Targetsim in HR Today

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Bilanzen zum Anfassen, Cashflows zum Hören oder Kostenträger bei der Arbeit beobachten – dies und mehr bieten mo- derne Unternehmenssimulationen. Weil sie den Teilnehmenden erlauben, sich in einem «geschützten» Rahmen mit be- trieblichen Fragestellungen auseinander- zusetzen und Fehler zu machen, erfreuen sie sich in der betrieblichen Aus- und Wei- terbildung zunehmender Beliebtheit. Komplizierte Zusammenhänge begreif- und fassbar zu machen, das ist das Ziel moderner Unternehmenssimulationen. Im Gegensatz zu früheren Plan- oder Unternehmensspielen steht heute nicht mehr primär das locker spielerische im Vordergrund, sondern «Effizienz und eine schnelle Umsetzung. Die Firmen wollen Simulationen, die ihre Strategie und ihre firmenspezifischen Herausforderungen abbilden und Lösungen umsetzen helfen», sagt Gudrun G. Vogt, Geschäftsführerin der Zürcher Targetsim AG. Das Unterneh- men entwickelt seit 15 Jahren massge- schneiderte und generische Unterneh- menssimulationen für Firmen aller Bran- chen. Entstanden sind die Unternehmenssimu- lationen aber bereits viel früher. Als Neben- produkt des militärischen «War Gamings» wurden Simulationen erstmals zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg auch auf friedlichem Terrain eingesetzt. In der heutigen Zeit, in der die Forderung nach Bildung von anwendbarem Wissen und sozialen Kompetenzen immer lauter wird, erlebt die Unternehmenssimulation einen enormen Aufschwung. «Unternehmens- simulationen entsprechen einer sozial- konstruktivistischen Sicht des Lernens», so Willy Kriz, Professor für Simulationsspiel- Methoden an der Fachhochschule Vorarl- berg und Begründer der Swiss Austrian German Simulation and Gaming Associa- tion (SAGSAGA). «Wissen entsteht nicht nur in einer einfachen kognitiven Verar- beitung äusserer Reize, sondern als aktive Konstruktion, die innerhalb einer Gruppe vollzogen wird.» Case Sika Geeignet sind Unternehmenssimulatio- nen für alle Mitarbeiter und Führungsebe- nen, aber auch für die für Firmen wesent- lichen Akteure wie Kunden oder Lieferan- ten. Eingesetzt werden können sie für alle unternehmensrelevanten Fragestellun- gen, egal ob für die Simulation einer Stra- tegie oder der Personalauswahl, für Markt- simulationen oder die Organisations- oder Personalentwicklung. Für Letztere setzt das Baarer Speziali- tätenchemie-Unternehmen Sika schon seit sechs Jahren auf ein Simulationsspiel. Dies im Rahmen des weltweiten Talententwick- lungs-Programmes, in dem jeweils rund 16 Teilnehmer aus dem mittleren Manage- ment aus aller Herren Ländern während neun Tagen intensiv geschult werden. «Das Simulationsspiel nutzen wir vor allem, um den betriebswirtschaftlich zum Teil wenig erfahrenen Teilnehmern unsere wichtigsten Kennzahlen und deren Wir- kung näherzubringen», erklärt Werner Angehrn, der bei Sika für das HR Develop- ment zuständig ist. Genau für diese eher trockene und abstrakte Seite der Betriebs- wirtschaft sind Simulationen gemäss Tar- getsim-Geschäftsführerin Vogt ideal. Als Werner Angehrn diese Methode vor sechs Jahren bei Sika einführen wollte und sie der Geschäftsleitung vorstellte, schlug ihm ziemlich viel Skepsis entgegen. «Alle dachten, es handle sich um eine Art Eile- Spielend neue Kompetenzen lernen Bild: Tanja da Silva HR Today Special Die themenspezifische Beilage zum HR Today Auszug aus HR Today Special 1/08

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Zwei Erfolgsgeschichten für Einsatzmöglichkeiten von Targetsim-Simulationen in der Praxis und eine Zusammenfassung, wie und wo Unternehmenssimulationen eingesetzt werden können.

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Bilanzen zum Anfassen, Cashflows zum Hören oder Kostenträger bei der Arbeit be obachten – dies und mehr bieten mo-derne Unternehmenssimulationen. Weil sie den Teilnehmenden erlauben, sich in einem «geschützten» Rahmen mit be-trieblichen Fragestellungen auseinander-zusetzen und Fehler zu machen, erfreuen sie sich in der betrieblichen Aus- und Wei-terbildung zunehmender Beliebtheit.

