BIZZ energy today 03/2013

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Das Wirtschaftsmagazin für die Entscheider der Energiezukunft bizzenergytoday.com INTERVIEW Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich über die Strompreisbremse und sein Quotenmodell seite 42 KOLUMNE Autopapst Ferdinand Dudenhöer über die fatalen Folgen der Diesel-Subventionen seite 62 DOSSIER Energietechnik: Eziente Anlagen und smarte Steuerung für die Energiewende seite 48 APR / 13 Ausgabe 03/2013 2. Jahrgang 9,80 ! Die Rückkehr der Ökofonds An der Börse verdrängen Bullen die Bären. In diesem Umfeld sind auch Fonds wieder begehrt, die sich auf erneuerbare Energien und Cleantech spezialisieren weiter auf seite 18

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Das Wirtschaftsmagazin für die Entscheider der Energiezukunft.

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Das Wirtschaftsmagazin für die Entscheider der Energiezukunft

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über 90 in der Thüga-Gruppe organisierten Stadtwerken

die Energiewende vorantreiben. Gem

einsam investieren

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INTERVIEW

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich über die Strompreisbremse und sein Quotenmodell seite 42

KOLUMNE

Autopapst Ferdinand Dudenhö!er über die fatalen Folgen der Diesel -Subventionen seite 62

DOSSIER

Energie technik: E"ziente Anlagen und smarte Steuerung für die Energiewende seite 48

APR/13Ausgabe 03/20132. Jahrgang 9,80 !

Die Rückkehr der ÖkofondsAn der Börse verdrängen Bullen die Bären. In diesem Umfeld sind auch Fonds wieder begehrt, die sich auf erneuerbare Ener gien und Cleantech spezialisieren weiter auf seite 18

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Lesen mit hohem Wirkungsgrad. BIZZ energy today ist das unabhängige Wirschaftsmagazin für die Entscheider der Energiezukunft und liefert gedruckt wie online alles Wissenswerte für Ihr Energie-Investment.

Top-Referenten. Klare Standpunkte.

ENERGIEWENDE – WOHER DAS GELD KOMMT

1. FINANCE MEETING von BIZZ energy today

Beim 1. FINANCE MEETING von BIZZ energy today.am 22. und 23. April 2013 im Hotel Adlon, Berlin

Tre! en Sie die Entscheider und Finanziers der Energiezukunft.Diskutieren Sie über das Thema

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Solche Hightech-Spezialisten werden im April auf der Hannover Messe innovative Pro-dukte präsentieren, viele davon aus dem Bereich Energietechnik, dem wir in diesem Heft ab Seite 48 ein eigenes Dossier gewidmet haben.

Apropos Hightech: Die anstehende Reform des EEG könnten Bund und Länder nutzen, um endlich klare Innovationsanreize im Gesetz zu setzen. Das hatten die rot-grünen Macher des EEG zwar einst intern erwogen, dann aber verworfen, weil es ihnen zu kompliziert er-schien. Jetzt ist die Zeit reif, wie auch unser Interview mit Sachsens Ministerpräsident Stanis-law Tillich ab Seite 42 zeigt. Er fordert „flexible Mechanismen“, um Innovationen „zum Durch-bruch und zur Massenfertigung“ zu verhelfen.

Beim Lesen dieser achten Ausgabe von BIZZ energy today wünsche ich Ihnen in jedem Fall neue Erkenntnisse und natürlich auch Lesespaß.

Ihr

Herausgeber und Chefredakteur

P.S.: Ihre Anregungen sind willkommen, unter [email protected]

an der Börse geben die Bullen den Ton an, auch im Over-the-Counter-Handel und im Retail-Fonds- geschäft herrscht gute Stimmung.

