Herz immer mehr zu Hasim hinwandte. Er freute sich schon

auf Morgen Abend.

„Und der Friede Gottes, der höher ist als unser Verstand, bewahre unsere

Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn.“ (Philipper 4,7)

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Impulse für das Gespräch

in Kleingruppen Die Versöhnung

Nur wer es tut, wird die Freiheit erleben, die Jesus uns dadurch schenkt.

Vergebung, Versöhnung, Erneuerung von Beziehungen, aufeinander zuge-hen, die Hand reichen, den ersten Schritt machen, … Nenne es wie du willst, aber tue es, und entdecke die Kraft der Versöhnung! Es ist Gottes Thema, für das er alles gegeben hat: Gott versöhnte in Christus die Welt mit sich selbst!

Möglichkeiten Da es ein sehr persönliches Thema ist, könnt ihr den Abend auch als Gebets-abend gestalten. Lieder, Persönliche Stille, Abendmahl. Zeit für Buße. Zeit einen Brief, eine Nachricht zu schreiben. Steine, die die Last symbolisieren, die ihr herumtragt und die man an einem Kreuz ablegen kann.

Einstieg Lest euch den Text vom Mittwoch durch und kommt darüber ins Gespräch.

Texte Galater 3,28 Römer 12,8 Sprüche 4,23

Philemonbrief (da könnt ihr eine Bibelarbeit dazu machen)

Fragen Wo bist du mit Menschen aus deiner Familie, der Gemeinde, deines Arbeits-umfeldes oder der Nachbarschaft nicht im Reinen?

Was fällt dir ein, was du zur Versöhnung beitragen kannst?

Welchen Schritt gehst du wann?

Was für Gedanken über dich selber prägen dich negativ?

Was setzt du aktiv dagegen?

Wer hilft dir dabei?

Wie erlebst du dich im Blick auf Menschen aus anderen Kulturen, Ländern?

Was könnte dir helfen Brücken zu bauen, Gräben zu überwinden?

Wo möchtest du in der Gemeinde mehr Einheit erleben?

Was ist dein Beitrag dazu in den nächsten vier Wochen?

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Tagesandachten 6. Woche

Der Auftrag

Sonntag „Nicht dass wir aus uns selbst fähig wären, so dass wir uns etwas

zuschreiben könnten; unsere Befähigung kommt von Gott.“

(2.Korinther 3,5)

Auftrag Robert tat es gut, abends noch einen Spaziergang zu machen. Die frische Luft. Die sternklare Nacht. Das tat ihm so gut. Es hatte am Nachmittag auch noch angefangen zu schneien. Das hatte er gar nicht mitbekommen. Und nun war es besonders still. Tiefer Friede lag über dem Tal und dem ganzen Ort. ‚Wie geschaffen für den Ausklang dieses Tages‘, dachte Robert.

Als er zurückkam fiel er hundemüde ins Bett.

Der nächste Morgen begann schon mit einer Überraschung.

Um 8:30 Uhr klingelte es an der Tür.

Robert wollte sich eigentlich gerade noch rasieren.

Er öffnete und Georg stand vor der Tür, mit einer Tüte frischer Brötchen.

„Hallo Robert. Dachte mir, wir könnten gemeinsam frühstücken. Sonst hockt jeder für sich allein rum. Du kannst doch einen Kaffee kochen, oder?“

Robert fühlte sich angenehm überrumpelt. „Klar kann ich das. Komm rein. Klasse Idee!“

Wie wenn sie sich schon lange kannten, so fühlte sich das für Robert an. Und wie er Georg kannte, war der nicht ohne Grund da. Da sollte sich aber erst später zeigen.

„Und, wie waren die Tage hier? Seitdem Tom mich angerufen hat, dass du kommst, habe ich für dich gebetet.“

„Du kennst Tom? Du betest für mich?“

„Natürlich kenne ich Tom. Er ist mein Neffe. Ein ganz feiner Kerl.“

„Das kann man wohl sagen.“

„Weißt du, was ich bei Tom gelernt habe?“ Robert verstand jetzt gar nichts mehr. Er, der Georg, der Alte, hat was vom Neffen gelernt? Da war er jetzt schon sehr gespannt.