Komplizierte Zusammenhänge begreif- und fassbar zu machen, das ist das Ziel moderner Unternehmenssimulationen. Im Gegensatz zu früheren Plan- oder Unternehmensspielen steht heute nicht mehr primär das locker spielerische im Vordergrund, sondern «Effizienz und eine schnelle Umsetzung. Die Firmen wollen Simulationen, die ihre Strategie und ihre firmenspezifischen Herausforderungen abbilden und Lösungen umsetzen helfen», sagt Gudrun G. Vogt, Geschäftsführerin der Zürcher Targetsim AG. Das Unterneh-men entwickelt seit 15 Jahren massge-schneiderte und generische Unterneh-menssimulationen für Firmen aller Bran-chen.

Entstanden sind die Unternehmenssimu-lationen aber bereits viel früher. Als Neben-produkt des militärischen «War Gamings» wurden Simulationen erstmals zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg auch auf friedlichem Terrain eingesetzt. In der heutigen Zeit, in der die Forderung nach Bildung von anwendbarem Wissen und sozialen Kompetenzen immer lauter wird, erlebt die Unternehmenssimulation einen enormen Aufschwung. «Unternehmens-simulationen entsprechen einer sozial-konstruktivistischen Sicht des Lernens», so Willy Kriz, Professor für Simulationsspiel-Methoden an der Fachhochschule Vorarl-berg und Begründer der Swiss Austrian German Simulation and Gaming Associa-tion (SAGSAGA). «Wissen entsteht nicht nur in einer einfachen kognitiven Verar-beitung äusserer Reize, sondern als aktive Konstruktion, die innerhalb einer Gruppe vollzogen wird.»

Case Sika

Geeignet sind Unternehmenssimulatio-nen für alle Mitarbeiter und Führungsebe-nen, aber auch für die für Firmen wesent-lichen Akteure wie Kunden oder Lieferan-

ten. Eingesetzt werden können sie für alle unternehmensrelevanten Fragestellun-gen, egal ob für die Simulation einer Stra-tegie oder der Personalauswahl, für Markt-simulationen oder die Organisations- oder Personalentwicklung.

Für Letztere setzt das Baarer Speziali-tätenchemie-Unternehmen Sika schon seit sechs Jahren auf ein Simulationsspiel. Dies im Rahmen des weltweiten Talententwick-lungs-Programmes, in dem jeweils rund 16 Teilnehmer aus dem mittleren Manage-ment aus aller Herren Ländern während neun Tagen intensiv geschult werden. «Das Simulationsspiel nutzen wir vor allem, um den betriebswirtschaftlich zum Teil wenig erfahrenen Teilnehmern unsere wichtigsten Kennzahlen und deren Wir-kung näherzubringen», erklärt Werner Angehrn, der bei Sika für das HR Develop-ment zuständig ist. Genau für diese eher trockene und abstrakte Seite der Betriebs-wirtschaft sind Simulationen gemäss Tar-getsim-Geschäftsführerin Vogt ideal.

Als Werner Angehrn diese Methode vor sechs Jahren bei Sika einführen wollte und sie der Geschäftsleitung vorstellte, schlug ihm ziemlich viel Skepsis entgegen. «Alle dachten, es handle sich um eine Art Eile-

Spielend neue Kompetenzen lernen

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HR Today Special Die themenspezifische Beilage zum HR Today

Auszug aus HR Today Special 1/08

mit-Weile-Spiel mit ökonomischem Touch …» Nach zwei Probeläufen sprang die Begeisterung auf die Geschäftsleitung über, und seither gehört das Simulations-spiel zum Standard bei der Personalent-wicklung. Angehrn selbst hätte nie ge-dacht, was für eine überwältigende Wir-kung die zweitägigen Simulationen jeweils haben. «Die Teilnehmer lernen in kurzer Zeit extrem viel, sie sind motiviert, den-ken mit, und – für uns ein ganz wichtiger Nebeneffekt – die interkulturelle Grup-pendynamik wird durch das Spiel ohne weiteres Zutun enorm gefördert.»

Case Panalpina

Genau diese Gruppendynamik sorgt auch beim Logistikkonzern Panalpina dafür, dass sich Simulationen zu einem festen Bestandteil der betrieblichen Aus- und Weiterbildung entwickelt haben. «Seit 2007 setzen wir die Simulationen dazu ein, allen unseren Mitarbeitenden unsere Wertschöpfungskette, die wichtigsten Kennzahlen, die betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge und die optimale Pla-nung von Ressourcen bewusst und erklär-bar zu machen», sagt die Schweizer HR-Chefin Tina Künzler. Das Seminar sei ganz bewusst nicht nur für Kaderleute, sondern für alle Mitarbeitenden entwickelt wor-den. «Bereits nach einem Jahr haben wir erreicht, dass die Hemmschwelle zu die-sen Themen abgebaut wurde, und unsere Leute sehen nun viel besser, wie sie zum Gesamterfolg des Unternehmens beitra-gen können».

