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SandUhr Das Buch zum Europäischen Dorferneuerungspreis 2008

Gemeinde Sand in Taufers

Walther Lücker

unter Mitarbeit von Dr. Doris Oberegelsbacher und Dr. Martin Huber

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Impressum

SandUhr

Das Buch zum Europäischen Dorferneuerungspreis 20081. Auflage, 2008 © Gemeinde Sand in Taufers, Sand in Taufers 2008

Text: Walther Lücker Redaktionsbüro Südtirol

Mitarbeit: Dr. Doris Oberegelsbacher und Dr. Martin Huber

Grafische Gestaltung: sanni+ Alexandra Ausserhofer

Titelgestaltung: sanni+ Alexandra Ausserhofer

Lektorat: Margit Laner Plaschke

Fotos: Walther Lücker; Archiv Gemeinde Sand in Taufers; Archiv Redaktionsbüro Südtirol; Hartmann Seeber (6).

Druck Umschlag: König und Lerch, München

Druck: Athesia Druck, Bozen

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Publikation darf ohne schriftliche Einwilligung der Gemeinde Sand in Taufers in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder sonst ein anderes Verfahren) reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Printed and bound in Italy / Germany

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Inhalt

Vorworte 9Helmuth InnerbichlerDR. Luis DurnwalderDR. Michl Laimer

1 Auszeichnung 12Eine SMS, ein Preis und eine weite Reise

2 Interview 18„Ein Wir-Gefühl sollte entstehen“

3 Bewertung 24Jury beeindruckt vom Ideenreichtum

4 Preis 28Was ist das für ein Preis?

5 Preisträger 30Sensationell hohes Niveau

6 Kommission 38

Druck auf den roten Knopf

7 Historie - Kirche - Soziales - Jugend 42

„Der Mensch steht im Mittelpunkt“

8 Vereine 50

Reges Leben in den Vereinen

9 Frauen 58

Frauen sind präsent

10 Wirtschaft 62

„haben eine gute Wirtschaftsstruktur“

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11 Tourismus 68Wege nach morgen

12 Kooperationen - Netzwerke 74Im internationalen Wettbewerb

13 Projekte - Leader Plus 82Sage mir, was Du leistest …

14 Agenda 21 88

Sand in Taufers – Agenda-21-Gemeinde

15 Energie 94

Quellen der Energie

16 Mitsprache der Bürger 104

Mitreden ist wichtig und erwünscht

17 Umwelt 112Umweltschutz beginnt überall

18 Verkehr 118

Verkehr lässt sich steuern

19 Öffentliche Bauten 122

Festplatz, Parkraum und Wohnqualität ...

20 Bäderkultur 126

Ein Bad für alle Fälle

Sand in Taufers in Zahlen 130

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Gewidmet allen Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde Sand in Taufers

September 2008

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Vorwort von Helmuth Innerbichler

Geschätzte Mitbürgerinnen und Mitbürger,unsere Gemeinde hat heuer den Europäischen Dorferneuerungspreis 2008 der Europä-ischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung gewonnen. Sand in Taufers konnte sich gegen 28 Teilnehmern aus elf verschiedenen Nationen beim Wettbewerb durchsetzen und wurde von einer Jury aus hochrangigen internationalen ExpertInnen nach einge-hender Beratung der Wettbewerbsunterlagen und nach intensiver Begutachtung der Gemeinde Sand in Taufers vor Ort zum Sieger gekürt.Diese europäische Auszeichnung ist für unsere Gemeinde nicht nur eine Bestätigung und Aufwertung für die gemeinsam geleistete Arbeit in den letzten Jahren, sondern gleich-zeitig auch eine Verpflichtung und ein zusätzlicher Ansporn, diese Entwicklungs- und Erneuerungsarbeit in Sand in Taufers weiterzuführen.Viele Errungenschaften, wie der Bau der Volksschule, des Hochaltars, des Tauferer Bahnl und der Wasserleitungen, deren 100-jähriges Bestehen wir heuer feiern, gleichwohl auch die Ausweisung der Gewerbezonen und die Erhaltung des Tauferer Bodens wurden bereits vor Jahren mit deutlicher Weitsicht geplant und umgesetzt. Aber auch in jüngster Zeit hat die Gemeindeverwaltung von Sand in Taufers große Anstrengungen bei der Umsetzung von Konzepten für die Dorfentwicklung unternommen. Sand in Taufers hat dabei nicht nur die Tradition gepflegt, sondern auch bedeutsame Entwicklungen einge-leitet. Es wurden neue Wohngebiete erschlossen, kulturelle und gesellschaftliche Begeg-nungsstätten geschaffen und viele andere Einrichtungen auf die Beine gestellt. Wir werden uns jedenfalls nicht auf den Lorbeeren dieser europäischer Ehrung ausruhen, sondern mit Freude und Engagement den eingeschlagenen Weg in der Entwicklung von Sand in Taufers weiterverfolgen.Ich hoffe, dass wir die ersten Kontakte und Begegnungen mit den anderen europäischen Teilnehmergemeinden vertiefen und stabile Netzwerke aufbauen können. In zwei Jahren wird Sand in Taufers Austragungsort für die Preisverleihung des Europäischen Dorfer-neuerungspreises sein. In der Zwischenzeit werden verschiedene europäische Veran-staltungen bei uns durchgeführt, deren Werbewirksamkeit für Sand in Taufers nicht zu unterschätzen ist.Liebe Bürgerinnen und Bürger, Sie wissen und auch ich weiß, dass wir diese Würdigung nur gemeinsam erreichen konnten. Niemand von uns kann den Erfolg für sich alleine verbuchen. Jeder braucht Menschen, die die Ideen und Vorhaben unterstützen. Das Ergeb-nis solcher Zusammenarbeit ist der Erfolg, der nicht selbstverständlich ist. Es ist für mich als Bürgermeister eine große Freude zu sehen, dass auch Sie das Entwicklungsgeschehen der Gemeinde Sand in Taufers unterstützen. Danke allen Vereinen, allen Institutionen, allen Wirtschaftstreibenden und allen Einzelpersonen. Ich hoffe auch weiterhin, auf Ihre Unterstützung zählen zu können.

Ihr Helmuth InnerbichlerBürgermeister von Sand in Taufers

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Zum ersten Mal am Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis teilgenom-men und schon zum Sieger gekürt - das ist eine beachtliche Leistung!Insgesamt 29 Gemeinden aus ebenso vielen europäischen Ländern bzw. Regionen haben sich für den Europäischen Dorferneuerungspreis 2008 beworben. Das Wettbewerbsmotto: „Zukunft durch gesellschaftliche Innovation“. Die wenig mehr als 5.000 Einwohner zählende Gemeinde Sand in Taufers hat sich neben all den Mitbewerbern den Preis geholt.Darauf kann die Gemeindeverwaltung zu Recht stolz sein. Die eigentlichen Sieger aber sind die Bürgerinnen und Bürger von Sand in Taufers. Sie haben mit ihrem Einsatz dazu beigetragen, dass die im Jahre 2000 gestartete Erneuerungsbewegung zu einem Erfolg wurde. Die Wettbewerbsjury hat sich vor Ort überzeugt und bezeichnete das Projekt als „ganzheitliche, nachhaltige Entwicklung von herausragender Qualität“.Eckpfeiler dieser gelungenen Gemeindeentwicklung sind neben der wirtschaftlich und landschaftlich günstigen Lage der Gemeinde die Bildung und Weiterbildung, die Einbin-dung der Bevölkerung in den Erneuerungsprozess und der Ideenreichtum eines jeden Einzelnen. Der Europäische Dorferneuerungspreis ist die Anerkennung für diese Arbeit, eine Arbeit im Dienste einer Dorfentwicklung, die auf immer bessere Lebensqualität hinsteuert.Ein Preis jedoch soll immer auch Ansporn sein, auf dem eingeschlagenen Weg, dem Weg des Miteinander, weiterzumachen. Ich danke allen, die diese Initiative mittragen und Akzente setzen, die für die Dorfgemeinschaft und letztlich für das ganze Land ein Gewinn sind. Der Beitrag eines jeden Einzelnen zum Wohle und zur Entwicklung einer Gemein-schaft ist immer eine Bereicherung für alle.Wer nun neugierig geworden ist und genau wissen möchte was in Sand in Taufers alles auf die Beine gestellt wurde und was für die Zukunft angedacht ist, hat mit diesem Buch die passende Lektüre in der Hand. Es gibt den Lesern Aufschluss über bestehende Projekte, über Vorhaben und Visionen der Gemeinde. Möge dieses Buch den anstoß geben zu neuen Initiativen, aber vor allem das jeder Gemeinschaft innewohnende große Potential vermit-teln.

Dr. Luis DurnwalderLandeshauptmann

Vorwort von Dr. Luis Durnwalder

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Die Sanduhr ist ein Symbol für die Vergänglichkeit der Zeit, aber zugleich auch eine Ermahnung, die uns verbleibende Zeit sinnvoll zu nützen. Das gilt besonders für die Umwelt, der gegenüber wir eine große Verantwortung haben. Und diese Verantwortung beginnt vor allem in unseren Köpfen. Ich glaube, dass zukunftsfähiges Verhalten genauso Teil unserer Kultur werden muss wie unsere christlichen Werte und Traditionen. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass nachhaltiges Leben zu einem Statussymbol, zu einem Luxusartikel werden soll, so wie es heute bestimmte Konsumgüter sind. Mit dem Fahrrad durch die Stadt zu fahren, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, ein KlimaHaus zu besitzen, eine Solaranlage auf dem Dach zu haben, Energie aus erneuerbaren Quellen zu beziehen oder Müll zu vermeiden muss zum Image, zum Trend werden. Und dasselbe gilt für die dahinter stehende Wertehaltung und für eine zukunftsfähige Einstellung zur Arbeit, zum Tourismus und zur Wirtschaft im allgemeinen. Wohlstand ja, aber im ökolo-gischen Sinne. Zukunftsfähig leben bedeutet Schönheit, Attraktivität und gibt Befriedigung – von Verzicht ist da keine Spur mehr. Diese Art von Lebensqualität ist geprägt von der Schön-heit des rechten Maßes, des Unterlassens, des Weniger, des behutsamen Umgangs mit den Ressourcen, des „auf die Bremse treten“. Die Begrenzung wird zur Ressource. Es ist die Eleganz der Einfachheit, aber auch die Schönheit der ökologischen und kulturellen Vielfalt, der Eigenart, der wieder gefundenen Identität. Wer dabei gewinnt, sind Sie selbst, ist Ihre Gesundheit, Ihre innere Ruhe und Ausgegli-chenheit, Ihre Freude am Leben - kurz: Ihre Lebensqualität. Und die Ihrer Kinder und Kindeskinder. Doch am Anfang aller Bewusstseinsänderung steht das Bewusstsein selbst – über zukunftsfähige Lösungen und Wege, Verhaltensformen, Initiativen, Projekte. Die Gemeinde Sand in Taufers will diese Lücke zwischen Wissen und Handeln auf vorbild-liche Weise schließen. Denn nur wer Bescheid weiß, hat die Möglichkeit eine Veränderung herbeizuführen. Mit der „Sand-Uhr“ hat Sand in Taufers einen mutigen Schritt in diese Richtung gesetzt und dazu gratuliere ich ihr aufrichtig. Mögen die Maßnahmen zu einer zukunftsfähigen Entwicklung der Gemeinde allen Bürgern und Bürgerinnen zu gute kommen! Ich wünsche mir, dass diese Initiative zum Vorbild für andere Gemeinden im Land werde, um gemeinsam Schritte in Richtung einer zukunftsfähigen Entwicklung in Südtirol zu unternehmen.

Dr. Michl LaimerLandesrat für Raumordnung, Umwelt und Energie

Vorwort von Dr. Michl Laimer

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Landeshauptmann Luis Durnwalder ist ganz sicher über jeden Zweifel erha-ben, seine Amtsgeschäfte per SMS zu erle-digen. Doch ab und zu hält offenkundig auch Südtirols ranghöchster Politiker die moderne Form der Handy-Kommunikation für ein durchaus geeignetes Mittel, etwas mitzuteilen. Gleich wie, am 7. Juli 2008 tippte Durnwalder folgende Nachricht auf der Tastatur seines Mobiltelefons: „Lieber Helmuth, herzlichen Glückwunsch, Luis!“

Adressat dieser kurzen Grußbotschaft war Helmuth Innerbichler, seit 2005 Bürger-meister der Marktgemeinde Sand in Taufers in Südtirol. Der Glückwunsch bezog sich auf die Verleihung einer außergewöhnlichen Auszeichnung: Sand in Taufers hatte gerade den „Europäischen Dorferneuerungspreis“ gewonnen. Das ist die höchste Prämierung, die es innerhalb Europas für eine Dorfge-meinde gibt.

Sand in Taufers ist der Hauptort im Tauferer Ahrntal, dem nördlichsten Tal Süd tirols, einer deutschsprachigen Provinz in Italien. Die Gemeinde mit ihren fünf Fraktionen Sand, Mühlen, Kematen, Ahor-nach und Rein, besticht seit Jahren schon durch innovative Ideen, vernetztes Denken und ihre Bestrebungen, in Sachen Aus- und Weiterbildung, Energie, Dorfentwicklung und ganzheitliche Konzepte, im Konzert der europäischen Gemeinde mitzuspielen. Nun

wurden all diese Bemühungen durch eine glanzvolle und unabhängige Bewertung einer internationalen Jury bewertet.

Der „Europäische Dorferneuerungs-preis“ ist meilenweit entfernt von einem jener „Buschen-Preise“ früherer Jahre, bei denen Balkonblumen und saubere Straßen noch wesentliche Kriterien waren. Die von der „Europäischen Arbeitsgemeinschaft Landentwicklung und Dorferneuerung“ vergebenen Auszeichnungen unterliegen strengen Qualitätskriterien und sind knapp 20 Jahre nach ihrer Einführung stärker begehrt denn je.

Der Wettbewerb um den Europä-ischen Dorferneuerungspreis sei geleitet von der Idee, „beispielhafte Aktivitäten und Initiativen zur nachhaltigen Stärkung der Zukunftsfähigkeit ländlicher Räume vor den Vorhang zu bitten und zu prämie-ren“, heißt es in einer Presseaussendung der Arbeitsgemeinschaft Landentwick-lung und Dorferneuerung. Mit anderen Worten: viele große und richtungwei-sende Entwicklungen, die in europäischen Gemeinden stattfinden, blieben verbor-gen, gäbe es diesen Preis nicht. Ins Leben gerufen wurde er vor 18 Jahren von Erwin Pröll, der seit 1992 Landeshauptmann von Niederösterreich ist und damit der dienstäl-teste Landeshauptmann der Alpenrepublik. Ihm ganz besonders liegt immer schon die

1 Eine SMS, ein Preis und eine weite Reise Sand in Taufers hat den Europäischen Dorfer-neuerungspreis 2008 gewonnen

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„Zukunft durch gesellschaftliche Innova-tion“ am Herzen.

Bürgermeister Helmuth Innerbichler aus Sand in Taufers freute sich besonders über den Preis und erklärte nicht ohne Stolz:

„Diese Auszeichnung ist der Beleg dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind und die Bewertung ist eine Chance und Aufforderung zugleich, an unseren Projekten massiv weiter zu arbeiten“.

Eine international hochrangige, 18-köp-fige ExpertInnen-Jury hatte Ende Juni 2008 in ihrer abschließenden Bewertungssitzung in München nach eingehender Beratung Sand in Taufers auf das Siegerpodest gehievt. Die Begründung:

„Damit wird ein Projekt ausgezeichnet, das dem Wettbewerbsmotto, Zukunft durch gesellschaftliche Innovation auf überzeugende und mehrfache Weise gerecht wird und mit einer ganzheit-lichen, nachhaltigen Entwicklung von herausragender Qualität besticht.“

Vom 25. bis 27. September war es schließlich soweit: Im Rahmen eines Festaktes wurden am 26. September die Auszeichnungen an die prämierten Gemein-den verliehen. An diesem Tag kamen Sand

in Taufers und die anderen Preisträger des Wettbewerbes auch offiziell zu Ehren. Koudum, ein Ort der niederländischen Gemeinde Nijefurd, war als Preisträger des Jahres 2006 Gastgeber dieser großen Veranstaltung, die von Workshops, Exkur-sionen, einem Abend der Begegnungen mit mehr als 30 europäischen Regionen, einer Ausstellung der Wettbewerbsprojekte und einem dreitägigen Dorffest mit unzähligen kulturellen und kulinarischen Highlights umrahmt war.

Angeführt von Bürgermeister Helmuth Innerbichler hatte sich eine rund 80-köpfige Delegation aus Sand in Taufers auf den 1130 Kilometer weiten Weg nach Koudum gemacht: Fast der komplette Gemeinde-rat, der Gemeindeausschuss, Vertreter von Vereinen mit ihren Fahnenabordnungen, Vertreter der Verbände und Organisationen. Eine Volkstanzgruppe und das bekannte „Tauernquartett“ sorgten im Seengebiet von

Auszeichnung

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Friesland, etwa auf halbem Weg zwischen Amsterdam und Groningen direkt am Ijsselmeer und somit in einer nachgerade herrlichen Gegend, für beste Südtiroler Stimmung. An einem eigenen Stand wurden auf europäischer Bühne noch einmal die Wettbewerbsunterlagen, aber auch das Dorf mit seinen kulinarischen Schmankerln, Brauchtum und Tradition, sowie Südtiroler Qualitätsprodukten präsentiert.

Kaum machte es Anfang Juli die Runde, dass Sand in Taufers der Hauptpreisträger ist, stellten sich bald Glückwünsche von überall her ein. Zu den ersten gehörten die Vertreter von Koudum und von Elsen-drop, einem niederländischen Bewerber dieses Jahres. Zu den Gratulanten gehörten natürlich auch politische Würdenträger aus Südtirol. Sie erkannten sofort, welch hohe Qualität dieser Preis hat und wie deutlich Sand in Taufers damit in den Mittelpunkt der europäischen Bühne gehievt wird.

Landeshauptmann Luis Durnwalder erklärte nicht ohne Stolz auf seine Gemeinde im nördlichsten Tal Südtirols:

„Meine Gratulation an die Gemeinde Sand in Taufers ist mehr als nur eine Pflichterfüllung. Als ich von dieser Auszeichnung gehört habe, habe ich mich riesig gefreut. Dass eine Süd-tiroler Gemeinde diese europaweite Ausschreibung gewonnen hat, ist ein großes Kompliment für die Verantwort-lichen und die Bevölkerung von Sand und auch ein Beleg dafür, dass wir in unserem Land auf dem richtigen Weg sind, lebenswerte Städte und Dörfer zu erhalten und unseren Wirtschafts- und Kulturraum zu pflegen.“

Freude auch bei Landesrat Michl Laimer, der die Bewerbung von Sand von der ersten Stunde an unterstützt hatte:

“Sand in Taufers ist ein würdiger Sie-ger, der sich den Herausforderungen der modernen Zeit stellt und das Nachhaltigkeitsdenken an die ober-ste Stelle setzt. Das betrifft nicht nur

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ABB

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bauliche Maßnahmen, sondern zieht sich von der Mobilität über die Ab-fallwirtschaft, das Freizeitangebot für Einheimische und Gäste, die Sozialein-richtungen hin bis zur zukunftsgerich-teten Energieversorgung des gesamten Gemeindegebietes.”

Weiter erklärte Laimer: „Die Jury der Arge Dorferneuerung war vom Konzept der Gemeinde Sand in Taufers beeindruckt, das bei der Dorferneuerung vor allem auf die Bildung und Weiterbildung setzt. Entscheidend für den Erfolg war wohl der ganzheitliche Ansatz des Kon-zeptes und die darin vorgesehene enge Vernetzung zwischen verschiedenen Sektoren im Dorf, aber auch über die Dorfgrenzen hinaus. Auch hier zeigt sich wieder einmal, dass nachhaltige Entwicklung nicht an den Dorfgrenzen aufhört, sondern dass man – um sie zu steuern – möglichst viele Partner ins Boot holen sollte. Dazu gehören auch die Anstrengungen im Natur- und Landschaftsschutz von Sand in Taufers, insbesondere in Bezug auf den neuen Naturlehrpfad und auf neue Schutz-gebiete und Biotope. Ich denke, dass dies auch der richtige Ansatzpunkt ist, wenn man eine nachhaltige Entwick-lung eines Dorfes ins Auge fasst. Um so mehr glaube ich, dass diese euro-päische Anerkennung dazu beitragen kann, eine Vorbildwirkung auf andere Gemeinden innerhalb und außerhalb Südtirols auszuüben – ganz nach dem Motto ‚Tue Gutes und rede darüber ‘. Nachhaltigkeit oder besser zukunfts- fähiges Verhalten muss in unseren Köpfen beginnen und kann erst dann in die Tat umgesetzt werden. Damit ent-steht nach und nach Umweltkultur im weitesten Sinne. Die Gemeinde Sand in Taufers hat bewiesen, dass es geht. Meinen herzlichen Glückwunsch!“

112 Seiten umfassen die Wettbewer-bungsunterlagen der Gemeinde Sand in Taufers. Sie gleichen einem breit gefächer-ten Leistungskatalog. Ein Wort des franzö-sischen Schriftstellers und Piloten Antoine de Saint-Exupéry ist der Bewerbung voran gestellt:

„Um klar zu sehen, genügt ein Wechsel der Blickrichtung“.

Kaum ein Aspekt, kaum ein Themenbe-reich, der auf den danach folgenden Seiten keine Beachtung gefunden hat: Frauen und Soziales, Vereine und Wirtschaft, öffentliche Bauten und Projekte, Energie und Visionen, Kooperationen und Netzwerke, Aus- und Weiterbildung, Mitarbeit der Bürger und die Entwicklung der Gemeinde.

So entstand ein eindrucksvolles Bild einer Südtiroler Gemeinde, die nun mit Fug und Recht stolz sein darf. In der Bewertung heißt es unter anderem auch:

„Sand in Taufers besticht durch eine Vielzahl an miteinander vernetzten, aufeinander abgestimmten und in kommunale, regionale und in inter-nationale Konzepte eingebundenen Projekten, die als markante Stationen auf dem Weg zu einer zukunftsori-entierten und basisdemokratischen Bildungsgemeinde mit hoher Lebens-qualität anzusehen sind. Soziale wirt-schaftliche, kulturelle und ökologische Aspekte werden dabei gleichwertig behandelt.“

(Dieser Text erschien in einer gekürzten Version auch in der Zeitung „Sand-Uhr“, mit der die Gemeinde sich und den Europäischen Dorferneuerungspreis bereits bei der Preisver-leihung in den Niederlanden würdigte.)

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Wann haben Sie zum ersten Mal von einem Dorferneuerungspreis gehört?

Im Oktober 2007 befand sich in der täglichen Post auf meinem Schreibtisch auch eine Fax-Mitteilung, aus der her-vorging, dass die Möglichkeit besteht, sich als Gemeinde um den Europä-ischen Dorferneuerungspreis 2008 zu bewerben.

Wann haben Sie sich entschieden, die Gemeinde an dieser Ausschreibung zu beteiligen?

Als ich dieses Fax gesehen habe, war das für mich sofort ein Signal, dass dieser Wettbewerb etwas für unsere Gemeinde sein könnte. Daraufhin habe ich mir einen Überblick zu den Inhal-ten verschafft und das Schreiben mit in unsere Ausschuss-Sitzung genom-men. Dort gab es breite Zustimmung der Gemeindereferenten, und so kam die Sache ins Rollen.

Dorferneuerungspreis, da könnte man glauben, es handle sich um einen der so gern verliehenen „Buschen-Preise“ nach dem Motto: „Unser Dorf soll schöner werden“. Dachten Sie das auch zunächst?

Tatsächlich war mir der Preis bis dato überhaupt nicht bekannt. Niemand hat so recht erkannt, was da wirklich da-

hinter steckt. Doch mit den Kriterien wurde dann recht schnell klar, dass es sich dabei nicht um irgendetwas, son-dern durchaus um einen bedeutenden und wichtigen Preis innerhalb Europas handelte.

Wie hoch haben Sie die Chancen einge-schätzt, dass die Gemeinde Sand in Taufers den Preis wirklich gewinnen kann?

Nach der Zusage vonseiten des Landes und nachdem unsere Bewerbung fertig vor mir lag, war mir klar, dass wir sehr viele der Anforderungen abdecken konnten. Natürlich konnte ich die Mit-bewerber überhaupt nicht einschätzen. Wie man jetzt sieht, war die Konkur-renz groß.

Welche Bedeutung hat dieser Preis für die Gemeinde Sand in Taufers?

Erstens ist es eine Bestätigung dafür, dass der eingeschlagene Weg der richtige Weg ist, weil eine Jury von außen die Ge-meinde unter die Lupe genommen hat. Zweitens ist es eine Herausforderung für die Zukunft, an dem festzuhalten, was wir begonnen haben. Und drittens ist es eine Imageaufwertung für die Ge-meinde, weil wir in den Medien präsent sind, was wiederum für die touristische Entwicklung von Bedeutung ist.

2 „Ein Wir-Gefühl sollte entstehen“ Bürgermeister Helmuth Innerbichler im Gespräch mit der „SandUhr“-Redaktion

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Interview

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Wir

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Wie hat sich Ihre Gemeinde im ver -gangenen Jahrzehnt entwickelt?

Unsere Gemeinde hat sich ständig und in alle Richtungen entwickelt, nicht nur in einem Jahrzehnt. Wenn man be-denkt, dass Sand in Taufers schon in frühen Jahren mit Dr. Mutschlechner eine Hochburg im Tourismus war, wenn man den Aufbau des Skigebietes betrachtet oder die Weitsicht vor über 35 Jahren, den Tauferer Boden nicht zu verbauen und unter Schutz zu stellen, genauso wie die Verkehrsberuhigung im Ort und all die vielen Punkte, die ebenfalls dazu beigetragen haben, dass wir diesen Preis überhaupt gewonnen haben. Gewerbegebiete zu schaffen und wichtigen Betrieben die Ansiede-lung zu ermöglichen oder der ständige Aufbau des Tourismus und seiner Un-ternehmen, das alles waren wichtige Entwicklungen.

Die Energie spielt derzeit eine große Rolle als Gesamtkonzept.

So wie die Gemeindevertreter frü-her voraus geschaut haben, so haben auch wir heute die Verpflichtung, alles auf den neuesten Stand zu bringen. Tatsache ist, dass die Probleme heute anders gelagert sind. Ein großes The-ma ist etwa die Alternativenergie auf

der Basis des Umweltgedankens. Da haben wir Ansätze, autark zu sein, un-abhängig von anderen Energieträgern, damit wir praktisch Selbstversorger werden.

Das Leben ist zwar kein Wunschkon-zert, aber wenn Sie es sich wünschen dürf-ten, wie soll die Gemeinde in zehn Jahren aussehen?

Mein Wunsch ist es, dass wir all die Projekte und Visionen in zehn Jahren realisiert haben, die jetzt in Angriff ge-nommen oder angedacht worden sind. Ob es das Verkehrskonzept ist oder die Agenda 21 mit den 74 Indikatoren, der soziale Bereich mit Schulen, Kindergär-ten, Kinderbetreuung, das Energiekon-zept, das Sportzonenprojekt, einfach all die Dinge, die wir begonnen haben, sollten bis dahin zu Ende gebracht sein. Das wäre der größte Erfolg.

Was sind, einmal unabhängig von Einzelprojekten, die großen Herausforde-rungen für eine ländliche Gemeinde wie Sand in Taufers?

Die Gemeinde ist nicht der Bürger- meister und nicht der Gemeinde- ausschuss – wir sind die gewählten politischen Vertreter. Aber durch solche Visionen und Konzepte und auch durch

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diesen Preis sollte ein bestimmtes Wir-Gefühl bei den Bürgern entstehen und bewirken, dass die Bevölkerung hinter den Vorhaben steht. Das ist im Um-gang und bei der Überzeugungsarbeit eine ganz große Herausforderung. Zweitens gibt es durch diese Projekte auch viele Möglichkeiten, mit anderen Gemeinden und Regionen im In- und Ausland Kooperationen und Netz-werke aufzubauen, um sich gegensei-tig zu fordern und um Ziele leichter zu erreichen. Und drittens ist da die finanzielle Situation, die man genau im Auge behalten muss, um solche Projekte umsetzen zu können.

Wie ist die Duplizität mancher Entwick-lungen 1908 und 2008 zu erklären?

Das ist wohl reiner Zufall, daran hat wohl damals wie heute niemand ge-zielt dahin gearbeitet. Auch vor hun-dert Jahren waren sehr aktive Verant-wortliche am Werk, Dekan Fauster zum Beispiel, Josef Beikircher natürlich und verschiedene kirchliche Würdenträger, die damals Visionen hatten. In diesen Jahren wurde die Volksschule schon in der heutigen Größenordnung gebaut, der berühmte Hochaltar entstand da-mals und auch die Wasserleitung, die Tauferer Bahn und das Elektrowerk. Da waren echte Pionierleistungen dabei. Wir indessen hatten drei Jahre Zeit, Gesamtkonzepte zu entwickeln und zufällig kommen einige jetzt zur Umsetzung.

Sie haben eine Glückwunsch-SMS des Landeshauptmannes zum Gewinn des Dorferneuerungspreises erhalten. Hat Sie das ganz besonders gefreut?

Natürlich hat es mich gefreut, dass sich der Landeshauptmann auch um die Belange einer Gemeinde inten-siv kümmert. Ich glaube jedoch, es ist insgesamt auch für das Land und für die Landesregierung ein positives

Signal, wenn man dort sieht, dass in den Orten vieles entwickelt wird. Die-ser Glückwunsch galt der ganzen Ge-meinde, denn diesen Preis hat nicht die Gemeindeverwaltung gewonnen, son-dern alle Bürgerinnen und Bürger. Wir alle dürfen und sollten uns über diesen ganz besonderen und auch sehr wich-tigen Preis freuen. Immerhin ist das die höchste Auszeichnung, die in Eur-opa an eine Gemeinde mit ländlichem Charakter vergeben wird.

Mit welchen Gefühlen sind Sie zur Preisverleihung ins niederländische Koudum gefahren?

Unsere Bevölkerung hat diese Aus-zeichnung, glaube ich, mit Stolz auf-genommen und sieht nun manches vielleicht jetzt ein wenig anders. Die Preisverleihung in den Niederlanden war einer der Höhepunkte. Gleichzei-tig bekamen wir mit dem Preis aber auch die Verantwortung, den Preis zu erfüllen, denn wir müssen ja noch einige Themen abarbeiten. Wir haben uns in Koudum von der besten Südti-roler Seite gezeigt. Ich denke, das war eine gelungene Sache. In zwei Jahren sind wir dann selbst Gastgeber für die Preisverleihung. Dazu werden wir uns einige Überraschungen einfallen las-sen.

Herr Bürgermeister, vielen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch führte Walther Lücker im Rat-haus von Sand in Taufers, Südtirol.

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Der Inhalt jener elektronischen Mail, die am 1. Juli 2008 im historischen Rathaus der Gemeinde Sand in Taufers in Südti­rol, auf dem Bildschirm erschien, war von außerordentlich gewichtigem Inhalt. Die Nachricht kam aus Wien. Absender: die „Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung“. In der vierten Etage der Wiener Bartensteingasse 16 waren gerade die Bewertungen der Projekte zum Euro­päischen Dorferneuerungspreis 2008 fertig formuliert worden. Um 11.38 Uhr erhielt Sand in Taufers freudige Nachrichten aus Wien.

Der Wortlaut der Bewertung für Sand in Taufers:

Sand in Taufers zählt 5100 Einwohner­Innen und startete seine Erneuerungsbe­wegung im Jahr 2000. Sie basiert auf der Erkenntnis, dass Bildung und Weiterbildung Schlüssel zu einer nachhaltigen Gemeinde­entwicklung sind und dass der Ideenreich­tum der BürgerInnen neben der naturräum­lichen und wirtschaftlichen Gunstlage die wertvollste Ressource der Gemeinde darstel­len. Dieser Ansatz hat die JurorInnen ebenso beeindruckt wie der Anspruch auf Ganz­heitlichkeit und der hohe Grad an thema­tischen, räumlichen und interkommunalen Vernetzungen gepaart mit beispielgebenden gesellschaftlichen Innovationen.

Folgerichtig ziehen sich Bildungsinitia­tiven – jährlich rund 80 Weiterbildungsver­anstaltungen mit etwa 900 Teilnehmer Innen, eine „Genossenschaft für Regionalent­wicklung Weiterbildung“, die pro Jahr zwei Bildungsprogramme erstellt, mehrere Bildungszentren mit modern ausgestat­teten Schulungsräumen, die Vergabe von Bildungschecks durch die Gemeinde an die BürgerInnen, eine multifunktionale Biblio­thek, die auch mit neuen Medien aufwartet – wie ein roter Faden quer durch alle Hand­lungsfelder.

Sehr viel Wert wird dabei auch auf die Qualifizierung der MitarbeiterInnen der Gemeindeverwaltung gelegt, um ihren Aufgaben in einer von einem hohen Grad an Bürgerbeteiligung geprägten Gemeinschaft gerecht werden zu können. Engagement und Eigeninitiative der Bevölkerung werden in Sand nämlich nicht nur zugelassen, sondern als das wichtigste Steuerungselement des Entwicklungsprozesses angesehen, das es von Seiten der Gemeinde zu fördern gilt – mittels Infrastrukturen, mittels Schulungen zur Befähigung zur Beteiligung, mittels Vorträgen von Experten und Impulsveran­staltungen, die Entscheidungshilfen bieten und zur Auseinandersetzung mit neuen Themen anregen.

3 Jury beeindruckt vom Ideenreichtum Die Nachricht kam aus Wien und sorgte am 1. Juli 2008, um 11.38 Uhr für freudige Aufregung

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Weitere Entwicklungsschwerpunkte sind:

¯ Bewusstseinsbildung, Information und Aktion zum Thema erneuerbare Ener­gie und Energiesparen: Energiekon­zept, Niedrigenergiehäuser, Einsatz von Windenergie, Wasser, Erdwärme und Photovoltaik, bäuerliche Biogasan­lage zur Stromerzeugung mit Vorbild­wirkung über Nord italien hinaus, Realisierung eines Hauses der Energie;

¯ Highlights im Bereich von Wirtschaft und Landwirtschaft: Käsefestival, das rund 10 000 Besucher anzieht; die Ahrn­taler Aktivbauernhöfe, die auf attrak­tive Angebote und professionelles Marketing setzen; Tourismusleitbild, das Wirtschaft und Natur einerseits und Gäste und Einheimische ande­rerseits als gleichberechtigte Partner sieht;

¯ im Naturschutzbereich: neu angelegter Naturlehrpfad; zahlreiche Naturschutz­gebiete und Biotope; Umgestaltung des Freibades zu einem See; „Naturparkhaus“ im Dorfzentrum von Sand in Taufers, das dem Besucher die Einzigartigkeit dieser Bergwelt in all ihren Facetten näher bringt; Bewusstseinsbildung für die Naturschätze bereits in Kindergar­ten und Schule;

Bewertung

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¯ Mobilität und Siedlungsgestaltung: qualitätvolle Sanierung von ortsbild­prägender Gebäude und Schaffung eines attraktiven Zentrums, das vielfäl­tigen Funktionen gerecht wird; kluges Verkehrskonzept, das motorisierten Verkehr einschränkt und Fahrrad und Fußgänger fördert; Eigeninitiati­ven von Unternehmern, die Verkehr vermeidende Aktivitäten ihrer Mitar­beiter unterstützen und belohnen; ein mit erneuerbarer Energie betriebener Citybus verbindet seit November 2007 das Dorfzentrum von Sand in Taufers mit den umliegenden Siedlungen;

¯ Kultur und Identität: Projekt „Kultur­meile“ – 31 Stätten mit kultur­histo­rischer, siedlungs­geschichtlicher, wirtschafts­geschichtlicher oder kunst­geschichtlicher Bedeutung wurden als Taschenbuch aufbereitet; Sicherung von altem Wissen und alten Kultur­techniken, was nicht nur Identität stif­tet, sondern auch touristisch in Wert gesetzt wird;

¯ Zeitgemäße soziale Einrichtungen: Seni­orenbetreuung, Sommerkindergarten, gemeindeeigene Seniorenwohnungen, „Essen auf Rädern“, Sozialsprengel mit einer Vielzahl von Leistungen, „stille“

Kulturmeile

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Nachbarschaftshilfe, vielfältiges, beein­druckendes Projekt „Offene Jugendar­beit“, Frauenkreise (Diskussion, Moti­vation, Weiterbildung – beispielsweise für JungunternehmerInnen), „Haus für Brasilien“ und andere Spenden­aktionen mit starker Beteiligung der Bevölkerung;

Sand in Taufers besticht durch eine Vielzahl an miteinander vernetzten, aufei­nander abgestimmten und in kommunale, regionale und in internationale Konzepte eingebundenen Projekten, die als markante Stationen auf dem Weg zu einer zukunfts­orientierten und basisdemokratischen Bildungsgemeinde mit hoher Lebensquali­tät anzu sehen sind. Soziale, wirtschaftliche, kulturelle und ökologische Aspekte werden dabei als gleichwertig behandelt, was in Kombination mit einem sehr ausgeprägten Problembewusstsein, insbesondere für Anliegen des Klimaschutzes und für neue Anforderungen infolge eines permanenten gesellschaftlichen Wandels, und einer klaren Innovationsorientierung die Überzeugung stärkt, dass in Sand in Taufers ein nachhal­tiger Entwicklungsprozess in Gang gesetzt wurde, der noch viele Erfolge zeitigen wird.