Da mag es zunächst nicht verwundern, dass wieder reichlich Kapital in Fonds fließt, die sich auf erneuerbare Energien und Cleantech-Werte spezialisieren. Der Clou ist jedoch: Diese Öko-fonds schneiden besser ab als klassische Energie-fonds, die etwa Aktien und Anleihen von Ölkon-zernen oder Kohlekraftwerksbetreibern im Depot haben. Das Analysehaus Morningstar weist für die meisten Alternative Energy Funds satte Gewinne aus; ein Drittel von ihnen erzielte allein seit Jahresbeginn zweistellige Renditen. Mehr ab Seite 18.

Die Portfolios dieser Ökofonds spiegeln den Status Quo der Energiewende wider, inklusi-ve der aktuellen Gewinner und Verlierer. Die Depots enthalten nur noch wenige reine Solar- und Windaktien, dafür aber umso mehr IT-Schmieden und Technikkonzerne; diese machen ihr Geschäft zum Beispiel mit intelligenter Software und energiee!zienten Maschinen oder liefern modernste Komponenten für den not-wendigen Ausbau der Stromnetze.

Grün bringt Rendite

Alternative Energy Funds sind angesagt. Sie setzen auch auf jene Hightech-Firmen, die von der

Energiewende aktuell am stärksten profitieren

_von JOACHIM MÜLLER-SOARES

Liebe Leserinnen und Leser,

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E-MOTOREN IM FOKUS

Elektrischen Antrieben gehört die Zukunft. Autobauer und Zulieferer tüfteln an effizi-enten Motoren und planen neue Produk-tionsstätten. Auch der Technologieriese Siemens will jetzt einsteigen seite 44

NETZE FÜR DAS VOLKWarum Städte und Gemeinden die Energieversorgung in eigene Hände nehmen seite 36

KOLUMNE FRIEDBERT PFLÜGERDer Schiefergasboom in den USA stößt an seine ökonomischen Grenzen seite 40

„DAS IST NICHT FAIR“Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich über die Strompreisbremse, sein Quotenmodell und den Wirkungsgrad von Solarmodulen seite 42

COVER: RÜCKKEHR DER ÖKOFONDS

Erst Tristesse, jetzt neue Hoffung: Wa-rum Fonds, die sich auf erneuerbare Energien und Cleantech spezialisieren, wieder im Kommen sind seite18

KOLUMNEGERARD REIDÜber die Folgen der Suntech-Pleiteseite 24

DIE ENERGIE-SPARERSparkassen, Volks- und Raiffeisenban-ken locken mit grünen Sparanlagen

seite 26

WALL STREET INSIDEEdisons Erben seite 30

UNTERNEHMENSCHECKBASF seite 35

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IM FOKUS: BÜRGERWINDPARKSNaturstrom-Vorstand Oliver Hummel über Fallgruben beim neuen Kapitalan-lagegesetz seite 14

FRAGE DES MONATSIst das EEG für die Energiewende noch notwendig? seite 16

AUF- UND ABSTEIGER DES MONATSMike Winkel (Eon) und Michael Buscher (Oerlikon) seite 64

GEBAUT WIRD IMMER

Vom Dachdecker bis zum Weltkonzern: Die Baubranche wittert in der Energie-wende ein Riesengeschäft seite 54

„KEIN GELD INS WASSER SCHMEISSEN“Tennet-Vorstand Lex Hartman über ‚Stranded Assets‘ und Bürgerbetei-ligung

seite 60

KOLUMNE FERDINAND DUDEN-HÖFFERDiesel-Subventionen schaden der Luft – und den deutschen Autobauern seite 62

ENERGIETECHNIK

JEDES ZEHNTEL ZÄHLTIntelligente Steue-rung und effiziente Anlagen bringen die Energiewende voran – und das eigene Geschäft seite 48

„WIR BESEITIGEN FLASCHENHÄLSE“Harald Schrimpf, Chef des Softwareun-ternehmens PSI, über die Rolle der IT für die Energiewende seite 52

DIE MEGALEITUNGWarum Unternehmen auf die Gleich-stromtechnik setzen seite 53

tagesaktuelle News auf bizzenergytoday.com

EDITORIAL seite 3IMPRESSUM seite 10UNTERNEHMENSLISTE seite 6FOTO DES MONATS seite 8INNOVATION DES MONATS seite 12ZAHL DES MONATS seite 10MAL GANZ GRUNDSÄTZLICH GEFRAGT seite 66

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IMPRESSUMHERAUSGEBER UND CHEFREDAKTEUR:

Dr. Joachim Müller-Soares (V.i.S.d.P.)

