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Forschungszentrum Karlsruhe in der Helmholtz-Gemeinschaft Professor Dr. Gerhard Banse Institut für Technikfolgen-Abschätzung und Systemanalyse (ITAS) Technik und gesellschaftlicher Wandel. Das Beispiel Internet 1 Fachtagung Wirtschaft – Arbeit – Technik im Land Brandenburg, LISUM, Ludwigsfelde, 30. März 2007 Fachtagung Wirtschaft – Arbeit – Technik im Land Brandenburg LISUM, Ludwigsfelde-Struveshof, 29./30. März 2007 Technik und gesellschaftlicher Wandel. Das Beispiel Internet

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Gliederung

1 Alltägliches: Technik und Alltag

2 Konzeptionelles: Technik – Gesellschaft – Kultur

3 Widersprüchliches: Der Januskopf der Technik

4 Folgerndes: (Gesellschaftliche) Gestaltung von Technik

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1 Alltägliches: Technik und Alltag (1)

- Unsere Welt, unsere Kultur, unser Leben sind weitgehend technikbasiert!

[„Technische Zivilisation, Technische Kultur“]

- Technik ist alltäglich, selbstverständlich, allgegenwärtig!

[„tacit presence“]

- Das bedeutet auch eine weitgehende Abhängigkeit von den technischen Strukturen (im „Guten“ wie im „Schlechten)!

[„kritische Infrastruktur“]

- Diese „Allgegenwart“ des Technischen wird oft erst im Falle des Nicht-Funktionierens, des Versagens, der Havarie bewusst![„Stereotypie, Routinehandlung“]

- ??

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1 Alltägliches: Technik und Alltag (2)

- „Computerisierung“ des Alltags (ubiquitous, pervasive computing / ambient intelligence)

[„Internet der Dinge“]

- sog. Moore‘sches „Gesetz“: Verdopplung der Leistungsfähigkeit von Prozessoren bzw. eine entsprechende Verkleinerung oder Verbilligung dieser Bauelemente nach jeweils achtzehn Monaten

- hohe Dynamik im Bereich der sog. Neuen Medien („Informationsgesellschaft“,

„e-Society“):

- Telekommunikation (z. B. ISDN/Funknetze, Pay-TV, Teleshopping)- PC-Netzwerke (z. B. Internet, e-Mail, electronic banking, elektronischer

Geschäftsverkehr)

[Vernetzung, Konvergenz, Miniaturisierung, Desintegration]

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1 Alltägliches: Technik und Alltag (3)

- ökonomische wie soziale Dynamik – neue Potenziale (negativ wie positiv) und neue Herausforderungen

- neue Formen der Kommunikation, Interaktion und Kooperation

- neue Möglichkeiten des Erlangens, des Austauschs und der Archivierung von Wissen

- neue Bedrohungen (informationelle Selbstbestimmung)

- neue Kriminalitätsformen [cybercrime]

⇒⇒⇒⇒ Notwendigkeit, den Zusammenhang von Gesellschaft, Kultur und Technik aufzuhellen

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2 Konzeptionelles: Technik – Gesellschaft – Kultur (I)

I. Technikverständnis

- Technik als sozio-technisches System // Technik als soziales Phänomen:

Einbeziehung der sozialen (vor allem sozio-ökonomischen) Zusammenhänge in der

(a) Entstehung/Erzeugung (= Entstehungszusammenhang, -kontext)(b) Verwendung/Nutzung (= Verwendungs-/Nutzungszusammenhang, -

kontext)

- Technik als Kulturprodukt:

Einbeziehung kultureller Zusammenhänge sowohl hinsichtlich(a) Hervorbringung(b) Verwendung

technischer Sachsysteme (kulturelle „Ermöglichung“, tradierte Nutzergewohnheiten, Umbrüche/Irritationen)

(Kultur = raum-zeitlich eingrenzbare Gesamtheit gemeinsamer materieller und ideeller Hervorbringungen, internalisierter Werte und Sinndeutungen sowie institutionalisierter Lebensformen von Menschen)

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2 Konzeptionelles: Technik – Gesellschaft – Kultur (II )

II. Technikgenese (1)

(nach: Mayntz, R.: Politische Steuerung und Eigengesetzlichkeiten technischer Entwicklung – zu den Wirkungen von Technikfolgenabschätzung. In: Albach, H.; Schade, D.; Sinn, H. (Hg.): Technikfolgenforschung und Technikfolgenabschätzung. Berlin u. a. 1991, S. 46)

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2 Konzeptionelles: Technik – Gesellschaft – Kultur (II )

II. Technikgenese (2/1)

Technikgenese:

- Ergebnis individuell, kollektiv und institutionell wirkender Akteure,

- ihrer Wahrnehmungs- und Bewertungsleistungen,

- ihrer Wahl- und Entscheidungshandlungen sowie

- ihres auf Realisierung gerichteten Handelns

im Rahmen von Herstellungs- wie Nutzungs-Zusammenhängen.