(Dieser Text beinhaltet im Wortlaut die Bewertung der Jury, die für die Vergabe des Europäischen Dorferneuerungspreises verantwortlich zeichnet.)

Kulturmeile Käsefestival

Citybus

Naturparkhaus

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Kaum war bekannt geworden, dass der 10. Dorferneuerungspreis nach Sand in Taufers in Südtirol geht, wurde konsequen-terweise die Frage laut: Was ist das für eine Organisation und was ist das für ein Preis, der da verliehen wird?

Die Europäische Arbeitsgemeinschaft für Landentwicklung und Dorferneuerung wurde 1988 auf Initiative des niederöster-reichischen Landeshauptmanns Erwin Pröll gegründet und vergibt seitdem im Zweijahres-Rhythmus den Europäischen Dorferneuerungspreis. Diese ARGE ist ein Zusammenschluss von Regierungsvertrete-rInnen, WissenschaftlerInnen sowie Dorfer-neuerungsexpertInnen und auch Kommu-nalpolitikerInnen.

Die Arbeitsgemeinschaft umfasst derzeit 19 europäische Mitgliedsländer und Mitgliedsregionen: Bayern, Burgenland, die deutschsprachige Gemeinschaft Belgi-ens, Hessen, Kärnten, Luxemburg, Nieder-österreich, Opole, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Slowakei, Slowenien, Südtirol, Steiermark, Thüringen, Tirol, Tschechien, Ungarn und Vorarlberg sowie als weitere Mitglieder die Gemeinde Hinterstoder und die Nieder-sächsische Akademie Ländlicher Raum.

Das Ziel der ARGE ist es vor allem den internationalen Erfahrungsaustausch zu fördern, die Motivation im ländlichen Raum zu heben und in der öffentlichen Meinung

eine positive Stimmung zu erzeugen, um so zur Erhaltung und Gestaltung lebensfä-higer und attraktiver Dörfer bestmöglich beizutragen.

Mit dem Europäischen Dorferneue-rungspreis werden alle zwei Jahre Gemein-den ausgezeichnet, die mit beispielhaften Aktivitäten und Initiativen zur nachhaltigen Stärkung der Zukunftsfähigkeit ländlicher Räume aufwarten können. Pro Region darf sich jeweils nur ein Vertreter um den Preis bewerben. Gibt es mehrere Bewerber, erfolgt ein regionaler Entscheid.

Die Vorgänger von Sand in Taufers als Preisträger waren: 1990 Dorfbeuren, Salz-burg, Österreich; 1992 Illschwang, Bayern, Deutschland; 1994 Steinbach an der Steyr, Oberösterreich, Österreich; 1996, Becker-kirch, Luxemburg; 1998 Obermarkersdorf, Niederösterreich, Österreich; 2000 Kirchl-intlen, Niedersachsen, Deutschland; 2002 Großes Walsertal, Vorarlberg, Österreich; 2004 Ummendorf, Sachsen-Anhalt, Deutsch-land; 2006 Koudum, Niederlande.

4 Was ist das für ein Preis?

Über die ARGE für Landentwicklung und Dorferneuerung

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Preis

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Insgesamt 29 Gemeinden aus zwölf Nationen beteiligten sich 2008 am Wettbe-werb um den „Europäischen Dorferneue-rungspreis“, der seit 1990 alle zwei Jahre vergeben wird. Die Gemeinden wurden von sechs Jurykommissionen besucht, die danach ihre Bewertungen abgaben. Die Europäische Arbeitsgemeinschaft für Land-entwicklung und Dorferneuerung lobte in diesem Jahr ausdrücklich das „sensati-onell hohe Niveau“ der Wettbewerbspro-jekte. Zehn Gemeinden gehörten mit ihren Projekten zu den so genannten „Sieganwär-tern“, bevor Sand in Taufers schließlich der erste Rang zuerkannt wurde.

Sieganwärter und ausgezeichnet mit: Europäischer Dorferneuerungspreis für ganzheitliche, nachhaltige und mottoge-rechte Dorfentwicklung von herausra-gender Qualität.

Ascha, Bayern, Deutschland – Beson-dere Leistungen gibt es in allen Teilbereichen der Dorfentwicklung, beginnend bei einer zukunftsorientierten, gentechnikfreien und selbstversorgenden Landwirtschaft, dem Erhalt und dem Aufbau standortgemäßer Erwerbsmöglichkeiten in Handel, Handwerk und Dienstleistungssektor, der qualitativ ausgerichteten Bausubstanz und Siedlungs-struktur, dem Wir-Gefühl der BürgerInnen,

bis hin zu den zahlreichen sozialen und soziokulturellen Einrichtungen und Ange-boten, die von einem sehr regen Vereinsle-ben begleitet werden. Absolutes Highlight ist aber sicher der verantwortungsvolle und zukunftsweisende Umgang mit den Ressourcen und erneuerbaren Rohstoffen, der Ascha zu einer nahezu energieautarken Gemeinde werden ließ.

Liptovská Teplicka, Slowakei – Liptovská Teplicka besticht durch eine ganzheitliche Entwicklung, die land-schaftlichen, bauräumlichen, sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Anlie-gen gerecht zu werden versucht. Exem-plarisch sei auf die radikale Umstellung auf biologisch-ökologische Grünland- und Weidewirtschaft mit ersten Ansätzen zur Veredelung verwiesen, die für die Erhaltung einer europaweit einzigartigen Kulturlandschaft verantwortlich zeichnet. Auch der bewusste Verzicht auf weitere oberflächenversiegelte Fahrbahnen, die erfolgreichen touristischen Initiativen, das durchgängige Kreislaufdenken, die engagierte Pflege der Traditionen, die höchst innovative Schule, die ausgeprägte Öffnung für moderne Informations- und Kommunikationsmedien durch einen eige-nen Ortsfunk und wöchentliche, regionale Fernsehprogramme und nicht zuletzt der

5 Sensationell hohes Niveau

Alle Teilnehmer des Wettbewerbes 2008 und die Jury-Bewertung ihrer Projekte

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beispielhafte Umgang mit den Romas, die 25 % der Dorfbevölkerung ausmachen, die integriert werden, ohne sie assimilieren zu wollen, beeindrucken in hohem Maße.

Erlebnisland Maikammer, Rheinland-Pfalz, Deutschland – Das Erlebnisland Maikammer besteht aus den Ortsgemeinden Maikammer, Kirrweiler und St. Martin und zeichnet sich auf vielfache Weise aus. Als besondere Highlights sind zu nennen:¯ eine erfolgreiche Weinbergsneuord-

nung mit der klaren Zielsetzung, die Zukunftsfähigkeit der Weinbaube-triebe und die typische Weinbauland-schaft unter besonderer Beachtung des Naturschutzes zu sichern;

¯ eine vorbildliche Innenentwicklung mit Revitalisierung und Inwertsetzung alter qualitätvoller Bausubstanz, insbe-sondere für die Direktvermarktung des Naturproduktes Wein und für touri-stische Zwecke;

¯ verkehrsberuhigende Maßnahmen und die gelungene Gestaltung der öffent-lichen Straßen- und Platzräume inklu-sive Anlage von Themengärten;

¯ ein hohes Maß an Bürgerbeteiligung und gesellschaftlichem Zusammenhalt gepaart mit zeitgemäßen Infrastruk-turen für Kinder, Jugendliche und für die ältere Bevölkerung.

Seeham, Salzburg, Österreich – Seehams herausragende Leistungen sind vielfältig und reichen vom wirtschaftlichen über den sozialen bis hin zum kulturellen Bereich. Trotz des Siedlungsdrucks aus der nahen Landeshauptstadt Salzburg, dem offensiv begegnet wird, gelang es, dörfliche Struktur und Eigenart zu wahren und sich durch bemerkenswerte gesellschaftliche Innovationen erfolgreich auf den Weg in eine nachhaltige Entwicklung zu begeben. Herzstücke sind die denkmalgerechte Sanie-rung und Umnutzung des Schmidbauern-hofes, die Ausrichtung der Landwirtschaft auf biologische Produktionsweisen, das Forcieren regionaler Kreislaufwirtschaft, die Nutzung alternativer Energien, ein Mehrge-nerationenhaus, eine gemeindeeigene Sozi-alarbeiterin, eine motivierte Bevölkerung, deren Beteiligung gefördert und unterstützt wird, sowie zahlreiche Beispiele für prakti-zierte Kooperationsbereitschaft und gelebte Netzwerkorientierung.

Urnäsch, Appenzell Ausserrhoden, Schweiz – Urnäsch ist ein beeindruckendes Beispiel für eine höchst erfolgreiche Trend-umkehr vom Abwanderungsraum zum vorbildhaften Innovationsstandort. Herz-stück der Entwicklungsmaßnahmen ist die Errichtung eines REKA-Feriendorfes, das schlichtweg als Referenzprojekt für

Preisträger

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nachhaltige, qualitätvolle Architektur und Bautechnik im ländlichen Raum anzu-sehen ist. Höchste Anerkennung verdie-nen dabei auch die Finanzierung und die Realisierung des Projektes, die auf einem optimalen Zusammenspiel von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik unter starker Einbindung der Bevölkerung, die 11 Millio-nen SF in Form von Spenden aufzubringen vermochte, basieren. Darüber hinaus wird am Feriendorf deutlich, was Urnäsch insge-samt auszeichnet: Es steht für eine Beispiel gebende Vernetzung von natürlichen, land-wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Ressourcen mit neuen Wertschöpfungsket-ten, die die Einkommenschancen und die Lebensqualität aller EinwohnerInnen zu verbessern imstande ist.

Ebenfalls ausgezeichnet mit: Europä-ischer Dorferneuerungspreis für ganzheit-liche, nachhaltige und mottogerechte Dorf-entwicklung von herausragender Qualität

Gaschurn, Vorarlberg, Österreich – Gaschurn beeindruckt durch bemerkens-werte Aktivitäten und Projekte in allen maßgeblichen Bereichen der Dorfentwick-lung, die auf einem ganzheitlichen Leitbild basieren und von aktivierenden Prozes-sen zur Bürgerbeteiligung und professio-neller Prozessbegleitung gekennzeichnet ist. Vorbildliche Maßnahmen stellen neben anderen die Errichtung eines Biomasse-heizwerkes, die 25%-ige Solarförderung durch die Gemeinde, die Sanierung alter Bausubstanz und gleichzeitige Forcie-rung zeitgemäßer Gestaltungsformen, eine interkommunale Plattform zur Vermark-tung landwirtschaftlicher Produkte und eine Wirtschaftsgemeinschaft dar. Höchst bemerkenswert sind auch die Initiativen zur Verschränkung von Tourismus und Genussregion Montafon, das Anlegen eines Landschaftspfades und eines naturnahen, erlebnisorientierten Wasserparks, die Verle-gung des Kindergartens, die Initiierung einer Sommerbetreuung für Kinder und die

Schaffung eines Jugendraumes, der von den Jugendlichen selbst verwaltet wird.

Mompach, Luxemburg – Mompach überzeugt in allen wesentlichen Bereichen der Dorfentwicklung, allem voran mit nach-haltiger, umweltschonender Land- und Waldwirtschaft, vorbildlichen Naturschutz-projekten, einem sorgsamen Umgang mit dem baukulturellen Erbe sowie mit beispiel-haften Energiekonzepten. Das vielfältige bürgerschaftliche Engagement wird von der Gemeinde durch die Schaffung zeitgemäßer sozialer Infrastruktur für alle Alters- und Interessensgruppen gefördert. Hervorzu-heben sind auch mehrere grenzüberschrei-tende Kooperationsprojekte mit der deut-schen Nachbarkommune, die Ressourcen schonen und Menschen zusammenführen.

Nebelschütz, Sachsen, Deutschland – Die Leistungen sind in vielen Teilbereichen der Dorfentwicklung herausragend: Erhalt und Aufbau von Erwerbsmöglichkeiten in Handel, Handwerk und Dienstleistungs-sektor, verantwortungsvoller und zukunfts-weisender Umgang mit den Ressourcen und erneuerbaren Rohstoffen, Nutzung alter schützenswerter Bausubstanz, Schaffung von Stoff- und Energiekreisläufen sowie Weiterentwicklung von innovativen tech-nologischen Synergien legen eine tragfähige wirtschaftliche Basis. In soziokultureller Hinsicht beeindrucken die Inwertsetzung der sorbischen Tradition als touristisches Alleinstellungsmerkmal, das rege Vereins-leben und der Zusammenhalt in der dörf-lichen Gemeinschaft und in der Region. Partnerschaften mit Freunden in aller Welt machen Nebelschütz zu einem weltoffenen Dorf mit Zukunft.

Rohrlack, Brandenburg, Deutschland – Rohrlack zeigt eine ganzheitliche, nachhal-tige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität, wobei die behutsame Entwicklung des Dorfes, gele-gen in einem typischen Ungunstraum, im

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Zusammenspiel von DorfeinwohnerInnen, Zugezogenen und Auswärtigen hervorste-chen. Aus diesem Zusammenspiel erwuchs die sensible und vorbildliche Integration von Menschen mit Behinderung in das Dorf, das zudem in deutlichem Maße auf Vernet-zung setzt. All das wird durch das hohe Engagement der DorfeinwohnerInnen für ihre Belange möglich, die durch ihren ganz-heitlichen Ansatz eindrucksvoll Zukunft schaffen.

Schönbach, Niederösterreich, Öster-reich – Schönbach ist durch ein außeror-dentlich hohes Maß an bürgerschaftlichem Engagement und die Bereitschaft zur Umsetzung innovativer Ideen, insbesondere im wirtschaftlichen und kulturellen Bereich, gekennzeichnet. Herausragend präsentie-ren sich dabei insbesonders die Sanierung und Revitalisierung des Klosterkomplexes, die Einrichtung einer Erlebniswerkstatt mit überregionalen Ausbildungslehrgän-gen für traditionelle Handwerkstechniken, die Schaffung von (europäischen) Bauern-märkten und einer Bauernholzbörse, die Bereitschaft zur Nutzung alternativer Ener-gien, wie Sonnenkollektoren und Biomasse in Form von Hackschnitzel und Sonnen-blumenkernen, eine auf höchst innova-tive und bemerkenswerte Methoden und Ideen setzende Schule sowie Initiativen zur flächendeckenden Breitbandversorgung.

Europäischer Dorferneuerungspreis für besondere Leistungen in einzelnen oder mehreren Bereichen der Dorfentwick-lung

Brontallo, Tessin, Schweiz – Brontallo ist es auf bemerkenswerte Weise gelungen, seinem scheinbar vorgezeichneten Schick-sal als auslaufender Wohnstandort inmit-ten einer verfallenden Kulturlandschaft Paroli zu bieten und einen zukunftsfähigen Agrotourismus zu entwickeln, der sich als Ersatz- und Begleitökonomie zur traditio-nellen Landwirtschaft versteht. Wesentliche

Maßnahmen stellten dabei die Rodung der zuwachsenden Selven, die Instandsetzung der Trockensteinterrassen und diverser Kleinbauten sowie der Ausbau der traditio-nellen Turmhäuser zu vermietbaren Ferien-wohnungen dar.

Dechow, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland – Dechow setzt erfolgreich auf das Konzept eines „lebendigen Dorfes“, das trotz ungünstigster Voraussetzungen im vergangenen Jahrzehnt zielstrebig, ganz-heitlich, nachhaltig und kreativ angedacht und schrittweise umgesetzt wurde. Die junge, aber sehr heterogene Bevölkerung hat zusammen gefunden und arbeitet engagiert, insbesondere in soziokulturellen, gestalte-rischen und umweltrelevanten Bereichen sowie im Sinne des Aufbaus eines sanften Tourismus, für ihr „junges“ Dorf.

Dolenja vas, Slowenien – Dolenja vas beeindruckt durch herausragende gemein-schaftliche Leistungen im sozialen und kulturellen Bereich, wobei der Transfer von Wissen und traditionellen Fertigkeiten eine große Rolle spielt. Besondere Anerkennung verdient das Engagement der Dorfgemein-schaft beim Bau des neuen, multifunktio-nalen Kulturzentrums, das in beispielhafter Weise ausschließlich durch Eigenarbeit und mit Eigenmitteln der Dorfgemeinschaft errichtet wird und maßgeblich zur Festi-gung des dörflichen Gemeinwesens und zur Bereicherung der infrastrukturell bedingten Lebensqualität beitragen kann.

Eckstedt, Thüringen, Deutschland – Eckstedt zeichnet sich allem voran durch die Sanierung und Umnutzung traditionsreicher Gebäude unter tatkräftiger Mitwirkung der Bevölkerung aus, wobei die Restaurie-rung der beeindruckenden Barockkirche, die heute auch für Konzertaufführungen genutzt wird, besonders zu erwähnen ist. Zahlreiche Initiativen und Maßnahmen zur Erhöhung der Attraktivität der Gemeinde sowie das reichhaltige Vereinsleben mit

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vielen gesellschaftlichen Aktivitäten, an denen alle Generationen beteiligt sind, sind ebenfalls als beispielhafte Leistungen einzu-schätzen und wirken sich sehr positiv auf die Lebensqualität der BewohnerInnen aus.

Elsendorp, Niederlande – Elsendorp zeichnet sich allem voran durch ein vorbild-liches Engagement in den Bereichen gesell-schaftlicher Zusammenhalt, BürgerInnen-Engagement und soziale Einrichtungen aus. Zu erwähnen sind unter anderem die Schaffung eines Seniorenzentrums, das Möglichkeiten zur Kommunikation, aber auch medizinische Betreuung bietet, die Einrichtung eines wöchentlichen Mittags-tisches, der die Generationen zusammen führt, und eine Schule, die nicht nach den Schwächen, sondern den Stärken der SchülerInnen sucht. Besondere Leistungen sind auch hinsichtlich der Erhaltung land-wirtschaftlicher Betriebe, des Natur- und Umweltschutzes und der Siedlungsent-wicklung zu nennen.

Havlovice, Böhmen, Tschechien – Havlovice überzeugt insbesondere durch die Errichtung eines vorbildlichen Sportare-als für die gesamte Region, den Ausbau des Wander- und Radwegenetzes und die Realisierung weiterer touristischer Maßnahmen, die auch den Einheimischen zugute kommen, sowie durch die bauliche Aufwertung des Kulturhauses. Diese Initi-ativen haben in Verbindung mit einem reichhaltigen Vereinsleben mit vielen gesell-schaftlichen Aktivitäten aller Generationen

wesentlichen Anteil daran, dass es gelungen ist, die Attraktivität der Gemeinde und die Lebensqualität der Bevölkerung spürbar zu verbessern.

Hügelland östlich von Graz, Steier-mark, Österreich – Das Hügelland östlich von Graz umfasst einen regionalen Verbund von 24 Gemeinden und besticht allem voran durch beispielhafte und heraus-ragende Leistungen im wirtschaftlichen Bereich. Besondere Anerkennung verdie-nen die erfolgreichen Bemühungen, im Sog der Landeshauptstadt Graz, Maßnahmen zur Stärkung der regionalen Identität sowie zu neuer Wertschöpfung in den Bereichen Selbstvermarktung sowie Freizeit und Erho-lung zu realisieren. Kreative „Mittel zum Zweck“ sind dabei regionale Marktplätze, die auch anspruchsvolle neue Ortszentren darstellen und strategisch darauf abzielen, nicht nur Produkte an den Konsumenten zu verkaufen, sondern dabei auch die hohe Wertigkeit von Lebensmitteln besonders zu betonen und Bewusstseinsbildung zu erzielen.

Incourt, Wallonie, Belgien – Incourt ist durch pilothafte Projekte hinsichtlich einer Stärkung der sozialen Bindungen der BewohnerInnen, des Erhalts qualitätvoller Lebensbedingungen sowie der ökologischen und wirtschaftlichen Entwicklung gekenn-zeichnet. Im Zentrum steht dabei die Nutz-barmachung des ehemaligen Steinbruch-geländes mit vielen ruinösen Baukörpern zu einem neuen Ortszentrum mit verschie-denen Funktionen: einem See mit reicher Flora und Fauna, einem Haus der Natur als Beratungs- und Fortbildungsstelle für alle Energiefragen und einer Wohnanlage für alle Generationen. Gestützte Gemeinde-Mietwohnungen für junge Familien, die Bewahrung des kulturellen Erbes, das Enga-gement für Natur und Umweltschutz, die Bemühungen um neue Beschäftigungsmög-lichkeiten und die ausgeprägte Bürgerbetei-ligung verdienen besondere Anerkennung.

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Kazár, Ungarn – Der Gemeinde Kazár sind seit Beginn des Dorferneuerungs-prozesses wesentliche Entwicklungen gelungen. Vor allen Dingen die Beiträge zur kulturellen Identifikation der Dorfge-meinschaft, zahlreiche Restaurierungen und Revitalisierungen, die Bereitschaft zu überörtlichen Kooperationen und die Schaffung von zeitgemäßen Einrichtungen zur Erhöhung der Lebensqualität sind hervorzuheben. Auch die Maßnahmen zur wirtschaftlichen Neuorientierung und Neupositionierung des Ortes lassen rich-tige Tendenzen erkennen und beginnen zu greifen.

Kuniów, Opole, Polen – Kuniów fasziniert mit realistischen und zugleich visionären Ideen und bereits gegenständ-lichen vernetzten Projekten sowie mit dem persönlichen Einsatz und dem enga-gierten, mitreißenden Schwung seiner BürgerInnen. Besondere Erwähnung verdienen dabei die Herausarbeitung der eigenen Werte und Ziele sowie die Wahrung und Pflege traditioneller Hand-werke in Kombination mit erlebnis- und bildungstouristischer Ausrichtung. Ein Musterprojekt ist das „Kulturhaus“ – eine Schule, die Raum bietet für Kindergarten, Jugend- und Bürgerarbeit, und als Gene-rationen übergreifendes Zentrum für Bildung, Begegnung und Betreuung sowie auch als Plattform der Ideenentwicklung fungiert.

Liptál, Mähren, Tschechien – Liptál zeichnet sich durch eine ausgeprägte Tradi-tionspflege sowie Initiativen zur Stärkung der Dorfgemeinschaft und der Teilhabe aller gesellschaftlichen Gruppen am dörflichen Leben, insbesondere durch die bauliche Kombination von Schule und altengerechtem Wohnen, aus. Auch im ökonomischen Bereich sind Erfolge zu verzeichnen, die sich in neu entstandenen kleingewerblichen Betrieben und ersten touristischen Infra-strukturen manifestieren.

Radenthein, Kärnten, Österreich – Radenthein überzeugt mit hervorragenden Projekten in verschiedenen Teilgebieten der Gemeindeentwicklung. Besondere Anerken-nung verdienen die Bemühungen im Sozial-bereich, die der negativen Grundstimmung nach dem Niedergang der örtlichen Indus-trie entgegenwirken. Durch das Engagement von Schlüsselpersonen konnte eine Umkehr erreicht werden, die denBürgerInnen Halt und neue Zukunftsperspektiven gibt. Auch die Initiativen der Gemeinde zusammen mit örtlichen Betrieben – Erlebniswelten Grana-tium und Sagamundo – sind sehr bemer-kenswert. Dadurch erhält der Ort ein neues, modernes Image, es entsteht Anziehungs-kraft für Urlauber in der Region und es wird nicht zuletzt ein Beitrag zur wirtschaftlichen Belebung geleistet.

Ramsdorf, Nordrhein-Westfalen, Deutschland – Ramsdorf beeindruckt mit besonderen Leistungen in mehreren Bereichen der Dorfentwicklung. Die sozi-ale Nähe und das intakte gesellschaft-liche Netzwerk, die hohe Bereitschaft zur Eigenleistung und die zukunftsgerichte-ten Initiativen zur Stärkung des sozialen Zusammenhaltes stechen dabei hervor. Große Anerkennung verdient darüber hinaus die ausgeprägte Sensibilität für ein intaktes, dem kulturellen Erbe ange-passtes Dorfbild, dem durch qualitätvolle Sanierungen und ein einfühlsames Bauen Rechnung getragen wird.

Romrod, Hessen, Deutschland – Romrod zeichnet sich durch mehrere quali-tätvolle Leistungen aus. Alles aber wird überstrahlt von der ausgeprägten Mottoge-rechtigkeit der Entwicklungsorientierung. Basierend auf einer hohen Sensibilität für die mannigfaltigen Auswirkungen des demografischen Wandels und der Verände-rungen der dörflichen Gesellschaft wird den Problemen der Landflucht und der Überal-terung aktiv mit engagiertem Nachden-ken und innovativen Projekten begegnet.

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Zahlreiche Aktivitäten und Maßnahmen in verschiedenen Bereichen der Dorfentwick-lung wurden erfolgreich umgesetzt und zeitigen dank einer guten Vernetzung Syner-gieeffekte und Breitenwirkung.

Roßbach, Sachsen-Anhalt, Deutsch-land – Roßbach überzeugt mehrfach, insbe-sondere mit der sehr vorausblickenden Leistung der Schaffung und Erhaltung von standortgemäßen Arbeitsplätzen mit Gewerbe- und Handwerksbetrieben, denen ein professioneller Unternehmergeist zu Grunde liegt, der sich auch in der stilge-rechten Revitalisierung des Ortskernes unter Berücksichtigung der zeitgemäßen Bedürfnisse widerspiegelt. Im Selbstver-ständnis um die eigenen Stärken entstand unter Mithilfe der BürgerInnen und Vereine eine solide Basis für einen zu erwartenden Qualitätstourismus, zu dem sowohl die Aktivitäten der beiden Glaubensgemein-schaften wie auch die innovativen Winzer beitrugen. Das Weindorf Roßbach hat damit für seine Zukunft als lebenswerte Gemeinde bestens vorgesorgt.

Steffeshausen, Deutschsprachige Ge-mein schaft, Belgien – Steffeshausen in der belgischen Eifel kann mit dem Pfund einer herrlichen Landschaft im Dreilän-dereck Belgien-Luxemburg-Deutschland wuchern. Vom Ausgangspunkt eines tradi-tionsgeleiteten Dorfes arbeitet eine selbst

organisierte, intakte Gemeinschaft an der Zukunftsfähigkeit ihres Dorfes. Die gemein-same Umsetzung zahlreicher Kleinprojekte unter Einbeziehung aller Generationen sichert die starke Bindung der Bewohne-rInnen an ihren Lebensraum. Die Ansätze zur Entwicklung des sanften Tourismus werden als Chance gewertet.

Umhausen, Tirol, Österreich – Umhau-sen fand auf der Suche nach Steigerung seiner touristischen Attraktivität und im Bewusstsein um seine Lage an einer histo-rischen Passstraße eine besondere Nische: Schaffung eines Archäologieparkes unter der Patronanz des populären Ötzis. Der archäologische Freilichtpark, der immer mehr BesucherInnen anzieht, die qualität-volle agrotouristische Weiterentwicklung und die Restrukturierung der traditionellen Kulturlandschaft stärkten das Selbstbe-wusstsein und den Zukunftsglauben der Umhausener BürgerInnen und stellen preis-würdige Leistungen dar.

Wienhausen und Eicklingen, Nieder-sachsen, Deutschland – Die Gemeinden Eicklingen und Wienhausen weisen in ihren Dörfern sehr intakte Dorfgemeinschaften auf, die in qualitativ sehr guten Einzelpro-jekten, gepaart mit einer hohen Arbeits-bereitschaft der DorfeinwohnerInnen, Zukunft geschaffen haben. Das Projekt der dezentralen Abwasserklärung sticht dabei als besonders innovativer Beitrag neben vielen sehr gelungenen Sanierungen und Umnutzungen von Altbausubstanz beson-ders hervor.

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„Eine Frage hätte ich dann noch – gibt es in diesem Dorf denn auch irgendet-was, was nicht ganz zur Zufriedenheit läuft?“

Alfons Dworsky, Architekt, Uni-Profes-sor und Lehrbeauftragter an der Universität Hannover schmunzelte und blickte dennoch fast ein wenig ungläubig in die große Runde der Anwesenden. Im historischen Ratsaal der Gemeinde Sand in Taufers hatte der Mann die Lacher auf seiner Seite. Bürgermei-ster Helmuth Innerbichler blieb unterdessen auch hier die Antwort nicht schuldig:

„Selbstverständlich sind wir lange noch nicht dort, wo wir hin wollen und selbstverständlich haben auch wir unsere Sorgen und Probleme. Aber auf dem Prüfstand zeigt man sich schließ-lich von der besten Seite“.

An jenem 26. Mai war Alfons Dworsky Mitglied einer dreiköpfigen Kommission, die Sand in Taufers – zunächst während einer großen Präsentation im Ratsaal und später den ganzen Tag über bei einer Dorfbesichti-gung – sehr genau unter die Lupe nahm. Was Dworsky aus dem niedersächsischen Hanno-ver, die Dipl. Ing. Arch. Beatrix Drago aus dem bayrischen Herrsching und Dipl. Ing. Arch. Peter Haider aus Salzburg dabei zu sehen und zu hören bekamen, beeindruckte sie sichtlich.

Ganzheitlichkeit und Vernetzung, Inno-vation und Ideenreichtum – wahre Lobes-hymnen formulierte die Jury schließlich in ihrer abschließenden Bewertung. Doch war man auch von den Bildungsinitiativen beeindruckt. Rund 80 Veranstaltungen im Jahr mit rund 900 TeilnehmerInnen, zwei Bildungsprogramme pro Jahr mit vielfäl-tigem Angebot, eine Genossenschaft für Regionalentwicklung und Weiterbildung, Bildungszentren, modern ausgestattete Schulungsräume, die Vergabe von Bildungs-schecks durch die Gemeinde, eine multi-funktionale Bibliothek, all das wirkte sich positiv auf die Beurteilung aus.

Auch Themen wie die aktive Bürgerbe-teiligung, die Qualifizierung der Mitarbeite-rInnen in der Gemeinde, Engagement und Eigeninitiativen der Bevölkerung, Bewusst-seinsbildung und Information beeindruck-ten die Jury. Das große Energiekonzept mit Niedrigenergiehäusern, Einsatz von Wind-energie, Wasser, Erdwärme, Photovoltaik, Biogasanlage, Fernwärme und mit dem geplanten Haus der Energie hatten es der Kommission ganz besonders angetan. Eben weil die Thematik vernetzt und durchdacht ist und ganzheitlich für Unabhängigkeit der Gemeinde sorgen wird. Naturschutz, Mobi-lität und Siedlungsgestaltung, Kultur, Iden-tität und die zeitgemäßen sozialen Einrich-tungen, „Sand in Taufers“, so steht es in der

6 Druck auf den roten Knopf

Eine ungläubige Frage und eine gute Antwort

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abschließenden Bewertung, „besticht durch eine Vielzahl an Projekten und Konzepten. Sie präsentieren sich als markante Stationen auf dem Weg zu einer zukunftsorientierten und basisdemokratischen Bildungsge-meinde mit hoher Lebensqualität.“

Schöner und besser kann man es nicht mehr in das Stammbuch einer Gemeinde schreiben.

Das Kraftwerk, die Wasserversorgung, neue Kindergärten und Vereinsstrukturen, Oberflächengestaltung in den Dörfern, Tiefgaragen, Oberflächenstellplätze, die Ortsumfahrung mitsamt einem Tunnel, Energieversorgung mit Biomasse, das Sport-zonenprojekt mit dem Bad, das Haus der Energie, Räume für die Jugend, Gebäude für die Feuerwehr, die Gestaltung des Wall-burghügels, Konzepte für die Fraktionen – all das sind Projekte und Visionen an denen die Gemeindeverwaltung und Bürgermei-ster Helmuth Innerbichler gegenwärtig und künftig arbeiten. Mit Verve drehen die Verantwortlichen am Schwungrad der Entwicklung. Das erkannten Beatrix Drago, Peter Haider und der für einen kurzen Moment so ungläubig wirkende Alfons Dworsky ganz deutlich und zollten all dem hohe Anerkennung.

Dass Bürgermeister Innerbichler an jenem 26. Mai, während er mit der Kommis-sion unter anderem auch das gerade fertig

gestellte neue E-Werk der Gemeinde besich-tigte, ausgerechnet in dieser Stunde und Aufsehen erregend auf den roten Knopf drückte, um das Werk erstmals in Betrieb zu setzen, war indes reiner Zufall. Aber auch Zufälle können zum richtigen Zeitpunkt durchaus etwas bewirken und Eindruck machen.

Für Bürgermeister Helmuth Inner-bichler ist eine Zukunftsplanung, zukunfts-orientiertes Denken und die Vernetzung vieler Belange die Grundvoraussetzung für die Zukunft einer Gemeinde wie Sand in Taufers:

„Visionen, Konzepte und Projekte sich sehr wichtig für eine Gemeinde. Ohne Visionen entwickelt sich nichts. Man muss sich hohe Ziele stecken und wissen, dass man nicht immer alles erreichen wird. Doch eine solide und vorausschauende Planung sowohl wirtschaftspolitisch als auch sozialpoli-tisch sind von elementarer Bedeutung. Deshalb beschäftigen wir uns so inten-siv mit den Themen Energie, Verkehr, Sportzone und gesunde Gemeinde.“

Kommission

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Die Jury: Dipl.-Ing. Arch. Beatrix Drago¯ Direktorin für Ländliche Entwicklung,

München, Bayern, Deutschland. Geboren 1959 in Herrsching, Bayern¯ Studium der Architektur an der

Technischen Universität Berlin und München.

¯ Mitarbeiterin im Referat Dorfentwick-lung im Bereich Zentrale Aufgaben der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung seit 1991

¯ Seit 2001 Leiterin des Sachgebietes Dorferneuerung und Regionale Land-entwicklung im Bereich Zentrale Aufgaben der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung.

¯ Seit 2004 Mitglied der Jury im Wettbe-werb um den Europäischen Dorferneu-erungspreis.

Prof. Dipl.-Ing. Arch. Alfons Dworsky¯ Hannover, Niedersachsen, Deutsch-

land, Wien und Obermeisling, Niede-rösterreich, Österreich

¯ Geboren 1943 in Hanau/Main, Hessen, Deutschland

¯ Studium der Architektur an der Tech-nischen Hochschule Wien, 1971 Spon-sion zum Dipl.-Ing der Architektur, 1979 Erteilung der venia decendi für das Fach Ländliches Bauwesen, 1984 Promotion zum Doktor der technischen Wissenschaften mit der Dissertation „Entwicklung und Typologie der Salz-burger Bauerngehöfte“.

¯ Ab 1971 Universitätsassistent am 2. Institut für Architektur und Entwer-fen, Fachbereich Landwirtschaftsbau und Entwerfen im ländlichen Raum; Gastlehre an der ETH Zürich; Gast-professuren an der Technischen Hoch-schule Ljubljana und an der Chulalong-korn University Bangkok.

¯ Seit 1993 Professor an der Universität Hannover, Fachbereich Architektur, Institut für regionale Architektur und Siedlungsplanung. Zusätzlich auch

Dissertanden- und Diplomandenbe-treuung sowie Blockseminare an der TU Wien. Lehrauftritte, wissenschaft-liche Assistenzeinsätze, Fachbetreu-ungen und Vorträge in Österreich, Deutschland, Griechenland, USA, Thailand, Korea, Taiwan, zahlreiche Publikationen.

¯ Mehrere Dorf- und Stadterneuerungs-planungen in Deutschland. Fachpreis-richter für Architekturwettbewerbe.

¯ Seit März 2000 Mitglied der Jury im Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis.

Dipl.-Ing. Peter Haider¯ Salzburg, Österreich.¯ Geboren 1959 in Linz, Österreich.¯ Architekturstudium an der Technischen

Universität Innsbruck, anschließend freiberufliche Tätigkeit in Innsbruck.

¯ Seit 1989 Mitarbeiter der Dorf- und Stadterneuerung in Salzburg und ab 1992 Leiter dieses Fachbereichs im Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen, Leiter der Gemeindeent-wicklung Salzburg.

¯ Seit 2008 Mitglied der Jury im Wettbe-werb um den Europäischen Dorferneu-erungspreis.

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7 „Der Mensch steht im Mittelpunkt“

Ein engmaschiges soziales Geflecht sorgt für Sicherheit und ein gutes Gefühl

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Sand in Taufers war von jeher ein Schmelztiegel auch für soziale, politische und kirchlich relevante Fragen. Das hängt mit der Historie des Dorfes einerseits und mit der Entwicklung zum Hauptort im Tauferer Ahrntal andererseits zusammen.

Durch die Residenz der Herren von Taufers auf der Dynastenburg Taufers, war der Ort bereits im Mittelalter adelig und bürgerlich bewohnt. Die edlen Herren hatten das Recht, zu Gericht zu sitzen und Recht zu sprechen, was Taufers schon in frühen Jahren eine gewisse Bedeutung in jeder Hinsicht verlieh. Indessen machte auch vor diesem Hintergrund die Entwicklung des Dorfes unter den historischen Gemäuern natürlich nicht halt. Adelige Herren kamen und gingen, die trutzige Burg wechselte die Besitzer, bis sie schließlich 1977 an das Südti-roler Burgeninstitut ging und damit nach ihrer wechselvollen Geschichte in ruhigere Fahrwasser geriet.