BERATER DES CHEFREDAKTEURS:Peter PoppeCHEFÖKONOM:Gerard ReidKOLUMNISTEN:Prof. Dr. Ferdinand Dudenhö!er,Matthias Kurth, Prof. Dr. Friedbert PflügerREDAKTION: Karsten Wiedemann (Leitender Redakteur), Tina Gilic, Niels Hendrik Petersen, Daniel Seeger([email protected])ASSISTENZ: Cynthia Kubisch ([email protected])KORRESPONDENTEN:Thomas Bauer (Frankfurt/M.)([email protected]) Kathrin Werner (New York)([email protected])AUTOREN: Jochen Bettzieche , Michael Gassmann, Reinhard Kowalews-ky, Klaus Max Smolka, Vanessa de l‘OrARTDIRECTION: Inga Sineux (www.ingasineux.de)CVD LAYOUT & PRODUKTION: Inga Sineux, Benyamin RahmaniILLUSTRATIONEN: Valentin Kaden(www.valentinkaden.com)SCHLUSSREDAKTION: Claudia von Mickwitz

VERLAGSLEITUNG:Jacqueline Schroeter ANZEIGEN: [email protected] Schroeter ([email protected])Tel.: +49 (0)30 76 23 92 – 256Andrea Klyscz([email protected])Tel.: +49 (0)30 76 23 92 – 255Torsten Pfund ([email protected])Tel.: +49 (0)175 – 242 12 64Vanessa Fritsche([email protected])Tel.: +49 (0)30 76 23 92 – 257Mediainformation unter www.bizzenergytoday.com/media oder unter Tel.: +49 (0)30" 76 23 92 – 257 Fax: +49 (0)30" 76 23 92 –"259MARKETING: Ronney Menze([email protected])Tel.: +49 (0)30 76 23 92 – 245LESERSERVICE: PressUp GmbHPostfach 70 13 1122013 HamburgTel.: +49 (0)40 41 448 – 478 Fax: +49 (0)40 41 448 – [email protected]: Möller Druck und Verlag 16356 AhrensfeldeVERLAGSSITZ: Ring Vier Business Media GmbH & Co."KGHeinrich-Roller-Str. 15, 10405 BerlinTel.: +49 (0)30" 76 23 92" – 230 Fax: +49 (0)30" 76 23 92" – 259([email protected]) Fo

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verwalten Versicherungen, Rentenfonds und andere institutionelle Anleger weltweit. Nochmal zur Sicherheit: 54.900 Milliarden oder auch 54,9 Billionen Euro! Dieses Geld würde reichen, um die Hälfte aller bis 2035 notwendigen Erneuerbare-Energien-Projekte zu finanzieren, zumindest laut aktueller Analyse der Climate Policy Initiative (CPI), einem parteipolitisch unabhängigen US-Thinktank mit Sitz im Bundesstaat Kalifornien, der seit seiner Grün-dung 2009 vom legendären US-Finanzinvestor George Soros jähr-lich zehn Millionen Dollar erhält. Die druckfrische CPI-Studie „The Challenge of Institutional Investment in Renewable Energy“ betont die wichtige Rolle institutioneller Investoren bei der Finanzierung der weltweiten Energiewende. Sie identifiziert allerdings zugleich Hin-dernisse für Investitionen in Ökostromprojekte und empfiehlt bessere Investitionskanäle, die Liquidität schaffen, das Risiko diversifizieren und Transaktionskosten senken. Fazit der Studie: Die Projektfinanzie-rung solle durch ein Unternehmensmodell ersetzt werden. Investoren könnten dann in Wertpapiere und Aktien investieren.

