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LVA 816.308 Konfliktlösungen … Leiter: A.Univ.Prof.DI Dr. Helmut MADER
Konfliktlösungen im Spannungsfeld zwischen ökologischer Funktion und anthropogener
Nutzung von Fließgewässern
Helmut MADER
Department für Wasser – Atmosphäre – Umwelt;
Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie und konstruktiven Wasserbau – IWHW.
Universität für Bodenkultur Wien. Muthgasse 18, A-1190 Wien.Tel: ++43 – 1 – 36006 – 5509 e-mail: [email protected] Web: http://iwhw.boku.ac.at/
LVA Nr. 816.308
LVA 816.308 Konfliktlösungen … Leiter: A.Univ.Prof.DI Dr. Helmut MADER
Inhalt
Teil 1 – EinführungTeil 2 – Rechtliche Grundlagen
Teil 3 – PlanungsmethodikTeil 4 – Funktion der Fließgewässer
Teil 5 – Schutzwasserbau FallstudienTeil 6 – Gewässerkontinuum FallstudienTeil 7 – Dotierwasserabgabe Fallstudien
Teil 8 – Bürgerbeteiligung Fallstudien
© H. MADER
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Literaturempfehlung
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Natürliches FG
Änderung in Zeit & Raum -Gleichgewichtszustände selten
Änderung der Wasserführung
Änderung der Kräfte auf Gerinnewandung in Größe, Richtung, Ort
Wassertransport ==> Feststofftransport ==> Änderung des Abflussquerschnittes
gewässerbeeinflussender Bewuchs ==> Änderung des Fließwiderstandes
© H. MADER
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Natürliches FG
Zentraler Bestandteil des Natur- & Landschaftshaushaltes
Die Verteilung des Abflusses über das Jahr, die Perioden von Sedimentruhe und Sedimentumlagerung, die Strömungsgeschwindigkeit und Strömungsart sind
wesentliche Charakteristika jedes FG und ein wichtiger Faktor für die Qualität und Quantität der
Organismenbesiedelung
(ÖNORM 6232)
© H. MADER
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Natürliches FG - Potentielle Funktion
FG = gerichtetes Transportsystem
Funktionen:
Wassertransport
Feststofftransport
abiotische Kenngrößen - hohe Aussagekraft für BiozönosenTiefe, Breite, Substratverteilung, vmax, vmin, vm, vSohle, Volumen, Oberfläche,
Varianzen, Schwankungskoefizienten, Abflussverteilung, .....
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Natürliches FG - Potentielle Funktion
Abflussänderung
t, b, Oberfläche, Volumen reagieren unterproportional
v, deutliche Veränderungen
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Natürliches FG - Potentielle Funktion
WassertransportTransportfunktion Typologie nach Abflussregime Exkurs Vortrag K. Lebiedzinski
Einfache Regime - Komplexe Regime
Typologie nach Dauerlinie
Potamal ausgeglichen - Rhithral extreme Schwankungen
Speicherfunktion Retention Oberflächenwasser
Prozess stehende Retention - Prozess fließende Retention
Grundwasser
Infiltration - Exfiltration
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ÜBERBLICK
• Typisierung von Gewässern nach hydrologischen Merkmalen und Steuerfaktoren anhand von Abflussregimen
• Abflussregime: charakteristischer Gang des Abflusses eines Gewässers (ÖNORM B2400) bedingt durch Klima, Vegetation, geologische und
geomorphologische Gegebenheiten sowie anthropogene Einflüsse im Einzugsgebiet
• Bezogen auf ein Jahr: Beschreibung des Abflussverhaltens im Jahresgang
• Klare Aussagekraft spiegelt Wasserhaushalt in seinen zeitlichen Änderungen wider
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BEISPIELE FÜR TYPISIERUNGSANSÄTZE
1933 Pardé (global) 1968 Grimm (Europa) 1996 Mader, Steidl, Wimmer (Ö)
1938 Lvovich (UdSSR) 1985 Aschwanden, Weingartner (Schweiz)
1961 Kresser (Ö) 1992 Krasovskaia, Gottschalk (Skandinavien)
1996 Poff (Nordamerika) 2014 REFORM (Europa)
Pardé
Grimm
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ABFLUSSREGIME IN ÖSTERREICH – Grundlagen
Pardé (1933) – Typisierung einzelner großer Flüsse weltweitSchwankungskoeffizient SK (monatlicher Q bezogen auf jährlichen Q)Anzahl max / min der SK im Jahresverlauf UND den Abfluss speisende Mechanismen bestimmen einfache / komplexe Regime glazial – Gletscher, nival – Schnee, pluvial – Regen
Grimm (1968) – Europaweite Klassifikationmodifizierter Pardé‘scher SK unter der Berücksichtigung des abflussreichsten bzw. abflussärmsten DoppelmonatsAusbildung und Auftrittszeitpunkt von Haupt‐ und Nebenmaxima bestimmt Regime
Unterschied: Verkleinerung der untersuchten EinzugsgebietsgrößeVerdichtung im alpinen Bereich
PROBLEM: Die resultierenden Regime dieser Typisierungsansätze sind kein Produkt der bestimmenden Faktoren!
