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Technische Universität Darmstadt Institut für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik Mut zur Nachhaltigkeit! Neue didaktische Literatur zur Bildung für Nachhaltigkeit. Prof. Dr. Peter Euler M.A., Ing. grad. Arbeitsbereich Allgemeine Pädagogik mit dem Schwerpunkt Pädagogik der Natur- und Umweltwissenschaften Beitrag zum Seminar im WS 2009/10

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Technische Universität Darmstadt Institut für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik

Mut zur Nachhaltigkeit! Neue didaktische Literatur

zur Bildung für Nachhaltigkeit.

Prof. Dr. Peter Euler M.A., Ing. grad.

Arbeitsbereich Allgemeine Pädagogikmit dem Schwerpunkt Pädagogik der Natur- und Umweltwissenschaften

Beitragzum Seminar im WS 2009/10

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Prof. Dr. Peter Euler M.A., Ing. grad.Institut für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik / Arbeitsbereich Allgemeine Pädagogik mit dem Schwerpunkt Pädagogik der Natur- und Umweltwissenschaften

1. Gewinnorientierung und Nachhaltigkeit. Ein Widerspruch!

2. „Planetary Boundaries“: absolute Grenzen der Belastbarkeit des Globus in die Politik einführen

3. Von der „Ausbeutung“ zur „Inwertsetzung“ der Natur: Umweltkonferenzen im Kampf um Hegemonie in internationalen Transformationen des Kapitalismus

4: „Nachhaltigkeit“ zwingt zur RE-VISION der Bildung

Bildung zur Nachhaltigkeit

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1. Gewinnorientierung und Nachhaltigkeit. Ein Widerspruch!

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Aus der Rede des Exekutivdirektors des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), Klaus Töpfer,

zur Vorstellung des Millenniumsberichts 'Globale Umwelt – GEO-2000' am 15. September 1999 in London

Trotz der bemerkenswerten Erfolge, die in den letzten Jahren erreicht wurden, zeigt die GEO-2000-Einschätzung, dass größere Verbesserungen in der Umwelt dünn

gesät sind. Wir befinden uns auf einem nichtnachhaltigen Kurs. Die Zeit für einen vernünftigen,

durchdachten Übergang zu einer tragfähigen Zukunft läuft rapide aus. Die anhaltende Armut der Mehrheit der Einwohner diese Planeten und der exzessive

Konsum einer Minderheit sind die zwei Hauptursachen für die Umweltzerstörung. Umweltkatastrophen nehmen an Häufigkeit und Schwere zu.

FolgerungWir brauchen eine neue Ökonomie (Töpferforderung),

müssen die Wirtschaft umbauen (Prof. Bernd Meyer, ehemals im Bundesumweltministerium zuständig für Umweltökonomische Gesamtrechnung)

1. Gewinnorientierung und Nachhaltigkeit. Ein Widerspruch

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Hauptproblem: die auf dem Globus dominierende Ökonomie

Bereits im 19. Jahrhundert beschrieb der französische Sozialutopist und Kaufmann François-Marie-Charles Fourier (1772-1837) das Auf und Ab der wirtschaftlichen

Entwicklung als ‚crise pléthorique’, als ‚Krise aus Überfluss’.

Versinnbildlicht wird diese Krise aus Überfluss in Fouriers Erlebnis, eine Schiffsladung Reis im Meer versenken zu müssen, um die Preise stabil zu halten, während die Menschen an der Küste Hunger litten.