ZAHL DES monats54.900.000.000.000

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SUPERFRACKEN

Weltweit diskutieren Politiker, Umweltschützer und Bevölke-rung über mögliche Umweltbelastungen durch das Hydraulic Fracturing. In den USA ist bereits die nächste Generation der Technik, das „Superfracking“, auf dem Weg. Mit dem Verfahren sinken dort die Kosten pro Bohrloch von knapp zwei Millionen auf rund 600.000 Euro, sagen die Analysten von JP Morgan Chase. Das Unternehmen Baker Hughes ent-wickelte für das neue Verfahren das Direct-Connect-System, Schlumberger das Hi-Way-Verfahren und Halliburton den Rapid-Frac. Die Konzerne versprechen dabei auch unter Umweltaspekten einige Vorteile. Schlumberger etwa wirbt mit 60 Prozent weniger Wasserbedarf. Allen drei Verfahren ist gemein, dass sich die Lagerstätten in den Gesteinsschich-ten deutlich ziel genauer und effektiver aufbrechen lassen.

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SONNENBOOM BEI DEN SCHEICHS Das Ölreich Saudi-Arabien will zur Solarmacht werden und dafür bis 2032 knapp 85 Milliarden Euro investieren. Ein Drittel des verbrauchten Stroms soll dann aus Sonnenenergie stammen, so der of-fizielle Plan der Regierung in Riad. Sie will im ganzen Land, insbeson-dere in Wüstenregionen, Anlagen mit einer Leistung von 41 Gigawatt aufstellen lassen, davon 25 Giga-watt Solarthermie und 16 Gigawatt Photovoltaik. Saudische Firmen sollen vom Solarboom profitieren, daher gelten für die Projektvergabe Local-Content-Regeln. Der schwäbi-sche Wechselrichterproduzent Kaco New Energy aus Neckarsulm gehört zu den europäischen Pionieren und besiegelte im März eine Zusammen-arbeit mit dem lokalen Partner AEC. Das Ziel: die gemeinsame Produk-tion von Wechselrichtern bei AEC.

ENERGIEWENDE AM SKAGERAK

Ein Wort für die Energiewende haben die Dänen nicht. Sie sprechen von „omstiling af energisystemet“, also dem Umstel-len des Energiesystems. Und dabei gehen sie recht radikal zu Werke. Seit Anfang des Jahres sind in dem skandinavischen Land Öl- und Gasheizungen in allen Neubauten verboten. Und die Regierung in Kopenhagen geht noch einen Schritt weiter, ab dem Jahr 2016 gilt das Verbot von fossilen Heizun-gen auch in Altbauten. Wer seine Heizung modernisiert, muss dann etwa auf Wärmepumpen, Biogas oder einen Holzofen umsteigen. Die Regierung in Kopenhagen will mit dem Schritt den Anteil von erneuerbaren Energien am gesamten Ener-gieverbrauch bis zum Jahr 2020 auf 35 Prozent steigern. Zur Jahrhundertmitte will das Land seinen Wärme- und Strombe-darf komplett aus Erneuerbaren decken. Die Dänen sind Vor-reiter: Die Bundesregierung plant, im Jahr 2050 lediglich den Strombedarf zu 80 Prozent aus grünen Energien zu decken.