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„Ich habe bei ihm den Missonsbefehl aus Matthäus 28 erst richtig verstan-den. ‚Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden‘. Okay, das ist klar, das ist leicht zu verstehen. Aber dann geht es schon los. ‚Darum gehet hin!‘ Das ist eine klare Ansage sich auf den Weg zu machen. Nicht zu warten bis irgendjemand kommt. Nicht zu meinen, man muss nur attraktiv genug sein, dann kommen die Leute. Hingehen, Freundschaften knüpfen, bei den Leuten sein. Ihnen zuhören, mit ihnen leben, an ihren Sorgen und Freuden Anteil nehmen …!“ Robert unterbrach ihn lachend: „Mit ihnen frühstücken.“

„Wenn sich’s anbietet, auch noch mehr.“

„Erzähl weiter, Georg. Was ist mit ‚und machet zu Jüngern alle Völker‘ ?“

Georgs Augen leuchteten: „Da hat Tom mir geholfen. Weißt du, da steht was von ‚Jünger machen‘. Das heißt alle mögliche Formen zu finden den Men-schen das Evangelium von Jesus zu bringen, zu erzählen, vorzuleben, zu er-klären. Miteinander in der Bibel zu lesen, für sie zu beten. Und jetzt kommt die klare Ansage: ‚alle Nationen‘ Da steht wörtlich alle Volksgruppen. Als ob Jesus sagen wollte: geht auf die Menschen zu, ohne Scheu. Egal woher sie kommen. Egal welchem Milieu sie angehören. Sucht Wege, sie zu erreichen. Robert, wenn wir uns auf den Weg machen und zu ihnen kommen, dann kommt Jesus zu ihnen.“

Roberts Augen wurden immer größer. „Georg, weißt du, was du mir gerade beschreibst? Du beschreibst mir das Bild von Gemeinde, nach dem ich mich sehne! Ich habe nicht den Mut so zu leben, bis jetzt jedenfalls. Aber ich glau-be, dass die Zukunft der Gemeinde mehr an dem hängt, wer wir in Jesus sind, und wie wir mit ihm leben, als an dem, was wir alles auf die Beine stel-len, damit die Menschen kommen.“

„Amen, so ist es!“ Sagte Georg. „Du es geht ja noch weiter ‚tauft sie auf den Namen des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie hal-ten alles, was ich euch befohlen habe‘. Tom hat auch da eine gute Idee. Wenn Menschen getauft werden, ist das nach wie vor ein wunderbares Zeugnis dafür, dass sie nun ganz zu Jesus gehören. Und das wird durch die Taufe in der Öffentlichkeit sichtbar. Das nächste aber ist entscheidend. Sie brauchen Unterweisung und Lehre. All das, was Nachfolge ausmacht, wird einem ja nicht in die Wiege gelegt. Das muss man lernen. Und am besten mitten im Leben. Und Tom meinte: Das wär‘s, unser Gemeindezentrum ein Trainingszentrum für Nachfolge und für Leiterschaft. Ein Zentrum des Ge-bets und der Lehre im Wort Gottes. Ein Zuhause für viele.“

Georg machte ne Pause. Er merkte, wie Robert sich das alles vorstellte.

Er schmierte sich genüsslich noch ein Honigbrötchen, und weil Robert immer

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noch nichts sagte, machte er einfach weiter. „Und das letzte ist unüberbiet-bar: ‚und siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende‘. Mach die Augen auf, fahre deine Antennen aus, um zu entdecken, wo Jesus am Werk ist! Wo Jesus Möglichkeiten schenkt. ‚Siehe, Ich bin bei euch‘.

Unsere einheimischen Pastoren in der Mission sagten manchmal auf eng-lisch: And this ist true. Forever and ever and ever!“

Robert hatte die letzten Sätze nur noch entfernt mitbekommen.

Er fragte sich und er sprach die Frage laut aus: „Wenn Jesus seine Jünger mit solch einem gewaltigen Auftrag in die Welt sendet, wie soll das gehen?“

Montag „Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“

(Johannes 20,21)

Gesandt = hören und tun Georg hörte genau hin: „Da machst du jetzt aber ein Fass auf. Möchtest du das wirklich wissen?“

Robert schaute Georg an: „Würde ich sonst fragen?“

„Pass auf, Robert. Das wird jetzt wirklich was Besonderes. Lässt du dich auf ein kleines Experiment ein?“

Robert hatte keine Ahnung. Aber irgendwie wurde es jetzt spannend. „Okay, ich bin dabei.“

„Als ich heute Morgen aufgewacht bin,“ erzählte Georg, „habe ich gebetet und den Vater gefragt, was ich heute tun soll. Ich dachte zu hören. ‚Geh hin zu Robert und frühstücke mit ihm.‘ Deshalb bin ich jetzt hier.