Doch es steht heute, angesichts der geschichtlichen Entwicklung eigentlich fast außer Zweifel: der Ausgangspunkt vieler Entwicklungen im Laufe der Jahre nach 1225, als Teile der Burg Taufers erste urkundliche Erwähnung fanden, war eindeutig dieses Schloss auf dem Hügel oberhalb des Dorfes. Unverrückbar steht das eindrucksvolle Bauwerk dort bis heute, es ziert Ansichtskarten in schwarz-weiß

und farbigem Hochglanz, es dient als Logo und schmückt als Parademotiv nun schon ganze „Generationen“ von touristischen Prospekten. Scheinbar hat diese Burg jenen Stoff, aus dem Geschichte geschrieben wird, aus dem Geschichte vielleicht überhaupt erst entsteht und jenen Stoff auch, an den sich vieles anlehnt.

Hungersnöte 1815/17 und 1845, Dürre und Trockenheit in den Jahren nach 1834, verheerende Überschwemmungen 1882 – Sand in Taufers hat viel erlebt. Menschen wurden geboren und starben, Entwick-lungen nahmen ihren Lauf, Wälder brannten und Kriege erschütterten die Welt, Häuser wurden abgerissen und neue gebaut. Die Burg Taufers blieb. Unerschütterlich und fest gemauert. Um sie herum und zu ihren Füßen haben sich stetig Tradition, Brauch-tum, kirchliche Belange und ein beeindru-ckendes, soziales Netz entwickelt.

Neben der Burg Taufers gibt es eine Vielzahl von Gebäuden im Dorfkern von Sand und auch in den Fraktionen Mühlen, Kematen, Ahornach und Rein, die mittel-bar wie unmittelbar mit der Herrschaft der Adeligen von Taufers zusammenhängen. Zahlreiche Gebäude, die zum Schloss gehö-ren, stehen heute unter Denkmalschutz.

Viele Kirchen, Kirchlein und Kapellen im Gemeindegebiet, wurden – auch auf Initiative von Ehrenbürger und Dekan Leo

Historie - Kirche - Soziales - Jugend

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Munter – zum Großteil renoviert, bezie-hungsweise wieder in Stand gesetzt. Eben diese kirchlichen Gebäude, zu denen unter anderen die Kapelle St. Walburg in Kematen, die Kirche von St. Moritzen in Sand oder die Franz-und-Klara-Kapelle am Tobl gehören, waren Zufluchtsorte oder Ausweichstati-onen zu kirchlichen Jahres- und Festtagen. In jeder Fraktion der Gemeinde stehen im Dorf die Kirchen und im Zentrum von Taufers die eindrucksvolle Pfarrkirche mit ihrem hundert Jahre alten Hochaltar, den vielen kunsthistorischen Kostbarkeiten und einer erst 2008 neu gebauten Orgel. An zahlreichen Wegen sind Kapellen zu sehen, Wegkreuze und geistliche Besonderheiten. Die Gemeindeverwaltung, Anrainer und Gönner sind bemüht, dass diese einzigar-tigen Zeugnisse von Tradition und Glauben in Stand gehalten, gepflegt und entspre-chend geschmückt werden.

Eine große Herausforderung – auch und gerade in finanzieller Hinsicht – war 2008 der Kauf und der Einbau der neuen Orgel in der Pfarrkirche von Taufers. Zuschüsse des Landes und der Gemeinde, Spenden von Banken, die Übernahme von Patenschaften für Orgelpfeifen und viel private Unterstützung, ermöglichten den Bau eines außerordentlichen Instrumentes. Die Hauptorgel besitzt 40 Register, verteilt auf ein Hauptwerk, Rückpositiv, Schwell-werk und Pedal. Klangkörper der Orgel sind 2523 klingende Pfeifen, von denen 122 aus Holz gefertigt sind und 466 der Familie der Zungenregister angehören. Das ist der Jargon mit dem Organisten und Orgelbauer vertraut sind – derlei Zahlen und Fakten sind Musik in ihren Ohren. Mit insgesamt 13 000 Arbeitsstunden kann indessen auch der Laie etwas anfangen und sich ungefähr ein Bild machen, welcher Aufwand hinter dem Bau dieser neuen Orgel steckte. Die musikalische Umrahmung kirchlicher Feiern und Gottesdienste, aber auch die Konzerte in der Pfarrkirche wurden und werden von der Bürgern der Gemeinde und den zahl-reichen Gäste seit jeher geschätzt. Auch dies

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ist ein Grund, warum das Projekt der neuen Kirchenorgel so viel Unterstützung von allen Seiten bekam.

Die Pfarrgemeinschaft ist ein Teil des sozialen Netzes. Doch dazu gehören auch die vielen Vereine, Verbände und Organi-sationen, die die Möglichkeit einer sozialen Anbindung bieten, die Voraussetzung für die Anbahnung und die Pflege von Kontak-ten in der Bevölkerung sind. In einem Gebirgstal, das von alters her durch Unwet-ter, Vermurung, Brände und Hochwasser bedroht war, ist das von nicht zu unterschät-zender Bedeutung. Vielen Menschen mag das gar nicht auffallen, weil sie es anders nicht kennen, aber in den Tälern der Alpen und damit auch im Tauferer Ahrntal ist der Zusammenhalt in der Bevölkerung enger und stärker als anderswo. Damit das aber so sein kann, braucht es ein engmaschiges soziales Netz, in dem viele schwierige Dinge des täglichen Lebens, aber auch großflächige Entwicklungen aufgefangen oder überhaupt erst begonnen werden können.

Viele öffentliche Einrichtungen wie Feuerwehrhallen, der Bürgersaal, Vereinslo-kale, Probe- und Übungslokale oder Spiel-plätze sind von der Gemeindeverwaltung errichtet oder gefördert worden. Denn ein aktives und auch attraktives Vereinsleben braucht Strukturen, damit soziale und sozial-kulturelle Kontakte überhaupt erst entstehen und sinnvoll gepflegt werden können. Aber auch Kirchen, Kapellen am Wegkreuz, ja sogar Friedhöfe sind Orte sozialer Kontakte. Es ist augenfällig, dass gerade diese Orte der Begegnung gut in Stand gehalten und stän-dig gepflegt sind. Dass dies vielfach durch freiwillige Dienste und ohne Aufforderung geschieht, ist Beleg für die Wichtigkeit dieser Stätten in einer Zeit, in der Allgemeingut vielerorts erschreckend an Bedeutung und Respekt davor verliert.

In der Phase, in der dieses Buch entstand, war ein wichtiges Projekt gerade in Umsetzung. Der gesamte Festplatz von Sand in Taufers begann zu dieser Zeit gerade neu zu entstehen. Ein Treffpunkt der Generati-

onen, aller Geschlechter und Herkunftslän-der, eine Stätte der Begegnung und der Fröh-lichkeit, ein lebendiger Ort für Tradition und Brauchtum nach bester Südtiroler Art. Ein umfassendes Bauwerk in seinem Anspruch und in der Umsetzung. Denn dort sieht das Projekt nicht eine Teillösung, sondern ein durchgeplantes Komplettkonzept mit über-dachtem Festplatz, einem Probelokal für die Bürgerkapelle Sand in Taufers vor, einem Proberaum für den Chor, mit Funktionsräu-men für den Kunsteislaufplatz, einem Senio-rentreff, einer Option für einen Jugendraum, einem Heizraum für das Fernheizwerk, in dem dann die Spitzenleistung für Sand gedeckt werden kann, sowie mit einer neuen Elektrokabine, einer Wärmerückgewinnung für den Kunsteislaufplatz und einer Tiefga-rage mit 80 neuen Stellplätzen (optional auf 300 Stellplätze erweiterbar).

Seniorenbetreuung und Kindergär-ten, Sommerkindergarten und Jugendakti-onen, öffentliche Einrichtungen und Infra-strukturen, all das sind messbare, soziale Indikatoren, bei denen Sand in Taufers gut abschneidet. Beispielsweise die Errich-tung von gemeindeeigenen Seniorenwoh-nungen (derzeit sieben), der Dienst „Essen auf Rädern“, der Sozialsprengel mit einer Vielzahl an wichtigen Leistungen und nicht zuletzt eine stets existierende, gut funktio-nierende und beeindruckende „stille“ Nach-barschaftshilfe bei Notsituationen tragen dazu bei, dass eine gute soziale Absicherung neben den gesetzlichen Vorgaben von Staat und Land besteht.

Bemerkenswert und doch typisch für das kleine Alpenland Südtirol und mithin auch für Sand in Taufers: Die Zusammen-gehörigkeit und das soziale Miteinander in den fünf Fraktionen wird durch die Pflege alter Bräuche des Dorfes und des Tauferer Ahrntals nachhaltig gestärkt. Überliefertes und mit Sorgfalt Bewahrtes machen die Vergangenheit jener Menschen aus, die hier leben. Und Taufers ist reich an Vergan-genheit. Ein wunderbarer Satz des öster-reichischen Dirigenten und Komponisten

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Gustav Mahler sagt: „Tradition ist die Bewahrung des Feuers und nicht die Anbetung der Asche“.

Davon, von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft künden das Klöckelnachtsin-gen im Advent, das Nikolausspiel und die Bauernweihnacht in Kematen, die Tauferer Straßenküche, das Tauferer Weihnachtsdorf, der Kathreinmarkt in Mühlen, der Kirschta-Michl in drei Dörfern, kirchliche Hochfeste mit Prozessionen unter Teilnahme der Vereine und Gruppierungen, klassische Konzertrei-hen, Rock-Events, Sommerfeste, Faschings-umzüge, Flugveranstaltungen und viele andere, mit reichlich Engagement der Bürger und bisweilen großzügiger Unterstützung der Wirtschaft organisierter Festivitäten. In viele kulturelle Ereignisse ist die ältere Gene-ration mit ihrem Wissen über Bräuche und Traditionen eingebunden und gefragt.

Projekte der Kirche für Bedürftige der Gemeinde, private Initiativen wie Veran-staltungen für wohltätige Zwecke oder spezielle Treffen in besonderen Angelegen-heiten wie die Frauenrunde, tragen dazu bei, Probleme zu verstehen, konstruktiv zu diskutieren und Lösungsansätze zu entwi-ckeln. Es ist auffällig, dass die Bürger von Sand in Taufers einen Teil ihrer Freizeit den Mitbürgern widmen und mit verschiedenen Initiativen dazu beitragen, den Älteren und Schwachen in der Gemeinschaft zu helfen. Es gibt darüber hinaus eine weitere Vielzahl von Initiativen und Institutionen, die für die Linderung sozialer Nöte der Mitbürger zuständig sind. Es gibt genügten Belege dafür aus der jüngeren Vergangenheit:

¯ Sammelaktion für einen Bauern, der durch ein Unglück während der Aus-übung seiner ehrenamtlichen Tätigkeit in finanzielle Not geriet. Im Rahmen einer Veranstaltung wurden durch den Verkauf von einheimischen Produkten und durch Spenden der Bürger und Prominenten 3.462,36 Euro gesam-

melt. Dieser Betrag kam je zur Hälfte besagtem Bauern und einer durch ein Unglück in Not geratenen Frau zugute.

¯ KVW-Kurs zur Pflege hilfsbedürftiger Menschen: In Zusammenarbeit mit dem Sozialsprengel Tauferer Ahrntal veranstaltete der Katholische Fami-lienverband einen Kurs für Angehö-rige pflegebedürftiger Menschen und Interessierter zum Thema „Alten- und Krankenpflege zu Hause“. 22 Teilneh-merInnen erhielten an sechs Abenden Informationen über Ernährung im Alter, Körperpflege, Umgang mit Pfle-gebedürftigen aus medizinischer und therapeutischer Sicht, Rücken scho-nende Arbeitsweise, Erste Hilfe bei Unfällen und Akuterkrankungen, sowie Sterbehilfe. Die Abende wurden jeweils von einer Ernährungstherapeutin, Sozi-albetreuerinnen der Hauspflege, einem Hausarzt und Sprengelkrankenschwe-stern, einer Physiotherapeutin, einem Rettungssanitäter und Mitarbeitern der Caritas-Hospizbewegung gestaltet.

¯ Sozialsprengel: Im Jahr 2006 wurden rund 82.000 Euro für die finanzielle Sozialhilfe aufgewendet. Dies bedeu-tete einen Anstieg der Aufwendungen von etwa zehn Prozent im Vergleich zum Jahr davor. Für bedürftige, meist ältere Mitbürger, wurden mit dem Projekt „Essen auf Rädern“ fast 11 000 Essen nach Hause gebracht. Die teilweise hauptberuflichen Mitarbeiter werden, besonders an den Wochen-enden, durch freiwillige Helfer unter-stützt. Sie haben im Ahrntal 1155 und in Sand in Taufers 259 Essen zugestellt. Im Jahr 2006 wurden vom Hauspflege-dienst des Sozialsprengels 5774 Betreu-ungsstunden geleistet.

¯ Anlässlich des 100-jährigen Beste-hens der Pfadfinder im September

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2007 bauten 250 Pfadfinder unter fachkundiger Anleitung von Mitar-beitern des Sandner Traditionsun-ternehmens „Unionbau“, das zur gleichen Zeit ebenfalls 100 Jahre alt wurde, 14 nette Gartenhäuschen und boten diese zum Verkauf an, mit dem Ziel, aus dem Erlös in Brasilien ein richtiges Haus für Bedürftige zu errichten. Der Erfolg war überwälti-gend. Die Häuschen wurden für rund 20.000 Euro verkauft und versteigert. Mit den Mitteln wurden in Brasilien nicht nur ein, sondern gleich mehrere Häuser für Familien gebaut.

Die Jugend hat in der Gemeinde einen wichtigen und stetig zunehmenden Stellen-wert. Allerdings ist auch kaum ein ande-rer sozialer Bereich so problembehaftet, gespickt mit einer Vielzahl an Aufgabenbe-reichen und von derart enormer Wichtigkeit. In keinem anderen Aktionsfeld wird die Jugend-Problematik so deutlich wie beim Thema Alkohol. Allerdings ist dies nicht ein spezifisches Problem von Sand in Taufers, sondern in ganz Südtirol ist ein bewusster und kritischer Umgang mit der Substanz Alkohol erst in den Anfängen begriffen. Dies gilt für alle Bevölkerungs- und Alters-schichten. Deshalb ist es der Gemeindever-waltung von Sand in Taufers wichtig und ein stetes Anliegen, heikle Themen immer wieder und auch öffentlich zu diskutie-ren. Denn nur so können sie nachhaltig im Bewusstsein verankert werden. In den Leitlinien zur Suchtpolitik des Landes sind diese Themenschwerpunkte festgeschrieben: Alkohol in der Familie, am Arbeitsplatz und in Sport- und Freizeitvereinen, Festkultur, Alkohol und Jugendschutz, Alkohol und Straßenverkehr, Ausschank an Jugendliche oder bereits Betrunkene.

Allein die Tatsache, dass diese Leitli-nien formuliert werden mussten, verdeut-licht, dass der Umgang mit der legalen Droge Alkohol eine der meistgeführten Diskussionen in der Jugendarbeit ist. In den

vergangenen Jahren wurden auf Staats- und Landesebene viele, zum Teil drakonische Maßnahmen getroffen, die darauf abzie-len, den Konsum von Alkohol zu reduzie-ren, beziehungsweise bisher Versäumtes zu reglementieren.

Aufgrund der Erfahrungen und Beobachtungen der vergangenen Jahre allerdings setzt sich inzwischen in Theorie und Praxis immer mehr die Ansicht durch, dass es fragwürdig ist, dem Problem Alko-hol ausschließlich mit Verboten und damit mit Ausgrenzung zu begegnen. In Sand in Taufers setzt die Offene Jugendarbeit auf ein gut durchdachtes Reglement den Ausschank betreffend und orientiert sich an dem Grund-satz: Ein kontrollierter und bewusster Alko-holkonsum vor Ort ist besser als ein exzes-siver vor der Haustür.

Das Ziel des „Vereins für offene Jugend-arbeit“ in Sand in Taufers ist es, über ein Leader+ gefördertes Projekt folgende Ziel-setzungen zu erreichen:

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¯ Schaffung einer Alternative für Jugend-liche zum konsumorientierten Gastlokal.

¯ Versuch, das Thema Alkohol in einem pädagogischen Umfeld zu thematisie-ren und eine Kultur des Genusses in den Vordergrund zu stellen.

¯ Steigende Besucherzahl durch Schaf-fung eines jugendgerechten Cafés.

¯ Durch ein breit gefächertes Angebot können und sollen Jugendliche ihre eigenen Fähigkeiten entfalten, nutzen und neue Talente entdecken.

¯ Freizeitangebote entdecken, die als Alternative zum Konsum von Sucht-mitteln dienen.

¯ Den Jugendlichen Raum und Zeit geben, im Rahmen des Angebotes des Jugendcafés und der Angebote im Jugendtreff eine Freizeitbeschäftigung zu entdecken, die ihnen Befriedigung und Freude gibt.

¯ Themen, wie zum Beispiel Suchtmittel-konsum ansprechen und zur Diskus-sion stellen.

Von diesem Maßnahmenkatalog erwar-ten sich alle Beteiligten langfristige und nachhaltige Ergebnisse.

Auch gezielte Behindertenpolitik nimmt die Gemeinde sehr ernst. Eine wesentliche Aufgabe, die sich die Verwal-tung für die nächsten Jahre vorgenommen hat, ist der vollständige Abbau sämtlicher architektonischer Barrieren, die Menschen mit Behinderung im täglichen Leben immer und immer wieder zur Belastung werden.

In jenen Unterlagen, mit denen sich Sand in Taufers um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2008 beworben hat und den das Dorf schließlich auch gewann, heißt es im Schlussabsatz:

„Sand in Taufers setzt ‚den Men-schen‘ gleichwertig und gleichzeitig in den Mittelpunkt. Ob Mann oder Frau, Bürger oder Gast, Einheimischer oder Ausländer – Sand ist ein Ort, der menschlich-soziale Kontakte fördert und pflegt. Damit sind alle Bahnen für nachhaltige und gesellschaftliche Inno-vationen geebnet.“

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Ein intaktes und funktionstüchtiges Vereinsleben wäre in der Gemeinde Sand in Taufers kaum wegzudenken. Denn gerade die Vereine sind ein wichtiger Teil des sozi-alen Lebens und des sozialen Netzes im dörflichen Miteinander. Die Vereine sind so gesehen auch Bewahrer von Brauchtum und Tradition, sie sind wichtige Multipli-katoren von Entwicklungen und Bestre-bungen, sie sind Antreiber von Besinnung und Stimmung.

Die Vielseitigkeit von Vereinen im gesellschaftlichen Leben und ihre umfang-reichen Aufgaben bei der Pflege gemein-samer Interessen, zeigen sich in Sand in Taufers recht gut am Beispiel und in den Statuten der Bürgerkapelle. Das Streben der Kapelle ist die Pflege und die Erhaltung der Blasmusik. So steht es in den Statuten. Die Kapelle ist als kulturelle Institution auch bestrebt, das Kulturleben in der Gemeinde durch ihre musikalische Tätigkeit zu berei-chern, sowie kirchliche und weltliche Feierlichkeiten zu verschönern. Ein beson-deres Augenmerk gilt der Sensibilisierung Jugendlicher für Kultur, Tradition und Heimatbewusstsein. Das Ziel der Kapelle ist es, in geschlossener Harmonie und Pflicht-bewusstsein ihrem Zwecke zu entsprechen und ihren Fortbestand zu gewährleisten. Der Verein verfolgt keine kommerziellen Absichten, ist gemeinnütziger Natur und

arbeitet ohne Gewinnabsichten. Alle Einnahmen der Kapelle werden ausschließ-lich für die Erhaltung des Vereins weiter-verwendet. Das Mitwirken der Musikanten an der Vereinstätigkeit geschieht auf voll-kommen freiwilliger Basis und wird nicht vergütet. Der Verein ist unpolitisch. Soweit die Theorie.

Die Praxis der Musikkapelle offenbart sich in regelmäßiger Probentätigkeit, regel-mäßigen Konzerten im Heimatort, in der Heranbildung von Jungmusikanten, der Teilnahme an in- und ausländischen Musik-festen und Wertungsspielen, dem Veranstal-ten von Musikfesten und geselligen Zusam-menkünften, der Pflege der Kameradschaft unter den Mitgliedern, der Zusammenarbeit mit anderen kulturellen Vereinigungen und Einrichtungen des Ortes und des Landes.

Natürlich gibt es in der Musikkapelle Mühlen und der Jägerkapelle Ahornach noch zwei weitere wichtige Musikantengruppie-rungen, die auf ein ebenfalls sehr reges, gut organisiertes und bemerkenswertes Vereins-leben stolz sein können. Leicht lässt sich die Aktivität von den Musikkapellen mit einem beeindruckenden Zahlenspiel bele-gen: Die Bürgerkapelle Sand in Taufers hat rund 50 Mitglieder in allen Altersklassen. 52 Wochen im Jahr treffen sich all diese engagierten MusikantInnen wenigsten zweimal in der Woche. Das macht im Jahr

8 Reges Leben in den Vereinen

Die Menschen treffen sich gern in einem Kreis Gleichgesinnter

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Vereine

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300 Stunden Proben und Auftritte. Multi-pliziert mit den 50 MusikantInnen macht das zusammen 15 000 Stunden.

Man könnte solche Zahlenspielereien leicht fortführen, um damit das große Engagement der Vereine darzustellen. 4122 unentgeltliche Stunden leistete beispiels-weise 2007 die Freiwillige Feuerwehr von Sand in Taufers, fast 2300 die Feuerwehr von Mühlen. Doch Zahlen sind nicht alles, so eindrucksvoll sie auch sein mögen. Viel wichtiger sind alle die vielen Frauen und Männer, die sich in ihren Ehrenämtern engagieren, die in den vielen Vereinen das Dorf mit Leben erfüllen, die unschätzbare Dienste für die Gemeinschaft leisten, vom gefährlichen Brandeinsatz bis hin zu bester Unterhaltung. Dazwischen liegt die gesamte Bandbreite von Kirche, Kultur, Sport und Freizeitgestaltung. Und überall werden wertvolle Mosaiksteine zu einem großen Ganzen zusammengetragen, das am Ende Gefühle wie Dorfgemeinschaft, Zusammen-halt, Sicherheit, Wohlbehagen und Zufrie-denheit ausmacht. Und dieser Verdienst gebührt zu großen Teilen eben auch den Verbänden, Vereinen, Organisationen und Zusammenschlüssen.

„Die Musikkapellen haben einen ho-hen Stellenwert und genießen die An-erkennung der Gemeinde ebenso wie die vielen anderen Vereine auch“, sagt der Kulturreferent und Obmann

der Bürgerkapelle Sand in Taufers, Mein-hard Fuchsbrugger. Doch er sieht auch eine Entwicklung, die ihn nachdenklich stimmt. Denn immer mehr Menschen ziehen sich verstärkt in ihre private Sphäre zurück. Diese Tatsache bleibt nicht ohne Folgen auch und gerade für die Vereine. Denn sie spüren als erste die nachlassende Interesse der Bürger am dörflichen Leben.

„Der einfachste Beleg ist, dass die Men-schen nicht mehr so oft oder fast gar nicht mehr ins Dorfgasthaus gehen. Und das war früher einmal die Nach-

richtenbörse, das Becken aus dem die Vereine geschöpft haben, die Kommu-nikationsstätte für Jung und Alt“, sagt Meinhard Fuchsbrugger. Wie wichtig in Sand in Taufers die

Vereine und das dörfliche Leben genommen werden, belegt die Tatsache, dass Bürger-meister Helmuth Innerbichler den Obmann der Bürgerkapelle auch zum Referenten für Kultur machte. Aufgabe ist es nun, der beginnenden Vereinsverdrossenheit entge-genzusteuern. Die Entwicklung ist zwar noch nicht wirklich bedenklich, denn es gibt nach wie vor sehr viele Vereine und Zusam-menschlüsse von Personengruppen in Sand in Taufers. Doch die Mitgliederzahlen wollen die Verantwortlichen in den kommenden Jahren im Auge behalten.

Nicht jeder Verein in Südtirol ist auch ein wirklich anerkannter und eingetra-gener Verein. Das liegt vor allem am großen Aufwand beim Anerkennungsverfahren und den damit in der Folge zusammen-hängenden hohen Verpflichtungen. Ein zu geringes Vereinsvermögen ist vielfach der Grund, dass die Anerkennung als juristische Person im rechtlichen Sinne verhindert wird. Doch in Sand in Taufers gibt es viele Zusam-menschlüsse von Menschen, die vereinsähn-liche Strukturen haben und die sehr viel für das Leben im Dorf leisten.

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Die folgende Auflistung von Vereinen, Verbänden und Zusammenschlüssen erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und auch die Reihenfolge der Listung ist keine Rangfolge etwa nach Mitgliederzahlen oder Bedeutung. Sie ist nur ein Beleg für die Viel-seitigkeit und die enorme Ausprägung des organisierten gesellschaftlichen Lebens in der Gemeinde:

¯ Dekanatsjugenddienst¯ Pfarrchor Taufers¯ Pfarrchor Ahornach¯ Pfarrchor Rein¯ Ministranten Dekanat Taufers¯ Musikkapelle Sand in Taufers¯ Musikkapelle Mühlen¯ Jägerkapelle Ahornach¯ Männerchor Taufers¯ Bildungsausschuss¯ Schützen Sand in Taufers¯ Schützen Ahornach¯ Schützen Rein¯ Heimatbühne Sand in Taufers¯ Alpenverein Sand in Taufers¯ SSV Taufers¯ SSV Rein¯ SSV Taufers Sportjugend¯ SSV Rein Sportjugend¯ Bergrettungsdienst Sand in Taufers¯ FF Sand in Taufers¯ FF Mühlen¯ FF Kematen¯ FF Ahornach¯ FF Rein¯ Pfadfindergruppe „Stamm Taufers“¯ Seniorenverein Sand in Taufers¯ Vinzenverein Sand in Taufers¯ Katholischer Familienverband Sand in Taufers¯ S.K.F.V. Sand in Taufers¯ La Strada - Der Weg¯ Krippenfreunde Sand in Taufers¯ KVW Sand in Taufers¯ Eine-Welt-Gruppe¯ Imkervereinigung Sand in Taufers¯ Alphornbläser¯ Club 10

¯ Voppibike¯ Tennisverein¯ Schachclub¯ ASV Taufers – Sektion Ski¯ Handballclub¯ Falkenclub¯ Rafting Club Aktiv¯ Kegelclub¯ Gesangsvereine¯ Fliegenfischerverein¯ Volleyballclub¯ Frauengruppe¯ Kaufleutevereinigung¯ Pfarrgemeinderat¯ Hotelier- und Gastwirtevereinigung¯ Landesverband der Handwerker¯ Bauernjugend¯ Volkstanzgruppe¯ Bauchtanzverein¯ Dogs in Action¯ Verein für offene Jugendarbeit

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Das Nikolausspiel in der Fraktion Kematen ist ein alter Brauch und wird sonst nirgendwo im Gemeindegebiet aufgeführt. Früher einmal wanderten die Darsteller von Bauernstube zu Bauernstube und führten das Schauspiel vor den Menschen auf. 1984 schließlich kam es zu einer Neuauflage des Spiels. Das heißt, die alten Texte wurden zusammengetragen und auf Betreiben des Pfarrers im Wortlaut ein wenig „entschärft“. Das Nikolausspiel wurde nun auch nicht mehr in den Bauernstuben, sondern an einem Veranstaltungsort aufgeführt. Danach wurde es wieder still um den alten Brauch. Erst im Nikolausjahr 1996 wurde die Tradi-tion wieder belebt. Dr. Clemens Auer, Bürger aus Sand in Taufers und ein wahrhaft begnadeter Schreiber und Chronist, reimte für das Spiel neue Verse. Es dauerte danach elf Jahre ehe die Aufführung 2007 wieder im Vereinssaal der Feuerwehr von Kematen zu sehen war. Dieses Beispiel belegt zweier-lei: zum einen läuft in einer Gemeinde wie Sand in Taufers beileibe nicht alles „rund“ und die Gefahr, dass wertvolles Brauchtum in Truhen, Schubladen und Kommoden verstaubt, ist latent vorhanden. Doch ande-rerseits war das Nikolausspiel von Kematen schon zweimal fast in Vergessenheit gera-ten und wurde doch, dank der Initiative von interessierten Bürgern, immer „wieder belebt“.

Rund 60 aktive Vereine, Zusammen-schlüsse, Verbände und Organisationen – nicht auszuschließen, dass es gar noch mehr sind – sorgen in Sand in Taufers für Leben, für Belebung und für Lebhaftes. Dass dabei Kommunikation stattfindet, viele Dinge aus dem Gemeindeleben transportiert und der Mut zu Eigeninitiativen erheblich gefördert werden, ist ein wichtiger Teil der Dorfent-wicklung. Die Gemeindeverwaltung ist sich der Bedeutung des Vereins- und Gemein-schaftslebens bewusst und fördert sie durch offene Aufnahme Eigeninitiativen – auch außerhalb der Vereine.

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Die Bedürfnisse und auch die Anforde-rungen an Frauen in der modernen Gesell-schaft verändern sich stetig und sind ständig in Bewegung. Dies zeigen groß angelegte Studien ebenso wie Beobachtungen im Mikrokosmos der Familie.

Begibt man sich ins weltweite Netz, so eröffnen sich unter dem Suchbegriff „Rolle der Frau in der Gesellschaft“ über die derzeit größte Suchmaschine mehr als 4,540 Millio-nen Web-Seiten, die sich in mehr oder weni-ger großem Umfang diesem Thema aus den verschiedensten Blickwinkeln annehmen.

„Frauen“, so heißt es in einem Pres-seartikel eines weltweit agierenden Versi-cherungsunternehmens, „sind heute besser ausgebildet, machen Karriere und werden im Jahr 2010 wahrscheinlich 60 Prozent des Vermögens kontrollieren.“ Dennoch, so hat eine Studie ergeben, sind Frauen nach wie vor finanziell schlecht oder unzureichend abgesichert. Rund 90 Prozent der für diese Studie befragten Frauen gaben an, sie fühl-ten sich finanziell „kaum“ oder „überhaupt nicht“ abgesichert. Fast die Hälfte der Teil-nehmerinnen hat sogar Angst, in die Armut abzurutschen.

Derlei Unsicherheit resultiert natürlich auch aus der veränderten Rolle der Frau in der Gesellschaft. Heute erleben Frauen, ganz gleich ob sie in der Anonymität großer Städte oder in ländlichen Gemein-

den und dort in einem häufig viel stärker ausgeprägten sozialen Netz leben, einen beispiellosen sozialen und wirtschaftlichen Umbruch. Vor rund fünfzig Jahren lag die langfristige Finanzplanung eines Paares oft in männlicher Hand. Die Rolle der Frauen in der Gesellschaft, der Wirtschaft und im Privatleben hat sich inzwischen jedoch so entwickelt, dass ein wachsender Anteil an Entscheidungsgewalt und Macht bei den Frauen liegt.

Auch in der Entwicklung der Gemeinde Sand in Taufers hat sich die Rolle der Frau in Beruf und Wirtschaft gewandelt. Dass Frauen in Ausbildung, Karriere, Aufgaben und Verantwortung im Dorfleben gegenüber Männern in beträchtlichem Maße aufgeholt haben, ist eine Tatsache. Und die Entwick-lung ist noch immer rasant im Gange.

Eines von mehreren Beispielen ist die so genannte „Frauenrunde“, in der sich regelmäßig Frauen des Dorfes treffen und Probleme und Aufgabenstellungen diskutie-ren, Maßnahmen verabschieden und damit permanent an Veränderungen arbeiten und sie herbeiführen. Spezielle Themen in dieser Runde sind Kinderhorte, die für berufstätige Mütter eine Entlastung wären, der Wieder-Einstieg in das Berufsleben, die Verein-barkeit von Familie und Beruf, der Weg der Kinder in die Schule und viele andere Komplexe mehr.

9 Frauen sind präsent

In der Gemeindepolitik, in Ausschüssen und im täglichen Leben

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An diesen Diskussionsrunden nehmen nicht selten auch ExpertInnen mit einem speziellen Bezug zu einem Thema teil. So war unter anderen auch schon die deutsche Frauenrechtlerin Alice Schwarzer Gast bei einer dieser Veranstaltungen. Ihre Präsenz, ihre Ansätze und Denkanstöße waren eine Bereicherung für die Gruppe.

Auch in den politischen Funktionen stehen die Frauen den Männern in der Gemeinde in nichts mehr wirklich nach. So ist die Position der Vizebürgermeisterin mit Marianna Forer Oberfrank besetzt. Im Senat in Rom vertritt Dr. Helga Thaler Ausserho-fer, die in Sand in Taufers wohnt, das Dorf, das Land Südtirol und die Anliegen einer „österreichischen Minderheit“ in Italien.

Im Landtag sind die Frauen aus Sand in Taufers durch Dr. Martha Stocker vertre-ten. Im Gemeinderat sind zwar zahlenmäßig immer noch mehr Männer als Frauen vertre-ten, doch gibt es auch hier drei engagierte Rätinnen: neben der Vizebürgermeisterin noch Dr. Petra Thaler, die auch als Refe-rentin im Gemeindeausschuss sitzt, und Dr. Elfriede Steger.

In den vergangenen Jahren haben viele Frauen aus Sand in Taufers beruflich die Selbstständigkeit gewählt. Und so gibt es inzwischen viele Unternehmerinnen, die sich in der freien Wirtschaft fest etabliert haben. Sie sind als Steuerberaterinnen und Immobi-

lienmaklerinnen tätig, als Anwältinnen und Ärztinnen, Wirtinnen, Dekorateurinnen und Künstlerinnen. Sie stehen dabei ihren männ-lichen Kollegen in nichts nach.

Die Rolle der Frau im Ehrenamt ist wichtig, was die Teilnahme betrifft. Doch es ist unübersehbar, dass sie allzu oft im Hintergrund einer Männerdomäne statt-findet. Bei Vereinsfesten jedoch stammen die kulinarischen Köstlichkeiten, die ein Teil der Südtiroler Identität und Tradition ausmachen, fast stets von Frauenhand. Doch spätestens an diesem Punkt wird deutlich, dass Frauen gerade in diesem Bereich oft ganz und gar im Hintergrund tätig sind. Erkennbar wird dies konkret bei Aktionen im Pfarrgemeinderat, dem Eine-Welt-Laden, bis hin zur stillen Pflege und zur direkten Nachbarschaftshilfe.

Doch all diesen stillen Helferinnen, den Heldinnen im Verborgenen, den Frauen, die ganze Teile unserer Gesellschaft und des sozialen Alltages im Alleingang am Leben erhalten, sei an dieser Stelle ein herzlicher Dank ausgesprochen. Auch und gerade von den Männern.

Aber ein Dank allein löst lange noch nicht Probleme, die es nach wie vor gibt. Immer mehr Mütter suchen beispielsweise nach einer Betreuungsmöglichkeit für ihre Kleinkinder vor dem Kindergartenalter. Um für diese Problematik eine umfassende

Frauen

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Lösung zu finden, erfordere es den gemein-samen Einsatz von Seiten der Landesver-waltung, der Gemeinde, engagierten Eltern und schließlich auch der privaten Wirtschaft, erklärt Bürgermeister Helmuth Innerbichler.

Um einer Lösung näher zu kommen, hat der Bürgermeister Mitte März 2008 zu einer Diskussion in den Ratssaal eingela-den. Daran nahmen neben zahlreichen inte-ressierten Eltern auch Vizebürgermeisterin Marianna Forer und Familien-Landesrat Richard Theiner teil. Der Abend diente vor allem einem Erfahrungsaustausch berufs-tätiger Mütter über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Landesrat Theiner, dem dieses Thema offenkundig ganz besonders am Herzen liegt, erläuterte die gesetzlichen Bestim-mungen, mit denen die Landesregierung die Betreuung von Kleinkindern in Kinder-horten, Tagesstätten und bei Tagesmüttern regelt. Diese neuen Bestimmungen sollen vor allem die Kleinkindbetreuung in den Gemeinden erleichtern und die Gemeinden als Träger solcher Einrichtungen stärken.

Bürgermeister Innerbichler betonte, dass die Gemeindeverwaltung anlässlich des Jahres für soziale Belange in der Gemeinde, die Kleinkindbetreuung besonders nach-haltig fördern und unterstützen wolle. Es wurde nun eine Arbeitsgruppe gebildet, die konkrete Vorschläge für mögliche Räum-lichkeiten ausarbeiten, ein Konzept erstellen und Kosten für das wichtige Projekt ermit-teln soll.

Dieser Arbeitsgruppe gehören Vizebür-germeisterin Marianna Forer, die Gemein-deräte Petra Thaler, Christof Haidacher und Laurentius Eder und weiters Andreas Voppichler, Ingrid Holzer, Elisabeth Mess-ner, Ingeborg Meraner und Heidi Mair am Tinkhof an.

Landesrat Richard Theiner war sicht-lich beeindruckt von seinem Besuch in Sand in Taufers und von dem offenen Gespräch mit der Gruppe.

„Mit dem Engagement so vieler junger Eltern und dem offenkundigen Inte-resse der Gemeinde, gute Lösungen für die Betreuung von Kindern zu fin-den, ist man hier auf einem guten Weg. Das Land wird dazu seinen Beitrag lei-sten“, sicherte der Landesrat zu.Selbstverständlich ist auch Sand in

Taufers von steigenden Scheidungsraten betroffen, die zu getrennten und auch zu neuen Familien führen. Gleichzeitig ist die Tendenz so genannter „Single“-Haushalte ebenfalls steigend. Da Frauen immer öfter vollerwerbstätig sind, ergeben sich daraus auch neue Herausforderungen und Verant-wortungen für eine Gemeindeverwaltung. Die Kinderbetreuung spielt dabei eine beson-dere und zentrale Rolle in allen Diskussi-onen. Einen „Sommerkindergarten“ gibt es bereits als gut funktionierende, bestens ange-nommene Institution, in der Kinder auch während der langen Ferienzeit sicher und gut betreut untergebracht werden können. Eine Kinderkrippe ist derweil in Diskussion. Und gleichzeitig zu diesen Entwicklungen setzt die Gemeinde im Wohnbau verstärkt auch auf kleinere Wohneinheiten.