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2 Konzeptionelles: Technik – Gesellschaft – Kultur (II )

II. Technikgenese (2/2)

Erstens: Der Zielsetzungs-, Entscheidungs- und Handlungsraum für technischen Wandel ist einerseits durch („vorgefundene" oder bereits „hergestellte“) natürliche sowie durch (tradierte und gefestigte) gesellschaftlich-kulturelle Bedingungen und individuelle Dispositionen (Sinnperspektiven, Lebenserfahrungen und -erwartungen) „eingerahmt“. Dieser „Rahmen“ ist andererseits durch die Veränderung der allgemeinen Bildung, des wissenschaftlichen Erkenntnisstandes, des technischen Könnens, der materiellen und finanziellen Ressourcen, der Aufnahme„bereitschaft“ des Marktes sowie der politischen und rechtlichen Bedingungen und der individuellen Dispositionen erweiter- und gestaltbar.Zweitens: Der sich vollziehende technische Wandel ist in seinem Ergebnis stets nur eine Resultante aus diesem Handeln, da häufig mehrere (vielfach noch räumlich weit getrennte) Akteure mit meistens unterschiedlichen Interessen und oftmals noch gegeneinander agieren - womit verbunden sein kann, dass sich ein suboptimales Ergebnis einstellt oder eines, das keiner der Akteure gewollt oder so gewollt hat.

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2 Konzeptionelles: Technik – Gesellschaft – Kultur (II )

II. Technikgenese (3)

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2 Konzeptionelles: Technik – Gesellschaft – Kultur (II )

II. Technikgenese (4)

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3 Widersprüchliches: Der Januskopf der Technik (I/1)

Es gilt eine Relativität von Chancen und Gefahren (Risiken), denn diese sind immer auf ein vorgängiges Wertesystem bezogen:

„Jede Technik ist beides, eine Bürde und ein Segen; es gibt hier kein Entweder-Oder, sondern nur ein Sowohl-Als auch.“(Postman, N.: Das Technopol. Die Macht der Technologien und die Entmündigung der Gesellschaft. Frankfurt am Main 1992, S. 12)

Ianus: altrömischer Gott desAnfangs und des Endes –darum zweigesichtig, nach vorneund nach hinten blickend dargestellt

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3 Widersprüchliches: Der Januskopf der Technik (I/2)

Angesichts expandierender IKT ergeben sich die Fragen nach- sich ändernden Kommunikationsformen und -praxen;- neuen Möglichkeiten und Anforderungen für das individuelle wie kollektive Handeln der Individuen und das der Gesellschaft.

Die Frage nach sozialen (wie kulturellen) Implikationen stellt sich auf folgenden drei Ebenen:- Mikroebene von (einzelnen) Individuen (etwa Nutzung zwischen Beständigkeit und Wandel);- Mesoebene von Institutionen, Unternehmen usw. (etwa traditionelle vs. neue Medien); - Makroebene der Gesellschaft(en) (etwa Homogenisierung vs. Diversifizierung).

Der Fokus ist dabei das Verhältnis von - technischen Nutzungs- bzw. Verwendungspotenzialen und - (realen / realisierten) sozio-kulturellen Nutzungs- bzw. Verwendungsweisen.

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3 Widersprüchliches: Der Januskopf der Technik (I/3)

Erstens verändert sich der Bereich traditioneller Kultur z. B. in Form der Buchproduktion, der Literaturrezeption oder der Tonträgernutzung (Stichworte sind virtuelle Bibliothek, Publikationsgeschwindigkeit, on-line-publishing, publishing on demand).

Zweitens werden neuartige Möglichkeiten für kulturelle Prozesse i. e. S. sowohl hinsichtlich der Bewahrung des kulturellen Erbes („kulturelles Gedächtnis“) wie der Etablierung bislang nicht gekannter Formen (z. B. durch Multimedia-Nutzung, elektronische Speicher- und Bearbeitungstechniken) eröffnet.