Mich hat sozusagen der Vater zu dir gesandt.

Jesus sagt zu seinen Jüngern: ‚Friede sei mit euch. Wie mich der Vater ge-sandt hat, so sende ich euch!‘ (Johannes 20,21).

„Robert, ich möchte, dass du jetzt losgehst, zum Bäcker gehst, und dem Hasim Brötchen bringst und mit ihm frühstückst.“

„Okay, und dann?“

„Du sollst das einfach nur machen. Hingehen und tun.“

„Aber, vielleicht hat er schon, …“

„Robert, ich habe heute Morgen mit Gott nicht diskutiert. Und als Gott Jesus in diese Welt gesandt hat war klar, dass Jesus jetzt macht, was der Vater will. Also, wie sieht es aus?“

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Robert sah Georg an. „Also du meinst das jetzt ernst. Dann gehe ich jetzt mal.“ „Warte,“ sagte Georg. „Ich gehe mit.“ „Aber wieso kommst du jetzt mit?“ Robert war irritiert. „Ganz einfach. Gott hat seinen Sohn nicht alleine gelassen. Und als ich heute Morgen losging, wusste ich auch, dass Gott mit mir ist. Alles klar?“

20 Minuten später saßen sie bei Hasim. Zum Frühstück. Er ist ein Spätaufste-

her und war gerade dabei, sich einen Tee zu kochen.

Mitten in das fröhliche Gespräch hinein sagte Georg: „Ich muss euch noch

ein paar Ideen liefern, was es heißt, gesandt zu sein wie Jesus.“

Robert und Hasim schauten Georg erwartungsvoll an.

„Gesandt wie Jesus, in seine Welt.

… zu einer bestimmten Zeit

… in ein bestimmtes Volk

… in eine konkrete Familie

… in besondere soziale Verhältnisse

… in spezielle gesellschaftliche Zusammenhänge und politische Kons-tellationen

Macht euch das mal bewusst. Es war Gottes Absicht, dass ihr genau in dieser Zeit, jetzt im 21.Jahrhundert auf der Welt seid. Und Jesus sendet euch da hinein, wo eure Lebenswelt ist! In eure Familie. In eure Nachbarschaft. Zu euren Freunden, den Arbeitskollegen. Und zu denen, die er euch aufs Herz legt, für die er euch ein Herz gibt.“

Georg machte eine Pause. Dann meinte er. „Was haltet ihr davon, wenn wir uns ein bisschen von unserer Lebenswelt erzählen?“

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Dienstag „… die sind wie der fruchtbare Boden, auf den die Saat fällt:

Sie hören Gottes Botschaft, verstehen sie und bringen Frucht,

hundert-, sechzig- oder dreißigfach.“

(Matthäus 13,23)

Hören und sehen Was da alles zur Sprache kam. Das war schon was Einmaliges. Und Robert dachte sich: das muss ich zuhause auch machen. Das ist so ermutigend. Viel-leicht im Hauskreis. Auf jeden Fall mal in der Familie anfangen.

Da hinein bin ich, sind wir von Jesus gesandt. Robert fand diesen Gedanken

überaus anregend.

Er merkte aber auch, dass er das sicher nicht mit der Selbstverständlichkeit

machen konnte, wie das Georg tat, und schon gar nicht, wie er das bei Jesus

las.

„Georg, wie kommt das, dass du das heute morgen mit den Brötchen und

dem Frühstück einfach so gemacht hast,“ fragte Robert.

„Lass uns das bei Jesus lernen. Das ist viel besser. Weißt du Robert, für Jesus

war klar: ich bin der geliebte Sohn des Vaters im Himmel. Das hatte Gott ihm

bei der Taufe deutlich gesagt. Er lebte in dem Bewusstsein: Ich bin geliebt

vom Vater, an diesem Platz in der Welt gewollt vom Vater, beauftragt mit

einem klaren Auftrag vom Vater, begabt mit allem was ich dazu brauche

vom Vater.“

„Du meinst Jesus hat das gebraucht, dass er sich daran immer wieder erin-

nerte?“ fragte Hasim. Robert war froh, dass Hasim diese Frage stellte.