Mit der technologischen Entwicklung sind Unternehmenssimulationen zuneh-mend virtuell geworden, und seit rund 10 Jahren sind sie auch als Computerspiele erhältlich. Weder Sika noch Panalpina können sich aber im Moment vorstellen, mit computerbasierten Simulationen zu arbeiten. «Wir setzen auf ein Brettspiel, da wir Betriebswirtschaft zum Anfassen ver-mitteln wollen», sagt Werner Angehrn. Ähnlich tönt es von Seiten Panalpina. «Bei einem Brettspiel spüren und sehen die Teilnehmenden die Auswirkungen ihres Handelns sofort. Genau das macht meines Erachtens den Erfolg aus», betont Tina Künzler.

Die Entscheidung, ob ein Unterneh-men computerbasierte Simulationen oder

Wie können Unternehmens­simulationen eingesetzt werden?• Als unterstützendes Instrument im

Falle von Restrukturierungen, Fusionen, Reorganisationen oder strategischen Neupositionierungen

• Zur Kommunikation von Strategien und/oder zur Umsetzung von Kennzahlen

• Als Trainingsinstrument für Nichtbe-triebswirtschaftler, die unternehme-risches Denken und Handeln lernen wollen, um auf Leistungsziele ihres Unternehmens steuernd Einfluss zu nehmen.

• Als ein Element von Personalentwick-lungsprogrammen zur Vorbereitung an-gehender Führungskräfte auf Manage-mentaufgaben

Das sind die Vorteile von UnternehmenssimulationenLernen mit Unternehmenssimulationen bietet gegenüber den traditionellen Seminar methoden folgende Vorteile:

• Durch erlebnisorientiertes «Learning by Doing» bauen die Seminarteilnehmer Fach- und Methodenkompetenz effizient und nachhaltig auf.

• Miteinander und voneinander lernen in der Gruppe fördert die Führungs- und Teamkompetenz.

• Die realitätsnahe Lernsituation garan-tiert den erfolgreichen Transfer der neu gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis.

Auf dem Markt finden sich unzählige An-gebote im Bereich der Unternehmens simu-lation. Gemäss Gudrun G. Vogt, Geschäfts-führerin der Zürcher Targetsim AG, ist es am besten, sich die Simulationen an Mes-sen oder bei den Anbietern direkt zeigen zu lassen. Denn Simulationen leben vom Erle-ben. Einmal erlebt, empfiehlt die Fachfrau, sich vor dem Kauf und Einsatz von Simulationen folgende grundsätzliche Überlegungen zu machen:• Was wollen Sie mit der Simulation errei-

chen? Welche Lernziele streben Sie an? Was soll die Simulation unbedingt leis-ten?

• Wie soll die Simulation in laufende PE- oder OE-Programme integriert werden, da-mit grösstmöglicher Nutzen erreicht wird?

• Stehen (Kenn-)Zahlen und BWL im Vorder-grund oder sollen weiche Faktoren wie Teambuilding, Entscheidungsverhalten oder Präsentationsfähigkeiten auch berücksich tigt werden?

• Wer wird mit der Simulation arbeiten (Ziel-gruppe)? Ist die Zielgruppe homogen oder heterogen? Was sind Motivation und Hin-tergrund der Zielgruppe?

• Wie viel Zeit steht für die Simulation zur Verfügung (Abwesenheiten vom Arbeits-platz)?

• Sollen hausinterne Trainer moderieren oder externe?

• Wie viel Budget (Zeit und Geld) können und wollen Sie investieren?

• Welche Serviceleistungen erwarten Sie vom Anbieter?

Quelle: Targetsim AG

Gründliche Vorbereitung spart Zeit und Kosten

Brettspiele einsetzen will, hängt stark von der Zielsetzung, der Zielgruppe und der Firmenstrategie ab. «Die Produkt- und Trai-nierqualität ist in jedem Fall wichtiger als die reine Unterscheidung, ob mit oder ohne Computer», ist SAGSAGA-Gründer Willy Kriz überzeugt. Für komplexe Markt-simulationen seien computerbasierte Spiele sicher geeigneter als für die Perso-nalentwicklung oder für die Vermittlung von Spezialwissen an Generalisten.

Einmal eingeführt, scheinen Unter-nehmenssimulationen ein nicht mehr wegzudenkendes Ausbildungselement darzustellen. Einen der Gründe dafür ortet

Willy Kriz darin, dass Simulationen fehler-tolerante Umwelten darstellen, die Hand-lungsspielräume erlauben. «Planspiele er-möglichen ein risikoloses Sammeln von Erfahrungen.» Und sie fördern Kompe-tenzen in Führungs-, Team- oder Problem-lösungsprozessen, die im heutigen und auch im zukünftigen Arbeitsmarkt gefor-dert werden. «Diese können im doppeldeu-tigen Sinn spielend erlernt werden», ist Kriz überzeugt.

Weiterführende Links zum Thema: www.sagsaga.org www.targetsim.com

Auszug aus HR Today Special 1/08