Die zitierte „Frauenrunde“ beschäftigt sich intensiv mit den Problemkreisen „allein erziehender Mütter“, Wiedereingliederung in den Beruf, Kinderbetreuung, Misshand-lung, und mit vielen weiteren Themen, die dringend nachhaltige Lösungen und neue Denkansätze fordern.

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„Alle Einrichtungen und Handlungen, die der planvollen Deckung des menschlichen Bedarfs dienen, beson-ders die Erscheinungen der Güterer-zeugung, des Güterverbrauchs, des Güterumlaufs im Sinne von Handel und Verkehr und die Güterverteilung; oft in räumliche Beziehung gesetzt z. B. in Welt-, Volks-, Stadt-, Betriebs-wirtschaft.“ So beschreibt „Das moderne Lexikon“

des Bertelsmann-Verlages den Begriff „Wirt-schaft“.

In der modernen Wirtschaft sind Entwicklungen vielfach in Vernetzungen, Kooperationen, an Globalisierung und umfassende Konzepte eingebunden. Im Konzert der Großen spielt nur mit, wer die Melodie aller mitspielen kann. Will meinen: allein und gegen den Strom gehört der Vergangenheit an. Mittel- und langfristig wird also nur „überleben“, wer über den Tellerrand hinaus schaut und sich ernsthafte Gedanken über die Planung der Zukunft macht. Manchmal kann es vorkommen, dass man für visionäre Konzepte sogar ausge-zeichnet wird …

Die Latte für den Europäischen Dorfer-neuerungspreis 2008 war hoch gelegt. „Für den Sieg kommen nur Teilnehmer in Frage, die sich durch nachhaltige, vernetzte und ganzheitliche Konzepte auszeichnen, die

von der Bevölkerung getragen werden, in regionale Kooperationen eingebunden sind und dem Wettbewerbsmotto ‚Zukunft durch gesellschaftliche Innovation“ deut-lich Rechnung tragen.“ So hatte es Theres Friewald, die Geschäftsführerin der „Euro-päischen Arbeitsgemeinschaft Landent-wicklung und Dorferneuerung“ schon vorab im Auftrag ihres Chefs, dem nieder-österreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll, ausrichten lassen.

Ende Januar 2008 reichte die Südtiro-ler Gemeinde Sand in Taufers, auf Initiative und nachhaltiges Betreiben ihres Bürgermei-sters Helmuth Innerbichler eine 112 Seiten umfassende Bewerbung ein. Sechs Monate später einigte sich eine 18-köpfige, inter-national besetzt Experten-Jury in München darauf, Sand in Taufers auf den ersten Platz und damit vor 28 Mitbewerber um eben jenen Europäischen Dorferneuerungspreis 2008 zu setzen.

Die Jury, die über die Reihung entschied, war beim Blick auf Sand in Taufers vor allem beeindruckt von dem Anspruch der Südtiro-ler Gemeinde auf Ganzheitlichkeit und von dem hohen Grad thematischer, räumlicher und interkommunaler Vernetzung, gepaart mit beispielgebenden gesellschaftlichen Innovationen. In der Begründung wurde aber auch das Weiterbildungsangebot des Dorfes explizit hervorgehoben und als

10 „Wir haben eine gute Wirtschaftsstruktur“

Von nahrhaftem Boden und steilen Hängen

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Schlüssel für die nachhaltige Gemeindeent-wicklung gelobt.

Damit wurde von einer unabhän-gigen Jury deutlich bestätigt, dass sich die Leistungsbilanz von Sand in Taufers in vielerlei Hinsicht sehen lassen kann. Allein die Eckdaten aus der Wirtschaft sind beein-druckend. Während bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts Sand in Taufers nur eine unter-geordnete wirtschaftliche Bedeutung hatte, waren 2005 357 Betriebe im Gemeindegebiet ansässig. Im Dienstleistungssektor 130 und 305 in der Landwirtschaft. In der Rangliste der fünfzig Top-Betrieben Südtirols finden sich gleich drei aus Sand in Taufers (ZH-AG, HOBAG und Elektrisola). Einige andere Betriebe sind in ihrer Branche führend in Südtirol.

Damit wurde von einer unabhän-gigen Jury deutlich bestätigt, dass sich die Leistungsbilanz von Sand in Taufers in vielerlei Hinsicht sehen lassen kann. 2008 lebten auf dem Gemeindegebiet über 5.100 Menschen. Die Netto-Pro-Kopf-Verschul-dung lag zu diesem Zeitpunkt bei etwa 65 Euro. (Vergleichbare Südtiroler Gemeinden müssen in ihrer Bilanz 4.000 Euro pro Kopf ausweisen.)

Wirtschaftlich steht die Gemeinde gut da. Die Wirtschaftskraft, gemessen an der Wertschöpfung je Beschäftigten und der Wohlstand, gemessen am Pro-Kopf-Einkom-

men, sind überdurchschnittlich. Eine solide Wirtschaftsstruktur ist ein wesentlicher Grund dafür.

Im Laufe der vergangenen Jahre hat sich Sand in Taufers zu einem wirtschaft-lichen Dreh und Angelpunkt des Tauferer Ahrntals entwickelt. Dies geht auch aus den Zahlen der Handelskammer und einer Analyse des Südtiroler Wirtschaftsfor-schungsinstitutes (WIFO) hervor. Vor zehn Jahren wurden in der Gemeinde noch mehr Auspendler als Einpendler registriert. Diese Situation hat sich inzwischen verändert. 988 Tauferer haben ihren Arbeitsplatz außer-halb, während täglich 1282 Personen nach Sand in Taufers zur Arbeit „einpendeln“. Die meisten Arbeitnehmer von auswärts stammen aus der Gemeinde Ahrntal. Taufers bietet insgesamt 2592 Arbeitsplätze.

Doch Sand in Taufers ist auch ein Magnet im Einzelhandel. Wenn die Geschäfte mit einer jährlichen Kaufkraft von beachtlichen 56 Millionen Euro kalkulieren können, dann deshalb, weil 30 Millionen Euro mehr Kaufkraft von außen zufließen und nur elf Millionen Euro abfließen. Die Tauferer Wirtschaft steht auf einem soli-den Fundament mit vielen Säulen, denn im Firmenregister der Handelskammer sind 553 Betriebe eingetragen. 403 gewerbliche Unternehmen und 150 landwirtschaftliche. Die meisten sind Kleinst- und Kleinbetriebe.

Wirtschaft

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Sand in Taufers hat aber auch einige große Betriebe, deren Aktivitäten weit über den lokalen Markt hinausreichen und die in ihren Branchen führend in Südtirol sind. In der viel beachteten Rangliste der so genann-ten „Top-50-Betriebe“ finden sich gleich drei aus Sand in Taufers: die fusionierte ZH-AG, die HOBAG und Elektrisola.

Auch im Handel findet der Konsu-ment eine Mischung von vielen kleinen und größeren Geschäften. Neben einem guten „Größenmix“ hat Sand in Taufers auch einen ebenso guten „Branchenmix“ von der Landwirtschaft über Handwerk, Industrie, Handel, Fremdenverkehr bis hin zu den Dienstleistern. Verglichen mit der Wirt-schaftsstruktur des Pustertals hebt sich Sand in Taufers dadurch ab, dass es im Bauge-werbe aufgrund mehrerer größerer Betriebe überdurchschnittlich viele Arbeitsplätze zu bieten hat. Das Gastgewerbe hingegen hat für „Pusterer“ Verhältnisse eine vergleichs-weise geringere Bedeutung. Dies gilt jedoch nicht für die Kategorie „Urlaub auf dem Bauernhof“. Besonders die Fraktionen um den Hauptort sind stark landwirtschaftlich geprägt, mit idealen Voraussetzungen für ein Zusatzeinkommen aus touristischen Aktivitäten. Gerade die Kombination aus

Tallagen und Berghängen trägt in Sand in Taufers auch zur wirtschaftlichen Vielfalt bei. Noch Mitte des 19. Jahrhunderts hat Sand in Taufers nur eine untergeordnete wirtschaftliche Bedeutung gespielt.

Taufers ist nicht nur ein guter Wirt-schaftsstandort, an dem die Arbeitslosen-quote praktisch bei Null liegt, Taufers hat auch Lebensqualität. Dies zeigt die konti-nuierlich wachsende Bevölkerung, zurück-zuführen vor allem auf ein natürliches Wachstum: Die Geburten waren in den letz-ten Jahren immer höher als die Sterbefälle. Während der Zuwachs der Bevölkerung in etwa dem Rhythmus auf Landesebene entspricht, sind in den vergangenen zehn Jahren die Arbeitsplätze in Sand in Taufers wesentlich schneller gewachsen als auf Landesebene. Überdurchschnittlich hoch war in Folge auch die Bautätigkeit.

So gesehen hebt sich Sand in Taufers mit seiner landschaftlichen und wirtschaftlichen Vielfalt immer wieder positiv ab. Auf einem Gebiet, so geht aus der Analyse des Wirt-schaftsforschungsinstitutes deutlich hervor, konnte Sand in Taufers in den vergangenen zehn Jahren nicht mit der Entwicklung im Pustertal mithalten. Das ist der Tourismus.

„Zum einen muss sich Sand in Taufers dabei selbst um neue Gäste bemühen. Zum zweiten hat Taufers die Chance, ein Attraktionspunkt für die Gäste des gesamten Ahrntals zu werden. Mit Burg, Einkaufsmöglichkeiten – mor-gen vielleicht auch mit einigen Über-dachungen –, in Zukunft vielleicht

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auch mit einem Wellness Bereich und ähnlichen Attraktionen, könnte sich Taufers als idealer Ort für Schlecht-wetterprogramme profilieren. Dabei gilt immer: Alles was für die Gäste unternommen wird, kommt der ein-heimischen Bevölkerung genauso zu gute“, sagt Oswald Lechner vom WIFO. Doch Lechner sagt auch: „Gerade was die Zukunft betrifft, ist auf ein wesentliches Kapital hinzu-weisen, das Sand in Taufers vorzu-weisen hat, nämlich eine sehr junge Bevölkerungsstruktur. Sand in Taufers hat damit die beste Ausgangssituation mit viel Ideenpotential und Kraft die Zukunft aktiv zu gestalten und positiv weiter zu entwickeln.“

Die Marktgemeinde Sand in Taufers kann eine gesunde Wirtschaftsgebarung vorweisen, die auf eine solide Finanzstruk-tur zurückzuführen ist. Das positive Wirt-schaftergebnis der vergangenen Jahre kann auch als „öffentliche Ersparnis“ bezeichnet werden. Eine defizitäre Wirtschaftsent-wicklung, beruhend auf höheren Geba-rungsausgaben für Gemeindebedienstete ist allerdings auch gesetzlich untersagt. Die Steuerbelastung für den Bürger in der Gemeinde Sand in Taufers betrug im Jahr 2007 1.012,36 Euro.

„Wir haben in unserer Gemeinde eine sehr innovative und ausgeglichene Wirtschaftsstruktur mit einem per-fekten Branchenmix“, sagt Bürgermeister Helmuth Innerbichler, „viele Betriebe zählen landesweit zu den führenden in ihrer Branche.“

Um diese Entwicklung nachhaltig zu fördern, habe die Gemeinde in den vergangenen Jahrzehnten unter der Führung von Alt-Bürgermeister Toni Innerhofer immer wieder urbanistische Vorausset-zungen geschaffen, um die Wirtschaft zu

fördern, Arbeitsplätze zu sichern, zu erhal-ten und auszubauen. Nachdrücklich betont der Bürgermeister, dass der Tourismus eine entscheidende Antriebskraft der wirtschaft-lichen Entwicklung sei.

Eine in ganz Südtirol durchgeführte Kaufkraftstudie hat ergeben, dass Sand in Taufers zu den „größten und stärksten Einkaufsorten“ des Landes zählt und – was die Ortsinfrastruktur angehe – ein „Vorzei-gemodell“ für viele andere Orte sei.

„Die vorliegenden Daten“, so Hans Felder, Direktor der Abteilung

Wirtschaft des Landes, „sind Beleg dafür, dass die Handelspo-litik in die richtige Richtung zeigt.“

Die Landwirtschaft spielt für die Gemeinde eine wesentliche Rolle in der Nahversorgung, bei der Produktion traditi-oneller, unverwechselbarer Nahrungsmittel und als Landschaftspfleger des Südtiroler Kulturgutes. Weil aufgrund der klima-tischen Verhältnisse im Pustertal kein Obst- oder Weinbau in großem Umfang möglich sind, fußt die Landwirtschaft traditions-gemäß auf Vieh- und Forstwirtschaft. Im Tauferer Ahrntal und in Sand in Taufers gibt den klassischen Talbauern am „Tauferer Boden“ und den Bergbauern an den stei-len Hängen der umliegenden Fraktionen. Das hört sich zunächst ganz harmlos an, ist es aber nicht. Die Bergbauern haben viel weniger die Möglichkeit mit der industri-ellen Landwirtschaft in den tieferen Lagen zu konkurrieren. So werden sie mehr und mehr zu Bauern im Nebenerwerb, weil ihre Umsätze nicht für ein gesichertes Auskom-men reichen. So gehen den Bergregionen – auch im Tauferer Ahrntal – immer mehr von jenen Landschaftspflegern verloren, die die alpinen Kulturlandschaften länger als ein Jahrtausend geschützt haben. Diese Entwicklung, sagen Experten, ist gefährlich. Eine abschließende Lösung, außer Beiträ-gen für gemähte Wiesen, haben sie indessen auch nicht und die Diskussion hält an.

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Die Bauern in Sand und den Fraktionen sind rege. Sie suchen durchaus nach Wegen. Sei es nun, dass sie durch die Möglichkeiten der Direktvermarktung und der Herstel-lung eigener, unverwechselbarer Produkte eine neue Einnahmequelle finden und dabei einzigartige Lebensmittel schaffen oder dass sie andere neue Wege für sich und die Kulturlandschaft suchen. In der Fraktion Kematen haben Bauern in eigener Initiative eine Biogasanlage realisiert. Sie ist in Größe und Technik so eindrucksvoll, dass sie als Vorzeige-Modell dient und inzwischen vielfach in Norditalien kopiert wird. Die kompletten Bioabfälle der Landwirtschaft werden gesammelt. Über einen Fermen-tierungsprozess entsteht Biogas, das zur Stromerzeugung dient. Die verbleibenden Rückstände sind fast geruchlos und inhalt-lich wertvoller als herkömmliche Gülle. Sie werden als wertvolles und natürliches Düngemittel auf den Feldern aufgebracht.

Keine Wirtschaft ohne Bühne. Das Käse-festival, hervorgegangen aus einer privaten Initiative, hat nicht nur einen festen Platz im Veranstaltungskalender der Gemeinde gefunden, dieses Festival ist längst auch eine Riesenfete des guten Geschmacks, ein Gaumensymposium für Gourmets und eine Darstellungsplattform für ganz besondere Käse-Produkte. Über 15 000 Besucher an nur einem Wochenende machen das Käsefesti-val zur größten Veranstaltung im gesamten Tauferer Ahrntal. Einer der Stars der Veran-staltung ist der „Ahrntaler Graukäse“. Ein typisches, heimisches Produkt, das fast nur noch für den Eigenverbrauch der Bauern hergestellt wurde und schließlich von der Non-Profit-Organisation „Slow food“ mit einem so genannten „Presidio“ ausgestattet und damit in den Rang eines Lebensmittel-Kulturerbes gestellt wurde. Dass der Grau-käse für „besonders schützenswert“ erklärt wurde, treibt seitdem Journalisten aus halb Europa um und ins Tauferer Ahrntal. Eine Initiative mit beispielhaftem Charakter verhalf dem Graukäse aus dem Ahrntal zu neuem Leben und der Landwirtschaft zu der

Erkenntnis, was sich alles entwickeln kann, wenn man die Milch nicht einfach nur an der Straße beim Milch-Lastwagen abliefert.

Zahlreiche Projekte im Rahmen des Leader Plus Programms sind im Bereich der Landwirtschaft initiiert und umgesetzt worden. Als Beispiel sei das Projekt „Ahrn-taler Aktivbauernhöfe“ erwähnt. Ziel dieses Projektes war es, die Ausbildung der Bauern zu verbessern, interessante und einzigartige Angebote auf den Höfen zu erarbeiten, die Gästebetreuung zu intensivieren, sowie eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit und ein profes-sionelles Marketing zu entwickeln. Durch die qualitative Verbesserung der Gästebe-herbergung auf den Bauernhöfen sollte auch das allgemeine Interesse an diesem Angebot verbessert und in der Folge das Einkommen aus diesem Erwerbszweig erhöht werden. Qualitätsstandard, Auslastung der einzel-nen Betriebe und der Bekanntheitsgrad der Anbieter sollte gesteigert werden.

Es steht außer Zweifel, die Wirtschaft in Sand Taufers ist durchaus funktionstüchtig und erfolgreich – ganz gleich, ob Landwirt-schaft, Handwerk, Bauwirtschaft, Industrie, Handel, Dienstleistungssektor oder Touris-mus. Doch es bedarf einiger Anstrengungen und in manchem Bereich auch moderner Konzepte und Innovationen, um nicht nur das Niveau zu halten, sondern auch um sich fortzuentwickeln und nicht zu stagnieren.

Mit dem Blick in die Zukunft sagt Bürgermeister Helmuth Innerbichler:

„Wichtig ist, dass wir weiterhin groß-en Wert auf Aus- und Weiterbildung legen, damit noch mehr Bewusstsein entwickelt werden kann. Denn es wird unbedingt notwendig sein, dass wir uns noch stärker als bisher schon für das Thema Globalisierung interessieren und versuchen Trends abzudecken.“

Eines der probatesten Mittel dafür sei der Aufbau und die Beteiligung an weiteren Netzwerken zu bestimmten Themenkom-plexen, die an einem Tal im Herzen der Alpen nicht vorübergehen dürften.

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Die „Agenda 21“, die als international vereinbarte Charta für nachhaltige Entwick-lung unseres Planeten 1992 in Rio de Janeiro verabschiedet worden ist und zu der Sand in Taufers seit 2008 als Startgemeinde in Südtirol gehört, soll künftig eine dauerhafte Messlatte für die Fortentwicklung sein. Anhand 74, akribisch ausgewählter Indi-katoren in den Bereichen Umwelt, Gesell-schaft und Wirtschaft, kann mit der Agenda 21 ständig überprüft werden, ob der einge-schlagene Weg der richtige Weg ist und ob die Maßnahmen eingehalten werden.

„Wir wollen verbessern, was wir be-reits gut machen und ganz schnell et-was ändern in den Bereichen, in denen wir nachweislich Defizite aufweisen“, sagt Helmuth Innerbichler. Der Gewinn

des Europäischen Dorferneuerungspreises, sei dabei nur ein Schritt in Richtung eines noch einigermaßen weit entfernten Ziels.

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Über 80 mächtige Dreitausendergipfel, 183 bewirtschaftete Almen, 912 Bauernhöfe, klare Bergseen, muntere Bäche, ein schier endloses Netz von Spazier- und Wanderwe-gen, einsamen Bergpfaden und großartigen Gipfelrouten – das ist gemeinhin der Stoff, aus dem Tourismusprospekte „gestrickt“ werden. Weil das Tauferer Ahrntal und mittendrin der Hauptort Sand in Taufers dies alles im Überfluss zu bieten haben, ist das nördlichste Tal Südtirols heute auch eine begehrte Destination für Urlauber aus Herren Länder.

Dass mit dem Tourismus die Identität der Menschen, ihre tief verwurzelten Traditi-onen und das gelebte Brauchtum nicht verlo-ren gingen, liegt an den Menschen selbst. Denn die Tauferer sind ein stolzes Volk. Und ihr Tal sehen sie mit eben diesem Stolz als ein ganz besonderes Tal an. Ein kantiger Menschenschlag, der bisweilen hart und unnahbar wirken mag. Doch tief drinnen wohnt eine Seele und ein Geist voller Gast-freundschaft und Gastlichkeit. Keine Frage und keine Übertreibung, Sand in Taufers kann seinen Gästen den Urlaubshimmel auf die Erde holen.

An den steilen Hängen kleben, verträumt und Adlerhorsten gleich, die von der Sonne gegerbten Berghöfe. Dort kommen die Bauern – vielfach nur noch im Nebenerwerb – einer der wichtigsten Aufga-

ben des Alpenanrainers Südtirol nach. Sie sind Landschaftspfleger und Hüter einer einzigartigen Landschaftskultur. Sie helfen, das kleine Land hinter dem Brenner vor Verkarstung und Vermurung, vor Auswir-kungen der Naturgewalten und vor mancher Katastrophe zu schützen. Kein Wunder, dass die Bauern ein Teil des Tourismus geworden sind; anderswo müssen kluge Köpfe für so etwas erst Konzepte schreiben.

Mit knapp 400 000 Nächtigungen im Jahr rangiert Sand in Taufers mit seinen Tal-Fraktionen Sand, Mühlen und Kematen, sowie den Bergdörfern Ahornach (1400 m) und Rein in Taufers (1600 m) zwar nicht an der Spitze Südtiroler Feriendomizile, doch der Stellenwert des Tourismus ist dennoch von enormer Bedeutung für die 5000-Seelen-Gemeinde im Tauferer Ahrntal.

„Der Tourismus ist unser wichtigster Wirtschaftszweig“, sagt Bürgermeister Helmuth Innerbich-

ler und wird nicht müde, sein Bekenntnis für den Fremdenverkehr stetig zu erneuern.

„Handwerk, Handel, Landwirtschaft und Industrie hängen auch von der Entwicklung des Tourismus ab. Alle profitieren wir direkt oder indirekt vom Fremdenverkehr“, stellt er unmissverständlich fest und

11 Wege nach morgen

Vom Stoff aus dem Tourismus gemacht wird und dem Urlaubshimmel auf Erden

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stärkt damit allen Wirtschaftstreibenden in der Gemeinde den Rücken. Das „frische“ Kapital, das durch den Tourismus in den Ort fließe, werde zu großen Teilen auch wieder vor Ort reinvestiert.

Seit der Fremdenverkehr und der Alpi-nismus in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit steigenden Wachstumsziffern Einzug in die Täler der Alpen gehalten hat, profitiert auch Sand in Taufers nachhaltig von dieser Entwicklung. Heute sind auf dem Gemein-degebiet rund 180 Beherbergungsbetriebe mit etwa 3500 Gästebetten angesiedelt.

Das weit verzweigte Wandernetz, die Umgebung einer Naturpark-Schutzzone und das Skigebiet Speikboden sind die wesent-lichen Merkmale, mit denen Sand in Taufers heute im Konzert der Tourismusorte in Südtirol und im Alpenraum punktet. Durch die Erschließung des Skigebietes in den siebziger Jahren entwickelte sich neben der Sommer- auch eine lukrative Winter-Saison.

Nach einjähriger Vorbereitungs-zeit wurde im November 2007 in Sand in Taufers ein touristisches Leitbild präsen-tiert. Eine 21-köpfige Leitbildgruppe hatte sich aufgemacht, um neue Wege in den Tourismus zu suchen und zu finden. Das engagierte Team in einer Besetzung aus fast allen Bereichen der Gesellschaft, wurde fachmännisch von Dr. Simon Gspann von der ETB Edinger Tourismusberatung beglei-

tet und unterstützt. Das Leitbild wurde für einen strategischen Zeitraum von zehn Jahren entwickelt. Ziel dieses Projektes ist es, einen nachhaltigen, auf die Umwelt und die Gesellschaft von Sand in Taufers abge-stimmten Tourismus zu fördern, der den Ansprüchen und Wünschen moderner Gäste gerecht wird. Damit soll die Wirtschaft der Gemeinde aufblühen, denn der Tourismus wird zu Recht als Triebfeder wirtschaftlicher Entwicklung angesehen. Gäste und Bewoh-ner sollen sich im Dorf und in den Frakti-onen gleichermaßen wohl fühlen und eine Stätte der Begegnung finden. Bürgermeister Helmuth Innerbichler sagt:

„Somit bildet das Tourismusleitbild als Motor die Basis für das wirtschaftliche, soziale, gesellschaftliche, politische und klimatische Netzwerk von Sand in Taufers.“

In dem 126 Seiten starken Papier wurden genaue Erhebungen über Infrastruk-turen und Gästezahlen angenommen. Es wurden die Stärken und die Schwächen der Urlaubsdestination Sand in Taufers heraus-gefiltert. Und schließlich wurden Leitlinien für künftige Entwicklungen, Ziele, Positio-nierungen, Bekenntnisse, Maßnahmen und Strategien erarbeitet. Das touristische Leit-bild ist heute eine der wichtigsten Grundla-gen für alle Prozesse rund um die Themen

Tourismus

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Tourismus und Dorfentwicklung. Eine der wesentlichen Formulierung ist darin das Bekenntnis zur Förderung einer „positiven Stimmung“ in der ganzen Gemeinde.

Auf vier Säulen wird sich die „Marktge-meinde Sand in Taufers – das Herz im Erho-lungs- und Naturpark Rieserferner-Ahrn“ künftig positionieren. Mit Aktiverholung, Kultur, Genuss und Natur. Dabei sollen qualitatives und quantitatives Wachstum, eine deutliche Verbesserung der Wirtschaft-lichkeit, die Steigerung der Wertschöpfung, Kooperationsprojekte und die gestärkte Kommunikation messbare Indikatoren für eine positive Entwicklung sein.

Grundlage für den Erfolg dieses Konzeptes aber sind Kooperation, Kommu-nikation, Miteinander und entsprechende Synergien. Denn erst diese Faktoren ermög-lichen, dass ein ganzes Netz auf Nachhaltig-keit ausgerichtet überhaupt erst entstehen kann.

Für einen nachhaltigen Erfolg ist es notwendig, alle Interessensgruppen einzu-binden und zu koordinieren.

Die Maßnahmenpakete zeigen Inno-vation und Vernetzung mit allen Bereichen. Das touristische Leitbild mündet somit in ein komplettes Leitbild für Sand in Taufers, mit nachfolgenden Schwerpunkten:

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¯ Maßnahmen im Bereich „Natur, Um- welt, Landschaft“,

¯ Maßnahmen im Bereich „Raumordung, Ortsbild, Verkehr“,

¯ Maßnahmen der touristischen Betriebe,¯ Maßnahmen der Sport- und Freizeit-

einrichtungen,¯ Maßnahmen der touristischen Organi-

sation.

Jeder Bürger wird aufgefordert, Sand in Taufers als liebenswerte und lebenswerte Heimat zu erhalten und als Ferienort mit hohem Erholungswert zu gestalten.

Bürgermeister Helmuth Innerbichler vertritt den Standpunkt:

„Tourismus ist schwieriger zu betrei-ben als es aussieht. Wir brauchen Netz-werke, die Überzeugung aller Bürger in der Gemeinde, Qualität, perfekten Service, Dienstleistung und Freund-lichkeit, um dem Druck des großen Angebotes auf dem Weltmarkt des Tourismus standhalten zu können.“

Kein Zweifel, dem Wirtschaftszweig Tourismus kommt im Tauferer Ahrntal und in Sand in Taufers eine besondere Rolle zu. Im Rahmen des Förderprogramms Leader- Plus wurde die Achse „Tourismus“ durch verschiedene Projekte und Maßnahmen unterstützt. Die Trägerschaft der Projekte lag zum Teil beim Tourismusverband „Feri-enregion Tauferer Ahrntal“; dabei ging es um den Ausbau und die Verstärkung der strategischen Vermarktung des Tales als Urlaubs- und Erholungsgebiet. Seitens der Mitglieder in der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) wurde immer wieder die Anregung geäußert, die Tourismustreibenden (Hote-liers, Pensionsbetreiber, Gastwirte) durch aktive Mitarbeit verstärkt in die Planung und Durchführung von Tourismuspro-jekten einzubinden.

Zur Aktivierung der Tourismustrei-benden wurde die so genannte „Tourismus-werkstatt im Tauferer Ahrntal“ ins Leben gerufen. Ziel dieses Projektes ist es, die

Tourismustreibenden des gesamten Tauferer Ahrntals verstärkt in die Realisierung von Maßnahmen und Aktionen zur nachhal-tigen touristischen Entwicklung des Tales einzubinden und ihre aktive Mitarbeit zu fördern. Dies erfolgt in Form von gemein-deinternen und gemeindeübergreifenden Arbeitsgruppen und Veranstaltungen. Im Rahmen dieser Treffen werden Ideen und Maßnahmen erarbeitet, um den Tourismus im Tauferer Ahrntal auch zukünftig enga-giert und erfolgreich zu betreiben und als wichtige Säule der lokalen Wirtschaft nach-haltig zu stärken. Ein erster Impuls für das Erreichen dieser Zielsetzungen ging von einer Reihe von Abendveranstaltung aus, bei der erfolgreiche Touristiker des Landes und hochkarätige Referenten aus dem In- und Ausland praktische Erfahrungsberichte und wichtige Impulse für die Zukunft gaben. Die Tourismustreibenden sollten dazu motiviert werden, den Pioniergeist der Vorfahren unter den heute stark veränderten Bedin-gungen wieder neu aufleben zu lassen.

Die Genossenschaft für Regionalent-wicklung und Weiterbildung Tauferer Ahrn-tal hat im Rahmen des Projektes „Tourismus-werkstatt im Tauferer Ahrntal“ als Auftakt fünf Abendveranstaltungen mit renom-mierten Referenten aus dem In- und Ausland organisiert, um die Tourismustreibenden des Tauferer Ahrntals zu sensibilisieren und zur aktiven Mitarbeit an der touristischen Entwicklung des Tales zu motivieren. Gemeinsam wurde versucht, an den Proble-men der Tourismusbranche zu arbeiten und neue Lösungen zu finden, damit sie auch in Zukunft erfolgreich bestehen kann. Diese Abendveranstaltungen waren für alle Bürge-rinnen und Bürger zugänglich und wurden von der Bevölkerung des Tauferer Ahrntals auch in Anspruch genommen.

Was Touristen in Sand in Taufers und dem Tauferer Ahrntal besonders schätzen, ist das Stück unverbrauchte Natur, die Boden-ständigkeit der Menschen, die herzliche Gastlichkeit, die von ihnen ausgeht. Doch bisweilen scheint die Natur so dominant,

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dass die Kultur mit all ihren Schätzen und Kleinoden fast zu kurz zu kommen scheint. Diese Kultur, die dem Interessierten durch das gesamte Tauferer Ahrntal immer wieder neu begegnet, zieht sich wie ein roter Faden, wie eine Meile der Kultur von der Gemeinde Gais bis hinter Prettau nach Kasern.

Durch eine gleichermaßen angemes-sene wie auch ansprechende Aufbereitung und eine mediale Darstellung wurden die Kulturgüter im Tauferer Ahrntal besser zugänglich gemacht. Und es wurden Möglichkeiten der Neuentdeckung und Begegnung geschaffen. Ziel eines groß angelegten Projektes war die zusammen-hängende Darstellung und Beschilderung von kleinen Kulturstätten und Kulturdenk-mälern im Gebiet des Tauferer Ahrntals. Dabei kamen Kulturstätten in Betracht, die zwischen dem Volkskundemuseum in Diet-enheim und der Wallfahrtskirche Heilig Geist in Prettau liegen. Insgesamt 31 kultur-historisch wichtige Punkte wurden in das Projekt eingeschlossen.

Diese 31 ausgewählten Stätten der Kulturmeile Tauferer Ahrntal haben entweder kulturhistorische (Spitzenklöppeln, Schnit-zen, Schindlklieben), siedlungsgeschichtliche (Dorfentwicklung), wirtschaftsgeschichtliche (Bergwerkzentrum, Kornkasten, Gasegg, Bergrichter) oder kunstgeschichtliche Bedeutung (Walburgaltar, Pfarrkirche Rein, Burg Taufers, Hl. Geist). Sämtliche Stati-onen wurden von Experten recherchiert, beschrieben und textlich aufbereitet. So entstanden 31 Texte und anschließend mit ausgewähltem Bildmaterial ein viel beach-tetes Buch. Dadurch leistet die Kulturmeile einen aktiven Beitrag zur Sicherung von altem Wissen und Kulturtechniken, was wiederum dafür sorgt, die starke Identi-tät des Tales weiter zu festigen. Überdies wurde die gesamte Kulturmeile durchge-hend beschildert und es wurde ein Internet-Auftritt entwickelt. Die Kulturmeile wird von der „Ferienregion Tauferer Ahrntal“ beworben und ist ein Gemeinschaftsprojekt der fünf Gemeinden Gais, Sand in Taufers,

Mühlwald, Ahrntal und Prettau, die sich nun kulturhistorisch eng miteinander verbunden präsentieren.

Beispiele für Initiativen und Projekte gibt es einige. Doch dies alles scheint bisweilen lange noch nicht genug, um für das künftige Bad im Haifischbecken des weltweiten Tourismus und seinen zahllosen Destinationen vorbereitet zu sein, die ja alle für sich in Anspruch nehmen, „einzigartig“ zu sein. So gesehen ist die eigene Identität und die gelebte Authentizität immer noch eines der probatesten Mittel, um wahrhaftig und nachhaltig zu überzeugen und dann die Weiterempfehlung durch den Gast zu errei-chen. Doch dazu ist ein enorm ausgeprägtes Wir-Gefühl notwendig, denn die Wohlfühl-Atmosphäre machen nicht ein paar wenige in Sand in Taufers aus, sondern über 5000 Bürgerinnen und Bürger. Dass vor diesem Hintergrund Formulierungen wie der Satz „Was habe ich schon mit dem Tourismus zu tun“ knirschender Sand im Getriebe des Hauptwirtschaftszweiges sind, steht sicherlich außer Frage. Ebenso wie Neid, Missgunst und der argwöhnische Blick in Nachbars Garten. Die Gastwirtin und Ortsobfrau ihrer Standesorganisation HGV, Ruth Innerhofer, hat in einem Interview mit dem Gemeindeblatt „Tauferer Bötl“ gesagt:

„Ohne Solidarität geht es einfach nicht. Mein Nachbar ist sicher nicht mein Konkurrent, sondern allenfalls die nächste Urlaubsdestination …“

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Unter „Networking“, also ein Netz-werk für einen bestimmten Zweck zu schaf-fen, versteht man

„die Kunst, Beziehungen aufzubauen und zu nutzen“, sagt Harvey MacKay, erfolgreicher

Unternehmer, Wirtschaftsspezialist und fünffacher Bestseller-Autor. Kooperati-onen, Allianzen und Netzwerke sind heute die Grundlagen moderner Wirtschaft und Wirtschaftsförderung. Kooperationen und Netzwerke sind der Ausdruck einer gemeinsamen Lösungsstrategie als Antwort auf neue Herausforderungen. Wohl dem, der Mitglied in einem oder mehreren Netz-werken ist. Noch wohler dem, der in der Lage ist, Netzwerke und Kooperationen aufzubauen.

Die Grundlage von Netzwerken ist Kommunikation. Und mit kaum etwas anderen tut sich der Mensch bisweilen so schwer, wie mit Kommunikation, denn sie bietet gefährlichen Raum für Miss-verständnisse und oft unüberwindbare Hemmnisse und Barrieren. Der durch seine Graugänse berühmt gewordene österreichische Verhaltensforscher Konrad Lorenz hat folgende Gedankenkette anei-nander gereiht: ¯ gesagt ist nicht gehört,¯ gehört ist nicht verstanden,¯ verstanden ist nicht einverstanden,

¯ einverstanden ist nicht getan,¯ einmal getan ist nicht immer wieder

getan!

Eine wesentliche und unabding-bare Voraussetzung für funktionierende Netzwerke ist somit eine gut ausgebildete Kommunikationsfähigkeit.

Auch öffentliche Verwaltungen haben sich Netzwerkbildung und Kooperationen längst zu Eigen gemacht. Die Erkenntnis, dass in einem Netzwerk eins und eins und eins nur rechnerisch drei ist, in einer Koope-ration aber eins plus eins plus eins mehr als drei macht, weil jeder Kooperationspartner wieder seine Partner mit einbringt, bewirkt natürlich auch im Mikrokosmos einer Gemeinde Dynamik, Kreativität und vor allem ganzheitliches Denken.

„Wir leben in unserer Gemeinde ja nicht auf der Insel der Glückseligkeit, sondern wir sind Teil des Ganzen. Und dieses Ganze bietet uns viele Möglich-keiten, wenn wir die Aufgaben im Sinne der Bevölkerung vernetzt und mit durchdachten Strategien ange-hen“, sagt Bürgermeister Helmuth Innerbich-

ler und kann inzwischen auf eine Vielzahl von Aktivitäten verweisen, die klar bele-gen, wie notwendig und am Ende auch wie

12 Im internationalen Wettbewerb

Ohne Netzwerke und moderne Kommunikation geht nichts mehr

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erfolgreich es ist, innerhalb einer Gemeinde alle Interessensgruppen einzubinden und zu koordinieren.

Ein gutes Beispiel ist auch in diesem Zusammenhang jenes Leitbild, das in Sand in Taufers zunächst als Konzeption für die Entwicklung des Tourismus gedacht war, sich aber sehr bald als gute Grundlage für viele Bereiche der Gemeinde erwies.