„Er war doch auch ganz Mensch. Und darum glaube ich das sehr wohl. Auch

wenn es in seinem Inneren dieses Bewusstsein gab, dass er völlig angenom-

men ist von der wichtigsten Person im Universum, von seinem Vater. Egal

wie die Ablehnung von außen war, egal wie er verfolgt und verachtet wur-

de.“

Robert sah Georg an. So wie Georg erzählte, hätte er ihm noch Stunden zu-

hören können.

„Robert und Hasim, wisst ihr, wer ihr in Christus seid? Ich möchte es euch

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persönlich sagen:

Du Robert, du Hasim, bist gesandt wie Jesus. Du bist das geliebte Kind vom

Vater, an diesem Platz in der Welt gewollt vom Vater, beauftragt mit einem

klaren Auftrag vom Vater, begabt mit allem, was du dazu brauchst vom Va-

ter.

Völlig angenommen und begleitet von der wichtigsten Person im Universum,

vom Vater im Himmel!“

Georg machte eine lange Pause. Und es war wie ein heiliger Moment in der

Küche bei Hasim, am Frühstückstisch!

Mittwoch „ Meine Speise ist es, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat,

und sein Werk vollende“

(Johannes 4,34)

Gehorsam „Georg, das ist so was Besonderes mit dir heute morgen, hier zu sitzen und über das zu sprechen, warum wir für unsere Welt so wichtig sind. Gesandt von Jesus. Vom Schöpfer dieser Welt. Von dem, der den Menschen ewiges Leben ermöglicht, und der alle Macht hat im Himmel und auf Erden. Ich ha-be das schon gehört. Aber es hat mir niemand wirklich erklärt. Oder ich habe es nicht verstanden, oder verstehen wollen, …“

„Robert“, Georg hakte ein, weil Robert eine kleine Pause machte. „Robert, das ist ja das, was wir bei Jesus auch lernen können. Bei ihm war das über-haupt kein Selbstläufer. Er musste selber dranbleiben am Vater, sich verge-wissern. Im Gespräch sein mit ihm. Gewohnheiten entwickeln, die es ihm ermöglichten seine Gedanken ganz auf den Vater ausgerichtet zu haben.

In Lukas 2,52 steht: ‘Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen‘. Ihr wisst das selber: Nur wer etwas zu sich nimmt, kann zunehmen, also ich meine jetzt das Essen, unsere Nahrung. Wenn wir mit Essen aufhören, hören wir auf zu wachsen, verkümmern wir magern ab, und letztlich hören wir auf zu leben. In unserer Beziehung und Abhängigkeit zu Gott ist das auch so. So war das auch bei Jesus.“

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Robert überlegte, was Jesus wohl getan hat, wie er das gelebt hat.

„Wisst ihr, was Jesus mal gesagt hat?“ Georg erklärte weiter. ‚Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht.‘ (Johannes 5,19) Und: ‚Aber der mich gesandt hat, ist wahrhaftig, und was ich von ihm gehört habe, das rede ich zu der Welt.‘ (Johannes 8,26). Er war mit seinen Sinnen so fokussiert auf den Vater, dass er wahrnehmen konnte, was der Vater nun durch ihn tun und reden will. Er hat sich bewusst zum Beten zu-rückgezogen. Hatte Zeiten um allein zu sein, mit dem Vater. Und das hat sei-ne Leidenschaft für die Menschen genährt. Er wollte die Menschen mit sei-nem Vater bekannt machen. Keiner kannte ihn wie er. Und er wollte Glau-ben an seinen Vater wecken.“

„Und darum lebte er ganz dem Vater zugewandt voller Leidenschaft für die Menschen auf dieser seiner Welt,“ sinnierte Hasim laut.

Da gab es nichts weiter dazu zu sagen. Vielmehr drängte sich die Frage auf: Gesandt wie Jesus. Wie achte ich dauerhaft auf das, was Jesus mir sagt, und wie sehe ich das, was Jesus durch mich tun will?

Donnerstag „Gott will, dass allen Menschen geholfen werde

und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“

(1. Timotheus 2,4)

Vertrauen Hasim saß in der Runde und schaute Georg und Robert an.

„Darf ich euch kurz was erzählen? Ich glaube es passt genau hier her.“

„Gerne, schieß los.“ Georg schaute ihn ermutigend an.