Drittens werden Arbeits- und Lebensweise(n) beeinflusst, da sich überkommene Inhalte, Strukturen und Abläufe in Erwerbsarbeit wie Freizeit verändern.

Viertens sind Lebensstile, Verhaltensweisen und Leitvorstellungen durch die netzbasierten Möglichkeiten der Gesellschaft Wandlungen unterworfen (z. B. Lese-, Kauf- oder Kommunikationsverhalten, elektronischer Geschäftsverkehr oder symbolische Werte).

Fünftens werden neue Kulturtechniken eingeübt (etwa durch die Gleichstellung von eigenhändiger Unterschrift und digitaler Signatur) und es kann zum „Verlust“ tradierter Kulturtechniken führen („neue Oralität“?).

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4 Kulturelle Implikationen (I)

3 Widersprüchliches: Der Januskopf der Technik (II)

Beispiel 1: Das TAB-Projekt „Neue Medien und Kultur“ (1)

Projektlaufzeit: 2000/2001

Aufgabenstellung:

- theoretisch-begriffliche Grundlagen erörtern

- Entwicklung bei der Mediennutzung untersuchen- Medienmärkte analysieren

- für ausgewählte Kulturbereiche die durch den Einsatz Neuer Medien bedingten Veränderungen und Auswirkungen beschreiben

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3 Widersprüchliches: Der Januskopf der Technik (II)Beispiel 1: Das TAB-Projekt „Neue Medien und Kultur“ (2)

1 Text-Distribution via Internet kann die Buch-Preisbindung unterlaufen 4 Gewinnausfall durch Herunterladen von Musik aus dem Internet6 Direktvertrieb (Umgehung traditioneller „Vertriebs“wege)12 Bagatellisierung illegalen Verhaltens13 Senkung von Markteintrittsbarrieren - z. B. infolge Senkung der Produktionskosten (Kosten für physisches Filmmaterial, Entwicklung, Schnitt im Studio, Kopieren und Transport)

Kultur-bereiche

Veränderungen in der Wertschöpfung

Veränderungen bei den Akteuren

Kultur-produktion

Kultur-distribution

Kultur-konsumtion

Kulturpro-duzenten

(„Urheber“)

Kulturdistri-buenten

(Vermittler)

Kulturkon-sumenten

(Rezipienten)

Print-/ Literatur-Bereich

Musik

Film / Kino

4 5

13

1 6 7

14 15

8 9 10

16

2

11

3 8 9 12

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4 Kulturelle Implikationen (II)

3 Widersprüchliches: Der Januskopf der Technik (III)Beispiel 2: Das TAB-Projekt „Kulturelle Aspekte netz basierter Kommunikation“ (1)

Projektlaufzeit: 2005/2006Fragestellungen:

1 Wie verändern sich durch das Internet die technischen Möglichkeiten für politische Information, Kommunikation und Partizipation?

2 Welche durch das Internet induzierten kulturellen Veränderungen mit Folgen für politische Kommunikation sind erkennbar?

3 Welche Visionen und Potenziale des Internets für die Demokratie, aber auch welche diesbezüglichen Befürchtungen (wurden und) werden diskutiert?

4 Inwieweit lässt sich die These vom Internet als neuer Form politischer Öffentlichkeit („Netzöffentlichkeit“) stützen?

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4 Kulturelle Implikationen (II)

3 Widersprüchliches: Der Januskopf der Technik (III)Beispiel 2: Das TAB-Projekt „Kulturelle Aspekte netz basierter Kommunikation“ (2)

Kultur: - Handlungsrepertoires und Akteursstrategien, alltägliche Handlungen – einschließlich der (Kommunikations-)praktiken – , mit denen das Leben gestaltet wird;- setzt Handlungs- und Verhaltensstandards – auch für bzw. in der netzbasierten

Kommunikation.

Multimodale Wechselwirkung zwischen Technik und Kultur:

Die von gesellschaftlichen Akteuren entwickelten und praktizierten Kommunikationsformen werden durch neue technische Angebote in ihrem jeweiligen kulturellen Kontext erprobt, restrukturiert und modifiziert.