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ABFLUSSREGIME IN ÖSTERREICH
Mader, Steidl, Wimmer (1996) – Klassifikation österreichischer AbflussregimeDurch Kombination der SK Anpassung der Ansätze von Pardé und Grimm für Öeinfache / komplexe Regime, Speisungsart, Auftrittszeitpunkt
Voraussetzungen:Abflussreihe homogen und konsistentmin. 10 Jahre BeobachtungszeitAbfluss anthropogen unbeeinflusstkeine größere Seen im EinzugsgebietEinzugsgebiet > 10 km²
Komplexes Regime Einfaches Regime
Pinka Gurgler Ache
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ANWENDUNG UND NOTWENDIGKEIT
Informationsgrundlage für:Wasserwirtschaft, Hochwasserschutz, Energiewasserwirtschaft,Tourismus, Speicherbewirtschaftung, Restwasserabgabe,Modernisierung von Kraftwerken, Abschätzung hydrologischer Kenngrößen in unbeobachteten Gebieten (Schweiz) etc.
ABER: Anthropogene Eingriffe verändern Faktoren im EinzugsgebietDadurch auch Abflussverhalten und ÖF beeinflusst
WRRL fordert guten Gewässerzustand Für Herstellung von ÖF ist Kenntnis des natürlichen Zustandes bedeutend!
DAHER: Bestimmung von natürlichen Abflussregimen anhand von Abflüssen ohne anthropogene Beeinträchtigung
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BEISPIELE
A C
B
A Station Haidbach | Felber AcheMQ 3,22 m³/s | 74,5 km²
B Station Kaprun| Kapruner AcheMQ 9,34 m³/s | 88,6 km²
C Station Bruck | Fuscher AcheMQ 6,25 m³/s | 161 km²
Effect of Hydro Power
www.verbund.com
ehyd.gv.at
ACB
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BEISPIELE
Taurach|Station Tamsweg377,9 km² | MQ 11,12 m³/s
Mur|Station Mörtelsdorf366,9 km² | MQ 9,17 m³/s
ehyd.gv.at
A
ehyd.gv.at
B
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Gewässertypologie
DauerliniePotamal:
ausgeglichene Abflusssituation, starke Dämpfung, Tendenz zu gewundenen & mäandrierenden Lauftypen im Flachland
Rhithral:
laufender deutlicher Wechsel des Abflusses, kurzfristige Änderungen, Tendenz zu gestreckten & furkierenden Lauftypen im (Mittel)Gebirge
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Gewässertypologie
Retentionnatürliche FG selten für HW Abfluss ausreichend große
Gerinne => Wasseraustritt aus dem Gewässerbett
Retentionswirkung von Gewässerbett und HW Wellenform abhängig
Potamal:
flache Vorländer, Welle mit breiter flacher Spitze, geringe Spitzenabminderung
Rhithral:
steile, kleinräumige Vorländer, steile kurze Welle, große Spitzenabminderung möglich
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Natürliches FG - Potentielle FunktionFeststofftransport
Transportfunktion Krenal & Rhithral Umlagerungskapazität & Feststoffbewegung groß, großes Gefälle, hohe Turbulenzen
Potamal Umlagerungskapazität v.a. Seitenschurf, Sohlgefälle & Turbulenzen gering
Speicherfunktion Krenal & Rhithral Intensive Veränderungen, Ablagerungen in Kiesbänken, Inseln, Verschotterung der Vorländer
Potamal Energieüberschuss am Außenbogen (Abtrag), Energiedefizit am Innenbogen (Anlandung) © H. MADER
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Natürliches FG - Potentielle Funktion
Feststofftransport
Schwimmstoffe:
organisches, strukturbildendes, energielieferndes Material
Schwebstoffe:
Material berührt die Sohle nicht oder nur kurz
Geschiebe:
Material verläßt Sohle nur kurz
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Natürliches FG - Potentielle Funktion
Feststofftransport Korndurchmesser nimmt von oben nach unten
durch Abrieb, Zertrümmerung & Abschliff ab
FG strebt Ausgleichsgefälle an (Gefälle und Abriebswirkung sind im Gleichgewicht)
hohe Stabilität der Gewässersohle nur Täuschung - Änderungen in sehr großen Zeiträumen
Gefälle => Feststoffhaushalt => Abriebsfunktion
====> Ausgleichssohllage
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Typologie der FGFeststoffe• Substratverteilung
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Typologie der FG
AbflussGeologieKlimatisch - hydrologischBiozönosenGefälleVegetationFischzonierungHydraulik & MorphologieTemperaturamplitude u.a.m.
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Typologie der FG
Höhenlage (Ellenberg)
Flußordnungszahlen (Horton & Strahler)
Fischregionen (Illies & Botosaneau)
Hydrologisch-hydrografisch (Mader, Steidl, Wimmer 1996; überarb. K. Lebiedzinski in präp.)