„Als ich hier nach Deutschland kam, wusste ich nicht, wie und ob ich über-haupt eine Chance hatte, hier zu bleiben. Aber wisst ihr, es gab da eine Gruppe von Menschen, die haben uns immer wieder ihm Wohnheim be-sucht. Und es war klar, sie kennen und lieben Jesus. Und sie wollten uns hel-fen. Ihre Hingabe und Leidenschaft, mit der sie uns begleiteten war, einfach nur überwältigend. Die Liebe, mit der sie uns halfen beim Interview und als dann die Ablehnung kam, Widerspruch eingelegt werden musste. Sie haben das einfach gemacht!“ Hasim stockte. Es bewegte ihn immer noch. „Wir hatten den Eindruck, sie lieben uns einfach. Nicht weil wir etwas zu geben

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hätten, sondern, weil sie uns lieben wollten. Und darum haben wir das auch geglaubt, was sie uns von Gott erzählt haben. Und wir haben das in der Bibel nachgelesen. Auch wenn ich schon vorher Christ war. Aber das hat mich nochmal gepackt. Und es war so befreiend, dass sie für uns gebetet haben. Für alles. Bei der Gerichtsverhandlung waren sie dabei, haben uns beim Deutschlernen unterstützt und einfach Zeit mit uns verbracht. Gott ist so gut, dass er uns solche Menschen geschickt hat.“

Robert staunte. Und Georg meinte: „Siehst du Hasim, das passiert, wenn Menschen darauf achten, was Gott sagt und ihnen zeigt. In Epheser 2,10 heißt es: ‚Wir sind sein Werk, geschaffen in Jesus Christus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.‘. Wenn das ge-schieht, dann erleben wir durch die Gemeinde, durch den einzelnen Jünger Jesu, Jesus in Aktion. Dann erleben wir Jesus.“

Und nach einer kurzen Pause fügte er dazu: „Und genau das ist es, was Ge-meinde leben kann. Egal, wo sie ist, egal wie die Gesellschaft aussieht, ganz gleich, welches politische System herrscht, egal welche Freiheit dem Glau-ben an Jesus gegeben wird oder welche Einschränkungen es gibt, egal, was es für Herausforderungen und Probleme am Ort gibt, …

Wenn Gemeinde hingeht und liebt und bei den Menschen ist, um ihnen um Christi willen zu dienen, dann erleben die Menschen Jesus. Dann erleben sie die Kraft des Glaubens an den auferstandenen und wiederkommenden Herrn.“

Freitag „die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken.“

(Lukas 5,31)

Im Elend willkommen Robert dachte über diese tiefen Wahrheiten nach, die so einfach nachzuvoll-ziehen waren. Das konnte man bei Jesus so offensichtlich lernen.

Gesandt wie Jesus.

Und dann kam sie heraus, diese Frage, die ihm schon länger im Kopf herum-ging: „Was setzt Gott in Bewegung? Was bringt ihn dazu, den Himmel zu verlassen. Warum sandte er seinen Sohn? Und warum sendet Jesus mich?“

Georg schaute Robert lange an. So einfach, wie die Antwort auf den ersten

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Blick aussah, so wichtig war es ihm, Roberts Frage wirklich ernst zu nehmen und ihn nicht nur eine Standardantwort zu geben. Er wollte es machen wie Jesus. Und darum fragte er zurück: „Wenn du Gott wärst, was für Gründe würdest du finden?“

„Hm.“ Robert kratze sich am Kopf. „Also ich könnte jetzt sagen: Ich habe den Menschen erschaffen, sie gehören zu mir. Sind aber davongelaufen. Ich will alles tun, dass sie wieder zu mir zurückkehren. Nenne es Liebe. Nenne es dem Verlorenen Heimat zu geben. Nenne es Wiederherstellung, oder, ... Ach, ich weiß auch nicht.“

Georg ließ nicht locker. „Robert, warum setzt du dich in Bewegung, lässt al-les stehen und liegen, wenn du siehst, dass deine Tochter hingefallen ist und blutet?“

„Das ist ja klar. Ich liebe sie. Ich halte das nicht aus wenn sie blutet. Ich will, dass ihre Verletzung möglichst schnell heilt. Und außerdem will ich, dass sie aufhört zu schreien und zu weinen.“