Die einzelnen Maßnahmenpakete nämlich zeigen Innovation und Vernetzung mit allen Bereichen. Das touristische Leitbild mündet somit in ein komplettes Leitbild für Sand in Taufers.¯ Maßnahmen im Bereich „Natur,

Umwelt, Landschaft“,¯ Maßnahmen im Bereich „Raumordung,

Ortsbild, Verkehr“,¯ Maßnahmen der touristischen Betriebe,¯ Maßnahmen der Sport- und Freizeit-

einrichtungen,¯ Maßnahmen der touristischen Organisa-

tion.

Jeder Bürger sei aufgefordert, Sand in Taufers als liebenswerte und lebenswerte Heimat zu erhalten und als Ferienort mit hohem Erholungswert zu gestalten. Für einen nachhaltigen Erfolg sei es notwendig, alle Interessensgruppen einzubinden und zu koordinieren, heißt es im Leitbild – Vernet-zung mit einem Wort.

Natürlich dienen Netzwerke und Kooperationen auch einer mittel- und langfristigen Sicherung der Wettbewerbs-fähigkeit auf dem internationalen Parkett. Dies ist in wirtschaftlicher, wie in touri-stischer Hinsicht relevant. Deshalb sucht die Gemeinde Sand in Taufers seit Jahren schon die Zusammenarbeit auf interna-tionaler Ebene und verstärkt Kooperati-onen mit Alpenanrainern und direkten Nachbarn. So ist der Hauptort im Tauferer Ahrntal gleich in zwei wichtige, grenzüber-schreitende so genannte „Interreg“-Projekte eingebunden.

Zum besseren Verständnis sei gesagt, dass die Gemeinschaftsinitiative INTER-REG des Europäischen Fonds für regio-nale Entwicklung (EFRE) die verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Regionen der Europäischen Union fördert. Ziel von INTERREG III (in der Strukturfonds-pe-riode zwischen 2000 und 2006) war die Stärkung des wirtschaftlichen und sozi-alen Zusammenhalts in der Europäischen Union durch die Förderung grenzüber-greifender, transnationaler und interre-gionaler Zusammenarbeit und ausgewo-gener räumlicher Entwicklung. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Einbezie-hung von Regionen in äußerster Randlage, sowie von Regionen entlang der Grenzen zu den Beitrittsländern.

Kooperationen - Netzwerke

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Unser

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Für die Marktgemeinde Sand in Taufers ist der Schutz von Natur und Umwelt und die Erhaltung einer wert-vollen Kultur des ländlichen Alpenraums ein wichtiger Schwerpunkt. Im Rahmen des EU-Progammes Interreg III Italien/Öster-reich 2000 – 2006 wurde in Sand in Taufers folgendes Projekt umgesetzt:

„Maßnahmen zur Aufwertung der touristischen Regionen Mittersill (Salzburg/Österreich) und Tauferer Ahrntal (Südtirol/Italien) durch die Aufarbeitung, Dokumentation und touristischen Präsentation der jewei-ligen Ferienregion“

Das Projekt setzte konkret das Ziel um, ein Buch über das Tauferer Ahrntal zu erstellen, zu den Themen Geschichte, Kultur, Brauchtum, Handwerk und Land-wirtschaft. Die Beiträge im Buch wurden wissenschaftlich fundiert, aber publizistisch so aufbereitet, dass sie für jedermann leicht verständlich und ansprechend sind. Das Buch mit dem Titel „Das Tauferer Ahrntal – Geschichte und Zukunft“ wurde so zu einer „Bestandsaufnahme“ des Tauferer Ahrn-tals. Nationaler und grenzüberschreitender Projektpartner war die Ferienregion Natio-nalpark Hohe Tauern GmbH.

Das zweite Interreg-Projekt, an dem die Gemeinde Sand in Taufers sich beteiligt hat, ist das Interreg III C Projekt: „ICNW – Inter-national Communal Network“.

Dieses Projekt ist eine Initiative der Gemeindebünde und Gemeinden aus 13 Ländern mit dem Ziel, die ländlichen Gemeinden, aber auch die anderen Kommu-nen für den internationalen Wettbewerb zu stärken. Vor allem wurde versucht, die neuen EU-Beitrittsländer in ihrer Entwick-lung in einem gemeinsamen Wirtschafts- und Gesellschaftsraum zu unterstützen. Hauptschwerpunkte des Projektes waren der Aufbau eines transnationalen Netzwerkes zwischen den Gemeinden, die Vermittlung von Erfahrungen und Kontakten in Bezug auf die Wirtschaft im ländlichen Raum und

die Vorbeugung der Landflucht, die Zusam-menarbeit bei Umweltthemen wie Wasser, Abwasser, Abfall, Energie und Verkehr. Vertreter für das Land Südtirol in diesem Projekt war die Marktgemeinde Sand in Taufers.

Das ESF-Projekt: „Alpin Wellness Tauferer Ahrntal“ – Mit dem Europäischen Sozialfonds (ESF) werden durch die Euro-päische Union Maßnahmen mit dem Ziel gefördert, neue Arbeitsplätze zu schaffen, bestehende Arbeitsplätze zu sichern, den Unternehmergeist zu fördern, Arbeitslo-sigkeit, insbesondere Langzeitarbeitslosig-keit zu verringern, Beschäftigungsfähigkeit herzustellen und zu erhalten, das Humanka-pital der Arbeitskräfte zu erhöhen sowie die Chancengleichheit von Frauen und Männern zu fördern.

Ein ESF-Projektbeispiel der Gemeinde Sand in Taufers ist das Projekt „Alpin Well-ness“. Nutznießer des Projektes waren alle Interessierten im alpinen Bereich, speziell jene aus dem Tauferer Ahrntal und ganz Südtirol.

Die Projektteilnehmer/innen unter-suchten unter fachlicher Anleitung die natürlichen Lokalressourcen und lernten aus diesem Knowhow- und Datenpool neues Marktpotential zu entwickeln und zu erschließen. Daraus abgeleitet wurden neue Produkte und Anwendungen für die Umset-zung und die Vermarktung in den Bereichen Wellness, Gastronomie, Landwirtschaft und Hotellerie und Tourismus geplant.

Aus diesem Projekt entstand die Idee für das „Tauferer Wasserglas“. Dieses eigens kreierte und beschriftete Wasserglas ist eine Aktion, um auf das kostbare Quellwasser aufmerksam zu machen, und ein Instrument, um dem Gast ein Stück Natur zu bieten.

Mit dem Projekt „GIS“ wurde die Vernetzung des Meldeamtes und des Steu-eramtes mit dem geografischen Informati-onssystem (GIS) realisiert.

Im Jahre 2004 wurde das Projekt „GemNova.net“ ins Leben gerufen, das gemeinsame, innovative Projekte von

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Gemeinden aus Nord-, Ost- und Südtirol verfolgt. Den Grundstein für das Projekt wurde durch die Universität Innsbruck und die Europäische Akademie in Bozen gelegt. Nachhaltig verfolgt werden Initiati-ven auf wissenschaftlicher und praxisorien-tierter Basis, die eine grenzüberschreitende Gemeindeentwicklung zum Inhalt haben. GemNova.net hat folgende Ziele:¯ Steigerung der Leistungsfähigkeit der

Gemeinden mittels wissenschaftlicher und praxiserprobter Methoden sowie einer Informations- und Wissensplatt-form,

¯ Organisation von Lernpartnerschaften in Bezug auf Modernisierung,

¯ Entwicklung von innovativen gemein-despezifischen Lösungen,

¯ Vernetzung von theoretischem Manage-mentwissen mit praktischen Imple-mentierungen,

¯ Förderung der regionalen und überregi-onalen Kooperation von Gemeinden.

Sand in Taufers hat beim GemNova-Net-Workshop „KomPot“ – Kommunale Potentialanalyse neben weiteren 43 Südtiro-ler Gemeinden unterschiedlicher Größe teil-genommen. Die Ziele dieses Projektes sind:¯ Kommunales Handeln vergleichbar zu

machen,¯ Leistungsfähigkeit der Körperschaft

besser einschätzen zu können,¯ Ressourcenpotential identifizieren,¯ Reformanstöße für die eigene Verwal-

tung bekommen,¯ Schaffung von Planungs- und Steuer-

ungsgrundlagen,¯ Berichtswesen effizient gestalten.

Als Datenbasis werden die Abschluss-rechnungen, der Kassenbestand und die Strukturdaten der Jahre 2002, 2003 und 2005 verwendet. Auf ein einheitliches Niveau gebracht, können die Daten verglichen und analysiert werden. Als Analyseergebnisse entstehen verdichtete und vergleichbare Berichte.

Dabei sind die Pflege von Strukturda-ten, eine Finanzanalyse mit Kennzahlen, die Bewertung der Dienste, Vorschläge zur Weiterentwicklung und maßgebliche Entwicklungsmöglichkeiten Hauptschwer-punkte. Zudem wurden Regeln für den Umgang mit den Daten entwickelt (zum Beispiel Anonymisierung)

Für die Weiterführung der Themen sind Kernteams verantwortlich. Im Mai 2006 wurde im Beisein eines Vertreters der Gemeinde Sand in Taufers die Weiterfüh-rung dieses Projektes beschlossen.

Die Gemeinde Sand in Taufers pflegt eine Städtepartnerschaft mit der Gemeinde Mayrhofen im Zillertal. Diese Partnerschaft wird im Rahmen der Netzwerkarbeit inten-siv gepflegt und es besteht ein reger Interes-sensaustausch.

Das Zillertal und das Tauferer Ahrn-tal sind seit jeher, nicht zuletzt durch die geografische Lage, eng miteinander verbun-den. Durch gemeinsame Traditionen und durch gewachsene Freundschaften wurde diese Verbundenheit ständig ausgebaut. Teilweise werden grenzüberschreitende Almenverbände gemeinsam bewirtschaftet; auch Beziehungen unternehmerischer Art werden gepflegt.

Um der Beziehung mit Nachhaltigkeit Ausdruck zu verleihen, wurde in den 80er Jahren das so genannte „Zillertal-Treffen“ ins Leben gerufen. Bei diesen regelmäßig stattfindenden Treffen können die bestehen Beziehungen gepflegt und weitere Verbin-dungen geknüpft werden.

Die Gemeinde Sand in Taufers nimmt auch an den Treffen der Mittelpunktgemein-den teil, die zweimal im Jahr stattfinden. Bei diesen Treffen der Bürgermeister/innen und Gemeindesekretäre/innen von rund einem Dutzend größerer Gemeinden werden aktu-elle Probleme der Gemeinden besprochen und Erfahrungen ausgetauscht.

Die „Ferienregion Tauferer Ahrntal“ ist ein Zusammenschluss der örtlichen Tourismusvereine des Tauferer Ahrntals zu einer Dachorganisation. Auch der Touris-

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musverein der Gemeinde Sand in Taufers ist Mitglied der Ferienregion Tauferer Ahrntal.

Die Gemeinde Sand in Taufers lies in Zusammenarbeit mit der Stadtpolizei Bruneck ein Konzept über eine gemein-deübergreifende Nutzung der Gemeinde-polizei erstellen. Dieses Konzept ist in der Umsetzungsphase. Die Gemeinde Sand in Taufers stellt die Dienste der Gemeinde-polizei der Nachbargemeinden zur Verfü-gung. Die Gemeindepolizeistation befindet sich jedoch in Sand in Taufers. Somit ist eine effiziente und effektive Nutzung der Ordnungshüter möglich.

Im Jahr 2002 ist im Rahmen eines ESF-Projektes ein Pilotprojekt – damals einzigar-tig in Südtirol – gestartet worden. Seitdem sind alle Gemeinden des Tauferer Ahrntals, die Ferienregion und die Tourismusvereine über ein gemeinsames Internetportal www.taufererahrntal.info verbunden. Durch interaktives Zutun von Bürgern, Vereinen, Verbänden, Betrieben und Gaststätten wird ein virtueller Veranstaltungskalender gebo-ten. Außerdem konnte mit diesem Projekt eine, allen zugängliche Wirtschaftsplattform, aufgebaut werden.

Mit all diesen beschriebenen Beispie-len wird deutlich, dass Sand in Taufers in seiner gesellschaftlichen Entwicklung und in der Kommunikationsfähigkeit sehr gut in der Lage ist, sich in internationale Netz-werke einzubinden, sie zu unterstützen und wesentliche Beiträge für Kooperationen zu leisten. Diese Tatsache trägt dazu bei, dass die Marktgemeinde Sand in Taufers bereits jetzt ein gefragter, geschätzter und zuverläs-siger Partner in vielerlei Hinsicht ist. Weil die internationalen Anbindungen natür-lich auch interne Klein-Netzwerke für die umfassende äußere Darstellung, die interne Kommunikation und die professionelle Abwicklung der Projekte forderten, schritt die Entwicklung der Gemeinde und ganz besonders der Gemeindeverwaltung auf zwei Ebenen rasant voran. Denn erst „inner-betriebliche“ Kooperation und Zusammen-

arbeit ermöglichen „überbetriebliche“ Netz-werke mit externen Partnern. So gesehen befindet sich Sand in Taufers offenkundig auf dem besten Weg.

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Die Leistungsfähigkeit einer Gemeinde lässt sich an kaum einem anderen Indikator so offensichtlich ablesen, wie an einzel-nen Projekten. Dabei geht es weniger um projektierte Baumaßnahmen und Bauwerke, sondern vielmehr um die Umsetzung von Maßnahmen, die der infrastrukturellen Entwicklung, der Förderung der Wirtschaft und der Fortentwicklung der Gemeinde überhaupt dienen.

Projekte wie das touristische Entwick-lungsleitbild oder Interreg-Maßnahmen im Rahmen des EU-Programms, aber auch die Kulturmeile im Tauferer Ahrntal wurden bereits erwähnt. Sand in Taufers hat aber auch die Möglichkeiten von „Leader-Plus“ genutzt. „Leader Plus Tauferer Ahrntal“ ist ein so genanntes Strukturförderungspro-gramm der Europäischen Union, dessen Hauptziel es ist, benachteiligte, an der Peri-pherie gelegene, strukturschwache Gebiete in der EU zu fördern. In Südtirol gibt es fünf „Leader“-Gebiete: den Vinschgau, das Sarntal, Ulten, das Wipptal und das Tauferer Ahrntal. Das besondere an der Leader-Förderung war stets, dass die Projekte vor Ort und von den Menschen, die dort leben, direkt initiiert, geplant und umgesetzt worden sind.

Im Leader-Plus-Gebiet des Tauferer Ahrntals wurden in der ersten Leader-Peri-ode, während der Jahre 2000 bis 2006, insge-

samt 169 Projekte mit einem finanziellen Gesamtvolumen von beachtlichen sieben Millionen Euro durchgeführt. Zwischen 65 und 70 Prozent der finanziellen Mittel kamen aus dem „Leader“-Topf, der vom Land Südtirol, dem Staat Italien und der Europäischen Union gefüllt wurde. Den Rest mussten die Projektbeteiligten selbst finanzieren.

„Ich bin sicher, auch diese Selbstbe-teiligung hat dazu beigetragen, dass der ‚Mehrwert‘ der Projekte auf diese Weise erheblich gefördert wurde, denn nicht alles war geschenkt“, sagt Helmuth Innerbichler, Präsident

der „Genossenschaft für Regionalent-wicklung und Weiterbildung im Tauferer Ahrntal“.

Von der 169 „Leader“-Projekten war Sand in Taufers bei insgesamt 55 Projekten indirekter und bei fünf Projekten direkter Nutznießer.

Die Genossenschaft für Regional-entwicklung und Weiterbildung Tauferer Ahrntal hat es sich zu einem der wichtigsten Ziele gesetzt, die Aus- und Weiterbildung zu fördern und zu unterstützen. Dadurch soll die vergleichsweise periphere Lage des Tales und der damit verbundene wirtschaft-liche Standortnachteil zumindest virtuell verkleinert werden.

13 Sage mir, was Du leistest …

Auch geförderte Projekte sorgen für nachhal-tige Entwicklung

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Eine ebenso permanente wie nachhal-tige Aus- und Weiterbildung stellt aus der Sicht der Genossenschaft ein Basiselement für eine dauerhafte Weiterentwicklung des ländlichen Raumes dar. Die Bildungsmaß-nahmen der Leader-Plus-Projekte sollen dem Tal zu einem neuen Aufschwung verhelfen und die Vitalität des peripher gelegenen Gebietes sichern. Es soll eine grundlegende, nachhaltige und qualitative Entwicklung der Region in allen Wirtschaftsbereichen gewährleistet werden. Die rasante Weiter-entwicklung und ständige Veränderungen, mit denen die moderne Gesellschaft des 21. Jahrhunderts konfrontiert ist, erfordern ein kontinuierliches Investieren in Ausbil-dung und Qualifikation. Bildung und Lernen sind heute nicht mehr allein eine Frage freiwilligen Engagements, sondern ein wesentlicher Faktor des Berufs und Wirt-schaftslebens eines jeden Einzelnen. Dies zu fördern, ist Ziel des Projektes „Weiterbil-dung im Tauferer Ahrntal“.

Im Durchschnitt veranstaltet die Genossenschaft für Regionalentwicklung und Weiterbildung Tauferer Ahrntal rund 80 Weiterbildungsveranstaltungen mit rund 900 TeilnehmerInnen pro Jahr. Die stän-dig wachsenden Teilnehmerzahlen in den vergangenen Jahren drücken nicht nur das rege Interesse der Bevölkerung an diesem Bildungsangebot aus, sondern bestätigen

auch die Annahme nachhaltig, dass im Tauferer Ahrntal nach wie vor ein sehr hoher Bedarf an Schulungen und Weiterbildungs-angeboten zu unterschiedlichsten Themen besteht. Inzwischen sind das zweimal im Jahr erscheinende Bildungsprogramm so- wie die Bildungszentren mit ihren modern ausgestatteten Schulungsräumen nicht mehr wegzudenken. Die Weiterbildungsmaßnah- men werden ständig den besonderen Bedürf-nissen der Bevölkerung angepasst und oft auch kurzfristig organisiert, wenn dies erforderlich ist. Die Genossenschaft arbei-tet bei der Erstellung des Kursangebotes eng mit Berufsverbänden, Organisationen und Vereinen zusammen. Die Broschüre mit dem Kursangebot wird allen bisherigen Kursteilnehmern per Post zugeschickt. Sie liegt darüber hinaus in allen öffentlichen Einrichtungen zur freien Entnahme auf und kann außerdem im Internet unter www.taufererahrntal.info abgerufen werden.

Auch das internationale Käsefesti-val in Sand in Taufers, einst als private Initiative aus der Taufe gehoben, wurde schließlich ein Leader-Projekt. Am Ende der ersten Förderungsperiode von Leader-Plus erschien eine Broschüre mit den Paradepro-jekten. Darin heißt es zum Thema Käsefe-stival: Die Viehwirtschaft im Allgemeinen und die damit verbundene Milchwirtschaft im Speziellen, spielen in der Landwirtschaft

Projekte - Leader Plus

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des Tauferer Ahrntals eine herausragende Rolle. Der Großteil der produzierten Milch wird an den Milchhof Bruneck geliefert und von dort aus weiterverkauft. Im direkten Zusammenhang mit der Milch spielt folge-richtig auch der Käse als veredeltes Milch-produkt eine wichtige Rolle. In Sand in Taufers wird bereits seit dem Jahr 2000 im Rahmen des „Käsefestivals“ erfolgreich an der Etablierung der „Käsekultur“ gearbei-tet, die den Wert der Milch und ihrer Vere-delung in Form von Käse gerecht werden soll. Die stetig steigenden Besucherzahlen sind bester Beweis dafür, dass Planung, Organisation und Umsetzung des Veran-staltungskonzepts ausgezeichnet gelungen sind und das Käsefestival als herausragende Veranstaltung im Tauferer Ahrntal als sehr sinnvoll zu bewerten ist.

Zielsetzung des Projektes Käsefesti-val war es vor allem, die Veranstaltung als maßgebliches, nationales und internatio-nales Ereignis fest zu verankern, und seine Ausstrahlung über die Tallandschaft hinaus nachhaltig zu konsolidieren. Gerade durch die Förderung als Leader-Plus-Projekt war es möglich, das Käsefestival zu einer vielfäl-tigen und fast einzigartigen Leistungsschau mit zahlreichen sehr gelungenen Kooperati-onen erblühen zu lassen. So geriet das Käse-festival auch in den Jahren als Leader-Plus geförderte Veranstaltung zu einer gelun-genen Präsentation des Themas „Genuss“. Heute ist das Käsefestival sowohl touristisch als auch wirtschaftlich ein nicht mehr zu unterschätzender Faktor, wenn es um die Positionierung des Tauferer Ahrntals als Ferienregion für Genießer und Naturlieb-haber geht. Und weit über 10 000 Besucher an den drei Veranstaltungstagen in Sand in Taufers sind deutlicher Beleg für die Beliebt-heit des Events.

Auch das Projekt der Ahrntaler Aktiv-bauernhöfe gehört zu den Vorzeige-Pro-jekten im Tal und in Sand in Taufers. In der bereits erwähnten Broschüre wurden die Maßnahmen, Ziele und Ergebnisse so zusammengefasst: Im Tauferer Ahrntal

waren sich interessierte Kräfte zum richtigen Zeitpunkt des Trends bewusst, dass „Urlaub auf dem Bauernhof“ europaweit neben der Spitzenhotellerie die stärksten Zuwächse in der Branche vorweisen kann. Das Tauferer Ahrntal verfügt über viele naturgegebene Vorzüge und Infrastrukturen, die das Thema Urlaub auf dem Bauernhof nahe legen. Aller-dings waren die Angebote der bäuerlichen Betriebe, die diese Art Urlaub anbieten, noch nicht auf Spitzenniveau und die Strukturen nicht voll ausgebildet.

Das Projekt „Ahrntaler Aktivbauern-höfe“ setzte sich zum Ziel, die Ausbildung der Protagonisten zu verbessern, interes-sante und einzigartige Angebote auf den Höfen zu erarbeiten, die Gästebetreuung zu intensivieren, sowie eine gezielte Öffentlich-keitsarbeit und ein professionelles Marke-ting zu beginnen. Durch die qualitative Verbesserung der Gästebeherbergung auf den Bauernhöfen sollte auch das allgemeine Interesse an diesem Angebot verbessert und in der Folge das Einkommen aus diesem Erwerbszweig erhöht werden.

In den meist monatlichen Sitzungen wurden die Maßnahmen und Verbesse-rungsschritte diskutiert, geplant und reali-siert. Qualitätsstandard, Auslastung der einzelnen Betriebe und der Bekanntheits-grad der Anbieter sollte gesteigert werden.

Das interressante Projekt wurde im Zeitraum zwischen 2003 und 2007 durchge-führt. Dabei wurden zahlreiche Maßnahmen initiiert. So wurden Kooperationen gebil-det und ein gemeinsames Angebot für die Gästebetreuung entwickelt. Es wurde eine Internetpräsenz geschaffen und die Presse- und Medienarbeit intensiviert. Gleichzeitig wurde ein Folder produziert. Begleitend wurden die an der Kooperation teilneh-menden Betriebe fachlich geschult, und es wurden Fachexkursionen ins benachbarte, deutschsprachige Ausland unternommen, um dort andere Betriebe gleicher Zielrich-tung kennenzulernen. Es fand auch ein Kurs zum Thema Baubiologie statt, und die Kontakte zu den anderen benachbarten

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Tourismusvereinen und der Ferienregion Tauferer Ahrntal wurden ausgebaut.

Eine Pressefahrt mit mehreren Jour-nalisten wurde in Zusammenarbeit mit der Ferienregion durchgeführt. Darüber hinaus schaltete die Projektgruppe ein Inserat im Katalog „Urlaub auf dem Bauernhof“ und produzierte in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Bauernbund eine Sonderausgabe der Publikation „Kikeriki“ mit einer Auflage von 35 000 Stück.

Der Einzelhandel ist ein wichtiger Wirtschaftszweig in Sand in Taufers und im Tauferer Ahrntal. Doch der Einzelhandel befindet sich in einer schwierigen Situation und so war es naheliegend, ihn in ein Leader-Projekt einzubinden und zu fördern. Denn: die Lage könnte prekär werden, wenn der Entwicklung nicht entgegengewirkt wird. Bedingt durch strukturelle Veränderungen wird der Einzelhandel im Tauferer Ahrntal nachhaltig negativ beeinflusst. Dies liegt vor allem an der Angebots- und Produktkon-zentration in urbanen Gebieten und den damit verbundenen Kaufkraftabflüssen im lokalen Einzelhandel. Das führt wieder zu einer negativen Änderung gewachsener Handelsstrukturen und einer wesentlichen Beeinträchtigung der Nahversorgung im Tauferer Ahrntal.

Ziel des Projektes „Einzelhandel im Tauferer Ahrntal: Marketing und Akti-onen“ war es, die Kaufleute des Tauferer Ahrntals in der Entwicklung zu innova-tiven und kundenorientierten Betrieben zu unterstützen. Aber auch die Nahversor-gung, vor allem in den peripheren Räumen, zu sichern und die Kaufkraftabflüsse aus dem Tauferer Ahrntal zu verringern. Die Projektgruppe war bestrebt, zusätzliche Kaufkraft zu generieren und das Bewusst-sein des Begriffs „Wert des Handels“ für das Tauferer Ahrntal bei den Einheimischen aber auch bei den Gästen zu intensivie-ren. Zu den Zielen zählten aber auch die Entwicklung professioneller Handlungs-kompetenzen auf Unternehmerseite und die Stärkung des Bewusstseins für eine funkti-

onierende Nahversorgung auf Seiten der Konsumenten. Überdies wurde versucht, die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft und dem Tourismus zu verstärken.

Eine überaus rege und aktive Projekt-gruppe arbeitete von Beginn an ganz gezielt an konkreten Maßnahmen in den Bereichen Aktionen und Marketing. So wurde ein gemeinsames Logo entwickelt und ein Produktkatalog des Einzelhandels erarbeitet. Das „Ahrntaler Weihnachtsspiel“ wurde aus der Taufe gehoben, das Ahrntaler Ochsen-grillfest inzwischen zweimal organisiert und durchgeführt. Mit den erzielten Ergebnissen waren die Einzelhändler hoch zufrieden.

Alle Aktionen dienten vorrangig der Kundenbindung und waren mit der Zielset-zung verbunden: ¯ Marketinginstrumente mit hohem Auf -

merksamkeits- und Werbewert einzu-setzen

¯ ein Anreizsystem für den Einkauf im Tal zu schaffen

¯ Möglichkeiten zu finden, um auch andere Betriebe aus den Bereichen Landwirtschaft und Tourismus in das Projekt mit einzubinden.

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34 100 000 Einträge weist die größte Internet-Suchhilfe „google“ unter dem Begriff „Agenda 21“ aus. Damit nimmt der Begriff einen Rang ein, der ihm gebührt, denn die Agenda 21 ist das wichtigste entwicklungs- und umweltpolitische Aktionsprogramm des 21. Jahrhunderts. Es wurde auf der Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen 1992 in Rio de Janeiro als Leitpapier für eine nachhaltige Entwicklung beschlossen. Diese Agenda, die mit ihren 40 Kapiteln alle wesentlichen Politikbereiche einer umweltverträglichen Entwicklung anspricht, wurde seinerzeit in Rio von Regierungsvertretern aus mehr als 170 Staaten der Erde verabschiedet. In der Folgezeit wurde die Agenda 21 vielerorts zu einer Leitlinie des öffentlichen Handelns. In Deutschland gibt es fast 3000 Kommunen, die beschlossen haben, auf ihrer Ebene eine „lokale“ Agenda 21 zu erarbeiten.

Seit dem 23. April 2008 ist Sand in Taufers die erste offizielle Agenda-21-Ge-meinde Südtirols.

Mit dem Aktionsprogramm der Agenda 21 werden detaillierte Handlungsaufträge gegeben, um einer weiteren Verschlechte-rung der weltweiten Situation entgegenzu-wirken, eine schrittweise Verbesserung zu erreichen und eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sicherzustellen. Das Aktionsprogramm gilt sowohl für Industrie-

als auch für Entwicklungsländer. Es enthält wichtige Festlegungen, unter anderem zur Armutsbekämpfung, Bevölkerungspoli-tik, zu Handel und Umwelt, zur Abfall-, Chemikalien-, Klima- und Energiepolitik, zur Landwirtschaftspolitik sowie zu finan-zieller und technologischer Zusammenar-beit der Industrie- und Entwicklungsländer. In der Präambel der Agenda 21 heißt es unter anderem:

„Die Menschheit steht an einem ent-scheidenden Punkt ihrer Geschichte. Wir erleben eine zunehmende Un-gleichheit zwischen Völkern und inner-halb von Völkern, eine immer größere Armut, immer mehr Hunger, Krank-heit und Analphabetentum sowie eine fortschreitende Schädigung der Ökosysteme, von denen unser Wohl-ergehen abhängt. Durch eine Vereini-gung von Umwelt- und Entwicklungs-interessen und ihre stärkere Beachtung kann es uns jedoch gelingen, die De-ckung der Grundbedürfnisse, die Verbesserung des Lebensstandards aller Menschen, einen größeren Schutz und eine bessere Bewirtschaftung der Ökosysteme und eine gesicherte, gedeihlichere Zukunft zu gewährlei-sten. Das vermag keine Nation allein zu erreichen, während es uns gemein-sam gelingen kann: in einer globalen

14 Sand in Taufers – Agenda-21-Gemeinde

Landeshauptmann Durnwalder wünscht sich ein Beispiel das Schule macht

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Partnerschaft, die auf eine nachhaltige Entwicklung ausgerichtet ist …

… In der Agenda 21 werden die dring-lichsten Fragen von heute angespro-chen, während gleichzeitig versucht wird, die Welt auf die Herausforde-rungen des nächsten Jahrhunderts vorzubereiten. Die Agenda 21 ist Aus-druck eines globalen Konsenses und einer politischen Verpflichtung auf höchster Ebene zur Zusammenarbeit im Bereich von Entwicklung und Um-welt … Die auf nationaler Ebene unter-nommenen Anstrengungen sind durch eine internationale Zusammenarbeit zu unterstützen und zu ergänzen ...

… Bei der Umsetzung der in der Agen-da 21 aufgeführten verschiedenen Pro-grammbereiche gebührt den beson-deren Gegebenheiten, die in den im Übergang befindlichen Wirtschaftssy-stemen zum Tragen kommen, besonde-re Beachtung. Es muss auch anerkannt werden, dass sich diese Länder bei der Umstellung ihrer Wirtschaftssysteme noch nie da gewesenen Herausforde-rungen stellen müssen, in manchen Fällen unter Rahmenbedingungen, die von erheblichen sozialen und poli-tischen Spannungen geprägt sind …

… Die einzelnen Programmbereiche der Agenda 21 werden im Form einer Ausgangsbasis sowie bestimmter Ziele, Maßnahmen und Instrumente zur Um-setzung konkretisiert. Die Agenda 21 ist ein dynamisches Programm. Sie wird von den einzelnen Beteiligten im Einklang mit den Gegebenheiten, Mög-lichkeiten und Prioritäten der einzel-nen Länder und Regionen sowie unter umfassender Berücksichtigung aller in der Erklärung von Rio über Umwelt und Entwicklung enthaltenen Grund-sätze umgesetzt. Sie kann sich im Laufe der Zeit angesichts veränderter Bedürfnisse und Umstände fortentwi-ckeln. Dieser Prozess stellt den Beginn einer neuen globalen Partnerschaft dar, die auf eine nachhaltige Entwicklung ausgerichtet ist.“

An jenem 23. April 2008 kam Landes-hauptmann Luis Durnwalder nach Sand in Taufers, um die zentrale Gemeinde im Tauferer Ahrntal bei den ersten Schritten auf dem Weg in das Agenda-Zeitalter zu beglei-ten. In seiner Ansprache sagte Durnwalder damals:

„Wir brauchen ein Gesamtkonzept für unser Land Südtirol und für unsere Zukunft. Wir haben eine sehr aktive Gemeinde herausgenommen, die nun

Agenda 21

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beginnen soll, ein solches Konzept zu entwickeln und auch zu verwirklichen. Sand in Taufers hat bereits damit be-gonnen, sich zu vernetzen. Das ist der Weg in die Zukunft. Wir müssen die Menschen mit all ihren Bedürfnissen sehen und alle sollen sich in diesem Konzept wiederfinden. Es wäre mein Wunsch, dass in Sand in Taufers ein Beispiel erarbeitet wird, das Schule macht und über die Landesgrenzen hi-naus bekannt wird.“

In der Agenda 21 spielen sowohl die Umwelt, das gesellschaftliche Gefüge und die Menschen, als auch eine nachhaltig betriebene Wirtschaft eine zentrale Rolle. Doch Entwicklung muss messbar sein, damit man Ergebnisse sichtbar machen kann. Für Südtirol wurde in einer hoch-karätig besetzten Runde von anerkannten Experten eine Liste mit 74 konkreten Indi-katoren für die Messung der Nachhaltig-keit künftiger Entwicklung erarbeitet. Eine Datenbank, die öffentlich zugänglich sein wird (www.sustainability.bz.it) und einen so genannten „Benchmark“, der einen Vergleich zwischen den künftigen Agenda-21-Gemeinden Südtirols erlaubt, wurden installiert.

Das heißt: anhand von 74 Indikatoren, also Messpunkten die Informationen erkenn-bar machen, aus den Bereichen Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft, lässt sich fortan der aktuelle Zustand der Marktgemeinde Sand in Taufers feststellen. Alle Beteiligten aber betonen nachdrücklich, „dass dabei nicht „neidvolle und resignative“ Quer-vergleiche angestellt, sondern die eigenen Stärken und Schwächen im Verhältnis zum Südtiroler Mittelwert herausgefiltert und Trends ausgemacht werden sollen“. Die Vorreiterrolle von Sand in Taufers dabei: die Gemeinde im Tauferer Ahrntal soll als erste in Südtirol Aktionen und Projekte entwi-ckeln, die einerseits nachhaltige Verbesse-rungen bringen und gleichzeitig der Mess-latte der 74 Indikatoren standhalten.

Das Wort „nachhaltig“ ist eine viel verwendete und große Formulierung Denn als nachhaltig gilt schnell Vieles. Doch was bedeutet nachhaltig im Sinne der Agenda 21 nun konkret? Im so genannten „Brundt-land-Bericht“ aus dem Jahre 1987, eine der wichtigen Grundlagen für die spätere Agenda, wurde als Ziel des Handelns und damit als „nachhaltig“ eine Entwick-lung bezeichnet, die die Bedürfnisse der heutigen Generationen befriedigt, ohne die der kommenden Generationen zu beein-trächtigen. Die Bedürfnisse können dabei in drei Bereiche zusammengefasst werden: Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft. Diese drei Bereiche gelten als gleichwertig und beeinflussen sich gegenseitig. Keiner der Bereiche darf sich dabei auf Kosten des anderen entwickeln.

Die wirtschaftliche Entwicklung, so wurde weiter definiert, zielt auf die Verbesserung der Lebensqualität, auf die Sicherung eines angemessenen Grundein-kommens durch Arbeit. Sie ist aber darauf angewiesen, dass ausreichende Umweltres-sourcen zur Verfügung stehen und stabile soziale Verhältnisse diese Entwicklung unterstützen. Daher müsse die Gesell-schaft das Bewusstsein für einen verant-wortungsvollen Umgang mit den natür-lichen Ressourcen entwickeln, die sozialen Gemeinschaften laufend stärken und in die Veränderungs- und Entwicklungsprozesse aktiv mit einbeziehen.

Ganz gleich also was die Gemeinde Sand in Taufers künftig unternimmt, alles wird über den Prüfstand der 74 Indika-toren gehen, wird sich der Prüfung unter-ziehen müssen, ob es den Bedürfnissen der Menschen, dem Umweltgedanken und der Wirtschaftlichkeit entspricht.

All das mag reichlich theoretisch sein, doch die ersten konkreten Ansätze und Pläne sind längst da.

Für die nachhaltige und zukunftsori-entierte Standortentwicklung von Sand in Taufers wurden bereits wichtige Projekt-schwerpunkte entwickelt.

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¯ Kleine Kreisläufe, gute Produkte, faire Preise: dazu gehören Projekte wie die Stabilisierung des Käsefestivals, der Ausbau des regionalen Vertriebs-systems für bäuerliche Produkte „Ahrntal Natur“, die Entwicklung eines Konzeptes für eine „Käsestraße Tauferer Ahrntal“ sowie die Weiter-entwicklung der Kaufleute-Plattform „Kaufen und genießen im Ahrntal“ mit dem Schwerpunkt auf regionalen und saisonalen Produkten.

¯ Handel und Kaufströme: hier wurde für den Standort Sand in Taufers eine Studie erstellt, die das Einkaufsverhal-ten analysiert. Auf dieser Basis sollen entsprechende Maßnahmen realisiert werden, die den Kaufkraftabfluss begrenzen.

¯ Innovation heißt Arbeit sichern: hier-bei werden die Innovationsmöglich-keiten für Betriebe erschlossen, die berufliche Aus- und Weiterbildung durch die Genossenschaft für Regio-nalentwicklung Weiterbildung weiter-geführt, und es wird die Stiftung-Vital-Aktion „Gesunder Betrieb – Agenda 21 Gemeinde Sand in Taufers“ vorbereitet und auf einer gemeinsamen Plattform präsentiert.