NETWORKING IM HOTEL ADLONWas verbindet Prof. Claudia Kemfert, Bundes-netzagentur-Präsident Jochen Homann, Allianz-Topmanager Armin Sandhövel und Alstom-Chef Alf Henryk Wulf ? Sie sind alle Keynote-Speaker beim FINANCE MEETING von BIZZ energy today am 22. und 23. April 2013 im Berliner Hotel Adlon. Es geht dort u.a. um die Finanzierung neuer Kraftwerke und Netze, die Rolle institutio-neller Investoren und die Marktintegration der Erneuerbaren. Die Konferenz bringt Top manager, Finanziers und politische Entscheider zusammen. (bizzenergytoday.com/meeting)

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Foto

: Nor

led

Ab 2015 soll die erste elektrisch betriebene Fähre der Welt ihren Dienst aufnehmen. Der Technikkonzern Siemens entwickelte sie gemeinsam mit der norwegischen Werft Fjellstrand. Bis zu 120 Au-tos und 360 Passagiere können dann auf der E-Fähre zwischen den Orten Lavik und Oppdal über den Sognefjord schippern. Statt eines Dieselmotors wird eine zehn Tonnen schwere Batterie zwei Elektromo-toren versorgen. Der Bedarf an sauberer maritimer Antriebstechnik ist groß: Schiffe gehören zu den größten Umweltverpestern, wie etwa NABU-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger kritisiert. Ein Schiff produziert laut Oeliger so viele Schadstoffe wie fünf Millionen moderne Autos. Die E-Fähre zeigt, dass es ohne Emissionen geht: Pro Jahr spart sie eine Million Liter Diesel, 2.680 Tonnen Kohlendioxid und 37 Tonnen Stickoxide ein. Sie wiegt zudem nur halb so viel wie ihr Vorläufer. Das schont die Leistung der 800 Kilowatt starken Batterie. Der Preis für den Gewinn des vom norwegischen Transportministerium aus-gelobten Wettbewerbs: Die Reederei erhält bis 2025 die Konzession für den Fährbetrieb.

innovationDES MONATS

JAPAN GEWINNT GAS AUS METHANEISNoch eine Energiequelle: Japanische Forscher haben Mitte März dem Methaneis am Meeres-grund erstmals kostbares Erdgas abgerungen. Mit spezieller Technik senkten die Wissenschaft-ler den Druck in den Meeresgrundschichten in 1.330 Metern Tiefe. Die Methanmoleküle können sich mit diesem Trick aus der festen Umklammerung durch Wassermoleküle lösen und danach eingefangen werden. Über die Folgen für die Umwelt ist freilich noch nichts bekannt. Gelingt eine Kommerzia-lisierung der Technik, könnte sie nach Meinung japanischer Ökonomen eine ähnliche Revoluti-on wie das Schiefergas in den USA auslösen. Bis 2018 möchten die Japaner die kommer-zielle Förderung aufbauen. Sie rechnen mit rund 1,1 Billionen Kubikmetern Erdgas allein vor der Südküste des Landes. Dadurch könnte die Insel elf Jahre lang auf den Import von Flüssiggas verzichten.

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finance.seite 24

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seite 25

GERARD REID

zählt weltweit zu den Top-Fin anz-

analysten für erneu-erbare Ener gien.

Für die Wall-Street-Investmentbank

Jefferies baute er den Bereich

Renewables auf. An-schließend gründete er mit Alexa Capital

seine eigene Bera-tungsgesellschaft.

2011 erschien sein Buch „Asiens Ener-

giehunger – Rohstof-fe am Limit“. Reid

hat am Imperial College in London

eine Finance-Profes-sur inne. Last but not

least: Gerard Reid ist Chefökonom von BIZZ energy today.

Die Solarkrise hat mit der Insolvenz des größten Modulherstellers Suntech ihren Tiefpunkt erreicht. Dennoch könnte Sonnenenergie am Ende triumphieren

_Text GERARD REID

Totgesagte leben länger

obverluste, Kostendruck, Pleiten. Die Solarbranche muss neue Hiobsbot-schaften derzeit en masse verkraften. So will nach Siemens jetzt auch Bosch seine Solarsparte abstossen. Und der

lange Zeit weltgrößte Modulhersteller Suntech, passenderweise Trikotsponsor des kraftlosen Fußball-Bundesligisten TSG 1899 Ho!enheim, ist zahlungsunfähig. Bereits ein paar Wochen zuvor hatte der vom Massachusetts Institute of Technology publizier-te Newsletter MIT Technology Review getitelt: „Bitte geh pleite, Suntech!“ Die These des Arti-kels tri!t ins Schwarze: Hunderte von Produzen-ten müssen bankrottgehen, um Angebot und

Nachfrage auf dem Solarmarkt wieder ins Lot zu bringen. Es gibt Überkapazitäten im Markt, weil einfach zu viele Firmen Gleiches herstellen."