© H. MADER
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Typologie der FG
Zuordnung der wichtigsten Leitfischarten zu Fischregionen (Sandrock 1981, Moog, Wimmer 1990)
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Typologie der FG
Fischregionen & Temperaturamplitude
Grenzwerte der Temperatur für die Laichzeit (Humpesch)
Forelle 14,4° Brachse 17°Aitel 15° Karpfen 18°Rotauge 16° Schleie 22°
© H. MADER
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Wesentliche Merkmale der FG
Charakteristische Lebensräume für Organismen vorhanden(Freiwasserbereich, Sohle, Interstitial, Wasserwechselzone, Auenbereich, Altarme, Stillgewässer, ...)
Laterale, longitudinale & vertikale Bewegung möglich(freie Bewegung - Drift & Fischwanderung, Vernetzung mit Nebengewässern, Altwässern, offene Sohle, ...)
Gewässertypische Wasserwechselzone
Standortstypische Begleitvegetation und Beschattung
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Wesentliche Merkmale der FG
Charakteristische Abflussschwankungen im Tages- & Jahresgang
Zusammensetzung und zeitliche Variabilität der Feststoffe
Eigendynamische Veränderungen der Lauf-und Bettmorphologie
Konflikt: Raum & Nutzung
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Wesentliche Merkmale der FG
Interstitial:hyporeischer Lebensraum – Hyporeal
• Lückensystem unter der Gewässersohle• Besonders schutzbedürftig• besiedelt je nach Korngröße und Struktur der
Sedimente bis ca. 1 m Tiefe (bei HW unbeeinflusste Feststoffe)
• stabiler Lebens- und Rückzugsraum für Benthos und für die Salmonidenentwicklung
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Wesentliche Merkmale der FG
Fließgewässer als Lebensraum
• Alles, was keinen festen Halt hat wird verdriftet (Ausnahme: Fische – standorttreu)
• Wasserströmung ist entscheidender Milieufaktor
• Plankton: schwankende Biomasse je nach Produktion entsprechend Zu- und Abfluss
• Benthos: Haftung an Substrat (Saugnapf, Krallen,
Übergewicht – z.B. Steingehäuse, Grenzschicht, ...), Vorteil –Nahrung + O2, Nachteil – hydraulische Belastung
© H. MADER
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Biologische Zonierung der FG © H. MADER
Gesellschaften der FG Organismen (Fische,
Benthos, NICHT Plankton) lösen sich von der Quelle Richtung flussabwärts ab
Wichtige ökologische Faktoren:Temperatur, Substrat, Tiefe, Strömung
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Krenal© H. MADER
Fact sheet:• Quellzone• Meist ohne Fische• Temperatur weitestgehend gleichbleibend• Temperaturamplitude 2 – 5 °C• Kälteliebende Organismen (Strudelwürmer, Milben,
Muschelkrebse,...)
• Substrat blockig/steinig• Hohes Gefälle• Geringe Wassertiefen, hohe Turbulenzen
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Krenal© H. MADER
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Epirhithral / Metarhitral© H. MADER
Fact sheet:• Region des Gebirgsbaches• Obere-, untere Forellenregion• Bachforelle, Koppe, Elritze, Schmerle• Temperaturamplitude 9 – 13 °C• Eintagsfliegen, Steinfliegen, Köcherfliegen,.. • Substrat steinig, grobschottrig, rauhe Sohle• Hohes Gefälle, starke Verwirbelung• Geringe Wassertiefen, hohe Turbulenzen
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Epirhithral / Metarhitral© H. MADER
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Hyporhithral© H. MADER
Fact sheet:• Übergang Gebirgsbach / Tieflandbach• Äschenregion• Äsche, Bachforelle, Huchen, Nase, ...• Temperaturamplitude - 18 °C• Liedmücken, Kriebelmücken, Gammariden,.. • Substrat (grob)schottrig• mittleres Gefälle• Wassertiefen und Fließgeschwindigkeiten
vielfältig
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Hyporhithral© H. MADER
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Epi-, Metapotamal© H. MADER
Fact sheet:• Tieflandbach, Tieflandfluss• Barbenregion, Brachsenregion• Barbe, Rotfeder, Nase, Aitel, Brachse,
Schleie, Wels, ...• Temperaturamplitude > 18 °C• Fadenwürmer, Eintagsfliegen, Zuckmücken • Substrat sandig, schlammig• geringes Gefälle, große Wasservolumina• große Wassertiefen und gleichmäßige v
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Epi-, Metapotamal
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Beispiel Makrozoobenthos
... ist am Selbstreinigungsvermögen im FG mit 66 - 90 % beteiligt !!!!
... besiedelt FG bis in rd. 1 m Tiefe (Interstitial) auf permanent & auf periodisch überfluteten Flächen
Qualität der Organismenzusammensetzung ist abhängig von der heterogenen Gestaltung des FG -Lebensraumes entsprechend seiner standortstypischen Ausprägung
Quantität ist abhängig von der benetzten, periodisch überfluteten aktiven Gewässerfläche
© H. MADER