„Und was machst du?“ „Ja, ich gehe zu ihr hin, nehme sie in den Arm und mache alles, damit es ihr wieder besser geht.“

„Genau das macht Gott auch,“ sagt Georg. „Er macht sich auf den Weg. Schon im Alten Testament ist das so. In 2.Mose 3,7.8a steht: ‚Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr Geschrei über ihre Be-dränger habe ich gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. Und ich bin hernieder-gefahren, dass ich sie errette‘. Und wenn du siehst wem sich Jesus zuge-wandt hat, dann lesen wir in Lukas 15,1: ‚Es nahten sich ihm aber allerlei Zöllner und Sünder und die Pharisäer murrten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen‘ oder in Lukas 7,34: ‚Der Menschensohn ist gekommen, isst und trinkt; und ihr sagt: Siehe, dieser Mensch ist ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder.‘

Robert fügte dazu: „Und in Lukas 5,31. ‚die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken‘.“

„Genau. Jesus hatte ein Auge auf die Not der Menschen. Er kam zu den Schwachen und zu den Armen. Nicht dass er die anderen ignoriert hätte. Auch mit den Reichen und den Klugen war er im Gespräch. Aber die meiste Zeit hat er mit denen verbracht deren, Not offensichtlich war.“

„Und was bedeutet das für uns heute?“ Robert fragte vielleicht etwas unge-duldig. Aber er wollte gerne verstehen, was das heißt, wenn wir wie Jesus

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gesandt sind. „Heißt das, dass wir schauen sollen, wo sind die Bedürftigen in unserer Gesellschaft? Wo sind die Gestrandeten? Wo sind die Armen? Wo sind die Problemfelder unserer Stadt? Was können wir tun um Menschen in konkreter Not beizustehen?“

„Hei Robert, du bist voll in der Spur. Und wenn du die Not, die du siehst, zu-sammenbringst mit dem, was du für Begabungen hast, oder was in deiner Gemeinde für Begabungen da sind, dann geschehen auch heute noch Wun-der.“

„Aber, ich sehe das ja oft gar nicht. Und oft versteckt sich die Not ja auch hinter den Haustüren!“

„Das war damals auch so. Bei Jesus heißt es, dass sie die Kranken aus den Häusern heraustrugen und zu ihm brachten, als bekannt wurde, dass er in den Ort kam. Wenn ihr als Gemeinde bekannt dafür seid, dass ihr Jesus zu den Menschen bringt, dann werden sich Türen öffnen. Und dann kannst du natürlich beten, dass du einen Blick dafür bekommst, wo echte Not ist. Lauf doch mal durch die Straßen deines Ortes. Vier Wochen lang. Und bete für die Menschen deren Namen du auf den Klingelschildern liest. Du wirst stau-nen was sich bei dir und bei den Menschen verändert.“

Robert war hin und weg von diesem Gespräch. Und er hatte längst gemerkt, dass das Frühstück bei Hasim, aus dem nun ein ausgedehnter Brunch gewor-den war, ein Essen von Freunden mit Jesus war.

Samstag „Denen wollte Gott kundtun, was der herrliche Reichtum dieses

Geheimnisses unter den Völkern ist, nämlich Christus in euch, die

Hoffnung der Herrlichkeit.“

(Kolosser 1,27)

Hoffnung Es war schon eine besondere Runde. Hasim, der gerade dabei war, in

Deutschland Fuß zu fassen. Georg, der als alter Missionar nun „sein Dorf“

besuchte, die Menschen kannte und versuchte, ihnen Jesus zu bringen. Und

Robert, der sich eine Auszeit genommen hatte, um für sich Klarheit über das

eigene Leben zu bekommen und der gerne Gemeinde Jesu so leben wollte,

dass es auch relevant war für diese Welt.

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Robert hatte viel entdeckt aus dem Wort Gottes. Georg hatte ihm dabei auf

die Sprünge geholfen. Von Hasim hatte er gelernt. Und von Tom war er noch

mehr begeistert als vorher. Seine Marion hatte ihn in seinen Gedanken wei-

tergebracht und Gott hatte ihn überrascht. Immer und immer wieder. Über-

rascht und beschenkt.