Die gesamte Wettschöpfungskette vom Silizi-umhersteller bis zu den Installateuren steht unter enormem Kostendruck. Diese Schwächephase nutzen die Stromriesen Eon und Co. gnadenlos zu verbalen Angri!en gegen die Branche; die Netzbetreiber warnen, dass die Leitungen der Solarstromflut nicht mehr standhalten können. Regierungen quer durch Europa haben die För-derung ihrer Solarfirmen reduziert oder ganz abgescha!t. All die positive Energie, die Auf-bruchstimmung für eine erneuerbare Energiewelt scheint derzeit vom Winde verweht."

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seite 25

Fakt ist indes: Die Solarindust-rie verändert die Welt. 2004 betrug die Einspeisevergütung für Solar-module auf deutschen Dächern noch 62 Cent pro Kilo wattstunde!– heute liegt sie bei 11 Cent. Keine andere Technologie hat die Kosten der Stromerzeugung derart senken können. Mehr noch: Solarstrom bricht mit dem alten Gesetz ‚Baue Kraftwerke so groß wie möglich, um Skalene"ekte zu nutzen‘.!

Größe ist für Solarstrom weni-ger wichtig, weil die Kosteneinspa-rungen pro Leistungseinheit zwi-schen kleinen und großen Anlagen minimal sind. Solarkraftwerke sind schneller gebaut und hängen nicht von aufwändigen Baugenehmigun-gen ab. Sie lassen sich insbesondere viel billiger ans Netz bringen als O"shore-Windanlagen, auf die Eon und Co. jetzt setzen, um die alte Welt zentraler Erzeugungsstruktu-ren zu erhalten. O"shore-Wind-parks bergen immense technische und wirtschaftliche Risiken.!Den-noch setzen Energie- und Technik-konzerne auf derartige Großprojek-te; die Installation kleiner Solar dachanlagen sieht ihr Ge-schäftsmodell eben nicht vor.

Dabei ist Solar 2.0 bereits im Entstehen – eine Welt, in der Solar-anlagen als breite Massentechnolo-gie Energieerzeugung steuern. Die Parallele zur Telekommunikation drängt sich auf: Entwicklungs- und Schwellenländer führten Mobiltele-fone direkt ein und übersprangen quasi die Ära der Festnetzanschlüs-se. Ähnlich werden Indien und Staaten in Afrika direkt zu solar- und wechselstrombasierten Mikro-netzen übergehen und die Ära der Großkraftwerke überspringen, wenn dies der billigste Weg ist, Menschen mit Energie zu versor-gen.!Und das ist es.

Allen Unkenrufen zum Trotz wird Solarenergie auch in Europa künftig wachsen. Der Eigenver-

brauch von Strom in Deutschland, Italien und Spanien wird zuneh-men, auch ohne staatliche Hilfen. Insbesondere mit Blick auf Energie-kosten und Versorgungssicherheit werden immer mehr Firmen auf Solar setzen. Eigener Sonnenstrom ist mittlerweile billiger als vom Versorger eingekaufte Energie. Die

Amortisationszeit einer Solaranlage beträgt heute nur noch vier bis sechs Jahre.