¯ Tourismus als Lokomotive: dabei soll das touristische Leitbild als dyna-misches Projekt umgesetzt werden, eine Bündelung der Angebote, deren Vertrieb und Verkauf forciert werden und eine Angebotspalette für den Bereich „Energie-Tourismus“ in der Energiegemeinde Sand in Taufers entwickelt werden.

¯ Mobilität am Wirtschaftsstandort: hierzu gehören Themen wie Verkehrs-beruhigung durch den Umfahrungs-tunnel, die Ausweitung des Citybus-Sy-

stems, Einführung von Elektro-Bussen, sichere Schulwege, der Bau einer Elek-tro-Bahn als Zubringer vom Ort zum Skigebiet Speikboden und schließlich die Kandidatur von Sand in Taufers im Rahmen der Aktion „Alpine Pearls – sanfte Mobilität in den Alpen“, die in einer entsprechenden Zertifizierung des Ortes münden könnte.

¯ Vitalität und Wirtschaftsstandort; Vital-Sand Konzeptentwicklung: dabei soll mittelfristig ein Gesamtplan entwi-ckelt werden, der die Elemente „Vital“, „Wellness“ und „Gesundheit“ für die Bürger, für die Bewohner des Tales, für ein weiträumiges Einzugsgebiet und für Gäste erschließt und nachhaltig positioniert. Dieser Bereich gilt inter-national als einer der so genannten „Megatrends“ der Zukunft.

¯ Jugend und Zukunft: zur Sicherung des Standortes Sand gibt es eine Projektidee, die der gegebenen Über-alterung der Gesellschaft entgegen-wirken könnte. Die Gemeinde könnte den Standort Taufers mit Sommersti-pendien und Sommercamps attraktiv halten, bei denen junge Menschen aus Sand in verschiedenen Wissensgebie-ten an europäischen oder internatio-nalen Plätzen, in einem für Sand inte-ressanten Gebiet praktizieren und ihr Wissen nach Sand in Taufers zurück-bringen. Dieses System gilt schon jetzt weltweit als ein neuer Hoffnungsträger für die Vermittlung von Wissen und als Förderer globaler Vernetzung.

Als ein wesentlicher Bestandteil der Agenda 21 in Sand in Taufers entwickelt sich seit 2008 sehr schnell auch die Aktion „Vital-Gemeinde Sand in Taufers“.

Die „Ottawa Charta“ der Vereinten Nationen sieht die Selbstbestimmung und Autonomie der Menschen und örtlichen Gemeinschaften als Grundlage für die nach-

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haltige, gesunde und damit auch soziale Entwicklung an. Einer der Begriffe dafür ist die „Salutogenese“, wobei durch maßvolles Leben in den Bereichen Essen, Bewegen, Reden, physiologisches und psycholo-gisches Wohlbefinden erreicht und erhalten werden kann. Die Ottawa-Charta sieht den Menschen selbst als wesentlichen Akteur für seine Gesundheit und will ihn durch öffent-liche Anleitung Hilfe zur Selbsthilfe bieten.

Im Rahmen der Aktivitäten der „Stif-tung Vital“ sollen in Südtirol Erfahrungen mit den Menschen vor Ort gemeinsam entwickelt und dann untereinander weiter-gegeben werden. Strategisches Ziel ist es, Menschen für die Erhaltung ihrer Gesund-heit zu befähigen und die Erfahrungen in einem breiten Netzwerk untereinander auszutauschen.

Die Agenda-21-Gemeinde Sand in Taufers will diesen Prozess als Pilotge-meinde aktiv betreiben. Die Schwerpunkte wurden festgelegt: ¯ Entwicklung von sozialen Organisati-

onen – die „Gesunde Gemeinde Sand in Taufers“

¯ der gesunde Betrieb¯ Rückenschule für alle¯ „Healthy slow food für kids“ – eine

Version von Slow food für Sand in Taufers

¯ Gesunde Ernährung, fairer Handel¯ Referate als flankierende Maßnahmen

zur Gesundheit¯ Jugend für das Volontariat¯ Senioren und offenes Wohnen ¯ Wir für uns – ganz Sand in Taufers

arbeitet an Projekten.

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Zu den größten und wichtigsten Heraus-forderungen des 21. Jahrhunderts gehört die Sicherstellung der Energieversorgung, die heute mehr denn je in einem extremen Span-nungsfeld zwischen Bedürfnissen, Umwelt und Wirtschaft steht. Mehr als 90 Prozent der momentan verwendeten Energieträger sind in ihren Vorräten zeitlich begrenzt und welt-weit werden erst drei Prozent des Verbrauchs über erneuerbare Energien gedeckt. Über 70 Prozent der Energieressourcen werden von gerade einmal 30 Prozent der Welt-bevölkerung verbraucht. Dagegen steht die Erkenntnis, dass eine umweltgerechte, sichere und effiziente Versorgung mit Ener-gie die Grundvoraussetzung für Wohlstand und Wirtschaftswachstum ist. Und auch die Tatsache, dass ein Wechsel von so genann-ten fossilen Energieträgern auf erneuerbare Energieträger unbedingt vollzogen werden muss, steht inzwischen praktisch außer jeder Diskussion.

„Nicht nur weil es ein Gebot der Stun-de ist, sondern auch unsere Verpflich-tung, beschäftigen wir uns sehr, sehr intensiv mit dem Thema“, sagt Bürgermeister Helmuth Inner-

bichler. Er hat einen kühnen, aber durch-aus realistischen Plan für Sand in Taufers. In einem überschaubaren Zeitrahmen soll die Marktgemeinde ein Energie-Standort

mit Vorzeige-Charakter werden. Umwelt-freundlich, wirtschaftlich und eine Vielzahl von alternativen Energieträgern nutzend – so soll sich Sand in Taufers binnen weniger Jahre präsentieren.

„Es wird künftig entscheidend sein, ob eine Gemeinde über eigene Einnah-men verfügen kann, die aus Energieer-zeugung gebildet werden“, erklärt Innerbichler. Aus diesem Grund

wurde für die Gemeinde Sand und die Fraktionen ein umfassendes und vernetztes Energiekonzept entworfen, dass sofort in die Umsetzungsphase kam und das auf der Prioritätenliste der Projekte ganz oben ange-siedelt wurde.

„Die Lösung des Energieproblems muss in den wichtigen kleinen Pro-jekten ebenso angegangen werden, wie mit den großen Schritten. Die Ein-sparung im eigenen Haushalt ist also genauso wichtig, wie der Bau eines Wasserkraftwerkes oder eines Fern-heizwerkes“, sagt Innerbichler und fordert damit

jeden Bürger der Gemeinde zur Unterstüt-zung und zur Mitarbeit auf dem Weg in die Zukunft auf.

Seit dem 1. März 2006 wird in der Gemeinde Sand in Taufers ein so genanntes

15 Quellen der Energie

Das umfassende Konzept der Gemeinde sorgt für Furore und findet vielfach Anerkennung

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kommunales Energie-Management umge-setzt. Ziel dieses Projektes ist es, ohne Inve-stitionen der Gemeinde etwa zehn Prozent Wärme und Strom einzusparen. Damit will die Gemeinde als Mitglied im Europäischen Klimabündnis neben der Reduzierung der eigenen Energiekosten auch einen lokalen Beitrag zu den wachsenden globalen Treib-hausproblemen leisten und den Ausstoß von Kohlendioxid verringern.

2008 waren 18 gemeindeigene Gebäude vom kommunalen Energiemanagement erfasst: die Grundschule in Rein mit Kinder-garten und Feuerwehr, in Ahornach eben-falls die Grundschule mit Kindergarten und Feuerwehr, in Kematen der Kindergarten und die Feuerwehr, in Mühlen die Feuer-wehr und der Sportplatz und in Sand das Rathaus mit Bibliothek und Naturparkhaus, der Kindergarten, der Bürgersaal, die Feuer-wehr mit dem Jugendzentrum, der Musik-pavillon, die Mittelschule, die Grund- und Musikschule, die Tennishalle, der Sportplatz und der Bauhof mit dem E-Werk.

Als das Projekt 2006 startete, ergab eine Bestandsaufnahme, dass für die 18 gemein-deeigenen Gebäude 43 113 Liter Hei zöl, 171 981 Kubikmeter Erdgas und 477 895 Kilo- watt Strom verbraucht wurden. Das entsprach im Jahr 2 209 000 Kilowatt Wärme aus Heizöl und Erdgas für die Beheizung der Räumlich-keiten und für Warmwasserverbrauch, sowie

knapp 478 000 Kilowatt Strom unter anderem für die Beleuchtung, Lüftung, Pumpen und Bürogeräte. Die jährlichen CO2-Emissionen betrugen fast 850 000 Kilogramm und die Gesamtkosten für Energie beliefen sich auf 216 000 Euro.

Als ein Jahr später eine erste Bilanz gezogen wurde, waren die Ergebnisse für alle Beteiligten einigermaßen überra-schend. Bei Heizöl und Erdgas wurden rund 15 Prozent eingespart, beim Strom 1,9 Prozent. Ein weiteres Jahr später waren es 21 Prozent bei Öl und Gas und 5,5 Prozent Strom. 2006 gerieten gut 92 000 Kilogramm weniger CO2 in die Luft und 2007 sogar 130 000 Kilogramm. Wie war das möglich, wenn doch die Gemeinde nicht einen Cent in eine technische Maßnahme investiert hatte, wenn weiterhin nur notwendige Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten ausgeführt worden waren? Immerhin war das ursprünglich von den Experten ins Auge gefasste Einsparungsergebnis um weitere zehn Prozent und damit deutlich übertroffen worden.

Dipl.-Ing Thomas Königstein, der das Projekt begleitet, war von den erfreulichen Ergebnissen keineswegs überrascht. Energie sparen ist sein täglich Brot. Die Mitarbeiter der Gemeinde hatten indessen sehr wohl Maßnahmen gesetzt und sich vor allem sehr aufmerksam im Umgang mit dem

Energie

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Thema verhalten. Sie trugen dafür Sorge, dass folgende Dinge intensiv durchgeführt wurden: ¯ Abschaltungen der Heizungsanlagen

außerhalb der Heizzeit¯ Absenkungen der Heizungsanlagen

an Wochenenden und in den Ferien während der Heizzeit

¯ Hydraulischer Abgleich der Heizungs-anlagen

¯ Einstellung der Regelungen (soweit vorhanden)

¯ Außerbetriebnahme bis zur Demon-tage von nicht benötigten Kesseln und Heizungspumpen

¯ Außerbetriebnahme von unnötigen Raumthermostaten

¯ Abschaltung oder Optimierung der Warmwasserbereitung in Ferienzeiten

¯ Umstellung der Zirkulationspumpen für Warmwasser von Dauerbetrieb auf die Nutzungszeiten

¯ Zusammenschaltung von mehreren Wärmeerzeugern auf einen Raumther-mostaten

¯ Verdrahtung von Raumthermostaten mit Heizungspumpen

¯ Regelmäßiger Filtertausch in den Lüftungsanlagen.

„Das alles ist ohne Komfortverlust ge-schehen. Es musste also niemand frie-ren und es musste sich auch niemand mit kaltem Wasser die Hände waschen. Es geht beim kommunalen Energiema-nagement nicht um den Selbstzweck, sondern um den effizienten Umgang mit den immer knapper werdenden Energie-Ressourcen. Der Verbrauch hat noch immer eine gewisse Höhe, aber das liegt vor allem auch an der unzureichend gedämmten Bausub-stanz mancher Gebäude“, sagt der Gemeinde-Umweltreferent

Wolfgang Mair.Für Bürgermeister Helmuth Innerbich-

ler ist das ein wesentlicher Ansatzpunkt für künftige Baumaßnahmen. Richtig heizen,

richtig lüften, während der Ferien die Heizungen abschalten, Strom sparen, dies alles sei eine Sache und dringend notwen-dig – auch in der Bewusstseinsbildung der Bevölkerung. Da müsse die Gemeinde mit bestem Beispiel voran gehen. Eine andere Sache seien die Sanierungsmaßnahmen und Neubauten.

„Über die Bauordnung haben wir eine Regelung für das gesamte Gemeinde-gebiet herbeigeführt, der zu Folge alle Neubauten der Gemeinde im Klima-haus-Standard A ausgeführt werden müssen. Alle anderen Bauten, private und Sanierungen, müssen mindestens Standard B haben“, erklärt der Bürgermeister. Die Gemeinde

fördert alle energetischen Sanierungsmaß-nahmen, die einer besseren Isolierung und damit der Energieeinsparung dienen, mit einem Beitrag aus dem Gemeindehaus-halt. Nicht ohne Stolz verweist Innerbich-ler darauf, dass der neue Kindergarten in Mühlen 2007 einer der ersten Kindergärten Südtirols mit Klimahaus A-Standard gewe-sen ist. Das gab es zu diesem Zeitpunkt nur in Lajen und dort betraf das Projekt nicht den Kindergarten allein, sondern auch die angrenzende Schule.

Der Maßnahmen- und Projektkatalog, mit der die Gemeinde Sand in Taufers in den kommenden Jahren das Thema Energie besetzen will, hat rasant einen beachtlichen Umfang angenommen.

Photovoltaik ist ein Teilbereich der so genannten Solartechnik. Sie nutzt die Sonne, um Strahlung in elektrische Energie umzu-wandeln. Auf dem Dach der Tennishalle in Sand in Taufers wurde 2007 eine solche Anlage installiert, die in der Lage ist, rund 50 Kilowatt Strom zu produzieren. Binnen zehn Jahren werden die Investitionskosten von rund 250 000 Euro amortisiert sein. Diese Anlage hat in der Gemeinde für Furore gesorgt, denn immer öfter liegen nun in den Sitzungen der Baukommission der Gemein-deverwaltung auch Ansuchen von privaten

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Antragstellern vor, eine entsprechende Genehmigung für eine Photovoltaikanlage an ihren Privathaus zu erhalten.

Seit über zwölf Jahren ist das Gemein-degebiet mit einem Methangasnetz versorgt. Davor gab es ein Lager mit permanenter Anlieferung von Erdgas in der Industrie-zone in Mühlen. Mit der Fertigstellung der Methangasleitung von Bruneck nach Sand, konnte dann auch nahezu jeder Haushalt Erdgas beziehen. Beobachtungen belegen, dass inzwischen nur noch recht wenige Verbraucher Heizöl verwenden. So gesehen war Sand in Taufers schon damals in einer Vorreiterrolle und bemüht, auf den seiner-zeit umweltfreundlichsten und günstigsten fossilen Energieträger zu setzen. Und Methangas wird auch in Zukunft zur Abde-ckung von Spitzenlasten von der Gemeinde verwendet.

Doch die Zeiten wandeln sich schnell. Inzwischen ist die Sorge um die Ressourcen gerade bei fossilen Brennstoffen groß. Die Entwicklungen auf den Weltmarkt für Rohöl lassen Experten schon jetzt befürchten, dass die Preise auch bei Gas unter gewissen Umständen exorbitant ansteigen könnten.

„Es ist also geradezu eine Verpflich-tung der Gemeinde, schon jetzt nach entsprechenden Alternativen zu su-chen und sie zu nutzen“, erklärt Bürgermeister Innerbichler.

2008 wurde damit begonnen, in Teilab-schnitten ein Fernheizwerk in Betrieb zu nehmen. Dieses wird mit Biomasse betrie-ben, vornehmlich mit einheimischem Holz, damit die Kaufkraft vor Ort bleibt. Mit diesem Werk wird es möglich sein, rund 20 Millionen Kilowatt Wärme im Jahr zu erzeugen. Der maximale Verbrauch der Gemeinde lag 2007 bei etwa 30 Millionen. Es wäre also möglich mit einer alterna-tiven, umweltverträglichen und nachhal-tigen Lösung fast zwei Drittel des gesamten Bedarfs an Wärme-Energie selbst zu produ-zieren und damit weitgehend unabhängig zu werden. In dem Werk können verschie-

dene Alternativen genutzt werden. Der Clou ist eine Kombination aus Wärmegewin-nung, Stromerzeugung und Speicherung von Energie. Die Heizwerkzentrale steht in der Gewerbezone Griesberg/Mühlen. Im Heizraum der Mittelschule und in einem der Funktionsräume unter dem Festplatz in Sand werden Heizräume entstehen, mit deren Technik Privathaushalte und Betriebe mit so genannter „Spitzenenergie“ versorgt werden.

Vor gar nicht allzu langer Zeit liefen die Menschen nicht nur in Sand in Taufers Sturm gegen ein geplantes Großkraftwerk der ENEL in Rein in Taufers. Das rigide Konzept sah vor, Rein quasi zu fluten und die Wasser-massen mit einer Staumauer, wie in Lappach und an vielen anderen Orten der Alpen, zu bändigen, um sie dann mit ihren Gewalten in Energie zu verwandeln. Seit August 2008 ist das neue Elektrizitätswerk der Gemeinde in Betrieb. Ein Wasserkraftwerk der Extra-klasse, das die gewaltigen Gletscherabflüsse von den Dreitausender-Bergen in Rein in Taufers nutzt. Doch in Rein ist deshalb keine Staumauer gebaut worden und das kleine Hochalpendorf unter dem Hochgall präsen-tiert sich nach wie vor in klassischer und prächtiger Schönheit. Wenn die Wunden der Rohrverlegung „verheilt“ und die Renatura-lisierungsmaßnahmen abgeschlossen sind, wird dieses Projekt wohl eindrucksvoll veranschaulichen, wie man heute Elektri-zitätswerke schonend und harmonisch mit der Natur realisieren kann. Selbst das Natur-schauspiel der Reiner Wasserfälle am Tobl blieb uneingeschränkt erhalten. Das Werk hat rund 25 Millionen Euro gekostet, doch wird es künftig ein wesentlicher Wirtschafts-faktor für die Gemeinde sein. Denn 63 Milli-onen Kilowattstunden Strom im Jahr bedeu-ten eine wichtige Einnahmequelle und ein gutes Stück Unabhängigkeit. Die Gemeinde benötigt derzeit rund 22 Millionen Kilowatt-stunden Stromenergie im Jahr. Es bleibt also ein stattlicher Überschuss. Diese Überpro-duktion wird verkauft. Die eigens gegrün-dete Betreibergesellschaft TEWAG gehört zu

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51 Prozent der Gemeinde Sand in Taufers und zu 49 Prozent dem Südtiroler Unter-nehmen SEL. Es ist somit bares Geld, das in jeder Sekunde durch die 3,8 Kilometer lange Druckrohrleitung daher schießt.

Auf eine private Initiative der Landwirt-schaft ist die Entstehung einer Biogasanlage zurückzuführen. Sie entstand in der Boden-fraktion Kematen zu einer Zeit, als viele anderswo noch nachfragen mussten, was das überhaupt ist. Kematen ist geprägt von einer bäuerlichen Struktur, die Bauern dort bewirtschaften einen Großteil der Fläche des Tauferer Bodens. Aufgrund des Wachstums der Bauernhöfe und der Konzentration auf die Viehwirtschaft, entstanden biologische Abfallprodukte, die von den umliegenden Feldern nicht mehr aufgenommen werden konnten und zu Geruchsbelästigungen geführt haben. Eine Gruppe von Bauern und Ingenieuren hat eine der modernsten Biogas-anlagen konzipiert, geplant und schließlich auch realisiert. Diese Anlage übernimmt heute eine große Menge an Biomasse und erzeugt wirtschaftlich „grüne Energie“, indem durch Verbrennung von Biogas Strom erzeugt und in das öffentliche Netz einge-speist wird. Die verbrauchten Bio-Abfälle können mit einem höheren Düngewert und ohne gravierende Stickstoffbelastungen auf den Feldern ausgebracht werden. Die Anlage in Kematen gilt als beispielhaft. Viele Interessenten kommen von überall her, um das Werk zu besichtigen – mit der Absicht, es anderswo nach dem Erfolgsmodell aus Sand in Taufers zu kopieren.

Ebenfalls auf einem privaten Engage-ment fußt eine weitere Initiative, die sich eine schier unerschöpfliche Energiequelle zunutze macht. Ein findiger Hotelier im Hochalpendorf Rein in Taufers, hat an expo-nierter Stelle ein Windrad zur Stromerzeu-gung installiert und betreibt die Anlage seit 1996 wirtschaftlich. Was einst als Versuch gestartet und teilweise belächelt wurde, könnte auch eine weitere kleine, aber alter-native Energiequelle im Tauferer Ahrntal werden. Denn Wind spielt im nördlichsten

Tal Südtirols naturgemäß eine gewisse Rolle. Durch die nördliche Ausrichtung des Tales, mit der Wettergrenze am Alpen-hauptkamm, entstehen dort häufige und oft kräftige Winde bei bestimmten Wetterla-gen. Das Windrad von Rein war und ist ein wichtiger Beobachtungspunkt, an dem sich viele Erfahrungswerte ablesen lassen. Die Windkraft wird in ganz Europa nach wie vor untersucht und ihre Wirtschaftlichkeit geprüft.

Ergänzung wird mehr und mehr zu einem wichtigen Thema und zum festen Bestandteil der Energiemaßnahmen. Ohne kostspielige Anlagen kann Energie inzwi-schen direkt aus der Erde gewonnen werden und als zusätzliche Quelle zur Energieerzeu-gung genutzt werden. Abhängig vom Stand-ort nutzen inzwischen viele Klimahäuser Erdwärme als Potential sinnvoll aus. Auch in Sand gibt es inzwischen einige, bereits realisierte Projekte mit diesem Konzept. Sie sind gute Anschauungsbeispiele für alterna-tive Energieformen.

Die Gemeinde verfügt seit Anfang 2008 über einen Citybus, der von einem örtlichen Konzessionär betrieben wird. Das Konzept sieht die Anschaffung eines zweiten Fahr-zeuges vor. Spätestens dann wird das Thema eines elektrischen Antriebes interessant und soll realisiert werden. Parallel dazu wurde bei den Fahrzeugen des Gemeindebauhofes bereits damit begonnen, auf Methangas umzurüsten.

Sand in Taufers könnte auch schon bald eine eigene Bio-Tankstelle mit den alterna-tiven Treibstoffen Biogas, Biodiesel, Bio-ethanol und Wasserstoff erhalten. Gerade Wasserstoff wird offensichtlich immer interessanter. Er wird zwar heute haupt-sächlich aus Rohöl und Erdgas gewonnen. Doch ein absolut sauberer Energieträger ist Wasserstoff nur dann, wenn er durch die Wasserelektrolyse hergestellt wird. Der für die Elektrolyse benötigte umweltfreund-liche Strom kann mit Wasserkraft, Photo-voltaik oder Windenergie erzeugt werden. Über all diese Möglichkeiten verfügt Sand

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in Taufers bereits und damit über beste Voraussetzungen. Die meisten Kraftwerke haben den Nachteil, dass der Wirkungsgrad von der produzierten Energie nur dann opti-mal ist, wenn sie unmittelbar genutzt wird. Wasserkraft, Photovoltaik und Wind können auch nur sehr unwirtschaftlich gespeichert werden. In Verbindung mit der Herstellung von Wasserstoff aber kann die Kraft der Natur dann gespeichert werden, wenn der Verbrauch niedrig ist. Alle Energie-Projekte in Sand in Taufers berücksichtigen diese Überlegung.

Sämtliche dieser alternativen Wege der Gemeinde münden schließlich in ein Haus. In das „Haus der Energie“, für das Sand in Taufers 2008 aufgrund der außergewöhn-liche Energiepolitik den Zuschlag vom Land Südtirol erhielt. Im Ortskern von Sand in Taufers sind die so genannten „Posthäuser“ situiert, die traditionell als Einkehr für Gäste und Reisende gegolten haben. Sie stehen leer und sind inzwischen arg in die Jahre gekom-men. Das mittlere Gebäude, die „Alte Post“, liegt verkehrsberuhigt und eingebettet in eine fußgängerfreundliche Umgebung, die sich mit dem Bau des geplanten Umfah-

rungstunnels noch weiter verbessern wird. In diesem Haus könnte eine multifunktionelle Struktur entstehen, die einen aufschluss-reichen Museumsrundgang ermöglicht, bei dem man viel über Energie und alternative Möglichkeiten erfahren kann. Das Konzept sieht aber auch ein Schulungszentrum mit den entsprechenden Räumlichkeiten vor, infrastrukturelle Anbindungen und einen menschenfreundlichen Außenbereich. Ener-gie soll in diesem Haus künftig erlebbar und erlernbar werden. Exkursionen zum Ener-gielehrpfad in Mühlen, zu Energieeinrich-tungen wie dem Fernheizwerk oder dem Elektrizitätswerk sollen dort ihren Ausgang nehmen. Und im Haus der Energie selbst werden alle theoretischen Informationen über die Entwicklung der Energie-Gemeinde Sand in Taufers, über technische Möglich-keiten und Entwicklung, über den Stand der modernen Forschung und über globale Anstrengungen verfügbar sein. Auf diese Art und Weise soll ein Kongress-Tourismus zum Thema Energie angekurbelt und stetig gefördert werden. Das Motto heißt: Energie mit allen Sinnen erleben.

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In den Jahren 2000 bis 2005 wurde in der Gemeinde Sand in Taufers ein Entwick-lungsprozess in Gang gesetzt, der nach wie vor anhält. Der offizielle Startschuss für diese nachhaltigen Veränderungs-maßnahmen fiel im Jahr 2000 mit dem so genannten Leader-Plus-Programm und der Gründung der Gesellschaft für Regi-onalentwicklung und Weiterbildung. Von diesem Zeitpunkt an standen entspre-chende finanzielle Möglichkeiten für bereits entwickelte Ideen zur Verfügung und die Umsetzung konnte beginnen. Die Gemein-deverwaltung bekannte sich seinerzeit klar und deutlich zu diesem Entwicklungspro-zess. Zum Präsidenten der Gesellschaft für Regionalentwicklung und Weiterbildung im Tauferer Ahrntal wurde Helmuth Inner-bichler gewählt, der fünf Jahre später auch Bürgermeister von Sand in Taufers wurde. So gesehen ist die konsequente Fortfüh-rung des Prozesses einer nachhaltigen Entwicklung der Gemeinde Sand in Taufers nicht verwunderlich. Die Kontinuität blieb gewahrt.

Allen Projekten, die unter der Beglei-tung von Leader-Plus aus Töpfen der Euro-päischen Union, des Staates Italien und des Landes Südtirol unterstützt wurden, ist eines gemeinsam: Die Ideen wurden von Bürgerinnen und Bürgern aus dem Tauferer Ahrntal und aus Sand in Taufers entwickelt,

initiiert und schließlich auch umgesetzt. Somit haben alle Projekt den Charakter, von der Basis zu kommen und für diese Basis zu wirken. Der Führung von Leader Plus war die Aufgabe zugeteilt, alle Projekte im System einzubinden und miteinander zu vernetzen. Dies hat sie dadurch erreicht, dass jedes Vorhaben geprüft und freigege-ben worden ist.

Der komplette Entwicklungsprozess basiert auf der Überzeugung, dass die Bürger aus Eigeninitiative und zu ihrem Eigennutzen Ideen entwickeln, die von der Gemeindeverwaltung als Gemeinnutzen gefördert werden, so dass dem Einbringer die notwendigen Möglichkeiten geschaffen werden, seine Ideen umzusetzen.

Maßgebliche Projekte, die von der Gemeindeverwaltung entwickelt sind, werden der Bürgermeinung unterworfen, dann erst beschlossen und weitergeführt.

Die Maßnahmen werden unter Berück-sichtigung der sozialen Komponente getrof-fen, wobei die Rolle:

¯ der Kinder, Jugendlichen und Fami-lien,

¯ der Frau,¯ der Menschen mit Behinderung,¯ der Senioren

maßgeblich berücksichtigt werden.

16 Mitreden ist wichtig und erwünscht

Bürgerinnen und Bürger haben alle Möglichkeiten der Kommunikation

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Der Entscheidungsfindungsprozess hat mehrere Ebenen und läuft nach einem Schema ab:

Ideenfindung und Ideensammlung: Für neue Ideen ist in der Gemeinde Sand in Taufers jeder zuständig und erwünscht. Ideen aus der Gemeinde, wie auch außer-halb der Gemeinde, werden aufgenommen. Aus der Gemeinde kommen Ideen:

¯ von einzelnen Bürgern,¯ von Vereinen,¯ von freien Interessensgemeinschaften

(Frauenrunde),¯ von Unternehmen,¯ von Parteien, Vereinigungen und

Verbänden,¯ von Volksvertretern,¯ von Ämtern,¯ von der Kirche,¯ von der Gemeindeverwaltung

Ideenprüfung: Alle Ideen werden offiziell geprüft (Gemeindeausschuss oder Leader-Plus, lokale Aktionsgruppe) und beurteilt. Bei positiver Beurteilung erfolgt eine Grundsatzentscheidung der Gemein-deverwaltung oder der lokalen Aktions-gruppe.

Information und Bürgerversamm-lung: Über jedes größere Vorhaben wird ausführlich über Informationsblätter oder

der Gemeindezeitung „Tauferer Bötl“ infor-miert. Im Rahmen von Bürgerversamm-lungen werden Meinungen gesammelt und ausgetauscht. So werden Projekte auch auf ihre Bürgeranerkennung geprüft. Die Meinungen und Stellungnahmen fließen ein und bilden somit eine von der Basis getra-gene Einheit. Die Bürgerversammlung dient außerdem dazu, dass das Projekt in das Netz der Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Natur entsprechend eingebunden wird. Damit wird die ganzheitliche Vernetzung des Entwicklungsprozesses gewährleistet.

Auch mit Hilfe des Internets ist es möglich, dass die BürgerInnen und die Unternehmen der Gemeinde Sand in Taufers in das Verwaltungshandeln einge-bunden werden, über Neues und Aktuelles aus der Gemeindeverwaltung informiert werden und Informationen, sowie Formu-lare herunterladen können (www.sand-in-taufers.com).

Mitsprache: Um den Wirtschaftstrei-benden von Sand in Taufers die Möglichkeit zu geben, sich durch konkrete Wünsche und Anregungen an der Ausarbeitung des Leader-Plus Weiterbildungsangebotes zu beteiligen, wurde im Jahre 2003 eine Frage-bogenaktion durchgeführt. Das Ergebnis der eingegangenen und ausgewerteten Daten bildete die Basis für die Erstellung des Weiterbildungsprogramms.

Mitsprache der Bürger

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Entscheidung durch Gemeinderat und Gemeindeausschuss: Unter Berück-sichtigung der Bürgermeinung wird ein Projekt von den zuständigen Gremien in der Gemeindeverwaltung verabschiedet. Damit alle Interessengruppen ihren entspre-chenden Beitrag leisten können, wird eine Entscheidung mit der notwendigen Zeitvor-gabe beschlossen.

Einweihung und Zielüberprüfung: Nach der Entscheidung werden Projekte aufgrund der entsprechenden Vorgaben umgesetzt. Bei Projektabschluss wird das Ergebnis auf die Zielvorgabe geprüft und in manchen Fällen mit einer öffentlichen Einweihung, unter Beteiligung der Bürge-rInnen, seiner Zweckbestimmung überge-ben. Im Rahmen dieses Prozesses können die BürgerInnen sich in verschiedener Form einbringen beziehungsweise Informationen einholen.

Honoration und Mitteilungen: Regel-mäßig verschickt die Gemeindeverwal-tung an bestimmte Zielgruppen (Geburten, Geburtstage, Vollendung eines runden Geburtstages.) Glückwunschkarten. Der Bürgermeister oder die Vizebürgermeiste-rin gratulieren den Bürgern zum 80., 85., 90., 95. und 100. Lebensjahr bei einem Hausbe-such persönlich zum Geburtstag. Bei Voll-endung des 18. Lebensjahres erhalten die Jugendlichen neben einer Bibel auch einen Bildungsgutschein von Seiten der Gemein-deverwaltung.

Als weiteren Bürgerservice verschickt die Gemeindeverwaltung an die Bürger eine Mitteilung, um sie auf den Verfall Ihres Personalausweises aufmerksam zu machen.

In den 90er Jahren wurde in wesent-lichen Angelegenheiten die Bevölkerung

als direktdemokratisches Organ mit einbe-zogen. Die Beschlüsse müssen nach den rechtlichen Vorschriften (Gemeindeaus-schuss und Gemeinderat) erfolgen, doch die Meinung der Bevölkerung wird gehört, diskutiert und im Entscheidungsfindungs-prozess maßgeblich berücksichtigt.

Im Landessozialplan ist die Bürger- und Betroffenenbeteiligung verankert. Zudem sollen soziale Vorhaben über die Erhebungen und Analysen mit den BürgerInnen durch-geführt werden. Dieser Gedanke wird durch die Errichtung von entsprechenden Institu-tionen von Seiten der Gemeindeverwaltung unterstützt. Die Gemeinde Sand in Taufers bekennt sich zu diesen Grundsätzen und arbeitet seit Jahren an deren Umsetzung.

Nur eine durchdachte interne Orga-nisation kann den Anforderungen der BürgerInnen mit all ihren demokratischen Möglichkeiten gerecht werden. Bürgerver-sammlungen, Sprechstunden, bürokratische Abwicklungen, Einbringung und Behand-lung von Themenschwerpunkten gehören in der heutigen Zeit dazu. Diese Vorgehens-weise hat die Gemeindeverwaltung veran-lasst, über die Organisation nachzudenken und eine darauf aufbauende Organisations- und Personalentwicklung zu erarbeiten, die im Dezember 2006 in Zusammenarbeit mit Experten entstanden ist.

Aus einer klassischen bürokratischen Verwaltung mit wenig eigenständigen Mitarbeitern hat sich eine Struktur entwi-ckelt, die auf allen Ebenen mit Verantwor-tung und Kompetenzen ausgestattet ist. Konflikte sind zu konstruktiven Problem-lösungsprozessen umgewandelt worden. Die Potentiale der Mitarbeiter konnten sich somit auch mehr entfalten. Das Arbeits-

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klima hat sich verbessert und wird damit auch im Außenkontakt zu BürgerInnen und BesucherInnen offenbar. Die Entwicklung war eigentlich schon lang im Gange, jedoch noch nicht für jeden offenbar und verständ-lich. Im Rahmen dieses Projektes ging es darum, diese Realitäten offen zu legen und transparent zu machen. Dies wurde dadurch erreicht, dass Prozessabläufe erstellt und die einzelnen Stellen beschrieben und deren Stellvertretung geregelt wurde. Auch die Pflege und Aktualisierung der Organisation wurde aufgebaut.

Für die Umsetzung des Projektes wurden vor allem neue und erprobte Kommunikationsmittel und eine entspre-chende Computersoftware eingeführt. (Besprechungen, Sitzungskalender, vernetztes Outlook-Programm). Bereits vorhandene und bewährte Programme und Methoden sind eingebunden worden, so dass ein ganzheitliches Kommunikationssy-stem entstehen konnte. Neben dem Auf- und Ausbau der Organisation wurden der Schu-lungsbedarf und die soziale Kompetenz der MitarbeiterInnen analysiert und Einzelthe-men nach Prioritäten behandelt. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sind in Maßnah-mepaketen festgelegt worden, beziehungs-weise befinden sich in Umsetzung.

Corporate Identity: Mit der Realisie-rung der neuen Organisation wurde auch das Erscheinungsbild der Gemeinde in einem Corporate Identity überarbeitet. Das neue Erscheinungsbild der Gemeinde sieht eigene Logos für die unterschied-lichen Bereiche der Gemeindeverwaltung vor. Dies spiegelt sich in der Brieffamilie, verschiedenen Kennzeichnungen sowie bei Info-Materialien wieder. Alle Logos sind in ihrer grafischen Aufmachung, wie nach-stehend ersichtlich, miteinander verwandt und haben als Zeichen einen Bezug zu ihrer Struktur.

„Der komplette Entwicklungsprozess ist auch unter Berücksichtigung der Bürgermeinung entstanden und wird weiterhin so vorangetrieben. Nur so werden Veränderungen akzeptiert, breit mitgetragen und finden in der gesamten vernetzten Entwicklung ih-ren Platz“, sagt Bürgermeister Innerbichler, dem

die Kommunikation ein wichtiger Aspekt seiner Tätigkeit für die Gemeinde ist.

Bürgerinformation – Notwendigkeit der Veränderung: Dabei gilt es, über den Ist-Zustand ausführlich zu informieren. Dies wird in der Regel von einem zuständigen, eigenen oder externen Experten getan. Nur eine klare Sicht der Ausgangslage kann eine Veränderung rechtfertigen.

Bürgerinformation – Aufzeigen von Alternativen: Aus der Analyse des Zustandes werden Alternativen mit ihren Vor- und Nachteilen dargestellt und zur Diskussion gestellt.

Bürgermeinung und Diskussion – Die Stellungnahmen der Bürgerinnen und

Marktgemeinde Sand in Taufers Comune di Borgata Campo Tures

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Bürger, Vertreter verschiedener Interes-sengruppen und Vereine werden gehört, gesammelt und bei der Entscheidungsfin-dung berücksichtigt.