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4 Kulturelle Implikationen (II)

3 Widersprüchliches: Der Januskopf der Technik (III)Beispiel 2: Das TAB-Projekt „Kulturelle Aspekte netz basierter Kommunikation“

(3)

Das Internet stellt neue Möglichkeiten der (politischen) Information, Kommunikation und Partizipation bereit. Es ermöglicht eine Datenübertragung, die- entfernungsunabhängig ist;- preisgünstig und leicht bedienbar ist;- schnell erfolgt und dabei Online-Kommunikation und Interaktivität ermöglicht;- dezentral organisiert ist;- Möglichkeiten der Einspeisung von Informationen für jedermann bereitstellt;- durch Links und Suchmaschinen Orientierungen ermöglicht.

Effizienz: einfachere Verbreitung von und einfacher Zugang zu Informationen (schnell, preisgünstig, entfernungsabhängig, nahezu unbegrenztes Speichervermögen).

Globalität: Grenzüberschreitende und (nahezu) unregulierte Kommunikation, weniger oder keine Filter (Gate-keeper) wie in klassischen Massenmedien.

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4 Kulturelle Implikationen (II)

3 Widersprüchliches: Der Januskopf der Technik (III)Beispiel 2: Das TAB-Projekt „Kulturelle Aspekte netz basierter Kommunikation“ (4)

Visionen und Erwartungen

- „Demokratisierung der Demokratie“;

- Zivilgesellschaftliche Erneuerung politischer Kommunikations- und Deliberationsformen;

- Cyberdemocracy: demokratische Selbstverwaltung „von unten“;- Bildung einer virtuellen „Agora“;

- die Weltgesellschaft als virtuelles „globales Dorf“;

- Entstehung transnationaler demokratischer Öffentlichkeiten.

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4 Kulturelle Implikationen (II)

3 Widersprüchliches: Der Januskopf der Technik (III)Beispiel 2: Das TAB-Projekt „Kulturelle Aspekte netz basierter Kommunikation“ (5)

Befürchtungen

- Aushöhlung der etablierten demokratischen Prozesse und Institutionen;

- Informationsüberflutung und Auswahlprobleme aufgrund fehlender Informationsfilter;- unzureichende Medienkompetenz bei vielen Bürgern;

- Verstärkung bestehender Machtverhältnisse und Interessen (Verstärkungsthese);

- Neue Ausgrenzungen (Zugangsprobleme, digital divide).

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4 Kulturelle Implikationen (II)

3 Widersprüchliches: Der Januskopf der Technik (III)Beispiel 2: Das TAB-Projekt „Kulturelle Aspekte netz basierter Kommunikation“ (6)

Einsichten

- Keine rasche Revolution der politischen Kulturen durch das Internet.

- Beharrungsvermögen kultureller Üblichkeiten (Persistenz).- Unzweifelhaft vorhandene Potenziale der „Technik“ Internet führen nicht automatisch

zu einer demokratischeren Gesellschaft (kein „Technikdeterminismus“) -Veränderungen zeigen sich aber auf den „zweiten Blick“.

- Realisierung der Demokratie-Potenziale des Internet hängt von vielen Erfolgsfaktoren ab, die allmählich durch empirische Forschung sichtbar werden

- Deliberation und Partizipation bedürfen motivierender, unterstützender und begleitender Maßnahmen.

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4 Kulturelle Implikationen (III)

3 Widersprüchliches: Der Januskopf der Technik (IV)Beispiel 3: Problembereiche netzbasierter Kommunika tion (1)

Dimension Problemfeld

Vernetzung Privatsphäre, informationelle Selbstbestimmung,

Datenschutz, Vertraulichkeit

Kommunikation Authentizität, Integrität, Zurechenbarkeit, Anonymität / Pseudonymität

Handlung Verantwort ung

Virtualität Identität, Identitätsverlust, … Realitätsverlust

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4 Kulturelle Implikationen (III)

3 Widersprüchliches: Der Januskopf der Technik (IV)Beispiel 3: Problembereiche netzbasierter Kommunika tion (2)

Produktion Autorenschaft / UrheberrechtSubjektivität /

VerbindlichkeitStraftaten

Distribution Sicherheit / VerfügbarkeZugang /

Informationsfreiheit„Digital Divide“

Rezeption NutzerfreundlichkeitNutzungsmuster / Sucht

Ethos / „Netiquette“

Politik Freiheitsutopien ↔ MachtPartizipation

Markt e-Commerce ↔ Datenschutz(Datamining, -

warehousing)

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4 Folgerndes: (Gesellschaftliche) Gestaltung von Tec hnik (1)

Bezug zum Zitat von Neil Postman: „Bürde“ und „Segen“ sind keine technischen Kriterien, sondern soziale: Technik „ragt“ in die Gesellschaft hinein,

- Ökonomisch, da sie in Wertschöpfungs- und Verwertungsprozesse eingebunden ist;

- Politisch, da es z. B. einen rechtlichen „Rahmen“ gibt, in dem Herstellung und Nutzung erfolgen;

- Sozial, da sie Arbeitsprozesse, Kooperationsbeziehungen sowie Arbeit und Freizeit beeinflusst;

- Kulturell, da sie Handlungsmuster und –praxen verändern kann;

- Individuell-mental, da menschliche Vorstellungen (Erwartungen, Hoffnungen, Ängste, Befürchtungen) auch einen technischen Bezug haben.