Die Schweizer Großbank UBS teilt meine Einschätzung. In ihrem Report „Die unsubventionierte Solarrevolution“ stuft sie die Ener-gieriesen Eon, RWE und das tsche-chische Unternehmen CEZ auf ‚Verkaufen‘ herunter. Auch Enel aus Italien und Iberdrola aus Spanien droht demnach eine Zäsur. Die UBS-Banker argumentieren, dass die Gewinne dieser Konzerne in den nächsten Jahren deutlich sinken werden, im Angesicht des „erwarte-ten Aufbaus von unsubventionierten Solarkraftwerken“. UBS schätzt, dass in den nächsten fünf Jahren unsubventionierte Solaranlagen mit einer Leistung von 45 Gigawatt in Deutschland, Spanien und Italien entstehen – und Platzhirschen wie Eon, RWE, Iberdrola und Enel entsprechende Marktanteile abjagen.

Energiekonzerne haben nur eine Chance. Sie müssen sich künftig viel stärker am Kunden orientieren und beispielsweise Smart-Home-Lösun-gen und Preistarife in Echtzeit anbieten. Andernfalls müssen Euro-pas Regierungen ihre Energiekon-zerne irgendwann mit Staatsgeld retten – was den Strompreis weiter nach oben treiben würde. Bürger haben also allen Grund, auf Solar zu setzen. Es gilt das alte Sprich-wort: Totgesagte leben länger!

„Solar 2.0 ist bereits im Entstehen.“

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BÖRSE ÖL BEFEUERT DEN KURS19,6 Milliarden Euro Umsatz im Schlussquartal 2012 übertrafen die Analystenerwartungen. Das Bankhaus Lampe rät weiterhin zum Kauf und belässt das Kursziel der BASF-Aktie, die Ende März bei 73 Euro notierte, bei 80 Euro. BASF konnte Verluste in den Bereichen Chemie und Kunststo! durch ein gutes Öl- und Gasgeschäft ausgleichen: Seit dem Sturz des Gaddafi-Regimes im Oktober 2011 darf der Konzern wieder in der libyschen Wüste bohren.

STRATEGIE UNABHÄNGIG UND SPARSAMIn seiner Zeit als BASF-Finanzchef dehnte Bock die Finanzierung über die Anleihemärkte aus und verrin-gerte so die Abhängigkeit von Banken. Dadurch gelang ihm 2009 trotz Krise eine Steigerung des Konzernergeb-nisses. Ende 2011 verordnete Bock dem Unternehmen das Sparprogramm Step, das ab 2015 jährlich eine Milliarde Euro einbringen soll. Außerdem sollen in der Bauchemie europaweit rund 400 der 7.000 Stellen gestrichen werden.

CHEF KURT BOCK ist nach Jürgen Strube (1990 bis 2003) der zweite Nicht-Chemiker an der Kon-zernspitze. Der promovierte Betriebswirt arbeitet mit Unterbrechungen seit 1985 für BASF und übernahm im Mai 2011 die Führung. Daneben bekleidet er leitende Positionen in den wichtigsten globalen Chemieverbänden. Anders als sein Vorgänger Jürgen Hambrecht gilt Bock nicht als Freund großer Debat-ten: Er analysiert, bespricht, entscheidet.

DER WELTWEIT GRÖSSTE CHEMIEKONZERN mit Sitz in Ludwigshafen verdankt dem Öl- und Gasgeschäft ein erfolgreiches Schlussquartal 2012.

IM UNTERNEHMENS-CHECK: BASF

finance.seite 35

Page 13: BIZZ energy today 03/2013

dossier.seite 52

Foto

s: PS

I

PSI

Der Softwareanbie-ter PSI wurde 1969

als Spin-off des Elektronikkonzerns

AEG gegründet. Aufgrund der dama-

ligen Berlin-Zulage wurde der Firmen-sitz in den Westteil

der Stadt gelegt. Als 2002 eine feindli-

che Übernahme und die Zerschlagung

von PSI drohte, er-höhten die Energie-

riesen RWE und Eon ihre Anteile. RWE ist bis heute der größte

Anteilseigner.