Es bieten sich viele Möglichkeiten zum Informationsaustausch zwischen Bürgern und Verwaltung:¯ Bürgerversammlung,¯ Veröffentlichung der Beschlüsse des

Gemeinderates und des Gemeindeaus-schusses, Berichte über Versamm-lungen,

¯ Stellungnahmen von Arbeitskreisen, Institutionen, Interessensgruppen,

¯ Diskussionsrunden,¯ Web-Seite der Gemeinde Sand in

Taufers mit Email-Adressen,¯ direkte Telfonnummern der Gemein-

debediensteten – veröffentlicht in der Gemeindezeitung „Tauferer Bötl“ und auf der Web-Seite,

¯ Sprechstunden (ein Großteil der poli-tischen Vertreter bieten Sprechstunden an),

¯ Bürgermeistersprechstunde – nahezu täglich von 10.00 bis 12.00 Uhr,

¯ fachspezifische Vorträge,¯ Pressespiegel,¯ Vereinsversammlungen und Vereins-

schriften,¯ Stammtische,¯ öffentlicher Kontakt zu Ämtern,¯ Berichterstattung in der Gemeindezei-

tung „Tauferer Bötl“,¯ Fragebogenaktionen

Ein konkretes Beispiel war die Entwick-lung des „Tourismusleitbildes für Sand in Taufers. Unter der Moderation der ETB Edinger Tourismusberatung, wurde ein Arbeitkreis von mehr als 20 Personen gebil-det. Die Teilnehmer kamen aus folgenden Bereichen:¯ Gemeindevertreter,¯ Hotellerie und Gastgewerbe,¯ Kaufleute,¯ Landwirte,

¯ Industrie,¯ Handwerk,¯ Privatpersonen,¯ Tourismusverein.

Im Laufe von eineinhalb Jahren hat sich der Arbeitskreis periodisch getroffen, eine Standortanalyse erarbeitet, Trends und Tendenzen herausgearbeitet, die Chan-cen und Gefahren bewertet, Ziele für die touristische Entwicklung erarbeitet, sowie Maßnahmen und Projekte verabschiedet. Zwischen den Treffen der Arbeitsgruppe haben sich die Teilnehmer Impulse, Stel-lungnahmen und Informationen quer durch alle Bereiche und Schichten der Bevölkerung geholt und in ihre Arbeit mit eingebunden.

Am Ende stand im November 2007 ein fertiges Konzept, das weit über den rein touristischen Anspruch hinaus wirkt. Dies wurde im Rahmen einer Bürgerversamm-lung der Öffentlichkeit in seiner Gesamtheit vorgestellt. Dieser Abschluss war gleichzei-tig der Startschuss zur Umsetzung.

Die Erkenntnis aus der Arbeit war, dass Sand in Taufers touristisch zwar stagniert, aber alle Chancen in Umwelt, Natur, Kultur und Freizeit hat und nur über die Gesamt-beteiligung der BürgerInnen den Touris-mus ankurbeln kann. Dabei gilt es, die gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen Aspekte zu berücksichtigen. Nur einge-bettet in dieses gesamte Netzwerk hat der Tourismus in Sand in Taufers wieder eine Chance. Als wirtschaftlicher Motor braucht der Tourismus auch die Identität und Betei-ligung der BürgerInnen, diese wiederum brauchen den Tourismus für ein „lebens-wertes“ Sand in Taufers. Ein Konzept ist ein Standpunkt und Basis für die Weiterentwick-lung. Die eigentliche Umsetzung hat mit der Präsentation begonnen. Alle sollen künftig mitwirken, wie aus dem Zitat der Vorstel-lungsbroschüre ersichtlich ist: „Jeder in der Gemeinde kann seinen Beitrag leisten um Sand in Taufers als liebenswerte und lebens-werte Heimat zu erhalten und als Ferienort mit hohem Erholungswerte zu gestalten.“

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Erstmals erhält auch eine Fraktion ein eigenes Leitbild. Seit 2007 setzt sich eine Kommission in der Fraktion Mühlen inten-siv mit den Themen Weiterentwicklung und Zukunftsplanung auseinander. Mit dem Leitbild sollen Rahmenbedingungen für die nächsten Jahre festgeschrieben werden. Das Projekt wird von der Gemeinde nachhaltig unterstützt und gefördert.

Die Kommunikation der Bürger mit Politikern und Behörden ist bereits durch die örtliche Nähe gegeben und findet eigentlich permanent statt. Zufällig auftre-tende oder vereinbarte Treffen werden beid-seitig gelebt und gepflegt. Viel ungeplante Kommunikation entsteht im Vereinsleben, nach der Arbeit oder nach Veranstaltungen. Dieser Austausch wird von den Politikern und Behörden gefördert. Dadurch ist man ständig sehr nahe am Puls der Bevölkerung und es werden viel öfter offene Meinungen kundgetan und innere Antriebe freigesetzt.

Natürlich bietet Sand in Taufers den Bürgerinnen und Bürgern auch die bereits erwähnten organisierten Angebote und Möglichkeiten in Kommunikation zu treten. Mindestens einmal jährlich findet eine Bürgerversammlung statt. Zudem werden auch kurzfristige Bürgerversammlungen organisiert.

Viel Wert legt die Gemeindeverwal-tung auf eine umfassende Information der Bürgerinnen und Bürger. Nur so kann ein konstruktiver Meinungsaustausch entste-hen. In der Verteilung der Informationen sind die Medien, die Gemeindezeitung „Tauferer Bötl“, das Internet und gezielte Informationsschreiben an die unterschied-lichsten Interessengruppen die wichtigsten. Aber auch über die verschiedenen Kommis-sionen und Arbeitsgruppen, die sich mit Themen wie Verkehr, Jugend, Menschen mit Behinderung, Leitbild, Landwirtschaft und andere mehr beschäftigen, werden Informa-tionen an die BürgerInnen transportiert.

Aufgrund geregelter Sprechstunden mit Bürgermeister und Referenten kann jeder Bürger mit den zuständigen Politikern

Kontakt aufnehmen und seine Anregungen abgeben.

Die gezielte Aufnahme der Kommu-nikation des Bürgers mit den Behörden ist aufgrund klar mitgeteilter Öffnungszeiten und Zuständigkeiten möglich und wird gerne genutzt, nicht zuletzt weil auch das Gemeindepersonal auf eine konstruktive Kommunikation mit den Bürgern geschult wurde.

Die zahlreichen Vereine tragen intern in ihrer Mitgliedschaft, sowie nach außen dazu bei, dass die Dorfgemeinschaft zusammen-steht und wächst und dass Kommunikation stattfindet und gefördert wird.

Es gibt auch auch zahlreiche Eigenini-tiativen der Bürger selbst, die sich zusam-menschließen und gezielt den Austausch untereinander, sowie mit Behörden und Politik suchen.

Viele Projekte, Vorhaben und Initiati-ven der Gemeinde Sand in Taufers wurden von Beratern begleitet, die zum Teil aus der Gemeinde stammen oder extern hinzuge-zogen wurden. Gleichwie, auch das sind Belege für das hohe Maß an Mitbestim-mung. So entstanden die zahlreichen Wanderwege, der Klettersteig, Radwege, die Kulturmeile, der Energiepfad, aber auch das Kaufleuteprojekt und vieles andere mehr mit Unterstützung von interdisziplinären Expertenteams. Was direkte Heimatkunde, Ortskundigkeit und Verbundenheit betrifft, sei erwähnt, dass die Gemeinde Sand in Taufers eine Vielzahl von eigenen Fachleu-ten hat, die sich in nahezu allen Projekten eingebracht haben. Beispiele gibt es auch dafür genügend:

Der externe Expertenbeirat für die Abgabe von Gutachten und fachlicher Beratung des Gemeindeausschusses bei der Behandlung von Anträgen zur Beset-zung öffentlicher Flächen und Plätze mit folgenden Mitgliedern:¯ Arch. Dr. Thomas Duregger,¯ Arch. Dr. Kurt Egger,¯ Rudi Viehweider.

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Die Arbeitsgruppe zur Ausarbeitung von Vorschlägen zum Thema Ensemble-schutz mit folgenden Mitgliedern:¯ Bürgermeister Helmuth Innerbichler,¯ Gemeindereferentin Dr. Petra Thaler,¯ Gemeinderat Dr. Günther Früh,¯ Gemeinderat Ernst Mairhofer,¯ Gemeinderat Wilhelm Mairl,¯ Externerer Berater Arch. Dr. Johann

Schwärzer.¯ Die Verkehrskommission mit folgenden

Mitgliedern:¯ Gemeindereferent Haidacher Christof,¯ Gemeinderat Erwin Ausserhofer,¯ Gemeinderat Christof Mutschlechner,¯ Gemeinderätin Dr. Elfriede Steger,¯ Gemeinderat Laurentius Eder,¯ Gemeinderat Herbert Seeber,¯ Gemeinderat Dr. Günther Früh.¯ Der Sozialsprengelbeirat der Bezirks-

gemeinschaft Pustertal. Als Vertreter der Gemeinde Sand in Taufers ist zu nennen:

¯ Gemeinderat Laurentius Eder

Die Arbeitsgruppe für das Leitbild Mühlen bestehend aus nachfolgenden BürgerInnen der Fraktion Mühlen:¯ Barbara Unterhofer,¯ Robert Forer,¯ Rudi Viehweider,¯ Karl Weger,¯ Andreas Innerhofer,¯ Jakob Unterhofer,¯ Norbert Abfalterer,¯ Stefan Innerhofer.

Ziel des Leitbildes Mühlen ist die wirt-schaftliche und kulturelle Aufwertung des Dorfes mit dem Schwerpunkt der Verkehrs-beruhigung.

Innerhalb des Leader-Plus-Projektes „Tourismuswerkstatt Tauferer Ahrntal“ wurden folgende Experten zu folgenden Themen zu Rate gezogen:¯ Impulsvortrag von Erich Falkenstei-

ner, Falk Tours, zum Thema: „Die touristische Destination Südtirol –

Anforderungen an Betriebe, Orte und Verbände“

¯ Impulsvortrag der Frau Jeanette Huber, Zukunftsinstitut Kelkheim, zum Thema: „Die Zukunft des Tourismus“

¯ Impulsvortrag von Dr. Simon Gspan, Partner und Geschäftsführer der ETB Edinger Tourismusberatung GesmbH, Innsbruck-Wien zum Thema: „Klima-wandel und Tourismus“

¯ Impulsvortrag von Mag. Rainer M. Hammerle, MBA MES Text- und PR Agentur, Hall in Tirol zum Thema: „Aktiv verkaufen: So punkten Sie bei Gästeanfragen“

¯ Impulsvortrag von Dr. Simon Gspan, Partner und Geschäftsführer der ETB Edinger Tourismusberatung GmbH, Innsbruck-Wien, zum Thema: „Welchen wichtigen Veränderungen im Tourismus muss besonderes Augen-merk geschenkt werden: Wellness – Rettung oder Falle“

¯ Impulsvortrag von Alois Häusler, Senior Consultant der ETB Edinger Tourismusberatung GesmbH, Inns-bruck-Wien zum Thema: „Wo stehe ich mit meinem Betrieb? Erfolgreich selbst einen Unternehmenscheck durchfüh-ren; Kennzahlen – statistische Spiele-reien oder strategische Grundlage?“

Viele Veranstaltungen, kultureller, kulinarischer und typisch regionaler Tradi-tion sind von den Bürgern, Vereinen und Gemeindenvertretern gemeinsam abge-halten worden. Man denke an kirchliche Festtage mit Prozessionen, an Konzerte der Musikkapellen und Chöre, an die traditio-nellen „Kirschta Michl“-Feste, die Tauferer Straßenküche, Jugend- und Familienfeste, landwirtschaftliche Veranstaltungen und vieles andere mehr. Dies hat dazu geführt, dass Sand in Taufers eine sympathische, attraktive und typisch „pustertalerische“ Gemeinde ist.

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Die einzigartige Bergwelt, die Almen zu Füßen der Dreitausender, die Auen entlang der insgesamt 68 Fluss- und Bach-läufe, elf kristallklare Seen, über 4000 Hektar landwirtschaftliche Kulturflächen, ausge-dehnte 6000 Hektar Wälder und gepflegte Siedlungsräume sind ein kostbares Faust-pfand der Gemeinde Sand in Taufers. Sie zu erhalten und zu schützen, gehört zu den wichtigsten Aufgaben des 21. Jahrhunderts. Der sorgsame Umgang mit der Umwelt, der sensible Auftrag, möglichst alle Menschen für diese Umwelt zu gewinnen und die poli-tische Herausforderung, tragbare Voraus-setzungen für den Schutz der Umwelt zu schaffen, hat die Gemeindeverwaltung nachdrücklich angenommen.

Sand in Taufers ist in der näheren und weiteren Umgebung von über 80 Bergen umgeben, deren Gipfel jenseits der 3000-Meter-Marke liegen. Vor dem erstaunten Betrachter eröffnet sich die grandiose Bergwelt der Zillertaler Alpen, der Vene-diger-Gruppe, der Durreck-Gruppe und der Rieserferner-Gruppe. Unterschiedliche Klimazonen erstrecken sich vom niedrigsten Punkt in Sand in Taufers auf 838 Meter Meereshöhe bis zum Gipfel des Hochgall, der in der Permafrost-Region mit 3436 Metern den höchsten Punkt des Gemeinde-gebietes bildet. Eine empfindsame Gegend ist diese Natur- und Kulturlandschaft und

leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Jedem Erschließungsgedanken steht daher die Überlegung des Schutzes von Land-schaft, Wald und Natur voran. Für alle infra-strukturellen Planungen gilt das gleiche.

Gemeindeverwaltung, Förster, Lehrer und Landwirte übernehmen eine wichtige Rolle bei den Sensibilisierungskampagnen. Dass Kinder schon in der ersten Grund-schulklasse mit Mitarbeitern der Forst-behörde den Wald besuchen, um dort die Natur zu erleben, ist nur ein Beispiel für einen möglichst sorgsamen Umgang mit einer nur schwer reparablen Ressource.

Die komplette Energiewirtschaft von Sand in Taufers, Lehrpfade und Wander-wege sowie touristische Angebote werden unter Berücksichtigung der Kulturland-schaft geplant und realisiert. Dabei sind die Erhaltung von Wald, Natur und Kultur das oberste Gebot. Zum Schutz von Flora und Fauna sind zahlreiche Naturschutzgebiete und Biotope entlang der Ahr entstanden und werden als schützenswerte „Ahrauen“ nach-haltig betreut. Wo der Naturpark „Rieserfer-ner Ahrn“ in Rein in Taufers endet, beginnt nahtlos der Nationalpark „Hohe Tauern“ und geht als Region im österreichischen Staatsgebiet weiter. Der Naturpark „Rieser-ferner Ahrn“ wird eigenständig geführt und geschützt. Die Einzigartigkeit der Bergwelt in diesem Naturpark wird Interessierten im

17 Umweltschutz beginnt überall

Fit in allen Klimazonen und in vielen relevanten Bereichen

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Naturparkhaus im Dorfzentrum von Sand in Taufers nähergebracht, mit dem Ziel auch hier eine intensive Sensibilisierungs-kampagne zum Schutz der Landschaft zu erreichen. 30 000 Besucher im Jahr besu-chen dieses interessante Haus mit seinen vielen Sonderausstellungen. Was man dort an Lehrreichem und Wissenswertem sieht, kann binnen weniger Minuten direkt und in freier Natur bewundert werden.

Die Gemeinde Sand in Taufers ist Mitglied des internationalen Klimabünd-nisses. Das ist ein Zusammenschluss euro-päischer Städte und Gemeinden, die eine Partnerschaft mit indigenen Völkern der Regenwälder eingegangen sind.

„Die Partner in diesem weltumspan-nenden Bündnis verbindet die ge-meinsame Sorge um das Weltklima. Um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, wird auf das Engagement und die Vielfalt der lokalen Ebene gesetzt. Das Klima-Bündnis will den Erhalt des globalen Klimas erreichen. Dazu gehö-ren die Verringerung der Klima schä-digenden Emissionen auf ein nachhal-tiges Niveau in den Industrieländern im Norden und der Schutz der Regen-wälder im Süden des Planeten“, heißt es im Leitbild des Klimabünd-nisses Südtirol.

Seit 1990 sind dem europäischen Klimabündnis fast 1500 Städte, Gemein-den und Landkreise in Europa beigetre-ten. Die Kommunen arbeiten umfassende Klimaschutzstrategien aus und ergreifen vielfältige Maßnahmen zu ihrer Umset-zung, vor allem in den Bereichen Energie und Verkehr. Klimaschutz beginnt für das Klimabündnis im direkten Einflussbereich der Kommune und umfasst eine weit über die Pflichtaufgaben hinausreichende Zusam-menarbeit mit Bürgerinnen und Bürgern, Verbänden und Unternehmen. Koordiniert wird das Klimabündnis von der Europä-ischen Geschäftsstelle in Frankfurt am Main, unterstützt von nationalen und regionalen Koordinations- und Kontaktstellen.

Die Mitglieder des Klimabündnisses verpflichten sich zu einer kontinuierlichen Verminderung ihrer Treibhausgasemis-sionen. Ziel ist es, alle fünf Jahre die CO2 -Emissionen um zehn Prozent zu reduzie-ren. Dabei soll der wichtige Meilenstein einer Halbierung der Pro-Kopf-Emission (Basisjahr 1990) bis spätestens 2030 erreicht werden.

„Der Beitritt zum Klimabündnis war einer der ersten und ganz wichtigen Schritte in der Umweltpolitik der Ge-meinde. Das heißt aber nicht, dass da-vor niemand an die Umwelt und deren

Umwelt

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Schutz gedacht hat. Denn beispiels-weise die Voraussetzungen dafür, dass heute 98 Prozent unserer Gewässer ge-trennt und geklärt sind in Regenwas-ser und Schmutzwasser, waren frühe Maßnahmen, ebenso wie auch die ge-trennte Müllsammlung“, erklärt Bürgermeister Innerbichler.

Im Jahre 2001 wurden der Recycling-hof und die Kompostieranlage baulich und organisatorisch zusammengelegt. Der damals umgebaute Recyclinghof nahm dann am 2. Januar 2002 seinen Betrieb auf. Mit dieser Anlage konnte die Gemeindeverwal-tung der Allgemeinheit danach noch bessere Dienstleistungen anbieten. Die Öffnungs-zeiten wurden sehr großzügig gestaltet. Jedem Bürger bietet sich somit die Möglich-keit, seine Wertstoffe und den Bioabfall im Bringsystem zu entsorgen. Recyclinghof und Kompostieranlage werden von der Bevölke-rung aus Sand in Taufers geschätzt und gut angenommen. Die biologische Verwertung der Abfälle im Recyclinghof wird mit dem Einsatz von „EM“-Kulturen optimiert.

„EM“ ist die abkürzende Bezeichnung für „Effektive Mikroorganismen“, die der japanische Professor Teruo Higa vor rund 25 Jahren entdeckte. Diese Mikroorganis-men sind eine Kombination aus Milch-säurebakterien, verschiedenen Hefen und fotosynthetisierenden Bakterien. Sand in Taufers gehört zu den Anwendungspionie-ren auf dem Gebiet von EM und setzt es für die Kompostierung ein. Der angelieferte Kompost wird dabei regelmäßig mit dem so genannten EMa besprüht. Zu hohe Flüs-sigkeitsgehalte werden vermieden, indem Gesteinsmehl eingebracht wird. Das Mehl aus mineralischen Komponenten dient den Mikroben durch die große Oberfläche als Besiedlungsfläche. In der Folge bildet sich aus den Abfällen natürlich und vergleichs-weise schnell Kompost. Der Einsatz von EM ist in Sand in Taufers zu einer nicht enden wollenden Erfolgsgeschichte geworden. Mit Bussen reisen Interessierte aus halb Europa

an, um die Anlage und die Wirkung von EM zu besichtigen und sich über die Einsatz-möglichkeiten aufklären zu lassen. Häufig wird in der Gemeinde auch von „EM-Tou-rismus“ gesprochen.

Zwischengemeindliche Zusammenar-beit und Betriebsorganisationen im Bereich der Müllentsorgung und Müllvermeidung werden von der staatlichen, der regionalen und der Landesgesetzgebung zusehends stärker gefördert. Die Gemeindeordnung widmet dieser Form der Ausführung öffent-licher Dienste einen eigenen Abschnitt. Die Gemeinde Sand in Taufers beteiligt sich gleich an mehreren übergemeindlichen Körperschaften:

¯ Bezirksgemeinschaft Pustertal (Sozi-aldienste, Müllentsorgung): Die Bezirksgemeinschaft fördert den sozi-alen, kulturellen und wirtschaftlichen Fortschritt unter Wahrnehmung der Umweltaufgaben. Sie führt diverse Sozial- und Gesundheitsdienste sowie die Bezirksmülldeponie und des Kompostwerk. Außerdem führt sie verschiedene Abfallsammel- und Entsorgungsdienste und bietet einen Umweltberatungsdienst an.

¯ ARA Pustertal AG: Die Hauptaufgabe der Gesellschaft sind die Sammlung und Reinigung der Abwässer des Einzugsgebietes der Mitgliedsgemein-den, sowie die Entsorgung des Klär-schlammes. Zielsetzung beziehungs-weise der Zweck des Konsortiums ist die Führung des einheitlichen Abwas-serdienstes im Sinne des Art. 5 des L.G. 18.06.2002, Nr. 8 und die Abwicklung der darin aufgelisteten Aufgaben.

¯ Konsortium WEG Wassereinzugsge-

biet der Etsch: Seine Aufgabe besteht in der Verwaltung des Zusatzzinses, der von den Konzessionären von großen Wasserableitungen zur Erzeugung elektrischer Energie zu entrichten ist.

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¯ „Öli“-System: Im Jahr 2005 wurde am Recyclinghof das unter dem Namen „Öli-System“ bekannter Sammelsy-stem eingeführt. Die Gemeinde Sand in Taufers ist die erste Gemeinde im Pustertal, die ihre Sammlung der Alt- und Bratfette der privaten Haushalte über dieses System organisiert. Die Gemeindeverwaltung hat im Frühjahr 2005 rund 1.500 Behälter angekauft und mit der Sammlung begonnen. Mittlerweile wurde von nahezu jedem Haushalt dieser Behälter im Recy-clinghof abgeholt. Gesammelt werden gebrauchte Frittier- und Bratfette, Öle von eingelegten Speisen, Butter- und Schweineschmalz, verdorbene und abgelaufene Speiseöle- und fette.

¯ Sammlung von Styropor und Kunststoffbehältern: Seit Mitte des Jahres 2006 besteht die Möglichkeit, im Recyclinghof Styropor (Verpackungen bei Elektrogeräten) sowie Kunst-stoffbehälter abzugeben. Gesammelt werden: Verpackung aus Kunststoff (Styropor), Kunststoffbehälter bis zu 10 Liter wie Kunststoffflaschen (PET), Waschmittel- und Reinigungsflaschen aus Kunststoff, kleine Kanister aus Kunststoff, andere Flüssigkeitsbehäl-

ter aus Kunststoff. Dies ist ein zusätz-licher Beitrag zum Schutz der Umwelt und die Restmüllmenge wird auf diese Weise weiter reduziert.

Interessant ist, dass die eingesetzten finanziellen Mittel für Umweltmaßnahmen im Gemeinde-Haushalt in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen sind. Doch das ist leicht erklärt. Weil die großen Inve-stitionen bereits getätigt wurden, wird jetzt folgerichtig weniger Geld benötigt.

In allen Fraktionen, Sand, Mühlen, Kematen, Ahornach und Rein wurde der gleiche Standard für Mülltrennung, Recy-cling, Wasser und Abwasser sowie für die Sauberkeit im Dorf geschaffen. Die Sensibi-lisierung beginnt heute schon in den Kinder-gärten und Schulen durch gezielte Projekte und aktives Lernen.

Selbst der Naturbadeteich ist letztlich ein Projekt im Sinne der Umwelt. Schwimm-spaß, Erholung, Sport und Entspannung in einer natürlichen Umgebung – das gibt es anderswo zwar auch, doch die Anlage in Sand in Taufers ist einzigartig in Italien. Die Idee dazu stammte vom damaligen Sport-referenten. Für die Projektierung zeich-net das Architekturbüro Ecker/De Monte verantwortlich. Um die Wasserqualität aufrecht zu erhalten, werden einerseits die

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Selbstreinigungskräfte natürlicher Gewäs-ser ausgenutzt. Andererseits wird das Teichwasser in einem geschlossenen Kreis-lauf durch eine Pflanzenfilteranlage geführt. Diese besteht aus Wasserpflanzen und einem feinkörnigen Bodenmaterial. Zusätz-lich werden effektive Mikroorganismen (EM) als Ersatz von Chemie eingesetzt. Der Naturbadeteich besitzt eine Gesamtwas-serfläche von 4500 Quadratmeter. Davon entfallen 2250 Quadratmeter auf den Rege-nerationsbereich und die andere Hälfte auf die Schwimm- und Kleinkinderbereiche.

„Es gibt sehr viele Ansätze für aktiven Umweltschutz und die Gemeindever-waltung ist bemüht, den hohen Anfor-derungen, die wir an uns selbst stellen und die von außen an uns gestellt wer-den, gerecht zu werden. Doch Umwelt-schutz betrifft uns alle. Er beginnt bei jedem Einzelnen. Deshalb kann ich nur alle Bürgerinnen und Bürger bitten und auffordern, mitzuhelfen, mitzuarbeiten und alles dafür zu tun, damit unsere Gemeinde nicht nur so bleibt wie sie ist, sondern dass sich die Dinge posi-tiv weiterentwickeln. Wir dürfen nicht vergessen, dass nur rund ein Prozent von 16 386 Hektar Gemeindefläche bebaut sind. Der Rest besteht also zu großen Teilen aus hoch sensiblen, an-greifbaren und unbedingt schützens-werten Flächen in allen Klimazonen. Es gibt somit nichts, was nicht wichtig und beachtenswert wäre“, sagt Bürgermeister Innerbichler.Da passt ein interessantes Konzept

nur allzu gut in das Umweltbild, das Sand in Taufers abgibt. „Wandern ohne Auto“ heißt ein Projekt des Alpenvereins Südtirol. Und die AVS-Sektionen Sand in Taufers und Ahrntal haben in einer bemerkenswerten Gemeinschaftsaktion als erste Sektionen in Südtirol dieses Projekt umgesetzt. Es wurden zwei rucksackgerechte Wanderfüh-rer veröffentlicht – einer für den Sommer und ein zweiter für den Winter – mit denen es möglich ist, ausgedehnte Wanderungen zu unternehmen und dabei gänzlich auf das private Auto zu verzichten. Sowohl die Ausgangs- als auch die Endpunkte der jeweils 23 Sommer- und Wintertouren sind nämlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.

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63 so genannte Beobachtungsstellen für den Verkehr gibt es in Südtirol. Damit werden das Verkehrsaufkommen, die Verkehrsdichte, Spitzenzeiten und Durch-schnittswerte landesweit an neuralgischen Punkten ermittelt. Eine dieser Beobach-tungsstellen steht in Mühlen in Taufers. Die Ergebnisse aus dem Jahr 2007 von dort sind bemerkenswert. 9952 Fahrzeuge passier-ten 2007 durchschnittlich am Tag die Zähl-stelle, in den Nächten 2006 waren es 1574. Im Sommer 2007 wurden bis zu 13 198 Fahrzeuge täglich gezählt und 9678 im Winter 2006. Der Nachtverkehr am gesam-ten Fahrzeugaufkommen betrug immerhin 19,3 Prozent. Das sind Zahlen, die recht eindrucksvoll belegen, wie stark der Indi-vidualverkehr durch die Gemeinde Sand in Taufers fließt.

„Verkehr ist – bedingt durch die weiter zunehmende Mobilität jedes Einzelnen – überall ein großes Problem und der Verkehr wird immer stärker. Doch mit Maßnahmen zur Eindämmung des Verkehrsaufkommens und zur Verbes-serung der Lebensqualität der Bevöl-kerung, kann man die Entwicklung in bestimmten Bereichen steuern“, sagt Bürgermeister Helmuth Innerbich-

ler. Tatsächlich bemüht sich die Gemeinde Sand in Taufers intensiv und in allen Frak-

tionen, das Thema Verkehr zu bearbei-ten. Mit Erfolg, wie sich durch einzelne Projekte, Maßnahmen und die Vernetzung im Verkehrskonzept belegen lässt. Doch die Herausforderung wird bleiben, so lange sich Verkehr in dem gegenwärtigen Umfang weiter entwickelt.

Sand in Taufers war immer schon das Zentrum des Tauferer Ahrntals. Veranstal-tungen, Märkte und Versammlungen waren Anziehungspunkte für Menschen von über-all her. Das bedeutete schon in der frühen Dorfentwicklung Verkehr. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich dann mit Rasanz der Tourismus. Das bedeutete weiteren Verkehr. Tagesgäste, Urlauber und die Bevölkerung stellten die Entwicklung der Gemeinde irgendwann auf eine harte Probe. Der renommierte Verkehrsplaner Prof. Dr. Bernhard Winkler, in Sand in Taufers gebo-ren und in München lebend, entwickelte ein Projekt zur Verkehrsberuhigung seiner Heimatgemeinde. Moderne Erkenntnisse der Verkehrspsychologie, technische Lösungen und die Vorstellungen der BürgerInnen prägten dieses Konzept, an dem seit über zehn Jahren immer weiter gearbeitet wird. Eine siebenköpfige Verkehrskommission begleitet diesen Weg intensiv und befasst sich mit ständig neuen Entwicklungen und weiteren großen Herausforderungen.

18 Verkehr lässt sich steuern

Ein Konzept, das für Bewegung sorgt und allzu viel Bewegung vermeidet

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„Alle Entscheidungen zum Verkehr und zur Mobilität sind immer unter dem Aspekt der Lebensqualität abzu-wägen. Klar ist für uns: Vorfahrt hat der Schwächste. Also kommen zuerst die Kinder, Menschen mit Behinderung und ältere Menschen, dann kommt der motorisierte Verkehr und schließlich der Schwerverkehr“, erläutert Verkehrsreferent Christof

Haidacher. Vor diesem Hintergrund verfolgt das Verkehrskonzept der Gemeinde konse-quenterweise den Zweck, den motorisierten Verkehr einzuschränken und Fahrradfahrer und Fußgänger zu fördern. Der gesamte Dorfkern wurde mit dem Verkehrsberu-higungskonzept von Bernhard Winkler durch künstliche Barrieren so angelegt, dass man keine „Runden“ mehr fahren kann und dennoch jedes Gebäude mit dem Auto erreichbar ist. Ist das Auto aber erst einmal abgestellt, führen die Barrieremaß-nahmen dazu, dass man im Dorfzentrum zu Fuß jeden Ort schneller erreichen kann als motorisiert. Das Konzept ist umgesetzt und wird ständig aktualisiert und den neuen Anforderungen angepasst. Nachttaxis, der Skibus, die Schülerbusse, der Ausbau von Rad-, Wander- und Spazierwegen, organi-sierte Schülerlotsen, das Citybus-Konzept, die Dorfpolizei oder die Parkraumbewirt-schaftung haben im Laufe der Jahre dafür

gesorgt, dass mit immer neuen Maßnahmen die ursprüngliche Ideen weiter entwickelt worden ist.

Heute sind die Verantwortlichen bemüht, die Wohngebiete und auch den Dorfkern allgemein vom Verkehr zu entla-sten. Der Bau der Tiefgarage und die Parkraumbewirtschaftung waren so gesehen wichtige Schritte für das Dorfzentrum von Sand. Denn das Ziel war es, die von Dauer-parkern belegten Stellplätze für Kunden der Geschäfte und Bars frei zu bekommen. In der Tiefgarage mit 167 Stellplätzen sind die ersten zweieinhalb Stunden Parken kosten-los. Das ist einer der Gründe, warum sie angenommen wird. Gleichzeitig wurden in Sand in Taufers auch die „blauen“ Zonen mit Parkraumbewirtschaftung eingeführt. Die Geschäftswelt des Dorfes einigte sich mit der Gemeinde-Verwaltung darauf, dass man während der ersten 25 Minuten gratis parken kann. 2008 wurde damit begonnen, eine weitere Tiefgarage zu realisieren. Unter dem Festplatz von Sand, mitten im Dorf, wurde im Zuge der Neugestaltung das Projekt durch einen Beschluss des Gemein-derates erweitert und 80 Stellplätze im Tief-geschoss mit eingeplant. Damit nutzte man eine nachgerade historische Chance. Denn wäre der Festplatz einmal fertig gestellt gewesen, hätte dort eine Tiefgarage praktisch nicht mehr oder nur mit erheblich größerem

Verkehr

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Aufwand realisiert werden können. So wie das Projekt angelegt wurde, eröffnet es sogar die Möglichkeit, einige Jahre später, wenn weiterer Bedarf entstehen sollte, die Garage um 300 weitere Plätze zu vergrö-ßern, ohne das neue Auf- und Abfahrten geplant werden müssen.

14 Millionen Euro Kosten, 950 Meter Länge, drei Jahre Bauzeit, Baubeginn 2010 – das sind die Eckdaten des vielleicht größten Verkehrsprojektes, dass in Sand in Taufers jemals realisiert worden ist. Bis 2013 soll ein Umfahrungstunnel das Dorf erheblich vom Durchzugsverkehr entlasten. Ein Plan, der seit über 30 Jahren existiert, der aber in der Prioritätenliste der Gemeindeverwaltung erst 2007 an die allererste Stelle gesetzt wurde.

„Eine unserer ganz großen Chancen ist der Umfahrungstunnel. Weil mit ihm die Verkehrsberuhigung im Dorf weitergeführt wird, Lärm und Luftver-schmutzung erheblich verringert wer-den. Die Lebensqualität wird steigen“, erklärt Verkehrsreferent Christof Hai-

dacher. Umfahrungsstraßen sind in Gemein-den generell nicht ganz ohne eine gewisse Brisanz. Doch in Sand in Taufers hält sich die Zahl der Kritiker in engen Grenzen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sich der überwiegende Teil der Bevölkerung eine Verbesserung der eigenen Wohn- und Lebensqualität verspricht. All jenen, die einen Umsatzrückgang in den Geschäften befürchten, hält Bürgermeister Helmuth Innerbichler entgegen:

„Ich glaube der Umsatz wird sich sogar steigern. Denn Verkehr macht keinen Umsatz, den machen die Kunden und die werden sich in einem ruhigeren Dorf allemal wohler fühlen.“

Der Umfahrungstunnel ist Teil eines großen Gesamtkonzeptes, das auch den Bereich Pfarre mit dem Schulzentrum und dem Senioren- und Pflegeheim mit einer Unterführung sowie die Fraktion Mühlen mit einer Umfahrung einschließt.

Ohne Auto werden vielleicht auch einmal die Wintersportler von Sand in Taufers aus ins Skigebiet Speikboden gelan-gen. Es gibt die Vision einer Mini-Metro, die ihre Haltestelle beim großen Parkplatz am Ortsausgang von Sand hat und die Fahrgä-ste bis direkt zur Talstation befördert. Das wäre nicht nur verkehrstechnisch relevant, sondern auch touristisch und wirtschaftlich, denn die Gäste kämen nach ihrem Skitag direkt ins Dorf zurück und würden nicht dort vorbei fahren.

Längst keine Zukunftsmusik ist der Ausbau des Radwegenetzes. Nach-dem die Verbindung von Bruneck bis nach Sand in Taufers besteht, sollen nun nach und nach auch die innerörtlichen Möglichkeiten für Radfahrer verbessert werden. Die Brücke von Kematen nach Mühlen ist eine der Maßnahmen hierfür. Eine weitere Brücke über die Ahr ist in der Nähe des Speikbodens angedacht. Radwege sollen möglicherweise künftig eigene Markierungen im Sinne eines Leitsystems erhalten.

Auf gewisse Weise gehören auch Ober-flächengestaltungen, die Erneuerungen von Bodenbelägen und die öffentlichen Beleuch-tungskörper zum Verkehrskonzept. So wurde 2008, im Zuge der Verlegung von Rohren für die Fernwärme, der Fuß- und Radweg von Kematen nach Mühlen verbreitert, asphal-tiert, mit einer neuen Leitplanke und einer Photovoltaik-Beleuchtung ausgestattet.

Sogar beachtliche Eigeninitiativen tragen dazu bei, dass die Bewegungsfreiheit der Bevölkerung verbessert wird. Das Tradi-tionsunternehmen „Unionbau“ hat 2007 zu ihrem 100-jährigen Bestehen die verfallene Holzbrücke über die Ahr am Schlossweg neu gebaut und sie der Gemeinde zum Geschenk gemacht. Der Neubau der unsi-cher gewordenen Brücke beim Feldmüller-hof wurde von der Gemeinde finanziert.

Die Verkehrsplanung, die Verkehrs-regelung und die allgemeine Verkehrsver-meidung sind ein jahrzehntelanges Thema. Im Mittelpunkt dabei steht der Schutz

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der Menschen, besonders der Kinder im Verkehr. Aber auch unnützer Verkehr soll vermieden werden. Mit der Erstellung von Barrieren und der Einführung einer modera-ten Parkraumbewirtschaftung sollen Bürge-rInnen und BesucherInnen zum „Gehen“ statt zum „Fahren“ animiert werden. Im übrigen ist die Gemeinde bemüht, sämtliche Barrieren für Menschen mit Behinderung zu entfernen. Dieses Projekt ist 2008 begonnen worden.

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Mit einer regen Bautätigkeit hat Sand in Taufers in den vergangenen Jahren stets aufs Neue seine Fortentwicklung sichergestellt. Öffentliche Strukturen sind notwendig, um das Leben in wesentlichen Bereichen am Leben zu halten. Der Bau des neuen Elek-trizitätswerks am Tobl oder der Bau eines Fernheizwerkes beispielsweise sind Meilen-steine der jüngeren Zeit.