Aktuell wird dieses Moment in Klaus Töpfers Forderung Nahrung für 800 Millionen hungernde Menschen bereitzustellen, während die Wohlhabenden dieser Welt mehr Nahrung wegwerfen, als zur Ernährung dieser 800 Millionen erforderlich wäre. (Yvonne Kehren)

1. Gewinnorientierung und Nachhaltigkeit. Ein Widerspruch

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Es sei erlaubt sich zu erinnern:Fr. Engels: Anti-Dühring, 1877

„Seit 1825 geht die ganze industrielle und kommerzielle Welt, die Produktion und der Austausch sämtlicher zivilisierter Völker… so ziemlich alle zehn Jahre einmal aus den Fugen. Der Verkehr stockt, die Märkte sind überfüllt, die Produkte liegen da, ebenso massenhaft wie unabsetzbar, das bare Geld wird unsichtbar, der Kredit verschwindet, die Fabriken stehn still, die arbeitenden Massen ermangeln der Lebensmittel, weil sie zuviel Lebensmittel produziert haben, Bankrott folgt auf Bankrott, Zwangsverkauf auf Zwangsverkauf. … bis die aufgehäuften Warenmassen unter größerer oder geringerer Entwertung endlich abfließen.Das haben wir nun seit 1825 volle fünfmal erlebt und erleben es in diesem Augenblick (1877) zum sechstenmal.“

1. Gewinnorientierung und Nachhaltigkeit. Ein Widerspruch

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Von wegen bloß Geschichte:GATS-Abkommen 1. Jan. 1995engl. General Agreement on Trade in Services;

Ein internationales, multilaterales Vertragswerk derWelthandelsorganisation (WTO), das den grenzüberschreitenden Handel mit Dienstleistungen regelt und dessen fortschreitende Liberalisierung zum Ziel hat.Bildung ist Dienstleistungsware geworden!

Das GATS (1995) ist somit auch Motor der Verbetriebswirtschaftlichung und Vermarktförmigung dieser Dienstleistungen selbst; denn nicht nur der Handel mit ihnen wird unter die Kriterien kapitalistischer ökonomischer Rationalität gebracht, sprich: vor allem Profitabilitätsgesichtspunkten unterworfen, sondern Warenförmigkeit – der Tauschwert anstelle des Gebrauchswerts – wird zum inhaltlich bestimmenden Wesensmerkmal aller Prozesse und Tätigkeiten, die sich als Dienstleistungen definieren lassen.(Ingrid Lohmann)

1. Gewinnorientierung und Nachhaltigkeit. Ein Widerspruch

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Nicolas Stern (Sternreport 2006): „Klimawandel war das größte Marktversagen“

Kann man über Nachhaltigkeit redenund von der kapitalistischen Ökonomie schweigen?

1. Gewinnorientierung und Nachhaltigkeit. Ein Widerspruch

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Die herrschende Volkswirtschaftslehre macht nicht ihre Hausaufgaben!

Erste Ausnahme: Kritik am Bruttoinlandsprodukt (BIP)- Herman E. Daily/John B. Cobb:

Genuine Progress Indicator

- Hans Diefenbacher/Roland Zieschank: Nationalen Wohlfahrtsindex und hochprominent

- Joseph Stiglitz/Amartya Sen/Jean-Paul Fitoussi:Dringende Reform der Messung der Wirtschaftsleistung

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Gnadenloser Widerspruch von Ökologie und Gewinnwirtschaft

Scharfe und sehr sachkundige Kritiker, wie Jean Ziegler (u.a. Das Imperium der Schande), sprechen von einem wirtschaftlichen Krieg der weltweit tobt und den wesentlich die 500 größten transkontinentalen Privatgesellschaften im Verbund mit großen Regierungen führen. Wenn auch gegen ihren Willen sind sie getrieben von der „Maximierung von Profit … und für den höchsten Mehrwert in der kürzesten Zeitspanne und zum niedrigstmöglichen Selbstkostenpreis zu sorgen.“

Von 2000 bis 2008 war er UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. Am 26. März 2008 wurde Ziegler in den beratenden Ausschuss des Menschenrechtsrats gewählt. Ziegler erhielt trotz des Widerstands der USA die meisten Stimmen aller sieben Kandidierenden, nämlich 40 von 47.