_BIZZ energy today | Herr Schrimpf, profi-tiert PSI von der Energiewende? _Harald Schrimpf!| Bisher leider nicht. Obwohl wir massiv betro!en sind. Das Umden-ken in der Politik im Hinblick auf die Stromer-zeugung erfordert viele Innovationen, die ein Ausrüster anbieten muss. Dann wollen die Kun-den die neuen Techniken erstmal ausprobieren. Insgesamt haben wir die Ausgaben für For-schung und Entwicklung verdreifacht, auf etwa 9,5 Prozent des Umsatzes. Aber noch ernten wir die Früchte nicht. _BIZZ e.t. | Aus welchem Grund?_Schrimpf! | Die Energieversorger warten der-zeit ab, welche Technologie sich durchsetzt. Sie wollen so spät wie möglich investieren. Auch In-selsysteme, die eine autarke Versorgung ermögli-chen sollen, sind ein lukrativer Zukunftsmarkt. Aber noch verdienen wir damit kein Geld. Ein positiver E!ekt kommt vielleicht, wenn weitere Länder dem deutschen Weg folgen._BIZZ e.t. | Was leisten Sie konkret für den Ausbau von erneuerbaren Energien? _Schrimpf! | Wir sorgen zum Beispiel dafür, dass der Windstrom überhaupt transportiert wer-den kann. Wir beseitigen einige Flaschenhälse auf Übertragungs- und Verteilebene. Dank unse-rer Algorithmen kann ein Maximum der Ener-gie durch die Trassen geleitet werden. Dadurch werden bei starkem Wind weniger Turbinen abgeregelt. Es gibt noch weiteres Steigerungspo-tenzial, obwohl am Netzausbau kein Weg vorbei führt – Intelligenz hin oder her._BIZZ e.t. | Gibt es weitere Projekte?_Schrimpf! | Das Ultranet mit Gleichstrom-

komponenten von Amprion läuft auch mit PSI-Software, genauso wie das Hochspannungsmoni-toring bei Tennet. Ein anderes Beispiel ist unser Know-how für ein virtuelles Kraftwerk. Also das Zusammenspiel von Wind-, Sonnen- und Biogasanlagen, die gegenseitig die fluktuierende Stromerzeugung ausgleichen._BIZZ e.t. | Sind sie ein grünes Unternehmen? _Schrimpf!| Nein, nicht in erster Linie. Wir stehen für E"zienz im Umgang mit Energie und Rohsto!en. Unsere Geschäftsentscheidungen werden nicht ethisch, moralisch oder ökologisch, sondern ökonomisch begründet. Aber unsere Software hat einen erheblichen Einfluss auf das CO2-Profil unserer Kunden. Wir helfen den Unternehmen, Geld zu sparen. Beispielsweise lassen sich die Energiekosten bei der Rohstahler-zeugung um 10 bis 30 Prozent senken, wenn das Stop-and-Go bei der Produktion und damit das erneute Erhitzen des Stahls minimiert werden kann. Intelligente Steuerung ist hier gefragt._BIZZ e.t. | Stichwort Intelligenz: Energie- und Internetinfrastruktur verschmelzen immer mehr..._Schrimpf!| Es ist richtig, dass man IT ver-wendet, um die Netze zu führen. Eine direkte Kopplung zwischen Internet und Energiekreis-läufen gibt es nicht, und das ist auch gut so. Es wäre ein Alptraum, wenn sich ein Hacker des Strom- oder Gasnetzes bemächtigen würde. Deshalb waren die Netze in der Vergangenheit komplett galvanisch getrennt. Ein wachsen-der Energiehandel und die Berichtspflichten durch die Netzregulierer führen allerdings zu immer mehr Verbindungen. Damit steigt das Sicherheitsrisiko.

Harald Schrimpf, Vorstandsvorsitzender von PSI, über die Bedeutung von IT bei der Energiewende_Interview NIELS HENDRIK PETERSEN

„Wir beseitigen Flaschenhälse“

Der Blick in den Kontrollraum zeigt die PSI-Software in Aktion