Auch in Zukunft sind große oder einfach nur wichtige Projekte in Sand in Taufers geplant. Dazu gehört beispielsweise auch der Umfahrungstunnel, der mit einer Länge von 950 Meter, einem zweispurigen Ausbau und Kosten von rund 14 Millionen Euro bis 2013 befahrbar sein soll. Über den Tunnel hinaus und in ein Gesamtkonzept eingebunden, sind in diesem Zusammen-hang eine Unterführung bei der Pfarre, eine Umfahrung für Mühlen, ein Kreisver-kehr bei der Tunneleinfahrt und ein zweiter Parkplatz unter der Mittelschule. Am Ende soll die Pfarre verkehrsfrei sein, Sand vom Durchgangsverkehr beruhigt und Mühlen entlastet. Parallel dazu wird die Veränderung der derzeitigen Hauptstraße voranschrei-ten. Sie wird dann zur Gemeindestraße, die – verkehrsberuhigt und mit veränderten Gehsteiglösungen – viel Lebensqualität und Dorfcharakter erhalten soll.

Seit 2008 sind der Festplatz und die anschließende Gestaltung der Oberfläche

im Bau. Ein vernetztes, ganzheitliches Projekt sieht vor, den Platz in der Dorfmitte auch dann mit Leben zu füllen, wenn nicht gerade eine Großveranstaltung stattfindet. Eine Stätte für Kultur, Sport, Jugend, Seni-oren und für die ganze Dorfbevölkerung soll der Festplatz nach seiner Fertigstellung sein. Der großzügig angelegte und überdachte Festplatz wird mit einer Beschallungsanlage ausgestattet, so dass dort auch Filme gezeigt oder Vorträge gehalten werden können. Der Proberaum der Bürgerkapelle wird erwei-tert und neu eingerichtet. 170 Quadratmeter stehen künftig auch dem Chor für Proben zur Verfügung. Ein Seniorenraum wird ebenfalls eingerichtet und Räumlichkeiten für die offene Jugendarbeit sind vorgese-hen. Dazu Funktionsräume für den Kunst-eislaufplatz, Kabinen für die Stromvertei-lung, ein Heizraum für das Fernheizwerk, Lagerräume und – nach einer Projektabän-derung im Gemeinderat – es entsteht auch eine Tiefgarage mit rund 80 Stellplätzen. Bis zum Winter 2009 soll das Projekt fertig sein. Danach wird die Oberfläche mit viel Grün und Bäumen parkähnlich gestaltet.

Bis 2010 soll die neue Feuerwehr-halle für Sand in der unteren Daimerstraße gebaut sein. Die alte Halle ist zu klein, in der Struktur veraltet und entspricht nicht mehr den modernen Erfordernissen. Überdies ist die Positionierung keineswegs optimal,

19 Festplatz, Parkraum und Wohnqualität ...

Gemeinde will auch künftig viele Projekte realisieren und die Dörfer entwickeln

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nachdem die Verkehrsberuhigung im Dorf umgesetzt worden ist. Mit Kosten von rund 2,5 Millionen Euro wird ab 2009 ein funk-tionstüchtiges Gebäude entstehen, das den Anforderungen mit all seinen Räumlich-keiten standhält.

Wohnbau ist ein wichtiges Thema für Sand in Taufers, denn die Bevölkerung wächst. „An der Ahr“, in Nachbarschaft der neuen Feuerwehrhalle, ist im zehnjäh-rigen Bauleitplan eine weitere Wohnbau-zone von beachtlicher Größe vorgesehen. Zwischen 2009 und 2014 werden dort mit einer Gesamtkubatur von mehr als 20 000 Kubik etwa 60 neue Wohnungen entstehen. Das Konzept der Zone ist neu für Sand und bemerkenswert, denn die Verkehrsinfra-strukturen wie Zufahrten, Abfahrten und die Parkplätze werden komplett unterir-disch situiert, so dass oben ein viel höheres Maß an Lebensqualität entsteht. Eine weitere Zone wird in der Mühlwalder Straße mit der Bezeichnung „Rienz III“ ausgewiesen. Sie schließt direkt an Rienz I und II an. Dort werden nach Bedarf ebenfalls bis 2014 etwa 20 neue Wohnungen gebaut. Die Gemeinde ist bestrebt, in allen Fraktionen der Bevöl-kerung Wohnbauland zur Verfügung zu stellen.

Um das Geh- und Radwegenetz zwischen den Bodenfraktionen von Sand in Taufers zu vervollständigen, soll 2009

die Weg-Lücke zwischen Kematen und der Gewerbezone Sand geschlossen werden.

Nachdem der erste Parkplatz bei der Pfarre 2008 fertig gestellt worden ist, soll nun weiterer Parkraum unterhalb der Mittel-schule entstehen, in dem die bereits beste-hende Fläche nach Süden hin ausgeweitet wird. Dort sind knapp 70 Stellplätze geplant, einige Busparkplätze und ein Wendeplatz für Busse. Damit kann der Bedarf an Park-plätzen im Bereich der Pfarre und der Schul-zone weiter gedeckt werden.

Die Schulreform Südtirols sieht künftig auch verstärkten Unterricht am Nachmit-tag vor. Den Gemeinden wurde in diesem Zusammenhang die Einrichtung einer Mensa zur Auflage gemacht. Für den Schul-sprengel Sand in Taufers müsste gewähr-leistet werden, dass zwischen 800 und 1000 SchülerInnen verpflegt werden können. Die Gemeinde hat dazu ein Projekt in Auftrag gegeben, das einen Neubau in der Schulzone mit Speisesälen für VolksschülerInnen, sowie für Mittel- und OberschülerInnen und einer den Anforderungen entsprechenden Küche vorsieht. Die Fertigstellung der Mensa hängt vom Landesfinanzierungsplan ab.

Die Grund- und Musikschule von Sand in Taufers ist energietechnisch in einem schlechten Zustand. Auch das kommunale Energiemanagement besagt, dass dort Handlungsbedarf bestehe. In einer

Öffentliche Bauten

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Baumaßnahme soll mit Gesamtkosten von rund 1,8 Millionen Euro die Außenfassade mit einer Wärmedämmung versehen, die Fenster ausgetauscht und das Dach neu eingedeckt werden. Am Ende der Bautä-tigkeit wird das Gebäude dem Klimahaus-Standard B entsprechen und bautechnisch den gesetzlichen Bestimmungen angepasst sein. Ein Großteil des Aufwandes wird über den Finanzierungsplan für Schulbauten des Landes abgewickelt.

Gleichzeitig gibt es ein Konzept, das vorsieht, die Musikschule zwischen Widum und Widumgarten in einem Neubau anzu-siedeln, da die Grundschule dringend mehr Räumlichkeiten benötigt.

In einer Hochrechnung wurde der Gesamtwasserbedarf für die Gemeinde in den kommenden 50 Jahren ermittelt. Das Gesamtprojekt für die Wasserversorgung sieht auch vor, beim Tobl einen großen Wasserspeicher zu realisieren. Die Berech-nungen ergaben auch, dass es sinnvoll erscheint, die Bedürfnisse der Gemeinde am besten durch den Abfluss an Wasser aus der Bergfraktion Rein zu decken. Zusammen mit der Druckrohrleitung für das neue Elektrizi-tätswerk wurde nun auch eine Wasserleitung verlegt. Sie soll den Wasserspeicher mit 2000 Kubikmeter Fassungsvermögen speisen. Die Anlage wird teilweise unterirdisch und in unmittelbarer Nähe zum E-Werk gebaut.

Zusammen mit dem neuen und dem alten E-Werk, in dem ein historisches Museum für Elektrizität entsteht, wird der Wasserspei-cher dann Teil einer Besichtigungseinheit, die ihrerseits wiederum Teil des Energiekon-zeptes ist. Denn diese drei Anschauungsob-jekte sind Außenbereiche für das künftige „Haus der Energie“. Über die Leitung, die den Speicher füllt, soll überdies auch noch weiterer Strom erzeugt werden.

Nachdem das Langlaufzentrum in Rein fertig gestellt und in Betrieb ist, sieht es die Gemeinde für dringend notwendig an, den Parkplatz in Rein im Naturpark „Rieserfer-ner Ahrn“ optisch so zu präsentieren, dass er sich in die Landschaft einfügt und nicht länger ein karger Fleck in der landschaft-lich einmaligen Umgebung zu Füßen des Hochgall ist. Dazu soll der Parkplatz mit heimischen Hölzern und Produkten gestal-tet und begrünt werden. Danach werden 91 Stellplätze zur Verfügung stehen und acht Busparkplätze. Dazu wird auch ein Spielplatz gebaut und eine Garage für die Schneekatze. Überdies sieht das Gesamt-projekt den Bau eines Bürger- und Vereins-saales für Rein auf dem Grund des Lang-laufzentrums vor.

Rein in Taufers ist die letzte Fraktion, in der die Trennkanalisation noch aussteht. Inzwischen wurden vier Projekte erstellt. Es sieht vor, die notwendigen Arbeiten für die

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Kanalisierung und den Anschluss an den Hauptsammler zu realisieren.

In Mühlen hat sich in den vergangenen Jahren die Wohnsituation am Peintenweg so stark konzentriert, dass die Gemeinde es für notwendig ansieht, die Straßengestaltung so zu entwickeln, dass dort die Lebens- und Wohnqualität garantiert ist. Deshalb wird der Peintenweg zur verkehrsberuhigten Straße umgebaut und neu gestaltet. Gleich-zeitig wird der Verbindungsweg zur Moos-stocksiedlung und der Anschluss an die Fernwärme realisiert.

In der Wohnbauzone „Rienz“ fehlt ein Kinderspielplatz. Der soll als außerge-wöhnliche und innovative Lösung gebaut werden. Gleichzeitig soll der Grund, den die Gemeinde dafür bereits gekauft hat, auch als Naherholungszone für Mühlen angesehen werden. Mit dem Projekt soll auch die Park-platzsituation gelöst werden.

Das Jahr 2008 hat die Gemeinde Sand in Taufers zum Jahr der Menschen mit Behinderung erklärt. Es wurde ein Projekt in Auftrag gegeben, das vorsieht im Laufe der nächsten Zeit sämtliche architektonischen Barrieren abzubauen, auch und vor allem in öffentlichen Gebäuden, auf öffentlichen Flächen, in Räumlichkeiten öffentlicher Dienste und an der Öffentlichkeit zugäng-lichen Orten. Dabei geht es unter anderem um Gehwegabsenkungen, die Verbreiterung von Eingängen und vieles andere mehr. Für die Umsetzung wurde eigens eine Arbeits-gruppe aus betroffenen BürgerInnen gebil-det, die sämtliche Barrieren katalogisieren. Der Abbau erfolgt dann Zug um Zug, und der Maßnahmenkatalog wird bei jeder Umbaumaßnahme berücksichtigt werden. Ziel des Bürgermeisters ist es auch, eine Person der Arbeitsgruppe als beratendes Mitglied in die Gemeinde-Baukommision zu berufen.

Zu seinem fünfzigsten Geburtstag 2006 bekam Hans Kammerlander ein ganz besonderes Geschenk. Der gesamte Platz, vom Tourismusverein bis zur Apotheke, erhielt den Namen des berühmten Extrem-

bergsteigers aus Ahornach. Verbunden mit der Umbenennung des Hans-Kammerlan-der-Platzes war auch die Errichtung eines virtuellen Museums unterhalb des Touris-musbüros. Fünf große Säulen in der Form gewaltiger Bergkristalle werden künftig ein Symbol für die Berge der Welt sein. In den Säulen sind Bildschirme integriert, auf denen man Szenen aus dem Kletterleben von Hans Kammerlander ansehen kann. Abends erhalten die fünf Kristalle eine eindrucks-volle Beleuchtung.

Eine Dauerausstellung wird künftig in Sand in Taufers mit einem Hauch von Nostal-gie an die Tauferer Bahn erinnern. Histo-rische Bilder und Informationen vermit-teln einen Eindruck längst vergangener Tage. Der besondere Clou an diesem Projekt ist eine technische Besonderheit, außer-halb von Fachkreisen auch noch so gut wie unbekannt ist. Das Geheimnis sind so genannte „QR-Codes“ oder auch 2D-Codes. In diesen Codes sind wertvolle Informati-onen verschlüsselt. Um diese Informationen nutzen zu können, muss man den Code mit der Kamera des eigenen (internetfähigen) Handys fotografieren. Eine kleine Software sorgt dafür, dass das Handy die Codierung in eine Internet-Adresse umwandelt und die Seite über das Handy abruft. Auf der Internetseite befinden sich dann ausführ-liche Informationen zum Thema „Tauferer Bahn“. Es ist bereits angedacht, in Sand in Taufers künftig viele Punkte mit solchen Codierungen zu versehen, so dass wichtige Informationen leicht abrufbar werden.

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Im Pustertal gab es früher eine ausge-prägte Bäderkultur. In Bad Moos in Sexten, in Wildbad Innichen, in Bad Maistatt oder auch in Bad Winkel in Sand in Taufers erhol-ten sich die Menschen damals in Kurbädern. Entspannende und erholsame Bäder, wohl-tuende Massagen, erfrischende und gesunde Wassergüsse, waren bereits da ein Genuss. Schon damals machte man sich die Natur, ihre Kräuter und Heilpflanzen zu eigen, um Wohlbefinden und Gesundheit zu fördern. Im Rahmen einer Sommerfrische waren die Bäder auch wichtiger Bestandteil eines Urlaubs.

An diese alten Traditionen anzuknüp-fen war im Laufe der Jahrzehnte und insbe-sondere in der Zeit des neu aufkeimenden Tourismus nach dem 2. Weltkrieg immer wieder mal ein Thema in Sand in Taufers. Doch die alte Bäderkultur in Bad Winkel lag brach – verdrängt von immer neuen Trends und Mega-Trends der touristischen Entwicklung weltweit. Doch auf einmal, in den 90er Jahren, auf dem Höhepunkt der Wellness-Welle, entstand eine Entwick-lung, die sich mit Begriffen wie „Zurück zur Natur“, „zurück zu den Wurzeln“ und „alpine Wellness“ zu positionieren begann. Und inmitten dieser aufkeimenden Bewe-gung fand auf einmal auch die traditionelle Bäderkultur wieder ihren Platz, fernab von Spaß-Bädern und Mega-Thermen-Tempeln.

Seit im Jahr 2004 das Hallenbad in Luttach wegen dringender Sanierungsbe-dürftigkeit seine Pforten schloss und auch nicht wieder geöffnet wurde, sind die rund 16 000 EinwohnerInnen im Tauferer Ahrntal ohne Schwimmbad. Ein misslicher Zustand, zumal das touristische Potential mit über 10 000 Gästebetten, mehr als 200 000 Gästen und rund 1,2 Millionen Nächtigungen im Jahr durchaus einen guten Markt für ein Bad abgäbe. Wer fortan in den Fluten eines Schwimmbades abtauchen wollte, sah sich gezwungen nach Bruneck, Brixen oder Innichen zu fahren. Versuche, eine gemein-deübergreifende und talweit gemeinsame Lösung zu finden, scheiterten eher kläglich.

Ein Jahr nach der Schließung lag Bürgermeister Helmuth Innerbichler eine eigens in Auftrag gegebene Studie für ein Bäderprojekt in Sand in Taufers vor. Mit einem gleichermaßen ernüchternden wie erstaunlichen Fazit:

„Ohne neue touristische Impulse, ohne neue Investitionen und vernetzte Ge-samtkonzepte und bei einer fortwäh-rend veralterten Beherbergungsstruk-tur würden sich negative Tendenzen der touristischen Nachfrage nicht kor-rigieren lassen.“

Spätestens seitdem es diese Untersu-chung gibt, kurbelte Innerbichler das Thema

20 Ein Bad für alle Fälle

Sportzonenkonzept vereint viele Themen zum großen Ganzen

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Sportzone und Bäderprojekt immer wieder und stets mit noch mehr Nachdruck an. Denn in der Studie von 2006 wird die Reali-sierung einer Bade- und Gesundheitsstruk-tur ausdrücklich favorisiert. Dort heißt es:

„Eine Ortschaft, die sich touristisch das Thema Gesundheit vornimmt, kann dies ohne adäquate Infrastruk-tur und Kompetenz nicht schaffen. In einem „Wellnessmarkt“, der zuneh-mend realen Nutzen und Kompetenz von Streicheleinheiten unterscheidet, zählt für eine derartige Ausrichtung ein detailliert ausgearbeitetes Gesamt-konzept, um die Tourismustreibenden vor Ort mit ansprechenden Rahmen-programmen und Inhalten zu stärken und das Gesamtangebot ausbauen zu können. Es scheint auch offensicht-lich, dass eine Ortschaft, der attraktive Hotelunterkünfte mit adäquater Infra-struktur fehlen, die Realisierung einer Infrastruktur anstreben muss. Im Ge-samtbild des touristischen Ortschafts-angebotes ist diese hier von größter Bedeutung.“

(Mit der Formulierung „diese hier“ war das Bäderprojekt gemeint.) Im März 2008 bekam Helmuth Innerbichler einen Mehrheitsbeschluss im Gemeinderat für ein Projekt, das keineswegs nur ein reines

Bäderprojekt ist, sondern die Verwirkli-chung eines ganzheitlichen, vernetzten und übergreifenden Konzeptes einer Sportzone ist. Das Bad ist dabei nur Teil des Ganzen, auch wenn es natürlich eine zentrale Rolle spielt.

Sand in Taufers will sich in den kommen-den Jahren verstärkt als gesunde Gemeinde positionieren. Dies ist Teil der Agenda 21, die dafür in Sand und den Fraktionen sehr viel Entwicklungspotential bietet. Gesunde Ernährung, gesunde Betriebe, Bewegung, Sport, Rückenschule, gezielte Maßnahmen für Kinder und Jugendliche, die Zusammen-arbeit mit der Südtiroler Stiftung Vital – all das sind Themen mit denen Sand in Taufers konzeptionell und inhaltlich sehr schnell punkten will. Da passt eine ausgeprägte und vor allem für sämtliche Generationen attraktive Sportzone nur allzu gut ins Bild. Mehr noch, sie ist praktisch eine Grundvo-raussetzung für Entwicklungen in Richtung gesunde Gemeinde. In allen Sportbereichen soll die Sportzone künftig „fit“ sein. Bürger-meister Helmuth Innerbichler sagt:

„Wir haben ja teilweise schon ideale Voraussetzungen zur Schaffung der Sportzone, weil einiges bereits vor-handen ist. Wir müssen diesen Bestand aber jetzt zu einem Ganzen zusammen-fügen, vernetzen und noch weiter aus-bauen. Es ist kein Zukunftskonzept,

Bäderkultur

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beispielsweise schöne Nordic-Wal-king-Schilder zu haben, wenn wir diesen Sport nicht als Teil des Gesam-ten sehen und ihn in andere Bereiche einbinden. Traditionelle Badekultur, moderne Trends und eine Vielfalt an Sportmöglichkeiten – dies alles muss zusammenfließen.“

Fußball, Klettern in einer neuen, spektakulären Halle, Yoseikan, Handball, Tennis, Beachvolleyball, Fitness und Frei-zeitsport, das Freibad und ein Gesund-heitsbad, all das und noch viel mehr soll in die Gesamtplanung einfliesen und Berück-sichtigung finden, damit die Bevölkerung, Touristen und Tagesgäste auf breiter Basis davon profitieren können. Denn: körper-liche Fitness bekommt für den modernen Menschen im Spannungsfeld seiner beruf-lichen und privaten Interessen eine immer größere Bedeutung.

Das Bäderprojekt als solches sieht, innerhalb einer der Landschaft fast perfekt angepassten Architekturlösung, verschie-dene Innen- und Außenbecken zum Schwimmen, aber auch Fitnessbereiche, einen Restaurantbetrieb, Räumlichkeiten für gesundheitliche Anwendungen, eine großzügige Sauna-Landschaft, ausgedehnte Freiräume und Ruhezonen innen und außen vor. Drei bauliche Ebenen sind vorgesehen in einem Licht durchfluteteten Gebäude.

Mit rund zwölf Millionen Kosten hat das Projekt auch finanziell eine beachtliche Größenordnung. Doch es gibt einen Finan-zierungsplan, der es ermöglicht, auf Darle-hen zu verzichten, die die Gemeindekasse belasten. Über Privatkapital, Sponsoren, Interreg-Projekte, Verkauf von Grund und Kubatur, Zuschüsse des Landes und Mehr-einnahmen der TEW AG soll das Geld aufge-bracht werden.

Und auch für die Betriebs- und Folge-kosten, die bei Bäder-Projekten immer eine große Skepsis bewirken und Kritiker auf den Plan rufen, wurde in Sand in Taufers eine innovative Lösung gefunden.

„Es kann und darf nicht sein, dass wir von privaten Unternehmern ständig den Mut zu großen Investitionen er-warten und die öffentliche Hand wagt sich nicht an große Projekte heran“, sagt Bürgermeister Innerbichler. Im

März 2008, bei jener entscheidenden Gemein-deratssitzung, in der er schließlich die Mehr-heit für das Projekt Sportzone erhielt, schloss er seine Präsentation mit dem Satz:

„Es ist eine Verantwortung, sich für dieses Projekt zu entscheiden; es ist aber eine ebenso große Verantwortung, sich gegen dieses Projekt zu entschei-den.“

2009 soll mit dem Bau des ehrgeizigen Projektes begonnen werden

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Sand in Taufers in Zahlen

34 100 000 Einträge weist die Internet-Suchmaschine „Google“ unter dem

Begriff „Agenda 21“ aus. 63 000 000 Kilowatt Stunden Strom kann das neue

Elektrizitätswerk von Sand in Taufers im Jahr produzieren. 30 000 000 Kilowatt

Wärme benötigt die Gemeinde Sand in Taufers maximal pro Jahr. 20 000 000

Kilowatt Wärme wird das Fernheizwerk produzieren können. 387 826 Übernach-

tungen wies die Tourismusstatistik von Sand in Taufers für das Jahr 2007 auf. 82 000

Euro wurden vom Sozialsprengel 2006 für finanzielle Sozialhilfe aufgewendet. 49 231

Kilometer misst das ländliche Straßennetz der Gemeinde. 43 373 Kilometer lang sind

die asphaltierten Straßen. 36 541 Entleihungen wurden in der Bibliothek im

vergangenen Jahr getätigt. 36 529 Menschen besuchten das Naturparkhaus.

31 505 Hektar misst die Fläche des Naturparks Rieserferner-Ahrn. 18 970

Quadratmeter misst die Verkaufsfläche aller Geschäfte in Sand in Taufers. 17 773 itali-

enische Besucher waren im Jahr 2007 Naturparkhaus. 15 063,95 Euro wurden 2007

an Parkgebühren eingenommen. Über 15 000 Besucher wurden beim Käsefestival

2008 registriert. 15 000 Stunden musizieren die Musikanten der Bürgerkapelle Sand

in Taufers im Jahr bei Proben und Konzerten. 13 198 Fahrzeuge wurden an einem Tag

im August 2007 an der Verkehrszählstelle in Mühlen registriert. Rund 13 000 Arbeits-

stunden stecken in der Orgel der Pfarrkirche. 11.719 ausländische Besucher wurden im

Naturparkhaus 2007 gezählt. 11 000 Essen wurden im Rahmen der Aktion „Essen auf

Rädern“ 2006 ausgeliefert. 9952 Fahrzeuge passierten durchschnittlich 2007 täglich die

Verkehrszählstelle in Mühlen. 9207 Zentner Hausmüll entstanden 2007. 7037

einheimische Besucher kamen ins Naturparkhaus. 6008 Hektar Wald umgeben die

Gemeinde. 5858 Kilometer Schotterstraßen gibt es Gemeindegebiet. 5774 Betreu-

ungsstunden leistete der Hauspflegedienst des Sozialsprengels. 5102 Bürger lebten am

21. Dezember 2007 in der Gemeinde. Der 5000. Bürger wurde am 8. November 2005

geboren. 4500 Quadratmeter misst die Wasseroberfläche des Naturbadeteichs in Sand

in Taufers. 4122 unentgeltliche Stunden leistete Freiwillige Feuerwehr Sand in Taufers

im Jahr 2007. 4062 Hektar Fläche werden landwirtschaftlich genutzt. Auf 3436

Meter liegt der höchste Punkt der Gemeinde, das ist der Gipfel des Hochgall. 3176

Gästebetten gibt es derzeit in Sand. 2.765 eingeschriebene Leser halten der Bibliothek die

Treue. 2550 erwachsene Personen leben in der Gemeinde. 2523 klingende Pfeifen

sind in der neuen Orgel der Pfarrkirche eingebaut. In 2465 Meter Höhe über dem Meer

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wächst am Tristennöckl, oberhalb der Kasseler Hütte, der höchste Zirbenbestand der Ostal-

pen. Rund 2.200 Stunden leistete die Freiwillige Feuerwehr Mühlen. 2080

öffentliche Lampen gibt es im Gemeindegebiet. 2008 war das Jahr in dem Sand in

Taufers den Europäischen Dorferneuerungspreis erhielt. Rund 2000 Kubikmeter

Fassungsvermögen wird der neue Wasserspeicher am Toll haben. 1894 öffentliche

Haushalte zählt Sand in Taufers. 1850 Hektar Gletschergebiet wurden 1925 im Ahrntal

noch gemessen, heute sind es weniger als 1500 Hektar. Im Jahr 2001 wurden bei einer

Volkszählung 1934 Wohnungen ermittelt. 1.100 Personen pendeln täglich von

auswärts nach Sand zur Arbeit. 1050 wurde Sand in Taufers erstmals urkundlich

erwähnt. 1027,36 Euro betrug die Steuerbelastung pro Bürger in der Gemeinde Sand

in Taufers im Jahr 2007. 950 Meter lang soll der Umfahrungstunnel werden, der Sand

künftig vom Durchzugsverkehr befreien wird. 920 Pendler aus Sand in Taufers gehen

auswärts ihrer Arbeit nach. 901 Einwohner sind im arbeitsfähigen Alter. Das Ortszen-

trum liegt auf 864 Meter Meereshöhe. Der niedrigste Punkt der Gemeinde misst 838

Meter. 678 Senioren leben in Sand. 535 Unternehmen sind registriert. 511 Kinder

sind im schulpflichtigen Alter, 456 im Vorschulalter. 329 Kinder besuchen die Grund-

schule. 305 landwirtschaftliche Betriebe gibt es. Um 300 Stellplätze kann das Park-

haus unter dem Festplatz in Sand erweitert werden, wenn Bedarf besteht. 252 Mittel-

schüler werden gezählt. 245 Personen in der Gemeinde sind zwischen 45 und 64 Jahre

alt. Es gibt 192 öffentliche Betriebe. 169 Projekte wurden mit der Leader-Initiative

umgesetzt. 167 Kinder besuchen die Kindergärten. 167 Parkplätze gibt es in der Tief-

garage. 166 Hektar misst die bebaute Fläche. 164,47 Quadratkilometer misst die

Gemeindefläche. 137 Baukonzessionen wurden 2007 ausgestellt. Im gleichen Jahr wurden

136 Kilometer Kanalisation gemessen und 132 Kilometer Wasserleitungen. 128 Handwerksunternehmer gibt es. 126 ausländische Frauen sind in Sand ansässig. 126

Seiten umfasst das touristische Leitbild für Sand in Taufers, das 2007 präsentiert wurde.

121 Verkaufspunkte werden gezählt. 117 Betriebe sind im Handel aktiv. 115 Betriebe

gibt es in Industrie und Handwerk. 112 Betriebe widmen sich dem Gastgewerbe. 112

Bergbauernhöfe sind mit Straßen erschlossen. 101 so genannte Vorhaltungsprotokolle,

also verschiedene Strafmandate wurden 2007 von der Gemeindepolizei ausgestellt. 101

Häuser vermieten Zimmer. 100 Jahre alt werden 2008 die Tauferer Bahn, die Volks-

schule, der Hochaltar der Pfarrkirche, das E-Werk und das öffentliche Straßennetz. 98

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Jahre alt wurde 2008 die älteste Bürgerin von Sand in Taufers. 96,72 Prozent der

Bevölkerung sind deutschsprachig. 94 Prozent beträgt der Warensektor Nicht-Lebensmit-

tel. 88 Hektar der Gemeinde sind Gewässer und Feuchtflächen. 2007 wurden 81

Zuwanderer registriert. 80 Parkplätze wird der neu gestaltete Parkplatz in Rein bekom-

men. 80 neue Stellplätze entstehen im Parkhaus unter dem Festplatz in Sand. 79 länd-

liche Straßen sind vermerkt. 75 Abwanderer gab es 2007. 70 Frauen aus Nicht-EU-

Staaten lebten 2007 in Sand. 70 Prozent der weltweiten Energie-Ressourcen werden von

gerade einmal 30 Prozent der Weltbevölkerung verbraucht. 69 Verlustmeldungen für

gestohlene oder verlorene Gegenstände wurden 2007 gemacht. Es gibt 68 Flüsse und

Bäche auf dem Gemeindegebiet. Die Netto-Verschuldung beträgt etwa 65 Euro pro

Bürger. 65 ausländische Männer sind ortsansässig. 2007 kamen 65 Kinder zur Welt.

64 Benutzungsgenehmigungen wurden 2007 erteilt. Die Frauenerwerbsquote betrug 2005

60,7 Prozent. Über 60 Vereine, Verbände, Zusammenschlüsse und Organisationen

gibt es in Sand in Taufers. 59 Hotels, Pensionen und Restaurants gibt es in Sand und den

Fraktionen. 51 Prozent der E-Werk-Betreibergesellschaft TEW AG gehören der Gemeinde

Sand in Taufers, 49 hält das Südtiroler Unternehmen SEL. 50 Kilowattstunden Strom

produziert die Photovoltaikanlage auf der Tennishalle in Sand. 49 Arbeitslose waren 2005

erfasst. 2007 sind 43 Frauen abgewandert und 42 zugewandert. 42 Angestellte

arbeiten in der Gemeindeverwaltung. 41 ortsansässige Männer stammen aus Nicht-EU-

Staaten. 39 Männer sind 2007 zugewandert, 32 abgewandert. 38 Buben erblickten

2007 das Licht der Welt. 35 Kilometer misst das Gasverteilungsnetz der Gemeinde. 35 Meter lang ist die neue Brücke, die Kematen mit Mühlen verbindet. 32 Baubeginnmel-

dungen gab es 2007 und 32 Bauendemeldungen. 32 geführte Wanderungen finden im

Sommer statt. 31 Prozent betrug 2006 die Bevölkerung zwischen 25 und 44 Jahren. 31

kulturhistorische Stätten umfasst die Kulturmeile im Tauferer Ahrntal. 30 Einwohne-

rInnen kommen in Sand auf einen Quadratkilometer. 29 Gemeinden aus zwölf Nationen

beteiligten sich am Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2008. 27

Geburten von Mädchen wurden 2007 erfasst. 23 Hektar Grünflächen, Parkanlagen und

Gärten sorgen für einen lebenswertes Sand. 23 Sommer- und 23 Wintertouren werden

in den beiden Wanderführern der AVS-Sektion Sand in Taufers unter dem Motto „Wandern

ohne Auto“ angeboten. 23 Personen weist die Rangordnung für den geförderten Wohn-

bau 2008 auf. 21 Mitglieder aus fast allen Teilen der Bevölkerung zählte die Kommission,

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die sich eineinhalb Jahre mit dem touristischen Leitbild für Sand in Taufers beschäftigte. 21

Kilometer Landesstraßen führen über das Gemeindegebiet. 19 Abendkonzerte finden in

Sand, Mühlen und Ahornach statt. 18 Garni-Betriebe sind registriert. 18 gemeindeeigene

Gebäude lieferten die Daten für das Projekt eines kommunalen Energiemanagements. 17

Prozent beträgt die Bevölkerung über 65 Jahre. 16 Kilometer Straßen sind beleuchtet. 16

Todesfälle gab es 2007. Unter 116 Gemeinden Südtirols belegt Sand in Taufers den 16.

Rang. 15 Eheaufgebote wurden 2007 bestellt. 14 Mal bereits traf sich der Kongress tsche-

chischer Zahnärzte in Sand. 13 Mal in der Saison heißt es: Gruseln bei der Kindergeister-

stunde auf der Burg Taufers. 13 der 14 höchsten Berge der Welt hat der Extrembergsteiger

Hans Kammerlander aus Ahornach bezwungen, den vierzehnten Gipfel ließ er aus, weil er

dort zwei gute Freunde verlor. 11 Kilometer Gemeindestraßen gibt es. 11 Seen sind in der

Karte von Sand verzeichnet. 11 Prozent beträgt die Bevölkerung zwischen 5 und 14 Jahren.

Gemessen an der Fläche ist Sand in Taufers die 9. größte Gemeinde Südtirols. 8 Kilometer

Staatsstraße führt über das Gemeindegebiet. 8 Todesfälle betrafen Frauen und 8 die

männliche Bevölkerung. Zum 8. Mal wurde 2008 bereits das Käsefestival in Sand veran-

staltet. 7 Altenwohnungen gibt es. 7 Mal im Sommer wird die Straßenküche in Sand

veranstaltet. 7 Ziviltrauungen wurden 2007 vorgenommen und 7 kirchliche Trauungen. 6 Verwarnungen wegen Übertretungen der Hundeverordnung wurden 2007 ausgespro-

chen. 6 Prozent beträgt der Warensektor Lebensmittel. Der Naturpark Rieserferner-Ahrn

hat 6 Anrainergemeinden, Sand in Taufers, Gais, Percha, Rasen-Antholz, Ahrntal und

Prettau. 6 Prozent der Bevölkerung ist zwischen 20 und 24 Jahre alt, 6 Prozent zwischen

0 und 4 Jahre. 6 Wohngemeinschaften gibt es in Sand. 5 Vorhaltungsprotokolle wegen

Vergehen gegen die Müllordnung wurden 2007 ausgestellt. 5 Prozent der Bevölkerung ist

zwischen 15 und 19 Jahre alt. Aus 5 Fraktionen besteht die Gemeinde – Sand, Kematen,

Mühlen, Ahornach und Rein. 5 Mal führt der Extrembergsteiger Hans Kammerlander

Gäste in seine Bergwelt. 5 Feuerwehrhallen gibt es. 4 Ziviltrauungen und 4 Eheaufgebote

wurden in anderen Gemeinden vorgenommen. 3,8 Kilometer lang ist die Druckrohrlei-

tung, durch die das Wasser zur Energieerzeugung im neuen E-Werk schießt. 3 Winterstra-

ßenküchen gab es bisher. 3 mal schon wurde das Wintergolfturnier in Rein ausgetragen.

2,94 Prozent der Bevölkerung ist italienisch registriert. 1 Versöhnungsurkunde wurde

ausgestellt. 1 Tag lang gab es Verkehrserziehung im Kindergarten Mühlen. 1 Apotheke gibt

es in Sand. 0,33 Prozent der Bevölkerung von Sand in Taufers sind Ladiner.

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Mit freundlicher Unterstützung

Ahrntal Natur GmbH - Michael Oberhollenzer

Alimco AG

Aplhotel Stocker OHG

Apotheke Dr. Aichner

Beikircher Grünland OHG

Bergundtal GmbH

Brusa Helene

Despar Markt Pircher Martin

Elektrisola Athesina GmbH

Euroform K. Winkler GmbH

Frank Italy GmbH

Frischbrot GmbH

Fuchsbrugger Martin

Garage Taufers des Oberbichler Anton & Co. OHG

Gasser Markus GmbH

Gasthof Brugghof - Roland Fuchsbrugger

Haidacher Peter & Co. OHG

HOBAG AG

Hotel Alte Mühle KG der Capineri B.& Co.

Hotel Berger des Berger Johann

Hotel Drumlerhof KG

Hotel Elefant - Mutschlechner Helmut

Hotel Feldmüllerhof des Leimegger Josef KG

Ing. J. Oberhollenzer KG des Christof Haidacher & Co.

Innerbichler Helmut GmbH

KAPESA OHG des Pörnbacher Karl & Co.

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Karl Pörnbacher OHG

Marka Drogeriemarkt

Metzgerei Unterhofer Schneider Herbert

Niederwieser Bau OHG

Raiffeisenkasse Tauferer Ahrntal

Redaktionsbüro Südtirol Walther Lücker

Restaurant Mittelstation - Niederkofler Josef

Ria Druck d.Innerbichler R. & Co.KG

Schuhhaus Neumair der Neumair Maria & Co. OHG

Speikboden AG

Sport Mayrl

Sport-& Wellnesshotel Mühlener Hof OHG

Südtiroler Burgninstitut

Südtiroler Qualitätsprodukte

Südtiroler Sparkasse AG

Tischlerei Engl & Co OHG

Tourismusverein Sand in Taufers

Touristik OHG des Obermair Helmuth & Co.

Transbagger GmbH

Unionbau GmbH

Vitasan der Pfeifhofer Brigitte

WeWa-Markt Sand in Taufers

Wohn-Zentrum Jungmann AG

ZH General Construction Company AG

Zimmerei Laner & Oberkofler GmbH

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Der hier abgebildete QR-Code führt auf die Homepage der Dauerausstellung zum Thema 100 Jahre Tauferer Bahn.

QR-Code

Diese Abbildung ist ein so genannter „QR“-Code. In diesem Code sind Informa-tionen verschlüsselt. Um die Informationen nutzbar zu machen, wird der Code mit der Kamera des Mobiltelefons abfotografiert. Über das Internet kann man beispielsweise unter www.neoreader.com eine kleine Soft-ware auf das Handy laden, die den Code lesbar macht. Viele Handys verfügen inzwi-schen über einen Web-Browser über den dann die QR-Codierung auf die entspre-chende Web-Site führt, die sich hinter dem Code verbirgt.