1. Gewinnorientierung und Nachhaltigkeit. Ein Widerspruch

hierzu DER Film: Erwin Wagenhöfer: We feed the world – Essen global

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2. „Planetary Boundaries“: absolute Grenzen der Belastbarkeit des Globus in die Politik einführen

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„Planetary Boundaries“Gruppe von 28 international renommierten Wissenschaftlern

(dt: Schellnhuber)

Seit der industriellen Revolution wurde die menschliche Aktivität zu einer geophysikalischen Kraft; Zeitalter des „Anthropozän“ (Will Steffen, Australien).

Bis hierher und nicht weiter: 9 SchwellenwerteZiel: Unterstützung für politische EntscheidungsprozesseVon 9 Schwellenwerten sind drei schon jetzt weit überschritten.

Überwindung sektoralen Denkens; z.B. Einseitigkeit der Klimadebatte

2. „Planetary Boundaries“

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The inner green shading represents the proposed safe operating space

for nine planetary systems. The red wedges represent an estimate of the current position for each variable. The boundaries in three systems (rate of biodiversity loss, climate change and human interference with the nitrogen cycle), have

already been exceeded.

2. „Planetary Boundaries“

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3. Von der „Ausbeutung“ zur „Inwertsetzung“ der Natur: Umweltkonferenzen im Kampf um Hegemonie in

internationalen Transformationen des Kapitalismus

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Hegemonietheorie:Kampf um die dominante Rolle im internationalen System.

Auf- und Abstiege von Hegemonialmächten

Auch bedeutend in neomarxistischen Denkansätzen: Diskurstheorie der Macht(Antonio Gramsci, Ernesto Laclau, Chantal Mouffe:letztere 1985: Hegemonie und radikale Demokratie)

Hegemonie ist entscheidend auch abhängig von derKulturelle Hegemonie,

nach Antonio Gramsci ist das die Produktion zustimmungsfähiger Ideen

(auch Alltagskultur, Folklore, Aberglauben)

Analog zur symbolischen Gewalt (Pierre Bordieu):anerkannte Gewalt, welche die herrschende Sicht der Dinge legitimiert

3. Von der „Ausbeutung“ zur „Inwertsetzung“

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Transformationen des KAPITALISMUSFordismus: (Massenproduktion, Sozialpartnerschaft „new deal“, „Konzertierte Aktion“ (Beteiligung der

Arbeiter am Wohlstand, Ende der Zusammenbruchserwartung) Krise des Fordismus begann in den 60er Jahren, Ölkrise, soziale Unruhen; Folge: deficit spending und Staatsverschuldung, Lohnquote am BIP

sinkt wieder.)

Ausbeutung der Natur als unbegrenzte Ressource

Postfordismus: (Vorherrschaftssicherung (USA, Europa, Japan) verlangt Steigerung der Akkumulation durch neoliberale Restrukturierung, Dynamisierung der Weltwirtschaft, Abbau staatlicher

Sicherungssysteme – Privatisierung als effizientere Steuerung, Flexibilisierung, Produktdifferenzierung, Qualifizierung, Entbürokratisierung, usw., „innere Landnahme“ zur Vergrößerung des

Ausbeutungsgrades)

Inwertsetzung der Natur (u.a. Gen-Patente, Biopiraterie) (Christoph Görg)

3. Von der „Ausbeutung“ zur „Inwertsetzung“

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3. Von der „Ausbeutung“ zur „Inwertsetzung“

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3. Von der „Ausbeutung“ zur „Inwertsetzung“

Wikipedia

Biopiraterie ist ein politischer Begriff, mit dem die Privatisierungs- und Aneignungsprozesse von Leben in Form von Pflanzen oder Tieren und Teile dieses Lebens oder Genen sowie das Wissen um die Nutzung dieser Lebensformen mittels des Rechts auf „geistiges Eigentum“ – wie z. B. Patente – kritisiert wird. Es wurde von globalisierungskritischen NGOs und Autorinnen wie der Preisträgerin des Alternativen Nobelpreises Vandana Shiva geprägt, die damit eine Strategie der ökonomischen Verwertbarkeit von Leben durch hochtechnologisierte Agrar- und Nahrungsproduktion als Neokolonialismus kritisieren und stattdessen für Demokratie, Biodiversität (auch biologische Vielfalt genannt) und eine soziale und ökologische Nachhaltigkeit plädieren, in dem überlebenswichtige Bereiche der Nahrungsproduktion in den kommunalen Gemeinschaften verbleiben.