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4 Folgerndes: (Gesellschaftliche) Gestaltung von Tec hnik (2)

Einerseits wird gesellschaftliche Entwicklung erwartet, die durch solche Kriterien wie Selbsterhaltung, Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung oder – in einer anderen Terminologie – durch Sozialverträglichkeit und Umweltverträglichkeit gekennzeichnet ist. Andererseits gibt es technischer Fortschritt, der zunächst an innertechnischen Kriterien wie Effizienz, Neuheit, Zuverlässigkeit usw. gemessen wird.

Zwischen beiden besteht – zumal in unserer stark technisierten (= „technikgestützten“) und funktional ausdifferenzierten Zivilisation – eine Abhängigkeit, die jedoch nicht direkt bzw. linear-deterministisch, sondern nur über zahlreiche Zwischenstufen vermittelt ist.

Der Gebrauch bzw. die Verwendung technischer Sachsysteme erfolgt immer – ob bewusst oder unbewusst sei dahingestellt – in einem wertenden Zusammenhang, z. B. dergestalt, dass eine technische Lösung einer anderen vorgezogen wird, dass bestimmte Sachsysteme abgelehnt werden, dass sich die Nutzer- bzw. Nutzungsgewohnheiten ändern usw.

Technologien werden durch die jeweilige Kultur geformt. Umgekehrt wirken die technischen Gegebenheiten ihrerseits auf die kulturellen Handlungs- und Nutzungsmuster zurück, beeinflussen und verändern sie.

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4 Folgerndes: (Gesellschaftliche) Gestaltung von Tec hnik (3)

Es gilt, „Bürde“ und „Segen“ bzw. technikinduzierte Gefahren und Chancen zu verdeutlichen, um diese Chancen befördern, diese Gefahren hingegen vermeiden, minimieren, kompensieren zu können.

Die entscheidenden Fragen sind dann

- erstens die nach dem zugrunde liegenden Werte-Set: das darf nicht allein auf Werte technischer (etwa Effizienz) oder ökonomischer (etwa Effektivität) Art reduziert werden;

- zweitens die nach dem Maß zwischen dem „sowohl“ und dem „als auch“, d. h., welche Nachteile (bzw. „Nebenwirkungen“) werden um welcher Vorteile wegen bewusst in Kauf genommen bzw. müssen in Kauf genommen werden.

Die Antworten können/dürfen nur in einer sachkundigen öffentlichen Debatte in Form eines Aushandelungs-Prozesses auf der Grundlage interdisziplinärer Expertise gefunden bzw. gegeben werden.

Zu berücksichtigen ist: Technikentwicklung (-gestaltung) erfolgt mittels Markt, Macht und Moral.

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4 Folgerndes: (Gesellschaftliche) Gestaltung von Tec hnik (4)

(1) Zivilgesellschaft ausgestalten (mündige Bürger, echte Partizipationsmöglichkeiten)

(2) Technikfolgenabschätzung - die entscheidungsbezogene Erstellung einer „Zusammenschau“ sowohl des

aktuellen technischen Entwicklungsstandes, der vorhandenen Handlungsoptionen und ihrer mutmaßlichen Effekte sowie deren

„Bilanzierung“ als auch möglicher (gesellschafts-)politischer Aus- und Rückwirkungen („politisches Rahmenkonzept“), der nur entsprochen werden kann, wenn

- zweitens sowohl die Komplexität moderner Technik (einschließlich ihrer Folgen) und deren „Umgebung“ als auch beider Wechselbeziehungen und

abseh- bzw. abschätzbarer zukünftiger Veränderung in einer Problem angemessenen Weise Rechnung getragen wird („systemanalytischer Anspruch“).

(3) Technische Bildung

- Technik „begreifen“!- multiperspektivisch- an Nachhaltigkeit orientiert