Zum Abschluss hatte Georg noch eine Idee: „Wisst ihr was. Wir nehmen uns noch ein paar Minuten Zeit. Und wir schreiben auf, was wir in den nächsten Wochen anpacken wollen. Da hat jeder so seine Bereiche. Ihr könnt mit eu-rem Handy euch jeweils ein Bild machen von den Zetteln. Ich nehme mit dem Papier vorlieb. Dann können wir füreinander beten. Und in vier Wo-chen lade ich euch zum Abendessen ein. Und dann können wir ein bisschen erzählen.“

Robert wusste, dass er nun am Anfang einer Kette von Veränderungen

stand, die er so nicht geplant hatte. Ja, er wusste nicht einmal, was alles

noch auf ihn zukommen würde. Aber er wollte nicht mehr hinter das zurück,

was er erkannt hatte. Mit kleinen Schritten wollte er anfangen. In seiner Fa-

milie. In der Kleingruppe. Und auch mal anhaltend für die Menschen beten,

die mit ihm in der Straße wohnten. Außerdem hatte er Tom schon zwischen-

durch zurückgeschrieben, dass er ihm sehr gerne dieser Freund sein wollte.

Und dass er ihn als Freund brauchte, dem er Rechenschaft gibt, der ihn alles

fragen darf. Denn die Wahrheit macht wirklich frei. Frei das zu leben was wir

als Einzelne und als Gemeinde sein dürfen: Hoffnung für diese Welt.

Wir sind Hoffnungsträger! Die Welt wartet darauf, zu sehen, was Gott in, mit

und durch einen Menschen tun kann, der sich ihm ganz zur Verfügung stellt.

Hasim, Georg und Robert beteten noch füreinander und segneten sich für

die Zeit, die vor ihnen lag.

Es war ein herzliches Verabschieden. Und wer es nicht wusste, der musste

denken, dass die drei sich schon seit Jahren kennen würden.

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Impulse für das Gespräch

in Kleingruppen Der Auftrag - die Sendung

Beides gehört irgendwie zusammen. Kein Auftrag ohne Sendung. Und keine Sendung ohne Auftrag.

Gesandt wie Jesus, das heißt auch, dass die Kraft mit der Christus von den Toten auferweckt wurde, in uns wirkt (Epheser 1,19.20).

Eine bessere Ausrüstung gibt es nirgends!

Einstieg: Erzählt euch etwas aus eurem Alltag, aus eurer Lebenswelt. Was euch be-schäftigt und bewegt. Immer wenn einer fertig erzählt hat, soll jemand aus der Runde ihm zusprechen: „Jesus sendet dich in Deine Welt.“

Jesus, gesandt Gesandt

Hinein in seine Welt

hinein in eine Familie, Kultur und Sprache

hinein in ein religiöses System

Gesandt:

weil er diese Welt liebt

weil er den Menschen mit Gott bekannt machen will

weil er in jedem einzelnen Glauben an Gott den Vater wecken will

Gesandt:

weil er weiß, dass der Mensch ohne Beziehung zu Gott verloren ist

weil er das Wort der Versöhnung zu verkündigen hat

weil er die Grundlage legt, dass heute Menschen zu Gott finden können

gesandt

voller Hingabe und Leidenschaft

zu den Schwachen und Kranken

um Gottes Gegenwart zu demonstrieren

um Menschen wieder in die Gesellschaft zu integrieren

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gesandt

und immer bereit auf seinen Vater zu hören

und immer abhängig von dem was sein Vater wollte

und er tat das was er seinen Vater tun sah

gesandt

mit einem konkreten Auftrag

an einen konkreten Platz

um den Menschen zu dienen

um in Gemeinschaft mit den Menschen zu leben

um die leidenschaftliche Liebe zu Gott, die hingegebene Liebe zum Nächs-

ten und die anerkennende Liebe zu sich selbst zu leben

Fragen Wie sehr liebst du deine Welt?

Für wen betest du, dass er / sie Jesus begegnet?

Woran erkennt man dein Interesse, dass durch dich Menschen mit Gott

bekannt werden können?

Was prägt deinen Alltag?

Was könnte dein konkreter Auftrag sein?

Was möchtest du von dem, wie Jesus seine Beziehung zum Vater gelebt

hat, lernen?

Wie machst du das mit dem Hören auf Gott?

Welche Konsequenzen ziehst du aus den Antworten, die du auf die letz-

ten Fragen gegeben hast?

Was möchtest du davon gerne in deinem Leben intensivieren?

Wie machst du das konkret? Was oder wer hilft dir dabei?

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