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Neue postfordistische Regulationen des Naturverhältnisses

nicht mehr Schutz vs Nutzung, sondern Schutz als Nutzung (z.B. Biosphärenreservate)

Modernisierung der Naturbeherrschung (Inwertsetzung);

Weltkonferenzen, internationale Abkommen: Verursacht durch zwingende Probleme:

Beseitigen nicht Ursachen, leisten Management der Folgeprobleme

Politische Kooperation ist zur Stabilisierung des Kapitalismus notwendig, gleichzeitigvollzieht sich eine „Internationalisierung des Staates“ (J. Hirsch)

Genau hier ist der Einsatzort der Wirkung der NGOs auf die Kräftekonstellationen

3. Von der „Ausbeutung“ zur „Inwertsetzung“

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3. Von der „Ausbeutung“ zur „Inwertsetzung“

Biosphärenreservat

„Biosphärenreservate sind Gebiete, bestehend aus terrestrischen und Küsten- sowie Meeresökosystemen oder aus einer Kombination derselben, die international im Rahmen des UNESCO-Programms Der Mensch und die Biosphäre (MAB) nach Maßgabe vorliegender internationaler Leitlinien für das Weltnetz der Biosphärenreservate anerkannt werden.“(UNESCO Sevilla 1995)

Es geht um vom Menschen geschaffenen Kulturlandschaften, und nicht um Natur- oder Landschaftsschutz. Im Mai 2009 gab es 553 Biosphärenreservate in 107 Ländern.

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3. Von der „Ausbeutung“ zur „Inwertsetzung“

Biosphärenreservate sollen u.a.Schutz: Beitrag zur Erhaltung von Landschaften, Ökosystemen, Arten

und genetischer VielfaltEntwicklung: Förderung einer wirtschaftlichen und menschlichen

Entwicklung, die soziokulturell und ökologisch nachhaltig ist Logistische Unterstützung: Förderung von Demonstrationsprojekten,

Umweltbildung und -ausbildung, Forschung und Umweltbeobachtung

in drei Zonen gegliedert:Kernzonen: Zonen, die langfristigem Schutz gewidmet sind … sind in

der Regel von jeglicher Nutzung ausgeschlossen. Pflegezonen: Zonen, die die Kernzonen umschließen oder an sie

angrenzen, in denen nur Aktivitäten stattfinden, die mit den Schutzzielen vereinbar sind (schonende, naturnahe Landnutzung)

Entwicklungszonen: Zonen in der Vorgehensweisen zur nachhaltigen Bewirtschaftung von Ressourcen gefördert und entwickelt werden.

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Christoph Görg/Ulrich Brand (Hg.): Mythen globalen Umweltmanagements, 2002.

„Institutionalisierte Sorgenfalten

Weltkonferenzen und die Widersprüche globaler Herrschaft“ von Christoph Görg

3. Von der „Ausbeutung“ zur „Inwertsetzung“

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4: „Nachhaltigkeit“ zwingt im institutionalisierten Bildungsbereich

zur RE-VISION der Bildung

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„Two Cultures“ C. P. SnowBaufehler

unserer Bildung, auch in der Universität bis heute!!

Zerrissenheit von Kultur/Bildungvon

naturwissenschaftlich/technischenund

sozial-, geistes- und kulturwissenschaftlichen Erkenntnissen

5: „Nachhaltigkeit“ zwingt zur RE-VISION der Bildung

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Eugen Kogon2. Februar 1903 in München; † 24. Dezember 1987

Die Stunde der Ingenieure (1976)

6 Jahre Buchenwald, Standardwerk „Der SS-Staat“, ein 400 Seiten starkes Buch, in dem er konzise das System der deutschen Konzentrationslager analysierte. Gemeinsam mit Walter Dirks schuf Kogon in Gestalt der legendären „Frankfurter Hefte“ eines der einflussreichsten Foren für Politik und Kultur der bundesdeutschen Nachkriegszeit (heute unter dem Namen „Neue Gesellschaft / Frankfurter Hefte“).Er engagierte sich gegen die restaurativen Tendenzen der Adenauer-Zeit, gegen Wiederbewaffnung, Atomwaffen und den „Irrsinn der Überrüstung“. Im Jahr 1951 wurde Kogon, auf den erstmals eingerichteten Lehrstuhl für Politikwissenschaft an der Technischen Hochschule Darmstadt, zum Professor berufen, lehrte bis 1968. Später bescheinigte ihm der Hochschulpräsident Johann-Dietrich Wörner: Er hat das moralische Gewissen der Universität bis heute geprägt.Von Januar 1964 bis Januar 1965 war Kogon Leiter des ARD-Politmagazins Panorama, seit März 1964 zudem dessen Moderator.

5: „Nachhaltigkeit“ zwingt zur RE-VISION der Bildung

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Die Technologische Intelligenz ist aus ihrer Dienerrolle zu befreien: „Jahrhunderte lang haben die Herrschaftsinteressen“, so Kogon, „den Sachverstand in Dienstbarkeit gehalten; jetzt werden sowohl in der Wirtschaft als auch in der Politik und in einer Reihe von weiteren wichtigen Aktionsfeldern der Gesellschaft die naturwissenschaftliche Forschung und die Ingenieurtätigkeit fast zusehends zu Partnern.“ (25) Die neue Rolle verlangt ein gravierendes Umdenken. Die Bewältigung der enormen Probleme verlangt und ermöglicht eine Vielfalt von Einflussnahmen der Technologischen Intelligenz für eine humane Politik in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft, den nur diese selbst ausüben kann. Im Kern zielt jede Änderung, um dauerhaft, eben: nachhaltig Früchte zu tragen auf einen „Wandel der Ansprüche“, um „einen alternativen Stil des Lebens hervorbringen“ zu können (33).

5: „Nachhaltigkeit“ zwingt zur RE-VISION der Bildung

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TECHNIKISTeine

SOZIALE PRAXIS

Technik ist damit auch weder wertfrei

noch unpolitisch!

„Technologie und Humanität, eine noch zu lernende Lektion für unsere Kultur“ (Euler)

5: „Nachhaltigkeit“ zwingt zur RE-VISION der Bildung

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Überfällige Neubestimmung des Natur- Kulturverständnissesals Re-Vision der Bildung

Weder Naturalismus noch Soziozentrismus sind angemessene theoretische Positionen (Christoph Görg: Gesellschaftliche Naturverhältnisse).

Bildung ist weder an Natur auszurichten, noch das Andere von ihr!

Die zunehmende Instrumentalisierung von Bildung als Herrschaft negiert Natur im Einzelnen wie im Allgemeinen, degeneriert zur Verfahrenstechnik umfassender Kapitalisierung, aber um den Preis, dass Natur (psychisch, leiblich, ökologisch) zurückschlägt (u.a.Horkheimer).

Die zerrissene Bildung fördert die Zerstörung und negiert die Idee der Bildung als Regulativ eines humanen Verhältnisses von Natur und Kultur.

Bildung und Wissenschaft SIND politisch; sind in Forschung Lehre daher auch so zu begreifen!

5: „Nachhaltigkeit“ zwingt zur RE-VISION der Bildung

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Nachhaltigkeit als Idee der BILDUNG!

Th. W. Adorno: „… natürliches Dasein bewahrend formen.“

5: „Nachhaltigkeit“ zwingt zur RE-VISION der Bildung

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Sapere aude“:‚habe Mut‘ Dich pädagogisch und politisch

für die Bildung für Nachhaltigkeit einzusetzen!

5: „Nachhaltigkeit“ zwingt zur RE-VISION der Bildung